Schulnot zeni - Freie Lehrer

Die Seite wird erstellt Albert Miller
 
WEITER LESEN
Schulnot zeni - Freie Lehrer
1+2/2020

schulnot i zen
Po s i t i o n e n z u S c h u l e , B i l d u n g u n d G e s e l l s c h a f t
S LV: A m G u fe l 1 , 6 7 0 6 B ü rs ; D r u c ke re i We n i n , D o r n b i r n ; Ve r l a g s p o sta m t H o h e n e m s , P. b . b . G Z 0 2 Z 0 3 3 9 2 3 M

         Jetzt heißt‘s Gürtel enger schnallen!

                                               Unterrichten in der Coronakrise
                                               Homeoffice und Distance Learning
                                               Verordnetes Chaos
                                               Wer finanziert die Folgen der Krise?
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Inhalt
Liebe Kollegin,
lieber Kollege,
in dieser Ausgabe haben wir zwei Schwerpunkte: Co-         3     Garys Nadelstiche
rona & Schule sowie das Sparpaket der Landesregie-
rung für die Vorarlberger Pflichtschulen.
                                                           4     Willis Rundschau
                                                           6     Kommentare von Eva Hammerer und Manuela Auer
Kurz vor Redaktionsschluss trudelte dann noch die
Information herein, dass die ÖVP und die Grünen            7     Kommentare von Thomas Bulant und Hannes Nöbl
im Vorarlberger Landtag einen Antrag an die Bun-
desregierung stellen wollen, in dem sie diese auffor-
                                                           8     Digitalisierung braucht das Land
dern, die VS-Ausbildung zu kürzen, um damit dem            9     Rechtslage: Sie fragen - wir antworten
Lehrer*innenmangel entgegenzutreten. Weshalb die
Vorarlberger Landesregierung einer Kürzung der VS-         10    Schulservice: letzte Ferienwoche, Lehrer*innen im PD
Ausbildung das Wort redet, kann nur vermutet wer-
den. Wir denken, dass die schwarz/türkise Personal-
                                                           11    Schulservice: Lohnsteuer
vertretung und christliche Lehrer*innengewerkschaft        12    Querbeet
(FCG) als Einflüsterer tätig waren, die auch österreich-
weit diese Forderung forcieren.                            15    Distance learning
Wir von den Freien Lehrer*innen sehen dies sehr            16    Schulalltag in der Covid-19-Zeit
kritisch, denn einseitig bei der VS-Lehrer*innen-
ausbildung zu kürzen, bedeutet in unserem Gehalts-
                                                           17    Grundforderungen der Direktoreninitiative
schema auch eine Kürzung des Gehaltes. Die Stoß-           18    Analyse der Corona-Krise
richtung müsste völlig in die andere Richtung gehen,
nämlich eine Attraktivitätssteigerung durch ein hö-        19    Kommentar von Alexandra Loser
heres Gehalt für die Volksschullehrer*innen. Alleine
die Einführung der Fächerzuwendung (wie bei den
Mittelschullehrer*innen) würde eine monatliche
Gehaltserhöhung von rund 300 Euro bedeuten (sie-                                            Impressum
he dazu auch den Bericht in „Querbeet“). Wie beim
Sparpaket wird auch mit dieser Idee ein falscher Weg            Medieninhaber, Herausgeber und Verleger:
beschritten, der schlussendlich zu weniger Qualität             Sozialistischer Lehrer*innen Verein Vorarl-
führt. Die Landesregierung, die in diesem Bereich               berg, Vorsitzende: Evelyn Bitschnau-Steurer,
durch jahrelanges Nichtstun geglänzt hat, soll endlich          Am Gufel 1, 6706 Bürs
dafür sorgen, dass der Lehrer*innenberuf in Vorarl-
berg attraktiver wird.                                          Verantwortliche Redakteure:
                                                                Gerhard Unterkofler, Willi Witzemann
Manchmal gibt es Momente, in denen wir
Personalvertreter*innen auf den Stockzähnen                     Mitarbeiter*innen dieser Ausgabe:
schmunzeln. Etwa, wenn wir Beschwerdebriefe, die                Manuela Auer, Thomas Bulant, Dominik Dal-
an die Schullandesrätin gerichtet sind, als CC-Mails            follo, Bernd Dragosits, Alexander Frick,
erhalten. Dann wissen wir ganz genau, dass emsiges              Eva Hammerer, Ursula Holzer, Severin
Treiben im Landhaus angesagt ist. Dass die Personal-            Holzknecht, Alexandra Loser, Catherine
vertretung auf diesem Wege ebenfalls über diverse
                                                                Muther, Hannes Nöbl
Vorhaben Kenntnis erlangt hat, wird nicht gern gese-
hen, denn das erhöht natürlich den Druck, eine Lö-              Layout: Franz Bickel
sung zu finden. Die „lästigen“ Gewerkschafter*innen             Druck und Herstellung:
und Personalvertreter*innen sind ja bekannt dafür,
                                                                Druckerei Wenin, Dornbirn
notfalls an die Öffentlichkeit zu gehen …
                                                                Die schulnotizen sind ein Diskussionsorgan.
Mit kollegialen Grüßen                                          Namentlich gekennzeichnete Beiträge
Gerhard Unterkofler
                                                                müssen nicht vollinhaltlich der Blattlinie
Willi Witzemann
                                                                bzw. der Meinung der Freien Lehrer*innen
                                                                entsprechen.
                                                                E-Mail: schulnotizen@hotmail.com
                                                                Homepage: www.freielehrer.at
                                                                Facebook: Freie LehrerInnen

2                                                                                            schulnotizen 1+2/2020
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Glosse

                                                                Garys Nadelstiche
                          Gerhard Unterkofler, Vors. Vbg. PflichtschullehrerInnengewerkschaft (unterkofler.gerhard@aon.at)

           Informationspolitik            den Pädagog*innen unter dem Deck-          Maturant*innen wohl eher ab, die-
                                          mantel „Verringerung des Lehrer*-          sen gesellschaftlich wichtigen Beruf
Natürlich kann man die Informations-      innenmangels“ zu verkaufen, ist            zu ergreifen.
politik des Bildungsministeriums          im höchsten Maße unredlich und
kritisieren. Seltsam, dass viele In-      plumpe Trickserei. Natürlich bedeu-        Neu! Die Kürzungen sollen auf An-
formationen am Freitagnachmittag          tet eine Einsparung beim Stun-             trag wieder an die Schulen zurück-
oder Samstagmorgen in den Schulen         denkontingent einen geringeren             fließen. Das klingt nach zusätzlicher
eintrudeln und teilweise innerhalb        Lehrer*innenmangel. Doch darum             Arbeit!
weniger Tage erledigt werden soll-        geht es ja gar nicht, denn in Wirk-
ten. Viele Neuerungen erfahren wir        lichkeit soll im Ländle bei der Bildung
außerdem erst aus Pressekonferen-                                                          Bildungsdirektion nicht
                                          gespart werden. Dies bedeutet aber                          ohne Schuld
zen, wobei sogar die Presseaussen-
                                          auch – und das verschweigt die Poli-
dungen nicht immer den Äußerun-
                                          tik – eine Qualitätsminderung.             Die Bildungsdirektion kann man da
gen des Ministers entsprechen und
                                                                                     nicht ganz von der Kritik ausneh-
die einige Tage später verschickte        Wer den Mangel an Pädagog*innen            men. Sie hat zwar den Auftrag zum
Verordnung wiederum anders aus-           an den Pflichtschulen wirklich be-         Sparen von der Politik erhalten,
schaut, als es der Öffentlichkeit zu-     seitigen will, sollte endlich an den       aber es waren die Beamt*innen, die
vor kommuniziert wurde.                   Rädern des Gehalts, des Supportper-        der unbedarften Schullandesrätin
                                          sonals, des Ausbildungsangebots an         Schöbi-Fink das Sparpaket vorge-
  „Weder im Bund noch im                  der PH, der überbordenden Admi-            schlagen haben. Und sie übernahm
 Land gibt es dabei ein Inte-             nistration und der öffentlichen Wert-      es kritiklos und erntete die öffent-
                                          schätzung drehen.                          liche Empörung. Ähnlich erging es
  resse, die Sozialpartner in
                                                                                     auch ihrer Vorgängerin Bernadette
  wirkliche Verhandlungen                 Bis vor kurzem war Vorarlberg ein
                                                                                     Mennel, als ihr die Mitarbeiter der
     miteinzubeziehen.“                   Land, in dem man versuchte, durch
                                          zusätzliches Geld die Versäumnisse
                                          der Bundespolitik wettzumachen.             „Es waren die Beamt*innen,
Weder im Bund noch im Land gibt es        Das war unter Siegi Stemer so und            die der unbedarften Schul-
dabei ein Interesse, die Sozialpart-      auch unter Bernadette Mennel. Und           landesrätin Schöbi-Fink das
ner in wirkliche Verhandlungen mit-       bis zu den Wahlen warben auch
einzubeziehen. So auch geschehen                                                        Sparpaket vorgeschlagen
                                          Schullandesrätin Schöbi-Fink und die
bei der Erarbeitung der Sparmaß-          ÖVP mit dem Volksschulpaket und                       haben.“
nahmen an Vorarlbergs Schulen.            den zusätzlichen Vorarlberger Res-
Unter größter Geheimhaltung gab es        sourcen landauf, landab um Stim-           damaligen Schulabteilung erklärten,
wenige Scheingespräche, bei der die       men. Jetzt nach den Wahlen will die        dass Vorarlberg eigentlich keinen
Kritik der Direktor*innen und Per-        Landesregierung nichts mehr davon          Lehrer*innenmangel habe, wenn
sonalvertretung an den Kürzungen          wissen und griff zum Sparstift (minus      man mit den Stunden vom Bund
zur Kenntnis genommen wurde. Als
                                          4 Prozent und Streichung der admi-         zufrieden wäre. Und auch Mennel
die ÖVP bemerkte, dass die Medien
                                          nistrativen Entlastung), bekam von         übernahm diese Argumentation und
und die politische Opposition Wind
                                          der Opposition, der PV, der Gewerk-        erklärte in den Medien, dass wir ei-
davon bekommen hatten, wurde die
                                          schaft und sogar vom grünen Koali-         gentlich keinen Lehrer*innenmangel
Personalvertretung überhastet vor-
                                          tionspartner eine mediale Ohrfeige         hätten. Auch sie erntete heftige Kri-
geladen und das definitive Sparpa-
                                          verabreicht. Zurückrudern war an-          tik dafür.
ket präsentiert.
                                          gesagt, doch ein Sparpaket von zwei
                                          Prozent blieb übrig.                       Was lernen wir daraus?         Die
    Bankrotterklärung der                                                            Politiker*innen sollten wenigstens
                                          Solche Sparmaßnahmen und öf-               ein Mindestmaß an Ahnung von ih-
Vorarlberger Bildungspolitik                                                         rem Ressort haben, um nicht alles
                                          fentliche Schlagzeilen dienen mit
Sparmaßnahmen im Vorarlberger Bil-        Sicherheit nicht der Motivation            glauben zu müssen, was sie vorge-
dungsbudget der Öffentlichkeit und        der Pädagog*innen und schrecken            setzt bekommen.

schulnotizen 1+2/2020                                                                                                   3
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Willis Rundschau

                         Tagebuch eines inszenierten Chaos‘
                                                              ZA-Vorsitzender Willi Witzemann (witzewilli@hotmail.com)

W       ir schreiben den 7. Februar
        2020. Auf Einladung der Bil-
dungslandesrätin findet im Land-
                                         leider ganz groß „VERTRAULICH!“
                                         Warum durften die Vorschläge nicht
                                         mit den Kolleg*innen diskutiert wer-
                                                                                     „In einem Schreiben an die
                                                                                    Landesstatthalterin und die
haus eine Besprechung zum Thema          den? Und ja, wo bleibt der Vorschlag
                                                                                     Landtagsparteien forderte
„Maßnahmenplan zur effizienteren         der Arbeitsgruppe? Auf dem Papier
Nutzung der vorhandenen Personal-        unauffindbar.                               die Lehrer*innen-Personal-
ressourcen im Pflichtschulbereich“                                                  vertretung die sofortige Rück-
statt. In den bereitgestellten Bespre-
chungsunterlagen finden sich unter       F  ast drei Monate später und in
                                            den Wirren des Homeschoolings
                                         platzt dann die Bombe und alles
                                                                                      nahme der Maßnahmen.“
                                                                                   und Telefonate erreichten uns, die
anderem die „erklärten Ziele der Bil-
                                         geht ganz schnell:                        Bildungsdirektion und die Landes-
dungslandesrätin“:
                                         Am letzten Arbeitstag der Woche           regierung. In einem Schreiben an die
1. Unterstützung der Schulleitung        (30.4.) erhalte ich eine Einladung ins    Landesstatthalterin und die Land-
2. Maßnahmen gegen Lehrerengpass         Landhaus für den folgenden Mon-           tagsparteien forderte die Lehrer*in-
3. Effiziente Nutzung der vorhande-      tag (4.5.). Dort präsentierten die        nen-Personalvertretung die soforti-
   nen Ressourcen                        Spitzen der Bildungsdirektion mit         ge Rücknahme der Maßnahmen.

                                                                                   A
                                         der Landesrätin die geforderten Ein-
Weiters liest man in den Unterlagen,                                                   ll das hatte Folgen: Bereits am
                                         sparmaßnahmen von 4 % vom Stun-
dass zur Entlastung der Schulleitun-                                                   nächsten Tag flatterte ein Schrei-
gen ein „Schulleiter*innen-Paket“ ge-                                              ben der „Präsidiale 3“ in die Direk-
schnürt werden soll. Darin sind wie-                                               tionen mit einer Entschuldigung
derum drei Hauptpunkte vermerkt:                                                   und der Berichtigung, dass nun
   • Notfallnummer                                                                 doch „nur“ 2 % Einsparungen zu
   • Mentor*in für junge Leiter*in-                                                machen seien. Doch damit ließen
		 nen und                                                                         sich die Wogen nicht mehr glätten,
   • Erhöhung der administrativen                                                  auch wenn die Bildungslandesrätin
		Entlastungsstunden                                                               versuchte, in einem Interview alles
                                                                                   schönzureden.

B   ezüglich der Maßnahmen gegen
    den Lehrer*innenengpass wur-
den Vorschläge präsentiert, die in
                                                                                   Am nächsten Tag folgte dann wie-
                                                                                   derum eine Berichtigung: Die ad-
einer Arbeitsgruppe, bestehend aus                                                 ministrativen Entlastungen würden
Vertreter*innen der Bildungsdirekti-     denkontingent. Es gibt diesmal kei-       vorerst nicht gekürzt werden. Ein
on, der Personalvertretung und der       ne Handreichung. Die Bedenken             sichtlich gezeichneter Pädagogischer
Schulleitungen, diskutiert werden        der Personalvertretung wurden zur         Leiter entschuldigte sich vor lau-
sollten.                                 Kenntnis genommen. Wenige Stun-           fenden Kameras nochmals bei den
Bei diesem Treffen wurden in sehr        den später befand sich dann schon         Pädagog*innen. Und was meinte
konstruktiven Diskussionen Argu-         ein Mail in allen Schulcomputern mit      die Landesrätin dazu? In einem In-
mente und Ideen ausgetauscht.            der schriftlichen Aufforderung an die     terview mit der NEUEN erklärte die
Beim verfassten Protokoll stand aber     Schulleiter*innen, einen Abschlag         politisch Verantwortliche, dass der
                                         von 4 % bei den Stundenressourcen         Vorschlag zu den Kürzungen aus der
                                         zu berücksichtigen.                       Bildungsdirektion gekommen sei
    „Beim verfassten Protokoll
                                         Das Schreiben datierte mit 30. Ap-        und sie diesen nicht gerne akzeptiert
      stand leider ganz groß                                                       habe! Der armen Frau bleibt auch
                                         ril. Hallo! Das bedeutet, dass alles
          ,VERTRAULICH!‘                 schon fix fertig geplant war, als wir     nichts erspart!
        Warum durften die                zu diesem Gespräch am 4. Mai ein-
     Vorschläge nicht mit den            geladen wurden.                                Gefallen um jeden Preis?
      Kolleg*innen diskutiert            Der Aufschrei und die Empörung            Mit der Aussage von Bildungsmi-
             werden?“                    waren riesig. Dutzende Protestmails       nister Faßmann auf Ö1, wonach
                                                                                   die Lehrer*innen an den schulau-

4                                                                                                schulnotizen 1+2/2020
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Willis Rundschau

                                                                                  LEHRER*INNEN-APP
tonomen Tagen zu unterrichten             „Wir haben eh bald wieder zwei Mo-
                                                                                  Neue Service-App für
hätten, zeigte der Minister, dass         nate Ferien und da kann man doch        Vorarlberger
er von der gesetzlichen Lage kei-         wohl noch diese zwei Tage unent-        Pflichtschullehrer*innen
ne Ahnung hat. Natürlich musste           geltlich arbeiten. Das wird die Be-     • von Pädagog*innen für
hier die Personalvertretung und die       völkerung honorieren und uns dafür      • Pädagog*innen
Lehrer*innengewerkschaft Stellung         wertschätzen!“ Es ging ein tiefer
beziehen, denn diese Vorgangs-            Graben durch die Kollegenschaft.
                                                                                  • kostenlos
weise wäre eindeutig rechtswidrig                                                 • übersichtlich strukturiert
gewesen! Der Herr Minister hätte          Vor über 35 Jahren sagte mein dama-     • mit Push- und Chatfunktion
                                          liger Chef zu mir: „Du musst damit
zwar ein neues Gesetz beschlie-                                                   • laufende Erweiterungen mit
ßen lassen können, doch das tat           umgehen lernen, dass die Leute im-
                                          mer über die Lehrer*innen schimp-           Infos für den Schulalltag
er nicht. Eine Woche später – wie-
der am Wochenende – erreichte             fen bzw. sich über uns lustig machen
ein Beruhigungsschreiben die Leh-         werden. Lediglich die Eltern unserer    Schulrelevante Themen
rerschaft, welches auch von drei          Schüler*innen kennen und schätzen       schnell und griffbereit
                                          unsere Arbeit.“ Natürlich hat man
Lehrer*innengewerkschaftern unter-                                                   Newscenter
schrieben war. So wie das Schrei-         immer Argumente bereit, um dage-
                                          genzuhalten, aber irgendwann ist
                                                                                     (wöchentliche Infos)
ben gehalten wurde, fassten es vie-                                                  o Rechtsfrage der Woche
le Kolleg*innen als „freiwillige Ver-     dies müßig und man verzichtet lie-
                                          ber. Muss man wirklich ALLES tun,          o Unterrichtstipps
pflichtung“ auf, an den Fenstertagen
                                          um zu gefallen und Anerkennung zu          o Mittwochsinfos
zu unterrichten. Der Unmut kochte
abermals hoch.                            bekommen?                                  o Bildungspolitik
                                                                                     o Veranstaltungen
 „Selbst Lehrer*innen, die
bereit waren, an den beiden
                                          E  ine Kollegin schrieb: “Keine Be-
                                             rufsgruppe muss Mehrarbeit ohne
                                          zusätzliche Bezahlung machen. Und
                                                                                     o und vieles mehr
                                                                                    Lehrer*innenlexikon
 Freitagen zu unterrichten,               bei den Lehrer*innen wird von Aus-
                                                                                    Termine
                                          gleich gesprochen, so als ob wir beim
 erregten sich über die For-              Homeschooling nichts getan hätten.        Bildungsreisen
    derung Faßmanns.“                     Ich bin empört über dieses degradie-      Service
                                          rende Zeichen der Regierung! Coro-        weitere Medien
Dies führte auch zu vielen gegen-         na hin oder her, auch wir haben An-       Kontakte
sätzlichen Meinungen in der Kolle-        spruch auf unsere Rechte, so wie jede
genschaft. Selbst Lehrer*innen, die       andere Berufsgruppe auch!“               Diese Lehrer*innen-App gibt es
bereit waren, an den beiden Freita-                                                 im App Store und auf Google
gen zu unterrichten, erregten sich        Viele Kolleg*innen arbeiteten weit       Play unter „Freie LehrerInnen“.
über die Forderung Faßmanns. Wer          über ihre Grenzen hinaus und dafür
weiß, was nicht alles noch am Mi-         zollen wir allen Dank und Respekt.
noritenplatz vorbereitet wurde oder       Es hat hier keine Häme Platz, wenn
wird?                                     man sich für die Einhaltung der Ge-
Die mögliche Zerstörung des über-         setze einsetzt. Ein Kollege schrieb
aus positiven Meinungsbildes der          mir: “Wenn wir Lehrer*innen selber
Bevölkerung von den Lehrer*innen          denken, dass wir zu viel frei haben
im Zuge des Distance-Learning stand       und zu viel Geld verdienen, dann
gegen rechtliche Bedenken.                haben wir die Einstellungen unserer
                                          Neider übernommen! So wird unser

D    ie Entscheidungen sind längst ge-
     fallen, jedoch haben mich auch
die vielen Telefonate nachdenklich
                                          Image sicher nicht besser! Wir sol-
                                          len nicht um Anerkennung betteln
                                          - im Sinne von: Schaut her, wir sind
gemacht: Selbst Kollege*innen, die        doch auch fleißig, selbstverständlich
längst in der Pension sind, fanden es     arbeiten wir an freien Tagen oder in
so schade, dass nun wieder gegen          den Ferien!“ Wo bleibt da unsere
die Lehrerschaft gewettert werde,         Selbstachtung?
weil sie diese zwei Tage nicht freiwil-
lig Unterricht machen wollten.

schulnotizen 1+2/2020                                                                                          5
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Kommentare

                                        Stunden-                                                  Investieren
                                       kürzungen                                                statt kürzen!
                           Eva Hammerer, LAbg. der Grünen                                   Manuela Auer, LAbg. der SPÖ
                                (eva.hammerer@gruene.at)                                       (manuela.auer@oegb.at)

Zuallererst möchte ich mich bei allen Lehrer*innen für ihr     Aufgrund des Lehrer*innenmangels und der Empfehlun-
außerordentliches Engagement während der Zeit der Co-          gen des Rechnungshofes kürzt die Landesregierung bei
ronakrise bedanken. Als Mutter habe ich zu Hause mitbe-        den Stundenkontingenten der Pflichtschulen. Das ist der
kommen, dass Homeschooling auch für die Lehrkräfte die         vollkommen falsche Weg.
doppelte und dreifache Arbeit bedeutet.
                                                               Der Lehrer*innenmangel hat viele Ursachen: das Verhältnis
Ausgerechnet in diese anstrengende Zeit fiel die Hiobsbot-     Ausbildungszeit und Anfangsgehalt im hochpreisigen Vor-
schaft der Stundenkürzungen. Die Wogen der Empörung            arlberg stimmt nicht, Abwanderung in die Schweiz, zuneh-
gingen hoch. Auch bei mir. Ob die gewählte Vorgehenswei-       mende administrative Belastungen und Zusatzaufgaben,
se der Nichtkommunikation nun Taktik oder ein Versehen         fehlendes Unterstützungspersonal, Lehrer*innenbashing
war, spielt für mich keine Rolle mehr. Was zählt, ist, dass    in der Öffentlichkeit, viele notwendige und politisch ge-
der Aufschrei so laut war, dass er bis ins letzte Zimmer der   wollte Kleinschulen, erst sehr spät begonnene Werbemaß-
Bildungsdirektion zu hören war.                                nahmen für den Lehrer*innenberuf.
Und so viel ist sicher: Durch Kürzung der Stundenkontin-       Mit Kürzungen im Bildungsbereich löst man dieses Prob-
gente wird sich das Problem des LehrerInnenmangels             lem nicht. Dabei hat sich das Land Vorarlberg immer ge-
nicht in Luft auflösen. Wir Grüne fordern schon lange          rühmt, zusätzliche Mittel für Bildung auszugeben. Nun
eine Gesamtstrategie, statt kleinteiliger, zahnloser Maß-      scheint das plötzlich nicht mehr wichtig zu sein. Nicht nur
nahmen. Jetzt müssen alle an einen Verhandlungstisch:          diese Politik ist falsch, sondern auch die Art und Weise,
Direktor*innen und Leiterinitiative, Personalvertretung,       wie sie umgesetzt wird: ausschließlich von oben herab.
Bildungsdirektion und die Bildungssprecher*innen der           Gerade in Zeiten, in denen wir alle den Wert des „Mitei-
Parteien sowie Vertreter*innen der Kommunen.                   nander“ hochleben lassen, geht die Bildungslandesrätin
Reden wir über Abrechnungen zwischen Gemeinden,                den entgegengesetzten Weg und stellt Schulleiter*innen,
Land, Bund und Vereinen, über die Aufteilung administ-         Lehrer*innen, Personalvertretung und Gewerkschaft vor
rativer Aufgaben, über ein berufsbegleitendes Studium          vollendete Tatsachen. Diese Vorgehensweise ist ein Af-
an der PH, um den Lehrberuf im zweiten Bildungsweg zu          front gegenüber allen, die sich an den Schulen und für die
erlangen. Widmen wir uns den Themen Personalentwick-           Schulen engagieren. Sie wurden vor den Kopf gestoßen.
lung, Stütz- und Begleitpersonal sowie psychosoziale Un-
terstützungsangebote.                                          Daher: Zurück an den Start! Alle Kürzungen zurücknehmen
                                                               und GEMEINSAM darüber sprechen, was Schule braucht
Reden wir aber auch über die Schüler*innenbetreuung –          und wie Schule sein muss! Um das zu erreichen, habe
insbesondere im Sommer – und darüber, wie wir uns für          ich einen Antrag an den Landtag eingebracht, der genau
eine mögliche zweite Welle rüsten. Sollen wir Lehrkräfte,      das zum Ziel hat. Neben der Rücknahme der Kürzungen
Eltern und Kinder uns dann wieder zwischen Homeoffice          schlage ich darin einen Runden Tisch vor, zu dem alle
und Homeschooling aufreiben? Soll die Schere zwischen          Expert*innen eingeladen sind. Der Antragstext ist dabei
Kindern aus bildungsnahen und bildungsfernen Familien          bewusst so gehalten, dass praktisch alle Fraktionen mit
dann noch weiter aufgehen?                                     etwas gutem Willen mitgehen können. Denn was spricht
                                                               dagegen, dass die Landesregierung GEMEINSAM mit den
Setzen wir uns zusammen und auseinander mit diesen             verschiedensten Schulpartner*innen plant, wie es in den
wichtigen Fragen. Es gibt kein Patentrezept, aber viele gute   kommenden Monaten und Jahren weitergehen soll?
Lösungsvorschläge, die auf den Tisch gelegt und diskutiert
werden müssen. So geht chancenreichstes Land für Kinder        Klar ist: Bildung bestimmt über die Chancen unserer Kin-
– nur gemeinsam.                                               der. Daher müssen wir alles dafür tun, ihnen die beste Bil-
                                                               dung zu garantieren.
Mag.a Eva Hammerer
Verheiratet, begeisterte, glückliche und manchmal über-
forderte Mutter von vier Kindern; Juristin, Gemeinde-          Manuela Auer
rätin in Hard seit 2015, Landtagsabgeordnete seit 2019,        Verheiratet, Mutter eines Sohnes; Landesgeschäftsfüh-
stellvertretende Klubobfrau der Grünen; Hundefrauchen,         rerin des ÖGB Vorarlberg seit 2000, AK-Vizepräsidentin,
                                                               Landtagsabgeordnete seit 2017 (Bildungssprecherin der
Möchtegernklavierspielerin und leidenschaftliche Köchin.
                                                               SPÖ).

6                                                                                                 schulnotizen 1+2/2020
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Kommentare

      Herr Minister, wir sind
           enttäuscht
             Chronologie des Versagens
                                                                                                           Ein Käfig
                                                                                                       voller Narren
Freitag, 24.4.2020: BM Faßmann präsentiert den Etappenplan zur Schulöffnung.        Kommentar des Vorsitzenden
Dieser ergibt aufgrund vieler Ankündigungen unzählige Probleme, die der Schul-      des DA Feldkirch
autonomie überantwortet werden. Lehrer*innen sollen als „Hygienewächter“            Hannes Nöbl
unzählige Maßnahmen in den Schulen durchführen, obwohl ein jeder weiß, dass
die Sozialkontakte zwischen Kindern am Schulweg weiter erfolgen werden. Die         Die Entscheidung der Bundesre-
empfohlene Blockvariante erscheint manchen Schulen pädagogisch als sinnlos.         gierung kam nicht wirklich über-
Daher wird den Eltern schulautonom der tageweise Wechsel, das Reißverschluss-       raschend, wenngleich man es bis
modell, vorgeschlagen, das nach der termingerechten Verständigung der Eltern        zuletzt nicht glauben konnte und es
nun öffentlich in Frage gestellt wird.                                              unvorstellbar schien, dass die Schulen
                                                                                    und nicht nur diese, von heute auf
Samstag, 25.4.2020: BM Faßmann kündigt über die Medien an, dass an schulau-         morgen beinahe zugesperrt werden.
tonom freien Tagen unterrichtet werden soll, obwohl auf Basis des Schulzeitge-
setzes die Schulleitung nur Beaufsichtigung vorsehen kann.                          Also ab ins Homeoffice und schnell
                                                                                    ein Konzept ausarbeiten, wie man
Freitag, 1.5.2020: BM Faßmann versteckt sich hinter drei Gewerkschaftern, um        denn nun die schulischen Inhalte zu
in einem Brief Lehrer*innen „einzuladen“, einseitig die Beschlüsse der Schulpart-   den Schüler*innen transportieren
nerschaft aufzuheben und zu unterrichten. Mit dem Hinweis auf Freiwilligkeit        kann. Voller Elan war mein Start in
kommen keine demokratiepolitischen Bedenken auf.                                    das für mich neue Homeschooling.
Montag, 4.5.2020: Um nicht mit § 8, Absatz 5 Schulzeitgesetz in Konflikt zu ge-
                                                                                    Doch schnell, sehr schnell trat eine
raten, erfindet BM Faßmann die semantische Konstruktion „freiwilliger Schulbe-
                                                                                    gewisse Ernüchterung ein. Zu Hause
trieb“.
                                                                                    mit drei Kindern, noch keines von
Dienstag, 5.5.2020: Eine BM Faßmann gegenüber weisungsgebundene Bildungs-           ihnen schulpflichtig, war mein einzi-
direktorin lädt in einem Schreiben „nachdrücklich“ Schulleitungen zur Inan-         ger Rückzugsort das Bett im Schlaf-
spruchnahme der Freiwilligkeit ein, damit deren Schulen nicht unter öffentlichen    zimmer. Klingt doch gar nicht so
Druck geraten.                                                                      schlecht: Arbeiten im Liegen. Schnell
                                                                                    stellte sich heraus, die Internetver-
Mittwoch, 7.5.2020: Das Ministerium informiert in einem Schreiben, dass             bindung im Schlafzimmer reicht zum
Lehrer*innen an Bundesschulen, die älter als 60 Jahre sind, auf eigenen Wunsch      Arbeiten nicht aus. Also sofort tech-
vom Unterricht freigestellt werden können, und setzt damit ohne Nennung einer       nische Hilfsmittel bestellt.
gesetzlichen Grundlage eine Forderung der parlamentarischen Opposition durch,
der die Regierungskoalition zuletzt die Zustimmung für alle Arbeitnehmer*innen      Und schnell war auch klar, so einfach,
verweigert hat.                                                                     wie ich mir das vorgestellt hatte, war
                                                                                    das gar nicht. Nicht nur die Rückga-
Die Lehrer*innen haben in den letzten Wochen gezeigt, dass sie engagiert und        be und die Kontrolle der Hausaufga-
äußerst flexibel auf die herausfordernde Situation reagieren können und auch        ben waren eine Herausforderung,
jederzeit zu freiwilliger Dienstleistung bereit sind, wenn ihnen ehrlich und        auch der ständige Besuch zumindest
transparent begegnet wird. Selbst den Kommunikationsstil des Ministers, die         eines meiner Kinder am Arbeitsplatz
Medien zumeist vor den Schulen zu informieren und die Schulpartner aufgrund         war ungewohnt. So mancher Streit
fehlender Informationen zu verwirren, haben höchst engagierte Schulleitungen        der Kinder durchbrach eine meiner
auszugleichen versucht. Was sie nicht dürfen, ist Gesetze zu missachten, und was    Videokonferenzen. Und so wie mir,
sie nicht wollen, ist, dass der hervorragende Ruf der österreichischen Schulen      ist es sehr vielen ergangen, nicht
durch eine vom Minister unnötig losgetretene Diskussion in Misskredit gerät.        nur Lehrer*innen, sondern auch
                                                                                    Schüler*innen.
                                                                                    Doch jetzt dürfen wir wieder in die
                                                                                    Schule. Endlich! In so einer Situation
                                MMag. Dr. Thomas Bulant                             merkt man erst, wie wichtig einem
                                       0699/1941 39 99                              der persönliche Kontakt zu den
                                thomas.bulant@apsfsg.at                             Schüler*innen ist.

schulnotizen 1+2/2020                                                                                                   7
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Digitaler Unterricht

                               Digitalisierung braucht das Land
                                               Alexander Frick, Lehrer an der MS Blons (alexander.frick@nmsgw.snv.at)

Die Schule hat sehr schnell auf die Schulschließungen reagiert und auf Distance Learning umgestellt.
Dabei stellte sich heraus, dass Kinder aus sozioökonomisch schwachen Familien klar im Nachteil sind
und die Gefahr besteht, dass diese Kinder noch weiter abgehängt werden, je länger die Krise dauert.

A   ufträge an Schüler*innen erfol-
    gen beim Distance Learning in
erster Linie über E-Mails. Daneben
                                       funktionsfähige IT-Infrastruktur zu
                                       sammeln. Die Geräte wurden neu
                                       aufgesetzt und den betroffenen Fa-
                                                                                 Nutzung dürfen nicht auf Eltern,
                                                                                 Lehrende und Lernende abgewälzt
                                                                                 werden. Öffentliche Schulen müs-
wird aber auch über Handys, Lern-      milien über die Schulen zur Verfü-        sen ausreichend finanziert sein,
plattformen und analoge Lernmap-       gung gestellt. An dieser Stelle herz-     damit sie nicht in Abhängigkeit von
pen (Kopien) kommuniziert.             lichen Dank an die Initiatoren dieser     Sponsoren geraten.“
E-Mails und Lernplattformen ver-       Aktion!
langen aber eine gewisse techni-
sche Ausstattung. Genau diese Aus-     Wie wäre es jetzt – als Lehre aus          „Die Kosten für die Ausstat-
stattung zu Hause zeigt, dass nicht    dieser Krise –, wenn in Zukunft alle        tung und Nutzung dürfen
alle Kinder die gleichen Chancen       Schüler*innen, die keine oder keine
haben.                                 ausreichenden Möglichkeiten ha-
                                                                                   nicht auf Eltern, Lehrende
                                       ben, digitale Unterrichtsangebote            und Lernende abgewälzt
                                       wahrzunehmen, diese IT-Infrastruk-                  werden.“
„Die technische Ausstattung            tur zur Verfügung gestellt bekom-
 zu Hause zeigt, dass nicht            men könnten? Es wären dann we-
  alle Kinder die gleichen             nigstens die Benachteiligungen auf        Der Zugang zum Internet zu Hause
      Chancen haben.“                  technischer Seite beseitigt.              gehört mittlerweile weniger zu ei-
                                                                                 ner vernünftigen Schulausstattung,

Laut einer Studie von Prof. Stephan
Huber, Leiter des Instituts für Bil-
                                       I n der „Basler Erklärung“ der Pflicht-
                                         schullehrer*innengewerkschaft
                                       in der GÖD, des Dachverbands
                                                                                 sondern ist eher eine Frage der ge-
                                                                                 sellschaftlichen Teilhabe. Aus die-
                                                                                 sem Grund muss das Budget nicht
dungsmanagement und Bildungs-          der Lehrerinnen und Lehrer in             ausschließlich aus dem Bildungsres-
ökonomie der PH Zug, CH, verfügen      der Schweiz (LCH) sowie des Ver-          sort kommen. Auch das Sozialminis-
demnach 73 % der befragten Haus-       bandes für Bildung und Erziehung          terium ist hier gefragt.
halte über die nötige Ausstattung,     in Deutschland steht zur digita-
15% gaben an, keine ausreichen-        len Technologie an Schulen: „Es           Übrigens fordert die „Basler Erklä-
den Arbeitsgeräte zu haben, und        braucht dazu eigene Budgetposten.         rung“ auch ausreichende Fort- und
5 % sagten, keine technischen Mög-     Die Kosten für die Ausstattung und        Weiterbildung, „damit Lehrperso-
lichkeiten zu haben, damit                                                              nen digitale Technologien
ihre Kinder digitale Unter-                                                             kompetent einsetzen kön-
richtsangebote wahrnehmen                                                               nen.“ Die Probleme, was
können.                                                                                 die Digitalisierung des Un-
                                                                                        terrichts betrifft, sind also

D   iese Zahlen zeigen, dass
    alles unternommen wer-
den muss, um diese „Bil-
                                                                                        bekannt. Bleibt zu hoffen,
                                                                                        dass sie nach der Krise auch
                                                                                        angegangen und gelöst
dungsungleichheit“ (Faß-                                                                werden.
mann, SN vom 9.4.2020)
zu verringern. Das Land
Vorarlberg hat einen Aufruf
an die Bevölkerung und die
Betriebe in Vorarlberg ge-
startet, um möglichst viel

8                                                                                             schulnotizen 1+2/2020
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Rechtslage

                                          Sie fragen, wir antworten.
                                                                                  Gerhard Unterkofler, Willi Witzemann

Teilzeitbeschäftigung                    hätte tun dürfen, weil er seit der        Regelpension bei
                                         Scheidung alleiniger Erziehungs-

 ?
                                         berechtigter sei. Kann ich nun we-        Vertragslehrpersonen
          Mein Kind ist noch nicht

                                                                                    ?
          sieben Jahre alt und ich       gen Verstoßes gegen die Amtsver-
                                         schwiegenheit belangt werden?                       Ich bin eine Vertragslehr-
          werde nächstes Jahr wie-                                                           person und am 14. Sep-
          der um eine Teilzeitbe-

                                         §
                                                                                             tember 1964 geboren.
          schäftigung ansuchen.                                                              Habe ich immer noch die
Ich habe bereits den Antrag gestellt                Wenn der Vater alleiniger
                                                    Erziehungsberechtigter ist,              Möglichkeit, mit 60 Jah-
und möchte nun mit meiner Che-                                                     ren in die Regelpension zu gehen?
fin die freien Tage ausmachen, da                   dann darf auch nur ihm
                                                    Auskunft über das Kind ge-

                                                                                    §
ich nur am Montag, Mittwoch und
Freitag eine Kinderbetreuung habe.                  geben werden.
                                         Allerdings obliegt es dem Erzie-                     Bei Vertragslehrpersonen
Ich benötige also am Dienstag und                                                             gibt es momentan bei der
Donnerstag einen freien Tag. Ist das     hungsberechtigten, die Schule nach-
                                         weislich über die neue Situation zu                  Regelpension noch Unter-
gesetzlich möglich?                                                                           schiede zwischen Frauen
                                         informieren.
                                                                                              (60. Lebensjahr) und Män-

§
                                         Es ist nicht Aufgabe des Lehrers/der
                                         Lehrerin oder des Leiters/der Leite-      nern (65. Lebensjahr). Die Regelpen-
          Ja, du hast ein gesetzli-                                                sion bei Vertragslehrer*innen wird
          ches Recht auf diese Teil-     rin zu überprüfen, ob es eine Ände-
                                         rung gegeben hat. In diesem Fall hat      schrittweise an die der Männer an-
          zeitbeschäftigung gemäß                                                  gepasst, beginnend ab dem Geburts-
          MSchG § 15h bzw. VKG           die Lehrerin nicht gegen die Amts-
                                         verschwiegenheit verstoßen.               datum 2. 12. 1963. Für dich bedeutet
          § 8. Der Dienstgeber hat                                                 dies, dass du mit dem 61. Lebensjahr
sich grundsätzlich an die vereinbar-                                               in die Regelpension gehen kannst.
te Arbeitszeit zu halten. Wir raten
deshalb, beim Antrag unbedingt                                                     Hier eine Liste für die Übergangs-
hineinzuschreiben, wann aufgrund
                                         Rechtssicherheit                          jahrgänge:

                                          ?
der Kinderbetreuung nicht unter-
                                                   Auf Grund der Corona-
richtet werden kann. Sollte es zu                                                   ab 2. 12. 1963 60 Lj. + 6 Monate
                                                   Gesetze habe ich gelesen,
Problemen kommen, einfach mit der                                                   ab 1. 06. 1964 61 Lj.
                                                   dass ein Staatsbürger all
Personalvertretung Kontakt aufneh-
                                                   das tun darf, was nicht          ab 1. 12. 1964 61 Lj. + 6 Monate
men. Von der Rechtsabteilung der
                                                   durch das Gesetz verbo-          ab 1. 06. 1965 62 Lj.
GÖD wurden wir auch dahingehend
                                         ten ist. Gilt das auch für uns Lehr-
informiert, dass Gerichtsurteile den                                                ab 1. 12.1965   62 Lj. + 6 Monate
                                         personen?
Eltern großzügig das Recht auf Be-
                                                                                    ab 1. 06.1966   63 Lj.
kanntgabe der Zeiten einräumen

                                         §
und die Arbeitgeber verpflichten, das                                               ab 1. 12. 1966 63 Lj. + 6 Monate
                                                   Wir Lehrpersonen sind na-
zu beachten, so weit das möglich ist.                                               ab 1. 06. 1967 64 Lj.
                                                   türlich auch Bürger*innen
                                                   und deshalb gilt dies auch       ab 1. 12. 1967 64 Lj. + 6 Monte
                                                   für uns. Aber, wenn wir als      ab 1. 06. 1968 65 Lj.
                                                   Organe des Staates, also in
Erziehungsberechtigte                    der Schule als Pädagog*innen han-

 ?
          Ich habe im laufenden
                                         deln, dann gelten andere Grundsät-        Alle Themenbereiche aus dem
                                         ze. Beamte und Beamtinnen dürfen          Serviceteil „Fragen und Antwor-
          Schuljahr immer die Mut-
                                         also nur das tun, was ihnen vom
          ter eines Kindes über die
                                         Gesetz erlaubt ist. Das gibt Rechts-
                                                                                   ten“ werden ins Lehrer*innen-
          Lernfortschritte      infor-                                             ABC auf unserer Homepage
                                         sicherheit für alle Beteiligten.
          miert. Nach den Semes-
terferien hat sich der Vater beim Di-
                                                                                   oder in die Lehrer*innen-App
rektor aufgeregt, dass ich dies nicht                                              eingearbeitet.

schulnotizen 1+2/2020                                                                                                   9
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Schulservice

                                             LETZTE FERIENWOCHE FÜR LEHRER-
                                               INNEN IM NEUEN DIENSTRECHT
                                    Aus dem Landesvertragslehrpersonengesetz (LVG):
                                    § 42 (2) Vertragslehrpersonen haben, wenn für die klaglose Erledigung dringender Amtsge-
                                    schäfte vorgesorgt ist und nicht besondere dienstliche Rücksichten (Abhaltung von Prüfun-
                                    gen u. dgl.) die persönliche Anwesenheit am Dienstort erfordern, Anspruch auf einen Urlaub
w w w. f r e i e l e h r e r. a t

                                    während der Hauptferien, der frühestens nach Abwicklung der sie betreffenden Schlussge-
                                    schäfte beginnt und mit dem Montag vor Beginn des folgenden Schuljahres endet.

                                        Fragestellungen                                       Antworten

                                    Müssen Lehrpersonen in       Nein, wenn die Lehrperson die sie betreffenden Schlussgeschäfte
                                    der ersten Ferienwoche       (Zeugnis, Stammkarte, Wochenbuch, ...) fertiggestellt hat, beginnt der
                                    an der Schule anwesend       Urlaub während der Hauptferien.
                                    sein?

                                    Müssen Lehrpersonen im       Das Gesetz spricht lediglich davon, dass mit dem Montag vor Beginn
                                    neuen Dienstrecht (pd) ih-   des folgenden Schuljahres der Urlaubsanspruch während der großen
                                    ren Dienst am Montag in      Ferien endet. Das heißt, inklusive dieses Montags besteht der Ur-
                                    der letzten Ferienwoche      laubsanspruch.
                                    an ihrer Schule antreten?

                                    Zu welchen Arbeiten          Im Erlass des BMBF wird die Ferienregelung der Vertragslehrpersonen
                                    kann eine Lehrperson in      an die der Leiter/innen angelehnt. Laut LDG hat ein Leiter/eine Leite-
                                    der letzten Ferienwoche      rin die letzten drei Ferientage am Dienstort anwesend zu sein. Daran
                                    verpflichtet werden?         kann man sich orientieren.
                                                                 Im Gesetz werden „standortbezogene Tätigkeiten“ gemäß § 8 (10) LVG
                                                                 genannt:
                                                                      Das sind insbesondere die Mitarbeit im Rahmen der Unterrichts-,
                                                                      Schul- und Qualitätsentwicklung, die Teilnahme an Konferenzen,
                                                                      Teambesprechungen, schulinterner Fortbildung und die Zusam-
                                                                      menarbeit mit den Erziehungsberechtigten und Lehrberechtigten.
                                                                      Gegebenenfalls ist die Durchführung der Wiederholungsprüfun-
                                                                      gen möglich, allerdings immer unter der Berücksichtigung des
                                                                      § 23, 1a/1c SchUG. (Beschluss im Schulforum oder Schulgemein-
                                                                      schaftsausschuss, ...)
                                                                      Wichtig: Die Lehrperson hat keine administrativen Leiteraufgaben
                                                                      zu erledigen.

                                    Muss ich an der Schule       Nein. Die Lehrperson muss allerdings erreichbar sein.
                                    bleiben, wenn keine          Persönliche Stundenvorbereitungen können weiterhin zu Hause
                                    standortbezogenen            erledigt werden.
                                    Arbeiten gegeben sind?

  10                                                                                                              schulnotizen 1+2/2020
Schulservice

                                                                 LOHNSTEUER
                                    Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit           Wohnbauförderungsbeitrag, eventuell
                                    unterliegen der Lohnsteuer. Sie werden            Kammerumlage
                                    direkt vom Lohn durch den Arbeitgeber
                                    abgezogen und ans Finanzamt abgeführt.            Pendlerpauschale
w w w. f r e i e l e h r e r. a t

                                                                                      Beiträge zur Pflichtversicherung in
                                    Einkommensteuertarife:
                                                                                      die gesetzliche Sozialversicherung
                                    (bezogen auf das Jahreseinkommen)
                                                                                      Gewerkschaftsbeitrag,
                                      bis 11.000 €               0%                   Zukunftssicherung

                                      11.000 – 18.000 €          25 %            Über die ANV (Arbeitnehmer*innenveranla-
                                                                                 gung) können noch weitere steuermildernde
                                      18.000 – 31.000 €          35 %            Ausgaben geltend gemacht werden:
                                                                                 Sonderausgaben, Werbungskosten, …
                                      31.000 – 60.000 €          42 %            Gewerkschaftsmitglieder können die ANV
                                                                                 kostenlos von einem Steuerexperten des ÖGB
                                      60.000 – 90.000 €          48 %            machen lassen. (unterkofler.gerhard@aon.at)
                                      90.000 – 1.000.000 €       50 %            Abfertigungen werden einheitlich mit 6 %
                                                                                 versteuert. Auch das 13. und 14. Monatsge-
                                      ab 1 Mio. €                55 %
                                                                                 halt wird geringer versteuert.

                                    Wichtig: Wenn eine Steuergrenze              Brutto-/Nettorechner:
                                    überschritten wird, muss nur der darüber     Wer sich ausrechnen will, wie viel Steuern
                                    liegende Betrag mit dem höheren              bzw. Sozialabgaben er/sie pro Monat/Jahr
                                    Steuersatz versteuert werden.                bezahlt, kann dies auf der Homepageseite
                                                                                 des Finanzministeriums machen. Dabei
                                    Beispiel:                                    sieht man auch, wie hoch das 13. Und 14.
                                    ein zu versteuernder Jahresverdienst
                                                                                 Monatsgehalt versteuert wird.
                                    beträgt 31.100 Euro
                                                                  Lohnsteuer     Zuverdienst
                                    € 11.000 sind frei,          →   €     0,-   • Wer neben seinem Arbeitsverhältnis noch
                                    € 7.000 werden mit 25 %,     →   € 1.750,-      einen Zuverdienst aus einem freien Dienst-
                                    € 13.000 mit 35 %,           →   € 4.550,-      vertrag, Werkvertrag oder Mieteinnahmen
                                    € 100 mit 42 % versteuert.   →   €    42,-      hat, muss diesen bis zu einer Grenze von
                                    Lohnsteuer für € 31.100          € 6.342,-      € 730 pro Kalenderjahr nicht versteuern.
                                                                                 • Wer neben seinem Lehrer*innenberuf auch
                                    Außerdem: Bevor die Lohnsteuer berechnet        noch Einnahmen aus einem anderen Beruf
                                    wird, werden vom Bruttogehalt beispiels-        oder einer Pension bezieht, muss beides
                                    weise folgende Beträge abgezogen:               versteuern.

                schulnotizen 1+2/2020                                                                                       11
Querbeet

                                       Ethikunterricht - im Sinne der Bischofskonferenz
Trotz Rekordarbeitslosigkeit, Schuldenexplosion und bevorstehender gesellschaftlicher Herausforderungen unge-
ahnten Ausmaßes, hat die Regierung Ende Mai einen Gesetzesentwurf zur Absicherung des Religionsunterrichtes in
Begutachtung geschickt. „Damit soll es nun einen verpflichtenden Ethikunterricht nur für jene Schüler*innen geben,
die keine Religion haben oder sich von einem Religionsunterricht abgemeldet haben. Mit diesem Gesetz ist der
Ethikunterricht, an dem alle Schüler*innen, ungeachtet ihrer Herkunft oder konfessionellen Zugehörigkeit, teilneh-
men sollen, auf Jahre hinaus gestorben“, so Mag. Eytan Reif, Sprecher des Komitees „Ethik für ALLE“.
Ein verpflichtender Ethikunterricht wird von Vertreter*innen der verschiedensten Religionen als Konkurrenzfach
für den Religionsunterricht gesehen. Dem ist nicht so: Das Fach Religion würde ja weiterhin bestehen bleiben.
Gerhard Unterkofler, Lehrer*innengewerkschafter: „Ziel eines pluralistischen Staates muss es sein, ein gemeinsa-
mes Wertefundament für das gesellschaftliche Miteinander zu schaffen. Dazu gehören unter anderem Themen
wie die Stellung der Frau in unserer Gesellschaft, religiöse Toleranz, Umgang mit der Umwelt oder philosophische
Fragen und die Kenntnisse zu den Weltreligionen. Mit der neuen Regelung erhalten Kinder fundamentalistischer
Religionen leider weiterhin nur ihr konfessionell eingefärbtes Ethikbild vermittelt.“

                                  Michael Köhlmeier:
                               Kultur und die Grünen
„Seit der Herr Grasser anno Schüssel von Orchideenstudien
gesprochen und damit alles mitgemeint hat, was der Neoliberalis-
mus nicht braucht, war die Kultur in der zweiten Reihe. In dieser
Hinsicht habe ich auch von den Grünen nie viel gehalten. Hier
herrscht etwas Lehrerhaft-Doktrinäres vor, die Künstler haben zur
Verfügung zu stehen, wenn für etwas eine Unterschrift gebraucht
wird, und dann nicht mehr. Zu Zeiten der deutschen Linken nann-
te man das Büpas, Bündnispartnerschaften.
Am 1. Mai ist mir das wieder schmerzlich eingefallen: Im alten                                Fotographin: Amrei-Marie
roten Wien wurden in Gemeindebauten Künstlerateliers unter
dem Dach eingeplant. Man hat gesagt: Unsere Leute, denen nie            Kürzungen: IT, Berufsorien-
etwas Gutes zuteil wurde, für deren Rechte wir gekämpft haben,
die haben ein Recht auf Schönheit. Dieses Bewusstsein liegt nicht
                                                                         tierung, Bibliotheksarbeit
in der Tradition der Grünen. Mir ist selten eine derart ignorante
                                                                       Bei den geplanten Kürzungen im Vorarl-
Bewegung begegnet.
Das spitzt sich jetzt in der Frau Lunacek zu, was aber nicht heißt,    berger Pflichtschulbereich von nunmehr
dass es vorher besser gewesen wäre. Das Grundmissverständnis           zwei Prozent, wurde von Schöbi-Fink immer
ist, die Natur für unseren Freund zu halten. Niemand darf sich         davon geredet, dass es keine Lohneinbußen
das je einbilden. Die ganze Geschichte der Zivilisation, der Kultur,   geben würde. Das hat sich allerdings als
ist die Geschichte der Auseinandersetzung mit der Natur. Man           nicht richtig erwiesen.
kann auch sagen: des Kampfs mit der Natur. Das Banner, das wir         Wie die Personalvertretung feststellen
hochhalten, ist das Banner der Kultur und der Zivilisation. Un-        musste, werden die Abgeltungen für IT-
sere Wissenschaft strebt danach, die Kräfte der Natur zu nutzen        Betreuung, Leitung von Schulbibliotheken
und uns mit ihr irgendwie zu arrangieren. Aber Freund ist dieses       und Koordination der Berufsorientierung
Grün, das ich da draußen vor dem Fenster sehe, mir gegenüber           sehr wohl auch um zwei Prozent gekürzt.
gar nicht. Wenn ich höre ,Mutter Natur schlägt zurück‘, kriege ich     Die Personalvertretung hat in einer Pro-
Zustände! Unsere ganze Geschichte betrifft unsere Emanzipation         testnote an Frau Schöbi-Fink diese Vorge-
von der Natur, unseren Kampf mit der Natur. Und wenn wir dann,         hensweise kritisiert und gefordert, dass von
ermattet von diesem Kampf, dasitzen und unseren Tee trinken, ist       einer generellen Kürzung Abstand genom-
das eine Errungenschaft der Kultur. Wir schauen den Vögeln den         men werden müsse und mit der Personal-
Gesang ab, aber wir machen etwas Schöneres draus. Ich liebe den        vertretung und Gewerkschaft sowie den
Amselgesang, aber die 40. Symphonie von Mozart ist mir mehr            Protagonisten der Leiter*innen-Iniative
wert.“                                                                 unverzüglich in Verhandlungen getreten
                             (NEWS, 14. Mai 2020, Internetausgabe)     werde.

12                                                                                           schulnotizen 1+2/2020
Querbeet

                                         Ausbildungskürzung bei den VS-Lehrpersonen?
 In einem Antrag der Vorarlberger ÖVP und der Grünen soll die Bundesregierung aufgerufen werden, die Ausbil-
 dung von Volksschullehrpersonen um ein Jahr zu kürzen. Grund: Lehrer*innenmangel in Vorarlberg. Man erhofft
 sich dadurch, dass mehr Maturant*innen das Studium zur Primarlehrer*innenausbildung wählen.
 Für mich, Lehrer*innengewerkschafter, ist eine solche Vorgehensweise sehr problematisch.
 Die Kürzung einer Ausbildung nur mit der Begründung des Lehrer*innenmangels greift zu kurz. Man stelle sich
 nur den Aufschrei vor, wenn bei Mangel von Fachärzten oder Pflegepersonal einfach bei der Ausbildung gekürzt
 würde.
 Der Beruf des Primarlehrers ist mindestens so wichtig und herausfordernd wie jener des Sekundarlehrers. Eine
 Kürzung der Ausbildung aufgrund des Lehrer*innenmangels wäre deshalb verantwortungslos, damit würde auch
 in der Öffentlichkeit das Bild vermittelt, dass die Ausbildung von Volksschullehrer*innen weniger wichtig sei als
 jene der Sekundarlehrpersonen.
 Außerdem würde eine Kürzung der Ausbildung im jetzigen Besoldungssystem bedeuten, dass zukünftig die
 Volksschulpädagog*innen Gefahr laufen, weniger zu verdienen. Die Besoldung richtet sich nämlich nach der
 Ausbildungslänge und nicht nach der pädagogischen Bedeutung.
 Grundsätzlich kann man natürlich über die Länge der Ausbildung diskutieren, aber dann bei allen Lehrer*innen
 und das nur, wenn es zu keinem Qualitätsverlust kommt. Immerhin hat sie sich bei Oberstufenlehrpersonen um
 ein Jahr, bei Pflichtschullehrpersonen um zwei Jahre auf insgesamt fünf Jahre verlängert. Eine Evaluation der
 Ausbildung ist ja vorgesehen. Und wenn es Leerläufe gibt oder die Praxisausbildung zu kurz kommt, dann sollte
 die Regierung auch Änderungen machen. Kürzung und/oder Verbesserung der Ausbildung sollten Politiker aber
 wirklichen Experten und Wissenschaftlern überlassen. Der Gehalt darf dabei nicht gekürzt werden.
 Vergessen wir nicht: Es war ein großer Fortschritt im vorigen Jahrhundert, als die Volksschullehrer*innen-
 ausbilung um ein Jahr verlängert und damit an jene der Hauptschullehrpersonen angeglichen wurde. Damit gab
 es auch den gleichen Grundlohn. Mit einer Kürzung nur für eine Gruppe - so wie es die FCG und die ÖVP wollen -
 machen wir wieder einen Schritt zurück.
 Vielmehr sollten wir dafür kämpfen, dass die Volksschullehrer*innen auch in der Fächerzulage den Sekundar-
 lehrer*innen gleichgestellt werden. Damit würden sie nämlich um bis zu 300 Euro pro Monat mehr verdienen.
 Dies würde den Beruf finanziell attraktiver machen. (g.unterkofler)

                        Mitarbeiter*innen-
                            Vorsorgekasse
 Vor etwa 10 Jahren änderte sich das Gesetz
 bezüglich der Bemessungsgrundlage für die
 Mitarbeitervorsorgekasse. Erst kürzlich
 entdeckte die Personalvertretung der Berufs-
 schullehrer*innen, dass das Land Vorarlberg
 diese Änderung vergessen hatte – auch bei
 den Pflichtschullehrer*innen.

 Ende März 2020 wurde der Pflichtschullehrer-
 *innen-Personalvertretung mitgeteilt, dass es
 eine mündliche Zusage des Ministeriums gebe,
 dass die fehlenden Beträge bis ins Jahr 2008
 aufgerollt werden dürften. Momentan wartet
 die Gehaltsbemessungsstelle allerdings noch
 auf die schriftliche Zusage. Wir hoffen, dass
 dies bald geschieht.

schulnotizen 1+2/2020                                                                                            13
Querbeet

                                                            Unterricht daheim: Fluch und Segen
 Laut Zeitschrift „Der Standard“ hat das Institut für höhere Studien (IHS) bisher von 5000 Lehrer*innen ihre Be-
 wertung zu „Fluch und Segen des Unterrichts daheim“ erhalten. Das ist erst ein Zwischenergebnis, da die Umfra-
 ge noch am Laufen ist.
   • Demnach kommen 80 Prozent der Pädagog*innen zu dem Schluss, dass die Kluft zwischen den besserge-
      stellten und den benachteiligten Schüler*innen während des Shutdowns weiter gewachsen ist.
   • Weiters ergab die Umfrage, dass 12 Prozent aller Schüler*innen im Shutdown schwer oder gar nicht erreich-
      bar waren. Zwei Drittel der Schulkinder seien vom Homeschooling stark belastet oder überfordert gewesen.
   • 31 Prozent der Schüler*innen haben ihre Lehrer*innen im Homeschooling positiv überrascht.
   • Und: 70 Prozent der Lehrpersonen gaben an, während des Homeschoolings mehr gearbeitet zu haben als
      im normalen Schulbetrieb.

                                                                                                                Bezahlte Anzeige

Ein Projekt des Bildungsclusters „Dialog mit der Gesellschaft“
Homepage für qualitätsvolles Unterrichtsmaterial für LEBENsmittelwissen ist online
Im Rahmen des Bildungsclusters „Dialog mit der Gesellschaft zu den vernetzten Themenfeldern Umwelt, Landwirtschaft
und Ernährung“, wurde das Projekt „Lebensmittelwissen“ als Teilprojekt über eine LE-Förderung finanziert.
Ziel des Bildungsclusters ist die Vermittlung eines realistischen Bildes der österreichischen Landwirtschaft in Zusam-
menhang mit Umwelt und Ernährung. Im Rahmen des Teilprojekts wurden unter der Leitung der Hochschule für Ag-
rar- und Umweltpädagogik die Informations- und Bildungsaktivitäten im Bereich Lebensmittelwissen/Ernährung für
Pädagog*innen der unterschiedlichen Altersstufen österreichweit aufeinander abgestimmt und gebündelt. Einen wesent-
lichen Aspekt stellte der 10-tägige ECTS-AP-bewertete Hochschullehrgang und die Ausdehnung des Kinderernährungs-
projektes des LFI`s Tirol „Schmatzi – SeminarbäuerInnen“ auf die Bundesländer Vorarlberg und Steiermark dar.
Nun ist auch die Homepage www.lebensmittelwissen.ac.at mit fachlich und pädagogisch geprüftem Unterrichtsmateri-
al rund um „LEBENsmittelwissen“ online.
Derzeit umfasst die Datenbank 145 positiv bewertete Unterrichtsmaterialien. Das Angebot soll natürlich wachsen und
wird daher weiterhin mit gesichtetem Material befüllt bzw. verlinkt. Weitere Infos gibt es bei der Projektleitung
Dipl.-Ing.in Sabine Kahrer BEd, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, sabine.kahrer@haup.ac.at.

14                                                                                              schulnotizen 1+2/2020
„Erlebnisbericht“

                                           „Distance learning“
                                          oder „Corona Ferien“?
                                                     Ein Erfahrungsbericht
                             Dominik Dalfollo, MS-Lehrer in der MS Bregenz-Schendlingen (dominik.dalfollo@vmsbvo.snv.at)

07:30 Uhr morgens, der Wecker              nicht gefallen und springt mit einem      die neuesten Nachrichten.
klingelt bereits zum dritten Mal. Ich      Satz genau vor meinen Bildschirm.
schaue mit halb geschlossenen Au-          Nach der Fütterung kann ich endlich       Gegen 19:00 Uhr springt die Katze
gen auf das grell strahlende Display       in Ruhe die Aufgaben korrigieren.         wieder vor den Bildschirm, und aus
– jetzt muss ich wohl aufstehen.           Dafür konnte ich von einem Freund         dem Fernseher nebenan erklingt die
                                           ein Zeichentableau ausleihen, somit       Werbung vom neuen Kijimea Reiz-
Halb ferngesteuert führt mich mein         spare ich wenigstens einen halben         darm PRO! Es ist endgültig Zeit, Fei-
Gang ins Bad. Kurze Zeit später            Wald an Papier.                           erabend zu machen!
glänzt meine Hülle, doch erst der all-
morgendliche Kaffee bringt mich auf        Ständig werde ich durch eingehen-         Nach so einem Tag, an dem man
Betriebstemperatur.                        de Nachrichten – eine natürlich
                                           wichtiger als die andere – unter-
08:00 Uhr, ich sitze vor dem Com-          brochen. Zwischendurch rufen Kol-
puter, öffne das Mailprogramm              legen an, oder die Verwandten fra-
und die Kommunikationsplattform            gen zum zehnten Mal nach, ob ich
Schoolfox. Über die Nacht sammel-          schon gesund wäre und ja zuhause
ten sich einige Nachrichten und            bleiben würde. Was soll ich denn
Mails an, manche davon sind sogar          sonst machen? Mehr als eine Run-
erst zwischen 0:00 und 04:00 Uhr           de spazieren war zu Beginn ja nicht
eingelangt.                                möglich.
Ich öffne die erste Nachricht und          10:30 Uhr, es wird höchste Zeit für
lade die Anhänge - erledigte Aufga-        einen weiteren Kaffee. Doch ganz
ben - herunter. Selbstverständlich         im Sinne von „die Arbeit ruft“ bim-
Fotos, der Qualität nach in einer          melt das Telefon und mehrere Eltern
geheimen Besenkammer unter der             melden sich per Mail, was denn jetzt
Treppe aufgenommen. Na gut, dann           nun mit der bald stattfindenden Pro-
eben mit Bildbearbeitung so überar-        jektwoche sei? Also mit dem braunen       mehr oder weniger ständig erreich-
beiten, damit man überhaupt etwas          Gold zurück an den Computer.              bar und greifbar sein sollte, neben-
entziffern kann.                                                                     bei Arbeitspläne vorbereitet und auf
                                           Zwischen 12:00 und 14:00 Uhr wird         allen Kanälen mit Eltern, Schülern
In diesem Moment stolziert mein            gekocht, nebenbei der Haushalt            kommuniziert und mit der Schule
Kater herein und protestiert laut-         erledigt und die Mama zurückge-           im Kontakt bleibt, hat man sein Ar-
stark, weil er sein Futter noch nicht      rufen. Anschließend beginnt mei-          beitspensum erfüllt. Ich möchte gar
erhalten hat. Ich vertröste ihn, öff-      ne Nachmittagsschicht. Es werden          nicht daran denken, was andere Kol-
ne die Bilder. Leider lässt er sich das    neue Arbeitspläne erstellt, Erklär-       legen und Kolleginnen in dieser Zeit
                                                   videos gedreht, säumige           für eine Arbeitsbelastung stemmen
                                                   Schüler an ihre Aufgaben          mussten. Viele hatten im sogenann-
                                                   erinnert und hinterherte-         ten „home office“ auch noch die ei-
                                                   lefoniert. Kurz denke ich         genen Kinder zu betreuen oder sind
                                                   daran, ein Buch mit dem           technisch oftmals weniger versiert.
                                                   Titel: „Corona und die bes-
                                                   ten Ausreden“ herauszu-           Ich denke, wenn das alles hier vorbei
                                                   bringen.                          ist, bleiben wir erstmal zuhause und
                                                                                     machen Ferien!
                                                   18:00 Uhr abends, die Frisur
                                                   hält. Zeit, die neu angekom-
                                                   menen Aufgaben und auf-
                                                   kommende Fragen zu be-
                                                   antworten. Nebenbei laufen

schulnotizen 1+2/2020                                                                                                 15
Schulalltag

                                   Schule am See mit COVID-19
                                                                                         Schulalltag in Krisenzeiten
                                           Ursula Holzer, MS-Lehrerin an der Schule am See, Hard (ursula.holzer@vshas.snv.at)

Ich bin Lehrerin in der Schule am See in        Christian, haben uns in allem un-        gruppen bekamen sie die nötigen
Hard, und zwar in jahrgangsgemisch-             terstützt und sich stets ruhig um        Inputs.
ten Klassen (4-5-6) im Cluster C1.              Information des Kollegiums und der
                                                Eltern bemüht.                              „Von Anfang an hätte der
Als bekannt wurde, dass die Schulen
geschlossen werden, dachten wir                 Viele tolle Dinge sind entstanden,        Fokus darauf gelegt werden
uns alle: Was? Krass! - Unser Team              viele kreative Ideen wurden umge-              müssen, die sozial
stellte im Eilverfahren Pakete für              setzt, viele Kinder haben sehr fleißig    schwachen Kinder in Kleinst-
zuhause zusammen, und am Mon-                   gearbeitet und interessante Ergeb-
                                                                                           gruppen zu unterrichten.“
tag fanden wir uns im Verhältnis 7:1            nisse abgeliefert. Man muss sagen,
wieder – sieben Lehrpersonen auf                die meisten haben wirklich versucht,
einen Schüler. - Für das Abholen der            das Beste aus der Situation zu ma-       Ich finde, es hätte von Anfang an da-
Materialien hatten wir schnell eine             chen. Aber so manche Familie hat         rauf der Fokus gelegt werden sollen,
Lösung gefunden, und meine Kolle-               auch rückgemeldet, wie schwierig es      dass ab Ostern in ganz Österreich
gin und ihr Sohn kreierten noch am              sei, alles zu organisieren, die Kinder   LehrerInnen die (sozial) schwachen
selben Tag eine eigene Homepage                 zum regelmäßigen Lernen zu bewe-         Kinder in Kleinstgruppen (mit allen
für unseren Cluster, die zum Haupt-             gen und den Tagesablauf zu struktu-      Sicherheitsvorkehrungen) unterrich-
informationsportal für die nächsten             rieren. Das Klima an unserer Schule      ten, um die sozialen Ungerechtig-
Wochen wurde.                                   war und ist sehr angenehm und kon-       keiten unseres Bildungssystems zu
                                                struktiv geblieben – viele Menschen      mildern. Das hätte uns fünf Wochen
                                                haben, abgesehen von Problemen           Zeit gegeben, um auch sonst schon
 „Die meisten Eltern reagier-                   und Existenzsorgen aller Art, die Ent-   vorhandene Wissenslücken aufzu-
   ten auf die Maßnahmen                        schleunigung genossen und sich an        holen. Gleichzeitig hätte es die Fami-
  gelassen und vernünftig.“                     die (für Familien sehr herausfordern-    lien entlastet, die sowieso in vielerlei
                                                den) Beschränkungen gehalten.            Hinsicht benachteiligt sind. Der Fo-
                                                                                         kus lag von Regierungsseite meiner
Die Zeit bis Ostern war geprägt von             Seit Ostern etablierten wir auf der      Meinung nach auf der bestmögli-
der Optimierung der Kommunika-                  Terrasse unseres Clusters ein perfek-    chen Durchführung der Matura als
tion. Die meisten Eltern reagierten             tes Abhol- und Bringsystem, und ne-      wichtigstes Kriterium auf dem Weg
auf die Maßnahmen gelassen und                  ben den Hauptfächern wurden u.a.         zum erfolgreichen Eintritt in unser
vernünftig, und wir waren meist zu              auch tolle Werkerziehung-Pakete zur      kapitalistisches Wirtschaftssystem,
dritt oder viert in unserem Cluster             Entnahme bereitgestellt. Da der Ort      was kritisch zu hinterfragen ist.
präsent, um Dinge zu planen, uns                jederzeit zugänglich war, konnten
auszutauschen, und nach dem an-                 Eltern oder Kinder dort zeitunab-        Nun wurde die Schule wieder geöff-
fänglichen Schrecken und Staunen                hängig Sachen abholen und bringen.       net – es wird sich zeigen, wie erfolg-
kamen wir in einen guten Arbeits-                                                        reich die Umsetzung der Richtlinien
rhythmus.                                       Nach den Ferien, als die bearbei-        erfolgt. Ich glaube, dass wir aus die-
Wir kümmerten uns um flächen-                   teten Unterlagen eintrudelten, be-       ser Krise sehr viel für unsere Zukunft
deckende Rückmeldungen von den                  gannen wir systematisch, Kinder          lernen könnten.
Kindern, wir erhoben, wer keinen PC             einzuladen. Es waren
oder Drucker zu Hause hatte und wer             beispielsweise    jene
Hilfe benötigte. Bei etlichen Familien          SchülerInnen zu den
riefen wir zu Hause an, um nachzu-              Englisch-Zoom-Stunden
fragen, wie es mit dem Lernen laufe.            da, die zu Hause nicht
Um besser planen zu können, traf                die ensprechende Aus-
sich unser Team in regelmäßigen                 rüstung hatten.
Zoom-Meetings, und wir schafften                Außerdem durften Kin-
es, unsere vorher etwas chaotische              der, die Hilfe benötig-
Besprechungskultur zu optimieren.               ten, in die Klassen
Unsere zwei Schulleiter, Karin und              kommen, in Klein-

16                                                                                                     schulnotizen 1+2/2020
Sie können auch lesen