INDUSTRIELLE METALLBERUFE - AUSBILDUNG GESTALTEN - BIBB
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AUSB I L DU N G G ESTA LT EN Industrielle Metallberufe
AUSBILDUNG GESTALTEN Industrielle Metallberufe ▪▪ Anlagenmechaniker/Anlagenmechanikerin ▪▪ Industriemechaniker/Industriemechanikerin ▪▪ Konstruktionsmechaniker/Konstruktionsmechanikerin ▪▪ Werkzeugmechaniker/Werkzeugmechanikerin ▪▪ Zerspanungsmechaniker/Zerspanungsmechanikerin
© 2018 by Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn ISBN: 978-3-8474-2255-6 (Print) ISBN:978-3-96208-082-2 (PDF) Diese Netzpublikation wurde bei der Deutschen Nationalbibliothek angemeldet und archiviert. urn:nbn:de: Internet: www.bibb.de/de/84062.php Der Inhalt dieses Werkes steht unter einer Creative-Commons-Lizenz (Lizenztyp: Namensnennung – Keine kommerzielle Nutzung – Keine Bearbeitung – 4.0 Deutschland). Weitere Informationen finden Sie im Internet auf unserer Creative-Commons- Infoseite www.bibb.de/cc-lizenz. Herausgeber: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn Robert-Schuman-Platz 3 53175 Bonn Internet: www.bibb.de Konzeption und Redaktion: Axel Kaufmann Bundesinstitut für Berufsbildung E-Mail: kaufmann@bibb.de Kerstin Jonas Bundesinstitut für Berufsbildung E-Mail: jonas@bibb.de Petra Fitzner-Kohn Bundesinstitut für Berufsbildung E-Mail: fitzner-kohn@bibb.de Autoren: Busse, Falco; ABB Ausbildungszentrum gGmbH Berlin Eger, Dietmar; Daimler AG Freund, Stephan; ZF Friedrichshafen AG Gerdes, Frank; IG Metall Kaltenecker, Reinhard; AUDI AG Klaus, Torsten; TRUMPF GmbH + Co. KG Koring, Claudia; IG Metall Krajewski, Erwin; Voith GmbH Kretzmer-Buß, Herbert; Volkswagen AG Kuik, Holger; Siemens AG Labusch-Schönwandt, Gerhard Müller, Karlheinz; Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e. V. Räß, Sven-Uwe; Arbeitgeberverband Gesamtmetall Rott, Carsten; Evonik Technology & Infrastructure GmbH Salm, Christian; AG der Dillinger Hüttenwerke Schiebel, Rolf; Industrie- und Handelskammer, Prüfungsaufgaben- und Lehrmittelentwicklungsstelle (PAL), Region Stuttgart Schneider, Ralf; BASF SE Schuster, Heiko; Siemens AG Schwarz, Anja; Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. Tackenberg, Henry; Berufsfortbildungswerk GmbH Wendt, Dietmar; Currenta GmbH & Co. OHG Gedruckt auf PEFC-zertifiziertem Papier
Inhalt Vorwort ........................................................................................................................ 4 1 Auf einen Blick – was ist neu?......................................................................................... 5 2 Digitalisierung der Arbeitswelt – veränderte Anforderungen an die Berufsbildung....................... 6 3 Neue und geänderte Berufsbildpositionen.......................................................................... 8 3.1 Neue Berufsbildposition 5 „Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit“.................................. 8 3.2 Geänderte Berufsbildpositionen...............................................................................................................11 3.3 Betriebliche Projekte.............................................................................................................................12 4 Zusatzqualifikationen.................................................................................................. 16 4.1 Zusatzqualifikation Systemintegration.........................................................................................................17 4.2 Zusatzqualifikation Prozessintegration........................................................................................................19 4.3 Zusatzqualifikation Additive Fertigungsverfahren ..........................................................................................22 4.4 Zusatzqualifikation IT-gestützte Anlagenänderung.........................................................................................26 4.5 Empfehlungen zur Planung und zur Umsetzung der Zusatzqualifikationen............................................................31 5 Prüfung .................................................................................................................. 34 6 Änderungen in den Rahmenlehrplänen........................................................................... 37 7 Lernortkooperation im Industrie 4.0 Kontext.................................................................... 38 7.1 Industrie 4.0 relevante Ausbildungsinhalte.................................................................................................38 7.2 Industrie 4.0 relevante Kompetenzfelder ....................................................................................................38 7.3 Digitale Basisqualifizierung .....................................................................................................................39 7.4 Qualifizierung im Industrie 4.0 Workflow....................................................................................................39 7.5 Ableitung der Industrie 4.0 relevanten Qualifikationsinhalte............................................................................39 Links........................................................................................................................... 40 Adressen...................................................................................................................... 42 Abbildungsverzeichnis..................................................................................................... 44 Dieses Symbol verweist an verschiedenen Stellen im Dokument auf Praxisbeispiele und Zusatzmaterialien, die Sie auf der Seite des Berufs im Internet finden [www.bibb.de/de/84062.php]. Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten 3
Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser, wie kaum eine andere Berufsgruppe stehen die industriel- Diese Umsetzungshilfe stellt konkrete Beispiele für die Aus- len Metall- und Elektroberufe (M+E) im Fokus, wenn es um bildungsgestaltung vor und gibt Hilfen für die zeitlich-orga- „Digitalisierung“ und „Industrie 4.0“ geht. Diese Themen nisatorische Planung, Realisierung und Dokumentation der werden ab dem 1. August 2018 in den Ausbildungsverord- Ausbildung. Zusätzlich können weitere Angebote und Vorla- nungen der M+E-Berufe verankert. Hierzu wurden die Ord- gen online abgerufen werden. nungsmittel durch umfassende Änderungsverordnungen angepasst. Die jetzt vorliegende Umsetzungshilfe wurde bereits mit Beginn des Verfahrens von Anfang an mitgedacht und im Um die Ausbildungsverantwortlichen bei einer reibungs- laufenden Prozess ständig weiterentwickelt. Für die ver- losen Umsetzung der geänderten Ausbildungsinhalte und trauensvolle und engagierte Zusammenarbeit danken wir -möglichkeiten zu unterstützen, wurden für die M+E Berufe den beteiligten Sachverständigen und Koordinatoren der zwei Umsetzungshilfen erstellt. Sozialpartner. Zukünftig wird für die Weiterentwicklung der Ordnungsmittel und der Ausbildung in den Berufen ein Die hier vorliegende Veröffentlichung gilt für die industriel- kontinuierlicher Dialog mit der Ausbildungspraxis noch not- len Metallberufe: wendiger. Dafür sind hier gute Grundlagen gelegt, an die wir anknüpfen werden. ffAnlagenmechaniker/Anlagenmechanikerin, ffIndustriemechaniker/Industriemechanikerin, Ich wünsche mir gerade auch vor diesem Hintergrund eine ffKonstruktionsmechaniker/Konstruktionsmechanikerin, umfassende Verbreitung dieser Umsetzungshilfe bei allen, ffWerkzeugmechaniker/Werkzeugmechanikerin und die mit der dualen Berufsausbildung befasst sind – ein- ffZerspanungsmechaniker/Zerspanungsmechanikerin. schließlich der Auszubildenden selbst. Korrespondierend mit den Änderungsverordnungen widmet Den Autorinnen und Autoren dieser Veröffentlichung gilt sich die Umsetzungshilfe erstens der neuen, für alle ver- mein herzlicher Dank für ihre engagierte und qualifizierte bindlich geltenden Berufsbildposition „Digitalisierung der Arbeit! Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit“, zweitens einzelnen Änderungen in den weiteren Berufsbildpositionen und drittens den für die oben genannten Berufe neu entwi- ckelten optionalen Zusatzqualifikationen. Gerade dieses neu eingeführte Instrument wählbarer Zusatzqualifikationen gibt den im Digitalisierungsprozess unterschiedlich aufge- stellten Betrieben die Möglichkeit, gezielt Kompetenzen für den digitalen Wandel aufzubauen. Diese optionalen und ge- sondert zertifizierten Ausbildungsinhalte sind zugleich ein Bonn, im Oktober 2018 attraktives Angebot für Auszubildende, ihre Qualifikationen Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser um neue, besonders nachgefragte Kompetenzen zu erwei- Präsident Bundesinstitut für Berufsbildung tern. Die Zusatzqualifikationen verbessern darüber hinaus die Startmöglichkeiten für die berufliche Weiterbildung der Fachkräfte. 4 Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
1 Auf einen Blick – was ist neu? Die Digitalisierung und die mit ihr einhergehenden Entwick- (Gesamtmetall), die Industriegewerkschaft Metall (IG Me- lungen verändern die Arbeitswelt in der Metall- und Elektro- tall), der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau Industrie. Dabei stehen die unter dem Schlagwort Industrie e. V. (VDMA) und der Zentralverband Elektrotechnik- und 4.0 beschriebenen Veränderungen in der industriellen Pro- Elektronikindustrie e. V. (ZVEI) auf eine Modernisierung der duktion im Mittelpunkt. Leitbild für Industrie 4.0 sind wand- geltenden Ausbildungsordnungen mittels Änderungsverord- lungsfähige und vernetzte Produktions- und Logistikpro- nungen verständigt. zesse, die eine hocheffiziente und hoch flexible Produktion ermöglichen, Kundenwünsche in Echtzeit integrieren und Unterstützt vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) individuelle Produktvarianten möglich machen. haben Sachverständige der Arbeitgeber und Arbeitnehmer dazu die Metall- und Elektro-Ausbildungsordnungen und Mit der Arbeitswelt ändern sich die Qualifikationsanforde- Ausbildungsrahmenpläne überarbeitet. Korrespondierend rungen an die Fachkräfte. Die besondere Herausforderung sind die Rahmenlehrpläne von den Rahmenlehrplanaus- für die Weiterentwicklung der Ausbildungsberufe ist dabei, schüssen der Kultusministerkonferenz (KMK) überarbeitet dass die Wirtschaft in einem permanenten Transformations- worden. prozess steht, der aber in Einzelbetrieben und an Arbeits- plätzen nicht zwingend zeitgleich wirkt. Konventionelle und Die Ausbildungsordnungen beinhalten drei Neuerungen: innovative Techniken existieren nebeneinander und müssen beide gemeistert werden. Das setzt Flexibilität und breite ffÜber alle Berufe hinweg wurde die neue integrativ zu Qualifikationen voraus. vermittelnde Berufsbildposition „Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit“ einge- Die Ausbildungsordnungen für die industriellen Metall- und fügt. Elektroberufe sind prozessorientiert und gestaltungsoffen ffBetriebliche Lerninhalte wurden in Hinblick auf Indus- formuliert. Sie bilden im Sinne von Mindestanforderungen trie 4.0 relevante Qualifikationsanforderungen aktuali- eine gute Grundlage, um für heutige und künftige Arbeits- siert. aufgaben die notwendige berufliche Handlungsfähigkeit zu ffMit insgesamt sieben optional wählbaren Zusatzqualifi- vermitteln und abhängig von betrieblichen Anforderungen kationen werden Industrie 4.0 relevante Qualifizierungs- die Ausbildung auszugestalten. schwerpunkte abgebildet. Vor diesem Hintergrund haben sich das Bundesministerium Der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung für Wirtschaft und Energie (BMWi), das Bundesministerium hat am 15. März 2018 die Modernisierung der industriellen für Bildung und Forschung (BMBF), der Gesamtverband der Metall- und Elektroberufe und des Mechatronikers/der Me- Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie e. V. chatronikerin zum 1. August 2018 beschlossen. Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten 5
2 Digitalisierung der Arbeitswelt – veränderte Anforderungen an die Berufsbildung Digitalisierung wird in den letzten Jahren mit den Maßstä- Hochdynamische Transformationsprozesse, wie durch In- ben des Begriffs Industrie 4.0 gemessen. Industrie 4.0 gilt dustrie 4.0 hervorgerufen, erfordern zusätzlich eine voraus- als vierte Stufe der Industrialisierung, die eine intelligente schauende Qualifizierung der Fachkräfte. Um dabei Effizienz Vernetzung von Ressourcen, Informationen, Objekten und und Nachhaltigkeit in der Fort- und Weiterbildung sicherzu- Menschen auf Basis von cyberphysischen Systemen (CPS) stellen, müssen geeignete Qualifizierungsprozesse definiert kennzeichnet. In Unternehmen wird das z. B. daran erkenn- und so eng wie möglich mit den neuen Arbeitsprozessen ge- bar, dass Prozesse digital abgebildet sind und Tablets sowie koppelt werden. Das Konzept der arbeitsprozessorientierten moderne Leitstände zum Einsatz kommen. Intelligente Sen- Qualifizierung bietet dazu passgenau die notwendige Unter- soren sorgen innerhalb von Anlagen dafür, dass ganze Pro- stützung. zessketten, einschließlich der Materialflüsse, abgestimmt und optimiert sind, diese IT-gestützt betrieben werden und Mit seinen beiden essenziellen Bestandteilen – Prozessorien- dass vorausschauend instand gehalten und in Prozesse ein- tierung und Integration von Arbeit und Lernen – ermöglicht gegriffen werden kann. das Konzept auch in Verbindung mit prozessorientiert ge- stalteten Fortbildungsordnungen zukunftsweisende Ansätze Gefordert sind nicht nur neue „digitale“ fachliche Quali- für eine moderne Fachkräfteentwicklung. fikationen, die beispielsweise ein größeres Abstraktions- vermögen, Prozess- und Systemverständnis betreffen. Zur In einer arbeitsprozessorientierten Qualifizierung lernen Beherrschung von vernetzten Systemen sind auch methodi- Teilnehmer/-innen überwiegend in ihrem Arbeitsfeld und sche, soziale und personale Kompetenzen wichtig. Komplexe mit ihrem Team direkt in den Industrie 4.0 Arbeitsprozessen. digitalisierte Produktionsprozesse sind heute von einzelnen Ziel muss es in Zukunft sein, diese Form des Lernens syste- Fachkräften nicht mehr zu beherrschen. Um diese Systeme misch und nachhaltig zu fördern. handlungssicher zu entwickeln, zu bauen und zu betreiben, arbeiten interdisziplinäre Teams in der gesamten Wertschöp- Eine regelmäßige Weiterbildung ist zum Zwecke des Quali- fungskette zusammen. fikationserhalts notwendig und gemeinsame Aufgabe von Fachkräften und Unternehmen. Dazu gehören z. B. Lernen Durch die steigende Komplexität miteinander vernetzter im Prozess der Arbeit, Herstellerschulungen, Unterweisun- Systeme und durch sich verkürzende Innovationszyklen gen und das Nutzen einschlägiger Fachzeitschriften wie neuer Techniken steigen darüber hinaus die Anforderungen auch entsprechender Online-Angebote. an die Problemlösungs- und Selbstlernkompetenzen aller Beschäftigten. Die berufliche Aufstiegsfortbildung hat mit dem Industrie- meisterkonzept eine etablierte Marke. Die landesrechtlich Angesichts der Tatsache, dass sich Aufgaben- und Kompe- geregelte Techniker-Fortbildung ist an Fachschulen möglich. tenzprofile von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen stark än- dern werden, ist die Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte Diese und andere Fortbildungsmöglichkeiten sind eine gute ein Kernthema. Ausgangsbasis für eine anforderungs- und bedarfsgerechte Qualifizierung in Richtung Industrie 4.0. Die folgende Grafik zeigt dafür mögliche Karrierewege (siehe Abb. 1). erufliche Fortbildung gewinnt zunehmend an B Bedeutung Die enge Verzahnung von Aus- und Fortbildung wird zu- künftig immer wichtiger. Ziel muss es daher sein, die Stär- ken einer breiten und systematischen Ausbildung mit denen einer hierauf aufbauenden strukturierten Fortbildung effizi- ent zu verbinden. Dies ermöglicht langfristig attraktive Fach- karrieren. 6 Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
Lehramt an Technische/-r Master Berufspädagoge/ Betriebswirt/-in Berufsbildenden Betriebswirt/-in Maschinenbau2 -pädagogin Schulen Metalltechnik Fortbildung Prozessmanager/-in Aus- und Industriemeister/-in Techniker/-in Bachelor Industriemeister/-in Produktions- Konstrukteur/-in Weiterbildungs- Metall Maschinenbau1 Maschinenbau2 Mechatronik technologie pädagoge/-pädagogin Prozessexperte/ Applikations- Ausbildereignung sierung Speziali- -expertin experte/-expertin (AEVO) IT-gestützte Additive Systemintegration Prozessintegration lifizierung Anlagenänderung Fertigungsverfahren Zusatzqua- Produktions- Anlagen- Industrie- Konstruktions- Werkzeug- Zerspanungs- technologe/ mechaniker/-in mechaniker/-in mechaniker/-in mechaniker/-in mechaniker/-in Ausbildung -technologin 1 Die Fachrichtung Maschinenbau ist als Beispiel angegeben. Darüber hinaus sind weitere einschlägige Fachrichtungen möglich. 2 Die Studiengänge Maschinenbau sind als Beispiele angegeben. Darüber hinaus sind weitere einschlägige Studiengänge möglich. Abbildung 1: Übersicht über mögliche Karrierewege (Quelle: IG Metall, überarbeitet) Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten 7
3 Neue und geänderte Berufsbildpositionen 3.1 Neue Berufsbildposition 5 Dies betrifft z. B. den Umgang mit Visualisierungssystemen in der Prozesssteuerung, mit Assistenzsystemen im Quali- „Digitalisierung der tätsmanagement, mit Tablets bei der Aufnahme von Tei- Arbeit, Datenschutz und lenummern oder den Zugriff auf Handlungsanleitungen, Informationssicherheit“ ebenso die Nutzung von digitalen Medien zur Informations- beschaffung (z. B. Lernplattformen, Blogs, Online-Videos). Entsprechend dem Bedeutungszuwachs der digitalen Arbeit, Einbezogen sind dabei der Datenschutz und die Berücksich- digitaler Arbeitsmittel und -formen sowie der Anforderun- tigung der organisatorischen und technischen Maßnahmen gen des Datenschutzes und der Informationssicherheit wur- zur Informationssicherheit im Unternehmen. Aber auch das de eine neue integrative Berufsbildposition (lfd. Nr. 5) in die interdisziplinäre, domänen- und funktionsübergreifende Verordnungen aufgenommen. Zusammenarbeiten ist für die Arbeits- und Geschäftsprozes- se der Industrie 4.0 notwendig und wird mit der Berufsbild- Die darin beschriebenen Qualifikationen sind integrativ position 5 abgebildet und gefördert. während der gesamten Ausbildungszeit zu vermitteln (siehe Abb. 2). Die neue Berufsbildposition (lfd. Nr. 5) „Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit“ ist – wie die Standard- Berufsbildpositionen (lfd. Nr. 1–4) – integrativ Ausbildungszeit 3, 5 Jahre während der gesamten Ausbildungszeit zu vermitteln (vertikale Integration). Die beschriebenen Qualifikationen können fachlich/inhaltlich wie auch handlungs-/kontextbezogen Neue Berufsbildposition 5 in die dafür relevanten Arbeitsaufgaben und -abläufe integriert werden. Standard- Berufsbildpositionen 1-4 Abbildung 2: Qualifizierung in integrativen Berufsbildpositionen (Quelle: ZVEI, überarbeitet) Mit dieser Berufsbildposition verbindet sich die Zielsetzung, In der folgenden Übersicht 1 werden die zu vermittelnden die Entwicklung der Kompetenz „IT“ als ein Werkzeug im be- Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten aus dem Ausbil- ruflichen Kontext einzusetzen. dungsrahmenplan zum besseren Verständnis erläutert und mit Beispielen unterfüttert. 8 Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
Übersicht 1: Neue Berufsbildposition „Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit“ Teil des Ausbildungsberufsbildes/ Kernqualifikationen, die unter Einbeziehung selbstständigen Planens, BBP Erläuterungen Zeitrahmen Durchführens und Kontrollierens integriert mit berufsspezifischen Fachqualifikationen zu vermitteln sind 5 Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit a) auftragsbezogene und technische Unter- ffbetriebsübliche Software nutzen, z. B. lagen unter Zuhilfenahme von Stan- ●●Enterprise Ressource Planing (ERP) dardsoftware erstellen ●●Office-Pakete ●●Computer Aided Design (CAD) ●●Computer Aided Manufacturing (CAM) ●●Manufacturing Execution System (MES) ffZeichnungen, Protokolle, Arbeitspläne erstellen oder editieren ffWorkflows bearbeiten b) Daten und Dokumente pflegen, austau- ffKollaborationsplattformen, z. B. schen, sichern und archivieren ●● Teamcenter ●● SharePoint ●● ERP ffWorkflow bearbeiten ffDatensicherung nach betrieblichen Vorgaben c) Daten eingeben, verarbeiten, übermit- ffDaten konvertieren teln, empfangen und analysieren ffBig Data bündeln und auswerten ffStatistiken erstellen ffdigitale Techniken und Arbeitsmittel nutzen, z. B. ●●LAN und WLAN ●●Bluetooth während der ●●Radio Frequency Identification (RFID) gesamten ●●QR-Code Ausbildungszeit ●●Near Field Communication (NFC) zu vermitteln ●●Transponder ●●Parameter in Steuerung eingeben d) Vorschriften zum Datenschutz anwenden ffEU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und Bundesdatenschutzgesetz (BDSG), z. B. ●● Einwilligung zur Verarbeitung von Daten ●● Löschen von Daten ffbetriebliche Richtlinien ffUrheberrecht beachten ffZugangsberechtigungen e) informationstechnische Systeme (IT-Sys- ffSchnittstellen und Zusammenhänge erkennen und teme) zur Auftragsplanung, Auftrags- verstehen abwicklung und Terminverfolgung an- ffERP-Systeme wenden ffWorkflow und Termine beachten ffMeilensteine beachten, ggf. Maßnahmen ergreifen f) Informationsquellen und Informationen ffInternet in digitalen Netzen recherchieren und ffIntranet aus digitalen Netzen beschaffen sowie ffForen Informationen bewerten ffChats ffPlattformen ffWissensdatenbanken ffNetzwerke ffSeriosität, Glaubhaftigkeit, Nutzungsrechte prüfen Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten 9
Teil des Ausbildungsberufsbildes/ Kernqualifikationen, die unter Einbeziehung selbstständigen Planens, BBP Erläuterungen Zeitrahmen Durchführens und Kontrollierens integriert mit berufsspezifischen Fachqualifikationen zu vermitteln sind g) digitale Lernmedien nutzen ffLernmedien individuell bewerten ffInternet ffStandards des Bundesamts für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) beachten und einhalten ffbetriebliche Regelungen ffIntranet ffLernmanagementsysteme ffApps ffPlattformen (Kommunikation, Information, Videos, Austausch) ffNetzwerke ffComputer Based Training (CBT) ffWeb Based Training (WBT) ffUmgang mit mobilen Endgeräten h) die informationstechnischen Schutzziele ffStandards des Bundesamts für die Sicherheit in der Verfügbarkeit, Integrität, Vertraulichkeit Informationstechnik (BSI) beachten und einhalten und Authentizität berücksichtigen ffbetriebliche Regelungen i) betriebliche Richtlinien zur Nutzung ffUmgang mit mobilen Datenträgern von Datenträgern, elektronischer Post, ffE-Mail-Konvention, Verschlüsselung IT-Systemen und Internetseiten ein- halten j) Auffälligkeiten und Unregelmäßigkeiten ffWarnmeldungen beachten und aufbereiten in IT-Systemen erkennen und Maßnah- (Screenshots) men zur Beseitigung ergreifen ffSystemadministratoren benachrichtigen ffnicht erwartetes Verhalten (Flackern, Töne, Fehlfunktionen) bewerten und Maßnahmen ergreifen k) A ssistenz-, Simulations-, Diagnose- ff2D-, 3D-CAD oder Visualisierungssysteme nutzen ffProzesssimulation in der Steuerungstechnik ffSchweißsimulation ffCAM-Systeme ffRoboter-Simulation ffAugmented Reality, z. B. ●●QR-Codes ●●Datenbrille ffVirtual Reality ffCondition Monitoring ffDigitaler Zwilling l) in interdisziplinären Teams kommuni- ffArbeiten mit der Cloud zieren, planen und zusammenarbeiten ffSchnittstellen-Kommunikation ffKompetenz-Abgrenzung ffScrum-Methode ffDesign-Thinking ffArbeiten in fachbereichsübergreifenden Teams, z. B. ●●BWL ●●Maschinenbau ●●IT ●●Mechatronik ffArbeiten in qualifikationsübergreifenden Teams, z. B. ●●Auszubildende ●●Facharbeiter/-innen ●●Ingenieure/Ingenieurinnen ffZusammenhänge im Product Lifecycle Management 10 Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
3.2 Geänderte Berufsbildpositionen Die vorgenommenen Änderungen an den Kernqualifikatio- nen werden durch die Verknüpfung mit den Fachqualifikati- Neben der Einführung einer neuen integrativen Berufsbildpo- onen in allen Zeitrahmen der Ausbildungsrahmenpläne und sition (BBP) zur Digitalisierung wurden bei der Berufsbildpo- in den korrespondierenden Lernfeldern der Rahmenlehr- sition lfd. Nr. 6 „Betriebliche und technische Kommunikation“ pläne umfassend wirksam. Somit werden die Industrie 4.0 – zu den gemeinsamen Kernqualifikationen der Metallberufe spezifischen Inhalte mit den damit verbundenen personalen gehörend – entsprechende Aktualisierungen, Ergänzungen und sozialen Kompetenzen in die jeweils relevanten Hand- und auch Streichungen vorgenommen (siehe Übersicht 2). lungskontexte integriert. Diese Inhalte können – je nach be- trieblichen Anforderungen und Prozessabläufen im Einsatz- Bei den Fachqualifikationen wurde die Berufsbildposition gebiet – unterschiedlich miteinander verzahnt werden. „Geschäftsprozesse und Qualitätsmanagement im Einsatz- gebiet“ um einen weiteren Buchstaben ergänzt: „l) Lebens- Für die zu vermittelnden Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähig- zyklusdaten von Aufträgen, Dienstleistungen, Produkten keiten wurden Erläuterungen ergänzt, die Impulse für die und Betriebsmitteln auswerten, Vorschläge zur Optimierung Planung und Umsetzung der Ausbildung geben sollen und von Abläufen und Prozessen erarbeiten“ (siehe Übersicht 3). die als Beispiele anzusehen sind. Die für alle Berufe der jeweiligen Berufsgruppe definierten gemeinsamen Kernqualifikationen berufsspezifische (50% der Ausbildungszeit) sind unter Einbeziehung Fachqualifikationen selbstständigen Planens, Durchführens und 21 Monate Kontrollierens integriert mit den berufsspezifischen Ausbildungszeit 3,5 Jahre Fachqualifikationen (50% der Ausbildungszeit) zu vermitteln (horizontale Integration). Sie können dazu je nach betrieblichen Anforderungen integrative Vermittlung und Prozessabläufen unterschiedlich miteinander verzahnt werden. gemeinsame Kernqualifikationen 21 Monate Abbildung 3: Kern- und Fachqualifikationen (Quelle: ZVEI, überarbeitet) Übersicht 2: Industrielle Metallberufe – Gemeinsame Kernqualifikationen Teil des Ausbildungsberufsbildes/ Kernqualifikationen, die unter Einbeziehung selbstständigen Planens, BBP Erläuterungen Durchführens und Kontrollierens integriert mit berufsspezifischen Fachqualifikationen zu vermitteln sind 6 Betriebliche und technische Kommunikation c) Gespräche mit Kunden, Vorgesetzten ffOnline- und Videokonferenzen, z. B. und im Team situationsgerecht und ●● Skype Meeting zielorientiert auch mit digitalen Kom- ●● TeamViewer munikationsmitteln führen und dabei ●● Desktop-Sharing kulturelle Identitäten berücksichtigen ●● Filesharing ●● Cloud Network ffChats ffWebforen ffE-Mails Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten 11
Übersicht 3: Industrielle Metallberufe – berufsspezifische Fachqualifikationen BBP Teil des Ausbildungsberufsbildes/ Kernqualifikationen, die unter Einbeziehung selbstständigen Planens, Erläuterungen Durchführens und Kontrollierens integriert mit berufsspezifischen Fachqualifikationen zu vermitteln sind 18/19/ Geschäftsprozesse und Qualitätssicherungssysteme im Einsatzgebiet 20/21 l) Lebenszyklusdaten von Aufträgen, ffPredictive Maintenance Dienstleistungen, Produkten und ffAnlagen-, Prozess- und Produktoptimierung Betriebsmitteln auswerten und Vor- ffzur Optimierung von Produkten und Prozessen: schläge zur Optimierung von Abläufen ●●Erfassung von Produkt- und Produktionsdaten und Prozessen erarbeiten ●●Datenanalyse (auch durch Softwareanwendungen) ●●Dateninterpretation 3.3 Betriebliche Projekte Zur Umsetzung der in den geänderten Berufsbildpositionen im Rahmen der Ausbildung abgegrenzte Abschnitte, deren und in der neuen Berufsbildposition enthaltenen, zu ver- Lernerfolg an den Arbeitsergebnissen und in Reflexionsge- mittelnden Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten er- sprächen mit den Auszubildenden gemessen werden kann. scheinen insbesondere Projekte geeignet. Sie unterstützen Nachfolgende Beispiele sind in der Praxis bereits erprobt. selbstständiges und selbstorganisiertes Lernen und schaffen 1. Ausbildungsjahr: Inbetriebnahme eines Mini-PC (Raspberry Pi) Industriemechaniker/Industriemechanikerin (Dieses Beispiel ist mit den entsprechenden Anpassungen für die anderen vier industriellen Metallberufe möglich.) 1. Ausbildungsjahr Berufsbildpositionen Lernfeld ffBBP 5 f, g, i, l ffLF3: Herstellen von Baugruppen (80 Stunden) ffBBP 6 d, e, f Lernsituation ffBBP 7 h, ,i Programmieren eines Mini-PC „Raspberry Pi“ (4 Stunden) ffBBP 17 a, b, c, d, e Betriebliche Lernaufgabe Programmieren und Inbetrieb- nehmen eines Mini-PC „Raspberry Pi“ Dauer des betrieblichen Projekts Abbildung 4: Raspberry Pi eine Woche (Quelle: IG Metall) Aufgabenstellung Handlungsprodukt/Lernergebnis Ein Mini-PC „Raspberry Pi“ soll so programmiert werden, dass LED Die Schüler und Schülerinnen sind in der Lage, den Auf- (light emitting diode) über Kontaktstifte (GPIO general purpose input/ bau des Mini-PC und dessen Funktionsweise zu erklären output) ein- und ausgeschaltet werden können. sowie mit dessen Betriebssystem umgehen. Sie ermitteln Die Auszubildenden sollen ihre Arbeiten dokumentieren. Die Ergeb- zusätzlich benötigte Bauteile. Hierzu verwenden sie Infor- nisse präsentieren sie in der Lerngruppe. Anschließend führen sie ein mationen aus technischen Unterlagen und Lernprogrammen Abschlussgespräch in der Lerngruppe, in dem sie den ganzen Prozess (auch in englischer Sprache). Die Schüler und Schülerinnen reflektieren. planen eine entsprechende Steuerung (Blinkschaltung) und können deren Funktionszusammenhänge beschreiben. Für die Funktionsprüfungen entwickeln sie Prüfkriterien. Die Schüler und Schülerinnen können ihre eigenen Arbeiten dokumentieren und bewerten sowie in der Lerngruppe prä- sentieren und gemeinsam in einem Gespräch reflektieren. Abbildung 5: Steckplatine (Quelle: IG Metall) 12 Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten BBP 5: f) Informationsquellen und Informationen in digitalen Netzen recherchieren und aus digitalen Netzen beschaffen sowie Informationen bewerten (Informationsbeschaffung und Recherche via Internet (Informationsgehalt, einfaches Auffinden von Lösungen, Übersichtlichkeit, Barrierefreiheit), Lernen mit Lehr- und Lernvideos, Bewertung von Lehr- und Lernvideos (es werden Hintergründe zur Durchdringung des „Tuns“ vermittelt), Bewertung von Internetseiten) g) digitale Lernmedien nutzen (Eingabe von Programmbefehlen (Programmierkonsolen)) i) betriebliche Richtlinien zur Nutzung von Datenträgern, elektronischer Post, IT-Systemen und Internetseiten einhalten (Datensicherheit beim Herunterladen von Software, Umgang mit SD-Karten) l) in interdisziplinären Teams kommunizieren, planen und zusammenarbeiten (interdisziplinärer Gruppenaustausch; Informationen, Lernfortschritte, gegenseitige Hilfestellungen (Diskussionen und Bewertung aller Schritte und Erfolge)) BBP 6 d) Sachverhalte darstellen, Protokolle anfertigen; englische Fachbegriffe in der Kommunikation anwenden e) Informationen auch aus englischsprachigen technischen Unterlagen oder Dateien entnehmen und verwenden f) Besprechungen organisieren und moderieren, Ergebnisse dokumentieren und präsentieren BBP 7 h) Qualifikationsdefizite feststellen, Qualifizierungsmöglichkeiten nutzen i) unterschiedliche Lerntechniken anwenden BBP 17 a) einschlägige Sicherheitsvorschriften über das Arbeiten an elektrischen Systemen anwenden b) Schalt- und Funktionspläne verschiedener Systeme anwenden c) elektrische Baugruppen oder Komponenten mechanisch aufbauen (Umgang mit: Bauteilen, SD-Karten, Kabeln und Kleinstspannung) d) mit Kleinspannung betriebene elektrische Baugruppen oder Komponenten installieren und prüfen e) funktionsgerechten Ablauf vom Steuerungen überprüfen, bei Störungen Maßnahmen durchführen oder einleiten Arbeitsform Gruppenarbeit, ständiger Austausch über den Lernfortschritt in einer berufsübergreifenden Lerngruppe. (z. B. 1 Industriemechaniker/-in, 1 Elektroniker/-in für Betriebstechnik, 1 Kaufmann/-frau für Büromanagement, 1 Fachinformatiker/-in) Arbeitsmaterialien Hardware je Gruppe: 1x Raspberry Pi; 1x kompatible SD/micro SD-Karte; 1x passender Stromanschluss: 1x USB-Kabel; 1x HDMI-Kabel; 1x Gehäuse (optional); 1x Computerbildschirm Vorgehen/Ablauf/Erläuterung der Arbeitsschritte Arbeitsschritt 1: Informationsbeschaffung: Was ist ein Raspberry Pi; Aufbau des Mini-PC und Funktionsweise; benötigte Zusätzliche Bauteile; Betriebssystem Arbeitsschritt 2: S oftware auf SD-Karte herunterladen und ins- tallieren Abbildung 6: Mini-PC Raspberry Arbeitsschritt 3: Bauteile handhaben, Leitungsverbindungen Pi (Quelle: IG Metall) herstellen, Inbetriebnahme Arbeitsschritt 4: Programmierung des Mini-PC Arbeitsschritt 5: Anschluss und Test Abbildung 7: Programmierzeile Arbeitsschritt 6: Dokumentation, Erstellen einer Präsentation für eine Blinkschaltung (Quelle: IG Metall) Arbeitsschritt 7: Fachgespräch (Abschlussgespräch) in der Lern- gruppe Abbildung 8: Verbindung mit Steckplatine (Quelle: IG Metall) Organisatorische Hinweise/Ressourcen Azubi-PCs, Beamer, Tablet-PC, Besprechungsraum, Werkbänke E-Technik, Internet Weiterführende Informationen ffCommunity: http://raspberrypiguide.de ffInternetforen: https://forum-raspberrypi.de/forum Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten 13
2. Ausbildungsjahr: Planen und Fertigen eines Handygehäuses Industriemechaniker/Industriemechanikerin 2. Ausbildungsjahr Berufsbildpositionen Lernfeld ffBBP 5 a bis l ffLF 7: Montieren von technischen Teilsystemen (Zeitrichtwert ffBBP 6 c 40 Stunden) ffBBP 18 a bis l Lernsituation Betriebliche Lernaufgabe konkrete Aufgabenstellung siehe links (4 UStd.) Planen und Fertigen eines Handygehäuses. Diese Aufgabe steht beispielhaft für verschiedene Fertigungsauf- träge, z. B. komplettes Produkt fertigen, Teilprodukt fertigen oder individuelle Bearbeitungen am Produkt. Dauer des betrieblichen Projekts fünf Tage (durch Definition von Teilaufträgen auch modular aufbaubar) Aufgabenstellung Handlungsprodukt/Lernergebnis Selbstständige Einarbeitung in die Funktionsweise der verschie- ffArbeiten mit Produktionsauftrags- und denen Bearbeitungsstationen, Erarbeiten und Planen von Ferti- Produktionsleitsystemen, Auftragsplanung, -erstellung und gungsaufträgen mit anschließender Durchführung der geplanten Durchführung von digitalen Fertigungsaufträgen komplexe Fertigungsaufträge am Industrie 4.0 Automatisierungssystem Aufgaben verstehen und umsetzen können, Umgang mit oder am modularen Produktionssystem. Abschließend sind die digitalen Medien Kontrolle und die Dokumentation in das zur Verfügung gestellte ffeigenständige Kontrolle der geplanten Arbeit durchführen digitale Arbeitsheft durchzuführen. Dabei stehen Produktions- können planungen mit Parametrierung, Visualisierung und Vernetzung, Bewertungskriterien Big Data mit Datenauswahl und Datenspeicherung zur vollstän- digen Durchführung der Fertigungsaufträge an einem Industrie ffPlanung, Durchführung der Fertigungsaufträge mit 4.0 Automatisierungssystem oder modularen Produktionssystem Produktionsauftrags- und Produktionsleitsystemen sowie im Vordergrund. anschließender Funktionskontrolle und Qualitätssicherung inkl. digitaler Dokumentation Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten Im Zeitrahmen: ff5a, 18a) auftragsbezogene und technische Unterlagen unter Zuhilfenahme von Standardsoftware analysieren und auswerten ff5l, 6c) in interdisziplinären Teams kommunizieren, planen und zusammenarbeiten ff5b, f, g, i, 18b) auftragsbezogene Recherche und Analyse von Daten und Dokumenten in digitaler Form von einem internen Dateiserver oder aus dem Internet, dabei Richtlinien zur Nutzung des Internets und IT-Systemen einhalten ff5d, i) Anwendung von IT-Systemen zur Auftragsplanung und Auftragsabwicklung. Richtlinien zur Nutzung von IT-Systemen einhalten ff5c, 18d, f, h, i, k, l) selbstständige Auftragsdurchführung, Auftragsprüfung und eventuelle Korrektur mit anschließender Dokumentation Arbeitsform Kleingruppen (empfohlen in 2er-Gruppen) je Station am Produktionssystem. Darin sind zwei Stapelmagazine, eine Messstation, eine Bohrstation, eine Pressstation, eine Heizstation, eine Wendestation und eine Abladestation inbegriffen. Diese Applikationsstationen sind jeweils auf einem Transportband montiert. Die Kleingruppen arbeiten sich in die Funktionsweise der Bearbeitungsstationen ein, planen eigenständig einen Fertigungsauftrag und führen diesen an dem Industrie 4.0 Automatisierungssystem oder am modu- laren Produktionssystem aus. Arbeitsmaterialien Industrie 4.0 Simulationssystem oder modulares Produktionssystem, digitale Quick-Guides für die jeweilige Fertigungsstation und die jeweiligen Fertigungsaufträge, z. B. auf Basis von QR-Codes oder digitaler Herstellerunterlagen Organisatorische Hinweise/Ressourcen Mobiles Endgerät (Tablet/Smartphone), Simulationsfabrik, Lernmanagementsystem (alternativ: Dateienserver) Weiterführende Informationen zu folgenden Themen aus dem Internet oder aus digitalen Herstellerunterlagen Industrie 4.0, individuelle Fertigung, Vernetzung, Big Data, cloudbasierende Fertigungssysteme, Produktionsplanungs- und Produk- tionsleitsysteme, QR-Code, RFID 14 Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
Vorgehen/Ablauf/Erläuterung der Arbeitsschritte ffDie Lernenden erhalten den Arbeitsauftrag/Fertigungsauftrag: schwarzes Handy-Gehäuse, bestehend aus Front- und Rückschale, planen und fertigen. ffDabei sind folgende Arbeitsschritte zu planen und zu parametrieren: ●●Frontschale: Positionsprüfung und beidseitig bohren ●●Pressdauer: 5s ●●Presskraft: 60N ●●Heizzeit: 6s Abbildung 9: Arbeitsauftrag (Quelle: Daimler AG) ●●Heiztemperatur: 40°C ●●Werkstück wenden ●●Ausgabe zur anschließenden Kommissionierung: rechte Ausgaberutsche ffDie Lernenden haben sich in die Funktionen der verschiedenen Fertigungsapplikationen einzuarbeiten (z. B. Bandansteuerung und Applikationsmodule). Hierfür können Quick-Guides durch Scannen von QR-Codes aufgerufen werden oder Internetseiten der Systemlieferanten verwendet werden. Abbildung 10: Scan eines QR-Codes (Quelle: Daimler AG) ffMithilfe des Quick-Guides und des digitalen Arbeitshefts können die Lernenden für ihren Fertigungsauftrag die einzelnen Fertigungsschritte planen. Dabei sind Ablauf und Zusammenarbeit der einzelnen Bearbeitungsstationen zu berücksichtigen. Abbildung 11: Digitales Arbeitsheft (Quelle: Daimler AG) ffAn den entsprechenden Bearbeitungsstationen des modularen Produktionssystems können die geplanten Fertigungsschritte in das Produktionsauftrags- und Produktionsleitsystem eingepflegt werden (z. B. Stapelmagazin, Bohrstation, Heizstation, Pressstation, Abladestation). Abbildung 12: Einpflege der Fertigungsschritte (Quelle: Daimler AG) ffDurch Abarbeiten des Fertigungsauftrages können die geplanten Fertigungsschritte (siehe Schritt 1) überprüft werden. ffAnschließend erfolgt die Funktionskontrolle, die Qualitätssicherung und die digitale Qualitäts- und Auftragsdokumentation. Abbildung 13: Funktionskontrolle (Quelle: Daimler AG) Werkbank 4.0 (2. Ausbildungsjahr) Vorlage betriebliches Projekt Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten 15
4 Zusatzqualifikationen Impulse für die Aufnahme von Zusatzqualifikationen kamen ffSystemintegration, branchenunabhängig von Unternehmen, die einen besonde- ffProzessintegration, ren Qualifizierungsbedarf als Folge der Digitalisierung und ffAdditive Fertigungsverfahren und von Industrie 4.0 sehen. Unabhängig von Technologielevel ffIT-gestützte Anlagenänderung. und Firmengröße kamen dabei immer wieder Wünsche nach weiterführenden digitalen Kompetenzen auf. Die für die industriellen Metallberufe beschriebenen Zusatz- qualifikationen sind optionale On-top-Angebote, in denen Optional wählbare Zusatzqualifikationen wurden bei der über das Berufsbild hinausgehende weiterführende Fertig- Novellierung des Berufsbildungsgesetzes im Jahre 2005 ein- keiten, Kenntnisse und Fähigkeiten erworben werden kön- geführt. Damit verband sich das Ziel, bereits im Rahmen der nen. Sie adressieren zentrale Handlungsfelder von Indust- Ausbildung weiterführende Fertigkeiten, Kenntnisse und rie 4.0, sind berufsübergreifend beschrieben und verstehen Fähigkeiten vermitteln zu können. Diese Kompetenzen ge- sich als kurzfristig realisierbares Angebot im Kontext eines hören ausdrücklich nicht zu den Mindestinhalten des jewei- betrieblichen Qualifizierungsbedarfs. ligen Ausbildungsberufsbildes und müssen als Zusatzquali- fikationen gesondert geprüft und bescheinigt werden. Ziel ist es, einen Standard zu setzen, der bundesweit nachge- fragt, qualitätsgesichert und vergleichbar geprüft wird. Der Im Rahmen der Modernisierung der industriellen Metallbe- Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und die rufe wurde dieses Element genutzt und die nachfolgenden Industrie- und Handelskammern (IHK) geben zum formalen Zusatzqualifikationen in die Verordnung über die Berufsaus- Ablauf der Prüfung gemeinsam einen Leitfaden für die Ausbil- bildung der industriellen Metallberufen aufgenommen: dungsbetriebe und Prüfungsausschüsse heraus [ Kapitel 5]. Metallberufe Mechatroniker/-in Elektroberufe Prozessintegration Programmierung Programmierung Systemintegration IT-Sicherheit IT-Sicherheit IT-gestützte Anlagenänderung Digitale Vernetzung Digitale Vernetzung Additive Fertigungsverfahren Additive Fertigungsverfahren Abbildung 14: Übersicht Zusatzqualifikationen Optionale Zusatzqualifikationen (Zeitrahmen je 8 Wochen) Einsatzgebiete Ausbildungszeit 3, 5 Jahre berufsspezifische Systemintegration (Konfigurierung, Fachqualifikationen Codierung) 21 Monate Prozessintegration (Produktion und Logistik) Additive Fertigungsverfahren (Modellieren, Vorbereiten, Fertigen) integrative Vermittlung IT-gestützte Anlagenänderung (Datensätze, Prozessparameter) gemeinsame Kernqualifikationen 21 Monate Abbildung 15: Zusatzqualifikationen Metallberufe (Quelle: ZVEI, überarbeitet) 16 Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
Die Zusatzqualifikationen geben den im Digitalisierungspro- der Erweiterung oder Optimierung von Produktionsanlagen zess unterschiedlich aufgestellten Betrieben die Möglichkeit, erforderlich sind. Oftmals werden Anlagen nicht ersetzt, gezielt Kompetenzen für den digitalen Wandel aufzubauen. sondern um neue Funktionen erweitert („Retrofit“). Diese optionalen und gesondert zertifizierten Ausbildungs- inhalte sind zugleich ein attraktives Angebot für Auszubil- Die zusätzlichen Komponenten können dabei Automatisie- dende, ihre Qualifikationen um neue, besonders nachge- rungen optimieren, aber auch Daten für weitere Prozesse lie- fragte Kompetenzen zu erweitern. Die Zusatzqualifikationen fern. Somit wird die Möglichkeit geschaffen, Maschinen und verbessern darüber hinaus die Startmöglichkeiten für die Anlagen in moderne IT-Infrastrukturen einzubetten. Weite- berufliche Weiterbildung der Fachkräfte. re Gründe können die Steigerung der Produktqualität, aber auch das Erreichen einer höheren Effizienz der Anlage sein. Die Herausforderung dabei ist, die zusätzlichen Komponen- 4.1 Zusatzqualifikation ten (Sensorik, Aktorik) möglichst nahtlos in das bestehende System mechanisch, elektronisch und informationstech- Systemintegration nisch zu integrieren. Unter Systemintegration versteht man alle Aktivitäten zur In der folgenden Übersicht 4 werden die zu vermittelnden Einbindung von Komponenten und Systemen in Maschinen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten als Teil der Zusatz- und Anlagen, angefangen von der Anforderungsdefinition qualifikation stichwortartig und beispielhaft erläutert. über die Lösungsauswahl und Inbetriebnahme bis hin zur Erprobung. Das nachfolgend an dem Modell der vollständigen Handlung orientierte Projekt ist als Beispiel zu verstehen und kann für Mit der Zusatzqualifikation „Systemintegration“ werden die Ausbildung im Rahmen der Zusatzqualifikation System- Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt, die bei integration genutzt werden. Übersicht 4: Zusatzqualifikation Systemintegration Teil der Zusatzqualifikation/ zeitliche Lfd. zu vermittelnde Fertigkeiten, Erläuterungen Richtwerte Nr. Kenntnisse und Fähigkeiten in Wochen 1 Analysieren von technischen Aufträgen und Entwickeln von Lösungen a) Ist-Zustand von zu verbindenden Teil- ffInformationen sammeln systemen analysieren und auswerten ffNormen beachten und Systemschnittstellen identifizieren ffSchnittstellen, z. B. ●●pneumatisch ●●elektrisch ●●mechanisch ●●digital ffKompatibilität berücksichtigen ffDatenprotokolle erstellen b) technische Prozesse und Umge- ffLasten-/Pflichtenheft abgleichen bungsbedingungen analysieren und ffCheckliste für die Inbetriebnahme erstellen Soll-Zustand festlegen 8 c) Lösungsvarianten zur Systemintegrati- ffLösungsvarianten erstellen und mit selbstdefinierten on erarbeiten, bewerten und abstim- Kriterien beurteilen men und dabei sowohl Spezifikationen ffKriterien, z. B. berücksichtigen als auch technische ●●Kosten Bestimmungen und die betrieblichen ●●Zuverlässigkeit IT-Richtlinien einhalten ●●Lebenserwartung ●●Arbeitssicherheit ffgeeignete Variante im Team auswählen d) Vorgehensweise und Zuständigkeiten ffZuständigkeiten im Team entsprechend der bei Installationen und Systemerpro- Qualifikationen festlegen bungen festlegen ffVorgehensweise grafisch darstellen (Fluss-, Balkendiagramm) Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten 17
Teil der Zusatzqualifikation/ zeitliche Lfd. zu vermittelnde Fertigkeiten, Erläuterungen Richtwerte Nr. Kenntnisse und Fähigkeiten in Wochen 2 Installieren und Inbetriebnehmen von cyberphysischen Systemen a) mit Kleinspannung betriebene Hard- warekomponenten installieren und Softwarekomponenten konfigurieren b) S ysteme mittels Software zu einem ffSoftware mit mechatronischen Systemen verbinden, cyberphysischen System vernetzen z. B. ●●Kamerasoftware mit Werkstückerkennung ●●Barcodereader ●●Sensoren ●●Aktoren ffNetzwerkintegration veranlassen oder durchführen c) Systeme mit Hard- und Softwarekom- ffTestbetrieb planen - Checkliste nutzen ponenten in Betrieb nehmen ffTestbetrieb durchführen d) Störungen analysieren und systemati- ffTestbetrieb bewerten sche Fehlersuche in Systemen durch- ffggf. Fehlerbeseitigung durchführen bzw. organisieren führen und dokumentieren e) Systemkonfiguration, Qualitätskontrol- ffProgramme, Parameter dokumentieren und sichern len und Testläufe dokumentieren ffStresstest ffInbetriebnahmeprotokoll/Testprotokoll ffAnlagendokumentation anpassen Beispiel betriebliches Projekt: Bilderkennung von Teilen Aufgabenstellung: In der Vergangenheit kam es aufgrund fehlerhaft positionierter Werkstücke häufig zu Störungen der Anlage. Zur Vermeidung dieser Störungen soll eine berührungsfreie Lösung für die Erkennung der Werkstücklage in das System integriert werden. Nach erkannter fehlerhafter Lage soll ein zu definierender Signalfluss zur Ausschleusung oder Lagekorrektur des Werkstücks führen. Informieren ffLokalisation der Störung (z. B. mittels Störungsprotokollen, Kundengesprächen) fftechnische Dokumente der Anlage und Komponenten (z. B. Schnittstellen, physikalische Gegebenheiten, Medien) sichten ffZeitfenster für Umbaumaßnahme in Erfahrung bringen ffInformationen zu Entscheidungsträgern, Prozessschnittstellen und Änderungsberechtigungen einholen ffIT-Protokolle, freie Anschlüsse, Spannungsversorgung berücksichtigen ffAbnahmebedingungen klären ffInformationen zu infrage kommenden Komponenten einholen Planen ffArbeits- sowie Meilensteinplan erstellen ffErkennungssystem auswählen und Kommunikation mit Stakeholdern, z. B. Infrarotsensoren, Digitalkamera, Laserscanner sicherstellen fftechnische Dokumentation für die Anlagenerweiterung anfertigen ffBestelllisten und Kostenplan anfertigen Abbildung 16: Erkennungssystem (Quelle: ATeB) 18 Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
Entscheiden ffKamerasystem mit IP-Protokoll RJ45 Schnittstelle und 12V Betriebsspannung (aufgrund der höheren Flexibilität, geometrischer Gegebenheiten und technischen Daten der Anlage) auswählen ffgeplante Änderungen mit Entscheidungsträgern abstimmen ffFreigabe zur geplanten Systemintegration einholen Durchführen ffErkennungssystem nach Sicherung der Anlage montieren ffSystemkomponenten elektronisch und informationstechnisch nach betrieblichen Richtlinien justieren und in Betrieb nehmen ffkonfiguriertes System in die Gesamtanlage integrieren ffAnlage in Abstimmung mit den Anlagenverantwortlichen („Testbetrieb“) wieder in Betrieb nehmen ffProbelauf der Anlage und Feinjustage durchführen ffAbnahme vorbereiten Abbildung 17: Integration in die Anlage ffAnlagendokumentation vervollständigen und Änderungen dokumentieren (Quelle: ATeB) Kontrollieren ffAbnahme der Anlage mit Anlagenverantwortlichen durchführen ffAbnahmeprotokoll anfertigen ffgeänderte Dokumentation übergeben ffgeänderte Anlage übergeben Abbildung 18: Abnahmeprotokoll (Quelle: ATeB) Bewerten ffErgebnisse in den Wochen nach der Inbetriebnahme, z. B. durch Beobachtung und Dokumentation der Prozessstabilität, bewerten Weitere Beispiele aus dem betrieblichen Umfeld können sein: Der aus der Softwareentwicklung bekannte Ansatz der Sys- temmodellierung wird auf das mechatronische Gesamtsys- ffIntegration von QR-/Barcode- oder RFID-Readern zur Steu- tem übertragen. Im Vordergrund steht dabei die konsequen- erung eines Fertigungsprozesses („Intelligente Teile“); te Verbindung von Anforderungen, Produktbeschreibung ffIntegration „intelligenter Module“ zur Erfassung von Pro- und Test auf den unterschiedlichen Reifegradstufen und zessdaten wie z. B. Temperaturen, Drücke, Verbräuche; Detaillierungsebenen. ffEinsatz von Frequenzumrichtern bei elektrischen An- trieben zur Einsparung von Energie und zur Vernetzung Im Unterschied zur reinen Software-Applikation besteht untereinander (Synchronisation). bei eingebetteten Systemen eine enge Wechselwirkung zwi- schen Software, Elektronik und Hardware. Eine unkontrol- lierte und nicht abgestimmte Softwareänderung kann daher 4.2 Zusatzqualifikation dazu führen, dass das Gesamtsystem nicht mehr oder nur fehlerhaft funktioniert. Prozessintegration Mit der Zusatzqualifikation „Prozessintegration“ werden Bei der Prozessintegration sollen neue oder ergänzende Ele- Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt, die bei mente in die Steuerung von komplexen mechatronischen der Erweiterung oder Optimierung von eingebetteten Syste- Systemen so genannten „Embedded Systems“ (eingebettete men (Embedded Systems) erforderlich sind. Systeme) aufgenommen werden. In der folgenden Übersicht 5 werden die zu vermittelnden An der Entwicklung bzw. Erweiterung eingebetteter Systeme Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten als Teil der Zusatz- sind unterschiedliche Fachdisziplinen (z. B. Mechatronik, qualifikation stichwortartig erläutert. Metalltechnik und Informatik) beteiligt. Die hier agierenden Fachkräfte müssen nicht nur unterschiedliche Arbeitsabläu- fe aufeinander abstimmen, sondern auch die spezifischen Fachsprachen berücksichtigen. Industrielle Metallberufe | Ausbildung Gestalten 19
Übersicht 5: Zusatzqualifikation Prozessintegration Teil der Zusatzqualifikation/ zeitliche Lfd. zu vermittelnde Fertigkeiten, Erläuterungen Richtwerte Nr. Kenntnisse und Fähigkeiten in Wochen 1 Analysieren und Planen von digital vernetzten Produktionsprozessen a) Produktionsprozesse analysieren ffvor- und nachgelagerte Schritte analysieren ffEinflussgrößen und deren Auswirkungen beschreiben ffSchnittstellen-Analyse ffIst-Zustand ermitteln b) Anpassung der Produktion sowie der ffVeränderung des Prozesses, z. B. Varianten des Pro- Handhabungs-, Transport- oder Iden- dukts durch Material-, Form-, Stückzahländerung tifikationssysteme planen ffIntegration von neuen Typen, Produktionsverfahren, Varianten in bestehenden Prozessen c) Prozessänderungen planen und hin- ffÄnderungen von Vorrichtungen, Taktzeiten, Logistik sichtlich vor- und nachgelagerter planen Bereiche bewerten sowie die Zustän- ffSchnittstellen bewerten digkeiten im Team abstimmen ffZuständigkeiten im interdisziplinären Team abgrenzen d) Spezifikationen, technische Bestim- ffBeachten von z. B. mungen und betriebliche IT-Richtli- ●● CE-Konformität nien bei Prozessänderungen beachten ●● elektromagnetische Verträglichkeit ●● Gefährdungsbeurteilung ●● Herstellervorschriften ●● Produktspezifikationen ffSachverständige einbeziehen 2 Anpassen und Ändern von digital vernetzten Produktionsanlagen a) geplante Prozessabläufe simulieren ffSimulationsprogramm, z. B. ●● Bewegungssimulation (Roboter) ●● Kollisionsprüfung 8 ffHandbetrieb, z. B. über ein HMI den Portallader per Hand verfahren b) Auf- und Umbau von Produktionsan- ffmechanischer Umbau, Anpassung von Sensoren/ lagen und die datentechnische Ver- Aktoren netzung im Team durchführen ffAbstimmung im interdisziplinären Team c) S teuerungsprogramme im Team än- ffProgramme anpassen dern, testen und optimieren 3 Erproben von Produktionsprozessen a) Produktionsverfahren und Prozess- ffTestbetrieb durchführen schritte, logistische Abläufe und Ferti- gungsparameter erproben b) Gesamtprozess kontrollieren, überwa- ffbei der Qualitätssicherung mitwirken, z. B. Messwerte chen und protokollieren und prozess- aufnehmen, Maschinen- und Prozessfähigkeit feststel- begleitende Maßnahmen der Quali- len tätssicherung durchführen c) Fehler- und Mängelbeseitigung ver- anlassen sowie Maßnahmen doku- mentieren d) Daten des Konfigurations- und Ände- ffProgramme, Parameter dokumentieren und sichern rungsmanagements pflegen und tech- ffZeichnungsversionen aktualisieren nische Dokumentationen sichern e) Prozessvorschriften erstellen ffArbeitsanweisungen erstellen ffProzessfreigabe veranlassen Das nachfolgend an dem Modell der vollständigen Handlung orientierte Projekt ist als Beispiel zu verstehen und kann für die Ausbildung im Rahmen der Zusatzqualifikation „Prozessintegration“ genutzt werden. 20 Ausbildung Gestalten | Industrielle Metallberufe
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