Praxisratgeber Thermografie für Photovoltaik-Anlagen.

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Praxisratgeber Thermografie für Photovoltaik-Anlagen.
Praxisratgeber
Thermografie für
Photovoltaik-Anlagen.

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Praxisratgeber Thermografie für Photovoltaik-Anlagen.
Einleitung.
Noch vor wenigen Jahren eilte die        zur Energiewende und zum nachhal-
Solarstrombranche von einem              tigen Umgang mit Ressourcen jedoch
Wachstumsrekord zum nächsten.            nicht wegzudenken. Weiterhin werden
Heute ist die Branche geprägt durch      kleinere und größere Photovoltaik-
eine harte Konsolidierungsphase mit      Anlagen in Deutschland installiert.
Überkapazitäten und einem massiven       Nach der Boomphase gewinnt vor allem
Preisverfall. In Verbindung mit dem      die Wartung bereits installierter Anlagen
Wegfall staatlicher Fördergelder sind    an Bedeutung. Dieser Praxisratgeber
deutlich weniger installierte            zeigt Ihnen, wie Thermografie Sie bei
Kilowattstunden zu verzeichnen und       der Inbetriebnahme, der Dokumentation
somit geringer gefüllte Auftragsbücher   und im Wartungsfall unterstützt und
in der Solarstrombranche.                gibt hilfreiche Tipps und Tricks für den
Photovoltaik-Anlagen sind als Beitrag    Einsatz einer Wärmebildkamera.

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Praxisratgeber Thermografie für Photovoltaik-Anlagen.
Inhaltsverzeichnis:
Inhaltsverzeichnis:

Motivation und Gründe für den Einsatz der Thermografie.    4

Fehlerbilder und Ursachen.                                  7

Tipps & Tricks zur Messung und Fehlervermeidung.          11

Wie sieht die ideale Wärmebildkamera aus?                 14

Testo Wärmebildkameras für Photovoltaik.                  17

Weiterbildungen.18

Fazit.19

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Praxisratgeber Thermografie für Photovoltaik-Anlagen.
Thermografie

Motivation und Gründe für den
Einsatz der Thermografie.
Mangelnde Qualität auf „deut-                                 tungsfehler, schlechte Energie-Erträge
schen“ Märkten. In einem Beitrag des                          der Anlagen bis hin zu Sicherheits-
Magazins Focus berichtete der TÜV                             und Brandrisiken. Das Nachsehen hat
Rheinland bereits letztes Jahr über die                       zunächst der Endverbraucher. Eine
mangelhafte Qualität von installierten                        qualitativ minderwertige Umsetzung fällt
Solaranlagen auf „deutschen“ Dächern.                         aber letztendlich auch auf das ausfüh-
Im Rahmen des Erneuerbaren Energien                           rende Unternehmen zurück (beispiels-
Gesetzes waren die Auftragsbücher                             weise Regressansprüche)1.
prall gefüllt und die Solarteure kamen
den Aufträgen kaum hinterher. Dies                            Ertragsverluste bei Kunden ver-
hatte zur Folge, dass nicht nur gut                           meiden. Basis einer neuen Photovol-
ausgebildete Handwerksunternehmen                             taik-Anlage ist eine umfangreiche und
Aufträge abgearbeitet haben. Viele                            detaillierte Ertrags- und Investitions-
Quereinsteiger und wenig qualifizierte                        analyse. Ertragsrechnungen werden
Fachkräfte halfen den riesigen Bedarf                         dabei auf bis zu 20 Jahre berechnet.
zu decken. Die Konsequenzen sind                              Diese Berechnungen beinhalten aller-
heutzutage noch zu spüren: Verarbei-                          dings keine Leistungsverluste aufgrund
                                                              schlecht ausgeführter Anlagen. Mit
                                                              dem Einsatz der Thermografie kann
                                                              man bereits bei der Inbetriebnahme
                                                              eine Abnahmedokumentation erstellen
                                                              und die ordnungsgemäße Installation
                                                              nachweisen. So gibt es keine Über-
                                                              raschungen für den Endverbraucher
                                                              und die Qualität ist nachweisbar. Um
Abb. 1: Thermische Auffälligkeiten deuten auf                 nachhaltig den Ertrag sicherzustellen,
einen möglichen Verlust des Stromertrags hin.                 sind weitere regelmäßige Überprüfun-
                                                              gen wichtig,

1: Vgl. Fehling, Jonas: „TÜV warnt vor Solarschrott auf Deutschlands Dächern“, unter: http://www.focus.de/immobili-
en/energiesparen/solarenergie/tid-31367/mehr-schrott-auf-deutschlands-daechern-tuev-tadelt-maengel-bei-solaran-
lagen-qualitaet_aid_996363.html (abgerufen am 16.04.2014).

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Praxisratgeber Thermografie für Photovoltaik-Anlagen.
da der Wirkungsgrad einer Solaranlage         effiziente, wettbewerbsfähige Wartungs-
von der Temperatur abhängt. Wenn Mo-          verträge anzubieten.
dule aufgrund Verschattungen, defekter
Zellen oder Substrings wärmer werden,         Qualitätssicherung und Garantie.
d. h. Strom verbrauchen und nicht             Mit dem Einsatz von Thermografie lässt
erzeugen, fällt der Wirkungsgrad bereits      sich überprüfen, ob die Qualität der
um 0,5 % pro Kelvin. Eine Erwärmung           Modulzellen den Anforderungen ent-
um durchschnittlich 10 °C gegen-              spricht. Durch die richtige Kombination
über der mittleren Normaltemperatur           einzelner Module werden sogenannte
bedeutet bereits eine um 5 % geringere        Missmatches vermieden, in denen die
Stromausbeute.                                leistungsfähigen Module durch „schlech-
                                              tere“ Module ausgebremst werden.
Gerade angesichts der aktuellen Bran-         Mit einer Untersuchung vor Ablauf der
chen-Situation sind Weiterempfehlungen        Garantiefristen können eventuelle Ga-
ein wichtiges Marketinginstrument, um         rantieansprüche gegenüber Lieferanten
nach einem durchgeführten Auftrag             rechtzeitig geltend gemacht werden.
weitere Kunden zu gewinnen. Denn nur
ein zufriedener Kunde wird ein professio-     Brandschutz. Der Brandschutz spielt
nelles und vertrauenswürdiges Unterneh-       eine immer wichtigere Rolle. Zwar
men weiterempfehlen.                          werden moderne Wechselrichter und
                                              elektrische Komponenten immer leis-
Effiziente Zusatz- und Nachfolge-             tungsfähiger (hoher Wirkungsgrad), doch
geschäfte. Nachdem es in den                  auch die dadurch entstehende hohe
Boomjahren vornehmlich darum ging,            Abwärme muss berücksichtigt werden.
so schnell wie möglich eine Photovol-         Falsch montierte oder schlecht gekühlte
taik-Anlage zu installieren, verweist u. a.   Elektrokomponenten können schnell zu
der TÜV Rheinland darauf, Photovoltaik-       einer Brandgefahr führen, insbesondere,
Anlagen regelmäßig prüfen und warten          wenn der Untergrund aus brennbarem
zu lassen. Wartungsverträge können im         Material besteht. Elektrokomponen-
klassischen After-Sales-Geschäft eine         ten sind aufgrund der Witterung und
weitere Einnahmequelle bilden. Der            UV-Strahlung einer schnelleren Alterung
Einsatz von Thermografie ermöglicht es,       ausgesetzt. Korrodierte oder lose

                                                                                  5
Thermografie

Elektrokabel weisen thermische Auffällig-        Vorteil Versicherungsschutz.
keiten auf, die mit einer Wärmebildkame-         Bislang waren defekte Bypassdioden
ra sichtbar gemacht werden können.               nach Gewittern nur schwer zu lokali-
                                                 sieren. Thermografie stellt ein einfa-
Vorteil Zeitersparnis. Thermografie              ches und schnelles Werkzeug zum
ist ein berührungsloses, optisches               Aufdecken solcher Schäden dar.
Messverfahren. Innerhalb kürzester               Die Kosten zur Defekt-Behebung
Zeit können großflächig Solarmodule              werden i. d. R. von Versicherungen
„abgescannt“ werden. Thermische                  übernommen.
Auffälligkeiten bzw. Temperaturunter-
schiede an Modulen werden sofort                 Vorteil Personenschutz.
sichtbar und dienen als erster Indika-           Photovoltaik-Anlagen stehen bei
tor möglicher Fehler. Wurden früher              Tageslicht grundsätzlich unter Span-
alle Modulstränge einzeln vermessen,             nung. Bei modernen Modulsträngen
kann man sich mittels Thermografie               sind Spannungen bis 1.000 V nicht
für die weiteren Messungen (z. B. mit            selten. Dies stellt eine erhebliche
einem Kennlinienmessgerät) nun auf               Stromschlaggefahr für Personen dar.
die thermisch auffälligen Module und             Die Erstellung von Wärmebildern
Zellen konzentrieren.                            erfolgt jedoch stets mit dem nötigen
                                                 Abstand zum Messobjekt. So können
                                                 die Vorgaben für Sicherheitsabstände
                                                 problemlos eingehalten werden.

Abb. 2: Defekte Module nach einem Gewitter mit
Blitzeinschlag.

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Fehlerbilder und Ursachen.

Auf der Suche nach dem Hotspot.              Einzelzellen und der weiteren Senkung
Verschattete oder defekte Modulzel-          des Stromertrags kann dies zu einer
len bilden einen internen elektrischen       konkreten Brandgefahr führen.
Widerstand. Dadurch wird die Mo-
dulzelle von einem Stromerzeuger zu         Generell lassen sich Störungen im
einem Stromverbraucher, was wiederum        Betrieb von Photovoltaik-Anlagen ab
zu einer unerwünschten Erwärmung            einer Sonneneinstrahlung von ca.
(„Hotspot“) führt. Die Zelle kann sich      600 W/m² durch auffällige Veränderun-
dabei so stark erhitzen, dass nicht         gen der thermischen Eigenschaften mit
nur die Zelle selbst geschädigt wird,       einer Wärmebildkamera schnell diag-
sondern auch das Einkapselungsmate-         nostizieren. Derartige Veränderungen
rial (EVA) und die Rückseitenfolie (TPT).   entstehen zum Beispiel durch:
Bypassdioden sollen diesen Effekt un-
terbinden. Defekte Bypassdioden oder        • Defekte Bypassdioden
nicht ansprechende Bypassdioden (bei        • Kontaktfehler und Kurzschlüsse in
geringer Verschattung) führen weiterhin      Solarzellen
zu unkontrollierbaren Hotspots. Wenn        • Eingedrungene Feuchtigkeit, Ver-
in der Planungsphase Verschattungen          schmutzungen
(z. B. durch Hochspannungsanlagen           • Risse in Zellen oder im Modulglas
oder Bäume) nicht berücksichtigt wur-       • Im Leerlauf befindliche und nicht
den, stehen die Modulzellen und              angeschlossene Module
Bypassdioden unter einer jahrelangen        • Sog. Missmatches, d. h. Leistungs-
Dauerbelastung. Im Wesentlichen gibt         verlust durch unterschiedliches
es zwei Konsequenzen von Hotspots:           Leistungsvermögen einzelner Module
                                            • Fehlerhafte Verkabelungen und
• Der Stromertrag sinkt, da einzelne         lockere Kontaktstellen
 Zellen oder ganze Module Strom ver-        • Alterungs- und Belastungs-
 brauchen statt erzeugen.                    erscheinungen.
• Durch die ungewollte Stromerzeu-
 gung erwärmen sich die Zellen und
 Module. Neben der Beschädigung der

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Thermografie

Fehlerbilder
an Zellen und
Modulen.           defekter Substring

Das Infrarotbild
(Abbildung 3)      defekte Einzelzelle
zeigt typische
unterschiedliche   Anschlussdosen

Fehlerbilder                               Abb. 3: Typische Fehlerbilder defekter Zellen und
bei defekten                               Substrings.

Einzelzellen und Substrings. Die im Bild
sichtbaren Anschlussdosen weisen
eine sichtbare Erwärmung auf. Dies
muss nicht zwingend auf einen Fehler
hindeuten. Anschlussdosen können
aber überhitzen, so dass eine Prüfung
der Temperaturentwicklung bei Bedarf       Abb. 4: Modul im Leerlauf.
notwendig ist.
Es kommt nicht selten vor, dass
Module im Leerlauf sind. Ursache
hierfür können falsch angeschlossene
Module oder durchgescheuerte bzw.
durchgebissene Kabel sein. Dies macht
sich durch ein gleichmäßig wärmeres
Infrarotbild im Vergleich zu den anderen   Abb. 5: Delamination an zwei Zellen.
Modulen im Infrarotbild bemerkbar.
Aufgrund äußerer Einflüsse oder min-
derwertiger Qualität kann sich das EVA
als Schutzschicht lösen. Eindringende
Feuchtigkeit kann zur Zellkorrosion und
somit zu einem Leistungsverlust führen.
Mit einer Wärmebildkamera kann man
dies erkennen, bevor die Schichten
                                           Abb. 6: Zellbruch an einer Zelle.
sichtbar „milchig“ werden.
Mikrorisse und Zellbrüche können           Montage entstehen. Auch mechanische
bereits beim Transport und bei der         äußere Einflüsse können die Ursache
     8
hierfür sein. Während Mikrorisse noch unkritisch sind, können Zellbrüche
leistungsmindernd wirken.

Übersicht Fehlerbilder und Ursachen.
In der nachfolgenden Abbildung sind typische Fehlerbilder und deren mögliche
Ursachen schematisch aufgelistet.
 Infrarotbild                         Beschreibung            Mögliche Fehler           Mögliche Ursache

                                      Gleichmäßige            Modul befindet sich       Modul nicht ange-
                                      Erwärmung eines         im Leerlauf.              schlossen, Kabel
                                      Moduls im Vergleich                               durchgebissen oder
                                      zu den anderen.                                   gebrochen.

                                      Das Modul zeigt         Kurzschluss eines         Defekte Bypassdio-
                                      eine zeilenhafte        Zellenstrangs.            de z. B. nach einem
                                      Erwärmung eines                                   Gewitter
                                      Strangs.

                                      „Patchworkmuster“       Komplettes Modul im       Falsch angeschlossen
                                      bei dem einzelne        Kurzschluss.              oder alle Bypassdio-
                                      Zellen zufällig                                   den defekt.
                                      verteilt und deutlich
                                      wärmer sind.

                                      Nur ein Teil einer      Zellbruch.                Transport - bzw.
                                      Zelle ist deutlich                                Montageschaden oder
                                      wärmer.                                           andere äußere mecha-
                                                                                        nische Einwirkung.

                                      Punktförmige oder       Zellriss oder Artefakt-   Fabrikationsfehler bei
                                      ungleichmäßige          bildung.                  Zellriss. Abschat-
                                      Erwärmung.                                        tung aufgrund z. B.
                                                                                        Verschmutzung
                                                                                        (Vogelkot,...).

                                      Erwärmung einer         Nicht zwingend            Abschattung oder
                                      einzelnen Zelle.        Fehler.                   defekte Zelle.

Abb. 7: Schematische Darstellung der Infrarotbilder und mögliche Ursachen.

                                                                                                         9
Thermografie

Überprüfung elektrischer und
mechanischer Komponenten. Neben
den einzelnen Zellen und Modulen
können auch elektrische Komponenten
mittels Thermografie überprüft wer-
den. Korrosion an elektrischen Leitern,
Verbindern oder lose Kabel führen zu
elektrischen Übergangswiderständen,       Abb. 8: Linker Wechselrichter ist deutlich
                                          wärmer.
welche sich durch eine deutliche Tem-
peraturerhöhung bemerkbar machen.
So können neben den stromerzeugen-
den Modulen auch elektrische Kompo-
nenten überprüft werden:

•   Korrodierte Kontaktstellen und
    Steckverbinder
                                          Abb. 9: Gleichstromkabel ohne kritische
•   Wechselrichter                        Erwärmung.
•   Lose Kontaktstellen
•   Überhitzte Anschlussdosen

                                          Abb. 10: Deutliche Erwärmung an elektrischen
                                          Anschlüssen.

    10
Tipps & Tricks zur Messung und
Fehlervermeidung.
Meteorologische Voraussetzung.             auch die kühlende Wirkung auf Panels
Die Prüfung sollte an möglichst wol-       durch Windzug berücksichtigt werden.
kenfreien, trockenen Tagen mit inten-
siver Sonneneinstrahlung erfolgen (ca.     Korrekte Ausrichtung. Bei der
600 W/m²). Eine direkte Sonnenein-         thermografischen Messung ist die
strahlung bringt die Solarpanels auf       Ausrichtung der Kamera zum PV-Modul
volle Leistung, schadhafte Solarzellen     entscheidend. Abgestrahlte Energie ist
treten aufgrund von Überlastung oder       richtungsabhängig, d. h. bei der IR-Tem-
Ausfall auf dem Infrarotbild wärmer        peraturmessung sollte die Ausrichtung
hervor als die restlichen Zellen. Eine     der Kamera zur Moduloberfläche
Einstrahlung von etwa 600 W/m2 gilt        60 - 90 °C betragen. Das PV-Modul
als Orientierungswert. Ändert sich die     sollte möglichst senkrecht zur Ein-
Sonneneinstrahlung während der             strahlrichtung der Sonne ausgerichtet
Messung beispielsweise durch Bewöl-        werden.
kung, so ist die Infrarotaufnahme nicht    Winkelabhängige Messfehler führen
mehr verwendbar. Um möglichst hohe         beispielsweise zur Suggestion von Tem-
und somit gut detektierbare Tempera-       peraturunterschieden und verfälschen-
turgradienten zu erreichen, empfiehlt      den Reflexionen. Darüber hinaus ist
es sich, die Messung bei geringen          zu beachten, dass das Messbild nicht
Außentemperaturen durchzuführen (z. B.     durch Reflexionen wie beispielsweise
morgens oder abends). Eventuell muss       der Kamera selbst, des Messtechnikers,
                                           der Sonne oder naher Gebäude beein-
                                           trächtigt wird. Auch reflektierte Strah-
                                           lung wird von der Kamera detektiert.
                                           Reflexionen lassen sich durch Verände-
                                           rungen im Blickwinkel erkennen, da sich
                                           diese mitbewegen.

Abb.11: Wolkenreflexionen sind sichtbar.

                                                                              11
Thermografie

                                                  Temperaturabweichungen aufweisen,
                                                  nicht grundsätzlich defekt sein müssen.
                                                  So können beispielsweise auffällige
                                                  Wärmebilder auf partielle Abschattun-
                                                  gen durch Verschmutzung hinweisen.
                                                  Zugleich muss eine einzelne beschä-
                                                  digte Zelle nicht unbedingt zu einem
Abb. 12: Korrekte Ausrichtung zur Messung eines   Leistungsverlust des gesamten Panels
Moduls.
                                                  führen. Erst der Ausfall ganzer Teilbe-
                                                  reiche des Panels hat größere Leis-
                                                  tungseinbußen zur Folge. Zusätzliche
                                                  Untersuchungen wie eine Sichtprüfung,
                                                  eine Kennlinien- oder eine Elektrolumi-
                                                  neszenzmessung sind daher notwendig,
                                                  um die vermeintliche Fehlerursache zu
                                                  lokalisieren. Sehr vorsichtig zu inter-
Abb. 13: Aufnahme eines Moduls von hinten.
                                                  pretieren sind auf den Thermogrammen
                                                  dargestellte Absoluttemperaturen. Spie-
Bei aufgeständerten Solarmodulen kann
                                                  gelungen der kalten Himmelsstrahlung
auch von hinten thermografiert werden,
                                                  können beispielsweise zu Fehlinterpre-
da Reflexionen nahezu ausgeschlossen
                                                  tationen führen – klarer, blauer Som-
werden können und ein höherer Emis-
                                                  merhimmel strahlt mit bis zu -25 °C.
sionsgrad erreicht wird. Der Wärme-
                                                  Hier empfiehlt es sich, mit ΔT-Werten
übergang reicht aus, um auch auf der
                                                  zu arbeiten und besonders auf extreme
Rückseite Temperaturverteilungen gut
                                                  Temperaturdifferenzen innerhalb eines
beurteilen zu können. So werden Fehl-
                                                  Panels oder im Vergleich zum Nach-
messungen und Fehlinterpretationen
                                                  bar-Panel zu achten.
vermieden.

Interpretation und Auswertung. Bei
der Interpretation und Auswertung der
Thermogramme ist Erfahrung erfor-
derlich, da auch Module, die starke

     12
Hotspots müssen nicht zwingend
auf eine defekte Zelle hindeuten.
Nicht jeder thermische Hotspot muss
auf einen Fehler in einer Solarzelle
hinweisen. So können z. B. Aufstände-
rungen und Anschlussdosen aufgrund
des Wärmeübergangs an der Modul-
oberfläche sichtbar werden.              Abb. 14: Anschlussdosen auf der Rückseite sind
                                         sichtbar.

Module mit starken Abweichungen sind
nicht grundsätzlich defekt, eventuell
sind sie nur verschmutzt und sollten
gereinigt werden.

Level und Span. Die Einstellung des
sogenannten Levels und Spans sind
                                         Abb. 15: Die Bildüberlagerung zeigt eine Ver-
für das Erkennen von Fehlern enorm
                                         schmutzung durch Vogelkot am wärmsten
wichtig. Wärmebildkameras erkennen       Hotspot.

in ihrem Automatikmodus den wärms-
ten und kältesten Punkt und passen
die Farbabstufung über den gesamten
Bereich an. Dies bedeutet, dass auf-
grund einer weiten Spreizung relevante
Temperaturunterschiede untergehen
können.

Abb. 16: Manuelle Einstellung.           Automatische Einstellung.

                                                                                  13
Thermografie

Wie sieht die ideale
Wärmebildkamera aus?
Die Überprüfung von Photovoltaik-          Infrarotauflösungen ab 160 x 120 Pixel
Anlagen mittels Thermografie stellt sehr   (19.200 Messwerte) ausreichend sein.
hohe Anforderungen an den Einsatz
einer Wärmebildkamera. Um eine Wär-        Thermische Auflösung (NETD).
mebildkamera auszuwählen, die sich         Die thermische Auflösung beschreibt
hierfür eignet, müssen mehrere Kriterien   die Fähigkeit einer Wärmebildkame-
berücksichtigt werden:                     ra, Temperaturunterschiede an einer
                                           Objektoberfläche erkennen zu können.
•   Infrarotauflösung des Detektors        Eine thermische Auflösung von z. B.
•   Thermische Auflösung (NETD)            0,05 °C (oder 50 mK) bedeutet, dass die
•   Wechselobjektive                       Wärmebildkamera diesen Unterschied
•   Kamerafunktionen                       erkennen und im Display über eine
•   Software                               unterschiedliche Farbgebung abstu-
                                           fen kann. Je geringer die thermische
Infrarotauflösung bzw. geome-              Auflösung, desto besser das erzeugte
trische Auflösung. Die geometri-           Infrarotbild.
sche Auflösung (angegeben in mrad)
beschreibt die Möglichkeit einer           Wechselobjektive. Neben der Infra-
Wärmebildkamera, aus einer gewis-          rotauflösung des Detektors beeinflusst
sen Entfernung Objekte (z. B. einzelne     auch der Öffnungswinkel des Objektivs
defekte Modulzellen) zu erkennen. Da       die geometrische Auflösung. Um auch
die geometrische Auflösung u. a. von       bei großen Anlagen, z. B. von einer He-
der Infrarotauflösung des Detektors        bebühne aus, zeitsparend zu messen,
abhängig ist, sind bei großen Photo-       sollten Teleobjektive austauschbar sein.
voltaik-Anlagen und bei Messungen
aus großer Entfernung Infrarotauflös-
ungen von mindestens 320 x 240 Pixel
(76.800 Messpunkte) zu empfehlen.
Bei der Überprüfung von kleinen
Anlagen und bei Messungen aus
geringer Entfernung können auch

    14
Kamerafunktionen. Ein Drehdisplay
hilft bei der korrekten Ausrichtung der
Wärmebildkamera (siehe Tipps und
Tricks), um Messfehler zu vermeiden.
Damit sind Überkopfaufnahmen mög-
lich. Auch Messungen an der Rückseite
von Modulen werden dadurch erleich-       Abb. 17: Aufnahme einer Dachanlage mit Tele aus
                                          großer Entfernung.
tert. Die Wärmebildkamera kann in die
gewünschte Position gedreht werden,
ohne dass sich jemand auf den Boden
legen muss.

Im sogenannten Solarmodus kann die
Sonneneinstrahlung in W/m² mit jedem
Bild gespeichert werden, um somit die
zugehörige Umgebungsbedingung zu
dokumentieren. Eine vollradiometrische    Abb. 18: testo 885 mit Drehdisplay für Überkopf-
Videomessung oder Loggingfunk-            aufnahmen.

ton ermöglicht das Aufzeichnen von
Videosequenzen. Bei diesem Aufnah-
memodus werden einzelne aufgestän-
derte Bodenanlagenreihen mit einem
Fahrzeug abgefahren, während die
Wärmebildkamera Videosequenzen
aufzeichnet. Die Aufnahmen werden im
Anschluss zeitsparend am PC mittels
                                          Abb. 19: Die Sonneneinstrahlung in W/m² wird in
Software ausgewertet. Bei großen Anla-
                                          jedem Bild mit abgespeichert.
gen müssen nur die auffälligen Module
weiter untersucht werden.

Software. Die Software ermöglicht         dokumentiert werden. Die Software soll-
die Optimierung sowie die Analyse         te intuitiv zu bedienen, klar strukturiert
und gewährleistet, dass die Befunde in    und hochgradig benutzerfreundlich sein.
den Bildern eindeutig dargestellt und

                                                                                 15
Thermografie

Ein Assistent für die Berichterstellung hilft in wenigen Minuten einen professionellen
Bericht zu erstellen.

Abb. 20: Temperaturhistogramm eines Solarmodus.

Abbildung 20 zeigt das Temperaturhis-             in kritischen Temperaturbereichen sind.
togramm eines Solarmoduls. Hieraus                Im vorhandenen Bild kann man ablesen,
können verschiedene Aspekte abge-                 dass ca. 55 % aller Temperaturwerte
lesen werden. Während im Mittelwert               größer 63 °C sind und somit bereits
die Temperatur bei 53,4 °C liegt, gibt            10 °C mehr als der Mittelwert von
es Maximalwerte von bis zu 77,9 °C                53,4 °C aufweisen.
im Vergleich zum minimalsten Tempe-
raturwert von 38,7 °C. Mit der Häufig-
keitsangabe in Prozent lässt sich eine
Aussage darüber treffen, wie viele Zellen

     16
Testo Wärmebildkameras für
Photovoltaik.
Der Testsieger: testo 885.
In der Mai-Ausgabe 2013 der Fachzeit-
schrift Photon wurde testo 885 (mit Su-
perResolution Funktion) im wohl bislang
umfangreichsten Wärmebildkameraver-
gleich mit der Gesamtnote 1,6 (gut) zum
Testsieger gekürt. Aktuell stellt
testo 885 die beste Wärmebildkamera
                                          Abb. 21: testo 885
für die Überprüfung von Photovoltaik-
Anlagen dar.
• Infrarotauflösung 320 x 240 Pixel
• Mit SuperResolution auf 640 x 480
 Pixel (optional)                         • Solarmodus
• Thermische Auflösung 0,03 °C            • Sequenzspeicherung und vollradiome-
• Flexibilität durch Drehgriff und         trische Videomessung (optional)
 Dreh- und Schwenkdisplay
• Wechselbare Objektive (optional)

                                                                         17
Thermografie

Weiterbildungen.

Die Handhabung heutiger Wärmebildka-
meras ist mittlerweile so einfach, dass
es ohne großes Studium des Hand-
buchs möglich ist, erste Infrarotaufnah-
men zu erzeugen. Dennoch können sehr
schnell Fehlmessungen und Fehlinter-
pretationen passieren.
Spezielle Schulungsseminare sorgen
dafür, dass das notwendige Wissen für
den richtigen Einsatz und die korrekte     Abb. 23: Photovoltaik-Seminar bei der
Interpretation vermittelt werden. Die      Testo Akademie.

Testo Akademie bietet einen für die
Photovoltaik angepassten Tageskurs
                                           Die Themenschwerpunkte im Überblick:
an. Dieser Tageskurs kann mit einer
                                           • Einführung in die Photovoltaik
Prüfung „Sachkunde für Thermografie
                                           • Thermische Auffälligkeiten
an Photovoltaik-Anlagen“ nach den Re-
                                           • Einführung in die Thermografie
gularien der TÜV Rheinland Akademie
                                           • Physikalische Grundlagen und
abgeschlossen werden.
                                             Strahlungslehre
                                           • Richtiger Einsatz von
                                             Wärmebildkameras
                                           • Erfassen thermischer Auffälligkeiten
                                             an Photovoltaik-Anlagen
                                           • Bewertung und Konsequenzen der
                                             thermischen Analyse
                                           • Praxismessungen und Übungen

     18
Fazit.

Der Einsatz von Wärmebildkameras ist       Das Einsatzspektrum ist vielfältig.
in der gesamten Branche auf dem Vor-       Wesentlich ist, dass Solarteure sowie
marsch. Das Potenzial und die Anwen-       PV-Sachverständige die Thermografie
dungsmöglichkeiten sind aber noch          richtig interpretieren und die Kameras
längst nicht erschöpft. Im Vordergrund     interpretationsfähige Bilder liefern. Für
stehen die Identifizierung von soge-       beide Anforderungen bietet Testo die
nannten „Hotspots“, d. h. das Aufspü-      passenden Produkte und Seminare.
ren potentieller Ertragsverluste oder
auch Gefahrenstellen. Dies spielt auch
bei der Frage von Garantieansprüchen
eine wichtige Rolle. Ferner finden
Kameraprüfungen an elektrischen Ver-
teilern statt, z. B. bei schlecht verka-
belten Stellen, die einen Energieverlust
oder sogar eine Brandgefahr darstel-
len. Zudem wird durch Wärmebilder
sichergestellt, dass stromführende
Bauteile nicht überhitzen und Kühlun-
gen richtig funktionieren.

                                                                             19
Änderungen, auch technischer Art, vorbehalten.

                           Testo AG
     Testo-Straße 1, 79853 Lenzkirch
           Telefon +49 7653 681-700
                                       2980 4035 15/db/I/05.2014

           Telefax +49 7653 681-701
            E-Mail vertrieb@testo.de

          www.testo.de
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