2017/18 Geschäftsbericht Zahlen - Daten - Fakten zur Arbeit des Integrationsamtes - KVJS
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VORWORT
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
am 13. Dezember 2006 hat die Generalver- An der Umsetzung der UN-Behinderten-
sammlung der Vereinten Nationen das „Über- rechtskonvention und der Verbesserung der
einkommen über die Rechte von Menschen Teilhabechancen schwerbehinderter Men-
mit Behinderungen” (Convention on the Rights schen, vor allem auch besonders betroffener
of Persons with Disabilities – CRPD) beschlossen; schwerbehinderter Menschen, arbeiten die
es ist am 3. Mai 2008 in Kraft getreten. Integrationsämter weiter mit Nachdruck. Die
Verbesserung der Teilhabe schwerbehinderter
Zehn Jahre UN-Behindertenrechtskonvention Menschen am Arbeitsleben ist für die Mitarbei-
– das Übereinkommen hat das Bewusstsein in terinnen und Mitarbeiter des KVJS-Integrations-
Politik und Gesellschaft für die Rechte behin amts gleichermaßen Ansporn und Ziel. Über
derter Menschen erheblich gestärkt. Viele die erreichten Ergebnisse informiert dieser
Menschen mit Behinderungen haben von den Geschäftsbericht. Für die gute Zusammen-
Veränderungen profitiert und sie haben in arbeit bedanken wir uns bei allen Partnern,
Deutschland gute Chancen und Möglichkeiten insbesondere den 44 Stadt- und Landkreisen,
der Teilhabe. Aber es gibt auch hier Gruppen, dem Ministerium für Soziales und Integration
die es sehr schwer haben, etwa taubblinde und der Bundesagentur für Arbeit.
Menschen, Menschen mit hohem und kom-
plexem Unterstützungsbedarf oder auch Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.
Menschen mit psychischer Behinderung.
Kristin Schwarz Karl-Friedrich Ernst
Verbandsdirektorin Dezernent des KVJS-Integrationsamtes
2 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18INHALT
Inhalt
1 Auf einen Blick – für eilige Leser 4
2 Die Aufgaben des KVJS-Integrationsamtes 6
3 Aktuelle Herausforderungen im Geschäftsjahr 2017 9
4 Zielgruppe 11
4.1 Personenkreis 11
4.2 Schwerbehinderte Menschen auf dem Arbeitsmarkt 13
5 Einnahmen des Integrationsamtes: Aufkommen an Ausgleichsabgabe 16
6 Ausgaben – Leistungen des Integrationsamtes 17
6.1 Leistungen an Arbeitgeber 18
6.2 Unterstützung bei Betrieblicher Prävention 18
6.3 Leistungen an Inklusionsbetriebe 20
6.4 Leistungen an schwerbehinderte Menschen 24
6.5 Integrationsfachdienste 26
6.6 Teilhabe wesentlich behinderter Menschen am Arbeitsleben 29
6.7 Technischer Beratungsdienst 34
6.8 Förderung von Einrichtungen der Teilhabe am Arbeitsleben 35
7 Besonderer Kündigungsschutz für schwerbehinderte Menschen 37
8 Widerspruchsverfahren 43
9 Aufklärung, Schulung, Bildung 44
9.1 Schulung und Bildung 44
9.2 Aufklärung 46
9.3 Preisträger 2017 47
Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18 31 AUF EINEN BLICK – FÜR EILIGE LESER
1 Auf einen Blick – für eilige Leser
Personenkreis und Arbeitsmarkt Leistungen der begleitenden Hilfe
im Arbeitsleben
undesweit waren nach der Statistik des
B
Statistisches Bundesamt zum 31.12.2017 ,75 Millionen Euro an Arbeitgeber zur
0
insgesamt 7.766.573 Menschen schwerbe- Schaffung von 61 Arbeitsplätzen für schwer-
hindert, in Baden-Württemberg (Quelle: behinderte Menschen.
Statistisches Landesamt) waren 943.183 1,81 Millionen Euro an Arbeitgeber zur
schwerbehinderte Menschen gemeldet. behinderungsgerechten Einrichtung von
I n Baden-Württemberg gab es im Jahr 2016 585 Arbeitsplätzen.
22.465 beschäftigungspflichtige Arbeitgeber 26,49 Millionen Euro an Arbeitgeber bei
mit 3.359.637 Arbeitsplätzen, davon erfüllten außergewöhnlichen Belastungen (ohne
9.808 Arbeitgeber die Beschäftigungspflicht Inklusionsbetriebe) – Anzahl der Leistungs-
nach dem SGB IX. empfänger: 8.717.
Die Beschäftigungsquote in Baden-Württem- 4,36 Millionen Euro an schwerbehinderte
berg betrug 2016 bei den Arbeitgebern der Menschen – Anzahl der Leistungsempfänger:
Privatwirtschaft 4,09 Prozent und bei den 876.
Arbeitgebern des Öffentlichen Dienstes 5,41
Prozent. Prävention
Schwerbehinderten-Ausgleichsabgabe im 80 Anträge auf Durchführung von Präven-
8
Haushaltsjahr 2017 tionsmaßnahmen wurden neu gestellt.
785 Anträge wurden 2017 abgeschlossen.
esamteinnahmen (einschl. Finanzaus-
G Davon mussten 79 Anträge als Kündigungs-
gleich unter den Integrationsämtern, Zinsen fall weiterbearbeitet werden; Erfolgsquote:
und Tilgung aus Darlehen sowie sonstige 90 Prozent.
Einnahmen): 100,79 Millionen Euro, davon
89,37 Millionen Euro Ausgleichsabgabeauf- Inklusionsbetriebe
kommen.
Gesamtausgaben: 106,30 Millionen Euro, 017 gab es 90 Inklusionsbetriebe mit 4.420
2
davon Leistungen an Arbeitgeber 29,05 Mil- Beschäftigten, davon 1.958 schwerbehinderte
lionen Euro, Ausgaben für Integrationsfach- Menschen
dienste 15,74 Millionen Euro (zuzüglich 1,57 9,72 Millionen Euro Förderung durch das
Millionen Euro Sach- und Schulungskosten, KVJS-Integrationsamt (einschl. Leistungen
Kosten für Gebärdensprachdolmetscher), an Inklusionsbetriebe bei außergewöhnli-
institutionelle Förderung 8,54 Millionen chen Belastungen).
Euro, Abführung an den Ausgleichsfonds
17,87 Millionen Euro, Ausgleich unter den
Integrationsämtern 2,48 Millionen Euro.
4 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18AUF EINEN BLICK – FÜR EILIGE LESER 1
Integrationsfachdienste (IFD) Teilhabeperspektive für wesentlich
behinderte Menschen
3 IFD an 36 Standorten mit 215 Integrati-
2
onsfachberatern auf 165 Planstellen. 3 91 Vermittlungen von wesentlich behinder-
12.624 (schwer-)behinderte Menschen ten Menschen auf den allgemeinen Arbeits-
wurden beraten oder umfassend unterstützt. markt.
8.378 Beauftragungen zur umfassenden I nsgesamt wurden 4.488 Vermittlungen für
Unterstützung (schwer-)behinderter wesentlich behinderte Menschen (01.01.2005
Menschen. bis 31.12.2017) erreicht.
5.728 Beauftragungen zur Sicherung der Überdurchschnittlich stabile Arbeitsverhält-
Beschäftigung. nisse: Nachhaltigkeitsquote 83,1 Prozent.
436 Vermittlungen in Arbeitsplätze des Zusammenarbeit mit den Trägern der
allgemeinen Arbeitsmarkts, davon 391 für Eingliederungshilfe: Die Träger der Einglie-
wesentlich behinderte Menschen. derungshilfe unterstützen die nachhaltige
296 Stabilisierungen der Vermittlungs Beschäftigung von wesentlich behinderten
leistung. Menschen am allgemeinen Arbeitsmarkt
Kosten: 15,73 Millionen Euro, davon 3,58 durch die Bewilligung von ergänzenden
Millionen erstattet. Lohnkostenzuschüssen aus freiwilligen
Leistungen zur Eingliederungshilfe. Hierzu
Besonderer Kündigungsschutz für wurden mit allen 44 Stadt- und Landkreisen
schwerbehinderte Menschen Verwaltungsvereinbarungen abgeschlossen.
2 .597 Neuanträge auf Zustimmung zur
Kündigung.
2.598 Fälle (einschließlich nicht abgeschlos-
sener Fälle aus dem Vorjahr) wurden ent-
schieden. Der Arbeitsplatz konnte in 558
Fällen erhalten werden.
Bildung und Information
I n 146 Ein- und Mehrtagesveranstaltungen
erreichte das Integrationsamt 2.864 Personen.
45 Veranstaltungen Dritter, unter Mitwir-
kung des Integrationsamtes, erreichten
2.646 Personen.
Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18 52 DIE AUFGABEN DES KVJS-INTEGRATIONSAMTES
2 Die Aufgaben des KVJS-Integrationsamtes
Das Integrationsamt hat den Auftrag, die schiedlicher wirtschaftlicher Eckdaten in den
Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Ländern vergleichbare Rahmenbedingungen
Arbeitsleben zu fördern. Die gesetzlichen für die Teilhabe schwerbehinderter Menschen
Kernaufgaben sind die Erhebung und am Arbeitsleben im Bundesgebiet bestehen.
Verwendung der Schwerbehinderten-Aus-
gleichsabgabe, der besondere Kündigungs- Die Integrationsämter dürfen die Ausgleichs
schutz für schwerbehinderte Menschen abgabe nur für die Förderung der Teilhabe
und die begleitende Hilfe im Arbeitsleben. schwerbehinderter Menschen am Arbeits
leben einschließlich der Leistungen der be-
Die Schwerbehinderten-Ausgleichsabgabe gleitenden Hilfe einsetzen. Seit dem 1.1.2018
gilt, dass aus Ausgleichsabgabemittel auch
Das KVJS-Integrationsamt finanziert seine ein Teil der Aufwendungen für ein Budget
Leistungen aus der Schwerbehinderten-Aus- für Arbeit nach § 61 SGB X gefördert werden
gleichsabgabe. Sie ist von allen öffentlichen kann. Verwaltungskosten dürfen aus Aus-
und privaten Arbeitgebern mit jahresdurch- gleichsabgabemitteln nicht finanziert werden.
schnittlich 20 oder mehr Arbeitsplätzen zu Nur nachrangig dürfen die Mittel für die Schaf-
entrichten, die schwerbehinderte Menschen fung, Erweiterung, Ausstattung und Moder-
nicht oder in zu geringem Umfang beschäf- nisierung von Einrichtungen für behinderte
tigen. Betriebe mit mindestens 60 Arbeits- Menschen eingesetzt werden (sog. institutio-
plätzen im Jahresdurchschnitt müssen fünf nelle Förderung).
Prozent dieser Arbeitsplätze mit schwerbehin-
derten Mitarbeitern besetzen (Pflichtarbeits- Besonderer Kündigungsschutz für schwer-
plätze), für kleine Betrieb gibt es Erleichte- behinderte Menschen nach dem SGB IX
rungen. Wird die Beschäftigungspflicht nicht
erfüllt, ist eine Ausgleichsabgabe zu zahlen. Ein Arbeitgeber darf das Arbeitsverhältnis mit
Die Ausgleichsabgabe ist gestaffelt (§ 160 Ab- einem schwerbehinderten Beschäftigten erst
satz 2 SGB IX) und beträgt abhängig von der nach vorheriger Zustimmung durch das KVJS-
jahresdurchschnittlichen Beschäftigungsquote Integrationsamt kündigen. Der Sonderkündi-
125, 220 oder 320 Euro je unbesetzten Pflicht- gungsschutz ist den schwerbehinderten
arbeitsplatz für schwerbehinderte Menschen Beschäftigten zusätzlich zum allgemeinen
seit dem Erhebungsjahr 2016. Kündigungsschutz gegeben. Bei der Entschei-
dung spielen deshalb nur solche Erwägungen
Die Mittel der Ausgleichsabgabe sind zweck- eine Rolle, die sich speziell aus dem Anspruch
gebunden. 20 Prozent führen die Integrations auf Teilhabe schwerbehinderter Menschen am
ämter an den Ausgleichsfonds beim Bundes Arbeitsleben ergeben. Das Integrationsamt
ministerium für Arbeit und Soziales zur prüft, ob ein Zusammenhang zwischen den
Finanzierung überregionaler Teilhabeprojekte Kündigungsgründen und der Behinderung
ab (§ 160 Absatz 6 Satz 1 SGB IX). Zwischen besteht, und ob alle Möglichkeiten ausge-
den Integrationsämtern wird nach einem im schöpft sind, das gefährdete Beschäftigungs-
Gesetz festgelegten Schlüssel ein Finanzaus- verhältnis zu erhalten. Zur Sicherung des
gleich herbeigeführt (§ 160 Absatz 6 Satz 2 Arbeitsverhältnisses gibt es die Leistungen
SGB IX). Er soll bewirken, dass trotz unter- der begleitenden Hilfe. Das Integrationsamt
6 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18DIE AUFGABEN DES KVJS-INTEGRATIONSAMTES 2
prüft keine arbeitsrechtlichen Fragen, insbe- Konflikten am Arbeitsplatz und zur Begleitung
sondere nicht die soziale Rechtfertigung der besonders unterstützungsbedürftiger Zielgrup-
Kündigung. pen wie seelisch behinderte Menschen tätig.
Auftraggeber des Integrationsfachdienstes
Begleitende Hilfe im Arbeitsleben kann auch ein Rehabilitationsträger sein. Dem
Integrationsamt obliegt die Strukturverantwor-
Die begleitende Hilfe im Arbeitsleben ist eine tung für die Integrationsfachdienste.
Kernaufgabe des KVJS-Integrationsamtes in
enger Zusammenarbeit mit der Bundesagen- Bildungsveranstaltungen, Informations
tur für Arbeit und den Rehabilitationsträgern. angebote
Die Leistungen der begleitenden Hilfe sollen
bewirken, dass schwerbehinderte Menschen Das KVJS-Integrationsamt führt Informations-
ihre sozialen Stellung erhalten können und auf und Bildungsveranstaltungen durch, die
Arbeitsplätzen beschäftigt werden, die ihren sich an Vertrauenspersonen, Beauftragte der
Fähigkeiten gerecht werden, und auf denen Arbeitgeber, Betriebs-, Personal-, Richter-,
sie ihre Kenntnisse voll verwerten können. Staatsanwalts- und Präsidialräte und an die
Mitglieder der betrieblichen Integrationsteams
Im Mittelpunkt steht die persönliche Beratung richten. Sie vermitteln Kenntnisse des Schwer-
und Unterstützung. Die Integrationsämter sind behindertenrechts und des Personalrechts.
Ansprechpartner für Arbeitgeber und schwer- Darüber hinaus werden Kurse zur Stärkung der
behinderte Menschen in allen Fragen der Be Verhandlungs- und Sozialkompetenz angebo-
schäftigung schwerbehinderter Menschen. Sie ten. Rechtzeitig vor Ablauf der gesetzlichen
beraten auch bei persönlichen Schwierigkeiten vierjährigen Amtsperiode und Vorbereitung der
und Konflikten am Arbeitsplatz im Rahmen der Neuwahl zu den Schwerbehindertenvertretun-
betrieblichen Prävention. Die begleitende Hilfe gen werden Schulungen zur Durchführung der
umfasst darüber hinaus finanzielle Leistungen Wahl angeboten. Die Schulungen sollen die
an Arbeitgeber oder Beschäftigte zur Einrich Teilnehmer befähigen, dass sie ihre innerbe-
tung neuer oder zu Sicherung von Kündigung trieblichen Aufgaben erfolgreich erfüllen
bedrohter Arbeitsplätze. können. Das umfangreiche Informationsange-
bot des KVJS-Integrationsamtes (Broschüren,
Fachdienste Flyer, thematische Ratgeber und ein regelmäßi-
ger Newsletter) steht selbstverständlich auch
Mit Hilfe der Fachdienste kann das KVJS-Inte online zur Verfügung steht.
grationsamt individuelle Lösungen in Kündi-
gungsschutzfällen und in Leistungsfällen Inklusionsbetriebe
erarbeiten. Der Technische Beratungsdienst
begutachtet Fragen der Aufbau- und Ablauf Inklusionsbetriebe bieten als Arbeitgeber des
organisation und Möglichkeiten technischer ersten Arbeitsmarktes sozialversicherungs-
Anpassungen des Arbeitsplatzes an die behin- pflichtige Arbeitsplätze. Sie arbeiten unter
derungsbedingten Erfordernisse. besonderen Rahmenbedingungen, die es
ihnen ermöglichen, schwerbehinderte Men-
Der Integrationsfachdienst ist ein Dienst eines schen, deren Teilhabe wegen Art und Schwere
freien Trägers. Im Auftrag des KVJS-Integrations- ihrer Behinderung oder aus sonstigen Gründen
amtes wird er zur Sicherung des Arbeitsver- auf besondere Schwierigkeiten stößt, auf dem
hältnisses bei persönlichen Schwierigkeiten, ersten Arbeitsmarkt nachhaltig zu beschäftigen.
Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18 72 DIE AUFGABEN DES KVJS-INTEGRATIONSAMTES
Inklusionsbetriebe müssen mindestens 30 Weitere, vom Land auf den KVJS übertragene
Prozent schwerbehinderte Menschen aus Aufgaben
dieser Zielgruppe beschäftigen; ihr Anteil soll
50 Prozent nicht übersteigen. Die Mindestquo- Besonderer Kündigungsschutz nach dem
te schwerbehinderter Beschäftigter wurde BEEG und dem Pflegezeitgesetz
durch das Bundesteilhabesetz um 5 Prozent
erhöht. Die Personengruppe der schwerbehin- Durch Verordnungen der Landesregierung und
derten langzeitarbeitslosen Menschen ist neu des Sozialministeriums vom 07. Februar 2011
in die Zielgruppe der Inklusionsbetriebe (GBl. S. 79) und vom 07. Dezember 2012 (GBl.
aufgenommen worden. S. 577) wurde der KVJS beauftragt, über Anträ-
ge auf Zulässigkeitserklärung der Kündigung
Inklusionsbetriebe erhalten vom Integrations- eines Elternteils in Elternzeit nach dem BEEG, in
amt Leistungen für den Aufbau, die Erweite- der Pflegezeit oder in der Familienpflegezeit
rung, Modernisierung und Ausstattung sowie nach dem Pflegezeitgesetz und dem Familien-
für den besonderen Aufwand. Die beschäftig- pflegezeitgesetz zu entscheiden. Zuständig ist
ten schwerbehinderten Menschen können das Dezernat 3/Referat 31. In 2017 sind 268
zudem durch die individuellen Leistungen der Anträge zur Kündigung in der Elternzeit einge-
begleitenden Hilfe unterstützt werden. Nach gangen, davon waren 236 (88 Prozent) Anträge
einer Änderung des § 185 SGB IX durch das auf betriebsbedingte Gründe gestützt.
Bundesteilhabegesetz können Arbeitsplätze in
Inklusionsbetrieben bereits ab einer Arbeits- Schulische Inklusion
zeit von 12 Wochenstunden gefördert werden.
Eine weitere Aufgabe kam durch die Schulge-
setzänderung vom 15. Juli 2015 hinzu. Behin-
derte Schülerinnen und Schüler in Baden-
Württemberg haben einen Anspruch auf
inklusive Bildung in den allgemeinen öffentli-
chen Schulen des Landes. Das Land zahlt den
Schulträgern einen Aufwendungsersatz für
Umbauten für inklusive Bildungsangebote.
Durch öffentlich-rechtliche Vereinbarung vom
17. März 2016 hat das Kultusministerium den
KVJS beauftragt, durch den Technischen
Beratungsdienst des Integrationsamtes die
Angemessenheit der Aufwendungen der
Schulträger im Rahmen der inklusiven Bildung
zu prüfen.
8 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18AKTUELLE HERAUSFORDERUNGEN IM GESCHÄFTSJAHR 2017 3
3 Aktuelle Herausforderungen im
Geschäftsjahr 2017
Die insgesamt gute Situation am Arbeits men Weg in ihrer Bundesarbeitsgemeinschaft
markt in Deutschland und besonders auch in der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen
Baden-Württemberg kommt Menschen mit (BIH). Seit vielen Jahren gehört das KVJS-Inte
einer Schwerbehinderung nach wie vor nicht grationsamt dort zu den aktiven Mitgliedern
in gleicher Weise zu Gute wie Menschen und engagiert sich auch über Baden-Württem-
ohne Behinderung. Die Arbeitslosigkeit un- berg hinaus. Auch die Datenschutzgrundverord-
ter den Personen dieser Zielgruppe ist weiter- nung, die im Mai 2018 in Kraft getreten ist, hat
hin verhältnismäßig hoch. Viele Arbeitgeber viel Arbeit mit sich gebracht.
erfüllen ihre Beschäftigungspflicht nach
dem SGB IX nicht. Dennoch sollte man die Umsetzung neuer Regelungen
aktuelle Situation aber auch nicht zu düster
beschreiben. Es wird nämlich sehr viel für Bei der Umsetzung der inhaltlichen Neuerungen
die Zielgruppe erreicht und das Integrations- der zweiten Stufe des BTHG steht das „Budget für
amt ist mit Verfahren der Prävention, des Arbeit“ als Instrument, das eine Alternative zur
betrieblichen Eingliederungsmanagements, Beschäftigung in einer Werkstatt für behinderte
der begleitenden Hilfe im Arbeitsleben und Menschen bilden soll, im Mittelpunkt der Arbeit
der Unterstützung besonders betroffener des Integrationsamtes. Für Baden-Württemberg
schwerbehinderter Menschen sehr stark wurde ein guter Weg gefunden, um die bisher
ausgelastet. Sollten sich die wirtschaftlichen erfolgreichen Instrumente mit dem neuen
Rahmenbedingungen verschlechtern, wird Budget für Arbeit zu verbinden. Dazu wird auf
es schwer werden, diese erfolgreiche Arbeit Kapitel 6.6 dieses Geschäftsberichts verwiesen.
fortzusetzen.
Auch die Beratungsdienstleistungen des Inte-
Gesetzliche Rahmenbedingungen grationsamtes für den Abschluss einer Inklusi-
onsvereinbarung, die bisher Integrationsver-
Zu Beginn des Jahres 2018 ist die zweite Stufe einbarung hieß, haben wieder zugenommen.
des BTHG mit strukturellen Änderungen des Zuletzt war die Nachfrage deutlich zurückge-
SGB IX in Kraft getreten. Das Schwerbehinder gangen. Der Gesetzgeber hat im BTHG ver-
tenrecht, bisher Teil 2 des SGB IX, wurde zum sucht, das Bewusstsein in den Betrieben für die
Teil 3. Leider macht sich der Gesetzgeber Beschäftigung von Menschen mit Behinderung
keinerlei Gedanken darum, wie er mit solchen durch den Abschluss solcher Vereinbarungen
Veränderungen die Verwaltungen beschäftigt, wieder zu schärfen.
die das Gesetz umsetzen müssen. Der gesamte
standardisierte elektronische Schriftverkehr Groß ist das Interesse an der Weiterentwicklung
muss der neuen Paragrafenreihenfolge entspre- der Inklusionsbetriebe. Die Politik hat dazu nicht
chend neu programmiert werden und mittel- nur die rechtlichen Regeln im SGB IX verbessert,
fristig müssen Tonnen von Papier für Informa- sondern auch erhebliche finanzielle Mittel zur
tionsmaterial, Broschüren usw. frisch gedruckt Verfügung gestellt, um weitere Arbeitsplätze
werden. Glücklicherweise gehen die Integrati- zu schaffen. Die Umsetzung des Bundespro-
onsämter in Deutschland hier einen gemeinsa- gramms „AlleImBetrieb“ fordert das KVJS-Inte
Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18 93 AKTUELLE HERAUSFORDERUNGEN IM GESCHÄFTSJAHR 2017
grationsamt ganz erheblich und es konnten ein Projekt des KVJS Integrationsamtes mit dem
schon viele zusätzliche Arbeitsplätze geschaf- Namen „QualiAA“ verbessert. Hier muss die
fen werden. Schnittstelle zu den Agenturen für Arbeit, mit
denen das Integrationsamt gemeinsam das An-
Situation bei den laufenden Leistungen des zeigeverfahren der Arbeitgeber und die Erhe-
Integrationsamtes bung der Ausgleichsabgabe durchführt, noch
weiter verbessert werden. Darüber hinaus wird
Bundesweite Diskussionen gibt es derzeit an der Einführung einer vollständigen elektro-
zur Reichweite des Rechtsanspruchs auf eine nischen Akte in den Arbeitsbereichen besonde-
Arbeitsassistenz. Mehrere Gerichtsurteile zogen rer Kündigungsschutz und begleitende Hilfe im
die Praxis vieler Integrationsämter in anderen Arbeitsleben mit Hochdruck gearbeitet. Auch
Bundesländern in Zweifel. Zwar orientiert sich die Stärkung des Technischen Beratungsdiens-
auch das KVJS-Integrationsamt an den bundes- tes des KVJS-Integrationsamtes (TBD) ist ein
weiten BIH-Empfehlungen, hat sich davon aber Dauerthema, weil der TBD für die Arbeitgeber
gelöst, wenn sie zu eng waren, um in schwie- sehr wichtige Unterstützung bei der Beschäfti-
rigen Einzelfällen individuelle Lösungen zu gung von Menschen mit Behinderung leistet.
finden. Erfreulicherweise hat das dazu geführt,
dass es in Baden-Württemberg kaum zu Ge- Wahlen der betrieblichen Schwerbehinder-
richtsverfahren wegen Arbeitsassistenzleistun- tenvertretungen
gen gekommen ist. An einer Überarbeitung der
BIH-Empfehlungen auf Bundesebene arbeitet Die alle vier Jahre stattfindenden Wahlen der
das KVJS-Integrationsamt mit. Schwerbehindertenvertretungen bei den
Arbeitgebern stehen Ende des Jahres 2018 an
Besonders nachgefragt sind die Lohnkostenzu- und sind für das KVJS-Integrationsamt mit viel
schüsse des KVJS-Integrationsamtes. Die Fall- Arbeit verbunden. In speziellen Seminaren
zahlen steigen hier unaufhörlich. In den nächs- werden schon seit Monaten die betrieblichen
ten Jahren wird sorgfältig zu prüfen sein, ob die Ansprechpartner fit gemacht für die Durchfüh-
Leistung dauerhaft im bisherigen Umfang zu rung der Wahlen. Das KVJS-Integrationsamt
finanzieren ist. Im Mittelpunkt der Förderung hat maßgeblich auch an dem umfangreichen
muss immer das Ziel stehen, dass die Leistung Informationsmaterial mitgearbeitet, das bun-
zur Arbeitsplatzsicherung verwendet wird, also desweit als Printmedium und elektronisch zur
ein Arbeitsplatzverlust vermieden wird. Mitnah- Verfügung steht. Sind die Wahlen erfolgreich
meffekte sollen dagegen möglichst vermieden absolviert, steht die nächste Herausforderung
werden. an, nämlich die vielen neu gewählten Schwer-
behindertenvertretungen mit dem notwendi-
Verbesserung der Verwaltungsabläufe gen Wissen zu versorgen, damit sie ihr neues
Ehrenamt auch wirksam wahrnehmen können.
Das Integrationsamt kann die Aufgaben nach Das wird ein Schwerpunkt der Arbeit im Jahr
dem SGB IX nur gut erfüllen, wenn es auch 2019 werden. Der Einsatz lohnt: Für das KVJS-
organisatorisch als moderne Verwaltung gut Integrationsamt bilden die Schwerbehinderten-
aufgestellt ist. Mit einer neuen Softwarelösung vertretungen ein ganz wichtige Brücke zu den
„3In“ wurde die Zusammenarbeit des KVJS- Arbeitgebern. Sie sind Garanten für frühes und
Integrationsamtes mit den von ihm beauftrag- präventives Tätigwerden.
ten Integrationsfachdiensten optimiert. Die
Erhebung der Ausgleichsabgabe wurde durch
10 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18ZIELGRUPPE 4
4 Zielgruppe
Wie der Titel des Teil 3 des Sozialgesetz 4.1 Personenkreis
buches IX „Besondere Regelungen zur
Teilhabe schwerbehinderter Menschen Schwerbehinderte Menschen in Deutschland
(Schwerbehindertenrecht)“ deutlich macht,
sind die Aktivitäten des Integrationsamtes Zum Jahresende 2017 lebten rund 7,8 Millionen
auf die Zielgruppe der schwerbehinderten schwerbehinderte Menschen in Deutschland.
Menschen und die den schwerbehinderten Am 31. Dezember 2017 waren in Deutschland
Menschen gleichgestellten behinderten 7,767 Millionen Menschen als Schwerbehin-
Menschen ausgerichtet. derte mit gültigem Ausweis anerkannt. Das
entsprach einem Anteil von rund 9,4 Prozent
Schwerbehindert sind Personen, die ihren der Bevölkerung. Die Zahl ist seit der letzten Er-
Wohnsitz, ihren gewöhnlichen Aufenthalt oder hebung 2015 um 2,0 Prozent gestiegen. Etwas
ihre Beschäftigung auf einem Arbeitsplatz im mehr als die Hälfte (51 Prozent) waren Männer,
Geltungsbereich des SGB IX haben, und bei 49 Prozent waren Frauen. Schwerbehindert
denen ein Grad der Behinderung (GdB) von 50 sind Personen, wenn bei ihnen ein Grad der
und mehr vorliegt (§ 2 Absatz 2 SGB IX). Die Behinderung (GdB) von 50 und mehr vorliegt.
Feststellungen über Art und Grad der Behin-
derungen trifft die Versorgungsverwaltung. Art und Grad der Behinderung, Ursachen
Den schwerbehinderten Menschen gleichge-
stellt werden sollen Menschen mit einem Grad Mit 88 Prozent wurde der überwiegende Teil
der Behinderungen von weniger als 50, aber der Behinderungen durch eine im Lebens-
wenigstens 30, wenn sie infolge der Behinde- verlauf erworbene Krankheit verursacht. Drei
rung ohne die Gleichstellung einen geeigneten Prozent der Behinderungen waren angeboren
Arbeitsplatz im Sinne des § 156 SGB IX nicht beziehungsweise traten im ersten Lebensjahr
erlangen oder nicht behalten können. Über auf. In knapp einem Prozent der Fälle waren
Anträge zur Gleichstellung entscheidet die die Behinderungen auf einen Unfall oder eine
zuständige Arbeitsagentur. Berufskrankheit zurückzuführen. Bundesweit
hatten 1.818.381 schwerbehinderte Menschen
Mit Beschäftigungspflicht, Ausgleichsabgabe, (rund 23 Prozent) einen Grad der Behinderung
besonderem Kündigungsschutz und den Leis- von 100.
tungen der begleitenden Hilfe im Arbeitsleben
gewährleistet das Schwerbehindertenrecht Zwei von drei schwerbehinderten Menschen
ein bewährtes und funktionierendes Unterstüt- hatten körperliche Behinderungen (59 Prozent),
zungssystem für Menschen, die aufgrund ihrer auf geistige oder seelische Behinderungen
Behinderung für eine gleichberechtigte Teilhabe entfielen insgesamt dreizehn Prozent der Fälle,
am Arbeitsleben darauf angewiesen sind. auf zerebrale Störungen neun Prozent der Fälle,
bei den übrigen Personen (19 Prozent) war die
Art der schwersten Behinderung nicht ausge-
wiesen.
Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18 114 PERSONENKREIS
Schwerbehinderte Menschen in Baden-Württemberg
Alter Anzahl in % Alle in % Männer in % Frauen
unter 25 Jahre 40.338 4,3 2,6 1,7
25 bis 45 Jahre 71.629 7,6 4,1 3,5
45 bis 55 Jahre 105.230 11,1 5,6 5,5
55 bis 65 Jahre 201.103 21,3 11,1 10,2
über 65 Jahre 524.883 55,7 28,2 27,5
Insgesamt 943.183 100 51,6 48,4
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2017
77 Prozent der schwerbehinderten Schwerbehinderte Menschen in
Menschen sind älter als 55 Jahre Baden-Württemberg
Behinderungen treten vor allem im Alter auf. In Baden-Württemberg lebten zum Jahresende
So waren am Stichtag bundesweit 4.374.201 2017 insgesamt rund 11 Mio. Einwohner. Am
Menschen mit Behinderungen (56 Prozent) 31. Dezember 2017 waren 943.183 schwerbe
älter als 65 Jahre. Circa ein Drittel (34 Prozent) hinderte Menschen registriert. Das waren
der schwerbehinderten Menschen war 75 Jahre 13.306 Personen oder 1,4 Prozent mehr als zum
und älter. Knapp die Hälfte (44 Prozent) gehörte Zeitpunkt der letzten Erhebung 2015. Somit
der Altersgruppe von 55 bis 74 an. Dagegen ist waren 8,6 Prozent der gesamten Bevölkerung
der Anteil der unter 25-Jährigen mit 3,9 Prozent Baden-Württemberg 2017 schwerbehindert
gering. Zwei Prozent waren Kinder und Jugend- und damit jeder zwölfte Einwohner des Landes.
liche unter 18 Jahren. Männer sind – insbeson- 51,6 Prozent der anerkannten schwerbehinder
dere ab 55 Jahren – häufiger schwerbehindert ten Menschen in Baden-Württemberg sind
als Frauen. Als eine Ursache hierfür gilt, dass Männer, 48,4 Prozent sind Frauen.
Männer häufiger erwerbstätig sind. Sie können
mit der Anerkennung die besonderen Bestim- Über die Hälfte (55,7 Prozent) aller schwerbe-
mungen für schwerbehindere Menschen im Ar- hinderten Menschen (524.883 Personen) ist 65
beitsleben, den Sonderkündigungsschutz und Jahre oder älter. Der Anteil schwerbehinderter
die besonderen Rentenregelungen in Anspruch Menschen unter 25 Jahren (40.338 Personen)
nehmen. betrug 4,3 Prozent.
(Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, Art und Grad der Behinderung, Ursachen
2017, Statistik der schwerbehinderten Men-
schen) Die schwerbehinderten Menschen litten über-
wiegend an körperlichen Behinderungen. Bei
gut einem Viertel (27,6 Prozent) funktionier-
ten innere Organe oder Organsysteme nur
beschränkt. Querschnittslähmung, zerebrale
12 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18SCHWERBEHINDERTE MENSCHEN AUF DEM ARBEITSMARKT 4
Störungen, geistig-seelische Behinderungen 4. 2 Schwerbehinderte Menschen
oder Suchkrankheiten waren in 24,3 Prozent auf dem Arbeitsmarkt
der Fälle die Ursache. Bei 15,6 Prozent waren
Wirbelsäule und Rumpf in ihrer Funktion ein-
geschränkt, bei weiteren 10,7 Prozent lag eine Arbeitslosigkeit in Deutschland
Funktionseinschränkung von Gliedmaßen vor.
4,2 Prozent litten unter Blindheit oder unter Die Zahl der gemeldeten arbeitslosen Menschen
einer Sehbeeinträchtigung. ist erneut zurückgegangen. Zum 31.12.2017
waren in Deutschland insgesamt 2.384.961
Von den schwerbehinderten Menschen hatte Menschen arbeitslos gemeldet, das ist ein
knapp ein Viertel (226.612) sehr schwere Beein- Rückgang gegenüber dem Vorjahresmonat
trächtigungen mit einem Grad der Behinderung um 183.312 Personen (= 6,41 Prozent). Die
von 100. Bei gut einem Drittel der schwerbehin- Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Er-
derten Menschen (322.876) wurde ein Grad der werbspersonen betrug am Stichtag 5,3 Prozent
Behinderung von 50 zuerkannt. gegenüber 5,8 Prozent im Vorjahresmonat.
Die Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Men-
Schwerbehinderungen treten vor allem bei schen ist von 2016 auf 2017 erneut gesunken.
älteren Menschen auf. In 93 Prozent aller Fälle Von den am Stichtag 2.384.961 arbeitslos ge-
wurde die Behinderung durch eine Krankheit meldeten Personen sind 157.452 schwerbehin-
verursacht. Nur 3,7 Prozent der Behinderungen derte Menschen (6,6 Prozent). Die Zahl ist um
waren angeboren oder traten im ersten Lebens- 6.620 (= 4,16 Prozent) gegenüber dem Vorjah-
jahr auf. 1,7 Prozent waren auf einen Unfall resmonat zurückgegangen. Der Rückgang der
(einschließlich Arbeitsunfällen) oder eine Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Menschen
Berufskrankheit zurückzuführen. ist somit geringer als bei den nicht schwerbe-
hinderten Menschen.
(Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Würt-
temberg, Stuttgart, 2017) Grund dafür ist, dass der Sondereffekt des Jah-
res 2016, dass die Arbeitslosigkeit nicht schwer-
behinderter Menschen durch die Flüchtlingszu-
wanderung belastet wurde, nicht mehr besteht
(Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit,
Berichte, Blickpunkt Arbeitsmarkt – Situation
schwerbehinderter Menschen, Nürnberg, Mai
Arbeitslosigkeit in Deutschland
Jahr Arbeitslose insgesamt in % davon schwerbehindert
2015 2.681.415 6,1 172.996
2016 2.568.273 5,8 164.072
2017 2.384.961 5,3 157.452
Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf, Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Datenstand: Dezember 2017
Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18 134 SCHWERBEHINDERTE MENSCHEN AUF DEM ARBEITSMARKT
2018, S. 10). Deshalb stellt sich die Entwicklung 19.916 Personen (= 9,3 Prozent) gegenüber
der Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Men- dem Vorjahresmonat.
schen schlechter dar als die Arbeitslosigkeit
nicht behinderter Menschen. 14.257 arbeitslose schwerbehinderte Men-
schen weist die Statistik aus; diese Zahl ist um
Im mehrjährigen Vergleich zeigt sich folgen- 1.277 Personen (= 8,2 Prozent) gegenüber dem
des Bild: Die Arbeitslosigkeit schwerbehin- Vorjahresmonat zurückgegangen. Die Arbeits-
derter Menschen veränderte sich seit 2008 losenquote in Baden-Württemberg bezogen
nur wenig und lag 2017 um zwei Prozent auf alle zivilen Erwerbspersonen ist gegenüber
unter dem Niveau des Jahres 2008. Bei nicht- dem Vorjahresmonat nochmals um 0,1 Prozent
schwerbehinderten Menschen ist allerdings im zurückgegangen und beträgt nunmehr 3,5
gleichen Zeitraum ein Minus von fast einem Prozent. Das ist die zweitniedrigste Arbeits-
Viertel zu verzeichnen. Die ungünstigere losenquote in Deutschland nach Bayern (3,2
Entwicklung der Arbeitslosigkeit schwerbe- Prozent).
hinderter Menschen wird vor allem durch die
starke Zunahme bei den älteren Arbeitslosen Nachstehend geben wir einzelne Bewertungen
geprägt. In der Gruppe der 55-Jährigen und zur Beschäftigungssituation schwerbehinderter
Älteren gab es 2017 gegenüber 2008 einen Menschen aus dem Bericht der Bundesagentur
Anstieg von 52 Prozent. Bei den nichtschwer- Blickpunkt Arbeitsmarkt – Situation schwerbe
behinderten Älteren ist die Arbeitslosigkeit im hinderter Menschen, Nürnberg, Mai 2018,
gleichen Zeitraum um 21 Prozent gestiegen wieder.
(Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit,
Berichte, Blickpunkt Arbeitsmarkt – Situation Beschäftigungsentwicklung
schwerbehinderter Menschen, Nürnberg, Mai
2018, S. 10, 11) Die Zahl der beschäftigten schwerbehinderten
Menschen ergibt sich aus den Angaben der
Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg Arbeitgeber aus dem Anzeigeverfahren nach
§ 163 Abs. 2 SGB IX. Von 2007 bis 2016 stieg
In Baden-Württemberg ist die Arbeitslosig- die Zahl der bei Arbeitgebern mit jahresdurch-
keit von 3,6 Prozent auf 3,2 Prozent gesun- schnittlich monatlich zwanzig oder mehr
ken; 195.975 Menschen waren am Stichtag Arbeitsplätzen beschäftigten schwerbehinder-
31.12.2017 arbeitslos gemeldet (gegenüber ten Menschen um 245.000 (30 Prozent) auf 1,05
215.891 im Vorjahr). Das ist ein Rückgang von Millionen. Einen Grad der Behinderung von
Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg
Jahr Arbeitslose insgesamt in % davon schwerbehindert
2015 219.094 3,7 16.584
2016 215.891 3,6 15.534
2017 195.975 3,2 14.257
Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf, Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Datenstand: Dezember 2017
14 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18SCHWERBEHINDERTE MENSCHEN AUF DEM ARBEITSMARKT 4
mindestens 50 hatten 868.000 Beschäftigte; Qualifikation
174.000 Personen waren schwerbehinderten
Menschen gleichgestellt. Die Anteile dieser Schwerbehinderte Arbeitslose sind im Durch-
Gruppen innerhalb der Beschäftigten sind in schnitt zwar älter, aber im Mittel auch etwas
den vergangenen Jahren weitgehend stabil höher qualifiziert als nicht schwerbehinderte
geblieben. Außerdem waren gut 7.000 schwer- Arbeitslose. Im Jahresdurchschnitt 2017 hatten
behinderte Auszubildende beschäftigt, ihre 60 Prozent der schwerbehinderten Arbeitslosen
Zahl ist seit 2007 durchgehend gestiegen – und einen Berufs- oder Hochschulabschluss – bei
zwar ebenfalls um ein Drittel (+1.800 Personen). nicht schwerbehinderten Arbeitslosen waren
es 51 Prozent.
Beschäftigung nach Wirtschaftszweigen
Dynamik der Arbeitslosigkeit
Mehr als zwei Drittel der 1,05 Millionen bei
Arbeitgebern mit mindestens 20 Arbeitsplätzen Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, vielmehr gibt
beschäftigten schwerbehinderten Menschen es auch unabhängig von der wirtschaftlichen
arbeiteten bei einem privaten Arbeitgeber. Lage viel Bewegung. Bei schwerbehinderten
325.000 (31 Prozent) waren für einen öffentli- Menschen ist diese Dynamik allerdings weniger
chen Arbeitgeber tätig. ausgeprägt als bei nichtschwerbehinderten
Menschen. Das zeigt sich unter anderem in ge-
Ein knappes Viertel der beschäftigten schwer- ringeren Zugangs- und Abgangsraten, aber auch
behinderten Menschen (257.000) war im darin, dass schwerbehinderte Menschen stärker
verarbeitenden Gewerbe angestellt. Die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind.
Beschäftigungsquote beträgt 4,6 Prozent. Im
Gesundheitssektor waren 145.000 schwerbe-
hinderte Menschen tätig (Beschäftigungsquote
5,1 Prozent). 214.000 und damit ein Fünftel war
im Öffentlichen Dienst angestellt – von allen
Beschäftigten in Betrieben mit 20 und mehr
Arbeitsplätzen arbeiteten jedoch nur sieben
Prozent im Öffentlichen Dienst.
Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18 155 EINNAHMEN DES INTEGRATIONSAMTES: AUFKOMMEN AN AUSGLEICHSABGABE
5 Einnahmen des Integrationsamtes:
Aufkommen an Ausgleichsabgabe
Das Aufkommen an Ausgleichsabgabe ist Mehr beschäftigungspflichtige Arbeitgeber
wesentlich durch zwei Faktoren bestimmt: und mehr Arbeitsplätze
die Erhöhung der Staffelbeträge ab dem
Erhebungsjahr 2016 mit Wirkung ab dem Die Zahl der beschäftigungspflichtigen Arbeit-
Haushaltsjahr 2017 und die Zahl der geber ist auf 22.465 Arbeitgeber angestiegen.
anzeige- und beschäftigungspflichtigen Gleichzeitig stieg die Zahl der Arbeitsplätze um
Arbeitgeber. 81.417 auf 3.359.637 Millionen an. 9.808 (Vor-
jahr: 9.630 Arbeitgeber) erfüllten die Beschäfti-
Das Aufkommen an Ausgleichsabgabe im Jahr gungspflicht nach dem SGB IX.
2017 von 89,37 Millionen Euro ist das höchste
seit der Wirtschaftskrise 2009/2010. Die Beschäftigungsquote – bezogen auf alle
beschäftigungspflichtigen Arbeitgeber – ist im
Die gesamten Einnahmen in 2017 einschließ- Verlauf der letzten 10 Jahre von 4,17 Prozent im
lich der Rückflüsse (Zinsen, Darlehenstilgun- Jahr 2008 angestiegen, jedoch in den letzten
gen, Erstattungen der Rehabilitationsträger, drei Jahren wieder leicht gesunken.
des Bundes und der örtlichen Träger) und der
Säumniszuschläge betrugen 100,79 Millionen
Euro und lagen damit um 5,45 Millionen Euro
über dem Vorjahr.
Aufkommen der Ausgleichsabgabe in Baden-Württemberg*
2015 2016 2017
Mio. Euro 76,33 76,35 89,37
*Die Abführung an den Ausgleichsfonds ist noch nicht berücksichtigt Quelle: eigene Erhebung KVJS
Entwicklung der Beschäftigungsquote – nach Arbeitgebern in %
2014 2015 2016
Private Wirtschaft 4,17 4,15 4,09
Öffentlicher Dienst 5,72 5,55 5,41
Durchschnittliche Beschäftigungsquote 4,46 4,41 4,34
Quelle: eigene Erhebung KVJS
16 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18AUSGABEN – LEISTUNGEN DES INTEGRATIONSAMTES 6
6 Ausgaben – Leistungen des Integrationsamtes
Die Verwendung der Ausgleichsabgabe ist Weiter steigende Ausgaben
gesetzlich festgelegt. Die Aufwendungen
für Leistungen an Arbeitgeber sind weiter Die verbleibenden Mittel stehen dem KVJS-
angestiegen. Integrationsamt zur Erfüllung der Aufgaben
nach dem SGB IX zur Verfügung. Insgesamt ist
Die Integrationsämter leiten 20 Prozent des im Haushaltsjahr 2017 die Summe der Leistun-
Ausgleichsabgabeaufkommens an den Aus- gen von 79,26 Millionen Euro auf 85,95 Millio-
gleichsfonds beim Bundesministerium für nen Euro gestiegen.
Arbeit und Soziales weiter für überregionale
Projekte zur Förderung der Beschäftigung Um jeweils rund 3 Millionen Euro gestiegen
schwerbehinderter Menschen. Das KVJS-Inte- sind die Aufwendungen für Leistungen an
grationsamt überwies in 2017 17,87 Millionen Arbeitgeber (ohne Inklusionsbetriebe) und
Euro (Vorjahr: 15,35 Millionen Euro) an den für Arbeitsmarktprogramme zur Förderung
Ausgleichsfonds. Zum Ausgleich von Einnah- der Einstellung schwerbehinderter Menschen.
meunterschieden in den Bundesländern wird Gestiegen sind aber auch die Leistungen an
unter den Integrationsämtern ein Finanzaus Inklusionsbetriebe (um rund 0,8 Millionen
gleich durchgeführt. In 2017 führte das KVJS- Euro).
Integrationsamt 2,48 Millionen Euro ab.
Gesamtausgaben in Mio. Euro
2015 2016 2017
Arbeitsmarktprogramme zur Förderung der Einstellung
12,30 13,95 16,98
schwerbehinderter Menschen
Leistungen an schwerbehinderte Menschen
3,99 4,21 4,36
(einschließlich Arbeitsassistenz)
Leistungen an Arbeitgeber
23,73 26,45 29,05
(ohne Leistungen an Inklusionsbetriebe)
Leistungen an Inklusionsbetriebe 9,99 8,90 9,72
Leistungen an freie Träger der Integrationsfachdienste 14,69 16,16 15,74
Institutionelle Förderung 5,58 8,71 8,54
Schulung und Öffentlichkeitsarbeit 0,62 0,43 0,81
Forschungs- und Modellvorhaben 0,16 0,44 0,72
sonstige Maßnahmen 0,01 0,01 0,03
Insgesamt 71,07 79,26 85,95
Quelle: eigene Erhebung KVJS
Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18 176 LEISTUNGEN AN ARBEITGEBER
6.1 Leistungen an Arbeitgeber Menschen verbundener Belastungen. Das ist
ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr (24,31
Millionen Euro) um 2,18 Millionen Euro. Diese
Leistungen an Arbeitgeber gehören zu den Lohnkostenzuschüsse sind das meistgenutz-
Kernaufgaben des Integrationsamtes; sie te Förderinstrument bei den Leistungen an
binden mehr als ein Drittel der verfügbaren Arbeitgeber. Gegenüber dem Vorjahr ebenfalls
Ausgleichsabgabemittel. angestiegen sind die Aufwendungen für die
Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplät-
Die Fallzahlen sind in diesem Aufgabenbereich zen für schwerbehinderte Menschen sowie die
gegenüber dem Vorjahr (8.387 Fälle) auf 9.363 Leistungen für die behinderungsgerechte Ein-
Fälle um rund 11,5 Prozent weiter angestiegen. richtung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen.
Ursache ist vor allem der Anstieg der Leistungs-
fälle wegen außergewöhnlicher Belastungen
der Arbeitgeber um 1.075 Fälle.
6.2 Unterstützung bei
Anstieg der Leistungsfälle und der Betrieblicher Prävention
Ausgaben
Auch das Volumen der finanziellen Leistungen Der Begriff der Prävention bedeutet wörtlich
der begleitenden Hilfe an Arbeitgeber ist – „Vorbeugung“ bzw. „Zuvorkommen“. Die
nunmehr im siebten Jahr in Folge – angestie- Prävention umfasst Maßnahmen zur Vorsor-
gen: von 15,83 Millionen Euro im Jahr 2010 auf ge oder zum Schutz vor Ereignissen, die eine
29,05 Millionen Euro in 2017. Dies bedeutet Gefahr für den Einzelnen oder die Gemein-
einen Anstieg gegenüber 2010 um 83 Prozent schaft bringen können.
und gegenüber dem Vorjahr (26,45 Millionen
Euro) um knapp 10 Prozent. § 167 Abs.1 SGB IX bestimmt, dass der Arbeit-
geber bei Eintreten von personen-, verhaltens-
Zuschüsse von insgesamt 26,49 Millionen Euro oder betriebsbedingten Schwierigkeiten, die
gingen an Arbeitgeber wegen außergewöhnli- das Arbeitsverhältnis mit dem schwerbehin-
cher, mit der Beschäftigung schwerbehinderter derten Beschäftigten gefährden können, tätig
Leistungen an Arbeitgeber
2015 2016 2017
Mio. Euro Fälle Mio. Euro Fälle Mio. Euro Fälle
Schaffung von Arbeits- und
0,62 58 0,55 83 0,75 61
Ausbildungsplätzen
Behinderungsgerechte Einrichtung 1,89 596 1,59 662 1,81 585
von Arbeits- und Ausbildungsplätzen
Leistungen bei außergewöhnlichen
21,22 6.314 24,31 7.642 26,49 8.717
Belastungen (ohne Inklusionsbetriebe)
Insgesamt 23,73 6.968 26,45 8.387 29,05 9.363
Quelle: eigene Erhebung KVJS
18 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18UNTERSTÜTZUNG BEI BETRIEBLICHER PRÄVENTION 6
werden muss. Er schaltet dafür die Schwer- Die Durchführung des Betrieblichen Einglie-
behindertenvertretung, den Betriebs- bzw. derungsmanagements ist keine objektive
Personalrat sowie das Integrationsamt ein. Ziel Kündigungsvoraussetzung, jedoch kann eine
ist der Erhalt des Arbeitsverhältnisses durch Kündigung sozial ungerechtfertigt sein, wenn
Beseitigung bzw. künftige Vermeidung der kein Eingliederungsmanagement durchgeführt
Schwierigkeiten. Dabei sollen alle möglichen wurde. Auch verändert sich die Darlegungs-
und zumutbaren Hilfen zum Einsatz kommen. und Beweislastverteilung im Kündigungs-
Viele Unternehmen erkennen den Wert der schutzprozess vor dem Arbeitsgericht zu Lasten
betrieblichen Prävention. Vor dem Hintergrund des Arbeitgebers, wenn er kein Eingliederungs-
des demografischen Wandels der Belegschaf- management durchgeführt hat.
ten ist es wichtig, Gesundheitsbewusstsein bei
den Beschäftigten zu wecken und alle mögli- Initiative zur Betrieblichen Prävention
chen und zumutbaren Maßnahmen zu ergrei-
fen, um betriebliche Problemstellungen, die Der Arbeitgeber ist verpflichtet, initiativ zu
das Arbeitsverhältnis belasten, zu beseitigen. werden, sobald er Schwierigkeiten im Beschäf-
tigungsverhältnis erkennt bzw. sobald die
Das Betriebliche Eingliederungs Arbeitsunfähigkeit eines Beschäftigten länger
management (BEM) als sechs Wochen andauert. Das KVJS-Integrati-
onsamt prüft – bei Bedarf mit Unterstützung
Das Betriebliche Eingliederungsmanagement des Integrationsfachdienstes oder des Techni-
ist ein Spezialfall der betrieblichen Prävention. schen Beratungsdienstes –, ob technische
Sind Beschäftigte innerhalb eines Jahres länger Hilfen oder eine Umgestaltung des Arbeitsplat-
als sechs Wochen ununterbrochen oder wieder zes in Betracht kommen, und plant die Umset-
holt arbeitsunfähig, muss der Arbeitgeber ein zung gemeinsam mit dem Unternehmen. Sind
Betriebliches Eingliederungsmanagement technische Maßnahmen nicht erfolgverspre-
(BEM) anbieten. Im BEM klärt der Arbeitgeber, chend, können Lohnkostenzuschüsse zur
wie die Arbeitsunfähigkeit möglichst überwun- Stabilisierung des Arbeitsverhältnisses gezahlt
den und einer erneuten Arbeitsunfähigkeit werden.
vorgebeugt werden kann. Bei schwerbehin-
derten Beschäftigten ist das Integrationsamt Die Zahl der Präventionsverfahren, die das
hinzuzuziehen. Integrationsamt begleitet hat, ist 2017 deutlich
Betriebliche Prävention nach § 167 SGB IX
2015 2016 2017
betriebsbedingte Gründe 147 98 84
verhaltensbedingte Gründe 99 28 124
personenbedingte Gründe 529 641 663
mehrere Gründe oder Grund noch nicht bekannt 10 8 9
Insgesamt 785 775 880
Quelle: eigene Erhebung KVJS
Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18 196 UNTERSTÜTZUNG BEI BETRIEBLICHER PRÄVENTION
um 13 Prozent angestiegen. 880 neue Verfah- 6.3 Leistungen an Inklusions
ren wurden eingeleitet. betriebe
Anstieg der Verfahren aus personen
bedingten Gründen Inklusionsbetriebe Baden-Württemberg –
Weil gemeinsam mehr draus wird. Die Unter
Deutlich gestiegen ist gegenüber dem Vorjahr nehmensform der Inklusionsbetriebe zur
die Zahl der Präventionsverfahren aus verhal- inklusiven Beschäftigung für Menschen mit
tensbedingten Gründen (von 28 auf 124). und ohne Behinderung ist attraktiv.
Leicht gestiegen ist die Zahl der Präventions-
verfahren aus personenbedingten Gründen Inklusionsbetriebe (§ 215 SGB IX), auch Inklusi-
(von 641 auf 663). onsunternehmen genannt, sind Unternehmen
des allgemeinen Arbeitsmarktes, die mindes-
785 Präventionsfälle wurden in 2017 abge- tens 30 bis zu 50 Prozent schwerbehinderte
schlossen. In 584 Fällen konnte nach umfang- Menschen beschäftigen. Dabei handelt es sich
reicher Beratung das Arbeitsverhältnis gesi- überwiegend um Personen, die aufgrund ihrer
chert werden, ohne dass weitere Maßnahmen Behinderung und trotz Unterstützung durch
erforderlich waren. In 106 Fällen wurden zur Integrationsfachdienste kaum Möglichkeiten
Weiterbeschäftigung Leistungen der beglei- haben, eine sozialversicherungspflichtige
tenden Hilfe im Arbeitsleben bewilligt. 16 Fälle Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt zu
wurden als Leistungsfall an den zuständigen finden. Inklusionsbetriebe bieten diesen
Rehabilitationsträger weiter geleitet. Lediglich Personen Tätigkeiten mit arbeitsbegleitender
79 Fälle mündeten in eine arbeitgeberseitige Unterstützung und ermöglichen daher insbe-
Kündigung. Das bedeutet, dass in 74 Prozent sondere Abgängern aus Schulen für Menschen
der abgeschlossenen Präventions- und BEM- mit geistiger Behinderung, Übergängern aus
Verfahren das Arbeitsverhältnis erfolgreich Werkstätten für behinderte Menschen und
stabilisiert werden konnte. Menschen mit psychischer Erkrankung Teilhabe
Abgeschlossene Präventionsverfahren
Weiterbearbeitung Weiterleitung Abschluß nach
als an umfangreicher Beratung
Kündigungsfall Leistungsfall Reha-Träger ohne weitere Maßnahmen Insgesamt
betriebsbedingte
10 11 1 63 85
Gründe
verhaltensbedingte
14 10 2 80 106
Gründe
personenbedingte
55 84 13 437 589
Gründe
mehrere Gründe oder
0 1 0 4 5
Grund unbekannt
Insgesamt 79 106 16 584 785
Quelle: eigene Erhebung KVJS
20 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18LEISTUNGEN AN INKLUSIONSBETRIEBE 6
am Arbeitsleben. Insbesondere für diese Ziel- Grundvoraussetzung für den Erfolg des Inklu-
gruppe sind Inklusionsbetriebe eine Alternative sionsbetriebs. Solide betriebswirtschaftliche
zu der Beschäftigung in einer Werkstatt für Unternehmensstrukturen bilden die notwendi-
behinderte Menschen. ge Basis für soziale Inklusion der beschäftigten
schwerbehinderten Menschen im Lebensfeld
Entwicklung von Inklusionsbetrieben Arbeit und Beschäftigung.
Zum Stichtag 31.12.2017 gab es in Baden- Finanzielle Förderung
Württemberg 90 Inklusionsbetriebe. Dies ist
eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr um Insgesamt wurden für Inklusionsbetriebe in
10 Betriebe. 2017 Ausgleichsabgabemittel in Höhe von
rund 9,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Diese Unternehmensform verbindet in beson- Dies ist eine Zunahme um rd. 700.000 Euro. Der
derer Weise den Unternehmenszweck (Entwick- überwiegende Teil (rund 7,9 Millionen Euro)
lung, Herstellung und Vertrieb von Produkten entfällt auf laufende Leistungen für Zuschüsse
und Dienstleistungen) mit dem schwerbe- zur Abgeltung von besonderem Aufwand und
hindertenrechtlichen Auftrag der Sicherung, außergewöhnlichen Belastungen. Die Ausgaben
Förderung und dem Erhalt der Teilhabe am für diese Leistungen stiegen um ca. 500.000
Arbeitsleben der dort beschäftigten für Men- Euro. Dies ist damit begründet, dass die An-
schen mit und ohne Behinderung. zahl der Arbeitsplätze für schwerbehinderte
Menschen um 177 gestiegen ist.
Das Wertschöpfungsverständnis bei Integra-
tionsbetrieben geht über eine rein ökonomi- Die zahlenmäßige Weiterentwicklung von
sche Betrachtung hinaus. Um sie nachhaltig Inklusionsbetriebe erfordert das Erschließen
weiterzuentwickeln, ist sowohl die Balance von neuer Märkte oder das Wachsen in bereits
wirtschaftlicher Effektivität und gesellschaft- bedienten Märkten. In 2017 wagten 10 neue
licher Wertschöpfung als auch eine angemes- Integrationsbetriebe diesen Schritt und wurden
sene Beschäftigungskultur (Teilhabequalität) mit Investitionskostenzuschüssen zum Aufbau
erforderlich. Inklusionsbetriebe sind markt- und und zur Ausstattung von 702.636 Millionen
erwerbswirtschaftlich orientierte Unterneh- Euro unterstützt (rund 140.000 Mehrausgaben
men. Der betriebswirtschaftliche Ansatz dient gegenüber dem Vorjahr).
dazu, nachhaltige Beschäftigung zu gewähr-
leisten. Professionelles Agieren am Markt ist die
Leistungen an Inklusionsbetriebe – laufende Leistungen
schwerbehinderte
Euro Beschäftigte
zur Abdeckung eines besonderen Aufwands 2.606.016 1.559
Leistungen bei außergewöhnlichen Belastungen 5.335.769 1.136
Insgesamt 7.941.785 2.695
Quelle: eigene Erhebung KVJS
Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18 216 LEISTUNGEN AN INKLUSIONSBETRIEBE
Das KVJS-Integrationsamt unterstützt den Der Anteil der Beschäftigten in Inklusionsbe-
Ausbau von Inklusionsbetrieben durch ver- trieben mit einer geistigen Behinderung ist
schiedene Maßnahmen. In 2016 wurde die gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent auf 42
Marke „Inklusionsunternehmen Baden-Württem- Prozent gestiegen. Menschen mit seelischer
berg“ entwickelt und eine Imagekampagne Behinderung wurden in den Inklusionsbetrie-
durchgeführt. In 2017 wurde das Markenlogo ben zu einem Anteil von 26 Prozent beschäf-
von vielen Inklusionsbetrieben übernommen tigt. Die Gründe dafür sind vielschichtig und
und die Imagekampagne von den Betreiben müssen differenziert analysiert werden.
angepasst und fortgeführt. Dies ermöglicht für
Kunden der Inklusionsbetriebe einen Wieder- 150 Millionen Programm für
erkennungswert und die Zuordnung dieser Inklusionsbetriebe
besonderen Unternehmensform.
Der Bund unterstützt die Entwicklung der
Zielgruppe Inklusionsbetriebe durch das Förderprogramm
„Inklusionsinitiative II – AlleImBetrieb“. Aus Mit-
In den 80 bestehenden Unternehmen wurden teln des Bundesausgleichsfonds werden den
2017 insgesamt 4.420 Personen (Vorjahr 3.679) Ländern 150 Millionen Euro für den Ausbau
beschäftigt, davon 1.958 (Vorjahr 1.535) Men- von Inklusionsbetrieben zur Verfügung gestellt.
schen mit einer Schwerbehinderung. Unter den Baden-Württemberg erhält 19,6 Millionen Euro
schwerbehinderten Beschäftigten waren 1.570 aus diesem Programm. Die Förderrichtlinie ist
(Vorjahr 1.310) Menschen, die ohne Inklusions- am 12. April 2016 in Kraft getreten.
betriebe vermutlich keine Beschäftigung am
allgemeinen Arbeitsmarkt gefunden hätten Das Bundesprogramm ist wirksam für den wei-
(Personen aus der Zielgruppe der besonders teren Ausbau von Arbeitsplätzen in Inklusions-
betroffenen schwerbehinderten Menschen). betrieben und -abteilungen. Die zusätzlichen
Leistungen an Inklusionsbetriebe – investiv
Anzahl der geförderten
Euro Inklusionsbetriebe
zum Aufbau und zur Ausstattung 702.636 4
zur Erweiterung 536.829 32
zur Modernisierung 356.734 23
zur betriebswirtschaftlichen Beratung bei Neugründung 15.392 4
zur laufenden betriebswirtschaftlichen Beratung 168.832 15
Insgesamt 1.780.423 78
Quelle: eigene Erhebung KVJS
22 Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18Sie können auch lesen