BOKU - CO2-FUSSABDRUCK DER BOKU NATURE4CITIES

 
WEITER LESEN
BOKU - CO2-FUSSABDRUCK DER BOKU NATURE4CITIES
BOKU
DAS MAGAZIN DER UNIVERSITÄT DES LEBENS
                                                   Nr. 2 | Juni 2017
                                                   ISSN: 2224-7416

   CO2-FUSSABDRUCK DER BOKU

STEUERRECHTLER         NATURE4CITIES:       LIMNOLOGE HERWIG
HERMANN PEYERL          FIT FÜR DEN          WAIDBACHER ÜBER
IM PORTRÄT             KLIMAWANDEL       FORSCHUNG UND LEHRE
BOKU - CO2-FUSSABDRUCK DER BOKU NATURE4CITIES
INHALT                                                                                   EDITORIAL

                                                                                                                                                                                                                                                                                           Robert Newald
                                                                 Shutterstock
                                        Shutterstock
3   Editorial von Rektor Gerzabek

4   Steuerrechtler Hermann Peyerl
    im Porträt
                                                                                         u DIE ZUKUNFT DER BOKU
8   Nature4Cities:
    Natur kommt in die Stadt

10 Limnologe Herwig Waidbacher                                                                                                                                                                                                                     MARTIN H. GERZABEK
                                                                                                                                                                                                                                                   Rektor
    über seine Forschung

12 Ab Februar 2018:
    Hubert Hasenauer neuer Rektor
                                                       4    8                            Liebe Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde der BOKU!

13 „Designer-Pflanzen“ gegen

                                                                 Paul Meulenbroek
    tödliche Viren

                                                                                         E
                                                                                                   in ereignisreiches Sommersemester 2017 neigt sich dem                                   zeit ungünstige Betreuungsverhältnisse bieten, mithelfen, die
14 Pestizide im Boden
                                                                                                   Ende zu. Einerseits ist mit der prinzipiellen Einigung in-                              Studienqualität auch in den ersten Semestern entsprechend zu

15 CD-Labor zur Produktion neuartiger                                                              nerhalb der österreichischen Bundesregierung auf die                                    gestalten.
    Biopharmazeutika in E. coli                                                          mittelfristige Umsetzung der Studienplatzfinanzierung ein gro-
                                                                                         ßer Schritt gelungen, der eine langfristige Qualitätsverbesse-                                    Ein zweites strategisch wichtiges Thema ist natürlich die Be-
16 Neue ELSA-Vertreterin an der BOKU                                                     rung der österreichischen Universitäten garantieren würde. Ich                                    stellung des zukünftigen Rektorates ab 1. Februar 2018 und des
                                                                                         danke Herrn Vizekanzler a. D. Dr. Reinhold Mitterlehner für sein                                  Universitätsrates ab März 2018. Für mich persönlich war es sehr
17 CO2-Fußabdruck der BOKU                                                               großes Engagement zu diesem wichtigen Thema in den vergan-                                        beruhigend zu sehen, dass sich so viele hoch qualifizierte Per-
                                                                                         genen Monaten. Die Ernte ist aber leider noch nicht eingefah-                                     sönlichkeiten für die Position der Rektorin/des Rektors bewar-
18 CASEE-Netzwerk
                                                                                         ren. Gerade nach den neuesten politischen Ereignissen rufe ich                                    ben. Mit dem ehemaligen Senatsvorsitzenden Professor Hubert
                                                                                         an dieser Stelle alle Beteiligten in der Politik auf, diesen histori-                             Hasenauer wurde nun ein ausgewiesener Wissenschaftler, jahr-
                                                       10
19 Forstleute vor den Vorhang!
                                                                                         schen Schritt zu unterstützen und möglichst schnell und somit                                     zehntelang verbunden mit der BOKU – und somit Kenner der
20 Splitter                                                                              vor der Wahl im Oktober die Studienplatzfinanzierung formal                                       Universität – zum neuen Rektor ab 1.2.2018 bestellt. Ich gratu-
                                                                                         zu fixieren. Für die BOKU, die im letzten Jahrzehnt schneller                                     liere Hubert Hasenauer im Namen des Rektorates sehr herzlich

                                                                 Fotolia/ Shutterstock
23 Personalführung an der BOKU                                                           gewachsen ist als jede andere österreichische Universität, hat                                    und wünsche ihm viel Freude und vor allem Erfolg in seiner
                                                                                         dieses Vorhaben der Bundesregierung besondere Bedeutung,                                          zukünftigen Position zum Wohle der BOKU!
24 Kooperation BOKU-Umweltbundes-                                                        geht es doch um eine langfristige Absicherung der Qualität in
    amt: Neue Ansprechperson
                                                                                         Forschung, Lehre und gesellschaftlichen Zielsetzungen. Ge-                                        Im Namen des gesamten Rektorates danke ich allen BOKU-An-
                                                                                         rade unsere sehr engagierten Studierenden haben optimale                                          gehörigen für ihr Engagement im ausgehenden Sommersemes-
25 E-Learning & Didaktik 4.0
                                                                                         Studienbedingungen verdient – sie sind es, die als zukünftige                                     ter und wünsche Zeit für das Wesentliche in den kommenden
26 Lebensmittelsicherheit im Fokus                                                       AbsolventInnen der Universität des Lebens mithelfen werden,                                       Wochen!                                                                                   
                                                       17   25                           die wesentlichen Grundlagen der Gesellschaft zu sichern. Auf-
28 SPA: Qualitätssicherung für                                                           nahmeverfahren sollen in Zukunft aus der Sicht des Rektorates
    EU-Projektabrechnungen                                                               parallel zur Studienplatzfinanzierung in jenen Studien, die der-
                                                                 Shutterstock

30 Das war der BOKU-Töchtertag 2017!

31 Forschung: FAQ
                                                                                         IMPRESSUM: Medieninhaberin und Herausgeberin: Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), Gregor-Mendel-Straße 33, 1180 Wien. Chefredaktion: Michaela Kle-
                                                                                         ment, Redaktion: Hermine Roth, Ingeborg Sperl AutorInnen: Sybille Chiari, Michael Hein, Werner Hinterstoisser, Wolfgang Kneifel, Bernhard Koch, Melanie Löffler,
32 Made in Danube: Transfer                                                              Eva Ploss, Georg Sachs, Rosa Schaberl, Dominik Schmitz, Rosemarie Stangl, Alexandra Strauss-Sieberth, Florian Pletterbauer, Martin Wagner, Tamara Zhuber, Lektorat:
                                                                                         Susanne Hartmann Grafik: Patricio Handl. Coverfoto: kjpargeter / Freepik Druck: Druckerei Berger Auflage: 8.000 Erscheinungsweise: 4-mal jährlich
    im Donauraum                                                                         Blattlinie: Das BOKU Magazin versteht sich als Informationsmedium für Angehörige, AbsolventInnen, Freundinnen und                   UZ24                            Dieses Produkt stammt aus
                                                                                         Freunde der Universität für Bodenkultur Wien und soll die interne und externe Kommunikation fördern. Namentlich ge-                 „Schadstoffarme                 nachhaltig bewirtschafteten
                                                                                         kennzeichnete Artikel geben die Meinung der Autorin oder des Autors wieder und müssen mit der Auffassung der Redak-                 Druckerzeugnisse“               Wäldern und kontrollierten
33 Entrepreneurial Education
                                                       30   31
                                                                                                                                                                                                                             UW 734                          Quellen
                                                                                         tion nicht übereinstimmen. Redaktionelle Bearbeitung und Kürzung von Beiträgen aus Platzgründen vorbehalten. Beiträge
                                                                                         senden Sie bitte an michaela.klement@boku.ac.at                                                                                                       PEFC/06-39-12

                                                                                                   BOKU Magazin 2 2017
                                                                                                                                                                                                                                                                                       3
BOKU - CO2-FUSSABDRUCK DER BOKU NATURE4CITIES
Fotolia
    DIE KUNST DES                                                                                                                U
                                                                                                                                            nter SteuerrechtsexpertInnen hat
                                                                                                                                            Hermann Peyerl heute einen über die
                                                                                                                                            Grenzen Österreichs hinaus bekannten
                                                                                                                                            Name. Seine als Habilitation einge-

    BESSEREN ARGUMENTS
                                                                                                                                 reichte Monografie „Verlagerung von Einkünf-
                                                                                                                                 ten“ wurde mit sechs wissenschaftlichen Preisen
                                                                                                                                 ausgezeichnet, darunter dem Mitchell B. Carroll

    Steuerrechtler Hermann Peyerl im Porträt
                                                                                                                                 Prize der International Fiscal Association, der als
                                                                                                                                 weltweit bedeutendste Auszeichnung im Steuer-
                                                                                                                                 recht gilt. Das Ungewöhnliche daran: Peyerl ist
    Der Steuerrechtsexperte Hermann Peyerl ist Assoziierter Professor am BOKU-Department für                                     nicht nur Absolvent der BOKU, er ist ihr – trotz
    Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Seine Forschungsarbeit geht weit über den Rahmen der                                  Forschungsaufenthalten und Gastprofessuren in
                                                                                                                                 den USA, Deutschland und Thailand – auch in
    Land- und Forstwirtschaft hinaus und berührt zahlreiche Fragen des internationalen Steuerrechts.
                                                                                                                                 seiner wissenschaftlichen Karriere treu geblieben
                                                                                                                                 und hat seit 2015 eine Assoziierte Professur am
                                                                                                                                 Department für Sozial- und Wirtschaftswissen-
    Von Georg Sachs                                                                                                              schaften inne. „Eine ingenieurwissenschaftliche
                                                                                                                                 Universität wie die BOKU hat in der steuerrecht-
                                                                                                                                 lichen Forschung klarerweise eine Nischenstel-
                                                                                                                                 lung“, gibt Peyerl zu. Seine heutige Reputation
                                                                                                                                 war daher nur mit enormer Zielstrebigkeit und
                                                                                                                                 außerordentlicher Anstrengung zu erreichen.

                                                                                                                                 1.350 Seiten, 5.000 Fußnoten, rund 100 Seiten
                                                                                                                                 Literaturverzeichnis – diese Zahlen geben einen
                                                                                                                                 Eindruck vom Umfang der Habilitationsschrift,
                                                                                                                                 für die sich Peyerl bewusst einen Themenkreis
                                                                                                                                 gewählt hat, der derzeit international höchste
                                                                                                                                 Aufmerksamkeit genießt: „Ich habe in meiner Ar-
                                                                                                                                 beit untersucht, welche Möglichkeiten, Einkünfte

                                                                                     BOKU Magazin 2 2017   BOKU Magazin 2 2017
4                                                                                                                                                                                      5
BOKU - CO2-FUSSABDRUCK DER BOKU NATURE4CITIES
zu verschieben, von Steuerpflichtigen ge-

                                                                                                                                          Shurrerstock

                                                                                                                                                         Linde Verlag
nutzt werden, um Steuern zu sparen. Dazu
gehört das Einkünfte-Splitting im kleinen
Familienbetrieb ebenso wie die Gewinn-
verlagerung im internationalen Konzern“,
erklärt Peyerl. Dass der Wissenschaftler
damit das engere Feld steuerrechtlicher
Fragen der Land- und Forstwirtschaft
hinter sich gelassen hat, war beabsichtigt.
„Mir war es wichtig zu zeigen: Ich mache
nicht nur Steuerrecht für LandwirtInnen,
sondern beherrsche das gesamte Gebiet.“
Diese Breite passe andererseits aber auch
gut zur BOKU, die in ihrem Fächerkanon
                                                                                                                                                                             „Ich bin einer, der gern
verschiedenste Aspekte des Steuerrechts
entlang biogener Wertschöpfungsketten                                                                                                                                        Lösungsvorschläge unter-
berührt.                                                                                                                                                                     breitet. Wir können nicht nur
                                                                                                                                                                             diskutieren und dann keine
VOM WEINBAU ZUM
INTERNATIONALEN STEUERRECHT                                                                                                                                                  Lösung anbieten. Dafür
Dass Peyerl mit dieser Interessenslage                                                                                                                                       werden wir von der Gesell-
überhaupt an der BOKU gelandet ist, hat
vor allem biografische Gründe. Der künfti-                                                                                                                                   schaft nicht bezahlt.“
ge Steuerrechtsexperte wuchs auf einem
Weinbaubetrieb in Niederösterreich auf,                                                                                                                                      Hermann Peyerl
den er zunächst auch übernehmen sollte.
Schon früh zeigte er dabei besonders für
die betriebswirtschaftlichen Aspekte der       vor Augen. Bald überwog zudem das            seine Motivation in der Lehre. Zudem                                        besser beantwortet werden können, wenn          hat, zu bewerten, zu prüfen und zu hin-      bestimmten Fragen auch eine klare Mei-
Landwirtschaft Interesse. „Ich weiß nicht      steuerrechtliche Interesse, dem Peyerl       hat er im Rahmen der Lehrveranstaltung                                      man auch einen technischen Hintergrund          terfragen“, ist Peyerls Selbstverständnis.   nung zu vertreten. „Ich bin einer, der gern
genau, woher das gekommen ist. Der             nicht nur im Rahmen einer Dissertation       „Start up: your business“ vor Kurzem be-                                    mitbringt“, so Peyerl. Ähnliches gilt für die   Dem werde oft entgegengehalten, dass         Lösungsvorschläge unterbreitet. Wir kön-
Großvater hat gern über Geld gesprochen.       an der BOKU (eine solche Vertiefung lässt    gonnen, Studierende zu coachen, die ein                                     Veränderungen, die die Digitalisierung für      derartige Aussagen ja stets vom subjek-      nen nicht nur diskutieren und dann keine
Und unternehmerische Fragen waren na-          die Studienrichtung der Agrarökonomie        Unternehmen oder eine Initiative gründen                                    unsere Art zu wirtschaften mit sich bringt.     tiven Standpunkt gefärbt seien. Das sei      Lösung anbieten. Dafür werden wir von
türlich ein wesentlicher Bestandteil des       seit jeher zu), sondern auch durch ein       wollen. Auch Schulungen in Rechnungs-                                       „Das Steuerrecht ist in seiner gegenwärti-      auch gar nicht abzustreiten, doch würden     der Gesellschaft nicht bezahlt“, so Peyerl.
alltäglichen Lebens auf einem landwirt-        weiteres Studium an der WU Wien nach-        wesen für LeiterInnen wissenschaftlicher                                    gen Form dafür noch nicht gut gerüstet.         sich auch Aussagen anderer Disziplinen       Zuvor müsse die Fragestellung aber aus
schaftlichen Betrieb“, erinnert sich Peyerl.   ging. Auch dieses schloss der aufstreben-    Projekte hat Peyerl schon angeboten.                                        Hier denkt man immer noch in Standor-           nicht von selbst verstehen, meint Peyerl:    verschiedenen Blickwinkeln betrachtet
Zudem halfen die zuweilen durchaus leb-        de Steuerrechtler mit einem Doktorat ab                                                                                  ten vom Typus einer Fabrik, die irgendwo        „Wir leben in einer Gesellschaft, die Zah-   und durchargumentiert werden. Qualität-
haften Diskussionen zwischen drei im Be-       und absolvierte schließlich auch noch ein    Lehre und Beratung schöpfen dabei aus                                       steht.“                                         len großen Glauben schenkt. Wenn man         volles Argumentieren hält Peyerl daher
trieb tätigen Generationen, den eigenen        postgraduales LL.M.-Studium zum Eu-          der eigenen Forschungsarbeit: „Ich publi-                                                                                   aber hinterfragt, wie diese zustande         auch für eine Grundkompetenz seines
Standpunkt argumentativ vertreten zu           ropäischen Steuerrecht an der Johannes       ziere immer wieder zu Themen innerhalb                                      VERSCHIEDENE ARTEN                              gekommen sind, bemerkt man, wie vie-         Fachgebiets, die in vielen Studienrichtun-
lernen. Um seine wirtschaftlichen Interes-     Kepler Universität Linz.                     des Kontexts der an der BOKU vertrete-                                      VON WISSENSCHAFT                                le Annahmen eingeflossen sind.“ Seine        gen häufig zu kurz kommt.
sen mit einer fachlich einschlägigen Aus-                                                   nen Disziplinen. Das reicht von Fragen der                                  Im Umfeld einer ingenieurwissenschaft-          Disziplin gebe dagegen von vornherein
bildung zu verbinden, wählte er das Stu-       Seit 2015 ist Peyerl Assoziierter Profes-    Grundstücksbesteuerung bis hin zur Be-                                      lichen Universität stehen Disziplinen der       zu, dass man die Dinge so oder so sehen      Die anfängliche Enttäuschung der Familie
dium der Agrarökonomie an der BOKU.            sor am Department für Wirtschafts- und       steuerung neuer Technologien“, so Peyerl.                                   Rechts- und Wirtschaftswissenschaften           könne. Aus diesem Grund würden auch          darüber, dass Peyerl den Weinbaubetrieb
Von der Familie wurde ein akademisches         Sozialwissenschaften und als solcher auf     Vor Kurzem hat sich beispielsweise eine                                     unter einem gewissen Rechtfertigungs-           häufig der ideologische Hintergrund und      nicht übernommen hat, ist heute längst
Studium eher als Verzögerung angesehen         mehrfache Weise in Forschung und Lehre       Diskussion darüber entsponnen, wie Per-                                     druck. „Unser Wissenschaftssystem ist           die institutionelle Verankerung von Au-      dem Stolz auf den erfolgreichen Forscher
und daher nicht wirklich begrüßt. Peyerl       der Universität eingebunden. „Ich vermitt-   sonen bzw. Unternehmen steuerrechtlich                                      von Bewertungsschemen geprägt, die              torInnen in eine Argumentation einflie-      gewichen. „Die Eltern haben gesehen,
studierte daher sehr zielstrebig und konn-     le Studierenden im Rahmen von Bache-         einzuordnen sind, die auf ihrem Dach eine                                   stark auf naturwissenschaftliche Fächer         ßen. „Im Steuerrecht manifestieren sich      dass es eine gute Entscheidung war. Nur
te trotz Mitarbeit im familieneigenen          lorveranstaltungen grundlegende Kennt-       Photovoltaik-Anlage haben und manchmal                                      zugeschnitten sind“, so Peyerl. Diszi-          gesellschaftliche Werthaltungen“, gibt       meinem Großvater habe ich bis heute
Weinbaubetrieb bereits nach vier Jahren        nisse im Rechnungswesen und unterrich-       Energie aus dem Stromnetz entnehmen,                                        plinen, die hingegen weniger quantitativ        Peyerl zu bedenken. Die Gesellschaft         nicht erklären können, was ich als Wis-
(also unter der Mindestzeit) das Diplom-       te in mehreren Masterstudien Steuerrecht.    manchmal dagegen welche einspeisen,                                         orientiert sind, in denen keine Experi-         bestimme, ob ein bestimmtes Verhalten        senschaftler eigentlich mache“, bemerkt
studium abschließen.                           Mein Ziel ist, dass alle AbsolventInnen      und daher gleichzeitig ProduzentInnen                                       mente gemacht und keine Daten erhoben           durch steuerliche Erleichterungen geför-     Peyerl schmunzelnd.                  
                                               imstande sind, Buchhaltungsunterlagen        und KonsumentInnen sind (ein Modell,                                        werden, würden seiner Meinung nach              dert wird und welche Art von Einkünften
Das akademische Umfeld weitete aber            oder Bilanzen zu lesen. Diese Fähigkeiten    das man mit dem Begriff „Prosumer“ be-                                      schlechter in dieses Schema passen. „In         welchen Beitrag zum Steueraufkommen
auch den Horizont und stellte Karriere-        sind heute in jeder Art von beruflichem      zeichnet hat). „Das ist ein Beispiel dafür,                                 meinem Fach geht es darum, Normen,              leisten soll. Der Wissenschaftler sieht es   Der Autor ist Chefredakteur der Zeitschrift
möglichkeiten abseits der Landwirtschaft       Umfeld erforderlich“, erzählt Peyerl über    dass bestimmte steuerrechtliche Fragen                                      die die Gesellschaft für sich geschaffen        dabei sehr wohl als seine Aufgabe an, zu     Chemiereport/Austrian Life Sciences.

                                                                                                             BOKU Magazin 2 2017                                               BOKU Magazin 2 2017
6                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  7
BOKU - CO2-FUSSABDRUCK DER BOKU NATURE4CITIES
Shutterstock
                                                                                                                                                                                                                                                   Extremwetterereignissen kommt es daher
                                                                                                                                                                                                                                                   immer wieder zu lokalen Überschwem-
                                                                                                                                                                                                                                                   mungen mitten im Stadtgebiet. Fortschrei-
                                                                                                                                                                                                                                                   tende Versiegelungen und damit erhöhtes
                                                                                                                                                                                                                                                   Volumenaufkommen an Regenwasser ver-
                                                                                                                                                                                                                                                   stärken das Problem weiter.

                                                                                                                                                                                                                                                   Es scheint auf eine Art auch absurd, Re-
                                                                                                                                                                                                                                                   genwasser mittels Kanalisation aus der
                                                                                                                                                                                                                                                   Stadt zu bringen, um es anschließend –
                                                                                                                                                                                                                                                   aufbereitet – wieder in die Stadt zu führen
                                                                                                                                                                                                                                                   (etwa um Gießwasser zu transportieren).
                                                                                                                                                                                                                                                   Der kontrollierte Verbleib von Regenwas-
                                                                                                                                                                                                                                                   ser im Stadtgebiet, zum Beispiel durch
                                                                                                                                                                                                                                                   Rain Gardens oder wasserdurchlässige
                                                                                                                                                                                                                                                   Oberflächenbefestigungen        ermöglicht
                                                                                                                                                                                                                                                   nicht nur ein weit günstigeres und ef-
                                                                                                                                                                                                                                                   fektiveres Management von natürlichen
                                                                                                                                                                                                                                                   Regenereignissen, sondern vermindert
                                                                                                                                                                                                                                                   zugleich den UHI-Effekt und erhöht die

NATUR4CITIES AN DER BOKU
                                                                                                                                                                                                                                                   Biodiversität im Boden.

                                                                                                                                                                                                                                                   DAS PROJEKT NATURE4CITIES
                                                                                                                                                                                                                                                   Es ist bereits sehr viel Wissen zum Thema
                                                          Von Rosemarie Stangl
                                                                                                                                                                                                                                                   NbS vorhanden und es gibt eine Vielzahl
WAS SIND NATURE-BASED                           u Beschattungsmaßnahmen wie Be-              zeit eine detaillierte Diskussion zur De-                                                                                                             an weltweiten Umsetzungsbeispielen.
SOLUTIONS/NBS?                                    schattungslamellen an Gebäudeober-         finition der genauen Begrifflichkeit und                                                                                                              Aber bislang handelt es sich im Regel-
Der Begriff „Nature-based Solutions“              flächen oder Sonnensegel                   Abgrenzung zu anderen Termini wie etwa                                                                                                                fall um Einzel- und Vorzeigelösungen.
(NbS) umfasst die Planung und Umset-                                                         „Ecosystem Services“. Ganz allgemein                                                                                                                  Die breite Masse hat das Thema noch
zung von Maßnahmen im urbanen Raum,             WELCHE HERAUSFORDERUNGEN                     kann gesagt werden, dass NbS aus der                                                                                                                  nicht erreicht. Die oben angesprochenen
um unsere rasant wachsenden Städte              GILT ES DABEI ZU MEISTERN?                   Notwendigkeit der Praxis heraus entstan-                                                                                                              Herausforderungen gilt es gemeinsam
auf natürliche Art und Weise fit für den        Für eine breite Umsetzung von NbS ha-        den sind (im Gegensatz etwa zu Ecosys-                                                                                                                zu lösen – aus diesem Grund wurde das
Klimawandel zu machen. Im Gegensatz             ben wir noch einige Herausforderungen        tem Services, einem Begriff der Wissen-                                                                                                               Nature4Cities-Projekt in Leben gerufen.
zu „Technology-based Solutions“ fördern         vor uns: Dazu gehört zum Beispiel die        schaft aus der Biodiversität). In vielen Ge-                                                                                                          Es ist eines von zwei Projekten, die von
NbS lebende Systeme, die von der Natur          einfache und in herkömmliche Bau- und        meinden und Städten ist der Begriff NbS                                                                                                               der EU im Rahmen des Programms H2020
inspiriert oder kopiert sind, und in der        Entwicklungsprozesse integrierte Pla-        bei StadtplanerInnen und -entwicklerIn-                                                                                                               gefördert werden, und die die Aufgabe
Lage sind, die vielfältigen Herausforderun-     nung der multiplen Effekte von NbS auf       nen keine Novität, sondern wird im Alltag                                                                                                             haben, durch Vernetzung und Wissens-
gen in Städten – wie etwa extreme Wetter-       allen Ebenen, angefangen bei den mikro-      diskutiert und auf die eine oder andere                                                                                                               generierung die Grundlagen für die breite
ereignisse – zu mitigieren und gleichzeitig     klimatischen Wirkungen über den Res-         Art gefördert, denn Städte müssen sich                                                                                                                Umsetzung von NbS für eine gute Lebens-
eine höhere Lebensqualität für städtische       sourcenverbrauch bis hin zu den Herstel-     heute den Herausforderungen von Bevöl-                                                                                                                qualität in unseren Städten zu schaffen.
Bewohner zu schaffen. Dazu gehören der          lungs- und Erhaltungskosten.                 kerungswachstum und Klimawandel mas-                          Strahlungswärme auf und speichern          stung, ganz im Gegensatz zu Gebäuden
intelligente und geplante Einsatz von Bau-                                                   siv stellen. Wien nimmt dabei europaweit                      sie. Dadurch kommt es zu sogenannten       oder Straßen. Im breiten Stil angewandt,     Das Projekt Nature4Cities veranstaltet in
werksbegrünungen (Dach- und Fassaden-           Eine weitere Herausforderung stellt die      eine beispielgebende Rolle ein.                               UHI-Effekten – einer um mehrere Grad hö-   kann durch einen zielgerichteten Einsatz     Kooperation mit dem Institut für Inge-
begrünungen), Rain Gardens oder Gehölz-         Förderung der technischen Fachkompe-                                                                       heren Temperatur in Ballungszentren als    von Pflanzen in Städten eine klare und       nieurbiologie und Landschaftsbau der
strukturen etc. In einer breiteren Definition   tenz in der Umsetzung und Erhaltung dar.     WAS KANN DAMIT                                                im Umfeld. Das Schaffen von städtischen    messbare Verringerung von UHIs erzielt       BOKU Wien eine Konferenz zum Thema
von NbS sind auch Maßnahmen inkludiert,         Pflanzen sind und bleiben Lebewesen, die     ERREICHT WERDEN?                                              Betonwüsten, verstärkt durch den Klima-    werden.                                      „Community Building für Nature-based
die – in der Praxis – lebende Systeme ein-      an einer Fassade in 30 Meter Höhe jene       NbS umfassen eine Vielzahl an Möglich-                        wandel, ist aber auf mikroklimatischer                                                  Solutions“. Ein breiter ExpertInnenkreis
fach nur fördern. Dazu gehören etwa:            Bedingungen benötigen, die sie zum Le-       keiten und Maßnahmen. Nehmen wir zwei                         Ebene ein massiver Lebensqualitätsver-     2. Regenwassermanagement                     wird die Hemmnisse und Chancen für
                                                ben und Wachsen brauchen. Die hand-          für europäische Städte relevante Themen-                      lust und beeinträchtigt die Gesundheit     Das Problem ist allen StadtplanerInnen und   die Umsetzung von NbS beleuchten und
u Wasser- und luftdurchlässige Boden-           habbare Verbindung von Technik und Na-       felder und NbS her:                                           der Stadtbevölkerung enorm.                -entwicklerInnen in Großstädten bekannt:     Themenkreise wie Governance, Nach-
  befestigungen in der Stadt, die Funk-         tur für den Alltag eines Facility-Managers                                                                                                            Existierende und gebaute Kanalsysteme        barschaftspolitik, Finanzierungsmecha-
  tionen des Bodens auch im urbanen             ist nach wie vor zu optimieren.              1. Urbane Hitzeinseln (UHI)                                   Pflanzliche Oberflächen können hingegen    sind nicht nur technisch veraltet, sondern   nismen und Kommunikationsstrategien
  Umfeld fördern (Wasserhaushalt/Re-                                                         Durch das rasche Städtewachstum kommt                         Sonnenenergie umsetzen (sie benötigen      sind in wachsenden Städten nicht mehr in     diskutieren. Am Abend findet ein Kamin-
  genwassermanagement, aktives Bo-              WOHER KOMMT DAS THEMA?                       es zu einer Versiegelung von großen Flä-                      die Energie für Wachstum und Photosyn-     der Lage, die notwendigen Abflusskapazi-     gespräch mit „Open Microphone“ zum
  denleben)                                     Auf wissenschaftlicher Ebene gibt es zur-    chen. Bebaute Oberflächen nehmen die                          these) und kühlen dabei durch Verdun-      täten zu bieten. Durch die Verstärkung von   Mitdiskutieren statt.                 

                                                                                                               BOKU Magazin 2 2017                               BOKU Magazin 2 2017
8                                                                                                                                                                                                                                                                                           9
BOKU - CO2-FUSSABDRUCK DER BOKU NATURE4CITIES
ist mit seinen sieben Instituten und über      Studierenden vier Monate an der BOKU,         Teilbereich der Fischökologie und er er-

                                                                                                                                            Paul Meulenbroek
                                                                                                                                                               250 MitarbeiterInnen eines der größten an      vier Monate an der Egerton University in      hielt dafür im Team den Österreichischen
                                                                                                                                                               der Universität und bietet seinem Leiter       Kenia und vier Monate am UNESCO Ins-          Staatspreis für Ökosystemforschung.
                                                                                                                                                               trotzdem Zeit und Platz für seine eigenen      titute for Hydrological Education in den
                                                                                                                                                               Forschungen und die Lehre. So unterrich-       Niederlanden. Gefolgt von einer sechs-        Wie schon in Altenwörth wurden auch
                                                                                                                                                               tet er als Professor neun unterschiedliche     monatigen Recherchezeit oder, wie Waid-       kurz nach der Fertigstellung des Kraft-
                                                                                                                                                               Vorlesungen im Jahr, von der „Allgemeinen      bacher meint „der härtesten universitären     werks Freudenau die eingestauten Ge-
                                                                                                                                                               Hydrobiologie“ über „Ökologie der aquati-      Ausbildung, die man momentan absolvie-        wässerabschnitte von Waidbacher und
                                                                                                                                                               schen Lebensräume“ bis zu „Fish Farming        ren kann“. So vielfältig die Kooperation      seinem Team untersucht. Nun – 15 Jahre
                                                                                                                                                               and Aquaculture“. Dazu kommen Übungen          zwischen den Universitäten, so vielfältig     später – war das Department wieder vor
                                                                                                                                                               und Exkursionen sowie die Betreuung der        ist auch die Forschung in Ostafrika. Um nur   Ort, um zu überprüfen, wie sich die öko-
                                                                                                                                                               Master- wie auch Doktoratsstudierenden.        einen kleinen Ausblick aufzuzeigen: Allein    logische Situation entwickelt hat. Beson-
                                                                                                                                                                                                              in diesem Jahr beschäftigt sich eine Arbeit   dere Aufmerksamkeit wurde hier auf die
                                                                                                                                                               VON FISCHEN UND FARMEN                         mit Wurmfarmen für die Proteinergänzung       Fischaufstiegshilfe gerichtet: ein gänzlich
                                                                                                                                                               Rund 16 unterschiedliche Lehrtätigkeiten       für Fisch-Futtermittel, eine Arbeit mit der   künstlich angelegtes Gewässer, beste-
                                                                                                                                                               übt er aus, die sich nicht nur auf Öster-      Genetik unterschiedlicher Tilapien-Stäm-      hend aus einer 1.000 Meter langen Umge-
                                                                                                                                                               reich beschränken, denn auch in Ostafrika      me und eine Arbeit mit Aquaponik-Syste-       hungsrinne und 19 Tümpeln, über welches
                                                                                                                                                               sind Waidbacher, seine DissertantInnen         men. Hier wird die klassische Aquakultur      die Fische rund neun Höhenmeter über-
                                                                                                                                                               und seine Forschung präsent. Etwa fünf-        zur Aufzucht von Fischen mit einem Hydro-     winden. Das erstaunliche Ergebnis: Allein
                                                                                                                                                               mal im Jahr besucht er Äthiopien, Uganda       ponik-System zum Anbau von Pflanzen im        hier wurden 41 Fischarten nachgewiesen
                                                                                                                                                               oder auch die Egerton University in Kenia      Wasser ergänzt. So kann die Ausscheidung      und über genetische Bestimmung der
                                                                                                                                                               und vertieft damit eine Kooperation, die       der Fische als Dünger für die Pflanzen ge-    Reproduktionsnachweis erbracht. Das ge-
                                                                                                                                                               auf eine lange und ergiebige Historie zu-      nutzt werden. Kein neues System, aber         baute Habitat wurde in den vergangenen
                                                                                                                                                               rückblickt. Bereits 1975 begründete Heinz      eine neue Herangehensweise. Statt Salat       Jahren als Lebensraum angenommen.
                                                                                                                                                               Löffler an der Akademie der Wissenschaf-       und Tomaten wird in dieser Forschungs-        In Waidbachers Worten: „Das ist keine
                                                                                                                                                               ten und mit Unterstützung der UNESCO           arbeit versucht, seltene afrikanische Heil-   g’schminkte Leiche!“
                                                                                                                                                               das Trainingsprogramm für Limnologie.          kräuter in diesem System zu ziehen.
 Herwig Waidbacher in seinem Element
                                                                                                                                                               Jährlich wurden zwölf Stipendiaten aus                                                       VON LEISTUNG UND LEITUNG

DIE KUNST DER FORSCHUNG
                                                                                                                                                               aller Welt in Österreich unterrichtet. „Mein   VON STRÖMEN UND STUDIEN                       Dass zwischen all diesen Forschungspro-
                                                                                                                                                               Dissertationsvater holte mich zu Beginn        Nicht weniger mannigfaltig gestaltet sich     jekten und der Lehre die Leitung des De-
                                                                                                                                                               als Betreuer und dann als Lehrenden für        die Arbeit am Department für Wasser,          partments auf keinen Fall zu kurz kommt,
                                                                                                                                                               Fischökologie in die leistungsstarke Fami-     Atmosphäre und Umwelt an der BOKU,            zeigt auch die vergangene Wahl. Denn
 D E R L I M N O LO G E H E R W I G WA I D B AC H E R                                                               Von Rosa Schaberl                          lie“, erzählt Herwig Waidbacher. Über die      doch lässt sich bei seinem Leiter hier ein    alle drei Jahre wählen die Institute und
                                                                                                                                                               Jahre und die Besuche hinweg hat sich          Fokus feststellen, in seiner Forschungsar-    die ProfessorInnen ihre Departmentleitun-

D
        ie Jahre 1665 und 1666 beschrieb      folgt von Jahren, in denen neu Gedachtes       der Mühe die wirklich befriedigende For-                          nicht nur eine fruchtbare Kooperation          beit und wieder einmal in seinem Büro.        gen intern selbst. Der Wahlvorschlag wird
        Isaac Newton als seine schöp-         nur träge zustande kam.                        schungsarbeit.“ Nach kurzem Überlegen                             zwischen den Universitäten, sondern auch       „Irgendwie sind mir die Donau und ihre        dann vom Rektorat der Universität aner-
        ferischsten, in dieser kurzen                                                        fügt er hinzu: „Die Lehre ist ausgeglichener                      eine enge Freundschaft entwickelt. Wenn        Fische einfach geblieben“, meint Waidba-      kannt oder abgelehnt. Die Wiederwahl ist
Zeitspanne legte er den Grundstein zu         „Sieht man sich die Größten ihres Faches       als die Forschung selbst. Sie ist zwar sen-                       auch das raumhohe Bücherregal und der          cher – der große Teppich, gemustert mit       also ein großer Vertrauensbeweis seitens
seiner Arbeit in der Mechanik, Optik,         an, kann man zumindest eine Gemeinsam-         sibel und man muss ständig adaptieren,                            Computertisch ihren rein funktionellen         kleinen Fischen, und die Feuchtpräparate      seiner MitarbeiterInnen und der Univer-
Bewegungslehre und der Infinitesimal-         keit von Kunst und Forschung detektieren.      aber man kann auch etwas vermitteln und                           Nutzen haben, der Stoffdruck eines Ele-        im Regal unterstreichen diese Aussage.        sität. Seit 14 Jahren hat er diese Position
rechnung. Die größte Anzahl an Werken         Beides hat keine Konstanz. Nein, darf kei-     auslösen. Mir gibt das Sinn, und es macht                         fanten an der Wand zeigt diese Verbun-         Geblieben – denn begonnen hat seine Ar-       nun inne und ist damit der dienstälteste
komponierte Franz Schubert im Jahre           ne Konstanz haben! Sonst würde es dem          Freude.“ Professor Waidbacher kennt bei-                          denheit mit Afrika auch im Büro.               beit an den Donaufischen bereits in den       Departmentleiter der BOKU. Es wird sei-
1815. Weit über 160 Lieder, Sonaten, Sin-     Mainstream Folge leisten.“ Herwig Waid-        de Zugänge zur Wissenschaft – die For-                                                                           1980er Jahren in Altenwörth bei Krems.        ne letzte „Amtsperiode“ sein, schon 2019
fonien, Messen sowie eine Oper entstan-       bacher, Leiter des Departments für Was-        schung und die Lehre – nur zu gut.                                Das Trainingsprogramm für Limnologie           1976 wurde hier der Bau des bis heute         geht er in Pension. Schmunzelnd meint
den in diesem einem Jahr. 1905 hingegen       ser, Atmosphäre und Umwelt, lehnt sich                                                                           selbst besteht bis heute, wird aber nicht      leistungsstärksten Wasserkraftwerkes in       Herwig Waidbacher: „Ich laufe nicht da-
gilt als Wunderjahr von Albert Einstein. Er   im Korbsessel seines kleinen, gemütlichen      Bereits 1979, noch während seines Studi-                          mehr von der Akademie, sondern von der         Österreich abgeschlossen und im Zuge          von. Ich reduziere. Welche Aufgaben ich
dissertierte, erbrachte den bedeutends-       Büros im Dachgeschoß des Gregor-Men-           ums an der Universität Wien, kam er als                           BOKU angeboten. Am Institut für Hydro-         dessen die bis dahin größte limnologische     dann noch betreuen werde, ist aber nicht
ten Nachweis für Moleküle, publizierte        del-Hauses zurück. Die Hände im Schoß          Laborant auf das Hydrobiologie-Institut                           biologie und Gewässermanagement hat            Untersuchung an einem Donaustrom,             meine Entscheidung, sondern die der Uni-
die Arbeit zur Relativitätstheorie, leitete   gefaltet, spinnt er den Gedankenfaden wei-     der Universität für Bodenkultur Wien und                          Gerold Winkler die internationale Zusam-       die „Ökosystemstudie Donaustau Alten-         versität.“ Vielleicht ist dies noch eine Ge-
die Äquivalenz von Masse und Energie ab       ter. „Alles, was neu gedacht werden muss,      blieb bis heute. Vom Laboranten zum As-                           menarbeit zwischen Wien und Kenia über-        wörth“ initiiert. Die unterschiedlichsten     meinsamkeit, die man zwischen der Kunst
und führte den Begriff des Lichtquants        ist mühsam. Man quält sich oft jahrelang,      sistenten zum Außerordentlichen Profes-                           nommen und erweitert. Zusätzlich wird          wissenschaftlichen Einrichtungen waren        und der Wissenschaft detektieren kann.
in der Wissenschaft ein. Es waren Jahre,      die Finanzierungen bleiben aus und die         sor: Im Jahre 1996 folgte die Habilitation                        das „Joint Master Programme in Limnolo-        daran beteiligt, um unter anderem die         Man hört nicht auf, WissenschaftlerIn zu
in denen alles scheinbar mühelos gelang       Versuchsanordnungen werden wieder und          und nicht einmal zehn Jahre später die                            gy and Wetland Management“ angeboten.          Wasserchemie, die Sedimente, Zooplank-        sein, wenn man in Pension geht, und man
– in der Mathematik, der Musik und der        wieder angepasst. Dann geht es plötzlich       Wahl zum Departmentleiter. Das Depart-                            Die Besonderheit: Der Master wird an drei      ton und Phytoplankton zu untersuchen.         geht nicht in Pension, wenn man Künstle-
Physik. Oftmals vorangegangen und ge-         eruptiv. Alles gelingt, und das ist nach all   ment für Wasser, Atmosphäre und Umwelt                            Universitäten absolviert. So verbringen die    Waidbacher oblag in dieser Studie der         rIn ist. Beides bleibt man ein Leben lang. 

                                                                                                               BOKU Magazin 2 2017                                    BOKU Magazin 2 2017
10                                                                                                                                                                                                                                                                                                    11
BOKU - CO2-FUSSABDRUCK DER BOKU NATURE4CITIES
Jeff Mangione
 AB FEBRUAR 2018

Neuer Rektor der Universität für
Bodenkultur wird Hubert Hasenauer

                                                                                                                                                                                                                                       Herta Steinkellner

                                                                                                                                                        „DESIGNER-PFLANZEN“ GEGEN
                                                                                                                                                        TÖDLICHE INFEKTIONSKRANKHEITEN
D
       er neue Rektor der Universität für    erfolgreiche Zusammenarbeit. BOKU – fit      als Förster begann er das Studium der
       Bodenkultur Wien heißt Hubert Ha-     für die Zukunft!“, freut sich Hubert Hase-   Forstwissenschaften an der Universität

                                                                                                                                                        E
       senauer. Der 54-Jährige wurde am      nauer.                                       für Bodenkultur Wien, schloss es 1991 ab                           in internationales Forschungsteam       Filoviren, zu deren prominenten Vertre-       vielversprechenden Ergebnisse lassen auf
Donnerstag, dem 1. Juni 2017 vom Uni-                                                     und dissertierte 1994. Danach forschte er                          hat einen wichtigen Schritt zur Ent-    tern neben dem Ebola-Virus die Marburg-       die Entwicklung einer effizienten Thera-
versitätsrat der BOKU zum neuen Rektor       Auch der Vorsitzende des Universitäts-       als Fulbright- und Schrödinger-Stipen-                             wicklung neuer Medikamente gegen        und Ravn-Viren zählen, verursachen bei        pie hoffen. „Was diese Studie einzigartig
der BOKU gewählt. Der jetzige Leiter des     rates, Werner Biffl, zeigt sich zufrieden:   diat zwei Jahre am Virginia Tech und an                       die tödlichen Marburg- und Ravn-Viren        Menschen akute Erkrankungen mit einer         macht, ist, dass wir einen vollen Schutz
Institutes für Waldbau der BOKU wird das     „Wir sind mit der BOKU auf einem aus-        der University of Montana in den USA.                         gemacht.                                     hohen Sterberate. Seit dem ersten an-         beobachtet haben, im Gegensatz zur
Rektorat am 1. Februar 2018 übernehmen.      gezeichneten Weg. Die Aufgabe des zu-        1998 habilitierte er sich mit dem Thema                                                                    erkannten Ausbruch der Marburg-Virus-         100%igen Sterberate der nicht behandel-
Die Funktionsperiode endet am 31. Jänner     künftigen Rektorates ist es, diesen Weg      „Waldwachstum und Waldökosystem-                              Das interdisziplinäre Team (University of    erkrankung im Jahre 1967 hat sich die         ten Tiere“, kommentiert BOKU-Professo-
2022.                                        mit großem Einsatz weiterzuführen. Hu-       modellierung“, 2007 wurde er zum Pro-                         Texas Medical Branch/Galveston, Mapp         Erkrankung bei etwa 80 Prozent der infi-      rin Herta Steinkellner.
                                             bert Hasenauer ist die richtige Wahl, denn   fessor für Waldökosystemmanagement                            Biopharmaceutical Inc./San Diego, Van-       zierten Personen als tödlich erwiesen. Die
Neben Hubert Hasenauer waren auf             aufgrund seiner langjährigen Erfahrung       an der BOKU berufen. Hubert Hasenauer                         derbilt University Medical Center/Nashvil-   zurzeit ineffizienten bzw. fehlenden Be-      Die Studie reiht sich in eine Serie von er-
dem Dreiervorschlag des Senates noch         als Universitätsprofessor in verschiede-     hat Gastvorlesungen in den USA, England,                      le und Universität für Bodenkultur Wien)     handlungsmöglichkeiten machen die Be-         folgreichen Ergebnissen ein, die mit den
der jetzige Vizerektor für Forschung der     nen Funktionen an der BOKU ist er mit        Finnland und China absolviert und über                        berichtet, dass an der BOKU Wien herge-      kämpfung von Filoviren unkontrollierbar,      von Steinkellner und ihrem Team entwi-
BOKU, Josef Glößl und Veronika Somoza,       den Strukturen und Herausforderungen         260 wissenschaftliche Beiträge – darun-                       stellte gentechnisch veränderte Pflanzen     wie die jüngste Ebola-Epidemie (2013–         ckelten gentechnisch veränderten Tabak-
Vizedekanin der Fakultät Chemie der Uni-     bestens vertraut. Ich freue mich auf eine    ter viele SCI-Publikationen – verfasst. Von                   in der Lage sind, Antikörper zu produzie-    2016) gezeigt hat. Auf der Suche nach         pflanzen erzielt wurde. In nunmehr über
versität Wien.                               konstruktive Zusammenarbeit.“                2009 bis 2016 war Hubert Hasenauer Se-                        ren, die einen umfassenden Schutz gegen      einer Therapie zeigte ein US-österreichi-     zehn Publikationen in Kooperation mit
                                                                                          natsvorsitzender der BOKU, von 2015 bis                       tödliche Marburg- und Ravn-Viren liefern.    sches Forschungsteam, dass Antikörper,        weltweit führenden Forschungseinrich-
„Ich danke dem Unirat, dem Senat und         Hubert Hasenauer wurde am 3. November        2016 Sprecher der Senatsvorsitzenden der                      Die an Menschenaffen durchgeführte           die in gentechnisch veränderten Pflanzen      tungen konnte der Einsatz dieser Pflan-
allen UnterstützerInnen für das in mich      1962 in Saalfelden in Salzburg geboren.      Österreichischen Universitäten sowie von                      Studie ist ein weiterer Beleg für den weit   produziert wurden, bei Menschenaffen          zen zur Produktion hochwirksamer Anti-
gesetzte Vertrauen. Ich freue mich auf die   Er ist verheiratet und hat eine erwach-      2013 bis 2016 Mitglied der Österreichi-                       greifenden Einsatz der an der BOKU ent-      einen umfassenden Schutz gegen Mar-           körper, darunter solche für HIV und Ebola,
bevorstehenden Aufgaben und auf eine         sene Tochter. Nach fünfjähriger Tätigkeit    schen Hochschulkonferenz.                                     wickelten „Designer-Pflanzen“.               burg- und Ravn-Viren hervorriefen. Die        demonstriert werden.                    

                                                                                                           BOKU Magazin 2 2017                                 BOKU Magazin 2 2017
12                                                                                                                                                                                                                                                                                          13
BOKU - CO2-FUSSABDRUCK DER BOKU NATURE4CITIES
NEUES CHRISTIAN DOPPLER LABOR

                                                                                                                                        Shutterstock
                                                                                                                                                       AN DER BOKU ERÖFFNET
                                                                                                                                                       Das CD-Labor zur Produktion neuartiger Biopharmazeutika in E. coli nimmt seine Arbeit am Department für
                                                                                                                                                       Biotechnologie auf.

                                                                                                                                                       B
                                                                                                                                                              iopharmazeutika sind Arzneimittel,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Photo by Eric Erbe, digital colorization by Christopher Pooleyral
                                                                                                                                                              zumeist biotechnologisch herge-
                                                                                                                                                              stellte Proteine, die in lebenden
                                                                                                                                                       Zellen produziert werden. In Zusammen-
                                                                                                                                                       arbeit mit der Firma Boehringer Ingelheim
                                                                                                                                                       RCV verfolgt das neue CD-Labor das Ziel,
                                                                                                                                                       wissenschaftliche Grundlagen und Lösun-
                                                                                                                                                       gen zur effizienten Produktion neuarti-

SAATGUT-BEHANDLUNG:                                                                                                                                    ger Proteine mit erhöhter Wirksamkeit in
                                                                                                                                                       Escherichia-coli-Bakterien zu erarbeiten.

FOLGEN FÜR BODENORGANISMEN                                                                                                                             „Wir arbeiten seit vielen Jahren mit der Fir-
                                                                                                                                                       ma Boehringer Ingelheim RCV, einem der
In der Landwirtschaft wird häufig Saatgut eingesetzt, das mit Pestiziden behandelt ist, um es vor Insektenfraß                                         bedeutendsten forschenden Pharmaun-
oder Pilzerkrankungen zu schützen. Dass die dabei eingesetzten Giftstoffe zum Bienensterben beitragen, ist                                             ternehmen im österreichischen Life-Scien-
bekannt. Dass davon jedoch auch Bodenorganismen beeinträchtigt werden, haben WissenschaftlerInnen der                                                  ce-Bereich zusammen. Im Rahmen dieses
BOKU Wien mit einem internationalen Team jetzt in zwei unabhängigen Studien herausgefunden.                                                            CD-Labors haben wir nun die Möglichkeit,

L
                                                                                                                                                       diese Kooperation maßgeblich auszubau-
     andwirtschaftliches Saatgut für Ge-      chen Saatstärke angesät. Nach der Ernte    für Zoologie der BOKU und Studienleiter,                      en. Das CD-Labor ermöglicht es uns, ein
     treide, Raps, Zuckerrüben und ande-      dieses Versuchs wurde in einem zweiten     die Hauptaussagen der beiden Studien                          breites Spektrum an offenen Fragestellun-
     re Feldfrüchte ist häufig mit Pestizi-   Experiment in denselben Versuchstöpfen     zusammen. Das vielleicht wichtigste Er-                       gen der Bioprozesstechnik auf der Ebene
den behandelt, um die jungen Pflanzen         erneut gebeiztes Saatgut ausgebracht.      gebnis war aber, dass die Wirkung der                         der Grundlagenforschung zu bearbeiten
vor Insektenfraß oder Pilzerkrankungen        Später wurde noch ein Glyphosat-Herbi-     Saatgutbeizung durch Glyphosat-Herbizi-                       und damit innovative Lösungsansätze zu
zu schützen. Diese Saatgutbeizung ist         zid ausgebracht, so wie es auch auf dem    de verstärkt wurde. Solche Kreuzwirkun-                       entwickeln. Mein Team und ich freuen uns
eine einfache, sehr alte Methode des          Acker passieren könnte – das verwendete    gen werden bei der Zulassung von Pesti-                       sehr, diese Herausforderung gemeinsam
Pflanzenschutzes. Wurde früher das Saat-      Saatgut wird mit diesen Behandlungen       ziden übrigens nicht getestet.                                mit den Forscherinnen und Forschern bei
gut in Pflanzenjauchen getränkt, so wer-      auch in der Landwirtschaft verwendet.                                                                    Boehringer Ingelheim in Angriff zu neh-
den heutzutage überwiegend systemisch         Die Versuchstöpfe wurden mit Regenwür-     SAATGUTBEIZUNG OHNE                                           men“, so Gerald Striedner, der Leiter des
wirkende Chemikalien eingesetzt, die sich     mern bestückt und die Auswirkungen der     ERTRAGSWIRKSAMKEIT                                            neuen CD-Labors an der BOKU.
in der gesamten Pflanze verteilen. In Ver-    Saatgutbeizung auf die biologische Akti-   Abschließend stellt Zaller fest: „Die Effek-
ruf geraten sind dabei die Neonikotinoi-      vität im Boden untersucht.                 te, die wir gefunden haben, haben jetzt                       „Wir nützen das Instrument der Chris-
de, die nicht nur Schadinsekten abtöten,                                                 nicht sofort alles Bodenleben ausgelöscht.                    tian Doppler Labors aktiv zum Auf- und
die an der Pflanze knabbern, sondern          GLYPHOSAT-HERBIZIDE                        Aber man muss beachten, dass diese Ef-                        Ausbau strategisch wichtiger Themen“,           Escherichia-coli-Bakterien
auch Honigbienen. Auf diesen Äckern           VERSTÄRKEN DIE NEGATIVE                    fekte von nur 18 gebeizten Weizenkör-                         so Rektor Martin Gerzabek, „und natür-
werden zusätzlich noch andere Pestizide,      WIRKUNG DER SAATGUTBEIZUNG                 nern in relativ großen Versuchstöpfen                         lich zur intensiven Kooperation mit Wirt-       Protein isoliert und gereinigt (Produktauf-   und Variationen einzelner Prozessschritte
zum Beispiel zur Unkrautkontrolle, aus-       Die Ergebnisse zeigten, dass verschie-     (28 Liter) ausgelöst wurden. In welcher                       schaftsunternehmen.“                            reinigung). Zwischen all diesen Verfahrens-   die Effizienz der darauffolgenden Prozes-
gebracht. Niemand weiß jedoch, welche         dene Bodenorganismen unterschiedlich       Konzentration die Pestizide dabei ausge-                                                                      schritten gibt es gegenseitige Abhängig-      se, die Produktausbeute und insbesondere
Wirkungen diese unterschiedlichen Pesti-      empfindlich reagieren. „Nach einmaliger    bracht werden, bleibt unbekannt – aber es                     VON BAKTERIEN ZU PROTEINEN                      keiten, die im Rahmen dieses CD-Labors        die Produktqualität beeinflussen. Des Wei-
zidgruppen auf Bodenorganismen haben.         Saatgutbeizung wurde die Aktivität der     wird sich wohl nur um wenige Tausends-                        Die Herstellung dieser bioaktiven Proteine      auf grundlagenwissenschaftlicher Basis        teren wird im Bereich der Proteinaufar-
                                              Springschwänze und Bodenmikroorganis-      tel Gramm handeln. Hinzu kommt, dass                          erfolgt in drei Schritten. Im ersten Schritt    untersucht werden sollen. Verfahrenstech-     beitung ein neuartiges, auf Mikropartikeln
FORSCHUNG MIT                                 men erhöht, die Abbautätigkeit im Boden    sich die Pestizide durch jährliche Anwen-                     (Zell-Engineering) werden E.-coli-Bakte-        nische Aspekte stehen im Zentrum der Ar-      basiertes System entwickelt werden. Als
ANWENDUNGSBEZUG                               war reduziert, jedoch blieben Regen-       dungen im Boden ansammeln und dort                            rien gentechnisch derart verändert, dass        beiten, und besonderes Augenmerk wird         repräsentative Modellproteine für diese
Um dies zu untersuchen, wurden an der         würmer unbeeinflusst. Nach der zweiten     langfristig wirken können.“ Übrigens, die                     sie Proteine mit den gewünschten Eigen-         auf die interdisziplinären Schnittstellen     Forschungsarbeiten sollen Antikörper-
BOKU in Wien zwei Glashausversuche an-        Behandlung war die Aktivität der Regen-    Saatgutbeizung wird zur Sicherung stabi-                      schaften herstellen. Den zweiten Schritt        zwischen Zell-Engineering, Fermentation       fragmente dienen. Diese gelten als zu-
gelegt. In einem Experiment wurden Wei-       würmer reduziert, während die Boden-       ler Ernten propagiert – belastbare Daten,                     (Fermentation) stellt die großtechnische        und Produktaufreinigung gelegt. In einem      kunftsträchtige, kostengünstige und sehr
zensamen, die mit Insektiziden und Fun-       mikroorganismen unbeeinflusst blieben“,    dass diese Aussage auch wirklich zutrifft,                    Herstellung der Proteine in Bioreaktoren        integrativen Ansatz soll aufgeklärt wer-      effiziente Alternative zur heutigen Immun-
giziden gebeizt waren, in der praxisübli-     fasst Johann Zaller, Ökologe am Institut   gibt es jedoch keine.                                       dar. Schlussendlich wird das gewünschte         den, inwieweit neue Produktionsstämme         therapie.                              

                                                                                                          BOKU Magazin 2 2017                                 BOKU Magazin 2 2017
14                                                                                                                                                                                                                                                                                          15
BOKU - CO2-FUSSABDRUCK DER BOKU NATURE4CITIES
DER CO2-FUSSABDRUCK DER BOKU

                                                                                                                                            ZIB
                                                                                                                                                                                                  Von Sybille Chiari & Dominik Schmitz, Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit

                                                                                                                                                  U
                                                                                                                                                         niversitäten spielen bei den tief-
                                                                                                                                                         greifenden Veränderungen, die
                                                                                                                                                         notwendig sind, um dem Klima-
                                                                                                                                                  wandel zu begegnen, eine zentrale Rolle.
                                                                                                                                                  Um Universitäten dabei zu unterstützen,
                                                                                                                                                  eine möglichst aktive Rolle im Klima-
                                                                                                                                                  schutz einzunehmen, wurde im Rahmen
                                                                                                                                                  eines einjährigen, vom Klima- und Ener-
                                                                                                                                                  giefonds     unterstützten    Forschungs-
                                                                                                                                                  projekts das Werkzeug „ClimCalc_edu“
                                                                                                                                                  erarbeitet. Mithilfe des Treibhausgas-Bi-
                                                                                                                                                  lanzierungs-Tools können Universitäten
                                                                                                                                                  die jährliche Entwicklung ihrer Treibhaus-
                                        Pegah Babaei Bidhendi und Kyrill Sattlberger                                                              gas-Emissionen berechnen und beob-
                                                                                                                                                  achten. Der Fokus wird dabei gezielt auf

ELSA – Die Euroleague Student
                                                                                                                                                  die Hauptemissionsquellen gerichtet, wo-
                                                                                                                                                  durch in der Folge effektive Maßnahmen                                             Treibhausgas-Emissionen der BOKU 2015 in Tonnen CO2e
                                                                                                                                                  zur Reduktion der Treibhausgas-Emissio-

                                      Association an der BOKU                                                                                     nen abgeleitet werden können.                                                              tik, 2017). Aber auch im Mobilitätsbereich
                                                                                                                                                                                                                                             könnten die Treibhausgas-Emissionen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Shutterstock
                                                                                                                                                  Im Jahr 2015 betrugen die Treibhaus-                                                       deutlich reduziert werden, etwa durch
 SEIT MÄRZ HAT DIE BOKU MIT PEGAH BABAEI BIDHENDI EINE NEUE ELSA-VERTRETERIN                                                                      gas-Emissionen der BOKU 18.263 Tonnen                                                      den verstärkten Einsatz von Teleconferen-
                                                                                                                                                  CO2e (siehe Grafik). Das Emissionsprofil                                                   cing, den Verzicht auf Kurzstreckenflüge

D
      ie Euroleague Student Association (ELSA) ist eine Studie-          anzuwenden, und gibt den Studierenden die Möglichkeit, einen             der BOKU wird vor allem vom Betrieb                                                        oder Anreizsysteme für PendlerInnen zum
      rendenorganisation, in der Studierende der Mitgliedsuni-           Gesamteindruck vom Thema Life Sciences zu erhalten. Ich bin              einer energieintensiven Infrastruktur ge-                                                  Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel.
      versitäten der Euroleague for Life Sciences (ELLS) zu-             froh, Teil dieses unglaublichen Netzwerks mit anderen Studie-            prägt. So nehmen an der BOKU Labors,
sammenarbeiten. Das Ziel dieses Zusammenschlusses ist es, die            renden zu sein.“                                                         Brut-, Kühl- und Kulturräume über ein                                                      Durch die gebündelte Umsetzung dieser
Mobilität der Studierenden, die internationale Zusammenarbeit                                                                                     Viertel der Hauptnutzfläche ein. Neben                                                     und weiterer Maßnahmen wäre es mög-
und das kulturelle Verständnis zu fördern. Dadurch wird die Ko-          Die ELSA ist auch stark in die Organisation der ELLS Scientific          dem Strom- und Wärmeverbrauch der                                                          lich, die Treibhausgas-Emissionen der
operation der Universitäten untereinander gestärkt, Studierende          Student Conference (ELLS SSC) eingebunden. Die ELLS Confe-               Belüftungsanlagen bedingt diese Infra-                                                     BOKU bis 2030 um ca. 60 % zu reduzieren
werden zusammengebracht und ihnen wird die Möglichkeit ge-               rence und Scientific Student Conference 2017 findet von 16. bis          struktur auch den Einsatz von Kältemit-                                                    und dadurch einen wichtigen Beitrag zur
geben, im länderübergreifenden Kontext zu arbeiten. Innerhalb            18. November an der University of Copenhagen statt und trägt             teln, welche im Fall von Leckagen hoch       Angehörigen mittels Pkw verursacht. Auf       Eindämmung der Erderwärmung auf un-
des ELLS-Netzwerks vertreten die ELSA-Mitglieder den Stand-              dieses Jahr den Titel „Global Challenges – The Impact of Life            klimawirksam sind (ca. 700 t CO2e im Jahr    Dienstreisen entfallen an der AAU ca. 1,3 t   ter 2 °C zu leisten (Getzinger et al., 2017).
punkt der Studierenden und arbeiten in allen ELLS-Arbeitsgrup-           Sciences“. Bis Mitte Juni 2017 haben Studierende Zeit, Abstracts         2015). Auf Dienstreisen entfallen ca. 20 %   CO2e pro MitarbeiterIn jährlich und somit
pen aktiv mit.                                                           einzureichen. Bei Fragen oder Anregungen zu Projekten in der             der Treibhausgas-Emissionen, wobei hier      um ca. 70 % weniger als an der BOKU.          Alle Informationen zum Projekt sowie das
                                                                         Euroleague for Life Sciences stehen die ELSA-Vertretungen ger-           vor allem Langstreckenflüge ausschlag-                                                     Open-Source-Tool „ClimCalc_edu“ sind
Jede Mitgliedsuniversität wird durch zwei Studierende vertreten,         ne zur Verfügung.                                                      gebend sind. Das entspricht einem Aus-       Die Berechnung von Einsparungspotenzi-        online auf der Website der Allianz Nach-
an der BOKU durch Kyrill Sattlberger und Pegah Babaei Bidhen-                                                                                     stoß von ca. 2,2 t CO2e pro MitarbeiterIn    alen zeigt, dass der CO2-Fußabdruck der       haltige Universitäten verfügbar:
di. Kyrill ist seit zwei Jahren Teil von ELSA und setzt sich durch                                                                                jährlich für Dienstreiseaktivitäten.         BOKU vor allem durch Maßnahmen im Be-         http://nachhaltigeuniversitaeten.at/
                                                                              LINKS
seine Mitarbeit bei der ÖH BOKU stark für die Interessen der                                                                                                                                   reich des Stromverbrauchs und der Mobi-       arbeitsgruppen/co2-neutrale-universitae-
                                                                              www.euroleague-study.org
Studierenden ein. Pegah Babaei Bidhendi ist seit März 2017 die                http://boku.ac.at/ells.html                                         Das Emissionsprofil der zweiten, im Rah-     lität deutlich reduziert werden könnte.       ten/
zweite ELSA-Vertreterin innerhalb des ELLS-Netzwerks. Auch                                                                                        men des Projekts bilanzierten Universität,   Allein durch den Umstieg auf Ökostrom
sie bringt sich schon seit mehreren Jahren in der ÖH ein.                     SSC Kopenhagen                                                      der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt       (zertifiziert nach Richtlinie UZ 46) wür-     QUELLEN
                                                                                                                                                                                                                                             Getzinger, G., Tisch, A., Lassnig, M. (2017): Entwick-
                                                                              http://ells2017.dk                                                  (AAU), unterscheidet sich deutlich von je-   den die Treibhausgas-Emissionen in die-
                                                                                                                                                                                                                                             lung von Maßnahmen-Roadmaps zur Reduktion der
Ihre Motivation beschreibt sie wie folgt: „Teil der ELSA zu sein ist                                                                              nem der BOKU, nicht zuletzt auch aufgrund    sem Bereich um 90 % abgesenkt. Ebenso         Treibhausgasemissionen von Universitäten am Bei-
eine Chance, sich mit Menschen mit unterschiedlichen kulturel-                KONTAKT                                                             der Lage und des geistes- und sozialwis-     birgt die Umstellung auf ein energie- und     spiel der Alpen-Adria-Universität und der Universität
                                                                              ELLS Task Force BOKU: walter.wenzel@boku.ac.at                                                                                                                 für Bodenkultur. Teilbericht 3.
len Hintergründen zu treffen und auszutauschen. Das Besondere                                                                                     senschaftlichen Schwerpunkts der AAU.        bedarfsoptimiertes Management der
                                                                              ELLS BOKU Coordinator: ulrike.piringer@boku.ac.at
an diesem Verband ist vor allem der Austausch von gleichen In-                ELLS IRO: margarita.calderon-peter@boku.ac.at                                                                    raumlufttechnischen Anlagen ein hohes
                                                                                                                                                                                                                                             Kotik, J. (2017): Energie-Einsparungsmaßnahmen
teressen in speziellen wissenschaftlichen Bereichen. Die Erfah-               ELSA BOKU: Pegah Babaei Bidhendi, Kyrill Sattlberger                Ca. 60 % der Treibhausgas-Emissionen         Einsparungspotenzial, wie Versuche am         und - potentiale an der BOKU. Vortrag im Rahmen der
rung im Ausland bietet die Möglichkeit, das lokale Denken global              international@oehboku.ac.at                                         der AAU werden durch das Pendeln der         Standort Muthgasse gezeigt haben (Ko-         Veranstaltung „Klimaschutz an Universitäten“, 12.1.2017.

                                                                                                                 BOKU Magazin 2 2017                     BOKU Magazin 2 2017
16                                                                                                                                                                                                                                                                                                17
BOKU - CO2-FUSSABDRUCK DER BOKU NATURE4CITIES
FORSTLEUTE INS RAMPENLICHT
Ingeborg Sperl

                                                                                                                                                          ZIB
                                                                                                                                                                 EIN PLÄDOYER FÜR VERSTÄRKTE ÖFFENTLICHKEITSARBEIT                                                           Von Werner Hinterstoisser

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Thinkstock
                                                                                                                                                                FORSTAKADEMIKERiNNEN?                           derzeit speziell in den Städten. Ein mögli-   Forststudium vermittelt. Die Ausbildung
                                                                                                                                                                DAS GIBT’S AUCH?                                cher Schritt könnte sein, alte Beziehungen    umfasst technische, wirtschaftliche, bio-

                 ALLER GUTEN DINGE SIND 8
                                                                                                                                                                In der Öffentlichkeit sind Forstakademi-        der Menschen zur Natur neu zu beleben.        logisch-ökologische und rechtlich-sozial-
                                                                                                                                                                kerInnen eher selten beachtete Gäste.           Zum Beispiel gezielt Forstleute, Frauen       wissenschaftliche Inhalte. Sie sind Grund-
                                                                                                                                                                Höchstens in Krisen wie Eschentriebster-        und Männer, ins Rampenlicht stellen. Sie      lage für umfassend nachhaltiges Handeln.
                                                                                                                                                                ben oder Windwurfkatastrophen rücken            sind dann Gesichter, wie sie früher jeder

                 2
                        017 hat sich das „ICA Regional Net-       ral development (including landscape       Food Production and Food Technology in             sie als ExpertInnen ins Bild. Für die erfolg-   im persönlichen Umfeld mit dem Wald in        Zielgerichtete Information urbaner Räu-
                        work for Central and South Eastern        planning)“                                 the Danube Region“.                                reiche Zukunft erscheint ein Konzept zur        Verbindung brachte. Eine solche Persona-      me kann eine wirkungsvolle Strategie in
                        Europe“, kurz und bündig CASEE        u   Session II: „Renewable resources –                                                            verbesserten öffentlichen Wahrnehmung           lisierung hilft, Standpunkte und Themen       unserer aktuellen Gesellschaftsstruktur
                 genannt, der Frage der nachhaltigen Ent-         possibilities and constraints (including   Warschau bot neben dem wissenschaft-               und Akzeptanz des Berufsstandes der             neu zu belegen.                               sein. Einzelne Personen, die klare Bot-
                 wicklung in Zentral- und Südosteuropa,           forests and biotechnology)“                lichen Angebot auch ein ansprechendes              ForstakademikerInnen und seiner Arbeit                                                        schaften mediengerecht liefern, bewirken
                 wie sie auch in den „Nachhaltigen Ent-       u   Session III: „Sustainable food systems     Programm für Gaumen und Köpfchen. Am               essenziell.                                     Seit Jahren sinkende Personalstände be-       in der öffentlichen Wahrnehmung viel.
                 wicklungszielen der Vereinten Nationen“          and quality“                               Montagabend luden die GastgeberInnen                                                               deuten gleichzeitig weniger Multiplikato-
                 (Sustainable Development Goals) dar-         u   Session IV: „Environmental safety and      ins „Water Center“ zum Räsonieren über             „Gerade die Forstleute haben sich viel ih-      rInnen für Information. „Eine intensivere     ForstakademikerInnen sind nach Stamp-
                 gelegt werden, gewidmet. Die drei gela-          climate change“                            das tagsüber Gehörte und Präsentierte bei          res Einflusses nehmen lassen“, sagt dazu        öffentliche Wahrnehmung ist von großem        fer auf der strategischen Ebene zu Hause.
                 denen Hauptvortragenden reflektierten        u   Session V: „Agricultural engineering“      feinen Speisen und klassischer Musik. Doch         Forsttechnikprofessor Karl Stampfer. Be-        Interesse für Forstleute“, bestätigen die     Damit ist es auch ihre Aufgabe, das rich-
                 diese aus einer historischen Perspektive         (in cooperation with ATAE, implemen-       auch die Forschungsfreude kam nicht                reiche, die nicht ausreichend genutzt sind,     Recherchen und Befragungen der PR-Ex-         tungsweisende Gesicht nach außen zu de-
                 (Verena Winiwarter), stellten mehrere            ting a new partnership into the CASEE      zu kurz, da gleichzeitig im Garten künst-          hinterlassen ein Vakuum, das von anderen        pertin Monika Kobzina.                        finieren. Mit verstärkter Öffentlichkeitsar-
                 Ernährungssysteme zur Diskussion (Ewa            conferences)                               lich angelegte, für Experimente genutzte           inhaltlich besetzt wird (Beispiel: Kurzum-                                                    beit wird auch die geleistete Arbeit in der
                 Rembialkowska) und entführten in den         u   „Experimental Farm Network (EFNet)         Wassersysteme zu bestaunen waren, und              triebsflächen für Biomasse, weniger Forst-      Wald wird zunehmend multifunktional           Gesellschaft an Wert gewinnen.           
                 „Wilden Westen“ – oder besser: „Wilden           Workshop“                                  am letzten Konferenztag dem Arboretum,             leute im Bereich Jagd usw.). Und auch das       betrachtet: als Lebens- und Wirtschafts-
                 Osten“ – der Farmnachfolge in Tschechien                                                    dem größten botanischen Garten Polens,             Konzept der Nachhaltigkeit wird heute von       raum, als Erholungsgebiet oder Garant für     BOKU-LV
                 (Michal Lostak & Lukas Zagata).              Weiters gab es noch erfolgreiche Neben-        ein Besuch abgestattet wurde.                    verschiedensten Disziplinen überbean-           sauberes Wasser. Hier wäre die PR-Arbeit      u 732311 Grundlagen und Konzeption der
                                                              schauplätze wie das Projektmeeting der                                                            sprucht.                                        des Walddialogs ein geeignetes Mittel, um       Öffentlichkeitsarbeit
                 An der Warsaw University of Life Sciences    CASEE-In-Projektgruppe „Internationa-                                                                                                             die gemeinsam mit allen Interessensgrup-      u 732312 Medienarbeit
                                                                                                                                                                                                                                                              u 732322 Grundlagen der Kommunikati-
                 (SGGW – Szkoła Główna Gospodarstwa
                 Wiejskiego) diskutierten 114 Konferenz-
                                                              lizing CASEE network by introducing in-
                                                              novative mobility activities and defining
                                                                                                             CASEE                                              Für die Öffentlichkeitsarbeit ist eine breit
                                                                                                                                                                gefächerte Ausbildung inklusive Staats-
                                                                                                                                                                                                                pen erarbeiteten Ziele zu kommunizieren.
                                                                                                                                                                                                                                                                onswissenschaften
                                                                                                             Central and South Eastern Europe
                 teilnehmende in fünf Sessions und einem      quality criteria“ und das Treffen des Kon-                                                        prüfung eine gute Grundlage. Doch der           Um den Ansprüchen an den Wald ge-
                                                                                                                LINK                                                                                                                                          Walddialog
                 Workshop zu folgenden Themen:                sortiums des Danube AgriFood Master-                                                              Wissenstransport weg vom „forstlichen           recht zu werden, bedarf es fundierter
                 u Session I: „Modern agriculture and ru-     programms „Sustainability in Agriculture,         http://ica-casee.eu/                            Stammtisch“, hin zur Bevölkerung, fehlt         und vielfältiger Kenntnisse, die nur das      www.bmlfuw.gv.at/forst/walddialog.html

                                                                                                                              BOKU Magazin 2 2017                      BOKU Magazin 2 2017
                 18                                                                                                                                                                                                                                                                                      19
Sie können auch lesen