Psychotherapie und Verhaltensmedizin - Informationen für Betroffene und Angehörige
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Inhalt Vorwort 3 Was ist »Burn-out«? 4 Burn-out-Syndrome einfacher Ausprägung 5 Burn-out-Syndrome mittlerer Ausprägung 6 Burn-out-Syndrome schwerer Ausprägung 7 Prognose 8 Das multimodale Behandlungskonzept 9 2 | »Burn-out-Syndrom«
Sehr geehrte Leserinnen und Leser, mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen aus fachlicher Sicht das Beschwerdebild des Burn-out-Syndroms und die Behandlungsansätze unserer Fachabteilung Psychotherapie und Verhaltensmedizin näher vor- stellen. Bereits frühzeitig sollten Betroffene spezifische Hilfe suchen, um schwerwiegende Schäden zu vermeiden. Burn-Out betrifft nicht nur die Einzelperson, sondern auch ihr gesamtes Umfeld – Familie, Freunde, Arbeitskollegen. Wenn Sie an sich die beschriebenen Symptome erkennen und sich für einen Aufenthalt in unserer Klinik interessieren, können Sie sich vorab te- lefonisch in unserer Belegungsabteilung beraten lassen (siehe Rückseite). Gern senden wir Ihnen für den gewünschten Aufenthaltszeitraum einen Kostenvoranschlag zu. In dem Tagessatz sind neben der Unterkunft und Vollverpflegung alle notwendigen medizinischen und therapeutischen An- gebote enthalten. Die Unterbringung erfolgt im Einzelzimmer in unserem kleinen Gebäude im Kurpark. Durch die schöne Parkanlage mit ihrem alten Baumbestand finden Sie die notwendige Ruhe und können sich so voll- ständig auf die angebotenen Therapien konzentrieren. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich von unserem Leistungsangebot überzeugen und wir Sie zu einem Aufenthalt in unserer Fachabteilung be- grüßen könnten. Mit freundlichen Grüßen Ihr Team der Psychotherapie und Verhaltensmedizin KLINIK BAVARIA Kreischa »Burn-out-Syndrom« | 3
Was ist „Burn-out“? Die Burn-out-Symptomatik ist von einem sehr breiten Symp tombereich gekennzeichnet. Die Betroffenen berichten über eine ständige Anspannung und Erschöpfung, von erhöhtem Schlafbedarf, innerer Unruhe, Überforderungsgefühlen und dem Gefühl „ausgebrannt zu sein“, nicht mehr kreativ und leistungsfähig handeln zu können. Häufig können sie sich Bei einer Burn-out-Symptomatik nicht mehr entspannen, die Gedanken kreisen um aktuelle ist es sinnvoll 3 Schweregrade zu Stressoren, die Konzentrations- und Gedächtnisfähigkeit ist unterscheiden: reduziert, die allgemeine Lebensfreude gesunken. Oft kommt es zu einem sozialen Rückzug und dem Vernachlässigen ei- eine Symptomatik, die im engeren gener Bedürfnisse, Wünsche und Hobbys. Sinne noch keiner Krankheits diagnose entspricht und dennoch Fachärztliche Leitung der Versorgung bedarf (am Für die verschiedenen Schweregrade wird im Behandlungs- „Burn-out kann jeden treffen. Wir verlauf ein jeweils angepasstes therapeutisches Vorgehen, ehesten ein „psychophysisches geben Ihnen Unterstützung und bis hin zur Option einer medikamentösen Behandlung, nötig. Erschöpfungssyndrom“) zeigen Ihnen einen Weg heraus aus ein mittelgradiges Burn-out, dieser Situation“ welches vom Ausmaß her der Dr. med. Andreas Hasenöhrl Diagnose einer Anpassungs störung ähnelt und ein schweres Burn-out-Syndrom, bei dem differentialdiagnostisch eine Erschöpfungsdepression diskutiert werden muss. 4 | »Burn-out-Syndrom«
Burn-out-Syndrome einfacher Ausprägung Unser Konzept zur Behandlung von Burn-out-Syndromen ein- Die Resilienzstärkung steht somit in der Burn-out-Be- facher Ausprägung ist vorrangig ressourcenorientiert. Dies handlung im Vordergrund. Um dieses Ziel zu erreichen, bedeutet, dass ein individuelles Ursachenmodell entwickelt wird dafür das Konzept der Widerstandskraft (von KO- wird (oft sind viele verschiedene Faktoren beteiligt) und dann BASA) mit seinen 3 Komponenten vermittelt, jedes dieser vor allem die positiven Selbstheilungskräfte aktiviert werden. 3 Elemente kann erlernt und trainiert werden: Ziel ist es dabei, sich nicht allein auf die Situation nach einem Engagement und Verantwortungsgefühl (commitment, aufgetretenen Burn-out zu beziehen, sondern den Schwer- im Gegensatz zu Entfremdung), der Glaube an die punkt auf die Stärkung der allgemeinen Widerstandskraft Wichtigkeit der eigenen Person, sich bei allem aktiv (Resilienz) zu legen. einzubringen und zu engagieren das Gefühl der Kontrolle (im Gegensatz zu Machtlosig- Der Begriff der Resilienz lässt sich dabei als „psychische keit) und die Überzeugung, den Verlauf der Ereignisse Widerstandsfähigkeit“ verstehen und bezieht sich auf das durch eigenes Handeln beeinflussen zu können, die Fä- Phänomen, dass manche Personen trotz ausgeprägter Be- higkeit, sich im Leben auf das zu konzentrieren, was lastungen und Risiken gesund bleiben oder sich vergleichs- man ändern kann und das Vertrauen, dass die eigenen weise leicht von Störungen erholen, während andere unter Aktivitäten dazu auch nützlich sind vergleichbaren Bedingungen anfälliger für Störungen und Krankheiten sind und dann eine Burn-out-Symptomatik ent- die Bewertung des Stressors als eine Herausforderung wickeln. (und nicht als eine Bedrohung), die Erwartung, dass die Änderung des Lebens eine Anregung für die eigene Resilienz kann somit als positives Gegenstück zur Vulnerabi- persönliche Entwicklung sein wird, die Fähigkeit, bela- lität (Verletzbarkeit) betrachtet werden. Dabei geht es jedoch stende Situationen als Chancen zu sehen. weniger um eine absolute „Invulnerabilität“, sondern vielmehr Während der Behandlung wird die Optimierung der psy- um eine relative Widerstandsfähigkeit gegenüber krankma- chischen Fähigkeiten im Vordergrund stehen. Die Verbes- chenden Umständen und Ereignissen, die über die Zeit und serung von berufsbezogenen Handlungsabläufen, der über Situationen hinweg variieren können. Resilienz bezieht geistigen Beweglichkeit und der körperlichen Fitness sind sich somit auf eine flexible, den jeweiligen Situationsanfor- dabei ein besonderes Anliegen. derungen angemessene („elastische“) Widerstandsfähigkeit. »Burn-out-Syndrom« | 5
Burn-out-Syndrome mittlerer Ausprägung Burn-out-Syndrome mittlerer Ausprägung werden, Eine solch symptomorientierte Erfassung ist durch wie auch Anpassungsstörungen, primär auf ein Herangehen im Sinne des salutogenetischen identifizierbare psychosoziale Belastungen oder Ansatzes (ANTONOVSKY) zu ergänzen, mit dem Lebensveränderungen bezogen. Als Folge dieser die Frage nach den individuellen und sozialen Stressoren treten Symptome und Verhaltens- Ressourcen, Hilfen und Schutzfaktoren für die störungen auf, wie sie sonst auch bei affektiven gesundheitsförderliche Bewältigung der Anforde- Störungen, bei neurotischen, Belastungs- und rungen in den Vordergrund tritt. Die Betroffenen somatoformen Störungen und bei Störungen des werden damit nicht als Opfer der auf sie einwir- Sozialverhaltens vorkommen. kenden Belastungen gesehen, sondern es wird ihnen eine aktive Rolle bei der Mitgestaltung ihrer Mögliche Stressoren: Für die Entstehung von Burn-out-Syndromen muss Beanspruchungsverhältnisse zugesprochen. Auch berufliche Überforderung, Wech- eine multifaktorielle Genese angenommen werden, für die Rehabilitation liegen die Vorteile eines sel von Arbeitsort und -aufgaben, bei der genetische, biologische und psychoso- solchen Herangehens auf der Hand, betont es Prüfungen ziale Faktoren interagieren. So wird offenbar die doch vor allem die eigenen Möglichkeiten bei der destabilisierende Wirksamkeit von Lebensereig- Belastungs- und Krankheitsbewältigung. berufliche Auseinandersetzungen nissen vor allem durch die individuelle Disposition (bis hin zu „Mobbing“) des betreffenden Menschen bestimmt. Dieses So geht es bei der Behandlung von Burn-out Wohnort- und Wohnungsände- Zusammenspiel verschiedener Wirkfaktoren spie- vor allem darum, die ursächlichen Stressoren zu rungen, Aufnahme von Pendler gelt sich im bio-psycho-sozialen Modell wider. benennen und zu versuchen, diese unwirksam tätigkeiten werden zu lassen. Ehekonflikte Eine Behandlung wird sich zunächst an den unmit- telbaren Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten Dabei kann in der Behandlung ein Schwerpunkt Konfrontation mit eigenen orientieren. Ausgehend von modernen gesund- auf der Isolierung von arbeitsplatz- und berufsbe- Krankheiten oder Krankheiten heits-psychologischen Konzepten reicht es aber zogenen Ursachen liegen. Hier gilt es anzusetzen von Angehörigen nicht aus, sich auf die Identifizierung von Beein- und alle Hilfsmöglichkeiten zu nutzen. Trauerfälle, Tod und Sterben trächtigungen und Beschwerden zu beschränken schwere Traumen und (SCHAARSCHMIDT). Unglücksfolgen 6 | »Burn-out-Syndrom«
Burn-out-Syndrome schwerer Ausprägung Ein schweres Burn-out-Syndrom, welches vom Ausmaß her einer depressiven Verstimmung bzw. einer Erschöp- fungsdepression entspricht, geht einher mit Verlust von Interesse oder Freude. Veränderungen in der Psychomo- torik zeigen sich entweder in Form einer Antriebshemmung oder einer ängstlichen Agitiertheit sowie einem reduzierten Energieniveau. Neben verschiedenen körperlichen Funkti- onsbeeinträchtigungen wie Schlafstörungen und Appetitlo- sigkeit können Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld sowie Konzentrationsstörungen bis hin zu Suizidgedanken das Erscheinungsbild prägen. Die resultierende Behinderung steigt mit der Fortdauer des Syndroms und beinhaltet zunehmende Arbeitsunfähigkeits- zeiten sowie die Abnahme von Lebensqualität. Es resultieren Einschränkungen der Aktivitäten (bei der Durchführung von Aufgaben oder Handlungen), der Leistungen und Leistungs- fähigkeit. Weiter kommt es zu Teilhabeeinschränkungen Kontrovers muss das bei Männern häufiger angegebene (Einschränkungen beim Einbezogensein in der Lebenssitu- „Burn-out-Syndrom“ besonders schwerer Ausprägung ation bzw. Lebensbereich). diskutiert werden. Hierbei sind die Erkenntnisse der Gender- Medizin zu berücksichtigen, da gerade bei erkrankten Bemerkenswert ist, dass die Arbeitsfähigkeit oft noch relativ Männern sich eine depressive Symptomatik different äußern lange erhalten bleibt, familiäre oder Freizeitaktivitäten aber kann. Beispielhaft seien hier das von RUTZ formulierte schon lange zum Erliegen gekommen sind. „Konzept der männlichen Depression“ und die „Gotland Scale of Male Depression“ genannt. »Burn-out-Syndrom« | 7
Prognose Die zum Teil ungünstige Prognose ist darauf zu- Auch muss bei schwereren Verläufen, die eine rückzuführen, dass Burn-out-Erkrankte aus Depressionsschwere erreichen, eine medikamen- verschiedenen Gründen oft erst nach einem län- töse Behandlung diskutiert werden. Teilweise ist geren Leidensweg eine adäquate Behandlung aufgrund der bereits eingetretenen Chronifizierung bekommen und die Erkrankung somit schon keine sofortige Wiederherstellung der psycho- physiologisch, psychologisch und auch im sozialen physischen Leistungsfähigkeit mehr möglich. Ein Umfeld verfestigt ist. verbesserter Umgang mit den Restbeschwerden sowie das Erleben von Selbstwirksamkeit und Um einer Chronifizierung von Burn-out-Erkran- Leistungsfähigkeit können allerdings eine erheb- kungen vorzubeugen, empfiehlt sich daher ein liche Steigerung der Lebensqualität bewirken frühestmöglicher Behandlungsbeginn, optimaler- und damit wiederum auch die verbliebene Rest- weise schon beim erstmaligen Auftreten. symptomatik günstig beeinflussen. Somit kann auch wieder eine Arbeits- bzw. Erwerbsfähigkeit erreicht und die Lebensqualität erheblich gestei- gert werden. Im Anschluss ist oft eine ambulante Psycho- therapie sowie weitere körperliche Betätigung in Eigenregie oder mit sport- oder physiothera- peutischer Unterstützung zu empfehlen, um die Behandlungseffekte in den Alltag zu übertragen und weiter auszubauen. 8 | »Burn-out-Syndrom«
Das multimodale Behandlungskonzept In der Diagnostik wird vor allem Augenmerk auf die berufliche Beanspruchung gelegt, da Burn-out-Syndrome bei einer be- ruflichen Problemsituation häufig sind und einen Behand- lungsschwerpunkt darstellen. Wir bemühen uns dabei um eine Strategie, in deren Zentrum die Erfassung der persönlichen Ressourcen steht, die in die Auseinandersetzung mit den An- forderungen des Berufs und dort vorhandener Probleme einge- bracht werden können. Als Testverfahren kann beispielhaft der AVEM (Arbeitsbezo- genes Verhaltens- und Erlebensmuster) genannt werden, mit dem sich persönlichkeitsspezifische Muster des arbeitsbe- zogenen Verhaltens und Erlebens identifizieren lassen. Sie er- lauben den Rückschluss sowohl auf gesundheitsförderliche als auch gesundheitsgefährdende Beanspruchungsverhältnisse und damit auf Stressoren, die ursächlich sein können. Falls erforderlich, können weitere Verfahren zur Diagnostik herangezogen werden, zum Beispiel neuropsychologische Leistungstestungen, eine Persönlichkeitsdiagnostik oder spezifische Testverfahren zum Erkennen anderer comor- bider Störungen. Die Resultate werden gemeinsam mit den Betroffenen in psychotherapeutischen Einzelgesprächen besprochen. Dies ist wichtig, um ein Verständnis für die Wirkung der Stressoren und für die Symptome zu entwickeln und der erlebten Hilflosigkeit entgegenwirken zu können. Es wird ein individuelles Ursachenmodell erarbeitet und daraus Therapieziele und Behandlungsbausteine abgeleitet. »Burn-out-Syndrom« | 9
Das multimodale Behandlungskonzept Die herausgearbeiteten Problemfelder können dann mit fol- gendem verhaltenstherapeutischen Stufenschema bearbeitet und beispielsweise im sozialen Kompentenztraining weiter gefestigt werden: 1. Die Schlüsselprobleme werden benannt und der Betroffene wird in seiner Sichtweise akzeptiert. Einhergehend mit dem Aufbau der the- rapeutischen Beziehung wird zwischen dem Betroffenen und Thera- peuten ein Arbeitsbündnis geschlossen. 2. Gemeinsam wird der Zusammenhang zwischen Denken, Fühlen und Handeln an konkreten Schilderungen des Betroffenen erarbeitet. 3. Ein alternatives Denk- und Wahrnehmungsmodell wird vorgestellt und hierzu werden praktische Anwendungen bzw. Aktivitäten geplant und Gemeinsam mit den Betroffenen werden Ziele erarbeitet umgesetzt. und besprochen, inwieweit diese kurz- oder mittelfristig 4. In Rollenspielen wird geübt, mit den spezifischen Problemen, die als erreichbar erscheinen. Stressoren erkannt wurden, umzugehen, die eigenen Interessen wahr zunehmen, um die Kontaktfähigkeit wiederherzustellen bzw. aufzubau- Eine effektive Therapie einer Burn-out-Erkrankung ist en (soziale Kompetenz). An Stelle alter Denk- und Handlungsweisen nur dann möglich, wenn der Betroffene allgemeine Be- werden neue Möglichkeiten erschlossen, wobei Sinn und Ziele des Rol- wältigungsstrategien erwerben kann. Dies zu erreichen, lenspiels gemeinsam mit dem Einzelnen besprochen und schließlich ist deshalb ein Schwerpunkt des Behandlungskonzepts. auf den Alltag übertragen werden. Gesundheitsbeeinträchtigende Effekte insbesondere bei 5. Der Betroffene erkennt seine eigenen (negativen) Denkweisen als chronischem Stress am Arbeitsplatz oder gehäufte Kon- Hypothesen, nicht als Fakten. Eingefahrene Denkmuster werden im frontationen mit Kollegen und Vorgesetzten oder andere Alltag in ihrem Automatismus erkannt, überprüft und gegebenen- unvorhergesehene, unkontrollierbare sowie allgemein nega- falls durch alternative Erklärungen ersetzt. Der Einzelne lernt auch in tive Lebensereignisse gilt es während der Behandlung zu schwierigeren Situationen die Kontrolle zu behalten und erlangt seine isolieren und zu thematisieren. frühere soziale Kompetenz zurück. 1 0 | »Burn-out-Syndrom«
Einen wichtigen Aspekt in der psychotherapeutischen Be- handlung stellt somit die Entwicklung und Erprobung aktiver Möglichkeiten zur Symptom- und Verhaltensbeeinflussung dar. Fokussierungs- und Defokussierungsübungen bzw. das Erlernen von Aufmerksamkeitsverschiebung können dem Burn-out-Erkrankten vermitteln, dass er auftretende nega- tive und stressende Gedanken und Gefühle selbst beein- flussen kann. Dieses Prinzip bekommt er einerseits implizit in verschiedenen Therapien vermittelt, andererseits kann er es direkt über entsprechend angeleitete Übungen erlernen. Vermittelt werden weiterhin entlastende Selbstverbalisa tionen, welche neuerlichen körperlichen und seelischen An- spannungen vorbeugen sollen. Ungünstige Verhaltensmus ter wie Schonverhalten, aber auch Überbeanspruchungen werden rückgemeldet und Verhaltensalternativen erarbeitet. Ein weiteres wichtiges Thema in den psychotherapeutischen Gesprächen stellt der Aufbau einer adäquaten Selbstfürsorge dar, d.h. der Betroffene lernt, sich trotz aktueller Einschrän- kungen sorgsam um seine Bedürfnisse zu kümmern. Nachdem Erfahrungen mit der Beeinflussbarkeit ihrer Be- schwerden gemacht werden konnten, steht eine Bearbeitung der zugrunde liegenden Probleme an. So können Konflikte bewusst gemacht und Verbindungen zum aktuellen Befinden hergestellt werden. Im Falle von familiären Konflikten sind Familien- oder Paargespräche sinnvoll. »Burn-out-Syndrom« | 1 1
Das multimodale Behandlungskonzept Weitere Aspekte der Behandlung sind im Rahmen Ein weiterer Therapieansatz ist die interperso- von Psychoedukation eine Aufklärung über die nelle Therapie (KLERMANN und WEISSMANN). Erkrankung und das intensive Gespräch über Erfah- Diese verbindet psychodynamische Elemente mit rungen mit Burn-out, über Symptome, Ursachen, verhaltenstherapeutischen Grundsätzen und ist Verlauf und Therapie sowie die Erarbeitung individu- deshalb für eine zeitlich eng umgrenzte stationäre eller Rückfallprädiktoren sowie Schutzfaktoren. Behandlung gut geeignet. Das Verfahren bearbeitet schwerpunktmäßig aktuelle Beziehungsmuster und –probleme, die sowohl im Privat- als auch Berufs- leben liegen können. Basis sind interpersonelle Konsequenzen der aktuellen Symptome und Verhal- tensauffälligkeiten. Es werden so beispielsweise Verhaltenskonsequenzen wie Stress, Rückzug, Negativismus sowie Abwehrmechanismen bear- beitet. Fokus sind beispielsweise aktuelle beruf- liche Probleme und Möglichkeiten der spezifischen Problembewältigung. Ziele der interpersonellen Therapie sind damit Symptomreduktion, Verbes- serung zwischenmenschlicher Beziehungen sowie Bewältigung aktueller belastender Situationen. Theoretischer Hintergrund ist bei der interperso- nellen Therapie die Annahme einer gestörten Anpas- sung an psychosoziale Stressoren. Grundannahme ist die Beobachtung, dass es einen Zusammenhang zwischen ineffektivem Umgang mit interpersonellen Belastungen und dem Auftreten von Burn-out- Symptomen gibt. 1 2 | »Burn-out-Syndrom«
Sollten Suchtmittel im Vorfeld überwiegend zum Entspannen und Distanzieren eingesetzt worden sein, dann werden alternative Möglichkeiten in Form von Entspannungsverfahren vermittelt. Bei bestehendem Übergewicht bieten wir eine Die Betroffenen erlernen eine Langversion und später Ernährungsberatung und die Teilnahme in unserer eine kurze Variante, die gut in den Alltag übertragbar Lehrküche an. Ebenso können sporttherapeutische ist. Aber auch alternative Entspannungsmöglich- Therapiebausteine verstärkt verordnet werden. keiten wie das Autogene Training oder Yoga können vermittelt werden. Beim Yoga lernen die Betroffenen Entspannungsverfahren können die negative zudem, körperliche Bewegungen und Haltungen Wirksamkeit von Stressoren deutlich beeinflussen. gezielt zur Entspannung einzusetzen und Gleichge- Über diese Verfahren können die Betroffenen ihre wicht und motorische Abläufe zu trainieren. Auch Entspannungsfähigkeit und Körperwahrnehmung imaginative Verfahren können angewandt werden. verbessern. Der Einzelne bekommt somit die Mög- lichkeit, körperliche Anspannungszustände bewusst Es besteht weiterhin die Möglichkeit, mit Hilfe des zu regulieren. Die progressive Muskelentspannung Biofeedback-Verfahrens Stress- und Anspannungs- nach Jacobson kommt zum Einsatz, da sie aufgrund zustände (z. B. im Biofeedback-Stresstest) sichtbar ihres körperbetonten, muskulären Ansatzes gut an- werden zu lassen und über diese optisch oder akus genommen und erlernt werden kann. tisch unterstützte Rückmeldung Entspannungsver- fahren einzuüben und Erfolge zu überprüfen. »Burn-out-Syndrom« | 1 3
Das multimodale Behandlungskonzept Die Sport- und Physiotherapie wird individuell abgestimmt und hat in unserer Behandlung auch einen wichtigen diag nostischen Stellenwert. Beeinträchtigte Körper regionen werden gezielt behandelt und der Einzelne wird zum Konditi- onsaufbau angeregt. Die Angebote der Sporttherapie tragen zum einen zum Aufbau der körperlichen Kondition bei. Zum anderen werden hier gezielt die Folgen oft von Inaktivität durch gezielte körperliche Aktivitäten behandelt. Zu bemerken, dass der eigene Körper zunehmend leistungsfähiger wird, ist für viele Betroffene ein wesentliches Erfolgserlebnis und Die Kunsttherapie stellt eine gut geeignete trägt zur Festigung eines positiven Selbstwertgefühls bei. ergänzende Therapieform dar. Wesentliche Ziele der Kunsttherapie sind (nach LEVICK) dabei: In der Ergotherapie, in welcher es um die Förderung von Ressourcen und Kreativität, aber auch um Ablenkung eine Möglichkeit zur Ich-Stärkung bieten von negativen Gedanken geht, liegt ein weiterer Schwer- für ein kathartisches Erlebnis zu sorgen punkt auf dem Training des Durchhaltevermögens und der eine Möglichkeit zur Freisetzung von Ärger Konzentrationsfähigkeit. Dafür bieten wir zusätzlich noch ein zu schaffen computergestütztes Training und eine spezielle Konzentrati- onstrainingsgruppe an. einen Weg anzubieten, Schuld abzubauen eine bessere Kontrolle von Antrieb zu entwickeln Bei Bedarf kann auch einzeltherapeutisch gearbeitet werden, innerhalb eines Erfahrungsbereiches Integrations- um den Betroffenen optimal zu fördern. und Beziehungsfähigkeit herzustellen bzw. zu verbessern dabei behilflich zu sein, Kunst nach einem leistungsschwächenden Lebensabschnitt als neues Betätigungsfeld auszuwählen. 1 4 | »Burn-out-Syndrom«
In der Kunsttherapie werden dafür einerseits expressiv orientierte Methoden angewandt, die Raum für motorisches und emotionales Ausagieren bieten. Hier kommt auch groß- formatiges expressives Malen zur Anwendung. Andererseits werden normativ-ordnungsstiftende Techniken eingesetzt, die eher einen strukturierenden Charakter aufweisen, dabei steht mehr das feinmotorische Arbeiten im Vordergrund sowie Arbeitstechniken, die zur Reflexion veranlassen. Ziel der Aroma- und Genusstherapie ist die Verbesserung des Wohlbefindens und der Wahrnehmungsfähigkeit. Die Genussfähigkeit ist durch eine Burn-out-Symptomatik oft deutlich reduziert und wird durch diesen Behandlungsbau- stein gezielt angeregt. Ebenso wird hier über die bewusst kleinschrittige Wahrnehmung die Achtsamkeit für eigene Befindlichkeiten sensibilisiert. Wesentliches Ziel der Musiktherapie ist das Erleben von Gemeinschaft und Lebensfreude. Bei der aktiven Form der Musiktherapie steht das Musizieren im Vordergrund. Auch die rezeptive Musiktherapie, bei welcher der Schwerpunkt auf dem Erleben, Wahrnehmen und Spüren von Musik und den in ihr enthaltenen Stimmungen liegt, kommt in unserer Klinik zum Einsatz. »Burn-out-Syndrom« | 1 5
Ärztliche Leitung der Fachabteilung Psychotherapie und Verhaltensmedizin Chefarzt Dr. med. Andreas Hasenöhrl Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Sozialmedizin, Rehabilitationswesen, Suchtmedizin Tel.: 035206 6-4331 Fax: 035206 6-4901 andreas.hasenoehrl@klinik-bavaria.de Klinik Bavaria Kreischa An der Wolfsschlucht 1 – 2 Ihr Weg in die Klinik Bavaria Kreischa 01731 Kreischa 1. Von Dresden über die B170 in Richtung Zinnwald/ info@klinik-bavaria.de Prag, in Possendorf links abbiegen nach Kreischa www.klinik-bavaria.de Tel.: 035206 6-1000 2. Von Dresden über die B172 in Richtung Pirna, am Fax: 035206 6-1009 Kaufpark Dresden-Nickern rechts abbiegen ins Lock- witztal und nach Kreischa Rezeption Tel.: 035206 6-4000 3. Von der Autobahn A4 aus Osten und Westen kommend: Am Autobahnkreuz Dresden-West auf die Autobahn Belegungsservice A17 in Richtung Prag abbiegen und dieser bis zur AS Tel.: 035206 6-3306 Dresden-Prohlis/Nickern/Kreischa folgen, von dort Tel.: 035206 6-3333 weiter in Richtung Dresden und am Kaufpark Dresden- Nickern rechts Richtung Lockwitz/Kreischa abbiegen 0800 5734724 kostenfreie Infoline
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