Eingliederungsbericht 2020 - Servicestelle SGB II

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Eingliederungsbericht 2020 - Servicestelle SGB II
Eingliederungsbericht 2020
Eingliederungsbericht 2020 - Servicestelle SGB II
Eingliederungsbericht 2020

Inhalt

1 Geleitwort ....................................................................................................................... 3
2 Ökonomische und strukturelle Rahmenbedingungen ................................................. 4
  2.1 Arbeitsmarkt und Beschäftigung ............................................................................. 4
  2.2 Ausbildungsmarkt in Solingen ................................................................................. 7
  2.3 Kundenstruktur ......................................................................................................... 9
3 Rahmenbedingungen des Kommunalen Jobcenters Solingen................................... 13
  3.1 Leistungserbringung im Kontext der COVID-19 Pandemie .................................. 13
  3.2 Gesamtbudget ......................................................................................................... 15
  3.3 Gesetzlich übertragene Aufgaben ......................................................................... 17
4 Eingliederungsstrategien des Kommunalen Jobcenters Solingen ............................. 21
  4.1 Strategisches Arbeiten im Kommunalen Jobcenter .............................................. 21
       4.1.1 Beratungsangebot ........................................................................................................ 21
       4.1.2 Maßnahmenübersicht des Kommunalen Jobcenters ....................................................... 23
       4.1.3 Qualitätssicherung ........................................................................................................ 24
  4.2 Geschäftspolitische Ziele im Jahr 2020................................................................... 26
       4.2.1. Verbesserung und (Wieder)Herstellung der Erwerbsfähigkeit - Angemessen und
       wirkungsvoll mit Langzeitleistungsbeziehenden arbeiten ......................................................... 26
       4.2.2. Keiner darf verlorengehen – Junge Menschen im SGB II lebensweltbezogen beraten
       und integrieren...................................................................................................................... 30
       4.2.3. Die neue Arbeit in der Perspektivwerkstatt – Aktivierungs- und Vermittlungsansätze
       zukunftsfähig gestalten ......................................................................................................... 36
       4.2.4. Gesund bleiben und gesund werden – Ansätze der Gesundheitsförderung
       weiterentwickeln ................................................................................................................... 38
       4.2.5. Innovative Angebote für Menschen mit Familiensorge – Frauen und Männer im
       Leistungsbezug chancengleich fördern ................................................................................... 40
       4.2.6. Internes Potential umsetzen - Digitalisierung vorantreiben ............................................ 41
  4.3 Erreichung der geschäftspolitischen Ziele ............................................................. 41
  4.4 Zielerreichung auf der Grundlage der Eingliederungsstrategie ........................... 44
5 Ausblick ......................................................................................................................... 47

                                                                       2
Eingliederungsbericht 2020 - Servicestelle SGB II
Eingliederungsbericht 2020

1 Geleitwort
Das Kommunale Jobcenter Solingen hatte sich für 2020 eine Reihe von Zielen gesteckt,
dem Leitbild1 folgend, Menschen wieder näher an den Arbeitsmarkt heranzuführen und
damit die bestehende Hilfebedürftigkeit unserer Kundinnen und Kunden nachhaltig zu
überwinden oder zu vermeiden.
Für das Jahr 2020 bestand die Absicht, die in der Vergangenheit erreichten Erfolge zu
verstetigen.
Leider hat die Corona-Pandemie seit dem Frühjahr 2020 zu Auswirkungen auf vielerlei
Ebenen geführt, von denen auch das Kommunale Jobcenter in unterschiedlichen Berei-
chen unmittelbar betroffen ist.
So waren die Handlungsfähigkeit der gesamten Organisation und die wirtschaftliche
Entwicklung in den einzelnen Branchenzweigen, die besonders von der Pandemie be-
troffenen sind, im Rahmen des Rechtskreises SGB II zentrale Einflussfaktoren.
Zwar ist die Arbeitslosigkeit im Rechtskreis SGB III im Vergleich zum Rechtskreis SGB II
stärker gestiegen, jedoch erschwerten die neuen Rahmenbedingungen die Integrations-
arbeit.

Folgende Schwerpunkte waren für 2020 gesetzt:
          Verbesserung und (Wieder-)Herstellung der Erwerbsfähigkeit - Angemessen und wir-
          kungsvoll mit Langzeitleistungsbeziehenden arbeiten
          Keiner darf verlorengehen – Junge Menschen im SGB II lebensweltbezogen beraten und
          integrieren
          Die neue Arbeit in der Perspektivwerkstatt – Aktivierungs- und Vermittlungsansätze zu-
          kunftsfähig gestalten
          Gesund bleiben und gesund werden – Ansätze der Gesundheitsförderung weiterentwi-
          ckeln
          Innovative Angebote für Menschen mit Familiensorge – Frauen und Männer im Leistungs-
          bezug chancengleich fördern
          Internes Potential umsetzen - Digitalisierung vorantreiben
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen haben wir auch in 2020 einiges erreicht –
gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnerinnen und –partnern, der Wirtschaft und der
Politik!
Der Eingliederungsbericht dokumentiert die Erfolge und Schwierigkeiten aus dem Jahr
2020. Er resümiert die Umsetzung neuer Förderinstrumente und Maßnahmen und er
erlaubt auch einen Blick auf Herausforderungen der Zukunft.

Jan Welzel                                                         Mike Häusgen
Ressortleiter Ressort 3                                            Leiter kommunales Jobcenter

1   https://www.solingen.de/de/inhalt/das-kommunale-jobcenter-leitbild/

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Eingliederungsbericht 2020

2 Ökonomische und strukturelle Rahmenbedingungen

2.1 Arbeitsmarkt und Beschäftigung
Zum Stichtag 31. Dezember 2020 waren 162.940 Menschen in der Klin-           Seit zehn Jahren
                                                                             kommen mehr
genstadt gemeldet. Erneut erfreulich entwickelte sich 2020 der Saldo zwi-
                                                                             Menschen nach
schen Zuzügen und Fortzügen: Dieser blieb im zehnten Jahr in Folge posi-     Solingen als fort-
tiv. Während im vergangenen Jahr 7.131 Menschen nach Solingen zogen,         gehen.
verließen nur 6.573 Menschen die Klingenstadt.
Und auch ein wenig jünger geworden ist die Solinger Bevölkerung im ver-      Das Durchschnitts-
gangenen Jahr: Das Durchschnittsalter der Solingerinnen und Solinger sank    alter beträgt 43,8
2020 auf 43,8 Jahre. Im Jahr 2019 waren die Solingerinnen und Solinger       Jahre.
im Durchschnitt 44,2 Jahre alt.
                                                                             Im April´20 befan-
In Folge der Pandemie hatten in Solingen nach Auswertungen der Agentur       den sich knapp 40
für Arbeit bis zum 26. April 2020 über 1.400 Betriebe für knapp 21.000       Prozent aller So-
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Kurzarbeit angezeigt. Dies ent-           linger Arbeitneh-
spricht einem Anteil von 36 Prozent aller Solinger Betriebe und knapp 40     merinnen und Ar-
Prozent aller Solinger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.2 Die Kurzar-      beitnehmer in
                                                                             Kurzarbeit.
beit war im Verlauf der Corona-Pandemie ein stabilisierender Faktor für
den Solinger Arbeitsmarkt.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort sank   Die Zahl der sozi-
von 54.748 Personen im September 2019 auf 53.598 Personen im Septem-         alversicherungs-
ber 2020. Das Minus von 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat fiel     pflichtig Beschäf-
deutlich stärker aus als in NRW (-0,3 Prozent). Bundesweit ging die Be-      tigten ist um 2,1
schäftigtenzahl am Arbeitsort um 0,4 Prozent zurück.                         Prozent gesunken.
Der Anteil der ausländischen Bevölkerung an den sozialversicherungspflich-
tig Beschäftigten liegt im Bergischen Städtedreieck traditionell über dem
Landesdurchschnitt von Nordrhein-Westfalen (12,4 Prozent). Im Jahr 2020
wurde in Solingen mit einem Anteil von 16,8 Prozent ein leichter Rückgang
verzeichnet; die Anzahl der ausländischen Beschäftigten ging mit minus 2,6
Prozent etwas stärker zurück als die Zahl der deutschen Beschäftigten.
                                                                             Frauen stellen fast
Die Quote der weibliche Beschäftigten stagnierte im letzten Jahr bei knapp
                                                                             die Hälfte der Be-
46 Prozent, nachdem sie kontinuierlich seit 2003 gewachsen war.              schäftigten.

In der Klingenstadt Solingen mit dem Qualitätssiegel „Made in Solingen“
macht die Schneidwaren- und Besteckindustrie auch heute noch einen
wichtigen Industriezweig in der Stadt aus. Schwerpunkte bei den Beschäfti-
gungsverhältnissen lag im Dienstleistungsbereich mit 35.289 Personen (G –
U), 18.270 Menschen waren im produzierenden Gewerbe (B – F) und
11.064 im Handel, Verkehr und Gastgewerbe (G – I) beschäftigt. Eine ge-
nauere Untergliederung ist der beigefügten Tabelle 1 zu entnehmen.

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Eingliederungsbericht 2020 - Servicestelle SGB II
Eingliederungsbericht 2020

Tabelle 13:
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Solingen
                                     Solingen - Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach der Klassifikation der
                                                               Wirtschaftszweige Sep 2020

                                                          Land-, Forstwirtschaft und Fischerei    39
                        A
22, 23 32, 33 21, 31 dav. B,D,E

                                  Bergbau, Energie- und Wasserversorgung, Energiewirtschaft           1.183

                                                                     Verarbeitendes Gewerbe                                 15.016
                      C
              10-15,

                                  Herstellung von überwiegend häuslich konsumierten Gütern
 20, 24-30, 18,

                                                                                                      1.487
                                    (ohne Güter der Metall-, Elektro- und Chemieindustrie)

                                              Metall- und Elektroindustrie sowie Stahlindustrie                         12.246

                                   Hrst. v. Vorleistungsgütern, insb. v. chem. Erzeugnissen u.
 16,
 17,
 19,

                                                                                                      1.283
                                   Kunsstoffwaren (ohne Güter der Metall- u. Elektroindustrie)

                                                                                  Baugewerbe           2.071
                        F

                                                   Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kfz                        8.479
                        G

                                                                          Verkehr und Lagerei         1.520
                        H

                                                                                 Gastgewerbe          1.065
                        I

                                                              Information und Kommunikation           1.679
                        J

                                   Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen           876
                        K

                                   Immobilien, freiberufliche wissenschaftliche und technische
                        L,M

                                                                                                       1.940
                                                          Dienstleistungen

                                                     sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen              3.691
                        N
                782,7 (ohne
            O, U 83 ANÜ)

                                                     sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen
                                                                                                      1.673
                        N

                                                        (ohne Arbeitnehmerüberlassung)

                                                                    Arbeitnehmerüberlassung            2.018

                                     Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung,
                                                                                                       2.671
                                                        Ext. Organisationen

                                                                     Erziehung und Unterricht         1.716
                        P

                                                                           Gesundheitswesen
                        86

                                                                                                            4.479
                        87,88

                                                                      Heime und Sozialwesen                   5.576

                                                 sonstige Dienstleistungen, Private Haushalte         1.597
                        R,S,T

                                                                                 ohne Angabe      -
      davon

      Sekto
       nach

       ren:

                                                          Land-, Forstwirtschaft und Fischerei    39
                        A
                        G-U B-F

                                                                    Produzierendes Gewerbe                                       18.270

                                                                       Dienstleistungsbereich                                                 35.289

2   https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/solingen-wuppertal/content/1533737433077
3
    Bundesagentur für Arbeit - Statistik nach Themen – Beschäftigung

                                                                                                  5
Eingliederungsbericht 2020 - Servicestelle SGB II
Eingliederungsbericht 2020

Im Bereich Arbeitsnehmerüberlassung ist der Beschäftigtenanteil um -21,33
Prozentpunkte gesunken.
Dem gegenüber sind die Bereiche Information und Kommunikation um 9,6
Prozent sowie Bergbau, Energie- und Wasserversorgung, Energiewirtschaft
um 2,42 Prozent gestiegen.

Tabelle 2:
Arbeitslose Personen

                                                                  Veränderung
                                    2019              2020
                                                               zum Vorjahresmonat
     Arbeitslos gemeldete
                                 Dezember           Dezember   Absolut      in %

                            Rechtskreise SGB III und SGB II
                       Bestand      5.935            7.069      1.134     19,11%
                        Quote        6,8              8,1        1,3      19,12%
                                           SGB II
                       Bestand      3.819            4.162      343        8,98%
                        Quote        4,4              4,8        0,4       9,09%
                                        SGB III
                       Bestand      2.116            2.907      791       37,38%
                        Quote        2,4              3,3        0,9      37,50%

Pandemiebedingt ist sowohl die Zahl der Arbeitslosen als auch die Arbeits-           Die Arbeitslosigkeit
losenquote gestiegen. Dabei ist insbesondere ein starker Anstieg im Rechts-          im Rechtskreis SGB III
                                                                                     stieg stärker im Ver-
kreis SGB III zu verzeichnen. Hintergrund ist, dass der Zugang aus Beschäf-          gleich zum Rechts-
tigung heraus erfolgte, wodurch in der Regel ein höheres Arbeitslosengeld            kreis SGB II.
resultiert und deswegen kein Anspruch auf die Grundsicherung für Arbeits-
suchende besteht. Auch die vom Bundesgesetzgeber durchgeführte Erhö-
hung des Kurzarbeitergeldes hat dazu geführt, dass regelmäßig kein Zu-
gang zum Rechtskreis SGB II erfolgte.

                                                         6
Eingliederungsbericht 2020

    2.2 Ausbildungsmarkt in Solingen
                                                                                          Die Situation auf
    Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber auf Ausbildungsstellen4 ist zum               dem lokalen Ausbil-
    Ende des Berichtsjahres 2019/20205 im Vergleich zum Vorjahr um 16,8                   dungsmarkt blieb im
    Prozent von 1.182 auf 983 (-199) Ausbildungssuchende gesunken. Dem                    Jahr 2020 ange-
    steht ein Rückgang der gemeldeten Ausbildungsstellen um -2,6 Prozent                  spannt.
    (-21) auf 787 gemeldete Berufsausbildungsstellen gegenüber.

    Insgesamt blieben in Solingen 107 Bewerberinnen und Bewerber zum Be-
    richtsjahresende unversorgt. Im Jahr zuvor waren es 113.

    In Ausbildung eingemündet sind 369, 131 weniger als im Vorjahr (-26,2%)

Tabelle 4:
Überblick über den Ausbildungsmarkt zum Berichtsjahresende 2019/20206

                                                                 Veränderung ge-
                                                                     genüber
                                                        2019 /                           2018 /     2017 /
                                                                     Vorjahr
                    Merkmale                             2020                             2019       2018
                                                                          Anteil in
                                                                 Anzahl
                                                                             %
                                                          1        2          3             4         5
    Gemeldete Bewerber für Berufsausbil-
    dungsstellen seit Beginn des Berichts-
    jahres                                               983      -199      -16,8        1.182      1.327

      versorgt                                           876      -193      -18,1        1.069      1.234

        einmündend                                       369      -131      -26,2         500        550

        andere ehemalige                                 384      -53       -12,1         437        550

        mit Alternative zum 30.9.                        123       -9        -6,8         132        134

      unversorgt zum 30.9.                               107       -6        -5,3         113         93

    Gemeldete Berufsausbildungsstellen

    Seit Beginn des Berichtsjahres ¹)                    787      -21        -2,6         808        774

      betriebliche Berufsausbildungsstellen              758      -20        -2,6         778        753
      außerbetriebliche Berufsausbildungs-
    stellen                                              29        -1        -3,3          30         21
      Bestand an unbesetzten Berufsausbil-
    dungsstellen im Monat                                91        9        11,0           82         81

    Berufsausbildungsstellen je Bewerber                0,80                              0,68       0,58
    Unbesetzte Berufsausbildungsstellen je
    unversorgter Bewerber                               0,85                              0,73       0,87

4 Jobcenter = SGB II UND Agentur für Arbeit = SGB III
5 30. September 2020
6 Statistik der Bundesagentur für Arbeit

                                                          7
Eingliederungsbericht 2020

Die Corona-Pandemie hat sich auch in Solingen negativ auf den Ausbil-           Weniger gemel-
dungsmarkt ausgewirkt. Neben wenig gemeldeten freien Ausbildungsstellen         dete Ausbil-
                                                                                dungsstellen und
ist ein noch deutlicherer Rückgang der Bewerberinnen und Bewerber festzu-
                                                                                ein deutlicher
stellen.                                                                        Rückgang an
                                                                                Ausbildungssu-
Die Entwicklungen in den drei Städten des Bergischen Städtedreiecks waren       chenden.
nicht einheitlich. In allen drei Städten ist aber ein deutlicher Rückgang von
gemeldeten Ausbildungsstellen zu verzeichnen. Im Berichtsjahr wurden in
                                                                                Beim Vergleich
Remscheid 735 Ausbildungsstellen und damit 10,5 Prozent (86) weniger ge-        im Städtedreieck
meldet als im Vorjahr. Für Wuppertal wurden 1.826 und damit 13,9 Prozent        ist der Rückgang
(295) weniger Ausbildungsstellen als im Vorjahr gemeldet. Im Vorjahresver-      der Ausbildungs-
gleich ist der Rückgang der gemeldeten Stellen damit in Wuppertal am            stellen in Solin-
stärksten, während der Rückgang in Solingen am geringsten ist.                  gen am gerings-
In Solingen ist die Anzahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Vergleich       ten.
zum Vorjahr um -2,6 Prozent von 808 auf 787 (-21) gesunken.
                                                                                Auf 100 Ausbil-
Die Relation der Stellen zu Bewerberinnen bzw. Bewerbern hat sich in Solin-     dungssuchende
gen verbessert. Auf 100 Bewerber/innen kamen nun 80 Ausbildungsstellen,         kamen in 2020
im Jahr davor waren es 68 Stellen. Damit ist zumindest hier weiterhin eine      80 Ausbildungs-
positive Tendenz erkennbar.                                                     stellen (2019: 68)

Immer noch konzentrierte sich ein Großteil der jungen Ausbildungssuchen-
den mit ihrem ersten Berufswunsch auf einen der zehn beliebtesten Ausbil-
                                                                                Wenig Verände-
dungsberufe. Das reichte bei den Bewerberinnen von der Kauffrau Büroma-
                                                                                rung in den zehn
nagement über die Medizinische Fachangestellte und die Kauffrau im Einzel-      beliebtesten
handel, gefolgt von der Verkäuferin, der Zahnmedizinische Fachangestellten,     Ausbildungsbe-
der Verwaltungsfachangestellten, der Friseurin bis hin zur Industriekauffrau,   rufen.
der Immobilienkauffrau und der Tiermedizinischen Fachangestellten. Bei den
jungen Männern waren es insbesondere KFZ-Mechatroniker/PKW-Technik,
Kaufmann im Einzelhandel, Kaufmann Büromanagement, Verkäufer, Fachla-
gerist, Zerspanungsmechaniker, Industriemechaniker, Industriekaufmann,
Fachinformatiker Systemintegration und Tischler.
Das zeigt, dass die Herausforderungen in der Arbeit mit den jungen Men-         Es wird immer
schen auch in der Zukunft weiter wachsen werden. Das Interesse der Ju-          anspruchsvoller,
gendlichen an Ausbildung wird weiterhin weniger, zeitgleich werden immer        Angebot und
weniger freie Ausbildungsstellen gemeldet. Somit droht weiterhin Fachkräf-      Nachfrage zu-
                                                                                sammenzubrin-
temangel in den Ausbildungsberufen. Es wird zudem immer anspruchsvoller,        gen.
Angebot und Nachfrage zusammenzubringen – um den Jugendlichen im
Übergang von der Schule in den Beruf wirklich Perspektiven bieten zu kön-
nen und Ausbildung zu fördern, braucht es kreative Köpfe, neue Konzepte
und eine enge Zusammenarbeit aller Akteure am Ausbildungsmarkt. Dies
findet sich auch in der Weiterentwicklung der Jugendberufsagentur Solingen
wieder.
Das Kommunale Jobcenter Solingen (KJC) betreute im Berichtszeitraum             126 Integratio-
2.000 jugendliche erwerbsfähige Leistungsberechtigte unter 25 Jahren. Bis       nen in Ausbil-
zum Berichtsjahresende konnten 126 junge Menschen in eine betriebliche          dung

                                               8
Eingliederungsbericht 2020

bzw. außerbetriebliche Ausbildung vermittelt werden; 137 Jugendliche ha-
ben im Jahresverlauf eine sozialversicherungspflichtige Arbeit aufgenom-
men.
In der Corona-Pandemie konnten viele Jugendliche telefonisch und digital
beraten werden. Die Integration in Ausbildung blieb auch zu Pandemiezei-
ten das primäre Ziel in der Arbeit mit den Jugendlichen. Das Jobcenter bietet
Unterstützung bei der Aufnahme einer Berufsausbildung an. Außerdem kön-
nen Auszubildende während der Ausbildung Hilfen erhalten, damit der Ab-
schluss zu keinem Zeitpunkt gefährdet wird. Ein attraktives Maßnahmenan-
gebot für Jugendliche unter 25 Jahren sorgt für sinnvolle Perspektiven, wenn
es nicht gelungen ist, eine/n Jugendliche/n in Ausbildung zu vermitteln. Da-
neben profitieren auch arbeitslose Jugendliche von der vielfältigen Ange-
botspalette. Das umfangreiche Angebot von Integrationsmaßnahmen soll
unterstützend und möglichst im Einvernehmen mit den Jugendlichen zu de-
ren Aktivierung genutzt werden (siehe Anlage zum Eingliederungsbericht
2020 - Produktpalette des Kommunalen Jobcenters Solingen).

2.3 Kundenstruktur

Im ersten Quartal 2020 konnte der positive Trend bei der Entwicklung der        Die Zahl der Be-
Fallzahlen aus den Vorjahren gehalten werden. Ab dem zweiten Quartal            darfsgemeinschaf-
2020 ist der COVID-19 induzierte Anstieg der Fallzahlen erkennbar. Im           ten im Leistungs-
September 2020 sind 145 Bedarfsgemeinschaften mehr im Leistungsbezug            bezug stieg pan-
als im Januar 2020, jedoch bereits 72 Bedarfsgemeinschaften weniger als         demiebedingt an.
im Vormonat. Insgesamt entwickeln sich die Bedarfsgemeinschaften in
Richtung Vorjahresniveau.

                                              9
Eingliederungsbericht 2020

Abbildung 57:
Bedarfsgemeinschaften

Im Zeitraum Januar 2020 bis einschließlich Dezember 2020 (T-0) beträgt der Anteil der erwerbs-
fähigen leistungsberechtigten Personen (ELB) durchschnittlich 67,10 Prozent. Dabei schwankt
dieser zwischen 66,33 Prozent im Jan 2020 und 67,58 Prozent im Dez 2020 und ist damit na-
hezu konstant.

Abbildung/Tabelle 6:
Erwerbsfähige Leistungsberechtigte

7
    http://statistik.arbeitsagentur.de

                                              10
Eingliederungsbericht 2020

Abbildung/Tabelle 7:
Verteilung der Profillagen im Kommunalen Jobcenter Solingen8

               Profillage            U25            Ü25              Gesamt

  Marktprofil                        13             229              242
  Förderprofil                       488            2420             2908
  Unterstützungsprofil               164            1330             1464
  Betreuungsprofil                   4              1186             1190
  Zwischensumme                      669            5165             5834
  Kein Vermittlungsfall (I und Z) 1291              2297             3588
  Kundenprofil §53a SGB II           0              794              794
  Ohne Profil                        61             286              347
  Zwischensumme                      1352           3377             4729
  Gesamt                             2021           8542             10563

                               Profillagen
  12000                                                                       120%
  10000                                                                       100%
   8000                                                                       80%
   6000                                                                       60%
   4000                                                                       40%
   2000                                                                       20%
      0                                                                       0%

                         U25   Ü25         Gesamt          Prozent

Ein wichtiger Bestandteil der täglichen Integrationsarbeit ist ein aussage-
kräftiges Profiling der Bewerberinnen und Bewerber, dass in einer Profillage
mündet.

Das Kommunale Jobcenter Solingen betreut seit 2012 erwerbsfähige
Leistungsberechtigte nach dem SGB II als zugelassener kommunaler Träger.
Mit der Einrichtung des Kommunalen Jobcenters verfolgte die Stadt
Solingen das Ziel, die Arbeitsmarktinstrumente in Kombination mit den

8Stichtag   11.12.2020
                                                     11
Eingliederungsbericht 2020

kommunalen sozialintegrativen Leistungen noch stärker als in der
Vergangenheit auf die berufliche Integration von arbeitsmarktfernen
Menschen auszurichten. Ziel war es, durch die bessere Verknüpfung der
Eingliederungsleistungen mit kommunalen Angeboten die Effizienz der
beruflichen Integration in den ersten Arbeitsmarkt zu erhöhen.

Der Vergleich der Profillagen der Jahre 2019 und 2020 zeigt auf, dass die     Leichter Rückgang
                                                                              der Marktnähe der
Anzahl der marktnahen Kundinnen und Kunden (Marktprofil) von 2019 zu          Kundinnen und
2020 von 3 Prozent auf 2 Prozent gesunken ist. Der Anteil der Kundinnen       Kunden
und Kunden mit einem Förderbedarf (Förderprofil) ist hingegen von 25 Pro-
zent auf 28 Prozent gestiegen. Die Anzahl der marktferneren Kundinnen
und Kunden ist weitgehend konstant geblieben (Unterstützungsprofil 14
Prozent, Betreuungsprofil 11 Prozent) konstant geblieben.

Mit Profillage „kein Vermittlungsfall I/Z“ werden unter anderem Kundinnen
und Kunden geführt, die ein sozialversicherungspflichtiges Einkommen über
850 Euro monatlich erwirtschaften, aber auch Frauen, die aufgrund der Kin-
dererziehung unter 3jähriger Kinder, dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung
stehen. Die Personenanzahl ist im Vergleich zum Vorjahr von 32 Prozent auf
34 Prozent gestiegen.

In der Profillage „Kundenprofil §53a SGB II“ befinden sich erwerbsfähige
Leistungsberechtigte, die nach Vollendung des 58. Lebensjahres mindestens
für die Dauer von zwölf Monaten Leistungen der Grundsicherung für Ar-
beitsuchende bezogen haben, ohne dass ihnen eine sozialversicherungs-
pflichtige Beschäftigung angeboten werden konnte. Diese Personen gelten
nach Ablauf dieses Zeitraums für die Dauer des jeweiligen Leistungsbezugs
nicht mehr als arbeitslos. Der Prozentanteil ist konstant bei 8 Prozent zum
Vorjahr.
Der Anteil von Kundinnen und Kunden ohne Profillage konnte von 7 Pro-
zent auf 3 Prozent reduziert werden.
Die Integrationsarbeit hat durch die Pandemie gelitten. Die Marktnähe der     Die Integrationsar-
Kunden ist etwas gesunken. Die Kundinnen und Kunden brauchen mehr             beit hat durch die
                                                                              Pandemie gelitten.
Unterstützung, um auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Die Kundenstruktur erfordert eine tragfähige Flankierung der Aktivitäten,
die auf den ersten Arbeitsmarkt ausgerichtet sind, durch Maßnahmen der
Stabilisierung und Heranführung an den Arbeitsmarkt (siehe Anlage zum
Eingliederungsbericht 2020 - Produktpalette des Kommunalen Jobcenters
Solingen).

                                              12
Eingliederungsbericht 2020

3 Rahmenbedingungen des Kommunalen Jobcenters Solingen

3.1 Leistungserbringung im Kontext der COVID-19 Pandemie

Das Kommunale Jobcenter übernimmt seit 2012 die Aufgabenerledigung
der Grundsicherung für Arbeitsuchende als zugelassener kommunaler Trä-
ger in der Stadt Solingen. Wir verstehen diese Aufgabe als spannenden ge-
setzlichen Auftrag, der in der Stadtgemeinschaft von großer sozialpoliti-
scher Bedeutung ist und nicht zuletzt den sozialen Frieden in der Klingen-
stadt sichert.
Im Mittelpunkt jedes einzelnen Arbeitstages im Jahr steht dabei ganz klar
das erste und wichtigste Ziel: Mit unseren Angeboten wollen wir die Teilha-
bechancen der im Leistungsbezug des SGB II stehenden Menschen verbes-
sern. Das im Jahr 2012 von der Verwaltung formulierte Leitziel

          Wir schaffen Perspektiven für Arbeit und Leben!
wird dabei niemals aus dem Blick verloren. Das Kommunale Jobcenter So-
lingen nimmt diese soziale Verantwortung für die Stadt und ihre Menschen
sehr ernst. Aufgrund der pandemischen Entwicklungen im Jahr 2020
wurde das Kommunale Jobcenter dabei vor große Herausforderungen ge-
stellt.
Um den Dienstbetrieb sicherzustellen hat das Kommunale Jobcenter (KJC)        Anpassung der
in kürzester Zeit seine Prozesse auf die veränderten Rahmenbedingungen        Prozesse an die
der Pandemie angepasst. Dabei galt es zum einen die Gesundheit der Mit-       SARS-CoV-2 – Pan-
                                                                              demie erfolgreich
arbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen, zum andern den Lebensunter-
                                                                              gelungen
halt unserer Kundinnen und Kunden sicherzustellen sowie den gesetzlichen
Beratungsauftrag umzusetzen.
Hierzu wurden gesonderte Beratungsplätze eingerichtet, welche – im Aus- Coronakonforme
nahmefall – eine persönliche Beratung bei komplexeren Problemlagen unter Beratungsplätze
Einhaltung höchster hygienischer Standards ermöglicht.

Zusätzlich wurden die Möglichkeiten, die Arbeitsleistung am häuslichen Ar- Ausbau alternati-
beitsplatz zu erbringen, erheblich ausgebaut. In diesem Zusammenhang ver Kommunikati-
                                                                              onskanäle
wurden die Kommunikationskanäle zu unseren Kundinnen und Kunden auf
Telefon, Video, E-Mail verlagert. Hierdurch war sichergestellt, dass die Kun-
dinnen und Kunden das Kommunale Jobcenter Solingen erreichen konnten
und sich die Bearbeitungszeit nicht verlängerte.

Pandemiebedingt wurden Änderungen an der Ablauforganisation vorge-
nommen. Auf die im folgenden dargestellte Aufbauorganisation hatte die
Pandemie keine Auswirkungen.
Dem Kommunalen Jobcenter Solingen standen im Jahr 2020 insgesamt
205,90 Stellen zur Verfügung:

                                             13
Eingliederungsbericht 2020

    Abbildung/Tabelle 8:
    Aufbauorganisation im Kommunalen Jobcenter Solingen9

                                  205,9          Stellen

                                     Stadtdienst 59
             59-0 - Stab                                              59-0 - Stab
                                    Stadtdienstleitung                   KAoA
            0,75 Stellen                 1 Stelle                       2 Stellen

           21,85 Stellen             98,05 Stellen                  82,25 Stellen

        59-1 Zentrale Dienste   59-2 Markt und Integration      59-3 Leistungsabteilung
          Abteilungsleitung          Abteilungsleitung              Abteilungsleitung

               1 Stelle                    1 Stelle                     1 Stelle

        59-11 IT Koordination    59-20 Grundsatzangele-
                                                                      59-31 KSC
              Jobcenter                 genheiten

               2 Stellen             12,25 Stellen                     17 Stellen

          59-12 Verwaltung       59-21 ArbeitgeberTeam            59-32 Sachgebiet 2

             6,5 Stellen              12,7 Stellen                   13,5 Stellen

                                  59-22 Maßnahmenma-
           59-13 Finanzen                                         59-33 Sachgebiet 3
                                        nagement

              10 Stellen               3,8 Stellen                   13,5 Stellen

        59-14 Psychologischer
                                  59-23 Arbeitsberatung           59-34 Sachgebiet 4
                Dienst

            2,35 Stellen             15,25 Stellen                     13 Stellen

                                  59-24 Arbeitsberatung           59-35 Sachgebiet 5

                                     16,55 Stellen                     13 Stellen

                                   59-25 Team Jugend              59-36 Sachgebiet 6

                                          17 Stellen                11,25 Stellen

                                 59-26 Selbstvornahme

                                       3,5 Stellen

                                     59-27 Migration

                                          16 Stellen

9
     Stand November 2020
                                                           14
Eingliederungsbericht 2020

 Im Jahr 2020 verließen 9,27 Prozent des Personals das Kommunale Jobcen-
 ter Solingen. Innerhalb des Dienstes wechselten 5,10 Prozent des Perso-
 nals. Die Neueinstellungsquote betrug, bezogen auf die Mitarbeiteranzahl,
 6,03 Prozent.
 Die Stellenbesetzungsquote im KJC betrug im Jahr 2020 durchschnittlich                   Durchschnittlich
 95,27 Prozent. Daraus ergibt sich – ausgehend von einer Vollbesetzung –                  waren 95,27 Pro-
 folgender Betreuungsschlüssel10 für die jeweiligen Leistungseinheiten:                   zent der Stellen im
                                                                                          Jobcenter besetzt.
     •   Abteilung Markt und Integration
         Betreuung der Jugendlichen unter 25 Jahren 1 zu 82
         Betreuung der Erwachsenen (ab dem 25. Lebensjahr) 1 zu 127.
     •   In der Leistungssachbearbeitung 1 zu 101.

 3.2 Gesamtbudget

 Die finanziellen Rahmenbedingungen werden vom Bund gesetzt. Dem
 Kommunalen Jobcenter Solingen standen inklusive des gesetzlich formu-
 lierten kommunalen Finanzierungsanteiles für Verwaltungskosten als zuge-
 lassenem kommunalen Träger für die Betreuung und Eingliederung der er-
 werbsfähigen Leistungsberechtigten im Gesamtbudget (Personal- und
 Sachkosten sowie Leistungen zur Eingliederung in Arbeit) im Jahr 2020
 26,20 Mio. Euro zur Verfügung.                                                           Im Jahr 2020 stan-
                                                                                          den dem KJC ins-
 Zur Finanzierung der Leistungen zur Eingliederung der Leistungsberechtig-                gesamt 12,6 Mio.
                                                                                          Euro für die Ein-
 ten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende wurden im Jahr 2020 insge-
                                                                                          gliederung er-
 samt 12,6 Mio. Euro bereitgestellt und damit 0,2 Mio. Euro mehr als im                   werbsfähiger Leis-
 Jahr zuvor.                                                                              tungsberechtigter
                                                                                          zur Verfügung.
 Die Entscheidung über die Mittelverwendung wurde konsequent an dem
 Ziel ausgerichtet, den Leistungsbezug der Arbeitsuchenden durch Integra-
 tion in das Erwerbsleben zu beenden oder zu verringern. Dazu gehört in
 entscheidendem Maße auch der Anteil an den Eingliederungsmitteln, der
 dafür eingesetzt wird, die Menschen wieder näher an den Arbeitsmarkt
 heranzuführen.

 Der Flankierung durch zusätzliche kommunale Angebote nach § 16a SGB II
 kommt dabei besondere Bedeutung zu. Dazu gehören die Bereitstellung
 von Möglichkeiten zur Kinderbetreuung, die Schuldnerberatung, die psy-
 chosoziale Betreuung sowie die Suchtberatung.

10Die Berechnung des Schlüssels richtet sich zu Zwecken der Vergleichbarkeit an den Berechnungsgrundlagen der
Bundesagentur für Arbeit aus.
                                                      15
Eingliederungsbericht 2020

Abbildung/Tabelle 9:
Planung des Mitteleinsatzes für das Jahr 2020 im Vergleich zu den Vorjahren

                                  Mitteleinsatz für Eingliederungsleistungen
                                                  2017-2020
                                      295.680 €
Unbefristete Förderungen § 16e        278.131 €
              a. F.                   276.425 €
                                       365.434 €

             Übergeordnete                                             2.212.221 €
         Leistungen(Zusätzliche                                                  2.802.442 €
                                                                                  2.821.988 €
               Angebote                                                    2.432.788 €

                                      251.360 €
               Selbstvornahme      48.091 €
                                  -€
                                  -€

                                            591.957 €
                 Qualifizierung           480.000 €
                                         433.202 €
                                          491.401 €

                                            602.952 €
  Kunden mit Einschränkungen               538.644 €
                                         425.652 €
                                         456.858 €

                                                                                                          4.559.257 €
     Kunden im Langzeitbezug                                                                3.412.764 €
                                                                    1.982.187 €
                                                                 1.807.829 €

                                                                        2.248.407 €
              Jugendliche U 25                                          2.230.258 €
                                                                    1.995.705 €
                                                                 1.811.753 €

                                     170.175 €
 Geflüchtete und Zugewanderte         253.802 €
                                       320.331 €
                                           564.248 €

                                         499.550 €
                        Frauen         368.750 €
                                       350.337 €
                                       345.281 €

                                    170.276 €
                         Ältere     148.500 €
                                    154.925 €
                                    174.483 €
                                                2020    2019    2018    2017

                                                           16
Eingliederungsbericht 2020

3.3 Gesetzlich übertragene Aufgaben

Die Grundsicherung für Arbeitsuchende soll es Leistungsberechtigten er-
möglichen, ein Leben zu führen, das der Würde des Menschen entspricht.
Zu den zentralen Anliegen des SGB II zählt die Sicherung des soziokulturel-
len Existenzminimums, die Herstellung bzw. Verbesserung der Beschäfti-
gungsfähigkeit sowie die Aufnahme und Beibehaltung einer Erwerbstätig-
keit, um eine Unabhängigkeit von Transferleistungen zu erreichen und so-
ziale Teilhabe zu ermöglichen.
Das „Gesetz zur Neuorganisation der Grundsicherung für Arbeitsuchende“
schaffte die Voraussetzungen für eine Steuerung über Zielvereinbarungen
in allen Jobcentern. Sowohl gemeinsame Einrichtungen als auch zugelas-
sene kommunale Träger werden nach einheitlichen Grundsätzen gesteuert.
Auf Bundes- und Landesebene werden Vereinbarungen über die konkrete
Ausgestaltung eines einheitlichen Zielsteuerungssystems getroffen, das die
Strategien in der Integrationsarbeit nicht zuletzt auch im Kommunalen Job-
center Solingen mitbestimmt.
Die Zielvereinbarung ist darauf ausgerichtet

   •   möglichst viele Arbeitsuchende in dauerhafte und existenzsichernde
       Erwerbstätigkeit einzugliedern,
   •   Langzeitleistungsbezug und Langzeitarbeitslosigkeit zu vermeiden
       und zu verringern,
   •   insgesamt die Hilfebedürftigkeit zu reduzieren,
   •   gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, wenn die unmittelbare
       Aufnahme einer Erwerbsarbeit nicht realistisch ist, sowie
   •   die Handlungsmöglichkeiten der Leistungsberechtigten zur Über-
       windung der Hilfebedürftigkeit zu erweitern.
Die Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsplatz sollte als
Querschnittsaufgabe gem. § 1 Abs. 2 Satz 3 SGB II durchgängig berück-
sichtigt werden.

Die Zielsteuerung im SGB II soll so angelegt sein, dass sie den Jobcentern
lokale Handlungsspielräume bei der Betreuung der Leistungsberechtigten
ermöglicht bzw. diese erweitert. Die Gleichstellung von Frauen und Män-
nern in der Grundsicherung für Arbeitsuchende ist als durchgängiges Prin-
zip zu berücksichtigen.
Das Zielsteuerungssystem dient auch dazu, die Leistungsfähigkeit der Job-
center durch einen Kennzahlenvergleich zu verbessern. Dabei ist die Selbst-
steuerungsfähigkeit der Akteure weiter zu stärken; sie sollen sich ambitio-
nierte und zugleich realistische Ziele setzen.
Zusätzlich können das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die
Bundesländer gemäß § 48b SGB II im Kooperationsausschuss jährlich die

                                               17
Eingliederungsbericht 2020

Schwerpunkte der Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik in der Grundsiche-
rung für Arbeitsuchende auf Landesebene vereinbaren (§ 18b SGB II). Die
festgelegten Schwerpunkte gelten für alle Jobcenter in einem Bundesland.
Darüber hinaus tragen die zugelassenen kommunalen Träger bei der Um-
setzung des SGB II den „Gemeinsamen Schwerpunkten von MAGS NRW
und Regionaldirektion NRW der BA für das Jahr 2020“ Rechnung und
schöpfen die Möglichkeiten des Eingliederungstitels (EGT) und Verwal-
tungstitels (VWT) zugunsten der arbeitssuchenden Menschen in Solingen
besser aus als im Vorjahr.
Das „Lokale Planungsdokument 2020 der Stadt Solingen“ ist Bestandteil
der Zielvereinbarung.

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-
Westfalen und das Jobcenter des Kreises Solingen vereinbarten sich für
2020 zu folgenden Zielen nach § 48b Abs. 3 SGB II:

Ziel 1: Verringerung der Hilfebedürftigkeit
Ziel ist es, dass erwerbsfähige Leistungsberechtigte den Lebensunterhalt
der Bedarfsgemeinschaft unabhängig von der Grundsicherung für Arbeit-
suchende nach dem SGB II aus eigenen Mitteln und Kräften bestreiten und
damit die Hilfebedürftigkeit insgesamt verringert wird.

Für die Nachhaltung der Erreichung des Ziels wird die Entwicklung der
Summe der Leistungen zum Lebensunterhalt, der Leistungen für Unter-
kunft und Heizung sowie die Entwicklung der Fallzahlen im Vergleich zum
Vorjahr auf der Grundlage eines Monitorings beobachtet.
Die Entwicklung der Zahl der Leistungsbeziehenden und der Ausgaben für
passive Leistungen werden insbesondere beeinflusst durch

   •   die Nachhaltigkeit der Integrationen,
   •   den Anteil bedarfsdeckender Integrationen,
   •   die Entwicklung der Integrationsquote von Langzeitleistungsbezie-
       hern und
   •   die Entwicklung der Zahl der Langzeitleistungsbezieher, die bereits
       vier Jahre und länger SGB II-Leistungen beziehen.

Daher erfolgt ein um diese vier Analysefelder erweitertes Monitoring.

Ziel 2: Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit

Ziel ist es, Hilfebedürftigkeit durch die Erhöhung der Zahl der Integrationen
zu vermeiden oder zu überwinden. Zielindikator ist die Veränderung der
absoluten Zahl der Integrationen sowie der Integrationsquote.

                                               18
Eingliederungsbericht 2020

Das Ziel sollte im Jahr 2020 als erreicht gelten, wenn die absolute Zahl der
Integrationen um nicht mehr als 5,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab-
sinkt.
                                                                                Im Jahr 2020 sollte
                                                                                die Integrations-
Das Ziel zur Integrationsquote (K 2) wäre erreicht, wenn die Integrations-      quote um weniger
quote 2020 gegenüber dem Vorjahr um weniger als 5,5 Prozent sinkt (K2           als 5,5 Prozent ge-
= - 5,5%). Zugleich wurde vereinbart, dass die Qualität der Integrationen       genüber dem Vor-
im Jobcenter Solingen so hoch bleibt, d.h. der Anteil bedarfsdeckender In-      jahr sinken.
tegrationen bei 50 Prozent gehalten wird.
Besonderes Gewicht wurde im Jahr 2020 auf die gleichberechtigte Förde-
rung und Arbeitsmarktintegration von Frauen und Männern gelegt.
Das Ziel galt als erreicht, wenn die Integrationsquote der Frauen in Partner-
BG ohne Kinder um 3,2 Prozent gesteigert wurde.

Ziel 3: Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug

Mit diesem Ziel soll ein besonderes Augenmerk auf diejenigen Leistungsbe-
rechtigten gelegt werden, die bereits länger im Leistungsbezug sind bzw.
ein entsprechendes Risiko aufweisen. Dem ganzheitlichen Ansatz, der Um-
setzung des Teilhabechancengesetzes, der Sicherung der sozialen Teilhabe
für Menschen, die keine Chance auf eine Beschäftigung haben, sowie der
Förderung von Arbeitsuchenden mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen
bzw. Behinderungen kommt hierbei eine hohe Bedeutung zu.

Die Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug drückt sich in der Verän-
derung des Bestands an Langzeitleistungsbeziehenden aus. Betrachtet wer-
den diejenigen Leistungsberechtigten, die innerhalb der letzten 24 Monate
bereits 21 Monate im Leistungsbezug standen.

Ziel ist die Vermeidung bzw. Verringerung von Langzeitleistungsbezug so-
wie die Verbesserung der sozialen Teilhabe. Zielindikatoren sind die Verän-
derung des jahresdurchschnittlichen Bestandes an Langzeitleistungsbezie-
hern (K3) sowie die Veränderung der absoluten Zahl der Integrationen von        Der durchschnittli-
Langzeitleistungsbeziehern.                                                     che Bestand an
                                                                                Langzeitleistungs-
• Veränderung des jahresdurchschnittlichen Bestandes an Langzeitleis-           beziehenden
tungsbeziehern (K3).                                                            sollte nicht um
Das Ziel sollte in 2020 als erreicht gelten, wenn der durchschnittliche Be-     mehr als 0,9 Pro-
stand an Langzeitleistungsbeziehern um nicht mehr als 0,9 Prozent über          zent über dem
                                                                                Vorjahresergebnis
dem Vorjahresergebnis liegt (K3 = 0,9 %).                                       liegen
• Veränderung der absoluten Zahl an Integrationen von Langzeitleistungs-        Die Zahl der Integ-
beziehern.                                                                      rationen der Lang-
Die absolute Zahl der Integrationen von Langzeitleistungsbeziehern sollte in    zeitleitungsbezie-
2020 um 0,9 Prozent über der von 2019 liegen.                                   henden sollte sich
                                                                                um 0,9 Prozent
                                                                                verbessern.

                                               19
Eingliederungsbericht 2020

Weitere Fokusthemen des Jobcenters Solingen

Die Zielvereinbarung für 2020 erfolgte auch vor dem Hintergrund der für
2020 anstehenden Themen im Jobcenter, die auch in das Lokale Planungs-
dokument 2020 der Stadt Solingen einflossen:

   •   Verbesserung und (Wieder)Herstellung der Erwerbsfähigkeit - Ange-
       messen und wirkungsvoll mit Langzeitleistungsbeziehenden arbeiten
   •   Keiner darf verlorengehen - Junge Menschen im SGB II lebenswelt-
       bezogen beraten und integrieren
   •   Innovative Angebote für Menschen mit Familiensorge - Frauen und
       Männer im Leistungsbezug chancengleich fördern
   •   Gesund bleiben und gesund werden - Ansätze der Gesundheitsför-
       derung weiterentwickeln
   •   Die neue Arbeit in der Perspektivwerkstatt - Aktivierungs- und Ver-
       mittlungsansätze zukunftsfähig gestalten
   •   Internes Potential umsetzen - Digitalisierung vorantreiben

                                             20
Eingliederungsbericht 2020

4 Eingliederungsstrategien des Kommunalen Jobcenters Solin-
gen
4.1 Strategisches Arbeiten im Kommunalen Jobcenter

4.1.1 Beratungsangebot

a) Innovative Beratungsangebote
Für Jugendliche unter 25 Jahren wurde im Rahmen der
                                                                             Neue Beratungs-
Jugendberufsagentur ein Pilotprojekt zur gemeinsamen Beratung der            angebote im Rah-
Jugendlichen an den Schulen durch die Berufsberaterinnen und                 men der Jugend-
Berufsberater der Agentur für Arbeit und die Arbeitsberaterinnen und         berufsagentur
Arbeitsberater des kommunalen Jobcenters aufgesetzt (vgl. 4.2.2).
                                                                             Erste Ideen zur So-
Erste Ideen für eine Sozialraumorientierung im Jobcenter wurden
                                                                             zialraumorientie-
entwickelt, die pandemiebedingt nun erst in 2021 umgesetzt werden            rung
können.

Das Projekt „Mensch, mach was draus“ erprobte zum Jahresende eine
engmaschige Betreuung in Kombination mit einem pragmatischen                 Das Projekt
                                                                             „Mensch, mach
Gutscheinsystem zur Förderung ausgewählter Zielgruppen in der                was draus“ wurde
Arbeitsberatung. Für einen bestimmten Zeitraum wurden eine gezielte          durch die Pande-
Beratung und ein besonderer Angebotskatalog zur Verfügung gestellt, um       mie ausgebremst.
die Einstellungschancen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu erhöhen.
Vor allem aber auch kürzere Entscheidungswege und die Begleitung durch
eine „Spezialeinheit“ sollten schnelle Kontakte auf dem Weg in
Beschäftigung ermöglichen. Diese Aktion wurde durch die Pandemie leider
ausgebremst.

Das Kommunale Jobcenter Solingen verfolgt weiter das Ziel, aufbauend auf
solchen innovativen Lösungen, die Integrationsarbeit des kommunalen
Jobcenters nach und nach zu einem modernen Dienstleistungsangebot zu
wandeln.

Auf Altbewährtes wird allerdings auch in Zukunft noch zurückgegriffen
werden.

b) Bewährte Beratungsansätze des kommunalen Jobcenters Solingen
Persönliche Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in der
Arbeitsvermittlung, Arbeitsberatung und im Fallmanagement:                   Feste Ansprech-
Erwerbsfähige Leistungsberechtigte erhalten durch persönliche                personen entspre-
Ansprechpersonen eine intensive Beratung und Betreuung bei der               chend des Unter-
                                                                             stützungsbedarfes
Integration in Ausbildung oder Beschäftigung einschließlich der
Vermittlung von weiteren Beratungsangeboten zur Wohnungssuche, der
Schuldner- und der Suchtberatung. Das die Vermittlung unterstützende
Angebot wird kontinuierlich ausgebaut.
Gemeinsam mit den Leistungsbeziehenden – bei Bedarf unter Einschaltung
der Fallmanagerinnen und Fallmanager bzw. Übergabe an diese – werden

                                             21
Eingliederungsbericht 2020

 individuelle Integrationsstrategien entwickelt. Der Integrationsprozess wird
 systematisiert, transparent gemacht und intensiv und zielorientiert
 begleitet. Die vereinbarten Integrationsschritte werden in der
 Eingliederungsvereinbarung festgehalten.
 Erfolgreiche Integrationsarbeit setzt möglichst detaillierte Kenntnisse über
 die Person, ihre Stärken, Schwächen, beruflichen Interessen und den
 sozialen Kontext voraus und berücksichtigt ihr individuelles Profil. Im
 Vordergrund steht neben dem Abbau von Vermittlungshemmnissen und
 der Überwindung des Leistungsbezugs – insbesondere bei Jüngeren unter
 25 Jahren - auch ein Qualifizierungsaspekt, z. B. durch den Erwerb von
 Teilqualifizierungen.

 Erstprofiling: Ziel des Erstprofilings sind die Vermeidung bzw. Prävention
 von Leistungsbezug. Die Zeit bis zur Entscheidung über den Antrag auf
 Leistungen der Grundsicherung wird auf diese Weise sinnvoll genutzt.
 Personen, die zum ersten Mal einen Antrag auf Arbeitslosengeld 2 im
 Jobcenter stellen, erhalten direkt einen Termin zum Erstprofiling. Hiermit
 wird der besonderen Bedeutung eines unverzüglichen Beginns der
 Eingliederungsarbeit zur Überwindung von Hilfebedürftigkeit Rechnung
                                                                                Sofortangebot
 getragen. Jeder Person wird bei erstmaliger Antragsstellung unverzüglich
                                                                                nach Antragstel-
 ein Angebot nach dem Ersten Abschnitt des Dritten Kapitels SGB II              lung
 gemacht. Bei Personen ohne Berufsabschluss ist vorrangig in eine
 Ausbildung zu vermitteln. Insoweit wird der Grundsatz des Förderns noch
 einmal besonders unterstrichen und unterstützt Ziel einer nachhaltigen
 Integration.

 Vermittlung von Menschen mit Behinderungen: Menschen mit
 Behinderungen bzw. mit Rehabilitationsbedarfen werden von den                  Spezialteam für
 Arbeitsberaterinnen und Arbeitsberatern des Sonderteams für                    die Beratung von
 Rehabilitanden und Rehabilitandinnen sowie schwerbehinderte Menschen           Menschen mit Be-
                                                                                hinderung und/o-
 betreut. Sie arbeiten eng mit den Integrationsfachdiensten und dem Reha-
                                                                                der Rehabilitati-
 Team der Agentur für Arbeit zusammen und können unter                          onsbedarf
 Berücksichtigung der Besonderheiten von Behinderungen besondere
 Förderungsangebote unterbreiten.

 Ausbildungsvermittlung: Berufliche Beratung und Berufsorientierung
 sind nach den §§ 29 und 33 SGB III Pflichtaufgaben der Agenturen für           Team Jugend mit
 Arbeit. Die Berufsberatung in den Agenturen für Arbeit übernimmt diese         spezialisierter
 Aufgabe auch für Jugendliche, die dem Rechtskreis SGB II angehören.            Ausbildungsstel-
 Insbesondere junge Menschen, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet       lenvermittlung für
 haben, sind „unverzüglich nach Antragstellung in eine Arbeit, eine             junge Menschen,
                                                                                die das 25. Le-
 Ausbildung oder in eine Arbeitsgelegenheit zu vermitteln“. Seit
                                                                                bensjahr noch
 Inkrafttreten des Gesetzes zur Fortentwicklung der Grundsicherung für          nicht vollendet ha-
 Arbeitsuchende11 ist die Ausbildungsvermittlung zur Pflichtleistung für die    ben
 Träger der Grundsicherung geworden. Die Agenturen für Arbeit dürfen
 diese Dienstleistung nur noch für Jugendliche aus dem Rechtskreis SGB II

11
     In Kraft 01.01.2006
                                                22
Eingliederungsbericht 2020

erbringen, wenn ihnen die Ausbildungsvermittlung vom jeweiligen Träger
der Grundsicherung für Arbeitsuchende übertragen wurde.
Das Kommunale Jobcenter Solingen betreut und vermittelt Bewerberinnen
und Bewerber um eine betriebliche Ausbildungsstelle in eigener
Zuständigkeit und Verantwortung. Es erledigt diese Aufgabe in enger
Kooperation mit der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Solingen und
anderen Netzwerkpartnern. Es ist operativer Partner im
Ausbildungskonsens Nordrhein-Westfalen und bei der Umsetzung des
Nationalen Paktes für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in
Deutschland.

Betreuung für Selbstständige: Im Kommunalen Jobcenter werden alle
Bedarfsgemeinschaften, in denen mindestens eine erwerbsfähige Person
aktiv einer selbstständigen Erwerbstätigkeit nachgeht, zentral betreut. Die
                                                                              Spezialisierte Be-
zentrale Betreuung soll einerseits zu kürzeren Bearbeitungszeiten führen      ratung selbststän-
und andererseits eine spezialisierte Beratung selbstständiger Personen        diger Personen im
ermöglichen.                                                                  Team Selbststän-
Die Betreuung im Team Selbstständige bezieht sich auf alle                    dige
leistungsrechtlichen Problemstellungen und die Unterstützung und
Beratung im Zusammenhang mit Fragen zur Ausübung der selbstständigen
Tätigkeit und zur Integration. Einzige Ausnahme: Erwerbsfähige
Leistungsberechtigte, die ihre Selbstständigkeit „nur“ nebenberuflich
ausüben. Ihnen sollen ebenfalls alle Integrationsleistungen der
Grundsicherung für Arbeitsuchende zur Verfügung stehen, um dabei
unterstützt zu werden, eine hauptberufliche oder geringfügige
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu
finden. Sie werden deshalb von den Integrationsfachkräften in der
allgemeinen Arbeitsberatung betreut.

Das ArbeitgeberTeam: Das ArbeitgeberTeam des kommunalen                       Serviceorientierte
                                                                              Arbeitgeberbe-
Jobcenters Solingen unterstützt Arbeitgeber, das richtige Personal für ihr
                                                                              treuung zur nach-
Unternehmen zu finden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter akquirieren       haltigen Integra-
und besetzen offene Stellen und treffen für Arbeitgeber auf Wunsch eine       tion marktnaher
Vorauswahl. Marktnahe Kundinnen und Kunden werden direkt in diesem            Kundinnen und
Team beraten und betreut mit dem Ziel der schnellen und nachhaltigen          Kunden in den
Integration auf den ersten Arbeitsmarkt.                                      ersten Arbeits-
                                                                              markt

4.1.2 Maßnahmenübersicht des Kommunalen Jobcenters
Auch im Jahr 2020 war die Grundlage der qualifizierten Integrationsarbeit
neben der individuellen Betreuung die am Bewerber bzw. an der
Bewerberin ausgerichtete Auswahl von Förderleistungen. Unterstützt            Vielfältige Aus-
wurden diese Prozesse durch die Bereitstellung eines entsprechenden           wahl von Förder-
Maßnahmenportfolios (siehe Anlage zum Eingliederungsbericht 2020 -            leistungen
Produktpalette des Kommunalen Jobcenters Solingen).

                                              23
Eingliederungsbericht 2020

4.1.3 Qualitätssicherung
Das Kommunale Jobcenter hat sich zum Ziel gesetzt, Eingliederungsmaß-
nahmen und Integrationsangebote kontinuierlich in hoher Qualität bereit-
zustellen. Ein obligatorisches Maßnahmencontrolling liefert Erkenntnisse,
welche Rahmenbedingungen sich förderlich bzw. hemmend auf Qualität
und Effizienz auswirken. Gleichzeitig sollen Informationen zur Optimierung
der Maßnahmenbeschaffung und Maßnahmenumsetzung abgeleitet wer-
den.

a) Maßnahmencontrolling
Überprüfung und Weiterentwicklung des Maßnahmenangebotes:                      Regelmäßige
Alle Maßnahmen werden laufend und anlassbezogen vom Maßnahmen-                 Überprüfung der
                                                                               Maßnahmen hin-
management einer Überprüfung hinsichtlich ihrer Umsetzung und Wirk-
                                                                               sichtlich ihrer Um-
samkeit unterzogen, um die Qualität der Angebote zu steigern. Sofern die       setzung und Wirk-
gewünschten Erfolge nicht erkennbar sind, ist eine Anpassung erforderlich.     samkeit
Zusätzlich erfolgt im Anschluss an jede Maßnahme eine Überprüfung des
Eingliederungserfolges. Dazu werden die Träger der Maßnahmen aufgefor-
dert, im Rahmen des Berichtswesens Informationen zur Durchführung der
Maßnahme (u. a. auch zum Verbleib der Teilnehmenden im Anschluss an
die Maßnahme) zu geben. Die Auswertungen fließen in die Weiterentwick-
lung des Maßnahmenangebotes ein. Ziel ist eine Steigerung der Eingliede-
rungsquote aus den Maßnahmenteilnahmen.

Fachaufsicht Maßnahmenmanagement
Ab der zweiten Jahreshälfte wird die Umsetzung des Integrationsprogram-        Regelmäßige Aus-
mes in die monatliche Fachaufsicht einbezogen. Im Rahmen der Fachauf-          wertungen zur
sicht soll das Integrationsprogramm als Jahresarbeits- und Steuerungsplan      Unterstützung der
ein Leitfaden für die Integrationsfachkräfte in ihrer täglichen Arbeit sein    Steuerung
und den Erfolg der Integrationsarbeit maßgeblich mitbestimmen.
Zur unterjährigen Nachhaltung bzw. Nachsteuerung erfolgen regelmäßige
Analysen – insbesondere der Besetzung der Maßnahmen und der Mittelbe-
wirtschaftung. Für eine erfolgreiche Steuerung werden mit dem Maßnah-
menmanagement folgende Themen ausgewertet:
    • Maßnahmenbesetzung: Ein wöchentlicher Abgleich zwischen ge-
        planten und verfügbaren Förderangeboten und der tatsächlichen
        Besetzung gibt Aufschluss darüber, inwiefern ein Nachbesetzungs-
        bedarf besteht bzw. ob es erforderlich ist, die Anzahl der Maßnah-
        menplätze zu erhöhen. Ende 2021 wird dies mit Einführung der
        neuen Fachanwendung noch ausführlicher möglich sein.
    • Eintritte: Durch einen regelmäßigen Abgleich zwischen den unter-
        jährig geplanten Eintritten und den tatsächlich erfolgten Eintritten
        nach Förderangeboten wird der Bedarf an Ersatzmaßnahmen bzw.
        der Aufstockung vorhandener Maßnahmen ermittelt.
    • Mittelbewirtschaftung: Der Vergleich des aktuellen Bindungsstandes
        mit der unterjährigen Finanzplanung und die Betrachtung des unter-
        jährigen Bindungsverlaufes führen zu einer Ermittlung des Volumens
        nicht mehr erforderlicher Bindungen (Freirechnung) und einer ent-
        sprechenden Neuplanung.

                                              24
Eingliederungsbericht 2020

   •   Ausgaben: Zur Verfolgung des Ausgabenverlaufes ist ein regelmäßi-
       ger Vergleich der aktuellen Ausgaben mit den Sollwerten erforder-
       lich.

Fachaufsicht: Die Fachaufsicht erfolgt in bewährter Weise auf der Grund-
lage der vom Maßnahmenmanagement erstellten Auswertung Soll/Ist zu
den Eintritten bzw. Besetzungsständen in Maßnahmen. Die Besprechung
der Ergebnisse erfolgt wöchentlich im Rahmen der Dienstbesprechung der
Sachgebietsleiterinnen und Sachgebietsleitern Markt und Integration.

b) Maßnahmenbetreuung
„Qualifizierte Maßnahmenbetreuung“ bedeutet für das Kommunale Job-         Enge Kooperation
center Solingen die fachkompetente und ganzheitliche Begleitung von Bil- zur Qualitätssiche-
                                                                           rung
dungsmaßnahmen durch das Maßnahmenmanagement. Die Mitarbeiterin-
nen des Maßnahmenmanagements fungieren als Verbindung zwischen Bil-
dungsträgern, Teilnehmenden und der Abteilung Markt und Integration.
Sie kümmern sich zeitnah um Anliegen der Maßnahmeteilnehmenden und
des Bildungsträgers, die im Zusammenhang mit der Bildungsmaßnahme
stehen. Ziel ist es, die Maßnahme für alle Beteiligten, also Teilnehmende,
Bildungsträger und Integrationsfachkräfte möglichst effektiv und effizient
zu gestalten und den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden.

Der Erfolg jeder Maßnahme wird durch eine Umsetzung in drei Phasen, der
Vorbereitungs-, Abwicklungs- und Abschlussphase, sichergestellt.

   •   Nach Zuschlag im Vergabeverfahren setzt die Vorbereitungsphase
       ein. Die Mitarbeiterinnen des Maßnahmenmanagements stellen die
       Maßnahme und deren Inhalte den Integrationsfachkräften vor, be-
       antworten Fragen und erläutern das Zuweisungsverfahren. Alle
       Maßnahmeunterlagen werden an einer Stelle abgelegt, so dass je-
       der Integrationsfachkraft die gesamten Informationen zur Verfü-
       gung stehen, um geeignete Teilnehmende zu akquirieren.

   •   Die Abwicklungsphase (Maßnahmenteilnahme) wird im Idealfall ge-
       meinsam mit dem Bildungsträger in einer Gruppeninformation er-
       öffnet. Pandemiebedingt konnten diese in 2020 jedoch nicht umge-
       setzt werden. Regelmäßige Besprechungstermine und die Maßnah-
       menprüfungen, z. B. nach Inhalten und Ausstattung, erfolgen durch
       das Maßnahmenmanagement (derzeit per Zoom) und tragen zur
       Qualitätssicherung bei. Bei gravierenden Problemen wird ein Ge-
       spräch zwischen Bildungsträger, bei Bedarf Teilnehmenden sowie
       Mitarbeiterinnen des Maßnahmenmanagements geführt. In wö-
       chentlichen Abständen wird ein Maßnahmecontrolling durchge-
       führt, welches Aufschluss über besetzte Plätze gibt und eine zeit-
       nahe Nachsteuerung möglich macht.

   •   Die Abschlussphase beinhaltet das Maßnahmencontrolling ein-
       schließlich des Absolventenmanagements. Hier werden durch den
       Träger am Ende einer jeden Maßnahmeteilnahme individuelle und
                                             25
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