Quartalsheft 4 / 2018 Dezember - Swiss National Bank
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Quartalsheft 4 / 2018 Dezember
Quartalsheft 4 / 2018 Dezember 36. Jahrgang
Inhalt Seite Bericht über die Geldpolitik 4 1 Geldpolitischer Entscheid vom 13. Dezember 2018 5 Geldpolitisches Konzept der SNB 6 2 Weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen 7 3 Wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz 13 4 Preise und Inflationserwartungen 18 5 Monetäre Entwicklung 21 Konjunktursignale 28 Dank 34 Geld- und währungspolitische Chronik 38 Quartalsheft 4/2018 Dezember 3
Bericht über die Geldpolitik Bericht für die vierteljährliche Lagebeurteilung des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank vom Dezember 2018 Der Bericht beschreibt die wirtschaftliche und monetäre Entwicklung und erläutert die Inflationsprognose. Er zeigt, wie die SNB die Wirtschaftslage beurteilt und welche Konsequenzen sie daraus für die Geldpolitik ableitet. Der erste Teil («Geldpoliti- scher Entscheid vom 13. Dezember 2018») ist der im Anschluss an die Lagebeurteilung abgegebenen Medienmitteilung entnommen. Dieser Bericht berücksichtigt Daten und Informationen, die bis zum 13. Dezember 2018 bekannt wurden. Alle Veränderungs- raten gegenüber der Vorperiode beruhen – falls nichts anderes angegeben wird – auf saisonbereinigten Daten und sind auf ein Jahr hochgerechnet. Quartalsheft 4/2018 Dezember
1 prognose aufgrund moderaterer Wachstumsaussichten leicht tiefer. Für das laufende Jahr geht die SNB wie Geldpolitischer Entscheid bis anhin von einer Inflation von 0,9% aus. Für 2019 liegt die Prognose nun bei 0,5% anstatt bei 0,8%. Für 2020 vom 13. Dezember 2018 erwartet die SNB eine Inflation von 1,0%, gegenüber 1,2% in der alten Prognose. Die bedingte Inflationsprognose beruht auf der Annahme, dass der 3M-Libor über den gesamten Prognosezeitraum bei − 0,75% bleibt. Im dritten Quartal verlor das globale Wachstum etwas an Schwung. Zu einem grossen Teil war dies jedoch auf Nationalbank behält expansive Geldpolitik Sonderfaktoren in der Eurozone und in Japan zurück- unverändert bei zuführen. In den USA und China blieb das Wirtschafts Die Schweizerische Nationalbank (SNB) belässt ihre wachstum robust. Die Zahl der Beschäftigten in den Geldpolitik unverändert expansiv. Dadurch stabilisiert sie Industrieländern nahm erneut zu, und die Arbeitslosigkeit die Preisentwicklung und unterstützt die Wirtschafts bildete sich weiter zurück. Auch der internationale aktivität. Der Zins auf Sichteinlagen bei der SNB beträgt Warenhandel expandierte weiter. weiterhin − 0,75%, und das Zielband für den Dreimonats- Libor (3M-Libor) liegt unverändert zwischen − 1,25% In ihrem Basisszenario für die globale Wirtschaft rechnet und − 0,25%. Die SNB bleibt bei Bedarf am Devisenmarkt die SNB für die kommenden Quartale mit einem soliden aktiv, wobei sie die gesamte Währungssituation berück- globalen Wachstum. Kurzfristig dürfte die Weltwirtschaft sichtigt. weiterhin etwas stärker als ihr Potenzial wachsen. Die internationale Konjunktur profitiert dabei von der deutlich Seit der Lagebeurteilung im September 2018 hat sich der verbesserten Arbeitsmarktlage und der nach wie vor Franken handelsgewichtet leicht abgewertet. Diese Ent expansiven Geldpolitik in den Industrieländern. Mittelfristig wicklung ist vor allem eine Folge des stärkeren US-Dollars. dürfte jedoch eine allmähliche Verlangsamung eintreten. Gegenüber dem Euro ist der Wert des Frankens praktisch unverändert. Insgesamt bleibt der Franken weiterhin hoch Gegenüber diesem positiven Basisszenario bestehen bewertet, und die Lage am Devisenmarkt zeigt sich nach jedoch bedeutende Risiken. Im Vordergrund stehen dabei wie vor fragil. Der Negativzins sowie die Bereitschaft der politische Unsicherheiten sowie protektionistische Ten SNB, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren, sind denzen. Diese Faktoren haben in den letzten Monaten die unverändert notwendig. Sie halten die Attraktivität von Stimmung sowohl der Unternehmen wie auch der Finanz Anlagen in Franken tief und reduzieren den Aufwertungs märkte verstärkt negativ beeinflusst. Grössere Turbulenzen druck auf die Währung. könnten die internationale wirtschaftliche Entwicklung gefährden und sich auf die Geldpolitik auswirken. Die neue bedingte Inflationsprognose liegt für die kom menden Quartale tiefer als noch im September (Grafik 1.1). In der Schweiz nahm das Bruttoinlandprodukt (BIP) um Dies ist vor allem auf den gefallenen Erdölpreis zurück- aufs Jahr hochgerechnet 0,9% ab. Aufgrund des starken zuführen. Auch in der mittleren Frist liegt die Inflations Wachstums in den Vorquartalen lag das BIP trotz dieses Grafik 1.1 bedingte inflationsprognose dezember 2018 Veränderung des Landesindexes der Konsumentenpreise gegenüber Vorjahr in Prozent 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 –0,5 –1,0 –1,5 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Inflation Prognose Dezember 2018, Prognose September 2018, mit Libor –0,75% mit Libor –0,75% Quellen: BFS, SNB Quartalsheft 4/2018 Dezember 5
Rückgangs immer noch 2,4% über dem Vorjahresniveau. Die Risiken sind, ähnlich wie für die Weltwirtschaft, nach Nach mehreren sehr starken Quartalen war mit einer unten gerichtet. Insbesondere würde sich eine starke Abschwächung der BIP-Dynamik zu rechnen. Zudem ist Abschwächung der internationalen Wirtschaft rasch auf der BIP-Rückgang aber auch auf temporäre Faktoren die Schweiz übertragen. zurückzuführen. Eine Betrachtung aller verfügbaren Kon junkturindikatoren deutet auf eine leicht gedämpfte, aber Die Ungleichgewichte am Hypothekar- und Immobilien immer noch günstige Wirtschaftsdynamik hin. Auch am markt bleiben bestehen. Sowohl die Hypothekarkredite als Arbeitsmarkt setzte sich die positive Entwicklung fort. auch die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswoh Die Beschäftigung nahm im dritten Quartal robust zu. Die nungen stiegen in den letzten Quartalen weiter moderat an. Arbeitslosenquote ging bis November weiter zurück, auf Bei den Wohnrenditeliegenschaften haben sich die Preise 2,4%. stabilisiert, allerdings besteht besonders hier aufgrund der starken Preiszunahme in den vergangenen Jahren und der Für das Gesamtjahr 2018 geht die SNB nun von einem steigenden Leerstände die Gefahr einer Korrektur. Die leicht tieferen BIP-Wachstum von rund 2,5% aus. Ähnlich SNB beobachtet die Entwicklungen am Hypothekar- und wie im Ausland dürfte sich auch in der Schweiz die Wirt Immobilienmarkt weiterhin aufmerksam und prüft regel schaftsdynamik 2019 etwas abkühlen. Die SNB rechnet mässig, ob der antizyklische Kapitalpuffer angepasst wer für nächstes Jahr mit einem BIP-Wachstum von rund 1,5%. den muss. Geldpolitisches Konzept der SNB dass der LIK die effektive Teuerung leicht überzeichnet. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den gesetz- Gleichzeitig lässt sie zu, dass die Teuerung im Konjunk- lichen Auftrag, die Preisstabilität zu gewährleisten turzyklus etwas schwankt. Zweitens fasst die SNB ihre und dabei der konjunkturellen Entwicklung Rechnung Beurteilung der Lage und des geldpolitischen Hand- zu tragen. lungsbedarfs vierteljährlich in einer Inflationsprognose zusammen. Diese Prognose zeigt unter der Annahme Die Umsetzung dieses Auftrags hat die SNB in einem eines konstanten kurzfristigen Zinssatzes die von der dreiteiligen geldpolitischen Konzept präzisiert. Erstens SNB erwartete LIK-Entwicklung über die nachfolgenden versteht die SNB unter Preisstabilität einen Anstieg des drei Jahre. Drittens legt die SNB ihr operationelles Landesindexes der Konsumentenpreise (LIK) von weniger Ziel in Form eines Zielbands für den Dreimonats-Libor als 2% pro Jahr. Damit berücksichtigt sie die Tatsache, (3M-Libor) des Schweizer Frankens fest. Tabelle 1.1 beobachtete inflation dezember 2018 2015 2016 2017 2018 2015 2016 2017 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. Inflation – 0,7 – 1,1 – 1,4 – 1,4 – 1,0 – 0,4 – 0,2 – 0,2 0,5 0,4 0,5 0,8 0,7 1,0 1,1 – 1,1 – 0,4 0,5 Quelle: BFS bedingte inflationsprognose dezember 2018 2018 2019 2020 2021 2018 2019 2020 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. Prognose September 2018, mit Libor – 0,75% 1,1 0,9 0,8 0,7 0,7 0,8 0,9 1,1 1,2 1,5 1,7 2,0 0,9 0,8 1,2 Prognose Dezember 2018, mit Libor – 0,75% 0,9 0,5 0,4 0,4 0,6 0,7 0,9 1,0 1,2 1,4 1,7 1,9 0,9 0,5 1,0 Quelle: SNB 6 Quartalsheft 4/2018 Dezember
2 Grafik 2.1 Weltwirtschaftliche globaler warenhandel Durchschnitt des abgebildeten Zeitraums = 100 Rahmenbedingungen Index 120 110 100 90 Die weltwirtschaftliche Lage bleibt insgesamt gut. Die 80 Konjunkturindikatoren sind jedoch durchmischter als noch 70 vor drei Monaten. 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Das globale Wachstum verlor im dritten Quartal etwas an Welt Aufstrebende Länder Kraft. Dies war zum grössten Teil auf vorübergehende Industrieländer Faktoren in der Eurozone und in Japan zurückzuführen. In Quellen: CPB Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB), Thomson den USA und in China blieb das Wirtschaftswachstum Reuters Datastream robust. Die Zahl der Beschäftigten in den Industrieländern nahm erneut zu, und die Arbeitslosigkeit bildete sich weiter zurück. Auch der globale Warenhandel expandierte weiter (Grafik 2.1). In ihrem Basisszenario für die Weltwirtschaft rechnet die SNB für die kommenden Quartale weiterhin mit einem Wachstum leicht über Potenzial. Stützend wirken die in den Industrieländern nach wie vor expansive Geldpolitik und die robuste Lage am Arbeitsmarkt. Mittelfristig dürfte sich das Wachstum allmählich verlangsamen. Dieses günstige Basisszenario unterliegt allerdings bedeu tenden Risiken. Im Vordergrund stehen dabei politische Unsicherheiten sowie protektionistische Tendenzen. Diese Risiken haben grosses Schadenspotenzial. Sie könnten zu Turbulenzen an den Finanzmärkten führen, die interna tionale wirtschaftliche Entwicklung gefährden und auch die Geldpolitik beeinflussen. Tabelle 2.1 weltwirtschaftliches basisszenario Szenario 2014 2015 2016 2017 2018 2019 BIP, Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent Global 1 3,6 3,5 3,3 3,9 4,0 3,9 USA 2,5 2,9 1,6 2,2 2,9 2,5 Eurozone 1,4 2,0 1,9 2,5 1,9 1,5 Japan 0,3 1,3 0,6 1,9 0,9 1,1 Erdölpreis in USD pro Fass 99,0 52,5 43,8 54,3 73,1 74,0 1 Gewichtet gemäss Kaufkraftparitäten (USA, Eurozone, Grossbritannien, Japan, China, Südkorea, Indien, Brasilien und Russland). Quellen: SNB, Thomson Reuters Datastream Quartalsheft 4/2018 Dezember 7
Grafik 2.2 Den Prognosen der Nationalbank für die Weltwirtschaft liegen Annahmen zum Erdölpreis und zum Euro-Dollar- aktienmärkte Wechselkurs zugrunde. Für Erdöl der Sorte Brent unter Index Index stellt die SNB einen Preis von 74 US-Dollar pro Fass, was 150 45 1 US-Dollar über dem Niveau im Basisszenario vom 140 40 September liegt (Tabelle 2.1). Für den Eurokurs in US- 130 35 Dollar unterstellt die SNB einen Wert von 1.14, verglichen mit 1.16 im September. Beides entspricht einem 20-Tage- 120 30 Durchschnitt zum Erstellungszeitpunkt des aktuellen 110 25 Basisszenarios. 100 20 90 15 INTERNATIONALE FINANZ- UND ROHWARENMÄRKTE 80 10 70 5 Die Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten 2014 2015 2016 2017 2018 seit der letzten Lagebeurteilung im September war von erhöhter Volatilität geprägt. Sorgen vor einer globalen MSCI World (linke Skala; Periodenbeginn = 100) Wachstumsabkühlung, anhaltende Unsicherheiten bezüg Implizite Volatilität (VIX) (rechte Skala) lich des Brexits und der italienischen Fiskalpolitik sowie Quelle: Thomson Reuters Datastream die fortwährenden handelspolitischen Spannungen der USA insbesondere mit China belasteten die Aktienmärkte. Hinzu kam Anfang Oktober ein Anstieg der Langfrist Grafik 2.3 zinsen in den USA. In der Folge korrigierte der Aktienindex internationale langfristzinsen MSCI World. Zudem stieg die an Optionen gemessene 10-jährige Staatspapiere Volatilität von US-Aktien (VIX), die als Mass für Markt- unsicherheit gilt, deutlich. Der VIX blieb bis Mitte % Dezember erhöht (Grafik 2.2). 3,5 3,0 Die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen in den Industrie 2,5 ländern entwickelten sich uneinheitlich. In den USA bilde 2,0 ten sie sich nach dem Anstieg Anfang Oktober allmählich 1,5 wieder zurück. In den anderen Industrieländern tendierten 1,0 sie mehrheitlich seitwärts (Grafik 2.3). In Italien stiegen 0,5 sie infolge politischer Unsicherheiten jedoch weiter leicht an (Grafik 2.4). 0,0 –0,5 2014 2015 2016 2017 2018 USA Japan Deutschland Quelle: Thomson Reuters Datastream Grafik 2.4 europäische langfristzinsen 10-jährige Staatspapiere % 7 6 5 4 3 2 1 0 –1 2014 2015 2016 2017 2018 Deutschland Italien Portugal Frankreich Spanien Quelle: Thomson Reuters Datastream 8 Quartalsheft 4/2018 Dezember
Der US-Dollar wertete sich auf handelsgewichteter Basis Grafik 2.5 auf. Der Yen tendierte seitwärts, während sich der Euro und das britische Pfund leicht abschwächten (Grafik 2.5). wechselkurse Handelsgewichtet, Periodenbeginn = 100 Auch am Ölmarkt herrschte hohe Unsicherheit, wie die Index an Optionen gemessene erhöhte Volatilität und die Bewe 130 gungen des Erdölpreises zeigten. So trugen US-Sanktio 125 nen gegen den Iran zunächst zu einem Anstieg des Ölprei 120 ses bei. Danach tendierte der Preis wieder nach unten, 115 getrieben von Sorgen vor einer weltweiten Konjunktur 110 abkühlung bei gleichzeitig steigender Ölproduktion. 105 Die durch die handelspolitischen Spannungen verursachte 100 Unsicherheit belastete die Preise für Industriemetalle 95 weiterhin (Grafik 2.6). 90 85 USA 2014 2015 2016 2017 2018 USD JPY EUR GBP In den USA wuchs das BIP im dritten Quartal mit 3,5% weiterhin deutlich über Potenzial (Grafik 2.7). Der private Quelle: Thomson Reuters Datastream Konsum blieb eine treibende Kraft. Die Zahl der Beschäf tigten nahm in den letzten Monaten weiter zu, und die Grafik 2.6 Arbeitslosenquote sank im November auf 3,7% (Grafik 2.10). rohwarenpreise Wichtige Konjunkturindikatoren wie die Detailhandels Index, Periodenbeginn = 100 USD/Fass umsätze und die Produktion im verarbeitenden Gewerbe 130 160 deuten auf ein solides Wachstum auch im vierten Quartal 120 140 hin. Mit der graduellen Straffung der Geldpolitik dürfte 110 120 sich die Konjunkturdynamik in den kommenden Quartalen 100 100 allmählich abkühlen. Die positiven Impulse der Fiskal politik dürften mittelfristig ebenfalls nachlassen. Die 90 80 Nationalbank belässt ihre BIP-Wachstumsprognose für die 80 60 USA praktisch unverändert bei 2,9% für 2018 und 2,5% 70 40 für 2019 (Tabelle 2.1). 60 20 Die Teuerung in den USA schwankte zwischen August 2014 2015 2016 2017 2018 und November vor allem aufgrund der Nahrungsmittel- Rohwaren Erdöl: Brent (rechte Skala) und Energiepreise (Grafik 2.11). Die Kernteuerung blieb Industriemetalle nahezu unverändert bei 2,2% (Grafik 2.12). Der Konsum Quelle: Thomson Reuters Datastream deflator, den die Federal Reserve (Fed) als Preismass bevorzugt, bleibt im Einklang mit dem Zielwert der Fed von 2%. Angesichts der aktuellen Teuerungsdynamik Grafik 2.7 und der Fortschritte am Arbeitsmarkt erhöhte die Fed ihr Zielband für den Leitzins im September auf 2,0% – 2,25% reales bip: industrieländer und plant, ihre Geldpolitik weiter zu straffen (Grafik 2.13). Veränderung gegenüber Vorperiode % 6 4 2 0 –2 –4 –6 –8 2014 2015 2016 2017 2018 USA Japan Eurozone Quelle: Thomson Reuters Datastream Quartalsheft 4/2018 Dezember 9
Grafik 2.8 EUROZONE reales bip: aufstrebende länder In der Eurozone verlangsamte sich das BIP-Wachstum im Veränderung gegenüber Vorperiode dritten Quartal auf 0,6%, nach einem Wachstum von 1,7% % % im Vorquartal (Grafik 2.7). Die Abschwächung war in ers 15 7,5 ter Linie auf eine vorübergehende Drosselung der Fahr 10 7,0 zeugproduktion im Zusammenhang mit neuen Emissions standards zurückzuführen. In Deutschland schrumpfte das 5 6,5 BIP infolgedessen um 0,8%. Die Beschäftigung in der Eurozone nahm jedoch weiter zu, und die Arbeitslosigkeit 0 6,0 lag im Oktober auf dem tiefsten Stand der letzten zehn –5 5,5 Jahre (Grafik 2.10). –10 5,0 Die Wachstumsverlangsamung im dritten Quartal dürfte 2014 2015 2016 2017 2018 vorübergehend gewesen sein. Die Umfragen bei den Indien 1 Russland Haushalten und Unternehmen deuten auf eine anhaltend Brasilien China 1 (rechte Skala) solide Konjunktur hin. Diese dürfte weiterhin getragen 1 Saisonbereinigung: SNB. werden von günstigen Finanzierungsbedingungen und Quellen: CEIC, Thomson Reuters Datastream einer robusten Entwicklung der Haushaltseinkommen. Die SNB hat ihre Wachstumserwartungen für die Eurozone insgesamt kaum verändert. Für 2018 liegt die Prognose bei Grafik 2.9 1,9% und für 2019 bei 1,5% (Tabelle 2.1). Der positive einkaufsmanager-indizes industrie Ausblick wird aber nach wie vor von Risiken begleitet. Dazu zählen politische Unwägbarkeiten in Italien, Unsicher Index heiten im Zusammenhang mit internationalen Handels 62 konflikten sowie die Ausgestaltung der zukünftigen Bezie 60 hungen zwischen der EU und Grossbritannien. 58 Die Konsumentenpreisinflation in der Eurozone verän 56 derte sich in den letzten Monaten wenig und betrug im 54 November 2,0%, während die Kernteuerung – wie schon 52 seit einigen Jahren – um 1,0% schwankte (Grafiken 2.11 50 und 2.12). Die aus Finanzmarktindikatoren abgeleiteten mittelfristigen Inflationserwartungen stagnierten unter 48 halb des Inflationsziels der EZB von knapp 2%. Das 46 Lohnwachstum in der Eurozone zog seit Jahresbeginn an. 2014 2015 2016 2017 2018 USA Japan Eurozone China Die EZB beliess die Leitzinsen im Dezember unverändert. Quellen: Institute for Supply Management (ISM), Markit Economics Limited Sie beabsichtigt, die Leitzinsen bis mindestens über den Sommer 2019 auf ihrem aktuellen Niveau beizubehalten. Wie geplant halbierte die EZB im Oktober ihren monat Grafik 2.10 lichen Nettoerwerb von Wertschriften auf 15 Mrd. Euro. Ende Jahr wird sie die Käufe beenden. Auslaufende Wert arbeitslosenquoten schriften will sie für längere Zeit reinvestieren. % 14 12 10 8 6 4 2 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 USA Japan Eurozone Quelle: Thomson Reuters Datastream 10 Quartalsheft 4/2018 Dezember
JAPAN Grafik 2.11 konsumentenpreise In Japan schrumpfte das BIP im dritten Quartal um 2,5%, Veränderung gegenüber Vorjahr nach einem durchschnittlichen Wachstum von 0,7% in der ersten Jahreshälfte (Grafik 2.7). Ausschlaggebend für % den Rückgang war eine Reihe von Naturkatastrophen, die 4 insbesondere die Lieferketten und den privaten Konsum beeinträchtigten. Auch die Zahl der Touristen aus dem 3 Ausland ging in den Sommermonaten zurück. Gestützt 2 durch öffentliche Ausgaben für den Wiederaufbau dürfte sich die Wirtschaft jedoch rasch erholen. 1 Die Aussichten für das kommende Jahr sind weiterhin 0 positiv. Günstige Finanzierungsbedingungen, die solide globale Industriekonjunktur sowie Investitionen in Infra –1 struktur und Tourismus im Hinblick auf die Olympischen 2014 2015 2016 2017 2018 Spiele in Tokio im Jahr 2020 werden die japanische Wirt USA Japan Eurozone China schaft stützen. Konjunkturmassnahmen sollen zudem die Quelle: Thomson Reuters Datastream negativen Auswirkungen der für Oktober 2019 geplanten Erhöhung der Mehrwertsteuer abfedern. Die SNB erwartet unverändert ein BIP-Wachstum von 0,9% für 2018 und Grafik 2.12 von 1,1% für 2019 (Tabelle 2.1). Im Laufe des kommenden Jahres dürfte die japanische Wirtschaft in die längste kerninflation 1 Expansionsphase der Nachkriegszeit übergehen. Veränderung gegenüber Vorjahr % Im Zuge steigender Energie- und Nahrungsmittelpreise 4 legte die Konsumentenpreisinflation in den letzten Mona ten weiter zu und lag im Oktober bei 1,4% (Grafik 2.11). 3 Die Kernteuerung bewegte sich indessen weiterhin um 2 null Prozent (Grafik 2.12). Auch die aus den Unterneh- mensumfragen ermittelten längerfristigen Inflationserwar 1 tungen tendierten seitwärts und blieben deutlich unterhalb 0 des Inflationsziels der japanischen Zentralbank von 2%. –1 Im kommenden Jahr sind Preissenkungen im Bereich Mobilkommunikation geplant, welche die Teuerung vor –2 übergehend spürbar dämpfen werden. Angesichts der 2014 2015 2016 2017 2018 schwachen Teuerungsdynamik beabsichtigt die Bank of USA Japan Eurozone China Japan, das niedrige Zinsniveau für eine ausgedehnte Zeit 1 Ohne Nahrungsmittel und Energie. beizubehalten. Quelle: Thomson Reuters Datastream CHINA In China schwächte sich das BIP-Wachstum im dritten Quartal weiter leicht ab, auf 6,2% (Grafik 2.8). Dämpfende Effekte gingen sowohl von der Industrie als auch vom Bausektor aus. Im Dienstleistungssektor hingegen legte die Wertschöpfung erneut kräftig zu. Quartalsheft 4/2018 Dezember 11
Grafik 2.13 Der Ausblick für China bleibt unverändert. Das BIP- Wachstum dürfte in den kommenden Quartalen zwar offizielle zinssätze solide bleiben, aber etwas niedriger als noch zu Jahresbe % % ginn. Mit dieser Entwicklung setzt sich die in den letzten 2,5 7,0 Jahren beobachtete graduelle Wachstumsabschwächung im Gleichschritt mit einem sich verlangsamenden Potenzial 2,0 6,5 wachstum fort. Infolge der seit Ende 2016 schrittweise 1,5 6,0 verschärften Finanzmarktregulierung und der im Laufe 1,0 5,5 des vergangenen Jahres gestiegenen längerfristigen Zinsen 0,5 5,0 hat sich das Kreditwachstum weiter verlangsamt, was vor allem die Aktivität im Immobilien- und Baugewerbe 0,0 4,5 dämpfen dürfte. Hinzu kommen negative Auswirkungen –0,5 4,0 der handelspolitischen Spannungen mit den USA. Seit 2014 2015 2016 2017 2018 September werden ausgewählte chinesische Exporte in die USA 1 Eurozone 3 USA im jährlichen Wert von rund 200 Mrd. US-Dollar mit Japan 2 China 4 (rechte Skala) einem Zusatzzoll von 10% belastet. Um der Gefahr einer 1 Federal Funds Rate (Obergrenze des Zielbands). 3 Hauptrefinanzierungssatz. abrupten Verlangsamung der Konjunkturdynamik vor 2 Tagesgeldzielsatz. 4 Einjähriger Ausleihsatz. zubeugen, will die chinesische Regierung nun Infrastruk Quelle: Thomson Reuters Datastream turprojekte schneller realisieren als bisher geplant und Steuern senken. Grafik 2.14 Bereits im Juli hatte die chinesische Zentralbank die monetäre basis Geldpolitik leicht gelockert, was zu einem Rückgang der Relativ zum BIP Zinsen am Geldmarkt geführt hatte. In den vergangenen Monaten stabilisierten sich die Geldmarktzinsen. Im Okto % ber senkte die Zentralbank den Mindestreservesatz erneut. 100 90 Die SNB rechnet mit einem BIP-Wachstum von 6,6% 80 für 2018. Sie geht davon aus, dass die Regierung ihr 70 mittelfristiges Wachstumsziel von durchschnittlich 6,3% 60 bis zum Jahr 2020 erreichen wird. 50 40 BRASILIEN, INDIEN UND RUSSLAND 30 20 In den übrigen grossen aufstrebenden Ländern entwickelte 10 sich die Konjunktur im dritten Quartal uneinheitlich. In 2014 2015 2016 2017 2018 Indien enttäuschte das BIP-Wachstum (5,7%), doch dürfte USA Japan Eurozone die Verlangsamung vorübergehend sein. Auch in Russland Quelle: Thomson Reuters Datastream wuchs die Wirtschaft leicht unter Potenzial. In Brasilien dagegen setzte sich die Erholung mit einem starken BIP- Wachstum fort (Grafik 2.8). Die Aussichten in diesen Ländern sind positiv. In Indien dürfte das BIP im Jahr 2018 spürbar stärker expandieren als im Vorjahr. Im kommenden Jahr werden von der Reka pitalisierung staatsnaher Kreditinstitute sowie von öffent lichen Infrastrukturausgaben weiterhin positive Impulse ausgehen. In Russland dürfte der private Konsum von einer niedrigen Arbeitslosigkeit und steigenden Realein kommen profitieren. In Brasilien dürften die lockere Geldpolitik, eine tiefe Teuerung und die solide Ausland nachfrage die Wirtschaftserholung vorantreiben. 12 Quartalsheft 4/2018 Dezember
3 Grafik 3.1 Wirtschaftliche Entwicklung reales bip in der Schweiz % Index Q1 2010 = 100 4 118 3 116 2 114 1 112 0 110 In der Schweiz nahm das BIP im dritten Quartal gemäss erster Schätzung um 0,9% ab. Die Wachstumsverlang –1 108 samung fiel somit stärker aus als erwartet. Eine breitere –2 106 Betrachtung der Konjunkturindikatoren bestätigt zwar 2014 2015 2016 2017 2018 eine gewisse Verlangsamung. Die Mehrheit der Indikato Veränderung gegenüber Vorperiode ren signalisierte jedoch weiterhin eine solide Wirtschafts- Niveau (rechte Skala) dynamik. Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) Im Zuge des BIP-Rückgangs hat sich die Auslastung der gesamtwirtschaftlichen Produktionskapazitäten etwas ver Grafik 3.2 schlechtert. Die geschätzte Produktionslücke bleibt jedoch positiv. Am Arbeitsmarkt setzte sich die günstige Entwick snb business cycle index lung fort. So ging die Arbeitslosigkeit in den letzten Mona ten weiter zurück. Standardisiert 2 Gemäss Frühindikatoren und Umfragen bleiben die Kon 1 junkturaussichten günstig. Für 2018 rechnet die SNB nun mit einem BIP-Wachstum von rund 2,5%. Ähnlich wie im 0 Ausland dürfte sich auch in der Schweiz die Wirtschafts- –1 dynamik im Jahr 2019 etwas abkühlen. Das Jahreswachs tum dürfte 2019 mit rund 1,5% schwächer ausfallen als –2 im laufenden Jahr. Insgesamt sollte die Wirtschaft aber gut –3 ausgelastet bleiben. –4 PRODUKTION UND NACHFRAGE –5 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Zur Beurteilung der Wirtschaftslage berücksichtigt die Nationalbank eine breite Palette an Informationen. Während Quelle: SNB die BIP-Zahlen für das dritte Quartal enttäuschend aus fielen, signalisierten die meisten Konjunkturindikatoren weiterhin eine positive Entwicklung. Grafik 3.3 Enttäuschende BIP-Entwicklung im dritten Quartal pmi industrie und kof konjunkturbarometer Nach dem starken BIP-Wachstum in den Vorquartalen kam Index Index die Dynamik im dritten Quartal zum Erliegen. Gemäss erster 70 120 Schätzung des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) ging das BIP um 0,9% zurück (Grafik 3.1). Damit blieb die 60 110 Entwicklung klar unter den Erwartungen. 50 100 In der Hälfte der Branchen nahm die Wertschöpfung im dritten Quartal ab. Dominiert wurde der BIP-Rückgang 40 90 von Einbussen im verarbeitenden Gewerbe, im Handel und in der Unterhaltungsbranche. Einzig die unternehmens- 30 80 nahen Dienstleistungen stützten merklich. 20 70 Verwendungsseitig war die Entwicklung ebenfalls schwach. 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Besonders die Exporte schrumpften stark, aber auch die inländische Endnachfrage war erstmals seit über sechs Jah PMI KOF Konjunkturbarometer (rechte Skala) ren rückläufig (Tabelle 3.1). Quellen: Credit Suisse, KOF/ETH Quartalsheft 4/2018 Dezember 13
Konjunkturindikatoren zeichnen positiveres Bild Auch andere Konjunkturindikatoren signalisierten für das Die Betrachtung einer breiten Informationspalette liefert dritte Quartal eine positive Entwicklung. So gab der PMI ein positiveres Bild der Wirtschaftsdynamik im dritten in der verarbeitenden Industrie in den letzten Monaten Quartal als die BIP-Quartalsschätzung. Gemäss dem von zwar nach, lag aber weiterhin deutlich über der Wachstums der SNB berechneten Business Cycle Index, der eine schwelle von 50 (Grafik 3.3). Auch das Konjunkturbarome umfassende Sicht der konjunkturellen Dynamik bietet, ter der KOF deutete mit Werten nahe 100 auf ein zumindest schwächte sich die positive Tendenz zwar etwas ab, durchschnittliches Wirtschaftswachstum hin. blieb aber weiterhin überdurchschnittlich (Grafik 3.2). Eine günstige Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte kommt auch in den von den SNB-Delegierten für regionale Wirtschaftskontakte geführten Unternehmensgesprächen zum Ausdruck. Tabelle 3.1 reales bip und komponenten Wachstumsraten gegenüber Vorperiode in Prozent, annualisiert 2014 2015 2016 2017 2016 2017 2018 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. Privater Konsum 1,3 1,7 1,5 1,1 2,9 0,1 0,4 2,0 0,4 1,4 0,8 0,3 Staatlicher Konsum 2,2 1,1 1,2 0,9 0,8 0,2 0,7 2,0 2,4 0,5 0,7 – 0,4 Anlageinvestitionen 3,0 2,3 3,4 3,3 0,7 8,4 1,0 4,5 3,2 4,6 2,1 – 4,9 Bau 3,2 1,6 0,5 1,4 – 0,5 2,7 0,8 2,3 2,3 0,0 2,3 0,1 Ausrüstungen 2,9 2,7 5,4 4,5 1,4 12,1 1,1 5,7 3,8 7,4 2,0 – 7,7 Inländische Endnachfrage 1,9 1,8 2,0 1,7 2,0 2,3 0,6 2,7 1,4 2,1 1,1 – 1,2 Lagerveränderung 1 – 0,5 – 0,4 – 1,9 – 0,1 – 6,5 – 1,7 8,0 – 10,8 10,2 – 1,4 1,0 3,8 Exporte total 2 5,2 2,6 7,0 3,6 14,0 – 1,6 1,8 19,6 – 5,7 7,2 – 1,1 – 11,6 Waren 2 5,8 2,6 6,7 5,1 – 2,2 15,4 5,7 21,3 – 6,0 13,0 – 1,4 – 15,8 Waren ohne Transithandel 2 4,0 0,7 6,6 6,0 – 8,2 14,2 7,3 9,8 7,3 6,4 2,9 – 14,4 Dienstleistungen 4,0 2,4 7,6 0,7 50,2 – 26,3 – 5,2 16,5 – 5,2 – 3,4 – 0,5 – 2,5 Importe total 2 3,3 3,0 4,7 4,1 7,7 – 4,8 16,2 – 2,5 12,2 1,7 – 3,1 – 6,3 Waren 2 1,7 0,0 4,4 5,5 0,3 – 2,4 25,6 – 2,0 24,5 8,3 – 4,3 – 9,1 Dienstleistungen 6,8 8,8 5,3 1,6 22,8 – 9,1 0,8 – 3,4 – 8,3 – 10,4 – 0,6 – 0,2 Aussenbeitrag 3 1,3 0,1 1,7 0,2 4,1 1,1 – 5,8 11,5 – 8,5 3,2 0,8 – 3,6 BIP 2,4 1,3 1,6 1,6 – 0,6 1,6 2,8 3,2 3,0 3,7 2,8 – 0,9 1 Wachstumsbeitrag in Prozentpunkten (inkl. statistischer Diskrepanz). 2 Ohne Wertsachen (nicht-monetäres Gold und andere Edelmetalle, Edel- und Schmucksteine sowie Kunstgegenstände und Antiquitäten). 3 Wachstumsbeitrag in Prozentpunkten. Quelle: SECO 14 Quartalsheft 4/2018 Dezember
ARBEITSMARKT Grafik 3.4 arbeitslosenquote Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt setzte sich fort. Die Beschäftigung legte zu, und die Arbeitslosenquote % verringerte sich weiter. 6 Fortgesetzter Rückgang der Arbeitslosigkeit 5 Die Zahl der bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszent 4 ren (RAV) registrierten Arbeitslosen ging in den letzten Monaten weiter zurück. Ende November waren unter Aus 3 schluss saisonaler Schwankungen 110 000 Personen als 2 arbeitslos gemeldet. Die vom SECO berechnete saisonbe 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 reinigte Arbeitslosenquote betrug Ende November 2,4% (Grafik 3.4). Sie lag damit ähnlich tief wie vor der Finanz- SECO, saisonbereinigt SECO und Wirtschaftskrise 2008. ILO, saisonbereinigt ILO SECO: Bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren registrierte Arbeitslose in % der Erwerbspersonen gemäss Volkszählungen 2000, 2010 und Strukturerhebungen Zusätzlich ermittelt das Bundesamt für Statistik (BFS) eine 2012 bis 2014. Erwerbslosenquote gemäss Definition der Internationalen ILO: Erwerbslosenquote nach Definition der International Labour Organization. Quellen: Bundesamt für Statistik (BFS), SECO Arbeitsorganisation (ILO). Die Datengrundlage hierfür bildet die vierteljährliche Haushaltsbefragung der Schwei zerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE). Bei dieser Be- Grafik 3.5 fragung werden auch arbeitssuchende Personen erfasst, die nicht oder nicht mehr bei einem RAV als arbeitslos regist erwerbstätige riert sind. Die vom BFS gemäss ILO-Definition berechnete Erwerbslosenquote liegt daher über der Arbeitslosenquote % In 1000 Personen des SECO. Im dritten Quartal 2018 ging die Erwerbslosen 3,0 5 300 quote saisonbereinigt stark zurück und erreichte mit 4,3% 2,5 5 200 den tiefsten Wert seit 2011. 2,0 5 100 1,5 5 000 Robustes Wachstum der Erwerbstätigkeit 1,0 4 900 Gemäss Erwerbstätigenstatistik (ETS) stieg die Zahl der 0,5 4 800 Erwerbstätigen im dritten Quartal deutlich an (Grafik 3.5). 0,0 4 700 Die ETS misst die Erwerbstätigkeit bei den Haushalten –0,5 4 600 und beruht ebenfalls hauptsächlich auf der SAKE. –1,0 4 500 –1,5 4 400 Die Beschäftigungsstatistik (BESTA) hingegen misst die 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Beschäftigung bei den Firmen und resultiert aus einer Veränderung gegenüber Vorperiode Unternehmensumfrage. Gemäss BESTA nahm die Anzahl Niveau (rechte Skala) vollzeitäquivalenter Stellen im dritten Quartal auf breiter Quelle: BFS, Saisonbereinigung: SNB Basis zu, wenngleich weniger stark als im Vorquartal (Grafik 3.6). Die Beschäftigung erhöhte sich sowohl in den Dienstleistungsbranchen, in der verarbeitenden Industrie Grafik 3.6 als auch im Baugewerbe. beschäftigung in vollzeitäquivalenten Periodenbeginn = 100 Index 115 110 105 100 95 90 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Total Bau Industrie Dienstleistungen Quelle: BFS, Saisonbereinigung: SNB Quartalsheft 4/2018 Dezember 15
Grafik 3.7 KAPAZITÄTSAUSLASTUNG produktionslücke Geschlossene Produktionslücke % Wie gut die Produktionsfaktoren einer Volkswirtschaft aus 1,5 gelastet sind, zeigt die Produktionslücke, die als prozen- 1,0 tuale Abweichung des beobachteten BIP-Niveaus vom 0,5 geschätzten gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzial 0,0 berechnet wird. Basierend auf den Quartalszahlen zum BIP –0,5 deuten die Schätzungen auf eine seit Jahresbeginn leicht –1,0 positive Lücke hin. Das mittels einer Produktionsfunktion –1,5 geschätzte Produktionspotenzial ergibt für das dritte –2,0 Quartal eine Produktionslücke von 0,3%, gegenüber 0,9% im Vorquartal. Andere Schätzmethoden für das Produk –2,5 tionspotenzial (Hodrick-Prescott-Filter und multivariater –3,0 Filter) bestätigen, dass sich die Lücke in den vergangenen 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quartalen im positiven Bereich bewegt hat (Grafik 3.7). Produktionsfunktion HP-Filter MV-Filter Quelle: SNB Gute Auslastung gemäss Umfragen Auch Umfragen deuten auf eine gute Auslastung der Pro duktionsfaktoren hin. In der verarbeitenden Industrie ver ringerte sich die Auslastung der technischen Kapazitäten Grafik 3.8 gemäss KOF-Umfrage im dritten Quartal geringfügig und kapazitätsauslastung industrie lag mit 83,6% im langfristigen Durchschnitt (Grafik 3.8). Im Bausektor blieb der Nutzungsgrad der Maschinen im % dritten Quartal etwas über seinem langjährigen Durch 86 schnitt (Grafik 3.9). In den Dienstleistungsbranchen deuten die Umfragen auf eine leicht überdurchschnittliche Aus 84 lastung der technischen Kapazitäten hin. Auch beim Perso 82 nal zeigt sich eine zunehmende Knappheit. Die in den verschiedenen Branchen durchgeführten Umfragen zur 80 Arbeitskräftesituation weisen darauf hin, dass es für Unter 78 nehmen zunehmend schwieriger wird, Stellen zu besetzen. Insgesamt zeichnen die verschiedenen Umfragen zur 76 Auslastung der Produktionsfaktoren ein etwas positiveres Bild als die BIP-basierten Masse zur Produktionslücke. 74 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Kapazitätsauslastung Langfrist-Mittelwert Quelle: KOF/ETH Grafik 3.9 kapazitätsauslastung bau % 80 79 78 77 76 75 74 73 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Kapazitätsauslastung Langfrist-Mittelwert Quelle: KOF/ETH 16 Quartalsheft 4/2018 Dezember
Grafik 3.10 AUSBLICK pmi industrie im ausland Der Ausblick für die Schweizer Wirtschaft bleibt trotz einer 27 Länder, exportgewichtet gewissen Abkühlung positiv. Die SNB rechnet für die Index mittlere Frist nach wie vor mit einem soliden Wirtschafts- 60 wachstum. Erstens gehen von der Weltkonjunktur gemäss Basisszenario (siehe Kapitel 2) weiterhin Nachfrage- 55 impulse für die Schweiz aus. Zweitens dürfte das Bevölke- rungswachstum die Nachfrage stimulieren. Drittens wirken 50 die tiefen Zinsen weiterhin stützend. 45 Auch für die kurze Frist bleiben die Signale positiv. Viele Indikatoren im In- und Ausland haben sich zwar im Verlauf 40 des Jahres abgeschwächt, und auch die Erwartungen zur 35 Geschäftslage in der Industrie sind etwas weniger optimis- tisch (Grafik 3.11). Der jüngste BIP-Rückgang dürfte die 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Konjunkturverlangsamung aber überzeichnet haben. Insge- Quellen: Internationaler Währungsfonds – Direction of Trade Statistics (IWF – DOTS), samt deuten die Konjunkturindikatoren weiterhin auf eine SNB, Thomson Reuters Datastream solide Entwicklung hin. So gewannen die Warenexporte nach dem schwachen Sommer im Oktober wieder an Schwung, und die Beschäftigungsaussichten bleiben positiv Grafik 3.11 (Grafik 3.12). erwartete geschäftslage in der industrie Die Unternehmensgespräche, welche die SNB-Delegierten Veränderung, nächste 6 Monate für regionale Wirtschaftskontakte zwischen Anfang Oktober Index und Ende November führten, zeichnen ein ähnliches Bild. 30 Sie deuten auf eine leichte Konjunkturabkühlung hin; die Geschäftslage bleibt aber gut. Die Gesprächspartner sind 20 für die nächsten sechs Monate weiterhin zuversichtlich und rechnen mit einer weiter steigenden Belegschaft (siehe 10 Konjunktursignale ab Seite 28). 0 Die SNB rechnet mit einem BIP-Wachstum von rund 2,5% –10 für 2018 und von rund 1,5% für 2019. Die Arbeitslosigkeit dürfte nur noch leicht zurückgehen, und die Produktions- –20 lücke dürfte geschlossen bleiben. –30 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Wie für die Weltwirtschaft bleiben die Risiken auch für die Schweiz nach unten gerichtet. Eine unerwartet starke Quelle: KOF/ETH Abschwächung der Auslandkonjunktur würde sich rasch auf die Schweiz übertragen. Grafik 3.12 vorlaufende indikatoren der beschäftigung Standardisiert 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 –0,5 –1,0 –1,5 –2,0 2014 2015 2016 2017 2018 PMI 1 KOF BFS 2 1 Monatswerte. 2 Saisonbereinigung: SNB. Quellen: BFS, Credit Suisse, KOF/ETH Quartalsheft 4/2018 Dezember 17
4 KONSUMENTENPREISE Preise und Inflations- Leichter Rückgang der Jahresteuerungsrate Die am Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) gemes erwartungen sene Jahresteuerungsrate betrug im November 2018 0,9%, nachdem sie im Sommer vorübergehend bis auf 1,2% gestie gen war (Tabelle 1.1, Grafik 4.1). Rund die Hälfte der Jahres teuerungsrate ist auf die Preisentwicklung der Erdölprodukte zurückzuführen, obwohl ihr Index-gewicht nur gut 3% beträgt. Die Jahresteuerungsrate der Konsumentenpreise ist seit Niedrigere Teuerung der Preise importierter Produkte dem Sommer etwas zurückgegangen, liegt aber weiterhin Die jährliche Teuerung der importierten Waren und Dienst höher als Anfang Jahr. Sowohl die Jahresteuerungsrate als leistungen ging in den letzten Monaten leicht zurück und auch die Kerninflation bewegen sich weiterhin im Bereich betrug im November 2,2%. Der Teuerungsbeitrag der Erdöl der Preisstabilität, den die SNB mit einem jährlichen produkte blieb weitgehend stabil, während der Teuerungs Anstieg der Konsumentenpreise von weniger als 2% gleich beitrag der übrigen importierten Produkte sank. setzt. Die mittelfristigen Inflationserwartungen stehen ebenfalls im Einklang mit der SNB-Definition der Preis- Stabile Teuerung der Preise inländischer Produkte stabilität. Die Teuerung inländischer Waren und Dienstleistungen blieb in der zweiten Jahreshälfte unverändert und betrug im November 2018 somit weiterhin 0,5%. Die Preise der in- ländischen Waren sind innert Jahresfrist zwar etwas stärker gestiegen als die Preise der Dienstleistungen, doch sind die Teuerungsbeiträge der beiden Komponenten aufgrund des grösseren Indexgewichts der Dienstleistungen ungefähr gleich gross (Grafik 4.2). Tabelle 4.1 landesindex der konsumentenpreise und komponenten Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent 2017 2017 2018 2018 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. September Oktober November LIK total 0,5 0,8 0,7 1,0 1,1 1,0 1,1 0,9 Inländische Waren und Dienstleistungen 0,3 0,4 0,3 0,4 0,5 0,5 0,5 0,5 Waren – 0,2 – 0,1 0,3 0,8 1,0 1,1 1,3 1,0 Dienstleistungen 0,5 0,5 0,3 0,3 0,4 0,3 0,3 0,3 private Dienstleistungen ohne Wohnungsmieten 0,3 0,4 0,6 0,6 0,9 0,8 0,7 0,6 Wohnungsmieten 1,1 0,9 0,6 0,4 0,3 0,2 0,2 0,4 öffentliche Dienstleistungen – 0,1 0,1 – 0,9 – 0,9 – 0,8 – 0,7 – 0,7 – 0,7 Ausländische Waren und Dienstleistungen 1,2 2,0 1,9 2,7 3,0 2,4 2,8 2,2 ohne Erdölprodukte 0,2 1,3 1,5 1,2 1,1 0,6 0,8 0,3 Erdölprodukte 8,8 6,8 4,9 13,9 16,6 15,1 16,6 15,0 Quellen: BFS, SNB 18 Quartalsheft 4/2018 Dezember
Höhere Mietteuerung Grafik 4.1 Die Teuerung der Wohnungsmieten stieg von 0,2% im lik: in- und ausländische güter August auf 0,4% im November. Dafür waren allerdings teil Veränderung des LIK gegenüber Vorjahr in Prozent. Beiträge der weise Basiseffekte verantwortlich (Rückgang der Mieten Komponenten in Prozentpunkten. vom August zum November 2017). Der für Mietpreisände 1,5 rungen aufgrund von Hypothekarzinsanpassungen rele vante Referenzzinssatz beträgt seit Juni 2017 unverändert 1,0 1,5% (Grafik 4.3). 0,5 Kerninflation unter Jahresteuerungsrate 0,0 Die Kerninflationsraten liegen weiterhin unter der unbe –0,5 reinigten Jahresteuerungsrate des LIK (Grafik 4.4). Der von –1,0 der SNB berechnete getrimmte Mittelwert (TM15) belief sich im November 2018 auf 0,5%, während die vom BFS –1,5 berechnete Kerninflationsrate 1 (BFS1) 0,2% betrug. Die 2014 2015 2016 2017 2018 Differenz zur LIK-Jahresteuerungsrate war hauptsächlich Total Ausland ohne Erdölprodukte darauf zurückzuführen, dass die gegenüber dem Vorjahr Inland Erdölprodukte stark gestiegenen Preise der Erdölprodukte die Kerninfla Quellen: BFS, SNB tionsraten nicht oder kaum beeinflussten. Beide Kern inflationsraten sind seit dem vergangenen Sommer zwar gefallen, der TM15 aber deutlich weniger stark als die BFS1. Grafik 4.2 BFS1 und TM15 beruhen beide auf den Preisen eines redu lik: inländische waren und dienstleistungen zierten Warenkorbs. Bei der Berechnung der BFS1 werden Veränderung des LIK Inland gegenüber Vorjahr in Prozent. Beiträge Energie und Treibstoffe sowie frische und saisonale Pro der Komponenten in Prozentpunkten. dukte nicht berücksichtigt. Beim TM15 werden jeden Monat 0,75 die Produkte mit den extremsten Preisveränderungen ausgeschlossen (je 15% auf beiden Seiten der Verteilung der 0,50 Jahresveränderungsraten der Produktpreise). 0,25 0,00 PRODUZENTEN- UND IMPORTPREISE –0,25 –0,50 Rückgang der Teuerung der Angebotspreise Die jährliche Teuerungsrate der Angebotspreise betrug im –0,75 November 2018 1,4%, wobei die Produzenten- und Import 2014 2015 2016 2017 2018 preisindizes innert Jahresfrist um 0,7% bzw. 2,9% zulegten. Total inländische Waren und Dienstleistungen Alle drei Teuerungsraten sind in den letzten Monaten gesun Waren Dienstleistungen ohne Wohnungsmieten ken. Dazu trugen Basiseffekte ebenso bei wie die verhaltene Wohnungsmieten Preisentwicklung in den letzten Monaten. Die Importpreise Quellen: BFS, SNB haben seit Mitte 2018 praktisch stagniert, während die Produzentenpreise im gleichen Zeitraum sogar etwas gefal len sind. Grafik 4.3 wohnungsmieten % 2,00 1,75 1,50 1,25 1,00 0,75 0,50 0,25 0,00 2014 2015 2016 2017 2018 Wohnungsmieten (Veränderung gegenüber Vorjahr) Hypothekarischer Referenzzinssatz Quellen: BFS, Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) Quartalsheft 4/2018 Dezember 19
Grafik 4.4 INFLATIONSERWARTUNGEN kerninflation Veränderung gegenüber Vorjahr Inflationserwartungen im Einklang mit Preisstabilität Die mittels Umfragen erhobenen Inflationserwartungen % veränderten sich im letzten Quartal kaum. Somit stehen sie 1,5 weiterhin im Einklang mit dem Ziel der Preisstabilität, 1,0 welches die SNB mit einem Anstieg des LIK von weniger als 2% pro Jahr gleichsetzt. 0,5 0,0 Weitgehend unveränderte Umfragewerte Die quartalsweise durchgeführte SECO-Haushaltsumfrage –0,5 zur erwarteten Preisentwicklung in den kommenden zwölf –1,0 Monaten lieferte im Oktober 2018 praktisch die gleichen Resultate wie im Vorquartal (Grafik 4.6). 58% der Befragten –1,5 gingen von steigenden Preisen aus, während 37% mit 2014 2015 2016 2017 2018 unveränderten Preisen und nur sehr wenige mit fallenden LIK TM15 BFS1 Preisen rechneten. Quellen: BFS, SNB Gemäss der monatlichen Finanzmarkt-Umfrage Schweiz von CFA Society Switzerland und Credit Suisse erwarteten im November 2018 je 46% der befragten Analysten gleich Grafik 4.5 bleibende bzw. steigende Inflationsraten in den nächsten preise des gesamtangebots sechs Monaten. Die übrigen 8% rechneten mit sinkenden Veränderung gegenüber Vorjahr Inflationsraten. Die Anteile blieben seit Anfang Jahr weit gehend unverändert. % 7,5 Die Gespräche der SNB-Delegierten für regionale Wirt 5,0 schaftskontakte mit Unternehmen aus allen Teilen der 2,5 Wirtschaft liefern Hinweise auf das Niveau der erwarteten 0,0 Inflationsrate. Im vierten Quartal 2018 erwarteten die –2,5 befragten Gesprächspartner im Durchschnitt eine Jahres –5,0 teuerungsrate in sechs bis zwölf Monaten von 0,8%, im –7,5 Vergleich zu 0,7% im Vorquartal. –10,0 Längerfristige Erwartungen leicht über den kurzfristigen –12,5 Erwartungen 2014 2015 2016 2017 2018 Die längerfristigen Inflationserwartungen liegen weiterhin Total Produzentenpreise Importpreise leicht über den kurzfristigen Erwartungen. Gemäss der Quelle: BFS von Deloitte im zweiten Halbjahr 2018 durchgeführten CFO-Umfrage wurde die erwartete Inflationsrate in zwei Jahren wie schon im ersten Halbjahr auf 1,3% veranschlagt. Grafik 4.6 Die Gesprächspartner der SNB-Delegierten rechneten im vierten Quartal mit einer Inflationsrate in drei bis fünf preiserwartungen Jahren von 1,1%, im Vergleich zu 1,0% im Vorquartal. Haushaltsumfrage zur erwarteten Preisentwicklung auf 12 Monate % 60 50 40 30 20 10 0 2014 2015 2016 2017 2018 Abnahme Mässiger Anstieg Unverändert Starker Anstieg Quellen: SECO, SNB 20 Quartalsheft 4/2018 Dezember
5 GELDPOLITISCHE MASSNAHMEN SEIT DER LETZTEN LAGEBEURTEILUNG Monetäre Entwicklung Unverändert expansiver geldpolitischer Kurs An der geldpolitischen Lagebeurteilung vom 20. September 2018 bestätigte die SNB ihren expansiven geldpolitischen Kurs. Sie beschloss, das Zielband für den 3M-Libor unver ändert bei – 1,25% bis – 0,25% zu belassen. Auch der Zins auf bei der SNB gehaltene, einen bestimmten Freibetrag An der Lagebeurteilung vom 20. September 2018 liess die überschreitende Sichtguthaben von Banken und anderen SNB ihre Geldpolitik unverändert und bekräftigte ihren Finanzmarktteilnehmern blieb unverändert bei − 0,75%. geldpolitischen Kurs. Die Geldpolitik beruhte damit weiter Weiter bekräftigte die SNB, sie bleibe bei Bedarf am Devi hin auf dem Negativzins auf Sichtguthaben der Banken senmarkt aktiv, wobei sie die gesamte Währungssituation bei der SNB sowie der Bereitschaft der SNB, bei Bedarf am berücksichtige. Devisenmarkt zu intervenieren. Der Negativzins und die Bereitschaft der SNB, am Devisen Die Geldmarktzinsen blieben in den letzten drei Monaten markt einzugreifen, dienen dazu, den Aufwertungsdruck unverändert, während die Kapitalmarktzinsen nach einem auf den Franken zu verringern. Die Geldpolitik der SNB vorübergehenden Anstieg leicht gesunken sind. Somit ver hilft so, die Preisentwicklung zu stabilisieren und die Wirt läuft auch die Renditekurve von Bundesobligationen etwas schaftsaktivität zu unterstützen. flacher als zum Zeitpunkt der Lagebeurteilung im Septem ber. Renditen für Laufzeiten unter elf Jahren waren Mitte Nahezu unveränderte Sichtguthaben bei der SNB Dezember negativ. Seit der Lagebeurteilung vom September 2018 sind die gesamten bei der SNB gehaltenen Sichtguthaben nahezu Der handelsgewichtete Aussenwert des Frankens ging in unverändert geblieben. In der Woche zum 7. Dezember 2018 den letzten drei Monaten leicht zurück. Diese Entwicklung (letzte Kalenderwoche vor der Lagebeurteilung im Dezem war vor allem eine Folge des stärkeren US-Dollars. Die ber) lagen sie mit 576,4 Mrd. Franken nur wenig tiefer als in Betrachtung der gesamten Wechselkurssituation zeigt jedoch, der letzten Kalenderwoche vor der Lagebeurteilung von dass der Franken weiterhin hoch bewertet ist. Der reale Mitte September 2018 (577,1 Mrd. Franken). Zwischen den handelsgewichtete Wechselkurs, der für die Wirtschaft rele Lagebeurteilungen von Mitte September und Mitte Dezem vant ist, liegt nach wie vor auf hohem Niveau. ber 2018 betrugen sie durchschnittlich 577,4 Mrd. Franken. Davon entfielen 471,9 Mrd. Franken auf Giroguthaben Die Wachstumsraten der Geldmenge M3 und der Bankkre inländischer Banken und die restlichen 105,5 Mrd. Franken dite bewegten sich wie im Vorquartal im moderaten Bereich. auf übrige Guthaben auf Sicht. Hohe Überschussreserven der Banken Die gesetzlich erforderlichen Mindestreserven betrugen zwischen dem 20. August und dem 19. November 2018 durchschnittlich 16,6 Mrd. Franken. Insgesamt übertrafen die Banken das Mindestreserveerfordernis um 459,2 Mrd. Franken (Vorperiode: 457,0 Mrd. Franken). Die Über schussreserven der Banken sind somit weiterhin sehr gross. Quartalsheft 4/2018 Dezember 21
Grafik 5.1 GELD- UND KAPITALMARKTZINSEN geldmarktsätze Geldmarktzinsen praktisch unverändert % Wie schon in den Vorquartalen lagen die Geldmarktzinsen 0,25 im Zeitraum seit der Lagebeurteilung von Mitte September 0,00 2018 stets nah am Zinssatz auf Sichteinlagen bei der SNB, –0,25 der seit Januar 2015 − 0,75% beträgt. Dies gilt sowohl für die Zinsen auf besicherten Geldmarktgeschäften wie –0,50 den SARON als auch für die Zinsen auf unbesicherten –0,75 Geldmarktgeschäften wie den 3M-Libor (Grafik 5.1). –1,00 –1,25 Seitwärtsbewegung der Kapitalmarktzinsen Die langfristigen Zinssätze haben sich im laufenden Jahr –1,50 unter moderaten Schwankungen seitwärts bewegt –1,75 (Grafik 5.2). In den letzten drei Monaten stieg die Rendite 2014 2015 2016 2017 2018 zehnjähriger Bundesanleihen zunächst leicht an, bevor 3M-Libor Zielband SARON sie im Dezember, wie zeitweise bereits im Sommer, wenige Quellen: Bloomberg, SIX Swiss Exchange AG, SNB Basispunkte unter der Nulllinie notierte. Flachere Renditekurve Im Zeitpunkt der Lagebeurteilung im Dezember lagen die Grafik 5.2 langfristigen Zinsen bei unveränderten kurzfristigen Zinsen rendite zehnjähriger eidgenössischer etwas tiefer als drei Monate zuvor. Die Renditekurve eidge anleihen nössischer Anleihen ist deshalb etwas flacher geworden (Grafik 5.3). Renditen für Laufzeiten unter elf Jahren notier % ten Mitte Dezember im negativen Bereich. 1,50 1,25 Tiefe Realzinsen 1,00 Für die Investitionsentscheide von Unternehmen und 0,75 Haushalten sind die Realzinsen wichtiger als die nominalen 0,50 Zinssätze. Die Renditekurve eidgenössischer Anleihen lässt 0,25 in Verbindung mit den aus Umfragen gewonnenen Infla 0,00 tionserwartungen den Schluss zu, dass sich die Realzinsen –0,25 weiterhin auf einem historisch tiefen Niveau bewegen. –0,50 –0,75 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: SNB Grafik 5.3 zinsstruktur eidgenössischer anleihen Laufzeit in Jahren (hor. Achse). Nelson-Siegel-Svensson-Methode. % 0,6 0,4 0,2 0,0 –0,2 –0,4 –0,6 –0,8 0 5 10 15 20 Mitte Dezember 2018 Mitte Juni 2018 Mitte September 2018 Quelle: SNB 22 Quartalsheft 4/2018 Dezember
WECHSELKURSE Grafik 5.4 devisenkurse Abschwächung des Frankens gegenüber dem US-Dollar Seit der Lagebeurteilung im September 2018 hat der US- 1.20 Dollar gegenüber den meisten Währungen an Wert gewon nen. Der Frankenkurs des US-Dollars fiel bis Mitte Dezem 1.15 ber um rund 3% (Grafik 5.4). Die Bewegungen des Frankens zum Euro blieben demgegenüber vergleichsweise gering. 1.10 Die Abschwächung des Frankens zum US-Dollar erfolgte 1.05 Ende September in einem Umfeld positiver Risikostimmung an den globalen Finanzmärkten. Auch gegenüber dem Euro 1.00 wertete sich der Franken in dieser Phase leicht ab, obwohl politische Unsicherheiten in einigen EU-Mitgliedländern zu steigenden Zinsaufschlägen auf Staatsanleihen führten. 0.95 Juli 18 Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Im Oktober blieb der Franken zum Euro weitgehend stabil, USD in CHF EUR in CHF während der US-Dollar nochmals etwas stärker wurde. Quelle: SNB Vor dem Hintergrund wachsender Unsicherheiten an den Finanzmärkten gewann der Franken dann aber ab Mitte November wieder etwas an Wert. Grafik 5.5 Leichter Rückgang des handelsgewichteten nominaler aussenwert des frankens Aussenwerts des Frankens Dezember 2000 = 100 Auf nominaler handelsgewichteter Basis schwächte sich der Index Franken zwischen den Lagebeurteilungen im September 159 und Dezember etwas ab (Grafik 5.5). Dieser Rückgang des 158 nominalen Aussenwerts widerspiegelt vor allem den Wert verlust gegenüber dem US-Dollar. 157 156 Realer Aussenwert des Frankens weiterhin auf hohem 155 Niveau 154 Mit der nominalen Abschwächung des Frankens ist auch der 153 von der SNB berechnete handelsgewichtete reale Aussen 152 wert des Frankens leicht gesunken (Grafik 5.6). Er bewegt 151 sich aber, gleich wie die entsprechenden Wechselkursindizes 150 der BIZ und des IWF, über den im Frühjahr notierten Jahres Juli 18 Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. tiefständen. Der Franken bleibt auch im längerfristigen Ver gleich hoch bewertet. Quelle: SNB Grafik 5.6 realer aussenwert des frankens Dezember 2000 = 100 Index 135 130 125 120 115 110 105 100 95 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 SNB IWF BIZ (61 Länder) Quellen: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), IWF, SNB Quartalsheft 4/2018 Dezember 23
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