Prozesswärme für eine klimaneutrale Industrie - Impulspapier der Initiative IN4climate.NRW - NRW ...
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Prozesswärme für eine klimaneutrale Industrie Impulspapier der Initiative IN4climate.NRW Dieses Dokument wird von folgenden Unternehmen und Institutionen unterstützt: IN4climate.NRW – eine Initiative der NRW-Landesregierung
Hintergrund Somit werden knapp 19 Prozent des gesamten deutschen Endenergiebe- darfes für industrielle Prozesswärme Prozesswärmebedarfes allein in NRW an (IN4climate.NRW 2021). Gleichzei- tig macht Prozesswärme damit rund Aufgrund der vielfältigen und kom- plexen Anforderungen an die Bereit- stellung von Prozesswärme ist die Mit jährlich 657 Terawattstunden ver- eingesetzt. 45 Prozent des gesamten Wärmebe- Energiewende in diesem Kontext eine ursacht der Industriesektor rund 28 darfes des Landes NRW aus. Weitere ganz besondere Herausforderung. Die Prozent des deutschen Endenergie- (Für Prozesswärme eingesetzte) Nur knapp 26 Terawattstunden – also knapp 220 Terawattstunden pro Jahr industrielle „Prozesswärmewende“ darf bedarfes. Hiervon werden gut zwei Energieträger 6 Prozent – wurden im Jahr 2020 werden in NRW für Raumwärme und daher weder bei den allgemeinen Dis- Drittel in Form von Prozesswärme be- dabei aus Erneuerbaren Energien Warmwasser (inkl. Industriegebäude kussionen zur Energiewende noch bei nötigt, was insgesamt 440 Terawatt- erzeugt, etwa 8 Prozent aus Strom und -hallen) benötigt (LANUV 2021). Ansätzen zur Wärmewende vernach- stunden entspricht (BMWi 2021a). (BMWi 2021a). Damit hat NRW im bundesweiten Ver- lässigt werden. gleich neben einem hohen allgemei- 72 % Eine besondere Bedeutung hat Pro- nen Wärmebedarf auch einen über- Ziel dieses Impulspapieres ist, die in- Anwendungsbereiche zesswärme für das Industrieland durchschnittlich hohen Anteil von dustrielle Prozesswärmewende stär- (in der Industrie) Nordrhein-Westfalen (NRW). Mit un- Prozesswärme am Gesamtwärmebe- ker in den Fokus zu rücken und mög- gefähr 180 Terawattstunden pro Jahr darf (BMWi 2021a). liche konkrete Ansätze und Hebel zur 15 % fallen etwa 40 Prozent des deutschen Beschleunigung der Industrietrans- formation aufzuzeigen. Prozesswärme Prozessw rme 440 TWh, 67 % 19 % Endenergiebedarf nach Sektoren Strom Was ist eigentlich 34 TWh, 8 % 29 % Industrie Prozesswärme? 657 TWh, 28 % Erneuerbare 26 TWh, 6 % 3 – Hintergrund 2 – Hintergrund 9% % des gesamten 9% 55 % % deutschen Mit dem Begriff „Prozesswärme“ ist Wärme gemeint, Endenergiebedarfes 28 % die für bestimmte technische Prozesse zur Her- stellung, Weiterverarbeitung oder Veredelung von werden für 24 % Produkten benötigt wird. Solche Prozesse sind zum industrielle Prozess- Beispiel das Trocknen, Schmelzen oder die Wärmebe- handlung beispielsweise von Metallen und auch ther- wärme eingesetzt mochemische Prozesse. Nicht gemeint ist in diesem Info! Zusammenhang Wärme in Form von warmem Wasser zur Nutzung in Sanitärbereichen oder zu Industrie 657 TWh Prozesswärme 440 TWh fossile Energieträgerc 317 TWh Heizzwecken im Gebäude. Verkehr 637 TWh Sonstige Wärmea 58 TWh Stromd 34 TWh Haushalte 670 TWh Elektrizitätb 159 TWh Erneuerbaree 26 TWh Gewerbe, Handel, Fernwärme 42 TWh Diensleistungen (GHD) 354 TWh Sonstige 21 TWh Prozesswärme machte 2020 einen Großteil des industriellen Energiebedarfes aus und wird heute noch überwie- gend aus fossilen Energieträgern gedeckt (BMWi 2021a). a Hierunter fallen u. a. Raumwärme (z.B. Hallenbeheizung) und Warmwasser. b Hierunter fallen z. B. mechanische Energie (für Pumpen oder Antriebe), Beleuchtung, Informationstechnik und Kommunikation. c Mineralöl, Gas und Kohle d Strom verursacht in der Anwendung keine Emissionen. Da es sich hierbei um den Strommix aus dem Netz handelt, sind allerdings der aktuelle EE-Anteil und die resultierenden CO²-Emissionen bei der Stromerzeugung zu berücksichtigen. e Unter Erneuerbare fallen z. B. Biomasse und Geothermie.
Klimaneutrale Prozess- Die Effizienz kann erhöht werden, wenn sich Prozesswärmebedarf und Temperaturniveaus reduzieren las- Anfallende Abwärmemengen können sich durch Effizienzsteigerungen und Prozessumstellungen verändern – Infrastruktur sind von zentraler Be- deutung. Sie sollten unbedingt Teil langfristiger und sinnvoller Maßnah- wärme – aber wie? sen. Die Basis dafür sind Konzepte, z. B., wenn auf andere Energieträ- men sein. Ein Industriestandort sollte die systematisch die Minimierung von ger zur Bereitstellung der Prozess- unter Einbeziehung seiner Umgebung Prozesstemperaturen (sogenannte wärme umgestellt wird. Hinsichtlich hinsichtlich paralleler Pfade mit einem „LowEx-Konzepte“) und (innerbe- solcher Industrietransformationen Gesamtwirkungsgrad innerhalb der Die Anforderungen an eine Prozess- Branche auf sehr unterschiedlichem IN4climate.NRW die nachfolgen- triebliche) Abwärme-Kaskadennut- empfiehlt IN4climate.NRW eine per- Systemgrenze analysiert werden. Das wärmewende und die erforderlichen Temperaturniveau anfallen und reicht den Aspekte besonders beitragen: zung1 untersuchen. Unternehmen bei spektivische Betrachtung bis 2045. kann wichtige Erkenntnisse zur Be- Maßnahmen im Hinblick auf Prozess- beispielhaft von ca. 160 °C (in der der Erstellung und Umsetzung solcher Dadurch sollen robuste Pfade iden- wertung liefern. Wahrscheinlich gibt umstellungen sind komplex. Aus Sicht Papierherstellung) bis über 1.450 °C (in der Eisen- und Stahl-, Glas- oder 1. „Efficiency First“ Konzepte zu fördern und zu unterstüt- tifiziert werden. Außerdem können es häufig nicht pauschal die optimale von IN4climate.NRW wird ihnen noch zen, kann einen wichtigen Beitrag zur dadurch Potenziale erkannt werden, Lösung. Stattdessen muss für jeden nicht ausreichend Aufmerksamkeit Zementindustrie), zum Teil mit erfor- Wärme einzusparen leistet den besten Steigerung von Effizienz leisten. die sich durch langfristig anfallende Standort die individuell beste Lösung geschenkt. Zwar ist die erforderliche derlichen Verbrennungstemperaturen Beitrag zum Klimaschutz. Das liegt unvermeidbare Abwärme ergeben In- gefunden werden (siehe Fallbeispiel). Wärmewende in Deutschland ein dis- von bis zu 3.000 °C (IN4climate.NRW auf der Hand. Ziel soll es daher neben vestitionen zum Auf- und Umbau von 5 – Klimaneutrale Prozesswärme – aber wie? 4 – Klimaneutrale Prozesswärme – aber wie? kutiertes Thema der aktuellen politi- 2021). der Vermeidung von Wärmeverlusten schen Agenda, jedoch bislang meist sein, Technologien mit hohem Wir- mit Fokus auf den Gebäudesektor. In Industrieprozes- kungsgrad für industrielle Prozesse Ein Industrieunternehmen erzeugt heute über erdgasbefeuerte Öfen seine Hochtem- Beispielsweise hat das Bundesminis- anwenden zu können und gleichzei- peratur-Prozesswärme. Es stellt außerdem Abwärme aus dem anfallenden Verbren- terium für Wirtschaft und Klimaschutz sen sind teilweise tig dort anfallende niederkalorische nungsabgasstrom über einen entsprechenden Anschluss als Fernwärme (FW) für den vergangenes Jahr den Dialog „Klima- neutrale Wärmewende“ mit zentralen Verbrennungstem- (Ab-)Wärme wieder für den Einsatz in Industrieprozessen nutzbar zu ma- nahegelegenen Ort bereit (externe Abwärmenutzung). Für die Umstellung des Indust- rieprozesses auf klimaneutrale Prozesswärme-Erzeugungstechnologien bieten sich zwei Akteur:innen geführt. Die industrielle peraturen von bis zu chen (d. h. Anheben des Temperatur- technisch mögliche Optionen an: Power-to-Heat (PtH) versus Prozesswärme ist im zugehörigen Er- niveaus). Hierfür eignen sich Hoch- 3.000 °C gebnispapier (BMWi 2021b) aber ver- temperatur-Wärmepumpen (siehe A) Umstellung der Prozesswärme- B) Substitution des Erdgases durch grüner Wasserstoff (H2) gleichsweise ein Randthema. Sie wird Infobox). Hinsichtlich ihres industriellen vor allem mit Blick auf die Nutzung un- Einsatzes besteht jedoch noch Ent- erzeugung mittels Power-to-Heat grünen Wasserstoff (z. B. elektrisch betriebene Induk- vermeidbarer industrieller Abwärme in Fernwärmenetzen diskutiert. Die erforderlich wicklungsbedarf. Die großtechnische Anwendung und – teilweise komplexe tionsöfen) Industrie als „Wärmelieferant“ steht – Integration in bestehende Industrie- dabei im Mittelpunkt. Kaum adres- Für den dringend notwendigen standorte sollte durch die gezielte siert wird hingegen, wie der eigene in- Wandel zu einer klimaneutralen Förderung von Pilotanlagen und -kon- Zu berücksichtigen: PtH hat im Ver- Zu berücksichtigen: Die Umwandlungs- dustrielle Prozesswärmebedarf erzeugt Prozesswärmeerzeugung in NRW zepten in NRW forciert werden. gleich zu einem Verbrennungsprozess in verluste zur Herstellung von Wasserstoff und gedeckt wird. Dieser kann je nach können nach Einschätzung von der Regel einen höheren Wirkungsgrad. führen zu einem gesteigerten Energiebe- Das würde sich positiv auf die Effizienz darf im Vergleich zu PtH. Dieser Mehrbe- des internen Prozesses auswirken. darf ist lokal wie auch global relevant, z. B. Die Folge: Es würde kein Abgasstrom wenn Wasserstoff importiert wird. mehr entstehen. Dadurch würde deutlich Die Folge: Da weiterhin ein Feuerungs- Hochtemperatur- weniger oder keine direkt daraus nutzba- prozess mit Verbrennungsabgas be- Wärmepumpen? re Abwärme anfallen. Die FW-Versorgung stünde, könnte aber voraussichtlich die des Ortes müsste demnach über andere Abwärmeeinspeisung ins FW-Netz auch Technologien (mit Energiebedarf) ge- zukünftig erfolgen. So würden indirekt Was können deckt werden. Dazu wäre der Aufbau Treibhausgasemissionen eingespart, da Industrielle Hochtemperatur-Wärmepumpen können bspw. zur Erzeugung von Prozessdampf einer neuen Infrastruktur (z. B. zur Er- keine Alternativen zur Bereitstellung der mit Temperaturen von bis zu 160 °C eingesetzt werden. Die Kombination mit nachgeschalte- schließung anderer niederkalorischer FW notwendig würden. Darüber hinaus ten mechanischen Brüdenverdichtern kann höhere Temperatur- und Druckniveaus ermögli- Wärmequellen oder für Wärmepumpen) bietet die Weiternutzung der bereits auf- chen. Wärmepumpen benötigen je nach Anwendungsbereich bis zu viermal weniger Strom als notwendig, während die bestehende In- gebauten Infrastruktur wirtschaftliche z. B. Elektrodenkessel und haben damit deutliche Effizienzvorteile (Agora Energiewende und frastruktur (z. B. Wärmetauscher, Lei- Vorteile. Fallbeispiel Wuppertal Institut 2020, IN4climate.NRW 2021). Hochtemperatur-Wärmepumpen befinden tungsanbindung an das FW-Netz) unge- sich derzeit auf einem Technology Readiness Level (TRL) 7, d. h. Prototypen sind im Einsatz. nutzt verbliebe. Nach Einschätzung von Agora Energiewende und Wuppertal Institut können sie bei optima- ler Entwicklung frühestens ab 2025 zum großtechnischen Einsatz kommen. Mit einem „In- novationspaket elektrische Industriewärme und Effizienz“, wie aktuell von Agora Energiewen- de vorgeschlagen, ließe sich diese Dauer optimalerweise verkürzen (Burmeister et al. 2022). Fazit: Im Regelfall stellt A) die langfristig effizientere und daher vorzuziehende Option Info! dar. Eine Systemumstellung nach B) oder auch eine hybride Lösung (PtH und H2) könnte Damit durch Wärmepumpen der direkte und indirekte Ausstoß von Treibhausgasen jedoch in Einzelfällen (z. B. bei schwer elektrifizierbaren Hoch- und Höchsttemperatur- auch wirklich reduziert wird, muss der Anteil an erneuerbarem Strom im Netz deutlich anwendungen) gesamtsystemisch vorteilhafter sein. steigen (vgl. Abschnitt 3).
2. Erneuerbare Über solarthermische Kollektoren Erstellung erster Tiefbohrungen beschleunigt werden. Darüber hinaus men, um die Kohlenstoffintensität in Ist eine Dekarbonisierung nicht mög- lassen sich Temperaturen bis etwa 250 °C zum Fündigkeitsnachweis je Region müssen wettbewerbsfähige Preise der Industrie zu verringern (MWIDE lich, muss defossilisiert werden Wärmequellen – erzeugen (IN4climate.NRW 2021, Uni- mit vielversprechenden tiefengeother- für grünen Strom in Deutschland ge- 2021). (MWIDE 2021). Deshalb wird neben natürlich und versität Kassel o. J.). Konzentrierende Solarthermie (CST)4 könnte nach Ein- mischen Potenzialen, um privatwirt- schaftliche Folgeinvestitionen herbei- schaffen werden. Nur so kann eine großflächige Elektrifizierung von Pro- Ein großer Teil der in NRW ansässigen Wasserstoff zum Beispiel Biomasse als wertvoller Rohstoff und speicher- regional schätzung des Deutschen Industrie- verbandes für Concentrated Solar- zuführen zesswärme erreicht werden. Industrie wird daher zukünftig zumin- dest teilweise auf wertvollen Wasser- barer Energieträger eine wichtige Rolle zur Deckung des industriellen Anders als bei gebäudebezogener power (DSCP) sowie verschiedener Ausschreibung / Wettbewerb für Neben der reinen technischen Elektri- stoff (H2) zur energetischen Nutzung Prozesswärmebedarfes spielen. Da- (Niedertemperatur-)Wärme sind die deutscher Forschungsinstitute theo- (konzentrierende) Solarthermie in fizierbarkeit der Wärmeerzeugung sind angewiesen sein.7 Um eine Perspek- bei ist es wesentlich, dass Biomasse8 Einsatzbereiche erneuerbarer Wär- retisch auch in unseren Breitengraden Industrieanwendungen vor allem in außerdem Technologien erforderlich, tive und Planungssicherheit zu ver- als limitierte Ressource erkannt wird, mequellen zur Bereitstellung von für Anwendungen bis zu 400 °C infra- Verbindung mit (Hochtemperatur-) die eine ausreichende Versorgungs- mitteln, muss sichergestellt werden, die unbedingt gezielt und so effizient (Hochtemperatur-)Prozesswärme ge kommen (DCSP 2021, Krüger et al. Wärmespeichertechnologien als Pi- sicherheit und Wettbewerbsfähig- dass nachhaltiger Wasserstoff zu wie möglich eingesetzt werden muss. begrenzt. Grund dafür sind die oft 2021). Ein Vorteil: Der Prozesswärme- lotanlagen keit ermöglichen. Nur so entstehen wirtschaftlich wettbewerbsfähigen Eine Priorisierung des Biomasseein- hohen Temperaturanforderungen für bedarf fällt meist ganzjährig an, auch realistische Betriebsmodelle. Dabei Preisen in NRW verfügbar ist. Hierzu satzes heißt: (Niedertemperatur-) Prozesswärme. Dennoch lassen sich in den Sommermonaten. Der Ertrag 3. Grundvorausset- bietet die Sektorkopplung des Strom- erforderlich sind: Anwendungen müssen zugunsten 6 – Klimaneutrale Prozesswärme – aber wie? 7 – Klimaneutrale Prozesswärme – aber wie? zum Beispiel Heißwasser- und Pro- ist allerdings durch die tatsächlichen netzes mit der Industrie gerade in des stofflichen Einsatzes und von zessdampfbedarfe auf diese Weise Sonnenstunden begrenzt. Deswegen zung: Erneuerbarer NRW eine gute Möglichkeit zur Netz- der Aufbau von H2 Erzeugungska- Hochtemperaturanwendungen in bereitstellen. Durch die Nutzung loka- sollte CST möglichst mit einem Wär- stabilisierung. Die Entwicklung von pazitäten in NRW – vorrangig mit pa- der Industrie umgestellt werden. Be- ler erneuerbarer Wärmequellen kann mespeicher kombiniert werden. So Strom flexiblen5 und hybriden (elektrischen rallelem Aufbau von EE-Strom-Erzeu- rücksichtigt werden sollte dabei auch, außerdem die Abhängigkeit von Ener- wird der solare Deckungsgrad erhöht. und brennstoffbasierten) Systemen6 gungskapazitäten – durch förderliche dass jede energetische Nutzung von gieimporten reduziert werden. Der Begriff „Elektrifizierung“ ist in wird für den Elektrifizierungshochlauf Rahmenbedingungen, Biomasse zur Entstehung von Kohlen- Industrielle Wärmebedarfe, die über aller Munde. Das zukünftige Energie- erforderlich sein. Flexible und hybride stoffdioxid (CO2) führt. Dieses CO2 ist Über Tiefengeothermie ließen sich Erneuerbare gedeckt werden könnten, system wird wie nie zuvor auf die aus- Systeme können bei starken Energie- der schrittweise Aufbau eine zwar bilanziell neutral, jedoch ange- nach aktueller Einschätzung von Bra- sollten tatsächlich auf diese Weise ge- reichende Verfügbarkeit von erneu- preisschwankungen, wie in der aktuel- Transport- und Speicherinfrastruk- sichts begrenzter CO2-Budgets den- cke und Huenges (2022) potenziell bis deckt und so die Potenziale erneuer- erbar erzeugtem Strom angewiesen len kriegsbedingten Energiekrise, zur tur für Strom und H2 durch ein koordi- noch klimarelevant. Der Bioökono- zu einem Viertel des industriellen Wär- barer Wärmequellen umfassend er- sein. Gebraucht wird er unter anderem Versorgungssicherheit beitragen. niertes Vorgehen und die Zusammen- mierat schlägt hierzu eine Bewertung mebedarfes bis etwa 200 °C decken.2 schlossen werden. im Verkehrssektor, für Wärmepumpen arbeit mit internationalen Partnern, gemessen an der Zeit vor, die nötig ist, Im Gegensatz zu fluktuierenden Er- neuerbaren Energien bietet Geother- Konkrete Anreize hierfür könnten sein: zur Beheizung von Gebäuden und für die Erzeugung von Prozesswärme. Die 4. Speicherbare die Sicherung von Importkapazi- um das freigesetzte CO2, z. B. durch Pflanzenwachstum, wieder neu zu mie den Vorteil, grundlastfähig Wärme Umstellung von derzeit auf fossilen alternative Energie- täten für ökologisch und sozial nach- binden (Bioökonomierat 2022). bereitzustellen. Das ist vor allem in der Flächendeckende Erkundung der Energieträgern basierenden Verfahren haltig erzeugten Wasserstoff durch industriellen Anwendung relevant.3 natürlichen tiefengeothermischen zur Prozesswärmeerzeugung auf elek- träger – Champagner europäische oder internationale Ab- Empfehlenswert ist aus Sicht von Potenziale in NRW durch den Geologischen Dienst NRW trifizierte Systeme (PtH), wird zu ei- nem zusätzlichen Strombedarf führen und Kaviar der kommen des Landes NRW, IN4climate.NRW der stoffliche und energetische Einsatz von Biomasse in (Agora Energiewende und Wuppertal Energiewende? eine sektorübergreifende und in- Form einer Kaskadennutzung, bspw. Institut 2020). Weil das Bundesland tegrierte Netzplanung von Gasnet- in der chemischen Industrie, in der Konzentrierende Solarthermie Nordrhein-Westfalen außerdem stark industriell geprägt ist, wird vor allem Grundsätzlich gilt, dass Prozesse, die dekarbonisierbar sind, auch dekarbo- zen (u. a. Erdgas, Wasserstoff) sowie Strom- und Wärmenetzen. Metallherstellung und -verarbeitung oder auch in Kalk- und Zementwerken. Praxisbeispiel in Europa die Beschleunigung des lokalen Aus- nisiert werden sollten. Das heißt, sie Durch CO2-Abscheidung können dort baus der Stromerzeugung aus Er- sollten ohne den Einsatz von kohlen- zusätzlich negative Treibhausgas- neuerbaren Energien (EE) in NRW stoffhaltigen Energieträgern auskom- Emissionen (BECCS) erzielt werden. Im Jahr 2019 wurde in Antwerpen eine staatlich geförder- essenziell sein, um NRW als Indust- te CST-Pilotanlage zur Erzeugung von Prozesswärme in riestandort zu sichern. Um außerdem Betrieb genommen (Santamarta 2019). Die Anlage wird den erneuerbaren Strom aufnehmen Wie kann es jetzt weitergehen? bei Betriebstemperaturen von ca. 250 °C zur Erzeugung und transportieren zu können, ist eine von Prozessdampf in einem Chemiebetrieb genutzt. Nach leistungsfähige Netzinfrastruktur nö- aktuellen Erkenntnissen bestätigen die Betriebsdaten die tig. Der Netzausbau sollte, z. B. durch Die klimaneutrale Erzeugung von Prozesswärme ist für das Industrieland Nordrhein-Westfalen Ausblick wissenschaftlichen Berechnungen (Krüger et al. i.E.). optimierte Genehmigungsverfahren, von ganz besonderer Bedeutung und stellt damit gleichzeitig eine besondere Herausforderung dar, die zeitnah strategisch und gesamtsystemisch angegangen werden sollte. Ganzheitliche überregionale Wärmestrategien können hierbei wichtige Impulse setzen und Hilfestellung sein. Solche Strategien sollten einerseits das Zusammenspiel der verschiedenen Sektoren 1 Eine etablierte Methode zur systematischen Nutzung von Abwärme und effizienten Wärmeintegration ist die sogenannte berücksichtigen. Andererseits ist es wichtig, dass sie eine optimierte Deckung aller Wärme- „Pinch-Analyse“ (Brunner und Krummenacher 2017). bedarfe – sowohl für Gebäude als auch für die Industrie – miteinbeziehen. 2 Industriezweige mit Prozesswärme- und Prozessdampfbedarf bis zu einer Temperatur von 200 °C sind Textil- und Papierherstellung, die Holzverarbeitung und Bauindustrie, die chemische, metallverarbeitende und sonstige niedertemperaturintensive Industrien, ebenso die (Unterglas-) Landwirtschaft sowie die Herstellung und Verarbeitung von Nahrungsmitteln und Getränken (Bracke und Huenges 2022). 5 Beispielanwendungen für solch flexible elektrische Systeme sind u. a. das Projekt „Virtuelle Batterie“ zur flexiblen Aluminiumelektrolyse bei TRIMET oder, 3 Ein Beispiel für die industrielle Anwendung von Tiefengeothermie in NRW zeigt das Projekt Kabel ZERO, wo geothermale Wärme zur Papierherstellung in Kombination mit Hochtemperatur-Wärmespeichern, das „Green Heat Module“ von Kraftanlagen. eingesetzt werden soll. 6 Dieser Ansatz wird z. B. im Projekt „TransTES-Chem“ verfolgt. 4 Für CST-Anwendungen in der Industrie wird auch der englische Begriff „Solar Heat for Industrial Processes“ (SHIP) verwendet. 7 Neben reinem Wasserstoff könnten auch kohlenstofffreie Energieträger, wie z. B. Ammoniak, zur energetischen Nutzung infrage kommen. 8 Mit Biomasse ist hier neben fester Biomasse ebenso Biogas und Biomethan gemeint.
Quellen IN4climate.NRW lebt von der Diskussion und den verschiedenen Standpunkten der beteiligten Unternehmen und Organi- sationen. IN4climate.NRW versteht sich nicht als Verband, der die Interessen seiner Mitglieder aktiv in der Politik vertritt. Die Agora Energiewende; Wuppertal Institut 2020: Klimaneutrale Industrie - Schlüsseltechnologien und Politikoptionen für Initiative stellt eine Plattform zum Meinungsaustausch und Diskurs dar. In diesem Umfeld entstehen Papiere und Ausarbeitun- Stahl, Chemie und Zement. Berlin. gen, die von einzelnen Mitgliedern erarbeitet, diskutiert und ausformuliert werden. Andere Mitglieder können sich in einem strukturierten Prozess den Ergebnissen oder Diskussionsbeiträgen explizit anschließen und das Dokument mittragen. Alle Bioökonomierat 2022: Bioökonomie: Gemeinsam eine nachhaltige Zukunft gestalten - 1. Arbeitspapier des III. Bioöko- IN4climate.NRW-Mitglieder, die sich zu einer Unterzeichnung explizit entschlossen haben, werden transparent aufgeführt. nomierats. Dies erlaubt aber keine Aussage zur Positionierung anderer nicht aufgeführter IN4climate.NRW-Mitglieder. Die Geschäftsstelle von IN4climate.NRW stellt Transparenz und Beteiligungsmöglichkeiten sicher. BMWi 2021a: Gesamtausgabe der Energiedaten - Datensammlung des BMWi. In: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. URL: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Binaer/Energiedaten/energiedaten-gesamt-xls.html. BMWi 2021b: Dialog Klimaneutrale Wärme 2045. Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Bracke, Rolf; Huenges, Ernst 2022: Roadmap Tiefe Geothermie für Deutschland - Handlungsempfehlungen für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft für eine erfolgreiche Wärmewende - Strategiepapier von sechs Einrichtungen der Fraunho- fer- Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft. Brunner, Florian; Krummenacher, Pierre 2017: Einführung in die Prozessintegration mit der Pinch-Methode - Handbuch für die Analyse von kontinuierlichen Prozessen und Batch-Prozessen. Zweite Auflage. Burmeister, Helen et al. 2022: Energiesicherheit und Klimaschutz vereinen – Maßnahmen für den Weg aus der fossilen 9 – Quellen und Nachweise 8 – Quellen und Nachweise Energiekrise. Berlin: Agora Energiewende. DCSP 2021: Solare Energie rund um die Uhr. Berlin: Deutscher Industrieverband Concentrated Solar Power. IN4climate.NRW 2021: Industriewärme klimaneutral: Strategien und Voraussetzungen für die Transformation - Ein Diskussionspapier der Arbeitsgruppe Wärme. Gelsenkirchen. Krüger, Dirk et al. 2021: Chancen für den Einsatz konzentrierender Kollektoren in Mitteleuropa. Veröffentlicht beim 31. Symposium Solarthermie und innovative Wärmesysteme 27. - 30. April 2021. Pforzheim: Conexio. Krüger, Dirk et al. i. E.: Status in Solar Heat from Concentrating Solar Systems. Das Papier wurde auf der SolarPACES Konferenz 2021 vorgestellt und zur Veröffentlichung eingereicht. LANUV, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen 2021: Potenzialstudie Kraft-Wärme- Kopplung - LANUV-Fachbericht 116. Recklinghausen. MWIDE 2021: Kohlenstoff kann Klimaschutz - Carbon Management Strategie Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf: Ministe- Bibliografische Angaben Impressum: Bildnachweis: rium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. NRW.Energy4Climate GmbH Titel: istock, Strekalova Herausgeber: Kaistraße 5 Santamarta, Jose 2019: Port of Antwerp installs Europe’s first industrial concentrated solar power. In: HELIOSCSP. IN4climate.NRW 40221 Düsseldorf Gestaltung: URL: https://helioscsp.com/port-of-antwerp-installs-europes-first-industrial-concentrated-solar-power/. (NRW.Energy4Climate GmbH) 0211 822 086-555 www.tippingpoints.de kontakt@energy4climate.nrw Universität Kassel o. J.: Solare Prozesswärme - CO2-freie Wärme für Industrie und Gewerbe. Veröffentlicht: www.energy4climate.nrw Mai 2022 © NRW.Energy4Climate / B22001 Zum Datum der Veröffentlichung dieser Publikation waren alle Links aktuell. Kontakt & Koordination: Stand: Tania Begemann, 05/2022 (IN4climate.NRW), Projektmanagerin Industrie & Produktion, Industriewaerme@energy4climate.nrw Bitte zitieren als: IN4climate.NRW (Hrsg.) 2022: Pro- zesswärme für eine klimaneutrale Industrie. Impulspapier der Initiative IN4climate.NRW. Düsseldorf.
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