MANAGEMENTKOMMENTAR DER CAV PARTNERS AG

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MANAGEMENTKOMMENTAR DER CAV PARTNERS AG
Windkraft und Photovoltaik in Deutschland - Rückblick 1. Halbjahr 2021 und Ausblick
KURZZUSAMMENFASSUNG:

   Ausbau Photovoltaik: Die Zahlen deuten bis-             2021 stark angestiegen. Im Monat Juli lag der
    her noch auf einen steigenden Photovoltaik-Zu-          durchschnittliche Börsenstrompreise bei über 8
    bau hin. Die Corona-Krise mit all ihren Auswir-         ct/kWh. Die CO2-Preise verzeichnen seit Mitte
    kungen auf die Wirtschaft, insbesondere auf Lie-        2017 einen relativ starken Anstieg, vermutlich da
    ferketten und Materialverfügbarkeiten, erschwert        viele Abnehmer hinsichtlich der Verschärfung
    jedoch aktuell die Lage. Die Kontingente der            der Umweltpolitik vorsorglich Kontingente auf-
    EEG-Ausschreibungen sind in beiden PV-Sekto-            kaufen.
    ren nach wie vor überreizt.                            Verschärfung der Ziele zur CO2-Verminde-
   Zubau Windenergie: Im Bereich Windenergie               rung: Die Regierung legte ein neues Klima-
    ist der Zubau weiterhin aufgrund der stark be-          schutzgesetz vor, in dem das CO2-Minderungs-
    grenzten Flächenverfügbarkeit schwach. Die en-          ziel bis 2030 nochmal deutlich angehoben wird.
    dogene Mengensteuerung bei der Ausschrei-               Für den Energiesektor bedeutet dies, dass
    bung lässt die Ausschreibungsverfahren optisch          selbst bei Erreichung des geplanten 65%-Anteils
    voller wirken.                                          Erneuerbarer Energien bis 2030 kein Platz mehr
   Anteil Erneuerbarer Energien an der Strom-              für die CO2-intensive Kohleverstromung übrig ist
    produktion: Im Jahr 2020 lag der Anteil Erneu-          und der Kohleausstiegsplan bis 2038 diesbezüg-
    erbarer Energien an der inländischen Strompro-          lich zu langwierig wäre.
    duktion auf einem Rekordhoch. Schwache Wind-           Weiterbetrieb von alten Windkraftanlagen:
    verhältnisse und leicht unterdurchschnittliche          Mit der EEG-Novelle 2021 wurden keine Grund-
    Solareinstrahlungswerte führen neben dem                lagen für den wirtschaftlichen Weiterbetrieb von
    Rückbau erster Windparks vermutlich zu einer            Windkraftanlagen nach deren EEG-Vergütungs-
    Stagnation oder sogar einem Rückgang des Er-            zeitraum geschaffen. Viele Windenergieanlagen
    neuerbaren Anteils im Jahr 2021.                        wurden zum Jahreswechsel 2020 auf 2021 be-
   Börsenstrompreis und CO2-Zertifikate: Nach-             reits abgebaut. Die aktuell hohen Strompreise
    dem die Börsenstrompreise durch Corona be-              führen jedoch dazu, dass einige Windparks vor-
    dingt im Jahr 2020 stark einbrachen und im Jah-         rübergehend weiter betrieben werden können.
    resschnitt bei rund 3 ct/kWh lagen, sind die            Das Grundproblem des drohenden, ersatzlosen
    Preise infolge der relativen schwachen Strom-           Rückbaus von Windenergieanlagen wird
    produktion aus Erneuerbaren Energien sowie              dadurch jedoch nur aufgeschoben.
    steigenden CO2- und Rohstoffpreisen im Jahr

Kurzfazit:
Die Entwicklungen auf dem Markt und in der Politik sorgen weiterhin für einen Wertzuwachs der Bestands-
anlagen im Bereich der Erneuerbaren Energieerzeugung. Investoren in Bestandsanlagen profitieren von stei-
genden Strompreisen und zunehmender Flächenkonkurrenz im Wind- und PV-Bereich. Der Zeitpunkt zum
Einstieg in eine Investition in Erneuerbare Energien bleibt jedoch nach wie vor günstig, da auch weiterhin von
einer steigenden Wertschätzung sauberer Energiequellen ausgegangen werden kann.

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Ausbauzahlen in der Photo-
voltaik weiter steigend
Corona und kein Ende. Mittlerweile haben sich                Wechselrichtern bemerkbar, hauptsächlich auf
viele und so auch die Wirtschaft zumindest teil-             Grund der völlig durcheinander gekommenen
weise damit arrangiert. Zunehmend stärker in                 Transportsituation auf den Weltmeeren. Da hat
den Vordergrund tritt nun eine einsetzende                   der Stau im Suezkanal auch nicht geholfen. Es
Materialknappheit, die von Chips-Mangel bei                  werden zunehmend Baubeginne verschoben.
der Autoindustrie, bis Holz- und Stahlmangel in              Gründe hierfür sind nicht ausreichendes Mate-
der Bauwirtschaft reicht. Auch die Branche der               rial (aktuell herrscht ein eklatanter Mangel an
Erneuerbaren Energien bleibt davon nicht un-                 Kabeln, da die Kunststoffe für die Ummante-
berührt. Im Segment Photovoltaik machen sich                 lung fehlen) oder schlicht die Tatsache, dass
zunehmend Lieferprobleme bei Modulen und                     nur zu teures Material zur Verfügung steht.

 MW                             Jährlicher Leistungszubau Photovoltaik
 9.000
                                                           7.9108.161
 8.000                                                7.440
 7.000
 6.000
                                                                                                   4.801
 5.000                                            4.446
                                                                                               3.889
 4.000
                                                                                           2.865       2.892
 3.000                                                              2.633
                                              1.950
 2.000                                                                            1.4551.614
                               951 843
                                         1.271                          1.1901.324
 1.000                     670
         44   62 120 139
    0

Quellen: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unter Verwendung von Daten der Arbeitsgruppe Erneu-
erbare Energien-Statistik (AGEE-Stat), Stand 07/2021; *für 2021: Fraunhofer Institut Energy-Charts, Stand
01.08.2021

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Die beiden Ausschreibungsrunden 2021 im                nung von ca. 140 % im März bzw. 120 % im
März und Juni für das 1. Segment (Freiflächen-         Juni und einem durchschnittlichen Zuschlags-
anlagen) zeigen ein sehr ähnliches Bild wie im         wert von 5,03 ct bzw. 5,00 ct. 1
letzten Jahr, mit einer deutlichen Überzeich-

                                                    Zuschlags-
          ct/kWh    Volumen       Gebotsmenge         menge            Zuschlagswerte Solaranlagen
    Gebotstermin      [MW]             [MW]            [MW]         Min       Max         gew. Mittel
       Feb. 2020     100.000          492.992         100.554       3,55      5,21           5,01
       Mrz. 2020     300.000          838.350         301.208       4,64      5,48           5,18
       Jun. 2020     96.358           447.225         99.567        4,90      5,40           5,27
        Jul. 2020    192.716          779.418         193.272       4,69      5,36           5,18
       Sep. 2020     256.955          674.611         257.887       4,80      5,39           5,22
        Okt. 2020    96.358           393.296         103.143       4,98      5,36           5,23
       Dez. 2020     256.955          936.066         264.159       4,88      5,26           5,10
         Summe      1.299.342        4.561.958       1.319.790
     Mrz. 2021       617.000         1.504.071        619.735       4,69      5,18           5,03
     Jun. 2021       510.347         1.129.659        513.250       4,69      5,09           5,00

Die technologieübergreifenden Ausschreibun-            Innovationsausschreibungen integriert. An In-
gen für Wind und Solar wurden im Zuge einer            novationsausschreibungen können beispiels-
Änderung durch die EEG-Novelle 2021 ersatz-            weise Solaranlagen auf Gewässern, Parkplät-
los gestrichen und die geplanten Ausschrei-            zen oder Ackerflächen teilnehmen.
bungsmengen werden in die Volumina der

          ct/kWh    Volumen       Gebotsmenge      Zuschlagsmenge           Innovationsausschreibung
    Gebotstermin      [kW]             [kW]            [kW]          Min       Max         gew. Mittel
          Apr 21     250.000          509.146         258.393        3,33      4,88           4,29
          Aug 21     250.000          249.599         155.605        3,99      5,48           4,55

1Bundesnetzagentur – Veröffentlichung der Ergeb-
nisse der Ausschreibungsverfahren

                                                                                                         3
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Außerdem wird mit dem neuen EEG jetzt ein             Teilnahme für Anlagen dieser Größenklasse
separates Ausschreibungssegment für Solar-            bei den Auktionen des 1. Segments freiwillig
anlagen auf, an oder in einem Gebäude/ Lärm-          ebenso möglich.
schutzwand eingeführt. Anlagen dieses zwei-
ten Segments sind seit 2021 verpflichtet, ab ei-      Bei den Zuschlagspreisen lohnt sich ein Blick
ner Leistung von 750 kWp an der halbjährig            auf die Strompreise, weiter unten im Artikel.
stattfindenden Ausschreibung teilzunehmen.            Diese haben in den ersten 6 Monaten massiv
Bei einer Leistung von mindestens 301 kWp             angezogen und liegen zum Teil deutlich über
bis 750 kWp können seit der EEG-Novelle               den erzielten Zuschlägen der letzten Zeit. Da-
2021 nur noch maximal 50 % der erzeugten              mit ist eine Vermarktung außerhalb des För-
Strommenge nach dem Marktprämienmodell                dermechanismus zunehmend attraktiver als in-
vergütet werden, wenn die Anlagen nicht am            nerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingun-
Auktionsverfahren teilnehmen. Insofern ist die        gen.

                                                   Zuschlags-
        ct/kWh      Volumen       Gebotsmenge                      Zuschlagswerte 2. Segment PV
                                                     menge
  Gebotstermin       [kW]             [kW]           [kW]         Min      Max        gew. Mittel
         Jun 21     150.000          213.172        152.524       5,35     7,89          6,88

                                                                                                     4
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Zubau Windenergie
Bisher wurden seit Mai 2017 22 Ausschrei-                           werden (73%). Von Mai 2018 bis Oktober 2019
bungsrunden für Windenergieanlagen mit einer                        war jeder Gebotstermin unterdeckt – sogar mit
ausgeschriebenen Leistung von insgesamt                             steigender Tendenz. Nur im Dezember 2019
15.789 MW durchgeführt. Bedauerlicherweise                          und 2020 wurde das Ausschreibungsvolumen
konnte mangels ausreichender Gebote nur                             überzeichnet.
eine Gesamtleistung 11.480 MW vergeben

 MW                                 Jährlicher Leistungszubau Windenergie
 7.000                                                                                          6.145
                                                                                      5.966
 6.000                                                                           5.137     4.855
 5.000
 4.000             3.238                                                                            3.141
              2.641                                       2.938
 3.000                  2.405
                             2.0381.8292.226                            2.2672.498                      2.000
         1.662                              1.642                  1.809
 2.000                                                        1.171                                          1.4461.283
                                                    678
 1.000
    0

Quellen: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unter Verwendung von Daten der Arbeitsgruppe Erneuer-
bare Energien-Statistik (AGEE-Stat), Stand 07/2021 *für 2021: Fraunhofer Institut Energy-Charts, Stand 1.08.2021

In den Auktionen des Jahres 2020 wurden auf-                        Die nun optisch höher liegende Ausnutzung
grund der deutlichen Unterzeichnungen nur                           der Ausschreibung ist jedoch im Schwerpunkt
69% des ausgeschriebenen Volumens abgeru-                           dem gekürzten Volumen geschuldet. Grund-
fen. Die Überzeichnung im Dezember kann un-                         sätzlich werden massiv zu wenig Anlagen neu
ter anderem auf die damaligen Unsicherheiten                        errichtet, um auch nur in Ansätzen die geplan-
bezüglich der neuen EEG-Regelungen ab                               ten Ziele im Ausbau bis 2030 erreichen zu kön-
2021 zurückgeführt werden. In der 22. Aus-                          nen.
schreibung am 21. Mai wurde erstmals die seit
Jahresbeginn geltende endogene Mengen-                              Wenn sich hier nichts Grundlegendes im politi-
steuerung angewandt und das ausgeschrie-                            schen Willen ändert – das heißt, nicht nur den
bene Volumen auf ca. 1,2 GW reduziert, wel-                         Zubau zu thematisieren, sondern auch die
che mit einer Gebotsmenge von 1,1 GW auch                           dazu geeigneten Gesetze zu erlassen – wer-
fast ausgeschöpft wurde. Das war die höchste                        den wir in absehbarerer Zeit feststellen, dass
Gebotsmenge innerhalb einer Ausschreibungs-                         die Ziele gar nicht mehr erreichbar sind.
runde seit dem Jahr 2017.

                                                                                                                          5
Zuschlags-
          ct/kWh    Volumen       Gebotsmenge        menge        Zuschlagswerte Windenergie an Land
    Gebotstermin      [MW]            [MW]            [MW]        Min     Max         gew. Mittel
       Feb. 2020     900.000         526.550         523.050      5,76    6,20           6,18
       Mrz. 2020     300.000         193.800         150.900      5,74    6,20           6,07
       Jun. 2020     825.527         467.590         463.990      5,90    6,20           6,14
        Jul. 2020    275.176         191.050         191.050      6,00    6,20           6,14
       Sep. 2020     366.901         310.450         284.900      6,17    6,20           6,20
       Okt. 2020     825.527         768.950         658.650      5,60    6,20           6,11
       Dez. 2020     366.901         657.100         399.700      5,59    6,07           5,91
         Summe      3.860.032       3.115.490       2.672.240
       Feb. 2021    1.500.000        718.800         691.450      5,15     6,00            6,00
       Mai. 2021    1.243.230       1.161.390       1.110.390     5,68     6,00            5,91

Anteil erneuerbarer Energien
erneut auf Rekordhöhe
Nachdem die erneuerbaren Energien im Jahr             jahr. Damit dürfte der Anteil an der Brut-
2019 mit 39,8 % bereits einen beachtlichen            tostromerzeugung vielleicht das erste Mal seit
Anteil an der Bruttostromerzeugung in                 vielen Jahren wieder sinken.
Deutschland verzeichneten, konnte dieser
Wert mit 43,9 % im Jahr 2020 nochmals über-
troffen werden und erreichte damit ein neues
Rekordhoch. 2 Für dieses Jahr steht jedoch
tendenziell eher eine Stagnation, wenn nicht
gar ein kleiner Rückschritt an.

Auf der einen Seite mussten auf Grund der
Corona-bedingt niedrigeren Strompreise zum
Jahresende 2020 hin viele Windkraftanlagen,
die aus dem EEG ausliefen, wegen Unwirt-
schaftlichkeit abgebaut werden, auf der ande-
ren Seite haben wir in Deutschland dieses Jahr
bislang sowohl ein deutlich unterdurchschnittli-      Nachfolgend sehen Sie die genaue Zusam-
ches Windaufkommen als auch ein im langfris-          mensetzung der deutschen Stromproduktion
tigen Vergleich bislang eher schwaches Solar-         im Jahr 2020:

2Umweltbundesamt auf Basis der AG Energiebilan-
zen e.V.

                                                                                                       6
Bruttostromerzeugung in Deutschland 2020
                                                         in TWh                        In %
  Wasserkraft                                                        18,7                                       3,3%                                                                                                                                    Wasserkraft
  Biomasse                                                           44,4                                       7,8%                                                                                                                                    Biomasse
  Wind                                                            134,5                                      23,7%                                                                                                                                      Wind
  Solar                                                              51,0                                       9,0%                                                                                                                                    Solar
  Kernenergie                                                        64,3                                    11,3%                                                                                                                                      Kernenergie
  Braunkohle                                                         91,7                                    16,2%                                                                                                                                      Braunkohle
  Steinkohle                                                         42,5                                       7,5%                                                                                                                                    Steinkohle
  Öl                                                                     4,2                                    0,7%                                                                                                                                    Öl
  Gas                                                                91,6                                    16,1%                                                                                                                                      Gas
  Andere                                                             24,5                                       4,3%                                                                                                                                    Andere
  Summe                                                           567,4                                 100,0%

 Entwicklung der Preise für Strom und CO2-                                                                                                       Im Gegenzug erreichte die EEG-Umlage, die ja
 Zertifikate                                                                                                                                     der Ausgleichsmechanismus zwischen Börsen-
 Im Durchschnitt des Jahres 2020 brachen die                                                                                                     preis und staatlicher Garantievergütung ist, ein
 Strompreise an der Börse Corona-bedingt auf                                                                                                     neues Allzeithoch.
 einen Wert von nur noch knapp über 3 Cent
 ein.

 €/MWh                                   Durchschn. Börsenstrompreis (Intraday kontinuierlich)
    100                                                                                                                                                                                                                   Jul 21; 88,78
     90
     80
     70
     60
     50
     40
     30
     20
     10
      0
                                                       Feb 12

                                                                                                                                                                   Feb 17
                            Nov 10

                                              Sep 11

                                                                         Dez 12

                                                                                                             Aug 14

                                                                                                                                        Nov 15

                                                                                                                                                          Sep 16

                                                                                                                                                                                     Dez 17

                                                                                                                                                                                                                         Aug 19

                                                                                                                                                                                                                                                    Nov 20
                                     Apr 11

                                                                                           Okt 13

                                                                                                                                                 Apr 16

                                                                                                                                                                                                       Okt 18

                                                                                                                                                                                                                                                             Apr 21
          Jan 10
                   Jun 10

                                                                Jul 12

                                                                                  Mai 13

                                                                                                    Mrz 14

                                                                                                                      Jan 15
                                                                                                                               Jun 15

                                                                                                                                                                            Jul 17

                                                                                                                                                                                              Mai 18

                                                                                                                                                                                                                Mrz 19

                                                                                                                                                                                                                                  Jan 20
                                                                                                                                                                                                                                           Jun 20

Quelle: Fraunhofer Institut Energy Charts

                                                                                                                                                                                                                                                                      7
Zu Beginn des Jahres 2021 ist der Preis an der           Für das Jahr 2021 erwarten wir demzufolge
Strombörse dann jedoch förmlich explodiert               auch für die EEG-Umlage die gegenteilige Be-
und auf über 70 €/MWh angestiegen – ein Ni-              wegung für das Kalenderjahr 2020: Es sollte
veau, das es seit 2009 nicht mehr gab. Drei              zu einem deutlichen Rückgang kommen.
Faktoren treiben derzeit das Preisniveau an
den Strommärkten: Zum einen sind der Gas-                Europäischer Emissionshandel
und der Ölpreis deutlich gestiegen und auch              Seit 2005 ist der europäische Emissionshandel
Kohle kostet aktuell wesentlich mehr. Dazu               (EU-ETS) ein zentrales Klimaschutzinstrument
kommt, dass sich der CO2-Peis stabil über ei-            der EU, mit dem Ziel, die Treibhausgas-Emis-
ner Marke von 50 € pro Tonne halten kann.                sionen der teilnehmenden Energiewirtschaft
Außerdem weist dieses Jahr bisher ein unter-             und der energieintensiven Industrien zu redu-
durchschnittliches Windangebot auf während               zieren. Das EU-Emissionshandelssystem ist
die Erträge der Solaranlagen in etwa durch-              weltweit der erste bedeutende und bislang
schnittlich sind, was insgesamt zu einem nied-           größte CO2-Markt. Erfasst werden europaweit
rigeren Stromangebot aus den Erneuerbaren                rund 11.000 Anlagen, die für rund 40 % der
Energien führt. Perspektivisch kommt der hohe            Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sind.
Strompreis neuen PV-Anlagen und Windparks                Der EU-ETS funktioniert nach dem „Cap &
entgegen, die so über die Strombörse refinan-            Trade“ Prinzip. Der Cap (Obergrenze) legt fest,
ziert werden können.                                     wie viel Treibhausgas-Emission von den er

  Gesamt-Cap und Emissionen im Europäischen Emissionshandel
  Mio t Kohlendioxid Äquivalente

                   2. Handelsperiode                             3. Handelsperiode
2.500.000

2.000.000

1.500.000

1.000.000

  500.000

        0
            2008   2009   2010    2011   2012   2013   2014   2015   2016    2017    2018   2019   2020

         Emissionen         Cap           Cap inkl. durchschnittlich pro Jahr genutzte Projektgutschriften

 Quelle: Umweltbundsamt 2021, Deutsche Emissionshandelsstelle, eigene Berechnungen auf Basis von Daten
 der Europäischen Umweltagentur und der Europäischen Kommission (2013/448/EU); Stand 08.07.2021

                                                                                                             8
fassten Anlagen insgesamt ausgestoßen wer-         war der CO2-Preis im europäischen Zertifikate-
den darf. Eine entsprechende Anzahl an Emis-       Handel in einem Bereich von 4 € je Tonne CO2
sionsberechtigungen wird demnach von den           angesiedelt.
Mitgliedstaaten an die Anlagen ausgegeben –
teilweise über Versteigerungen, teilweise auch     Seit Mitte 2017 sind die Preise in Folge der
kostenlos. Eine Berechtigung erlaubt den Aus-      letzten Reform des EU-ETS wieder deutlich
stoß einer Tonne Kohlendioxid-Äquivalent.          angestiegen und liegen aktuell bei rund 55€
Diese Berechtigungen können am Markt frei          pro Zertifikat. Offensichtlich haben bei diesen
gehandelt werden (CO2 European Emissions           CO2-Preisen die Kohlekraftwerke erhebliche
Allowance). Somit entsteht ein Preis für den       Probleme wirtschaftlich zu produzieren. Es
Ausstoß an Treibhausgasen, welcher wiede-          wird gemutmaßt, dass sich viele Kraftwerksbe-
rum Anreize bei den beteiligten Unternehmen        treiber mit zusätzlichen Zertifikaten auf Vorrat
setzt, ihre Emissionen zu reduzieren.              eingedeckt haben, nachdem die EU die CO2-
                                                   Reduzierungsziele für 2030 nochmals angeho-
Der EU-ETS hat mit einigen Konstruktionsfeh-       ben hat. Offensichtlich wird als nächster Schritt
lern zu kämpfen. Möglichkeiten der Anrech-         der EU entweder eine weitere Reduzierung der
nung von Emissionsgutschriften aus dem Aus-        Anzahl der CO2-Zertifikate erwartet oder eine
land, wenig ambitionierte Caps und krisenbe-       zusätzliche Steuerkomponente – wie in
dingte Produktions- und Emissionsrückgängen        Deutschland auf Treibstoff. Beides würde zu
haben seit 2008 zu einem starken Überange-         weiter steigenden CO2-Preisen führen und ein
bot am CO2-Markt geführt. Diese Überschüsse        faktisches Aus der Kohleverstromung vermut-
haben wesentlich zu dem Preisverfall der Zerti-    lich um viele Jahre vorziehen.
fikate beigetragen. In den zurückliegenden
Jahren und bis weit in das Jahr 2018 hinein,

                           Europäische CO2-Zertifikate - Kurs in €/t
     70
     60
     50
     40
     30
     20
     10
      0

Quelle: EEX.com - Marktdaten

                                                                                                  9
Die Zertifikatspreise haben einen sehr starken            Strompreis um 0,6 €/MWh (das entspricht 0,06
Einfluss auf die Erwartungshaltung gegenüber              Cent). Dies stellt auch den durchschnittlichen
zukünftigen europäischen Strompreisen. Die                CO2 – Gehalt nicht-erneuerbarer Stromproduk-
konsumgewichtete Futures Benchmark (EP5)                  tion in der EU dar (0,6 tCO2/MWh). Es zeigt
der fünf größten europäischen Strommärkte ist             sich somit, dass steigende Emissionspreise
mit dem rasanten Anstieg der Zertifikatspreise            stärkeren Einfluss auf die Strompreise haben
ebenfalls stark angestiegen. Durchschnittlich             als weitere Nachfrage- und Produktionsrück-
erhöht eine Steigerung des CO2-Preises um                 gänge aufgrund der COVID-19 Krise.
1 €/t den durchschnittlichen europäischen

 Quelle: Platts, European power exchanges, European Comission, Quarterly Report on European Electricity
 Markets Vol 14

                                                                                                          10
Ausblick
Geplante Abschaltung Kohlekraft                     Mio. Tonnen CO2-Äquivalent nur noch maximal
Das derzeitige Kohleausstiegsgesetz sieht ei-       rund 108 Mio. Tonnen emittiert werden dürften.
nen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis           Bei einem geplanten Anteil Erneuerbarer Ener-
zum Jahresende 2038 vor. Dadurch und durch          gien von 65 % im Jahr 2030 wäre dieses Ziel
die Abschaltung der Kernkraftwerke bis Ende         nicht mal dann erreichbar, wenn die verblei-
2022 fallen in den kommenden Jahren bedeu-          bende Strommenge durch Gaskraftwerke er-
tende Kraftwerkskapazitäten weg. Gleichzeitig       zeugt werden würde, was hinsichtlich der CO2-
ist davon auszugehen, dass durch Faktoren           Emissionen im Vergleich zu Kohlekraftwerken
wie die Zunahme in der Elektromobilität und         noch die mit Abstand klimaverträglichste Art
dem Mehrbedarf an Strom für die Beheizung           der Stromerzeugung mittels fossiler Energie-
privater Haushalte und die Erzeugung von syn-       träger darstellt. 3 Gleichzeitig setzt ein weiter
thetischem Methangas und Wasserstoff der            steigender Preis der CO2-Zertifikate die Gas-
Strombedarf hierzulande steigen wird.               kraftwerke ebenfalls unter Druck.

Ein Teil des zusätzlichen Strombedarfs und          Unter diesen Gesichtspunkten ist es fraglich,
der zu ersetzenden Leistung durch den Weg-          ob der Kohleausstieg nicht schon weitaus frü-
fall von Atom- und Kohlekraftwerken soll in den     her als bis zum Jahr 2038 erfolgen wird, was
nächsten Jahren unter anderem durch den Zu-         das Ausmaß der entstehenden Stromlücke und
bau von Gaskraftwerken gedeckt werden. Die          damit die Nachfrage nach erneuerbaren Ener-
Bundesnetzagentur rechnet bis 2022 jedoch           gieanlagen und den Strompreis weiter in die
lediglich mit einer zugebauten Leistung von         Höhe treiben dürfte. Die Regierung hält derzeit
1,120 GW im Gassektor. Dies würde nur weni-         weiterhin an ihrem Ziel, den Anteil Erneuerba-
ger als 10 % der durch die Abschaltung von          rer Energien an der Stromproduktion bis 2030
Atom- und Kohlekraftwerken im gleichen Zeit-        auf 65 % zu steigern. Für die Erreichung der
raum entfallenden Leistung ersetzen.                geplanten Ziele hinsichtlich der CO2-Minde-
                                                    rung dürfte dies aus derzeitiger Sicht nicht aus-
Infolge der neuen europäischen Klimaziele für       reichend sein. Andererseits wäre ein Anteil Er-
2030 und eines Urteils des Bundesverfas-            neuerbarer Energien von deutlich über 65 %
sungsgerichtes legte die Bundesregierung am         ein sehr ambitioniertes Vorhaben, das insbe-
12. Mai 2021 eine Überarbeitung des Klima-          sondere hinsichtlich des zunehmenden Rück-
schutzgesetzes vor, das insbesondere das            baus alter Windenergieanlagen, ohne gleich-
CO2-Minderungsziel bis 2030 von 55 % auf 65         zeitig entsprechende Flächen für neue Anla-
% anhebt. Für den Bereich der Energiewirt-          gen zur Verfügung zu stellen, in unnahbare
schaft bedeutet dies konkret, dass statt einer      Ferne rückt.
maximalen Emissionsmenge von bisher 175

3Handelsblatt online „Klimaschutzgesetz zwingt
Kohlekraftwerke bereits ab 2030 ins Aus“, Artikel
vom 15.08.2021

                                                                                                  11
Auslaufende EEG-Vergütung für alte Wind-          20 Jahren bekannt!!!), konnten viele Betreiber
kraftanlagen                                      diese gar nicht mehr nutzen.
Zum Ende des Jahres 2020 haben wir in
Deutschland mittlerweile eine Zahl von über       Andererseits ergibt sich durch die steigenden
29.000 Windkraftanlagen erreicht. 4 Davon hat     Strompreise für viele Windparkbetreiber derzeit
ein großer Teil bereits viele Jahre der Strom-    die Chance, Stromabnahmeverträge (PPAs) zu
produktion und damit auch Laufzeit innerhalb      günstigen Konditionen abzuschließen, sodass
des 20-jährigen EEG-Zeitraumes hinter sich.       sich für einige Standorte die Möglichkeit eines
Seit dem Jahreswechsel 2020 auf 2021 sehen        wirtschaftlichen Weiterbetriebs zumindest für
sich die ersten Windparkbetreiber damit kon-      die nächsten drei bis fünf Jahre ergibt. Im bes-
frontiert, ohne die gesetzliche Einspeisevergü-   ten Fall wurde das Problem des Windenergie-
tung der vergangenen 20 Jahre auskommen           Abbaus damit jedoch lediglich um einige Jahre
zu müssen. Laut einer Studie der Deutschen        verschoben. Ob sich in den kommenden Jah-
WindGuard im Auftrag des Bundesverbandes          ren hinsichtlich der Schaffung geeigneter
Windenergie sind zum Jahresende 2020 Wind-        Grundlagen für die Ermöglichung eines stärke-
energieanlagen mit einer Gesamtleistung von       ren Zubaus von Windenergieanlagen seitens
rund 4.000 MW von dem Auslaufen der EEG-          der Politik etwas tut, bleibt abzuwarten.
Vergütung betroffen.
Bis Ende 2022 verlie-
ren weitere rund
5.500 MW Anlagen-
leistung den gesetzli-
chen Vergütungsan-
spruch. 5 Das neue
EEG 2021 bietet für
die ausgeförderten
Anlagen zwar noch
eine Anschlussförde-
rung für ein weiteres
Jahr, bei der die Ver-
gütung jedoch we-
sentlich niedriger
ausfällt als die bishe-
rige EEG-Vergütung.
Da diese auch erst
extrem kurzfristig
verabschiedet wurde
(das Ende war seit

4Bundesverband Windenergie                        den Weiterbetrieb von Windenergieanlagen nach
5Deutsche WindGuard GmbH im Auftrag des Bun-      2020
desverbandes für WindEnergie – Perspektiven für

                                                                                                  12
Fazit
Dass die Energiewirtschaft im Umbruch ist,         nach Ablauf des EEG wirtschaftlich weiter be-
war schon lange nicht mehr so deutlich spür-       trieben werden können. Zusätzlich führt die zu-
bar wie in den letzten Jahren und Monaten.         nehmende Verknappung von geeigneten Flä-
Während das EEG über 20 Jahre lang dafür           chen, die sich neben dem Windbereich auch
sorgte, dass Erneuerbare Energien neben ihrer      immer mehr im PV-Bereich bemerkbar macht,
ökologischen Daseinsberechtigung auch wirt-        zu einer Aufwertung von Standorten, die be-
schaftlich Sinn gemacht haben, reicht dieses       reits für die Windenergie- und Solarenergiege-
Instrument für die geplanten Ausbauziele und       winnung genutzt werden. Sicherlich werden
die angepeilte CO2-Reduktion bis 2030 alleine      ebenso wie bei Windenergieanlagen auch bald
nicht mehr aus. Der Markt ist jedoch in Bewe-      bei PV-Anlagen Repoweringmaßnahmen mehr
gung und reagiert auf Veränderungen, was           und mehr ins Gespräch kommen. Wir sind be-
ganz klar an den Börsenstrompreisen der letz-      strebt, bei unseren Projekten die Flächen lang-
ten Monate ersichtlich ist. Die Reaktion der Po-   fristig zu sichern oder im Idealfall sogar zu kau-
litik, neben Zielvorgaben auch konkrete Maß-       fen. Weiterhin versuchen wir alternative Flä-
nahmen zur Erreichung dieser Ziele einzulei-       chen (z. Bsp. Floating PV usw.) zu identifizie-
ten, lässt hingegen noch zu wünschen übrig.        ren.

Für all diejenigen Investoren, die bereits über    Für all diejenigen Investoren, die noch nicht in
einen Bestand an Wind- und/oder PV-Anlagen         diesem Bereich investiert sind, bieten sich
verfügen, führt das aktuelle Umfeld zu einer er-   nach wie vor sehr gute Investitionsgelegenhei-
heblichen Wertsteigerung der Anlagen, da bei       ten, da sich am Umfeld selbst bei schnellem
Strompreisen von über 5 Cent pro kWh prak-         politischen Handeln, was auf Grund der anste-
tisch alle Standorte im Bereich Wind und PV        henden Bundestagswahl jedoch nicht zu er-
                                                   warten ist, auf absehbare Zeit in den kommen-
                                                   den Jahren nichts ändern dürfte.

CAV Verwaltungs GmbH
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                                                                                                  13
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