INDUSTRIELLE METALLBERUFE - AUSBILDUNG GESTALTEN - BIBB

Die Seite wird erstellt Felix Sauer
 
WEITER LESEN
AUSB I L DU N G G ESTA LT EN

Industrielle Metallberufe
AUSBILDUNG GESTALTEN
Industrielle Metallberufe
▪▪ Anlagenmechaniker/Anlagenmechanikerin
▪▪ Industriemechaniker/Industriemechanikerin
▪▪ Konstruktionsmechaniker/Konstruktionsmechanikerin
▪▪ Werkzeugmechaniker/Werkzeugmechanikerin
▪▪ Zerspanungsmechaniker/Zerspanungsmechanikerin
© 2018 by Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn

ISBN: 978-3-8474-2255-6 (Print)
ISBN:978-3-96208-082-2 (PDF)

Diese Netzpublikation wurde bei der Deutschen Nationalbibliothek
angemeldet und archiviert.
urn:nbn:de:
Internet: www.bibb.de/de/84062.php

Der Inhalt dieses Werkes steht unter einer Creative-Commons-Lizenz
(Lizenztyp: Namensnennung – Keine kommerzielle Nutzung –
Keine Bearbeitung – 4.0 Deutschland).
                            Weitere Informationen finden Sie im
                            Internet auf unserer Creative-Commons-
                            Infoseite www.bibb.de/cc-lizenz.

Herausgeber:
Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn
Robert-Schuman-Platz 3
53175 Bonn
Internet: www.bibb.de

Konzeption und Redaktion:
Axel Kaufmann
Bundesinstitut für Berufsbildung
E-Mail: kaufmann@bibb.de

Kerstin Jonas
Bundesinstitut für Berufsbildung
E-Mail: jonas@bibb.de

Petra Fitzner-Kohn
Bundesinstitut für Berufsbildung
E-Mail: fitzner-kohn@bibb.de

Autoren:
Busse, Falco; ABB Ausbildungszentrum gGmbH Berlin
Eger, Dietmar; Daimler AG
Freund, Stephan; ZF Friedrichshafen AG
Gerdes, Frank; IG Metall
Kaltenecker, Reinhard; AUDI AG
Klaus, Torsten; TRUMPF GmbH + Co. KG
Koring, Claudia; IG Metall
Krajewski, Erwin; Voith GmbH
Kretzmer-Buß, Herbert; Volkswagen AG
Kuik, Holger; Siemens AG
Labusch-Schönwandt, Gerhard
Müller, Karlheinz; Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e. V.
Räß, Sven-Uwe; Arbeitgeberverband Gesamtmetall
Rott, Carsten; Evonik Technology & Infrastructure GmbH
Salm, Christian; AG der Dillinger Hüttenwerke
Schiebel, Rolf; Industrie- und Handelskammer, Prüfungsaufgaben- und
Lehrmittelentwicklungsstelle (PAL), Region Stuttgart
Schneider, Ralf; BASF SE
Schuster, Heiko; Siemens AG
Schwarz, Anja; Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.
Tackenberg, Henry; Berufsfortbildungswerk GmbH
Wendt, Dietmar; Currenta GmbH & Co. OHG

Gedruckt auf PEFC-zertifiziertem Papier
Inhalt

Vorwort ........................................................................................................................ 4

1 Auf einen Blick – was ist neu?......................................................................................... 5

2	Digitalisierung der Arbeitswelt – veränderte Anforderungen an die Berufsbildung....................... 6

3 Neue und geänderte Berufsbildpositionen.......................................................................... 8
   3.1	Neue Berufsbildposition 5 „Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit“.................................. 8
   3.2 Geänderte Berufsbildpositionen...............................................................................................................11
   3.3 Betriebliche Projekte.............................................................................................................................12

4 Zusatzqualifikationen.................................................................................................. 16
   4.1	Zusatzqualifikation Systemintegration.........................................................................................................17
   4.2	Zusatzqualifikation Prozessintegration........................................................................................................19
   4.3	Zusatzqualifikation Additive Fertigungsverfahren ..........................................................................................22
   4.4	Zusatzqualifikation IT-gestützte Anlagenänderung.........................................................................................26
   4.5	Empfehlungen zur Planung und zur Umsetzung der Zusatzqualifikationen............................................................31

5 Prüfung .................................................................................................................. 34

6 Änderungen in den Rahmenlehrplänen........................................................................... 37

7 Lernortkooperation im Industrie 4.0 Kontext.................................................................... 38
   7.1	Industrie 4.0 relevante Ausbildungsinhalte.................................................................................................38
   7.2	Industrie 4.0 relevante Kompetenzfelder ....................................................................................................38
   7.3 Digitale Basisqualifizierung .....................................................................................................................39
   7.4	Qualifizierung im Industrie 4.0 Workflow....................................................................................................39
   7.5	Ableitung der Industrie 4.0 relevanten Qualifikationsinhalte............................................................................39

Links........................................................................................................................... 40

Adressen...................................................................................................................... 42

Abbildungsverzeichnis..................................................................................................... 44

 
         Dieses Symbol verweist an verschiedenen Stellen im Dokument auf Praxisbeispiele und Zusatzmaterialien, die
         Sie auf der Seite des Berufs im Internet finden [www.bibb.de/de/84062.php].

                                                                                    Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten                     3
Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wie kaum eine andere Berufsgruppe stehen die industriel-         Diese Umsetzungshilfe stellt konkrete Beispiele für die Aus-
len Metall- und Elektroberufe (M+E) im Fokus, wenn es um         bildungsgestaltung vor und gibt Hilfen für die zeitlich-orga-
„Digitalisierung“ und „Industrie 4.0“ geht. Diese Themen         nisatorische Planung, Realisierung und Dokumentation der
werden ab dem 1. August 2018 in den Ausbildungsverord-           Ausbildung. Zusätzlich können weitere Angebote und Vorla-
nungen der M+E-Berufe verankert. Hierzu wurden die Ord-          gen online abgerufen werden.
nungsmittel durch umfassende Änderungsverordnungen
angepasst.                                                       Die jetzt vorliegende Umsetzungshilfe wurde bereits mit
                                                                 Beginn des Verfahrens von Anfang an mitgedacht und im
Um die Ausbildungsverantwortlichen bei einer reibungs-           laufenden Prozess ständig weiterentwickelt. Für die ver-
losen Umsetzung der geänderten Ausbildungsinhalte und            trauensvolle und engagierte Zusammenarbeit danken wir
-möglichkeiten zu unterstützen, wurden für die M+E Berufe        den beteiligten Sachverständigen und Koordinatoren der
zwei Umsetzungshilfen erstellt.                                  Sozialpartner. Zukünftig wird für die Weiterentwicklung
                                                                 der Ordnungsmittel und der Ausbildung in den Berufen ein
Die hier vorliegende Veröffentlichung gilt für die industriel-   kontinuierlicher Dialog mit der Ausbildungspraxis noch not-
len Metallberufe:                                                wendiger. Dafür sind hier gute Grundlagen gelegt, an die wir
                                                                 anknüpfen werden.
ffAnlagenmechaniker/Anlagenmechanikerin,
ffIndustriemechaniker/Industriemechanikerin,                     Ich wünsche mir gerade auch vor diesem Hintergrund eine
ffKonstruktionsmechaniker/Konstruktionsmechanikerin,             umfassende Verbreitung dieser Umsetzungshilfe bei allen,
ffWerkzeugmechaniker/Werkzeugmechanikerin und                    die mit der dualen Berufsausbildung befasst sind – ein-
ffZerspanungsmechaniker/Zerspanungsmechanikerin.                 schließlich der Auszubildenden selbst.

Korrespondierend mit den Änderungsverordnungen widmet            Den Autorinnen und Autoren dieser Veröffentlichung gilt
sich die Umsetzungshilfe erstens der neuen, für alle ver-        mein herzlicher Dank für ihre engagierte und qualifizierte
bindlich geltenden Berufsbildposition „Digitalisierung der       Arbeit!
Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit“, zweitens
einzelnen Änderungen in den weiteren Berufsbildpositionen
und drittens den für die oben genannten Berufe neu entwi-
ckelten optionalen Zusatzqualifikationen. Gerade dieses neu
eingeführte Instrument wählbarer Zusatzqualifikationen
gibt den im Digitalisierungsprozess unterschiedlich aufge-
stellten Betrieben die Möglichkeit, gezielt Kompetenzen für
den digitalen Wandel aufzubauen. Diese optionalen und ge-
sondert zertifizierten Ausbildungsinhalte sind zugleich ein      Bonn, im Oktober 2018
attraktives Angebot für Auszubildende, ihre Qualifikationen      Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser
um neue, besonders nachgefragte Kompetenzen zu erwei-            Präsident Bundesinstitut für Berufsbildung
tern. Die Zusatzqualifikationen verbessern darüber hinaus
die Startmöglichkeiten für die berufliche Weiterbildung der
Fachkräfte.

4         Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
1        Auf einen Blick – was ist neu?

Die Digitalisierung und die mit ihr einhergehenden Entwick-     (Gesamtmetall), die Industriegewerkschaft Metall (IG Me-
lungen verändern die Arbeitswelt in der Metall- und Elektro-    tall), der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau
Industrie. Dabei stehen die unter dem Schlagwort Industrie      e. V. (VDMA) und der Zentralverband Elektrotechnik- und
4.0 beschriebenen Veränderungen in der industriellen Pro-       Elektronikindustrie e. V. (ZVEI) auf eine Modernisierung der
duktion im Mittelpunkt. Leitbild für Industrie 4.0 sind wand-   geltenden Ausbildungsordnungen mittels Änderungsverord-
lungsfähige und vernetzte Produktions- und Logistikpro-         nungen verständigt.
zesse, die eine hocheffiziente und hoch flexible Produktion
ermöglichen, Kundenwünsche in Echtzeit integrieren und          Unterstützt vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
individuelle Produktvarianten möglich machen.                   haben Sachverständige der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
                                                                dazu die Metall- und Elektro-Ausbildungsordnungen und
Mit der Arbeitswelt ändern sich die Qualifikationsanforde-      Ausbildungsrahmenpläne überarbeitet. Korrespondierend
rungen an die Fachkräfte. Die besondere Herausforderung         sind die Rahmenlehrpläne von den Rahmenlehrplanaus-
für die Weiterentwicklung der Ausbildungsberufe ist dabei,      schüssen der Kultusministerkonferenz (KMK) überarbeitet
dass die Wirtschaft in einem permanenten Transformations-       worden.
prozess steht, der aber in Einzelbetrieben und an Arbeits-
plätzen nicht zwingend zeitgleich wirkt. Konventionelle und     Die Ausbildungsordnungen beinhalten drei Neuerungen:
innovative Techniken existieren nebeneinander und müssen
beide gemeistert werden. Das setzt Flexibilität und breite      ffÜber alle Berufe hinweg wurde die neue integrativ zu
Qualifikationen voraus.                                           vermittelnde Berufsbildposition „Digitalisierung der
                                                                  Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit“ einge-
Die Ausbildungsordnungen für die industriellen Metall- und        fügt.
Elektroberufe sind prozessorientiert und gestaltungsoffen       ffBetriebliche Lerninhalte wurden in Hinblick auf Indus-
formuliert. Sie bilden im Sinne von Mindestanforderungen          trie 4.0 relevante Qualifikationsanforderungen aktuali-
eine gute Grundlage, um für heutige und künftige Arbeits-         siert.
aufgaben die notwendige berufliche Handlungsfähigkeit zu        ffMit insgesamt sieben optional wählbaren Zusatzqualifi-
vermitteln und abhängig von betrieblichen Anforderungen           kationen werden Industrie 4.0 relevante Qualifizierungs-
die Ausbildung auszugestalten.                                    schwerpunkte abgebildet.

Vor diesem Hintergrund haben sich das Bundesministerium         Der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung
für Wirtschaft und Energie (BMWi), das Bundesministerium        hat am 15. März 2018 die Modernisierung der industriellen
für Bildung und Forschung (BMBF), der Gesamtverband der         Metall- und Elektroberufe und des Mechatronikers/der Me-
Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie e. V.     chatronikerin zum 1. August 2018 beschlossen.

                                                                   Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten       5
2	Digitalisierung der Arbeitswelt – veränderte
   Anforderungen an die Berufsbildung

Digitalisierung wird in den letzten Jahren mit den Maßstä-       Hochdynamische Transformationsprozesse, wie durch In-
ben des Begriffs Industrie 4.0 gemessen. Industrie 4.0 gilt      dustrie 4.0 hervorgerufen, erfordern zusätzlich eine voraus-
als vierte Stufe der Industrialisierung, die eine intelligente   schauende Qualifizierung der Fachkräfte. Um dabei Effizienz
Vernetzung von Ressourcen, Informationen, Objekten und           und Nachhaltigkeit in der Fort- und Weiterbildung sicherzu-
Menschen auf Basis von cyberphysischen Systemen (CPS)            stellen, müssen geeignete Qualifizierungsprozesse definiert
kennzeichnet. In Unternehmen wird das z. B. daran erkenn-        und so eng wie möglich mit den neuen Arbeitsprozessen ge-
bar, dass Prozesse digital abgebildet sind und Tablets sowie     koppelt werden. Das Konzept der arbeitsprozessorientierten
moderne Leitstände zum Einsatz kommen. Intelligente Sen-         Qualifizierung bietet dazu passgenau die notwendige Unter-
soren sorgen innerhalb von Anlagen dafür, dass ganze Pro-        stützung.
zessketten, einschließlich der Materialflüsse, abgestimmt
und optimiert sind, diese IT-gestützt betrieben werden und       Mit seinen beiden essenziellen Bestandteilen – Prozessorien-
dass vorausschauend instand gehalten und in Prozesse ein-        tierung und Integration von Arbeit und Lernen – ermöglicht
gegriffen werden kann.                                           das Konzept auch in Verbindung mit prozessorientiert ge-
                                                                 stalteten Fortbildungsordnungen zukunftsweisende Ansätze
Gefordert sind nicht nur neue „digitale“ fachliche Quali-        für eine moderne Fachkräfteentwicklung.
fikationen, die beispielsweise ein größeres Abstraktions-
vermögen, Prozess- und Systemverständnis betreffen. Zur          In einer arbeitsprozessorientierten Qualifizierung lernen
Beherrschung von vernetzten Systemen sind auch methodi-          Teilnehmer/-innen überwiegend in ihrem Arbeitsfeld und
sche, soziale und personale Kompetenzen wichtig. Komplexe        mit ihrem Team direkt in den Industrie 4.0 Arbeitsprozessen.
digitalisierte Produktionsprozesse sind heute von einzelnen      Ziel muss es in Zukunft sein, diese Form des Lernens syste-
Fachkräften nicht mehr zu beherrschen. Um diese Systeme          misch und nachhaltig zu fördern.
handlungssicher zu entwickeln, zu bauen und zu betreiben,
arbeiten interdisziplinäre Teams in der gesamten Wertschöp-      Eine regelmäßige Weiterbildung ist zum Zwecke des Quali-
fungskette zusammen.                                             fikationserhalts notwendig und gemeinsame Aufgabe von
                                                                 Fachkräften und Unternehmen. Dazu gehören z. B. Lernen
Durch die steigende Komplexität miteinander vernetzter           im Prozess der Arbeit, Herstellerschulungen, Unterweisun-
Systeme und durch sich verkürzende Innovationszyklen             gen und das Nutzen einschlägiger Fachzeitschriften wie
neuer Techniken steigen darüber hinaus die Anforderungen         auch entsprechender Online-Angebote.
an die Problemlösungs- und Selbstlernkompetenzen aller
Beschäftigten.                                                   Die berufliche Aufstiegsfortbildung hat mit dem Industrie-
                                                                 meisterkonzept eine etablierte Marke. Die landesrechtlich
Angesichts der Tatsache, dass sich Aufgaben- und Kompe-          geregelte Techniker-Fortbildung ist an Fachschulen möglich.
tenzprofile von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen stark än-
dern werden, ist die Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte       Diese und andere Fortbildungsmöglichkeiten sind eine gute
ein Kernthema.                                                   Ausgangsbasis für eine anforderungs- und bedarfsgerechte
                                                                 Qualifizierung in Richtung Industrie 4.0. Die folgende Grafik
                                                                 zeigt dafür mögliche Karrierewege (siehe Abb. 1).
 erufliche Fortbildung gewinnt zunehmend an
B
Bedeutung
Die enge Verzahnung von Aus- und Fortbildung wird zu-
künftig immer wichtiger. Ziel muss es daher sein, die Stär-
ken einer breiten und systematischen Ausbildung mit denen
einer hierauf aufbauenden strukturierten Fortbildung effizi-
ent zu verbinden. Dies ermöglicht langfristig attraktive Fach-
karrieren.

6         Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
Lehramt an
                                                                                                                               Technische/-r                    Master                                               Berufspädagoge/
                                                                                                 Betriebswirt/-in                                                                       Berufsbildenden
                                                                                                                              Betriebswirt/-in               Maschinenbau2                                             -pädagogin
                                                                                                                                                                                     Schulen Metalltechnik

                                                         Fortbildung
                                                                         Prozessmanager/-in                                                                                                                                    Aus- und
                                                                                                      Industriemeister/-in                                           Techniker/-in                 Bachelor                                      Industriemeister/-in
                                                                            Produktions-                                                Konstrukteur/-in                                                                    Weiterbildungs-
                                                                                                             Metall                                                  Maschinenbau1               Maschinenbau2                                      Mechatronik
                                                                             technologie                                                                                                                                  pädagoge/-pädagogin

                                                                                                                             Prozessexperte/                 Applikations-             Ausbildereignung

                                                        sierung
                                                       Speziali-
                                                                                                                                -expertin                  experte/-expertin                (AEVO)

                                                                                                                                                                                  IT-gestützte                  Additive
                                                                                                                    Systemintegration           Prozessintegration

                                                       lifizierung
                                                                                                                                                                               Anlagenänderung            Fertigungsverfahren

                                                       Zusatzqua-
                                                                                Produktions-
                                                                                                            Anlagen-                        Industrie-                Konstruktions-               Werkzeug-                     Zerspanungs-
                                                                                 technologe/
                                                                                                          mechaniker/-in                  mechaniker/-in              mechaniker/-in              mechaniker/-in                mechaniker/-in

                                                         Ausbildung
                                                                                -technologin

                                                                        1 Die   Fachrichtung Maschinenbau ist als Beispiel angegeben. Darüber hinaus sind weitere einschlägige Fachrichtungen möglich.
                                                                        2 Die   Studiengänge Maschinenbau sind als Beispiele angegeben. Darüber hinaus sind weitere einschlägige Studiengänge möglich.

                                                   Abbildung 1: Übersicht über mögliche Karrierewege (Quelle: IG Metall, überarbeitet)

Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten
7
3                    Neue und geänderte Berufsbildpositionen

3.1	Neue Berufsbildposition 5                                               Dies betrifft z. B. den Umgang mit Visualisierungssystemen
                                                                             in der Prozesssteuerung, mit Assistenzsystemen im Quali-
     „Digitalisierung der
                                                                             tätsmanagement, mit Tablets bei der Aufnahme von Tei-
     Arbeit, Datenschutz und                                                 lenummern oder den Zugriff auf Handlungsanleitungen,
     Informationssicherheit“                                                 ebenso die Nutzung von digitalen Medien zur Informations-
                                                                             beschaffung (z. B. Lernplattformen, Blogs, Online-Videos).
Entsprechend dem Bedeutungszuwachs der digitalen Arbeit,                     Einbezogen sind dabei der Datenschutz und die Berücksich-
digitaler Arbeitsmittel und -formen sowie der Anforderun-                    tigung der organisatorischen und technischen Maßnahmen
gen des Datenschutzes und der Informationssicherheit wur-                    zur Informationssicherheit im Unternehmen. Aber auch das
de eine neue integrative Berufsbildposition (lfd. Nr. 5) in die              interdisziplinäre, domänen- und funktionsübergreifende
Verordnungen aufgenommen.                                                    Zusammenarbeiten ist für die Arbeits- und Geschäftsprozes-
                                                                             se der Industrie 4.0 notwendig und wird mit der Berufsbild-
Die darin beschriebenen Qualifikationen sind integrativ                      position 5 abgebildet und gefördert.
während der gesamten Ausbildungszeit zu vermitteln (siehe
Abb. 2).

                                                                                Die neue Berufsbildposition (lfd. Nr. 5)
                                                                                 „Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und
                                                                                 Informationssicherheit“ ist – wie die Standard-
                                                                                 Berufsbildpositionen (lfd. Nr. 1–4) – integrativ
         Ausbildungszeit 3, 5 Jahre

                                                                                 während der gesamten Ausbildungszeit zu
                                                                                 vermitteln (vertikale Integration).

                                                                                Die beschriebenen Qualifikationen können
                                                                                     fachlich/inhaltlich wie auch
                                                                                     handlungs-/kontextbezogen
                                      Neue Berufsbildposition 5
                                                                                 in die dafür relevanten Arbeitsaufgaben und
                                                                                 -abläufe integriert werden.

                                             Standard-
                                      Berufsbildpositionen 1-4

Abbildung 2: Qualifizierung in integrativen Berufsbildpositionen (Quelle: ZVEI, überarbeitet)

Mit dieser Berufsbildposition verbindet sich die Zielsetzung,                In der folgenden Übersicht 1 werden die zu vermittelnden
die Entwicklung der Kompetenz „IT“ als ein Werkzeug im be-                   Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten aus dem Ausbil-
ruflichen Kontext einzusetzen.                                               dungsrahmenplan zum besseren Verständnis erläutert und
                                                                             mit Beispielen unterfüttert.

8                         Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
Übersicht 1: Neue Berufsbildposition „Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und
Informationssicherheit“

           Teil des Ausbildungsberufsbildes/
            Kernqualifikationen, die unter
        Einbeziehung selbstständigen Planens,
 BBP                                                                      Erläuterungen                           Zeitrahmen
           Durchführens und Kontrollierens
           integriert mit berufsspezifischen
        Fachqualifikationen zu vermitteln sind

  5    Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit

       a) auftragsbezogene und technische Unter-    ffbetriebsübliche Software nutzen, z. B.
          lagen unter Zuhilfenahme von Stan-             ●●Enterprise Ressource Planing (ERP)
          dardsoftware erstellen                         ●●Office-Pakete
                                                         ●●Computer Aided Design (CAD)
                                                         ●●Computer Aided Manufacturing (CAM)
                                                         ●●Manufacturing Execution System (MES)
                                                     ffZeichnungen, Protokolle, Arbeitspläne erstellen oder
                                                       editieren
                                                     ffWorkflows bearbeiten
       b) Daten und Dokumente pflegen, austau-      ffKollaborationsplattformen, z. B.
          schen, sichern und archivieren                ●● Teamcenter
                                                        ●● SharePoint
                                                        ●● ERP
                                                     ffWorkflow bearbeiten
                                                     ffDatensicherung nach betrieblichen Vorgaben
       c) Daten eingeben, verarbeiten, übermit-     ffDaten konvertieren
          teln, empfangen und analysieren            ffBig Data bündeln und auswerten
                                                     ffStatistiken erstellen
                                                     ffdigitale Techniken und Arbeitsmittel nutzen, z. B.
                                                         ●●LAN und WLAN
                                                         ●●Bluetooth                                              während der
                                                         ●●Radio Frequency Identification (RFID)                   gesamten
                                                         ●●QR-Code                                               Ausbildungszeit
                                                         ●●Near Field Communication (NFC)                         zu vermitteln
                                                         ●●Transponder
                                                         ●●Parameter in Steuerung eingeben
       d) Vorschriften zum Datenschutz anwenden     ffEU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und
                                                       Bundesdatenschutzgesetz (BDSG), z. B.
                                                        ●● Einwilligung zur Verarbeitung von Daten
                                                        ●● Löschen von Daten
                                                     ffbetriebliche Richtlinien
                                                     ffUrheberrecht beachten
                                                     ffZugangsberechtigungen
       e) informationstechnische Systeme (IT-Sys-   ffSchnittstellen und Zusammenhänge erkennen und
          teme) zur Auftragsplanung, Auftrags-         verstehen
          abwicklung und Terminverfolgung an-        ffERP-Systeme
          wenden                                     ffWorkflow und Termine beachten
                                                     ffMeilensteine beachten, ggf. Maßnahmen ergreifen
       f) Informationsquellen und Informationen     ffInternet
          in digitalen Netzen recherchieren und      ffIntranet
          aus digitalen Netzen beschaffen sowie      ffForen
          Informationen bewerten                     ffChats
                                                     ffPlattformen
                                                     ffWissensdatenbanken
                                                     ffNetzwerke
                                                     ffSeriosität, Glaubhaftigkeit, Nutzungsrechte prüfen

                                                                       Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten            9
Teil des Ausbildungsberufsbildes/
                Kernqualifikationen, die unter
            Einbeziehung selbstständigen Planens,
     BBP                                                                        Erläuterungen                        Zeitrahmen
               Durchführens und Kontrollierens
               integriert mit berufsspezifischen
            Fachqualifikationen zu vermitteln sind

           g) digitale Lernmedien nutzen                   ffLernmedien individuell bewerten
                                                           ffInternet
                                                           ffStandards des Bundesamts für die Sicherheit in der
                                                             Informationstechnik (BSI) beachten und einhalten
                                                           ffbetriebliche Regelungen
                                                           ffIntranet
                                                           ffLernmanagementsysteme
                                                           ffApps
                                                           ffPlattformen (Kommunikation, Information, Videos,
                                                             Austausch)
                                                           ffNetzwerke
                                                           ffComputer Based Training (CBT)
                                                           ffWeb Based Training (WBT)
                                                           ffUmgang mit mobilen Endgeräten
           h) die informationstechnischen Schutzziele     ffStandards des Bundesamts für die Sicherheit in der
              Verfügbarkeit, Integrität, Vertraulichkeit     Informationstechnik (BSI) beachten und einhalten
              und Authentizität berücksichtigen            ffbetriebliche Regelungen
           i) betriebliche Richtlinien zur Nutzung        ffUmgang mit mobilen Datenträgern
              von Datenträgern, elektronischer Post,       ffE-Mail-Konvention, Verschlüsselung
              IT-Systemen und Internetseiten ein-
              halten
           j) Auffälligkeiten und Unregelmäßigkeiten      ffWarnmeldungen beachten und aufbereiten
              in IT-Systemen erkennen und Maßnah-            (Screenshots)
              men zur Beseitigung ergreifen                ffSystemadministratoren benachrichtigen
                                                           ffnicht erwartetes Verhalten (Flackern, Töne,
                                                             Fehlfunktionen) bewerten und Maßnahmen ergreifen
           k) A
               ssistenz-, Simulations-, Diagnose-         ff2D-, 3D-CAD
              oder Visualisierungssysteme nutzen           ffProzesssimulation in der Steuerungstechnik
                                                           ffSchweißsimulation
                                                           ffCAM-Systeme
                                                           ffRoboter-Simulation
                                                           ffAugmented Reality, z. B.
                                                               ●●QR-Codes
                                                               ●●Datenbrille
                                                           ffVirtual Reality
                                                           ffCondition Monitoring
                                                           ffDigitaler Zwilling

           l) in interdisziplinären Teams kommuni-        ffArbeiten mit der Cloud
              zieren, planen und zusammenarbeiten          ffSchnittstellen-Kommunikation
                                                           ffKompetenz-Abgrenzung
                                                           ffScrum-Methode
                                                           ffDesign-Thinking
                                                           ffArbeiten in fachbereichsübergreifenden Teams, z. B.
                                                               ●●BWL
                                                               ●●Maschinenbau
                                                               ●●IT
                                                               ●●Mechatronik
                                                           ffArbeiten in qualifikationsübergreifenden Teams, z. B.
                                                               ●●Auszubildende
                                                               ●●Facharbeiter/-innen
                                                               ●●Ingenieure/Ingenieurinnen
                                                           ffZusammenhänge im Product Lifecycle Management

10         Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
3.2                 Geänderte Berufsbildpositionen                                Die vorgenommenen Änderungen an den Kernqualifikatio-
                                                                                  nen werden durch die Verknüpfung mit den Fachqualifikati-
Neben der Einführung einer neuen integrativen Berufsbildpo-                       onen in allen Zeitrahmen der Ausbildungsrahmenpläne und
sition (BBP) zur Digitalisierung wurden bei der Berufsbildpo-                     in den korrespondierenden Lernfeldern der Rahmenlehr-
sition lfd. Nr. 6 „Betriebliche und technische Kommunikation“                     pläne umfassend wirksam. Somit werden die Industrie 4.0
– zu den gemeinsamen Kernqualifikationen der Metallberufe                         spezifischen Inhalte mit den damit verbundenen personalen
gehörend – entsprechende Aktualisierungen, Ergänzungen                            und sozialen Kompetenzen in die jeweils relevanten Hand-
und auch Streichungen vorgenommen (siehe Übersicht 2).                            lungskontexte integriert. Diese Inhalte können – je nach be-
                                                                                  trieblichen Anforderungen und Prozessabläufen im Einsatz-
Bei den Fachqualifikationen wurde die Berufsbildposition                          gebiet – unterschiedlich miteinander verzahnt werden.
„Geschäftsprozesse und Qualitätsmanagement im Einsatz-
gebiet“ um einen weiteren Buchstaben ergänzt: „l) Lebens-                         Für die zu vermittelnden Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähig-
zyklusdaten von Aufträgen, Dienstleistungen, Produkten                            keiten wurden Erläuterungen ergänzt, die Impulse für die
und Betriebsmitteln auswerten, Vorschläge zur Optimierung                         Planung und Umsetzung der Ausbildung geben sollen und
von Abläufen und Prozessen erarbeiten“ (siehe Übersicht 3).                       die als Beispiele anzusehen sind.

                                                                               Die für alle Berufe der jeweiligen Berufsgruppe
                                                                                definierten gemeinsamen Kernqualifikationen
                                    berufsspezifische                           (50% der Ausbildungszeit) sind unter Einbeziehung
                                    Fachqualifikationen                         selbstständigen Planens, Durchführens und
                                    21 Monate                                   Kontrollierens integriert mit den berufsspezifischen
        Ausbildungszeit 3,5 Jahre

                                                                                Fachqualifikationen (50% der Ausbildungszeit) zu
                                                                                vermitteln (horizontale Integration).

                                                                               Sie können dazu je nach betrieblichen Anforderungen
                                       integrative Vermittlung                  und Prozessabläufen unterschiedlich miteinander
                                                                                verzahnt werden.

                                                gemeinsame
                                                Kernqualifikationen
                                                21 Monate

Abbildung 3: Kern- und Fachqualifikationen (Quelle: ZVEI, überarbeitet)

Übersicht 2: Industrielle Metallberufe – Gemeinsame Kernqualifikationen

                              Teil des Ausbildungsberufsbildes/
                               Kernqualifikationen, die unter
                           Einbeziehung selbstständigen Planens,
  BBP                                                                                             Erläuterungen
                              Durchführens und Kontrollierens
                              integriert mit berufsspezifischen
                           Fachqualifikationen zu vermitteln sind

    6                   Betriebliche und technische Kommunikation

                     c) Gespräche mit Kunden, Vorgesetzten         ffOnline- und Videokonferenzen, z. B.
                        und im Team situationsgerecht und              ●● Skype Meeting
                        zielorientiert auch mit digitalen Kom-         ●● TeamViewer
                        munikationsmitteln führen und dabei            ●● Desktop-Sharing
                        kulturelle Identitäten berücksichtigen         ●● Filesharing
                                                                       ●● Cloud Network
                                                                    ffChats
                                                                    ffWebforen
                                                                    ffE-Mails

                                                                                      Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten      11
Übersicht 3: Industrielle Metallberufe – berufsspezifische Fachqualifikationen

     BBP      Teil des Ausbildungsberufsbildes/
               Kernqualifikationen, die unter
           Einbeziehung selbstständigen Planens,
                                                                                      Erläuterungen
              Durchführens und Kontrollierens
              integriert mit berufsspezifischen
           Fachqualifikationen zu vermitteln sind

 18/19/
           Geschäftsprozesse und Qualitätssicherungssysteme im Einsatzgebiet
 20/21

           l) Lebenszyklusdaten von Aufträgen,        ffPredictive Maintenance
              Dienstleistungen, Produkten und          ffAnlagen-, Prozess- und Produktoptimierung
              Betriebsmitteln auswerten und Vor-       ffzur Optimierung von Produkten und Prozessen:
              schläge zur Optimierung von Abläufen         ●●Erfassung von Produkt- und Produktionsdaten
              und Prozessen erarbeiten                     ●●Datenanalyse (auch durch Softwareanwendungen)
                                                           ●●Dateninterpretation

3.3        Betriebliche Projekte
Zur Umsetzung der in den geänderten Berufsbildpositionen              im Rahmen der Ausbildung abgegrenzte Abschnitte, deren
und in der neuen Berufsbildposition enthaltenen, zu ver-              Lernerfolg an den Arbeitsergebnissen und in Reflexionsge-
mittelnden Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten er-              sprächen mit den Auszubildenden gemessen werden kann.
scheinen insbesondere Projekte geeignet. Sie unterstützen             Nachfolgende Beispiele sind in der Praxis bereits erprobt.
selbstständiges und selbstorganisiertes Lernen und schaffen

1. Ausbildungsjahr: Inbetriebnahme eines Mini-PC (Raspberry Pi)

 Industriemechaniker/Industriemechanikerin
 (Dieses Beispiel ist mit den entsprechenden Anpassungen für die anderen vier industriellen Metallberufe möglich.)

 1. Ausbildungsjahr

 Berufsbildpositionen                                                     Lernfeld
 ffBBP 5 f, g, i, l                                                       ffLF3: Herstellen von Baugruppen (80 Stunden)
 ffBBP 6 d, e, f                                                          Lernsituation
 ffBBP 7 h, ,i
                                                                          Programmieren eines Mini-PC „Raspberry Pi“ (4 Stunden)
 ffBBP 17 a, b, c, d, e
 Betriebliche Lernaufgabe
 Programmieren und Inbetrieb-
 nehmen eines Mini-PC
 „Raspberry Pi“
 Dauer des betrieblichen Projekts      Abbildung 4: Raspberry Pi
 eine Woche                            (Quelle: IG Metall)

 Aufgabenstellung                                                         Handlungsprodukt/Lernergebnis
 Ein Mini-PC „Raspberry Pi“ soll so programmiert werden, dass LED         Die Schüler und Schülerinnen sind in der Lage, den Auf-
 (light emitting diode) über Kontaktstifte (GPIO general purpose input/   bau des Mini-PC und dessen Funktionsweise zu erklären
 output) ein- und ausgeschaltet werden können.                            sowie mit dessen Betriebssystem umgehen. Sie ermitteln
 Die Auszubildenden sollen ihre Arbeiten dokumentieren. Die Ergeb-        zusätzlich benötigte Bauteile. Hierzu verwenden sie Infor-
 nisse präsentieren sie in der Lerngruppe. Anschließend führen sie ein    mationen aus technischen Unterlagen und Lernprogrammen
 Abschlussgespräch in der Lerngruppe, in dem sie den ganzen Prozess       (auch in englischer Sprache). Die Schüler und Schülerinnen
 reflektieren.                                                            planen eine entsprechende Steuerung (Blinkschaltung) und
                                                                          können deren Funktionszusammenhänge beschreiben. Für
                                                                          die Funktionsprüfungen entwickeln sie Prüfkriterien.
                                                                          Die Schüler und Schülerinnen können ihre eigenen Arbeiten
                                                                          dokumentieren und bewerten sowie in der Lerngruppe prä-
                                                                          sentieren und gemeinsam in einem Gespräch reflektieren.

 Abbildung 5: Steckplatine (Quelle: IG Metall)

12         Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten
BBP 5:
f) Informationsquellen und Informationen in digitalen Netzen recherchieren und aus digitalen Netzen beschaffen sowie
   Informationen bewerten (Informationsbeschaffung und Recherche via Internet (Informationsgehalt, einfaches Auffinden
   von Lösungen, Übersichtlichkeit, Barrierefreiheit), Lernen mit Lehr- und Lernvideos, Bewertung von Lehr- und Lernvideos (es
   werden Hintergründe zur Durchdringung des „Tuns“ vermittelt), Bewertung von Internetseiten)
g) digitale Lernmedien nutzen (Eingabe von Programmbefehlen (Programmierkonsolen))
i) betriebliche Richtlinien zur Nutzung von Datenträgern, elektronischer Post, IT-Systemen und Internetseiten einhalten
   (Datensicherheit beim Herunterladen von Software, Umgang mit SD-Karten)
l) in interdisziplinären Teams kommunizieren, planen und zusammenarbeiten (interdisziplinärer Gruppenaustausch; Informationen,
   Lernfortschritte, gegenseitige Hilfestellungen (Diskussionen und Bewertung aller Schritte und Erfolge))
BBP 6
d) Sachverhalte darstellen, Protokolle anfertigen; englische Fachbegriffe in der Kommunikation anwenden
e) Informationen auch aus englischsprachigen technischen Unterlagen oder Dateien entnehmen und verwenden
f) Besprechungen organisieren und moderieren, Ergebnisse dokumentieren und präsentieren
BBP 7
h) Qualifikationsdefizite feststellen, Qualifizierungsmöglichkeiten nutzen
i) unterschiedliche Lerntechniken anwenden
BBP 17
a) einschlägige Sicherheitsvorschriften über das Arbeiten an elektrischen Systemen anwenden
b) Schalt- und Funktionspläne verschiedener Systeme anwenden
c) elektrische Baugruppen oder Komponenten mechanisch aufbauen
   (Umgang mit: Bauteilen, SD-Karten, Kabeln und Kleinstspannung)
d) mit Kleinspannung betriebene elektrische Baugruppen oder Komponenten installieren und prüfen
e) funktionsgerechten Ablauf vom Steuerungen überprüfen, bei Störungen Maßnahmen durchführen oder einleiten
Arbeitsform
Gruppenarbeit, ständiger Austausch über den Lernfortschritt in einer berufsübergreifenden Lerngruppe.
(z. B. 1 Industriemechaniker/-in, 1 Elektroniker/-in für Betriebstechnik, 1 Kaufmann/-frau für Büromanagement, 1 Fachinformatiker/-in)
Arbeitsmaterialien
Hardware je Gruppe: 1x Raspberry Pi; 1x kompatible SD/micro SD-Karte; 1x passender Stromanschluss: 1x USB-Kabel;
1x HDMI-Kabel; 1x Gehäuse (optional); 1x Computerbildschirm

Vorgehen/Ablauf/Erläuterung der Arbeitsschritte
                                                                     Arbeitsschritt 1: Informationsbeschaffung: Was ist ein Raspberry
                                                                                       Pi; Aufbau des Mini-PC und Funktionsweise;
                                                                                       benötigte Zusätzliche Bauteile; Betriebssystem
                                                                     Arbeitsschritt 2: S oftware auf SD-Karte herunterladen und ins-
                                                                                       tallieren
                                  Abbildung 6: Mini-PC Raspberry     Arbeitsschritt 3: Bauteile handhaben, Leitungsverbindungen
                                  Pi (Quelle: IG Metall)                                herstellen, Inbetriebnahme
                                                                     Arbeitsschritt 4: Programmierung des Mini-PC
                                                                     Arbeitsschritt 5: Anschluss und Test
                                  Abbildung 7: Programmierzeile      Arbeitsschritt 6: Dokumentation, Erstellen einer Präsentation
                                  für eine Blinkschaltung
                                  (Quelle: IG Metall)                Arbeitsschritt 7: Fachgespräch (Abschlussgespräch) in der Lern-
                                                                                        gruppe

                                  Abbildung 8: Verbindung mit
                                  Steckplatine (Quelle: IG Metall)

Organisatorische Hinweise/Ressourcen
Azubi-PCs, Beamer, Tablet-PC, Besprechungsraum, Werkbänke E-Technik, Internet
Weiterführende Informationen
ffCommunity: http://raspberrypiguide.de
ffInternetforen: https://forum-raspberrypi.de/forum

                                                                             Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten            13
2. Ausbildungsjahr: Planen und Fertigen eines Handygehäuses

 Industriemechaniker/Industriemechanikerin

 2. Ausbildungsjahr

 Berufsbildpositionen                                                  Lernfeld
 ffBBP 5 a bis l                                                       ffLF 7: Montieren von technischen Teilsystemen (Zeitrichtwert
 ffBBP 6 c                                                               40 Stunden)
 ffBBP 18 a bis l                                                      Lernsituation
 Betriebliche Lernaufgabe                                              konkrete Aufgabenstellung siehe links (4 UStd.)
 Planen und Fertigen eines Handygehäuses.
 Diese Aufgabe steht beispielhaft für verschiedene Fertigungsauf-
 träge, z. B. komplettes Produkt fertigen, Teilprodukt fertigen oder
 individuelle Bearbeitungen am Produkt.
 Dauer des betrieblichen Projekts
 fünf Tage (durch Definition von Teilaufträgen auch modular
 aufbaubar)
 Aufgabenstellung                                                      Handlungsprodukt/Lernergebnis
 Selbstständige Einarbeitung in die Funktionsweise der verschie-       ffArbeiten mit Produktionsauftrags- und
 denen Bearbeitungsstationen, Erarbeiten und Planen von Ferti-           Produktionsleitsystemen, Auftragsplanung, -erstellung und
 gungsaufträgen mit anschließender Durchführung der geplanten            Durchführung von digitalen Fertigungsaufträgen komplexe
 Fertigungsaufträge am Industrie 4.0 Automatisierungssystem              Aufgaben verstehen und umsetzen können, Umgang mit
 oder am modularen Produktionssystem. Abschließend sind die              digitalen Medien
 Kontrolle und die Dokumentation in das zur Verfügung gestellte        ffeigenständige Kontrolle der geplanten Arbeit durchführen
 digitale Arbeitsheft durchzuführen. Dabei stehen Produktions-           können
 planungen mit Parametrierung, Visualisierung und Vernetzung,
                                                                       Bewertungskriterien
 Big Data mit Datenauswahl und Datenspeicherung zur vollstän-
 digen Durchführung der Fertigungsaufträge an einem Industrie          ffPlanung, Durchführung der Fertigungsaufträge mit
 4.0 Automatisierungssystem oder modularen Produktionssystem             Produktionsauftrags- und Produktionsleitsystemen sowie
 im Vordergrund.                                                         anschließender Funktionskontrolle und Qualitätssicherung
                                                                         inkl. digitaler Dokumentation
 Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten
 Im Zeitrahmen:
 ff5a, 18a) auftragsbezogene und technische Unterlagen unter Zuhilfenahme von Standardsoftware analysieren und auswerten
 ff5l, 6c) in interdisziplinären Teams kommunizieren, planen und zusammenarbeiten
 ff5b, f, g, i, 18b) auftragsbezogene Recherche und Analyse von Daten und Dokumenten in digitaler Form von einem internen
   Dateiserver oder aus dem Internet, dabei Richtlinien zur Nutzung des Internets und IT-Systemen einhalten
 ff5d, i) Anwendung von IT-Systemen zur Auftragsplanung und Auftragsabwicklung. Richtlinien zur Nutzung von IT-Systemen
   einhalten
 ff5c, 18d, f, h, i, k, l) selbstständige Auftragsdurchführung, Auftragsprüfung und eventuelle Korrektur mit anschließender
   Dokumentation
 Arbeitsform
 Kleingruppen (empfohlen in 2er-Gruppen) je Station am Produktionssystem. Darin sind zwei Stapelmagazine, eine Messstation, eine
 Bohrstation, eine Pressstation, eine Heizstation, eine Wendestation und eine Abladestation inbegriffen. Diese Applikationsstationen
 sind jeweils auf einem Transportband montiert. Die Kleingruppen arbeiten sich in die Funktionsweise der Bearbeitungsstationen
 ein, planen eigenständig einen Fertigungsauftrag und führen diesen an dem Industrie 4.0 Automatisierungssystem oder am modu-
 laren Produktionssystem aus.
 Arbeitsmaterialien
 Industrie 4.0 Simulationssystem oder modulares Produktionssystem, digitale Quick-Guides für die jeweilige Fertigungsstation und
 die jeweiligen Fertigungsaufträge, z. B. auf Basis von QR-Codes oder digitaler Herstellerunterlagen
 Organisatorische Hinweise/Ressourcen
 Mobiles Endgerät (Tablet/Smartphone), Simulationsfabrik, Lernmanagementsystem (alternativ: Dateienserver)
 Weiterführende Informationen zu folgenden Themen aus dem Internet oder aus digitalen Herstellerunterlagen
 Industrie 4.0, individuelle Fertigung, Vernetzung, Big Data, cloudbasierende Fertigungssysteme, Produktionsplanungs- und Produk-
 tionsleitsysteme, QR-Code, RFID

14        Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
Vorgehen/Ablauf/Erläuterung der Arbeitsschritte

                                                                      ffDie Lernenden erhalten den Arbeitsauftrag/Fertigungsauftrag:
                                                                        schwarzes Handy-Gehäuse, bestehend aus Front- und
                                                                        Rückschale, planen und fertigen.
                                                                      ffDabei sind folgende Arbeitsschritte zu planen und zu
                                                                        parametrieren:
                                                                          ●●Frontschale: Positionsprüfung und beidseitig bohren
                                                                          ●●Pressdauer: 5s
                                                                          ●●Presskraft: 60N
                                                                          ●●Heizzeit: 6s
Abbildung 9: Arbeitsauftrag (Quelle: Daimler AG)
                                                                          ●●Heiztemperatur: 40°C
                                                                          ●●Werkstück wenden
                                                                          ●●Ausgabe zur anschließenden Kommissionierung: rechte
                                                                            Ausgaberutsche
                                                                      ffDie Lernenden haben sich in die Funktionen der
                                                                        verschiedenen Fertigungsapplikationen einzuarbeiten (z. B.
                                                                        Bandansteuerung und Applikationsmodule). Hierfür können
                                                                        Quick-Guides durch Scannen von QR-Codes aufgerufen
                                                                        werden oder Internetseiten der Systemlieferanten verwendet
                                                                        werden.

Abbildung 10: Scan eines QR-Codes (Quelle: Daimler AG)
                                                                      ffMithilfe des Quick-Guides und des digitalen Arbeitshefts
                                                                        können die Lernenden für ihren Fertigungsauftrag die
                                                                        einzelnen Fertigungsschritte planen. Dabei sind Ablauf und
                                                                        Zusammenarbeit der einzelnen Bearbeitungsstationen zu
                                                                        berücksichtigen.

Abbildung 11: Digitales Arbeitsheft (Quelle: Daimler AG)
                                                                      ffAn den entsprechenden Bearbeitungsstationen des
                                                                        modularen Produktionssystems können die geplanten
                                                                        Fertigungsschritte in das Produktionsauftrags- und
                                                                        Produktionsleitsystem eingepflegt werden (z. B.
                                                                        Stapelmagazin, Bohrstation, Heizstation, Pressstation,
                                                                        Abladestation).

Abbildung 12: Einpflege der Fertigungsschritte (Quelle: Daimler AG)
                                                                      ffDurch Abarbeiten des Fertigungsauftrages können die
                                                                        geplanten Fertigungsschritte (siehe Schritt 1) überprüft
                                                                        werden.
                                                                      ffAnschließend erfolgt die Funktionskontrolle, die
                                                                        Qualitätssicherung und die digitale Qualitäts- und
                                                                        Auftragsdokumentation.

Abbildung 13: Funktionskontrolle (Quelle: Daimler AG)

    Werkbank 4.0 (2. Ausbildungsjahr)


     Vorlage betriebliches Projekt

                                                                           Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten          15
4                              Zusatzqualifikationen

Impulse für die Aufnahme von Zusatzqualifikationen kamen                                    ffSystemintegration,
branchenunabhängig von Unternehmen, die einen besonde-                                      ffProzessintegration,
ren Qualifizierungsbedarf als Folge der Digitalisierung und                                 ffAdditive Fertigungsverfahren und
von Industrie 4.0 sehen. Unabhängig von Technologielevel                                    ffIT-gestützte Anlagenänderung.
und Firmengröße kamen dabei immer wieder Wünsche nach
weiterführenden digitalen Kompetenzen auf.                                                  Die für die industriellen Metallberufe beschriebenen Zusatz-
                                                                                            qualifikationen sind optionale On-top-Angebote, in denen
Optional wählbare Zusatzqualifikationen wurden bei der                                      über das Berufsbild hinausgehende weiterführende Fertig-
Novellierung des Berufsbildungsgesetzes im Jahre 2005 ein-                                  keiten, Kenntnisse und Fähigkeiten erworben werden kön-
geführt. Damit verband sich das Ziel, bereits im Rahmen der                                 nen. Sie adressieren zentrale Handlungsfelder von Indust-
Ausbildung weiterführende Fertigkeiten, Kenntnisse und                                      rie 4.0, sind berufsübergreifend beschrieben und verstehen
Fähigkeiten vermitteln zu können. Diese Kompetenzen ge-                                     sich als kurzfristig realisierbares Angebot im Kontext eines
hören ausdrücklich nicht zu den Mindestinhalten des jewei-                                  betrieblichen Qualifizierungsbedarfs.
ligen Ausbildungsberufsbildes und müssen als Zusatzquali-
fikationen gesondert geprüft und bescheinigt werden.                                        Ziel ist es, einen Standard zu setzen, der bundesweit nachge-
                                                                                            fragt, qualitätsgesichert und vergleichbar geprüft wird. Der
Im Rahmen der Modernisierung der industriellen Metallbe-                                    Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und die
rufe wurde dieses Element genutzt und die nachfolgenden                                     Industrie- und Handelskammern (IHK) geben zum formalen
Zusatzqualifikationen in die Verordnung über die Berufsaus-                                 Ablauf der Prüfung gemeinsam einen Leitfaden für die Ausbil-
bildung der industriellen Metallberufen aufgenommen:                                        dungsbetriebe und Prüfungsausschüsse heraus [ Kapitel 5].

                                    Metallberufe                             Mechatroniker/-in                                 Elektroberufe

                                   Prozessintegration                          Programmierung                                  Programmierung

                                   Systemintegration                               IT-Sicherheit                                 IT-Sicherheit

                             IT-gestützte Anlagenänderung                     Digitale Vernetzung                             Digitale Vernetzung

                              Additive Fertigungsverfahren                Additive Fertigungsverfahren

Abbildung 14: Übersicht Zusatzqualifikationen

                                                                             Optionale Zusatzqualifikationen
                                                                             (Zeitrahmen je 8 Wochen)
                                     Einsatzgebiete
Ausbildungszeit 3, 5 Jahre

                             berufsspezifische                                Systemintegration (Konfigurierung,
                             Fachqualifikationen                               Codierung)
                             21 Monate                                        Prozessintegration (Produktion und Logistik)
                                                                              Additive Fertigungsverfahren (Modellieren,
                                                                               Vorbereiten, Fertigen)
                                   integrative Vermittlung                    IT-gestützte Anlagenänderung (Datensätze,
                                                                               Prozessparameter)
                                              gemeinsame
                                              Kernqualifikationen
                                              21 Monate

Abbildung 15: Zusatzqualifikationen Metallberufe (Quelle: ZVEI, überarbeitet)

16                              Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
Die Zusatzqualifikationen geben den im Digitalisierungspro-          der Erweiterung oder Optimierung von Produktionsanlagen
zess unterschiedlich aufgestellten Betrieben die Möglichkeit,        erforderlich sind. Oftmals werden Anlagen nicht ersetzt,
gezielt Kompetenzen für den digitalen Wandel aufzubauen.             sondern um neue Funktionen erweitert („Retrofit“).
Diese optionalen und gesondert zertifizierten Ausbildungs-
inhalte sind zugleich ein attraktives Angebot für Auszubil-          Die zusätzlichen Komponenten können dabei Automatisie-
dende, ihre Qualifikationen um neue, besonders nachge-               rungen optimieren, aber auch Daten für weitere Prozesse lie-
fragte Kompetenzen zu erweitern. Die Zusatzqualifikationen           fern. Somit wird die Möglichkeit geschaffen, Maschinen und
verbessern darüber hinaus die Startmöglichkeiten für die             Anlagen in moderne IT-Infrastrukturen einzubetten. Weite-
berufliche Weiterbildung der Fachkräfte.                             re Gründe können die Steigerung der Produktqualität, aber
                                                                     auch das Erreichen einer höheren Effizienz der Anlage sein.
                                                                     Die Herausforderung dabei ist, die zusätzlichen Komponen-
4.1	Zusatzqualifikation                                             ten (Sensorik, Aktorik) möglichst nahtlos in das bestehende
                                                                     System mechanisch, elektronisch und informationstech-
     Systemintegration
                                                                     nisch zu integrieren.

Unter Systemintegration versteht man alle Aktivitäten zur            In der folgenden Übersicht 4 werden die zu vermittelnden
Einbindung von Komponenten und Systemen in Maschinen                 Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten als Teil der Zusatz-
und Anlagen, angefangen von der Anforderungsdefinition               qualifikation stichwortartig und beispielhaft erläutert.
über die Lösungsauswahl und Inbetriebnahme bis hin zur
Erprobung.                                                           Das nachfolgend an dem Modell der vollständigen Handlung
                                                                     orientierte Projekt ist als Beispiel zu verstehen und kann für
Mit der Zusatzqualifikation „Systemintegration“ werden               die Ausbildung im Rahmen der Zusatzqualifikation System-
Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt, die bei         integration genutzt werden.

Übersicht 4: Zusatzqualifikation Systemintegration

               Teil der Zusatzqualifikation/                                                                         zeitliche
  Lfd.
              zu vermittelnde Fertigkeiten,                                Erläuterungen                            Richtwerte
   Nr.
               Kenntnisse und Fähigkeiten                                                                           in Wochen

   1     Analysieren von technischen Aufträgen und Entwickeln von Lösungen

         a) Ist-Zustand von zu verbindenden Teil-    ffInformationen sammeln
            systemen analysieren und auswerten        ffNormen beachten
            und Systemschnittstellen identifizieren   ffSchnittstellen, z. B.
                                                          ●●pneumatisch
                                                          ●●elektrisch
                                                          ●●mechanisch
                                                          ●●digital
                                                      ffKompatibilität berücksichtigen
                                                      ffDatenprotokolle erstellen
         b) technische Prozesse und Umge-            ffLasten-/Pflichtenheft abgleichen
            bungsbedingungen analysieren und          ffCheckliste für die Inbetriebnahme erstellen
            Soll-Zustand festlegen
                                                                                                                        8
         c) Lösungsvarianten zur Systemintegrati-    ffLösungsvarianten erstellen und mit selbstdefinierten
            on erarbeiten, bewerten und abstim-         Kriterien beurteilen
            men und dabei sowohl Spezifikationen      ffKriterien, z. B.
            berücksichtigen als auch technische           ●●Kosten
            Bestimmungen und die betrieblichen            ●●Zuverlässigkeit
            IT-Richtlinien einhalten                      ●●Lebenserwartung
                                                          ●●Arbeitssicherheit
                                                      ffgeeignete Variante im Team auswählen
         d) Vorgehensweise und Zuständigkeiten      ffZuständigkeiten im Team entsprechend der
              bei Installationen und Systemerpro-       Qualifikationen festlegen
              bungen festlegen                        ffVorgehensweise grafisch darstellen (Fluss-,
                                                        Balkendiagramm)

                                                                         Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten        17
Teil der Zusatzqualifikation/                                                                         zeitliche
     Lfd.
                 zu vermittelnde Fertigkeiten,                                Erläuterungen                            Richtwerte
      Nr.
                  Kenntnisse und Fähigkeiten                                                                           in Wochen

      2     Installieren und Inbetriebnehmen von cyberphysischen Systemen

            a) mit Kleinspannung betriebene Hard-
               warekomponenten installieren und
               Softwarekomponenten konfigurieren
            b) S ysteme mittels Software zu einem       ffSoftware mit mechatronischen Systemen verbinden,
               cyberphysischen System vernetzen            z. B.
                                                             ●●Kamerasoftware mit Werkstückerkennung
                                                             ●●Barcodereader
                                                             ●●Sensoren
                                                             ●●Aktoren
                                                         ffNetzwerkintegration veranlassen oder durchführen
            c) Systeme mit Hard- und Softwarekom-       ffTestbetrieb planen - Checkliste nutzen
               ponenten in Betrieb nehmen                ffTestbetrieb durchführen
            d) Störungen analysieren und systemati-     ffTestbetrieb bewerten
               sche Fehlersuche in Systemen durch-       ffggf. Fehlerbeseitigung durchführen bzw. organisieren
               führen und dokumentieren
            e) Systemkonfiguration, Qualitätskontrol-   ffProgramme, Parameter dokumentieren und sichern
               len und Testläufe dokumentieren           ffStresstest
                                                         ffInbetriebnahmeprotokoll/Testprotokoll
                                                         ffAnlagendokumentation anpassen

Beispiel betriebliches Projekt: Bilderkennung von Teilen

     Aufgabenstellung:
     In der Vergangenheit kam es aufgrund fehlerhaft positionierter Werkstücke häufig zu Störungen der Anlage. Zur Vermeidung
     dieser Störungen soll eine berührungsfreie Lösung für die Erkennung der Werkstücklage in das System integriert werden. Nach
     erkannter fehlerhafter Lage soll ein zu definierender Signalfluss zur Ausschleusung oder Lagekorrektur des Werkstücks führen.

                                                                Informieren

                                             ffLokalisation der Störung (z. B. mittels Störungsprotokollen, Kundengesprächen)
                                             fftechnische Dokumente der Anlage und Komponenten (z. B. Schnittstellen,
                                               physikalische Gegebenheiten, Medien) sichten
                                             ffZeitfenster für Umbaumaßnahme in Erfahrung bringen
                                             ffInformationen zu Entscheidungsträgern, Prozessschnittstellen und
                                               Änderungsberechtigungen einholen
                                             ffIT-Protokolle, freie Anschlüsse, Spannungsversorgung berücksichtigen
                                             ffAbnahmebedingungen klären
                                             ffInformationen zu infrage kommenden Komponenten einholen

                                                                  Planen

                                             ffArbeits- sowie Meilensteinplan erstellen
                                             ffErkennungssystem auswählen und Kommunikation mit Stakeholdern, z. B.
                                               Infrarotsensoren, Digitalkamera, Laserscanner sicherstellen
                                             fftechnische Dokumentation für die Anlagenerweiterung anfertigen
                                             ffBestelllisten und Kostenplan anfertigen

 Abbildung 16: Erkennungssystem
 (Quelle: ATeB)

18           Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
Entscheiden

                                           ffKamerasystem mit IP-Protokoll RJ45 Schnittstelle und 12V Betriebsspannung (aufgrund
                                             der höheren Flexibilität, geometrischer Gegebenheiten und technischen Daten der
                                             Anlage) auswählen
                                           ffgeplante Änderungen mit Entscheidungsträgern abstimmen
                                           ffFreigabe zur geplanten Systemintegration einholen

                                                             Durchführen

                                           ffErkennungssystem nach Sicherung der Anlage montieren
                                           ffSystemkomponenten elektronisch und informationstechnisch nach betrieblichen
                                             Richtlinien justieren und in Betrieb nehmen
                                           ffkonfiguriertes System in die Gesamtanlage integrieren
                                           ffAnlage in Abstimmung mit den Anlagenverantwortlichen („Testbetrieb“) wieder in
                                             Betrieb nehmen
                                           ffProbelauf der Anlage und Feinjustage durchführen
                                           ffAbnahme vorbereiten
 Abbildung 17: Integration in die Anlage
                                           ffAnlagendokumentation vervollständigen und Änderungen dokumentieren
 (Quelle: ATeB)

                                                             Kontrollieren

                                           ffAbnahme der Anlage mit Anlagenverantwortlichen durchführen
                                           ffAbnahmeprotokoll anfertigen
                                           ffgeänderte Dokumentation übergeben
                                           ffgeänderte Anlage übergeben

 Abbildung 18: Abnahmeprotokoll
 (Quelle: ATeB)

                                                              Bewerten

                                           ffErgebnisse in den Wochen nach der Inbetriebnahme, z. B. durch Beobachtung und
                                             Dokumentation der Prozessstabilität, bewerten

Weitere Beispiele aus dem betrieblichen Umfeld können sein:          Der aus der Softwareentwicklung bekannte Ansatz der Sys-
                                                                     temmodellierung wird auf das mechatronische Gesamtsys-
ffIntegration von QR-/Barcode- oder RFID-Readern zur Steu-           tem übertragen. Im Vordergrund steht dabei die konsequen-
   erung eines Fertigungsprozesses („Intelligente Teile“);           te Verbindung von Anforderungen, Produktbeschreibung
ffIntegration „intelligenter Module“ zur Erfassung von Pro-          und Test auf den unterschiedlichen Reifegradstufen und
   zessdaten wie z. B. Temperaturen, Drücke, Verbräuche;             Detaillierungsebenen.
ffEinsatz von Frequenzumrichtern bei elektrischen An-
   trieben zur Einsparung von Energie und zur Vernetzung             Im Unterschied zur reinen Software-Applikation besteht
   untereinander (Synchronisation).                                  bei eingebetteten Systemen eine enge Wechselwirkung zwi-
                                                                     schen Software, Elektronik und Hardware. Eine unkontrol-
                                                                     lierte und nicht abgestimmte Softwareänderung kann daher
4.2	Zusatzqualifikation                                             dazu führen, dass das Gesamtsystem nicht mehr oder nur
                                                                     fehlerhaft funktioniert.
     Prozessintegration
                                                                     Mit der Zusatzqualifikation „Prozessintegration“ werden
Bei der Prozessintegration sollen neue oder ergänzende Ele-          Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt, die bei
mente in die Steuerung von komplexen mechatronischen                 der Erweiterung oder Optimierung von eingebetteten Syste-
Systemen so genannten „Embedded Systems“ (eingebettete               men (Embedded Systems) erforderlich sind.
Systeme) aufgenommen werden.
                                                                     In der folgenden Übersicht 5 werden die zu vermittelnden
An der Entwicklung bzw. Erweiterung eingebetteter Systeme            Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten als Teil der Zusatz-
sind unterschiedliche Fachdisziplinen (z. B. Mechatronik,            qualifikation stichwortartig erläutert.
Metalltechnik und Informatik) beteiligt. Die hier agierenden
Fachkräfte müssen nicht nur unterschiedliche Arbeitsabläu-
fe aufeinander abstimmen, sondern auch die spezifischen
Fachsprachen berücksichtigen.

                                                                             Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten   19
Übersicht 5: Zusatzqualifikation Prozessintegration

                   Teil der Zusatzqualifikation/                                                                     zeitliche
     Lfd.
                  zu vermittelnde Fertigkeiten,                                Erläuterungen                        Richtwerte
      Nr.
                   Kenntnisse und Fähigkeiten                                                                       in Wochen

      1     Analysieren und Planen von digital vernetzten Produktionsprozessen

            a) Produktionsprozesse analysieren            ffvor- und nachgelagerte Schritte analysieren
                                                          ffEinflussgrößen und deren Auswirkungen beschreiben
                                                          ffSchnittstellen-Analyse
                                                          ffIst-Zustand ermitteln
            b) Anpassung der Produktion sowie der        ffVeränderung des Prozesses, z. B. Varianten des Pro-
               Handhabungs-, Transport- oder Iden-          dukts durch Material-, Form-, Stückzahländerung
               tifikationssysteme planen                  ffIntegration von neuen Typen, Produktionsverfahren,
                                                            Varianten in bestehenden Prozessen
            c) Prozessänderungen planen und hin-         ffÄnderungen von Vorrichtungen, Taktzeiten, Logistik
               sichtlich vor- und nachgelagerter            planen
               Bereiche bewerten sowie die Zustän-        ffSchnittstellen bewerten
               digkeiten im Team abstimmen                ffZuständigkeiten im interdisziplinären Team abgrenzen
            d) Spezifikationen, technische Bestim-       ffBeachten von z. B.
               mungen und betriebliche IT-Richtli-           ●● CE-Konformität
               nien bei Prozessänderungen beachten           ●● elektromagnetische Verträglichkeit
                                                             ●● Gefährdungsbeurteilung
                                                             ●● Herstellervorschriften
                                                             ●● Produktspezifikationen
                                                          ffSachverständige einbeziehen

      2     Anpassen und Ändern von digital vernetzten Produktionsanlagen

            a) geplante Prozessabläufe simulieren         ffSimulationsprogramm, z. B.
                                                              ●●
                                                               Bewegungssimulation (Roboter)
                                                              ●●
                                                               Kollisionsprüfung                                        8
                                                          ffHandbetrieb, z. B. über ein HMI den Portallader per
                                                            Hand verfahren
            b) Auf- und Umbau von Produktionsan-         ffmechanischer Umbau, Anpassung von Sensoren/
               lagen und die datentechnische Ver-           Aktoren
               netzung im Team durchführen                ffAbstimmung im interdisziplinären Team
            c) S teuerungsprogramme im Team än-          ffProgramme anpassen
               dern, testen und optimieren

      3     Erproben von Produktionsprozessen

            a) Produktionsverfahren und Prozess-         ffTestbetrieb durchführen
               schritte, logistische Abläufe und Ferti-
               gungsparameter erproben
            b) Gesamtprozess kontrollieren, überwa-      ffbei der Qualitätssicherung mitwirken, z. B. Messwerte
               chen und protokollieren und prozess-         aufnehmen, Maschinen- und Prozessfähigkeit feststel-
               begleitende Maßnahmen der Quali-             len
               tätssicherung durchführen
            c) Fehler- und Mängelbeseitigung ver-
               anlassen sowie Maßnahmen doku-
               mentieren
            d) Daten des Konfigurations- und Ände-       ffProgramme, Parameter dokumentieren und sichern
               rungsmanagements pflegen und tech-         ffZeichnungsversionen aktualisieren
               nische Dokumentationen sichern
            e) Prozessvorschriften erstellen              ffArbeitsanweisungen erstellen
                                                          ffProzessfreigabe veranlassen

Das nachfolgend an dem Modell der vollständigen Handlung orientierte Projekt ist als Beispiel zu verstehen und kann für die
Ausbildung im Rahmen der Zusatzqualifikation „Prozessintegration“ genutzt werden.

20          Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
Sie können auch lesen