Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen - Tuulia M. Ortner Klaus D. Kubinger (Hrsg.) - Amazon AWS
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Tuulia M. Ortner Psychologische Diagnostik in Klaus D. Kubinger (Hrsg.) Fallbeispielen 2., vollständig überarbeitete Auflage
Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
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Tuulia M. Ortner Klaus D. Kubinger (Hrsg.) Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen 2., vollständig überarbeitete Auflage Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Prof. Dr. Tuulia M. Ortner, geb. 1977. Studium der Psychologie in Wien. 2004 Promotion. 2008−2011 Junior professorin für Psychologische Diagnostik an der Freien Universität Berlin. 2011−2012 Professorin für Psy chologische Diagnostik und Differentielle Psychologie an der Freien Universität Berlin. Seit 2012 Leiterin der Abteilung Psychologische Diagnostik am Fachbereich Psychologie der Paris Lodron Universität Salzburg. Prof. Dr. Klaus D. Kubinger, geb. 1949. Studium der Psychologie und Studium der Statistik in Wien. 1973 Promotion. 1985 Habilitation. Gastprofessuren in Klagenfurt, Graz, Berlin und Potsdam. 1998−2012 Profes sor für Psychologische Diagnostik an der Universität Wien. Zahlreiche Lehraufträge an staatlichen und pri vaten Universitäten/Hochschulen. Klinischer und Gesundheitspsychologe sowie Psychotherapeut (Systemi sche Familientherapie). Copyright-Hinweis: Das E-Book einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten. Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG Merkelstraße 3 37085 Göttingen Deutschland Tel. +49 551 999 50 0 Fax +49 551 999 50 111 info@hogrefe.de www.hogrefe.de Umschlagabbildung: © shutterstock.com / Photographee.eu Satz: Matthias Lenke, Weimar Format: PDF 2., vollständig überarbeitete Auflage 2021 © 2010 und 2021 Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen (E-BookISBN [PDF] 978-3-8409-3110-9; E-BookISBN [EPUB] 978-3-8444-3110-0) ISBN 978-3-8017-3110-6 https://doi.org/10.1026/03110-000 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
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Vorwort Wir wollen ergänzend zu der im Folgenden gegebenen „Einführung: Zielsetzung des Buches“ das Vorwort lediglich für Danksagungen nutzen: Zunächst dem Hogrefe Verlag, und hier als Repräsentant die zuständige Programm- leiterin, Frau Dipl.-Psych. Susanne Weidinger und ihr Team, aus dem wir hier Frau Dipl.-Psych. Alice Velivassis hervorheben möchten. Der wesentliche Dank gilt natürlich den vielen Autorinnen und Autoren der Bei- träge. Abgesehen davon, dass sie mit ihrer fachlichen Kompetenz für das Gelin- gen dieses Werkes hauptverantwortlich sind, haben sich etliche von ihnen auch noch den manchmal restriktiven redaktionellen „Auflagen“ der Herausgeberschaft fügen müssen – oft war damit ein mehrfaches Überarbeiten des Manuskripts nötig. Schließlich sei den vielen Kolleginnen und Kollegen als Vertreterinnen und Ver- tretern des Fachs Psychologische Diagnostik an Universitäten gedankt, die uns in- folge ihrer zahlreichen positiven Rückmeldungen über den didaktischen Wert der beiden vorausgehenden Fallsammlungen für ihre Lehrtätigkeit zu dieser neuen Sammlung von Fallbeispielen ermutigten. Salzburg und Wien, im Juni 2021 Tuulia M. Ortner Klaus D. Kubinger Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
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Inhaltsverzeichnis Teil I: Einführung und beispielhafte Grundsatzbetrachtungen zum psychologischen Diagnostizieren Einführung: Zielsetzung des Buches Klaus D. Kubinger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Zum „Um und Auf“ psychologischen Diagnostizierens: Das Generieren von Hypothesen über fallspezifische Bedingungszusammenhänge Klaus D. Kubinger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Qualitätssicherung in der psychologischen Begutachtung Tuulia M. Ortner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Teil II: Ausbildungs- und berufsbezogene Eignungsdiagnostik Abklärung des Hochleistungspotenzials – Leon, 6 Jahre Stefana Holocher-Benetka . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Schulpsychologische Beratung im Rahmen der Begabtenförderung – Oskar, 6 Jahre Beate Wais . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Hochbegabtendiagnostik bei visuellen Wahrnehmungsproblemen – Marvin, 9 Jahre Beate Gerstenberger-Ratzeburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Psychologische Diagnostik und Beratung im Rahmen der Talentsuche Mathematik – Konstantin, 12 Jahre Henrik Genzel & Nina Krüger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Prüfung der Studieneignung in Bezug auf den Wunschberuf in einer Maturaklasse Nina Aschauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Begutachtung der Eignung als Kopilotin für eine Fluggesellschaft – Frau Z., 26 Jahre Frank Zinn, Frank Spohn & Stefan Höft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
8 Inhaltsverzeichnis Eignungsdiagnostik für den Vertrieb – Herr M., 26 Jahre Marco Vetter & Franziska Grünsteidel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 Berufseignungsdiagnostik bei diskontinuierlicher Erwerbsbiografie – Herr G., 31 Jahre Dorothea Klinck & Silvia Seidl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Teil III: Ausbildungs- und berufsbezogene Rehabilitationsdiagnostik Psychologische Diagnostik bei Schulproblemen, Verhaltensauffälligkeiten und Sprachschwierigkeiten eines Kindes mit Migrationshintergrund – Jovan, 7 Jahre Sandra Miessenböck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 Diagnostik der räumlich-konstruktiven Funktionen – Viktoria, 8 Jahre Nicole Hirschmann & Julia Mészáros . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 Förderung bei vermuteten Lernschwierigkeiten – der auf Englisch unterrichtete Gideon, 9 Jahre Renate Dosanj . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 Abklärung einer Aufmerksamkeitsstörung – Felix, 9 Jahre Hannelore Koch & Stephanie Jires . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 Förderbedarf bei Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb – Marie, 9 Jahre Barbara M. Schmidt & Ann-Kathrin Hennes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 Sportpsychologische Beratung zur Wettkampfleistungssteigerung – Der Eishockeytormann P., 19 Jahre Bernadette Maurer-Grubinger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 Feststellung der Militärfliegertauglichkeit nach Alkoholmissbrauch in der Freizeit – Herr F., 31 Jahre Michael Mikas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 Teil IV: Entwicklungsdiagnostik im frühen Kindesalter Alles gestört: Regulation, Interaktion, Bindung? Psychologische Diagnostik im Säuglingsalter – Sarah, 4 Monate Andrea Koschier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 Entwicklungsdiagnostik schulischer Vorläuferfähigkeiten – Oscar, 5 Jahre Ursula Kastner-Koller & Pia Deimann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290 Förderorientierte Diagnostik und Beratung bei Verdacht auf das Vorliegen einer kombinierten Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten – Luisa, 8 Jahre Silvia Schubhart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Inhaltsverzeichnis 9 Teil V: Forensisch-psychologische bzw. rechtspsychologische Diagnostik Psychologisches Sachverständigengutachten für das Amtsgericht/Familien- gericht – die minderjährigen Kinder Hans und Marie Andreas Klein & Ingrid Klein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341 Aussagepsychologisches Gutachten – Herr C., 20 Jahre Renate Volbert & Jonas Schemmel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 374 Alles Schein? Aussagepsychologische Beurteilung der Glaubhaftigkeit der Angaben eines Zeugen – Herr U., 27 Jahre Michaela Pfundmair . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 Forensische Prognosestellung nach dreijähriger Unterbringung im Maßregelvollzug – Herr L., 28 Jahre Ulrich Kobbé . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400 Psychologische Begutachtung zur Frage der Lockerungseignung bei einem Strafgefangenen infolge schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in drei Fällen – Herr X., 40 Jahre Martin J. Erb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416 Begutachtung zur Frage, ob noch Gefahr besteht, dass die in den Sexual- delikten zu Tage getretene Gefährlichkeit fortbesteht: Herr T., 51 Jahre Klaus-Peter Dahle & Robert J. B. Lehmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430 Teil VI: Verkehrspsychologische Diagnostik Verkehrsauffälligkeit ohne Substanzbeteiligung – Herr E., 28 Jahre Jürgen Brenner-Hartmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465 Verkehrspsychologische Begutachtung eines alkoholauffälligen Kraftfahrers – Herr G., 49 Jahre Bettina Schützhofer & Dagmar Inwanschitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 487 Teil VII: Klinische und gesundheitspsychologische Diagnostik Psychologische Diagnostik auf der Akutstation bei Diagnosestellung eines kindlichen Hirntumors – Matilda, 5 Jahre Ulrike Leiss, Angelika Holzer & Thomas Pletschko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 511 Klinisch-psychologische Abklärung der Ängste und des bedrückt wirkenden Verhaltens eines Mädchens – Anna, 8 Jahre Simone Bieglmayer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 530 Neuropsychologische Gedächtnisdiagnostik nach einem Unfall – Carla, 12 Jahre Katja Wunsch & Sebastian Graebel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 544 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
10 Inhaltsverzeichnis Neuropsychologische Diagnostik bei einem Jungen mit Autismus-Spektrum- Störung und visueller Wahrnehmungsstörung – Paul, 13 Jahre Anne Schroeder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 Neuropsychologische Diagnostik in der Langzeitnachsorge nach kindlichem Hirntumor – Frau N., 23 Jahre Thomas Pletschko & Ulrike Leiss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 593 Klinisch-diagnostische Abklärung bei massivem Selbstzweifel und großem Leidensdruck in der Ehe – die aus der Türkei stammende Frau K., 30 Jahre Zeynep Baraz Kalayci . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 613 Psychologische Psychotherapie (Verhaltenstherapie) bei paranoider Schizophrenie – Herr B., 36 Jahre Katarina Krkovic & Anne-Katharina Fladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 624 Neuropsychologische Begutachtung nach leichtem Schädelhirntrauma: Aggravation, Simulation oder reale Defizite? – Herr W., 39 Jahre Maria Rähder & Hans-Otto Karnath . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 639 Neuropsychologische Diagnostik bei Alkoholabhängigkeit: Verdacht auf Wernicke-Korsakow-Syndrom – Frau M., 56 Jahre Wolfgang Beiglböck & Margret Kuderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 658 Psychologische Abklärung zur Herztransplantation – Herr M., 64 Jahre Katharina Ebenberger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 671 Fragliche Demenz – Herr V., 76 Jahre Hartmut Lehfeld & Mark Stemmler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 680 Die Autorinnen und Autoren des Bandes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 693 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 699 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Teil I: Einführung und beispielhafte Grundsatzbetrachtungen zum psychologischen Diagnostizieren Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
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Einführung: Zielsetzung des Buches Klaus D. Kubinger Die vorliegende Zusammenstellung von Fallbeispielen zur Psychologischen Diag- nostik dient in der Tradition zweier vorausgehender Fallsammlungen (Kubinger & Teichmann, 1997; Kubinger & Ortner, 2010) hauptsächlich Studierenden; sie können sich damit wenigstens stellvertretend Erfahrung in der psychologischen Fallbehandlung aneignen. Darüber hinaus dient das Buch insbesondere Berufs- anfängerinnen und -anfängern dazu, das oftmals nur theoretisch gegebene Wis- sen über psychologisches Diagnostizieren für die praktische Fallarbeit zu vertiefen. Eine solche Sammlung von Fallbeispielen trägt dem Umstand Rechnung, dass Universitäten nicht den explizit gestellten Auftrag einer berufsvorbildenden Aus- bildung hinsichtlich psychologischen Diagnostizierens vollends erfüllen können: „Weder die Zeit im Unterricht noch die geringe praxiserfahrene Qualifikation vieler Lehrender im Fach reicht nämlich dafür, Studierenden den Umgang mit Klienten in der Fallarbeit zu vermitteln“ (Kubinger, 2019, S. XI). So bleiben die vielfachen Probleme bei der Fallbearbeitung den Absolventinnen und Absolven- ten eines Psychologiestudiums oft verborgen: „Das Vorgehen mit den beteilig- ten … Personen ,funktioniert‘ nämlich in der Praxis nur selten so, wie es theore- tisch ,bequem‘ wäre“ (Kubinger, 2010a, S. 13). Nun ist es also wieder gelungen, routinierte Praktikerinnen und Praktiker für die- ses Buch als Autorinnen und Autoren zu gewinnen, um einen typischen Fall ihrer Praxis für Studierende illustrativ aufzubereiten. Die Bandbreite der dabei ange- sprochenen Fragestellungen ist sehr groß; sie beziehen sich nicht nur auf einen weitgestreckten Altersbereich (von einem vier Monate altem Mädchen bis zu einem 76-jährigen pensionierten Gymnasiallehrer), sondern auch inhaltlich auf die unterschiedlichsten Themenbereiche. So wurde versucht, der bei Kubinger (2019) gegebenen Einteilung aller traditionellen Fragestellungen zu entsprechen: ❶ Ausbildungs- und berufsbezogene Eignungsdiagnostik: Während Fragestellungen „bei der Personalauswahl (von bereits Ausgebildeten) darauf [abzielen], ob ein bzw. welcher Kandidat das Anforderungsprofil (überhaupt bzw. am besten) erfüllt“, gleichen Fragestellungen „bei der Personalentwicklung … grundsätz- Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
14 Klaus D. Kubinger lich jener bei der Schul-, Laufbahn- und Bildungsberatung: ,Welche organisatorischen und oder psychologischen Maßnahmen sind angezeigt, um bestmögliche Leistungen bei gleichzeitig ansprechender persönlicher Entfaltung (Lebenszufriedenheit) zu erzie- len?‘“ (S. 417). ❷ Ausbildungs- und berufsbezogene Rehabilitationsdiagnostik: Hier sollen die „Gründe für ein aufgetretenes Leistungsversagen … identifiziert wer- den … um hilfreiche Maßnahmen [zu finden], wobei eine unter vielen die ausbildungs- bzw. berufsbezogenen Neuorientierung sein mag“ (S. 421). ❸ Entwicklungsdiagnostik im frühen Kindesalter: „Dabei geht es … um das Erkennen und gegebenenfalls genaue Abgrenzen einer Ent- wicklungsstörung oder eines Entwicklungsrückstandes, gelegentlich um das Erkennen einer beschleunigten Entwicklung. … Darüber hinaus ist … bei entwicklungsgefährde- ten Kindern, wie zum Beispiel Frühgeborenen, eine entsprechende Diagnostik fast ob- ligatorisch, um nämlich allenfalls frühzeitig Handikaps zu erkennen“ (S. 424). ❹ Forensisch-psychologische bzw. rechtspsychologische Diagnostik: In Zusammenhang mit „strafrechtlichen Gerichtsverfahren … geht es … um die Frage nach der ,Schuldfähigkeit‘ eines Angeklagten und der ,Glaubhaftigkeit‘ einer Zeugen- aussage“ (S. 427). Darüber hinaus geht es um Kriminalprognosen, aber auch um Frage- stellungen, „die unter anderem das Zivilrecht, das Familienrecht, das Arbeitsrecht sowie spezielle Rechtsnormen des Verwaltungsrechts betreffen“ (S. 427). ❺ Verkehrspsychologische Diagnostik: „Verkehrspsychologische Gutachten werden auf Grund einer behördlichen Anordnung erstellt und sollen grundsätzlich die Frage klären, ob trotz des Vorliegens von Auffällig- keiten das sichere Führen eines Kraftfahrzeuges gewährleistet ist. Als auffällig gilt die festgestellte Teilnahme am Straßenverkehr unter Alkohol- oder Drogeneinfluss bzw. der Nachweis einer Alkohol- oder Drogenabhängigkeit, wiederholte Verkehrsverstöße bzw. Straftaten im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr, Belege für eine erhöhte Aggres- sionsbereitschaft, das Vorliegen einer psychischen Störung oder der Verdacht auf eine psychisch bedingte Leistungsminderung in der Wahrnehmung bzw. im Reaktionsver- halten“ (S. 431). ❻ Klinische und gesundheitspsychologische Diagnostik: „Klinisch-psychologisches Diagnostizieren … ist dann erforderlich, wenn gegebene oder vermutete psychische Erkrankungen bzw. Störungen einer bestimmten Person zu beurteilen sind; und zwar dahingehend, ob und wenn ja welche Maßnahmen in ent- sprechend näher zu definierender Weise erfolgreich sein könnten“ (S. 435). Gesund- heitspsychologisches Diagnostizieren betrifft Anlässe, die in Zusammenhang stehen mit dem „Gesundheitsverhalten eines Menschen: Ernährung und Fitness; Schlaf; Rau- chen, Alkohol und Gebrauch anderer Suchtmittel; Risikobereitschaft; Leistungsanstren- gung“ (S. 435). Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Einführung: Zielsetzung des Buches 15 Demgemäß unterscheiden sich die hier behandelten Fragestellungen hinsichtlich der betroffenen Population, der die psychologisch zu untersuchende Person an- gehört, hinsichtlich des oder der „Auftraggebenden“, also der Person oder Insti- tution, die das eigentliche Interesse an der psychologischen Untersuchung hat und auch noch hinsichtlich selektionsorientierter und förderungsorientierter Diagnos- tik. Unabhängig von der konkreten Fragestellung ist allen Fallbeispielen gemein- sam, dass am Ende des diagnostischen Prozesses das Festsetzen einer Interven- tion bzw. eines Maßnahmenvorschlags erfolgt (vgl. z. B. bei Kubinger, 2019). Bei Durchsicht der Fallbeispiele aus den beiden genannten früheren Sammlun- gen ergibt sich, dass einige davon Fragestellungen betreffen, die diesmal nicht ab- gehandelt werden bzw. besonders außergewöhnlich und deswegen beispielhaft lehrreich sind. Sofern dabei nicht überwiegend zwischenzeitlich „überholte“ psy- chologisch-diagnostische Verfahren zur Beantwortung eingesetzt wurden, sei daher eigens auf diese Beispiele (zum allfälligen „Nachlesen“) verwiesen: • Abklärung einer Intelligenzminderung – Der 15-jährige Yusuf mit Türkisch als Muttersprache (Wilflinger & Holocher-Ertl, 2010), • Auswahl von Tierpflegerschülern – der Jahrgang 2009/10 (Frebort & Khorram- del, 2010), • Sportpsychologische Betreuung bei einem Spitzentrampolinturner – Tim, 21;0 Jahre (Heinen & Lobinger, 2010), • Beratung von Studienplatzbewerbern für Psychologie – Clara, 26 Jahre (Frebort, 2010), • Potenzialanalyse für Führungskräfte einer Großbank – Der Filialleiter Ulrich S., 37 Jahre (Fruhner, Mannigel & Höft, 2010), • Personalauswahl von Justizanstaltsleitern – Die sechs Bewerber für die Justiz- anstalt XY (Kubinger & Holocher-Ertl, 2010), • Gesundheitspsychologische Diagnostik und Beratung im Rahmen eines Förder- Assessment-Centers – Stationsschwester K., 45 Jahre (Schaarschmidt & Fischer, 2010), • Therapieindikation einer laufenden Paartherapie – Zwei Familien mit dem ge- meinsamen Vater Ingo T., 49 Jahre (Kubinger, 1997a, 2010b), • Begutachtung der Schuldfähigkeit eines des Totschlags Angeklagten – Johann W., 52 Jahre (Dietze, 1997), • Diagnostik bei Verdacht auf negative Antwortverzerrungen bei geltend gemach- ten kognitiven Störungen – Herr K., 56 Jahre (Merten, 2010). Schon letztens musste eingeräumt werden (Kubinger & Ortner, 2010, S. 14): „Frei- lich zeigt die vorliegende Fallbeispielsammlung auch gewisse Diskrepanzen zwi- schen Theorie und Praxis auf. Für etliche gesellschaftlich heute als typisch gel- tende Fragestellungen verfügt das Inventar psychologisch-diagnostischer Verfahren einfach nicht über solche, die tatsächlich gebraucht werden würden. Entweder fehlen zu bestimmten Konstrukten überhaupt Verfahren; oder diejenigen, welche es gibt, sind leicht verfälschbar, inhaltlich veraltet, in Bezug auf die Eichung nicht Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
16 Klaus D. Kubinger aktuell bzw. nicht repräsentativ; oder es werden grundsätzlich geeignet erschei- nende Verfahren aus dem US-Amerikanischen ,irgendwie übertragen‘ …“. An die- ser Situation hat sich nichts verbessert. Im Gegenteil, liest man im Anhang: Ver- fahrenbeschreibungen bei Kubinger (2019, S. 484) nach, so werden dort trotz der Aufnahme neuer Verfahren weit weniger erfasst als es in der vorausgehenden Auf- lage dieses Lehrbuchs (Kubinger, 2009) der Fall war: „… etliche sehr häufig ein- gesetzte Verfahren [werden] … nicht dem Anspruch der DIN 33430 gerecht …, nämlich in Bezug auf die Angemessenheit ihrer Eichtabellen spätestens acht Jahre nach deren Erstellung geprüft worden zu sein“. So mussten sich auch manche Autorinnen und Autoren der vorliegenden Fall- beispielsammlung gelegentlich dafür entscheiden, in Ermangelung besserer psy- chologisch-diagnostischer Verfahren solche einzusetzen, die den üblichen und zum Beispiel in der DIN 33430 (DIN Deutsches Institut für Normung e. V., 2016) fest- gesetzten Gütekriterien nicht entsprechen – mit dem Risiko, die berufsständisch gebotene Sorgfaltspflicht (vgl. Kubinger, 2020a) zu verletzen. Vor allem was das Gütekriterium „Skalierung“ betrifft (vgl. grundlegend bei Kubinger, 2019; und z. B. kurzgefasst bei Kubinger, 2020b), weisen die meisten psychologisch-diagnostischen Verfahren innerhalb des gegenwärtigen „Standard“- Inventars erkleckliche Mängel auf. Dabei fordert das Diagnostik- und Testkura- torium (2018a, 2018b) mit seinem Testbeurteilungssystem nachdrücklich die Berücksichtigung dieses Gütekriteriums ein: „Insbesondere die IRT [Item-Res- ponse-Theorie], d. i. vor allem das Rasch-Modell, bringt es mit sich, dass bei Tests auch kritisch hinterfragt wird, inwieweit die Zahlenrelationen der Testwerte mit den Relationen der beobachtbaren Verhaltensweisen – sowohl innerhalb ein und derselben Testperson als auch zwischen verschiedenen Testpersonen – überein- stimmen (,Skalierung‘). Da eine entsprechende empirische Absicherung durch die Testautor_innen eben nur durch den Einsatz der Modelle der IRT möglich ist, sollten die Rezensent_innen nicht nur eine gegebenenfalls versuchte Absicherung dieser Art beurteilen, sondern auch im Fall, dass die Testkonstruktion nicht nach diesem Modell erfolgte, wenigstens anführen, inwieweit in den Verfahrenshin- weisen (im Testmanual) die Frage aufgegriffen und diskutiert wird, ob die laut Verrechnungsvorschriften resultierenden Testwerte die empirischen Verhaltens- relationen adäquat abbilden“ (S. 113/S. 116). Immerhin räumen die vorliegenden Fallbeispiele mit manchen „dysfunktionalen Gebräuchlichkeiten“ der Praxis auf: Kaum wird die Berechnung und (!) Interpre- tation des Konfidenzintervalls für einen festgestellten Testwert „vergessen“, ohne die viele Schlussfolgerungen im psychologischen Gutachten grob fahrlässig falsch getroffen werden könnten1; kaum wird offen gelassen, welche Testwerte als „auf- 1 Hier sei zur Unterstützung aller Praktikerinnen und Praktiker zum Beispiel das kostenlose Ange- bot eines „Normwertrechners“ unter http://normwerte.steiner.eu.com zur Berechnung eines Kon- fidenzintervalls angeführt. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Einführung: Zielsetzung des Buches 17 fällig“ bzw. „unauffällig“ zu bewertet sind, was deshalb bedeutend ist, weil immer häufiger die in der Mitte der Verteilung liegenden knapp Zweitdrittel aller Test- werte als „unauffällig“ bezeichnet werden und nicht, wie von David Wechsler ini- tiiert, die in der Mitte der Verteilung liegende Hälfte aller Testwerte – dass die un- selige Bezeichnung „Durchschnittsbereich“ (der Durchschnitts- oder Mittelwert beschreibt freilich nur einen einzigen Wert) endlich aufgegeben wird, ist gleich- falls (fast) durchgehend umgesetzt; auch wird kaum verabsäumt, unvermeidliche Fachausdrücke dem Laien verständlich zu erklären. Was die Beschreibung der jeweils eingesetzten psychologisch-diagnostischen Ver- fahren in Bezug auf ihre „technischen“ Daten sowie Informationen zu den Güte- kriterien betrifft, wurde darauf allerdings aus Platzgründen verzichtet. Solche Be- schreibungen finden sich zu vielen gängigen Verfahren zum Beispiel im Anhang: Verfahrensbeschreibungen bei Kubinger (2019); grundsätzlich zu jedem Verfahren in dem vom Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) geführten PSYNDEX (https://www.psyndex.de/tests/info). Um diese neue Fallbeispielsammlung noch mit ausgewählten Grundsatzbetrach- tungen zu bereichern, werden einleitend zwei Beiträge von Herausgeberin und Herausgeber gegeben. Erstere beschäftigt sich mit „Standards bei der psycholo- gischen Begutachtung“; zweiterer gibt Anregungen „Zum ,Um und Auf ‘ psycho- logischen Diagnostizierens: Das Generieren von Hypothesen über fallspezifische Bedingungszusammenhänge“. In diesem Zusammenhang sei an die früheren Grundsatzbetrachtungen in den beiden vorausgehenden Fallsammlungen zum „Nachlesen“ verwiesen; ihr Inhalt ist kaum schon überholt: • Psychologische Diagnostik zwischen unrealistischen Erwartungen und igno- ranten Vorbehalten (Kubinger, 1997b), • Psychologische Diagnostik im Konzept der lebenslangen Entwicklung (Teich- mann, 1997), • Aktuelle Herausforderungen an die Psychologische Diagnostik (Ortner, 2010), • Das Verfahrensinventar psychologischen Diagnostizierens in der baldigen Zu- kunft (Kubinger, 2010c). Zusammenfassend: „Alles in allem ist das Ziel dieses Buches: Neugier für das Fach Psychologische Diagnostik wecken, Verständnis für die Rahmenbedingungen psy- chologischen Diagnostizierens begründen, Vorbild oder wenigstens Anregungen für die künftige Praxis geben und Professionalisierung in der psychohygienischen Ver- sorgung der Gesellschaft etablieren“ (Kubinger, 2010a, S. 16). Anmerkung: Bei der Darstellung von Dezimalzahlen wird, wie im Englischen, ein Punkt anstatt eines Kommas verwendet und bei statistischen Kennzahlen, die nicht größer als eins werden können, keine Null vor dem Dezimalpunkt angegeben. Diese redaktionelle Entscheidung folgt den „Richtlinien zur Manuskriptgestaltung“ der Deutschen Gesellschaft für Psychologie aus 2019 und entspricht nicht den Regeln der deutschen Sprache. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
18 Klaus D. Kubinger Literatur Diagnostik- und Testkuratorium (2018a). TBS-DTK. Testbeurteilungssystem des Diagnostik- und Testkuratoriums der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen. Revidierte Fas- sung vom 3. Januar 2018. Report Psychologie, 43, 106 – 113. Diagnostik- und Testkuratorium (2018b). TBS-DTK. Testbeurteilungssystem des Diagnostik- und Testkuratoriums der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen. Revidierte Fas- sung vom 3. Januar 2018. Psychologische Rundschau, 69, 109 – 116. https://doi.org/10.1026/00 33-3042/a000401 Dietze, H. (1997). Begutachtung der Schuldfähigkeit eines des Totschlags Angeklagten – Johann W., 52 Jahre. In K. D. Kubinger & H. Teichmann (Hrsg.), Psychologische Diagnostik und Inter- vention in Fallbeispielen (S. 277 – 290). Weinheim: Beltz PVU. DIN Deutsches Institut für Normung e. V. (2016). Anforderungen an berufsbezogene Eignungsdia- gnostik. DIN 33430. Berlin: Beuth. Frebort, M. (2010). Beratung von Studienplatzbewerbern für Psychologie – Clara, 26 Jahre. In K. D. Kubinger & T. M. Ortner (Hrsg.), Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (S. 343 – 355). Göttingen: Hogrefe. Frebort, M. & Khorramdel, L. (2010). Auswahl von Tierpflegerschülern – der Jahrgang 2009/10. In K. D. Kubinger & T. M. Ortner (Hrsg.), Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (S. 287 – 305). Göttingen: Hogrefe. Fruhner, R., Mannigel, C. & Höft, S. (2010). Potenzialanalyse für Führungskräfte einer Groß- bank – Der Filialleiter Ulrich S., 37 Jahre. In K. D. Kubinger & T. M. Ortner (Hrsg.), Psycholo- gische Diagnostik in Fallbeispielen (S. 370 – 380). Göttingen: Hogrefe. Heinen, T. & Lobinger, B. (2010). Sportpsychologische Betreuung bei einem Spitzentrampolin- turner – Tim, 21;0 Jahre. In K. D. Kubinger & T. M. Ortner (Hrsg.), Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (S. 306 – 316). Göttingen: Hogrefe. Kubinger, K. D. (1997a). Therapieindikation einer laufenden Paartherapie – Zwei Familien mit dem gemeinsamen Vater Ingo T., 49 Jahre. In K. D. Kubinger & H. Teichmann (Hrsg.), Psychologische Diagnostik und Intervention in Fallbeispielen (S. 249 – 268). Weinheim: Beltz PVU. Kubinger, K. D. (1997b). Psychologische Diagnostik zwischen unrealistischen Erwartungen und ignoranten Vorbehalten. In K. D. Kubinger & H. Teichmann (Hrsg.), Psychologische Diagnos- tik und Intervention in Fallbeispielen (S. 15 – 27). Weinheim: Beltz PVU. Kubinger, K. D. (2009). Psychologische Diagnostik – Theorie und Praxis psychologischen Diagnosti- zierens (2., überarb. u. erw. Aufl.). Göttingen: Hogrefe. Kubinger, K. D. (2010a). Einführung: Zielsetzung des Buches. In K. D. Kubinger & T. M. Ortner (Hrsg.), Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (S. 13 – 17). Göttingen: Hogrefe. Kubinger, K. D. (2010b). Therapieindikation einer laufenden Paartherapie – Zwei Familien mit dem gemeinsamen Vater Ingo T., 49 Jahre. In K. D. Kubinger & T. M. Ortner (Hrsg.), Psycho- logische Diagnostik in Fallbeispielen (S. 495 – 514). Göttingen: Hogrefe. Kubinger, K. D. (2010c). Das Verfahrensinventar psychologischen Diagnostizierens in der baldi- gen Zukunft. In K. D. Kubinger & T. M. Ortner, (Hrsg.), Psychologische Diagnostik in Fallbei- spielen (S. 30 – 42). Göttingen: Hogrefe. Kubinger, K. D. (2019). Psychologische Diagnostik. Theorie und Praxis psychologischen Diagnostizie- rens (3., überarb. Aufl.). Göttingen: Hogrefe. https://doi.org/10.1026/02779-000 Kubinger, K. D. (2020a). Warum der Einsatz der meisten psychologischen Tests zu Rechtskla- gen bei der praktischen Fallbegutachtung führen kann. Report Psychologie, 45, 10 – 14. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Einführung: Zielsetzung des Buches 19 Kubinger, K. D. (2020b). Skalierung, testtheoretisches Gütekriterium. In M. A. Wirtz (Hrsg.), Dorsch. Lexikon der Psychologie (19. Aufl., S. 1645 – 1646). Bern: Hogrefe. Kubinger, K. D. & Holocher-Ertl, S. (2010). Personalauswahl von Justizanstaltsleitern – Die sechs Bewerber für die Justizanstalt XY. In K. D. Kubinger & T. M. Ortner (Hrsg.), Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (S. 400 – 416). Göttingen: Hogrefe. Kubinger, K. D. & Ortner, T. M. (Hrsg.). (2010). Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen. Göt- tingen: Hogrefe. Kubinger, K. D. & Teichmann, H. (Hrsg.). (1997). Psychologische Diagnostik und Intervention in Fallbeispielen. Weinheim: Beltz PVU. Merten, T. (2010). Diagnostik bei Verdacht auf negative Antwortverzerrungen bei geltend ge- machten kognitiven Störungen – Herr K., 56 Jahre. In K. D. Kubinger & T. M. Ortner (Hrsg.), Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (S. 515 – 529). Göttingen: Hogrefe. Ortner, T. M. (2010). Aktuelle Herausforderungen an die Psychologische Diagnostik. In K. D. Ku- binger & T. M. Ortner (Hrsg.), Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (S. 18 – 29). Göttingen: Hogrefe. Schaarschmidt, U. & Fischer, A. W. (2010). Gesundheitspsychologische Diagnostik und Bera- tung im Rahmen eines Förder-Assessment-Centers – Stationsschwester K., 45 Jahre. In K. D. Kubinger & T. M. Ortner (Hrsg.), Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (S. 392 – 399). Göt- tingen: Hogrefe. Teichmann, H. (1997). Psychologische Diagnostik im Konzept der lebenslangen Entwicklung. In K. D. Kubinger & H. Teichmann (Hrsg.), Psychologische Diagnostik und Intervention in Fall- beispielen (S. 7 – 14). Weinheim: Beltz PVU. Wilflinger, G. & Holocher-Ertl, S. (2010). Abklärung einer Intelligenzminderung – Der 15-jäh- rige Yusuf mit Türkisch als Muttersprache. In K. D. Kubinger & T. M. Ortner (Hrsg.), Psycho- logische Diagnostik in Fallbeispielen (S. 142 – 154). Göttingen: Hogrefe. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Zum „Um und Auf“ psychologischen Diagnostizierens: Das Generieren von Hypothesen über fallspezifische Bedingungszusammenhänge Klaus D. Kubinger Präambel: Dieser Beitrag ist geprägt durch die persönliche Erfahrung einer mehr als 40-jährigen universitären Ausbildungstätigkeit des Autors im Fach Psycholo- gische Diagnostik. Begann alles aus der Sicht eines psychologischen Methodikers – insbesondere Statistikers und an der Item-Response-Theorie orientierten Psy- chometrikers –, so war doch bald klar, dass der entsprechende Ausbildungsauf- trag nur dann anspruchsvoll erfüllt werden kann, wenn auch Kompetenz in der psychologischen Gesprächsführung gegeben ist und nicht bloß in der Testent- wicklung: So absolvierte der Autor auch noch eine Psychotherapieausbildung (Sys- temische Familientherapie). Rückblickend betrachtet, fokussierte die Ausbildung zum psychologischen Diagnostizieren trotzdem darauf, die Kompetenz späterer Psy- chologinnen und Psychologen in der Anwendung und vor allem in der Auswahl geeigneter Tests und Fragebogen (u. dgl.) zu entwickeln. Tiefergehende Semi- nare zur psychologischen Begutachtung in der Fallbehandlung zeigen allerdings heute, dass Auszubildenden zu wenig Fertigkeiten vermittelt werden, mit denen innerhalb des diagnostischen Prozesses möglichst viele Hypothesen über Bedin- gungszusammenhänge bestimmter Gegebenheiten zu gewinnen sind. Die je Fall gegebene Fragestellung lässt sich aber nur dann wissenschaftlich fundiert beant- worten, wenn alle denkbaren Hypothesen über mögliche Einflussgrößen in Bezug auf den Untersuchungsanlass aufgestellt und überprüft werden. Zwar geht der Autor in der eben erschienenen neuesten Auflage seines Lehrbuchs (Kubinger, 2019) genau darauf mit entsprechenden Übungen ein, die Studierende unterei- nander ohne Aufsicht durchführen können; solche Übungen gewährleisten aber noch lange nicht, dass die für die spätere Praxis erforderliche strategische Kom- petenz des Hypothesengenerierens tatsächlich erlangt wird. Vorliegend seien des- wegen einige Tipps gegeben. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Zum „Um und Auf“ psychologischen Diagnostizierens 21 1 Einleitung Bezugnehmend auf die Definition psychologischen Diagnostizierens als einen Pro- zess, der mit der „Klärung der Fragestellung“ beginnt (Kubinger, 2019), geht es im Folgenden um psychologische Fertigkeiten bzw. um diagnostische „Techni- ken“, die dabei hilfreich sind – und zwar auch überleitend zum nächsten Schritt in diesem Prozess, nämlich der „Auswahl der einzusetzenden Verfahren“. Spätestens nach der Klärung der Fragestellung braucht es eine (erste) Liste von möglichen Bedingungszusammenhängen zwischen bestimmten (erwünschten/ angestrebten bzw. unerwünschten) psychischen Erlebens- und/oder Verhaltens- weisen der zu begutachtenden Person einerseits und gegebenen Umfeld-/Rah- menbedingungen andererseits: „Das Prinzip des Erstellens jeder Diagnose ist … wissenschaftstheoretisch wie folgt untermauert: Zunächst wird eine Vielfalt von idiografischen, also den Einzelfall betreffenden, Hypothesen entwickelt, wie sie im Zusammenhang mit der konkret gegebenen Fragestellung denkbar sind. Dann werden Methoden bzw. Verfahren gesucht und eingesetzt, die ein Prüfen dieser Hypothesen ermöglichen. Schließlich dienen die der Überprüfung standgehalte- nen und insofern nach Popper bewährten Hypothesen der Begründung der Diag- nose bzw. genauer: machen die Diagnose aus“ (Kubinger, 2019, S. 8). Das heißt, es bedarf seitens der diagnostisch tätigen Psychologinnen und Psycho- logen zunächst der „Vertrautheit mit einem Katalog von Einflussgrößen, die mit dem Untersuchungsanlass typischer Weise in Verbindung stehen, zum Zweck der diagnostischen Hypothesenbildung und -abklärung“ (vgl. die „Qualitätsansprü- che“ bei Kubinger, 2019, S. 3). Und dann bedarf es der Qualifikation, durch Erfra- gen der Vorgeschichte („Anamnese“-Erhebung) und insbesondere mittels Explo- ration konkrete Hypothesen herauszuarbeiten – u. U. damit auch gleich einige davon wieder zu verwerfen. Leider gibt es den eben angesprochenen „Katalog von Einflussgrößen …“ je Frage stellung nicht, jedenfalls nicht allgemein verfügbar und schon gar nicht als Stan- desüberzeugung der Psychologenschaft einheitlich anerkannt. Immerhin gibt es die sogenannte „Verhaltensgleichung“ von Westhoff (vgl. zuletzt bei Westhoff & Kluck, 2014) als grundsätzliche Leitlinie: Danach ist jedes Verhalten abhängig vom Organismus, von der Umgebung sowie von kognitiven, emotionalen, motivati- onalen und sozialen Gegebenheiten. Wenn Psychologinnen und Psychologen also bei ihrer praktischen Fallbehandlung jedes Mal alle diese sechs Verhaltensdeter- minanten hypothesenmäßig berücksichtigen, dann wird ihnen wenigstens nicht grobe Fahrlässigkeit im Sinne der Berufsethischen Richtlinien des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen e. V. und der Deutschen Gesellschaft für Psychologie e. V. zugleich Berufsordnung des Berufsverbandes Deutscher Psychologin- nen und Psychologen e. V. (in der von der Delegiertenkonferenz bzw. der Mitglieder Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
22 Klaus D. Kubinger versammlung 2016 beschlossenen Fassung1) vorgeworfen werden können. Dort heißt es nämlich: „Psychologinnen und Psychologen … pflegen eine größtmög- liche sachliche und wissenschaftliche Fundiertheit, Sorgfalt und Gewissenhaf- tigkeit bei der Erstellung und Verwendung von Gutachten und Untersuchungs- berichten“ – womit eine beim Begutachten erforderliche „Sorgfaltspflicht“2 angesprochen wird. Allerdings hilft das Wissen um diese sechs Verhaltensdeterminanten vor allem unroutinierten Psychologinnen und Psychologen über eine solche Absicherung hi- naus wenig. Zwar führen Westhoff und Hagemeister (1997; s. auch bei Kubinger, 2019) für eine bestimmte Fragestellung („Beratung und Betreuung bei Konzen trationsstörungen – Andrea M., 20 Jahre“) beispielhaft aus, welche Hypothesen mit Bezug auf alle diese Verhaltensdeterminanten aufzustellen sind; allgemeine Regeln, wie dies je Fall und Fragestellung geschehen kann, sind aber daraus nicht abzuleiten. Sucht also die fallbehandelnde Psychologin bzw. der fallbehandelnde Psychologe über erfahrungsgeleitete Einflussgrößen in Bezug auf den konkreten Untersu- chungsanlass hinaus auch noch möglichst viele andere denkbare solche, dann braucht es profunder Strategien des entsprechenden Hypothesengenerierens. Die einfachste und standardmäßig eingesetzte Strategie ist wohl die der Anamnese- erhebung: „Die (psychologische) Anamneseerhebung bezieht sich auf die Vorgeschichte der kon- kreten Problemsituation, und zwar hinsichtlich aller grundsätzlich als relevant er- scheinender biografischer, sozioökonomischer und somatischer Aspekte der un- tersuchten Person“ (Kubinger, 2019, S. 204). Sie kann entweder mündlich bzw. schriftlich erfolgen, ohne bzw. mithilfe stan- dardisierter Anamnesefragebögen. Zumeist mündet eine solche Erhebung zum Zweck der Generierung von Hypothesen in eine Exploration; oder die Exploration wird gleich als entsprechende Strategie eingesetzt, sodass es erst recht um psy- chologische Fertigkeiten, also um diagnostische „Techniken“ geht, die diesem Zweck dienen. 1 https://www.bdp-verband.de/binaries/content/assets/beruf/ber-foederation-2016.pdf 2 „Rechtswissenschaftlich ist die Pflicht gemeint, sich an relevante (Rechts-)Normen zu halten; in den genannten Berufsethischen Richtlinien wird der Begriff ,Sorgfalt‘ zwar nicht definiert, doch ist zu unterstellen, dass es im Gegensatz zu einem sorglosen bzw. fahrlässigen Verhalten um ein reif- lich überlegtes und gemessen an allfälligen Konsequenzen hinreichend reflektiertes Verhalten han- delt, welches im gegebenen Zusammenhang wissenschaftlichen Standards entspricht.“ (Kubinger, 2020, S. 11) Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Ortner und Kubinger (Hrsg.): Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen (9783840931109). © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
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