Neue Volkskrankheit Burn-out, Depression & Co.- Immer mehr Seelen funken SOS
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„Neue Volkskrankheit Burn-out, Depression & Co. – Immer mehr Seelen funken SOS“ Ingo Kailuweit Vorstandsvorsitzender der KKH-Allianz 15. Berliner Dialog, 24. Mai 2012
Inhalt 1 Psychische Erkrankungen – das aktuelle Thema 2 Analyse psychischer Erkrankungen 3 Die Burn-out-Falle 4 Versorgungsdefizite und Lösungsansätze der KKH-Allianz 5 Fazit © Copyright KKH-Allianz 12-05-25 2
1 1 2 Psychische Erkrankungen – das aktuelle Thema Analyse psychischer Erkrankungen 3 Die Burn-out-Falle 4 Versorgungsdefizite und Lösungsansätze der KKH-Allianz 5 Fazit 3
Ein Drittel der Bevölkerung ist betroffen Anteil an der Bevölkerung TOP 5 der häufigsten Erkrankungen Angststörungen 11,5 Depressionen 5,7 27 Mio. Erkrankte Somatoforme Störungen* 4,0 Schlafstörungen 2,9 Anpassungs- und Belastungsstörungen 2,5 Mio. Erkrankte Schätzungen zufolge werden psychische Erkrankungen bis 2030 zusammen mit Herz- Kreislauf-Erkrankungen führende Krankheitsursache in industrialisierten Ländern sein. Quelle: Wittchen et al. (2011), WHO * Körperliche Beschwerden, die nicht auf körperliche Ursachen zurückzuführen sind. 5
2 1 2 Psychische Erkrankungen – ein relevantes Thema Analyse psychischer Erkrankungen 3 Die Burn-out-Falle 4 Versorgungsdefizite und Lösungsansätze der KKH-Allianz 5 Fazit 6
Besorgniserregende Kostenentwicklung Kosten psychischer Erkrankungen bei ausgewählten Diagnosen* pro 100.000 Versicherte Mio. € 7 6 5,7 5,5 5 4,6 4 3,5 3,5 3,4 3,0** 3,1 3 2,8 2,4 2,4 2 1,6 1 0 Krankenhaus Ambulant Arzneimittel Krankengeld 2009 2010 2011 Die Fallzahlen sind ebenfalls angestiegen. Am stärksten hat die Anzahl der an Depression Erkrankten zugenommen. Quelle: KKH-Allianz *Depressionen, Angststörungen, Belastungs- und Anpassungsstörungen, Schizophrenie 7 **vorläufige Hochrechnung
Versicherte mittleren Alters leiden besonders Gesamtfälle nach Alter und Geschlecht in %* 16 14 12 10 8 6 4 2 0 0-10 Jahre 11-20 21-30 31-40 41-50 51-60 61-70 71-80 81-90 älter Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Frauen Männer Die KKH-Allianz hat einen hohen Frauenanteil; mit 70 Prozent liegt der Anteil weiblicher Versicherter mit psychischen Erkrankungen über dem GKV-Schnitt von zwei Dritteln. Quelle: KKH-Allianz *Depressionen, Angststörungen, Belastungs- und Anpassungsstörungen, Schizophrenie 8
Arbeitslose und Rentner am häufigsten erkrankt Verteilung psychisch Erkrankter* nach Versichertenstatus Studenten Sozialhilfeempfänger 2,3% 0,5% Anteil Versichertenbestand 0,8 % Anteil Versichertenbestand 0,03 % Sonstige 10,3% Anteil Versichertenbestand 26,3 % 18,3% Arbeitslose Rentner 33,3% Anteil Versichertenbestand 4,6 % Anteil Versichertenbestand 22,2 % 1,0% Selbstständige Anteil Versichertenbestand 2,5 % Arbeitnehmer 34,4% Anteil Versichertenbestand 43,5 % Quelle: KKH-Allianz *Depressionen, Angststörungen, Belastungs- und Anpassungsstörungen, Schizophrenie 9
Psychische Erkrankungen in allen Bundesländern Verteilung psychischer Erkrankungen* auf die Bundesländer in % 24 21 18 15 12 9 6 3 0 . . rn tf . z lin en -V . . rg n en n . nd -W s. nh nb H al e se ye es er r bu m b. - g la hs Pf Be -A n e ig es rin d Ba .-W n e ar de nd am .- c w ie en kle Br Sa H nl ü Sa es Ba a N rh Th H i hs Br ec he hl d c M Sc or R Sa Verteilung psychisch Erkrankter N Verteilung Versicherte gesamt Vor allem in NRW, dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Brandenburg ist der Anteil der psychisch Erkrankten im Vergleich zum Versichertenanteil überdurchschnittlich hoch. Quelle: KKH-Allianz *Depressionen, Angststörungen, Belastungs- und Anpassungsstörungen, Schizophrenie 10
Bsp. Depression: Weniger Erkrankte mit hoher Bildung Betroffene mit Depressionen nach Bildungsstand obere Bildungsschicht 27% Anteil Gesamtbevölkerung 27,6 % 39% untere Bildungsschicht Anteil Gesamtbevölkerung 11,1 % 34% mittlere Bildungsschicht Anteil Gesamtbevölkerung 61,3 % Obwohl Frauen häufiger betroffen sind, kehrt sich dieses Verhältnis bei Männern aus der unteren Bildungsschicht in den neuen Bundesländern um. Quelle: Gesundheitsberichtserstattung des Bundes (2010), Bundesministerium für Bildung und Forschung (2011) 11
Starke Schwankungen zwischen den Berufsgruppen Arbeitsunfähigkeit infolge psychischer Erkrankung bestimmter Berufsgruppen in % 12 Unterdurchschnittlich 10 Durchschnittlich Überdurchschnittlich 8 6 Durchschnitt 6,9 % 4 2 0 Sozial- und Textil- u. Gesundheits- Ernährungs- Warenkaufleute Verkehrsberufe Hoch- und Elektroberufe Ingenieure / Erziehungs- Bekleidungs- berufe berufe Tiefbauer Mathematiker berufe berufe Helfende Berufe, in denen die Arbeit mit anderen Menschen im Vordergrund steht, sind besonders auffällig. Dies sind häufig „Frauenberufe“ im Gesundheits- und Sozialwesen. Quelle: Diagnose je 100 Beschäftigte, Deutscher Bundestag (2011), Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (2008) 12
Schon Kinder leiden an psychischen Erkrankungen Psychisch Erkrankte vom Kindesalter bis zum frühen Erwachsenenalter pro 100.000 Versicherte* 25 Ca. 22 % der Kinder und Jugendlichen weisen Anhaltspunkte für psychische 20 Probleme auf. 10 % sind psychisch krank. 15 Hohes Erkrankungsrisiko bei Kindern mit niedrigem Sozialstatus, nur einem 10 Elternteil, Migrationshintergrund, einer arbeitslosen Mutter oder familiärer Vorbelastung. 5 20 % aller Kinder und Jugendlichen verfügen nicht über ausreichende per- 0 sönliche und soziale Kompetenzen und Belastungs- und Angststörung Depression Anpassungsstörung haben keine familiäre Unterstützung. 2009 2010 2011 Quelle: Robert-Koch-Institut, Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (2008), KKH-Allianz *Krankenhausdiagnosen 13
Hohe volkswirtschaftliche Kosten Direkte Kosten Indirekte Kosten Arzt, Psychotherapie 2,2 Mrd. € Produktionsausfall 26 Mrd. € Apotheken 3,1 Mrd. € Verlust Bruttowertschöpfung 47,3 Mrd. € Stationäre Einrichtungen* 16,9 Mrd. € - Anteil Arbeitsunfähigkeit 26 % - Anteil Invalidität 68 % Sonstige 6,4 Mrd. € - Anteil Mortalität 6% Gesamt 28,6 Mrd. € Gesamt 73,3 Mrd. € Die Gesamtkosten für psychische und Verhaltensstörungen betragen mehr als 100 Mrd. Euro. Quelle: Statistisches Bundesamt (2011), BAUA (2012), eigene Berechnung *inklusive Kosten der Versorgungsbereiche Krankenhaus, Rehabilitation, Pflege 14
Dramatischer Anstieg von Erwerbsminderungsrenten Rentenzugang wegen verminderter Erwerbsfähigkeit pro 100.000 Erwerbspersonen Anzahl 180 160 % Psychische Erkrankungen weisen + 38 140 einen gegenläufigen Trend zu den anderen großen Erkrankungen auf. 120 100 Insgesamt sind die Rentenzugänge 80 wegen Erwerbsminderung inner- 60 halb der letzten 10 Jahre um 15 % gesunken. 40 20 0 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Psychische Erkrankungen Muskel-Skelett-Erkrankungen Herz-Kreislauf-Erkrankungen Krebsneubildungen Quelle: Deutsche Rentenversicherung, Bundesamt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (2012) 15
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Immer häufiger auftretendes Phänomen: Burn-out Panikstörung Depression Burn-out Chron. Persönlich- Erschöp- keitsstörungen fungs- syndrom Für Burn-out gibt es bisher keine eindeutige wissenschaftliche Definition; es ist somit keine anerkannte Krankheit. Die Symptome des Burn-out geben Hinweise auf die Ursachen der psychischen Probleme, hinter denen sich anerkannte Erkrankungen verbergen können. Im Gegensatz zu anderen psychischen Erkrankungen ist Burn-out sozial akzeptiert. Ursachen finden sich nicht ausschließlich in der Arbeitswelt. Quelle: Unger (2011) 17
Burn-out Fälle nehmen zu Fallzahlentwicklung bei der KKH-Allianz 4.436 4.500 4.000 3.901 3.500 3.189 3.000 2.500 + 40 % 2.000 1.500 1.000 500 0 2009 2010 2011 Diese Zahlen liefern nur einen ersten Hinweis auf die Ursachen. Schätzungen zufolge belaufen sich die Gesamtkosten pro Behandlungsfall auf ca. 9.300 Euro. Quelle: KKH-Allianz, Ärztezeitung (2012) 18
Vielzahl von Stressoren ist arbeitsbezogen Objektive Faktoren Subjektive Faktoren Ständiger Termindruck Rollenunklarheit, Rollenkonflikte Schicht- oder Akkordarbeit Kontrollmöglichkeiten über Arbeitsüberlastung die Arbeit Zu viel Verantwortung Konflikte (u. a. Mobbing) Monotonie Fehlende oder inadäquate Unterstützung Fehlende Aufstiegsmöglichkeiten Kommunikationsprobleme Geringe Wertschätzung, Über- oder Unterqualifikation schlechte Entlohnung Stressfaktoren resultieren nicht nur aus dem Arbeitsumfeld. Private Probleme können die Situation verschärfen. Quelle: Hillert, Marwitz (2006) 19
Weg in die Burn-out-Falle Stress wirkt nicht immer negativ Stress Entlastung Stress Entlastung Kurzfristige, individuelle Stresssituationen mit darauffolgender Erholung wirken aktivierend mit positiven Folgen, wie Anregung und Lernfortschritt. Wenn Dauerstress zum Problem wird Burn- Stress Entlastung Stress out Charakteristisch: Trotz immer größerer Anstrengungen nimmt der Handlungs- spielraum ab und es kommt zum Kontrollverlust. Genesung ist möglich, aber auch Ausgang in klar definierte Krankheiten (Depression, Koronare Herzkrankheiten, Muskel-Skelett-Erkrankungen). Quelle: Unger (2009) 20
Burn-out: Wer ist betroffen? An Burn-out leiden Menschen mit den unterschiedlichsten Berufen – junge wie ältere Arbeitnehmer, erfolgreiche Spezialisten wie erfolglose Schüler. Besonders betroffene Berufe* Burn-out bei den KKH-Allianz Versicherten 30 bis 35 % der Lehrer Arbeitnehmer in hohen Positionen 40 bis 60 % der Pflegekräfte Nicht nur Führungskräfte 15 bis 30 % der Ärzte Häufig Akademiker Zunehmend leiden Frauen an Burn-out, da sie die Doppelbelastung von Familie und Beruf zu bewältigen haben und die notwendigen Rahmenbedingen fehlen. Quelle: KKH-Allianz * Schätzung nach Rösing (2003) 21
Probleme angehen, wo sie entstehen Die betriebliche Gesundheitsförderung kann zu Prävention und Wiedereingliederung einen wichtigen Beitrag leisten Unternehmens- Führung Kommunikation leitbild (-kultur) Betriebliche Arbeitsschutz Gesund- Arbeitsgestaltung heitsförderung Vereinbarkeit Mitarbeiter- Betriebliches von Beruf und beteiligung Eingliederungs- Familie management 22
Betriebliche Gesundheitsförderung – für „gesunde Arbeit“ Gesunde Verhältnisse im Gesundes Verhalten/gesunde Unternehmen schaffen Führung durch Führungskräfte z. B. Erleichterung der Kommunikations- Betriebliches z. B. Sensibilisierung der Führungskräfte wege, klare Regelung der Zuständig- für die eigene Gesundheit und die der keiten, gesundes Betriebsklima Gesundheitsmanagement Mitarbeiter Persönliche Gesundheitskompetenz des Einzelnen stärken Ziel: Gesundes Arbeitsumfeld und Stärkung der Arbeitnehmer zum besseren Umgang mit den Anforderungen der Arbeitswelt und den individuellen Stressfaktoren. 23
KKH-Allianz als wichtiger Impulsgeber Gemeinsame Datenanalysen zur Konzeption, Qualifikation Arbeitsunfähigkeit Zieldefinition, von Maßnahmen- Führungskräften planung Arbeitsplatz- Verhältnis- begehungen bezogene Qualitätssicherung Maßnahmen Verhaltensbezogene Mitarbeiter- Maßnahmen Messung der befragungen wie Entspan- Zielerreichung nungskurse Wichtig ist ein Konzept für ein nachhaltiges Gesundheitsmanagement, das nicht nur auf die kurzfristige Reduzierung der Arbeitsunfähigkeitszeiten abzielt. 24
Herausforderung Betriebliche Gesundheitsförderung et gez eichn Aus Große Aufgabe für kleinere Unternehmen Problem Kleinere Unternehmen verfügen häufig nicht über die notwendigen Ressourcen für ein betriebliches Gesundheitsmanagement. Lösungsansatz Netzwerk InnoGema* bringt Unternehmen, Anbieter von Präventionsleistungen sowie Sozialpartner vor Ort zusammen. Ziel Entwicklung von Methoden und Instrumenten zum langfristigen Aufbau gesundheitsförderlicher Strukturen. Ergebnis Erfolgreiches Pilotprojekt in der Stadt Berlin wurde auf ganz Berlin u. Brandenburg ausgedehnt. *Projekt der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft und der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft 25
Betriebliche Gesundheitsförderung nimmt Fahrt auf Anzahl der Betriebe mit betrieblicher Gesundheitsförderung 8.000 2010 beliefen sich die Ausgaben der GKV für die betriebliche Gesundheitsförderung 35 % auf 42 Mio. Euro. 6.000 Mit den durchgeführten Maßnahmen 4.000 wurden ca. 660.000 Beschäftigte erreicht. Die Projekte beinhalten am häufigsten 2.000 Maßnahmen zur Reduktion körperlicher Belastungen; auf Rang 2 finden sich bereits Projekte zum Stressmanagement. 0 2008 2009 2010 Es zeichnet sich eine zunehmende Bedeutung ab; gemessen an ca. 400.000 Betrieben* ist dies jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Quelle: Präventionsbericht 2011, Statistisches Bundesamt (2011) *Betriebe ab 10 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 26
Hohes Potenzial bleibt vielfach ungenutzt Hemmnisse Erreichung kurzfristiger Unternehmensziele dominiert die Entscheidungsprozesse des Managements. Investitionen in ein betriebliches Gesundheitsmanagement belasten die Personalkosten. Effekte des betrieblichen Gesundheitsmanagements sind von der Intensität der Maß- nahmen und der Teilnahme der gesundheitsgefährdeten Mitarbeiter abhängig. Kurzfristige Maßnahmen wirken bereits nach 1 bis 1,5 Jahren, nachhaltige Effekte stellen sich erst nach 3 bis 5 Jahren ein. Betriebliches Gesundheitsmanagement stellt eine Wertschätzung der Mitarbeiter dar und gewinnt in Anbetracht des Fachkräftemangels stärker an Bedeutung. 27
Schlüssel zum Erfolg: Ein engagiertes Management Thomas Heiming, Einrichtungsleiter AWO Bad Münder "Wir wollten etwas für die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tun und haben mit der KKH-Allianz einen kompetenten Partner für das betriebliche Gesundheitsmanagement Entscheidender Erfolgsfaktor: gefunden. Das Management setzt sich für die betriebliche Gesund- Dabei sind wir zuversichtlich, dass sich die neu heitsförderung im Unter- erhaltenen Impulse nachhaltig auf die Gesund- nehmen ein und stellt die heit unserer Beschäftigten auswirken. Für uns notwendigen Ressourcen war dies ein richtiger Schritt, den wir anderen dafür bereit. Unternehmen nur empfehlen können." 28
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Versorgungssituation zeigt weiterhin große Defizite Versorgungssituation Lange Wartezeiten auf ambulanten Therapieplatz Therapeutischer Ansatz passt nicht zum Problem des Versicherten Diagnostik erfolgt häufig zu spät Fehlversorgung mit Arzneimitteln Suboptimale Vernetzung der an der Behandlung Beteiligten (Schnittstellenprobleme) „Drehtüreffekt“ durch fehlende Nachsorge nach KH-Aufenthalt (Entlassmanagement) Eingeschränkte bzw. mangelhafte Compliance der Betroffenen Quelle: Robert-Koch-Institut, Deutsche Psychotherapeutenvereinigung, KKH-Allianz 30
Lösungsansätze KKH-Allianz Gesundheitsberatung Telefonische Gesundheitsberatung zu Depression und Schizophrenie Internetbasiertes Selbsthilfeprogramm bei Depressionen und Burn-out Integrierte Versorgung NetzWerk psychische Gesundheit in Kooperation mit der TK Die Optimierung der Versorgung kann auch durch Kooperationen mit anderen Kassen erfolgen – wie hier mit der TK –, wenn diese gleichgerichtete Interessen verfolgen und sich damit ein flächendeckendes Versorgungsangebot aufbauen lässt. Durch strukturelle Versorgungsdefizite gelangt die Entwicklung innovativer Versorgungsideen an Grenzen. 31
Schlüsselposition Hausarzt - erste Anlaufstelle Der Hausarzt ist zwar die erste Anlaufstelle, jedoch spricht nur die Hälfte der Patienten psychische Beschwerden an. Knapp 40 % der Patienten geben an, dass Sorgen und Ängste im Gespräch nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Nur 20 % der Patienten mit psychischen Beeinträchtigungen wurden vom Arzt nach psychischen Beschwerden gefragt. Kommunikationsprobleme und ungenaue Diagnostik verzögern oder verhindern die Behandlung. Tests zum besseren Erkennen können Abhilfe schaffen. Quelle: Bertelsmann Stiftung (2009) 32
Wartezeiten durch bestehende Unterversorgung Die durchschnittliche Wartezeit auf den Beginn der Psychotherapie in Deutschland beträgt 4,6 Monate. Auf ein Erstgespräch warten Patienten im Schnitt 1,9 Monate. Bei fehlenden Ressourcen für ein sofortiges Erstgespräch empfiehlt der Therapeut zu 59 % einen Kollegen. Zu 62,2 % wird auf die Auskunftsstelle für freie Therapieplätze verwiesen. Quelle: BPtK (2011) 33
Flickenteppich ambulanter psychotherapeutischer Versorgung Vertragsärzte und Psychotherapeuten pro 100.000 Einwohner Obwohl die Prävalenz bei Depressionen im Ost-West-Vergleich keinen Unterschied aufweist, ist die Versorgungsdichte im Osten der Republik wesentlich geringer. Außerdem zeigen sich deutliche Ver- sorgungsunterschiede zwischen Stadt und Land zugunsten der Großstadt. Trotz steigender Behandlungszahlen erhalten ca. 35 - 50 % der Personen mit psychischen Störungen keine adäquate 85,0 – 116,0 Therapie. 138,1 – 146,0 116,1 – 123,0 146,1 – 162,0 123,1 – 130,0 162,1 – 214,0 130,1 – 135,0 214,1 – 246,0 135,1 – 138,0 246,1 – 387,0 Quelle: Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung (2011), Versorgungsatlas (2012), Gesundheitsberichterstattung des Bundes (2010) 34
Psychotherapeutische Kapazitäten nicht voll ausgeschöpft Kapazitäten ambulante psychotherapeutische Versorgung Zulassung zur psychotherapeutischen Behandlung ist unabhängig vom jeweils angebotenen Stunden- kontingent. Die angebotenen Therapiestunden durch Psycho- therapeutinnen liegen mit 23,0 Wochenstunden signifikant unter denen der männlichen Thera- peuten mit 28,1 Stunden. Der Frauenanteil unter den Psychotherapeuten ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Dieser Trend wird sich künftig weiter fortsetzen. Es gibt nicht per se zu wenig Psychotherapeuten, aber nicht immer werden die vollen Kapazitäten angeboten. Es sind flexible Versorgungsformen nötig. Quelle: Bertelsmann Stiftung (2009), Walendzik et al. (2011) 35
Ist eine Psychotherapie tatsächlich immer notwendig? Problem: Behandlungskapazitäten werden eher für leichtere psychische Erkrankungen eingesetzt. Die bestehende Unterversorgung trifft deshalb besonders die schweren Fälle. Die aktuelle Burn-out Diskussion leistet diesem Problem weiteren Vorschub. These: Psychotherapie ist nicht immer der geeignete Lösungsansatz. Differenzierte Diagnostik erforderlich Bestimmte psychische Probleme sind z. B. auf Partnerschaftsprobleme oder große finanzielle Belastungen zurückzuführen. Statt einer Psychotherapie sind in solchen Fällen z.B. eine Schuldner- oder Eheberatung die besseren Ansätze für den konkreten Hilfebedarf der Versicherten. Es sind mehr niedrigschwellige Versorgungsangebote erforderlich, die zur Entlastung der Situation bei der ambulanten Psychotherapie beitragen. Quelle: KKH-Allianz, Melchinger (2008) 36
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Fazit Psychische Erkrankungen stellen eine hohe Belastung für Erkrankte, Arbeitgeber u. Kassen dar. Der Arbeitsplatz bietet ein ideales Umfeld, um die Menschen mit präventiven Maßnahmen zu erreichen. Die Menschen müssen einen besseren Umgang mit den Herausforderungen der Arbeitswelt erlernen und selbst achtsam mit ihren persönlichen Ressourcen umgehen. Hierzu kann das betriebliche Gesundheitsmanage- ment, durch die Einrichtung gesundheitsfördernder Strukturen, einen wichtigen Beitrag leisten. Liegen bereits psychische Probleme vor, müssen diese frühzeitiger erkannt werden, um zeitnah eine Behandlung und Therapie zu beginnen. 38
Bessere Versorgung erfordert Engagement aller Beteiligten Arbeitgeber Sozialversicherungsträger erkennen das Potenzial betrieblichen optimieren ihre Zusammenarbeit und Gesundheitsmanagements und entwickeln gemeinsam Konzepte, um implementieren nachhaltige gesund- eine schnellere Genesung der Versich- heitsfördernde Strukturen in den erten zu erreichen und sie wieder fit für Betrieben das Erwerbsleben zu machen Politik Leistungserbringer und KVn schafft durch den Ausbau familien- öffnen sich flexibleren Versorgungs- freundlicher Betreuungsangebote formen, die eine bessere Auslastung Rahmenbedingungen der Kapazitäten erlaubt fördert das betriebliche Gesundheits- sind aufgeschlossen für innovative management durch die Einbeziehung Versorgungskonzepte, welche auf die der PKV in die Finanzierung Bedürfnisse der Versicherten zuge- beseitigt die bestehenden Hürden für schnitten sind und die Erkrankung auf die Krankenkassen der richtigen Ebene behandeln 39
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit www.kkh-allianz.de 40
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