Psychotherapie und Verhaltensmedizin - Informationen für Betroffene und Angehörige

 
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Psychotherapie und Verhaltensmedizin

                        »Burn-out-Syndrom«
Informationen für Betroffene und Angehörige
Psychotherapie und Verhaltensmedizin - Informationen für Betroffene und Angehörige
Inhalt

 Vorwort                                  3

 Was ist »Burn-out«?                      4

 Burn-out-Syndrome einfacher Ausprägung   5

 Burn-out-Syndrome mittlerer Ausprägung   6

 Burn-out-Syndrome schwerer Ausprägung    7

 Prognose                                 8

 Das multimodale Behandlungskonzept       9

2 | »Burn-out-Syndrom«
Psychotherapie und Verhaltensmedizin - Informationen für Betroffene und Angehörige
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen aus fachlicher Sicht das
Beschwerdebild des Burn-out-Syndroms und die Behandlungsansätze
unserer Fachabteilung Psychotherapie und Verhaltensmedizin näher vor-
stellen. Bereits frühzeitig sollten Betroffene spezifische Hilfe suchen, um
schwerwiegende Schäden zu vermeiden. Burn-Out betrifft nicht nur die
Einzelperson, sondern auch ihr gesamtes Umfeld – Familie, Freunde,
Arbeitskollegen.

Wenn Sie an sich die beschriebenen Symptome erkennen und sich für
einen Aufenthalt in unserer Klinik interessieren, können Sie sich vorab te-
lefonisch in unserer Belegungsabteilung beraten lassen (siehe Rückseite).

Gern senden wir Ihnen für den gewünschten Aufenthaltszeitraum einen
Kostenvoranschlag zu. In dem Tagessatz sind neben der Unterkunft und
Vollverpflegung alle notwendigen medizinischen und therapeutischen An-
gebote enthalten. Die Unterbringung erfolgt im Einzelzimmer in unserem
kleinen Gebäude im Kurpark. Durch die schöne Parkanlage mit ihrem alten
Baumbestand finden Sie die notwendige Ruhe und können sich so voll-
ständig auf die angebotenen Therapien konzentrieren.

Wir würden uns freuen, wenn Sie sich von unserem Leistungsangebot
überzeugen und wir Sie zu einem Aufenthalt in unserer Fachabteilung be-
grüßen könnten.

Mit freundlichen Grüßen
                                                          Ihr Team
                          der Psychotherapie und Verhaltensmedizin
                                          KLINIK BAVARIA Kreischa

                                        »Burn-out-Syndrom« | 3
Psychotherapie und Verhaltensmedizin - Informationen für Betroffene und Angehörige
Was ist „Burn-out“?

                                    Die Burn-out-Symptomatik ist von einem sehr breiten Symp­
                                    tombereich gekennzeichnet. Die Betroffenen berichten über
                                    eine ständige Anspannung und Erschöpfung, von erhöhtem
                                    Schlafbedarf, innerer Unruhe, Überforderungsgefühlen und
                                    dem Gefühl „ausgebrannt zu sein“, nicht mehr kreativ und
                                    leistungsfähig handeln zu können. Häufig können sie sich      Bei einer Burn-out-Symptomatik
                                    nicht mehr entspannen, die Gedanken kreisen um aktuelle       ist es sinnvoll 3 Schweregrade zu
                                    Stressoren, die Konzentrations- und Gedächtnisfähigkeit ist   unterscheiden:
                                    reduziert, die allgemeine Lebensfreude gesunken. Oft kommt
                                    es zu einem sozialen Rückzug und dem Vernach­lässigen ei-     	eine Symptomatik, die im engeren
                                    gener Bedürfnisse, Wünsche und Hobbys.                          Sinne noch keiner Krankheits­
                                                                                                    diagnose entspricht und dennoch
Fachärztliche Leitung                                                                               der Versorgung bedarf (am
                                    Für die verschiedenen Schweregrade wird im Behandlungs-
„Burn-out kann jeden treffen. Wir   verlauf ein jeweils angepasstes therapeutisches Vorgehen,       ehesten ein „psychophysisches
geben Ihnen Unterstützung und       bis hin zur Option einer medikamentösen Behandlung, nötig.      Erschöpfungssyndrom“)
zeigen Ihnen einen Weg heraus aus                                                                 	ein mittelgradiges Burn-out,
dieser Situation“                                                                                   welches vom Ausmaß her der
      Dr. med. Andreas Hasenöhrl                                                                    Diagnose einer Anpassungs­
                                                                                                    störung ähnelt und
                                                                                                  	ein schweres Burn-out-­Syndrom,
                                                                                                    bei dem differentialdiagnostisch
                                                                                                    eine Erschöpfungsdepression
                                                                                                    diskutiert werden muss.

       4 | »Burn-out-Syndrom«
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Burn-out-Syndrome einfacher Ausprägung

       Unser Konzept zur Behandlung von Burn-out-Syndromen ein-            Die Resilienzstärkung steht somit in der Burn-out-Be-
       facher Ausprägung ist vorrangig ressourcenorientiert. Dies          handlung im Vordergrund. Um dieses Ziel zu erreichen,
       bedeutet, dass ein individuelles Ursachenmodell entwickelt          wird dafür das Konzept der Widerstandskraft (von KO-
       wird (oft sind viele verschiedene Faktoren beteiligt) und dann      BASA) mit seinen 3 Komponenten vermittelt, jedes dieser
       vor allem die positiven Selbstheilungskräfte aktiviert werden.      3 Elemente kann erlernt und trainiert werden:
       Ziel ist es dabei, sich nicht allein auf die Situation nach einem   	Engagement und Verantwortungsgefühl (commitment,
       aufgetretenen Burn-out zu beziehen, sondern den Schwer-               im Gegensatz zu Entfremdung), der Glaube an die
       punkt auf die Stärkung der allgemeinen Widerstandskraft               Wichtigkeit der eigenen Person, sich bei allem aktiv
       (Resilienz) zu legen.                                                 einzubringen und zu engagieren
                                                                           	das Gefühl der Kontrolle (im Gegensatz zu Machtlosig-
       Der Begriff der Resilienz lässt sich dabei als „psychische
                                                                             keit) und die Überzeugung, den Verlauf der Ereignisse
       Widerstandsfähigkeit“ verstehen und bezieht sich auf das
                                                                             durch eigenes Handeln beeinflussen zu können, die Fä-
       Phänomen, dass manche Personen trotz ausgeprägter Be-
                                                                             higkeit, sich im Leben auf das zu konzentrieren, was
       lastungen und Risiken gesund bleiben oder sich vergleichs-
                                                                             man ändern kann und das Vertrauen, dass die eigenen
       weise leicht von Störungen erholen, während andere unter
                                                                             Aktivitäten dazu auch nützlich sind
       vergleichbaren Bedingungen anfälliger für Störungen und
       Krankheiten sind und dann eine Burn-out-Symptomatik ent-            	die Bewertung des Stressors als eine Herausforderung
       wickeln.                                                              (und nicht als eine Bedrohung), die Erwartung, dass
                                                                             die Änderung des Lebens eine Anregung für die eigene
       Resilienz kann somit als positives Gegenstück zur Vulnerabi-          persönliche Entwicklung sein wird, die Fähigkeit, bela-
       lität (Verletzbarkeit) betrachtet werden. Dabei geht es jedoch        stende Situationen als Chancen zu sehen.
       weniger um eine absolute „Invulnerabilität“, sondern vielmehr       Während der Behandlung wird die Optimierung der psy-
       um eine relative Widerstandsfähigkeit gegenüber krankma-            chischen Fähigkeiten im Vordergrund stehen. Die Verbes-
       chenden Umständen und Ereignissen, die über die Zeit und            serung von berufsbezogenen Handlungsabläufen, der
       über Situationen hinweg variieren können. Resilienz bezieht         geistigen Beweglichkeit und der körperlichen Fitness sind
       sich somit auf eine flexible, den jeweiligen Situationsanfor-       dabei ein besonderes Anliegen.
       derungen angemessene („elastische“) Widerstandsfähigkeit.

                                                                                               »Burn-out-Syndrom« | 5
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Burn-out-Syndrome mittlerer Ausprägung

Burn-out-Syndrome mittlerer Ausprägung werden,        Eine solch symptomorientierte Erfassung ist durch
wie auch Anpassungsstörungen, primär auf              ein Herangehen im Sinne des salutogenetischen
identifizierbare psychosoziale Belastungen oder       Ansatzes (ANTONOVSKY) zu ergänzen, mit dem
Lebensveränderungen bezogen. Als Folge dieser         die Frage nach den individuellen und sozialen
Stressoren treten Symptome und Verhaltens-            Ressourcen, Hilfen und Schutzfaktoren für die
störungen auf, wie sie sonst auch bei affektiven      gesundheitsförderliche Bewältigung der Anforde-
Störungen, bei neurotischen, Belastungs- und          rungen in den Vordergrund tritt. Die Betroffenen
somatoformen Störungen und bei Störungen des          werden damit nicht als Opfer der auf sie einwir-
Sozialverhaltens vorkommen.                           kenden Belastungen gesehen, sondern es wird
                                                      ihnen eine aktive Rolle bei der Mitgestaltung ihrer   Mögliche Stressoren:
Für die Entstehung von Burn-out-Syndromen muss        Beanspruchungsverhältnisse zugesprochen. Auch         	berufliche Überforderung, Wech-
eine multifaktorielle Genese angenommen werden,       für die Rehabilitation liegen die Vorteile eines        sel von Arbeitsort und -aufgaben,
bei der genetische, biologische und psychoso-         solchen Herangehens auf der Hand, betont es             Prüfungen
ziale Faktoren interagieren. So wird offenbar die     doch vor allem die eigenen Möglichkeiten bei der
destabilisierende Wirksamkeit von Lebensereig-        Belastungs- und Krankheitsbewältigung.                	berufliche Auseinandersetzungen
nissen vor allem durch die individuelle Disposition                                                           (bis hin zu „Mobbing“)
des betreffenden Menschen bestimmt. Dieses            So geht es bei der Behandlung von Burn-out            	Wohnort- und Wohnungsände-
Zu­sammenspiel verschiedener Wirkfaktoren spie-       vor allem darum, die ursächlichen Stressoren zu         rungen, Aufnahme von Pendler­
gelt sich im bio-psycho-sozialen Modell wider.        benennen und zu versuchen, diese unwirksam              tätigkeiten
                                                      werden zu lassen.                                     	Ehekonflikte
Eine Behandlung wird sich zunächst an den unmit-
telbaren Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten      Dabei kann in der Behandlung ein Schwerpunkt          	Konfrontation mit eigenen
orientieren. Ausgehend von modernen gesund-           auf der Isolierung von arbeitsplatz- und berufsbe-      Krankheiten oder Krankheiten
heits-psychologischen Konzepten reicht es aber        zogenen Ursachen liegen. Hier gilt es anzusetzen        von Angehörigen
nicht aus, sich auf die Identifizierung von Beein-    und alle Hilfsmöglichkeiten zu nutzen.                  Trauerfälle, Tod und Sterben
trächtigungen und Beschwerden zu beschränken                                                                	schwere Traumen und
(SCHAARSCHMIDT).                                                                                              Unglücksfolgen

      6 | »Burn-out-Syndrom«
Psychotherapie und Verhaltensmedizin - Informationen für Betroffene und Angehörige
Burn-out-Syndrome schwerer Ausprägung

       Ein schweres Burn-out-Syndrom, welches vom Ausmaß
       her einer depressiven Verstimmung bzw. einer Erschöp-
       fungsdepression entspricht, geht einher mit Verlust von
       Interesse oder Freude. Veränderungen in der Psychomo-
       torik zeigen sich entweder in Form einer Antriebshemmung
       oder einer ängstlichen Agitiertheit sowie einem reduzierten
       Energieniveau. Neben verschiedenen körperlichen Funkti-
       onsbeeinträchtigungen wie Schlafstörungen und Appetitlo-
       sigkeit können Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld sowie
       Konzentrationsstörungen bis hin zu Suizidgedanken das
       Erscheinungsbild prägen.

       Die resultierende Behinderung steigt mit der Fortdauer des
       Syndroms und beinhaltet zunehmende Arbeitsunfähigkeits-
       zeiten sowie die Abnahme von Lebensqualität. Es resultieren
       Einschränkungen der Aktivitäten (bei der Durchführung von
       Aufgaben oder Handlungen), der Leistungen und Leistungs-
       fähigkeit. Weiter kommt es zu Teilhabeeinschränkungen            Kontrovers muss das bei Männern häufiger angegebene
       (Einschränkungen beim Einbezogensein in der Lebenssitu-          „Burn-out-Syndrom“ besonders schwerer Ausprägung
       ation bzw. Lebensbereich).                                       diskutiert werden. Hierbei sind die Erkenntnisse der Gender-
                                                                        Medizin zu berücksichtigen, da gerade bei erkrankten
       Bemerkenswert ist, dass die Arbeitsfähigkeit oft noch relativ    Männern sich eine depressive Symptomatik different äußern
       lange erhalten bleibt, familiäre oder Freizeitaktivitäten aber   kann. Beispielhaft seien hier das von RUTZ formulierte
       schon lange zum Erliegen gekommen sind.                          „Konzept der männlichen Depression“ und die „Gotland
                                                                        Scale of Male Depression“ genannt.

                                                                                                   »Burn-out-Syndrom« | 7
Psychotherapie und Verhaltensmedizin - Informationen für Betroffene und Angehörige
Prognose

Die zum Teil ungünstige Prognose ist darauf zu-      Auch muss bei schwereren Verläufen, die eine
rückzuführen, dass Burn-out-Erkrankte aus            Depressionsschwere erreichen, eine medikamen-
verschiedenen Gründen oft erst nach einem län-       töse Behandlung diskutiert werden. Teilweise ist
geren Leidensweg eine adäquate Behandlung            aufgrund der bereits eingetretenen Chronifizierung
bekommen und die Erkrankung somit schon              keine sofortige Wiederherstellung der psycho-
physiologisch, psychologisch und auch im so­zialen   physischen Leistungsfähigkeit mehr möglich. Ein
Umfeld verfestigt ist.                               verbesserter Umgang mit den Restbeschwerden
                                                     sowie das Erleben von Selbstwirksamkeit und
Um einer Chronifizierung von Burn-out-Erkran-        Leistungsfähigkeit können allerdings eine erheb-
kungen vorzubeugen, empfiehlt sich daher ein         liche Steigerung der Lebensqualität bewirken
frühestmöglicher Behandlungsbeginn, optimaler-       und damit wiederum auch die verbliebene Rest-
weise schon beim erstmaligen Auftreten.              symptomatik günstig beeinflussen. Somit kann
                                                     auch wieder eine Arbeits- bzw. Erwerbsfähigkeit
                                                     erreicht und die Lebensqualität erheblich gestei-
                                                     gert werden.

                                                     Im Anschluss ist oft eine ambulante Psycho-
                                                     therapie sowie weitere körperliche Betätigung
                                                     in Eigenregie oder mit sport- oder physiothera-
                                                     peutischer Unterstützung zu empfehlen, um die
                                                     Behandlungseffekte in den Alltag zu übertragen
                                                     und weiter auszubauen.

      8 | »Burn-out-Syndrom«
Psychotherapie und Verhaltensmedizin - Informationen für Betroffene und Angehörige
Das multimodale Behandlungskonzept

                   In der Diagnostik wird vor allem Augenmerk auf die berufliche
                   Beanspruchung gelegt, da Burn-out-Syndrome bei einer be-
                   ruflichen Problemsituation häufig sind und einen Behand-
                   lungsschwerpunkt darstellen. Wir bemühen uns dabei um eine
                   Strategie, in deren Zentrum die Erfassung der persönlichen
                   Ressourcen steht, die in die Auseinandersetzung mit den An-
                   forderungen des Berufs und dort vorhandener Probleme einge-
                   bracht werden können.

                   Als Testverfahren kann beispielhaft der AVEM (Arbeitsbezo-
                   genes Verhaltens- und Erlebensmuster) genannt werden,
                   mit dem sich persönlichkeitsspezifische Muster des arbeitsbe-
                   zogenen Verhaltens und Erlebens identifizieren lassen. Sie er-
                   lauben den Rückschluss sowohl auf gesundheitsförderliche als
                   auch gesundheitsgefährdende Beanspruchungsverhältnisse
                   und damit auf Stressoren, die ursächlich sein können.

                   Falls erforderlich, können weitere Verfahren zur Diagnostik
                   herangezogen werden, zum Beispiel neuropsychologische
                   Leistungstestungen, eine Persönlichkeitsdiagnostik oder
                   spezifische Testverfahren zum Erkennen anderer comor-
                   bider Störungen. Die Resultate werden gemeinsam mit den
                   Betroffenen in psychotherapeutischen Einzelgesprächen
                   besprochen. Dies ist wichtig, um ein Verständnis für die
                   Wirkung der Stressoren und für die Symptome zu entwickeln
                   und der erlebten Hilf­losigkeit entgegenwirken zu können. Es
                   wird ein individuelles Ursachenmodell erarbeitet und daraus
                   Therapieziele und Behandlungsbausteine abgeleitet.

                                                                                    »Burn-out-Syndrom« | 9
Psychotherapie und Verhaltensmedizin - Informationen für Betroffene und Angehörige
Das multimodale Behandlungskonzept

                                                            Die herausgearbeiteten Problemfelder können dann mit fol-
                                                            gendem verhaltenstherapeutischen Stufenschema bearbeitet und
                                                            beispielsweise im sozialen Kompentenztraining weiter gefestigt
                                                            werden:
                                                            1.	Die Schlüsselprobleme werden benannt und der Betroffene wird in
                                                               seiner Sichtweise akzeptiert. Einhergehend mit dem Aufbau der the-
                                                               rapeutischen Beziehung wird zwischen dem Betroffenen und Thera-
                                                               peuten ein Arbeits­bündnis geschlossen.
                                                            2.	Gemeinsam wird der Zusammenhang zwischen Denken, Fühlen und
                                                               Handeln an konkreten Schilderungen des Betroffenen erarbeitet.
                                                            3.	Ein alternatives Denk- und Wahrnehmungsmodell wird vorgestellt und
                                                               hierzu werden praktische Anwendungen bzw. Aktivitäten geplant und
Gemeinsam mit den Betroffenen werden Ziele erarbeitet          umgesetzt.
und besprochen, inwieweit diese kurz- oder mittelfristig    4.	In Rollenspielen wird geübt, mit den spezifischen Problemen, die als
erreichbar erscheinen.                                         Stressoren erkannt wurden, umzugehen, die eigenen Interessen wahr­
                                                               zunehmen, um die Kontaktfähigkeit wiederherzustellen bzw. aufzubau-
Eine effektive Therapie einer Burn-out-Erkrankung ist          en (soziale Kompetenz). An Stelle alter Denk- und Handlungsweisen
nur dann möglich, wenn der Betroffene allgemeine Be-           werden neue Möglichkeiten erschlossen, wobei Sinn und Ziele des Rol-
wältigungsstrategien erwerben kann. Dies zu erreichen,         lenspiels gemeinsam mit dem Einzelnen besprochen und schließlich
ist deshalb ein Schwerpunkt des Behandlungskonzepts.           auf den Alltag übertragen werden.
Gesundheitsbeeinträchtigende Effekte insbesondere bei       5.	Der Betroffene erkennt seine eigenen (negativen) Denkweisen als
chronischem Stress am Arbeitsplatz oder gehäufte Kon-          Hypo­thesen, nicht als Fakten. Eingefahrene Denkmuster werden im
frontationen mit Kollegen und Vorgesetzten oder andere         Alltag in ihrem Automatismus erkannt, überprüft und gegebenen-
unvorhergesehene, unkontrollierbare sowie allgemein nega-      falls durch alternative Erklärungen ersetzt. Der Einzelne lernt auch in
tive Lebensereignisse gilt es während der Behandlung zu        schwierigeren Situationen die Kontrolle zu behalten und erlangt seine
isolieren und zu thematisieren.                                frühere soziale Kompetenz zurück.

      1 0 | »Burn-out-Syndrom«
Einen wichtigen Aspekt in der psychotherapeutischen Be-
handlung stellt somit die Entwicklung und Erprobung aktiver
Möglichkeiten zur Symptom- und Verhaltensbeeinflussung
dar. Fokussierungs- und Defokussierungsübungen bzw. das
Erlernen von Aufmerksamkeitsverschiebung können dem
Burn-out-Erkrankten vermitteln, dass er auftretende nega-
tive und stressende Gedanken und Gefühle selbst beein-
flussen kann. Dieses Prinzip bekommt er einerseits implizit
in verschiedenen Therapien vermittelt, andererseits kann er
es direkt über entsprechend angeleitete Übungen erlernen.
Vermittelt werden weiterhin entlastende Selbstverbalisa­
tionen, welche neuerlichen körperlichen und seelischen An-
spannungen vorbeugen sollen. Ungünstige Verhaltensmus­
ter wie Schonverhalten, aber auch Überbeanspruchungen
werden rückgemeldet und Verhaltensalternativen erarbeitet.
Ein weiteres wichtiges Thema in den psychotherapeutischen
Gesprächen stellt der Aufbau einer adäquaten Selbstfürsorge
dar, d.h. der Betroffene lernt, sich trotz aktueller Einschrän-
kungen sorgsam um seine Bedürfnisse zu kümmern.

Nachdem Erfahrungen mit der Beeinflussbarkeit ihrer Be-
schwerden gemacht werden konnten, steht eine Bearbeitung
der zugrunde liegenden Probleme an. So können Konflikte
bewusst gemacht und Verbindungen zum aktuellen Befinden
hergestellt werden. Im Falle von familiären Konflikten sind
Familien- oder Paargespräche sinnvoll.

                         »Burn-out-Syndrom« | 1 1
Das multimodale Behandlungskonzept

Weitere Aspekte der Behandlung sind im Rahmen          Ein weiterer Therapieansatz ist die interperso-
von Psychoedukation eine Aufklärung über die           nelle Therapie (KLERMANN und WEISSMANN).
Erkrankung und das intensive Gespräch über Erfah-      Diese verbindet psychodynamische Elemente mit
rungen mit Burn-out, über Symptome, Ursachen,          verhaltenstherapeutischen Grundsätzen und ist
Verlauf und Therapie sowie die Erarbeitung individu-   deshalb für eine zeitlich eng umgrenzte stationäre
eller Rückfallprädiktoren sowie Schutzfaktoren.        Behandlung gut geeignet. Das Verfahren bearbeitet
                                                       schwerpunktmäßig aktuelle Beziehungsmuster und
                                                       –probleme, die sowohl im Privat- als auch Berufs-
                                                       leben liegen können. Basis sind interpersonelle
                                                       Konsequenzen der aktuellen Symptome und Verhal-
                                                       tensauffälligkeiten. Es werden so beispielsweise
                                                       Verhaltenskonsequenzen wie Stress, Rückzug,
                                                       Negativismus sowie Abwehrmechanismen bear-
                                                       beitet. Fokus sind beispielsweise aktuelle beruf-
                                                       liche Probleme und Möglichkeiten der spezifischen
                                                       Problembewältigung. Ziele der interpersonellen
                                                       Therapie sind damit Symptomreduktion, Verbes-
                                                       serung zwischenmenschlicher Beziehungen sowie
                                                       Bewältigung aktueller belastender Situationen.
                                                       Theoretischer Hintergrund ist bei der interperso-
                                                       nellen Therapie die Annahme einer gestörten Anpas-
                                                       sung an psychosoziale Stressoren. Grund­annahme
                                                       ist die Beobachtung, dass es einen Zusammenhang
                                                       zwischen ineffektivem Umgang mit interpersonellen
                                                       Belastungen und dem Auftreten von Burn-out-
                                                       Symp­tomen gibt.

      1 2 | »Burn-out-Syndrom«
Sollten Suchtmittel im Vorfeld überwiegend zum
                                                                                               Entspannen und Distanzieren eingesetzt worden sein,
                                                                                               dann werden alternative Möglichkeiten in Form von
                                                                                               Entspannungsverfahren vermittelt.

Bei bestehendem Übergewicht bieten wir eine         Die Betroffenen erlernen eine Langversion und später
Ernährungsberatung und die Teilnahme in unserer     eine kurze Variante, die gut in den Alltag übertragbar
Lehrküche an. Ebenso können sport­therapeutische    ist. Aber auch alternative Entspannungsmöglich-
Therapiebausteine verstärkt ver­ordnet werden.      keiten wie das Autogene Training oder Yoga können
                                                    vermittelt werden. Beim Yoga lernen die Betroffenen
Entspannungsverfahren können die negative           zudem, körperliche Bewegungen und Haltungen
Wirksamkeit von Stressoren deutlich beeinflussen.   gezielt zur Entspannung einzusetzen und Gleichge-
Über diese Verfahren können die Betroffenen ihre    wicht und motorische Abläufe zu trainieren. Auch
Entspannungsfähigkeit und Körperwahrnehmung         imaginative Verfahren können angewandt werden.
verbessern. Der Einzelne bekommt somit die Mög-
lichkeit, körperliche Anspannungszustände bewusst   Es besteht weiterhin die Möglichkeit, mit Hilfe des
zu regulieren. Die progressive Muskelentspannung    Biofeedback-Verfahrens Stress- und Anspannungs-
nach Jacobson kommt zum Einsatz, da sie aufgrund    zustände (z. B. im Biofeedback-Stresstest) sichtbar
ihres körperbetonten, muskulären Ansatzes gut an-   werden zu lassen und über diese optisch oder akus­
genommen und erlernt werden kann.                   tisch unterstützte Rückmeldung Entspannungsver-
                                                    fahren einzuüben und Erfolge zu überprüfen.

                                                                                                                »Burn-out-Syndrom« | 1 3
Das multimodale Behandlungskonzept

Die Sport- und Physiotherapie wird individuell abgestimmt
und hat in unserer Behandlung auch einen wichtigen diag­
nostischen Stellenwert. Beeinträchtigte Körper­        regionen
werden gezielt behandelt und der Einzelne wird zum Konditi-
onsaufbau angeregt. Die Angebote der Sporttherapie tragen
zum einen zum Aufbau der körperlichen Kondition bei. Zum
anderen werden hier gezielt die Folgen oft von Inaktivität durch
gezielte körperliche Aktivitäten behandelt. Zu bemerken,
dass der eigene Körper zunehmend leistungsfähiger wird,
ist für viele Betroffene ein wesentliches Erfolgserlebnis und      Die Kunsttherapie stellt eine gut geeignete
trägt zur Festigung eines positiven Selbstwertgefühls bei.         ergänzende Therapieform dar. Wesentliche Ziele
                                                                   der Kunsttherapie sind (nach LEVICK) dabei:
In der Ergotherapie, in welcher es um die Förderung von
Ressourcen und Kreativität, aber auch um Ablenkung                 	eine Möglichkeit zur Ich-Stärkung bieten
von negativen Gedanken geht, liegt ein weiterer Schwer-            	für ein kathartisches Erlebnis zu sorgen
punkt auf dem Training des Durchhaltevermögens und der             	eine Möglichkeit zur Freisetzung von Ärger
Konzentrationsfähigkeit. Dafür bieten wir zusätzlich noch ein        zu schaffen
computergestütztes Training und eine spezielle Konzentrati-
onstrainingsgruppe an.                                             	einen Weg anzubieten, Schuld abzubauen
                                                                   	eine bessere Kontrolle von Antrieb zu entwickeln
Bei Bedarf kann auch einzeltherapeutisch gearbeitet werden,        	innerhalb eines Erfahrungsbereiches Integrations-
um den Betroffenen optimal zu fördern.                               und Beziehungsfähigkeit herzustellen bzw. zu
                                                                     verbessern
                                                                   	dabei behilflich zu sein, Kunst nach einem
                                                                     leistungsschwächenden Lebensabschnitt als
                                                                     neues Betätigungsfeld auszuwählen.

      1 4 | »Burn-out-Syndrom«
In der Kunsttherapie werden dafür einerseits expressiv
orientierte Methoden angewandt, die Raum für motorisches
und emotionales Ausagieren bieten. Hier kommt auch groß-
formatiges expressives Malen zur Anwendung. Andererseits
werden normativ-ordnungsstiftende Techniken eingesetzt,
die eher einen strukturierenden Charakter aufweisen, dabei
steht mehr das feinmotorische Arbeiten im Vordergrund
sowie Arbeitstechniken, die zur Reflexion veranlassen.

Ziel der Aroma- und Genusstherapie ist die Verbesserung
des Wohlbefindens und der Wahrnehmungsfähigkeit. Die
Genussfähigkeit ist durch eine Burn-out-Symptomatik oft
deutlich reduziert und wird durch diesen Behandlungsbau-
stein gezielt angeregt. Ebenso wird hier über die bewusst
kleinschrittige Wahrnehmung die Achtsamkeit für eigene
Befindlichkeiten sensibilisiert.

Wesentliches Ziel der Musiktherapie ist das Erleben von
Gemeinschaft und Lebensfreude. Bei der aktiven Form der
Musiktherapie steht das Musizieren im Vordergrund. Auch
die rezeptive Musiktherapie, bei welcher der Schwerpunkt
auf dem Erleben, Wahrnehmen und Spüren von Musik und
den in ihr enthaltenen Stimmungen liegt, kommt in unserer
Klinik zum Einsatz.

                                                             »Burn-out-Syndrom« | 1 5
Ärztliche Leitung der Fachabteilung
Psychotherapie und Verhaltensmedizin
Chefarzt Dr. med. Andreas Hasenöhrl
Facharzt für Psychiatrie und Psycho­therapie,
Sozialmedizin, Rehabilitations­wesen,
Suchtmedizin
Tel.: 035206 6-4331
Fax: 035206 6-4901
andreas.hasenoehrl@klinik-bavaria.de

Klinik Bavaria Kreischa
An der Wolfsschlucht 1 – 2                      Ihr Weg in die Klinik Bavaria Kreischa
01731 Kreischa
                                                1. Von Dresden über die B170 in Richtung Zinnwald/
info@klinik-bavaria.de                              Prag, in Possendorf links abbiegen nach Kreischa
www.klinik-bavaria.de
Tel.: 035206 6-1000                             2. Von Dresden über die B172 in Richtung Pirna, am
Fax: 035206 6-1009                                 Kaufpark Dresden-Nickern rechts abbiegen ins Lock-
                                                   witztal und nach Kreischa
Rezeption
Tel.: 035206 6-4000                             3. Von der Autobahn A4 aus Osten und Westen kommend:
                                                   Am Autobahnkreuz Dresden-West auf die Autobahn
Belegungsservice                                   A17 in Richtung Prag abbiegen und dieser bis zur AS
Tel.: 035206 6-3306                                Dresden-Prohlis/Nickern/Kreischa folgen, von dort
Tel.: 035206 6-3333                                weiter in Richtung Dresden und am Kaufpark Dresden-
                                                   Nickern rechts Richtung Lockwitz/Kreischa abbiegen

0800 5734724
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