Praxisratgeber Thermografie für Photovoltaik-Anlagen.
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Einleitung. Noch vor wenigen Jahren eilte die zur Energiewende und zum nachhal- Solarstrombranche von einem tigen Umgang mit Ressourcen jedoch Wachstumsrekord zum nächsten. nicht wegzudenken. Weiterhin werden Heute ist die Branche geprägt durch kleinere und größere Photovoltaik- eine harte Konsolidierungsphase mit Anlagen in Deutschland installiert. Überkapazitäten und einem massiven Nach der Boomphase gewinnt vor allem Preisverfall. In Verbindung mit dem die Wartung bereits installierter Anlagen Wegfall staatlicher Fördergelder sind an Bedeutung. Dieser Praxisratgeber deutlich weniger installierte zeigt Ihnen, wie Thermografie Sie bei Kilowattstunden zu verzeichnen und der Inbetriebnahme, der Dokumentation somit geringer gefüllte Auftragsbücher und im Wartungsfall unterstützt und in der Solarstrombranche. gibt hilfreiche Tipps und Tricks für den Photovoltaik-Anlagen sind als Beitrag Einsatz einer Wärmebildkamera. 2
Inhaltsverzeichnis: Inhaltsverzeichnis: Motivation und Gründe für den Einsatz der Thermografie. 4 Fehlerbilder und Ursachen. 7 Tipps & Tricks zur Messung und Fehlervermeidung. 11 Wie sieht die ideale Wärmebildkamera aus? 14 Testo Wärmebildkameras für Photovoltaik. 17 Weiterbildungen.18 Fazit.19 3
Thermografie Motivation und Gründe für den Einsatz der Thermografie. Mangelnde Qualität auf „deut- tungsfehler, schlechte Energie-Erträge schen“ Märkten. In einem Beitrag des der Anlagen bis hin zu Sicherheits- Magazins Focus berichtete der TÜV und Brandrisiken. Das Nachsehen hat Rheinland bereits letztes Jahr über die zunächst der Endverbraucher. Eine mangelhafte Qualität von installierten qualitativ minderwertige Umsetzung fällt Solaranlagen auf „deutschen“ Dächern. aber letztendlich auch auf das ausfüh- Im Rahmen des Erneuerbaren Energien rende Unternehmen zurück (beispiels- Gesetzes waren die Auftragsbücher weise Regressansprüche)1. prall gefüllt und die Solarteure kamen den Aufträgen kaum hinterher. Dies Ertragsverluste bei Kunden ver- hatte zur Folge, dass nicht nur gut meiden. Basis einer neuen Photovol- ausgebildete Handwerksunternehmen taik-Anlage ist eine umfangreiche und Aufträge abgearbeitet haben. Viele detaillierte Ertrags- und Investitions- Quereinsteiger und wenig qualifizierte analyse. Ertragsrechnungen werden Fachkräfte halfen den riesigen Bedarf dabei auf bis zu 20 Jahre berechnet. zu decken. Die Konsequenzen sind Diese Berechnungen beinhalten aller- heutzutage noch zu spüren: Verarbei- dings keine Leistungsverluste aufgrund schlecht ausgeführter Anlagen. Mit dem Einsatz der Thermografie kann man bereits bei der Inbetriebnahme eine Abnahmedokumentation erstellen und die ordnungsgemäße Installation nachweisen. So gibt es keine Über- raschungen für den Endverbraucher und die Qualität ist nachweisbar. Um Abb. 1: Thermische Auffälligkeiten deuten auf nachhaltig den Ertrag sicherzustellen, einen möglichen Verlust des Stromertrags hin. sind weitere regelmäßige Überprüfun- gen wichtig, 1: Vgl. Fehling, Jonas: „TÜV warnt vor Solarschrott auf Deutschlands Dächern“, unter: http://www.focus.de/immobili- en/energiesparen/solarenergie/tid-31367/mehr-schrott-auf-deutschlands-daechern-tuev-tadelt-maengel-bei-solaran- lagen-qualitaet_aid_996363.html (abgerufen am 16.04.2014). 4
da der Wirkungsgrad einer Solaranlage effiziente, wettbewerbsfähige Wartungs- von der Temperatur abhängt. Wenn Mo- verträge anzubieten. dule aufgrund Verschattungen, defekter Zellen oder Substrings wärmer werden, Qualitätssicherung und Garantie. d. h. Strom verbrauchen und nicht Mit dem Einsatz von Thermografie lässt erzeugen, fällt der Wirkungsgrad bereits sich überprüfen, ob die Qualität der um 0,5 % pro Kelvin. Eine Erwärmung Modulzellen den Anforderungen ent- um durchschnittlich 10 °C gegen- spricht. Durch die richtige Kombination über der mittleren Normaltemperatur einzelner Module werden sogenannte bedeutet bereits eine um 5 % geringere Missmatches vermieden, in denen die Stromausbeute. leistungsfähigen Module durch „schlech- tere“ Module ausgebremst werden. Gerade angesichts der aktuellen Bran- Mit einer Untersuchung vor Ablauf der chen-Situation sind Weiterempfehlungen Garantiefristen können eventuelle Ga- ein wichtiges Marketinginstrument, um rantieansprüche gegenüber Lieferanten nach einem durchgeführten Auftrag rechtzeitig geltend gemacht werden. weitere Kunden zu gewinnen. Denn nur ein zufriedener Kunde wird ein professio- Brandschutz. Der Brandschutz spielt nelles und vertrauenswürdiges Unterneh- eine immer wichtigere Rolle. Zwar men weiterempfehlen. werden moderne Wechselrichter und elektrische Komponenten immer leis- Effiziente Zusatz- und Nachfolge- tungsfähiger (hoher Wirkungsgrad), doch geschäfte. Nachdem es in den auch die dadurch entstehende hohe Boomjahren vornehmlich darum ging, Abwärme muss berücksichtigt werden. so schnell wie möglich eine Photovol- Falsch montierte oder schlecht gekühlte taik-Anlage zu installieren, verweist u. a. Elektrokomponenten können schnell zu der TÜV Rheinland darauf, Photovoltaik- einer Brandgefahr führen, insbesondere, Anlagen regelmäßig prüfen und warten wenn der Untergrund aus brennbarem zu lassen. Wartungsverträge können im Material besteht. Elektrokomponen- klassischen After-Sales-Geschäft eine ten sind aufgrund der Witterung und weitere Einnahmequelle bilden. Der UV-Strahlung einer schnelleren Alterung Einsatz von Thermografie ermöglicht es, ausgesetzt. Korrodierte oder lose 5
Thermografie Elektrokabel weisen thermische Auffällig- Vorteil Versicherungsschutz. keiten auf, die mit einer Wärmebildkame- Bislang waren defekte Bypassdioden ra sichtbar gemacht werden können. nach Gewittern nur schwer zu lokali- sieren. Thermografie stellt ein einfa- Vorteil Zeitersparnis. Thermografie ches und schnelles Werkzeug zum ist ein berührungsloses, optisches Aufdecken solcher Schäden dar. Messverfahren. Innerhalb kürzester Die Kosten zur Defekt-Behebung Zeit können großflächig Solarmodule werden i. d. R. von Versicherungen „abgescannt“ werden. Thermische übernommen. Auffälligkeiten bzw. Temperaturunter- schiede an Modulen werden sofort Vorteil Personenschutz. sichtbar und dienen als erster Indika- Photovoltaik-Anlagen stehen bei tor möglicher Fehler. Wurden früher Tageslicht grundsätzlich unter Span- alle Modulstränge einzeln vermessen, nung. Bei modernen Modulsträngen kann man sich mittels Thermografie sind Spannungen bis 1.000 V nicht für die weiteren Messungen (z. B. mit selten. Dies stellt eine erhebliche einem Kennlinienmessgerät) nun auf Stromschlaggefahr für Personen dar. die thermisch auffälligen Module und Die Erstellung von Wärmebildern Zellen konzentrieren. erfolgt jedoch stets mit dem nötigen Abstand zum Messobjekt. So können die Vorgaben für Sicherheitsabstände problemlos eingehalten werden. Abb. 2: Defekte Module nach einem Gewitter mit Blitzeinschlag. 6
Fehlerbilder und Ursachen. Auf der Suche nach dem Hotspot. Einzelzellen und der weiteren Senkung Verschattete oder defekte Modulzel- des Stromertrags kann dies zu einer len bilden einen internen elektrischen konkreten Brandgefahr führen. Widerstand. Dadurch wird die Mo- dulzelle von einem Stromerzeuger zu Generell lassen sich Störungen im einem Stromverbraucher, was wiederum Betrieb von Photovoltaik-Anlagen ab zu einer unerwünschten Erwärmung einer Sonneneinstrahlung von ca. („Hotspot“) führt. Die Zelle kann sich 600 W/m² durch auffällige Veränderun- dabei so stark erhitzen, dass nicht gen der thermischen Eigenschaften mit nur die Zelle selbst geschädigt wird, einer Wärmebildkamera schnell diag- sondern auch das Einkapselungsmate- nostizieren. Derartige Veränderungen rial (EVA) und die Rückseitenfolie (TPT). entstehen zum Beispiel durch: Bypassdioden sollen diesen Effekt un- terbinden. Defekte Bypassdioden oder • Defekte Bypassdioden nicht ansprechende Bypassdioden (bei • Kontaktfehler und Kurzschlüsse in geringer Verschattung) führen weiterhin Solarzellen zu unkontrollierbaren Hotspots. Wenn • Eingedrungene Feuchtigkeit, Ver- in der Planungsphase Verschattungen schmutzungen (z. B. durch Hochspannungsanlagen • Risse in Zellen oder im Modulglas oder Bäume) nicht berücksichtigt wur- • Im Leerlauf befindliche und nicht den, stehen die Modulzellen und angeschlossene Module Bypassdioden unter einer jahrelangen • Sog. Missmatches, d. h. Leistungs- Dauerbelastung. Im Wesentlichen gibt verlust durch unterschiedliches es zwei Konsequenzen von Hotspots: Leistungsvermögen einzelner Module • Fehlerhafte Verkabelungen und • Der Stromertrag sinkt, da einzelne lockere Kontaktstellen Zellen oder ganze Module Strom ver- • Alterungs- und Belastungs- brauchen statt erzeugen. erscheinungen. • Durch die ungewollte Stromerzeu- gung erwärmen sich die Zellen und Module. Neben der Beschädigung der 7
Thermografie Fehlerbilder an Zellen und Modulen. defekter Substring Das Infrarotbild (Abbildung 3) defekte Einzelzelle zeigt typische unterschiedliche Anschlussdosen Fehlerbilder Abb. 3: Typische Fehlerbilder defekter Zellen und bei defekten Substrings. Einzelzellen und Substrings. Die im Bild sichtbaren Anschlussdosen weisen eine sichtbare Erwärmung auf. Dies muss nicht zwingend auf einen Fehler hindeuten. Anschlussdosen können aber überhitzen, so dass eine Prüfung der Temperaturentwicklung bei Bedarf Abb. 4: Modul im Leerlauf. notwendig ist. Es kommt nicht selten vor, dass Module im Leerlauf sind. Ursache hierfür können falsch angeschlossene Module oder durchgescheuerte bzw. durchgebissene Kabel sein. Dies macht sich durch ein gleichmäßig wärmeres Infrarotbild im Vergleich zu den anderen Abb. 5: Delamination an zwei Zellen. Modulen im Infrarotbild bemerkbar. Aufgrund äußerer Einflüsse oder min- derwertiger Qualität kann sich das EVA als Schutzschicht lösen. Eindringende Feuchtigkeit kann zur Zellkorrosion und somit zu einem Leistungsverlust führen. Mit einer Wärmebildkamera kann man dies erkennen, bevor die Schichten Abb. 6: Zellbruch an einer Zelle. sichtbar „milchig“ werden. Mikrorisse und Zellbrüche können Montage entstehen. Auch mechanische bereits beim Transport und bei der äußere Einflüsse können die Ursache 8
hierfür sein. Während Mikrorisse noch unkritisch sind, können Zellbrüche leistungsmindernd wirken. Übersicht Fehlerbilder und Ursachen. In der nachfolgenden Abbildung sind typische Fehlerbilder und deren mögliche Ursachen schematisch aufgelistet. Infrarotbild Beschreibung Mögliche Fehler Mögliche Ursache Gleichmäßige Modul befindet sich Modul nicht ange- Erwärmung eines im Leerlauf. schlossen, Kabel Moduls im Vergleich durchgebissen oder zu den anderen. gebrochen. Das Modul zeigt Kurzschluss eines Defekte Bypassdio- eine zeilenhafte Zellenstrangs. de z. B. nach einem Erwärmung eines Gewitter Strangs. „Patchworkmuster“ Komplettes Modul im Falsch angeschlossen bei dem einzelne Kurzschluss. oder alle Bypassdio- Zellen zufällig den defekt. verteilt und deutlich wärmer sind. Nur ein Teil einer Zellbruch. Transport - bzw. Zelle ist deutlich Montageschaden oder wärmer. andere äußere mecha- nische Einwirkung. Punktförmige oder Zellriss oder Artefakt- Fabrikationsfehler bei ungleichmäßige bildung. Zellriss. Abschat- Erwärmung. tung aufgrund z. B. Verschmutzung (Vogelkot,...). Erwärmung einer Nicht zwingend Abschattung oder einzelnen Zelle. Fehler. defekte Zelle. Abb. 7: Schematische Darstellung der Infrarotbilder und mögliche Ursachen. 9
Thermografie Überprüfung elektrischer und mechanischer Komponenten. Neben den einzelnen Zellen und Modulen können auch elektrische Komponenten mittels Thermografie überprüft wer- den. Korrosion an elektrischen Leitern, Verbindern oder lose Kabel führen zu elektrischen Übergangswiderständen, Abb. 8: Linker Wechselrichter ist deutlich wärmer. welche sich durch eine deutliche Tem- peraturerhöhung bemerkbar machen. So können neben den stromerzeugen- den Modulen auch elektrische Kompo- nenten überprüft werden: • Korrodierte Kontaktstellen und Steckverbinder Abb. 9: Gleichstromkabel ohne kritische • Wechselrichter Erwärmung. • Lose Kontaktstellen • Überhitzte Anschlussdosen Abb. 10: Deutliche Erwärmung an elektrischen Anschlüssen. 10
Tipps & Tricks zur Messung und Fehlervermeidung. Meteorologische Voraussetzung. auch die kühlende Wirkung auf Panels Die Prüfung sollte an möglichst wol- durch Windzug berücksichtigt werden. kenfreien, trockenen Tagen mit inten- siver Sonneneinstrahlung erfolgen (ca. Korrekte Ausrichtung. Bei der 600 W/m²). Eine direkte Sonnenein- thermografischen Messung ist die strahlung bringt die Solarpanels auf Ausrichtung der Kamera zum PV-Modul volle Leistung, schadhafte Solarzellen entscheidend. Abgestrahlte Energie ist treten aufgrund von Überlastung oder richtungsabhängig, d. h. bei der IR-Tem- Ausfall auf dem Infrarotbild wärmer peraturmessung sollte die Ausrichtung hervor als die restlichen Zellen. Eine der Kamera zur Moduloberfläche Einstrahlung von etwa 600 W/m2 gilt 60 - 90 °C betragen. Das PV-Modul als Orientierungswert. Ändert sich die sollte möglichst senkrecht zur Ein- Sonneneinstrahlung während der strahlrichtung der Sonne ausgerichtet Messung beispielsweise durch Bewöl- werden. kung, so ist die Infrarotaufnahme nicht Winkelabhängige Messfehler führen mehr verwendbar. Um möglichst hohe beispielsweise zur Suggestion von Tem- und somit gut detektierbare Tempera- peraturunterschieden und verfälschen- turgradienten zu erreichen, empfiehlt den Reflexionen. Darüber hinaus ist es sich, die Messung bei geringen zu beachten, dass das Messbild nicht Außentemperaturen durchzuführen (z. B. durch Reflexionen wie beispielsweise morgens oder abends). Eventuell muss der Kamera selbst, des Messtechnikers, der Sonne oder naher Gebäude beein- trächtigt wird. Auch reflektierte Strah- lung wird von der Kamera detektiert. Reflexionen lassen sich durch Verände- rungen im Blickwinkel erkennen, da sich diese mitbewegen. Abb.11: Wolkenreflexionen sind sichtbar. 11
Thermografie Temperaturabweichungen aufweisen, nicht grundsätzlich defekt sein müssen. So können beispielsweise auffällige Wärmebilder auf partielle Abschattun- gen durch Verschmutzung hinweisen. Zugleich muss eine einzelne beschä- digte Zelle nicht unbedingt zu einem Abb. 12: Korrekte Ausrichtung zur Messung eines Leistungsverlust des gesamten Panels Moduls. führen. Erst der Ausfall ganzer Teilbe- reiche des Panels hat größere Leis- tungseinbußen zur Folge. Zusätzliche Untersuchungen wie eine Sichtprüfung, eine Kennlinien- oder eine Elektrolumi- neszenzmessung sind daher notwendig, um die vermeintliche Fehlerursache zu lokalisieren. Sehr vorsichtig zu inter- Abb. 13: Aufnahme eines Moduls von hinten. pretieren sind auf den Thermogrammen dargestellte Absoluttemperaturen. Spie- Bei aufgeständerten Solarmodulen kann gelungen der kalten Himmelsstrahlung auch von hinten thermografiert werden, können beispielsweise zu Fehlinterpre- da Reflexionen nahezu ausgeschlossen tationen führen – klarer, blauer Som- werden können und ein höherer Emis- merhimmel strahlt mit bis zu -25 °C. sionsgrad erreicht wird. Der Wärme- Hier empfiehlt es sich, mit ΔT-Werten übergang reicht aus, um auch auf der zu arbeiten und besonders auf extreme Rückseite Temperaturverteilungen gut Temperaturdifferenzen innerhalb eines beurteilen zu können. So werden Fehl- Panels oder im Vergleich zum Nach- messungen und Fehlinterpretationen bar-Panel zu achten. vermieden. Interpretation und Auswertung. Bei der Interpretation und Auswertung der Thermogramme ist Erfahrung erfor- derlich, da auch Module, die starke 12
Hotspots müssen nicht zwingend auf eine defekte Zelle hindeuten. Nicht jeder thermische Hotspot muss auf einen Fehler in einer Solarzelle hinweisen. So können z. B. Aufstände- rungen und Anschlussdosen aufgrund des Wärmeübergangs an der Modul- oberfläche sichtbar werden. Abb. 14: Anschlussdosen auf der Rückseite sind sichtbar. Module mit starken Abweichungen sind nicht grundsätzlich defekt, eventuell sind sie nur verschmutzt und sollten gereinigt werden. Level und Span. Die Einstellung des sogenannten Levels und Spans sind Abb. 15: Die Bildüberlagerung zeigt eine Ver- für das Erkennen von Fehlern enorm schmutzung durch Vogelkot am wärmsten wichtig. Wärmebildkameras erkennen Hotspot. in ihrem Automatikmodus den wärms- ten und kältesten Punkt und passen die Farbabstufung über den gesamten Bereich an. Dies bedeutet, dass auf- grund einer weiten Spreizung relevante Temperaturunterschiede untergehen können. Abb. 16: Manuelle Einstellung. Automatische Einstellung. 13
Thermografie Wie sieht die ideale Wärmebildkamera aus? Die Überprüfung von Photovoltaik- Infrarotauflösungen ab 160 x 120 Pixel Anlagen mittels Thermografie stellt sehr (19.200 Messwerte) ausreichend sein. hohe Anforderungen an den Einsatz einer Wärmebildkamera. Um eine Wär- Thermische Auflösung (NETD). mebildkamera auszuwählen, die sich Die thermische Auflösung beschreibt hierfür eignet, müssen mehrere Kriterien die Fähigkeit einer Wärmebildkame- berücksichtigt werden: ra, Temperaturunterschiede an einer Objektoberfläche erkennen zu können. • Infrarotauflösung des Detektors Eine thermische Auflösung von z. B. • Thermische Auflösung (NETD) 0,05 °C (oder 50 mK) bedeutet, dass die • Wechselobjektive Wärmebildkamera diesen Unterschied • Kamerafunktionen erkennen und im Display über eine • Software unterschiedliche Farbgebung abstu- fen kann. Je geringer die thermische Infrarotauflösung bzw. geome- Auflösung, desto besser das erzeugte trische Auflösung. Die geometri- Infrarotbild. sche Auflösung (angegeben in mrad) beschreibt die Möglichkeit einer Wechselobjektive. Neben der Infra- Wärmebildkamera, aus einer gewis- rotauflösung des Detektors beeinflusst sen Entfernung Objekte (z. B. einzelne auch der Öffnungswinkel des Objektivs defekte Modulzellen) zu erkennen. Da die geometrische Auflösung. Um auch die geometrische Auflösung u. a. von bei großen Anlagen, z. B. von einer He- der Infrarotauflösung des Detektors bebühne aus, zeitsparend zu messen, abhängig ist, sind bei großen Photo- sollten Teleobjektive austauschbar sein. voltaik-Anlagen und bei Messungen aus großer Entfernung Infrarotauflös- ungen von mindestens 320 x 240 Pixel (76.800 Messpunkte) zu empfehlen. Bei der Überprüfung von kleinen Anlagen und bei Messungen aus geringer Entfernung können auch 14
Kamerafunktionen. Ein Drehdisplay hilft bei der korrekten Ausrichtung der Wärmebildkamera (siehe Tipps und Tricks), um Messfehler zu vermeiden. Damit sind Überkopfaufnahmen mög- lich. Auch Messungen an der Rückseite von Modulen werden dadurch erleich- Abb. 17: Aufnahme einer Dachanlage mit Tele aus großer Entfernung. tert. Die Wärmebildkamera kann in die gewünschte Position gedreht werden, ohne dass sich jemand auf den Boden legen muss. Im sogenannten Solarmodus kann die Sonneneinstrahlung in W/m² mit jedem Bild gespeichert werden, um somit die zugehörige Umgebungsbedingung zu dokumentieren. Eine vollradiometrische Abb. 18: testo 885 mit Drehdisplay für Überkopf- Videomessung oder Loggingfunk- aufnahmen. ton ermöglicht das Aufzeichnen von Videosequenzen. Bei diesem Aufnah- memodus werden einzelne aufgestän- derte Bodenanlagenreihen mit einem Fahrzeug abgefahren, während die Wärmebildkamera Videosequenzen aufzeichnet. Die Aufnahmen werden im Anschluss zeitsparend am PC mittels Abb. 19: Die Sonneneinstrahlung in W/m² wird in Software ausgewertet. Bei großen Anla- jedem Bild mit abgespeichert. gen müssen nur die auffälligen Module weiter untersucht werden. Software. Die Software ermöglicht dokumentiert werden. Die Software soll- die Optimierung sowie die Analyse te intuitiv zu bedienen, klar strukturiert und gewährleistet, dass die Befunde in und hochgradig benutzerfreundlich sein. den Bildern eindeutig dargestellt und 15
Thermografie Ein Assistent für die Berichterstellung hilft in wenigen Minuten einen professionellen Bericht zu erstellen. Abb. 20: Temperaturhistogramm eines Solarmodus. Abbildung 20 zeigt das Temperaturhis- in kritischen Temperaturbereichen sind. togramm eines Solarmoduls. Hieraus Im vorhandenen Bild kann man ablesen, können verschiedene Aspekte abge- dass ca. 55 % aller Temperaturwerte lesen werden. Während im Mittelwert größer 63 °C sind und somit bereits die Temperatur bei 53,4 °C liegt, gibt 10 °C mehr als der Mittelwert von es Maximalwerte von bis zu 77,9 °C 53,4 °C aufweisen. im Vergleich zum minimalsten Tempe- raturwert von 38,7 °C. Mit der Häufig- keitsangabe in Prozent lässt sich eine Aussage darüber treffen, wie viele Zellen 16
Testo Wärmebildkameras für Photovoltaik. Der Testsieger: testo 885. In der Mai-Ausgabe 2013 der Fachzeit- schrift Photon wurde testo 885 (mit Su- perResolution Funktion) im wohl bislang umfangreichsten Wärmebildkameraver- gleich mit der Gesamtnote 1,6 (gut) zum Testsieger gekürt. Aktuell stellt testo 885 die beste Wärmebildkamera Abb. 21: testo 885 für die Überprüfung von Photovoltaik- Anlagen dar. • Infrarotauflösung 320 x 240 Pixel • Mit SuperResolution auf 640 x 480 Pixel (optional) • Solarmodus • Thermische Auflösung 0,03 °C • Sequenzspeicherung und vollradiome- • Flexibilität durch Drehgriff und trische Videomessung (optional) Dreh- und Schwenkdisplay • Wechselbare Objektive (optional) 17
Thermografie Weiterbildungen. Die Handhabung heutiger Wärmebildka- meras ist mittlerweile so einfach, dass es ohne großes Studium des Hand- buchs möglich ist, erste Infrarotaufnah- men zu erzeugen. Dennoch können sehr schnell Fehlmessungen und Fehlinter- pretationen passieren. Spezielle Schulungsseminare sorgen dafür, dass das notwendige Wissen für den richtigen Einsatz und die korrekte Abb. 23: Photovoltaik-Seminar bei der Interpretation vermittelt werden. Die Testo Akademie. Testo Akademie bietet einen für die Photovoltaik angepassten Tageskurs Die Themenschwerpunkte im Überblick: an. Dieser Tageskurs kann mit einer • Einführung in die Photovoltaik Prüfung „Sachkunde für Thermografie • Thermische Auffälligkeiten an Photovoltaik-Anlagen“ nach den Re- • Einführung in die Thermografie gularien der TÜV Rheinland Akademie • Physikalische Grundlagen und abgeschlossen werden. Strahlungslehre • Richtiger Einsatz von Wärmebildkameras • Erfassen thermischer Auffälligkeiten an Photovoltaik-Anlagen • Bewertung und Konsequenzen der thermischen Analyse • Praxismessungen und Übungen 18
Fazit. Der Einsatz von Wärmebildkameras ist Das Einsatzspektrum ist vielfältig. in der gesamten Branche auf dem Vor- Wesentlich ist, dass Solarteure sowie marsch. Das Potenzial und die Anwen- PV-Sachverständige die Thermografie dungsmöglichkeiten sind aber noch richtig interpretieren und die Kameras längst nicht erschöpft. Im Vordergrund interpretationsfähige Bilder liefern. Für stehen die Identifizierung von soge- beide Anforderungen bietet Testo die nannten „Hotspots“, d. h. das Aufspü- passenden Produkte und Seminare. ren potentieller Ertragsverluste oder auch Gefahrenstellen. Dies spielt auch bei der Frage von Garantieansprüchen eine wichtige Rolle. Ferner finden Kameraprüfungen an elektrischen Ver- teilern statt, z. B. bei schlecht verka- belten Stellen, die einen Energieverlust oder sogar eine Brandgefahr darstel- len. Zudem wird durch Wärmebilder sichergestellt, dass stromführende Bauteile nicht überhitzen und Kühlun- gen richtig funktionieren. 19
Änderungen, auch technischer Art, vorbehalten. Testo AG Testo-Straße 1, 79853 Lenzkirch Telefon +49 7653 681-700 2980 4035 15/db/I/05.2014 Telefax +49 7653 681-701 E-Mail vertrieb@testo.de www.testo.de 20
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