Privatwirtschaftliche Unternehmen und ihre Wohnungsbestände in Deutschland - Ergebnisse einer BBSR-Befragung
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Privatwirtschaftliche Unternehmen und ihre Wohnungsbestände in Deutschland Ergebnisse einer BBSR-Befragung
IMPRESSUM Herausgeber Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) Deichmanns Aue 31–37 53179 Bonn Wissenschaftliche Begleitung Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Referat II 13 – Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, Bauwirtschaft Jonathan Franke (Projektleitung) jonathan.franke@bbr.bund.de Karin Lorenz-Hennig, Bianca Hohn, Frederic Ostermann Redaktion Katina Gutberlet, BBSR Stand November 2020 Satz und Layout Yvonne Groh, BBSR Druck Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Bonn Gedruckt auf Recyclingpapier Bestellungen forschung.wohnen@bbr.bund.de; Stichwort: Privatwirtschaftliche Unternehmen und ihre Wohnungsbestände in Deutschland Bildnachweis Titelfoto: Tom Bayer/stock.adobe.com Fotos Innenteil: S. 8/9, S. 26/27: Jürgen Hohmuth; S. 18/19: PublicDomainPictures/Pixabay.com; S. 36/37: Leon Wallis/Pixabay.com; S. 56/57: Rainer Sturm/Pixelio.de; S. 64/65: ah_fotobox/iStock/Getty Images; S. 76/77: m-1975/iStock/Getty Images; S. 80/81: TommL/E+/Getty Images Nachdruck und Vervielfältigung Alle Rechte vorbehalten Nachdruck nur mit genauer Quellenangabe gestattet. Bitte senden Sie uns zwei Belegexemplare zu. ISBN 978-3-87994-517-7 Bonn 2021
Privatwirtschaftliche Unternehmen und ihre Wohnungsbestände in Deutschland Ergebnisse einer BBSR-Befragung
Liebe Leserinnen und Leser, © Schafgans DGPh privatwirtschaftliche Wohnungsvermieter sind Eigentümer von über drei Millionen Miet- wohnungen in Deutschland. Die Bandbreite der privatwirtschaftlichen Unternehmen reicht von hoch professionalisierten Aktiengesellschaften über kleine Privatunternehmen mit Werkswohnungen bis hin zu Investmentfonds. Damit sind sie nach den Privatper- sonen, die über 14 Mio. Wohnungen halten, die zweitgrößte Anbietergruppe auf dem deutschen Mietwohnungsmarkt. Besonders in den Wachstumszentren und Verdichtungs- räumen halten sie große Wohnungsbestände. Eine fundierte Datengrundlage zu den pri- vatwirtschaftlichen Wohnungsanbietern fehlte bislang. Das BBSR befragte deshalb im Jahr 2018 erstmals privatwirtschaftliche Unternehmen zu ihren Wohnungsbeständen. Insgesamt nahmen 173 Unternehmen daran teil. Diese halten rund 700.000 Wohneinheiten – etwa 22 % der Wohnungen im Eigentum dieser Anbie- tergruppe. Die Befragung förderte vielfältige Informationen zu Strukturmerkmalen der Anbietergruppe, deren Praxis der Mietengestaltung und Bestandsentwicklung zutage. Die Gruppe der privatwirtschaftlichen Wohnungsanbieter ist der Studie zufolge sehr he- terogen: Sie umfasst Unternehmen unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlichen Unternehmenszielen und Bewirtschaftungsstrategien. Deutlich wird dies unter anderem beim Schwerpunktthema der Mietenpolitik. Die aufgerufenen Mieten der privatwirt- schaftlichen Unternehmen variieren stark, besonders im hochpreisigen Niveau. Einige Unternehmen nutzen die angespannten Marktlagen, um Mieterhöhungen durchzusetzen. Gleichzeitig tragen die privatwirtschaftlichen Wohnungsanbieter mit ihrem preisgebun- denen Wohnungsbestand zur Versorgung von Haushalten mit niedrigen Einkommen bei. Die vorliegende Studie ist eine wertvolle Informationsgrundlage zur Beobachtung der Eigentümerstrukturen auf dem Markt. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre. Dr. Markus Eltges Leiter des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Inhalt 1 Forschungsanlass 7 2 Forschungsdesign und Rücklauf zur Befragung 10 2.1 Ablauf der Befragung und Befragungsinhalte 10 2.2 Die Anbietergruppe der privatwirtschaftlichen Unternehmen 11 2.3 Auswahl der Stichprobe 13 2.4 Rücklauf der Befragung 14 2.5 Schlussfolgerungen aus dem Rücklauf 16 3 Struktur und Geschäftsfelder der teilnehmenden Unternehmen 20 3.1 Allgemeine Angaben zu den teilnehmenden Unternehmen 20 3.2 Geschäftsfelder und Zielgruppen 22 4 Strukturmerkmale der privatwirtschaftlichen Wohnungsbestände 28 4.1 Lage der erfassten privatwirtschaftlichen Wohnungsbestände 28 4.2 Baualter der erfassten privatwirtschaftlichen Wohnungsbestände 31 4.3 Energetischer Zustand und Altersgerechtheit des privatwirtschaftlichen Wohnungsbestandes 32 5 Bewirtschaftungsstrategien der privatwirtschaftlichen Unternehmen 38 5.1 Umfang des gebundenen Wohnungsbestandes 38 5.2 Mietniveau der privatwirtschaftlichen Wohnungsbestände 40 5.3 Mieten bei Neuverträgen bestehender Wohnungen 45 5.4 Praxis der Mietengestaltung in bestehenden Mietverhältnissen 48 5.5 Leerstandsquoten der teilnehmenden privatwirtschaftlichen Unternehmen 53 6 Investive Maßnahmen in den eigenen Wohnungsbestand 58 6.1 Beweggründe für und gegen Investitionen in den eigenen Wohnungsbestand 58 6.2 Umfang der Investitionen in den eigenen Wohnungsbestand 60 6.3 Verteilung der Investitionen im regionalisiert erfassten Wohnungsbestand 62 7 Erweiterung und Bereinigung des Portfoliobestandes 66 7.1 Beweggründe für und gegen den Neubau und den Erwerb von Projektentwicklungen 66 7.2 Umfang und Merkmale der Neubauprojekte und der erworbenen Projektentwicklungen 69 7.3 Geplante Neubautätigkeiten in naher Zukunft 72 7.4 Veränderungen des Wohnungsbestandes durch den Verkauf und Zukauf von Bestandswohnungen 74 8 Einschätzungen und Fazit 78 9 Anhang 82
1 Forschungsanlass Der deutsche Wohnungsmarkt ist von tümergruppe die größte unter den pro- Mietwohnungen geprägt. Deutschland fessionellen Anbietern auf dem deutschen wird häufig als Mieternation bezeichnet, Wohnungsmarkt. Diese heterogene Grup- da im internationalen Kontext der Anteil pe umfasst unter anderem hochprofessio- von Mietwohnungen am Gesamtwoh- nalisierte börsennotierte Wohnungsunter- nungsbestand sehr hoch ist. Die Gebäude- nehmen, familiengeführte Unternehmen, und Wohnungszählung hat für das Jahr Industriebetriebe sowie Fonds- und Ver 2011 festgestellt, dass in Deutschland rund sicherungsgesellschaften. 54 % des Gesamtwohnungsbestandes ver- mietet werden.1 Darüber hinaus gibt es mit Große privatwirtschaftliche Unternehmen 1,3 Mio. leer stehenden Wohnungen von standen in den letzten Jahren vermehrt Privatpersonen weitere 3 % am Gesamt- im Zentrum der öffentlichen Diskussion. wohnungsbestand, die ebenfalls überwie- Ihnen wird vorgeworfen, Wohnungsbe- gend dem Mietwohnungsmarkt zugerech- stände zu vernachlässigen, hohe Mieten net werden können. zu fordern und sich wenig für die Stadt entwicklung zu engagieren. Das BBSR hat Charakteristisch für den deutschen Miet- in den letzten Jahren bereits verschiedene wohnungsmarkt ist die Vielfältigkeit der Forschungsvorhaben mit spezifischen Fra- Vermietergruppen, die Wohnungen auf gestellungen zu einzelnen Akteursgruppen dem Markt anbieten. Die mit Abstand der privatwirtschaftlichen Anbieter beauf- größte Vermietergruppe stellen hierbei Pri- tragt. Mit der Befragung im Jahr 2018 soll vatpersonen dar, die in der Regel lediglich eine fundierte Informationsbasis geschaf- eine geringe Anzahl von Wohnungen ver- fen werden, die einen Beitrag zur Versach- mieten. Daneben gibt es die professionel- lichung der Diskussion leisten kann. len Vermieter, die in verschiedenen Gesell- schaftsformen und mit unterschiedlichen Das BBSR befragt seit 2009 regelmäßig im Zielen am Markt aktiv sind: Kommunale Turnus von drei Jahren deutschlandweit Anbieter haben die Aufgabe, die lokale Städte und Gemeinden sowie Landkrei- Bevölkerung mit Wohnraum zu versorgen se zu ihren kommunalen Wohnungsbe- und werden von den Kommunen darüber ständen. 2011 wurden erstmalig auch die hinaus häufig für die Umsetzung stadtent- Privateigentümer von Mietwohnungen in wicklungspolitischer Ziele eingesetzt. Ge- Mehrfamilienhäusern befragt. Diese Be- nossenschaften versorgen ihre Mitglieder fragung wird voraussichtlich 2021 erneut mit Wohnraum, privatwirtschaftliche Un- stattfinden. 1 ternehmen hingegen verfolgen in der Regel Vgl. u. a. BBSR (Hrsg.), 2016: Wohnungs- und Immobilien- wirtschaftliche Ziele.2 Die Ergebnisse der Befragungen der ver- märkte in Deutschland 2016. schiedenen Eigentümergruppen sollen in Analysen Bau.Stadt.Raum, Band 12. Bonn. Vor dem Hintergrund der Aufhebung einem Informationssystem Wohnungs- der Gemeinnützigkeit in der Wohnungs- wirtschaft zusammengeführt werden. Die 2 Als Synonym für privatwirtschaft- wirtschaft sowie der Privatisierung von einzelnen Befragungen der verschiedenen liche Unternehmen werden Wohnungsportfolios und ganzen Woh- Anbietergruppen auf dem Wohnungs- in diesem Forschungsbericht ebenfalls die Begriffe „privatwirt- nungsunternehmen durch die öffentliche markt werden in enger Abstimmung vor- schaftliche Wohnungsanbieter“, Hand in den frühen 2000er-Jahren hat genommen, sodass ein regelmäßig aktua- „privatwirtschaftliche Wohnungs- vermieter“, „privatwirtschaft- die Bedeutung der privatwirtschaftlichen lisierter Datenbestand aufgebaut wird, der liche Wohnungseigentümer“, Wohnungsanbieter zugenommen. Mit auch vergleichende Betrachtungen ermög- „privatwirtschaftliche Anbieter“ und „privatwirtschaftliche Eigen- 3,15 Mio. Wohnungen ist diese Eigen licht. tümer“ verwendet. Forschungsanlass 7
Forschungsdesign und Rücklauf zur Befragung Foto: Jürgen Hohmuth
2 Forschungsdesign und Rücklauf zur Befragung Die Befragung der privatwirtschaftlichen Im April 2018 wurden im Rahmen eines Unternehmen mit Mietwohnungsbestand Expertenworkshops zuvor vom BBSR defi- stellt einen weiteren Baustein des Infor- nierte Themenblöcke und Fragestellungen mationssystems Wohnungswirtschaft dar. erörtert, die sowohl bei der Befragung der Die Ende 2018 durchgeführte Erhebung ist privatwirtschaftlichen Unternehmen als ein erster Versuch, diese heterogen struk- auch bei der Kommunalbefragung vorge- turierte Anbietergruppe zu befragen. An- sehen waren. Am Workshop nahmen Ver- hand der hierbei gemachten Erfahrungen treterinnen und Vertreter großer und mit- können Rückschlüsse für folgende Befra- telgroßer Wohnungsunternehmen sowie gungen abgeleitet werden. Verbandsvertreter des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunter- Allen Unternehmen, die an der Befragung nehmen (BFW) und des Bundesverbandes teilgenommen und damit die Forschungen deutscher Wohnungs- und Immobilien- des BBSR unterstützt haben, gilt ein beson- unternehmen (GdW) teil. Auf der Grund- derer Dank. lage dieser Diskussionsrunde wurde der Fragebogen konzipiert und anschließend einem Pretest unterzogen. Insgesamt gab 2.1 Ablauf der Befragung es 15 Rückmeldungen aus der Praxis, von und Befragungsinhalte den Verbänden sowie vom Bundesminis- terium des Innern, für Bauen und Heimat. Die Befragung der privatwirtschaftlichen Darüber hinaus fand eine enge hausinterne Unternehmen fand zum Jahresende 2018 Abstimmung statt. statt. Um eine möglichst gute Resonanz sowie möglichst vollständige und differen- Mit der erstmaligen Befragung der pri- zierte Antworten der Mitglieder dieser äu- vatwirtschaftlichen Unternehmen soll ein ßerst heterogenen Anbietergruppe zu er- Instrument zur Erhebung einer regelmä- halten, war ein langer Vorlauf notwendig, ßigen Informationsbasis zu dieser Eigentü- in den die Akteure der Befragung einge- mergruppe entwickelt werden. Daher war bunden wurden (siehe Abbildung 1). Die im ersten Befragungsdurchlauf von großer Integration relevanter Akteure sorgte für Bedeutung, zunächst Grundlageninfor- eine höhere Akzeptanz und Passgenauig- mationen zu den Unternehmen und ihren keit der Befragung. Beständen zusammenzutragen. Darüber Abbildung 1 Ablauf der Vorbereitung der Befragung der privatwirtschaftlichen Unternehmen Versand/ Definition Experten- Pretest Onlinebereit- Frageblöcke workshop stellung Feldphase der Befragung Verknüpfung Verbands- Fragebogen- Druck/ Adressquellen gespräch konzeption Erstellung PDF © BBSR Bonn 2020 10 Privatwirtschaftliche Unternehmen und ihre Wohnungsbestände in Deutschland
hinaus wurden mehrere Schwerpunktthe- beantworten. Nach einer sechswöchigen men abgefragt, die im gegenwärtigen poli- Frist wurde ein Erinnerungsschreiben mit tischen und öffentlichen Fokus liegen. einer Fristverlängerung an die Unterneh- men verschickt, die zu diesem Zeitpunkt Der Fragenkatalog umfasste folgende The- noch nicht geantwortet hatten. menbereiche: Allgemeine Unternehmensangaben 2.2 Die Anbietergruppe (Rechtsform, Geschäftsfelder, räum- der privatwirtschaftlichen licher Tätigkeitsbereich, Wohnungs- Unternehmen marktsegment) Im Rahmen des Zensus 2011 fand eine Strukturmerkmale des Wohnungsbe- vollumfängliche Gebäude- und Wohn standes (Lage, Baualter, energetischer ungszählung (GWZ) statt, bei der alle Zustand, Zustand bzgl. Altersgerecht- Gebäude- und Wohnungseigentümer in heit, Leerstand) Deutschland zu ihren Immobilien be- fragt wurden. Die Ergebnisse wurden Mieten und Mietengestaltung (Miet- im Jahr 2014 veröffentlicht und lieferten preis- und Belegungsbindungen, Art umfangreiche Informationen zur Eigen- der Mietverträge, Miethöhen, Miet tümerstruktur auf dem deutschen Miet- erhöhungen, Informationsquellen zur wohnungsmarkt. Neben der größten Findung der Miethöhe) Gruppe der Privatpersonen stellen privat- wirtschaftliche Eigentümer die zweitgröß- Investive Maßnahmen in den Bestand te Anbietergruppe von Mietwohnungen in (Beweggründe für und gegen Investiti- Deutschland dar. onen, Maßnahmenumfang und -art) Insgesamt befinden sich rund 2,86 Mio. Bestandserweiterungen und Portfolio Wohnungen in eigenen Gebäuden sowie bereinigungen (Beweggründe für und 0,29 Mio. Wohnungen in Wohnungsei- gegen Neubau, Umfang der Neubau- gentümergemeinschaften im Eigentum aktivitäten, Zukäufe und Verkäufe von privatwirtschaftlicher Unternehmen. Die Wohneinheiten) Eigentümer dieser rund 3,15 Mio. Woh- nungen bilden die Grundgesamtheit der Mit dem Fragebogen wurden vornehmlich Befragung. Als Gruppe der privatwirt- Angaben zum Gesamtbestand des Unter- schaftlichen Wohnungseigentümer in die- nehmens erhoben und lediglich eine grobe ser Befragung können die im Rahmen der Gliederung des Bestandes nach Länder- Hauptbefragung des Zensus erfassten Ge- gruppen erfasst. Um eine stärkere Regio- bäudeeigentümergruppen der „privatwirt- nalisierung einiger wesentlicher Angaben schaftlichen Wohnungsunternehmen“ und zu ermöglichen, wurden die Unternehmen „anderen privatwirtschaftlichen Unterneh- am Ende der Befragung gebeten, in einer men“ verstanden werden.3 Es handelt sich Tabelle zentrale Kennzahlen für ihre be- etwa zu drei Viertel um Wohnungen pri- 3 Die Eigentümerkategorien der deutendsten Standorte auf kommunaler vatwirtschaftlicher Wohnungsunterneh- Wohnungen in Gebäuden von Ebene einzutragen. men und zu einem Viertel um Wohnungen Wohnungseigentümergemein- schaften unterscheiden sich von anderer Privatunternehmen. Darüber hi den Kategorien im Hauptfrage- Die privatwirtschaftlichen Unternehmen naus zählen die Wohnungen im Besitz der bogen der Gebäudeeigentümer. Die für diese Befragung als rele- erhielten den Fragebogen auf dem Postweg. „privatwirtschaftlichen Unternehmen“ in vant ermittelte Eigentümergrup- pe wird als „privatwirtschaftliches Darüber hinaus konnten sie den Fragebo- Wohnungseigentümergemeinschaften zu Unternehmen (jur. Personen)“ gen digital über ein PDF-Formular online der untersuchten Gruppe. bezeichnet. Forschungsdesign und Rücklauf zur Befragung 11
Die jeweilige Einordnung in eine Ei- vertreten. Über alle Bundesländer variiert gentümergruppe nahmen die Befra- ihr Anteil zwischen 6,6 % in Baden-Würt- gungsteilnehmenden der Gebäude- und temberg und 31,7 % in Berlin. In den süd- Wohnungszählung selbst vor. Dabei sind deutschen Bundesländern dominiert eine privatwirtschaftliche Wohnungsunterneh- kleinteilige Anbieterstruktur mit vielen men als privatrechtliche Unternehmen Privatpersonen als Vermieter; professio- ohne Genossenschaften definiert und an- nelle Anbieter insgesamt und privatwirt- dere privatwirtschaftliche Unternehmen schaftliche Unternehmen im Speziellen als privatrechtliche Unternehmen, die besitzen hier lediglich kleine Marktanteile. zwar über Wohnungen verfügen, deren In den Neuen Ländern prägen neben den primärer Erwerbszweck jedoch nicht die privatwirtschaftlichen Unternehmen vor Wohnungsvermietung ist. Als Beispiele im allem kommunale Eigentümer sowie Ge- Fragebogen werden Banken, Versicherun- nossenschaften die Eigentumsstruktur am gen und Fonds genannt. Mietwohnungsmarkt. Die Ergebnisse der Gebäude- und Woh- Zudem besteht zwischen dem Anteil pri- nungszählung verdeutlichten, dass sich die vatwirtschaftlicher Wohnungseigentümer Bestände der privatwirtschaftlichen Unter- und der Gemeindegröße ein ausgeprägter nehmen nicht gleichmäßig im Raum ver- Zusammenhang: Je größer die Gemeinde, teilen. Vielmehr lassen sich regionale Un- desto höher ist ihr Anteil. In Städten mit terschiede und Differenzen nach Größe der mehr als 200.000 Einwohnern befinden Gemeinde feststellen (siehe Abbildung 3). sich 19 % der Wohnungen im privatwirt- Privatwirtschaftliche Unternehmen mit schaftlichen Eigentum, während ihr An- Mietwohnungsbeständen sind besonders teil bei Gemeinden mit weniger als 50.000 stark in den Stadtstaaten sowie in Nord- Wohnungen bei deutlich unter 10 % liegt. rhein-Westfalen und Schleswig-Holstein Abbildung 2 Anbieterstruktur auf dem deutschen Wohnungsmarkt – Ergebnisse der Gebäude- und Wohnungszählung 2011 Wohnungsbestand in Deutschland 40,55 Mio. 100 % Professionelle Anbieter Private Kleinanbieter Selbstnutzer 7,86 Mio. 19 % 13,88 Mio. 34 % 17,29 Mio. 43 % Privatwirtschaftliche Unternehmen Leerstehende Wohnungen 2,86 Mio. 7% + 0,29 Mio. WE von Privatpersonen in WEG 1,29 Mio. 3% Kommune oder kommunale Wohnungsunternehmen 2,29 Mio. 6% Bund/Land 0,30 Mio. 1% Anmerkungen: Bei den Privatpersonen werden u. a. die Wohnungen berücksichtigt, Wohnungs- die sich im Eigentum von Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) genossenschaften befinden. Dabei handelt es sich in einem geringen Umfang um 2,09 Mio. 5% Wohnungen im Besitz professioneller Anbeiter (bei den privatwirt- schaftlichen Unternehmen gesondert angegeben); Organisation ohne ohne Ferien- und Freizeitwohnungen von Privatpersonen; Erwerbszweck die 0,54 Mio. leerstehenden Wohnungen der professionellen Anbieter 0,32 Mio. 1% sind der jeweiligen Anbietergruppe zugeordnet. Datenbasis: Statistisches Bundesamt GWZ 2011, Stand: 28.05.2014 © BBSR Bonn 2020 12 Privatwirtschaftliche Unternehmen und ihre Wohnungsbestände in Deutschland
Abbildung 3 Der Mietwohnungsmarkt nach Eigentümerstruktur und Bundesland – Ergebnisse der Gebäude- und Wohnungszählung 2011 Schleswig-Holstein Hamburg Niedersachsen Bremen Nordrhein-Westfalen Hessen Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg Bayern Saarland Berlin Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen Deutschland 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Privatwirtschaftliche Unternehmen weitere professionelle Eigentümer Privatpersonen + WEG Anmerkungen: inkl. leerstehenden Wohnungen bei allen Anbietergruppen; ohne Ferien- und Freizeitwohnungen von Privatpersonen; Wohnungen im Besitz von professionellen Eigentümern in Wohnungseigengtümergemeinschaften (WEG) werden der jeweiligen professionellen Eigentümergruppe zugeordnet. Datenbasis: Statistisches Bundesamt: GWZ 2011, Stand: 28.05.2014 © BBSR Bonn 2020 2.3 Auswahl der Stichprobe Nur wenige Befragungen und Untersu- chungen betrachten die Anbietergruppe Die Eigentümer der 3,15 Mio. Wohnun- der privatwirtschaftlichen Unternehmen gen im Besitz der privatwirtschaftlichen als Ganzes. In verschiedenen Untersu- Unternehmen bilden die wesentliche Er- chungen werden spezielle Gruppen wie die hebungseinheit für die vorliegende Be- börsennotierten Wohnungsunternehmen fragung. Zentrale Herausforderung bei oder einzelne Unternehmen betrachtet. der Durchführung der Befragung stellt Andere Auswertungen greifen auf Infor- die Ermittlung der Grundgesamtheit der mationen der Mieter zurück, wie beispiels- Eigentümergruppe der privatwirtschaft weise das Sozio-ökonomische Panel SOEP.4 lichen Unternehmen dar. Es existiert keine Diese Datengrundlage erlaubt allerdings Quelle, in der diese Unternehmensgruppe keine Analysen zu den Unternehmen, ih- in Deutschland vollständig erfasst wird. ren Beständen und ihrem Verhalten am Insbesondere Unternehmen, deren primä- Wohnungsmarkt. Die bislang umfassends- rer Erwerbszweck nicht die Wohnungsver- ten Ergebnisse zur Anbietergruppe der 4 mietung im engeren Sinne ist, sowie im privatwirtschaftlichen Unternehmen bietet Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) ist eine repräsentative Ausland ansässige Unternehmen können die Statistik des GdW, in dem die Grup- Befragung von Privathaushalten, die das Deutsche Institut für Wirt- nur mit großem Aufwand ermittelt wer- pe der privaten Wohnungsunternehmen schaftsforschung (DIW) seit 1984 den. gesondert angegeben wird. Im GdW sind regelmäßig durchführt. Forschungsdesign und Rücklauf zur Befragung 13
ca. 120 private Wohnungsunternehmen die das Wohnungswesen als eigenen Wirt- mit rund 1 Mio. Wohnungen organisiert. schaftszweig ausweist.5 Verknüpft mit der Filterung nach Unternehmensform und Die BBSR-Befragung der privatwirtschaft- Muttergesellschaft sowie verschiedenen lichen Wohnungseigentümer hat zum Ziel, textbasierten Suchfiltern zum Ausschluss eine möglichst systematische Betrachtung bestimmter Anbieter wie Wohnungsge- der gesamten Anbietergruppe vorzuneh- nossenschaften und der Vermeidung von men. Da die genannten Datengrundlagen Dopplungen wurde eine Stichprobe selek- und angewandten Methoden für die Ana- tiert. In der Summe umfasste diese 3.888 lyse nicht geeignet waren, wurde nach an- Unternehmen, an die der Fragebogen ver- deren Quellen mit einer hohen Abdeckung sandt wurde. der Untersuchungsgruppe gesucht. Als erfolgversprechendste Quelle, um 2.4 Rücklauf der Befragung eine möglichst große Anzahl an Privat- unternehmen mit Wohnungsbestand Insgesamt sendeten 477 angeschriebene zur Vermietung zu ermitteln, wurde die Unternehmen einen ausgefüllten Fragebo- Unternehmensdatenbank eines exter- gen zurück, was einer Rücklaufquote von nen Datendienstleisters angesehen. Die 12,3 % entspricht (siehe Abbildung 4). Ab- Datenbank verfügt über zahlreiche Un- sagen mit verschiedenen Begründungen 5 ternehmensinformationen und Filter- kamen zusätzlich von 50 Unternehmen. Bei Die Unternehmensdatenbank er- möglicht eine Filterung nach Wirt- möglichkeiten, um die angeschriebenen zwei Dritteln der Unternehmen handelt es schaftszweig 68 (Grundstücks- Unternehmen einzugrenzen. Hervorzuhe- sich jedoch nicht um privatwirtschaftliche und Wohnungswesen) und der Untergruppe 68.2 (Vermietung ben ist hier insbesondere die vom statis- Unternehmen im Sinne der Befragung, die und Verpachtung von eigenen oder geleasten Grundstücken, tischen Bundesamt eingeführte Klassifi- über einen eigenen Wohnungsbestand zur Gebäuden und Wohnungen). kation der Wirtschaftszweige (WZ 2008), Vermietung verfügen (siehe Abbildung 5). Abbildung 4 Übersicht zu den Rückmeldungen der angeschriebenen privatwirtschaftlichen Unternehmen 477 50 3.361 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % Rücklauf Absagen keine Rückmeldung N = 3.888 Datenbasis: BBSR-Befragung der privatwirtschaftlichen Unternehmen 2018 © BBSR Bonn 2020 Abbildung 5 Kategorisierung der Rückmeldungen 173 304 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % privatwirtschaftlicher Wohnungsanbieter kein privatwirtschaftlicher Wohnungsanbieter N = 477 Datenbasis: BBSR-Befragung der privatwirtschaftlichen Unternehmen 2018 © BBSR Bonn 2020 14 Privatwirtschaftliche Unternehmen und ihre Wohnungsbestände in Deutschland
Abbildung 6 Übersicht zum Rücklauf im Zeitverlauf 225 200 175 Anzahl Rückmeldungen 150 125 100 Nachfassaktion 75 50 25 0 Okt. Okt. Okt. Nov. Nov. Nov. Nov. Dez. Dez. Dez. Dez. Jan. Jan. ab KW 3 KW 42 KW 43 KW 44 KW 45 KW 46 KW 47 KW 48 KW 49 KW 50 KW 51 KW 52 KW 1 KW 2 privatwirtschaftlicher Wohnungsanbieter kein privatwirtschaftlicher Wohnungsanbieter N = 477 Datenbasis: BBSR-Befragung der privatwirtschaftlichen Unternehmen 2018 © BBSR Bonn 2020 Es handelt sich vielmehr um Unterneh- Zusätzlich konnten regionalisierte Infor- men, die aufgrund der Herausforderungen mationen zu 301 Standorten von Woh- bei der Adressermittlung fälschlicherweise nungsbeständen mit insgesamt 497.000 angeschrieben wurden. Da sie für die wei- Wohnungen erfasst werden, insbesondere tere Betrachtung der Anbietergruppe der zu einigen Großstädten wie Berlin, Ham- privatwirtschaftlichen Wohnungsvermie- burg und München. Die regionalisierten ter nicht von Interesse sind, wurden von Daten wurden mit mehreren siedlungs- diesen Unternehmen keine weiteren In- strukturellen Gebietstypen des BBSR ver- formationen abgefragt. Sie werden folglich knüpft. nicht als Teilnehmer der Befragung ver- standen. Insgesamt konnten 173 Fragebö- Die Erfahrungen mit dem Rücklauf zeigen, gen in die Auswertung einbezogen werden, dass insbesondere zu Beginn, direkt nach was einem Anteil von 4,4 % der insgesamt Versand des Fragebogens, die Teilnahme- 3.888 angeschriebenen Unternehmen ent- bereitschaft besonders hoch war (siehe spricht. Abbildung 6). Diese nahm anschließend schnell und kontinuierlich ab. Ein Wie- Die teilnehmenden 173 Unternehmen deranstieg zum Ende der Frist ist nicht verfügen insgesamt über 699.000 Woh- erkennbar, auch die Nachfassaktion mit nungen. Setzt man diese ins Verhältnis Erinnerungsschreiben hat lediglich zu zu den 3,15 Mio. Wohneinheiten, die sich einem leichten Wiederanstieg der Rück- laut der Gebäude- und Wohnungszählung meldungen geführt. Zudem wurde festge- im Eigentum von privatwirtschaftlichen stellt, dass rund 90 % der Unternehmen Unternehmen befinden, so deckt der aus- den Fragebogen in Papierform verwendet wertbare Rücklauf aus der Befragung rund haben und nur eine kleine Gruppe das be- 22,1 % des Wohnungsbestandes dieser reitgestellte PDF-Formular genutzt hat. Eigentümergruppe ab. Forschungsdesign und Rücklauf zur Befragung 15
2.5 Schlussfolgerungen auswertung können erste Erkenntnisse aus dem Rücklauf und grundsätzliche Entwicklungen in der Eigentümergruppe der privatwirtschaftli- Die Befragung der privatwirtschaftlichen chen Unternehmen aufzeigen. Da jedoch Wohnungsanbieter fand zum Jahresende die Grundgesamtheit aller privatwirt- 2018 erstmalig statt. Es lagen daher keine schaftlichen Unternehmen in Deutschland anwendungsbezogenen Erfahrungen aus nicht bekannt ist, lässt sich nicht nachvoll- vorherigen Befragungen vor, inwieweit ziehen, in welchem Maße die Unterneh- sich die Adressermittlung und das For- men aus dem Rücklauf die Grundgesamt- schungsdesign für die Befragung dieser heit und deren Geschäftstätigkeit abbilden. Anbietergruppe eignen. Die Befragung Die Größenordnung der Fallzahlen lässt diente daher nicht nur der Erhebung und belastbare Erkenntnisse für einzelne Merk- Analyse von Informationen zu privat- male zu, differenziertere Auswertungen wirtschaftlichen Unternehmen mit Woh- nach mehreren Merkmalen sind allerdings nungsbeständen, sondern war auch ein zurückhaltend zu interpretieren, da die erster Probelauf für die Entwicklung einer Fallzahlen bei einzelnen Merkmalsausprä- regelmäßigen Unternehmensbefragung. gungen zum Teil dünn besetzt sind. Aus den Erfahrungen wurden verschiede- ne Rückschlüsse gezogen. Weitere Herausforderungen ergeben sich durch die Marktstruktur bei den privat- Die genutzte Datenquelle war für die Selek- wirtschaftlichen Wohnungsanbietern. An- tierung der Adressatengruppe wenig geeig- hand des Rücklaufs hat sich gezeigt, dass net. Die Filterung nach Wirtschaftszwei- es neben einigen privatwirtschaftlichen gen des statistischen Bundesamtes ist in Wohnungsvermietern mit einem sehr gro- der vorliegenden Form zu unpräzise, da es ßen Bestand an Wohnungen eine Vielzahl Unternehmen einbezieht, die Gewerbeim- von kleineren und mittleren Unterneh- mobilien und Grundstücke vermieten. Ein men gibt. Die Größenklasse zwischen den spezifischeres Filtern würde sich anbieten, mittleren und sehr großen Unternehmen ist mit den bekannten Datenbanken je- ist relativ schwach besetzt. Die Geschäfts- doch nicht möglich.6 Gleichzeitig darf der modelle der großen Gesellschaften, deren Rahmen der Filterung nicht zu eng gesetzt primärer Tätigkeitsbereich die Wohnungs- werden, da viele privatwirtschaftliche Un- vermietung ist, unterscheiden sich stark ternehmen mit Wohnungsbestand ihr pri- von den Geschäftsmodellen vieler kleiner märes Erwerbsfeld in anderen Wirtschafts- Unternehmen. Das zusammenfassende bereichen haben und somit über eine eng Betrachten dieser sehr heterogenen Un- begrenzte Klassifizierung nicht ermittelt ternehmensgruppe sowie ein Vergleich werden können. Dabei handelt sich es sich untereinander stoßen bei der Auswertung 6 beispielsweise um Industrieunternehmen an Grenzen, insbesondere wenn eine weit- Eine Unterebene der Gruppe „Vermietung, Verpachtung von mit Werkswohnungen, um Beteiligungsge- gehende Anonymität gewährleistet werden eigenen oder geleasten Grund- sellschaften oder Banken mit Wohnungs- soll. stücken, Gebäuden und Woh- nungen“ in der Klassifikation der besitz. Wirtschaftszweige 2008 umfasst die „Vermietung, Verpachtung von eigenen oder geleasten Wohn- Der bereinigte Rücklauf lässt eine Analy- grundstücken, Wohngebäuden se zu 173 privatwirtschaftlichen Unter- und Wohnungen“ und schließt Nichtwohngrundstücke aus. nehmen zu. Die Ergebnisse der Daten- 16 Privatwirtschaftliche Unternehmen und ihre Wohnungsbestände in Deutschland
Struktur und Geschäftsfelder der teilnehmenden Unternehmen Foto: PublicDomainPictures/Pixabay.com
3 Struktur und Geschäftsfelder der teilnehmenden Unternehmen 3.1 Allgemeine Angaben privatwirtschaftlichen Wohnungsanbieter zu den teilnehmenden wurden erste aufschlussreiche Informatio Unternehmen nen zu der heterogenen Anbietergruppe gewonnen. Die Landschaft der privatwirtschaftlichen Anbieter auf dem deutschen Wohnungs- Prägendes Unterscheidungsmerkmal für markt ist vielschichtig und facettenreich. die teilnehmenden Unternehmen ist die Dies wird aus den Angaben der 173 privat- Unternehmensgröße nach Zahl der Woh- wirtschaftlichen Unternehmen mit Woh- nungen im Bestand (siehe Abbildung 7). nungsbeständen, die an der Befragung Es existieren hoch professionalisierte teilgenommen haben, deutlich. Die Unter- Wohnungsunternehmen mit großen Be- nehmen sind in verschiedenen Geschäfts- ständen, deren primärer Erwerbszweck feldern aktiv und verfolgen unterschied- die Wohnungsvermietung ist, genauso wie liche Geschäftsstrategien, was sich auf die Unternehmen, die primär oder zusätzlich eigenen Bestände und letztendlich auf in anderen Geschäftsfeldern und Wirt- die Mieter auswirkt. Durch die Angaben schaftszweigen aktiv sind oder die ledig- zu den Unternehmen und den insgesamt lich über eine geringe Wohnungszahl zur 699.000 Wohnungen im Bestand dieser Vermietung verfügen. Rund ein Drittel der erfassten Unterneh- men zählt im Sinne der Befragung zu den kleinen Unternehmen. Bei diesen han- Abbildung 7 delt es sich oftmals nicht um klassische Größe der antwortenden Unternehmen nach Größenklassen Wohnungsunternehmen, sondern um 100 Kleinstbetriebe, die für die Vermietung ihrer Einzelbestände eine Gesellschaft ge- 90 gründet haben, sowie um Unternehmen 80 mit wenigen Werkswohnungen. Unter- nehmen mittlerer Größe mit 20 bis unter Anzahl der Nennungen 70 1.000 Wohnungen stellen mit 54 % den 60 größten Anteil, nur etwa 10 % der befrag- ten Unternehmen verfügen über Bestände 50 im vierstelligen Bereich. Dies hängt unter 40 anderem mit der Marktstruktur zusam- men: Die Wachstumsstrategien der großen 30 Privatunternehmen – insbesondere der 20 börsennotierten Wohnungsgesellschaften – über die vergangenen Jahre haben dazu 10 geführt, dass es nur noch wenige priva- 0 te Gesellschaften in den beiden Größen- kleine U. U. mittlerer Größe große U. sehr große U. klassen von 1.000 bis unter 10.000 und ab (bis unter (20 bis unter (1.000 bis unter (10.000 WE 20 WE) 1.000 WE) 10.000 WE) und mehr) 10.000 Wohnungen gibt. Die Konsolidie- N = 173 rung der Marktakteure hat stattdessen zu Datenbasis: BBSR-Befragung der privatwirtschaftlichen Unternehmen 2018 © BBSR Bonn 2020 einer kleinen Zahl großer und sehr großer 20 Privatwirtschaftliche Unternehmen und ihre Wohnungsbestände in Deutschland
Wohnungsmarktakteure geführt, die mitt- und damit Wachstumsstrategien verfolgt 7 lerweile zu den größten Mietwohnungsan- werden oder Geschäftsrisiken durch Di- Vgl. BBSR (Hrsg.), 2020: Wohnungs- transaktionshandel seit vier Jahren bietern in Deutschland zählen.7 versifizierung gesenkt werden. So lassen auf niedrigem Niveau. BBSR-Analy- sich bei den privatwirtschaftlichen Be- sen KOMPAKT 05/2020. Bonn. Alle erfassten 173 Unternehmen haben ge- standshaltern unterschiedliche räumliche 8 Mithilfe eine Filterfrage im Frage- mein, dass sie Eigentümer von vermieteten Tätigkeitsbereiche feststellen (siehe Abbil- bogen wurden Genossenschaften, Wohnungen und privatwirtschaftlich or- dung 9). Organisationen ohne Erwerb- szweck und Unternehmen, bei ganisiert sind.8 Für ihren Geschäftszweck denen die öffentliche Hand Mehr- wählen sie jedoch unterschiedliche Ge- heitseigner ist, ausgeschlossen. sellschaftsformen, die sich hinsichtlich der Abbildung 8 Haftung, des Zugangs zum Kapitalmarkt, Rechtsform der teilnehmenden Unternehmen aber auch in Bezug auf die Einrichtungs- der BBSR-Befragung privatwirtschaftlicher Unternehmen kosten unterscheiden. Mit 47 % firmiert rund die Hälfte der teilnehmenden Unter- 9,2 % 46,8 % nehmen als GmbH (siehe Abbildung 8). 4,0 % Zudem ist eine größere Zahl weiterer Unternehmen als GmbH & Co. KG orga- GmbH nisiert, wobei es sich hierbei häufig um Unternehmen mit besonders kleinen Woh- GmbH & Co. KG nungsbeständen handelt. Nur ein Drittel Aktiengesellschaft der erfassten Unternehmen, die in einer GmbH & Co. KG organisiert sind, haben Sonstige mehr als 100 Wohneinheiten. Die GmbH 39,9 % N = 173 & Co. KG bietet sich insbesondere für klei- nere Unternehmen an, da sie die Vorteile der Haftungsbegrenzung einer Kapitalge- sellschaft mit steuerlichen Vorteilen einer Personengesellschaft verbindet. Nur eine geringe Anzahl der Unternehmen sind Datenbasis: BBSR-Befragung der privatwirtschaftlichen Unternehmen 2018 © BBSR Bonn 2020 Aktiengesellschaften: Hier handelt es sich in der Regel um größere Unternehmen, da Abbildung 9 die Kosten und der Organisationsaufwand Räumlicher Tätigkeitsbereich der teilnehmenden Unternehmen der BBSR-Befragung privatwirtschaftlicher Unternehmen für die Gründung und den Betrieb einer Aktiengesellschaft höher sind. Gleichzeitig bestehen für Aktiengesellschaften vielfäl 6,9 % 61,3 % tige Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung und durch die unkomplizierte Übertra- gung von Gesellschaftsanteilen in Form 17,9 % nur lokal von Aktien sind Wechsel auf der Eigentü- nur regional merseite leichter möglich. überregional Privatwirtschaftliche Unternehmen mit keine Angabe Mietwohnungsbestand sind im Gegensatz 13,9 % zu anderen Anbietergruppen wie kommu- N = 173 nalen Wohnungsunternehmen oder Woh- nungsgenossenschaften teilweise nicht nur in einer Kommune oder Region aktiv. Durch eine Streuung der Bestände können beispielsweise neue Märkte erschlossen Datenbasis: BBSR-Befragung der privatwirtschaftlichen Unternehmen 2018 © BBSR Bonn 2020 Struktur und Geschäftsfelder der teilnehmenden Unternehmen 21
Jedoch wird gleichzeitig deutlich, dass nur 3.2 Geschäftsfelder ein kleiner Teil der privatwirtschaftlichen und Zielgruppen Wohnungsvermieter in einem größeren räumlichen Radius agiert: Rund 75 % der Die 173 ausgewerteten privatwirtschaftli- Befragungsteilnehmer gaben an, lediglich chen Unternehmen sind in verschiedenen in einer Region tätig zu sein, der größ- Geschäftsbereichen der Immobilienwirt- te Teil davon agiert sogar nur lokal und schaft aktiv. Bei der Frage nach den Tä- hält seine Bestände überwiegend in einer tigkeitsbereichen machten die 173 Woh- Gemeinde oder einem Landkreis. Im Un- nungsanbieter über 300 Angaben. Die terschied dazu stehen die 18 % der Un- meisten – etwa 87 % der Unternehmen ternehmen, die überregional tätig sind. – verwalten ihren eigenen Bestand selbst. Insbesondere kleinere Unternehmen sind Nur wenige geben die Aufgabe an einen lokal tätig, während größere Unternehmen externen Dienstleister weiter. Weitere be- häufig überregional Bestände halten. Zwi- deutende Geschäftsfelder sind die Pro- schen der Größe auf der einen Seite sowie jektentwicklung für den eigenen Bestand Rechtsform und räumlichem Tätigkeitsbe- (28 % der Befragungsteilnehmer) sowie die reich auf der anderen Seite ist ein Zusam- Vermietung oder der Verkauf von Gewer- menhang erkennbar (siehe Abbildung 10). beeinheiten (21 %) (siehe Abbildung 11). Abbildung 10 Übersicht zur Größe, Rechtsform und zum räumlichen Tätigkeitsbereich der antwortenden Unternehmen überregional tätig regional tätig GmbH GmbH & Co. KG Aktiengesellschaft lokal tätig sonstige Rechtsform N = 173 keine Angabe kleine Unternehmen große sehr große Unternehmen mittlerer Unternehmen Unternehmen Größe Datenbasis: BBSR-Befragung der privatwirtschaftlichen Unternehmen 2018 © BBSR Bonn 2020 22 Privatwirtschaftliche Unternehmen und ihre Wohnungsbestände in Deutschland
Abbildung 11 Geschäftsfelder der teilnehmenden Unternehmen nach Größe des Unternehmens 160 140 120 100 100 Anzahl Nennungen 80 80 Anteil in Prozent 60 60 40 40 20 20 0 0 Verwaltung Verwaltung Projektentwicklung Projektentwicklung Vermietung/ sonstige eigener Bestände von (Neubau) für Dritte Verkauf von Geschäftsfelder** Fremdbeständen für Eigenbedarf Gewerbeeinheiten Größe der Unternehmen: kleine Unternehmen Unternehmen mittlerer Größe (linke Achse) große Unternehmen sehr große Unternehmen Anteil an Unternehmen: Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen Anteil großer und sehr großer Unternehmen (rechte Achse) ** Zu den sonstigen Geschäftsfeldern zählen u. a. andere Vermittlungstätigkeiten, der Verkauf von N = 173 Unternehmen Grundstücken, die Vermietung von Pflegeimmobilien sowie der Ein- und Verkauf von Immobilien. n = 312 Angaben Datenbasis: BBSR-Befragung der privatwirtschaftlichen Unternehmen 2018 © BBSR Bonn 2020 Die breite Aufstellung der beteiligten Un- aktiv, bei den mittleren und kleinen Unter- ternehmen wird durch die große Anzahl nehmen sind es dagegen nur ca. 38 %. an Befragungsteilnehmern mit verschie- denen Geschäftsfeldern verdeutlicht: Rund Die privatwirtschaftlichen Unternehmen 43 % der Unternehmen gaben mindestens richten ihre Geschäftstätigkeit entspre- zwei Geschäftsfelder an, 23 % sogar drei chend ihrer eigenen Ziele aus. Bei der und mehr. Je größer der privatwirtschaft- Wahl der Zielgruppe und dem Preisseg- liche Wohnungsanbieter ist, desto eher ist ment der angebotenen Wohnungen ori- er in verschiedenen Bereichen tätig. 94 % entieren sie sich am Markt und definieren der großen und sehr großen Unternehmen ihre Geschäftsstrategie. Manche Unterneh- sind in mindestens zwei Geschäftsfeldern men spezialisieren sich auf ein bestimmtes Struktur und Geschäftsfelder der teilnehmenden Unternehmen 23
Angebotssegment oder eine Nische, an- ca. 2 % der Befragungsteilnehmer mindes- dere bieten eher breit gefächert an. Diese tens einen Teil ihres Angebots ausrichten. Vielseitigkeit zeigt sich bei den Angaben Diese auf eigenen Einschätzungen beru- der befragten Unternehmen zum Preisseg- henden Angaben stehen in einem gewissen ment der angebotenen Wohnungen und Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung, zur Zielgruppe bzw. zur Wohnform (siehe in der Teile der privatwirtschaftlichen Ver- Abbildung 12 und Abbildung 13). mieter als Anbieter von teurem Wohnraum bezeichnet werden. Bezogen auf die Unter- Der Großteil der Befragungsteilnehmer nehmensgröße lässt sich die leichte Ten- ordnet sein Wohnangebot dem mittleren denz feststellen, dass kleinere Unterneh- Preissegment zu (66 %), gefolgt vom preis- men ihre Bestände häufiger im gehobenen werten Segment (43 %). Demgegenüber Segment anbieten und mit zunehmender steht das Luxussegment, auf das lediglich Unternehmensgröße eher im mittleren bis hin zum preiswerten Segment angeboten wird. Abbildung 12 Etwa die Hälfte der befragten Unterneh- Preissegment der angebotenen Wohnungen der teilnehmenden privatwirtschaft- lichen Unternehmen men hat für die Vermietung keine spezielle Zielgruppe im Blick (51 %). Demgegen- 70 % 65,9 % über stehen die Unternehmen, die einen speziellen Kundenkreis bei der Vermie- 60 % tung ansprechen. Insbesondere Singles bzw. Paare stellen mit 31 %, aber auch Fa- Anteil aller Befragungsteilnehmer 50 % milien mit 29 % bedeutende Zielgruppen 43,4 % für die an der Befragung teilnehmenden 40 % Unternehmen dar. Altersgerechte Wohn- 34,1 % formen und spezielle Wohnungen für Stu- 30 % dierende oder Auszubildende stehen nicht so stark im Fokus, temporäres Wohnen ist 20 % verhältnismäßig unbedeutend. Aus den Angaben wird zudem ersichtlich, dass sich 10 % die meisten Unternehmen nicht auf ledig- 1,7 % lich eine Zielgruppe spezialisieren. Nur 0% 14 % der Teilnehmenden nennen eine spe- preiswertes mittleres gehobenes Luxussegment Segment Segment Segment zifische Zielgruppe, der größere Teil stellt N = 173 Unternehmen n = 251 Angaben Mietwohnungen für mindestens zwei Ziel- Datenbasis: BBSR-Befragung der privatwirtschaftlichen Unternehmen 2018 © BBSR Bonn 2020 gruppen bereit. 24 Privatwirtschaftliche Unternehmen und ihre Wohnungsbestände in Deutschland
Abbildung 13 Zielgruppen der teilnehmenden privatwirtschaftlichen Unternehmen 60 % 51,4 % 50 % Anteil aller Befragungsteilnehmer 40 % 30,6 % 30 % 28,9 % 20 % 16,2 % 12,7 % 10 % 7,5 % 2,9 % 0% keine Singles/Paare Familien alters-/ Studierende/ temporäre sonstige spezielle ohne Kinder behinderten- Auszu- Wohnformen Zielgruppen Zielgruppe gerechte bildende Wohnformen N = 173 Unternehmen n = 268 Angaben Datenbasis: BBSR-Befragung der privatwirtschaftlichen Unternehmen 2018 © BBSR Bonn 2020 Struktur und Geschäftsfelder der teilnehmenden Unternehmen 25
Strukturmerkmale der privatwirtschaftlichen Wohnungsbestände Foto: Jürgen Hohmuth
4 Strukturmerkmale der privatwirtschaftlichen Wohnungsbestände 4.1 Lage der erfassten Wohnungen. Zudem haben hier verschie- privatwirtschaftlichen dene große privatwirtschaftliche Woh- Wohnungsbestände nungsanbieter ihren Unternehmenssitz, die zum Teil ehemalige Werkswohnungen Zur Lage des Wohnungsbestandes un- übernommen haben. Weiterhin befindet terteilt nach vier Ländergruppen (Nord, sich mit 226.000 Einheiten etwa ein Drit- Ost, Süd, West) liegen Informationen für tel der Bestände der teilnehmenden Un- 697.000 Wohnungen und damit zu 99 % ternehmen in der Ländergruppe Ost, zu der in der Befragung erfassten Wohnun- der Berlin und die Neuen Länder zählen. gen vor.9 Durch die Zahl der Nennungen wird deut- lich, dass es sich bei den Unternehmen im Mit 308.000 Wohnungen befinden sich Osten um im Durchschnitt größere Un- rund 44 % der erfassten Wohnungen der ternehmen handelt. Der größte Anteil der privatwirtschaftlichen Unternehmen in Wohnungsbestände dieser Unternehmen 9 der Ländergruppe West (siehe Abbil- liegt in Berlin. Im Norden und im Süden Ländergruppe Nord (Schles- wig-Holstein, Niedersachsen, dung 14). Mehr als 60 der teilnehmenden fällt die Zahl der erfassten Wohnungen Hamburg, Bremen), Länder- privatwirtschaftlichen Wohnungsanbieter deutlich niedriger aus, was in Teilen mit gruppe Ost (Mecklenburg-Vor- pommern, Brandenburg, verfügen hier über Bestände. Insbeson- der dortigen Anbieterstruktur zusammen- Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen, dere im bevölkerungsreichsten Bundes- hängt. Insbesondere in Süddeutschland ist Thüringen), Ländergruppe Süd (Bayern, Baden-Württemberg), land Deutschlands, Nordrhein-Westfalen, der Marktanteil privatwirtschaftlicher An- Ländergruppe West (Nord- rhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, existiert aufgrund der Siedlungsstruktur bieter auf dem Mietwohnungsmarkt eher Saarland, Hessen) eine hohe Zahl an privatwirtschaftlichen gering. Abbildung 14 Lage der erfassten Wohnungen der teilnehmenden privatwirtschaftlichen Unternehmen nach Ländergruppen 350.000 70 % 300.000 60 % Anteil an allen erfassten WE 250.000 50 % Anzahl Wohnungen 200.000 40 % 150.000 30 % 100.000 20 % 50.000 10 % 0 0% Nord Ost Süd West (n = 50) (n = 40) (n = 35) (n = 63) n = 697.000 WE Anzahl Wohnungen Anteil an erfassten WE (rechte Achse) n = 188 Angaben Datenbasis: BBSR-Befragung der privatwirtschaftlichen Unternehmen 2018 © BBSR Bonn 2020 28 Privatwirtschaftliche Unternehmen und ihre Wohnungsbestände in Deutschland
Abbildung 15 Übersicht über die erfassten regionalisierten Wohnungen nach Raumabgrenzungen des BBSR Stadt- und Gemeindetyp 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % Großstadt Mittelstadt größere Kleinstadt kleine Kleinstadt Landgemeinde Wachsen und Schrumpfen der Städte und Gemeinden 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % überdurchschnittlich schrumpfend keine eindeutige wachsend überdurchschnittlich schrumpfend Entwicklung wachsend N = 123 Unternehmen n = 301 reg. Angaben n = 497.000 WE Datenbasis: BBSR-Befragung der privatwirtschaftlichen Unternehmen 2018 © BBSR Bonn 2020 Dabei sind die meisten Unternehmen nur erhoben.10 Mit rund 94 % liegt der größte in einer Ländergruppe tätig: 88 % der Teil der Wohnungen dabei in Großstädten Wohnungsanbieter gaben an, in lediglich (siehe Abbildung 15).11 Insgesamt wurden einer Ländergruppe vertreten zu sein. 135 Angaben zu großstädtischen Woh- Demgegenüber stehen 12 % der Unterneh- nungsbeständen gemacht. Weitere 5 % der men, die in mehreren räumlichen Lagen regionalisiert erfassten Einheiten liegen in tätig sind. Hierbei handelt es sich erwar- Mittelstädten, während die erfassten Woh- tungsgemäß um größere privatwirtschaft- nungen in Kleinstädten und Landgemein- liche Wohnungsvermieter. Nur 2 % der den mit Anteilen von unter 1 % äußerst Teilnehmenden gaben an, in drei oder vier gering sind. Zwar wurden auch Angaben Ländergruppen Bestände zu halten. Die für 55 Unternehmensstandorte in Klein- wenigsten privatwirtschaftlichen Unter- städten und 10 Standorte in ländlichen nehmen sind demzufolge bundesweit tätig. Gemeinden erfasst, es handelt sich hierbei Um eine kostengünstige Bewirtschaftung aber lediglich um kleinere Bestandsgrö- zu ermöglichen, halten die meisten pri- ßen. vatwirtschaftlichen Wohnungsvermieter 10 Um eine Regionalisierung der Be- stattdessen Bestände, die räumlich eher Bereits in der Gebäude- und Wohnungs- stände der privatwirtschaftlichen Unternehmen zu ermöglichen, nah beieinanderliegen. Bereits bei der zählung aus dem Jahr 2011 wurde ermit- wurden die Befragungsteilneh- Auswertung zum räumlichen Tätigkeits- telt, dass privatwirtschaftliche Unterneh- menden gebeten, Angaben zu ihren zehn bedeutendsten Stand- bereich der antwortenden Unternehmen men kaum in kleineren Kommunen tätig orten auf kommunaler Ebene konnte festgestellt werden, dass nur ein sind. Die Angaben der Regionalisierung in vorzunehmen (Top-10-Matrix). geringer Anteil der Unternehmen über Bezug auf die Gemeindegröße entsprechen 11 regional tätig ist (siehe Abbildung 9). daher den Erwartungen. Laut Gebäude- Die Einteilung der BBSR-Raum- abgrenzung Stadt- und Gemein- und Wohnungszählung steigt der Anteil detyp richtet sich vornehmlich Zusätzlich wurden mithilfe einer des privatwirtschaftlichen Wohnungsbe- nach der Bevölkerungszahl. Großstädte haben in der Regel Top-10-Matrix im Fragebogen Informatio- standes am Mietwohnungsmarkt mit zu- mehr als 100.000 Einwohner. Als nen zu 497.000 Wohnungen an 301 Unter- nehmender Gemeindegröße. In Kommu- weiteres Kriterium zur Einteilung wird die zentralörtliche Funktion nehmensstandorten auf Gemeindeebene nen mit weniger als 5.000 Einwohnern verwendet. Strukturmerkmale der privatwirtschaftlichen Wohnungsbestände 29
liegt er gerade einmal bei knapp 4 % aller Knapp 45.000 Wohnungen liegen in den Mietwohnungen, in den Gemeinden mit Gebieten ohne eindeutige Entwicklungs- einer Einwohnerzahl von 5.000 bis unter richtung. Eine geringe Bedeutung weisen 100.000 Einwohnern wird ein Wert von die Bestände in schrumpfenden und über- 8 % erreicht. Auf den Wohnungsmärkten durchschnittlich schrumpfenden Städten der Großstädte mit mehr als 100.000 Ein- mit einem Anteil von lediglich 1,5 % der wohnern liegt der Marktanteil von privat- regional erfassten Wohneinheiten auf. wirtschaftlich gehaltenen Mietwohnungen Durch 42 Angaben ist es jedoch auch in mit 18 % deutlich höher.12 Auf den Ge- diesen Lagen möglich, erste grobe Ein- samtbestand der Wohnungen im Besitz schätzungen abzuleiten. Zumeist handelt von privatwirtschaftlichen Unternehmen es sich bei den schrumpfenden oder über- bezogen, liegen fast zwei Drittel in Groß- durchschnittlich schrumpfenden Gemein- städten mit mehr als 100.000 Einwohnern. den um kleinere Gemeinden in peripheren und ländlichen Gegenden in den Neuen Darüber hinaus lässt sich feststellen, dass Ländern sowie in bestimmten Lagen in die erfassten regionalen Einheiten über- den westdeutschen Bundesländern wie der wiegend in wachsenden Städten und Ge- Eifel oder Nordhessen (siehe Abbildung 64 meinden liegen (siehe Abbildung 16). 42 % im Anhang). Nichtsdestotrotz muss darauf der erfassten Wohnungen befinden sich in hingewiesen werden, dass auch innerhalb überdurchschnittlich wachsenden Städten einer Kommune unterschiedliche Lage- und mit 47 % der größte Anteil in wach- qualitäten existieren und sich die Woh- senden Städten. Es handelt sich insgesamt nungsbestände der privatwirtschaftlichen 12 Vgl. BBSR (Hrsg.), 2016: Woh- um rund 445.000 Wohneinheiten, die in Gesellschaften in den wachsenden Städten nungs- und Immobilienmärkte in Deutschland 2016. Analysen Bau. 221 Angaben von Unternehmen zu ih- teilweise in einfacheren Lagen befinden. Stadt.Raum Band 12, S. 70 f. Bonn. ren Wohnungsstandorten erfasst wurden. Abbildung 16 Anzahl der erfassten regionalisierten Wohneinheiten nach Wachsen und Schrumpfen der Städte und Gemeinden 300.000 300 270.000 270 240.000 240 210.000 210 Anzahl der Wohnungen Anzahl der Nennungen 180.000 180 150.000 150 120.000 120 90.000 90 60.000 60 30.000 30 0 0 über- schrumpfend keine eindeutige wachsend über- durchschnittlich Entwicklung durchschnittlich schrumpfend wachsend N = 123 Unternehmen Anzahl der WE Anzahl der Nennungen (rechte Achse) n = 301 reg. Angaben n = 497.000 WE Datenbasis: BBSR-Befragung der privatwirtschaftlichen Unternehmen 2018 © BBSR Bonn 2020 30 Privatwirtschaftliche Unternehmen und ihre Wohnungsbestände in Deutschland
4.2 Baualter der erfassten Bei der Altersstruktur des Gebäudebe- privatwirtschaftlichen standes lassen sich deutliche Unterschiede Wohnungsbestände nach Größe des Unternehmens feststellen. Kleine und mittlere Unternehmen ver- Informationen zum Baualter liegen für fügen in der Regel über einen größeren 697.000 Wohnungen vor, was einem An- Anteil jüngerer Baualtersklassen sowie in teil von über 99 % der insgesamt erfassten Teilen über einen höheren Anteil an Alt- Wohneinheiten der Befragung entspricht. bauten. So stammen beispielweise bei den 367.000 dieser Wohnungen und damit Unternehmen mittlerer Größe rund ein der mit Abstand größte Teil wurden zwi- Viertel der Wohnungen aus den Baujahren schen 1969 und 1989 gebaut (siehe Abbil- ab 1990. Demgegenüber weisen die gro- dung 17). Mit 53 % entfallen mehr als die ßen Unternehmen mit 49 % den höchsten Hälfte der erfassten Wohneinheiten in die- Anteil in der Baualtersklasse 1949 bis 1968 se Baualtersklasse, gefolgt von den Nach- auf. Dies ist unter anderem auf den Zusam- kriegsbauten zwischen 1949 und 1968 menhang zwischen dem Gebäudealter und mit 22 % der erfassten Wohnungen. Alte der Gebäudegröße zurückzuführen, der und neue Bestände nehmen einen gerin- in der Gebäude- und Wohnungszählung gen Umfang in den privatwirtschaftlichen 2011 deutlich wurde: In den beiden zwan- Wohnungsportfolios ein: Wohngebäude zigjährigen Zeitabschnitten von 1949 bis aus den Jahren vor 1949 stellen ledig- 1969 bzw. 1969 bis 1989 wurden zahlreiche lich 5 % der Bestände; neuere, nach 1989 Großwohnsiedlungen errichtet, von denen gebaute Wohngebäude machen 7 % des viele inzwischen im Besitz der größten Wohnungsbestandes aus, wobei es sich bei privatwirtschaftlichen Wohnungsanbieter nur 1 % um Neubauten handelt, die nach sind. 2005 fertiggestellt wurden. Abbildung 17 Anteil der erfassten Wohneinheiten nach Baualtersklasse und Größe des Unternehmens 100 % 90 % 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% insgesamt kleine Unternehmen große sehr große Unternehmen mittlerer Größe Unternehmen Unternehmen vor 1919 1919–1948 1949–1968 1969–1989 1990–2004 2005 und später n = 697.000 WE Datenbasis: BBSR-Befragung der privatwirtschaftlichen Unternehmen 2018 © BBSR Bonn 2020 Strukturmerkmale der privatwirtschaftlichen Wohnungsbestände 31
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