Prof. Klaus Josef Lutz Hauptversammlung der BayWa AG am 5. Juni 2018 / ICM München Es gilt das gesprochene Wort!

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Prof. Klaus Josef Lutz
Hauptversammlung der BayWa AG am 5. Juni 2018 / ICM München

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Aktionärinnen, Aktionäre und Aktionärsvertreter,
liebe Gäste und Freunde unseres Unternehmens,

ich begrüße Sie ganz herzlich – auch im Namen meiner Vorstandskollegen – zur
Hauptversammlung 2018 der BayWa AG.

Die meisten von Ihnen kennen diesen Raum hier bei der Messe München, in dem wir
schon seit Jahren unsere Aktionärsversammlung abhalten: Er ist 9,50 Meter hoch,
55 Meter lang, 49 Meter breit – also genau so, wie er Ende der 90er-Jahre auch schon
errichtet wurde.
Eine solche Konstanz hat der Raum, in dem sich die BayWa bewegt, nicht.
Unsere Märkte verändern sich fast täglich, in immer schnellerem Tempo. Dies erfordert
mehr als nur Anpassung. Deshalb haben wir uns innerhalb der letzten zehn Jahre von
einem eher regional geprägten Unternehmen zu einem international agierenden
Konzern entwickelt, bauen neue Geschäftsfelder auf, nehmen die Chancen und
Herausforderungen der Digitalisierung an – und sind aber gleichzeitig, trotz aller
Veränderungen, unseren Wurzeln treu geblieben!

Ich versichere Ihnen: Auch heute werden Sie Ihre BayWa wiedererkennen, obwohl wir
uns in einigen Bereichen neu aufgestellt haben und im Begriff sind, über unsere
klassische Rolle als Händler und Dienstleister hinauszuwachsen. Die gezielte
Erweiterung unseres Kerngeschäfts, die Etablierung neuer Geschäftsmodelle zur
Erschließung neuer Marktzugänge und eine noch stärkere Kundenfokussierung sind drei
der wesentlichen Faktoren, um den Boden für langfristige Erfolge zu bereiten. Auf diese
Weise schaffen wir Raum für Zukunft und eröffnen Perspektiven - für Sie, unsere
Aktionäre, unsere Mitarbeiter, Kunden und Partner!

Auch aus diesem Grund haben wir 2017 der Unternehmensbroschüre, die Teil unseres
Geschäftsberichts ist, den Titel „Raum für Zukunft“ gegeben. Ein Geschäftsjahr, in dem
wir das EBIT in allen drei Kernsegmenten im Vergleich zum Vorjahr zum Teil deutlich
gesteigert haben und in dem wir einige Entscheidungen getroffen haben, die die
zukünftige Entwicklung der BayWa maßgeblich beeinflussen werden.

Bevor ich Ihnen diese Meilensteine und Projekte vorstelle, möchte ich aber noch kurz im
wahrsten Sinne des Wortes auf die Umgebung eingehen, in der wir unsere
Entscheidungen treffen.
Viele von Ihnen werden es wissen: Der Wiedereinzug in unsere Konzernzentrale war
2017 ein wichtiges Ereignis für uns. Das Sternhaus in München-Bogenhausen erfuhr eine
umfangreiche Revitalisierung und wurde um ein paar Stockwerke ergänzt, blieb jedoch

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in seinem charakteristischen Profil erhalten. Es wäre wahrscheinlich einfacher gewesen,
es einfach abzureißen und neu zu bauen. Nicht so die BayWa: Während das Sternhaus in
seiner Substanz erhalten blieb, haben wir sein Innenleben komplett erneuert und auf
die modernen Arbeitswelten ausgerichtet, um den Anforderungen im modernen
Büroalltag – vor allem im Hinblick auf Digitalisierung und flexiblere Formen der
Zusammenarbeit – gerecht zu werden. Abgesehen davon, dass wir also jetzt in
räumlicher und technischer Hinsicht viel besser aufgestellt sind und wir durch den
Verkauf des Gebäudes auch einen positiven Einmaleffekt für das EBIT 2017 verzeichnen
konnten, steht unser Umgang mit der notwendigen Modernisierung unserer Zentrale
auch stellvertretend für die BayWa als Ganzes: die kontinuierliche und konsequente
Weiterentwicklung und Veränderung unseres Unternehmens auf Grundlage einer
soliden Basis!

Die BayWa vollzieht also bei aller Kontinuität einen Wandlungsprozess. Nicht etwa, weil
sich unsere Mission geändert hat, sondern weil sich die Rahmenbedingungen stetig
verändern, und mit ihnen die Märkte und ihre Akteure. Unsere Mission ist und bleibt es,
die Grundbedürfnisse der Menschen mit führenden Lösungen für Ernährung, Energie
und Bau zu bedienen. Wir wollen für unsere Kunden der Partner des Vertrauens sein, in
allen Rollen, die wir ausfüllen können – als Händler und Dienstleister, aber auch
zunehmend als Lösungsentwickler und -anbieter. Und natürlich wollen wir uns auch als
Arbeitgeber und börsennotiertes Unternehmen Ihr Vertrauen verdienen.

Eines ist dabei für uns als Unternehmen – neben dem wirtschaftlichen Erfolg – sehr
wichtig: Haltung. Denn nicht nur die Meilensteine, über die wir berichten können, oder
die Ziele, die wir uns auf dem weiteren Weg stecken, machen uns aus, sondern auch die
Art und Weise, WIE wir diese erreichen. Unser neuer Claim „Verbundenheit schafft
Erfolg.“ gibt dieser Haltung Ausdruck. Verbundenheit mit unseren Kunden vor Ort,
überall auf der Welt. Das gilt für den Landwirt in Niederbayern und Oberfranken
genauso wie für die Käufer von Solarmodulen in Australien. Wir sind aber nicht nur
unseren Kunden, sondern auch unseren Partnern, Mitarbeitern und Aktionären
verbunden und handeln entsprechend – lokal wie global: Raum für Zukunft wäre ohne
unsere Beweglichkeit in den verschiedenen Regionen, in denen wir unterwegs sind, gar
nicht denkbar. Das macht die BayWa seit ihrer Gründung 1923 aus und gilt auch für die
heutige Zeit, in der wir auf jedem Kontinent der Welt tätig sind.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, was uns heute und morgen antreibt, ist im
Grunde das, was uns seit jeher erfolgreich macht und auch veränderungsbereit hält: Wir
wollen unabhängig und zukunftsfähig bleiben – durch verantwortungsvolles
unternehmerisches Handeln. Diesen inneren Kompass können Sie in allen unseren
Tätigkeiten erkennen. Das möchte ich an einigen Beispielen erläutern.

Die BayWa als Global Player versteht die Welt als Raum zum Handeln – aber was geht
hier gerade vor? Die bisherige Weltordnung ist ins Wanken geraten, alte Strukturen
werden in Frage gestellt oder gleich ganz aufgelöst, ohne dass etwas Neues absehbar

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wäre; Unsicherheiten und Abschottung sind die Folge. So verliert gerade die
Welthandelsorganisation WTO massiv an Einfluss, und überall ist das Säbelrasseln
moderner Handelskrieger zu hören, die den neuen Protektionismus im Schilde führen.
Eigentlich müsste sich die weltweit vernetzte Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts
darüber im Klaren sein, dass freier Handel und fairer Wettbewerb, aber auch die
Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit ein Gewinn für alle Menschen sind – und nebenbei
bemerkt, auch der zuverlässigste Weg, um Frieden und Wohlstand zu sichern.
Stattdessen sehe ich, dass in einigen wesentlichen Wirtschaftsnationen die Entwicklung
in die andere Richtung geht. Besonders enttäuschend ist hier die Haltung der USA – mir
fehlt dafür jedes Verständnis, und ich bin sicherlich nicht der Einzige, der das mit großer
Sorge sieht.

Als Konzern mit globaler Präsenz muss die BayWa in diesem Spannungsfeld mit
maximaler Beweglichkeit agieren. Dazu kommt, dass – unabhängig von den
beschriebenen Verwerfungen in Weltwirtschaft und Politik – schon allein die globalen
Megatrends für sich genommen eine Herausforderung sind: der demografische Wandel,
die Urbanisierung, völlig neue Anforderungen an Mobilität, der Klimawandel,
einhergehend mit Ressourcenmangel, aber auch die Entstehung neuer, digital geprägter
Arbeitswelten.

Eine dieser großen Herausforderungen beschäftigt uns als BayWa ganz besonders: die
Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung. 2050 sollen knapp 10 Mrd. Menschen
auf der Erde leben. Aufgrund diverser Faktoren – wie zum Beispiel fortschreitende
Urbanisierung – steht aber immer weniger landwirtschaftliche Nutzfläche pro Kopf zur
Verfügung. Der Fleischkonsum in den Schwellenländern steigt jedoch, für die Ernährung
der Nutztiere wird also wiederum mehr Anbaufläche benötigt. Zudem hat der
Klimawandel mit teilweise extremen Wetterereignissen dramatische Konsequenzen für
den Ernteertrag. Unsere Aufgabe als BayWa ist und bleibt aber: die
Versorgungssicherheit für unsere Kunden in allen Regionen und Märkten zu
gewährleisten und dabei das Wachstum für unser Geschäft zu sichern. Kein leichtes
Unterfangen angesichts dieser komplexen Entwicklung, wenn Sie nur an die
Unsicherheiten bei der Rohstoffpreisentwicklung im Getreidesektor denken oder daran,
dass die Industrie viel stärker als früher auf Kunden direkt zugeht.

Die BayWa muss also ihre Rolle als Handels- und Dienstleistungsunternehmen neu
definieren. Wir wandeln uns deshalb zum Lösungsanbieter – und das in einem sehr
umfassenden Sinne.

Wir werden in diesem Zusammenhang unseren strategischen Fokus auf das
Projektentwicklungsgeschäft ausweiten. Das haben wir bei den Erneuerbaren Energien
bereits erfolgreich gezeigt. Seit 2009 haben wir mit den über 2 Gigawatt umfassenden,
erfolgreich realisierten Projekten von Windkraft, Solar- und Biogasanlagen einen Umsatz
von rund 3,5 Mrd. Euro erzielt; darin ist auch die bisher größte Transaktion aus dem
vergangenen Jahr enthalten: Wir haben allein drei große Solarparks in Großbritannien
mit einer Gesamtleistung von 100 Megawatt verkauft. Wie die BayWa r.e. ihre

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Aktivitäten im globalen Wachstumsmarkt erneuerbare Energien vorantreibt, gilt deshalb
heute für den gesamten Konzern als vorbildlich.

Herausfordernde Projekte planen und realisieren und sie nach Fertigstellung
gewinnbringend verkaufen – das ist das Fundament, auf dem wir auch in anderen
Geschäftsbereichen unsere zukünftigen Erfolge bauen wollen. Wir nennen es BOOT –
Build-Own-Operate-Transfer –, also bauen, besitzen, betreiben und übertragen.

Unserem Joint Venture mit der Al Dahra Holding LCC für den Anbau von
Premiumtomaten in einem Klimagewächshaus in den Vereinigten Arabischen Emiraten
kommt in diesem Zusammenhang gleich in mehrfacher Hinsicht eine wegweisende
Bedeutung zu: Ausgehend von dieser Idee zu diesem Projekt aus dem Bereich Global
Produce heraus, werden wir unser Projektentwicklungsgeschäft nämlich auf unser Obst-
und Gemüsegeschäft ausdehnen!

Wir werden zukünftig Lösungen für den zunehmenden Trend gerade in klimatisch
anspruchsvollen Regionen der Welt entwickeln, vor Ort für lokale Märkte (neudeutsch:
„local for local“) zu produzieren, um deren Importabhängigkeit zu reduzieren. Dies
bedient gleichzeitig das generelle Bemühen, im Anbau von landwirtschaftlichen
Produkten nachhaltiger zu werden. Auch deshalb, weil moderne Ultra-Klima-
Gewächshäuser wie unseres in den Emiraten ein geschlossenes Atmosphärensystem
schaffen, bei dem alle Prozesse kontinuierlich kontrolliert und optimiert werden.
Konkret heißt das zum Beispiel: Wir produzieren die doppelte Menge auf der gleichen
Fläche bei deutlich verringertem Wasser- und Betriebsmittelverbrauch und höherer
Lebensmittelsicherheit im Vergleich zu herkömmlichen Gewächshäusern. Durch die
Produktion im Absatzmarkt tragen wir darüber hinaus zu einer Reduktion von
Transportwegen bei.

Für uns ist das Projekt in den Emiraten aber auch deshalb ein Leuchtturmprojekt, weil
wir hier zeigen können, wie unser neues Geschäft funktioniert, das die Abhängigkeit der
BayWa von den Volatilitäten im klassischen Obsthandel auf Dauer deutlich verringert: In
einer Region, in der im Sommer fast 50 Grad herrschen und es kaum Niederschläge gibt,
bauen wir Premiumtomaten auf 10 Hektar Fläche an, deren Jahresproduktion bei 5.000
bis 6.000 Tonnen liegt. Die ersten Tomaten werden zwar erst in Kürze gepflanzt, doch
die Tomatenproduktion für 2018 ist bereits komplett an örtliche Einzelhandelsketten
verkauft. Das macht uns sehr zuversichtlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind: Wir
haben unsere Fühler bereits weiter ausgestreckt und wollen expandieren. Im Fokus sind
Australien, Japan und die USA. Ähnlich wie bei der BayWa r.e. verfügen wir auch bei
Global Produce über die richtigen Experten und ein weltweites Netzwerk, um in diesen
Ländern Klimagewächshäuser zu errichten, sie anschließend an Investoren zu verkaufen,
um dann die produzierte Ware selbst zu vermarkten. Gespräche mit potenziellen
Investoren sind bereits sehr positiv verlaufen, so dass ich sicher bin, dass das Geschäft
mit Klimagewächshäusern zukünftig einen wesentlichen Ergebnisbeitrag für die BayWa
liefern wird und die 300 Mio. Euro, die wir mittelfristig dafür investieren wollen, sehr
gut eingesetzt sind!

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Einen ähnlichen Weg wollen wir im Übrigen auch im Segment Bau gehen. Hier setzen
wir gerade mit zwei Pilotprojekten in Sachsen und Oberbayern neue Impulse: Zur
Sicherung des Absatzes wird die BayWa in enger Kooperation mit ausgewählten
Partnern in erster Linie Konzepte und Systeme anbieten, die sie selbst entwickelt hat.
Später komme ich darauf noch einmal zurück.

Dass die BayWa stärker zu einem Projektentwickler wird, ist eine der Antworten auf die
Herausforderungen, die ich Ihnen geschildert habe. Eine andere, wesentliche Antwort
ist die Ausweitung unseres internationalen Spezialitätengeschäfts. Ich habe in den
letzten beiden Jahren bereits ausführlich über unsere Strategie dazu berichtet, deshalb
heute nur noch so viel: Das Spezialitätengeschäft im Agrarbereich, wie die BayWa es
betreibt, zeichnet sich durch stabile Margen aus und hat internationale Marktzugänge.
Mit dieser Spezialisierungsstrategie wollen wir Schritt für Schritt unabhängiger von den
Schwankungen im Handel mit Standard-Agrar-Rohstoffen werden.
Diese erfolgreiche Entwicklung haben wir fortgesetzt. So haben wir die niederländische
Tracomex erworben, die europaweit mit Gerste, Hafer, Hülsenfrüchten und
Erzeugnissen aus biologischem Anbau handelt. Auch die Premium Crops in
Großbritannien, ein führender Händler und Lieferant von Getreidesorten und Ölsaaten
aus nachverfolgbaren und vollständig risikokontrollierten Lieferketten, gehört seit
Anfang 2018 zu unserem Portfolio.

Alle diese Beteiligungen sind innerhalb unseres Geschäftsbereichs BayWa Agri Supply &
Trade (BAST) gebündelt. Vor allem durch das Geschäft mit Spezialitäten sowie die
Strukturoptimierung der Getreide-Handelsaktivitäten in Süd- und Osteuropa hat BAST
2017 insgesamt den angekündigten und von mir auch deutlich erwarteten Turnaround
geschafft. Zusammen mit der positiven Entwicklung bei Technik war dies ausschlagend
dafür, dass sich im Segment Agrar das EBIT im Vergleich zum Vorjahr wieder deutlich
verbessert hat.

Zurück zu den Spezialitäten: In Deutschland bauen wir dieses Geschäft zum Beispiel mit
Gerste, Hopfen, Dinkel oder Hülsenfrüchten ebenfalls aus, weil wir damit unser Portfolio
diversifizieren sowie mehr Absatz und höhere Margen erzielen können. Die Oberbayern
und Württemberger unter Ihnen werden es wissen: Wir haben in Bruckbach in der
Hallertau und in Tettnang im Bodenseekreis in hochmoderne Standorte für Hopfen
investiert. Ein Produkt, das in der internationalen Bierherstellung sehr gefragt ist!

Mit Global Produce ist die BayWa heute international einer der bedeutendsten Anbieter
von Obst und Gemüse, vor allem durch den Exotenspezialisten TFC Holland und unsere
neuseeländische Beteiligung T&G Global. Unsere 2016 erworbene Beteiligung TFC
Holland hat sich sehr positiv entwickelt: Der Spezialist für exotisches Obst und Gemüse
trug erstmalig ganzjährig zum Ergebnis 2017 bei. Beim Neuseelandgeschäft hat uns 2017
besonders die hohe Exportquote gefreut, und das, obwohl die Apfelernte sich
witterungsbedingt verzögert und zu Qualitätseinbußen geführt hatte.

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Lassen Sie mich an dieser Stelle noch einmal kurz auf das Projektgeschäft
zurückkommen, das wir, wie eben geschildert, bei Global Produce deutlich verstärken
werden: Letztes Jahr habe ich hier in meiner Rede über die Frostschäden im April am
Bodensee und Neckar gesprochen, die Ende Mai 2017 schon deutliche Ernteeinbußen
erwarten ließen. Später kamen dann aber noch Hagelschäden in erheblichem Ausmaß
dazu, die dazu führten, dass am Bodensee Ernteverluste von bis zu 70 Prozent eintraten
– die schlechteste Apfelernte seit 25 Jahren! Für die Erzeugerbetriebe und die BayWa
bedeutete dies den Einsatz von Kurzarbeit und dass wir deutlich weniger Kern- und
Beerenobst vermarkten konnten. In Neuseeland hatte im Frühjahr außerdem noch ein
Zyklon getobt, der zu den erwähnten Schwierigkeiten führte.
Meine Damen und Herren, Sie sehen daran, welchen Schwankungen wir im klassischen
Obstgeschäft ausgesetzt sind! Der Spezialitätenhandel von TFC konnte diese
Schwankungen natürlich nicht ganz ausgleichen, so dass der BayWa Geschäftsbereich
Obst 2017 ein geringeres EBIT erzielte als 2016. Und diese Schwankungen und deren
Auswirkungen wollen wir durch die Projekte mit Klimagewächshäusern zukünftig mehr
als ausgleichen!

Unser Agrar-Spezialitätengeschäft und die Erweiterung unseres
Projektentwicklungsgeschäfts werden wir aber nicht nur aus den genannten Gründen
fortsetzen, sondern auch deshalb, weil das Agrargeschäft im Heimatmarkt Deutschland
ein schwieriges bleiben wird.

In Deutschland fiel 2017 nicht nur die Getreideernte unterdurchschnittlich aus, auch die
niedrigen Getreidepreise bereiteten Probleme, da die globale Produktion von Getreide
2016/17 auf einen neuen Höchstwert von 2,1 Mrd. Tonnen (ohne Reis) gestiegen war.
Deshalb blieb unser deutsches Handelsgeschäft auch 2017 unter Druck. Denn das
Problem eines Agrarhändlers wie der BayWa liegt auf der Hand: Wir betreiben ein
engmaschiges Standortnetz, halten Silokapazitäten vor und bieten dem Landwirt alle
Möglichkeiten der Vermarktung. Die Abhängigkeit von den globalen Getreidemärkten
aber bleibt – und die sind von Unsicherheiten unterschiedlicher Art geprägt.
Dazu gehören aber nicht nur klimatische Einflüsse. Einige Beispiele: Die russischen
Getreideexporte werden durch staatliche Logistikzuschüsse unterstützt – eine
erhebliche Beeinflussung des Marktes gerade angesichts von Rekordernten in Russland.
Die Chinesen sind als schwer einzuschätzender Marktakteur immer für eine
Überraschung gut, und an den Getreidebörsen in Chicago oder Paris kann jede
Veröffentlichung des amerikanischen Agrarministeriums für erhebliche Ausschläge
sorgen, egal, als wie richtig sich deren Ernteeinschätzungen im Nachhinein erweisen.

Wir haben 2017 unser gesamtes Agrarhandelsgeschäft in Deutschland von der
Unternehmensberatung McKinsey durchleuchten lassen, um zu sehen, wie können wir
uns verbessern und das Geschäft stabilisieren. Das Ergebnis war: McKinsey hat den Stein
der Weisen auch nicht gefunden, um das Agrargeschäft in Deutschland neu zu erfinden!
Sicherlich, wir müssen an der einen oder anderen Stelle etwas verändern; Prozesse und
Standorte zum Beispiel noch stärker optimieren – und das werden wir natürlich auch

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machen. Aber grundsätzlich sind wir ordentlich aufgestellt – nur das Geschäft selbst ist
keines, mit dem man große Sprünge machen kann!
Ich ziehe für die BayWa daraus folgende Schlussfolgerungen:
    1. Das Agrarhandelsgeschäft der BayWa gehört zu unserer DNA und bleibt es auch.
       Dazu bekenne ich mich hier ausdrücklich. Es war nicht nur der wesentliche Teil,
       als wir 1923 gegründet wurden, sondern der Kontakt und die Verbundenheit mit
       dem Landwirt bleibt Grundlage unseres Geschäfts.
    2. Wir brauchen wie geschildert die Ausweitung unserer Wertschöpfungskette –
       gezielt und risikobewusst wie mit dem Projektentwicklungsgeschäft erläutert,
       damit wir auch in Zukunft mit unseren Ergebnissen für Sie als Aktionäre
       interessant sind.
    3. In unserem Landwirtsgeschäft – dieses Wort ist kein Versehen, sondern soll
       deutlich machen, dass der Landwirt im Fokus unseres Geschäfts steht – werden
       nicht nur digital basierte Produkte ganz massiv zunehmen, sondern auch die
       Kommunikation mit dem Landwirt wird digitaler. Das bedeutet, dass wir auch
       weiterhin persönlich für unseren Kunden da sind, aber nicht mehr an jedem
       Standort darauf warten, dass er vorbeikommt.

Beim Stichwort Digitalisierung ist man unweigerlich bei unserem Technikgeschäft, das
sehr stark mit dem Digital Farming verknüpft ist. 2017 war ein gutes Jahr für unsere
Technik, nachdem es im Jahr 2016 vor allem aufgrund sehr niedriger Milchpreise eine
deutliche Delle gegeben hatte. Wir haben 2017 wieder mehr Traktoren und Stalltechnik
verkauft und so das Segmentergebnis bei Agrar wieder verbessert. Die BayWa ist als
Vollsortimenter für Maschinen, Geräte und Anlagen präsent, für alle Bereiche der
Landwirtschaft sowie für die Forst- und Kommunaltechnik. Natürlich nicht nur in knapp
250 modernen Werkstätten, sondern auch online: Zum Beispiel verkaufen wir über
verschiedene Plattformen Ersatzteile und Zubehör oder Gebrauchtmaschinen. Denn
schließlich wollen wir die analoge und die digitale Welt so verknüpfen, dass es für den
Kunden und uns gewinnbringend ist.

Ausgebaut haben wir in der Technik auch unser internationales Engagement: Über ein
weiteres Gemeinschaftsunternehmen, BHBW, unterhalten wir in Südafrika 11 Standorte
und ein Handelsnetzwerk von 40 Vertriebspartnern. So unterstützt die BayWa auch im
südlichen Afrika die Landwirtschaft mit innovativer Pflanzenbauberatung und Digital-
Farming-Lösungen. Wir machen das aber nicht aus rein idealistischen Motiven. Nein, wir
sehen in Afrika einen Markt für die Zukunft, den es gilt, bereits jetzt zu besetzen. Hier
kommt der Digitalisierung eine besondere Bedeutung zu, da die digitale Kommunikation
in manchen Regionen Afrikas schon viel weiter ist als beispielsweise in Teilen
Niederbayerns. Was nicht an den hiesigen Bewohnern liegt, sondern an der fehlenden
Existenz eines schnellen Internets, aber das sage ich an dieser Stelle auch schon zum
wiederholten Male Richtung Politik!

Der Markt für digitale Anwendungen wächst rasant; Landwirtschaft 4.0 ist längst in der
täglichen Praxis der Landwirte angekommen. Inzwischen haben schon über die Hälfte
der Betriebe auch in Deutschland digitale Technik – von der einfachen App bis zum

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High-End-Produkt – im Einsatz. Mehr denn je brauchen die Landwirte dafür einen
kompetenten Partner wie die BayWa, der ihnen nicht nur Produkte verkauft, sondern
sie ordentlich berät und ihre Probleme löst.

Auch wenn das Einkaufsverhalten noch zurückhaltend ist, weil sich viele Landwirte
zuerst einen tieferen Einblick verschaffen wollen: Schon heute ist Deutschland der
größte Einzelmarkt Europas im Bereich Precision Farming und die BayWa nimmt hier
eine Vorreiterfunktion ein. Deshalb haben wir auch 2017 innerhalb unseres Segments
Innovation & Digitalisierung viel Geld in Softwareentwicklung investiert: Das von
unserer Tochter FarmFacts GmbH aus Pfarrkirchen – unserem niederbayerischen Silicon
Valley, wie ich immer sage – entwickelte Farm-Management-System NEXT Farming
nimmt hier eine Schlüsselrolle ein. Ganz wesentlich für uns war 2017, dass wir mit sechs
führenden Landtechnikherstellern die Vereinbarung getroffen haben, eine offene
Maschinendaten-Management-Software zu entwickeln. Mit dieser modularen und vor
allem herstellerunabhängigen Plattform lösen wir unser Versprechen ein, Smart-
Farming-Anwendungen für alle Landwirte nutzbar zu machen – vor allem unabhängig
von ihrer Betriebsgröße, denn die hohen Kosten bei der Anschaffung sowie die
mangelnde Kompatibilität von Landtechnik und Software sind die höchsten
Einstiegshürden. NEXT Farming ermöglicht nun jedem Landwirt, nur das zu kaufen, was
er wirklich braucht. Damit sind wir auf dem besten Wege, unser Ziel, in Europa
Marktführer in diesem Bereich zu werden, zu erreichen.

Außerdem tun wir einiges, um Innovationen weiter gezielt zu fördern. Das Agro
Innovation Lab, AIL, eine gemeinsame Innovationsplattform der BayWa AG und der
RWA in Wien, hat 2017 bereits zum zweiten Mal ihr Start-up-Acceleration-Programm
durchgeführt: 265 Start-ups aus 61 Ländern hatten sich mit ihren Produktideen,
Dienstleistungen und Geschäftsmodellen beworben. Das dritte Programm ist jetzt
gerade angelaufen – mit einer ähnlich hohen Bewerberzahl wie letztes Jahr!

Alle diese Entwicklungen stellen den digitalen Transformationsprozess dar, den wir in
allen Bereichen der BayWa gerade vollziehen. Wie man gewinnbringend Neues nutzt,
kann man bei uns an den erneuerbaren Energien sehen: Dieser Bereich trug auch 2017
wieder den größten Teil zum Gesamt-EBIT der BayWa bei!
Bei den erneuerbaren Energien erleben wir weltweit eine enorme Wachstumsdynamik.
Der globale Ausbau der PV-Kapazitäten lag 2017 um fast 30 Prozent deutlich über dem
Vorjahresniveau – und wird weiter stark wachsen. China, USA und Japan sind hier die
größten Treiber. Die nächsten Jahre werden besonders spannend: Denn bis zum Jahr
2022 wird die größte jährliche Kapazitätserweiterung erwartet, die PV-Kapazitäten
werden dann insgesamt doppelt so hoch sein wie die der heutigen Kernkraftwerke.
Auch der Windenergie ist weiterhin starkes Wachstum prognostiziert.

An dieser Marktentwicklung partizipiert die BayWa r.e. bestens. Wir konnten 2017 den
Absatz im PV-Handel deutlich steigern und verzeichneten ein starkes Wachstum im
internationalen Projektgeschäft und im Energiehandel.

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Den eingeschlagenen Kurs setzen wir weiter fort. 2017 haben wir den australischen
Windprojektierer mit dem damaligen Namen Future Energy mit Sitz in Melbourne
übernommen. Hier ist entscheidend, dass wir uns in Australien DEN Türöffner ins
Projektgeschäft sichern konnten. Nachdem wir 2016 in das dortige Solargeschäft
eingestiegen sind, ist dies nun die erste Investition in den australischen Onshore-
Windsektor und damit ein sehr wichtiger Schritt für das künftige Wachstum von der
BayWa r.e. auf diesem Kontinent! Aber auch in Europa geht’s voran: Vor Kurzem haben
wir die GroenLeven Gruppe in den Niederlanden mehrheitlich übernommen, außerdem
mehrere internationale Servicegesellschaften sowie den Stromvermarkter CLENS in
Leipzig.

Lassen Sie mich auf das Groenleven - Projekt noch etwas stärker eingehen: Durch diese
Akquisition wird sich die BayWa r.e. als Marktführer in den Niederlanden etablieren. Es
geht um eine Projektpipeline mit rund 2 Gigawatt – also genauso viel Leistung, wie wir
in den letzten 10 Jahren insgesamt mit der BayWa r.e. weltweit realisiert haben! Daran,
meine Damen und Herren, erkennen Sie die Dimension und die Wichtigkeit dieses
Investments, mit dem wir in den nächsten Jahren unser Geld bei Energie verdienen
werden.
Denn noch ist unser Nachbarland eines der Schlusslichter bei der Energiewende in der
EU, es gibt also sehr großen Nachholbedarf. Die BayWa r.e. wird damit einer der 10
größten Solar-Projektentwickler der Welt. Schon heute sind wir mit Standorten in 24
Ländern präsent. Übrigens auch in Afrika: In Sambia haben wir die erste Solaranlage des
Landes mit Speichersystem gebaut. Dieses Pilotprojekt treibt die Bewässerungsanlage
für ein 90.000 Quadratmeter großes Getreidefeld für die dortigen Landwirte an und
sichert damit zuverlässig deren Ertrag. Zudem haben wir in Sambia für den örtlichen
Energieversorger die bisher größte Solaranlage mit 1 Megawatt installiert. Weitere,
noch größere Anlagen sind in Vorbereitung!
Ich möchte an dieser Stelle auch erwähnen, dass die BayWa r.e. zurzeit in Spanien einen
Solarpark mit einer Leistung von 170 Megawatt errichtet – die erste große Freiflächen-
Solaranlage, die in Europa ohne staatliche Förderung auskommt! Der Strom, der dort
jährlich erzeugt werden wird, kann zukünftig rund 93.000 Haushalte versorgen. Das
zeigt, wie wettbewerbsfähig erneuerbare Energien bereits heute sind und wie richtig
unsere Entscheidung vor 10 Jahren war, in dieses Geschäftsfeld zu investieren!

Auch das klassische Energiegeschäft läuft gut, selbst wenn wir weiter von einem
strukturellen Nachfragerückgang bei Heizöl ausgehen müssen. Seit Ende des Jahres
2017 bietet die BayWa CO2-kompensiertes Heizöl an und schon seit Juli 2017 liefern wir
Heizöl, Pellets und Diesel klimaneutral aus. Erfreulich ist, dass die BayWa bei Kraft- und
Schmierstoffen ihre führende Marktposition in Süddeutschland weiter festigen konnte.

Natürlich spielt die Digitalisierung auch im Energiesektor eine immer größere Rolle, ob
beim Monitoring von PV-Anlagen, beim digitalen Managen von Tankfüllständen oder
beim Einstieg in die Elektromobilität. Ein Beispiel: Dank erweiterter Akzeptanz der
BayWa Tankkarte stehen unseren Kunden nicht nur über 2.500 Tankstellen, sondern
auch rund 8.000 Ladepunkte für E-Autos in ganz Deutschland zur Verfügung. Damit

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decken wir rund 80 Prozent der aktuellen Lade-Infrastruktur in Deutschland ab.
Selbstverständlich haben wir auch bei der Revitalisierung des Hochhauses
vorausgedacht: Wir haben 30 Ladepunkte eingerichtet und uns damit auf die zukünftig
zunehmende E-Mobilität unserer Mitarbeiter eingestellt.

Ähnlich positiv wie die klassische Energie hat sich auch unser Baustoffgeschäft
entwickelt. Manche von Ihnen werden sich erinnern, dass der Bau oft ein Sorgenkind
war, aber diese Zeiten haben wir hinter uns gelassen. Wir haben unser Standortnetz
optimiert und es gibt keine Verlustbringer mehr. Wesentlich war auch, dass wir uns viel
vertriebsorientierter aufgestellt haben, zum Beispiel mit spezialisierten Vertriebsteams
für Konstruktionsholz, Systemkeller und Bauelemente.
Natürlich hat uns auch die gute Baukonjunktur mitgetragen. Der Wachstumstreiber war
und bleibt hier der hohe Bedarf an zusätzlichem Wohnraum in den Großstädten. Die
Baufertigstellungen im Geschosswohnungsbau lagen 2017 über dem Vorjahresniveau,
dazu trug auch ein Anstieg der Baugenehmigungen im Jahr 2016 bei.

Wir selbst kommen aber auch mit dem erfolgreichen Auf- und Ausbau margenstarker
Eigenmarken voran, und unsere Online-Angebote wie das Portal bei Baustoffe oder der
Raumdesigner tragen dazu bei, dass sich das Segment Bau erfreulich entwickelt hat.

Wie schon erwähnt, wollen wir auch im Segment Bau mit dem Einstieg ins
Projektgeschäft beginnen. Es handelt sich um Joint-Venture-Projekte mit Partnern in
Schrobenhausen und in Borna bei Leipzig. Wir sind hier in einer Pilotphase, die den
Grundstein legen soll für ein zukünftiges Geschäftsmodell und unsere Rolle in der
Wertschöpfungskette ausbaut: Weil die Industrie zunehmend direkt zum Kunden hin
agiert, wollen wir enger mit Bauunternehmen bzw. Bauträgern kooperieren und treten
als Anbieter von innovativen Konzepten auf. In diesem Zusammenhang gewinnt auch
unser webbasierter Wohnhaus-Konfigurator „Mr+Mrs Homes“ weiter an Bedeutung,
weil er nicht nur die Vermarktung der Projekte unterstützt, sondern auch über die
Digitalisierung zur notwendigen Produktivitätssteigerung durch Prozessoptimierung
führt.

Meine Damen und Herren, ob Bauträger oder Städteplaner, Landwirt oder
Konzernstratege – man muss Räume verstehen, um Chancen zu erkennen und Risiken
managen zu können.

Ich habe es schon anfangs angesprochen: Die enorme Dynamik, die durch die
Digitalisierung in allen Märkten und Regionen entfacht wird, lässt sich allein schon an
der Halbwertszeit ihrer Schlagworte ablesen. War gestern noch Internet of Things
angesagt, heißt es heute schon Internet of Everything! Dass sich die Zahl der vernetzten
Geräte jedes Jahr verdoppelt, war quasi nur das Warmlaufen. Jetzt geht es um weit
mehr. Personen und Prozesse, Daten und Gegenstände, Maschinen und Infrastrukturen
– alles wird mit allem vernetzt, und zwar in Echtzeit. Digitale Räume und analoge Welt
werden eins – und sie verändern ihr Gesicht schneller als je zuvor.

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Die Chancen, die sich daraus in technologisch-wirtschaftlicher Hinsicht ergeben, sind
genauso groß wie der Handlungsbedarf auf gesellschaftlicher und politischer Ebene.
Längst sind Daten die Währung unserer Zeit, aber wer bitte sorgt für zuverlässige
Lösungen, um ihren Missbrauch zu vermeiden? Wir dürfen unser Leben nicht den
Algorithmen überlassen! Wollen wir uns wirklich einigen wenigen Datenmonopolisten
ausliefern, die fernab jeder unternehmerischen Verantwortung walten können? Das
Beispiel Facebook zeigt, wie schnell Algorithmen Macht über das Schicksal Einzelner
oder unsere Gesellschaft als Ganzes bekommen, wenn es keinerlei Grenzen und
Schutzvorkehrungen gibt.
Auch die Auswirkungen auf unsere Arbeitswelt erahnen wir im Moment bestenfalls,
aber sie werden erheblich sein. Die Daseinsberechtigung für Millionen von
Arbeitsplätzen könnte in Frage gestellt werden – und da denke ich nicht nur an den
Ersatz von Menschen durch Roboter, die aufgrund ihrer künstlichen Intelligenz
irgendwann einmal die Äpfel von den Bäumen pflücken, so wie Abundant Robotics sie
entwickeln möchte. Ein Unternehmen aus dem Silicon Valley, an dem wir übrigens
beteiligt sind.

Aus diesen Gründen bin ich davon überzeugt, dass wir eine digitale UND soziale
Marktwirtschaft brauchen, die auf ethischen Grundsätzen basiert!

Hier ist die Politik dringend gefordert, mit dem rasanten technologischen Fortschritt
besser Schritt zu halten und die Rahmenbedingungen mit Weitblick und Augenmaß
frühzeitig anzupassen.

Wohlgemerkt mit Augenmaß. Die „EU-DSGVO“ – die neue EU-Richtlinie zur
Datenschutzgrundverordnung, die seit 25. Mai in Kraft ist – zeigt allerdings wieder
einmal, dass in der Politik gerne das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird!

Lassen Sie mich vorausschicken, dass die BayWa sich selbstverständlich ordentlich und
zeitgerecht auf die DSGVO vorbereitet hat. Grundsätzlich verfolgt die Verordnung ja
auch einen sinnvollen Ansatz. Denn sie sollte vor allem bestimmte Internetkonzerne wie
Google oder Amazon bremsen, deren Geschäftsmodell auf dem Sammeln und
Vermarkten von Daten beruht und die damit jedes Jahr Milliardengewinne erzielen.
Allerdings sind der bürokratische Aufwand, die Kosten und vor allem das mögliche
Strafmaß bei Verstößen nach meiner Auffassung so nicht akzeptabel. Von der
Umsetzung der Verordnung sind nämlich nicht nur die großen Konzerne, sondern
ebenso kleine und mittelständische Unternehmen betroffen, also auch der 5-Mann-
Handwerksbetrieb um die Ecke!
Diese haben aber weder die zeitlichen, finanziellen noch personellen Ressourcen, um
sich – anders als Konzerne mit ihren Compliance- und Rechtsabteilungen –
entsprechend auf die Verordnung einstellen zu können. Die Gefahr eines
unbeabsichtigten Verstoßes ist dort also besonders groß. Das mögliche Strafmaß von zu
verhängenden Bußgeldern in Höhe von bis zu 4 Prozent des Umsatzes ist für mich daher
völlig unverhältnismäßig!

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Aber auch für die großen Unternehmen und Konzerne entstehen nicht nur komplett
unnötige Risiken, sondern die Beschäftigung mit diesem „Monster-Gesetz“, der Aufbau
von eigenen, riesigen Regelwerken zu seiner Einhaltung sowie die notwendige Kontrolle
stellen mit diesem Aufwand für die gesamte Wirtschaft in Deutschland und für ganz
Europa einen klaren Wettbewerbsnachteil im globalen Handel dar! Lassen Sie mich das
an einer Zahl deutlich machen: Die BayWa hat in den letzten Jahren rund 10 Millionen
Euro für Regulatorik im weitesten Sinne ausgeben müssen - und das bei sinkenden
Margen!

Reden wir doch mal Klartext: Die BayWa hat kein Geschäftsmodell, das da lautet,
möglichst viele Daten von Kunden zu sammeln und sie dann völlig intransparent an den
Meistbietenden weiterzuverkaufen. Ganz im Gegenteil, wir nehmen den Schutz
personenbezogener Daten sehr ernst! Und das gilt für viele andere große und kleine
Unternehmen auch. Die Anwendung der DSGVO mit diesem extrem bürokratischen
Aufwand ist deshalb vor allem eins: geschäftsschädigend! Also ein deutlicher Appell an
die Politik – bitte nachbessern!

Die BayWa bleibt im digitalen Raum wie auch in der analogen Welt ihren
genossenschaftlichen Wurzeln treu, um die Zukunft zu gestalten. Die BayWa ist dieses
Jahr nicht nur 95 Jahre alt geworden, sondern wir feiern 2018 auch den 200. Geburtstag
von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Die starke Idee unseres Vordenkers ist alles andere als
in die Jahre gekommen. Herr Raiffeisen und Herr Trump zum Beispiel unterscheiden sich
ganz grundsätzlich, aber vor allem in einer Sache: Für Raiffeisen ging es darum, wie
privatwirtschaftliches Handeln in einer Gemeinschaft zum Nutzen aller auf Basis
entsprechender Werte umgesetzt werden kann. Bei Trump geht es vor allem um
„Trump und America first“. Das Land ist aber letztlich quasi nur ein Vehikel für einen
Mann, der eine Nation wie ein Unternehmen im Steinzeit-Kapitalismus führt und
dadurch die Welt jeden Tag ein Stück bedrohlicher aussehen lässt. Miteinander um die
beste Idee ringen, dabei die Interessen einer Gemeinschaft austarieren und eine
entsprechende Lösung finden ist das Gegenmodell von Trump – und deshalb ist diese
Idee von Raiffeisen für mich aktueller und notwendiger denn je!

Unseren Wurzeln treu zu bleiben heißt für uns auch: Verantwortung tragen. Denn Raum
für Zukunft meint auch Raum für Nachhaltigkeit. Die BayWa bekennt sich klar zu den
globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Wir leisten unseren Beitrag
dazu, dass die Welt im Jahr 2030 noch lebenswert ist: ob in der Landwirtschaft durch
den Einsatz digitaler Technologien, im Energiebereich durch den Ausbau der
erneuerbaren Energien oder auch durch die Förderung sozialer Bildungsprojekte.

Einige Zahlen aus dem Jahr 2017: Wir haben 6 Mio. Euro in Maßnahmen für
Umweltschutz und Biodiversität investiert, beziehen fast 100 Prozent unseres Stroms
aus erneuerbaren Energiequellen und sparen damit jährlich rund 23.000 Tonnen CO2-
Emissionen ein.

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Unsere heutige Hauptversammlung ist auch dieses Jahr wieder klimaneutral und der
Bereich Global Produce wird zum 30. Juni 2018 komplett mit seinen deutschen
Standorten Klimaneutralität erreicht haben.
Die Verfügbarkeit von 8.000 Ladepunkten über die BayWa Tankkarte für den Einstieg in
die Elektromobilität, habe ich bereits erwähnt. Hervorheben möchte ich auch unser
Forschungsprojekt auf einem Demeter-Betrieb am Bodensee, bei dem wir mittels
Agrophotovoltaik auf zwei Ebenen ernten: Die Ackerfläche wird gleichzeitig zur
Stromerzeugung genutzt. Abgesehen von der ökologischen Komponente entschärft
diese Doppelnutzung die Konkurrenz um Ackerflächen und eröffnet den Landwirten
neue Einkommensquellen.

Bei der Modernisierung unserer Konzernzentrale war hohe Energieeffizienz für uns der
Maßstab. Ein dezentrales Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung, verbunden mit
einem Grundwasserbrunnen zum Heizen und Kühlen, sorgen heute dafür, dass das
Hochhaus besonders wenig Primärenergie verbraucht. Für diese Sanierung haben wir
eine LEED-Gold-Zertifizierung in Aussicht. Die Abkürzung steht für „Leadership in Energy
and Environmental Design“, ein international anerkanntes Zertifizierungssystem, das
Höchststandards im Bereich Umweltfreundlichkeit für Planung, Bau und Nutzung von
Gebäuden sicherstellt.

Auch im Ausland entwickeln wir Projekte, die in ökologischer, ökonomischer und
gesellschaftlicher Hinsicht Maßstäbe setzen: Wie schon angesprochen, haben wir in
Sambia die größte Solaranlage des Landes gebaut. Und in Neuseeland haben
Mitarbeiter von T&G Global über 900 Quadratmeter Fläche mit heimischen Pflanzen
und Bäumen bepflanzt, um einen Beitrag für den Erhalt der Biodiversität zu leisten.

Wir sind überzeugt, dass sich die Fähigkeit eines Unternehmens, Wert zu schaffen und
zu erhalten, sich auch im Grad der Transparenz gegenüber Mitarbeitern, Kunden,
Partnern, Aktionären sowie Gesellschaft und Politik ausdrückt. Deshalb veröffentlichen
wir seit vier Jahren einen Nachhaltigkeitsbericht, mit dem wir in diesem Jahr zugleich
die europäische Berichtspflicht zu nichtfinanziellen Aspekten erfüllen. Er stellt unsere
langfristig ausgerichtete Nachhaltigkeitsstrategie dar und belegt mit Kennzahlen, wie
wir unsere ökologischen und sozialen Leistungen stetig verbessern.

Stolz sind wir auch auf eine ganz andere Erfolgsgeschichte, die ebenfalls sehr nachhaltig
ist: Seit 20 Jahren engagiert sich die BayWa über ihre Stiftung gesellschaftlich und
ökologisch – und hat seitdem viel bewegt. Über 63 Projekte in 10 Ländern wurden
bereits realisiert. Wir fördern das Wissen um gesunde Ernährung und
erneuerbare Energien in Deutschland und leisten Hilfe zur Selbsthilfe auf internationaler
Ebene, zum Beispiel mit dem Bau von inzwischen neun Biogasanlagen in Tansania sowie
mit einem Ausbildungsprogramm für junge Mütter in Sambia. Die BayWa Stiftung
engagiert sich mit Bildungsprojekten und unterstützt jedes Jahr 100 junge
Menschen mit dem Deutschlandstipendium.

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Und natürlich ist uns gesunde Ernährung so wichtig, dass wir nicht nur darüber
informieren, sondern auch zum Handeln motivieren wollen. Allein 120 Schulgärten sind
bisher durch das Ernährungsprogramm „Gemüse pflanzen. Gesundheit ernten.“
an Grundschulen in ganz Deutschland entstanden. Besonders erwähnen möchte ich hier
den „Ernährungskompass“, ein Lehr- und Aktionsbuch, mit dem unsere Schulkinder die
Welt der Nährstoffe kennenlernen und entdecken, was ihr Körper für eine gesunde
Ernährung braucht. In diesem Jahr haben bereits über 600 Schulen den
Ernährungskompass von der BayWa Stiftung erhalten. 40.000 Exemplare finden im
Jubiläumsjahr so ihren Weg in bayerische Klassenzimmer. Dass das
Ernährungsprogramm nicht nur spannende Projekttage für die Schüler bedeutet,
sondern auch eine positive Wirkung auf das Ernährungsverhalten der Kinder hat, zeigt
eine kürzlich veröffentlichte Wirkungsmessung der TU München: Durch die Aktivitäten
der BayWa Stiftung hat sich das Ernährungswissen der Kinder messbar verbessert. Das,
meine Damen und Herren, nenne ich erfolgreich praktiziertes Engagement!

Ganz gleich, ob es um technische Innovationen, ökologische Maßnahmen oder
gesellschaftliche Verantwortung geht: Unser Erfolg und unser Handeln sind nur möglich,
weil jeder Einzelne von uns sein Bestes gibt. Deshalb möchte ich an dieser Stelle ein
großes Dankeschön an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BayWa AG
aussprechen.

Mit über 18.600 Beschäftigten inklusive Auszubildende aus unterschiedlichen Kulturen
und Generationen wissen wir, welche kreative Kraft in der Vielfalt steckt und fördern
sie: Wir bieten herausfordernde Aufgaben in einem spannenden Umfeld, flexible
Arbeitszeiten und individuelle Entfaltungsmöglichkeiten. Zukünftig werden von
Mitarbeiterseite immer stärker Anforderungen an den Arbeitgeber gerade in Bezug auf
Flexibilität und Arbeitszeitmodelle inklusive mobilen Arbeitens gestellt. Wir bieten
schon seit einigen Jahren individuell angepasste Arbeitszeiten an, wenn zum Beispiel ein
Familienmitglied unterstützt werden soll. Es gibt zudem Zuschüsse zur Kinderbetreuung
und in unserer Zentrale einen Raum zur Eltern-Kind-Betreuung. Insgesamt arbeiteten
Ende 2017 im BayWa Konzern rund 1.050 Männer und Frauen in Teilzeit, allerdings mit
einem Schwerpunkt bei Frauen – noch, weil wir auch bei der BayWa erleben, dass
immer mehr Männer Interesse an Teilzeitmodellen haben. Deshalb gehe ich davon aus,
dass sich hier in den nächsten Jahren noch viel verändern wird, worauf sich die BayWa
im Rahmen ihrer Personalstrategie einstellt.
Dauerhafte Qualifikation und Weiterbildung sind vor allem angesichts der
zunehmenden Digitalisierung unerlässlich. Allein im Jahr 2017 konnten unsere
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über 31.100 Schulungstage nutzen, um ihr Wissen zu
erweitern.

Die BayWa gilt in vielen Umfragen als attraktiver Arbeitgeber mit Persönlichkeit und
Herz. Die Werte, für die wir stehen – Vertrauen, Solidität und Innovation – haben für die
Beschäftigten heute mehr Bedeutung denn je. Das sehen Sie auch daran, dass die
durchschnittliche Betriebszugehörigkeit 2017 in der BayWa AG bei 15,5 Jahren lag.

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Diese Zahl drückt eine Verbundenheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus,
von der viele andere Unternehmen nur träumen können. Dazu passt, dass die BayWa
2017 bei einer Studie von Brand Finance mit einem Markenwert von 1,6 Mrd. US-Dollar
unter den Top 50 der deutschen Unternehmen aufgeführt wurde.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

lassen Sie uns nun noch einmal einen genaueren Blick auf das Geschäftsjahr 2017
werfen. Eine für Sie als Aktionäre wesentliche Botschaft möchte ich noch einmal
wiederholen: die Ergebnisverbesserung der BayWa im abgelaufenen Geschäftsjahr von
allen drei operativen Segmenten des Konzerns – Agrar, Energie und Bau! Dies gilt auch
für den Handel mit Getreide und Ölsaaten, auch wenn ich mir ein noch besseres
Ergebnis gewünscht hätte. Aber in diesem schwierigen Marktumfeld ist das ein
beachtlicher Erfolg. Insgesamt hat die BayWa 2017 mit 197,3 Mio. Euro sogar das beste
operative EBIT ihrer Unternehmensgeschichte erwirtschaftet.

Im Segment Agrar verringerte sich der Umsatz des Geschäftsfelds BAST im Berichtsjahr
preis- und mengenbedingt um 5,3 Prozent auf 5.817,8 Mio. Euro. Ursächlich für den
Rückgang war vor allem eine um rund 6 Prozent geringere Umschlagsmenge von
Ölsaaten als Konsequenz unserer risikoärmeren Handelsstrategie bei Soja.
Demgegenüber konnte das Handelsvolumen bei Getreide durch Zuwächse im
internationalen Spezialitätengeschäft um knapp 2 Prozent ausgeweitet werden. Das
operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern verbesserte sich von einem Fehlbetrag von
11,5 Mio. Euro im Vorjahr um 18,5 Mio. Euro auf 7,0 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2017.
Dies ist im Wesentlichen durch die Fokussierung auf den funktionalen Handel und den
Ausbau des höhermargigen Spezialitätengeschäfts bedingt. Hier wirkte sich
insbesondere die erstmalige Einbeziehung der niederländischen Tracomex B.V. positiv
aus.

Im Geschäftsfeld Agrar ging der Umsatz 2017 vor allem durch geringere
Erfassungsmengen von Getreide aufgrund unterdurchschnittlicher Erntemengen
geringfügig um 0,4 Prozent auf 2.812,9 Mio. Euro zurück. Im Betriebsmittelgeschäft war
in den deutschen Vertriebsregionen eine überwiegend positive Nachfrageentwicklung
zu verzeichnen, wohingegen die osteuropäischen Konzerngesellschaften teilweise unter
den Volumina des Vorjahres blieben. Der Absatz von Düngemitteln lag insgesamt
nahezu auf dem Niveau des Vorjahres. Bei Pflanzenschutz und Saatgut normalisierten
sich die Absatzmengen, verglichen mit dem schwachen Vorjahresniveau. Der Verkauf
von Futtermitteln profitierte von der verbesserten Ertragslage der Betriebe in der Milch-
und Fleischerzeugung. Insgesamt verzeichnete das Betriebsmittelgeschäft 2017 stabile
Ergebnisbeiträge, das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern des Geschäftsfelds
Agrar fiel im Berichtsjahr mit 25,7 Mio. Euro allerdings um 3,1 Mio. Euro geringer aus als
im Vorjahr. Diese Ergebnisverringerung ist neben dem Rückgang der Mengen vor allem
auf den Margendruck im Erfassungsgeschäft infolge der ungünstigen
Getreidepreisentwicklung zurückzuführen.

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Im Geschäftsfeld Global Produce fiel der gesamte Obstabsatz im Jahr 2017 mit rund
349.000 Tonnen um 5 Prozent höher aus als im Vorjahr. Maßgeblich für diese
Entwicklung war die um knapp 40 Prozent gestiegene Vermarktungsmenge von Äpfeln
in Neuseeland – vor allem durch Mengenzuwächse bei den Sorten Jazz und Envy. Auch
der Absatz von Fruchtgemüse konnte im Jahr 2017 gesteigert werden. Demgegenüber
lagen die Ernte- und Absatzvolumina in Deutschland bei allen Obstsorten infolge der
Hagel- und Frostschäden erheblich unter dem Vorjahresniveau. Das
Vermarktungsvolumen von deutschem Tafelkernobst verringerte sich um 13,3 Prozent
und bei Beeren- und Steinobst waren insgesamt Rückgänge um 44 Prozent zu
verzeichnen. Bei Südfrüchten reduzierte sich das Absatzvolumen um 29,1 Prozent, da
die Vermarktungsmenge von T&G durch witterungsbedingte Qualitätseinbußen
eingeschränkt wurde. In Summe legte der Umsatz des Geschäftsfelds Global Produce
2017 mengen- und preisbedingt um 22,2 Prozent auf 805,5 Mio. Euro zu. Zu diesem
Anstieg trug auch die erstmals ganzjährige Einbeziehung des niederländischen Händlers
von Tropenfrüchten, TFC Holland B.V., bei. Das operative Ergebnis vor Zinsen und
Steuern verringerte sich gegenüber dem hohen Vorjahreswert um 12,8 Mio. Euro auf
29,5 Mio. Euro im Berichtsjahr. Dieser Rückgang ist auf drei Faktoren zurückzuführen:
Bei der neuseeländischen Konzerngesellschaft T&G konnten die negativen Effekte im
Südfrüchtegeschäft durch die positive Entwicklung bei Kernobst nicht ganz ausgeglichen
werden. Zweitens hatte das Vorjahresergebnis von einem einmaligen Sonderertrag in
Höhe von rund 7,5 Mio. Euro aus dem Verkauf der Geschäftseinheit für
Verpackungslogistik von T&G profitiert. Nicht zuletzt wurden die Handelserlöse in
Deutschland durch die schlechteren Qualitäten bei Tafelkernobst sowie die
witterungsbedingten Ernteausfälle geschmälert.

Im Landtechnikgeschäft nutzte die BayWa 2017 die gestiegene Investitionsbereitschaft
der Landwirte. Ferner konnten die Maschinenverkäufe auch durch die
Portfolioerweiterung um Futtererntemaschinen der Marke Fendt ausgeweitet werden.
Insgesamt verkaufte die BayWa im Jahr 2017 mit 3.659 Traktoren um rund 4 Prozent
mehr Neumaschinen als im Vorjahr. Im Gebrauchtmaschinengeschäft wurden mit 1.873
Schleppern knapp 13 Prozent mehr Maschinen abgesetzt. Aufgrund der höheren
Absatzzahlen von Traktoren und Mähdreschern verzeichnete auch der Service- und
Reparaturbereich einen deutlichen Nachfrageanstieg für Kundendienstleistungen.
Zudem entwickelte sich das Geschäft der seit 1. Juli 2016 vollkonsolidierten
niederländischen Tochtergesellschaft Agrimec sehr positiv und trug 2017 erstmals
ganzjährig zu Umsatz und Ergebnis bei.

Somit erwirtschaftete das Geschäftsfeld Technik 2017 einen Umsatz von 1,4 Mrd. Euro,
was gegenüber dem Vorjahr einem Anstieg um 11,4 Prozent entspricht. Das operative
Ergebnis vor Zinsen und Steuern erhöhte sich überproportional zum Umsatz um
87,7 Prozent auf 19,9 Mio. Euro.

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Insgesamt bewegte sich der Umsatz des Segments Agrar im Geschäftsjahr 2017 mit
10,8 Mrd. Euro auf dem Niveau des Vorjahres. Das operative Ergebnis vor Zinsen und
Steuern verbesserte sich um 12,0 Mio. Euro auf 82,1 Mio. Euro.

Der Umsatz des Segments Energie lag im Geschäftsjahr 2017 mit 3,6 Mrd. Euro um
619 Mio. Euro über dem Vorjahreswert. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern
erreichte mit 85 Mio. Euro einen neuen Höchstwert.

Im klassischen Energiegeschäft stieg der Umsatz im Berichtsjahr vor allem aufgrund der
über dem Vorjahresniveau liegenden Ölpreise um knapp 10 Prozent auf 2,2 Mrd. Euro.
Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern lag hier im Jahr 2017 mit 18,5 Mio. Euro
um gut 17 Prozent über dem Vorjahreswert. Dazu trugen im Wesentlichen
Margenverbesserungen im Kraftstoffgeschäft sowie das Volumenwachstum bei Heizöl
und Schmierstoffen bei.

Im Geschäftsfeld Regenerative Energien erreichte die realisierte Leistung aller in Betrieb
genommenen Wind- und Solarenergieanlagen mit 405 Megawatt im Berichtsjahr einen
neuen Höchstwert. Das Servicegeschäft wurde ebenfalls weiter gestärkt. Weltweit
beläuft sich die gesamte betreute Anlagenkapazität der BayWa r.e. mittlerweile auf
über 4 Gigawatt. Im Handel mit Photovoltaikmodulen erhöhte sich der Absatz
insbesondere durch neue Standorte in Polen, Frankreich, Thailand und den
Niederlanden im Berichtsjahr um gut 56 Prozent auf 425 Megawatt peak. Im
Energiehandel weitete sich das Absatzvolumen von Biomethan 2017 durch die
wachsende Direktvermarktung für alternative Einsatzzwecke im Wärmemarkt und für
Biokraftstoffe um knapp 16 Prozent auf 1.550 Gigawattstunden aus. Insgesamt erhöhte
sich der Umsatz des Geschäftsfelds Regenerative Energien um 44,5 Prozent auf knapp
1,4 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern lag mit 66,5 Mio. Euro um
0,8 Mio. Euro geringfügig unter dem Rekordwert des Vorjahres, das mit 14 Mio. Euro
sehr stark vom Verkauf zweier Geothermieanlagen profitiert hatte.

Ich komme damit zu unserem Segment Bau. Der Geschäftsverlauf im Baustoffhandel
wurde im Jahr 2017 von einem relativ kurzen Winter, der anhaltend guten
Baukonjunktur in Deutschland sowie einer im gesamten Jahresverlauf hohen Auslastung
beim ausführenden Baugewerbe begünstigt. Die Absatzmengen des gesamten
Baustoffportfolios profitierten vor allem von der positiven Entwicklung im
Geschosswohnungsbau. Auch die Sortimente für Tief- und Straßenbauarbeiten wurden
aufgrund der vermehrt durchgeführten Reparaturen und Modernisierungen von
Autobahnen, Brücken sowie Tunneln verstärkt nachgefragt. Der Umsatz des Segments
Bau erhöhte sich im Jahr 2017 gegenüber dem Vorjahr mengenbedingt um 5 Prozent
auf 1,6 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern des Segments konnte
um 5,6 Prozent auf 30,1 Mio. Euro gesteigert werden.

Im Jahr 2017 erwirtschaftete das Segment Innovation & Digitalisierung einen Umsatz
von 6,9 Mio. Euro, der damit um 15 Prozent über dem des Vorjahres lag. Der größte Teil
davon entfiel mit 45 Prozent auf Software-Lizenzen und -Wartungsverträge, gefolgt von

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