Pulmonale Rundherde und Pneumonie - Ein diagnostischer Leitfaden
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Leitthema Radiologe https://doi.org/10.1007/s00117-021-00953-w Angenommen: 8. Dezember 2021 Pulmonale Rundherde und © Der/die Autor(en) 2022 Pneumonie Ein diagnostischer Leitfaden Thomas Frauenfelder · Anna Landsmann Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz Zusammenfassung Hintergrund: Das konventionelle Röntgenbild zählt zu den am häufigsten durchgeführten radiologischen Untersuchungen. Seine Interpretation gehört zu den Grundkenntnissen jedes Radiologen. Fragestellung: Ziel dieses Artikels ist es, häufige Zeichen und Muster der Pneumonie sowie Merkmale von Pseudoläsionen im konventionellen Röntgenbild zu erkennen und einen diagnostischen Leitfaden für junge Radiologen zu schaffen. Methoden: Analyse aktueller Studien und Daten sowie eine Übersicht der häufigsten Zeichen und Muster im konventionellen Röntgenbild. Ergebnisse: Die Kenntnis über häufige Zeichen und Muster im Röntgenbild bietet eine Hilfestellung in der Diagnostik und kann hinweisend für die Ursache einer Infektion sein. Häufig sind diese Zeichen jedoch unspezifisch und sollten daher immer in klinische Korrelation gesetzt werden. In der Detektion und Beurteilung von pulmonalen Rundherden gewinnt die Computertomographie (CT) durch ihre deutlich höhere Sensitivität in der Primärdiagnostik immer mehr an Bedeutung. Schlussfolgerung: Das konventionelle Röntgenbild bildet weiterhin eine führende Rolle in der Primärdiagnostik; der Radiologe sollte jedoch die Limitationen des konventionellen Bildes kennen. Schlüsselwörter Lunge · Infektion · Computertomographie · Röntgenbildgebung · Thorax Seit Entdeckung der Röntgenstrahlung im die angegebene Sensitivität mit 18–46 % Jahr 1895 zählt das konventionelle Rönt- wesentlich darunter und zeigt eine deut- genbild zu den häufigsten durchgeführten liche Abhängigkeit von der Erfahrung des radiologischen Untersuchungen. Günstig Untersuchers, weshalb sie für Screening- und schnell verfügbar, verschafft es dem Untersuchungen ungeeignet ist [4, 5]. Radiologen eine schnelle Übersicht und ist Seine Interpretation, aber auch das Wis- daher unverzichtbar. Mit etwa 9 % der Un- sen über die Limitationen des Röntgenbil- tersuchungen, steht die Röntgen-Thorax- des gehören daher zum Standardwissen Aufnahme an Platz 3 der jährlich durch- jedes Radiologen. Ziel dieses Artikels ist geführten Röntgenuntersuchungen, trägt es, sowohl charakteristische Zeichen und jedoch durch ihre vergleichbar geringe Muster für Pneumonien und Pseudoläsio- Strahlendosis nur zu 1 % der jährlichen nen im Röntgenbild zu erkennen als auch Strahlenbelastung in der Bevölkerung bei einen diagnostischen Leitfaden für junge [1]. Radiologen zu schaffen. Nichtsdestotrotz ist das Röntgenbild in seiner diagnostischen Sensitivität deutlich Pneumonien – die häufigsten eingeschränkt und variiert, je nach Quel- Zeichen le, sehr stark. Während für die Pneumo- nie eine Sensitivität von 32–78 % berichtet Die Pneumonie ist eine der häufigsten wird, liegt die Spezifität bei 60–94 % [2, 3]. erworbenen Infektionen im ambulanten QR-Code scannen & Beitrag online lesen Beim Nachweis pulmonaler Läsionen liegt Umfeld und stellt die dritthäufigste Ur- Der Radiologe 1
Leitthema geren Dichte im Röntgenbild jedoch häufig übersehen. Seit Beginn der COVID-19-Pandemie wächst die Bedeutung der Ground-glass- Opazitäten stetig und eine frühe Dia- gnose ist hier besonders wichtig. Die typischen peripher betonten milchglasar- tigen Veränderungen sind insbesondere im Anfangsstadium der Erkrankung im konventionellen Bild häufig nur schwer erkennbar; doch eine frühe Diagnose kann für den Patienten entscheidend sein. Aufgrund geringer Übereinstim- mung zwischen schwerer Symptoma- tik und fehlenden Veränderungen in der konventionellen Bildgebung, gilt es, gleichzeitig Differenzialdiagnosen wie ei- ne Lungenembolie schnell und effizient auszuschließen; auch hier ist eine CT- Untersuchung in der Primärdiagnostik unverzichtbar ([12]; . Abb. 2). Azinäre oder alveoläre Verschattungen können sich auf einen Lungenlappen (Lo- Abb. 1 8 Interstitielle Lungenparenchymveränderungen in der konventionellen Röntgenaufnahme bärpneumonie) oder einzelne Lungenseg- im posterior-anterioren (p.-a.) Strahlengang (a) und der dazugehörigen Computertomographie (c) bei atypischer Pneumonie und Silikose (b, e). Eierschalenartige Verkalkungen der Lymphknoten bei mente (Bronchopneumonie) beschränken Silikose im Weichteilfenster (Pfeil in d) (. Abb. 3). Nicht nur klinisch, sondern auch in ihren bildmorphologischen Zei- chen lassen sich diese Pneumonien von der sache für eine Hospitalisierung dar. Ob- somit dem Kliniker eine Hilfestellung für interstitiellen Pneumonie unterscheiden wohl die Behandlungsmöglichkeiten sich die weitere Therapie bieten [10]. (. Tab. 1). in den letzten Jahrzehnten deutlich ver- Allgemein unterscheidet man bei Pneu- Konsolidierungen sind alveoläre Fül- bessert haben, gehört sie mit 14 % Letalität monien interstitielle von azinären Transpa- lungsprozesse, bei denen Luft durch Flüs- unter den hospitalisierten Patienten zu ei- renzminderungen. Interstitielle Pneumo- sigkeiten wie Mukus ersetzt wird. Die hö- ner der häufigsten infektionsassoziierten nien zeigen in ihrem Erregerspektrum eine here Dichte führt zu einer verstärkten Ab- Todesursachen [6, 7]. Laut statistischem große Überlappung mit atypischen Pneu- schwächung der Röntgenstrahlung und Bundesamt starben im Jahr 2019 deutsch- monien, weshalb der Begriff häufig syno- dadurch zu einer Verschattung. Dabei kön- landweit rund 18.500 Menschen aufgrund nym verwendet wird. Interstitielle Verän- nen Grenzen von Gefäßen und Bronchi- einer Pneumonie [8]. derungen zeigen ein retikulonoduläres (re- alwänden maskiert werden. Konsolidie- Die Diagnose der Pneumonie ist prin- tikulär = netzartig, nodulär = knotig) Mus- rungen zählen zu den häufigsten Zeichen zipiell eine klinische; die konventionelle ter (. Abb. 1). Differenzialdiagnostisch ist der Pneumonie. Während sich diese Ver- Aufnahme dient insbesondere dazu, das hier vor allem die Abgrenzung zu intersti- schattungen bei einer Lobärpneumonie Ausmaß der Erkrankung und den Therapie- tiellen Lungenerkrankungen von Bedeu- zunächst auf einen Lappen beschränken, erfolg zu eruieren. Das Erscheinungsbild tung. Die Sensitivität des konventionellen bildet sich bei der Lobärpneumonie häu- einer Pneumonie kann jedoch stark variie- Bildes wird bei interstitiellen Pneumonien fig das Muster fleckig-konfluierender Kon- ren. Insbesondere in den Frühphasen kön- mit nur 40 % berichtet. Bei entsprechen- solidierungen. Hier wird zwar die Gren- nen Veränderungen im Röntgenbild feh- dem Risikoprofil, wie Immunsuppression ze der einzelnen Lungensegmente respek- len. Studien haben gezeigt, dass 15 % der oder Berufsexposition wird daher immer tiert, jedoch sind häufig mehrere Lungen- Pneumonien von Radiologen übersehen häufiger eine CT zur Primärdiagnostik ein- lappen befallen. Das positive Aerobron- werden; Heussel et al. berichten sogar, dass gesetzt [11]. chogramm entsteht, wenn Bronchialwege 50 % der Patienten mit einer in der Com- Häufige Erreger der interstitiellen Pneu- von dicht konsolidierten Lungenabschnit- putertomographie (CT) bestätigten Pneu- monie sind Viren oder Pilze. Sie grenzen ten ummauert sind. monie keine charakteristischen Zeichen im sich in ihrem Erscheinungsbild von bakte- Differenzialdiagnostisch sollte man bei Röntgenbild aufweisen [9]. Insbesondere riellen Erregern ab und erzeugen milch- solchen homogenen Verschattungen die die Art des Verteilungsmusters kann, in glasartige Veränderungen, welche zumeist segmental oder lobär begrenzt sind, eine sehr beschränktem Ausmaß, jedoch hin- bilateral auftreten. Solche Ground-glass- Atelektase in Betracht ziehen. Hinwei- weisend auf die Art des Erregers sein und Opazitäten werden aufgrund ihrer gerin- se auf einen Volumenverlust, wie ein 2 Der Radiologe
Leitthema Abb. 2 8 Röntgen-Thorax-Aufnahme im a.-p.-Strahlengang eines 64-jährigen Patienten mit diagnostizierter COVID-19- Pneumonie mit diskreten Konsolidierungen in beiden Unterlappen (a). Die zugehörige Computertomographie (CT) des Tho- rax zeigt deutliche Konsolidierungen. Vier Tage später deutlich progredient mit retikulären Veränderungen (b, c) Abb. 3 8 Röntgen-Thorax-Aufnahme im p.-a.-Strahlengang mit Konsolidierung im linken Unterlap- pen bei Lobärpneumonie (a); fleckig-konfluierende Konsolidierungen mit Befall mehrerer Lungenlap- pen bei Bronchopneumonie (b) Abb. 4 8 Schematische Darstellung einer Atelektase des rechten Oberlappens mit Verziehung des Hilus und der Fissur (blaue Linie) Richtung Atelektase und geringem Mediastinalshift (Pfeile in b). Infiltrat im linken Oberlappen mit Vorwölbung („bul- ging“) der Fissur (blaue Linie und Pfeil) und positivem Aerobronchogramm (c); zum Vergleich eine unauffällige Röntgen- Thorax-Aufnahme im p.-a.-Strahlengang (a) Der Radiologe 3
Leitthema Mediastinalshift oder Verziehungen der interlobären Septen, respektive des Dia- phragmas sind für die Unterscheidung hilfreich. Dem gegenüber steht die Volu- menzunahme durch ein pneumonisches Infiltrat. Auch hier kann es zu Verschiebun- gen, in diesem Fall Ausbuchtungen, der Interlobärsepten kommen, dem „bulging fissure sign“ (. Abb. 4). Pathognomonisch ist es für Klebsiella-pneumoniae-Infektio- nen, hier vor allem im rechten Oberlappen lokalisiert. Die Prävalenz dieses Zeichens ist jedoch insgesamt rückläufig. Nicht- infektiöse Ursachen für eine „bulging fissure“ können alveoläre Hämorrhagien, Abb. 5 8 Der Röntgen-ThoraxAufnahme im p.-a.-Strahlengang zeigt eine Transparenzminderung Tumoren und Abszesse sein. rechts mit Silhouettenphänomen gegenüber dem rechten Herzschatten (a). Die Projektion im latera- Das Silhouettenzeichen wurde erst- len Strahlengang zeigt deutlich die Lokalisation im Mittellappen (b) mals beschrieben, um Pathologien jeg- licher Art anatomisch zuzuordnen. Es beschreibt den Verlust der normalen Grenzflächen zwischen der verdichteten Lunge und Weichteilen und kann durch jeglichen Pathomechanismus ausgelöst werden, bei dem Luft in den Bronchien ersetzt wird [13]. Der Verlust der Grenz- flächen, tritt im Röntgenbild immer dann auf, wenn sich die beiden Strukturen gleicher Dichte auf derselben anatomi- schen Ebene befinden. Ein entzündliches Infiltrat im Mittellappen weist ein Silhou- ettenphänomen gegenüber dem rechten Herzschatten auf und kann so von einer Konsolidation im rechten Unterlappen differenziert werden. Gleiches gilt für die Lingula und den linken Herzrand (. Abb. 5). Nichtinfektiöse Ursachen für ein positives Silhouettenzeichen können Atelektasen, Aspiration, Pleuraergüsse oder Tumoren sein. Ein weiteres häufig beschriebenes, je- doch unspezifisches Zeichen ist das „spine sign“ im lateralen Strahlengang. In einer normalen Röntgen-Thorax-Untersuchung nimmt die Transparenz der Wirbelkörper zum Zwerchfell hin zu. Eine Transparenz- erhöhung spricht bei geringer Sensitivität mit hoher Spezifität für eine Pathologie im Unterlappen ([14]; . Abb. 6). Abb. 6 8 Positives „spine sign“ im lateralen Strahlengang (Pfeil in b) der Röntgen-Thorax-Untersu- Als Sonderform des alveolären Musters, chung mit Nachweis einer Konsolidierung im rechten Unterlappen in der Computertomographie (c), ist die miliare Verteilung zu nennen. Sie welche im anterioren Röntgenstrahlengang (a) nicht sichtbar ist ist gekennzeichnet durch multiple kleins- te pulmonale Noduli (< 3 mm). Eine mi- liare (Milium, lat.: „Hirsekorn“) Verteilung spricht für eine hämorrhagische Streuung des Erregers und ist pathognomonisch für die Tuberkulose, kann jedoch bei immun- 4 Der Radiologe
Tab. 1 Bildmorphologische Charakteristika und häufigste Erreger verschiedener Pneumonien supprimierten Patienten auch durch an- Charakteristika Erreger dere Erreger ausgelöst werden; exempla- Lobär- Homogene Konsolidierungen einzelner Lun- Streptococcus pneumoniae risch zu nennen ist hier die Histoplasmo- pneumonie gensegmente oder des ganzen Lappens, be- Klebsielle pneumoniae se oder Varizellen-Pneumonie (. Abb. 7). grenzt durch Lappenspalten Legionella pneumophila Differenzialdiagnostisch ist an eine diffu- Positives Aerobronchogramm Haemophilus influenza Beginnt peripher, setzt sich nach zentral fort se Metastasierung primär bei Melanomen, Häufig basale Lungenabschnitte befallen Schilddrüsen- oder Nierenzellkarzinomen Häufig Volumenzunahme des betroffenen zu denken. Chronische Verschattungen mi- Lungenlappens liaren Musters können selten Zeichen ei- „Bulging fissure sign“ = konvexe Konfiguration ner Sarkoidose oder einer Pneumokoniose der Lappenspalten bei Klebsielle-Pneumonie sein und sollten bei entsprechenden Risi- Broncho- Unscharf begrenzte Noduli und fleckförmige Staphylococcus aureus kofaktoren ebenfalls in Betracht gezogen pneumonie Konsolidierungen oder Milchglastrübungen Streptococcus pneumoniae = lobuläre entlang der Lungensegmente E. coli, Haemophilus influenza werden [15]. Leitthema Pneumonie Häufig mehrere Lungenlappen befallen Pseudomonas aeroginosa Pilze grenzen sich durch ein eigenes Er- Kein Aerobronchogramm Viren, Mykoplasmen, Pilze scheinungsbild ab. Sie stellen sich als, teils Häufig Atelektasen durch Verlegung der Atem- große, pulmonale Rundherde dar. In der wege Computertomographie sieht man angren- Interstitielle Häufig bilateraler, diffuser Befall Viren, Mykoplasmen, Pilze zend andiesenRundherd häufigmilchglas- Pneumonie Mischbild aus Milchglastrübungen, Konsolidie- Chlamydien, Rickettsien rungen und retikulonodulären Veränderungen artige Veränderungen, welche an einen Heiligenschein erinnern; das „halo sign“ ist pathognomonisch für eine Aspergillus- Tab. 2 Radiologische Muster und ihre Differenzialdiagnosen Infektion ([10]; . Abb. 8). Zeichen Diagnose Differenzialdiagnose Während o. g. Muster (. Tab. 2) häufig Konsolidierungen (± Aero- Pneumonie Atelektase, Tumor, Aspiration unspezifisch sind, kann ein begleitender bronchogramm) Pleuraerguss meistens ausreichend und Silhouettenzeichen Pneumonie Atelektase, Tumor, Erguss mit hoher Verlässlichkeit beurteilt wer- „Bulging fissure sign“ Lobärpneumonie Abszess, Tumor, Blutung den. Charakteristisch ist die homogene Ground-glass-Opazitäten Atypische Pneumonie Lungenödem, Tumor, Vaskulitis Verschattung des kostodiaphragmalen Re- „Halo sign“ Aspergillus Pseudomonas, HSV, CMV, Granulomatose cessus im lateralen Strahlengang [16]. mit Polyangiitis Differenzialdiagnostisch muss bei grö- Luft-Flüssigkeits-Spiegel Empyem, Abszess Tumor(nekrose), Granulomatose mit ßeren Verschattungen an einen Hämato- Polyangiitis thorax oder eine (Teil-)Pneumektomie ge- „Spine sign“ Pneumonie Atelektase, Erguss, Tumor dacht werden, was sich mit einem Blick in Miliares Muster Tuberkulose Varizellen, Metastasen die Patientenakte schnell evaluieren lässt HSV Herpes-simplex-Virus, CMV Zytomegalie-Virus (. Abb. 9). Schwieriger ist es bei der Differenzi- Tab. 3 Empfehlungen für Follow-up-Untersuchungen bei inzidentellen soliden Noduli gemäß aldiagnose Pleuraempyem. Das typische Fleischner Society (Version 2017) Muster ist eine linsenförmige Verdickung Low-risk High-riska der Pleura mit Aussparung des Recessus. < 6 mm Kein Follow-up Optionale CT in 12 Monaten Jedoch ist eine Beurteilung auch mit einer 6–8 mm Solitär: CT in 6–12 und optional in Solitär: CT in 6–12 Monaten und ergänzenden CT-Untersuchung oft nicht 18–24 Monaten 18–24 Monaten konklusiv möglich. ZusätzlicheZeichenwie Multipelb: CT in 3–6 Monaten, optional Multiple: CT in 3–6 Monaten und eine pleurale Verdickung oder eine ver- in 18–24 Monaten 18–24 Monaten mehrte Kontrastmittelanreicherung treten > 8 mm Solitär: Intervall CT in 3 Monaten oder Solitär: Intervall CT in 3 Monaten oder oft erst spät auf [17]. PET/CT oder Biopsie PET/CT oder Biopsie Multiple: CT in 3–6 Monaten, optional Multiple: CT in 3–6 Monaten und Komplikationen des Empyems, respek- 18–24 Monaten 18–24 Monaten tive der fulminanten Pneumonie, ist die CT Computertomographie, PET Positronen-Emissions-Tomographie bronchopleurale Fistel. Bereits im Rönt- a Risikofaktoren: Nikotinabusus, Exposition zu Asbest, Radon oder Uran, Lungenkrebs in der Famili- genbild würde sich dies durch einen Luft- enanamnese, hohes Alter, weibliches Geschlecht, Ethnie (schwarzafrikanische oder hawaiianische Flüssigkeits-Spiegel im pleuralen Raum Bevölkerung), spikulierte Berandung, Lokalisation im Oberlappen, Anzahl < 5, Lungenemphysem oder darstellen. Differenzialdiagnostisch ist bei -Fibrose b Nachweis eines Luft-Flüssigkeits-Spiegels Bei multiplen Noduli zählt der größte Nodulus jedoch auch an einen Lungenabszess mit gasbildenden Bakterien zu denken ([15]; . Abb. 10). Der Radiologe 5
Leitthema Pneumonie (PJP) die Röntgenaufnahme des Thorax häufig unauffällig ist, weist die CT-Untersuchung charakteristisch Bild eines „crazy paving“ auf. Das typische Mischbild aus bilateralen Ground-glass- Opazitäten und Konsolidierungen, meist zentral oder im Oberlappen betont, wird oft begleitet von irregulär verdickten Sep- ten, Kavitäten und Zysten und erinnert mit seinem Muster an ein Mosaik (. Abb. 11; [18]). Beim immunkompetenten Patienten spielt die Computertomographie bei per- sistierender Symptomatik insbesondere in der Reevaluation der Therapie eine wichtige Rolle [19]. Bei chronischen und progredienten Konsolidierungen oder „red flags“ wie Hämoptoe muss diffe- renzialdiagnostisch auch immer an ein zugrundeliegendes Bronchialkarzinom gedacht werden (. Abb. 12). Pulmonale Rundherde – nur eine Entzündung? Rundliche Transparenzminderungen mit einer Größe bis 3 cm werden als pulmonale Rundherde bezeichnet. Größere Läsionen, gelten bereits als Raumforderung und so- mit primär als weiter abklärungsbedürftig. Eine dezidierte Abklärung mittels Compu- tertomographie ist hier notwendig [20]. Die Prävalenz von malignen Läsionen variiert je nach Quelle sehr stark. Nur bei 2–20 % der singulären Rundherde handelt es sich um die Primärmanifestation eines Bronchialkarzinoms. Mehr als die Hälfte der inzidentellen Läsionen sind benigne, wie z. B. Hamartome, Tuberkulome oder Granulome, vaskuläre Läsionen wie Infark- te und Hämatome oder Entzündungen [21]. Morphologische Charakteristika kön- nen bei der Risikoeinschätzung pulmona- Abb. 7 8 Miliares Muster bei Varizellen-Pneumonie (a, b) und Tuberkulose (c–e) in der Röntgenauf- ler Rundherde helfen. Verkalkungsmuster nahme des Thorax in p.-a. und lateralem Strahlengang (a–d) sowie in der zugehörigen Computerto- in benignen Läsionen sind jedoch oft un- mographie (CT) des Thorax (e) spezifisch, nicht vorhanden oder falsch- positiv. So können einige Bronchialkarzi- Rolle der Computertomographie – im nosokomialen Umfeld, Therapie und nome ebenfalls atypische Verkalkungen wann ist sie notwendig? Diagnostik. Tumorpatienten, chronisch aufweisen, welche als Benignitätskriteri- Kranke oder Patienten unter Immunsup- um fehlinterpretiert werden können [21]. Fehlende Veränderungen in der Thorax- pression sind anfällig für Erreger, welche übersichtsaufnahme allein stellen kei- für den immunkompetenten Patienten Limitationen des konventionellen ne Indikation für eine ergänzende CT- in den meisten Fällen harmlos sind. Als Bildes Untersuchung dar. Im klinischen Alltag häufigster opportunistischer Erreger ist erschweren jedoch zunehmend resisten- hier Pneumocystis jirovecii zu nennen. Obwohl das konventionelle Röntgen- te und atypische Erreger, insbesondere Während bei der Pneumocystis-jirovecii- Thorax-Bild immer noch zu den Standard- 6 Der Radiologe
Leitthema Abb. 8 8 Computertomographie (CT) des Thorax im axialen Schnitt mit pulmonaler Raumforderung im rechten Oberlappen (a). Die vergrößerte Aufnahme zeigt angrenzend einen milchglasartigen Schleier, ein positives „halo sign“ bei Aspergillom (b) Abb. 9 8 Röntgen-Thorax-Aufnahme im p.-a.-Strahlengang mit Verschattung des Recessus links bei Pleuraerguss (a). Status nach Pneumektomie mit homogener Transparenzminderung des linken Hemithorax und Mediastinalshift nach links (Pfei- le und Linie in b). Teilatelektase des linken Unterlappens mit Zwerchfellhochstand links (Pfeil und Linie in c) bei erhaltenem kostodiaphragmalem Winkel verfahren in der Primärdiagnostik gehört, Mamma oder einer extrathorakalen In- Pleurale Läsionen zählen per Definition ist seine Sensitivität in der Detektion von stallation und einem pulmonalen Nodulus ebenfalls zu Pseudoläsionen. Häufig han- pulmonalen Rundherden deutlich gerin- unterscheiden (. Abb. 13). Ist eine Läsion delt es sich dabei um benigne Plaques. ger als die der Computertomographie, lediglich in einer Ebene darstellbar, sollte Prädilektionsstellen sind insbesondere die daher wird auch die Niedrigdosis-CT und man von dem Vorliegen einer Pseudolä- posterolateralen, mediastinalen und dia- nicht die konventionelle Röntgen-Thorax- sion ausgehen. Ein weiteres Kriterium zur phragmalen Pleuraabschnitte, die Lungen- Untersuchung in Lungenkarzinomfrüh- Differenzierung von Pseudoläsionen und apeces und kostodiaphragmatischen Win- erkennungsprogrammen verwendet [22]. pulmonaler Rundherde ist die Berandung. kel bleiben meistens ausgespart. Charakte- Bei falscher Durchführung ist die Röntgen- Während Pseudoläsionen keine vollstän- ristische Verkalkungen erleichtern die Dia- Thorax-Bildgebung aufgrund ihrer Zwei- dige Berandung zeigen, sind pulmonale gnose, fehlen jedoch in bis zu 95 % der dimensionalität deutlich eingeschränkt Rundherde vollständig von Lungenparen- Pleuraplaques (. Abb. 15). Risikofaktor für [5]. Pseudoläsionen können extrapulmo- chym umgeben. die Entstehung pleuraler Plaques ist die nale oder kutane Läsionen, Devices oder Ob eine Läsion innerhalb des Lun- Berufsexposition mit Asbest, eine maligne Frakturen sein, welche sich als Lungen- genparenchyms oder doch extrathorakal Entartung mit einem meist fulminanten rundherd darstellen; sie machen 20 % der liegt, lässt sich an dem gemessen Win- Krankheitsverlauf ist möglich [24, 25]. Lungenopazitäten aus [23]. Standardvor- kel zur Pleura leicht erkennen. Während gehen ist deshalb immer die Aufnahme intrapulmonale Läsionen einen spitzen in zwei Ebenen. So lässt sich durch die Winkel zeigen, ist er bei Pseudoläsionen ergänzende seitliche Thoraxaufnahme flach (. Abb. 14). schnell zwischen einem Rundherd in der Der Radiologe 7
Leitthema Abb. 10 8 Röntgen-Thorax-Aufnahme im lateralen Strahlengang mit Transparenzminderung rechts dorsobasal (a) mit Nachweis eines Empyems in der zugehörigen Computertomographie des Thorax mit charakteristischer Pleuraverdickung (b). Pleuraempyem mit Luft-Flüssigkeits-Spiegel bei bron- chopleuraler Fistel (c, d) in der Röntgenaufnahme des Thorax und der zugehörigen CT-Thorax Abb. 11 9 Röntgenbild im p.-a.-Strahlengang (a) mit bilateralen Konsolidierun- gen. Die zugehörige Com- putertomographie (b) zeigt ein„crazy paving“bei Pneu- mocystis-jirovecii-Pneu- monie (PJP) 8 Der Radiologe
Leitthema Abb. 12 8 Röntgen-Thorax-Aufnahme im p.-a.-Strahlengang eines 64-jährigen Patienten mit Husten und Nachweis einer Konsolidierung im rechten Oberlappen (a). Vier Monate nach antibiotischer Therapie Größenprogredienz derselben (b). Die Computertomographie (CT) zeigt ein bronchoalveoläres Karzinom (c) des weiteren Vorgehens ist wichtig und wurdeindenletztenJahrennachmehreren Kriterien optimiert. Die am häufigsten ver- wendeten Kriterien zur Risikoevaluation von pulmonalen Runderden sind die Flei- schner-Kriterien. Berücksichtigt werden hier die Anzahl und das Verteilungsmus- ter, die Morphologie (Größe, Form und Dichte), aber auch Risikofaktoren, welche ein Bronchialkarzinom begünstigen. Ein häufiger Fehler insbesondere bei jungen Kollegen ist die falsche Messung eines No- dulus (Längsachse × Kurzachse /2, wobei Abb. 13 8 EKG-Elektrode, welche sich im p.-a.-Strahlengang (a) der Röntgen-Thorax-Aufnahme als beide Messungen orthogonal zueinander Rundherd in Projektion auf den rechten Oberlappen präsentiert. Im lateralen Strahlengang (b) nicht erfolgen), welche bei entsprechender Grö- darstellbar ßendynamik Behandlungskonsequenzen nach sich ziehen kann. . Tab. 3 gibt einen Hounsfield-Units: Rolle der die genaue Lagebeziehung zu angren- Überblick über die empfohlenen Verlaufs- Computertomographie zenden Bronchien für die Evaluation einer intervalle bei soliden pulmonalen Noduli transbronchialen Biopsie oder CT-gesteu- gemäß Fleischner Society. Bei immun- Durch die Einführung der Computerto- erten Punktion kann beurteilt werden. supprimierten Patienten jedoch sollten mographie kam auch die Möglichkeit der In fortgeschrittenen Stadien ist vor allem die Kriterien nicht angewendet werden, Dichtemessung, angegeben in Hounsfield- die Infiltration angrenzender Strukturen obwohl diese ein erhöhtes Risiko für ein Units (HU). Diese liefert uns Informationen von prognostischer Bedeutung. Durch die Tumorleiden aufweisen [27]. nicht nur über die Morphologie, sondern in den letzten Jahren immer besser wer- auch über die Beschaffenheit einer Läsion. dende Technologie wird auch mit einer Die Radiologie im Wandel – Fett, Flüssigkeit und Verkalkungen zeigen Low-dose-CT bei deutlicher Dosiseinspa- Zukunftsaussichten charakteristische HU-Werte und können rung (Thorax-CT 5,5 mSv vs. Low-dose- bei der Klassifizierung von pulmonalen CT < 1 mSv vs. konventionelle Röntgen- Neue Möglichkeiten bietet die in den letz- Rundherden hilfreich sein [21]. Einen wei- Thorax-Aufnahme mit 0,10 mSv; [1]) eine ten Jahren immer häufiger angewendete teren Vorteil, den die CT aufbringt, ist hohe diagnostische Sensitivität erreicht Hybridbildgebung. Hier kann nicht nur die die gleichzeitige Beurteilung der umlie- [26]. Dies ermöglicht engmaschige Ver- Morphologie eines Rundherdes beurteilt genden Strukturen. Wo ein Röntgenbild laufskontrollen suspekter Rundherde in werden, sondern viel wichtiger auch seine wenig Auskunft bietet, kann in der CT der CT und erleichtert dem Radiologen biologischen Eigenschaften. So kann es in eine genauere Beurteilung von Weich- die Beurteilung. der CT allein oft schwierig sein, zwischen teilen, Lungenparenchym und ossären Ein individuelles Assessment bei ent- einer Entzündung, einem Malignom oder Strukturen zum Staging erfolgen. Auch sprechendem Risikoprofil zur Evaluation postoperativen, respektive posttherapeu- Der Radiologe 9
Leitthema haben gezeigt, dass neuronale Netzwerke von Computern mit hoher diagnostischer Genauigkeit pulmonale Noduli erkennen und diese hinsichtlich ihrer Malignitäts- wahrscheinlichkeit einordnen können [29]. Zum aktuellen Zeitpunkt dienen diese Systeme jedoch eher der Qualitäts- kontrolle des radiologischen Befundes und sind noch nicht in den klinischen Alltag integriert. Fazit für die Praxis 4 Das Röntgenbild ist durch seine schnelle Verfügbarkeit weiterhin der Goldstandard in der Primärdiagnostik von Pneumonien. 4 Fortschrittliche Techniken erlauben Com- putertomographie(CT)-Untersuchungen mit vergleichbar geringer Dosis und ge- winnen somit an Bedeutung. 4 Verteilungsmuster können Hinweise auf die Pathogenese einer Pneumonie liefern, sind häufig jedoch unspezifisch. 4 Die Pneumonie ist eine klinische Diagno- se. Radiologische Zeichen können im frü- hen Stadium fehlen. 4 Pseudoläsionen sind häufig, können je- doch einfach von pulmonalen Rundher- den unterschieden werden. Korrespondenzadresse Abb. 14 8 Röntgen-Thorax-Aufnahme mit pleuraständiger Raumforderung im linken Oberlappen mit stumpfem Winkel gegenüber der Pleura im p.-a. und lateralen Strahlengang (Linien in a, b). Die Prof. Dr. med. Thomas Frauenfelder, MAS ergänzende Computertomographie (c) weist eine pleurale Raumforderung nach Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsspital Zürich Rämistr. 100, 8091 Zürich, Schweiz thomas.frauenfelder@usz.ch Funding. Open access funding provided by Univer- sity of Zurich Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt. T. Frauenfelder und A. Lands- mann geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Abb. 15 8 Röntgen-Thorax-Aufnahme im p.-a.-Strahlengang mit flauer Verkalkung in Projektion auf Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort die rechtsbasale Pleura (a). Nachweis eines verkalkenden Pleuraplaques in der korrelierenden CT-Un- angegebenen ethischen Richtlinien. tersuchung des Thorax (b) Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, tischen Veränderungen zu unterscheiden. sie eine deutlich höhere Sensitivität [28]. Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jegli- chem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die In Deutschland gehört die Positronen- In den letzten Jahren hat die künstli- ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsge- Emissions-Tomographie(PET)/CT bereits che Intelligenz (KI) immer mehr Einzug mäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz zur Standarddiagnostik von Bronchialkar- in die Medizin gefunden. Sogenannte beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom- men wurden. zinomen und ist zum Tumorstaging kas- CAD(„computer-aided detection“)-Syste- senärztlich anerkannt. Insbesondere in me gehören in vielen Kliniken bereits zum Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges der Detektion von Fernmetastasen zeigt Untersuchungsstandard. Neueste Studien Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten 10 Der Radiologe
Abstract Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbil- dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be- Pulmonary nodules and pneumonia. A diagnostic guideline treffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung Background: Chest X-ray is one of the most frequent examinations in radiology and its nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für interpretation is considered part of the basic knowledge of every radiologist. die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Ma- Objectives: The purpose of this article is to recognize common signs and patterns of terials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. pneumonias and pseudonodules in chest X-rays and to provide a diagnostic guideline for young radiologists. Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Materials and methods: Recent studies and data are analyzed and an overview of the Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/ most common signs and patterns in chest X-ray is provided. licenses/by/4.0/deed.de. Results: Knowledge about common signs and patterns in chest X-ray is helpful in the diagnosis of pneumonias and can be indicative for the cause of an infection. However, those signs are often unspecific and should, therefore, be set in clinical content. Literatur Computed tomography is becoming increasingly important in the primary diagnosis of pulmonary lesions because of its much higher sensitivity. 1. EuropeanUnion(2014)Medicalradiationexposure Leitthema of the European population. European Comission Conclusion: Chest X-ray is still the first-line modality in the diagnosis of pneumonia radiation protection, Bd. 180 and pulmonary nodules; however, radiologists should be aware of its limitations. 2. 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