Diagnostik bei ambulant erworbener Pneumonie

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Schwerpunkt: Lunge und Infektion

    Internist 2007 · 48:468–475                    U. Flückiger · M. Battegay · G. Laifer
    DOI 10.1007/s00108-007-1826-9                  Klinik für Infektiologie & Spitalhygiene, Universitätsspital Basel
    Online publiziert: 28. März 2007
    © Springer Medizin Verlag 2007

    Schwerpunktherausgeber
    M. Battegay, Basel/Schweiz
                                                   Diagnostik bei ambulant
    B. Zabel, Borstel
                                                   erworbener Pneumonie

    Ist der Patient an einer Pneumonie er-         worbener Pneumonie konnte in 74% eine               Anamnese und körperliche
    krankt oder nicht? Dies ist eine häu-          mikrobiologische Diagnose mit konventio-            Untersuchung
    fige Frage, die sich der Hausarzt oder         nellen Methoden und neueren diagnosti-
    der Notfallarzt stellt.                        schen Techniken, wie PCR (Polymerase-               Nur etwa 5% der Patienten mit respirato-
                                                   kettenreaktion) gestellt werden [25].               rischen Symptomen haben eine Pneumo-
    Eine Untersuchung aus den USA zeigte,             Der größte Teil der ambulant erwor-              nie. Da sowohl aus praktischen wie auch
    dass 4% der Arztbesuche wegen respirato-       benen Pneumonien wird in der ambu-                  aus Kostengründen nicht bei allen Pati-
    rischen Symptomen stattfanden und dass         lanten Praxis behandelt. Hier wird nur              enten ein Röntgenbild durchgeführt wer-
    davon nur 5% der Patienten eine Pneu-          ein Minimum an Diagnostik wie z. B. ein             den kann, muss der erstbehandelnde Arzt
    monie aufwiesen [19]. In der präantibio-       Röntgenbild durchgeführt, jedoch im All-            aufgrund der Anamnese und klinischen
    tischen Ära betrug die Mortalität einer        gemeinen auf eine Erregerdiagnostik ver-            Präsentation die Wahrscheinlichkeit ei-
    Pneumokokkenpneumonie bis zu 60%.              zichtet. Im Folgenden beschreiben wir die           ner Pneumonie abschätzen und je nach
    Seit der Einführung von Penicillin ist sie     Wertigkeit der verschiedenen diagnosti-             Situation ein Röntgenbild verordnen. Ein
    auf etwa 20% gesunken. Seither gilt die        schen Möglichkeiten für den Hausarzt in             einzelnes Symptom oder ein Abweichen
    Antibiotikagabe bei einer Pneumonie als        der Praxis und den Arzt auf der Notfall-            eines Vitalzeichens von der Norm genügt
    Standardtherapie. Bei anderen respirato-       station. Es ist zu beachten, dass wir hier          nicht für einen Hinweis auf eine Pneumo-
    rischen Infektionen, z. B. einer Bronchi-      die ambulant erworbene Pneumonie bei                nie. Die Kombination von Husten, Fie-
    tis, ist die Antibiotikatherapie umstritten.   immunkompetenten Erwachsenen dis-                   ber, Tachykardie und feuchten Rasselge-
    So führt eine zu häufig verabreichte an-       kutieren und nicht Pneumonien bei Pati-             räuschen bei der Auskultation erhöht die
    tibiotische Therapie zur Ausbreitung von       enten unter immunsuppressiver Therapie              Wahrscheinlichkeit einer Pneumonie von
    resistenten Bakterien und ist mit Neben-       oder mit HIV-Infekten.                              5% auf 18 bis 42% [18]. In den kürzlich
    wirkungen und unnötigen Kosten ver-
    bunden. Deshalb ist die Abgrenzung ei-          Tab. 1   Definitionen der respiratorischen Infektionen [28]
    ner Pneumonie von anderen respirato-            Krankheitsbild       Definition
    rischen Infektionen wichtig (Definiti-          Infektion der unterenAkute Erkrankung (≤21 Tage) mit Husten als Leitsymptom und ≥1 der fol-
    onen der respiratorischen Infektionen sie-      Atemwege             genden Symptome: Sputumproduktion, Atemnot, Obstruktion,
    he . Tab. 1).                                                        Thoraxschmerz
        Die Diagnose einer ambulant erwor-          Akute                Akute Erkrankung mit Zeichen einer Infektion der unteren Atemwege bei
    benen Pneumonie beruht auf der kli-             Tracheobronchitis    Patienten ohne COPD; Kriterien für eine Pneumonie (s. u.) sind nicht erfüllt
    nischen Präsentation (Anamnese, Vorer-          Ambulant erworbene Akute Erkrankung mit Husten und ≥1 der folgenden Symptome:
    krankungen und klinischer Status) sowie         Pneumonie (CAP*)     neuer fokaler Lungenbefund, Fieber >4 Tage, Atemnot oder Tachypnoe
                                                                         (= vermutete CAP).
    auf bildgebenden und mikrobiologischen
                                                                         Definitive CAP bei neu aufgetretenem Infiltrat im Röntgenbild; bei älteren
    Untersuchungen, welche zusammen mit                                  Patienten: Infiltrat mit akuter Erkrankung mit unspezifischen Symptomen
    epidemiologischen Kenntnissen interpre-                              ausreichend
    tiert werden müssen.                            Akute Exazerbation   Verschlechterung von Atemnot, Husten und/oder Sputum bei Patienten
        Der Erregernachweis erleichtert die         einer COPD           mit COPD, die zu einer Änderung des Therapiemanagements führt;
    Wahl und Dauer der antibiotischen The-                               bei zusätzlichem Infiltrat sind die Kriterien für eine ambulant erworbene
    rapie. Bei umfangreicher Diagnostik bleibt                           Pneumonie gegeben
    jedoch der ursächliche Erreger in bis zu        Influenza            Akute Erkrankung mit Fieber und ≥1 der folgenden Symptome:
                                                                         Kopfschmerz, Myalgie, Husten, Halsschmerzen
    50% der Fälle unklar [3, 22, 28]. In einer
    Studie von 105 Patienten mit ambulant er-       * „community acquired pneumonia“

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Schwerpunkt: Lunge und Infektion

        Tab. 2 Häufigste Erreger einer ambulant erworbenen Pneumonie in Abhängigkeit des                 malem Thoraxröntgenbild untersucht [4].
        Schweregrades. (Nach [1])                                                                        Ein Drittel dieser Patienten hatte entspre-
        Ambulant behandelbar           Hospitalisation (nicht ICU;     Auf Intensivstation               chend dem Röntgenbefund keine Pneu-
        (milde Pneumonie)              moderate Pneumonie)             (schwere Pneumonie)               monie. Der PSI [10] war bei den nicht be-
        S. pneumoniae                  S. pneumoniae                   S. pneumoniae                     stätigten Pneumonien sogar etwas höher
        M. pneumoniae                  M. pneumoniae                   Legionella spp.                   als bei den bestätigten (104±32 vs. 99±37,
        H. influenzae                  C. pneumoniae                   H. influenzae                     beide Zahlen entsprechen der Klasse IV;
        C. pneumoniae                  H. influenzae                   Gramnegative Bakterien            p=0,004). Der Hauptunterschied in bei-
        Respiratorische Viren*         Legionella spp.                 S. aureus                         den Gruppen wurde beim Erregerspek-
                                       Aspiration                                                        trum gefunden. Vor allem Patienten mit
                                       Respiratorische Viren*                                            Streptococcus-pneumoniae-Bakteriämien
        * Influenza A und B, Adenovirus, RSV, Parainfluenza                                              hatten signifikant häufiger ein radiolo-
                                                                                                         gisches Infiltrat. Die Letalität im Spital
                                                                                                         war in beiden Gruppen relevant und ver-
    erschienenen europäischen Richtlinien                meist ambulant behandelt werden (Mor-           gleichbar (8% bei nicht bestätigter Pneu-
    (ESR/ESCMID) wird vorgeschlagen, ein                 talitätsrisiko 0,1–0,9%), Patienten in den      monie vs. 10% bei bestätigter Pneumonie).
    Röntgenbild durchzuführen bei einem Pa-              Klassen IV und V (Mortalität 9,3% resp.         Diese Untersuchung zeigt, dass auch Pati-
    tienten mit akutem Husten und zusätzlich             27%) müssen hospitalisiert werden.              enten ohne Lungeninfiltrat bei respirato-
    einem der folgenden Zeichen [28]:                        Im Vergleich zum PSI ist der CURB-          rischen Symptomen und hoher PSI-Klasse
    F neuer fokaler klinischer Lungenbe-                 Index ([14, 21]; je ein Punkt für „confusi-     (IV oder V) von einer raschen Antibiotika-
        fund,                                            on, urea >7 mmol/l, respiration rate ≥30/       therapie profitieren. Ein weiterer Grund
    F Fieber über 4 Tage,                                min, blood pressure systolic
Zusammenfassung · Abstract

sibel. Aufgrund dieser zunehmenden Re-          Internist 2007 · 48:468–475 DOI 10.1007/s00108-007-1826-9
sistenzentwicklung ist es für jeden Haus-       © Springer Medizin Verlag 2007
und Spitalarzt wichtig, sich regelmäßig
                                                U. Flückiger · M. Battegay · G. Laifer
über die neuesten Zahlen zu informieren
                                                Diagnostik bei ambulant erworbener Pneumonie
und gegebenenfalls die Antibiotikawahl
anzupassen.                                     Zusammenfassung
                                                Pneumonien gehören zu den häufigeren Dia-          den, wobei bei einem purulenten Sputum
> Bei nicht hospitalisierten                    gnosen in der Hausarztpraxis und im Spital.        die Wertigkeit der Gramfärbung für verschie-
   Patienten soll keine                         Bei der ambulant erworbenen Pneumonie              dene Erreger, vor allem S. pneumoniae, hoch
                                                weisen die vertiefte Anamnese bei einem Pa-        ist. In speziellen Situationen kann der Urinan-
   Erregerdiagnostik                            tienten mit akutem Husten und zusätzlichem         tigentest für Pneumokokken eine zusätzliche
   durchgeführt werden                          fokalen klinischen Lungenbefund, Fieber            diagnostische Hilfe bieten. Wichtig für eine
                                                über mehr als 4 Tage sowie Dys- und Tachy-         meist empirische Therapie ist die Berücksich-
Bei hospitalisierten Patienten sollte ei-       pnoe auf diese Diagnose hin. Ein wichtiger         tigung des Alters des Patienten, die Epidemio-
ne Erregerdiagnostik durchgeführt wer-          Entscheid ist, ob ein Patient hospitalisiert       logie hinsichtlich Resistenzmuster sowie das
den, damit das empirisch gewählte Anti-         werden soll oder nicht. Hierzu erfolgt die Risi-   Wissen über die häufigsten Erreger.
                                                koeinschätzung gemäß verschiedener Scores,
biotikum an den isolierten Erreger ange-
                                                die den Schweregrad einer Pneumonie ein-           Schlüsselwörter
passt werden kann, um eine mögliche Re-         stufen. Im ambulanten Bereich muss a priori        Ambulant erworbene Pneumonie · Dyspnoe ·
sistenzentwicklung einzuschränken und           keine Erregerdiagnostik durchgeführt wer-          Pneumokokken
Nebenwirkungen und Kosten zu verrin-
gern.
                                                Diagnostic procedures for patients with
Blutkulturen                                    community acquired pneumonia
                                                Abstract
Die ESR/ESCMID-Richtlinien empfehlen            The diagnosis of community acquired pneu-          basis, no specific microbiological diagnosis
Blutkulturen bei allen hospitalisierten Pa-     monia (CAP) is based on a patient history          must be performed. If, for clinical or epidemio-
tienten durchzuführen. Blutkulturen ha-         with respiratory symptoms and additional           logical reasons a gram stain is done, it must
                                                symptoms and signs such as fever over more         be obtained from purulent sputum. Recent
ben eine sehr hohe Spezifität, werden aber
                                                than 4 days, dyspnea and tachypnea and/or          tests may help in discriminating between vi-
nur bei etwa 11% der schweren ambulant          a positive lung auscultation. Despite recent-      ral and bacterial pneumonia (procalcitonin
erworbenen Pneumonien positiv sein (in          ly developed tests, radiology is a key diag-       test) or determine the bacteria responsible
über 60% S. pneumoniae, seltener Strepto-       nostic procedure for confirming CAP. Impor-        for acute disease (pneumococcal antigen test
kokken, Haemophilus influenzae, gramne-         tantly, the first treating physician must judge    using urine).
gative Erreger oder S. aureus).                 whether to hospitalize a patient or not. Two
                                                major scoring systems allow judgement of           Keywords
                                                severity and short-term prognosis. In general,     Community acquired pneumonia · Dyspno-
Grampräparat und Kultur                         in patients with mild or moderate pneumo-          ea · Streptococcus pneumoniae
                                                nia who can be treated on an ambulatory
Die Gramfärbung ist eine der ältesten Me-
thoden der Pneumonieerregerdiagnostik.
Je nach Erreger ist die Sensitivität und Spe-
zifität für Gram und Kultur unterschied-
lich. Die Kultursensitivität für S. pneu-
moniae liegt zwischen 57 und 70% und
die Spezifität zwischen 79 und 100%. Die
Sensitivität für alle Bakterien zusammen-
genommen liegt zwischen 65 und 80%,
vorausgesetzt, dass eine Analyse nur bei
purulentem Sputum durchgeführt wird
[2]. Die ESR/ESCMID-Richtlinien emp-
fehlen nur ein Direktpräparat durchzu-
führen, falls ein purulentes Sputum vor-
liegt, da ein nicht purulentes Sputum ei-
ne Kontamination aus der Mundflora re-
flektieren kann. Ein purulentes Sputum
weist >25 polymorphkernige Leukozyten
und ≤10 Epithelien pro Gesichtsfeld auf
(100fache Vergrößerung) und kann ge-
mäß Literatur bei einem Drittel [11] bis

                                                                                                                           Der Internist 5 · 2007     | 471
Schwerpunkt: Lunge und Infektion

        Tab. 3   Diagnostik für ambulant erworbene Pneumonie                                           nagement eines individuellen Patienten
        Was?                              Wann?                                                        nicht empfohlen, können aber in epide-
        Thoraxröntgen                     Fieber >4 Tage                                               miologischen Situationen nützlich sein.
                                          Akuter Husten                                                Zur Diagnosestellung ist ein 4facher Ti-
                                          Dyspnoe/Tachypnoe                                            teranstieg der IgG (oder IgG+IgM) im In-
                                          Fokaler klinischer Lungenbefund                              tervall von 7 bis 10 Tagen oder das Neu-
        Messung der Sauerstoffsättigung   Bei hospitalisierten Patienten                               auftreten von IgM während der Erkran-
                                          Wünschenswert bei allen Patienten mit Verdacht auf           kung gefordert.
                                          Pneumonie
        Sputum: Gramfärbung/Kultur        Bei eitrigem Sputum und hospitalisierten Patienten
                                                                                                       Polymerasekettenreaktion (PCR)
        Blutkulturen (2×2)                Bei hospitalisierten Patienten
        Legionellen-Ag (Urin)             Bei schwerer Pneumonie
                                                                                                       Amplifikationstests zum Nachweis mi-
        Pneumokokken-Ag (Urin)            Falls kein Erreger
                                                                                                       krobieller Nukleinsäure von Mycoplasma
                                                                                                       spp., Chlamydia spp., Legionella spp., Bor-
    drei Viertel [13] der Patienten gewonnen            miologisch vermutet wird. Der Schnell-         detella pertussis, Viren, sowie Mycobacte-
    werden. Ein dominanter Keim (definiert              test ist in wenigen Stunden verfügbar (vs.     rium tuberculosis wurden in den letzten
    als >90% der Keime im Direktpräparat)               3–4 Tage für Legionellenkulturen), weist       Jahren entwickelt und validiert. Ihre Vor-
    ist sehr spezifisch, die Sensitivitäten lie-        als Nachteil aber nur Legionellen der Se-      teile sind eine hohe Sensitivität und Spe-
    gen jedoch unter 50%. In einer prospek-             rogruppe 1 nach, welche jedoch für über        zifität, die schnelle Verfügbarkeit und Un-
    tiven Studie ambulant erworbener Pneu-              85% aller Legionellenpneumonien verant-        abhängigkeit von einer Antibiotikavorbe-
    monien und Bakterien zeigte das Sputum-             wortlich sind. Die Sensitivität dieses Tests   handlung. Für atypische Keime und wäh-
    direktpräparat in 79% der Fälle einen prä-          beträgt 40 bis 53% bei milder und 88 bis       rend der Wintersaison für Influenza und
    dominanten Keim mit 85%iger Überein-                100% bei schwerer Legionellenpneumonie         RSV kann ihr Einsatz im klinischen Alltag
    stimmung der im Blut gefundenen Keime               [29]. Das Antigen kann in den ersten 5 Ta-     erwogen werden.
    [11]. Die Sputumkultur zeigt je nach Stu-           gen noch negativ sein und bleibt für 6 bis
    die eine große Varianz der Ausbeute von             14 Tage positiv [5]. Bei initialer Negativi-   C-reaktives Protein (CRP)
    unter 20% bei ambulanten [26] bis über              tät und bleibender Möglichkeit einer Le-       und Procalcitonin
    90% bei hospitalisierten Patienten [8].             gionellenpneumonie soll der Test deshalb
    Entsprechend den ESR/ESCMID-Richt-                  wiederholt werden.                             Es gibt keine guten Daten in der Litera-
    linien kann, falls die Kultur den prädo-                Die Sensitivität des Pneumokokkenan-       tur dazu, dass eine zusätzliche CRP-Be-
    minanten Keim des Direktpräparates be-              tigentests im Urin (Binax NOW®) liegt bei      stimmung hilfreich ist zur Diagnosestel-
    stätigt, dieser als verursachender Erreger          50 bis 80% (für bakteriämische Erkran-         lung einer ambulant erworbenen Pneu-
    angesehen werden und gemäß Antibio-                 kungen 75–85%) bei einer hohen Spezifi-        monie. Zwei ältere skandinavische Studi-
    gramm behandelt werden.                             tät bei Erwachsenen (>90%). Eine zusätz-       en berichten, dass bei Patienten mit aku-
                                                        liche Erregeridentifikation bei einer Pneu-    ten Atemwegserkrankungen ein CRP
    Punktion eines Pleuraergusses                       monie ohne initialen Erregernachweis ist       >50 mg/dl auf eine Pneumonie hinweist
                                                        bei einem Viertel der Fälle möglich [12].      [16, 17]. Neue Studien deuten an, dass er-
    Ein Pleuraerguss ist bei 40% der ambulant           Bei Kindern mit erheblicher nasopha-           höhte Procalcitoninwerte gut zwischen vi-
    erworbenen Pneumonie vorhanden. Eine                ryngealer Kolonisation mit Pneumokok-          ralen und bakteriellen Infektionen diskri-
    diagnostische Punktion ist nur bei signi-           ken kann der Test falsch positiv sein [6].     minieren [7].
    fikanter Menge (>10 mm Tiefenausdeh-                Für den Einsatz des Pneumokokkenan-
    nung im Ultraschall) empfohlen. Eine po-            tigentests im Urin (Binax NOW®) geben          Erreger der ambulant
    sitive Kultur ist zwar hoch spezifisch, wird        die europäischen Richtlinien noch keine        erworbenen Pneumonien
    jedoch nicht häufig sein, da Bakterien den          Empfehlungen ab; andere Autoren schla-
    Pleuraraum nur selten besiedeln [24]. Die           gen ein sequenzielles Vorgehen vor mit         Im Allgemeinen sollte der Hausarzt bei
    Inzidenz des Pleuraempyems bei ambu-                Durchführung des Pneumokokkenanti-             einer ambulant behandelbaren Pneumo-
    lant erworbener Pneumonie wird in neue-             gentests im Urin bei Hochrisikopatienten,      nie (. Tab. 2), keine Erregerdiagnostik
    ren Arbeiten mit
Schwerpunkt: Lunge und Infektion

    die Resistenzlage geographisch sehr unter-    Fazit für die Praxis                                         6. Burel E, Dufour P, Gauduchon V et al. (2001) Evalu-
                                                                                                                  ation of a rapid immunochromatographic assay for
    schiedlich ist. So sind z. B. in Frankreich                                                                   detection of Streptococcus pneumoniae antigen
    bis zu 20% der isolierten Pneumokokken-       Die Diagnose der ambulant erworbenen                            in urine samples. Eur J Clin Microbiol Infect Dis 20:
    stämme gegenüber Penicillin resistent, in     Pneumonie stützt sich vor allem auf die                         840–841
                                                                                                               7. Christ-Crain M, Jaccard-Stolz D, Bingisser R et al.
    Deutschland weniger als 2%.                   Anamnese mit akut auftretenden respi-                           (2004) Effect of procalcitonin-guided treatment
                                                  ratorischen Symptomen und einer sorg-                           on antibiotic use and outcome in lower respirato-
    > Alle empfohlenen oralen                     fältigen Untersuchung mit Perkussion                            ry tract infections: cluster-randomised, single-blin-
                                                                                                                  ded intervention trial. Lancet 363: 600–607
         Antibiotika für ambulant                 und Auskultation der Lungen (. Tab. 3).                      8. Drew WL (1977) Value of sputum culture in dia-
         erworbene Pneumonien                     Bei einem Patienten mit Fieber über                             gnosis of pneumococcal pneumonia. J Clin Micro-
         haben eine Aktivität                     mehr als 4 Tage, Dyspnoe, Tachypnoe                             biol 6: 62–65
                                                                                                               9. Ewig S, Ruiz M, Mensa J et al. (1998) Severe com-
         gegen Pneumokokken                       und einem klinischen Auskultationsbe-                           munity-acquired pneumonia. Assessment of seve-
                                                  fund ist ein Röntgenbild empfohlen. Ein                         rity criteria. Am J Respir Crit Care Med 158: 1102–
    In ungefähr 3 bis 10% der Fälle sind die      neu aufgetretenes pulmonales Infiltrat                          1108
                                                                                                              10. Fine MJ, Auble TE, Yealy DM et al. (1997) A predic-
    verursachenden Erreger Haemophilus            sichert die Diagnose einer Pneumonie.                           tion rule to identify low-risk patients with commu-
    influenzae, Staphylococcus aureus oder        Die Entscheidung zur Hospitalisation er-                        nity-acquired pneumonia. N Engl J Med 336: 243–
    gramnegative Bakterien. Weniger häufig        folgt aufgrund der Klinik und sollte mit                        250
                                                                                                              11. Gleckman R, DeVita J, Hibert D et al. (1988) Spu-
    findet man Moraxella catharralis, Strep-      etablierten Scoring-Systemen (PSI oder                          tum gram stain assessment in community-ac-
    tococcus pyogenes oder Neisseria menin-       CURB; [10, 14, 21]) objektiviert werden.                        quired bacteremic pneumonia. J Clin Microbiol 26:
    gitidis.                                      Abhängig von Alter, lokalen Resistenz-                          846–849
                                                                                                              12. Gutierrez F, Masia M, Rodriguez JC et al. (2003)
        Mycoplasma pneumoniae ist ein Pneu-       verhältnissen und vermutetem Erreger                            Evaluation of the immunochromatographic Binax
    monieerreger, der durch Tröpfchen von         sollte die Antibiotikatherapie so schnell                       NOW assay for detection of Streptococcus pneu-
    Mensch zu Mensch übertragen wird. Ob-         wie möglich initiiert werden (s. Therapie                       moniae urinary antigen in a prospective study of
                                                                                                                  community-acquired pneumonia in Spain. Clin In-
    wohl alle Altersgruppen betroffen sind,       bei Pneumonien). Zu beachten ist, dass                          fect Dis 36: 286–292
    kommen Miniepidemien vor allem bei            Patienten zum Teil selbst mit schweren                      13. Kalin M, Ortqvist A, Almela M et al. (2000) Pro-
    Kindern und Jugendlichen im Alter bis         respiratorischen Symptomen kein Infil-                          spective study of prognostic factors in communi-
                                                                                                                  ty-acquired bacteremic pneumococcal disease in 5
    zu 20 Jahren vor. Während bei hospita-        trat im Röntgenbild aufweisen und trotz-                        countries. J Infect Dis 182: 840–847
    lisierten Patienten mit ambulant erwor-       dem antibiotisch behandelt werden soll-                     14. Lim WS, Lewis S, Macfarlane JT (2000) Severity pre-
    bener Pneumonie der M.-pneumoni-              ten.                                                            diction rules in community acquired pneumonia: a
                                                                                                                  validation study. Thorax 55: 219–223
    ae-Typ nur ungefähr 1 bis 8% ausmacht,                                                                    15. Mandell LA (2004) Epidemiology and etiology of
    liegt dessen Prävalenz bei ambulant be-       Korrespondierender Autor                                        community-acquired pneumonia. Infect Dis Clin
    handelten Pneumonien zwischen 17 und          Prof. Dr. U. Flückiger                                          North Am 18: 761–776; vii
                                                                                                              16. Melbye H, Straume B, Aasebo U et al. (1988) The
    37% [15]. Während M. pneumoniae die           Klinik für Infektiologie & Spitalhygiene, Universi-
                                                                                                                  diagnosis of adult pneumonia in general practice.
    höchste Prävalenz bei jüngeren Patienten      tätsspital Basel                                                The diagnostic value of history, physical examina-
                                                  Petersgraben 4, 4031 Basel                                      tion and some blood tests. Scand J Prim Health Ca-
    hat, kommt Chlamydia pneumoniae häu-          uflueckiger@uhbs.ch                                             re 6: 111–117
    figer bei älteren Patienten vor, vor allem                                                                17. Melbye H, Straume B, Brox J (1992) Laboratory
    auch bei hospitalisierten Patienten. Da       Interessenkonflikt. Es besteht kein Interessenkon-              tests for pneumonia in general practice: the dia-
    weder M. pneumoniae noch C. pneumo-           flikt. Der korrespondierende Autor versichert, dass kei-        gnostic values depend on the duration of illness.
                                                  ne Verbindungen mit einer Firma, deren Produkt in               Scand J Prim Health Care 10: 234–240
    niae eine Zellwand besitzen, sind Antibi-     dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Kon-     18. Metlay JP, Fine MJ (2003) Testing strategies in the
    otika, die an der Zellwand angreifen (al-     kurrenzprodukt vertreibt, bestehen. Die Präsentation            initial management of patients with community-
    le Betalactamantibiotika, z. B. Ampicil-      des Themas ist unabhängig und die Darstellung der In-           acquired pneumonia. Ann Intern Med 138: 109–
                                                  halte produktneutral.                                           118
    lin, Amoxicillin, Cephalosporine), nicht                                                                  19. Metlay JP, Fine MJ, Schulz R et al. (1997) Measuring
    wirksam.                                                                                                      symptomatic and functional recovery in patients
        Ambulant erworbene Pneumonien             Literatur                                                       with community-acquired pneumonia. J Gen In-
                                                                                                                  tern Med 12: 423–430
    durch Legionellenspezies sind häufig                                                                      20. Metlay JP, Kapoor WN, Fine MJ (1997) Does this pa-
    schwere Pneumonien und bedürfen einer          1. Ahmed RA, Marrie TJ, Huang JQ (2006) Thoracic               tient have community-acquired pneumonia? Dia-
                                                      empyema in patients with community-acquired                 gnosing pneumonia by history and physical exa-
    Hospitalisation. Bei intensivpflichtigen          pneumonia. Am J Med 119: 877–883                            mination. JAMA 278: 1440–1445
    Patienten sind die Legionellen die zweit-      2. Bartlett JG (2004) Diagnostic test for etiologic        21. Neill AM, Martin IR, Weir R et al. (1996) Communi-
    häufigsten Erreger. Eine Diagnostik mit-          agents of community-acquired pneumonia. Infect              ty acquired pneumonia: aetiology and usefulness
                                                      Dis Clin North Am 18: 809–827                               of severity criteria on admission. Thorax 51: 1010–
    tels Antigen im Urin ist empfohlen.            3. Bartlett JG, Mundy LM (1995) Community-ac-                  1016
        Virale Erreger kommen bei etwa 2 bis          quired pneumonia. N Engl J Med 333: 1618–1624           22. Niederman MS, Mandell LA, Anzueto A et al.
    15% der ambulant erworbenen Pneumo-            4. Basi SK, Marrie TJ, Huang JQ et al. (2004) Patients         (2001) Guidelines for the management of adults
                                                      admitted to hospital with suspected pneumo-                 with community-acquired pneumonia. Diagnosis,
    nien vor, vor allem Influenzaviren, sel-          nia and normal chest radiographs: epidemiology,             assessment of severity, antimicrobial therapy, and
    tener Parainfluenza- oder Adenoviren.             microbiology, and outcomes. Am J Med 117: 305–              prevention. Am J Respir Crit Care Med 163: 1730–
                                                      311                                                         1754
                                                   5. Bernander S, Gastrin B, Lofgren S et al. (1994) Legi-
                                                      onella urinary antigen in early disease. Scand J In-
                                                      fect Dis 26: 777–778

474 |   Der Internist 5 · 2007
23. Roson B, Fernandez-Sabe N, Carratala J et al.
    (2004) Contribution of a urinary antigen assay (Bi-
    nax NOW) to the early diagnosis of pneumococcal
    pneumonia. Clin Infect Dis 38: 222–226
                                                                                     CME          .springer.de
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24. Skerrett SJ (1999) Diagnostic testing for communi-
    ty-acquired pneumonia. Clin Chest Med 20: 531–
    548                                                    Online CME-Punkte sammeln !
25. Templeton KE, Scheltinga SA, Eeden WC van den
    et al. (2005) Improved diagnosis of the etiology of                  Ihre Fachzeitschrift bietet Ihnen in jeder Ausgabe einen praxisrelevanten
    community-acquired pneumonia with real-time
    polymerase chain reaction. Clin Infect Dis 41: 345–                  CME-Beitrag, der mit 3 CME-Punkten zertifiziert ist. Als Abonnent können Sie
    351                                                                  diesen CME-Beitrag ohne weitere Kosten auf CME.springer.de zur Dokumen-
26. Theerthakarai R, El-Halees W, Ismail M et al. (2001)                 tation Ihrer Fortbildung nutzen.
    Nonvalue of the initial microbiological studies in
    the management of nonsevere community-ac-
    quired pneumonia. Chest 119: 181–184                   Teilnehmen in vier Schritten                   nen Sie aus über 250 CME-Beiträge aus 28
27. Thompson WW, Shay DK, Weintraub E et al. (2003)        D   1. Registrieren/Anmelden                   medizinischen Fachgebieten wählen. Klicken
    Mortality associated with influenza and respirato-
    ry syncytial virus in the United States. JAMA 289:     Falls Sie zum ersten Mal teilnehmen, bitten    Sie den gewünschten Beitrag an.
    179–186                                                wir Sie, sich einmalig auf CME.springer.de
28. Woodhead M, Blasi F, Ewig S et al. (2005) Guide-       zu registrieren. Klicken Sie hierfür in der    D  3. Teilnehmen
    lines for the management of adult lower respirato-
    ry tract infections. Eur Respir J 26: 1138–1180
                                                           Menüleiste oben links auf „Neu registrieren    Der gewünschte Beitrag steht Ihnen als
29. Yzerman EP, Boer JW den, Lettinga KD et al. (2002)     lassen“ und folgen Sie den weiteren Anwei-     PDF-Datei zum Lesen, Herunterladen oder
    Sensitivity of three urinary antigen tests associ-     sungen. Abonnenten halten hierfür bitte ihre   Ausdrucken zur Verfügung. Zum Punktesam-
    ated with clinical severity in a large outbreak of     Abonnementnummer bereit. Diese finden          meln müssen Sie 7 der 10 CME-Fragen richtig
    Legionnaires‘ disease in The Netherlands. J Clin
    Microbiol 40: 3232–3236                                Sie auf dem gelben Adressetikett oben          beantworten. Klicken Sie hierfür auf „Zum
                                                           rechts.                                        Fragebogen“.

                                                                                                          D   4. CME-Punkte sammeln
                                                                                                          Nach erfolgreicher Beantwortung der CME-
                                                                                                          Fragen senden wir Ihnen umgehend eine
                                                                                                          Teilnahmebestätigung per E-Mail zu, die die
                                                                                                          erworbenen CME-Punkte ausweist. Diese
                                                                                                          können Sie bei Ihrer zuständigen Landesärz-
                                                                                                          tekammer einreichen. Ihr CME.Punktekonto
                                                           Wir senden Ihnen nach Registrierung per
                                                                                                          gibt Ihnen jederzeit Auskunft über Ihren
                                                           E-Mail Ihre persönlichen Zugangsdaten zu.
                                                                                                          Lernerfolg.
                                                           Bitte benutzen Sie diese für alle weiteren
                                                           Teilnahmen zur Anmeldung (Login).
                                                                                                          CME.springer.de in Österreich anerkannt
                                                                                                          Gemäß dem Diplom-Fortbildungs-Pro-
                                                           D 2. Beitrag auswählen
                                                                                                          gramm (DFP) der Österreichischen Ärzte-
                                                           Nach der Anmeldung auf CME.springer.
                                                                                                          kammer werden Ihre auf CME.springer.de
                                                           de befinden Sie sich in „Mein CME.Center“.
                                                                                                          erworbenen CME-Punkte auch in Österreich
                                                           Hier finden Sie alle Beiträge, an denen Sie
                                                                                                          1:1 als fachspezifische Fortbildung aner-
                                                           sofort teilnehmen können. Darüber hinaus
                                                                                                          kannt.
                                                           gelangen Sie mit dem Button „zur Fachge-
                                                           bietsauswahl“ in das CME.Center. Dort kön-
                                                                                                          CME.springer.de

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