Provokationen Italienisch - GLOBAL INVESTOR
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Provokationen auf Italienisch Die Bekanntgabe eines geplanten Defizits von 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für den Haushalt 2019 (und die beiden Folgejahre) durch die italienische Regierung versetzte vor allem die europäischen Märkte in neuerlichen Aufruhr. Die Vorgängerregierung hatte sich auf 0,8 Prozent verpflichtet, der Wirtschaftsminister wollte 1,6 Prozent nicht ü b erschreiten und die Konsens- erwartungen lagen bei rund 1,9 Prozent. Aus streng ökonomischer Sicht ist es kaum von Bedeutung, ob das Verhältnis Defizit zum BIP 1,9 Prozent oder 2,4 Prozent beträgt. Sorgen bereitet eher die Ursache des höheren Defizits. Denn es speist sich aus Ausgaben – allen voran fü r das Grundeinkommen – die den Konsum stü t zen sollen, jedoch keine Lösung fü r das Hauptproblem Italiens bieten: das schwache potenzielle Wachstum (das seinerseits hauptsächlich auf den Investitionen und den Produktionskapazitäten beruht). Um sicherzustellen, dass die Verschuldung des Landes beherrschbar bleibt, basiert dieses Verhältnis auf erreichbaren (+1,6 % fü r 2019), jedoch ehrgeizigen Wachstumsannahmen. Anders gesagt wäre ein hohes D e f i z i t g e g e n üb e r d e m B I P , d a s d u r c h e i n umfangreiches, potenzielles Wachstum steigerndes Investitionsprogramm bedingt ist und auf vorsichtigeren Wachstumsannahmen basiert, aus ökonomischer Sicht deutlich akzeptabler gewesen. Darü ber hinaus ist das Grundproblem ein politisches. Offensichtlich will die populistische Koalition in
Italien mit dieser Zahl von 2,4 Prozent für Wirbel in Europa sorgen, um Verhandlungen herbeizuführen. Überdies kün digte Regierungschef Giuseppe Conte vergangenen Mittwoch an, dass das Defizit 2019 zwar 2,4 Prozent des BIP betragen, 2020 und 2021 jedoch auf 2,1 Prozent beziehungsweise 1,8 Prozent sinken soll. Die Europäische Kommission in Person ihres Wirtschaftskommissars kam nicht umhin, den italienischen Haushaltsentwurf als einen Haushalt „außerhalb der Grenzen“ zu bezeichnen. Wenige Monate vor der Europawahl ist die Position der Kommission jedoch heikel. Einerseits ist der Umstand, dass einer Koalition aus populistischen Parteien zu einem Zeitpunkt, zu dem populistische Bewegungen ü berall in Europa an Boden gewinnen, bei einem so entscheidenden Thema wie dem Haushalt eine Einigung gelingt, wenig erfreulich. Andererseits ist der italienische Haushalt ein Konjunkturhaushalt. Während der allgemeine Trend in Europa auf ein Ende der Sparpolitik hinausläuft und eine der wichtigsten wirtschaftlichen Herausforderungen der Eurozone (Thema potenzielles Wachstum und Investitionen) weiterhin besteht, ist es fü r die Europäische Kommission schwierig, sich dem Wunsch nach einer haushaltsgestü tzten Konjunkturbelebung vehement zu verschließen. Daher wird die Kommission, die den italienischen Haushaltsentwurf am 15. Oktober offiziell entgegennimmt und ihre Empfehlungen bis Monatsende abgeben muss, zweifelsohne verhandeln mü ssen. Dies ist vermutlich auch das Ziel der italienischen Regierung. Bis dahin sind auch die Mitteilungen von Moody’s und von S&P über die Bonität italienischer Schuldtitel am 26. Oktober zu beachten. Uns erwarten
also weitere Spannungen an den Märkten. Italien: Was die Haushaltsdebatte bedeutet Es mag nicht beabsichtigt sein, aber italienische Politiker haben viel Übung darin, aus Krisen Dramen zu machen. Die etwas turbulente Geschichte Italiens bot ihnen viele Möglichkeiten dazu und die Mitgliedschaft in der Eurozone hat eine weitere Dimension hinzugefügt. Die pikante Kombination aus italienischer Politik, ihrer verzwickten Haushaltslage, der nationalistischen Stimmung und den EU-Regulierungen hat sich zu einem giftigen Gebräu zusammengemischt. Das Ergebnis könnte es in sich haben. Zumindest das ist es, worüber sich die Finanzmärkte Sorgen machen. Die Anforderungen der EU-Mitgliedschaft verlangen, dass die Mitgliedsländer die fiskalischen Leitlinien einhalten, die einen schrittweisen Schuldenabbau und eine Stabilisierung – und letztendlich einen Rückgang – der Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP beinhalten. Vor den Wahlen im März befand sich Italien auf einem vielversprechenden Weg, seinen Haushalt zu konsolidieren. Die Bedeutung dieser Tatsache in Italien ist aufgrund des heiklen Ausgangspunkts nicht zu unterschätzen: Die italienische Staatsverschuldung im Verhältnis zum
BIP gehört zu den höchsten in Europa. Das bedeutet, dass jede Abweichung von der finanzpolitischen Zurückhaltung schnell zu großen Problemen führen kann. Die Rentenmärkte sind sich dessen bewusst. Der Anstieg der BTP-Renditen von unter 1,8 Prozent im April auf über 3 Prozent im Mai und erneut im August (zuletzt 2,95 Prozent) spiegelt das wider. Spannungen innerhalb der Regierung nehmen zu Die jüngsten Gerüchte deuten darauf hin, dass sich die Spannungen innerhalb der Regierung zuspitzen. Einerseits ist sie sich des Potenzials bewusst, inwiefern fiskalische Verwerfungen die Märkte erschrecken können. Andererseits hat sie aber auch das Gefühl, dass sie den Wählern gegenüber Verpflichtungen haben. Die meisten in der Regierung wollen zumindest einen Teil der fiskalischen Impulse nutzen, die sie versprochen hatten, als sie versuchten, gewählt zu werden. Die Spannungen zwischen der Einhaltung dieser Versprechen auf der einen Seite und der Vermeidung einer Schmach durch die Europäische Kommission auf der anderen Seite erschweren einen Mittelweg als Lösung. Einige würden sagen, es ist unmöglich. Wenn die Differenzen nicht schnell gelöst werden können, könnte eine Menge passieren, wovon vieles problematisch ist. Wenn die stellvertretenden Premierminister glauben, dass sie daran gehindert werden, die Wahlversprechen des Finanzministers Tria einzuhalten, könnten sie grundsätzlich zurücktreten und Neuwahlen erzwingen. Andere Minister haben vorgeschlagen, dass Tria nicht unersetzlich ist,
wenn es zu einer Sackgasse kommt. Selbst wenn ein endgültiger Vorschlag innerhalb der Regierung vereinbart wird, besteht immer noch die Möglichkeit eines Konfliktes mit der Europäischen Kommission. Auch das könnte zu politischen Konsequenzen und der Aussicht auf Neuwahlen sowie zu mehr Finanzmarktproblemen führen. Die italienische Regierung tritt heute zusammen, um einen endgültigen Plan auszuarbeiten. Vielleicht kann ein Kompromiss gefunden werden. Aber das ist bei weitem nicht sicher. Und selbst wenn diesmal eine Krise abgewendet wird, wird die italienische Politik sicherlich ihren Teil beitragen, dass es in Zukunft weitere Dramen geben wird. Kreditmärkte – der Druck wächst Die geopolitischen Risiken wie der Handelskonflikt mit China, die Kredit- und Währungsunsicherheiten aufgrund Chinas Bemühungen zur Reduzierung der Verschuldung in seinem Schattenbankensystem, die politische Situation in Italien und der ungewisse Ausgang des Brexit halten die Kreditmärkte in Atem. Eine Erhöhung dieser Risiken könnte jeweils zu zunehmender Volatilität und geringerer Risikobereitschaft führen. Auch ein stärkerer US- Dollar würde zusätzlichen Druck ausüben. Nach einer volatilen Entwicklung in der ersten
Jahreshälfte, in der sich Investoren weg von festverzinslichen Anlagen und hin zu Aktien orientierten, sind die Bewertungen nach unserer Einschätzung weiterhin zu optimistisch (wenn auch nur moderat). Die Kreditauswahl hat angesichts gestiegener idiosynkratrischer Risiken durch die Finanzierung von Unternehmenszusammenschlüssen oder sektorenspezifischen Druck aufgrund steigender Kosten nach wie vor höchste Priorität. Aufgrund des Anstiegs der risikolosen Zinssätze bieten Kreditinstrumente aktuell Renditevorteile annähernd auf dem Rekordniveau von 2009. Nach unserer Einschätzung und unter Nichtberücksichtigung möglicher externer Einflüsse werden sich die Credit Spreads für längere Zeit konstant entwickeln oder sich in einer engen Spanne bewegen. Volatilität schafft ideale Rahmenbedingungen Die Märkte für Schwellenländeranleihen (Emerging Markets, kurz EM) standen seit Mitte April unter dem Einfluss verschiedener politischer und wirtschaftlicher Ereignisse. Nachdem zunächst die zehnjährigen US-Staatsanleihen die psychologisch wichtige Marke von drei Prozent erreicht hatten, rückte Lateinamerika in den Fokus vieler Investoren. Argentinien bat den Internationalen Währungsfonds
(IWF) um finanziellen Beistand und in Brasilien sorgen die anstehenden Wahlen im Oktober für anhaltende Unsicherheit. Doch auch die jüngste politische Krise in Italien sowie der Ausgang der Wahlen in Mexiko Anfang Juli haben sich auf die Märkte für Schwellenländeranleihen ausgewirkt. Haben sich damit die Perspektiven für Schwellenländeranleihen nachhaltig eingetrübt? Für eine sachgerechte Bewertung ist es wichtig, die vorangegangenen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen genauer zu analysieren, um sie richtig einordnen zu können. Argentinien Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive spricht vieles dafür, dass sich die Kreditwürdigkeit Argentiniens grundsätzlich auf dem Weg der Besserung befindet. Im letzten Jahr stufte S&P das Rating des lateinamerikanischen Landes gleich zwei Mal herauf. Die reformorientierte Regierung unter Mauricio Macri hat trotz des Widerstands der Gewerkschaften erste Fortschritte bei der Arbeitsreform erzielt. Gleichzeitig wurden wichtige Steuerreformen durchgeführt und auch Kapitalmarktreformen sind in Vorbereitung. Zudem werden Exporthemmnisse abgebaut, die Bedingungen für ausländische Direktinvestitionen verbessert und die Infrastrukturinvestitionen erhöht. Die argentinische Zentralbank hat ihren Willen, den Peso zu verteidigen, mit Zinserhöhungen auf 40 Prozent unter Beweis gestellt, was Leerverkäufer abschrecken dürfte. Die Entscheidung, den IWF um Hilfe zu bitten, war ein notwendiger und nicht zuletzt mutiger Schritt. Denn bei den Argentiniern ist der Internationale Währungsfonds nicht sonderlich beliebt. Wir sehen deshalb vor
allem technische Faktoren in Argentinien als Auslöser des jüngsten Ausverkaufs. Brasilien Der brasilianische Real hat in den letzten Wochen eine gewisse Volatilität erlebt. Dies betraf auch Lokalwährungsanleihen, wobei die Renditen der fünfjährigen Staatsanleihen um fast zwei Prozent auf rund elf Prozent stiegen. Viele Anleger bleiben nervös, womöglich auch vor dem Hintergrund der Ereignisse im benachbarten Argentinien. Sicherlich mag Brasilien mit diversen sozialen und auch politischen Problemen konfrontiert sein, allen voran die Unfähigkeit der Regierung, die Finanzpolitik und damit den inländischen Verschuldungsgrad in den Griff zu bekommen. Doch wie so oft zeigt der genaue Blick auf die makroökonomischen Daten auch positive Faktoren, die sich unter den aktuellen Negativschlagzeilen verstecken. Die Inflation liegt bei unter drei Prozent und damit auf dem niedrigsten Stand seit der Einführung eines Inflationszielsystems im Jahr 1999. Tatsächlich liegt sie unter der aktuellen Zielspanne von drei bis sechs Prozent, die von der Zentralbank festgelegt wurde. Die jüngste Abwertung des brasilianischen Real wird sich zwar durch höhere Importpreise auf die Inflation auswirken. Aber Brasilien ist eine relativ geschlossene Volkswirtschaft mit einer sehr niedrigen Dollarisierung, sodass dieser Effekt die Inflation wohl kaum in dem Maße ankurbeln wird, wie es in Ländern wie der Türkei oder Argentinien der Fall ist. Auch der Blick auf die Zahlungsbilanz gibt aktuell kein Grund zur Besorgnis. Die Grundbilanz (Leistungsbilanz und Nettoauslandsinvestitionen)
bleibt mit rund vier Prozent des BIP auf einem komfortablen Niveau. Brasilien verfügt zudem über massive Devisenreserven, die mehr als zwei Jahre Importe abdecken können. Italien Die politische Krise in Italien hat Anleihen aus der Peripherie und aus Schwellenländern erfasst. Theoretisch sollte der Abstand gegenüber den risikolosen Zinssätzen davon unberührt bleiben. Aber in der Praxis sieht das mitunter anders aus. Häufig werden Anleihen aus Schwellenländern unabhängig von risikolosen Zinsen gehandelt. Die Ereignisse in Italien haben Spuren bei EM-Anleihen hinterlassen. Euro-basierte Anleger sind in Deckung gegangen und dürften sich nun höher verzinsten Alternativen in Heimatnähe zuwenden. Tatsächlich muten die aktuellen Ereignisse sehr nach einer Wiederholung von 2011 an, als Anleger den Euro auf eine harte Probe stellten. Diese Art von Ereignissen bietet eine Fülle von Anlagemöglichkeiten. Aber dies ist kein Markt für kurzfristige Handelswetten, denn der richtige Zeitpunkt ist wie immer schwer zu fassen. Für langfristig orientierte, antizyklische Anleger sind das jedoch ideale Rahmenbedingungen, die für ein Bond-Picking wie geschaffen sind. Mexiko Für die Märkte für Schwellenländeranleihen standen Anfang Juli die Wahlen in Mexiko im Fokus, bei denen Kommunal-, Regional- und Präsidentschaftswahlen zusammenfielen. Zwar wurde ein Sieg des linken Präsidentschaftskandidaten López Obrador erwartet. Doch dass seine Partei die Mehrheit in beiden Kammern des Landes errang, war eine Überraschung. Da
die Investoren davon überzeugt waren, dass Obrador wahrscheinlich in beiden Kammern, zumindest aber im Senat, eine Koalition eingehen müsse, muss die Bekanntgabe des Wahlergebnisses wie eine alarmierende Nachricht geklungen haben. Trotzdem hat es für eine kleine Rally mexikanischer Vermögenswerte gereicht. Zwar sind die Märkte Obrador und seiner populistischen Rolle, ein „Mann des Volkes“ zu sein, überdrüssig. Doch könnten sich diese Befürchtungen als übertrieben herausstellen. Schließlich hat Obrador seinen Wahlkampf auf einer Anti-Korruptions-Kampagne aufgebaut. Es bleibt nun abzuwarten, wie erfolgreich er sein wird und wie er die Finanzierung seines politischen Programms bewerkstelligen möchte. Aber im Vergleich zu seinen Vorgängern, die mit ihrer Politik mehrheitlich gescheitert sind, ist die Messlatte für ihn sehr niedrig angesetzt. Fazit Ängste vor steigenden US-Zinsen und Währungsschwankungen beeinflussen zwar die Stimmung an den Märkten für Schwellenländeranleihen, verändern aber die Fundamentaldaten nicht. Denn die Rahmenbedingungen aus Fundamentaldaten, technischen Faktoren und Bewertungen sind unserer Auffassung nach weiterhin intakt. Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt für langfristig orientierte Anleger, sich am Markt zu engagieren oder zumindest investiert zu bleiben und nicht zu kapitulieren. Das politische Umfeld dürfte in den kommenden Monaten weitere Überraschungen bereithalten die ihre psychologische Wirkung nicht verfehlen werden. Aber es wäre falsch, aus diesen Gründen auf ein Engagement in Schwellenländeranleihen zu verzichten.
Verbesserte Stimmung für Banken Der Mai 2018 war für italienische Aktien von Volatilität geprägt. Die Nachrichten bezüglich der US-Handelszölle und des iranischen Atomabkommens belasteten die Stimmung erheblich und italienische Aktien litten unter starker Volatilität aufgrund der Unsicherheit im Zusammenhang mit der Bildung einer neuen italienischen Regierung, die bis zuletzt intensive politische Verhandlungen erforderte. Nun hat Italien jedoch endlich eine neue Regierung, nachdem die Fünf-Sterne-Bewegung und die Lega Nord eine Einigung erzielt haben. Was bedeutet dies nun für italienische Aktien? Erholung bei Italiens Banken? Nach einer starken Performance zwischen Januar und April mussten die Aktien italienischer Banken im Mai starke Verluste hinnehmen, da die Anleger ein deutlich höheres Risiko für Italien einpreisten. Der FTSE MIB Banks Index büßte im Monatsverlauf über 19 Prozent ein – mehr als doppelt so viel wie der breitere MSCI Italy Index im selben Zeitraum. Während der MSCI Italy Index in den ersten fünf Monaten des Jahres ein leichtes Plus verbuchte, verzeichnete der FTSE MIB Banks Index von Januar bis Ende Mai einen Rückgang um 7 Prozent.
Abbildung 1: Italienische Banken bleiben hinter dem Markt zurück Quelle: Bloomberg, für den gesamten Zeitraum vom 31. Dezember 2017 bis zum 31. Mai 2018. Sie können nicht direkt in einen Index investieren. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse, und Anlagen können im Wert fallen. Doch nun, da Italien eine neue Regierung hat, fällt eine wesentliche Risikoquelle weg. Könnte der Index angesichts der Tatsache, dass sich die Stimmung der Anleger gegenüber Italien in der Regel stark in den Bewegungen des FTSE MIB Banks Index widerspiegelt, demnächst steigen? Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels scheint die Antwort angesichts der für die ersten beiden Juniwochen zur Verfügung stehenden Performancedaten „ja“ zu lauten
FTSE MIB Banks Index: 5,72 Prozent MSCI Italy Index: 2,72 Prozent MSCI EMU Index: 3,18 Prozent Wirtschaftswachstum: Steht die Wende unmittelbar bevor? Nachdem das Wirtschaftswachstum in Italien in den vergangenen Jahren durchweg enttäuschend ausfiel, wiesen die Mai-Daten eine mehr als doppelt so hohe Inflation aus als im April. Dabei stiegen die Preise laut den vorläufigen Schätzungen von Istat auf Jahresbasis um 1,1 Prozent (April: 0,5 Prozent). Historisch betrachtet ist die Inflation in Italien an zwei Faktoren geknüpft: höhere Rohstoffpreise und höherer Einkaufsbedarf. Höchstwahrscheinlich hat der höhere Ölpreis den jüngsten Inflationsanstieg begünstigt, doch es scheint, dass auch die Nachfrage nach den Waren und Dienstleistungen, die den „Einkaufskorb“ des VPI ausmachen, angezogen hat. Auch wenn der Wendepunkt noch nicht erreicht ist, so lassen sich doch einige interessante Konsummuster erkennen. Und diese könnten durch das „Flat Tax“- Programm der Regierung, das die Konjunktur antreiben soll, unterstützt werden. Risiken für den Bankensektor Was das Risiko betrifft, so gibt es zwei wesentliche Barometer, die wir in Bezug auf den italienischen Bankensektor analysiert haben. Die erste wichtige Messgröße für das Risiko ist der Spread zwischen den Renditen von BTP Italia-Anleihen und den Renditen deutscher Bundesanleihen. Bei Betrachtung der zehn-jährigen Anleihen wird
deutlich, dass zehn-jährige italienischen Papiere 2013 eine um drei Prozent höhere Rendite verzeichnet haben als deutsche Titel. Erst rund fünf Jahre später – Ende Mai 2018 – wurden diese Niveaus erneut getestet. Die folgende Grafik zeigt, dass der Markt innerhalb von nur etwa einem Tag von einer relativ geringen Risikoeinschätzung für Italiens BTPs zu einer deutlich höheren Risikoeinschätzung überging. Abbildung 2: Spread zehn-jähriger BTP Italia gegenüber zehn-jähriger Bundesanleihen Quelle: Bloomberg, Daten vom 31. Mai 2013 bis 14. Juni 2018. Sie können nicht direkt in einen Index investieren. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse, und Anlagen können im Wert fallen. Seit der Verkündigung der erfolgreichen Regierungsbildung ist der Spread jedoch um 70 Basispunkte von drei Prozent auf 2,3 Prozent gesunken, was darauf hindeutet, dass das Risiko nachgelassen hat.
Die andere Risikomessgröße, die wir analysiert haben, sind die Credit Default Swap Spreads (CDS- Spreads) auf italienische Banken. Legt man die CDS-Spreads der letzten fünf Jahre für die drei größten italienischen Banken zugrunde, zeigt sich, dass die Spreads trotz einer Ausweitung im Mai nicht annähernd das Niveau vom Juni 2013 erreichen. Dies deutet darauf hin, dass das Risikoniveau weit unter dem Niveau von vor fünf Jahren liegt. Bewertungen sind niedrig Anlagen sind grundsätzlich mit Risiken verbunden – daher kommt es darauf an, Risiko und Ertrag in Einklang zu bringen. Beispielsweise wird der FTSME MIB Banks Indes derzeit mit einem Gesamt-KGV von 9,6x und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,7x gehandelt (vgl. Abbildung 3). Dies sind sehr niedrige Bewertungsniveaus, was darauf hindeutet, dass in diesem Teil des Marktes bereits ein hohes Risiko eingepreist wird. Abbildung 3: Italienische Banken sind günstig Quelle: Bloomberg. Stand: 14. Juni 2018. Die
ausgewählten Banken waren Bestandteile des FTSE MIB Banks Index. Die Banco BPM Spa verzeichnete zum 14. Juni 2018 ein negatives Ergebnis für die letzten 12 Monate, daher lag kein KGV vor. Sie können nicht direkt in einen Index investieren. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse, und Anlagen können im Wert fallen. Zusammenfassung Vor diesem Hintergrund halten wir italienische Banken mittlerweile für eine interessante Anlagegelegenheit. Italien hat eine neue Regierung, und neue Vorschriften zur Verbesserung des Wirtschaftswachstums im Land könnten sich positiv auf den Konsum auswirken und die Kreditnachfrage ankurbeln. Für Anleger, die von der verbesserten Stimmung gegenüber Italien profitieren wollen, könnte sich eine Long-Positionierung beim FTSE MIB Banks Index bezahlt machen.
Die Konjunktur entscheidet Die überraschende Regierungsübernahme durch eine Koalition aus Fünf-Sterne-Bewegung und Lega in Italien hat die Finanzmärkte im Mai in Ausnahmezustand versetzt. Nachdem bekannt wurde, dass die Koalition auch Pläne für einen Ausstieg aus dem Euro in der Schublade hat, entstand eine politische Kettenreaktion, wie sie nur in Italien möglich ist. Diese löste einen Rückgang des Euro, der europäischen Aktienmärkte und vor allem der Anleihemärkte der europäischen Peripherieländer aus. Das erneute Schreckgespenst eines Euro-Ausstiegs eines EU-Mitgliedstaats spukte abermals in den Köpfen herum. Besteht für Italien 2018 ein glaubhaftes Risiko des Ausstiegs aus der Eurozone? Es ist technisch durchaus möglich, dass ein souveränes Land zu seiner Landeswährung zurückkehrt. Dafür müssen aber mindestens zwei Bedingungen erfüllt sein. Erstens muss es dies wollen. Aktuell ergeben aber sämtliche Meinungsumfragen, dass die Mehrheit der Italiener in der Eurozone bleiben möchte. Eine demokratisch gewählte Regierung hindert zwar nichts daran, Entscheidungen gegen den Volkswillen zu treffen. Aber dieses Szenario wäre
gelinde gesagt paradox bei einer Regierung, die sich ausdrücklich auf das „Volk“ beruft. Zweitens muss dieser Schritt überraschend erfolgen. Wenn eine Regierung dieses Vorhaben im Voraus ankündigen würde, gäbe es sofort eine Kapitalflucht und sie wäre ruiniert, bevor sie überhaupt mit der Umsetzung beginnen kann. Diese beiden Zwänge zusammen bedeuten, dass eine italienische Regierung auf „Italexit“-Kurs ausdrücklich und bewusst im Widerspruch zu dem von ihren Wählern erteilten Mandat handeln müsste. Das ist wenig wahrscheinlich. Heißt das, dass Italien bald wieder umschwenkt? Und werden die Finanzmärkte bald wieder an ihren Aufwärtstrend anknüpfen, der auch der Tatsache zu verdanken ist, dass im Sommer 2012 unter der aufmerksamen Leitung von Mario Draghi die Konvergenz der Kosten für den Schuldendienst der Länder der Eurozone eingeleitet wurde? Dies ist aus zwei Gründen äußerst fraglich: Zum einen kann die gerade erst bestätigte Regierung von Giuseppe Conte zwar keinen Euro- Ausstiegsplan ankündigen, sie ist aber gewillt, mit der bisherigen Wirtschaftspolitik zu brechen: Die selbstverständliche Haushaltsdisziplin wird in Frage gestellt. Die Finanzmärkte werden eine bewusste weitere Ausweitung der Haushaltsdefizite wohl kaum positiv aufnehmen. Dieses Risiko dürfte sich zunächst aber nicht allzu sehr auswirken, vor allem weil Italien noch einen kleinen Spielraum hat, bevor das Land in Gefahr gerät (es weist zurzeit ein geringeres Haushaltsdefizit als Frankreich auf und kann auf einen Leistungsbilanzüberschuss verweisen). Ebenso ist vorstellbar, dass die Fixierung Salvinis
auf die Migrationsfrage Brüssel oder dem deutsch- französischen Tandem einen Ansatzpunkt gibt, um im Austausch gegen ein Entgegenkommen in dieser Frage ein Wirtschaftsprogramm zu erhalten, das für die Märkte akzeptabel ist. Der zweite Grund, sich Sorgen zu machen, geht tiefer und betrifft nicht nur Italien. Die strukturellen Reformen in den einzelnen Mitgliedstaaten und die institutionellen Reformen auf EU-Ebene sind bisher kaum vorangekommen. Dieser Mangel wird durch die weiterhin aktive Unterstützung durch die Zentralbank und den günstigen Konjunkturzyklus verschleiert. Er kann jedoch offen zutage treten, wenn sich die Konjunktur in ein paar Monaten verlangsamt, und dies erst recht, wenn die Verlangsamung mit dem Auslaufen der Unterstützung durch die EZB zusammenfallen sollte. Da die Reformen nicht ausreichten, um die Verschuldung zu senken, werden die Märkte den anfälligsten Peripherieländern noch nicht erlauben, zu haushaltspolitischen Mitteln zu greifen, ohne dass diese Intervention zu höheren Zinsen führt. Außerdem wird die Europäische Union zu diesem Zeitpunkt noch nicht über einen Haushalt verfügen, mit dem sie die Lücken in den anfälligsten Mitgliedstaaten füllen könnte. Mit anderen Worten: Die schwächsten Länder werden am meisten ins Hintertreffen geraten, und auf diese Weise wird die wunderbare Konvergenzdynamik zwischen den Ländern der Eurozone, von der die Aktien-, Anleihe- und Kreditmärkte in den letzten sechs Jahren profitiert haben, plötzlich in Frage gestellt. Diese Aussicht allein rechtfertigt schon Emmanuel Macrons Verweise auf die Dringlichkeit, die
die Umsetzung seines Reformprogramms in Frankreich besitzt. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass weder die Geld- noch die Haushaltspolitiken über das frühere Maß an Flexibilität verfügen werden, wenn es darum geht, die nächste Konjunkturverlangsamung in den Griff zu bekommen. Für Anleger wird es in dieser nächsten Phase des Konjunkturzyklus folglich darauf ankommen, die Reflexe, die sie seit 2012 erworben haben, abzulegen und ihr Management der Marktrisiken von Grund auf zu überdenken. Drei Szenarien für das Investorenvertrauen Polternde Populisten Das Chaos um die Regierungsbildung in Italien hat tiefe Narben bei italienischen Staatsanleihen hinterlassen. Anfang Juni schossen die Renditen für 10-jährige Staatspapiere binnen weniger Tage von 1,7 bis auf über 3 Prozent in die Höhe. Auslöser waren die Ankündigungen der Wahlsieger der Parlamentswahl, der 5-Sterne-Bewegung und der Lega Nord, den Euro abschaffen und eine alternative Parallelwährung einführen zu wollen. Beide Parteien, obwohl zunächst nicht für regierungsfähig gehalten, haben in der kürzlich gebildeten Regierung unter Führung des parteilosen neuen Ministerpräsidenten Guiseppe Conte
das größte Gewicht. Der Markt für italienische Staatsanleihen hat einen enormen Verlust an Glaubwürdigkeit erlitten. Es wird einige Zeit dauern, bis diese wiedererlangt werden kann. Damit internationale Investoren in den Markt zurückkehren, muss die Volatilität deutlich geringer werden. Wohin führt der Weg? Für die weitere Entwicklung italienischer Staatsanleihen skizziert der Rentenexperte drei Szenarien: „Investorenvertrauen kehrt langsam zurück“ Ein Verlassen der Eurozone ist vom Tisch – Italien bekennt sich weiterhin zum Euro und zeigt sich konstruktiv in Bezug auf die Einhaltung der EU- Haushaltsziele. Das wirtschaftliche Momentum bleibt intakt und die Investoren fassen langsam wieder Vertrauen in den italienischen Bondmarkt. Die Spreads 10-jähriger Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen pendeln zwischen 150 und 175 Basispunkten. „Investorenvertrauen bleibt fragil“ Die mehrheitlich populistische italienische Regierung stellt sich gegen die Fiskalpolitik der Europäischen Union. Eine Debatte über ein Verlassen des Euros wird dennoch nicht geführt. Das ökonomische Momentum Italiens bleibt ebenso wie das Investorenvertrauen fragil. Der Risikoaufschlag gegenüber Bundesanleihen liegt zwischen 250 und 300 Basispunkten.
„Investorenvertrauen kehrt nicht zurück“ Italien betreibt einen Konfrontationskurs gegen den Euro und die Europäische Gemeinschaft. Ohne Marktzugang stufen Rating-Agenturen das Land auf ‚Non-Investment-Grade‘ herab. Das ökonomische Momentum sowie das Vertrauen der Anleger ist verloren. Die Schuldenkrise ist zurück und die EZB könnte quantitative Maßnahmen erneut aufleben lassen. 10-jährige italienische Staatsanleihen rentieren bis zu 600 Basispunkte höher als entsprechende Bundesanleihen. Wackliges 2018 Wir gehen in unserer Grundannahme davon aus, dass der italienische Markt für Staatsanleihen im Laufe der nächsten Jahre einem Trend folgen wird, welcher von einer langsamen Rückkehr des Investorenvertrauens geprägt ist. Bis Ende 2018 wird die Unsicherheit jedoch noch sehr hoch bleiben. Bis dahin rechnen wir mit einem fragilen Investorenvertrauen, das Rückschläge verkraften muss. Bis Jahresende sollte der Spread gegenüber Bundesanleihen im Bereich zwischen 175 und 250 Basispunkten liegen. Ein Durchbruch für eine Entspannung der Situation könnte bereits im Oktober erfolgen. Dann hat die Regierung in Rom die Chance, eine verantwortungsbewusste Haushaltsplanung für 2019 vorzulegen. Kein neuer Zwist zwischen Peripherie- und Kernländern Die Situation in Italien ist kein Beginn neuerlicher Auseinandersetzungen zwischen den Kernländern und
den Staaten am Rande der EU. Das Fehlen struktureller Lösungen beim Flüchtlingsproblem treibt die populistischen Kräfte in weiten Teilen der europäischen Peripherieländer voran. Dies erhöht den Druck auf die Kernländer, die Situation ernst zu nehmen und die Randstaaten noch besser zu unterstützen. Italien könnte mit Blick auf strukturelle Lösungen zum Schutz der EU-Außengrenzen zum Katalysator werden. Finanzielle Zugeständnisse Richtung Rom – auch für die Umsetzung von Wahlversprechen – könnten daher auf der Hand liegen. Ministerpräsident Conte ist jedoch auch in der Pflicht für eine verantwortungsbewusste Politik in Sachen Steuern, Arbeit und Pensionen. Denn viele fundamentale Daten sprechen durchaus für Italien, wie Primärüberschuss, Handelsbilanz und reales Wachstum über die vergangenen zwei Jahre. Steuert Italien auf einen EU-Austritt zu? Zum Hintergrund: Bei den Parlamentswahlen am 4. März hat keine Partei eine absolute Mehrheit der Stimmen erhalten, aber die Fünf-Sterne-Bewegung und die Lega — beides populistische Parteien — haben eine Koalition gebildet. Es war nicht die erste Wahl, in der populistische Parteien großen Zulauf erfuhren. Besonders besorgniserregend ist diese Kombination aber dadurch, dass die beiden Koalitionsparteien
niedrigere, pauschale Einkommens- und Unternehmenssteuersätze sowie ein Grundeinkommen für einkommensschwache Bürger versprechen. Das würde die Staatsverschuldung erhöhen und vermutlich dazu führen, dass Italien den Stabilitäts- und Wachstumspakt der EU verletzt. Noch schlimmer ist, dass der den Medien vorab zugespielte Koalitionsvertrag den Vorschlag eines heimlichen Ausstiegs aus dem Euro enthält (d.h. ohne Referendum oder Vorwarnung), was als ernsthafte Bedrohung der EU betrachtet wird. Außerdem schlagen die beiden Parteien vor, dass die EU einen Teil ihrer Forderungen an Italien abschreibt, um eine existenzbedrohende Schuldenkrise abzuwenden. Das ist völlig unrealistisch, zeigt meiner Ansicht nach aber, wie unvernünftig die Haushaltspolitik dieser neuen Koalitionsregierung potenziell wäre. In den vergangenen Tagen hat sich die Lage dadurch weiter verschärft, dass Italiens Präsident Sergio Mattarella dem Regierungskandidaten für den Posten des Finanzministers seine Zustimmung verweigert hat. Diese Personalie – der Chefarchitekt des Plans zum Austritt aus dem Euro – glich einer Brandbombe. Mattarella hielt die Risiken für die Stabilität Italiens für zu groß und beschloss, selbst einen Premierminister einzusetzen und mit der Bildung einer neuen Regierung zu beauftragen. Das bedeutet, dass der Übergangs-Premier vermutlich Neuwahlen ansetzen wird. Die Ernennung eines Übergangs- Premiers dürfte die Lage bis auf weiteres stabilisieren, da einem kurzfristigen Austritt Italiens aus der Eurozone so der Riegel vorgeschoben ist. Daran, dass die Italiener schon bald wieder zur Wahlurne gerufen werden, führt damit aber vermutlich
kein Weg mehr vorbei. Was könnte das für die Märkte bedeuten? Durch Mattarellas Entscheidung ist die Lage noch unsicherer geworden, nicht zuletzt, weil ihm jetzt ein Amtsenthebungsverfahren angedroht wird. Was mich aber zuversichtlich stimmt, ist die Tatsache, dass die Reaktion der Märkte weitaus weniger dramatisch ausgefallen ist als die der Medien. In den Nachrichtenschlagzeilen ist bereits von einer Existenzkrise der EU die Rede. Tatsächlich sind die italienischen Probleme bislang aber kaum auf andere Peripheriestaaten übergesprungen. Der deutlich höhere Renditeabstand zwischen lang- und kurzlaufenden italienischen Anleihen spiegelt die Sorgen der Märkte über künftige Unwägbarkeiten wider. In anderen Peripheriestaaten sind die Spreads aber nicht in gleicher Weise gestiegen, sondern haben bislang sehr zurückhaltend reagiert. Ich meine, dass sich die Situation schon bald wieder aufhellen könnte. Ich halte mich an die optimistische Theorie, dass hinter der beabsichtigten Ernennung von Paolo Savona, dem Architekten des Plans zum Ausstieg aus dem Euro, zum Finanzminister nicht nur Wahn und Waghalsigkeit stecken, sondern ein Plan. Dieser Theorie zufolge hat die Lega im Bewusstsein, die wohl beliebtere der beiden populistischen Parteien zu sein, Savonas Ernennung unterstützt, weil sie wusste, dass es dadurch Neuwahlen geben würde — in denen die Partei meint, mehr Stimmen holen zu können als die Fünf- Sterne-Bewegung. Damit hätte die Lega mehr Spielraum, um ein unternehmensfreundlicheres
Programm auszuarbeiten, das hoffentlich auch haushaltspolitisch vernünftiger wäre (schlechter als das aktuelle gemeinsame Programm der beiden Parteien, das ich mit Frankensteins Monster vergleichen würde, kann es in jedem Fall kaum sein). Unternehmensfreundlich bedeutet meiner Ansicht nach nicht nur niedrigere Steuern, sondern auch den Verbleib in der EU, falls die Lega in der Lage sein sollte, angemessene Reformen umzusetzen, vor allem im Hinblick auf die Einwanderung. Unter der Federführung von Bundeskanzlerin Angela Merkel halte ich das nicht für wahrscheinlich. Falls aber Frankreichs Präsident Emmanuel Macron das Ruder in der EU übernehmen sollte, wäre es meiner Ansicht nach durchaus denkbar. Was, wenn Italien aus der EU austreten sollte? Aber nehmen wir einmal an, dass das nicht der Fall ist und Italien den „Italexit“ aus der EU und ihrer Gemeinschaftswährung anstrebt. Meiner Ansicht nach wäre ein Ausscheiden aus dem Euro existenzgefährdender für Italien als für die EU. Zum einen hat die Staatsverschuldung in Italien 132% des BIP erreicht — der einzige EU-Staat, den eine noch höhere Schuldenlast drückt, ist Griechenland.1 Ein erheblicher Anteil der italienischen Schulden befindet sich in italienischer Hand. Für diese Kreditgeber dürfte ein Italexit ein herber Schlag sein, da die Koalition beabsichtigt, alle staatlichen Schulden auf eine neue Währung umzustellen, die dann abgewertet würde. Das Beispiel Großbritannien sollte Italien ebenfalls zu denken geben — zumal das Land deutlich besser
aufgestellt ist als Italien, um in der wirtschaftlichen Unabhängigkeit zu bestehen. Ich bin außerdem überzeugt, dass die Europäische Union auch ohne Italien fortbestehen kann und Schlagzeilen über ihren bevorstehenden Zerfall völlig übertrieben sind. An den Märkten dürfte ein Italexit zu Turbulenzen führen, zum Beispiel weiteren Kursausschlägen nach unten an den globalen Aktienmärkten, einer Ausweitung der Credit-Spreads (vor allem in den Peripheriestaaten), einer Flucht in Qualitätsanlagen (vor allem US-amerikanische Staatsanleihen), einer Schwächung des Euro und eine Erstarkung des US-Dollars. Sehr lange anhalten würden diese Turbulenzen meiner Ansicht nach aber nicht. Aus einem einfachen Grund: Sollte es zur Trennung kommen, behielte die EU die Europäische Zentralbank (EZB). Ich erinnere mich noch gut daran, wie EZB-Präsident Mario Draghi zur Beruhigung der systemischen Krise in der Eurozone während der griechischen Staatsschuldenkrise beitrug, indem er einfach nur klarstellte, dass die Zentralbank die ihr zur Verfügung stehenden Instrumente nutzen würde, um die Märkte zu stützen. Das gleiche könnte sich meiner Ansicht nach heute wiederholen, falls sich die Lage weiter verschärfen sollte. Positives Szenario – ruhige Märkte? Mir liegt es fern, die Risiken eines möglichen Italexit kleinzureden. Ich bin aber überzeugt, dass ein positives Szenario immer noch eine Möglichkeit ist und wir uns in jedem Fall darauf verlassen könnten, dass die EZB helfen wird, die Märkte zu beruhigen. Langfristig anlegende Investoren sollten
nicht vergessen, dass geopolitische Risiken an den Kapitalmärkten zu einer kurzfristig erhöhten Volatilität führen, aber nur selten länger anhaltende Auswirkungen haben. In diesem Umfeld sollten Anleger sowohl wachsam als auch opportunistisch sein — aber nicht verängstigt. Eurokrise und Handelskrieg – kein Grund zur Panik Das politische Chaos, das uns in Italien seit Jahren begleitet, scheint kein Ende zu finden. Es mag zynisch klingen, aber in gewisser Weise haben wir uns an diese Zustände gewöhnt. Sie verlieren ihren unmittelbaren Schrecken. Auch wenn die Fünf-Sterne- Bewegung und die Lega Nord nun eine gemeinsame Regierung bilden, sind die politischen Übereinstimmungen der beiden Parteien sehr gering. Deshalb ist ein politischer Konsens – auch mit anderen Parteien – notwendig. Strukturelle Reformen sind in Italien dringend erforderlich. Mit der neuen Regierung rücken diese aber voraussichtlich in weite Ferne. Eine weitere Erhöhung der Spreads italienischer Staatsanleihen ist vor diesem Hintergrund nicht auszuschließen. USA: Handelskrieg ist mehr
Rhetorik als Realität In den vergangenen Monaten hat sich die Regierung Trump einen Namen damit gemacht, als möglich unberechenbar zu erscheinen. Das ist als Teil der Verhandlungstaktik des US-Präsidenten zu sehen. Dies hat er bereits in seinem früheren Leben als Unternehmer praktiziert und in seinem Buch „The Art of the Deal“ erläutert. Im Kern geht es darum, die möglichst beste Ausgangsbasis für Verhandlungen zu erarbeiten. Genau das steht auch bei den angekündigten Strafzölle im Vordergrund: Ich gehe nicht davon aus, dass es im Handelskrieg zum Äußersten kommen wird, also zu einer Eskalation des Konflikts. Es drängt sich der Verdacht auf, dass diese Maßnahmen die Republikaner bei den Mid-Term- Wahlen im November unterstützen sollen. Ohne Zweifel ist der Alleingang der Amerikaner skeptisch zu sehen. Der Wunsch, von multilateralen zu bilateralen Beziehungen zu gelangen, bringt für das globale Gemeinwohl Einbußen mit sich. Und: Der Protektionismus, der das Außenhandelsdefizit abbauen soll, wird zwangsläufig inflationäre Tendenzen mit sich bringen. Das wird dem Gros der amerikanischen Mittelschicht nicht gefallen. Was heißt all das für Anleger? Ein Krisenszenario per se geht von Italien und dem Handelskrieg nicht aus, aber insgesamt werden die Märkte ihre volatile Phase weiter fortsetzen. Dabei sollten Investoren Phasen mit stärkeren Kursausschlägen für den längerfristigen Einstieg bei Positionen nutzen, die im Rahmen der Kursturbulenzen überproportional in Mitleidenschaft gezogen wurden. Vor dem Hintergrund einer sich weiter abschwächenden Wirtschaft
erschienen Zykliker daher nicht so attraktiv wie Qualitäts- oder Wachstumswerte in aussichtsreichen Branchen wie Technologie oder Gesundheitswesen. Politische Krise unwahrscheinlich Die Situation in Spanien unterscheidet sich grundlegend von der in Italien. Das makroökonomische Umfeld ist in Spanien viel besser: Das Vertrauen in die Wirtschaft ist immer noch sehr hoch, es steht im Einklang mit einem starken Wachstum von etwa drei Prozent, und die Arbeitslosenquote sinkt rapide. Deshalb wird unserer Meinung nach der Misstrauensantrag gegen den spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy nicht zu einer politischen Krise führen. Es wäre viel mehr nötig, um die gute wirtschaftliche Dynamik Spaniens zu stören, zumal das Land keine dringenden Probleme hat, die eine Regierung lösen müsste. Italien beeinflusst spanisches Länderrisiko Wir glauben, dass die Veränderung des spanischen Länderrisikos stärker von den Geschehnissen in Italien als von nationalen politischen Ereignissen beeinflusst wird. Tatsächlich dürfte das spanische Haushaltsdefizit im Jahr 2018 2,5 Prozent erreichen, und zugleich verbessert sich das Verhältnis von Staatsverschuldung und Bruttoinlandsprodukt. Sofern
das spanische Wirtschaftswachstum auf dem derzeitigen Niveau bleibt, dürfte sich deshalb auch das Risikoeinordnung spanischer Staatsanleihen verbessern. Sollte es zu vorgezogenen Wahlen kommen, könnte, letzten Umfragen zufolge, die pro-europäische Partei Ciudadanos als Siegerin daraus hervorgehen. Das besorgniserregendste Szenario wäre eine von den Parteien PSOE (sozialdemokratische Partei) und Podemos gebildete Koalitionsregierung. In diesem Fall käme es auf das jeweilige Gewicht der beiden Parteien an. Erhielte die PSOE die Oberhand, könnte sie die euroskeptischen Tendenzen von Podemos zügeln. Allerdings: Die drei wichtigsten politischen Parteien (Ciudadanos, PP, PSOE) sprechen sich alle für den Euro aus und respektieren den Stabilitäts- und Wachstumspakt. Anleihenmärkte Was den spanischen Anleihenmarkt beeinflusst, ist die Situation in Italien. Sollten die Sorgen über einen möglichen Ausstieg Italiens aus der Eurozone stark zunehmen, könnte es zur Ansteckung kommen und spanische Staatsanleihen könnten unter Druck geraten. In einem solchen Szenario könnte die Europäische Zentralbank (EZB) allerdings versucht sein, den schrittweisen Ausstieg aus den Anleihekäufen über September hinaus zu verzögern. Zudem gilt: Solange weiterhin ein klarer politischer Konsens darüber besteht, in der Währungsunion zu bleiben, könnten potenziell sich ausdehnende Spreads eine Kaufgelegenheit bieten. Aktienmärkte
Solange die Situation in Italien nicht geklärt ist, dürften die Aktienmärkte volatil bleiben und wir könnten Phasen der Panik erleben. Das wirtschaftliche Umfeld bleibt jedoch positiv, mit einem robusten globalen Wachstum, was wiederum das Gewinnwachstum je Aktie unterstützt. Das Problem ist, dass der Markt in Krisenzeiten nicht auf derlei gesunde Grundlagen achtet. Sobald aber die Angst nachlässt, sollte sich dies ändern. Devisenhandel Im Hinblick auf den Devisenhandel gilt: Sobald sich die Lage beruhigt, dürfte sich der Euro erholen und wieder zu einer stärkeren Entwicklung zurückkehren, zumal die EZB ihre Politik normalisiert. Es gilt zu bedenken: Die Aufwärtsbewegung des US-Dollars, die in den letzten Wochen zu beobachten war, hatte bereits begonnen, bevor der Markt sich Sorgen um Italien machte, da Anleger einen Anstieg der Zinssätze in den USA eingepreist haben. Aktueller Blick auf die Märkte Am Wochenende scheiterte in Rom die Bildung einer neuen Regierung. Präsident Sergio Mattarella verweigerte dem eurokritischen Kandidaten für das Amt des Finanzministers, Paolo Savona, die Ernennung und brachte damit die Wahlsieger, Lega und Fünfsternepartei, gegen sich auf. Mattarella dürfte
jetzt eine Technokratenregierung ernennen, deren Handlungsfähigkeit aber erheblich eingeschränkt sein könnte, denn sowohl Lega als auch Fünfsternepartei haben bereits angekündigt, im Parlament gegen eine solche Regierung stimmen zu wollen. Damit läuft alles auf Neuwahlen hinaus, die frühestens im Oktober stattfinden dürften. Für die Haushaltsplanung 2019, die im Rahmen des Europäischen Semesters ebenfalls im Oktober der EU- Kommission vorzulegen ist, wird es dann vermutlich eng. Finanzminister Savona dürfte eine Eurokrise provozieren Dies alles dürfte die Sorgen um Italien, und damit um den Zusammenhalt der Eurozone, am Kochen halten. Besonders unerfreulich ist, dass es keine wirklich gute Alternative zum Status Quo gibt. Die jetzt gewählte offene Konfrontation zwischen Staatspräsident und den auf eine Regierungsbildung drängenden Wahlsiegern birgt das Risiko einer Schwächung der staatstragenden Institutionen, bis hin zur Verfassungskrise. Die Alternative mit einem Finanzminister Savona hätte wohl ein schlagartiges Wiederaufleben der Eurokrise provoziert, denn der streitbare Professor hat den Plan für Italiens Austritt aus dem Euro bereits fertig in der Schublade liegen. Genau dies dürfte der Grund dafür gewesen sein, warum ihn der Präsident um jeden Preis verhindern wollte. Der Schuldenstand Italiens entspricht dem Siebenfachen Griechenlands Das Risiko einer weiteren Eskalation, bis hin zur Existenzfrage des Euro, war nie so groß wie heute.
An Italien könnte sich die Zukunft des Euro entscheiden. Denn im Unterschied zu Griechenland, an dessen Tsipras/Varoufakis-Gespann aus dem Jahr 2015 die italienische Variante Salvini/Di Maio auf erschreckende Weise erinnert, ist Italiens Bruttoinlandsprodukt (BIP) fast zehnmal so groß, der Schuldenstand entspricht mehr als dem Siebenfachen Griechenlands. Damit ist das Land und sein aus den 80er und 90er Jahren stammender Schuldenberg zu groß für jeden Rettungsschirm. Und damit entscheidet sich an Italiens künftiger Positionierung, ob Europa sich weiterentwickelt oder auseinanderfällt. Dass es mit der Weiterentwicklung, also Vertiefung der Eurozone mau aussieht, zeigt sich auch hierzulande. Wieder einmal fegte letzte Woche ein Aufruf von 154 Wirtschaftsprofessoren, darunter die üblichen Verdächtigen, Emmanuel Macrons Vorschläge zur tieferen Integration vom Tisch. Lieber gar kein Europa als eine Transferunion, lautete die AfD- freundliche Botschaft. Irgendwie verständlich, dass die südeuropäischen Spreads auf diese Gemengelage, in der populistische Vereinfachungen scheinbar überall zum Mainstream werden, nervös reagieren. Apropos Populismus. Er trifft mich, er trifft mich nicht, Donald Trumps Gänseblümchendiplomatie in Nordkorea sorgt selbst bei abgebrühten Geopolitikern für Kopfschütteln. Erstaunlicherweise hat Trumps unbedarftes Gewurschtel immerhin dazu geführt, dass sich in der Region wieder etwas bewegt. So dürfte die Annäherung der beiden koreanischen Staaten auf Trumpf Unberechenbarkeit, unzuverlässiger Beschützer des Einen, unkalkulierbarer Gegner des Anderen, zurückzuführen sein. Denkbar also, dass ausgerechnet ein US-Präsident, der vor kurzem nicht einmal
wusste, wo Korea liegt, diesen gordischen Knoten durchschlägt. Was bedeutet das für die Anleger? Für Anleger bedeutet all dies, dass sich leider die allzu vorhersehbare Einschätzung bewahrheitet, nämlich jene, dass 2018 viel risikoreicher wird als es zu Jahresbeginn aussah. Aktienanleger warten an der Seitenlinie. Interessant ist, dass zwar die Notierungen quasi auf Ausgangsniveau des Jahresanfangs stehen, allerdings bei niedrigeren KGVs (Kurs-Gewinn-Verhältnis) und höheren Diskontierungsfaktoren, also Zinsen. Derweil hat sich der Ölpreis um ein paar US-Dollar entspannt, weil sich Saudi-Arabien und Russland großzügig bereit erklären, etwaige Angebotsengpässe infolge von Spannungen in Iran und Venezuela durch mehr eigene Förderung auszugleichen. Ein Schelm, wer Böses denkt. Und in den USA steuert die Fed auf den nächsten Zinsschritt am 13. Juni hin, den die Märkte inzwischen zu 89 Prozent einpreisen. Auch für September sieht der Markt die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Erhöhung schon bei knapp 60 Prozent. Sollte all dies so kommen und zusätzlich die Italexit-Furcht sich verfestigen, könnte es für höhere Aktienbewertungen in der zweiten Jahreshälfte eng werden.
Was kommt nach der Wahl? Bei den italienischen Parlamentswahlen im März dieses Jahres gewannen populistische Kräfte die meisten Stimmen. Die Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) gewann die meisten Stimmen und die Lega Nord verdrängte Silvio Berlusconis Forza Italia als größte Partei auf der rechten Seite des politischen Spektrums. Die traditionellen Volksparteien mussten heftige Verluste hinnehmen. Diese Situation macht es schwierig, eine Regierung zu bilden, die wirtschaftliche Entwicklung bleibt somit unklar. Das Wahlergebnis ist Teil eines breiteren Trends in den westlichen Demokratien, etablierte Parteien der politischen Mitte verlieren Stimmen an geschickt agierende Graswurzelbewegungen von links und rechts. Koalition von M5S und Lega würde das Länderrating beeinflussen In dem Sonderbericht „Election Risk to Reforms Clouds Italian Sovereign Outlok“ vom 5. Februar wies Scope kurz vor der Wahl darauf hin, dass eine Pattsituation im Parlament wahrscheinlich sei und spielte verschiedene Szenarien durch. In einem Szenario bildet die Fünf-Sterne-Bewegung eine Anti- Establishment-Regierung, entweder im Rahmen eines Bündnisses mit der Lega Nord oder in einer eher linksgerichteten Regierung mit der Mitte-Links- Partei Partito Democratico (PD). Das Risiko einer radikalen Koalition von M5S und Lega würde das Länderrating Italiens am stärksten beeinflussen. Scope bewertet das Land derzeit mit
„A-“ bei stabilem Ausblick. Beide Parteien sind in einigen Punkten unterschiedlicher Auffassung, etwa wem im Falle einer Koalition das Ministerpräsidentenamt zusteht und ob Forza Italia ebenfalls an der Regierung beteiligt werden soll. Anhänger befürworten Koalition Es gibt jedoch wichtige Überschneidungspunkte und die Anhänger beider Parteien scheinen einer solchen Koalition zuzustimmen. Das belegt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts SWG für die italienische Tageszeitung Il Messaggero. Sie wurde am 24. März veröffentlicht und ergab, dass 59 Prozent der Wähler der Fünf-Sterne-Bewegung und 58 Prozent der Lega- Anhänger eine Koalition zwischen beiden Parteien befürworten. Die Alternative wäre eine Kooperation der PD mit der M5S. Eine solche Regierung wäre gemäßigter, da die PD dank ihrer Regierungserfahrung unrealistische und haushaltspolitisch bedenkliche Pläne der M5S stoppen könnte. Eine dritte Möglichkeit wäre eine von Teilen der PD geduldete Mitte-Rechts-Koalition. In jedem Fall wird die Unsicherheit um die Bildung und die Stabilität der italienischen Regierung einige Zeit andauern, und es ist denkbar, dass es zu Neuwahlen kommt. In den vergangenen Monaten sind die Renditen für italienische Staatsanleihen gesunken. Das hat einige Analysten zu der irrtümlichen Annahme verleitet, dass der Wahlausgang sich nur wenig auf die Märkte auswirkt und dass die Anleger die innenpolitischen Risiken in Italien weitgehend ausblenden.
Die Auswirkungen der politischen Unsicherheiten waren im derzeitigen Marktumfeld gering, verglichen beispielsweise mit den Folgen auf dem Höhepunkt der Staatschuldenkrise. Es gibt mehrere Erklärungen dafür wie die expansive Geldpolitik der EZB und die jüngst fallenden Renditen an den Anleihemärkten der Eurozone. Diese Entwicklungen sind verbunden mit globalen Marktereignissen wie dem Handelsstreit zwischen den USA und China. Deshalb suchen Anleger nach sicheren Häfen in den Märkten der Eurozone. Ein näherer Blick zeigt, dass der ungewisse politische Kurs Italiens die Kreditspreads und somit die relativen Finanzierungskosten nach oben getrieben hat. Das bedeutet, dass italienische Staatsanleihen nicht so stark vom derzeit günstigen Marktumfeld profitieren wie spanische oder portugiesische Staatsanleihen Bei den zehnjährigen Laufzeiten ist der Spread von italienischen Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen in den vergangenen Monaten ungefähr gleichgeblieben, während die Rendite portugiesischer Staatsanleihen seit Dezember stetig sinkt. Portugal kann sich derweil zu besseren Konditionen finanzieren Das hat dazu geführt, dass sich Portugal, trotz seines schlechteren BBB-Ratings von Scope, mittlerweile zu günstigeren Konditionen finanzieren kann als Italien. Spanien, das mit A- über das gleiche Scope-Rating wie Italien verfügt, kann Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit um etwa 45 Basispunkte billiger emittieren als Italien. Im Dezember 2017 hatte der Spread bei lediglich 24 Basispunkten gelegen. Diese Entwicklung ist
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