Schulnot zeni - Freie Lehrer
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1+2/2020 schulnot i zen Po s i t i o n e n z u S c h u l e , B i l d u n g u n d G e s e l l s c h a f t S LV: A m G u fe l 1 , 6 7 0 6 B ü rs ; D r u c ke re i We n i n , D o r n b i r n ; Ve r l a g s p o sta m t H o h e n e m s , P. b . b . G Z 0 2 Z 0 3 3 9 2 3 M Jetzt heißt‘s Gürtel enger schnallen! Unterrichten in der Coronakrise Homeoffice und Distance Learning Verordnetes Chaos Wer finanziert die Folgen der Krise?
Inhalt Liebe Kollegin, lieber Kollege, in dieser Ausgabe haben wir zwei Schwerpunkte: Co- 3 Garys Nadelstiche rona & Schule sowie das Sparpaket der Landesregie- rung für die Vorarlberger Pflichtschulen. 4 Willis Rundschau 6 Kommentare von Eva Hammerer und Manuela Auer Kurz vor Redaktionsschluss trudelte dann noch die Information herein, dass die ÖVP und die Grünen 7 Kommentare von Thomas Bulant und Hannes Nöbl im Vorarlberger Landtag einen Antrag an die Bun- desregierung stellen wollen, in dem sie diese auffor- 8 Digitalisierung braucht das Land dern, die VS-Ausbildung zu kürzen, um damit dem 9 Rechtslage: Sie fragen - wir antworten Lehrer*innenmangel entgegenzutreten. Weshalb die Vorarlberger Landesregierung einer Kürzung der VS- 10 Schulservice: letzte Ferienwoche, Lehrer*innen im PD Ausbildung das Wort redet, kann nur vermutet wer- den. Wir denken, dass die schwarz/türkise Personal- 11 Schulservice: Lohnsteuer vertretung und christliche Lehrer*innengewerkschaft 12 Querbeet (FCG) als Einflüsterer tätig waren, die auch österreich- weit diese Forderung forcieren. 15 Distance learning Wir von den Freien Lehrer*innen sehen dies sehr 16 Schulalltag in der Covid-19-Zeit kritisch, denn einseitig bei der VS-Lehrer*innen- ausbildung zu kürzen, bedeutet in unserem Gehalts- 17 Grundforderungen der Direktoreninitiative schema auch eine Kürzung des Gehaltes. Die Stoß- 18 Analyse der Corona-Krise richtung müsste völlig in die andere Richtung gehen, nämlich eine Attraktivitätssteigerung durch ein hö- 19 Kommentar von Alexandra Loser heres Gehalt für die Volksschullehrer*innen. Alleine die Einführung der Fächerzuwendung (wie bei den Mittelschullehrer*innen) würde eine monatliche Gehaltserhöhung von rund 300 Euro bedeuten (sie- Impressum he dazu auch den Bericht in „Querbeet“). Wie beim Sparpaket wird auch mit dieser Idee ein falscher Weg Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: beschritten, der schlussendlich zu weniger Qualität Sozialistischer Lehrer*innen Verein Vorarl- führt. Die Landesregierung, die in diesem Bereich berg, Vorsitzende: Evelyn Bitschnau-Steurer, durch jahrelanges Nichtstun geglänzt hat, soll endlich Am Gufel 1, 6706 Bürs dafür sorgen, dass der Lehrer*innenberuf in Vorarl- berg attraktiver wird. Verantwortliche Redakteure: Gerhard Unterkofler, Willi Witzemann Manchmal gibt es Momente, in denen wir Personalvertreter*innen auf den Stockzähnen Mitarbeiter*innen dieser Ausgabe: schmunzeln. Etwa, wenn wir Beschwerdebriefe, die Manuela Auer, Thomas Bulant, Dominik Dal- an die Schullandesrätin gerichtet sind, als CC-Mails follo, Bernd Dragosits, Alexander Frick, erhalten. Dann wissen wir ganz genau, dass emsiges Eva Hammerer, Ursula Holzer, Severin Treiben im Landhaus angesagt ist. Dass die Personal- Holzknecht, Alexandra Loser, Catherine vertretung auf diesem Wege ebenfalls über diverse Muther, Hannes Nöbl Vorhaben Kenntnis erlangt hat, wird nicht gern gese- hen, denn das erhöht natürlich den Druck, eine Lö- Layout: Franz Bickel sung zu finden. Die „lästigen“ Gewerkschafter*innen Druck und Herstellung: und Personalvertreter*innen sind ja bekannt dafür, Druckerei Wenin, Dornbirn notfalls an die Öffentlichkeit zu gehen … Die schulnotizen sind ein Diskussionsorgan. Mit kollegialen Grüßen Namentlich gekennzeichnete Beiträge Gerhard Unterkofler müssen nicht vollinhaltlich der Blattlinie Willi Witzemann bzw. der Meinung der Freien Lehrer*innen entsprechen. E-Mail: schulnotizen@hotmail.com Homepage: www.freielehrer.at Facebook: Freie LehrerInnen 2 schulnotizen 1+2/2020
Glosse Garys Nadelstiche Gerhard Unterkofler, Vors. Vbg. PflichtschullehrerInnengewerkschaft (unterkofler.gerhard@aon.at) Informationspolitik den Pädagog*innen unter dem Deck- Maturant*innen wohl eher ab, die- mantel „Verringerung des Lehrer*- sen gesellschaftlich wichtigen Beruf Natürlich kann man die Informations- innenmangels“ zu verkaufen, ist zu ergreifen. politik des Bildungsministeriums im höchsten Maße unredlich und kritisieren. Seltsam, dass viele In- plumpe Trickserei. Natürlich bedeu- Neu! Die Kürzungen sollen auf An- formationen am Freitagnachmittag tet eine Einsparung beim Stun- trag wieder an die Schulen zurück- oder Samstagmorgen in den Schulen denkontingent einen geringeren fließen. Das klingt nach zusätzlicher eintrudeln und teilweise innerhalb Lehrer*innenmangel. Doch darum Arbeit! weniger Tage erledigt werden soll- geht es ja gar nicht, denn in Wirk- ten. Viele Neuerungen erfahren wir lichkeit soll im Ländle bei der Bildung außerdem erst aus Pressekonferen- Bildungsdirektion nicht gespart werden. Dies bedeutet aber ohne Schuld zen, wobei sogar die Presseaussen- auch – und das verschweigt die Poli- dungen nicht immer den Äußerun- tik – eine Qualitätsminderung. Die Bildungsdirektion kann man da gen des Ministers entsprechen und nicht ganz von der Kritik ausneh- die einige Tage später verschickte Wer den Mangel an Pädagog*innen men. Sie hat zwar den Auftrag zum Verordnung wiederum anders aus- an den Pflichtschulen wirklich be- Sparen von der Politik erhalten, schaut, als es der Öffentlichkeit zu- seitigen will, sollte endlich an den aber es waren die Beamt*innen, die vor kommuniziert wurde. Rädern des Gehalts, des Supportper- der unbedarften Schullandesrätin sonals, des Ausbildungsangebots an Schöbi-Fink das Sparpaket vorge- „Weder im Bund noch im der PH, der überbordenden Admi- schlagen haben. Und sie übernahm Land gibt es dabei ein Inte- nistration und der öffentlichen Wert- es kritiklos und erntete die öffent- schätzung drehen. liche Empörung. Ähnlich erging es resse, die Sozialpartner in auch ihrer Vorgängerin Bernadette wirkliche Verhandlungen Bis vor kurzem war Vorarlberg ein Mennel, als ihr die Mitarbeiter der miteinzubeziehen.“ Land, in dem man versuchte, durch zusätzliches Geld die Versäumnisse der Bundespolitik wettzumachen. „Es waren die Beamt*innen, Weder im Bund noch im Land gibt es Das war unter Siegi Stemer so und die der unbedarften Schul- dabei ein Interesse, die Sozialpart- auch unter Bernadette Mennel. Und landesrätin Schöbi-Fink das ner in wirkliche Verhandlungen mit- bis zu den Wahlen warben auch einzubeziehen. So auch geschehen Sparpaket vorgeschlagen Schullandesrätin Schöbi-Fink und die bei der Erarbeitung der Sparmaß- ÖVP mit dem Volksschulpaket und haben.“ nahmen an Vorarlbergs Schulen. den zusätzlichen Vorarlberger Res- Unter größter Geheimhaltung gab es sourcen landauf, landab um Stim- damaligen Schulabteilung erklärten, wenige Scheingespräche, bei der die men. Jetzt nach den Wahlen will die dass Vorarlberg eigentlich keinen Kritik der Direktor*innen und Per- Landesregierung nichts mehr davon Lehrer*innenmangel habe, wenn sonalvertretung an den Kürzungen wissen und griff zum Sparstift (minus man mit den Stunden vom Bund zur Kenntnis genommen wurde. Als 4 Prozent und Streichung der admi- zufrieden wäre. Und auch Mennel die ÖVP bemerkte, dass die Medien nistrativen Entlastung), bekam von übernahm diese Argumentation und und die politische Opposition Wind der Opposition, der PV, der Gewerk- erklärte in den Medien, dass wir ei- davon bekommen hatten, wurde die schaft und sogar vom grünen Koali- gentlich keinen Lehrer*innenmangel Personalvertretung überhastet vor- tionspartner eine mediale Ohrfeige hätten. Auch sie erntete heftige Kri- geladen und das definitive Sparpa- verabreicht. Zurückrudern war an- tik dafür. ket präsentiert. gesagt, doch ein Sparpaket von zwei Prozent blieb übrig. Was lernen wir daraus? Die Bankrotterklärung der Politiker*innen sollten wenigstens Solche Sparmaßnahmen und öf- ein Mindestmaß an Ahnung von ih- Vorarlberger Bildungspolitik rem Ressort haben, um nicht alles fentliche Schlagzeilen dienen mit Sparmaßnahmen im Vorarlberger Bil- Sicherheit nicht der Motivation glauben zu müssen, was sie vorge- dungsbudget der Öffentlichkeit und der Pädagog*innen und schrecken setzt bekommen. schulnotizen 1+2/2020 3
Willis Rundschau Tagebuch eines inszenierten Chaos‘ ZA-Vorsitzender Willi Witzemann (witzewilli@hotmail.com) W ir schreiben den 7. Februar 2020. Auf Einladung der Bil- dungslandesrätin findet im Land- leider ganz groß „VERTRAULICH!“ Warum durften die Vorschläge nicht mit den Kolleg*innen diskutiert wer- „In einem Schreiben an die Landesstatthalterin und die haus eine Besprechung zum Thema den? Und ja, wo bleibt der Vorschlag Landtagsparteien forderte „Maßnahmenplan zur effizienteren der Arbeitsgruppe? Auf dem Papier Nutzung der vorhandenen Personal- unauffindbar. die Lehrer*innen-Personal- ressourcen im Pflichtschulbereich“ vertretung die sofortige Rück- statt. In den bereitgestellten Bespre- chungsunterlagen finden sich unter F ast drei Monate später und in den Wirren des Homeschoolings platzt dann die Bombe und alles nahme der Maßnahmen.“ und Telefonate erreichten uns, die anderem die „erklärten Ziele der Bil- geht ganz schnell: Bildungsdirektion und die Landes- dungslandesrätin“: Am letzten Arbeitstag der Woche regierung. In einem Schreiben an die 1. Unterstützung der Schulleitung (30.4.) erhalte ich eine Einladung ins Landesstatthalterin und die Land- 2. Maßnahmen gegen Lehrerengpass Landhaus für den folgenden Mon- tagsparteien forderte die Lehrer*in- 3. Effiziente Nutzung der vorhande- tag (4.5.). Dort präsentierten die nen-Personalvertretung die soforti- nen Ressourcen Spitzen der Bildungsdirektion mit ge Rücknahme der Maßnahmen. A der Landesrätin die geforderten Ein- Weiters liest man in den Unterlagen, ll das hatte Folgen: Bereits am sparmaßnahmen von 4 % vom Stun- dass zur Entlastung der Schulleitun- nächsten Tag flatterte ein Schrei- gen ein „Schulleiter*innen-Paket“ ge- ben der „Präsidiale 3“ in die Direk- schnürt werden soll. Darin sind wie- tionen mit einer Entschuldigung derum drei Hauptpunkte vermerkt: und der Berichtigung, dass nun • Notfallnummer doch „nur“ 2 % Einsparungen zu • Mentor*in für junge Leiter*in- machen seien. Doch damit ließen nen und sich die Wogen nicht mehr glätten, • Erhöhung der administrativen auch wenn die Bildungslandesrätin Entlastungsstunden versuchte, in einem Interview alles schönzureden. B ezüglich der Maßnahmen gegen den Lehrer*innenengpass wur- den Vorschläge präsentiert, die in Am nächsten Tag folgte dann wie- derum eine Berichtigung: Die ad- einer Arbeitsgruppe, bestehend aus ministrativen Entlastungen würden Vertreter*innen der Bildungsdirekti- denkontingent. Es gibt diesmal kei- vorerst nicht gekürzt werden. Ein on, der Personalvertretung und der ne Handreichung. Die Bedenken sichtlich gezeichneter Pädagogischer Schulleitungen, diskutiert werden der Personalvertretung wurden zur Leiter entschuldigte sich vor lau- sollten. Kenntnis genommen. Wenige Stun- fenden Kameras nochmals bei den Bei diesem Treffen wurden in sehr den später befand sich dann schon Pädagog*innen. Und was meinte konstruktiven Diskussionen Argu- ein Mail in allen Schulcomputern mit die Landesrätin dazu? In einem In- mente und Ideen ausgetauscht. der schriftlichen Aufforderung an die terview mit der NEUEN erklärte die Beim verfassten Protokoll stand aber Schulleiter*innen, einen Abschlag politisch Verantwortliche, dass der von 4 % bei den Stundenressourcen Vorschlag zu den Kürzungen aus der zu berücksichtigen. Bildungsdirektion gekommen sei „Beim verfassten Protokoll Das Schreiben datierte mit 30. Ap- und sie diesen nicht gerne akzeptiert stand leider ganz groß habe! Der armen Frau bleibt auch ril. Hallo! Das bedeutet, dass alles ,VERTRAULICH!‘ schon fix fertig geplant war, als wir nichts erspart! Warum durften die zu diesem Gespräch am 4. Mai ein- Vorschläge nicht mit den geladen wurden. Gefallen um jeden Preis? Kolleg*innen diskutiert Der Aufschrei und die Empörung Mit der Aussage von Bildungsmi- werden?“ waren riesig. Dutzende Protestmails nister Faßmann auf Ö1, wonach die Lehrer*innen an den schulau- 4 schulnotizen 1+2/2020
Willis Rundschau LEHRER*INNEN-APP tonomen Tagen zu unterrichten „Wir haben eh bald wieder zwei Mo- Neue Service-App für hätten, zeigte der Minister, dass nate Ferien und da kann man doch Vorarlberger er von der gesetzlichen Lage kei- wohl noch diese zwei Tage unent- Pflichtschullehrer*innen ne Ahnung hat. Natürlich musste geltlich arbeiten. Das wird die Be- • von Pädagog*innen für hier die Personalvertretung und die völkerung honorieren und uns dafür • Pädagog*innen Lehrer*innengewerkschaft Stellung wertschätzen!“ Es ging ein tiefer beziehen, denn diese Vorgangs- Graben durch die Kollegenschaft. • kostenlos weise wäre eindeutig rechtswidrig • übersichtlich strukturiert gewesen! Der Herr Minister hätte Vor über 35 Jahren sagte mein dama- • mit Push- und Chatfunktion liger Chef zu mir: „Du musst damit zwar ein neues Gesetz beschlie- • laufende Erweiterungen mit ßen lassen können, doch das tat umgehen lernen, dass die Leute im- mer über die Lehrer*innen schimp- Infos für den Schulalltag er nicht. Eine Woche später – wie- der am Wochenende – erreichte fen bzw. sich über uns lustig machen ein Beruhigungsschreiben die Leh- werden. Lediglich die Eltern unserer Schulrelevante Themen rerschaft, welches auch von drei Schüler*innen kennen und schätzen schnell und griffbereit unsere Arbeit.“ Natürlich hat man Lehrer*innengewerkschaftern unter- Newscenter schrieben war. So wie das Schrei- immer Argumente bereit, um dage- genzuhalten, aber irgendwann ist (wöchentliche Infos) ben gehalten wurde, fassten es vie- o Rechtsfrage der Woche le Kolleg*innen als „freiwillige Ver- dies müßig und man verzichtet lie- ber. Muss man wirklich ALLES tun, o Unterrichtstipps pflichtung“ auf, an den Fenstertagen um zu gefallen und Anerkennung zu o Mittwochsinfos zu unterrichten. Der Unmut kochte abermals hoch. bekommen? o Bildungspolitik o Veranstaltungen „Selbst Lehrer*innen, die bereit waren, an den beiden E ine Kollegin schrieb: “Keine Be- rufsgruppe muss Mehrarbeit ohne zusätzliche Bezahlung machen. Und o und vieles mehr Lehrer*innenlexikon Freitagen zu unterrichten, bei den Lehrer*innen wird von Aus- Termine gleich gesprochen, so als ob wir beim erregten sich über die For- Homeschooling nichts getan hätten. Bildungsreisen derung Faßmanns.“ Ich bin empört über dieses degradie- Service rende Zeichen der Regierung! Coro- weitere Medien Dies führte auch zu vielen gegen- na hin oder her, auch wir haben An- Kontakte sätzlichen Meinungen in der Kolle- spruch auf unsere Rechte, so wie jede genschaft. Selbst Lehrer*innen, die andere Berufsgruppe auch!“ Diese Lehrer*innen-App gibt es bereit waren, an den beiden Freita- im App Store und auf Google gen zu unterrichten, erregten sich Viele Kolleg*innen arbeiteten weit Play unter „Freie LehrerInnen“. über die Forderung Faßmanns. Wer über ihre Grenzen hinaus und dafür weiß, was nicht alles noch am Mi- zollen wir allen Dank und Respekt. noritenplatz vorbereitet wurde oder Es hat hier keine Häme Platz, wenn wird? man sich für die Einhaltung der Ge- Die mögliche Zerstörung des über- setze einsetzt. Ein Kollege schrieb aus positiven Meinungsbildes der mir: “Wenn wir Lehrer*innen selber Bevölkerung von den Lehrer*innen denken, dass wir zu viel frei haben im Zuge des Distance-Learning stand und zu viel Geld verdienen, dann gegen rechtliche Bedenken. haben wir die Einstellungen unserer Neider übernommen! So wird unser D ie Entscheidungen sind längst ge- fallen, jedoch haben mich auch die vielen Telefonate nachdenklich Image sicher nicht besser! Wir sol- len nicht um Anerkennung betteln - im Sinne von: Schaut her, wir sind gemacht: Selbst Kollege*innen, die doch auch fleißig, selbstverständlich längst in der Pension sind, fanden es arbeiten wir an freien Tagen oder in so schade, dass nun wieder gegen den Ferien!“ Wo bleibt da unsere die Lehrerschaft gewettert werde, Selbstachtung? weil sie diese zwei Tage nicht freiwil- lig Unterricht machen wollten. schulnotizen 1+2/2020 5
Kommentare Stunden- Investieren kürzungen statt kürzen! Eva Hammerer, LAbg. der Grünen Manuela Auer, LAbg. der SPÖ (eva.hammerer@gruene.at) (manuela.auer@oegb.at) Zuallererst möchte ich mich bei allen Lehrer*innen für ihr Aufgrund des Lehrer*innenmangels und der Empfehlun- außerordentliches Engagement während der Zeit der Co- gen des Rechnungshofes kürzt die Landesregierung bei ronakrise bedanken. Als Mutter habe ich zu Hause mitbe- den Stundenkontingenten der Pflichtschulen. Das ist der kommen, dass Homeschooling auch für die Lehrkräfte die vollkommen falsche Weg. doppelte und dreifache Arbeit bedeutet. Der Lehrer*innenmangel hat viele Ursachen: das Verhältnis Ausgerechnet in diese anstrengende Zeit fiel die Hiobsbot- Ausbildungszeit und Anfangsgehalt im hochpreisigen Vor- schaft der Stundenkürzungen. Die Wogen der Empörung arlberg stimmt nicht, Abwanderung in die Schweiz, zuneh- gingen hoch. Auch bei mir. Ob die gewählte Vorgehenswei- mende administrative Belastungen und Zusatzaufgaben, se der Nichtkommunikation nun Taktik oder ein Versehen fehlendes Unterstützungspersonal, Lehrer*innenbashing war, spielt für mich keine Rolle mehr. Was zählt, ist, dass in der Öffentlichkeit, viele notwendige und politisch ge- der Aufschrei so laut war, dass er bis ins letzte Zimmer der wollte Kleinschulen, erst sehr spät begonnene Werbemaß- Bildungsdirektion zu hören war. nahmen für den Lehrer*innenberuf. Und so viel ist sicher: Durch Kürzung der Stundenkontin- Mit Kürzungen im Bildungsbereich löst man dieses Prob- gente wird sich das Problem des LehrerInnenmangels lem nicht. Dabei hat sich das Land Vorarlberg immer ge- nicht in Luft auflösen. Wir Grüne fordern schon lange rühmt, zusätzliche Mittel für Bildung auszugeben. Nun eine Gesamtstrategie, statt kleinteiliger, zahnloser Maß- scheint das plötzlich nicht mehr wichtig zu sein. Nicht nur nahmen. Jetzt müssen alle an einen Verhandlungstisch: diese Politik ist falsch, sondern auch die Art und Weise, Direktor*innen und Leiterinitiative, Personalvertretung, wie sie umgesetzt wird: ausschließlich von oben herab. Bildungsdirektion und die Bildungssprecher*innen der Gerade in Zeiten, in denen wir alle den Wert des „Mitei- Parteien sowie Vertreter*innen der Kommunen. nander“ hochleben lassen, geht die Bildungslandesrätin Reden wir über Abrechnungen zwischen Gemeinden, den entgegengesetzten Weg und stellt Schulleiter*innen, Land, Bund und Vereinen, über die Aufteilung administ- Lehrer*innen, Personalvertretung und Gewerkschaft vor rativer Aufgaben, über ein berufsbegleitendes Studium vollendete Tatsachen. Diese Vorgehensweise ist ein Af- an der PH, um den Lehrberuf im zweiten Bildungsweg zu front gegenüber allen, die sich an den Schulen und für die erlangen. Widmen wir uns den Themen Personalentwick- Schulen engagieren. Sie wurden vor den Kopf gestoßen. lung, Stütz- und Begleitpersonal sowie psychosoziale Un- terstützungsangebote. Daher: Zurück an den Start! Alle Kürzungen zurücknehmen und GEMEINSAM darüber sprechen, was Schule braucht Reden wir aber auch über die Schüler*innenbetreuung – und wie Schule sein muss! Um das zu erreichen, habe insbesondere im Sommer – und darüber, wie wir uns für ich einen Antrag an den Landtag eingebracht, der genau eine mögliche zweite Welle rüsten. Sollen wir Lehrkräfte, das zum Ziel hat. Neben der Rücknahme der Kürzungen Eltern und Kinder uns dann wieder zwischen Homeoffice schlage ich darin einen Runden Tisch vor, zu dem alle und Homeschooling aufreiben? Soll die Schere zwischen Expert*innen eingeladen sind. Der Antragstext ist dabei Kindern aus bildungsnahen und bildungsfernen Familien bewusst so gehalten, dass praktisch alle Fraktionen mit dann noch weiter aufgehen? etwas gutem Willen mitgehen können. Denn was spricht dagegen, dass die Landesregierung GEMEINSAM mit den Setzen wir uns zusammen und auseinander mit diesen verschiedensten Schulpartner*innen plant, wie es in den wichtigen Fragen. Es gibt kein Patentrezept, aber viele gute kommenden Monaten und Jahren weitergehen soll? Lösungsvorschläge, die auf den Tisch gelegt und diskutiert werden müssen. So geht chancenreichstes Land für Kinder Klar ist: Bildung bestimmt über die Chancen unserer Kin- – nur gemeinsam. der. Daher müssen wir alles dafür tun, ihnen die beste Bil- dung zu garantieren. Mag.a Eva Hammerer Verheiratet, begeisterte, glückliche und manchmal über- forderte Mutter von vier Kindern; Juristin, Gemeinde- Manuela Auer rätin in Hard seit 2015, Landtagsabgeordnete seit 2019, Verheiratet, Mutter eines Sohnes; Landesgeschäftsfüh- stellvertretende Klubobfrau der Grünen; Hundefrauchen, rerin des ÖGB Vorarlberg seit 2000, AK-Vizepräsidentin, Landtagsabgeordnete seit 2017 (Bildungssprecherin der Möchtegernklavierspielerin und leidenschaftliche Köchin. SPÖ). 6 schulnotizen 1+2/2020
Kommentare Herr Minister, wir sind enttäuscht Chronologie des Versagens Ein Käfig voller Narren Freitag, 24.4.2020: BM Faßmann präsentiert den Etappenplan zur Schulöffnung. Kommentar des Vorsitzenden Dieser ergibt aufgrund vieler Ankündigungen unzählige Probleme, die der Schul- des DA Feldkirch autonomie überantwortet werden. Lehrer*innen sollen als „Hygienewächter“ Hannes Nöbl unzählige Maßnahmen in den Schulen durchführen, obwohl ein jeder weiß, dass die Sozialkontakte zwischen Kindern am Schulweg weiter erfolgen werden. Die Die Entscheidung der Bundesre- empfohlene Blockvariante erscheint manchen Schulen pädagogisch als sinnlos. gierung kam nicht wirklich über- Daher wird den Eltern schulautonom der tageweise Wechsel, das Reißverschluss- raschend, wenngleich man es bis modell, vorgeschlagen, das nach der termingerechten Verständigung der Eltern zuletzt nicht glauben konnte und es nun öffentlich in Frage gestellt wird. unvorstellbar schien, dass die Schulen und nicht nur diese, von heute auf Samstag, 25.4.2020: BM Faßmann kündigt über die Medien an, dass an schulau- morgen beinahe zugesperrt werden. tonom freien Tagen unterrichtet werden soll, obwohl auf Basis des Schulzeitge- setzes die Schulleitung nur Beaufsichtigung vorsehen kann. Also ab ins Homeoffice und schnell ein Konzept ausarbeiten, wie man Freitag, 1.5.2020: BM Faßmann versteckt sich hinter drei Gewerkschaftern, um denn nun die schulischen Inhalte zu in einem Brief Lehrer*innen „einzuladen“, einseitig die Beschlüsse der Schulpart- den Schüler*innen transportieren nerschaft aufzuheben und zu unterrichten. Mit dem Hinweis auf Freiwilligkeit kann. Voller Elan war mein Start in kommen keine demokratiepolitischen Bedenken auf. das für mich neue Homeschooling. Montag, 4.5.2020: Um nicht mit § 8, Absatz 5 Schulzeitgesetz in Konflikt zu ge- Doch schnell, sehr schnell trat eine raten, erfindet BM Faßmann die semantische Konstruktion „freiwilliger Schulbe- gewisse Ernüchterung ein. Zu Hause trieb“. mit drei Kindern, noch keines von Dienstag, 5.5.2020: Eine BM Faßmann gegenüber weisungsgebundene Bildungs- ihnen schulpflichtig, war mein einzi- direktorin lädt in einem Schreiben „nachdrücklich“ Schulleitungen zur Inan- ger Rückzugsort das Bett im Schlaf- spruchnahme der Freiwilligkeit ein, damit deren Schulen nicht unter öffentlichen zimmer. Klingt doch gar nicht so Druck geraten. schlecht: Arbeiten im Liegen. Schnell stellte sich heraus, die Internetver- Mittwoch, 7.5.2020: Das Ministerium informiert in einem Schreiben, dass bindung im Schlafzimmer reicht zum Lehrer*innen an Bundesschulen, die älter als 60 Jahre sind, auf eigenen Wunsch Arbeiten nicht aus. Also sofort tech- vom Unterricht freigestellt werden können, und setzt damit ohne Nennung einer nische Hilfsmittel bestellt. gesetzlichen Grundlage eine Forderung der parlamentarischen Opposition durch, der die Regierungskoalition zuletzt die Zustimmung für alle Arbeitnehmer*innen Und schnell war auch klar, so einfach, verweigert hat. wie ich mir das vorgestellt hatte, war das gar nicht. Nicht nur die Rückga- Die Lehrer*innen haben in den letzten Wochen gezeigt, dass sie engagiert und be und die Kontrolle der Hausaufga- äußerst flexibel auf die herausfordernde Situation reagieren können und auch ben waren eine Herausforderung, jederzeit zu freiwilliger Dienstleistung bereit sind, wenn ihnen ehrlich und auch der ständige Besuch zumindest transparent begegnet wird. Selbst den Kommunikationsstil des Ministers, die eines meiner Kinder am Arbeitsplatz Medien zumeist vor den Schulen zu informieren und die Schulpartner aufgrund war ungewohnt. So mancher Streit fehlender Informationen zu verwirren, haben höchst engagierte Schulleitungen der Kinder durchbrach eine meiner auszugleichen versucht. Was sie nicht dürfen, ist Gesetze zu missachten, und was Videokonferenzen. Und so wie mir, sie nicht wollen, ist, dass der hervorragende Ruf der österreichischen Schulen ist es sehr vielen ergangen, nicht durch eine vom Minister unnötig losgetretene Diskussion in Misskredit gerät. nur Lehrer*innen, sondern auch Schüler*innen. Doch jetzt dürfen wir wieder in die Schule. Endlich! In so einer Situation MMag. Dr. Thomas Bulant merkt man erst, wie wichtig einem 0699/1941 39 99 der persönliche Kontakt zu den thomas.bulant@apsfsg.at Schüler*innen ist. schulnotizen 1+2/2020 7
Digitaler Unterricht Digitalisierung braucht das Land Alexander Frick, Lehrer an der MS Blons (alexander.frick@nmsgw.snv.at) Die Schule hat sehr schnell auf die Schulschließungen reagiert und auf Distance Learning umgestellt. Dabei stellte sich heraus, dass Kinder aus sozioökonomisch schwachen Familien klar im Nachteil sind und die Gefahr besteht, dass diese Kinder noch weiter abgehängt werden, je länger die Krise dauert. A ufträge an Schüler*innen erfol- gen beim Distance Learning in erster Linie über E-Mails. Daneben funktionsfähige IT-Infrastruktur zu sammeln. Die Geräte wurden neu aufgesetzt und den betroffenen Fa- Nutzung dürfen nicht auf Eltern, Lehrende und Lernende abgewälzt werden. Öffentliche Schulen müs- wird aber auch über Handys, Lern- milien über die Schulen zur Verfü- sen ausreichend finanziert sein, plattformen und analoge Lernmap- gung gestellt. An dieser Stelle herz- damit sie nicht in Abhängigkeit von pen (Kopien) kommuniziert. lichen Dank an die Initiatoren dieser Sponsoren geraten.“ E-Mails und Lernplattformen ver- Aktion! langen aber eine gewisse techni- sche Ausstattung. Genau diese Aus- Wie wäre es jetzt – als Lehre aus „Die Kosten für die Ausstat- stattung zu Hause zeigt, dass nicht dieser Krise –, wenn in Zukunft alle tung und Nutzung dürfen alle Kinder die gleichen Chancen Schüler*innen, die keine oder keine haben. ausreichenden Möglichkeiten ha- nicht auf Eltern, Lehrende ben, digitale Unterrichtsangebote und Lernende abgewälzt wahrzunehmen, diese IT-Infrastruk- werden.“ „Die technische Ausstattung tur zur Verfügung gestellt bekom- zu Hause zeigt, dass nicht men könnten? Es wären dann we- alle Kinder die gleichen nigstens die Benachteiligungen auf Der Zugang zum Internet zu Hause Chancen haben.“ technischer Seite beseitigt. gehört mittlerweile weniger zu ei- ner vernünftigen Schulausstattung, Laut einer Studie von Prof. Stephan Huber, Leiter des Instituts für Bil- I n der „Basler Erklärung“ der Pflicht- schullehrer*innengewerkschaft in der GÖD, des Dachverbands sondern ist eher eine Frage der ge- sellschaftlichen Teilhabe. Aus die- sem Grund muss das Budget nicht dungsmanagement und Bildungs- der Lehrerinnen und Lehrer in ausschließlich aus dem Bildungsres- ökonomie der PH Zug, CH, verfügen der Schweiz (LCH) sowie des Ver- sort kommen. Auch das Sozialminis- demnach 73 % der befragten Haus- bandes für Bildung und Erziehung terium ist hier gefragt. halte über die nötige Ausstattung, in Deutschland steht zur digita- 15% gaben an, keine ausreichen- len Technologie an Schulen: „Es Übrigens fordert die „Basler Erklä- den Arbeitsgeräte zu haben, und braucht dazu eigene Budgetposten. rung“ auch ausreichende Fort- und 5 % sagten, keine technischen Mög- Die Kosten für die Ausstattung und Weiterbildung, „damit Lehrperso- lichkeiten zu haben, damit nen digitale Technologien ihre Kinder digitale Unter- kompetent einsetzen kön- richtsangebote wahrnehmen nen.“ Die Probleme, was können. die Digitalisierung des Un- terrichts betrifft, sind also D iese Zahlen zeigen, dass alles unternommen wer- den muss, um diese „Bil- bekannt. Bleibt zu hoffen, dass sie nach der Krise auch angegangen und gelöst dungsungleichheit“ (Faß- werden. mann, SN vom 9.4.2020) zu verringern. Das Land Vorarlberg hat einen Aufruf an die Bevölkerung und die Betriebe in Vorarlberg ge- startet, um möglichst viel 8 schulnotizen 1+2/2020
Rechtslage Sie fragen, wir antworten. Gerhard Unterkofler, Willi Witzemann Teilzeitbeschäftigung hätte tun dürfen, weil er seit der Regelpension bei Scheidung alleiniger Erziehungs- ? berechtigter sei. Kann ich nun we- Vertragslehrpersonen Mein Kind ist noch nicht ? sieben Jahre alt und ich gen Verstoßes gegen die Amtsver- schwiegenheit belangt werden? Ich bin eine Vertragslehr- werde nächstes Jahr wie- person und am 14. Sep- der um eine Teilzeitbe- § tember 1964 geboren. schäftigung ansuchen. Habe ich immer noch die Ich habe bereits den Antrag gestellt Wenn der Vater alleiniger Erziehungsberechtigter ist, Möglichkeit, mit 60 Jah- und möchte nun mit meiner Che- ren in die Regelpension zu gehen? fin die freien Tage ausmachen, da dann darf auch nur ihm Auskunft über das Kind ge- § ich nur am Montag, Mittwoch und Freitag eine Kinderbetreuung habe. geben werden. Allerdings obliegt es dem Erzie- Bei Vertragslehrpersonen Ich benötige also am Dienstag und gibt es momentan bei der Donnerstag einen freien Tag. Ist das hungsberechtigten, die Schule nach- weislich über die neue Situation zu Regelpension noch Unter- gesetzlich möglich? schiede zwischen Frauen informieren. (60. Lebensjahr) und Män- § Es ist nicht Aufgabe des Lehrers/der Lehrerin oder des Leiters/der Leite- nern (65. Lebensjahr). Die Regelpen- Ja, du hast ein gesetzli- sion bei Vertragslehrer*innen wird ches Recht auf diese Teil- rin zu überprüfen, ob es eine Ände- rung gegeben hat. In diesem Fall hat schrittweise an die der Männer an- zeitbeschäftigung gemäß gepasst, beginnend ab dem Geburts- MSchG § 15h bzw. VKG die Lehrerin nicht gegen die Amts- verschwiegenheit verstoßen. datum 2. 12. 1963. Für dich bedeutet § 8. Der Dienstgeber hat dies, dass du mit dem 61. Lebensjahr sich grundsätzlich an die vereinbar- in die Regelpension gehen kannst. te Arbeitszeit zu halten. Wir raten deshalb, beim Antrag unbedingt Hier eine Liste für die Übergangs- hineinzuschreiben, wann aufgrund Rechtssicherheit jahrgänge: ? der Kinderbetreuung nicht unter- Auf Grund der Corona- richtet werden kann. Sollte es zu ab 2. 12. 1963 60 Lj. + 6 Monate Gesetze habe ich gelesen, Problemen kommen, einfach mit der ab 1. 06. 1964 61 Lj. dass ein Staatsbürger all Personalvertretung Kontakt aufneh- das tun darf, was nicht ab 1. 12. 1964 61 Lj. + 6 Monate men. Von der Rechtsabteilung der durch das Gesetz verbo- ab 1. 06. 1965 62 Lj. GÖD wurden wir auch dahingehend ten ist. Gilt das auch für uns Lehr- informiert, dass Gerichtsurteile den ab 1. 12.1965 62 Lj. + 6 Monate personen? Eltern großzügig das Recht auf Be- ab 1. 06.1966 63 Lj. kanntgabe der Zeiten einräumen § und die Arbeitgeber verpflichten, das ab 1. 12. 1966 63 Lj. + 6 Monate Wir Lehrpersonen sind na- zu beachten, so weit das möglich ist. ab 1. 06. 1967 64 Lj. türlich auch Bürger*innen und deshalb gilt dies auch ab 1. 12. 1967 64 Lj. + 6 Monte für uns. Aber, wenn wir als ab 1. 06. 1968 65 Lj. Organe des Staates, also in Erziehungsberechtigte der Schule als Pädagog*innen han- ? Ich habe im laufenden deln, dann gelten andere Grundsät- Alle Themenbereiche aus dem ze. Beamte und Beamtinnen dürfen Serviceteil „Fragen und Antwor- Schuljahr immer die Mut- also nur das tun, was ihnen vom ter eines Kindes über die Gesetz erlaubt ist. Das gibt Rechts- ten“ werden ins Lehrer*innen- Lernfortschritte infor- ABC auf unserer Homepage sicherheit für alle Beteiligten. miert. Nach den Semes- terferien hat sich der Vater beim Di- oder in die Lehrer*innen-App rektor aufgeregt, dass ich dies nicht eingearbeitet. schulnotizen 1+2/2020 9
Schulservice LETZTE FERIENWOCHE FÜR LEHRER- INNEN IM NEUEN DIENSTRECHT Aus dem Landesvertragslehrpersonengesetz (LVG): § 42 (2) Vertragslehrpersonen haben, wenn für die klaglose Erledigung dringender Amtsge- schäfte vorgesorgt ist und nicht besondere dienstliche Rücksichten (Abhaltung von Prüfun- gen u. dgl.) die persönliche Anwesenheit am Dienstort erfordern, Anspruch auf einen Urlaub w w w. f r e i e l e h r e r. a t während der Hauptferien, der frühestens nach Abwicklung der sie betreffenden Schlussge- schäfte beginnt und mit dem Montag vor Beginn des folgenden Schuljahres endet. Fragestellungen Antworten Müssen Lehrpersonen in Nein, wenn die Lehrperson die sie betreffenden Schlussgeschäfte der ersten Ferienwoche (Zeugnis, Stammkarte, Wochenbuch, ...) fertiggestellt hat, beginnt der an der Schule anwesend Urlaub während der Hauptferien. sein? Müssen Lehrpersonen im Das Gesetz spricht lediglich davon, dass mit dem Montag vor Beginn neuen Dienstrecht (pd) ih- des folgenden Schuljahres der Urlaubsanspruch während der großen ren Dienst am Montag in Ferien endet. Das heißt, inklusive dieses Montags besteht der Ur- der letzten Ferienwoche laubsanspruch. an ihrer Schule antreten? Zu welchen Arbeiten Im Erlass des BMBF wird die Ferienregelung der Vertragslehrpersonen kann eine Lehrperson in an die der Leiter/innen angelehnt. Laut LDG hat ein Leiter/eine Leite- der letzten Ferienwoche rin die letzten drei Ferientage am Dienstort anwesend zu sein. Daran verpflichtet werden? kann man sich orientieren. Im Gesetz werden „standortbezogene Tätigkeiten“ gemäß § 8 (10) LVG genannt: Das sind insbesondere die Mitarbeit im Rahmen der Unterrichts-, Schul- und Qualitätsentwicklung, die Teilnahme an Konferenzen, Teambesprechungen, schulinterner Fortbildung und die Zusam- menarbeit mit den Erziehungsberechtigten und Lehrberechtigten. Gegebenenfalls ist die Durchführung der Wiederholungsprüfun- gen möglich, allerdings immer unter der Berücksichtigung des § 23, 1a/1c SchUG. (Beschluss im Schulforum oder Schulgemein- schaftsausschuss, ...) Wichtig: Die Lehrperson hat keine administrativen Leiteraufgaben zu erledigen. Muss ich an der Schule Nein. Die Lehrperson muss allerdings erreichbar sein. bleiben, wenn keine Persönliche Stundenvorbereitungen können weiterhin zu Hause standortbezogenen erledigt werden. Arbeiten gegeben sind? 10 schulnotizen 1+2/2020
Schulservice LOHNSTEUER Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit Wohnbauförderungsbeitrag, eventuell unterliegen der Lohnsteuer. Sie werden Kammerumlage direkt vom Lohn durch den Arbeitgeber abgezogen und ans Finanzamt abgeführt. Pendlerpauschale w w w. f r e i e l e h r e r. a t Beiträge zur Pflichtversicherung in Einkommensteuertarife: die gesetzliche Sozialversicherung (bezogen auf das Jahreseinkommen) Gewerkschaftsbeitrag, bis 11.000 € 0% Zukunftssicherung 11.000 – 18.000 € 25 % Über die ANV (Arbeitnehmer*innenveranla- gung) können noch weitere steuermildernde 18.000 – 31.000 € 35 % Ausgaben geltend gemacht werden: Sonderausgaben, Werbungskosten, … 31.000 – 60.000 € 42 % Gewerkschaftsmitglieder können die ANV kostenlos von einem Steuerexperten des ÖGB 60.000 – 90.000 € 48 % machen lassen. (unterkofler.gerhard@aon.at) 90.000 – 1.000.000 € 50 % Abfertigungen werden einheitlich mit 6 % versteuert. Auch das 13. und 14. Monatsge- ab 1 Mio. € 55 % halt wird geringer versteuert. Wichtig: Wenn eine Steuergrenze Brutto-/Nettorechner: überschritten wird, muss nur der darüber Wer sich ausrechnen will, wie viel Steuern liegende Betrag mit dem höheren bzw. Sozialabgaben er/sie pro Monat/Jahr Steuersatz versteuert werden. bezahlt, kann dies auf der Homepageseite des Finanzministeriums machen. Dabei Beispiel: sieht man auch, wie hoch das 13. Und 14. ein zu versteuernder Jahresverdienst Monatsgehalt versteuert wird. beträgt 31.100 Euro Lohnsteuer Zuverdienst € 11.000 sind frei, → € 0,- • Wer neben seinem Arbeitsverhältnis noch € 7.000 werden mit 25 %, → € 1.750,- einen Zuverdienst aus einem freien Dienst- € 13.000 mit 35 %, → € 4.550,- vertrag, Werkvertrag oder Mieteinnahmen € 100 mit 42 % versteuert. → € 42,- hat, muss diesen bis zu einer Grenze von Lohnsteuer für € 31.100 € 6.342,- € 730 pro Kalenderjahr nicht versteuern. • Wer neben seinem Lehrer*innenberuf auch Außerdem: Bevor die Lohnsteuer berechnet noch Einnahmen aus einem anderen Beruf wird, werden vom Bruttogehalt beispiels- oder einer Pension bezieht, muss beides weise folgende Beträge abgezogen: versteuern. schulnotizen 1+2/2020 11
Querbeet Ethikunterricht - im Sinne der Bischofskonferenz Trotz Rekordarbeitslosigkeit, Schuldenexplosion und bevorstehender gesellschaftlicher Herausforderungen unge- ahnten Ausmaßes, hat die Regierung Ende Mai einen Gesetzesentwurf zur Absicherung des Religionsunterrichtes in Begutachtung geschickt. „Damit soll es nun einen verpflichtenden Ethikunterricht nur für jene Schüler*innen geben, die keine Religion haben oder sich von einem Religionsunterricht abgemeldet haben. Mit diesem Gesetz ist der Ethikunterricht, an dem alle Schüler*innen, ungeachtet ihrer Herkunft oder konfessionellen Zugehörigkeit, teilneh- men sollen, auf Jahre hinaus gestorben“, so Mag. Eytan Reif, Sprecher des Komitees „Ethik für ALLE“. Ein verpflichtender Ethikunterricht wird von Vertreter*innen der verschiedensten Religionen als Konkurrenzfach für den Religionsunterricht gesehen. Dem ist nicht so: Das Fach Religion würde ja weiterhin bestehen bleiben. Gerhard Unterkofler, Lehrer*innengewerkschafter: „Ziel eines pluralistischen Staates muss es sein, ein gemeinsa- mes Wertefundament für das gesellschaftliche Miteinander zu schaffen. Dazu gehören unter anderem Themen wie die Stellung der Frau in unserer Gesellschaft, religiöse Toleranz, Umgang mit der Umwelt oder philosophische Fragen und die Kenntnisse zu den Weltreligionen. Mit der neuen Regelung erhalten Kinder fundamentalistischer Religionen leider weiterhin nur ihr konfessionell eingefärbtes Ethikbild vermittelt.“ Michael Köhlmeier: Kultur und die Grünen „Seit der Herr Grasser anno Schüssel von Orchideenstudien gesprochen und damit alles mitgemeint hat, was der Neoliberalis- mus nicht braucht, war die Kultur in der zweiten Reihe. In dieser Hinsicht habe ich auch von den Grünen nie viel gehalten. Hier herrscht etwas Lehrerhaft-Doktrinäres vor, die Künstler haben zur Verfügung zu stehen, wenn für etwas eine Unterschrift gebraucht wird, und dann nicht mehr. Zu Zeiten der deutschen Linken nann- te man das Büpas, Bündnispartnerschaften. Am 1. Mai ist mir das wieder schmerzlich eingefallen: Im alten Fotographin: Amrei-Marie roten Wien wurden in Gemeindebauten Künstlerateliers unter dem Dach eingeplant. Man hat gesagt: Unsere Leute, denen nie Kürzungen: IT, Berufsorien- etwas Gutes zuteil wurde, für deren Rechte wir gekämpft haben, die haben ein Recht auf Schönheit. Dieses Bewusstsein liegt nicht tierung, Bibliotheksarbeit in der Tradition der Grünen. Mir ist selten eine derart ignorante Bei den geplanten Kürzungen im Vorarl- Bewegung begegnet. Das spitzt sich jetzt in der Frau Lunacek zu, was aber nicht heißt, berger Pflichtschulbereich von nunmehr dass es vorher besser gewesen wäre. Das Grundmissverständnis zwei Prozent, wurde von Schöbi-Fink immer ist, die Natur für unseren Freund zu halten. Niemand darf sich davon geredet, dass es keine Lohneinbußen das je einbilden. Die ganze Geschichte der Zivilisation, der Kultur, geben würde. Das hat sich allerdings als ist die Geschichte der Auseinandersetzung mit der Natur. Man nicht richtig erwiesen. kann auch sagen: des Kampfs mit der Natur. Das Banner, das wir Wie die Personalvertretung feststellen hochhalten, ist das Banner der Kultur und der Zivilisation. Un- musste, werden die Abgeltungen für IT- sere Wissenschaft strebt danach, die Kräfte der Natur zu nutzen Betreuung, Leitung von Schulbibliotheken und uns mit ihr irgendwie zu arrangieren. Aber Freund ist dieses und Koordination der Berufsorientierung Grün, das ich da draußen vor dem Fenster sehe, mir gegenüber sehr wohl auch um zwei Prozent gekürzt. gar nicht. Wenn ich höre ,Mutter Natur schlägt zurück‘, kriege ich Die Personalvertretung hat in einer Pro- Zustände! Unsere ganze Geschichte betrifft unsere Emanzipation testnote an Frau Schöbi-Fink diese Vorge- von der Natur, unseren Kampf mit der Natur. Und wenn wir dann, hensweise kritisiert und gefordert, dass von ermattet von diesem Kampf, dasitzen und unseren Tee trinken, ist einer generellen Kürzung Abstand genom- das eine Errungenschaft der Kultur. Wir schauen den Vögeln den men werden müsse und mit der Personal- Gesang ab, aber wir machen etwas Schöneres draus. Ich liebe den vertretung und Gewerkschaft sowie den Amselgesang, aber die 40. Symphonie von Mozart ist mir mehr Protagonisten der Leiter*innen-Iniative wert.“ unverzüglich in Verhandlungen getreten (NEWS, 14. Mai 2020, Internetausgabe) werde. 12 schulnotizen 1+2/2020
Querbeet Ausbildungskürzung bei den VS-Lehrpersonen? In einem Antrag der Vorarlberger ÖVP und der Grünen soll die Bundesregierung aufgerufen werden, die Ausbil- dung von Volksschullehrpersonen um ein Jahr zu kürzen. Grund: Lehrer*innenmangel in Vorarlberg. Man erhofft sich dadurch, dass mehr Maturant*innen das Studium zur Primarlehrer*innenausbildung wählen. Für mich, Lehrer*innengewerkschafter, ist eine solche Vorgehensweise sehr problematisch. Die Kürzung einer Ausbildung nur mit der Begründung des Lehrer*innenmangels greift zu kurz. Man stelle sich nur den Aufschrei vor, wenn bei Mangel von Fachärzten oder Pflegepersonal einfach bei der Ausbildung gekürzt würde. Der Beruf des Primarlehrers ist mindestens so wichtig und herausfordernd wie jener des Sekundarlehrers. Eine Kürzung der Ausbildung aufgrund des Lehrer*innenmangels wäre deshalb verantwortungslos, damit würde auch in der Öffentlichkeit das Bild vermittelt, dass die Ausbildung von Volksschullehrer*innen weniger wichtig sei als jene der Sekundarlehrpersonen. Außerdem würde eine Kürzung der Ausbildung im jetzigen Besoldungssystem bedeuten, dass zukünftig die Volksschulpädagog*innen Gefahr laufen, weniger zu verdienen. Die Besoldung richtet sich nämlich nach der Ausbildungslänge und nicht nach der pädagogischen Bedeutung. Grundsätzlich kann man natürlich über die Länge der Ausbildung diskutieren, aber dann bei allen Lehrer*innen und das nur, wenn es zu keinem Qualitätsverlust kommt. Immerhin hat sie sich bei Oberstufenlehrpersonen um ein Jahr, bei Pflichtschullehrpersonen um zwei Jahre auf insgesamt fünf Jahre verlängert. Eine Evaluation der Ausbildung ist ja vorgesehen. Und wenn es Leerläufe gibt oder die Praxisausbildung zu kurz kommt, dann sollte die Regierung auch Änderungen machen. Kürzung und/oder Verbesserung der Ausbildung sollten Politiker aber wirklichen Experten und Wissenschaftlern überlassen. Der Gehalt darf dabei nicht gekürzt werden. Vergessen wir nicht: Es war ein großer Fortschritt im vorigen Jahrhundert, als die Volksschullehrer*innen- ausbilung um ein Jahr verlängert und damit an jene der Hauptschullehrpersonen angeglichen wurde. Damit gab es auch den gleichen Grundlohn. Mit einer Kürzung nur für eine Gruppe - so wie es die FCG und die ÖVP wollen - machen wir wieder einen Schritt zurück. Vielmehr sollten wir dafür kämpfen, dass die Volksschullehrer*innen auch in der Fächerzulage den Sekundar- lehrer*innen gleichgestellt werden. Damit würden sie nämlich um bis zu 300 Euro pro Monat mehr verdienen. Dies würde den Beruf finanziell attraktiver machen. (g.unterkofler) Mitarbeiter*innen- Vorsorgekasse Vor etwa 10 Jahren änderte sich das Gesetz bezüglich der Bemessungsgrundlage für die Mitarbeitervorsorgekasse. Erst kürzlich entdeckte die Personalvertretung der Berufs- schullehrer*innen, dass das Land Vorarlberg diese Änderung vergessen hatte – auch bei den Pflichtschullehrer*innen. Ende März 2020 wurde der Pflichtschullehrer- *innen-Personalvertretung mitgeteilt, dass es eine mündliche Zusage des Ministeriums gebe, dass die fehlenden Beträge bis ins Jahr 2008 aufgerollt werden dürften. Momentan wartet die Gehaltsbemessungsstelle allerdings noch auf die schriftliche Zusage. Wir hoffen, dass dies bald geschieht. schulnotizen 1+2/2020 13
Querbeet Unterricht daheim: Fluch und Segen Laut Zeitschrift „Der Standard“ hat das Institut für höhere Studien (IHS) bisher von 5000 Lehrer*innen ihre Be- wertung zu „Fluch und Segen des Unterrichts daheim“ erhalten. Das ist erst ein Zwischenergebnis, da die Umfra- ge noch am Laufen ist. • Demnach kommen 80 Prozent der Pädagog*innen zu dem Schluss, dass die Kluft zwischen den besserge- stellten und den benachteiligten Schüler*innen während des Shutdowns weiter gewachsen ist. • Weiters ergab die Umfrage, dass 12 Prozent aller Schüler*innen im Shutdown schwer oder gar nicht erreich- bar waren. Zwei Drittel der Schulkinder seien vom Homeschooling stark belastet oder überfordert gewesen. • 31 Prozent der Schüler*innen haben ihre Lehrer*innen im Homeschooling positiv überrascht. • Und: 70 Prozent der Lehrpersonen gaben an, während des Homeschoolings mehr gearbeitet zu haben als im normalen Schulbetrieb. Bezahlte Anzeige Ein Projekt des Bildungsclusters „Dialog mit der Gesellschaft“ Homepage für qualitätsvolles Unterrichtsmaterial für LEBENsmittelwissen ist online Im Rahmen des Bildungsclusters „Dialog mit der Gesellschaft zu den vernetzten Themenfeldern Umwelt, Landwirtschaft und Ernährung“, wurde das Projekt „Lebensmittelwissen“ als Teilprojekt über eine LE-Förderung finanziert. Ziel des Bildungsclusters ist die Vermittlung eines realistischen Bildes der österreichischen Landwirtschaft in Zusam- menhang mit Umwelt und Ernährung. Im Rahmen des Teilprojekts wurden unter der Leitung der Hochschule für Ag- rar- und Umweltpädagogik die Informations- und Bildungsaktivitäten im Bereich Lebensmittelwissen/Ernährung für Pädagog*innen der unterschiedlichen Altersstufen österreichweit aufeinander abgestimmt und gebündelt. Einen wesent- lichen Aspekt stellte der 10-tägige ECTS-AP-bewertete Hochschullehrgang und die Ausdehnung des Kinderernährungs- projektes des LFI`s Tirol „Schmatzi – SeminarbäuerInnen“ auf die Bundesländer Vorarlberg und Steiermark dar. Nun ist auch die Homepage www.lebensmittelwissen.ac.at mit fachlich und pädagogisch geprüftem Unterrichtsmateri- al rund um „LEBENsmittelwissen“ online. Derzeit umfasst die Datenbank 145 positiv bewertete Unterrichtsmaterialien. Das Angebot soll natürlich wachsen und wird daher weiterhin mit gesichtetem Material befüllt bzw. verlinkt. Weitere Infos gibt es bei der Projektleitung Dipl.-Ing.in Sabine Kahrer BEd, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, sabine.kahrer@haup.ac.at. 14 schulnotizen 1+2/2020
„Erlebnisbericht“ „Distance learning“ oder „Corona Ferien“? Ein Erfahrungsbericht Dominik Dalfollo, MS-Lehrer in der MS Bregenz-Schendlingen (dominik.dalfollo@vmsbvo.snv.at) 07:30 Uhr morgens, der Wecker nicht gefallen und springt mit einem die neuesten Nachrichten. klingelt bereits zum dritten Mal. Ich Satz genau vor meinen Bildschirm. schaue mit halb geschlossenen Au- Nach der Fütterung kann ich endlich Gegen 19:00 Uhr springt die Katze gen auf das grell strahlende Display in Ruhe die Aufgaben korrigieren. wieder vor den Bildschirm, und aus – jetzt muss ich wohl aufstehen. Dafür konnte ich von einem Freund dem Fernseher nebenan erklingt die ein Zeichentableau ausleihen, somit Werbung vom neuen Kijimea Reiz- Halb ferngesteuert führt mich mein spare ich wenigstens einen halben darm PRO! Es ist endgültig Zeit, Fei- Gang ins Bad. Kurze Zeit später Wald an Papier. erabend zu machen! glänzt meine Hülle, doch erst der all- morgendliche Kaffee bringt mich auf Ständig werde ich durch eingehen- Nach so einem Tag, an dem man Betriebstemperatur. de Nachrichten – eine natürlich wichtiger als die andere – unter- 08:00 Uhr, ich sitze vor dem Com- brochen. Zwischendurch rufen Kol- puter, öffne das Mailprogramm legen an, oder die Verwandten fra- und die Kommunikationsplattform gen zum zehnten Mal nach, ob ich Schoolfox. Über die Nacht sammel- schon gesund wäre und ja zuhause ten sich einige Nachrichten und bleiben würde. Was soll ich denn Mails an, manche davon sind sogar sonst machen? Mehr als eine Run- erst zwischen 0:00 und 04:00 Uhr de spazieren war zu Beginn ja nicht eingelangt. möglich. Ich öffne die erste Nachricht und 10:30 Uhr, es wird höchste Zeit für lade die Anhänge - erledigte Aufga- einen weiteren Kaffee. Doch ganz ben - herunter. Selbstverständlich im Sinne von „die Arbeit ruft“ bim- Fotos, der Qualität nach in einer melt das Telefon und mehrere Eltern geheimen Besenkammer unter der melden sich per Mail, was denn jetzt Treppe aufgenommen. Na gut, dann nun mit der bald stattfindenden Pro- eben mit Bildbearbeitung so überar- jektwoche sei? Also mit dem braunen mehr oder weniger ständig erreich- beiten, damit man überhaupt etwas Gold zurück an den Computer. bar und greifbar sein sollte, neben- entziffern kann. bei Arbeitspläne vorbereitet und auf Zwischen 12:00 und 14:00 Uhr wird allen Kanälen mit Eltern, Schülern In diesem Moment stolziert mein gekocht, nebenbei der Haushalt kommuniziert und mit der Schule Kater herein und protestiert laut- erledigt und die Mama zurückge- im Kontakt bleibt, hat man sein Ar- stark, weil er sein Futter noch nicht rufen. Anschließend beginnt mei- beitspensum erfüllt. Ich möchte gar erhalten hat. Ich vertröste ihn, öff- ne Nachmittagsschicht. Es werden nicht daran denken, was andere Kol- ne die Bilder. Leider lässt er sich das neue Arbeitspläne erstellt, Erklär- legen und Kolleginnen in dieser Zeit videos gedreht, säumige für eine Arbeitsbelastung stemmen Schüler an ihre Aufgaben mussten. Viele hatten im sogenann- erinnert und hinterherte- ten „home office“ auch noch die ei- lefoniert. Kurz denke ich genen Kinder zu betreuen oder sind daran, ein Buch mit dem technisch oftmals weniger versiert. Titel: „Corona und die bes- ten Ausreden“ herauszu- Ich denke, wenn das alles hier vorbei bringen. ist, bleiben wir erstmal zuhause und machen Ferien! 18:00 Uhr abends, die Frisur hält. Zeit, die neu angekom- menen Aufgaben und auf- kommende Fragen zu be- antworten. Nebenbei laufen schulnotizen 1+2/2020 15
Schulalltag Schule am See mit COVID-19 Schulalltag in Krisenzeiten Ursula Holzer, MS-Lehrerin an der Schule am See, Hard (ursula.holzer@vshas.snv.at) Ich bin Lehrerin in der Schule am See in Christian, haben uns in allem un- gruppen bekamen sie die nötigen Hard, und zwar in jahrgangsgemisch- terstützt und sich stets ruhig um Inputs. ten Klassen (4-5-6) im Cluster C1. Information des Kollegiums und der Eltern bemüht. „Von Anfang an hätte der Als bekannt wurde, dass die Schulen geschlossen werden, dachten wir Viele tolle Dinge sind entstanden, Fokus darauf gelegt werden uns alle: Was? Krass! - Unser Team viele kreative Ideen wurden umge- müssen, die sozial stellte im Eilverfahren Pakete für setzt, viele Kinder haben sehr fleißig schwachen Kinder in Kleinst- zuhause zusammen, und am Mon- gearbeitet und interessante Ergeb- gruppen zu unterrichten.“ tag fanden wir uns im Verhältnis 7:1 nisse abgeliefert. Man muss sagen, wieder – sieben Lehrpersonen auf die meisten haben wirklich versucht, einen Schüler. - Für das Abholen der das Beste aus der Situation zu ma- Ich finde, es hätte von Anfang an da- Materialien hatten wir schnell eine chen. Aber so manche Familie hat rauf der Fokus gelegt werden sollen, Lösung gefunden, und meine Kolle- auch rückgemeldet, wie schwierig es dass ab Ostern in ganz Österreich gin und ihr Sohn kreierten noch am sei, alles zu organisieren, die Kinder LehrerInnen die (sozial) schwachen selben Tag eine eigene Homepage zum regelmäßigen Lernen zu bewe- Kinder in Kleinstgruppen (mit allen für unseren Cluster, die zum Haupt- gen und den Tagesablauf zu struktu- Sicherheitsvorkehrungen) unterrich- informationsportal für die nächsten rieren. Das Klima an unserer Schule ten, um die sozialen Ungerechtig- Wochen wurde. war und ist sehr angenehm und kon- keiten unseres Bildungssystems zu struktiv geblieben – viele Menschen mildern. Das hätte uns fünf Wochen haben, abgesehen von Problemen Zeit gegeben, um auch sonst schon „Die meisten Eltern reagier- und Existenzsorgen aller Art, die Ent- vorhandene Wissenslücken aufzu- ten auf die Maßnahmen schleunigung genossen und sich an holen. Gleichzeitig hätte es die Fami- gelassen und vernünftig.“ die (für Familien sehr herausfordern- lien entlastet, die sowieso in vielerlei den) Beschränkungen gehalten. Hinsicht benachteiligt sind. Der Fo- kus lag von Regierungsseite meiner Die Zeit bis Ostern war geprägt von Seit Ostern etablierten wir auf der Meinung nach auf der bestmögli- der Optimierung der Kommunika- Terrasse unseres Clusters ein perfek- chen Durchführung der Matura als tion. Die meisten Eltern reagierten tes Abhol- und Bringsystem, und ne- wichtigstes Kriterium auf dem Weg auf die Maßnahmen gelassen und ben den Hauptfächern wurden u.a. zum erfolgreichen Eintritt in unser vernünftig, und wir waren meist zu auch tolle Werkerziehung-Pakete zur kapitalistisches Wirtschaftssystem, dritt oder viert in unserem Cluster Entnahme bereitgestellt. Da der Ort was kritisch zu hinterfragen ist. präsent, um Dinge zu planen, uns jederzeit zugänglich war, konnten auszutauschen, und nach dem an- Eltern oder Kinder dort zeitunab- Nun wurde die Schule wieder geöff- fänglichen Schrecken und Staunen hängig Sachen abholen und bringen. net – es wird sich zeigen, wie erfolg- kamen wir in einen guten Arbeits- reich die Umsetzung der Richtlinien rhythmus. Nach den Ferien, als die bearbei- erfolgt. Ich glaube, dass wir aus die- Wir kümmerten uns um flächen- teten Unterlagen eintrudelten, be- ser Krise sehr viel für unsere Zukunft deckende Rückmeldungen von den gannen wir systematisch, Kinder lernen könnten. Kindern, wir erhoben, wer keinen PC einzuladen. Es waren oder Drucker zu Hause hatte und wer beispielsweise jene Hilfe benötigte. Bei etlichen Familien SchülerInnen zu den riefen wir zu Hause an, um nachzu- Englisch-Zoom-Stunden fragen, wie es mit dem Lernen laufe. da, die zu Hause nicht Um besser planen zu können, traf die ensprechende Aus- sich unser Team in regelmäßigen rüstung hatten. Zoom-Meetings, und wir schafften Außerdem durften Kin- es, unsere vorher etwas chaotische der, die Hilfe benötig- Besprechungskultur zu optimieren. ten, in die Klassen Unsere zwei Schulleiter, Karin und kommen, in Klein- 16 schulnotizen 1+2/2020
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