Prachtstoff - Schaufenster - DiePresse.com

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Prachtstoff - Schaufenster - DiePresse.com
Nr. 35/20.10.2017

                    Schaufenster

                                   Prachtstoff
                                          Pariser Noblesse: Haute Couture
                                       Globale Lebensart: Diego della Valle
                                    MoMA in Paris: Fondation Louis Vuitton
                                        Glitzernde Geometrie: Kim Thomé

                      Luxus
                                       Kulinarische Ozean-Schätze: Azoren
                                              ab Seite 54 Kulturprogramm
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EDITORIAL
                                                                                                                                                                             Bild der Woche
                                                                              L   uxus ist, was du dir gönnst“, lautet das Zitat auf der
                                                                                  Schlussseite dieser Ausgabe – wie immer mit leisem
                                                                              Humor von Nina Ober illustriert. Ein besonders zutref-
                                                                                                                                                        Chronist Afrikas. Er war einer der Großen der afrikanischen Fotografie und
                                                                                                                                                      Chronist des Lebens der 1960er: Malick Sidibé, 1936 in Mali geboren, 2016 ge-
                                                                                                                                                      storben. Die Fondation Cartier zeigt die Solo-Schau „Mali Twist“ (bis 25.2.2018).
                                                                              fender knapper Satz. Luxus zu definieren, ist für viele
                                                                              Magazine, die sich den Schönwetterthemen (wie es
                                                                              „Presse“-redaktionsintern einmal jemand genannt hat)
                                                                              widmen, eine immer wiederkehrende Aufgabe. Oft sind
                                                                              dann vorgeblich konsumkritische Sätze wie „der wahre
                                                                              Luxus ist mehr Zeit“ das Ergebnis. Was aber, wenn man
                                                                              auch Dinge mögen dürfen will? Der erwähnte Satz
                                                                              „Luxus ist, was du dir gönnst“ lässt indes Spielraum
                                                                              offen: Luxus kann heißen, sich für eine Haute-Couture-
                                                                              Robe zu entscheiden – für diesen Fall liefern wir in die-
                                                                              sem Heft Vorschläge, die wir in Paris in Szene gesetzt
                                                                              haben. Luxus kann für jemand anderen bedeuten, sich
                                                                                                           einmal im Leben ein Flugti-
                                                                                                           cket auf die Azoren zu gön-
                                                                                                           nen. Luxus kann aber auch
                                                                                                           sein, sich für eine klitze-
                                                                                                           kleine Wunde ein unnötig
                                                                                                           großes, aber eben sehr
                                                                                                           beruhigend großes Stück
                                                                                                           Pflaster abzuschneiden.
                                                                                                           Gönnung ist relativ. s

                                                                                                              Anna Burghardt,
                                                                                                              Stellvertretende Chefredakteurin

                                                                                           Ein Bild von Stein                                                                                                 Im Netz
                                                                              Geometrie. Gold ist für ihn nicht nur Material, sondern auch                                                         Alter und Schönheit. Models ab 60
                                                                              Farbe: Der Schmuckkünstler Michael Becker setzt es als solche für                                                    können mittlerweile genauso erfolg-
                                                                              seine geometrischen, rauen Miniatur-Steinlandschaften ein. Bis                                                       reich sein wie ihre jüngeren Kollegen.
                                                                              19.11. in der Wiener Galerie Slavik, die sich auf zeitgenössische                                                    Oder sie sind Lauren Hutton:
Cover: Elizaveta Porodina . Fotos: Reuters/Alessandro Garofalo, beigestellt

                                                                              internationale Schmuckkunst spezialisiert hat.

                                                                                                                                                   Blaues Wunder
                                                                                                                                                  Prozente gewinnen: Ein Gin Tonic
                                                                                                                                                  wie ein Zaubertrick: Färbende Blüten
                                                                                                                                                  geben dem Illusionist Dry Gin seine
                                                                                                                                                  höchst ungewöhnliche blaue Farbe.
                                                                                                                                                  Beim Kontakt mit Tonic entsteht ein                   Schaufenster.DiePresse.com
                                                                                                                                                  Rosa. Wir verlosen eine Flasche auf:              Facebook.com/diepresseschaufenster
                                                                                                                                                  Facebook.com/diepresseschaufenster.                Instagram: @diepresseschaufenster
                                                                                                                                                                                                         Snapchat: schaufenstermag

                                                                                                                                                                                                                          Schaufenster    3
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P. 4 0 0 0

P R Ä Z I S I O N, Z UVE R L Ä SS I G K E I T U N D K R A F T – DAS AU TO M AT I K K A L I B E R P.4 0 0 0, DAS

N U R 3, 9 5 M M STA R K I ST, M IT D E ZE NTRALE M M I KR O M OTO R U N D E IN E R GAN G R ES E RVE

VO N 72 ST U N D E N VE R S I E H T S E I N E N D I E N ST I N D E R N E U E N LU M I N O R D U E 3 DAYS

             AU TO M AT I C ACC I A I O. E I N FAC H H E R AU S R A G E N D E T EC H N O LO G I E .
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                        K U LT                                                          3
                             Goldfinger
                        SCHIAP
                              ARELL
                                      I

                                              9
                                                      1. Tasche von Casadei, 570 Euro, bei
                                                      Popp & Kretschmer, Kärntner Straße 51,
                                                      1010 Wien.
                                                      2. Damenlook von Iris van Herpen,
                                                      www.irisvanherpen.com

            2                                         3. Ring aus der Century Collection von
                                                      Juwelier Wagner, 3620 Euro, Kärntner
                                                      Straße 32, 1010 Wien.
                                                      4. Damenlook von Atelier Versace,
                                                      Trattnerhof 1, 1010 Wien.
                                                      5. Damenlook von Alexandre Vauthier,
                                                      www.alexandrevauthier.com
                                                      6. Stiefelette von Balenciaga, 675 Euro
                                                      bei Amicis, Tuchlauben 11, 1010 Wien.

                                                  8   7. Anti-Aging Pflege Re-Nutriv von Estee
                                                          Lauder, 50ml, 305 Euro, im Fachhan-
                                                             del erhältlich.
                                                             8. Kompaktpuder von Dior, 51,95
                                                             Euro, im Fachhandel erhältlich.
                                                             9. Brille von Longchamp, 185 Euro,
                                                             Graben 14, 1010 Wien.

                    5
                                                                                                  Redaktion: Barbara Zach, Fotos: Beigestellt, Marion Leflour

                                              6                  Pop-up Store
                                                      ★ 1040. Der Modepalast organisiert noch
                                                      bis 25. November im Headquarter einen
                                                      temporären Shop für Mode, Schmuck,
                                                      Accessoires & Lifestyleprodukte von un-
                                                      abhängigen Designern und kleinen Ma-
                                                      nufakturbetrieben. Dienstag bis Freitag
                                                      10–19 Uhr, Samstag 10–16 Uhr, Schleif-
            4                             7           mühlgasse 15, 1040 Wien.

10   Schaufenster
KRAFT IN IHRER
                                                     ELEGANTESTEN FORM.

                                                                        Subjekt und Objekt.
                                                                      Mensch und Maschine.
                                                                       Wenn Gegensätze zu
                                                                   Gemeinsamkeiten werden,
                                                                       verschmelzen Fahrer
                                                                  und Fahrzeug wie nie zuvor.
                                                                       Und dank innovativer
                                                                      intuitiver Technologie
                                                                         entsteht perfektes
                                                                     Zusammenspiel. Das ist
                                                                        unsere Philosophie.

                                                                        DRIVE TOGETHER

                                                                                                                                         JETZT AB
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  15.000 km/Jahr, Eigenleistung: € 6.000,–, Restwert: € 10.820,–, Angebot freibleibend. Ist der Leasingnehmer Verbraucher, trifft ihn kein Restwertrisiko und er ist auch nicht
  zum Ankauf verpflichtet. Exkl. einmaliger Vertrags- und Bearbeitungsgebühr. Aktionszeitraum: Vertragsabschluss bis 30. Dezember 2017. Verbrauchswerte: 5,0 – 7,1 l/100 km,
  CO2-Emissionen: 132 – 162 g/km. Symbolfoto. MEHR UNTER MAZDA.AT
ATELIER
                                                     Collier „Tingel“ von Schullin

                                                                                                            Geduldsspiel.
Teamwork.
                                                                                                            Allein jedes dieser
Potente
                                                                                                            Collier-Einzelteile
Grafikprogramme
                                                                                                            erfordert zahlreiche
spielen eine wichtige
                                                                                                            händische
Rolle im Atelier am
                                                                                                            Arbeitsschritte.
Wiener Kohlmarkt.

                                                                                                             Feinschliff.
                                                                                                             An jedem Stück wird
            Adlerauge.                                                                                       buchstäblich gefeilt,
        Ein Raum des                                                                                         bis die Oberfläche
     Ateliers dient der                                                                                      des Goldes absolut
      Entwurfsarbeit,                                                                                        perfekt ist.
              einer der
           Umsetzung.

                                                                                              Vielseitig.
                                                                                            Das Rotgold-

S  o manches Detail wird auf dem Bildschirm riesengroß: Herbert und Lukas
   Schullin und die Mitarbeiter der Entwurfsabteilung feilen im Atelier bis in
die letzte Winzigkeit an den Einzelstücken. Diese zeichnen sich durch eine
                                                                                       Weißgold-Collier
                                                                                        kann so oder so
                                                                                     getragen werden –
ebenso ausgeklügelte wie überraschende Linienführung aus. Bevor ein Stück            dank verschieden-
tatsächlich so weit ist, dass es in langer Arbeit an einem der Goldschmiede-             farbiger Seiten.
                                                                                                                                     Fotos: Carolina Frank

Arbeitsplätze gefertigt werden kann, sind zahlreiche Schritte und Modelle not-
wendig. Und um an außergewöhnliche Steine heranzukommen, reisen die
Schullins schon einmal in schwer zugängliche Abbau-Gebiete. s
Weitere „Atelier“-Texte finden Sie auf Schaufenster.DiePresse.com/atelier

12   Schaufenster
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                Carlton sofa ab € 2.139,-      Lugo coffee table ab € 279,-   Imola lounge chair ab € 1.649,--

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Trägerlose Robe mit perlenbesticktem Oberteil und Cape in bismarckrotem Seidenchiffon von Schiaparelli Haute Couture.

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                               Prunkvoller Rahmen für höchste Schneiderkunst:
                       Wir haben Haute Couture im legendären Le Bristol Paris inszeniert.
                                                      Fotos: Elizaveta Porodina   Produktion: Barbara Zach

14   Schaufenster
Handbemalter und bestickter Abendmantel aus naturfarbenem Kaschmir mit zweifarbig drapiertem Kleid von Christian Dior Haute Couture.

                                                                                                                              Schaufenster   15
Kleid aus besticktem Tüll und plissiertem Satin mit appliziertem Federblumenschmuck, Hut aus besticktem Organza von Chanel Haute Couture.

16   Schaufenster
Kokonkleid mit Blütenapplikationen aus Nerz und Marcamé von Fendi Haute Couture.

                                                                                   Schaufenster   17
Ärmelloses Kleid aus Tüll, bestickt mit Perlen, Pailletten, Seidenblättern und Federn von Elie Saab Haute Couture.

18   Schaufenster
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          Tel. (+43) 1 546 47-0, info@frederiqueconstant.at
          frederiqueconstant.com
Links oben: Mantel aus Kaschmir mit Prägungen an der Vorderseite, Shirt aus
                        Crêpe und hochgeschlitzte Wollhose von Valentino Haute Couture.

                    Rechts oben: Kleid aus Jersey mit gestrickter Halskrause von Maison Margiela
                                        Artisanal designed by John Galliano
                             Links unten: Brautkleid von Jean Paul Gaultier Couture.

                    Cover: Samtjacke mit tiefem Ausschnitt, Cape in Form einer Krinoline aus Tüll,
                                     Kopf und Ohrschmuck von Armani Privé.

                      Produktion & Styling: Barbara Zach/www.barbarazach.com ☆ Foto: Elizaveta Porodina/www.sonja-
                     heintschel.com ☆ Haar/Make-up: Michelle Rainer/www.monikaleuthner.com ☆ Model: Polina Organi-
                      cheva/www.nikmodelmanagement.com ☆ Licht: Josef Beyer ☆ Location: Vielen Dank an das Hotel
                      Le Bristol Paris, www.le-bristol.grandluxuryhotels.com BEZUGSQUELLEN: Armani Privé, www.ar-
                       mani.com ★ Chanel, www.chanel.com ★ Christian Dior, www.dior.com ★ Elie Saab, www.eliesaab.
                      com ★ Fendi, www.fendi.com ★ Jean Paul Gaultier, www.jeanpaulgaultier.com ★ Maison Margiela,
                        www.maisonmargiela.com ★ Schiaparelli, www.schiaparelli.com ★ Versace, www.versace.com

20   Schaufenster
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Kroko. Diego Della Valle inmitten seines
 luxuriösesten Materials.

                                    „Früher gab es mehr
                                       Großzügigkeit“
             Er gehört zu den einflussreichsten Konzernchefs der globalen Luxusbranche. Ein
                                                                                              Foto: Emanuele Scorcelletti

             Gespräch mit Diego Della Valle über seine Auffassung der gehobenen Lebensart.
                                              Interview: Daniel Kalt

22   Schaufenster
S
               ein Wort hat in Italien Gewicht: Als Neuerfinder des   Studieren, damit ich Anwalt werde. Das habe ich auch getan, was
               von seinem Großvater gegründeten Unternehmens          mich aber mehr interessiert hat, war, den Handwerkern in unseren
               hat Diego Della Valle in kaum vier Jahrzehnten die     Schuh-Produktionsstätten bei der Arbeit zuzuschauen. Mit 21 bin
               Marke Tod’s zu einem Prestigeobjekt der italieni-      ich dann zurückgekommen und in das Unternehmen eingestiegen.
               schen Luxusbranche gemacht. Gemeinsam mit                  Der Schlüssel zum internationalen Erfolg war die Präsentation
               seinem Bruder Andrea leitet er die Geschicke der in        des heute weltberühmten Gommino-Mokassins.
               den Marche beheimateten Firma und macht immer          In der Tat, mit dem „Gommino d’inverno“, wie wir ihn nennen, ist
wieder im öffentlichen Leben Italiens von sich reden. Das Land        uns etwas Außerordentliches gelungen, fast eine kleine Revolution:
und seine Menschen, auch das kulturelle Erbe zu unterstützen, ist     Wir haben das Leder, ein edles Material, mit dem bis dahin als
Della Valle ein persönliches Anliegen. Dem „Schaufenster“ erzählt     unedel angesehenen Gummi für die Sohle dieses Sportschuhs
er, wieso Tod’s besonders gut nach Wien passt, wie Großzügigkeit      vereint, und das mit einer handwerklich ausgezeichneten Verarbei-
und Reichtum nicht unbedingt zusammenhängen und inwiefern             tung. Diese Kombination war damals etwas Unerhörtes. Ich habe
Luxus heute etwas anderes bedeutet als in gar nicht so ferner         aber immer daran geglaubt, dass Gummi sehr positive Eigen-
Vergangenheit.                                                        schaften hat und nichts dagegen spricht, ihn in eine höhere Sphäre
                                                                      des Lifestyle, wenn Sie so wollen, einzuführen.
   In diesem Jahr hat Tod’s seine erste Boutique in Wien eröffnet,        Hat es etwas auf sich mit der festgesetzten Anzahl der 133
   was vielen Freunden der Marke sehr gefallen hat. Wie erklären          Gumminoppen, die dem Gommino seinen Namen geben?
   Sie sich diese positive Erwartungshaltung, und wie passt Tod’s     Jedenfalls keine besondere Zahlenmystik. Die Anzahl der Gommini
   zu Wien?                                                           ist einfach das Ergebnis vieler technischer Studien, die zur best-
Ich denke, wir sind ebenso elegant wie Wien mit seiner grandiosen     möglichen Anordnung der Noppen entlang der Sohle geführt
Vergangenheit. Darum haben wir auch seit vielen Jahren nach           haben. Eine tiefere Bedeutung muss man nicht suchen.
einem geeigneten Ort für unseren Store gesucht und am Graben              Dieser Schuh war wegen seiner Mischung aus edlen und unedlen
endlich auch gefunden. Für mich gehört Wien zu den Städten, in            Codes etwas völlig Neues: Muss man, um erfolgreich zu sein, den
denen die Bedeutung von Tod’s und der Begriff von Luxus, für den          Mut haben, mit Regeln zu brechen?
wir stehen, am besten zur Geltung kommt – ebenso wie etwa in          Natürlich geht es auch darum, ja: Man muss innovativ sein und sich
Mailand, Paris oder London.                                           etwas trauen, in der Mode wie in allen anderen Branchen. Es reicht
   Ende der Siebzigerjahre haben Sie sich für die Neugründung der     aber nicht aus, etwas Neues zu machen, wenn dafür kein Bedürfnis
   Firma, die aus dem von Ihrem Großvater gegründeten Unter-          besteht. Das ist ebenfalls ganz essenziell. Nur eine neue Form zu
   nehmen hervorgegangen ist, die Eleganz der Italiener als Leit-     finden für etwas eigentlich Unnotwendiges, das reicht nicht aus.
   motiv auserkoren. Was war Ihr Hintergedanke?                       Heute weniger denn je.
Eher als um die italienische Eleganz habe ich auf unsere Lebensart        In einem von der Tod’s-Kommunikationsabteilung ausge-
gesetzt, den sogenannten Italian Lifestyle. Nehmen Sie nur das            sandten Dokument über die Unternehmensphilosophie sind
Beispiel eines einfachen Gerichts, nämlich eines                                       Schlagworte wie Authentizität, Qualität, Hand-
Tellers Spaghetti: Wenn sie gut gemacht sind, wie                                      werkskunst oder Luxus zu finden. Erreicht man mit
nur wir Italiener uns darauf verstehen, sind sie        „Sportlichkeit                 solchen Begriffen auch die von der Luxusindustrie
unvergleichlich köstlich, und dabei doch ganz                                          so stark umworbene junge Generation?
einfach. Ebenso wie ein kleines Landhaus in den           auf einen                    Die Sprache ändert sich vielleicht, aber das, worum
Hügeln der Toscana wunderschön sein kann, ohne                                         es geht, ist im Kern noch immer dasselbe und wird
besonders raffiniert ausgestattet zu sein. Das alles
                                                         Nenner mit                    weiterhin geschätzt. Die Herausforderung besteht
gehört für mich zu unserem Vermögen, uns das                                           für Unternehmen wie das unsere darin, auf die
Leben zu verschönern – ohne dabei unbedingt in
                                                       urbaner Eleganz                 jeweils passende Weise zu vermitteln, wofür wir
jeder Situation elegant zu sein.
   Es heißt, dass Ihnen dieser Einfall während eines
                                                          bringen.“                    stehen. Die jungen Leute suchen heute nach Orien-
                                                                                       tierung und finden diese bei Marken, die sie mit
   Aufenthalts in den Vereinigten Staaten                                              einer klaren Aussage, gestützt von einer langen
   gekommen sei.                                                                       Tradition, abholen. Wir müssen es schaffen, sie mit
Das hat sich so als Legende etabliert – ich würde eher sagen, was     dem richtigen Storytelling zu erreichen.
ich in den USA verstanden habe, ist die Bedeutung der Wochen-             Also auch die jungen Leute, die zur Gänze im digitalen Zeitalter
endkultur für das moderne Leben. In Italien war es lange Zeit             groß geworden sind.
üblich, sich am Wochenende besonders schön anzuziehen, weil           Selbstverständlich. Gerade die digitale Welt bietet ja eine Vielzahl
man sich da auf der Piazza der Städte zeigte und unter die Leute      an Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen, auf verschiedensten
ging. In den USA war es genau anders herum, das Wochenende war        Kanälen. Von YouTube bis Instagram finde ich ja nichts anderes,
die Zeit für einen „casual look“, für das Bequeme und Entspannte.     jedes einzelne Foto im Internet soll eine Geschichte erzählen. Um
Darum habe ich versucht, das Sportliche auf einen Nenner mit          uns Gehör zu verschaffen, müssen wir heute wie einst die
einer urbanen Eleganz zu bringen und so etwas Neues zu schaffen.      passenden Botschafter finden. Früher waren das Gianni Agnelli
Wenn das Sportliche nämlich nicht elegant ist, wird es zur            oder Lady Di, heute sind es eben andere Persönlichkeiten.
Tragödie.                                                                 Ist die heutige Bedeutung von Luxus noch dieselbe wie vor ein,
   Hat Ihr Vater von Anfang an verstanden, was Sie mit dem Unter-         zwei, drei Jahrzehnten?
   nehmen vorhatten?                                                  Luxus ist heute viel weniger statisch als in der Vergangenheit.
Eigentlich wollte mein Vater, dass ich einen anderen Beruf ausübe,    Früher haben edle Materialien, gute Verarbeitung, stilvolle Anmu-
etwas Ordentliches lerne. Darum hat er mich losgeschickt zum          tung die Menschen länger zufriedengestellt und eindeutig etwas           »

                                                                                                                           Schaufenster   23
My Gommino. Das „My Gommino“-Pro-
                                                                                                          jekt erlaubt es Kunden, das bekannte
                                                                                                          Schuhmodell in einem Online-Tool nach
                                                                                                          eigenen Wünschen zu adaptieren.

                                                                           ein anderes das Prestige und die Geschichte von Italien repräsen-
    Kunstvoll. Im Hauptquartier von Tod’s
                                                                           tiert, ein persönliches Anliegen.
    sind vielerorts Kunstwerke aus Diego
                                                                              Ein politisches Amt in Italien streben Sie jedoch nicht an?
    Della Valles Sammlung zu sehen. Hier
    eine Installation von Jacob Hashimoto.                                 Nicht im Rahmen der Parteipolitik. Wenn ich Politik als etwas
                                                                           begreife, das ich für andere tun kann, dann bin ich schon politisch
                                                                           aktiv, und das ist für mich ausreichend.
»   Luxuriöses bedeutet. Heute erwarten sich die Kunden auch im               Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass der österreichische
    Luxussegment schnelleren Wechsel, mehr Abwechslung. Ein                   Designer Arthur Arbesser Kreativchef von Fay, einer weiteren
    weiterer Aspekt, den man nicht außer Acht lassen darf: Luxuspro-          Marke der Tod’s-Gruppe, wird. Tod’s selbst hat aktuell keinen
    dukte sollen außerdem komfortabel sein, angenehm zu tragen                Chefdesigner, dessen Name kommuniziert wird. Weil die Marke
    oder zu handhaben. Luxus ist heute nicht mehr steif und formell,          nicht zu stark im Modesegment positioniert werden soll?
    und gerade wir haben das schon sehr früh erkannt und zu propa-         Was Fay und Arthur Arbesser betrifft, so freue ich mich, dass er für
    gieren begonnen. Es geht bei der gehobenen Lebensart darum, sich       die Tod’s-Gruppe arbeitet, weil ihm ein sehr guter Ruf vorauseilt
    ein schönes Leben, eine „vita leggera“ zu machen.                      und ich mich freue, ihn kennenzulernen. Wenn Sie so wollen, ist
       Tod’s eröffnet Ende des Jahres eine neue Produktionsstätte in       das nach der Eröffnung unserer Boutique in Wien eine weitere
       Arquata del Tronto in der vom schweren Erdbeben in Mittelita-       Facette der österreichisch-italienischen Freundschaft. Bei Tod’s
       lien 2016 schwer getroffenen Region: Begreifen Sie Ihre Rolle als   sind wir sehr zufrieden mit der aktuellen Situation und mit der
       Unternehmer auch als eine Verantwortung, die Gesellschaft           Arbeit des vorhandenen Teams, die zu ausgezeichneten Ergeb-
       Ihres Landes zu unterstützen?                                       nissen führt und die DNA der Marke respektiert. Auch künftig
    Ich bin in einer Familie groß geworden, in der einige wenige Werte     werden wir jedoch vereinzelt Kapselkollektionen mit Gastdesig-
    besonders hochgehalten wurden. Dazu gehörte auch                                       nern umsetzen. So stellen wir jene Kunden
    die Selbstverständlichkeit, den Menschen, die uns                                      zufrieden, die Produkte mit limitiertem Charakter
    umgeben, wann und wie immer möglich zur Hand zu              „Luxus ist                sammeln.
    gehen. Es handelt sich dabei mitnichten um etwas                                       Reizt Sie der Gedanke, eines Tages das Archiv von
    Heroisches, sondern derjenige, der geben kann,              heute nicht                Tod’s in einem eigenen Museum der Öffentlichkeit
    profitiert von einem Akt der Großzügigkeit ebenso                                      zugänglich zu machen?
    wie jener, der ihn empfängt. Je mehr wir sind, die so       mehr steif                 Das Wesentliche ist, dass wir ein umfassendes Archiv
    denken und handeln, desto eher gelingt es uns, dem                                     besitzen und in unserem Hauptquartier verwahren.
    Land und seinen Menschen weiterzuhelfen – in prak-
                                                                    und                    Außerdem zeigen wir zahlreiche Kunstwerke, die im
    tischer Hinsicht ebenso wie als ein Signal der Ermun-                                  Lauf der Jahre entstanden sind, in den Gängen
    terung für die Jugend ebenso wie für die ältere Gene-
                                                                  formell.“                dieses Gebäudes. Für Schülergruppen und ausge-
    ration. Das gehört für mich zur Kultur eines Unter-                                    wählte Besucher sind diese Exponate auch zugäng-
    nehmens, und ich erinnere mich noch gut daran, dass in der             lich, in einem tatsächlichen Museum sehe ich mir bis auf Weiteres
    Vergangenheit diese Art zu handeln eine Selbstverständlichkeit         lieber Werke von Picasso oder Michelangelo an.
    war. Früher gab es vielleicht weniger Reichtum im Land, aber mehr         Wird die Geschichte des Unternehmens weiterhin mit der
    Großzügigkeit. Abgesehen davon gibt es immer noch viele Unter-            Geschichte der Familie Della Valle verknüpft bleiben?
    nehmer, die so denken wie ich und ihr Möglichstes tun.                 Ich hoffe doch, ja. Früher oder später werden die Jungen, die
       Dasselbe betrifft Ihr Engagement für das kulturelle Erbe von        nächste Generation, mit Hand anlegen. Für meinen Bruder Andrea
       Italien, etwa die Restaurierung des Kolosseums in Rom.              und mich bedeutet das unglücklicherweise, dass wir uns noch
                                                                                                                                                  Fotos: Beigestellt

    Das ist ein weiterer Aspekt derselben Auffassung, ja. Ebenso wie       gedulden müssen, ehe wir uns zurückziehen können. Ich scherze
    die Unterstützung von Menschen in einer vom Erdbeben zerstörten        natürlich, aber ich bin zuversichtlich, dass das Unternehmen auch
    Gegend ist mir die Instandsetzung eines Monuments, das wie kaum        künftig in der Hand unserer Familie bleiben wird. s

    24   Schaufenster
HAUS-
WUNSCH?

ARCHITEKTUR INTERIORS BAUEN
Albertgasse 35 1080 Wien T 02236 46507
email@wunschhaus.at www.wunschhaus.at
Catwalk. Die Tostmann-Dirndl
                                                                                                                    auf großer Modebühne in Paris.

                                Pariser aufdirndln
                 Vivienne Westwood und die Trachtenmanufaktur Tostmann machen
              gemeinsame Sache und setzen damit auch ein Statement gegen Fast Fashion.
                                                            Text: Christina Lechner

U
                 ganda, Fleur, Music, Naomi, Donatella,                               Fünf Dirndl wurden für die Show, die während der Pari-
                 Riana. So heißen die Kleider der neuen                               ser Modewoche präsentiert wurde, in der Schneiderei im
                 Kollektion von Andreas Kronthaler for                                oberösterreichischen Seewalchen angefertigt. 60
                 Vivienne Westwood. Hinter dem, was                                   Arbeitsstunden flossen in jedes der Einzelstücke, neben
                 wie eine spontane Zusammenwürfelung                                  dem Westwood-Label findet sich auch jenes aus dem
                 von Ländern und Namen klingt, verber-                                Hause Tostmann eingenäht. Die Tostmann x Westwood-
gen sich tatsächlich Kühe. Denn das Designer-Ehepaar                                  Kollektion kommt auch in die Läden, allerdings nur in
Andreas Kronthaler und „Queen of Punk“ Vivienne West-                                 ganz kleiner Stückzahl, denn auch diese werden direkt
wood hat sich von Österreich, der Heimat Kronthalers,                                 bei Tostmann hergestellt.
inspirieren lassen. Bei einem Urlaub kamen die beiden
auch in den Genuss, Kälber auf die Welt bringen zu dür-                               Impuls und Statement. Anna Tostmann-Grosser selbst
fen. Nicht von ungefähr heißt eines davon jetzt Vivienne.                             konnte die Früchte der Arbeit in Paris bei der Show begut-
                                                                                      achten: „Es war sehr aufregend und alles ging unglaublich
Heimatverbunden. Der Österreich-Bezug ist jedoch vor                                  schnell. Und dann backstage unsere Dirndl in den West-
allem in textiler Hinsicht erkennbar. Das Designer-Duo                                wood-Kleidersäcken zu sehen, war zusätzlich ein Erleb-
hat mit der Traditionstrachtenmanufaktur Tostmann                                     nis.“ Sie selbst erschien natürlich im Dirndl und fiel damit
zusammengearbeitet. Mit Gexi Tostmann und deren                                       wohl mehr auf als in der neuen Vetements-Kollektion. „Im
Tochter Anna, die mittlerweile die Geschäfte übernom-                                 Dirndl fühle ich mich sicher und trotzdem habe ich Kom-
men hat, verbindet sie seit 2010, als Westwood und                                    plimente bekommen“, so Tostmann-Grosser. Auf die fünf
Kronthaler mit dem Emilie Flöge Preis als „Botschafter                                Modelle ist sie besonders stolz: „Es geht ja nicht um eine
der Tracht“ ausgezeichnet wurden, eine Freundschaft.                                  Ausstattung eines Trachtenvereins. Aber es ist auch nicht
Nun trug diese auch erstmals auf dem Laufsteg Früchte.                                zu extrem, wenn man die Dirndl ohne die Accessoires
„Die beiden waren bei uns im Stofflager und im Archiv                                 anschaut, dann sind sie eigentlich sehr klassisch.“ Bei
und haben sich davon und von den Erfahrungen meiner                                   einer einmaligen Zusammenarbeit soll es nicht bleiben,
Mutter inspirieren lassen“, so Anna Tostmann-Grosser.          Handarbeit. Auch       vielmehr soll es sich um eine fortlaufende Kooperation
Die Chemie stimmte bei der Zusammenarbeit, alles                 das Tostmann-        handeln. „Es ist sicher ein Impuls für die Tracht, aber
                                                                                                                                                     Fotos: Beigestellt

wurde gemeinsam erarbeitet. „Sie sind sehr detailver-           Label findet man      mehr noch ein Statement. ‚Kaufen Sie weniger, kaufen Sie
liebt im positiven Sinne, aber haben uns freie Hand            in den handgefer-      mit Bedacht‘ hat Westwood selbst gesagt. Und das ist auch
gelassen.“                                                       tigten Dirndln.      die Philosophie, die wir verfolgen.“ s

26   Schaufenster
WIR SEHEN UNS BEI DER DESIGN 2017
Im MAK Wien erwartet die Besucher auf 2700 m2 Ausstellungsfläche eine inspirierende Designschau.
        Neuartige Einrichtungsideen animieren zum Angreifen, Spüren und Ausprobieren.

                             DIEPRESSE .COM/DESIGN17
Rem Koolhaas – M. Vriesen-             Bruce Nauman.                                  Yayoi Kusama.
dorp. Welfare Palace Hotel             Human/Need/                                    Accumulation
Project, New York, 1976.               Desire, 1983.                                  No. 1, 1962.

                                                                                        Cindy Sherman.
                                                                                        Untitled Film Still
                                                                                        #21, 1978

                                                           D
                                                                        ie Wartenden in der Schlange
                                                                        im „Bois de Boulogne“-Park in
                                                                        Paris haben es eindeutig
                                                                        netter als die, die sich 2004
                                                                        um die Neue Nationalgalerie
                                                           in Berlin wanden. Dort sorgte die Ausstel-
Paul Signac. Porträt des M.                                lung „MoMA in Berlin“ für einen Rekord: 1,2
Félix Féneon, 1890, gestiftet                              Millionen Besucher machten sie auf zu
1991 von den Rockefellers.
                                                           einer der bestbesuchten Ausstellungen in
                                                           Deutschland überhaupt. Über zehn Jahre
                                                           später jetzt also Paris: „Being Modern:
                                                           MoMA in Paris“ wurde die Ausstellung
                                                           getauft, die über 200 Hauptwerke des
                                                           legendären Moderne-Museums teils erst-
                                                           mals hierher bringt. Hierher heißt nicht ins
                                                           Grand Palais oder ein anderes gewichtiges

         MoMA in Paris:                                    staatliches Museum – sondern in die im
                                                           Grünen liegende Juwelen-Box eines der

        Labor der Moderne
                                                           größten privaten Kunstsammler der Welt:
                                                           Bernard Arnault, dem Vorstandsvorsit-
                                                           zenden des französischen Luxusartikel-
                                                           konzerns Moët Hennessy Louis Vuitton
                                                                                                              Fotos: Fondation Louis Vuitton

   In der Fondation Louis Vuitton stellt das New Yorker    (LVHM). Daher auch der Name, Fondation
                                                           Louis Vuitton, Beiname: das Glasschiff.
 Moderne-Museum seine Sammlung neu auf. Ein Testbericht.   Denn die Signature-Architektur stammt,
                                                           leicht erkennbar, von US-Architekt Frank
                                Text: Almuth Spiegler      Gehry, berühmt für den Bau des Museums

28   Schaufenster
eines anderen US-Kunst-Giganten – des         retten, wie Malewitschs „Weiß auf Weiß“,
Guggenheim Bilbao.                            das er 1935 als abgespannte Leinwand um
Jetzt kommt also auch einmal die Samm-        seinen Regenschirm wickelte und durch
lung des MoMA in den Genuss dieser            den Zoll brachte. Jetzt hängt es hier, in
verspielten postmodernen Verschachte-         Paris. In der Nähe das erste Gemälde, das
lung, die ganz im Gegensatz steht zum         vom MoMA, das heute 150.000 Werke in
schlichten 1930er-Jahre-Bau in Midtown        der Sammlung hat, angekauft wurde:
Manhattan, dem ersten „modernen“              Edward Hoppers „House by the Railroad“
Museumsbau von Stone/Goodwin, der             (1925), ein einsames, vergessen wirkendes
immer wieder erweitert und umgebaut           Geisterhaus. Sehr amerikanisch. Das sollte
wurde, u. a. von Philip Johnson. Jetzt        diese Sammlung auch sein, auch wenn Barr
wieder, von Diller/Scoffidio, Eröffnung der   die europäischen Wurzeln betonte, schon
neuen Galerien soll erst 2019 sein. Was       in der ersten Ausstellung, die Cezanne,
auch als äußerer Anlass dieses Pariser        Gauguin, Seurat, Van Gogh gewidmet war.
Gastspiels angegeben wird. Nicht, dass in     „Being modern“ heißt aber nicht nur, über
New York gerade kein Platz für die Werke      den nationalen Tellerrand zu schauen,
wäre, wegen Umbau geschlossen gar, das        sondern beinhaltete im Fall des MoMA
kann man sich hier nicht leisten. „Being      auch vieles, was die Kunstwelt heute
modern“ ist eher als Versuchsballon für       ausmacht: Sie ist flexibel, örtlich und finan-
den neuen Geist gedacht, mit dem das          ziell und personell. Schon kurz nach der
MoMA seine Sammlungen in Zukunft              MoMA-Gründung etwa wurde ein Freun-
präsentieren will, erklärt Kurator Quentin    desverein für junge Sammler gegründet.
Bajac, Fotografiespezialist des Museums.      Immer war man abhängig und beschenkt
Es ist aber auch Zeichen für die mediale      von Mäzenen, vom US-Philanthropentum.
und kulturelle Öffnung des MoMA: Man          Fast logisch, dass das Gastspiel im Haus
will, so Bajac, in den neuen Galerien nicht   eines europäischen Pendants stattfindet,
                                              nicht in einer staatlichen Einrichtung.
                                              Herrlich, wie hier vor allem im Unterge-
 Das MoMA sammelte,                           schoss das Konzept aufgeht, zu zeigen, wie
                                              die verschiedenen Medien miteinander
  was modern ist: Vom                         funktionieren: Hier läuft der erste Mickey-

 Mickey-Mouse-Film bis                        Mouse-Streifen. Dort hängt eine Fotoserie
                                              von Walker Evans. Da der erste Klimt, der
    Jackson Pollock.                          in eine US-Museumssammlung kam,
                                              gestiftet von Ronald Lauder und Serge
                                              Sabarsky, „Die Hoffnung“. Da der Abstrakte
mehr nur nach Gattungen präsentieren,         Expressionismus mit Mark Rothko und
also unterteilt nach Gemälden, Design,        Jackson Pollock. Hier eine Schiffsschraube.
Fotografie, Architektur etc., sondern         Und ein Abriss der Geschichte aus Archiv
mischen. Nicht immer, nicht zwanghaft,        und Bibliothek. Das Konzept verschwimmt,
aber doch. In der Fondation Louis Vuitton     je näher man sich Richtung Gegenwart
funktioniert das ziemlich gut. Das ganze      bewegt, weil auch die Gattungen an sich
Gebäude durfte er ausfüllen mit seiner        nicht mehr trennbar sind heute. Wir
Ausstellungs-Idee, die erkennbar macht,       enden, nach dem Abschreiten der Warhol-
dass gerade in der Geschichte dieses          schen Suppendosen, dem Filzanzug von
US-Flaggschiffs der Moderne das Konzept       Joseph Beuys, einer Fender-Gitarre,
der Überschreitung von Kulturgrenzen          Gerhard Richters Bild des Anschlags von
und Genregrenzen schon von Beginn an          9/11 in einem Raum voll großer Lichte und
angelegt war. „Being Modern“ eben.            Höhe, ganz oben: Hier stehen die 40 Laut-
                                              sprecher, mit denen Janet Cardiff ein
Großartig: Alfred Barr. An so einem Beginn    Renaissance-Chorstück „begehbar“ macht.
konnten nur drei Frauen stehen: Lillie P.     Schon ein Gipfeltreffen der modernen
Bliss, Abby Aldrich Rockefeller und Mary      Kunst und ihrer Mächte hier. Im Bois de
Quinn Sullivan. Was folgte, nachdem 1929      Boulogne, wo sich einst die Impressio-
in gemieteten Räumen, ohne Sammlung,          nisten trafen, um die hier flanierende,
dafür mit einem großartigen Direktor,         picknickende, sich vergnügende Freizeit-
Alfred Barr, das „Museum of Modern Art“       gesellschaft zu malen. Um damit zu
eröffnet wurde, ist legendär und bestimmt     beginnen, modern zu sein. s
den Kanon von dem, was wir heute als
„modern“ wahrnehmen: Erst einmal natür-                            Tipp
lich die Kunst, die Barr zu sammeln           Being Modern: Das MoMA in Paris, in der Fondati-
begann, der sogar selbst Bilder aus Nazi-     on Louis Vuitton, bis 5. März.
Deutschland herausschmuggelte, um sie zu      www.fondationlouisvuitton.fr
                                                                                                 SPIEGELGASSE 5, 1010 WIEN
                                                                                                      TEL. 01 513 22 84
                                                                                                         SKREIN.AT
Mehrschichtig. Tänzer, Jongleur, Performer: Arne
                         Mannott und der „Neue Zirkus“.

      Hochfliegende
         Ideen
  Der „Neue Zirkus“ balanciert zwischen
        den Künsten: Performer wie
Arne Mannott bewegen dabei nicht nur Bälle
und sich selbst, sondern auch das Publikum.
                    Text: Norbert Philipp Porträt: Carolina Frank

30   Schaufenster
D
                                        ie Oper? Die steht selbstbewusst am                                Euro aus. Doch eine der dringendsten Ressourcen
                                        Ring. Die Bildende Kunst, die hat                                  bleiben die Räume: Jene, in denen, die Künstler nicht nur
                                        gleich mehrere Häuser. Sogar der                                   ihren Visionen und Ideen genügend Luftraum geben,
                                        Tanz hat ein Quartier in Wien. Der                                 sondern auch ihren Keulen, Jonglierbälle und Trainings-
                                        Zirkus jedoch, den vermutet man                                    partnern. In der künstlerischen Ausbildung genauso wie
                                        bestenfalls temporär in Zelten. Raum,                              in der Performance. Länder wie Frankreich oder Finn-
                                        an dem er sich langfristig verorten                                land, erzählt Mannott, hätten da ganz andere Förder-
                    könnte, gönnt ihm der Kunst- und Kulturbetrieb noch                                    und Ausbildungstraditionen.
                    kaum. Seine Heimat sind eher die Menschen, die ihn
                    leidenschaftlich pflegen. Vor allem auch als Kunstform:                                Tänzerisch. Und auch die Wahrnehmung hat eine Tradi-
                    als „Neuer Zirkus“ oder „Zeitgenössischer Zirkus“. Unter                               tion – der Zirkus, da war doch was: effektvolle Unterhal-
                    der Wahrnehmungsschwelle des konventionellen                                           tung, die Staunen machen wollte. Simple Dramaturgien,
                    Kulturbetriebs hat sich längst eine Szene in Österreich                                die auf Netzhaut-Rezeptoren und alle anderen Sinne
                    formiert, vernetzt und selbstbewusst aufgestellt. Eine                                 gleichzeitig eintrommeln. Helden- oder Versager-Ge-
                    Community, die sich austauscht, gegenseitig stützt, die                                schichten, die man emotional aufgeladen aus der Manege
                    improvisiert, weil es an Ressourcen und Infra-                                                   mitnehmen konnte. Der „Neue Zirkus“ schürft
                    struktur mangelt, an Räumen und Geldern. So             Der Neue Zirkus                          da künstlerisch deutlich tiefer. Er spannt seine
                    suchen sich die Künstler ihre Ventile und                                                        Drahtseilakte auch ganz anders auf: als teils
                    Nischen im Kulturbetrieb selbst, aus denen sie          lässt die Künstler                       experimentelle Verknüpfungen unterschied-
                    oft unvermutet in die Aufmerksamkeit des                                                         lichster Kunstrichtungen. Videoprojektionen,
                    Publikums und oft tief in ihr Herz platzen                zwischen den                           Singer-Songwriting, Tanz, Theater – neu konno-
                    dürfen. Vor allem, weil die breite Öffentlichkeit                                                tiert per zirzensischer Ausdrucksform. „Es sind
                    ihr Bild vom Zirkus gerne aus der Klischee-            Genres balancieren.                       Leute, die klassische artistische Formen, wie
                    Lade herauskramt, zwischen gezwirbelten                                                          Akrobatik, Jonglage oder Clownerie mit Dingen
                    Bärten, geschmückten Ponys, stereotypen Geschlechter-                                  aus anderen Kunstsparten verbinden“, sagt Mannott. So
                    rollen, Trommeln, die uniformierte Trommler wirbeln                                    wie er selbst die Jonglage mit dem Tanz. Am 26. Oktober
                    lassen.                                                                                hat sein neues Stück Premiere, das er gemeinsam mit
                    Auf konkrete Orte, an denen der „Neue Zirkus“ seine                                    Elina Lautamäki performt, im Tanzhotel in der Wiener
                    Kunst zeigen darf, hofft die Kunstform genauso wie auf                                 Zirkusgasse, im zweiten Bezirk. „Fallhöhe“ heißt es, ein
                    einen der vorderen Plätze im Bewusstsein der Kultur-Re-                                Zirkusstück, das absurd und poetisch zugleich ist. s
                    zipienten. Auf unterschiedlichsten Off-Bühnen, in
                    unerwarteten Kontexten und auch großen Festivals,
                    zeigen die zirzensischen Ausdrucksformen, wie man sie
                    zeitgenössisch auch mit tiefgängigen Inhalten füllt.
                    Arrangiert zu Dramaturgien, die inzwischen auch gerne
                    mal einen Abend lang dauern dürfen. Da tragen Artisten
                    in Balanceakten ganze Geschichte mit, stolpern Clowns
                    absichtlich in poetischen Subtext, wirbeln Jongleure
                    Botschaften herum und halten Tänzer gleichzeitig künst-
                    lerische Inhalte in Bewegung.

                    Überzeugungsarbeit. Arne Mannott tanzt und jongliert.
                    Gerne auch gleichzeitig. Das eine mit dem anderen zu
                    verbinden, das ist er auch in der Community bemüht: zu
                    vernetzen, zu beraten. Und vor allem auch den „Neuen
                    Zirkus“ sichtbar zu machen: Auch wenn es erst mal nur                                Salzburg, Zirkusstadt
                    ein Fahnderl ist auf der virtuellen Landkarte Österreichs,
                    auf der Plattform www.zirkusinfo.at. Auch inhaltlich verortet   Winterfest. Während viele Städte den             deutschsprachigen Raum, lädt internatio-
                    hat Mannott die Szene, zumindest über den Verein Krea-          Zauber des Dezembers vorwiegend dem              nale Compagnien nach Österreich. So
                    tivkultur, den er gemeinsam mit Elena Kreusch                   Advent zuschreiben, hält sich Salzburg           erschließen sich dem Publikum ganz neue
                    gegründet hat. Bei Mannott gehören nicht nur Tanz- und          auch an die Kunstform des „Neuen                 Facetten einer traditionellen Darstel-
                    Jonglage-Training zum Alltag, sondern auch die Erledi-          Zirkus“. Seit über einem Jahrzehnt versu-        lungsform: artistisch-poetische Darbie-
                    gung der Basisarbeit: „Menschen davon zu überzeugen,            chen auch Zirkuszelte eine besondere             tungen, die diesmal Flip Fabrique aus
                    dass ‚Neuer Zirkus‘ eine Kunstform ist“.                        Magie zu fassen, im Salzburger Volks-            Kanada, Cie XY aus Frankreich, Claudio
                    Die kleine österreichische Szene verfestigt eine im             garten: Das „Winterfest“, diesmal von 28.        Stellato aus Belgien und Baccalà Clown
                    Kunstbetrieb außergewöhnliche innere Solidarität. „Es           11. 2017 bis 7. 1. 2018 als erstes und größtes   aus der Schweiz inszenieren. Mehr Infor-
                    gibt einen regen Austausch. Die Leute sind ja gewohnt,          Festival für den „Nouveau Cirque“ im             mationen unter: www.winterfest.at
                    improvisieren zu müssen, sie helfen sich gegenseitig,
                    lernen voneinander“, erzählt Mannott. Auch die IG                                                           Tipp
                    Kultur setzt sich seit längerem dafür ein, dass der „Neue       „Fallhöhe“. Ein Zirkusstück von Elina Lautamäki und Arne Mannott, von 26. bis 28. 10. im
Foto: Beigestellt

                    Zirkus“, auch von der öffentlichen Hand finanziell ernst        Tanz*Hotel, Zirkusgasse 25, 1020 Wien. Mehr „Neuer Zirkus“: Companie Nie von 30. 11. bis
                    genommen wird. Inzwischen schüttete das Bundeskanz-             2. 12. im Theater Olé, 10. 12. im Schubert Theater; Fenfire am 21. 10. in der VHS Großjed-
                    leramt zumindest eine Förderung in Höhe von 200.000             lersdorf, von 2. bis 4. 11. im Kristallwerk Graz.

                                                                                                                                                              Schaufenster   31
DESIGN
              Stilfigur
              von Norbert Philipp

V    or lauter schön: Man weiß ja gar
     nicht mehr richtig, wie man
„schirch“ schreibt. Oder „schiach“. Das
                                             Gläsernes Zeitalter. Die Liebe zum Glas, sie ist vererbbar. Lob-
                                             meyr pflegt sie schon in der sechsten Generation. Und teilt die
                                             Zuneigung auch gerne mit zeitgenössischen Gestaltern. Von Ste-
passiert, wenn man sich hauptsächlich        fan Sagmeister bis Formafantasma. Diese wiederum referieren
mit den schönen Dingen beschäftigt           zum Teil mit ihren Entwürfen zurück in die Gestaltungsvergangen-
(siehe rechts). Dabei ist die gestalteri-    heit eines Adolf Loos oder Oswald Haerdtl. „Lobmeyr Contempora-
sche Ausgangslage des Menschen               ry – Entwürfe seit 2000“: ein Buch, das zusammenfasst, wie man
manchmal doch recht schiach. Zumin-          mit Glas gestalterisch, kreativ und zeitgenössisch umgehen kann.
dest wenn es die Menschen selbst ver-
antworten (Siehe Stadtperipherie.
Siehe Wohnhausanlage). Wenn es nicht
gerade der „Universal Designer“ à la
Schöpfung erledigt hat, indem er
Bäume, Wasser, Berge anmutig verteilt
                                                                              Im Blickfeld
hat auf dem Planeten. „Schiach“ ist
scheinbar für alle gut genug. „Schön“
dagegen ist exklusiv. Für alle, die sich’s
leisten können. Wie gemein. Fand auch
schon der Architekt Josef Frank. Der
sagte: „Schönheit ist für alle.“ Und
Reste dieser Ansicht zeigen sich sogar
noch in Wien. Unter der Stadtbahn-
Brücke Otto Wagners durchgehen. Kos-
tet nix. Am Lüftungsrohr im grandio-
sen Kassensaal in der Postsparkasse
stehen, das ist bald zu schön, um für
alle wahr zu sein. Diese Schönheit
muss man sich erkaufen, so will es der
Besitzer. Wenn er nicht doch dort ein
Architekturmuseum einrichten lässt.
                                             Wien. „Future Undone. Über die Zukunft des       Schnittpunkte und Konflikte zwischen Mu-
So wie es der Eigentümer eines Josef-        Museums und das Museum der Zukunft.“ Eine        seen und Gesellschaft an. Das Museum als
Frank Juwels in Hietzing vorzuhaben          Ausstellung, die über das Ausstellen nach-       Wissensspeicher, Erinnerungsort, Utopie, Pro-
scheint. Die Villa Beer soll zum             denkt. Noch dazu in einer Stadt voller Museen.   test, Vision – all diese Wesenszüge greifen
                                                                                                                                              Fotos: Beigestellt

Museum werden, hört man. Für alle.           Das Projekt des ecm-Masterlehrgangs für          rund 50 Objekte in der Ausstellung auf. Bis
So wie es Josef Frank wohl gewollt           Ausstellungstheorie und -praxis an der Uni-      29. 10. im Angewandte Innovation Laboratory,
hätte. s                                     versität für angewandte Kunst nimmt sich der     Franz-Josefs-Kai 3, 1010 Wien.

32   Schaufenster
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Grafisch. Kim Thomé stammt aus

                                                             F
Norwegen, arbeitet in East-London.
                                                                           estlegen? Schon gar nicht sich selbst. Mal
                                                                           ein Unikat für eine Designgalerie, mal eine
                                                                           grafisch-skulpturale Installation an einer
                                                                           Hauswand, die als urbaner Katalysator ein
                                                                           Londoner Stadtviertel aufwerten soll. Oder
                                                                           auch mal Wohn-Accessoires, die auch –
                                                                           zumindest in kleinere – Serie gehen. Kim
                                                             Thomé hält sich gern sein Designuniversum offen – das
                                                             Festlegen, das machen die anderen ganz von selbst, die
                                                             Designblog-Leser, die Schauraum-Schauer, die Katalog-
                                                             Blätterer. Schließlich will man doch Verbindungen
                                                             herstellen zwischen den Dingen, Ähnlichkeiten
                                                             erkennen, Analogien ziehen.
                                                             Auch für Kim Thomé ließe sich so eine typische gestalte-
                                                             rische Merkmalshäufung feststellen. Obwohl er es selbst
                                                             gar nicht darauf anlegt, für irgendwas typisch zu sein.
                                                             Der Norweger, gestalterisch sozialisiert in England,

                    Räumliche
                                                             bedient, ohne es zu wollen, die Rubrik „Skandinavisch“.
                                                             Denn wo sich bunte Dreiecke und andere geometrische
                                                             Figuren zu Mustern aneinander reihen, da vermutet man

                      Tiefe
                                                             gern Urheber aus dem Norden. Bei Kim Thomé liegt die
                                                             Ursache vielleicht eher darin, dass Grafikdesign fast auch
                                                             seine Disziplin geworden wäre, wie er im Gespräch mit
                                                             dem „Schaufenster“ erzählt. Doch irgendwie war ihm das
     Licht, Farbe und Reflexion: Kim Thomé formt             Zweidimensionale dann doch zu flach.
                                                             Er suchte die körperhaften Geometrien, dreidimensio-
       Swarovski-Kristall zu Wohn-Accessoires.               nale Dinge, Produkte oder Volumina, die gerne auch mal
                                                                                                                          Fotos: Beigestellt

                                                             18 Meter hoch ragen dürfen – wie die imposante Installa-
                                     Text: Norbert Philipp   tion, die er für Swarowski im Jahr 2015 beim London
                                                             Design Festival verwirklichen durfte. „Zotem“ heißt das

34   Schaufenster
Projekt, das später auch nach Shanghai weiter                                                 Installation. Die
                                                                                              Skulptur „Zotem“
tingelte. Eine lichtdynamische Installation, angefer-
                                                                                              ragte 18 Meter
tigt aus 206 Kristallen. Doch aller Anfang ist flach: „Natür-
                                                                                              hoch in den Raum.
lich beginnt auch im Design alles im flachen Zustand. Mit
einer Zeichnung. Aber eigentlich bin ich auch ein recht
schlechter Zeichner. Bei mir entstehen die Entwürfe mit
den Händen in ‚real-time‘ quasi“, erzählt Thomé. Auf dem
Royal College of Art in London, dort wollte er auch
lernen, den künstlerischen Maßstabssprung zu beherr-
schen, inspiriert von Kunst-Kapazundern wie Olafur
Eliassion oder James Turell. Inzwischen hüpft Thomé
hochprofessionell zwischen kleineren, selbstauferlegten
Projekten und großen Herausforderungen für große
Hersteller hin und her. Nadja Swarovski stolperte über
die Design-Ästhetik des Norwegers in London, fädelte
erste Projekte ein. Das Swarovski-Material, Kristall, wie
gemacht für Thomés Zugang. Schließlich ist Kristall ein

             Alle geometrischen Körper beginnen auch mal flach: als Zeichnung.
eigener Mikrokosmos der Lichtbrechung, Illusion und             Kerzenhalter.           beigetragen. Für die Kristall-Wohnaccessoires legte
Reflexion. Themen, mit denen sich der Norweger seit             „Plinth“ aus der        Thomé wieder einen verdächtig skandinavischen
jeher gerne in seinen Entwürfen beschäftigte.                   Atelier Swarovski       Zugang: Schließlich gehört Licht zur Standarddisziplin
Nur ein paar Zentimeter über der Oberfläche, egal ob            Home Collection.        nordischer Designer. Vor allem auch jene Objekte, die
Coffee-Table oder Konsolen-Tisch, erheben sich die klei-                                Licht fassen, das in bereits dunkle Winternachmittage
neren Objekte, die Thomé für Swarovski gestaltet hat.                                   flackern darf, das Kerzenlicht. „Plinth“ heißen die
Für die Atelier Swarovski Home Kollektion, die Nadja                                    Kerzenhalter, die rostfreien Stahl als Basis, mit buntem
Swarovski erstmals 2016 in Mailand präsentierte. Thomé                                  Kristallring verbinden. Um nicht dem Licht allein den
ist dabei in prominenter Gestalter-Gesellschaft. Auch                                   atmosphärischen Beitrag zur Wohnästhetik zu über-
Daniel Libeskind und Ron Arad etwa haben Entwürfe                                       lassen. s

                                                                                     S O FA BAND

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                                                    Text: Andreas Tanzer

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                                                                                                         (für Wallpaper) sorgte zu Jahresbeginn
                                                                                                         für Aufsehen. Seit Sommer ist auch die
                                                                                                         77 Zoll-Variante verfügbar. Preis: 20.000
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                                                                                                          von Marantz, der SR812 ist der erste
                                                                                                          Heimkino-Receiver der Japaner mit
                                                                                                          11.2-Kanälen und mit 205 Watt pro Ka-
                                                                                                          nal der kraftvollste. Preis: 3000 Euro

Lichtblick. Der BenQ LK970 vereint                                                                        Aufgabenteilung. Der Universalplay-
alles, was gut und teuer ist: langlebi-                                                                   er CXUHD 4K UHD von Cambridge
ge Lasertechnik, 5000 Ansi-Lumen                                                                          Audio verzichtet auf eigene D/A-Wand-
und ein Kontrastverhältnis von                                                                            ler und verlässt sich auf angeschlosse-
100.000 zu 1. Der Preis: 11.300 Euro.                                                                     ne TVs und AV-Receiver. 800 Euro.

                                                                                          Was kann …
                                                                . . . der Hisense Laser TV? Bereits im Vorjahr unter den Namen „Laser Cast“
                                                                angekündigt, nimmt der Kurzdistanz-Laserbeamer von Hisense nun Gestalt
                                                                an. Wichtigste Neuerung und vorerst exklusive Innovation ist die Nutzung von
                                                                zwei Lasern (rot und blau). Dadurch soll ein breites Farbspektrum (95 Prozent
                                                                von BT. 2020) und ein natürliches Bild gewährleistet werden, das durch HDR
                                                                noch verbessert wird. Der Laserbeamer wirft aus knapp 20 Zentimetern ein
                                                                UHD-Bild mit 100 Zoll Diagonale und einer Helligkeit von 3000 Ansi-Lumen.
                                                                Ein Vorteil der Lasertechnik ist die Langlebigkeit: Er soll 20.000 Stunden hal-
                                                                ten. Der Hisense Laser TV ist mit TV-Tuner und Smart-TV-Funktionen inklusi-
                                                                                                                                                     Fotos: Beigestellt

                                                                ve Streaming-Apps sowie integrierten Lautsprechern ausgestattet und wird mit
                                                                mattem 100 Projektionsscreen geliefert. Verkaufsstart und Preis sind noch of-
                                                                fen. Man rechnet mit Anfang 2018 und etwa 10.000 Euro. www.hisense.com

36   Schaufenster
DOPPELT PUNKTEN

                S SAMMELN.                                                               NUR
                                                                                             IM M     cCAFÉ

             GRATIS KAFFEE HOLEN.                                                          Jeder

                                                                                            CAPPU
                                                                                                    .
                                                                                                  CC I N O
                                                                                                G U L AR
                                                                                                    RE
                                                                                                           *

                                                                                            G R A T IS

* Kaufe mit myMcDonald’s 5 Cappuccino und erhalte den 6. Cappuccino als Prämie – bei Einlösung von 20 Ms – gratis. Aktion bis auf Widerruf. Aktion nur für registrierte myMcDonald’s Kunden gültig.
Die kompletten AGB und weitere Informationen finden Sie auf www.mcdonalds.at. Nur in teilnehmenden McDonald’s-Restaurants in Österreich gültig, solange der Vorrat reicht. ©2017 McDonald’s.
UHREN
          Der Tourbillon ist eine der faszinierendsten Komplikationen in der ohnehin schon
            komplizierten Welt der mechanischen Uhren. Worin besteht sein Geheimnis?
                                                                      Text: Alexander Pfeffer

                                                                                                  4.

                                              W       irbelwind“ heißt Tourbillon übersetzt.
                                                      Tatsächlich gehört er zu den Mechanis-
                                              men, die sich unentwegt bewegen, und von deren
                                              Anblick man sich kaum losreißen kann, weil die gemäch-
                                              liche Rotation des Ganzen und das Pulsieren der Spiral-
                                              feder den Betrachter hypnotisch in den Bann schlägt.
                                              Erfunden wurde er 1795 von dem Schweizer Abraham-
                                              Louis Breguet in Paris. Die Idee dahinter: Den Gang von
                                              Taschenuhren verbessern. Diese wurden senkrecht im
                                              Wams getragen, was durch die Schwerkraft eine nega-
  1.                                          tive Auswirkung auf deren Unruh und Hemmung hatte;
                                              Dieser Fehler könnte vermieden werden, wenn man die
                                              gesamte Uhr in der Tasche kontinuierlich drehen würde,
                                              so der Gedanke Breguets. Da dies niemandem zuzumu-
                                                 ten war, überlegte er sich ein System, bei dem ledig-
                                                  lich die betroffenen Bauteile sich in der Uhr selbst
                                                     um die eigene Achse drehen. Tatsächlich bringt der
                                                        Tourbillon bei senkrecht getragenen Uhren eine
                                                        Verbesserung des Gangs. Breguet selbst war sich
                                                       der optischen Reize seiner Erfindung bewusst,
        2.                                         weshalb er sie bald auch in Uhren einbaute, in
                                                 denen sie weniger der Zweckmäßigkeit als der Schön-
                                               heit dienlich war.
                                              Und so ist es bis heute geblieben: in einer Armbanduhr,                                                      5.
                                              deren Position sich mit den Bewegungen des Handge-
                                              lenks dauernd ändert, ergibt der Tourbillon wenig
                                              funktionalen Sinn. Doch die Faszination, die von
                                              ihm ausgeht, ist bis heute ungebrochen. s

                                                                 3.                                                                           6.

1. Bell & Ross BR-X2:     2. Montblanc Heritage       3. Breguet Marine            4. A. Lange & Söhne        5. Greubel Forsey Gran-    6. Girard-Perregaux
Extrem hartes Saphir-     Chronométrie ExoTour-      Equation Marchante:          Tourbograph Perpetu-       de Sonnerie: In dieser     Planetarium Tri-Axial:
glas und moderne Be-      billon Rattrapante:         Beinahe immer wird           al „Pour le Mérite“:      hoch komplizierten Uhr,    Was für ein Spektakel;
arbeitungsmethoden        Dieser Tourbillon besitzt   der Tourbillon in einem      Dieser Zeitmesser ver-     die die Zeit auch akus-    eine Weltkugel, die sich
machen’s möglich: bei     keinen Käfig. Die Unruh     kreisrunden Fenster im       eint so ziemlich alles,    tisch verkündet, bewegt    in realer Geschwindig-
dieser Uhr scheint das    schwingt nicht nur hin      Zifferblatt zur Schau ge-    was die Manufaktur an      sich ein Doppeltourbil-    keit dreht, eine handbe-
Werk mit seinem flie-     und her, sondern voll-      stellt. Hier gemeinsam       Komplikationen hervor-     lon auf zwei gegeneinan-   malte Mondphase und
                                                                                                                                                                    Fotos: Beigestellt

genden Tourbillon mit     führt in einer Minute       mit der Kurvenscheibe        gebracht hat. Mittig der   der geneigten Achsen in    ein Tourbillon, das sich
dem Gehäusemittelteil     auch eine Drehung um        für die Zeitgleichungs-      mit konstanter Kraft an-   unterschiedlichen Ge-      in drei Dimensionen be-
aus einem Guss zu sein.   die eigene Achse.           funktion.                    getriebene Tourbillon.     schwindigkeiten.           wegt.

38   Schaufenster
Meissl & Schadn. Der Name steht für alles, was die Wiener Küche
  einst groß und berühmt gemacht hat. Heute ist das nicht anders.
Im neuen Meissl & Schadn erfährt daher vor allem die Lieblingsspeise
   der Österreicher, das echte Wiener Schnitzel, seine Perfektion.
 Und so ertönt das charakteristische Klopfen, das beim fachgerechten
  Plattieren entsteht, ab sofort in aller Regelmäßigkeit durch unsere
          offene Salonküche. Der Österreicher liebste Musik.

                         RESERVIERUNGEN

            Mo – So 12 – 01, Schuber tring 10 –12, 1010 Vienna
                +43 1 90 212, www.meisslundschadn.at
GOURMET
              Rezept                                                          Kostnotiz

                                                 P   inke Schokolade, Beete in Res-
                                                     taurants oder „Zero Waste“-Eis:
                                                 Nina Mohimi und Dani Terbu, als
                                                                                          Zutaten, ergänzt: In immer mehr
                                                                                          Restaurants soll man sich als Gast
                                                                                          Sprossen oder Kräuter aus Indoor-
                                                 The Coolinary Society spezialisiert      Beeten selbst pflücken. Ein Beispiel
                                                 auf Beratung für „Business of Food“,     für die pinke Phase ist der natürlich
                                                 haben für uns einen Überblick über       rosafarbene Kakao, mit dem Schoko-
                                                 kulinarische Trends im Social Web        ladehersteller Callebaut seit kurzem
                                                 2018 zusammengestellt. Wie man           für Furore sorgt. Und ein Trend, der
                                                 sieht: Ohne englische Wörter geht es     in Österreich geboren sein könnte,
                                                 nicht. Auf schaufenster.diepresse.com    ist das „Charcuterie Board“, hierzu-
                                                 erzählen Mohimi und Terbu, was           lande besser bekannt als Brettl-
                                                 etwa auf Instagram demnächst ver-        jaus’n. „Das Brett ist Nebensache,
                                                 stärkt zu sehen sein wird. Da ist von    denn man darf es kaum noch
         Kyoto-Tiramisù                          „Sprouting“ die Rede, welches das        sehen“, notiert The Coolinary
            ( für 8–10 Portionen)                „Foraging“, das Sammeln von wilden       Society zu diesem Trend.

• 4 Eier, getrennt
• 150 g Feinkristallzucker
• 300 g Mascarpone
• 1 EL Matchapulver, 1 TL zum Bestäuben                                                                 Trends. Pink Food
• 200 ml warmes Wasser                                                                                  und andere kulinari-
                                                                                                        sche Trends im Soci-
• 36 Biskotten
                                                                                                        al Web 2018: auf
• 300 g süße grobe Adzukibohnenpaste
                                                                                                        schaufenster.diepresse.
(tsubu-an, in japanischen Supermärkten)
                                                                                                        com/home/gourmet
• 3 EL Sake

Eiweiß schlagen, bis sich weiche Spitzen bil-
den. In einer zweiten großen Schüssel Dotter
mit Zucker hell aufschlagen. Mascarpone
hinzufügen, glatt rühren. Eischnee unterhe-
ben. Teepulver in eine mittelgroße Schüssel
sieben, nach und nach warmes Wasser unter-

                                                                                                                                  Redaktion und Text: Anna Burghardt, Fotos: callebaut, Emma Lee aus „Washoku“, Hädecke Verlag, beigestellt
rühren. Hälfte der Biskotten hineintauchen,
eine rechteckige Schale (25 cm lang, ca. 2 l
Fassungsvermögen) damit auslegen. Die
                                                                         Aufgedeckt
Biskotten sollten gut mit Tee vollgesogen
sein, aber nicht brechen. Bohnenpaste mit
Sake glatt rühren. Die Hälfte davon gleich-
mäßig über den Biskotten verteilen. Die
Hälfte der Mascarponecreme darauf verstrei-
chen. Alles wiederholen. Matcha in ein klei-
nes Sieb geben, Tiramisu damit bestäuben.        Mit 11 cm Länge ist dieses              denn auf rustikalen Tafeln. Messer-
                                                 Geweih eine wahre Miniatur-             bänkchen sind mittlerweile eine fast
                    Alltag. Um japanische        ausgabe seines Originals. Es wird in    verschwundene Tischkultur-Rarität
                    Alltagsküche geht es hier:   der Porzellanmanufaktur Nymphen-        und gehören gleichsam unter Natur-
                    Rezepte wie Herzhafter       burg gefertigt, aus weißem, naturge-    schutz.
                    Eiertofu, Reisbrei mit       mäß zart-rauem Biskuitporzellan.        Messerbänkchen „Geweih“ aus
                    Krebs und Stängelkohl,
                                                 Zum Einsatz kommt es als Messer-        Biskuitporzellan, von Nymphenburg, je
                    Makrele in Miso. Kimiko
                                                 bänkchen, wohl eher auf eleganten       115 Euro, www.nymphenburg.com/de
                    Barber: „Washoku“,
                    Hädecke, 32,90 Euro.

40   Schaufenster
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