PR0GRAMMZEITUNG 20 JAHRE - Das Kulturmagazin für den Raum Basel - Programmzeitung
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PR0GRAMMZEITUNG Das Kulturmagazin für den Raum Basel 20 JAHRE Januar 2007 200 Jahre Allgemeine Bibliotheken ABG Nr. 214 | 20. Jahrgang | CHF 6.90 | Euro 5 | Abo CHF 69 Mut zum grossen Casino-Wurf ! Programm Zukunft: Neues Dreispitz-Areal
SKM St u d ien z en t ru m Uebersetzen, Kopieren, Kulturmanagement Modifizieren in Kunst, Universität Basel Medien und Gesellschaft" Bachelorstudiengang Medien 8z Kunst /Vertiefung Neue Medien. Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich www.snm-hgkz.ch. Tag der offenen Tür: 17. Januar 2007 Wo Management wirkt Anmeldeschluss zum Studienbeginn Winter 07/08: 16. März — und Kultur Kultur bleibt. -> Mas t erprogramm Kult urmanagement / MAS UniBS Weit erbildung in Kultur- und St if t ungs management Beratung und Unterstützung kultureller Institutionen Informationsveranstaltung Masterprogramm Kulturmanagement Studiengang 2007-2009: Beginn Oktober 2007 Donnerstag, 18. Januar 2007, 18.30 bis ca. 20 Uhr Die Studienleitung in fo rmie rt über das berufsbegleitende Weiterbildungsangebot: Ziele, Studieninhalte, Dozierende, Methoden, Zulassung, Arbeitsaufwand, Zertifizierung usw. Anmeldung nicht erforderlich. SKM, Rheins prung 9, 4051 Basel, T 061 267 34 74 www.kulturmanagementorg Sweet Dreams. W FacHochschule hhoc hs c hule Nordvvestschweiz für Gestaltung und Kunst Berufsziel Designer oder Künstierin? W ir bieten auf hohem ges talteris c hem und k üns tleris c hem Niv eau Studiengänge in Basel und Aarau z um Bac helor of Arts an in Eine Sprache so eindringlich lernen, Vi suel l er Kom m uni k a ti on; I nne na r c hi te k tur und S z enogr afi e; dass Sie darin sogar träumen? Hyper Wer k; Mode -De s i gn; Kuns t; Le hr be r ufe für G e s ta l tung Bei den Crash-Kursen werden Sie das und Kuns t; I ndustr i al De s i gn; Me di e nk uns t. sowieso - aber auch sonst lassen Lernen Sie die HGK FHNW und uns er Aus bildungs angebot wir Sie nicht los, ob als Einzelkämpfer an einer I nf ormat ions v erans t alt ung kennen: oder in Gruppen von 3 bis 6 Leuten, hin zu jedem gesteckten Ziel. I nf ormat ion z um ganzen Studienangebot Schön, Sie herauszufordern: Mi ttw oc h, 1 7 . J a nua r 2 0 0 7 , 1 9 . 0 0 Uhr oder weltweit in über 300 Städten, in Basel Di enstag, 13. Febr uar 2 0 0 7 , 1 9 . 0 0 Uhr direkt beim Aeschenplatz, an der in der Aula, Vogelsangstrasse 15, 4058 Basel. Dufourstrasse 50, T 061 278 99 33, I nf ormat ion f ür die Studiengänge I ndus t rial Des ign und Medienk uns t www.inlingua.ch (Studienort Aarau) inlinguä Fr ei tag, 9. Febr uar 2 0 0 7 , 1 6 . 0 0 Uhr im Seminarraum 3. OG, Bahnhofs tras s e 102, 5000 Aarau. Die strenge Sprachschule in Basel. Eine Anmeldung zu diesen Informations v erans taltungen Man erreicht einfach mehr. is t nic ht notwendig. EDU zertifiziert www. f hnw. c h/ hgk
Baustelle Zukunft, Foto: Anke Häckell HAUSKULTUR WAS WERDEN WILL Editorial So viel Wert wie heute war die Programm- Wer heutzutage ein Jubiläum feiert, muss mit Konkurrenz und entsprechend reduzier- Zeitung noch nie: Auch in unserem Jubi- ter Aufmerksamkeit rechnen. Im Medienbereich gab es in den letzten Wochen des läumsjahr 2007 (s. Editorial) werden wir die Jahres 2006 etliche Feste und Aktionen, Sonderausgaben und Spezialprogramme. Abopreise nicht anheben, obwohl u.a. die Pa- Schweizer Radio DRS 2 etwa wurde 75, die ‹Wochenzeitung WoZ› 25, das ‹Radiomaga- pierpreise steigen und wir Ihnen mittlerweile zin› 10 Jahre alt. Die reichhaltige internationale Kulturzeitung ‹Lettre International› deutlich mehr Inhalt bieten als bei der letzten publizierte ihr 75. Heft und der sozialistische ‹Widerspruch› seine 50. Ausgabe, die Preiserhöhung vor vier Jahren. ‹Mehr Kultur mit fundierten Beiträgen dem Thema Alternativen (zu neoliberaler Wirtschaft und pro Gramm›, könnte man also mit Fug und Politik) gewidmet war. Recht behaupten, in Abwandlung eines Slo- Für die ProgrammZeitung ist das Jahr 2007 ein besonderes Jahr. Denn Ende August gans, der Ihnen schon bald begegnen wird: ‹Kultur ist unser Programm› lautet nämlich die wird unser Unternehmen 20 Jahre alt, und das ist uns nicht nur ein Fest wert. Bereits Botschaft, die ab Januar von Trams der BVB der Zeitungskopf deutet an, dass wir dieses Jubiläumsjahr ausgiebig und gehaltvoll und BLT interkantonal transportiert wird. Wir gestalten wollen. Freilich sei hier noch nicht allzu viel verraten, lieber möchten wir Sie freuen uns auf diese umweltfreundliche Ver- immer wieder überraschen: Einerseits mit besonderen Werbemassnahmen, anderseits breitung und hoffen natürlich auf eine mar- mit redaktionellem Mehrwert. Und weil wir dabei vor allem vorwärts schauen wollen, kante Steigerung des Bekanntheitsgrades. weil uns das Kommende mehr interessiert als das Gewesene, haben wir die Aktivitäten Die Ticketverlosung wird diesmal besonders unter das Motto ‹Zukunft› gestellt. die FreundInnen klassischer Musik erfreuen So wird es z.B. in jedem Heft die Jubiläumsseite ‹Programm Zukunft› geben, ein ÞS. 75. Und damit Sie den Jahreswechsel bes- Schaufenster für das, was werden will. Hier werden Projekte, Personen und Institu- ser gestalten können, beginnt die Agenda mit den aktualisierten Silvesterdaten ÞS. 51. tionen vorgestellt, die Zukunftspotenzial haben. Dabei sind nicht die Exklusivität, der journalistische Primeur oder der modische Hype leitend, sondern eine besondere Im vergangenen Jahr haben wir weniger perso- nelle Turbulenzen erlebt als 2005, dennoch Qualität der Betrachtung, die durch den kontinuierlichen, allmonatlichen Blick ent- können wir infolge verschiedener Wechsel erst steht. Es geht um das Aufzeigen von wegweisenden, nachhaltigen kulturellen Konzep- seit kurzem wieder entspannt arbeiten. Dies ten, Entwicklungen und Prozessen, die sich z.T. bereits bemerkbar machen und an de- ist einerseits unserem neuen Verlagsleiter nen Interessierte partizipieren können. Im vorliegenden Heft etwa werden die Pläne Roland Strub, anderseits unserem ‹Rotstift› für das Dreispitz-Areal beleuchtet. (Natürlich sind auch in andern Artikeln Zukunfts- und neuen Redaktionsmitglied Christopher elemente enthalten; bei einer prospektiven Berichterstattung ist das naheliegend.) Zimmer zu verdanken. Beide ergänzen das Abgesehen von dieser Spezialseite ist in jedem Heft als Auftakt der Agenda eine Team mit wohltuender Unterstützung, Enga- Illustration des Basler Künstlers Marcel Göhring zu finden. Diese steht ebenfalls unter gement und Kompetenz. Verlassen wird uns dem Motto Zukunft und wird jeweils das Thema der Jubiläumsseite aufgreifen. zu Jahresbeginn hingegen Marketingfachfrau Die Bilder werden exklusiv als Linolschnitte in kleiner Auflage angefertigt und können Sandra Toscanelli, die in Zürich ein neues als Originalgrafik käuflich erworben werden; der Erlös geht vollumfänglich an den Betätigungsfeld gefunden hat. Ihre versierte, kollegiale, grosszügige und dynamische Mitar- Künstler (ÞS. 51). beit hat vieles erleichtert. Wir danken ihr für Darüber hinaus planen wir weitere Attraktionen: ein spezielles Geburtstagsheft (Aus- die gemeinsame Zeit und wünschen ihr für gabe September), eine zukunftsträchtige Publikation in Kooperation mit verschie- den Neuanfang herzlich alles Gute. denen Partnern und last but not least ein lustvolles Fest. Für Letzteres werden wir erst- Zu danken gilt es schliesslich auch allen, die mals eine externe Projektleitung beiziehen, deren Festtauglichkeit wir schon 2006 zum Bestehen unserer Zeitung beige- mehrfach testen konnten. tragen haben, mit Abos, Inseraten, Partner- Übrigens durften gleich zwei unserer vier Medienpoolpartner ebenfalls feiern: Die schaften, freier Mitarbeit und Spenden in Berner Kulturagenda erschien kürzlich zum 50. Mal, und das Luzerner Kulturmagazin Form von Ideen, Ratschlägen, Kontakten und produzierte soeben sein 200. Heft im Goldmantel und mit Porträts der 100 Top- Finanzen. Wir wissen Ihre Treue zu schätzen Kulturköpfe der Zentralschweiz. Wir gratulieren den KollegInnen und wünschen und zählen gerne auch im neuen Jahr auf Sie! weiterhin einen langen Schnauf! | Dagmar Brunner und das Team der ProgrammZeitung | Dagmar Brunner Weitere Jubilare ÞS. 7 (IGNM) und ÞS. 13 (ABG) JANUAR 2007 | PROGRAMM ZEITUNG | 3
IMPRESSUM Herausgeberin ProgrammZeitung Nr. 214 ProgrammZeitung Verlags AG Januar 2007, 20. Jahrgang, ISSN 1422-6898 Gerbergasse 30, Postfach 312, 4001 Basel Auflage: 6 500, erscheint 11 Mal pro Jahr T 061 262 20 40, F 061 262 20 39 Abonnemente info@programmzeitung.ch Jahresabo (1 1 Ausgaben inkl. ‹kuppler›): www.programmzeitung.ch CHF 69, Ausland CHF 74 Verlagsleitung Ausbildungsabo: CHF 49 (mit Ausweiskopie) Roland Strub, strub@programmzeitung.ch Förderabo: ab CHF 169 * abo@programmzeitung.ch Abobestelltalon Þ S. 44 Redaktionsleitung Dagmar Brunner, brunner@programmzeitung.ch Online-Tagesagenda gratis Kultur-Szene Redaktionsschluss Ausgabe Februar Barbara Helfer, helfer@programmzeitung.ch Veranstalter-Beiträge ‹Kultur-Szene›: Di 2.1. Agenda Redaktionelle Beiträge: Fr 5.1. Ursula Correia, agenda@programmzeitung.ch Agenda: Mi 10.1. Inserate: Fr 12.1. Inserate Erscheinungstermin: Mi 31.1. Claudia Schweizer, schweizer@programmzeitung.ch Verkaufsstellen ProgrammZeitung Abo | Administration Ausgewählte Kioske, Buchhandlungen und Sonja Fritschi, fritschi@programmzeitung.ch Kulturhäuser im Raum Basel Marketing Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Cover: Neues Stadt-Casino (Fotomontage) Sandra Toscanelli, toscanelli@programmzeitung.ch Fotos übernimmt die Redaktion keine Haftung; db. Architektur hat in Basel einen besonderen für Fehlinformationen ist sie nicht verantwort- Korrektur | Redaktion Stellenwert und wird bei anstehenden Neubau- Christopher Zimmer, zimmer@programmzeitung.ch lich. Textkürzungen und Bildveränderungen ten immer wieder zum Stadtgespräch. So auch behält sie sich vor. Die AutorInnen verantworten beim geplanten Neuen Stadt-Casino von Zaha Gestaltung den Inhalt ihrer Beiträge selbst. Abos verlängern Anke Häckell, haeckell@programmzeitung.ch sich nach Ablauf eines Jahres automatisch. Hadid. Der elegante Bau der iranischen Archi- tektin wird u.a. wegen seiner Grösse kritisiert. Druck * Die ProgrammZeitung ist als gemeinnützig Das bisherige Gebäude hat aus Sicht der Kunst- Schwabe AG, Farnsburgerstrasse 8, Muttenz anerkannter Kulturbetrieb auf finanzielle wissenschaft freilich wenig zu bieten, Hadids T 061 467 85 85, www.schwabe.ch Unterstützung angewiesen. Beiträge von mindes- Wurf dagegen würde den Barfi neu beleben. tens CHF 100 über den Abo-Betrag hinaus Visuelles Konzept Mehr dazu ÞS. 15. Abb. Zaha Hadid Architects sind als Spenden vom steuerbaren Einkommen Susan Knapp abziehbar. Helfen auch Sie uns durch ein Förder- abo (ab CHF 169). Büchermarkt der Antiquare 2. – 4. Februar 2007 DER GRAND PRIX STUHL IST WIEDER DA In den 50er Jahren hat Arne Jacobsen mehrere Möbelstücke entworfen, die später weltberühmte Im Grossen Saal Design-Ikonen wurden. Der Grand Prix Stuhl kam des Schmiedenhofes erstmalig im Jahre 1957 auf den Markt und ist seitdem bekannt für seine einzigartige Form und am Rümelinsplatz zeitlose Erscheinung. Seit langem vermisst ... - nun endlich wieder da! Freitag 17 – 20 Uhr Der Stuhl ist vom 15. November 2006 bis 28. Februar 2007 erhältlich. Samstag 11 – 18 Uhr Sonntag 11 – 16 Uhr www.boutiquedanoise.ch Basler 4 | PROGRAMM ZEITUNG | JANUAR 2007
Festkarte: Anke Häckell INHALT REDAKTION Von der Lese-Anstalt zur Mediathek Die Allg. Bibliotheken der GGG (ABG) feiern Jubiläum | Martin Zingg 13 Mut zum grossen Wurf! Warum der Neubau des Stadtcasinos besser ist als der alte Bau | Matthias Buschle 15 Programm Zukunft: Stadtgrenzen überwinden. Arbeiten und Wohnen auf dem Dreispitz | Sibylle Ryser 17 Öffnung nach vielen Seiten Regula Rapp leitet die Schola Cantorum Basiliensis | Alfred Ziltener 6 Einsatz für Zeitgenössisches Die Internationale Gesellschaft für Neue Musik ist 80 Jahre alt | Alfred Ziltener 7 Notizen Kurzmeldungen und Tipps | Tom Gsteiger (tg), Dagmar Brunner (db), Christopher Zimmer (cz) 7—19 Gastro.sophie Im Restaurant Berowergut lassen sich derzeit Essen und Eros verbinden | Oliver Lüdi 8 Bewegendes Leben im Eis Der Film dokumentiert die Arktis | Michael Lang 9 Mehr als Kasper und Co Aktuelles Figurentheater von Vagabu und anderen Gruppen | Christopher Zimmer 10 Ruhelose Heimatsuche Serena Wey, , spielt Zsuzsa Bánks | Arlette Schnyder 11 Schuldgefühle Besprechung von Annette Pehnts Roman | Corina Lanfranchi 12 Facetten des Urbanen Das Forum für Zeitfragen ist dem Thema auf der Spur | Martin Dürr 14 Fremde Verwandte Annette Barcelo zeigt in der Galerie Mäder u.a. | Dagmar Brunner 16 Verbarium Kleine Ausflüge ins Wesen der Verben, z.B. | Adrian Portmann 16 Aus Dreck mach Gold Christian Philipp Müller bespielt das St. Alban-Tal | Dominique Spirgi 18 Nahe am Leben Helen Hirsch zeigt 2007 im Kunsthaus Palazzo drei Ausstellungen | Isabel Zürcher 19 Rocknews Mitteilungen des Rockfördervereins der Region Basel (RFV) | Ramon Vaca 20 | 21 KULTURSZENE Gastseiten der Veranstaltenden 22—50 Kammermusik um halb acht 31 Plattform.bl 37—44 Kammermusik Basel 31 Kammerorchester Basel 31 Film Kulturscheune Liestal 43 Cinema Querfeld 36 Kuppel 28 Kultkino Atelier | Camera | Club | Movie 45 Music Now 30 Landkino 37 Musikschulen Aesch, Liestal & Pratteln 43 Stadtkino Basel 36 Musique des lumières 06—07 42 Theater | Tanz Swiss Chamber Concerts 31 Basler Marionetten Theater 41 Kunst Neokultur 25 10 Jahre Fondation Beyeler 47 Neues Theater am Bahnhof Dornach | NTaB 39 Aargauer Kunsthaus Aarau 49 Theater Basel 22 Birsfelder Museum 44 Theater Roxy 40 | 41 Galerie Ursula Huber 48 Theater im Teufelhof Basel 25 Kunsthaus Baselland 48 Figurentheater Vagabu 23 Kunstmuseum Basel 47 Vorstadttheater Basel 23 Museum am Burghof 50 Literatur Museum Tinguely 46 Kantonsbibliothek Baselland 37 Diverse Lyrik im Od-Theater 23 Burghof Lörrach 26 Wintergäste 2007 38 Feldenkrais — Bewegung — Raum 35 Musik Forum für Zeitfragen 33 Baselbieter Konzerte 43 Kaserne Basel 28 The Bird’s Eye Jazz Club 30 Kulturforum Laufen 39 Camerata Variabile Basel 32 Kulturraum Marabu Gelterkinden 39 Collegium Musicum Basel 32 Naturhistorisches Museum Basel 50 Fritz Hauser 29 Nellie Nashorn 25 Gare du Nord 42 Offene Kirche Elisabethen 33 Heiliggeist Kirche Basel 32 Theater Palazzo Liestal 39 Jazzfestival Basel by Off Beat | JSB 30 Théatre La Coupole 26 Unternehmen Mitte 27 Volkshochschule beider Basel 26 AGENDA 51—71 Werkraum Warteck pp 34 | 35 SERVICE Abobestellung 44 Verlosung Konzerttickets 75 Museen | Kunsträume 72—75 Mehr Kulturanlässe in der kostenlosen Veranstalteradressen 76 | 77 Tagesagenda Restaurants, Bars & Cafés 78 www.programmzeitung.ch|heute JANUAR 2007 | PROGRAMM ZEITUNG | 5
MUSIK Regula Rapp (links), Klangsteine von Arthur Schneiter ÖFFNUNG NACH VIELEN SEITEN Alte Musik und mehr Musik umfassend verstehen Einen ersten Schritt zur kontinuierlichen Zusammenarbeit Seit August 2005 ist Regula Rapp Direktorin der Schola Can- über die Fachgrenzen hinaus bildet das interdisziplinäre Sym- torum Basiliensis. Mit einem interdisziplinären Symposion zur posion ‹Wege zur Klassik›, das die SCB nun gemeinsam mit Wiener Klassik will sie das Haus nach aussen öffnen. dem Musikwissenschaftlichen Institut der Universitär Basel Dezent geliftet ist die alte Dame Schola Cantorum Basiliensis durchführt. Natürlich ist die Veranstaltung auch eine «Nachlese ( SCB ) aus den Sommerferien zurückgekehrt: Das Studienver- zum Mozartjahr». Dabei wird es um die Vorgänger der Wiener zeichnis und die Programme der von der SCB organisierten Klassiker Haydn, Mozart und Beethoven gehen, um die Rolle Konzerte der ‹Freunde Alter Musik in Basel› kommen nun in der Musik im kulturellen Zusammenhang der Epoche und um einem neuen, einladenden Design mit warmen, lichten Farben die Rezeption durch die Romantiker. Doch im Vordergrund daher. Das ist das Werk von Regula Rapp, die seit anderthalb steht die Begegnung mit profilierten VertreterInnen anderer Jahren die SCB leitet. Sie ist mit dem Institut bestens vertraut, Fachrichtungen und deren wissenschaftlicher Methodik. Den schliesslich war sie von 1992 bis 1998 hier zunächst wissen- Einführungsvortrag etwa hält der renommierte Ägyptologe Jan schaftliche Mitarbeiterin, dann stellvertretende Direktorin. Assmann, der mit einer Untersuchung über die ägyptische Sym- 1999 bis 2005 arbeitete sie als Chefdramaturgin an der Staats- bolik in der ‹Zauberflöte› Aufsehen erregt hat. Zu den Referie- oper Unter den Linden, Berlin, wo sie u.a.den Barock-Zyklus renden gehören auch die Basler Historikerin Claudia Opitz – sie von René Jacobs begleitete. wird über Orientfantasien im 18. Jahrhundert sprechen – und Das neue Outfit der SCB ist aber nicht einfach Kosmetik, son- der Theaterwissenschaftler Clemens Risi, der die Aufführungs- dern steht für eine innere Haltung, für die von Regula Rapp praxis von Opern der Epoche analysiert. Eine Reihe von Konzer- energisch vorangetriebene Öffnung des Instituts hin zu seinem ten rundet die öffentliche Veranstaltung ab. ‹Wege zur Klassik› Umfeld. Dazu gehört die Weiterführung der Zusammenarbeit ist auch das Motto des Studienjahrs, und dazu gehören die mit dem Theater Basel auf dem Gebiet der Barockoper. Dazu ‹Wegmarken›, acht öffentliche Vorträge und Konzerte. In diesem gehört auch die neue öffentliche Veranstaltungsreihe ‹Kompo- Rahmen wird sich z.B. die Filmwissenschaftlerin Ursula von sitionen – Musik zum Bild› in Kooperation mit dem Kunstmu- Keitz mit der Darstellung der Klassik im Film beschäftigen. seum. Die Erklärungen des Kurators zu einem bestimmten Bild Weitere Schwerpunkte für die nächsten Jahre? Regula Rapp werden von StudentInnen der SCB mit passender Musik ergänzt, nennt zwei: zum einen die «historisch fundierte Theorie», die mit Stücken aus der gleichen Epoche oder Kompositionen, Musiktheorie also, die nicht von vorgegebenen Denksystemen welche die gleiche Thematik verarbeiten. Für die erste dieser ausgeht, sondern die Musik jeder Epoche aus ihren eigenen Vor- musikalischen Führungen Anfang Dezember wurde das Bild aussetzungen zu verstehen und zu beurteilen versucht, zum vorgegeben, doch in Zukunft sollen die Studierenden selber anderen die Improvisation. In den letzten Jahren hat man Vorschläge machen. «Ich möchte, dass sie ins Museum gehen», zunehmend die Bedeutung des Improvisierens in der Alten hält Rapp, die selbst u.a. Philosophie und Kunstwissenschaft Musik erkannt, und gerade an der SCB ist in dieser Richtung studiert hat, dezidiert fest, «und sich auch mit den Schwester- bereits einiges erprobt worden. Doch das sei, ist Regula Rapp künsten der Musik auseinandersetzen.» Die gleiche Offenheit überzeugt, erst ein Anfang. «Die SCB ist als eigenständiges Aus- fordert sie auf dem Gebiet der Wissenschaft: «Wir haben in der bildungs- und Forschungsinstitut für Alte Musik weltweit ein historischen Musikwissenschaft in den letzten Jahren viel zu Sonderfall», erklärt sie, «wir haben die Möglichkeit, Trends zu wenig mit den Nachbardisziplinen zusammengearbeitet und so setzen». Die wird sie nutzen. | Alfred Ziltener einige wichtige Entwicklungen nicht einmal diskutiert, ge- Symposion ‹Wege zur Klassik›: Do 11. bis So 14.1.07, Musik-Akademie schweige denn davon profitiert.» Eine der möglichen Chancen Basel, Neuer Saal. Eintritt frei, Anmeldung erwünscht. dazu sieht sie in der zukünftigen Einbindung der SCB in die Infos: www.scb-basel.ch oder T 061 264 57 57 Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW , aus der sich frucht- bare Kontakte innerhalb des Campus ergeben sollen. 6 | PROGRAMM ZEITUNG | JANUAR 2007
MUSIK Kein Mainstream Etwas mehr als 400 Mitglieder hat dieser Verein heute. Sie bil- deten ein treues, neugieriges Publikum, schwärmt der Dirigent Jürg Henneberger, der seit einigen Jahren die IGNM Basel prä- sidiert; selbst beim ersten Konzert dieser Saison in der Kuppel seien die in der Mehrzahl nicht mehr so jugendbewegten Mit- glieder mitgezogen. Das Nachwuchsproblem zeigt sich bei der IGNM deutlicher als bei anderen Veranstaltern. Braucht zeit- genössische Musik mehr Vermittlung als das traditionelle Re- pertoire? Oder wird in den Schulen diese Vermittlung schon gar nicht mehr geleistet? Die IGNM selbst hat vor einigen Jahren ein entsprechendes Konzept ausgearbeitet, das beispielsweise Workshops in Schulen vorsah, und es im Erziehungsdeparte- ment vorgestellt. Leider fand sich niemand, der es finanzieren mochte. Fünf Konzerte und das zweitägige Festival ‹words and music› organisiert die IGNM in dieser Saison. Wo liegt der Fokus der Programmierung? «Unser Schwerpunkt ist die Vielfalt», so Henneberger lakonisch. Dafür garantiert der Vorstand, der auch Programmkommission ist und mehrheitlich aus Musikerper- sönlichkeiten besteht. Die haben allerdings Prinzipien: Die EINSATZ FÜR ZEITGENÖSSISCHES Wellness-Moderne eines Arvo Pärt oder Giya Kancheli sucht 80 Jahre IGNM man vergebens, ebenso die Minimal Music. «Wir wollen keinen Mainstream», kommentiert Henneberger. Ein wichtiges An- Der Anstoss kam aus Zürich: 1926 fand dort das vierte Musik- liegen ist die Präsentation von jungen Schweizer und vor allem fest der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik ( IGNM ) Basler KomponistInnen; so wird etwa am Neujahrstag u.a. ein statt, die 1922 in Salzburg gegründet worden war. Während in Auftragswerk des 1979 in Basel geborenen Lars Werdenberg Zürich selbst der Anlass lange folgenlos blieb, wurde in Basel uraufgeführt. Wichtig sind auch die Randbereiche des musika- im Anschluss daran eine Ortsgruppe Basel der IGNM gegrün- lischen Schaffens. Zwar fehlt in dieser Saison das schwierig zu det, die sich am 26. Januar 1927 mit einem «Programmierungs- finanzierende Musiktheater, doch bei ‹words and music› im konzert» – mit Werken von Alfredo Casella, Igor Strawinsky März wird die Beziehung von Musik und Sprache in vielfältiger und Arnold Schönberg – der Öffentlichkeit präsentierte. Am 24. Weise ausgelotet. | Alfred Ziltener Juni 1927 konstituierte sich die Gruppe als Verein. IGNM Basel, Postfach 1646, 4001 Basel, www.ignm-basel.ch Nächste Konzerte: Mo 1.1., 19.00, Musik-Akademie Basel (‹trajets›); Mo 29.1., 20.00, Theater Basel (‹Tetra›) NOTIZEN Klingende Steine Jazz-Nachwuchs Klangvolle Kammerkunst db. Im Rahmen von Fritz Hausers vierwöchi- tg. 21 Schweizer Bühnen haben sich für den db. Kammermusik der Klassik und Romantik gem Festival ‹different beat› (s. Programm- Monsteranlass ‹Suisse Diagonales› gerüstet, sowie zeitgenössische Kompositionen sind in Zeitung 12/06) wird im Keller des Teufelhofs der alle zwei Jahre das junge, innovative Jazz- den ‹Swiss Chamber Concerts (SCC)/Kam- ein Klangstein des Bildhauers Arthur Schnei- schaffen hierzulande vorstellt. Mit Abstand merkunst Basel› zu hören. Unter der künstle- ter in einer Klangstaffette ohne Unterbruch am meisten Konzerte sind in Basel zu hören. rischen Leitung des Flötisten Felix Renggli, bespielt. 684 SpielerInnen ab Schulalter kön- Hinter dem Event steht ein Verein, der einen des Bratschisten Jürg Dähler und des Cellisten nen für eine Stunde Teil der Installation wer- exorbitanten Organisationsaufwand betreibt, Daniel Haefliger wurde für diese Saison ein den; Mitwirkende mit Neugier und Geduld um diese Werkschau auf die Beine zu stellen. Programm erarbeitet, das die Musik selbst the- sind willkommen! Weitere Werke Schneiters Auch die diesjährige Ausgabe gleicht einem matisiert, den Rhythmus, die Fantasie, die Im- sind parallel dazu in der Galerie Die Aussteller riesigen Wanderzirkus. Den Hauptteil des provisation, die Klangfarben. Neben versierten zu sehen: Klangsteine, Skulpturen und Zeich- Programms bestreiten zehn Gruppen aus der MusikerInnen treten Nachwuchstalente auf, nungen. Der Künstler, der soeben den Kultur- Deutschschweiz, der Romandie und dem Tes- und bekannte Stücke werden mit Urauf- preis des Kantons Thurgau erhalten hat, expe- sin – jede Gruppe macht eine Tournee durch führungen neuer Werke ergänzt, im nächsten rimentiert seit vielen Jahren mit Klangsteinen. die Schweiz (im Bird’s Eye werden acht Bands Konzert etwa ein Streichquartett von Mischa Bevor er im Teufelhof die letzte Stunde der gastieren). Dazu kommen 22 Gruppen, die je- Käser, an dem u.a. die junge Geigerin Patricia Klangstaffette übernimmt, wird er in der Gale- weils nur an einem Ort auftreten (keine davon Kopatchinskaja mitwirkt. Jedes der insgesamt rie Die Aussteller einen Abend mit Klangstein- in Basel). Doch damit nicht genug! Um dem sechs Konzerte wird in Basel, Zürich, Genf Improvisationen gestalten. Anlass den Glanz grosser Namen zu verleihen, und Lugano gespielt. Das Generalsekretariat Klangstaffette: So 31.12., 12.00. bis So 28.1., wurde ein spezielles Mentorenprojekt kreiert: der SCC wird nach Meinrad Schweizer neu von 24.00, Kultur- und Gasthaus Teufelhof ÞS. 25, Der Gitarrist Harald Haerter und der Schlag- Pedro Zimmermann betreut, der zuvor viele Anmeldung unter: www.fritzhauser.ch zeuger Daniel Humair, also zwei Tempera- Jahre das Künstlerhaus Boswil leitete. Ausstellung Arthur Schneiter/Rebecca Burk- SCC/Kammerkunst Basel spielt ‹Improvisation mentsbündel, werden mit Newcomern ein ex- halter: Fr 5.1., 18.00 (Vernissage), bis Sa 27.1., klusives Programm erarbeiten. is it ...›: Do 11.1., 20.15, Peterskirche ÞS. 31. Galerie Die Aussteller, St. Alban-Vorstadt 57. Werke von Beethoven, Käser (UA) und Schön- ‹Suisse Diagonales›: Do 11. bis Mi 31.1., The Bird’s Eye Jazz Club ÞS. 30. Performances von Schneiter: Fr 12.1., 19.30, berg. Weitere Infos: www.scc-concerts.ch Die Aussteller; So 28.1., 23.00, Teufelhof Programm bis Sa 10.2.: www.diagonales.ch JANUAR 2007 | PROGRAMM ZEITUNG | 7
GASTRO | FILM Wie auch immer und keine Angst, die Gastro-Sophie glaubt nicht, dass sie sich jetzt auch zur bildenden Kunst äussern muss. Obwohl, vielleicht noch ein letztes Wörtchen, gewisser- massen zur Architektur. Eine wunderschöne Villa ist das näm- lich, wenige Schritte vom Museum entfernt, so rein und fein und herrschaftlich. Sodass man geradezu ein ganz klein wenig enttäuscht ist, wenn man das Restaurant in der Villa Berower betritt, es kann nicht ganz mithalten mit diesem ersten Ein- druck. Ist es der Teppichboden (der sich eigentlich nie gut macht in einem Restaurant)? Egal, kommen wir zum Essen und beginnen mit der Kürbiscrèmesuppe, die uns schön wärmte, war es doch im Museum etwas kühl gewesen (sei aus Sorge um die teure Kunst oder um sich erhitzende BesucherInnen). Nach der Suppe liessen wir uns einen Antipastiteller mit Namen ‹Eros› bringen, der Mensch ist bekanntlich unersättlich. Und es sei, so legt uns die Psychoanalyse nahe, alles ein Phallussymbol, was länger als breit ist. Somit betrachteten wir die diversen Röll- GASTRO.SOPHIE chen und Knöllchen aus gegrilltem Gemüse, die Rondini und Eros essen Eros auf Involtini und sogar die vortrefflichen Parmesanbröckchen auch unter diesem Aspekt. Eros und Essen, Essen und Eros – dass die zwei was miteinander Sozusagen Höhepunkt aber war ein Feigengratin mit Zimtglacé haben, versteht sich von selbst. Wir müssen hier nicht eigens zum Dessert. Süss und sinnlich, heiss und kalt – ... (Man stelle die Forschungen und Resultate von Psychologie und Philoso- sich an dieser Stelle Geräusche vor, die in jeder anständigen phie, Ethnologie und Anthropologie, Biologie und Soziologie Zeitung der Zensur zum Opfer fallen müssen.) Überhaupt will zusammenfassen, auch sind so viele ‹-ien› gar nicht gut für den mir scheinen, dass das Restaurant Berower Park ein sehr guter Appetit. Kunst ebenso, liesse sich ergänzen, uns jedenfalls hat Ort ist für Desserts, für Kaffee und Kuchen auch, vor dem Eros, die Ausstellung ‹Eros› in der Fondation Beyeler die Esslust et- nach dem Eros oder ganz ohne. was gedämpft. Das hat jetzt aber nichts mit modischer Entrü- PS: Zu den vergleichsweise preiswerten Mittagsmenüs, die wir stung und altmodischer Moral zu tun, sondern einfach nur mit ausstellungsbedingt links liegen liessen, kann man immerhin Menge. Nach 250 Kunstwerken der Moderne (eigentlich schon feststellen, dass sie schön anzusehen waren und – so unsere Be- vorher) kann man schon mal genug kriegen von nackter Haut obachtung – auch mundeten. | Oliver Lüdi und rosigem Fleisch, Rückenakten und andren Nackten, von Restaurant Berower Park, Baselstrasse 77, Riehen, T 061 645 97 70, schwellenden und ragenden Formen. «Erbarmen», mag man da täglich 10.00—18.00. Foto: Anke Häckell flehen, «ich kann keine Brüste mehr sehen.» NOTIZEN Interkulturelles Kino Filme aus dem Iran Heimische Filmschau db. Über 40 Prozent der Gundeli-BewohnerIn- db. Im Rahmen der Ausstellung ‹Iran.com›, db. Alle Jahre wieder treffen sich die Filmpro- nen sind Eingewanderte aus aller Welt. Ihnen die derzeit in Freiburg i.Br. Einblicke in eine fis und -fans in Solothurn, um ausgiebig ihrer Begegnung und Partizipation zu bieten, sind wenig bekannte, faszinierende Kultur ver- Leidenschaft zu frönen. Im Zentrum steht die Anliegen des Vereins Querfeld, der seit Mai mittelt, bieten der TV-Sender Arte und das Vorjahresproduktion (2006) des viersprachi- 2004 die gleichnamige Quartierhalle auf dem Kommunale Kino im Januar jeden Sonntag gen helvetischen Filmschaffens sowie der im Gundeldingerfeld betreibt. Nach der ersten eine kostenlose Matinée mit aktuellen Doku- Ausland tätigen Schweizer FilmerInnen. Un- erfolgreichen Durchführung eines interkultu- mentarfilmen aus dem Iran an. Gezeigt ter dem Titel ‹Forum Schweiz› werden ausge- rellen Kinozyklus’ Anfang 2006, kann nun die werden vier ganz unterschiedlich erzählte, wählte Werke aller Genres, Längen und For- zweite Ausgabe als veritables Wochenend- sehr persönliche Geschichten; kurze Ein- mate präsentiert. Neben frei produzierten sind festival stattfinden. Gemeinsam mit Vertrete- führungen analysieren jeweils die geopoliti- auch Auftragsfilme, Arbeiten von Filmschulen rInnen verschiedener Migrantenvereine wur- schen Gegebenheiten. Den Auftakt macht die und internationale Koproduktionen zu sehen. den neun Filme ausgewählt, die sich auf unter- Vorabpremiere von ‹City Walls – My Own Pri- Zum zweiten Mal werden in einem Sonderpro- schiedliche Art mit dem Thema Migration vate Teheran› der in der Schweiz lebenden Re- gramm Musik-Clips vorgestellt. Die Retro- beschäftigen und Einblicke in andere Lebens- gisseurin Afsar Sonia Shafie, ein feinfühliges spektive ist dem Tessiner Kameramann Re- weisen gewähren. Ergänzend sind Musik, Porträt der Frauen ihrer Familie. ‹Das andere nato Berta gewidmet, der den Schweizer Film Tanz und kulinarische Spezialitäten aus den Gesicht des Iran› von Thierry Michel schildert wesentlich mitgeprägt hat. Programmiert sind beteiligten Ländern zu geniessen – kurdische, das Leben zwischen Traditionen und Refor- ferner frisch restaurierte Streifen aus der italienische, westafrikanische, tamilische und men. ‹Exile Family Movie – Einmal Mekka und Frühzeit des Mediums sowie aktuelle Filme schweizerische Kostproben aus Kultur und zurück› von Arash ist ein anrührender Film aus den Schweizer Nachbarregionen. In Dis- Küche. Das ‹Cinema Querfeld› wird von der über Exil und Heimat einer Grossfamilie. kussionen und Filmtalks wird über das Gese- GGG und der CMS unterstützt und ist für ein ‹Kino – Made in Iran› schliesslich ist dem ein- hene gefachsimpelt und gestritten. Bundesrat breites Publikum gedacht. heimischen Filmschaffen und seinen Akteu- Samuel Schmid wird mit Direktor Ivo Kum- Cinema Querfeld: Fr 12. bis So 14.1., Querfeld- ren gewidmet. mer die Filmwoche eröffnen. Halle, Gundeldingerfeld ÞS. 36 Iranische Dokumentarfilme: So 7., 14., 21. 42. Solothurner Filmtage: Mo 22.1., 17.30 bis und 28.1., 11.00, Kommunales Kino im alten So 28.1., www.solothurnerfilmtage.ch Wiehrebahnhof, Urachstr. 40, Freiburg i.Br. 8 | PROGRAMM ZEITUNG | JANUAR 2007
FILM | GASTRO Dreharbeiten zum Film ‹Der weisse Planet› NOTIZEN Nobelherberge db. Was haben Thomas Mann, Elizabeth Tay- BEWEGENDES LEBEN IM EIS lor und Casanova, Zoë Jenny, Strawinsky und Dokumentarfilm ‹Der weisse Planet› die Rolling Stones, James Joyce, Niki de Saint Phalle und Napoleon, Bob Dylan, Ella Fitzge- Thierry Piantanidas und Thierry Ragoberts Naturfilm zeigt die Lebensvielfalt in der rald und Picasso gemeinsam? Sie gastierten Arktis und warnt vor den Auswirkungen der globalen Erwärmung. im Basler Grandhotel Les Trois Rois bzw. Drei ‹Der weisse Planet› ist eine opernhafte Ode an die sprachlos machende Wildnis am Könige wie viele andere, meist wohlhabende Nordpol, an die Arktis, eine Parade von meisterlich fotografierten Naturbildern und Leute in den vergangenen 325 Jahren. Im März 2006 wurde die Nobelherberge nach zwanzig bewegten Szenen mit fantastischen und faszinierenden Tieraufnahmen. Die Arktis Monaten Renovationszeit wieder eröffnet, mit erscheint dem Laien unzugänglich, aber sie präsentiert sich in den wärmeren Monaten 101 Zimmern und Suiten sowie 150 Mitar- als eine bizarre, magische Landschaft aus gigantischen Eis- und Schneewüsten, mit beitenden. Und nun liegt eine edel gestaltete Gletschern und Felskathedralen inmitten von Meeresfluten. Der Film zeigt eine Natur- Dokumentation vor, die Vergangenheit und landschaft, die über die Jahreszeiten hinweg dauernd ihr Gesicht ändert. Aber er Gegenwart dieses Betriebs von verschiedenen macht sie auch zur eisbarocken Kulisse für ungewohnte und scharfe Blicke auf die Seiten beleuchtet: Vor- und Baugeschichte, mannigfaltigen Bewohner eines seltsamen Universums. Man sieht Polarbären auf der Architektur und Gastronomie, Besitzer, Perso- Jagd und beim Familienspiel, folgt Wölfen beim Herumstreifen, begleitet Robben und nal und Gäste. Die erste Monografie des Hau- Vögel und ist verblüfft über tausende von Karibus, von Rentieren, auf ihrer endlosen ses erzählt und ergänzt zugleich Stadt- und Wanderung zu Futterplätzen. Kulturgeschichte. Maximilian Triet, Anne Nagel, Michael Leuen- Drei Jahre lang haben die Filmrealisatoren – dieselben, die auch an populären Filmen berger: ‹Les Trois Rois›. Einblicke in die Ge- wie ‹Das Geheimnis der Zugvögel› oder ‹Mikrokosmos› beteiligt waren – mit mehre- schichte. Schwabe Verlag Basel, 2006. 267 S. ren Kamerateams gedreht. Das ergab über tausend Stunden Material, das auf kunst- mit zahlr. Abb., Ln., CH 80, ab 1.1.07 CHF 98). volle und raffinierte Weise zusammengeschnitten wurde. Recherchiert haben sie im Weitere Infos: www.lestroisrois.com hohen Norden Kanadas, in Grönland und in der sibirischen Tundra. Aber auch auf dem Packeis wurde gedreht und vor allem unter ihm: Selten hat man so eindrückliche, Faszination Tee db. Tee ist besonders im Winter ein begehrtes mitreissende Unterwasserbilder gesehen. Es sind famose Impressionen von Kleinst- Getränk, mit dem wir Wärme und Ruhe asso- kreaturen und mächtigen Walrössern mit ihren Babys oder Kraken auf Beutezug. ziieren. Dem weltweit verbreiteten «flüssigen Unbekannte Lebensräume Kulturgut» ist eine Ausstellung im Forum In diesem aussergewöhnlichen Film wird sichtbar, dass die Eiswelt am nördlichsten Schlossplatz gewidmet, die der Schauspieler Ende unseres wunderbaren und bedrohten Planeten ein unermesslich wertvoller Nähr- Walter Küng und der Schriftsteller Michel boden für unterschiedliche Lebewesen ist. Akustisch weitgehend von Natur- und ani- Mettler zusammen mit dem Gestalter Martin malischen Geräuschen orchestriert, nur sparsam mit Kommentaren ergänzt, entsteht Birrer als sinnliche Installation inszeniert haben. In vier Stimmungsräumen kann der ein verblüffendes Schauspiel über das harte Leben- und vor allem Überleben auf einer Weg des Teeblatts von der Pflückung bis in die gigantischen Bühne aus Eis und Schnee. Dort, wo garstige Stürme tosen und extreme Tassen nachvollzogen werden. Abschliessend Temperaturen den Rhythmus des Werdens und Vergehens prägen. Man taucht in kann man einige der porträtierten Sorten unbekannte Lebensräume von Walen oder Delphinen ein. Oder nimmt staunend und kosten und dazu eine «literarische Teekarte» bewegt an einem archaischen, unerbittlichen Duell zweier Moschusochsen teil, die um studieren. Als Begleitveranstaltungen werden die Vorherrschaft in der Herde buhlen. Tea-Times mit einem Teefachmann angebo- Dieser radikale Streit um tierische Macht hat tiefe Symbolik und führt letztlich zum ten, bei denen neben Tee-Literatur aus aller Kern der Sache. ‹Der weisse Planet› ist schliesslich nichts anderes, als ein Appell an Welt auch Ausschnitte aus Mettlers noch un- uns alle: das ökologische Gleichgewicht auf dem Globus nicht durch noch mehr Fehl- veröffentlichtem Tee-Roman zu hören sind. ‹Tee. Ein Phänomen›: bis So 4.2., Forum leistungen zu ruinieren und das globale Problem der Erderwärmung konsequenter Schlossplatz, Aarau. Tea-Times: Do 11.1. und Do und solidarisch anzugehen. Ein Appell aber nicht mit dem ideologischen Zeigefinger, 25.1., 20.00, www.forumschlossplatz.ch sondern durch das ästhetische Sichtbarmachen einer lebenserfüllten Wildnis, die Ausserdem: Chinesische Teeprodukte und Tee- buchstäblich wegzuschmelzen droht. | Michael Lang zeremonien bietet in Basel u,a, Olaf Sprenger an: www.aachina-sz.com Der Film läuft derzeit im Kultkino Movie JANUAR 2007 | PROGRAMM ZEITUNG | 9
THEATER | DIVERSES ‹Die Rückkehr des Mauerseglers›, Foto: Cédric G. Schwab (links); Alexander Hagmann (Mitte) NOTIZEN Orient meets Okzident db. Wer sich in verschiedenen Kulturen be- MEHR ALS KASPER UND CO. wegt, hat u.U. eine differenzierte Sicht auf die Figuren machen Theater Welt und kann zur Vermittlung, Verständi- gung und Horizonterweiterung beitragen. Vor Das Figurentheater Vagabu und das Vier-Städte-Festival ‹Von hier nach dort: Figu- etwas über einem Jahr organisierte Annette rentheater bewegt!› pflegen eine junge alte Kunst. Rommel vom Vorstadttheater erstmals die «Seid ihr alle da?» – «Jaaaa!» Für viele ist dieser Ruf die früheste Theatererinnerung. Veranstaltungsreihe ‹Orient meets Okzident›, Kasper, der freche Zipfelmützenmann mit der Hakennase und dem losen Mundwerk, nun folgt die zweite Auflage. Sie lädt zu Begeg- hat Generationen begeistert und geprägt – und damit auch unser Bild vom Figu- nungen mit Kulturschaffenden ein, die islami- rentheater. Aber so alterslos und liebenswert die Schar der Handpuppen auch ist, Figu- sche und europäische Werte kreativ verbinden rentheater kann mehr und ist mehr: Es ist eine traditionsreiche, in zahlreichen Kultu- und damit neue Perspektiven für Kunst und ren beheimatete Kunstform, die darstellende, bildnerische, musikalische und Politik eröffnen. Sechs Ausflüge in fremd- literarische Elemente in sich vereint. vertraute Gebiete werden angeboten, mit Theater, Musik, Poesie und Kindergeschichten Eine der zahlreichen Truppen, die sich dieser Kunst verschrieben haben, ist das 1978 in Deutsch, Französisch, Arabisch. Gäste sind von Maya und Christian Schuppli gegründete Figurentheater Vagabu. Als freies Thea- u.a. die Schauspielerin Malika Khatir, die Oud- terunternehmen ohne festes Haus, aber mit Werkstatt und Probenraum in Riehen, Spielerin und Sängerin Kamilya Jubran, der schöpft es immer wieder unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten und sparten- Verleger des in Basel domizilierten Lisan- übergreifende Spielweisen aus. So ist eine grosse Anzahl von Stücken für Alt und Jung Verlags für arabische Literatur, Hassan Ham- entstanden, mit denen Vagabu auf Bühnen, Festivals und in Schulen tourt. mad, die Autoren Gamil Atiya Ibrahim und Extreme Ausgangslagen Salim Alafenisch sowie eine multikulturelle Schulklasse des Sandgrubenschulhauses. Mit seiner neuen Produktion ‹Die Rückkehr des Mauerseglers – eine ornithologische Orient meets Okzident: Do 25.1. bis So 4.2., Fantasie› knüpft das Figurentheater Vagabu an die erfolgreiche Zusammenarbeit Vorstadttheater ÞS. 23 mit dem Autor, Musiker und Schauspieler Pierre Cleitman und dem Theater- und Filmregisseur Marc Feld an, aus der schon das letzte Stück ‹Kratochvil – eine panische Multikulti-Silvester Reise› nach dem gleichnamigen Comic von Nicolas Mahler entstanden ist. Doch db. Menschen aus rund 150 verschiedenen beschränken sich die Gemeinsamkeiten nicht nur auf das Team, auch inhaltlich gibt Kulturen leben im Kleinbasel; eine ‹multikul- es Berührungspunkte: War es in ‹Kratochvil› der kleine Büroangestellte, der sich statt turelle Silvesternacht› liegt also auf der Hand. in der vertrauten Fabrik in einer ihm fremden, unwirtlichen Welt wiederfand, was Nach der geglückten Erstausgabe vor einem zu einer tragikomischen Antisinnsuche führte – kongenial wurde der Strich des Zeich- Jahr, die rund 350 Gäste zählte, wird sie erneut durchgeführt – wobei eine höhere Teilnahme ners in bewegte Drahtgewebe übersetzt –, ist es diesmal der Stammgast Monsieur von Nicht-SchweizerInnen angestrebt wird, Louis, der unversehens zu einem Mauersegler wird. Ein Jahr lang wird er ein Feder- d.h. die Hälfte statt ein Drittel. Das Konzept kleid tragen, und werden wir mit ihm aus grossen Höhen die Welt neu und anders dazu stammt vom kurdischen Deutschlehrer erkunden. In beiden Stücken öffnen also extreme Ausgangslagen der Fantasie und Betreuer Atilla Toptas und dem Schweizer neue Räume. Zum Team dazugekommen sind der Tongestalter Michi Studer und Theaterregisseur und Kulturmanager Dieter der Filmer Alexander Hagmann – ein Crossover, das einen spannenden Theaterabend Zimmer. Als fester Kooperationspartner wur- verspricht. de das Kulturhaus Union gewonnen, dessen künstlerisches Programm neu die Ethnologin Vielfältiges Figurentheater Barbara Lüem verantwortet. Zahlreiche sozio- Wer sich ein umfassendes Bild davon machen möchte, was Figurentheater kann, erhält kulturelle Vereine aus Basel-Stadt und ver- weitere Gelegenheiten dazu. Zum zweiten Mal findet die Reihe ‹Von hier nach dort: mehrt auch aus dem Baselbiet werden mit Figurentheater bewegt!› in vier Häusern in Basel, Bern, St. Gallen und Winterthur Tanz, Musik, Animation und Gastronomie zu statt. Vier Stücke im Familienprogramm und drei Stücke im Abendprogramm wurden einem bunten, lebendigen Event beitragen. ausgewählt, um eine möglichst breite Palette des aktuellen Figurentheater-Schaffens Das Highlight dürfte auch diesmal die Wahl zu präsentieren. Durchaus möglich, dass dann auch wieder so ein guter, alter Kasper von Miss und Mister Kleinbasel 2007 sein. rufen wird: «Seid ihr alle da?» Und dass wir dann die Lungen füllen und herzlauthals Eine professionelle Moderation führt durch antworten ... | Christopher Zimmer den Abend, den eine Party mit verschiedenen Vagabu spielt ‹Die Rückkehr des Mauerseglers›: Mi 10.1., 20.00, Vorstadttheater Basel ÞS. 23 DJ’s abrundet. ‹Von hier nach dort›: Sa 6.1. bis Sa 10.2., Basler Marionettentheater ÞS. 41 Multikulturelle Silvesternacht: So 31.12., 19.00, bis Mo 1.1., 2.30, Union 10 | PROGRAMM ZEITUNG | JANUAR 2007
THEATER Serena Wey und Andreas Marti, Foto: ßßHeini Dalcher NOTIZ Theaterpassion db. Er habe eine «unerbittliche Forderung nach Wahrhaftigkeit in der Arbeit», sagte der Schauspieler Peter Brogle 1987 über den Regisseur Werner Düggelin, dessen Theater- leitung in Basel (1968–75) bis heute unver- gessen ist. Was diesen Menschen ausserdem auszeichnet, ist nun in einem von grosser Sachkenntnis und klugem Einfühlungsvermö- gen zeugenden Band nachzulesen. Verfasst hat ihn die Publizistin und Kritikerin Beatrice von Matt, die Düggelins Theaterarbeit von nahem erlebt hat. Das Buch enthält neben Gesprächen mit Düggelin und vier seiner langjährigen Kollegen ein fundiertes ‹Porträt in Fragmenten› sowie einen Anhang mit Zeug- nissen und Dokumenten. Es vermittelt leben- dige Einblicke in die Theatergeschichte seit den Fünfzigerjahren und weist der ‹Ära Düg- gelin› in Basel den gebührenden Platz zu. Ein Muss für Theaterfans und dank Beatrice von Matts Formulierkunst ein Lesegenuss. RUHELOSE HEIMATSUCHE Beatrice von Matt, ‹Werner Düggelin. Porträt ‹Der Schwimmer› im Theater Roxy und Gespräche›. Verlag Neue Zürcher Zeitung. 344 S., gb., Abb., CHF 44 Serena Wey, ‹theater etc.›, bringt einen Roman von Zsuzsa Bánk auf die Bühne. Aufgehoben am Wasser «Ich glaube an die Sprache, die Sprache ist Musik», sagt Serena Der Bruder schützt sich in einer eigenen Welt und Sprache und Wey und lacht. Seit 1986 realisiert sie regelmässig freie Theater- zieht sich ganz in sich zurück. Andreas Marti, der Schweizer und Musikprojekte, in denen sie als präzise Erzählerin und aus- Posaunist, der so sensibel auf seinem Instrument spielen kann, drucksstarke Schauspielerin glänzt. Mit der Umsetzung des Ro- hat die Musik zum ‹Schwimmer› komponiert und steht mit auf mans ‹Der Schwimmer› von Zsuzsa Bánk (geb. 1965 in Frank- der Bühne, als Figur des Isti, um die es Serena Wey zentral geht. furt) hat sie sich einem knapp 300 Seiten starken Prosatext Kata versucht mit aller Kraft, den Bruder in der Welt zu halten, verschrieben. «Es ist wie bei der Liebe. Plötzlich bist du verliebt sie haftet auf dem Boden. Serena Wey als Kata gibt sich in den in einen Text, den willst du zum Reden bringen. Die Musikalität Fluss der Sprache, der in Bánks Buch üppig ist, Isti verweigert der Sprache ist dabei zentral.» Die Liebe muss denn auch gross sich den Worten. Marti, der schon wiederholt mit Wey zusam- sein, betont Wey. Mit ihrer Bühnenversion der Erzählung ‹Das mengearbeitet hat, gibt Isti seine Sprache. Die Höhen und die Muschelessen› von Birgit Vanderbeke war sie über drei Jahre Tiefen seiner Welt, drückt er durch Musik aus. Die Geschwister unterwegs, und die tragikomische Geschichte Aglaja Vete- kommunizieren in unterschiedlichen Sprachen und verstehen ranyis, ‹Warum das Kind in der Polenta kocht›, führte sie rund sich doch. Ihre Verbindung ist eng, sie haben nur sich, denn der sechzig Mal auf. Wey schneidet den Text selbst mit grosser Sorg- Vater ist im übertragenen Sinne (und auf der Bühne tatsächlich) falt zu. «Ich ändere nichts, ich kürze nur. Ganz selten, dass ich abwesend. mal ein Wort einfüge.» Das Stück, so empfinden es Wey und Harbeke, ist fliessend und Für die Regie des neuen Stoffes konnte die Zürcher Theaterau- geometrisch zugleich. Wie Wasser, das Element der Figuren. torin und Filmemacherin Sabine Harbeke gewonnen werden. Der Vater, Isti und Kata, die mit einem Abschied, der keiner ist, Die Arbeit mit Harbeke, deren Stück ‹nachts ist es anders› der- zu leben versuchen, sind im Wasser aufgehoben. Der Blick der zeit am Theater Basel gespielt wird, ist ein Glücksfall. Auch sie Kinder trifft auf eine Welt, die sie nicht verstehen. Nur wenn geht vom Text aus, bleibt eng an der Sprache der Autorin. Aus sie am Wasser sind, wenn sie dem Vater zusehen, wie er seine der Textmasse des Romans wurden für die Bühne die drei weiten Bahnen zieht, und wenn sie selbst schwimmen, erleben Hauptfiguren herausgeschält: Der Vater und die Geschwister sie Momente der Leichtigkeit und des Glücks. | Arlette Schnyder Isti und Kata, die, nachdem die Mutter ohne Abschied in den Serena Wey | theater etc. spielt ‹Der Schwimmer›: Mi 17.1., 20.00 (Pre- Westen geflüchtet ist, sich selbst überlassen bleiben. Der Vater miere), Theater Roxy, Birsfelden. Weitere Daten ÞS. 40 verkauft Haus und Hof und beginnt mit seinen Kindern von Ort Buch: Zsuzsa Bánk, ‹Der Schwimmer›, Roman, Fischer Verlag. TB, 285 S., zu Ort zu ziehen. Verwandte und Bekannte nehmen die ruhelos CHF 16.50 Reisenden auf. Es beginnt eine lange Geschichte der Heimat- Sabine Harbeke, ‹nachts ist es anders› (Regie Alexander Nerlich): losigkeit, die aus der Sicht der Kinder erzählt wird. Schulbücher Fr 29.12., 20.15, und Mo 1.1., 19.15, Theater Basel, Kleine Bühne. 6 weitere abholen in einer neuen Schule, in einer neuen Klasse einen Aufführungen im Januar, www.theater-basel.ch Platz suchen, anders sein und bald wieder Abschied nehmen, ohne Hoffnung auf ein Wiedersehen. Jemandem lästig werden, zu viel sein, weiter müssen. Isti und Kata haben unterschied- liche Strategien, wie sie mit dieser ziellosen, sehnsuchtsvollen Lebensreise umgehen. JANUAR 2007 | PROGRAMM ZEITUNG | 11
LI TERATUR SCHULDGEFÜHLE Buchbesprechung Das Wort war verloren gegangen. Der Professor wollte seinem Sohn einen Sherry an- bieten, doch der Name f ür dieses süsse Zeug fiel ihm einfach nic ht mehr ein. Ist ja auch nicht mehr so wichtig, immer das passende Wort zu finden. Der alte Herr Sander lebt in seiner Welt mit eigenen Gesetzen. Damit hat die Enk elin Lili, die f ür den Professor unwiderruflich seine verstorbene Frau Anna ist, wenig Mühe. Wenn sie ihn besucht, lässt sich der betagte Herr auch mal zum Tanz verführen. Anders ergeht es Sohn Ernst, der sich schwer tut mit den Irrungen und Wirrungen seines einst so lebens- Annette tüchtigen Vaters. Da kann es passieren, dass der geduldige Ernst sich dazu hinreissen lässt, seinen Vater als Gemüse zu betiteln. Und der Professor, wie aus tiefem Schlaf Pehnt erweckt, antwortet heiter: «Nicht schlecht. Gemüse.» Haus der Schildkröten Jeden Dienstag k ommt Ernst, von Beruf Lehrer und verlassener Ehemann, ins Haus Roman Ulmen. Ein Pflichtprogramm, das ihn mit Regina verbindet, die ebenfalls am Dienstag Frau von Kanter, ihre grimmig-v ers t ummt e Mut t er besucht. Der Zuf all will es, dass sich die beiden im Altersheim begegnen, dort, wo das Leben Endstation, in ihrem Fall jedoch Neuanfang bedeutet - oder bedeuten könnte. Die ritualisierten Visiten von Ernst und Regina legen den Boden, auf dem sich die scheue Annäherung zwischen ih- nen anbahnt. Die Elternbesuche, geprägt von emotionaler Unsicherheit in Anbetracht des nahen Todes und dem Schuldgefühl, leben zu dürfen, werden für die erwachsenen Kinder zu einem unverhofften Spielraum der Gefühle. Und die Urlaubsdestination LITERA-PUR Malaysia schliesslich z um zweiwöchigen Ausbruchsversuch. Denn dort is t Haus Ulmen fern und das eigene Leben greifbar nah. In ihrem dritten Roman erzählt Annette Pehnt Geschichten Der dreiz ehnt e Monat Wie säh er aus, wenn er sich wünschen ließe? vom Abschied: Jener der Eltern von ihrem Leben und jener der Kinder von ihren Schaltmonat wär? Vielleicht Elfember hieße? Eltern. Aus der Optik der Aussenstehenden verfolgt die Erzählerin das Leben der vier Wem z wölf genügen, dem ist nicht zu helfen. Hauptfiguren, die allesamt miteinander verwoben sind. Während Professor Sander Wie säh er aus, der dreizehnte von zwölfen? und Frau von Kanter auf den Tod warten, warten Regine und Ernst auf das Leben. Klug gebaut, mit jener gesunden Distanz erzählt, die den Kindern Vater und Mutter gegen- über abgeht, beschreibt Pehnt diese «Schicksalsgemeinschaft». Es ist ein sachlicher Du schweigst? Er schweigt. Ton, den die 1967 geborene Autorin anschlägt, und gleichwohl schwingen Wärme und Es tickt die Zeit. Das fahr dreht sich im Kreise. Respekt für die alten Heiminsassen mit. Wenn etwa die Erzählerin die wilden Eskapa- Und werden kann nur, was schon immer war. den der Frau Hint beschreibt, die allabendlich zu Herrn Lukan schleicht und so die ihr Geduld, mein Herz. Im Kreise geht die Reise. verbleibende Zeit glücklich zu verbringen weiss. Eindringlich, tiefgründig und sehr Und dem Dezember folgt der Januar. lebensnah umkreist Annette Pehnt so schwergewichtige Themen wie naher Tod, ferne I Er ich Kä st n e r Zukunft und das Leben dazwischen. Und sie tut dies mit einer Unaufgeregtheit, die aus (D e r d re ize h n t e M o n a t ) vielleicht in der Gewissheit liegt: Leben-Können bedeutet Abschiednehmen. I Co rin a L a n f ra n ch l An n e tte Pe h n t ,
LITERATUR Allgemeine Lesegesellschaft Basel. Foto: Friedel Ammann NOTIZEN Rund ums Buch db. Die Literaturvermittler in Basel sind in Bewegung: Mitte Oktober rief Matthyas Jenny zusammen mit seiner Partnerin, der Buch- händlerin Ursula Wernle, das Kleine Literatur- haus Basel ins Leben, das gar nicht so klein ist und bei seinen ersten Lesungen im Dezember sehr gut besucht war. Die 220 Jahre alte Lese- gesellschaft hat mit Albert M. Debrunner einen neuen Präsidenten und macht mit attraktivem Werbematerial auf ihre Angebote aufmerksam, neue Mitglieder sind willkom- men! Das Literarische Forum, bis Ende 2006 von Anna Wegelin und Sibylle Mauli geleitet und im Vorstadttheater zu Gast, wird sich im Frühjahr mit einem neuen Konzept prä- VON DER LESE-ANSTALT ZUR MEDIATHEK sentieren. Die Antiquarin Patricia Schiess und 200 Jahre ABG der Buchhändler Urs Heinz Aerni (Buchhand- Die grösste öffentliche Bibliothek in Basel feiert ihr Jubiläumsjahr 2007 mit einer lung D’Souza) schlossen ihre Läden, Letzterer Fülle von speziellen Angeboten und Aktivitäten. bietet nun online diverse literarische Dienst- leistungen an, ab 2007 auch eine ‹Störbuch- Als ‹Leseanstalt für die Jugend› hat sie einst begonnen, auf dem Münsterplatz, heute handlung›: Zusammen mit André Wigger umfassen die Allgemeinen Bibliotheken der GGG ( ABG ) eine Haupt- und sieben Ne- stellt er an beliebigem Ort und in der Manier benstellen. Die Gründung der Bibliothek stand 1807 noch unter dem Zeichen der Ab- einer Tupperwareparty, Bücher vor. schreckung: die Jugend sollte vor «ungesunder Lesewuth» bewahrt, die Lektüre «abge- www.literaturhausbasel.ch schmackter oder schlüpfriger Romane» erschwert werden. Die «Lesewuth» hat seither www.lesegesellschaft-basel.ch ziemlich nachgelassen, heute haben Bibliotheken längst andere Sorgen, auch die ABG . www.litforum.ch Heute geht es darum, die Leselust aufrecht zu erhalten, sie zu fördern, sie mit ver- www.buchservice.page.ms schiedenen Mitteln zu bedienen. Gelesen wird ja immer noch, aber die jüngere Gene- Russische Gäste ration hat andere Lesegewohnheiten – und liest anderes. Das Sortiment der ABG um- db. Die Literatur Russlands prägt den dies- fasst denn auch nicht nur Bücher und Zeitschriften. Hier können CD s, Videos, Spiele, jährigen Zyklus ‹Wintergäste›, der von der DVD s ausgeliehen werden, und inzwischen machen diese Medien auch gut ein Drittel Baselbieter Kulturabteilung und dem Burghof des Angebotes aus. In die acht Standorte lockt aber noch mehr, denn ausgeliehen wer- Lörrach in Kooperation mit anderen Veranstal- den auch Landkarten, Musiknoten, Dias, Sprachkurse, Playstation-Games. In Basel tern realisiert wird. Die szenischen Lesungen und Umgebung sind die ABG die grösste Mediathek – und längst ein unverzichtbarer mit bekannten Theaterleuten finden jeweils in Bestandteil des kulturellen Lebens unserer Stadt. Liestal und Lörrach statt und haben ein treues Publikum. Eine besondere Attraktion ist dies- Vielfältige Leseförderung mal die integrale Darbietung des ‹Doktor Schi- Ein rundes Jahr lang wird nun der 200. Geburtstag gefeiert. Das grosszügigste Ange- wago› von Boris Pasternak; man kann sie an bot erwartet die 16- bis 25-Jährigen; sie bekommen ein Gratis-Jahresabo für die ABG . einem freien Sonntag in drei Etappen im Gesucht werden, in zwei Wettbewerben, die schönsten Lesezeichen und die besten Fo- Kloster Schönthal geniessen, bei passender tos von Bibliotheksräumen und -menschen. Während der Museumsnacht werden Le- Kost aus der Klosterschenke. An weiteren vier seratten oder Bücherwürmer ausgiebig verwöhnt, die Palette reicht von erotischen Sonntagen kommen Texte von zwei Gegen- Kurzhörspielen bis zu Krimi-Cocktails. Auf dem Jubiläumsprogramm stehen ferner wartsautorinnen und zwei Klassikern zu Ge- Torten zum Weltbuchtag, eine Filmnacht für Kinder, ein Lese-Tram, Spiele und eine hör. Parallel dazu zeigt das Landkino fünf Ausstellung von Bestsellern aus den letzten 200 Jahren. Diese sind zugleich Gegen- Filme nach russischen Literaturvorlagen. – stand einer Vortragsreihe in Kooperation mit der Volkshochschule beider Basel. Mitte Die aktuelle Menschenrechtslage in Russland beschäftigt u.a. das Deutschschweizer Pen- Februar wird in der Barfüsserkirche mit einem Festakt gefeiert, und eine veritable Zentrum. Zu seiner Unterstützung präsentie- Festschrift gibt es auch schon. ren zwei seiner Mitglieder eine Hommage an Mit ihren Jubiläumsaktivitäten wenden sich die ABG besonders an die junge Genera- die russische Lyrikerin Mascha Kaléko. tion. Die wirkungsvollste Leseförderung betreiben die Bibliotheken allerdings schon ‹Wintergäste›: So 7.1. bis So 11.2., ÞS. 38, längst, und zwar mit der Vielfalt ihres Angebots. Der heutigen Jugend ist der Umgang Landkino im Sputnik, Liestal ÞS. 37 mit digitalen Medien selbstverständlich, zwischen Büchern, Zeitschriften und elektro- Duo Kernbeisser mit Mascha Kaléko: Do 18.1., nischen Medien wird kaum ein Unterschied gemacht. Die verschiedenen Gefässse 19.30, Hotel Merian. www.pen-dschweiz.ch werden gleichzeitig und nebeneinander genutzt, und viele Jugendliche bewegen sich in der Überfülle an Informationen wie in einem Einkaufszentrum. Hier setzen die ABG ein, indem sie die diversen Medien gleichzeitig anbieten – und deren Bedeutung und Vorzüge deutlich machen. | Martin Zingg Jubiläumsprogramm ABG: www.abg.ch Festschrift: Robert Barth (Hg.), «Ungesunde Lesewuth» in Basel. Allgemeine Bibliotheken der GGG 1807 bis 2007. 185. Neujahrsblatt der GGG. Schwabe Verlag, Basel 2006, 156 S., zahlr. Abb., br., CHF 35 Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige (GGG): www.ggg-basel.ch JANUAR 2007 | PROGRAMM ZEITUNG | 13
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