Post 70 - Sonnengarten Hombrechtikon
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SonnengartenPost 70, Frühling 2021 Ausstellung 1 Post 70 Frühling 2021 Inhalt Ausstellung «Träumen im Wachen – Wachen im Träumen», Bilder von Felix Durach Interviews zum Thema Ernährung und Biodiversität mit: – Peter Kunz – Heinz Traub – Angela Friebe und Sabrina Dunkel – Beate Knapp Frühlingsrezepte Porträt Jürgen Käfer Bild: Frühe Morgenstimmung im Sonnengarten
2 Editorial SonnengartenPost 70, Frühling 2021 Liebe Leserinnen, liebe Leser, Frühlingserwachen weckt die Lebens Damit das Lebensmittel Mittel zum diese Grundsätze berücksichtigen. geister in der Natur und auch in uns. Leben sein kann, müssen ganzheitli Womit ich mich umgebe, was ich zu Damit dieses lebendige Erwachen che Betrachtungsweisen einbezogen mir nehme, hat eine neue Aufmerk möglich ist, müssen wir gesund sein. werden, so dass es der Gesundheit samkeit bekommen. Hoffen wir, dass Der Gesundheit wurde in den vergan dient und unseren Organismus nicht dieses Wertebewusstsein anhält. genen Monaten auf der ganzen Welt belastet. Ernähren tut uns jedoch auch die Be grosse Beachtung geschenkt. Es ist ein ganzer Kreislauf, der hier gegnung und das menschliche Mit Die Ernährung ist ein Grundpfeiler Berücksichtigung und Aufmerksam einander. Hier haben wir grossen unseres Alltags. Sie ist ein wesent keit benötigt. Selbst die Einstellung Nachholbedarf, was sich hoffentlich licher Akteur unseres Wohlbefindens der Produzenten, der Verarbeitenden bald ändern wird. Doch es ist wie bei und verdient es, besondere Beach und auch unsere eigene als Konsu den Sinnen, wenn ein Sinn weniger tung zu bekommen. menten spielt in die Wirksamkeit des Möglichkeiten hat, so springt ein an Die von Ihnen in Händen gehaltene uns Ernährenden hinein. derer ein und kompensiert das Feh SonnengartenPost widmet sich lende. dem Thema Ernährung und Das gemeinsame Essen ist Er Biodiversität. Damit das Lebensmittel Mittel zum nährung und Begegnung zu Damit die Nahrung gesundend Leben sein kann, müssen ganzheitliche gleich. Wenn dann noch wert sein kann, muss vieles beach Betrachtungsweisen einbezogen werden, volle Gespräche geführt werden tet werden. Da sind zum einen so dass es der Gesundheit dient und können, ist die Distanz über die Produktionsbedingungen; brückt und unsere Gesundheit angefangen bei der Bodenbe unseren O rganismus nicht belastet. unterstützt. schaffenheit, der Landpflege, Ein Bild kann über das Auge dem gewählten Saatgut, der Pflan Was ist uns ein Lebensmittel wert? unsere Seele nähren, ein Buch unse zenzucht, den Naturbedingungen, Wo kaufen wir ein? Wieviel Sorgfalt ren Geist, eine Berührung unser Herz dem Erntezeitpunkt, der Verarbei lassen wir walten, da, wo wir einen und die Freundschaft unser Leben. tung. Wenn es dann schön herge Beitrag leisten können? Diese Fragen Ich wünsche Ihnen eine anregende richtet auf unserem Teller liegt und bezieht der Sonnengarten in seine und inspirierende Lektüre und einen uns schmackhaft erfüllt, ist das Prozesse ein, im Wissen um gesun schönen Frühling. Mit der Hoffnung, Essen ein Genuss. Unsere Lebens dende Voraussetzungen. dass bald wieder eine Begegnung an geister werden geweckt, damit sie Aktuell sind Fragen der Nachhaltig einem kulturellen Anlass im Sonnen das, was unser Körper benötigt, ihm keit und der Umwelt hoch im Trend. garten möglich sein kann, grüsse ich auch zuführen können. Viele Menschen machen sich Gedan Sie sehr herzlich Im Sonnengarten isst man gut, dies ken und achten auf eine Qualität, die Helen Baumann habe ich schon von vielen Menschen gehört und auch selber erfahren. Die Aufmerksamkeit, die der Ernährung geschenkt wird, beginnt bei der sich an der Jahreszeit orientierenden Pro duktewahl und fliesst ein in die Art und Weise der Verarbeitung.
SonnengartenPost 70, Frühling 2021 Ausstellung 3 Träumen im Wachen – Wachen im Träumen Bilder von Lyrischen Farb-Erzählungen des Architekten und Malers Felix Durach (1893–1963) Vernissage mit Apéro Samstag, 15. Mai, 16.00 Uhr Einführende Worte von John C. Ermel, Stiftung Trigon Konzert von Prix Walo Gewinner, Gitarrist und Sänger Levin Deger, 15.00 Uhr Im Sonnengarten Hombrechtikon, Etzelstrasse 6, Telefon 055 254 45 00
4 Ausstellung SonnengartenPost 70, Frühling 2021 Träumen im Wachen – die Stiftung TRIGON eingebracht wurde. Wachen im Träumen Felix Durachs Wesen war gesegnet von Güte, Klarheit und innerer Wahr Felix Durach (*9.8.1893 Biberach/Riss, †20.11.1963 Lörrach) haftigkeit. Diese Tugenden sind Mit schaffende bei seinen Malereien. Klar und mit architektonischer Kraft sind die Formen gesetzt, nie vergessend ein Miteinander-Wegeneinander, die Die Grundschule be hörte Vorträge Rudolf Steiners über Farben gereinigt, pflanzenartig duf suchte Felix Durach den Goetheanum-Bau. 1923 erhielt tend im Ausdruck – beide, Form und in Biberach (Baden- er sein Architektur-Diplom an der TH Farbe sind gestimmt in ein Erzählen Württemberg), das Stuttgart und promovierte 1928. Bis des, was der Hervorbringer selbst auf Abitur bestand er in 1939 hatte er in Stuttgart ein Archi der Seelenwanderung nach innen er Ravensburg. tekturbüro. lebt hat. Nach dem Ersten Später wurde er im württembergi Die Bilder zeugen von seiner Fähigkeit, Weltkrieg folgte eine schen Innenministerium Oberbau feine Nuancen und Stimmungen, Ah Lehre beim Landesvermessungsamt rat und Oberregierungsrat. Er orga nungen und Geschehnisse im Inneren Biberach. nisierte zahlreiche Architektentagun malerisch und zeichnerisch zu ergrei 1920 wurde er durch Carl Unger in gen, leitete Bauarbeiten, war Vor fen und auf Papier festzuhalten. Stuttgart in die anthroposophische tragsredner, schrieb Aufsätze, malte So werden in dieser Ausstellung Gesellschaft aufgenommen und war und zeichnete. kleine Fenster geöffnet in das Bil Teilnehmer der Eröffnungstagung des Sein künstlerischer Nachlass befand derströmen, das in uns allen wirk ersten Goetheanum. sich zuerst bei Frau Anne Heeckt und sam ist, aber meistens hinter der 1921/22 arbeitete er ein Jahr bei den seit 1996 im Archiv für Goetheanis Schwelle zum Unbewussten verbor Architekten von Mutach und Bay und tische Baukunst, welches 2008 in gen bleibt.
6 Leitartikel SonnengartenPost 70, Frühling 2021 Liebe Leserinnen und Leser Die Natur hält sich an keine Pande Im Volksmund heisst es: Der Mensch Ich freue mich sehr, Ihnen schon mie – seit Wochen spriesst und blüht ist, was er isst. Darum ist es sicher heute einen kleinen Ausblick auf un es im Garten und Park des Sonnen keine allzu steile These zu behaupten, sere Herbstausgabe der Sonnengar garten – der Frühling hält pünktlich dass die Ernährung im Sonnengar tenPost zu geben: Einzug und unsere Bewohnerinnen ten, die hauptsächlich auf biodyna Wir werden Ihnen das Projekt «Music und Bewohner verbringen wieder mischen und biologischen Produkten Circles» vorstellen, an dem der Son mehr Zeit draussen an der Sonne. basiert, nachweislich zur Stärkung nengarten ab Mai 2021 teilnehmen Die sozialen Einschränkungen mit Ab des Immunsystems unserer Bewoh wird. standhalten und Maske tragen werden nenden und Mitarbeitenden beitra «Music Circles» führt Menschen mit im Sonnengarten bis auf weiteres be gen können. Demenz, Mitarbeitende der betref stehen bleiben. Wir sind aber glücklich Konstanze Brefin Alt und ich haben fenden Alters- und Pflegeinstitutio darüber, dass wir die letzten doch sehr dazu – zum Thema Ernährung und nen und professionelle MusikerIn herausfordernden Monate zusammen Biodiversität – spannende Persönlich nen zum gemeinsamen Musizieren sehr gut gemeistert haben. keiten im und um den Sonnengarten durch Improvisation zusammen. Ich bedanke mich ganz herzlich bei interviewt. Ihnen gebührt mein Dank Es lehnt sich an ein Modell an, das unseren Bewohnenden, unseren Mit- für ihre Zeit und ihr Wissen, dass sie von «Wigmore Hall» in London seit arbeitenden, Angehörigen und Freun- mit uns teilen. Frau Brefin Alt hat die vielen Jahren erfolgreich praktiziert den für ihre gelebte Eigenverantwor- Interviews zu tollen Texten in dieser wird und das jetzt in der Schweiz ad tung, Disziplin und positive Einstel Frühlingsausgabe verarbeitet und ich aptiert, getestet und realisiert wer lung. Wir setzen weiterhin darauf, wünsche Ihnen viel Vergnügen beim den soll. Das Projekt «Music Circ und die Zeit wird es weisen. Lesen. les» wird vom Zentrum für Geronto logie der Universität Zürich begleitet und evaluiert (Dr. Sandra Oppikofer, Andreas Huber). «Music Circles» wird einen Beitrag zur Inklusion von Menschen mit De menz leisten können; es soll die Mit arbeitenden in ihrer Arbeit stärken; ebenso kann es wichtige Impulse für den Kultur- und Sozialbereich geben. Das Projekt wird mit Stiftungs- und Förderbeiträgen finanziert. Wir freuen uns, im Mai 2021 mit «Music Circles» im Sonnengarten zu starten. Franz-Josef Oggier
SonnengartenPost 70, Frühling 2021 Interview 7 «Die Verdauung beginnt auf dem Acker!» Interview mit Peter Kunz Peter Kunz (*1954), seit zehn Jah «Damals sind die ersten hochwirksa aufbauen!› Es gibt schliesslich Si ren im Vorstand des Gemeinnützigen men P yrethroide und Nikotinoide auf tuationen, in denen einem irgendwer Vereins Sonnengarten, seit Jahrzehn den Markt gekommen. Offiziell sah sagen muss, was man zu tun hat…» ten befasst mit Pflanzenzüchtung. das Nikotin damals harmlos aus, es Peter Kunz lacht. Das, was er damals Sein Vater war Neueinsteiger in der wurde so verdünnt auf den Acker ap begonnen hat, übergab er vor zwei Landwirtschaft; damit war der All pliziert, dass es nicht mehr nachweis Jahren mit dem gemeinnützigen Ver tag nicht ein seit Jahrhunderten ein bar war, aber es war wirksam und ein gzpk Getreidezüchtung Peter Kunz geübtes «Hand»werk und «ich hatte gab doch keine Rückstände. Heute (www.gzpk.ch) in jüngere Hände und immer ein wenig ein Distanzverhält weiss man, welch enormen Schaden hat sich ganz daraus zurückgezogen. nis, machte gleichwohl eine landwirt das bei den Insekten anrichtet.» Dass die Arbeit erfolgreich weiter schaftliche Ausbildung. Aber bereits Neben anderem waren es die Er geht, freut ihn sehr. mit zehn, elf Jahren war für mich die kenntnisse aus dieser Tätigkeit, die Als wir am 30. März mit ihm das Ge Schule im Vergleich zur Pflanzenzüch Peter Kunz dazu bewogen, im Früh spräch führen, ist er auf dem Sprung tung langweilig – die Literatur meines ling 1981 das Studienjahr bei Jochen nach Sekem, Ägypten, weil er dort Vaters zur Maiszüchtung beherrschte Bockemühl in Dornach zu absolvie mit der Heliopolis-Universität ein ich auswendig.» ren. «Ich wollte eigentlich am Thema Saatgut-Projekt aufbauen will und Nach dem Studium der Agrarwis ‹Pestizide› weiterarbeiten, als mich zunächst einen Ausbildungskurs für senschaft arbeitete Peter Kunz in Georg Meier fragte, ob es nicht etwas Studenten gibt. Nötig ist das, «weil der Forschung zur Unkrautbekämp Einfacheres gäbe… Dann hörte ich im ganzen Mittelmeerraum kein an fung und wirkte mit an der Unver mich sagen: ‹Ja, ich hab was: Ich will deres Saatgut, als das von Syngenta träglichkeitsprüfung der Pestizide. eine neue Art von Pflanzenzüchtung und Monsanto zur Verfügung steht, Peter Kunz, Pflanzenzüchter, *1954 – aufgewachsen auf einem Bauernhof im Zürcher Oberland, Landwirtschaft liche Ausbildung und Praxis im Betriebshelferdienst, Studium an der SIL, heute HAFL – Fachhochschule Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittel wissenschaften. – Naturwissenschaftliches Studium am Goetheanum Dornach, Ausbildung zum Oberstufenlehrer an Waldorfschulen, Mitarbeit am Forschungsinstitut am Goetheanum – Aufbau einer eigenständigen biodynamischen Getreidezüchtung, Gründung der gemeinnützigen Getreidezüchtung Peter Kunz, Mitgründung der Sativa Rheinau AG, Gründung des Fonds für Kulturpflanzenentwicklung – Ausbau der Zuchtstation in Feldbach/ZH, Gründung der Getreidezüchtung Peter Kunz Deutschland gGmbH mit Catherine Cuendet – 2019: Ausscheiden aus der Geschäftsführung der GZPK, Konzentration der Tätigkeit auf Aus- und Weiterbildung bzw. Know-how-Transfer. Ausbild- ner für biodynamische Landwirtschaft an der Heliopolis Universtät Kairo. Mitbegründung der Fondazione Seminare il Futuro als Basis für biodynamische Getreide- und Gemüsezüchtung in Italien.
8 Interview SonnengartenPost 70, Frühling 2021 muss darauf vertrauen, dass ich sehe, welches die richtige Pflanze ist… Also der Blick des Züchters ist das, was die Qualität der Pflanze bestimmt. Eine Pflanze orientiert sich im Laufe ihrer Entwicklungsphasen immer wieder völlig anders: Wenn man im Oktober Weizen aussät, macht er bis Weih nachten bis zu 40 cm Wurzeln; oben sieht man fast nichts. Diese Kraft, die die Pflanze aufbringt, sich mit dem Unorganischen, dem Unlebendigen der Erde zu verbinden, es auflöst, sich zu eigen macht und dann eine eigene Gestalt, Stängel, Blattetagen, eine nach der anderen, bis hin zur Ähre, aufbaut, ist die Kraft, die – wenn die auch für den Demeter-Anbau – und an durchschimmert, durchträgt, ist Ährenbildung abgeschlossen ist und von dort importieren wir unser Win das Gesamtkonzept – denn ohne Ge die Pflanze auf dem Feld steht –, aus tergemüse!» samtkonzept lässt sich biodynami den Blättern, den Wurzeln zusam Für Peter Kunz war es der Weizen, der scher Landbau nicht realisieren. Man mengezogen und im Korn konzent es ihm besonders angetan hatte, weil kann nicht Landwirtschaft betreiben, riert wird. Wenn ich es nun als Züch er als Grundnahrungsmittel für Milli ohne den Menschen zu berücksichti ter schaffe, diesen Fruchtbildungs- arden von Menschen die wohl wich gen, ohne ein Menschenbild, das den und Reifungsprozess zu intensivieren, tigste Kulturpflanze ist. Deshalb war Menschen in seinen ganzen Dimensi dann hat die Pflanze eine Kraft, die es für ihn klar: Wenn biodynamische onen anschaut. Es lässt sich einfach andere Pflanzen nicht haben.» Pflanzenzüchtung etwas bringen soll, nicht ein Sektor bearbeiten, ohne Das Saatgut von Peter Kunz zeich «dann muss mit dem Weizen begon dass alle anderen Bereiche mitbetrof nete sich gerade in diesen zum Teil nen werden. Dann kam auch der Din fen sind. Nach allen Richtungen hin sehr nassen, dann wieder extrem tro kel dazu und schliesslich der Triticale steht der Mensch, auch man selber ckenen letzten Jahren aus durch seine – eine Kreuzung von Hartweizen und als der Handelnde mitten drin. Mit Robustheit, Qualität und den Ertrag. Roggen, extrem robust und vital –, diesen Überlegungen habe ich ver «Wichtig ist beim Blick des Züchters der ursprünglich eine Futterpflanze sucht, die Pflanzenzüchtung verwirk die Frage, was die Pflanze zwischen war, heute Dank langer Züchtungsar lichen.» Himmel und Erde macht, dass sie beit jedoch ein ausgesprochen fertiles Das Grundproblem bei Saatgutent verbindet, und dass es nicht einfach und vollwertiges Brotgetreide gewor wicklung: Am Anfang stehen unüber abstrakt um den Kg-Ertrag oder die den ist. So könnte ich das Portfolio sehbar viele Anforderungen. «Beim Prozente an Protein oder Mineral meines Arbeitslebens zusammenfas Weizen sind es locker über hun stoffen geht, sondern darum, dass sen: dass ich mich um die Weiterent dert Kriterien, die die Pflanze erfül die Pflanze als Ganzes harmonisch wicklung einer traditionellen, einer len muss, damit sie überhaupt eine wächst, gesund bleibt und gut ausge vergessenen und einer zukünftigen Zulassung erhält, die Müller, die bildete Körner bildet. Und tatsächlich Kulturpflanze gekümmert habe.» Bäcker, die Konsumenten zufrieden sieht man, welche Körner von Feld Vieles in der Biodynamie hat sich sind. Bei der Auslese – einer Pflanze bach kommen und welche nicht.» Peter Kunz über den Landwirtschaft aus 10000 – muss ich wissen, wie Im Grunde geht es um einen saluto lichen Kurs von Rudolf Steiner selbst sie gestaltet sein muss, welche Archi genetischen Ansatz, denn «wenn eine erarbeitet. «Damals hab ich ihn ge tektur sie braucht, wie ihre Entwick Pflanze diese Resilienz hat, dann kann lesen und vieles war wie selbstver lungsdynamik beschaffen sein muss, sie das auch als Nahrung weiterver ständlich. Wenn ich heute wieder wie die Verwurzelung sein soll, wel mitteln. Aber wie sich dieser Ansatz darin lese, merke ich, wie viel da ver che Art von Fruchtbildung stattfinden ausgestaltet, muss man sich bei jeder tieft werden muss. Was vom ersten soll, wie sie ausreift. Für die Entschei Pflanze erarbeiten – und das braucht Satz im Landwirtschaftlichen Kurs dung habe ich nur meine Sinne, ich jeweils ein paar Vegetationsperioden,
SonnengartenPost 70, Frühling 2021 Interview 9 auch um sich das richtige Sensorium ten wir zusammen mit der Keimkraft des Landbaus krank geworden. Des auszubilden. Und da wird jede Züch auf die verdauungsunterstützenden halb wurde für die Schweizer Züch tergeneration ihren je eigenen Beitrag Enzyme. Und lässt man diese Keim ter 0,8 m Länge zum Massstab. Also leisten – und selbstverständlich kann prozesse zu, braucht es Zeit – wie bei wurde nun im Zuchtgarten mit der man sich auch darin unterstützen, zu der Teigführung: Der Teig muss auf Heckenschere alles weggeschnitten, lernen, worauf zu achten ist und wie quellen, die Enzyme werden aktiviert was höher als 0,8 m gewachsen war… sich das umsetzen lässt und ob das und helfen, das Korn als Nahrungs Dabei konnten keine guten Pflanzen Auffällige, das eine Pflanze auszeich mittel überhaupt verfügbar zu ma herauskommen. Ich habe die glei net, das ist, was man halten kann chen. Denn die Enzyme müssen ge chen Kreuzungen gemacht und fest oder halten möchte, denn sie soll ja bildet werden auf der Basis des Korns gestellt, die Pflanzen sind architekto stabil werden.» selber, weil das Korn alles an Kraft nisch und physiologisch im Gleichge Und dann gibt es da noch die Prob zur Verfügung stellen kann, um das wicht in einem Bereich von 1,05 bis leme der Haltbarkeit: «Wenn ich eine Korn aufzuschliessen. Das Getreide 1,20 m. Als ich sie in die Anmeldung wirklich gute Tomate züchte, dann wird dann Substanz für menschliche gab, hiess es zunächst, ‹So lange Sor hält die niemals drei Monate. Eine Aktivität, wenn es nichts Spezifisches ten, das geht gar nicht!›. Ich wusste gute Tomate wird sofort matschig. ausbildet, sondern eine allgemeine aber, im biologischen Anbau geht Viele Gemüsesorten sind heute so ge Grundlage für das, was der Mensch das. Heute ist klar, die Feldbacher züchtet, dass man sie einen oder zwei daraus machen möchte.» Sorten sind immer etwas länger als Monate in den Kühler stellen kann Manchmal ist man in der Züch die konventionellen, aber sie sind sta und es passiert nichts. Oft hat man tung so auf ein Ziel fixiert, dass man biler, weil sie sich in ihrer Entwick auch entsprechende Techniken, so den Blick für das Ganze verliert: «In lungsdynamik ausleben können. Ver dass sie auch ziemlich lange schmack den 1970er-Jahren ist eine beliebte kürzt man eine Pflanze, nimmt man haft sind.» Weizensorte – die Ursprungssorte war ihr ihre Vitalität. Das hat man mit Der Faktor Zeit spielt eine grosse 1,4 m lang – durch die Intensivierung ganz vielem gemacht, mit Kartoffeln, Rolle: So wie das Brot bekömmlicher wird, wenn man den Teig lange genug bei der richtigen Temperatur führt, so ist auch die Frage, wie weit die Ent wicklungsdynamik auf dem Feld sich entfalten kann, wichtig, «damit der Weizen die nötigen Entwicklungs schritte tatsächlich durchmacht, er überhaupt zu einer Reifung kommt. Getreide, und Weizen erst recht, ist ein hockkonzentriertes Nahrungsmit tel. Damit es bekömmlich wird, muss es erst geschrotet und gemahlen wer den. Dann muss es für die Verdauung wieder aufgeschlossen werden. Der beste Aufschliessungsprozess ist der, der zur Keimung führt. Durch Feuch tigkeit wird es dazu gebracht, die ei genen Enzyme zu aktivieren, Eiweiss und Stärke abzubauen, Mineralstoffe verfügbar zu machen, Vitamine und wertvolle Aminosäuren zu bilden – eben das, was das Korn für den Keim ling macht. Für die Ernährung brau chen wir das Ähnliche, was der Keim ling braucht. Wenn wir für Weissmehl die Schale entfernen, dann verzich
10 Interview SonnengartenPost 70, Frühling 2021 für die Vermarktung verantwortlich sind, sich nicht dafür interessierten… So kommt nichts zustande. Dass wirklich alle Beteiligten ins Boot stei gen und darin bleiben, dafür muss man kämpfen. Es steht jetzt auf ganz vielen Ebenen an, sich zusammenzu setzen, um einen gemeinsamen ers ten Schritt zu möglichen Lösungen zu finden.» Welches Ziel sich Peter Kunz in die sen Fragen gesetzt habe, wollte Franz- Josef Oggiers wissen: «Als ich mit der Züchtung begann, dachte ich, ich lerne, wie man das macht. Danach galt für rund 25 Jahre meines Weges: Karotten, indem man das Kraut weg mittelindustrie, möchte Franz-Josef mich nicht davon beirren lassen, was gezüchtet hat, und wunderte sich, Oggier an dieser Stelle wissen. Peter andere tun oder sagen. Dann lagen dass sie anfällig wurden. Schon Para Kunz holt aus: «Früher bildete sich die Sorten vor, und von dem Moment celsus wusste, dass eine Pflanze von die Landwirtschaft um ein Dorf, an wurde mir die Zusammenarbeit unten nach oben, zum Licht hin, süss oder man hatte einen Garten; ge mit anderen wichtig. Wobei alle von wird. Verhindert man diese Entwick wisse Dinge konnte man anbauen, einander wissen müssen, was in ihrem lung, indem man sie genetisch kurz gewisse nicht, vieles war von aussen Tun und Wirken wichtig ist. Wenn ich züchtet, wird der ganze Stoffwechsel bestimmt. Dann wurde die Landwirt das Problem des Bäckers nicht kenne, der Pflanze gestört. Zum ‹Ausgleich› schaft industrialisiert, es haben sich ist Zusammenarbeit nicht möglich; schiebt man dann mit der Stickstoff Sektoren und damit Spezialisierung dafür muss ich die Bedürfnisse, Anlie düngung wieder eine Art von Vitalität gebildet. Dadurch wurde ein Poten gen, Probleme und Stärken des Part rein.» zial freigesetzt, weil jeder in seinem ners wissen, nur dann entsteht etwas Eine solche Vitalisierung geht jedoch Sektor effizienter werden wollte. Was Neues, wie zum Beispiel Sekem – ein nicht durch die Blattmetamorphose natürlich Sinn macht. Schwierig wird Paradebeispiel: Ursprünglich war in die Verfeinerung. «Die Pflanze bil es nur, wenn dann die Landwirt einer, der das mitten in der Wüste det Kohlenhydrate in den Unter schaft nicht mehr als Ganzes gedacht gedacht und realisiert hat – eine In blättern, wo gemäss Paracelsus das wird. Im Grund ist für diese Ent novation, wie das noch niemand ge Grobe wirkt. Beim Getreide hat man wicklung die Landwirtschaft nur das dacht hat –, und der im rechten Mo nun die Ähren hinunter in den Be Musterbeispiel, aber es gilt für die ment verstand, dass er andere für die reich der Blätter geholt, die für die ganze Wirtschaft: Man kann nicht Weiterentwicklung braucht. Deshalb Raufutterverwerter gedacht sind, also an einem Ort sich spezialisieren und ist Sekem heute offen für das Zusam für Kühe, die es durch Wiederkäuen unglaublich gut sein, ohne dass dies menwirken vieler.» aufschliessen. Das kann der Mensch Auswirkungen auf das Ganze hat. Letztlich gilt für Peter Kunz bis in die nicht. Deshalb braucht er eine aufge Und das ist das, was wir heute daran Personalführung dieses Prinzip des schlossene Nahrung. Und dieser Auf sind, zu lernen. Und weil letztlich inneren Feuers: «Ich vertraue darauf, schluss beginnt auf dem Feld, durch wirklich alles mit allem zusammen dass die Menschen mit einer Aufgabe die Art und Weise, wie die Pflanze das hängt, kann die Landwirtschaft ihre ins Leben kommen. Deshalb schaue für die Fruchtbildung macht. Und Probleme nicht lösen, wenn nicht ich auch, wenn jemand mit mir arbei die Zubereitung des Nahrungsmittels die verarbeitende Industrie, wenn ten will, ob er für sein inneres Ziel bei ist die Fortsetzung dieser Aufschlies nicht die Konsumenten und die Ver mir richtig ist. Und wenn das passt, sung. Die Verdauung beginnt auf marktung mitmachen. Wir haben bleibt dieser Mensch auch dabei oder dem Acker!» verschiedenste Projekte mit Firmen, zieht weiter und macht das, was ihm Was denn ganz grundsätzlich falsch auch mit grossen, aufgegleist, wo wirklich wichtig ist.» laufe in der Schweizer Landwirt sich die Bauern, die Müller und Bä Konstanze Brefin Alt schaft respektive in der Nahrungs cker einig waren, aber diejenigen, die
SonnengartenPost 70, Frühling 2021 Interview 11 «Man darf niemals einfach stillstehen» Interview mit Heinz Traub Heinz Traub (*1934) arbeitete zu erst in einer Camphill-Gemeinschaft in England mit, Anfang der 1970er- Jahre auf dem Weilerhof in Gross- Ostheim (Darmstadt) und ab 1981 im Institut St. Michael in Adetswil, bevor er vor 17 Jahren mit seiner Frau, der Berlinerin Regine Wuppermann, in den Sonnengarten zog. «Man darf niemals stillstehen, so wie ich das auf dem Weilerhof mit seinen 60 ha ken nen gelernt habe. Da habe ich mich mit Enthusiasmus in die Arbeit ge stürzt. Und wenn ich das Präparat 500 (Horn-Mist) mit dem Beselchen ausbrachte, sagten sie immer: ‹Du bist ja ein Priester, der das Land seg net›.» Es schlich sich jedoch mit der Zeit Routine ein, der Umgang mit den Präparaten wurde zum Rezept: «Die Pflanze braucht in dem oder diesem Moment das oder jenes. Und wenn ich dann gefragt wurde, ob das eine Wirkung hat oder wie sich dies be der «Schmetterlings-Garten», wo die der Schnecken auch bei den Sonnen weisen liesse, konnte ich das nie er dürren Stängel erst im Frühling ab blumen: Im Frühling frisch gepflanzt, klären, bis Marcus Schneider mal in geschnitten werden. Es war in der stürzten sich die Schnecken natürlich einem Vortrag Rudolf Steiners Sicht Zeit, als Heinz Traub im Heim St. Mi auf die jungen Pflanzen. Die Schne auf diese Frage beleuchtete: ‹Der chael arbeitete, dass ihm im Zusam cken vernichten, was zu schwach ist, Boden ist besser zu begreifen, wenn menhang mit des Menschen Aufgabe was nicht richtig gedeihen will. Hatte man versteht, es kommt nichts so he und der Erde Ziel und Sinn die Bio ich aber Sonnenblumen, die ich raus, wie ich es hineingebe, sondern diversität wichtig wurde. Angestossen schon im Herbst gesät hatte, interes ich breche diese Wirkung für etwas wurde dies durch den Umgang mit sierten sie sich nicht dafür.» Drittes auf, das ein Lebensprinzip un den Schnecken: «Die tötet man! Mir Ein anderes Problem sind die Werren mittelbar ist. Und das inspiriert, er wurde immer klarer, das muss anders (Maulwurfsgrillen). «Da brauchte es mutigt doch vielmehr, als wenn man angegangen werden. Dann habe ich etwas Zeit, bis ich realisierte, dass es beweisen möchte, dass die Präparate als Erstes «Frieden mit den Schne mit dem Wiedehopf einen Vogel gibt, wirken.›» cken gemacht» und sie den Salat ein der die gerne isst. Er hat sogar einen Auch habe ich mich langsam abge wenig abfressen lassen und gönnte speziell langen Schnabel, damit er sie wendet vom Säen und Pflanzen von ihnen auch etwas… Danach haben in den Gängen im Erdreich erwischen «Nutzpflanzen». Wildblumen sind sie viel weniger Salatköpfe angefres kann. Grade vor kurzem habe ich er für mich wichtiger geworden, z.B. sen. Deutlich wurde mir die Aufgabe fahren, dass der Ornithologische
12 Interview SonnengartenPost 70, Frühling 2021 Da die Biene ursprünglich im Wald lebte, sollte man sie auch dem ent sprechend halten, auch höher vom Boden… Es ist eben alles miteinan der in Verbindung und gehört zusam men. – Ich bin überzeugt, dass Co rona genau auf diesen Punkt weist, dass der Mensch diese Verbindung nicht sehen will, sondern lieber in Gutes und Böses unterteilt, das sich bekämpft. Der Mensch hat den Aus gleich zu finden! Mir ist jetzt in die ser Zeit der Menschheitsrepräsentant im Goetheanum wichtig geworden. Neben dem Menschen, der sich in der Mitte hält, ist oben links noch ein Felsenwesen mit Flügel, das für den Humor steht. Und das gehört auch zum Leben!» Konstanze Brefin Alt Der Wiedehopf Verein sich gegen die Abstellgeleise fang hatte ich es noch gar nicht mit wehrt, die die SBB in der schönsten der Varoa-Milbe zu tun. Mein erstes Ecke von Feldbach, einem Naherho Volk starb im Winter an Ruhr … Mit lungsgebiet, bauen wollen; der Or solchen Ereignissen lernt man dann nithologische Verein hofft, dort den immer. Später in Deutschland und in Wiedehopf wieder ansiedeln zu kön der Schweiz habe ich zwischendurch nen. Und das gehört für mich zur Bio anderen Imkern geholfen. Und um diversität, dass eben nicht das eine wieder auf die Artenvielfalt zu kom gut und das andere schlecht ist. Der men – heute weiss man, dass man die Mensch hat die Aufgabe, das Gleich Varoa-Milbe auch anders als mit Gift gewicht zu finden…» bekämpfen kann: Der sogenannte Treuer Begleiter in Heinz Traubs Bücherskorpion – eine Spinne – lebt Leben waren die Bienen. «Ich be in Bibliotheken von Bücherstaub und treute schon in England 25 Völker. -milben. Setzt man ihn bei einem Bie Am liebsten hätte ich einfach nur nenvolk ein, frisst er die Varoa-Mil mit Bienen gearbeitet. Und am An ben. Rolf Arni macht damit Versuche.
SonnengartenPost 70, Frühling 2021 Interview 13 «Unsere Küche ist eigentlich eine Traumwelt» Interview: Angela Friebe, Betriebsleiterin Hotellerie, und Sabrina Dunkel, Küchenchefin Sabrina Dunkel (*1990), die Küchen chefin, gab mit dem Interview quasi ihren Abschied als Teamleiterin Küche; wenn diese Ausgabe der Sonnengar tenPost erscheint, wird sie gerade Mut ter geworden sein. – Für sie ist das Er nährungskonzept im Sonnengarten deshalb speziell, «weil rund 80 Prozent der Lebensmittel in Demeter- oder Bio- Qualität sind; und was auch anders ist als in anderen Alters- und Pflegehei men: Unsere Bewohner können sich aus den sieben bis neun Komponen ten unserer Menüs den Teller selbst zu Sabrina Dunkel Angela Friebe sammenstellen. Beim Vollwert-Menü wird mittags zweimal in der Woche eine Alternative mit Fleisch und einmal Zudem beteiligen sich die Bewoh ner in all den anderen Abteilungen in mit Fisch angeboten, und zum ‹Café ner am Menüplan, dafür haben wir ihrer Wohnung oder im Wohnbereich, complet› am Sonntagabend kann man dreimal im Jahr das ‹Feinschmecker- ‹im Stübli› das Essen serviert erhalten. Aufschnitt haben. Das Schonkost- Stündli› eingerichtet, wo sie mitreden Auch hier können sie sich das Menü Menü besteht jeweils aus zwei bis drei und auch ‹meckern› können, das ist nach eigenem Gusto zusammenstel verschiedenen Gemüsen und einer Ge ja Teil von ‹Feinschmecker›. – Und da len, das gilt selbst fürs Frühstücksbuf treidebeilage.» durch, dass wir so gut im Austausch fet: Fast alles, was im Speisesaal fürs Dieses vielfältige Angebot führt des mit dem Gemüsegärtner sind, kann Zmorge angeboten wird, steht auch halb nicht zu Chaos, weil «wir natür es auch vorkommen, dass er uns zum dem Wohnbereich und dem Zimmer lich auch Erfahrungswerte haben, wer Beispiel anruft, weil er grade zu viel rei service zur Verfügung, dazu kommen in etwa was essen möchte. Natürlich fen Wirz hat… Dann können wir unser drei Brotsorten und Knäckebrot sowie gibt es bei so einer grossen Auswahl Menü anpassen und dafür haben die Zwieback. Für die Küche ist das eine auch mal Reste – die wir verwenden meisten Bewohner Verständnis. Herausforderung, weil das alles genau für Suppen, je nachdem auch mal für Angela Friebe (*1973) ist seit dem 1. so hergerichtet werden muss, wie es einen Salat, etwa einen Getreidesalat. März 2020 Bereichsleiterin Hotellerie; bestellt wird. Die Auswahlfreiheit, die Und es scheint, dass die meisten Be dazu gehören die Küche, die Restaura es hier gibt, habe ich in noch keinem wohner das sehr schätzen und die ge tion, der Speisesaal, die Reinigung und anderen Alters- und Pflegeheim ge sunde Kost und die Getreideküche seit die Wäscherei. «Die Restauration im sehen. Dazu kommt dann noch, was Jahren gewohnt sind.» Sonnengarten ist vielschichtig: In den die Wohnbereiche während dem Tag In der Küche arbeiten sechs gelernte Pavillons für Menschen mit Demenz – Tee, Znüni, Zvieri – für die Bewohner Köche, die Menüpläne werden drei haben wir einen Familientisch, dort bereitstellen.» Wochen im Voraus erstellt, «weil wir stellen wir jeweils Speisen-Ausgaben Für Franz-Josef Oggier ist augenfäl neben dem Sonnengarten noch eine wagen bereit, das Pflegeteam serviert lig, wie «gut beieinander» die Bewoh Kinderkrippe und den Betrieb des Ge und setzt sich mit den Bewohnern an ner vom Sonnengarten wirken, was er müsebauern Käfer bekochen und diese den grossen Tisch und hilft beim Essen. auch mit der Ernährung verbindet. An Mengen mitberücksichtigen müssen. – Speziell ist jedoch, wie viele Bewoh gela Friebe führt aus: «Sie achten sehr
14 Interview SonnengartenPost 70, Frühling 2021 auf gesunde Ernährung, sie sind vita ber her und würden auch gerne noch schildert: «In der Reinigung sind die minbewusst – mancher und manche mehr machen. Wenn es etwa ‹Haus Mitarbeiterinnen oft den ganzen Tag vermisst die Kost aus dem je eigenen brot› heisst, dann deswegen, weil wir alleine, arbeiten eigentlich selbststän Garten. Wir geben alles, die Lebens es selbst gemacht haben; und auch dig, dafür treffen sie sich in der Pause, mittel so zeitnah wie möglich auf den das glutenfreie Spezialbrot backen wir wobei Corona zwingt, die Pausen se Teller zu bekommen. Wir kaufen so viel selbst.» parater zu machen… In der Wäsche Regionales als möglich, auch bei klei Küche und Diätküche sind nicht ge rei – eher eine ‹Mannschaft› wieder – neren Anbietern…» trennt, Franz-Josef Oggier erklärt: ist es dann ähnlich wie in der Küche.» «… soweit das wirtschaftlich vertret «Die ursprünglich kompakte Küche ist Und Corona hat das Zusammenarbei bar ist», ergänzt Sabrina Dunkel und nicht gleichermassen mit den wach ten verkompliziert: «Wir müssen natür weist darauf hin, dass «Bananen zum senden Bedürfnissen gewachsen. Es lich alle mit Mundschutz arbeiten, in Beispiel nie im Angebot fehlen dürfen, ist eine ziemlich logistische Heraus den Pausen sitzen alle auseinander, wir obwohl sie aus der Dominikanischen forderung, in diesen verwinkelten Räu mussten auf alle Mitarbeiter-Teame Republik stammen und nicht von hier men zu arbeiten. Flächenmässig ist vents verzichten. Früher gab es manch um die Ecke. Man muss immer Kom die Küche gross genug, aber dadurch, mal einen Pizzatag, an dem Mitarbei promisse eingehen.» dass immer wieder ‹angebaut› wurde, ter und Bewohner Pizza zusammen Bio-Fleisch zum Beispiel ist organisa ist die Küchenkonfiguration nicht sehr assen, auch das geht nicht mehr. Das torisch herausfordernd, wie Angela effizient und es hat unglaublich viele Miteinander ist leider auf der Strecke Friebe erklärt: «Es gibt oft nicht die Ecken…» geblieben.» Mengen in der hohen Qualität, die wir Angela Friebe übernimmt: «Bio-Obst Ausgewirkt habe sich auch, wirft Franz- benötigen.» z.B. kommt auch ‹schmutziger› in der Josef Oggier ein, «dass man seit dem Sabrina Dunkel bestätigt: «Die Bio-Kü Küche an, weshalb wir eigentlich eine letzten Sommer leider die Cafeteria che schränkt schon ein. Vor kurzem Rüstküche bräuchten.» schliessen musste und keine externen hatte eine Kollegin mal den Wunsch, «Was wir aber haben, was man sonst Besucher und Gäste bewirten konnte. Kalbsbäckchen zu kochen. Ich emp in keiner Küche sieht, ist diese wunder Für die Wohnsiedlung wurde während fahl ihr, den Metzger zu fragen, ob er bar grosse Fensterfront. Das gibt dann dem Lockdown im Frühling 2020 ein ihr ‹KAG-Freiland›-Qualität (höchs auch wieder Liebe ins Essen!», ist Sab Take-away-Service organisiert. Und tes Schweizer Label für tiergerechte rina Dunkel überzeugt. das Reinigungsteam muss seit einem Haltung) liefern kann. Sie erhielt die Damit weist sie auf die Auswirkun Jahr auch viel mehr Kontaktpunkte Auskunft: Zwei Kalbsbäckchen pro gen hin, die die Arbeitsatmosphäre in desinfizieren. Dass Angela Friebe dies Monat!» Sie lacht: «Deshalb müssen der Küche auf den Sonnengarten ins nicht speziell erwähnt, bedeutet nur: wir uns von vorneherein die Menüs gut gesamt hat. Auf die Frage, wie sie per Das ist heute schon völlig normal und überlegen.» sönliche Befindlichkeiten in der Enge integriert.» Angela Friebe fügt an: «Was wir auch dieser Küche meistern, meint Sabrina Es wird und wurde auch viel mehr Flexi erwähnen müssen, ist das Lamm Dunkel: «Zunächst merken wir es im bilität vom Einzelnen verlangt, ergänzt fleisch. Jürgen Käfer arbeitet ja mit Cor- Team, wenn es jemandem nicht so gut Sabrina Dunkel: «Als wir z. B. im letz nelia Eugster zusammen, die Schafe geht. Da müssen wir manchmal auch ten Frühling das Buffet im Speisesaal züchtet. Die weiden jedes Jahr auch Sachen voneinander auffangen. Der umstellen und plötzlich alles in kleinen eine gewisse Zeit bei uns im Garten.» Trick ist: Im richtigen Moment einan Portionen einkaufen und bereitstel «Manche Bewohner mögen dann kein der zu spüren und dann das Richtige len mussten, etwa Joghurts, Konfitüre, Lamm essen, weil sie die Lämmer im zu sagen. Ein Beispiel: Gestern hatte usw., und dann auch noch alles abpa Frühling noch gestreichelt haben. An ich im Lager für alle Mitarbeiter Os cken mussten. Das gab dann auch viel dererseits, man kanns fast nicht schö ternestli versteckt, weil ich ja bald auf mehr Abfall – gerade für uns, die wir ner haben, weil man weiss, das Tier hat höre – und tatsächlich kamen alle wohl darauf schauen, ökologisch zu arbei es gut gehabt», so Sabrina Dunkel. wegen der Zeitumstellung ein wenig ten –, wir mussten dann auch den Be «Wir haben noch gar nicht von der müde am Morgen an. Das änderte sich wohnern sehr genau erklären, warum guten Patisserie gesprochen, die hier sofort, nachdem sie die Osternestli das jetzt im Moment leider so ist.» gemacht wird oder die Kuchen», wirft entdeckt hatten. Ich dachte nur: Uff, Zudem gab es auch viele Liefereng Franz-Josef Oggier ein. das war der richtige Moment.» pässe, wirft Angela Friebe ein, «weisse Sabrina Dunkel nimmt den Faden In den anderen Abteilungen sieht das Nitril-Handschuhe können wir immer auf: «Ja, wir stellen natürlich viel sel ein wenig anders aus, wie Angela Friebe noch nicht bestellen.» «Und bei Hirse,
SonnengartenPost 70, Frühling 2021 Interview 15 das hat mir gerade mein Lieferant be Franz-Josef Oggier möchte von Sabrina ner selbst gekocht, und nur ein paar richtet, gibt’s einen Engpass, anschei Dunkel wissen, was ihre Idealvorstel Mitarbeiter haben geholfen. Als ich nend haben die Leute Hirse gehams lung für die Küche des Sonnengarten vor zehn Jahren im Sonnengarten an tert», ergänzt Sabrina Dunkel, «und wäre, sie lacht: «Eigentlich haben wir ja gefangen habe, waren wir drei Köche. Weizenmehl in der hohen Qualität, die schon eine Traumwelt hier verglichen Schön finde ich hier den Hintergrund: wir verlangen, erhalten wir auch nicht, mit anderen Küchen, weil unter den Wenn man im Haus ein wenig hinhört, nur Dinkel. – Man wird ja auch tat Mitarbeitern und für die Mitarbeiter merkt man schnell, dass jeder – auch sächlich etwas flexibler, wenn man die viel gemacht wird. Die Küche müsste die Nicht-Anthroposophen – hinter der ganze Zeit mit Änderungen und Ein einfach strukturell an die gewachse Anthroposophie stehen, denn sie ist schränkungen klarkommen muss, so nen Aufgaben angepasst werden. Vor menschlich.» wohl die Mitarbeiter wie die Bewohner. dreissig Jahren haben ja die Bewoh Konstanze Brefin Alt Das Tagesteam vom 20. April hat diese tollen Gerichte kreiert. Die Rezepte finden Sie auf der folgenden Seite. 1 3 2 4
16 Interview SonnengartenPost 70, Frühling 2021 Rezepte für 4 Personen 2 Selleriepüree (vegan) Fleisch aus dem Bräter nehmen und das überschüssige Öl abgiessen. Bei 400 g Bio Knollensellerie mittlerer Hitze nun das Gemüse rein 150 g Bio Stangensellerie 1 Geröstete Maissuppe mit geben. Leichte Bräunung geben. 4 dl Reismilch Paprika-Öl Das Tomatenpüree beigeben und 0.5 dl Olivenöl 1 EL Bio Butter mitdünsten. Mit dem Rotwein Abschmecken mit Meersalz, 40 g Bio Schalotten ablöschen bis sich der Bratensatz Pfeffer aus der Mühle, 1 Stk Bio Knoblauchzehe gelöst hat. Brühe, Lorbeerblatt und Muskatnuss 45 g Bio Maisgriess fein Gewürznelke dazugeben und auf Knollensellerie und Stangensellerie in kochen. Vorsichtig das Fleisch da 0.5 dl Weisswein Würfel schneiden und ca. zulegen und im 170°C vorgeheiz 1l selbstgemachte Gemüsebrühe 20 Min. weichdämpfen. In einer ten Ofen garen. Nach vollenden der 0.8 dl Bio Vollrahm Pfanne Reismilch und Olivenöl Garzeit das Fleisch herausnehmen Abschmecken mit Meersalz, erhitzen und w ürzig abschmecken. und warmstellen. Pfeffer, Lorbeerblatt, Den gegarten Sellerie zur heissen Reis Bratensauce durch ein Sieb pas Muskatnuss milch geben und mit dem Pürierstab sieren. Wenig Maizena in kaltem 0.5 dl Hochwertiges Olivenöl fein mixen. Nochmals abschmecken Wasser verrühren und damit der 25 g Paprikapulver edelsüss und zugedeckt servierbereit halten. Sauce die gewünschte Bindung 1 kleiner frischer Thymianzweig geben. Nach Belieben abschmecken. Maisgriess in einer Bratpfanne bei Kalbsbraten in Scheiben schneiden mittlerer Hitze ohne Fettstoff rösten, und mit der Sauce servieren. Schalotten und Knoblauch schälen 3 Glasierter Kalbsbraten an und fein hacken, Vollrahm zu 2/3 steif Rotweinsauce schlagen. 4 1 kg KAGfreiland* Kalbsschulter Rote Grütze Für das Paprika-Öl: Öl in einer Marinade: 300 g Bio Waldbeeren Pfanne auf ca. 40°C erhitzen, Pap ½ TL Meersalz z.B. Himbeeren, Heidel- rika und Thymian beigeben und vom 1 kleiner gezupfter Rosmarin- beeren, Brombeeren Herd nehmen. Nach ca. 5 Min. Thy zweig 3 dl Bio Traubensaft mian herausnehmen und nochmals 1 kleine Bio Knoblauchzehe 3 dl Bio Beerensaft ca. 10 Min. ziehen lassen. Öl durch wenig Paprikapulver und 30 g Bio Akazienhonig einen Kaffeefilter passieren und ver Pfeffer aus der Mühle mit 15 g Bio Ahornsirup schlossen beiseitestellen. 1 EL Sonnenblumenöl 15 g Bio Rohzucker Schalotten und Knoblauch in But in einem Mörser zu einer Marinade ½ Stk Bio Zitrone, Saft und Raspel ter andünsten, Maisgriess beige verarbeiten. ¼ ausgekratzte Vanillestange ben und mitdünsten, mit Weisswein 1 EL Bio Tomatenpüree 1.5 Blatt Gelatine ablöschen und einreduzieren, bis er 50 g Bio Zwiebel Gelatine in kaltem Wasser ein fast vollständig verdunstet ist. 100 g Bio Knollensellerie weichen. Die Beeren verlesen, zup Mit Gemüsefond auffüllen und auf 150 g Bio Karotten fen, waschen und in einen Kochtopf kochen. Lorbeerblatt dazugeben 4 dl Rotwein geben. Alle Zutaten bis auf die Gela und ca. 30 Min. sieden, Lorbeer 4 dl Fleischbrühe tine zu den Beeren geben und unter blatt herausnehmen, Suppe mit dem Lorbeerblatt und Gewürz- gelegentlichem Rühren aufkochen. Pürierstab mixen, Vollrahm dazuge nelke Mindestens 5 Min. kochen lassen. ben, umrühren und abschmecken. wenig Bio Maizena Die Pfanne vom Herd ziehen und die Mit einem Teelöffel wenig Paprika-Öl Die Kalbsschulter mit der Marinade ausgedrückte Gelatine dazugeben. über das Süppchen träufeln. sorgfältig einreiben und ca. ½ Stunde Gut umrühren, bis sich die Gelatine bei Zimmertemperatur ziehen lassen. vollständig aufgelöst hat. Die Grütze Zwischenzeitlich das Gemüse in Dessertschalen abfüllen und kühl waschen, rüsten und in Würfelchen stellen. schneiden. In einem Bräter nun das Nach Belieben garnieren und Fleisch von allen Seiten anbraten. servieren. *höchstes Schweizer Qualitäts-Label für tiergerechte Haltung
SonnengartenPost 70, Frühling 2021 Interview 17 «Es geht nichts verloren» Interview mit Beate Knapp Auf eine Reise in anverwandte The mengebiete des biodynamischen Landbaus führte das Gespräch mit Beate Knapp (*1942). Sie wurde in Königsberg (Ostpreussen, heutiges Kaliningrad) geboren, musste am Ende des Kriegs mit ihrer Mutter, Grosseltern und den Geschwistern nach Ostfriesland flüchten, dort be baute ihre Mutter ein Feld, um ihre Familie ernähren zu können. Beate Knapp studierte Medizin, später Tra ditionelle Chinesische Medizin, hatte aber keine Neigung zu praktizieren. Erst mit der Homöopathie und der Anthroposophischen Medizin – bei Dr. med. Kaspar Appenzeller hatte sie sich vertieft in das Thema Herz auskultation eingearbeitet –, fand sie ihren Weg in die ärztliche Praxis und das sogar für zwei Jahre in Lappland. Die letzten fünfzehn Jahre lebte sie in Scuol und Guarda. Eine schwere Gür telrose als Spätfolge einer Nordsee- Blaualgenvergiftung war der Grund, der die Ärztin vor kurzem in den Son nengarten brachte. Beate Knapp erlebt ihren eigenen Zustand und Corona als Spiege scona, und erhielt die Möglichkeit, A viel Spinat, Bohnen, Erbsen, Salat, lung: «Mit der Gürtelrose sind meine ein Feld selbst zu bewirtschaften. Für Lauch, Zwiebeln, vor allem Karot Ätherkräfte reduziert. Auch auf die sie war dies eine wunderbare Gele ten, auch Beeren, dass ich von Tür Ätherkräfte, die Basis zum Leben, genheit, den gelben Pflanzkalender, zu Tür ging und fragte, wer etwas Denken und Erinnern sind, zielen die Maria Thuns «Aussaattage», zu prü von meiner Ernte haben möchte. Ich Einschränkungen durch die Pandemie fen: «Im Bioladen habe ich Samen lebte mit meinem Mann und meinem und vor allem die Angst vor dem, was gekauft und dann auf die Minute Sohn in einem 2,5-Personen-Haus man nicht sehen kann. Das Zusam genau angesät, gehäckerlet und ge halt, das konnten wir auf keinen Fall menwirken überfordert mich grade erntet. Meine Erfolge waren so über alles essen, und einfrieren kam nicht etwas, gleichzeitig freue ich mich sehr raschend, dass die Frauen im Dorf infrage – ich trocknete damals vie darüber, wenn zwischendurch das wissen wollten, wie ich das mache, les. Ich war überwältigt und glück Denken ganz klar ist…» und schon kurze Zeit später sah man lich, dass das Berücksichtigen der Als junge Ärztin wirkte Beate Knapp sie alle mit dem Pflanzkalender in Einflüsse und Rhythmen der Natur in der Casa Andrea Cristoforo, der Hand herumlaufen. Ich hatte so eine solche Wirkung zeigt. Ich glaube,
18 Interview SonnengartenPost 70, Frühling 2021 das Entscheidende ist, dass wir uns für das aktuelle Leben angesehen hier geht es weiter… «Diese Wahr der Natur zuwenden und sie nicht werden müssen. nehmungsfähigkeit ist mir geschenkt einfach ausnutzen. Ich denke auch, Unvermittelt fügt Beate Knapp an: worden, ich wusste aber auch immer, diese Landfrauen im Tessin haben «Weil die Bilder von meiner Zeit in das unmittelbar so positiv aufgenom Ascona sich so klar einstellten, ist mir men, weil sie das spürten. – Und ich in meiner jetzigen Verfassung deutlich «Wenn aus dem galt natürlich als Hexe… Wobei die geworden: Es geht nichts verloren! Es Frauen dann einfach insgeheim zu ist wichtig, dass man das Bewusstsein Herzdenken gearbeitet wird, mir als Ärztin kamen.» für diese Vorgänge im Hintergrund stimmt es.» entwickelt und lebt – auch als eine Art Widerstandskraft in dem, was wir «Die Frage, wo man wohnt grade mit der Pandemie erleben.» wenn sich dieses Gefühl in meinem oder herkommt, Beate Knapp lokalisiert auch den Herzen regte: Das musst du jetzt Ort, an dem man so schöpfen kann, auch tun. Dieses Herzdenken erken ist wichtiger, als man dass nichts verloren geht – sie weist nen – denn haben tut es jeder, davon gemeinhin annimmt.» auf ihr Herz: «Hier – wenn aus dem bin ich überzeugt – und ihm Raum Herzdenken gearbeitet wird, stimmt geben, das ist für mich Anthroposo es.» All die Entscheidungen an den phie, gelebte Anthroposophie.» Was Beate Knapp im Tessin stark Weggabelungen in ihrem Leben fie Konstanze Brefin Alt auffiel, war ein geomedizinischer len ihr leicht, weil sie einfach wusste, Aspekt: «Die Frage, wo man wohnt oder herkommt, ist wichtiger, als man gemeinhin annimmt. Es geht darum, ob man auf Kalk oder auf Granit geboren wurde; lebt man auf dem anderen Stoff als dem, auf dem man geboren wurde, führt das zu Störungen. Es sind natürlich nicht alle gleich empfindlich, je nach Kon stellation, selbstverständlich auch Geburtskonstellation, ist das unter schiedlich. Ich konnte aber grade in Ascona gut beobachten: Wenn je mand lange auf dem Tessiner Gra nit lebte, der ursprünglich von einem Kalkboden kam, gab es zumeist Pro bleme; weshalb viele dann wieder auf ihren kalkigen Heimatboden zurück gingen.» In Bezug auf Geburtszei chen ist ihr klargeworden, dass die damit verbundenen Organe nicht als dominant, sondern eher als Aufgabe
SonnengartenPost 70, Frühling 2021 Porträt 19 «Demeter – das ist eigentlich für die U mgebung, auch die weitere» Porträt Jürgen Käfer Jürgen Käfer (*1974) leitet die Gärt nerei «Demeterhof», von der vorzugs weise das Gemüse des Alters- und Pflegeheims Sonnengarten stammt. «Begonnen hat meine Arbeit in Hom brechtikon damit, dass ich auf dem Hof Stämpfi, der Milchkühe hatte und etwas Gemüse produzierte, für den Gemüsebau angestellt wurde. Aus diesem Hof hat sich mein jetzi ger Betrieb entwickelt, er ist orga nisch gewachsen: Der Gemüseanbau auf dem Hof wurde erweitert und grösser. Es kamen Mitarbeiter dazu. Dann habe ich mich mit einem Ge meinschaftsvertrag mit dem Bauer selbstständig gemacht, konnte spä ter einen Marktstand von einem Kol legen übernehmen. Vor sechs Jahren wurde mein Betrieb ganz herausge löst und ist nun Teil des Hofs Breit len – das war früher auch ein Deme ter-Landwirschaftsbetrieb. Er gehört dem Drechsler Thomas Meier, der dort seine Werkstatt hat. Daneben gibt es Wohnungen und landwirt schaftliche Räume, Land gibt es nur noch rudimentär: eine grosse Wiese und Obstbäume. Dort haben wir den Hofladen, das Lager und den Rüst raum und leben auch dort.» Das heisst, Jürgen Käfers Betrieb arbeitet ohne Reservesubstanz, wo rüber er lächeln muss, ist doch «un sere Substanz das Wohlwollen der Kunden». In seinem Betrieb arbeiten heute 16 Mitarbeitende, was insgesamt 6 Voll zeitstellen entspricht. «Wir vermark ten unsere Produkte über den Hof laden, zwei Wochenmärkte, über einen Lieferservice und den Sonnen Jürgen Käfer in einem seiner Folientunnel in Schirmsee, Gemeinde Feldbach.
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