" Verantwortung übernehmen und mitgestalten " - Interview mit LH-Stv. Mag. Wolfgang Sobotka - Periskop
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STANDPUNKTE. DIALOGE. KONSENS. Die neutrale Plattform zum offenen Meinungsaustausch. » Verantwortung übernehmen und mitgestalten « Interview mit LH-Stv. Mag. Wolfgang Sobotka »WIR BRAUCHEN FÄCHERÜBERGREIFENDE LÖSUNGEN« Der Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung im Porträt »2020 SOLL DIE SVA EINE ANDERE SEIN« Im Gespräch mit Obmann-Stv. Mag. Alexander Herzog
editorial FEB 2016 Nr.67 Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, Am 16. Jänner brillierte der Österreichische Impftag mit Ziele und die Sonderstellung des Hanusch-Krankenhauses einem neuen Besucherrekord. Diesen Rahmen nutzten gesprochen haben. „OnkoReha interdisziplinär & mul- diese Ausgabe stellt den niederösterreichischen Landes- Impfexpertin Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt tiprofessionell 2016“ war der Titel des ersten GEORG-Kon- hauptmann-Stellvertreter, Mag. Wolfgang Sobotka, in den und Public-Health-Experte Dr. Armin Fidler zur Präsenta- gresses im Jänner. Die Gesellschaft zur Erforschung onko- Mittelpunkt. Im Kontext des demografischen Wandels und tion ihrer unabhängigen Impfinitiative „Geimpft – Ge- logischer rehabilitativer Grundlagen (GEORG) ist ein der zunehmenden Digitalisierung haben wir mit ihm nicht schützt – Sicher“. Sie soll Impfschutz sichtbar machen, Verein mit dem Ziel, die Themen OnkoReha und Neben- nur über die vorherrschenden Werte im Gesundheitssys- Impfskepsis entgegenwirken und Gesundheitspersonal als wirkungsmanagement zu forcieren. Auch der Verein zur Seite 6: Seite 16: Seite 22: Seite 32: tem, sondern auch über den Wert der Arbeit und den ho- Vorbilder präsentieren. Förderung von Wissenschaft und Forschung (vfwf ) rückt »Lebe deine Werte und sei mit »Impfschutz sichtbar machen« »Je mehr Zahlen, desto mehr Herz« »Die vergessene Epidemie: Warum hen Stellenwert von Eigenverantwortung in der Gesund- in den Fokus dieser Ausgabe. Mit dem Vereinspräsidium heitsvorsorge gesprochen. Auch Petrus Pilsinger, Abt im Ebenfalls in dieser Ausgabe lesen Sie, wie der neue Präsident haben wir vier konkrete Projekte zur Förderung von Pati- dir zufrieden. Deine Gesundheit „Geimpft – Geschützt – Sicher“: Prof. Dr. Reinhard Riedl und Univ. Prof. die Nephrologie zum Allgemein- Benediktiner-Stift Seitenstetten, haben wir getroffen und der Österreichischen Gesellschaft für Nephrologie, Prim. entensicherheit diskutiert. wird es dir danken!« Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt Dr. Christian Singer im Gedankenaustausch mediziner getragen werden muss.« mit ihm Lösungsansätze zur Entschleunigung unserer Prof. Dr. Karl Lhotta, die akute Nierenerkrankung als „ver- Interview mit Abt Petrus Pilsinger, Leiter und Dr. Armin Fidler präsentieren zu „Big Data“ PERISKOP im Gespräch mit Prim. Prof. schnelllebigen Zeit gesucht. Wie Sie vielleicht schon ahnen, gessene Epidemie“ beschreibt und dabei den Allgemeinme- In der Kolumne Plattform Patientensicherheit geht es dies- des Benediktinerstiftes Seitenstetten unabhängige Impfinitiative Dr. Karl Lhotta, Präsident der ÖGN kommt dieser Niederösterreich-Schwerpunkt nicht von diziner als Schnittstelle zur Nephrologie positioniert. mal um Mitarbeiter- und Patientensicherheit im Rahmen ungefähr. der Flüchtlingshilfe. Das MCI hat jüngst einen internatio- Seit einigen Ausgaben beschäftigen wir uns intensiv mit nalen Studiengang in Kooperation mit drei europäischen Als Garant für sozialen Frieden in Österreich gilt die Sozial- Big Data. In der ersten Folge unseres neuen Formats Hochschulen der Spitzenklasse präsentiert - FH-Prof. Dr. versicherung. Kinder- und Jugend-Reha, das PHC-Modell „PERISKOPINION LEADER“ unterhalten sich Big-Data- Siegfried Walch hat uns alle Details verraten. Mit Mag. und ein ganz persönliches Herzensprojekt waren Thema im Experte Prof. Dr. Reinhard Riedl und der Leiter der Stefan Deflorian, Geschäftsführer der Tirol Kliniken, ha- Gespräch mit Mag. Bernhard Wurzer, Generaldirektor-Stv. Ambulanz für Erblichen Brust- und Eierstockkrebs am ben wir über die finanzielle Not der Krankenhäuser, das im HVB. Mehr als 10% aller Versicherten sind über die So- AKH-Wien, Univ.-Prof. Dr. Christian Singer, über die Be- PHC-Modell und das neue Branding der Tirol Kliniken zialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) deutung von Big Data in der angewandten Medizin. gesprochen und ein Interview mit Mag. Martin Schaffen- versichert. Faktoren wie die zunehmende Anzahl von EPU´s rath, stellvertretender Vorsitzender im HVB, zum Thema 30. März 2016 inhalt machen die SVA schon jetzt zu einem der am stärksten wach- Neues gibt es auch vom Zukunftsforum Onkologie: Lesen Allergien rundet diese Ausgabe ab. senden Sozialversicherungsträger. Der stellvertretende Ob- Sie im Blattinneren von der Projektpräsentation in der mann, KR Mag. Alexander Herzog, hat uns seine Zielsetz- Schweizerischen Botschaft. Ein spannendes Treffen hatten SAVE TH E DATE: 4 9. Welldone Lounge len ungen geschildert und Schlagworte wie Prävention oder wir mit der neuen Ärztlichen Direktorin im Hanusch-Kran- Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre! Pensionsversicherung angesprochen. kenhaus, Dr. Elisabeth Zwettler, mit der wir über ihre Bleiben Sie gesund! Ihre PERI sä in den Wiener Börsen ller, Mit Mag. Ulrike Rabmer-Ko nd uptverba Vorstandsvorsitzende im Ha PERI Business Development PERI Marketing & Sales PERI Change Editorial ...................................................................................................................................................................................... 2 der österreichischen Sozialversicherungsträger Coverstory-Interview: LH Stv. Mag. Wolfgang Sobotka .................................................................................................. 4 Der 1995 gegründete Verein zur Förderung von Wissen- Am 22. Jänner fand der erste Kongress der Gesellschaft „Zuhören – Beitragen – Umsetzen“: Darum geht es beim schaft und Forschung (vfwf ) hat es sich zum Ziel gesetzt, zur Erforschung onkologischer rehabilitativer Grundlagen PRAEVENIRE-Gesundheitsforum Seitenstetten. Der Kon- Abt Petrus Pilsinger vom Benediktinerstift Seitenstetten im Gespräch ..................................................................... 6 zukunftsorientierte Forschung und Lehre an der Medizini- (GEORG) statt. Unter dem Motto „OnkoReha interdiszip- gress ist die Auftaktveranstaltung für die große Gesundheitsi- schen Universität Wien zu stärken. Das PERISKOP sprach linär & multiprofessionell 2016“ wurden knapp 200 Besu- nitiative PRAEVENIRE und verfolgt die Absicht, zu den Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung auf der Suche nach Lösungen ...................................... 8 mit Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant, Präsident des vfwf, und cher im traditionsreichen Billrothhaus der Gesellschaft der Schwerpunktthemen Public Health, Healthy Ageing, Mental Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller, Vizepräsident des vfwf, Ärzte empfangen. Ziel von GEORG ist es, nationale und Health und Chronic Diseases Potenziale im österreichischen MCI: Internationaler Studiengang in Kooperation mit europäischen Spitzen-Hochschulen.................................12 über die bedeutende Geschichte des Vereins, seine Entwick- internationale Experten zu vernetzen und die Themen on- Gesundheitssystem aufzuzeigen. Als Kongresspräsident konn- lung, die Rolle als Schnittstelle und Gewissen im System der kologische Rehabilitation sowie Nebenwirkungsmanagement te mit Dr. Armin Fidler ein international renommierter Pub- 2020 soll die SVA eine andere sein: KR Mag. Alexander Herzog im Gespräch....................................................14 Universitätsmedizin, die Bedeutung von ganzheitlichen Pro- und supportive Therapien zu stärken. Das PERISKOP sprach lic-Health-Experte gewonnen werden. Das Ziel von zessen und das Leitthema des Jahres 2016: Patient Safety. mit Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna, Vereinspräsident von PRAEVENIRE ist klar: von erfolgreichen internationalen „Geimpft – Geschützt – Sicher“: Impfinitiative mit essentiellen Anliegen .............................................................. 16 Zudem stellen sie vier aktuelle Projekte vor, die konkret dazu GEORG, über onkologische Rehabilitation in Österreich, die Lösungen lernen, konkrete Maßnahmen entwickeln und die- beitragen, die Patientensicherheit am Allgemeinen Kranken- Vereinsziele, den gelungenen ersten GEORG-Kongress und se mit regionalen Partnern umsetzen – für gesunde Menschen Mag. Martin Schaffenrath, HVB, zu Allergien und deren Stellenwert für die Sozialversicherung ...................... 19 haus der Stadt Wien weiter zu erhöhen. die Pläne für die Zukunft. in einer gesunden Gesellschaft. Buchrezension: Karl Lauterbach ........................................................................................................................................21 Update Europe PERI Consulting WELLDONE Werbung und PR PERISKOPINION LEADER – Big Data: Je mehr Zahlen, desto mehr Herz..............................................................22 Kolumne Plattform Patientensicherheit ............................................................................................................................31 GEORG: OnkoReha interdisziplinär & multiprofessionell..............................................................................................24 Prim. Prof. Dr. Karl Lhotta: Die vergessene Epidemie ..................................................................................................32 Vor Kurzem wurde der europäische Studiengang „European Das Jahrbuch für Gesundheitspolitik und Gesundheitswirt- Eine steigende Impfskepsis innerhalb der Bevölkerung, das Master in Health Economics & Management“ (Eu-HEM) schaft der „Plattform Gesundheitswirtschaft Österreich“, Wiederaufkommen längst als besiegt geglaubter Krank- HKH: Die Ärztliche Direktorin Dr. Elisabeth Zwettler im Portrait................................................................................26 Zukunftsforum Onkologie: drei Projekte – ein Ziel .......................................................................................................34 feierlich am Management Center Innsbruck (MCI) eröff- einer aktiven und innovativen Initiative, herausgegeben von heiten und bedenklich geringe Durchimpfungsraten: Im net. 200 nationale und internationale Festgäste konnten be- Sanofi Österreich und der Wirtschaftskammer Österreich, internationalen Vergleich steht es um das Impfwesen in Wir managen das Leben: PERISKOP im Gespräch mit Mag. Bernhard Wurzer, HVB..........................................28 Almanach des österreichischen Gesundheitssystems ..................................................................................................35 grüßt werden. Der Studiengang ist ein Gemeinschaftspro- verfügt bereits über eine langjährige Tradition. Erstmals Österreich nicht besonders gut. Der Public-Health-Exper- jekt des MCI, der Universität Bologna, der Universität Oslo 2009 erschienen, geht das kompakte Nachschlagewerk zu te Dr. Armin Fidler und die Impfexpertin Univ.-Prof. Dr. Mag. Stefan Deflorian, Tirol Kliniken: Patienten liegen nicht zum Spaß im Krankenhaus ..................................30 The current status of public health in Austria................................................................................................................38 sowie der Erasmus-Universität Rotterdam und wird von der den Highlights des österreichischen Gesundheitssektors mit Ursula Wiedermann-Schmidt starteten deshalb im Rahmen Europäischen Union unterstützt. Er bietet Studierenden „Gesundheit 2015“ in die siebente Runde. Das Jahrbuch des Österreichischen Impftags ihre unabhängige Initiative das Rüstzeug für aktuelle und künftige Führungsaufgaben wurde sowohl hinsichtlich der grafischen Gestaltung als „Geimpft – Geschützt – Sicher“. Sie soll zur Bewusstseins- im Gesundheitswesen. Abgeschlossen wird „Eu-HEM“ mit auch thematisch völlig neu ausgerichtet. Neben zahlreichen bildung zum Thema beitragen. Ein eigens kreierter Ansteck- Verleger und Eigentümer: PERI Consulting GmbH, Her- Anteilseigner: Gesellschafter: Mag. Hanns Kratzer, Anteil: Österreichische Akademie der Ärzte (6), APA-Fotoservice/ Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Namentlich einem Joint Degree, ein von allen vier Spitzenhochschulen Wortmeldungen gesundheitspolitischer Entscheidungs- button macht Impfschutz bei Gesundheitspersonal sichtbar. ausgeber: Mag. Hanns Kratzer, Lazarettgasse 19/OG 4, 1090 25,00 %; Firma BJK & R Privatstiftung, Anteil: 75,00 %. Pichler (5), MCI/Potykanowicz (3), Sanofi/Prokop (1), Ro- gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Autors und anerkanntes und unterfertigtes Diplom. PERISKOP sprach träger finden die Schwerpunkte Gesundheitspolitik und Nicht der erhobene Zeigefinger, sondern Vorbildwirkung Wien; Redaktionsanschrift: Lazarettgasse 19/OG 4, 1090 Redaktionsleitung: Robert Riedl; Autoren: Fabian Früh- wohlt Verlag (1), Schiffl (13), Weingartner (1), WGKK (1); nicht der Redaktion wieder. Die in den Beiträgen verwende- Wien, Tel. 01/402 13 41-0, Fax: DW-18, E-Mail: pr@well- stück, Maximilian Kunz, Michael Moser, David Zalud; Lektorat: Uschi Sorz, Gudrun Likar; Druck: Paul Gerin ten Personen- und Berufsbezeichnungen treten der besseren mit FH-Prof. Dr. Siegfried Walch über das erste Studium Gesundheitswirtschaft in der aktuellen Ausgabe eine noch steht im Fokus. Mehr zur Impfinitiative finden Sie in dieser done.at. Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Medien- Art-Direktion: Dieter Lebisch; Grafik: Alexander Cadlet, GmbH & Co KG; Auflage: 6.000; Erscheinungsweise: Lesbarkeit halber nur in einer Form auf, sind aber natürlich dieser Art in Europa. stärkere Ausprägung. PERISKOP-Ausgabe. inhaber: PERI Consulting GmbH, Lazarettgasse 19/OG 4, Sonja Huber, Lisa Lehensteiner, Florian Thür; Fotos: Enders fünfmal jährlich plus Sonderausgabe Alpbacher Gesund- gleichwertig auf beide Geschlechter bezogen. Blattlinie: In- 1090 Wien; Unternehmensgegenstand: Beratung; Geschäfts- (15), Das Portrait/Grabenbauer (1), APA-Fotoservice/ heitsgespräche im August 2016; Einzelpreis: Euro 18,00. formationen aus dem Gesundheits-, Pharma- und Wellness- führung: Mag. Hanns Kratzer, alleinvertretungsberechtigt. Hetf leisch (5), Hutter (2), Knoll (1), Matern (6), Die Zeitschrift und alle darin enthaltenen Beiträge und bereich sowie aus der Gesundheitspolitik. +++ KOMPETENZ LEHRGANG | MARKET ACCESS MANAGEMENT +++ NÄCHSTER TERMIN | APRIL 2016 +++ INFO & ANMELDUNG UNTER 01 / 865 42 78 +++ 7 Speaker aus der Praxis 2 periskop Exklusives Kamingespräch Wissens-Check Kompetenz-Zertifikat www.hccacademy.at/katalog/mamlg In Kooperation mit periskop 3
P: Arbeit spielt eine große Rolle in unserer ist in Zukunft notwendig, dass Menschen Gesellschaft. Wenn es um den Wert der Arbeit nach dem regulären Erwerbsleben ein Betä- geht, wo sehen Sie Möglichkeiten, ein positives tigungsfeld vorfinden, in dem sie sich zum Bewusstsein diesbezüglich zu stärken? Beispiel ehrenamtlich einbringen können. Sobotka: Es ist wichtig, Menschen zu zei- Der Mensch fühlt sich besser, wenn er eine gen, was es heißt, mit Freude zu arbeiten. Aufgabe hat. Wenn wir den Sozialstaat fi- Wir sehen, dass sich der Begriff und die nanzierbar halten wollen, benötigen wir eine Zugänge zur Arbeit wandeln. Etwa bei den Neudefinition von Lebensabschnitten. Es ist Jungen, die ein grundsätzlich positives Ver- nie zu spät, um in Menschen zu investieren. ständnis von Arbeit haben. Ihnen ist die Balance zwischen Job, Familie und Freizeit P: Wenn wir vom Gesundheitssystem sprechen, sehr wichtig. Dazu haben wir noch zu we- ist immer dessen Finanzierung ein Thema. nig Expertise. Wir gehen aber davon aus, Welche Werte vertreten Sie hier? dass sie länger im Arbeitsprozess bleiben Sobotka: Jedes Gut hat seinen Wert, das können, da sie von Krankheitsbildern wie gilt auch für Gesundheitsleistungen. Eine etwa einer Erschöpfungsdepression weniger Grundstruktur muss jedoch gemeinschaft- stark betroffen sein werden. Wir leben in lich finanziert werden. Gesundheit darf einer Gesellschaft, die Arbeit und Familie keine Frage der finanziellen Mittel sein. unter einen Hut bringen muss. Dazu be- Wir müssen alles daransetzen, dass gerade darf es neuer Zugänge, um möglichst viele die Zugänglichkeit zu einer guten gesund- Menschen möglichst lange im Erwerbsleben heitlichen Versorgung geldunabhängig al- zu halten. Wir wissen etwa, dass Arbeitslo- len offensteht. Zusatzleistungen können se oder Menschen, die vorzeitig in Pension jedoch nicht von der Allgemeinheit er- gehen, im Schnitt viermal häufiger krank bracht werden. Gemessen am BIP, betragen sind. Es ist nur menschlich, das Lebensum- die Gesundheitsausgaben fast elf Prozent. feld mitgestalten zu wollen statt befürsorgt Wenn wir vom Gesundheitssystem reden, zu werden. Starke körperliche Belastungen müssen wir bedenken, dass es nicht nur öf- werden durch die zunehmende Mechanisie- fentliche, sondern auch private Strukturen rung künftig eine geringere Rolle spielen. gibt. Immer wieder steht der Vorwurf der Herausforderungen ergeben sich heute oft Zwei-Klassen-Medizin im Raum. Wenn sol- durch psychische Belastungen. Wenn Teams che Tendenzen registriert werden, müssen nicht funktionieren oder Menschen ihren wir ausnahmslos einen Riegel vorschieben. Arbeitsrhythmus nicht selbstbestimmt defi- Wird etwa ein Patient mit Zusatzversiche- nieren können, kommt es zu Stresssituatio- rung außer der Reihe operiert, hat das in der nen. Teamleiter können für ein produktives Freizeit des Arztes, nicht in seiner regulären Miteinander sorgen. Es liegt aber auch in Arbeitszeit zu erfolgen. der Eigenverantwortung von Mitarbeitern, sich in Diskussionsprozesse einzubringen. P: Sie werden beim PRAEVENIRE Gesund- heitsforum im Stift Seitenstetten anwesend P: Sie haben über psychische Erkrankungen sein. Dieses befasst sich mit der Zusammenfüh- gesprochen. Inwiefern sind die Digitalisierung rung internationaler Expertise – etwa zu den und die Schnelllebigkeit der Zeit eine Belas- Themen Public Health, Chronic Diseases, He- tung für Menschen? althy Ageing, Health Literacy – und der kon- Sobotka: Für Digital Natives ist die Digita- kreten Anwendung des gesammelten Wissens. lisierung kein Problem, sie sind quasi damit Ist ein solches Vorhaben in Österreich schwierig aufgewachsen. Digital Immigrants müssen umzusetzen? erst hineinwachsen. Aber nicht die Ge- Sobotka: Ja. Ich glaube, dass wir in Ös- schwindigkeit, sondern die Fülle an Daten terreich mehr Meinungen als tatsächliches » Verantwortung ist der entscheidende Punkt. Wie wähle ich Wissen diskutieren. Es fehlt an verwertba- Daten aus, wie verwende und verknüpfe ich ren und fundierten Gesundheitsdaten. Wir sie? Hieraus die richtigen Konsequenzen zu benötigen evidenzbasierte Studien. In Nie- ziehen ist eine zentrale Kompetenz. Es liegt derösterreich haben wir mit Cochrane Ös- übernehmen auch in der Eigenverantwortung von Men- terreich Akzente in der Beschäftigung mit schen, sich durch gezieltes Datenmanage- Evidenz gesetzt. Heute werden 500 Studien ment dem Druck der Daten zu entziehen. pro Woche veröffentlicht, fünfmal mehr als Die Digitalisierung sollte als Vorteil bzw. als vor 30 Jahren. Cochrane Österreich sorgt Unterstützung gesehen werden. dafür, dass wir den Überblick über Aussage und mitgestalten « und Qualität behalten. Der Cochrane-Re- P: Betrachten wir den gesellschaftlichen Wert view folgt der Zielsetzung, Studien weltweit der Kommunikation. Sehen Sie hier infolge zu screenen und den Ärzten zur Verfügung der Digitalisierung große Veränderungen? zu stellen. Über die Plattform „Medizin Sobotka: Die Digitalisierung birgt viele Transparent“ haben auch die Bürger einen Die Welt des 21. Jahrhunderts befindet sich im Umbruch: demografi- Vorteile. Man denke etwa an Konferenz- Mehrwert. Manche sind der Meinung, das scher Wandel und Digitalisierung bestimmen zunehmend unser Leben. schaltungen. Sie erlauben die ortsunabhän- bräuchten wir nicht. Das halte ich für schwer Das PERISKOP sprach mit dem niederösterreichischen Landeshaupt- mann-Stellvertreter, Mag. Wolfgang Sobotka, über Werte im Gesund- heitssystem, den Wert der Arbeit, die Folgen der Digitalisierung und den gige Zusammenführung von Expertise. Ich orte jedoch ein gesellschaftliches Problem. In den letzten zehn Jahren stieg der Anteil » Gesundheitsversorgung nachlässig. Public Health funktioniert in Österreich noch nicht flächendeckend. Wir brauchen ein Mehr an Verbindlichkeit und hohen Stellenwert von Eigenverantwortung in der Gesundheitsvorsorge. an Singlehaushalten in Niederösterreich von unter 30 Prozent auf 34 Prozent an. Die gehört zur Daseinsvorsorge, Eigenverantwortung. Einen Bottom-up-Pro- zess, wie er bei PRAEVENIRE verfolgt wird, Von Mag. Michael Moser, Bakk.Komm. Anzahl regelmäßiger persönlicher Kontakte nimmt ab, kommuniziert wird oft nur mehr über elektronische Hilfsmittel. Dadurch sie ist ein Grundbedürfnis. « begrüße ich sehr. P: Was verbinden Sie mit dem Ort der Ver- fehlt die wichtige Reflexion des direkten anstaltung? Gesprächs. Entstehende Kommunikations- Sobotka: Das Stift Seitenstetten hat eine PERISKOP: An welche Werte denken Sie in sundheitsversorgung gehört zur Daseins- Beitrag zu leisten hat. Dann kann eine idea- niederösterreichischen Gesundheitsinitiative defizite müssen dann von der Gesellschaft, Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Wolfgang Sobotka wurde am 5. Jänner 1956 in Waidhofen an der Ybbs singuläre Stellung als Kloster. Der Konvent Bezug auf das niederösterreichische Gesund- vorsorge, sie ist ein Grundbedürfnis. Es ist le Kombination von Fürsorge und Eigenver- „VORSORGEaktiv“ können wir nachweisen, von Schulen, Kindergärten oder Unterneh- geboren. Er studierte Geschichte an der Universität Wien, Musikpädagogik und Musikerziehung an der Hoch- ist weder in besonderem Maße verschlossen heitssystem? jedoch nicht alles delegierbar. Ich begrü- antwortung entstehen. dass es zu signifikanten Lebensstilveränderun- men aufgefangen werden. schule für Musik und Darstellende Kunst Wien sowie Dirigieren am Brucknerkonversatorium in Linz. Seine noch total liberal – sondern sehr am Mensch- Sobotka: Das optimale Wertebild ist eines, ße, dass sich mehr und mehr die Haltung gen der Teilnehmer gekommen ist. Nach neun politische Laufbahn startete der ÖVP-Mandatar 1982 mit dem Einzug in den Gemeinderat seiner Heimatstadt sein interessiert. Was sich auch in vielen das eine hervorragende Versorgung gewähr- durchsetzt, dass jeder Einzelne auch selbst P: Das heißt, dass jeder Mensch – im Rahmen Monaten engmaschiger Betreuung wird im- P: Gesellschaftliche Isolation ist besonders für älte- Waidhofen an der Ybbs. In den Jahren 1996 bis 1998 war er Bürgermeister. 1998 wechselte Wolfgang Beispielen manifestiert, ist die besondere leistet und einen Interessenausgleich her- Verantwortung für seine Gesundheit trägt. seiner Möglichkeiten – Verantwortung für sei- mer wieder evaluiert, ob sich etwas verändert re Mitmenschen oft ein Problem. Wie kann man Ausstrahlung des Ortes. Es ist ein geistiges Sobotka als Landesrat für Finanzen, Umwelt und Raumordnung in die Niederösterreichische Landesregierung. stellt. Patienten, im Gesundheitssystem tä- Den Bürgern muss bewusst sein, dass sie, ne Gesundheit wahrnehmen muss. Wie wich- hat. Dabei zeigte sich eine nachhaltige gesund- Senioren besser in die Gesellschaft einbinden? Zentrum des Mostviertels. Das Kloster ist ein tige Personen und jene, die es organisieren, etwa durch regelmäßige Bewegung, gesunde tig ist Aufklärung in diesem Kontext? heitliche Verbesserung – weniger Gewicht und Sobotka: Etwa durch das Modell des be- Seit 2009 ist er Landeshauptmann-Stellvertreter. In dieser Funktion verantwortet er u. a. die Bereiche Finan- Kraftort. Ich glaube, dass der Konvent sehr gehen nicht immer von derselben Position Ernährung oder Vorsorgeuntersuchungen Sobotka: Man trägt für seinen Körper Ver- Cholesterin, mehr Leistungsfähigkeit. „VOR- treuten Wohnens. Betreute Wohneinrich- zen, Wohnbau, Gemeinden, Arbeitsmarkt sowie die Gesundheitsvorsorge und -zielsteuerung als Vorsitzender offen ist, sich mit vielen Dingen zu beschäf- aus. Unbestritten ist jedoch der Anspruch einen Beitrag leisten können. Wir haben antwortung. Diese kann man nicht einfach SORGEaktiv“ beweist, dass es Sinn macht, tungen befinden sich in Zentrumszonen. des Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS). Zahlreiche Einrichtungen gehen auf tigen. In der Vergangenheit hat Seitenstetten an das Gesundheitssystem, dass Menschen lange nur als Fürsorgestaat gehandelt. Ne- ablegen. Ich sehe auch, dass Aufklärung und sich intensiv mit Menschen und ihrer gesund- Sie erlauben es den Bewohnern, fußläufig Initiativen Wolfgang Sobotkas zurück, darunter der Verein „Natur im Garten“ zur Ökologisierung von Gärten hervorragende Persönlichkeiten hervorge- rasch, wirksam und auch kosteneffizient ben dieser Für- und Obsorge – die ich nicht Begleitung fruchten. Heute gehen doppelt so heitlichen Situation auseinanderzusetzen, auf wichtige Infrastruktur zu erreichen, am Ge- und Grünräumen, das „Alois Mock Institut“ als Wissensforum für Zukunftsfragen oder die Initiative „Tut gut“ bracht. Darum gefällt es mir, dass das Ge- geholfen werden muss. Ohne Ansehen des missen möchte – müssen wir sehr klar kom- viele Niederösterreicher zu einer Vorsorgeun- spezifische Herausforderungen zu reagieren meindeleben teilzuhaben. Sie verfügen über als Dach der NÖ Gesundheitsvorsorge. Seit November 2010 ist Wolfgang Sobotka zudem Landesobmann des sundheitsforum PRAEVENIRE an diesem sozialen Status oder der Person selbst. Ge- munizieren, dass der Patient ebenfalls einen tersuchung als vor 20 Jahren. Am Beispiel der und Eigenverantwortung einzufordern. Aufenthalts- und Freizeiträumlichkeiten. Es NÖ Arbeitnehmerbundes und wurde im Mai 2015 mit 99,4 Prozent in dieser Funktion bestätigt. Ort, der Perspektive vermittelt, stattfindet. p 4 periskop periskop 5
»Lebe deine Werte und sei mit dir zufrieden. Deine Gesundheit wird es dir danken!« der unserer Zeit. Der Stress, das Tempo, Abt Petrus: Natürlich kommt dies auch der Drang nach einer bestimmten Perfek- bei uns vor. Wenn das Spannungsfeld zu tion haben auch bei uns Einzug gehalten. groß wird und man eben in eine Richtung Auch ins Kloster ist eine gewisse Unruhe kippt, kommt es zu gesundheitlichen Pro- eingekehrt. Dabei trägt die innere Ruhe blemen. Auch in einem Kloster sind wir maßgeblich zur Gesundheit bei. Wie an- nicht vor Überlastung gefeit. Wir sind dere Menschen nehmen auch wir Mönche Menschen mit Emotionen und Gefühlen. oft unglaublichen Stress auf uns, nur damit Wenn solche Probleme auftreten, handeln wir beliebt sind oder in unseren Kreisen wir nicht anders als in einer anderen Insti- anerkannt werden. Dieser selbst gemachte tution. Wir suchen medizinische Behand- Druck und innere Trieb ist meiner Mei- lung und Begleitung. Auch psychologische nung nach sehr schlecht für das eigene Betreuung von außerhalb des Klosters neh- Wohlbefinden und die Gesundheit. men wir in Anspruch. In großen Notsitua- tionen wird die Hilfe von Psychologen und P: Welche Werte versuchen Sie in Bezug auf Therapeuten von den Betroffenen gerne Gesundheit im Kloster zu vermitteln? angenommen. In diesem Bereich herrscht Abt Petrus: Es geht oft nur darum, dem meist Offenheit und kaum jemand scheut anderen gut zuzuhören, denn jedes Leben davor zurück, sich jemandem anzuvertrau- ist Begegnung. In einer geglückten Bezie- en. Durch psychologische Unterstützung hung beispielsweise versetzt sich der eine kommt meist wieder Stabilität ins Leben in die Situation des anderen, nimmt Rück- und man kann seinen Weg bestärkt weiter- sicht auf die Bedürfnisse und Gefühle des gehen. Partners. Als Abt empfinde ich es als eine Ich finde es auch gut, dass dieses Thema – wichtige Aufgabe, gut auf die Mitbrüder zu „psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“ – hören. Der heilige Benedikt fordert den Abt im April während des Gesundheitsforums und den Wirtschafter auf, sie mögen darauf PRAEVENIRE behandelt wird. Ich freue achten, dass niemand traurig sei im Hause mich, dass wir an diesem Forum teilhaben Gottes. Freude am Leben und an der Arbeit und unseren Beitrag leisten können, indem ist ein wichtiger Beitrag zur Gesundheit. wir einen Raum der Integration und Zu- sammenarbeit bieten. Was kann ich mir P: Durch welche Faktoren entstehen Überlas- mehr wünschen, als dass in einem Stift über tungen im Kloster? Gesundheit gesprochen wird und Projekte Abt Petrus: Zu viel Arbeit ist nie gut und zur Gesunderhaltung entwickelt werden, kann schnell zu Überlastung führen. Da mit denen man direkt zu den Menschen wären wir wieder bei den Themen Aus- geht. Nichts anderes machen wir ja auch. In unserer schnelllebigen Zeit sind Begriffe wie Über- dieser Ausgeglichenheit. Sie besagt: „Bete, ran zu arbeiten. So nähert man sich Schritt zu beschreiben, halten wir uns an das re- gleich und Balance. Auf der anderen Seite ser sein zu sollen. Jeder von uns hat seine BioBox: lastung, Burn-out, Depression und Stress ständig lies und arbeite.“ Damit ist aber nicht ge- für Schritt dem Leitsatz „Mach’s wie Gott, gelmäßige Chorgebet. Mutter Theresa von sagt die Regel des heiligen Benedikt auch, P: Was raten Sie Ihren Mitbrüdern, damit persönliche Last, seine Lebensgeschichte zu Abt Petrus Pilsinger ist der Leiter des Be- präsent. Mönche und Schwestern hingegen leben ein meint, dass man fest arbeiten oder studieren werde Mensch!“. Für jeden Menschen hat Kalkutta sagt sogar: Wenn die Arbeit und dass Müßiggang der Feind der Seele sei. sie ihre Werte gesund und glücklich leben kön- tragen. Wer sich mit der eigenen Lebens- nediktinerstiftes Seitenstetten. Er wurde ausgeglichenes, weitgehend stressfreies Leben. Es soll, bis man nicht mehr kann, und wenn Gott eine wunderbare Vorstellung. Je- der Stress doppelt hoch sind, dann nimm Wenn man tagelang nichts zu tun hat, nen? Und wie können Menschen außerhalb geschichte aussöhnt und sich seiner persön- am 3. Juni 1964 in Euratsfeld als Anton ist von innerer Ruhe und Zufriedenheit geprägt – so es nicht mehr geht, sich dem Gebet zuwen- der Mensch ist anders, wir müssen darauf dir auch doppelt so viel Zeit für das Gebet. spürt man schnell ein großes Unwohlsein. des Klosters diese Werte im Alltag anwenden? lichen Last stellt, wird das als unglaublich Pilsinger geboren und maturierte 1982 im zumindest der weitverbreitete Glaube. Das PERISKOP den. Maßvoll sein, Aus- achten, dass jeder für Das ist selbstverständlich eine sehr große Hier fehlen dann der Sinn und der Selbst- Abt Petrus: Was ich meinen Brüdern sage, befreiend erleben. Mit sich selbst zufrieden Stiftsgymnasium Seitenstetten. Nach dem gleich und Balance sind sich seinen Weg findet. Herausforderung, die schwer einzuhalten wert, um positiv und gesund leben zu kön- gilt wohl für jeden Menschen: Nimm dein zu sein und ab und zu dankbar auf das eige- Studium der Theologie und der Religi- hat sich mit Abt Petrus im Benediktinerstift Seiten- die Stichwörter. Daran Das ist aus der Sicht des ist. Unser Stifter hat uns vor über 900 Jah- nen. Das ist neben dem materiellen Faktor Leben so, wie es ist! Wir sind keine Stars, ne Leben zu schauen tut jedem Menschen onspädagogik trat er im Jahr 1987 in das stetten getroffen, um über Werte, deren Bedeutung versuchen wir uns hier „Ein gesundes Maß Glaubens wichtig, aber ren diesen Ort in die Hand gegeben, nicht ja das Grundproblem der Arbeitslosigkeit. die wenigsten Menschen werden es je wer- gut. Das erlebe ich hier bei uns im Kloster, Benediktinerstift Seitenstetten ein, wo ihm und die Auswirkungen auf die eigene Gesundheit zu im Kloster, so gut es uns zwischen Arbeit und Freizeit auch für die persönliche damit wir uns ausruhen, sondern um für Ein gesundes Maß zwischen Arbeit und den und es ist für ein geglücktes Leben auch und das funktioniert auch garantiert in je- der Ordensname Petrus gegeben wurde. sprechen. eben gelingt, zu halten. zu finden ist in der heutigen Gesundheit eines jeden ihn und seine Familie zu beten und zu ar- Freizeit zu finden ist in der heutigen Zeit nicht notwendig. Nimm dein Leben an, der Familie, in Beziehungen oder im Beruf. Von 1990 bis 1994 war Abt Petrus Kaplan Menschen. So kann man beiten, um Seelsorge zu betreiben und Bil- äußerst schwierig. Diese Herausforderun- auch mit deinen Schwächen. Jeder hat sei- Geerdet zu sein und bewusst im Leben zu in Aschbach und Kematen-Gleiß, danach Von Mag. phil. Fabian Frühstück, Bakk. phil. P: Durch die neuen Me- Zeit äußerst schwierig.“ Dinge genießen und vol- dungsarbeit zu leisten. gen haben wir natürlich auch bei uns im ne Stärken und Schwächen. Es wäre doch stehen ist enorm wertvoll. Am Ende des Ta- wurde er Lehrer am Stiftsgymnasium Sei- dien, die Technologie und ler Freude erleben! Kloster. Wenn die Arbeit zu sehr das Leben langweilig, wenn wir alle perfekt wären. ges danken es einem die persönliche Zufrie- tenstetten. Von 2004 bis 2013 war er dort die persönliche Vernetzung P: Sie haben das Wort „maßvoll“ in Zusam- bestimmt, bekommt der Mensch genauso Du bist so, wie du bist, und so, wie du bist, denheit und die Gesundheit. p als Direktor tätig. Am 8. Februar 2013 hat das Lesen in den letzten Jahren einen an- P: Wie kann man sich diese Arbeit aus dem menhang mit Arbeit genannt. Wie gestaltet gesundheitliche Probleme, wie wenn die ist es gut. Wenn wir Ja zu unserem Leben wurde Abt Petrus zum 63. Abt des Stiftes deren Stellenwert in der Gesellschaft einge- Leitsatz der Benediktiner in Kombination sich ein maßvolles Arbeiten und Beten im Tage lange Zeit unproduktiv bleiben. Ar- sagen, ist viel gewonnen. Stress und Zwang Seitenstetten gewählt. PERISKOP: Was bedeuten Werte für Sie per- nommen. Wie erleben Sie diese Veränderun- mit einem ausgeglichenen, genussvollen Leben Stift Seitenstetten? beite fleißig, engagiere dich, aber das Leben werden dadurch abgeworfen und die Psy- Abt Petrus fungiert heuer als Gastgeber für sönlich und für den Orden der Benediktiner? gen bei Ihnen im Kloster? vorstellen? Abt Petrus: Der heilige Benedikt sagt, im besteht nicht nur aus Arbeit. Diese Balance che kann enorm entlastet werden. Dieses das Gesundheitsforum PRAEVENIRE, Abt Petrus: „Mach’s wie Gott, werde Abt Petrus: Lesen meint in diesem Zusam- Abt Petrus: Ich sage immer, unser „Job“ Kloster soll alles maßvoll geschehen: Essen, zwischen Arbeit und Müßiggang zu halten ständige Streben nach etwas, was wir nicht welches vom 13. bis 16. April erstmalig im Mensch!“ Dieser Leitsatz gefällt mir be- menhang nicht ausschließlich, ein Buch zur ist das Beten. Das ist sozusagen unsere ers- Trinken, Arbeiten und auch das Gebet! Da- ist eine große Herausforderung, ein großes sind, kann zerreißend sein. Das Akzeptie- Stift Seitenstetten stattfinden wird. Die ins- sonders gut, wenn es um Werte geht. Hand zu nehmen und dieses von der ersten te Pflicht. Es soll dem Gottesdienst einfach rum soll das gemeinsame Gebet eher kurz Spannungsfeld. Wie gut einem dies gelingt, ren der Lebensrealität gehört für mich ge- pirierende und zurückgezogene Atmosphä- Menschwerden hat für uns etwas mit Gott bis zur letzten Seite durchzuarbeiten. Lesen nichts vorgezogen werden, so steht es in sein. Und wenn sich einer durch eine Auf- hängt natürlich auch von der Herkunft ei- nauso zu einer gesunden Lebensgrundlage re des Stiftes soll dazu beitragen, sich fernab zu tun und natürlich gehört auch die Ge- meint, dass man sein eigenes Handeln re- der Regel des heiligen Benedikt. Egal wie gabe überfordert fühlt, dann möge ihm der nes Menschen, seinem Zuhause und seiner wie Bescheidenheit und Dankbarkeit. Gut des Alltags konzentriert Problemstellungen sundheit dazu, sie ist ein fester Bestandteil flektiert. Denke über den Sinn deiner Taten viel Stress oder Arbeit gerade ansteht, das Abt einen Helfer zur Seite stellen. Familie ab. Auch das sind wichtige Fakto- geerdet zu sein und bewusst im Leben zu und zielgerichteten Lösungsvorschlägen zu davon. Eine gewisse Ausgeglichenheit, dar- nach und darüber, welchen Mehrwert sie Beten hat immer oberste Priorität bei uns ren für Gesundheit und Wohlbefinden. stehen ist von unglaublichem Wert. Ich widmen, um so die allgemeine Gesund- um geht es im Leben. Lebe dein Leben und haben. Was sind meine Handlungen wert? im Kloster. Wie in jedem anderen Job muss P: Haben Sie bemerkt, dass sich in Ihrer Ge- weiß auch, dass das in unserer Zeit mit heitskompetenz zu steigern. genieße es. Aber in einer ausgeglichenen Art Für wen können sie wertvoll sein? Was ist man Aufgaben kategorisieren und bestim- meinschaft die Vorstellung von Werten im P: Hatten Sie in Ihrer Gemeinschaft jemals den vielen Idealbildern sehr schwer gewor- und Weise. Schon die 1500 Jahre alte Regel die eigene Reflexion wert? Im besten Fall er- men, welche Tätigkeiten wichtiger sind als Laufe der Zeit verändert hat? Probleme, dass Brüder diese Balance nicht den ist. Täglich bekommen wir vermittelt, des heiligen Benedikt weiß um den Wert kennt man eigene Lücken und beginnt, da- andere. Um den Stellenwert dieser Aufgabe Abt Petrus: Wir sind natürlich alle Kin- richtig halten konnten? noch schöner, noch schneller und noch bes- 6 periskop periskop 7
Wir brauchen fächerübergreifende Lösungen Der Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung (vfwf) in den neuen Universitätskliniken am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien hat sich das Ziel gesetzt, zukunftsorientierte Forschung und Lehre an der Medizinischen Universität Wien zu stärken. Das PERISKOP sprach mit Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant (Präsident des vfwf und Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie) und Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller (Vizepräsident des vfwf und Leiter der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie) über Geschichte und Entwicklung des Vereins, das Leitthema Patientensicherheit und vier konkrete Projekte zu deren Förderung. Von Mag. Michael Moser, Bakk.Komm. UNIV.-PROF. DR. MICHAEL GNANT Präsident des vfwf UNIV.-PROF. DR. KLAUS MARKSTALLER Vizepräsident des vfwf PERISKOP: Der Verein zur Förderung von im klinischen als auch im wissenschaftlichen Zeitpunkt einer Übernahme festlegen. Dies Wissenschaft und Forschung in den neuen Uni- Bereich –, die nicht primär fachbezogen be- führt zu mehr Effizienz und dem Patienten versitätskliniken am Allgemeinen Krankenhaus antwortet werden können. Daher braucht ist gedient. blickt auf eine lange Geschichte zurück. Wohin man einen fachübergreifenden Zugang. Gnant: Man muss dabei auch den Kos- geht die Reise in Zukunft? Das ist in der Medizin prinzipiell schwierig, tenaufwand bedenken, der in der intensiv- Gnant: Der Verein hat eine bedeuten- da jeder primär die Aufgaben des eigenen medizinischen Betreuung entsteht. Hier de Geschichte. Ursprünglich wurde er als Fachgebiets angeht. Aus diesem Grund ist unnötige oder zu späte Übernahmen zu Plattform des AKH gegründet, um für die es hilfreich, dass Plattformen wie der vfwf vermeiden entlastet das Gesundheitssystem. Wissenschaft ein Gegengewicht zum Minis- interdisziplinäre Zugänge vordenken und Der Einsatz des telemedizinischen Bera- terium zu bilden. Gerade in der Bau- und aktiv forcieren. tungszentrums fördert auch den Abbau von Besiedelungsphase des AKH war der Ver- Hemmschwellen, die vielleicht bei der per- ein eine bedeutende Institution, da er viele P: Patientensicherheit ist das Leitthema des sönlichen Kommunikation vorhanden sein Stakeholder involvierte. Diese Identität hat Vereins zur Förderung von Wissenschaft und können. Je stärker diese abgebaut werden, sich über die Jahre etwas abgeflacht. Aus Forschung. Es ist mit vielen medizinischen umso höher ist die Chance, dass irrationa- der heutigen Analyse ist der Austausch zwi- Bereichen verbunden. Liegt der Vorteil der ihren jeweiligen Informationsbedürfnissen wird etwa ein abgestuftes Versorgungssys- teren Versorgung auf den Normalstationen. Markstaller: Das Projekt ist neu und Teil kommen dadurch auf eine große Datenba- le kommunikative Aspekte keinen Einfluss schen den Stakeholdern ähnlich wichtig wie Thematik darin, dass sie eine Vielzahl an entsprechen. Vom Blick hinter die Kulissen tem entwickelt. An der Spitze des Systems Wir haben eine hervorragende Intensivme- unserer Initiative. Es handelt sich dabei um sis, woraus sich valide Rückschlüsse ziehen mehr auf die bestmögliche medizinische Be- damals, er findet aber unter anderen Vor- Aktivitäten erlaubt? des AKH bis hin zu fachlichen Themen er- braucht es jemanden, der durch sein Tun, dizin, welche höchsten Ansprüchen genügt. eine Sicherheitsmeldung nach jeder Operati- lassen. Dies fördert Effizienz, was wiederum treuung haben. zeichen statt. Aus diesem Grund hat eine Gnant: Das Thema ist vielfältig, aber kei- gibt sich so ein weites Aufgabenfeld. Wenn sein Kommunizieren, aber auch durch sei- Auch unsere Normalbettenstationen sind on. Sie betrifft sowohl die Chirurgie als auch die Position des AKH bei seinen Stakehol- Gruppe von jüngeren Professorinnen und neswegs beliebig. Letztlich heißt Patienten- man so will, könnten wir in gewisser Wei- ne Inhalte die Rolle einnimmt, welche der sehr gut, doch der Unterschied zwischen die Anästhesie. Dabei wird die Frage gestellt, dern, etwa bei der Anforderung neuer medi- P: Als viertes Projekt ist die Einrichtung eines Professoren beschlossen, sich für eine Reak- sicherheit im holistischen Sinn, dass sich Pa- se auch die Rolle eines „Gewissens“ wahr- Förderung bestmöglicher Gesamtprozesse beiden Betreuungsformen ist groß. Deshalb ob es während der Behandlung zu uner- zinischer Technik, stärkt. Zentrums für Patientensicherheit geplant. Wie tivierung des Vereins einzusetzen. Ziel ist es tienten bei den Ärzten sicher und geborgen nehmen, unserem akademischen Auftrag im besonderen Maß dient. Solche Anforde- gibt es das Konzept der Medical Emergen- wünschten Ereignissen gekommen ist. Auch weit ist die Implementierung hier fortgeschritten? nun, nicht „gegen“ die „Bun- fühlen und auch sind. Das entsprechend. Eine solche Position lässt rungen gehen weit über rein fachliche Qua- cy-Teams, die Patienten nach der Verlegung wenn für den Patienten keine Komplikatio- P: Das dritte Projekt ist im Bereich der Tele- Markstaller: Die Umsetzung des vierten des“-Seite, sondern im Sinne muss unser aller Ziel sein. sich aber natürlich nicht deklamieren. Man lifikationen hinaus. von der Intensiv- auf die Normalbettensta- nen aufgetreten sind, muss sie beantwortet medizin angesiedelt. Wie sieht es konkret aus? Projekts, das Patient Safety Center, ist bereits und unter der Patronanz der Damit es erreicht werden kann nicht sagen, wir als vfwf sind jetzt das Markstaller: Steigt ein Passagier in ein tion regelmäßig nachvisitieren. So kann si- werden. Man kann einen Prozess, etwa die Markstaller: Das Projekt zur telemedizini- weit fortgeschritten. Es fehlt nur die letzte Medizinischen Universität „Der Verein hat kann, bedarf es einer ganzen Gewissen im Prozess der Patient Safety, son- Flugzeug, interessiert es ihn nicht, ob das chergestellt werden, dass die Patienten auch Narkose oder den OP-Bericht, nicht been- schen Intensivmedizin befasst sich mit der professionelle Ausbaustufe. Das Patient Sa- Wien zu agieren. Ich denke, Reihe von Ingredienzien: dern diese Rolle entsteht durch die Gesamt- linke Triebwerk oder die rechte Tragfläche unter Bedingungen der Normalstation sicher den, bevor die Frage nach unerwünschten Einrichtung eines Beratungszentrums für fety Center beinhaltet die medizinische Si- dass der Verein sich an den eine bedeutende Ge- Exzellenz in der Ausbildung heit all unserer Handlungen. wunderbar funktionieren. Der Fluggast ist aufgehoben sind. Wenn sich Probleme auch Ereignissen nicht beantwortet wurde. Das intensivmedizinische Fragestellungen. Wir mulation, etwa das Komplikationsmanage- Schnittstellen von Kranken- schichte. Ursprünglich der Ärzte, Perfektionismus daran interessiert, sicher und wohlbehalten nur anbahnen, gibt es sehr gut evaluierte Sco- Projekt ist in unser PDMS-System integriert, haben relativ viele Anfragen zur Übernahme ment in der Anästhesie und Intensivmedizin haus und Universität dort wurde er als Plattform im eigenen Handeln als an- P: Wie wichtig ist eine ganzheitliche Betrach- am Ziel anzukommen. Das Gesamtergebnis res, die es ermöglichen, dass Patienten von die Aufzeichnung erfolgt digital. Um ein von Patienten, nicht immer oder das virtuelle Operieren. positioniert, wo er aufgrund des AKH gegründet, um zustrebende Maxime und tungsweise der medizinischen Betreuung von steht im Fokus. Unser Leitthema Patienten- Teams der Intensivmedizin mitbetreut oder willkürliches Beispiel darzulegen: Einem An- ist der Zeitpunkt dafür ide- Es gibt hierzu Simulations- seiner Struktur, der vielfälti- gegenseitiges Vertrauen. Die Patienten für den vfwf? sicherheit birgt auch eine gewisse Tragik in gar wieder in die Intensivmedizin verlegt ästhesisten passiert vielleicht einmal im Jahr, al. Wenn es sich um Anfra- gruppen, die bereits eine hohe gen Vernetzung, aber auch für die Wissenschaft Fähigkeit, Vertrauen aufzu- Gnant: Es gibt eine ganze Menge an Quali- sich. Etwa wenn eine Operation und Anäs- werden. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass dass die technische Datenübertragung nicht gen handelt, denen mit einer Expertise haben. Diese sollen ein Gegengewicht zum „Um Schädigungen der geringeren Notwendig- bauen, wird stark von un- tätsmanagement-Initiativen. Wir sehen dar- thesie wunderbar verlaufen, der Patient aber die unerwartete Komplikation und zu spätes funktioniert hat. Wird der Vorfall nicht do- fachlichen Beratung besser aber noch weiter ausgebaut keit zur „politischen Kor- Ministerium zu bilden.“ serem Kommunikationsstil aus, dass die einzelnen medizinischen Berei- im Laufe der stationären Nachbehandlung Handeln den Patienten sehr stark schädigen. kumentiert, passiert nichts. Durch das neue geholfen wäre als mit inten- von Patienten im Zuge und lokal zentralisiert werden. rektheit“ Dinge vordenken beeinflusst. Einem Arzt, der che großartige Fortschritte gemacht haben, mit einer nosokomialen Infektion ange- Ein Patient mit einer unerwarteten Kompli- System können wir sehen, dass dies hausweit sivmedizinischer Übernahme von Behandlungen zu Gnant: Tatsächlich ist es so, kann, die Vertreter der Stadt Empathie für seine Patien- der Gesamtfortschritt aber deutlich hinter- steckt wird. Dann war zwar ein Teilprozess kation hat eine schlechtere Prognose als einer, vielleicht öfter auftritt. Das hat zur Folge, des Patienten, so erspart das verhindern, benötigt dass es bisher keine Selbstver- Wien oder der Universität in ten empfindet, wird eher herhinkt. Es ist niemandem gedient, wenn erfolgreich, der Gesamtprozess der Behand- der als Notfall von der Straße kommt. dass wir rasch im Sinne einer Problemlösung Kontrolle, Ressourcen und ständlichkeit war, dass etwa es einen fachübergrei- dieser Form „offiziell“ weniger gut können. vertraut als einem Arzt, der diese Fähigkeit zwar ein Teil der Behandlung perfekt er- lung aber ein Misserfolg. Um Schädigungen Gnant: Dieser Zugang erfordert eine koope- reagieren können. Kapazitäten. Es gibt aber auch Chirurgen und Anästhesisten Das zu forcieren ist unsere Aufgabe und be- nicht besitzt. Aus diesen Zugängen heraus folgt, danach aber in einem anderen Bereich von Patienten im Zuge von Behandlungen rative Struktur und ein hohes Involvement Gnant: Das Schöne an diesem Projekt ist, Patienten, bei denen zu spät fenden Zugang.“ gemeinsam trainieren. Das deutet, dass wir an diesen Schnittstellen von lassen sich dann konkrete Projekte ableiten, oder an der Schnittstelle nicht die bestmög- zu verhindern, benötigt es einen fachüber- der Beteiligten. Wir betreiben nicht l’art pour dass wir verschiedene Dimensionen erfas- um eine Übernahme ange- Patient Safety Center kann, Interessierten eine Plattform bilden, die The- in denen der vfwf seine Schnittstellenfunk- liche Betreuung stattfindet. Die Behand- greifenden Zugang. Dieser Anspruch spie- l’art, sondern werden daran gemessen, wie sen. Von der technischen Dimension, dem fragt wird. Um diesen Prozess wiederum im Sinne eines opti- men voranbringt. Aktuell besteht der vfwf tion ausfüllt. Ich denke, dass sich mehr lung von Menschen muss als Gesamtprozess gelt sich in unseren Projekten wider. sich die Zahl der unerwarteten Komplikati- logistischen Ablauf, der Arzt-Patienten-Di- zu optimieren, gibt es techni- malenGesamtprozesses,wesent- aus einer Gruppe von 280 Mitgliedern. Seit Menschen auch in der Öffentlichkeit für betrachtet werden. Zur Förderung dieses onen konkret entwickeln wird. Das Projekt mension bis hin zu medizinischen Daten. sche Möglichkeiten, die etwa in der Radio- liche Verbesserungen ermöglichen. Gerade 2015 haben wir das Thema Patient Safety als Wissenschaft und Forschung an den Uni- Gesamtprozesses besteht eine gesellschaft- P: Der vfwf verfolgt vier konkrete Projekte. wird deshalb laufend evaluiert werden. Schon die ersten Wochen des Einsatzes logie schon etabliert sind, aber auch in der hinsichtlich der medizinischen Ausbildung aktuelles und wichtiges Leitthema unseres versitätskliniken interessieren, als wir es liche Verantwortung der Universität, also Welche Themen, welche Herausforderungen zeigen Ereignisse auf, die uns vorher ein- Intensivmedizin funktionieren. Inzwischen besteht auch eine große edukative Aufgabe: Handelns ausgewählt. selbst wissen. Wir haben die Aufgabe, die auch der Wissenschaft und der Forschung. ergeben sich daraus? P: Das zweite Projekt ist eine Datenbank über fach nicht bewusst waren. Ein Vorteil des ist alles digital. Überträgt man die komplette Es ist ganz klar, dass junge Ärzte ihre Erfah- Markstaller: Der vfwf bietet eine Plattform. Öffentlichkeit und Stakeholder ernst zu Für den Verein ist diese Thematik deshalb Markstaller: Ein Projekt beschäftigt sich perioperative „unerwünschte Ereignisse“. Was Einsatzes dieses Systems im AKH ist zudem digitale Krankenakte, kann man in einigen rungen sammeln müssen, aber wer will schon Es gibt viele Herausforderungen – sowohl nehmen, und müssen Formate anbieten, die eine besonders wichtige Aufgabe. Derzeit aktuell mit der Intensivmedizin und der wei- kann man sich darunter vorstellen? die hohe Anzahl an Behandlungen. Wir Fällen sehr schnell helfen oder den idealen von einem „Lehrling“ behandelt werden? 8 periskop periskop 9
und eines fairen Austausches. Es gibt hier Patienten sicherer werden. Hier besteht auf Über den Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung einen Unterschied zur Medizin vor 30 Jah- jeden Fall noch Entwicklungspotenzial. ren: Wir sind andere Dienstleister als frü- Der vfwf wurde 1995 gegründet. Mitglieder des Propo- Verein veranstaltet und finanziert Tagungen und Sympo- dernsten internationalen Erkenntnissen und Methoden her. Man muss sich im Klaren sein, dass wir P: Gibt es schon weitere Projekte, die in Planung nentenkomitees waren o. Univ.-Prof. Dr. Ernst Wolner, sien. Mit jährlich stattfindenden Universitätsvorlesungen gearbeitet wird. Die Tradition der Wiener Medizinischen als Bürger sehr viel zu gewinnen, aber auch sind und über die Sie bereits berichten wollen? o. Univ.-Prof. Dr. Gerald Maurer, o. Univ.-Prof. DDr. mit Impulsreferaten und Podiumsdiskussionen trägt er zur Schule sowie die Verbesserung des österreichischen Ge- etwas zu verlieren haben, wenn wir die Ärz- Gnant: Es gibt eine Aufgabe, an die wir uns Werner Mohl, o. Univ.-Prof. Dr. Klaus Wolff, Prof. Franz Vernetzung von Experten aus allen medizinischen Fach- sundheitswesens sind Bestandteile der Identität der vfwf. te von den einstigen „Göttern in Weiß“ auf gerade behutsam heranwagen. Das Projekt Kreuzer, Vizebürgermeister a. D. Präs. Hans Mayr, Vorst. gebieten bei. Der vfwf dient ausschließlich wissenschaft- Zudem stiftet der Verein jährlich einen Habilitationspreis, Augenhöhe mit den Patienten und Stake- fokussiert auf das Involvement der Laien- Dir. DI Ernst Wildling und Dir. Dr. Wilhelm Hehenwar- lichen Zwecken und fördert die zukunftsorientierte inter- einen Dissertationspreis sowie einen Posterpreis. Spenden holdern holen. Wir verlieren die behauptete öffentlichkeit. Die Idee dahinter ist, etwa ter. Im Mittelpunkt des Handelns des vfwf steht die För- disziplinäre Zusammenarbeit aller relevanten Stakeholder. an den vfwf sind laut Spendenbegünstigungsbescheid des Sicherheit und müssen diese durch wahr- mittels Führungen durch das AKH das Be- derung der zukunftsorientierten Lehre und Forschung an Vereinszweck ist es, dass an den Universitätskliniken des BMF vom 27. Juli 2015 steuerbegünstigt. Mehr Informa- haftige Auseinandersetzung ersetzen – was wusstsein der Bevölkerung zur Universitäts- der Medizinischen Universität Wien. Der gemeinnützige Allgemeinen Krankenhauses Wien mit den jeweils mo- tionen unter: www.vfwf.at ich persönlich sehr begrüße. Wenn wir etwa medizin zu steigern. Oder auch in Koopera- über Fehlermanagementsysteme reden, die tion mit Partnerinstitutionen Interessierten ein Teil von Patient Safety sind, müssen wir die so wichtigen Themen Wissenschaft und uns auch klarmachen, dass es Fehler geben Forschung näherzubringen. Die Dimen- kann, die dadurch transparent dargestellt sionen hierbei bewegen sich innerhalb des werden. Medizinsystems. In einem nächsten Schritt DIE VORSTANDSMITGLIEDER DES VFWF Markstaller: Die Verantwortlichkeit ist das sollen Schnittstellen eröffnet werden, die Präsident Entscheidende. Im medizinischen Bereich auch andere Stakeholder miteinbinden. Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant muss sie zunehmend eine gesamtheitliche Etwa Vertreter der Industrie, Interessierte Vizepräsident werden. Man kann sich nicht mehr darauf anderer medizinischer Berufsgruppen oder Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller beschränken, dass ein Teil der medizini- Stakeholder wie die Patientenanwaltschaft Schatzmeisterin schen Behandlung perfekt abläuft. Es geht – letztlich natürlich auch die Bevölkerung. um den Gesamtprozess. Das trifft auch die Wir wollen „Fenster“ anbieten, durch die Mag. Martina Lutterschmied Politik. Diese hat eine gesamtheitliche Ver- man in das System der Universitätskliniken Schriftführer antwortung, dass Krankenhäuser für die hineinblicken kann. p Univ.-Prof. Dr. Andreas Gruber Generalsekretär Univ.-Prof. Dr. Sebastian F. Schoppmann Die Digitalisierung erlaubt es „Wir haben die Aufgabe, also eine höhere Wahrschein- Vorsitzender des Kuratoriums heutzutage, dass etwa junge strukturiertere, nachvoll- lichkeit für eine optimierte Chirurgen sehr realitätsnah hochqualitative Behandlung? Vizebürgermeister aD Dr. Sepp Rieder Eingriffe in der Virtual Rea- ziehbare Ausbildungswege Gnant: Nicht alle Maßnah- Kooptierte Vorstandsmitglieder lity üben können. Der junge anzubieten und diese auch men werden jedes Ziel errei- Ao.Univ.-Prof. Dr. Gabriela Berlakovich Arzt konnte also Know-how transparent der Bevölke- chen. Wir haben aber den Univ.-Prof. Dr. Thomas Helbich aufbauen, bevor er in der rung oder den politischen inneren Antrieb, die Projek- Univ.-Prof. Dr. Christian Herold OP-Simulation – z. B. auch te ständig zu evaluieren, um an Tieren – praktische Erfah- Entscheidungsträgern zu deren Wirkung festzustel- BioBox: Univ.-Prof. Dr. Dontscho Kerjaschki BioBox: rung sammelt. So verfügen kommunizieren.“ len. Um zum Beispiel des Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant wurde am Univ.-Prof. Dr. Gabriela Kornek Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller wurde junge Ärzte heute – nach zwei Flugzeuges zurückzukehren: 7. Juni 1964 in Wien geboren. Er absolvier- Univ.-Prof. Dr. Irene Lang 1969 in Nürnberg geboren. Nach seinem oder drei überwachten Ein- Wenn ich weiß, dass es ein te die Matura am Kollegium Kalksburg cum Univ.-Prof. Dr. Gerald Maurer Abitur begann er das Studium der Medi- griffen am Patienten – über Fähigkeiten, wie neues System in einem Flugzeug gibt, das laude und begann 1982 sein Medizinstudi- Univ.-Prof. Dr. Siegfried Meryn zin an den Universitäten Tübingen und es früher erst nach zwanzig Eingriffen der Fall potenzielle Pilotenfehler verhindert, steigt um an der Universität Wien, welches er 1988 Univ.-Prof. Dr. Hubert Pehamberger Ulm, wo er 1998 mit magna cum laude war. Dieser Vorteil in der ärztlichen Ausbil- man als Passagier beruhigter ein. in Mindeststudienzeit abschloss. Sein Studi- promovierte. 2004 erfolgte die Habilita- Univ.-Prof. Dr. Shahrokh Shariat dung muss auch an die Stakeholder kommu- um führte ihn 1986 auch an die Universität tion im Fach Anästhesiologie. Von 2001 niziert werden. Wir haben die Aufgabe, struk- P: Sehen Sie in einem ganzheitlichen Zugang München. Bereits nach halber Studienzeit Univ.-Prof. Dr. Oswald Wagner bis 2002 absolvierte Markstaller einen turiertere, nachvollziehbare Ausbildungswege auch einen Auftrag an die politischen Entschei- entschied er sich, Chirurg zu werden. Der Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates Forschungsaufenthalt an der University of anzubieten und diese auch transparent der dungsträger? Blick über die Grenzen faszinierte Gnant Univ.-Prof. Dr. Eduard Auff Pennsylvania in Philadelphia, in den Jah- Bevölkerung oder den politischen Entschei- Gnant: Ja, das meinte ich auch anfänglich schon immer, wodurch er zahlreiche Aus- Koordination People ren 2004 bis 2007 war er am Inselspital dungsträgern zu kommunizieren. mit dem Begriff des Gewissens. Es ist nicht landsaufenthalte absolvierte, etwa als Fellow Univ.-Prof. Dr. Rainer Kunstfeld der Universität Bern als klinischer Ober- per se ein Ziel von uns, als solches zu gelten. und darauffolgend als Visiting Scientist ei- arzt und Forschungskoordinator der Klinik Rechnungsprüfer P: Im Gesundheitssystem ist Effizienzsteige- Die Position entsteht durch die Zusam- nige Jahre am National Cancer Institute der für Anästhesiologie tätig. Im Jahr 2007 rung immer ein wichtiges Thema. Wenn man menführung unserer Handlungen. Dazu USA in Bethesda. Nach seiner Rückkehr er- Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna erhielt er eine Universitätsprofessur für die vier Projekte zusammennimmt, hat man bedarf es Transparenz, Unbestechlichkeit langte er im Jahr 2000 die Habilitation und Dr. Christian R. Schweiger Anästhesiologie an der Johannes-Guten- wurde 2004 zunächst als Professor für chir- Public Relations berg-Universität in Mainz. Im November urgisch-experimentelle Chirurgie sowie ab Mag. Johannes Angerer 2010 trat Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller 2008 als Professor für Chirurgie an die Me- die Professur für Anästhesiologie und peri- dizinische Universität Wien berufen. 2008 operatives Management sowie die Leitung DER WISSENSCHAFTLICHE BEIRAT DES VFWF wurde er zum stellvertretenden Vorstand der Klinischen Abteilung für Allgemeine der Universitätsklinik für Chirurgie in Wien Vorsitzender Anästhesie und Intensivmedizin an der ernannt. Seit Oktober 2014 leitet der Vater Univ.-Prof. Dr. Eduard Auff Medizinischen Universität Wien an. Seit zweier Töchter diese als Vorstand. Gemein- Mitglieder Februar 2014 leitet er auch die Klinik für sam mit Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller Univ.-Prof. DDr. Wolfgang Bigenzahn Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin führt er seit 2015 das Zentrum für Periope- Univ.-Prof. Dr. W. Gstöttner und Schmerztherapie. Gemeinsam mit rative Medizin an der MedUniWien/AKH Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant führt er Univ.-Prof. Dr. Chrisitan Herold Univ.-Prof. Dr. Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien Wien. Sein Hauptarbeitsbereich ist neben Univ.-Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer seit 2015 das Zentrum für Perioperative allgemein- und viszeralchirurgischen The- Medizin an der MedUniWien/AKH Wien. Meine erste persönliche Erinne- lichkeit bekannt zu machen. Ich hatte persönlich zweimal, men die chirurgische Onkologie, Brustkrebs, Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller Markstaller ist u. a. Mitglied der Europä- rung an den vfwf ist eine prominent 2011 und 2016, die Ehre, die vfwf-Vorlesung zu halten. klinische Studien sowie experimentelle/trans- Univ.-Prof. Dr. Gerald Maurer ischen Akademie der Wissenschaften und lationelle Therapien. Univ.-Prof. Dr. Michael Univ.-Prof. Dr. Christine Marosi Künste in Salzburg und der Fleischner besuchte Fakultätsvorlesung des Die Veranstaltung 2011 ist mir in besonderer Erinnerung, Gnant hat bisher mehr als 400 Originalarbei- Society, USA. Als Mitglied einer Erfin- Univ.-Prof. Dr. Ingrid Pabinger ehemaligen Leiters der Hautklinik, da Bundesminister Töchterle – im Umfeld der damaligen ten in peer-reviewed Journals publiziert. Mit dergemeinschaft konnte er zudem bereits Univ.-Prof. Dr. Hubert Pehamberger Univ.-Prof. Dr. Klaus Wolff, Mitte der Initiative „Rettet das AKH“ – noch unmittelbar im Hör- einem Gesamt-Impactfaktor von 2.400 und zwei Patentanträge in Deutschland und einem Hirsch-Index von 45 ist er einer der Univ.-Doz. Dr. Thomas Szekeres den USA anmelden. Univ.-Prof. Dr. Klaus 1990er-Jahre im Hörsaalzentrum des saal seine Zustimmung zur Überbrückung der prekären Univ.-Prof. Dr. Michael Trauner profiliertesten akademischen Chirurgen Eu- Markstaller erhielt zahlreiche Forschungs- AKH. Ich war damals Assistenzarzt und Univ.- finanziellen Lage der Universität zusagte. Mit dem neuen ropas. Er hat Hunderte nationale und inter- Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski preise und ist neben seinen eigenen Pub- Prof. Dr. Klaus Wolff hat einen interessanten Vergleich der vfwf-Präsidenten, dem Senatsvorsitzenden Univ.-Prof. Dr. nationale Vorträge gehalten und als Principal likationen auch als Gutachter bzw. Her- Kosten des damals neuen „Stealth Fighters“ der US-Luft- Michael Gnant, und dem Vizepräsidenten, Univ.-Prof. Dr. Investigator vieler klinischer Studien seine DAS KURATORIUM DES VFWF ausgeber wissenschaftlicher Fachjournale waffe mit dem österreichischen Forschungsbudget gezo- Klaus Markstaller, ist der vfwf hervorragend positioniert Erfahrung eingebracht. Seine Arbeit in der tätig – etwa als Gutachter der Deutschen Vorsitzender Krebsforschung und in der Gesundheits- und Forschungsgemeinschaft sowie der Alexan- gen. Der Vergleich ist wahrscheinlich heute noch gültig und bietet ein perfektes Instrument und Bindeglied, um die Forschungsentwicklung wurde mit nationa- Vizebürgermeister aD Dr. Sepp Rieder der-von-Humboldt-Stiftung. Im vfwf be- und war für viele ein „Eye-Opener“. Seither gab es jähr- seit Anfang 2016 neu konzipierte Zusammenarbeit zwi- len und internationalen Forschungspreisen Mitglieder kleidet er die Position des Vizepräsidenten liche Initiativen des vfwf, um die großartigen Leistungen schen MedUni Wien und AKH im Sinne einer Renaissance und zahlreichen Auszeichnungen gewür- Vorstands Dir. Kurt Ebner des Vereins. des AKH und der MedUni Wien einer breiteren Öffent- der Wiener Medizinischen Schule zu unterstützen. digt. Er ist Mitglied zahlreicher nationaler Intendant Rudolf Klausnitzer und internationaler Fachgesellschaften und Dir. ao. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Krepler Reviewer höchstrangiger Zeitschriften. Als Univ.-Prof. Dr. Hubert Pehamberger Präsident des vfwf engagiert er sich bei der Förderung von Wissenschaft und Forschung Gen. Dir. Dr. Walter Rothensteiner in den neuen Universitätskliniken am AKH Rektor emeritus Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schütz der Stadt Wien. Gen. Dir. Dr. Ernst Wastler 10 periskop periskop 11
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