Quo vadis Logopädie? Herausforderungen für die Zukunft aus Sicht der deutschsprachigen Berufsverbände - Logopaedie-ch

 
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Quo vadis Logopädie? Herausforderungen für die Zukunft aus Sicht der deutschsprachigen Berufsverbände - Logopaedie-ch
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Heft 6   . 31. Jg.   November 2017   Zeitschrift des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie e.V.

                                         Quo vadis Logopädie?
                                         Herausforderungen für die Zukunft
                                         aus Sicht der deutschsprachigen
                                         Berufsverbände
Quo vadis Logopädie? Herausforderungen für die Zukunft aus Sicht der deutschsprachigen Berufsverbände - Logopaedie-ch
Fachpublikationen
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                     mehr?
                                                                                                                                                                                                                               Mehr Sonne (und Strand)
                                                                                                                                                                                                                               können wir Ihnen im
                                                                                                                                                                                                                               November leider nicht
                                                                                                                                                                                                                               bieten, aber ...
                                                                                                                                                                                                                                        lia
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                                                                                                                                                                                                                                    Fo
                                                                                                                                                                                                                                   –
                                                                                                                                                                                                                                   GG
                                                                                                                                                                                                                                 yG
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                                                                                                                                                                                                                               ©

                                                                                                                                                                                                                               ... Sie möchten mehr als
                                                                                                                                                                                                                               nur diese Ausgabe 6/2017
                                                                                                                                                                                                                               der Fachzeitschrift
                                                                                                                                                                                                                               Forum Logopädie?

                                                                                                                                                                                                                               Dann sichern Sie sich alle zwei Monate
                                                                                                                                                                                                                               Ihr Exemplar durch ein Abonnement.
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                                                                                                                                                                                                                               beiliegenden Aboflyer oder schreiben Sie
                                                                                                                                                                                                                               uns.

                                                                                                                                                                                                                               Bei Bestellung eines Jahres-Abonne-
                                                                                                                                                                                                                               ments (bis zum 15.12.2017) erwarten
                                                                                                                                                                                                                               Sie außerdem eine attraktive
                                                                                                                                                                                                                               Abo-Prämie PLUS die kostenlose
                                                                                                                                                                                                                               Zusendung der Ausgaben 1-5/2017
                                                                                                                                                                                                                               von Forum Logopädie.

                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ihre Ansprechpartnerinnen:
                                                                                                                                                                                                                                                                          Dagmar Wolf │ Norina Dietzel-Fritsch
                                                                                                                                                                                                                                                            Tel. +49 (0)6126 9320-11│info@schulz-kirchner.de
                                                                                                                                                                                                                                                                                www.schulz-kirchner.de/shop

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Schulz-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Kirchner
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Verlag
Quo vadis Logopädie? Herausforderungen für die Zukunft aus Sicht der deutschsprachigen Berufsverbände - Logopaedie-ch
E DITORIAL
Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de

                                                                                                                                                                                                                                                                Es begann 1998 in Basel

                                                                                                                                                                                                                                                                D   ies ist eine ganz besondere Ausgabe von Forum Logopädie. Sie wurde konzipiert und verfasst von
                                                                                                                                                                                                                                                                    einer Gastredaktion aus den vier deutschsprachigen Ländern: Angela Carninada vom Berufsverband
                                                                                                                                                                                                                                                                der Logopädinnen und Logopäden Liechtensteins, Edith Lüscher vom Deutschschweizer Logopädinnen-
                                                                                                                                                                                                                                                                und Logopädenverband, Karin Pfaller von logopädieaustria und Dietlinde Schrey-Dern vom Deutschen
                                                                                                                                                                                                                                                                Bundesverband für Logopädie. Entstanden ist die Idee eines gemeinsamen Heftes auf einem Treffen der
                                                                                                                                                                                                                                                                deutschsprachigen Logopädieverbände.

                                                                                                                                                                                                                                                                Als wir uns das erste Mal vor fast 20 Jahren auf Initiative des Deutschschweizer Logopädinnen- und
                                                                                                                                                                                                                                                                Logopädenverbandes (DLV) im November 1998 in Basel (Schweiz) trafen, konnten wir nicht ahnen, dass
                                                                                                                                                                                                                                                                sich dies zu einer festen Einrichtung entwickeln würde. 15 Tagungen haben seitdem abwechselnd in der
                                                                                                                                                                                                                                                                Schweiz, Deutschland und Österreich stattgefunden. 2005 wurde aus der 3-Ländertagung die 4-Länder-
                                                                                                                                                                                                                                                                tagung. Der Berufsverband Logopädinnen und Logopäden Liechtensteins (BLL) ist seitdem mit im Boot
                                                                                                                                                                                                                                                                und hat 2015 die Tagung in Vaduz organisiert.

                                                                                                                                                                                                                                                                Kernthemen zwischen den Berufsverbänden waren und sind Anerkennung, Aus-, Fort- und Weiterbildung,
                                                                                                                                                                                                                                                                Praktikum und PraktikantInnen, Qualitätssicherung in Ausbildung und Beruf, ICD 10/ICF, Berufstätigkeit als
                                                                                                                                                                                                                                                                Angestellte und Freiberufler, aber auch Themen wie Sprachförderung oder Vernetzung. Ein Anliegen der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Verbände ist es auch, die Kontakte zwischen Studierenden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              und Berufsangehörigen grenzüberschreitend zu intensivie-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              ren. Im letzten Jahr wurde daher vereinbart, eine gemein-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              same Ausgabe von Forum Logopädie zu gestalten, damit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              wir einander besser kennenlernen und voneinander lernen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              können. So waren beim letzten Treffen der Bundesstudie-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              rendenvertretung (BSV) auf dem dbl-Kongress in Mainz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              auch schon Studierende aus den Nachbarländern dabei
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              und haben ihre Anregungen in das World Café zum Thema
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              „Akademisierung“ eingebracht.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Neben allen Fachdiskussionen haben die gemeinsamen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Tagungen auch immer wieder Gelegenheit gegeben, etwas
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              ganz anderes zu erleben. Unvergessen bleibt der Überra-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              schungsbesuch in der Fondation Beyeler, bei der wir die
                                                                                                                                                                                                                               Die Teilnehmerinnen der Vier-    ersten „Wrapped Trees“ von Christo und Jeanne Claude zu sehen bekamen. Welch ein Erlebnis! Oder die
                                                                                                                                                                                                                               ländertagung 2017 in Basel       Tagung in der Hofburg von Innsbruck, die an sich schon ein Erlebnis war.
                                                                                                                                                                                                                               (v.l.): Nina Studach DLV/BLL
                                                                                                                                                                                                                               (Liechtenstein), Claudia Pon-    Doch in erster Linie geht es seit 1998 darum, durch einen intensiven Austausch voneinander zu lernen
                                                                                                                                                                                                                               cioni DLV, Angela Caminada       und die Logopädie gemeinsam ein Stück voranzubringen. Dazu gehört, sich darüber auszutauschen, wo
                                                                                                                                                                                                                               DLV/BLL (Liechtenstein), Edith   die Logopädie als Fach und Berufsstand aktuell steht und wie die Herausforderungen der Zukunft aus der
                                                                                                                                                                                                                               Lüscher DLV, Damar Karrasch      Perspektive der jeweiligen Länder ausschauen. An dem Austausch hierüber möchten wir Sie mit diesem
                                                                                                                                                                                                                               dbl, Karin Pfaller und Martina   gemeinsam gestalteten Heft gerne teilhaben lassen.
                                                                                                                                                                                                                               Neumayer-Tinhof, logopädie-
                                                                                                                                                                                                                               austria                          Unter dem Motto „Quo vadis Logopädie?” widmen wir uns im fachlichen Teil dem epidemiologischen
                                                                                                                                                                                                                                                                Wandel als zentrale aktuelle Herausforderung. Wir fragen nach den Fortschritten in der Intensivmedizin
                                                                                                                                                                                                                                                                bei Frühgeborenen und beschäftigen uns mit den Folgen der Zuwanderung, die die Themen Mehrspra-
                                                                                                                                                                                                                                                                chigkeit und Kultursensitivität in den Mittelpunkt rücken. Auch der „Dauerbrenner” Evidenzbasierung wird
                                                                                                                                                                                                                                                                aufgegriffen. Darüber hinaus stellen wir Ihnen die beteiligten Logopädie-Verbände vor, dokumentieren,
                                                                                                                                                                                                                                                                was Mitglieder in allen Ländern an Erfahrungen und Wünschen mitzuteilen haben, fragen nach dem
                                                                                                                                                                                                                                                                jeweiligen Status des Berufes Logopädie, informieren über länderspezifische Entwicklungen und widmen
                                                                                                                                                                                                                                                                uns der Frage, wie eine Harmonisierung des Berufes in Europa aussehen könnte.

                                                                                                                                                                                                                                                                Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre bei diesem Blick über den nationalen Tellerrand!
                                                                                                                                                                                                                                                                Ihre Forum Logopädie-Gastredaktion
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Dietlinde Schrey-Dem (dbl), Edith Lüscher (OL),
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Karin Pfaller (logopädieaustria) und Angela Caminada (BLL)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Forum Logopädie Heft 6 (31) November 2017              3
Quo vadis Logopädie? Herausforderungen für die Zukunft aus Sicht der deutschsprachigen Berufsverbände - Logopaedie-ch
INHALT
Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  T HEORIE UND P RAXIS

                                                                                                                                                                                                                               Heft 6 • November 2017 / 31. Jahrgang
                                                                                                                                                                                                                               ISSN 0932-0547 • 12205
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Mit Struktur und Flexibilität zum Therapieerfolg
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Therapieverständnis und Elternbedürfnisse in der logopädischen Therapie von kindlichen
                                                                                                                                                                                                                               Herausgeber
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Sprach- und Sprechstörungen....................................................................................................6
                                                                                                                                                                                                                               Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V. (dbl)
                                                                                                                                                                                                                               Bundesgeschäftsstelle                                           Bertram Weber
                                                                                                                                                                                                                               Augustinusstr. 11 a · 50226 Frechen                             Die logopädische Therapie von kindlichen Sprach- und Sprechstörungen ist ein höchst
                                                                                                                                                                                                                               Information und Beratung                                        komplexes und multifaktorielles Geschehen, für dessen Gelingen nicht nur das vorhandene
                                                                                                                                                                                                                               Tel. 0 22 34. 3 79 53-0 · Fax 0 22 34. 3 79 53-13               Störungsbild und die verwendete Therapiemethode, sondern zahlreiche andere Komponen-
                                                                                                                                                                                                                               E-Mail: info@dbl-ev.de · Internet: www.dbl-ev.de
                                                                                                                                                                                                                                                                                               ten von Bedeutung sind. Dazu gehören u.a. Persönlichkeitsfaktoren der LogopädIn, des Kindes
                                                                                                                                                                                                                               Redaktion                                                       und der Eltern, die Motivation und Therapiebereitschaft des Kindes, die Möglichkeiten der
                                                                                                                                                                                                                               Schriftleitung                                                  Eltern zur aktiven Mitarbeit, die Fachkompetenz der LogopädIn und an vorderster Stelle die
                                                                                                                                                                                                                               Michael Wilhelm
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Qualität und Stabilität der therapeutischen Beziehung. Diese Problematik war Gegenstand
                                                                                                                                                                                                                               Glockenblumenweg 15 · 21360 Vögelsen
                                                                                                                                                                                                                               Tel. 0 41 31.92 11 81                                           einer qualitativen Untersuchung zu Therapieverständnis und Elternbedürfnissen in der logo-
                                                                                                                                                                                                                               E-Mail: redaktion@dbl-ev.de                                     pädischen Therapie von kindlichen Sprach- und Sprechstörungen. Vor dem Hintergrund der
                                                                                                                                                                                                                               Gast-Redaktion                                                  Ergebnisse wird die Beurteilung des Therapieerfolgs durch die gängige Evidenzhierarchie einer
                                                                                                                                                                                                                               Dietlinde Schrey-Dern, dbl (Leitung)                            evidenzbasierten Praxis hinterfragt.
                                                                                                                                                                                                                               Edith Lüscher, DLV
                                                                                                                                                                                                                               Karin Pfaller, logopädieaustria
                                                                                                                                                                                                                               Angela Caminada, BLL
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Interaktionsqualität in der Logopädie
                                                                                                                                                                                                                               Redaktionelle Zusendungen bitte an den Schriftleiter. Es        „Logopädischer Erfolg wird durch die Interaktionsqualität und die Beziehungsebene
                                                                                                                                                                                                                               gelten die Autorenrichtlinien des Verlages. Namentlich          zum Patienten bestimmt”........................................................................................................ 12
                                                                                                                                                                                                                               gekennzeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt
                                                                                                                                                                                                                               der Meinung der Redaktion.                                      Nadja Weigand
                                                                                                                                                                                                                               Anzeigen                                                        Die Interaktionsqualität und die Beziehungsebene sind in allen therapeutischen Berufen von
                                                                                                                                                                                                                               Schulz-Kirchner Verlag · Andrea Rau                             ausschlaggebender Bedeutung und beeinflussen den Therapieerfolg. Auf der Grundlage der
                                                                                                                                                                                                                               Tel.: 0 61 26.93 20-20/19 · Fax: 0 61 26.93 20-50               Master-These der Autorin werden Aspekte und Faktoren dargelegt, die zur Qualität der Inter-
                                                                                                                                                                                                                               E-Mail: anzeigen@schulz-kirchner.de                             aktion beitragen und in der Eigenverantwortung und Kompetenz der TherapeutIn liegen. In
                                                                                                                                                                                                                               Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 24                               der Schlussbetrachtung werden das Phänomen der therapeutischen Bindung im Sinne einer
                                                                                                                                                                                                                               Termine                                                         sicheren Basis und die Wirkfaktoren einer therapeutischen Beziehung in Anlehnung an die
                                                                                                                                                                                                                               Redaktions-       Anzeigen-        Erscheinungs-                Erkenntnisse aus der Psychotherapie vertiefend dargestellt.
                                                                                                                                                                                                                               schluss           schluss          termin
                                                                                                                                                                                                                               1. Jan.           1. Febr.         1. März
                                                                                                                                                                                                                               1. März           1. April         1. Mai                       Evidenzen zu Empfehlungen und Ansätzen in der Sprachtherapie
                                                                                                                                                                                                                               1. Mai            1. Juni          1. Juli                      mit mehrsprachigen Kindern...................................................................................... 18
                                                                                                                                                                                                                               1. Juli           1. August        1. Sept.
                                                                                                                                                                                                                               1. Sept.          1. Okt.          1. Nov.                      Wiebke Scharff Rethfeldt
                                                                                                                                                                                                                               1. Nov.           1. Dez.          1. Jan.                      Die logopädische Therapie von Sprech- und Sprachstörungen hat sowohl für einsprachige
                                                                                                                                                                                                                               Für dbl-Mitglieder und Abonnenten ist der Download              als auch für mehrsprachige Kinder mit Blick auf eine gesellschaftliche Teilhabe und Chancen-
                                                                                                                                                                                                                               bereits zwei Wochen vor Erscheinen möglich.
                                                                                                                                                                                                                                                                                               gleichheit hochgradige Relevanz. Die in der Logopädie konsultierte Grundlagenforschung zur
                                                                                                                                                                                                                               Fortbildungskalender                                            Sprach­entwicklung und ihren Störungen basiert jedoch auf der Untersuchung monolingualer
                                                                                                                                                                                                                               1. Halbjahr: Novemberausgabe                                    Kohorten. Auf der Grundlage monolingualer Erkenntnisse basierende Empfehlungen zur Be-
                                                                                                                                                                                                                               2. Halbjahr: Maiausgabe                                         ratung und Behandlung mehrsprachiger Kinder bedürfen somit einer kritischen Überprüfung.
                                                                                                                                                                                                                               Leserbriefe                                                     Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über aktuelle Erkenntnisse aus Interventionsstu-
                                                                                                                                                                                                                               Leserbriefe werden bis 14 Tage nach                             dien mit mehrsprachigen Kindern. Sie bilden die evidenzbasierte Grundlage für Fragen zur
                                                                                                                                                                                                                               Redaktionsschluss angenommen.                                   Sprachwahl, zu geeigneten Therapieinhalten und möglichen Transfereffekten.
                                                                                                                                                                                                                               Verlag
                                                                                                                                                                                                                               Schulz-Kirchner Verlag GmbH
                                                                                                                                                                                                                               Mollweg 2 · 65510 Idstein                                       Kindliche Schluckstörungen
                                                                                                                                                                                                                               Tel. 0 61 26.93 20-0 · Fax 0 61 26.93 20-50                     Behandlung und Forschung im Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche in
                                                                                                                                                                                                                               E-Mail: info@schulz-kirchner.de
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Affoltern am Albis (Schweiz).................................................................................................... 24
                                                                                                                                                                                                                               Internet: www.schulz-kirchner.de
                                                                                                                                                                                                                               Vertretungsberechtigte Geschäftsführer:                         Susanne Bauer, Chiara Hanser, Lea Tschirren
                                                                                                                                                                                                                               Dr. Ullrich Schulz-Kirchner, Nicole Eitel
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Einen Schwerpunkt der logopädischen Tätigkeit im Rehabilitationszentrum in Affoltern am
                                                                                                                                                                                                                               Die Verlagsanschrift ist zugleich auch ladungsfähige An-        Albis stellt die Diagnostik und Therapie von kindlichen Schluckstörungen dar. Nach einem
                                                                                                                                                                                                                               schrift für die im Impressum genannten Verantwortlichen
                                                                                                                                                                                                                               und Vertretungsberechtigten.                                    Überblick über die Unterschiede der Dysphagietherapie bei erworbenen und angeborenen
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Hirnschädigungen wird der Fokus auf die Zerebralparese gelegt. Bei der Durchführung einer
                                                                                                                                                                                                                               Indiziert in CINAHL Plus, EBSCO, EMBASE, ZPID
                                                                                                                                                                                                                                                                                               klinischen Studie zur Überprüfung der Reliabilität und Validität der deutschen Übersetzung des
                                                                                                                                                                                                                                                                                               „Eating and Drinking Ability Classification System“ (EDACS) für Kinder und Jugendliche mit
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Zerebralparese zeigte sich eine sehr gute Reliabilität und eine hohe Validität. Durch den Über-
                                                                                                                                                                                                                                                                                               setzungsprozess ist eine Version für alle deutschsprachigen Länder (Schweiz, Österreich,
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Liechtenstein, Deutschland) entstanden.

                                                                                                                                                                                                                                      4         Forum Logopädie              Heft 6 (31) November 2017
Quo vadis Logopädie? Herausforderungen für die Zukunft aus Sicht der deutschsprachigen Berufsverbände - Logopaedie-ch
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                                                                                                                                                                                                                               Sprachtherapie bei Demenz in Deutschland                                                                                                      Kundenservice:
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                                                                                                                                                                                                                               Was haben wir, was brauchen wir?.......................................................................................... 30                 Tel.: 0 61 26.93 20-11 · Fax: 0 61 26.93 20-50
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             E-Mail: adressen@schulz-kirchner.de
                                                                                                                                                                                                                               Christina Knels                                                                                                                               Adressänderungen und Bestellungen (jeweils nur für Bezie-
                                                                                                                                                                                                                               Sprach- und Kommunikationsstörungen bei Demenz werden künftig immer mehr Raum                                                                 her, die kein dbl-Mitglied sind) dem Verlag übermitteln. Bei
                                                                                                                                                                                                                               einnehmen. Die Logopädie benötigt für eine effektive Diagnostik und Therapie sowohl spezi-                                                    nicht rechtzeitig mitgeteilter Adress­änderung besteht kein
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Anspruch auf kostenlose Nachlieferung. Nachsendeanträge
                                                                                                                                                                                                                               fisches Wissen um die sprachlichen Symptomkomplexe und -verläufe der verschiedenen                                                            bei der Post gelten nicht für Zeitschriften!
                                                                                                                                                                                                                               Demenztypen als auch um die kognitiven Begleitstörungen. Diagnostik und Therapie richtet
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Bezugspreise 2018
                                                                                                                                                                                                                               ihren Blick auf die Ermittlung bzw. Stärkung kommunikativer Ressourcen. Therapieziele und                                                      Jahresabonnement (Versandkosten [D] enthalten)
                                                                                                                                                                                                                               -inhalte sollen sinnhaft, alltagsnah und lebensbedeutsam sein. In der Studienlage zu Evidenz                                                   Privat (print)                                        68,60 €
                                                                                                                                                                                                                               sprach­therapeutischer Interventionen spiegeln sich diese Prinzipien momentan nicht wider.                                                     Privat (digital)                                      53,60 €
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Schüler-/Studenten (print)                            41,20 €
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Schüler-/Studenten (digital)                          33,70 €
                                                                                                                                                                                                                               Logopädie in palliativen Situationen                                                                                                           Hochschulen (FH/Universität/Allg. Bibliotheken),  ab 105,90 €
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kliniken (Lizenz – print)
                                                                                                                                                                                                                               Logopädischer Handlungsspielraum illustriert an Praxisbeispielen aus der Schweiz............. 34                                               Hochschulen (FH/Universität/Allg. Bibliotheken),   ab 92,90 €
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kliniken (Lizenz* – nur digital)
                                                                                                                                                                                                                               Heike Rack Huser, Nicole Bruggisser                                                                                                            Halbjahresabonnement (Versandkosten [D] enthalten)
                                                                                                                                                                                                                               Die Logopädie hat auch in palliativen Situationen einen wichtigen Beitrag zu leisten. Kommuni-                                                 3 Ausgaben (print)                                    41,20 €
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Probeabonnement (Versandkosten [D] enthalten)
                                                                                                                                                                                                                               kation und Schlucken sind zwei Anliegen, die für Patienten mit einer schwerwiegenden Krank-                                                    2 Ausgaben (print)                                    27,50 €
                                                                                                                                                                                                                               heit auch am Lebensende eine zentrale Rolle spielen. Anhand von Praxisbeispielen werden                                                        Einzelheft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              print oder digital                                    17,20 €
                                                                                                                                                                                                                               mögliche Aufgaben der Logopädie aufgezeigt. Dabei sind ein Bewusstsein für die spezielle Si-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              jeweils inkl. MwSt. und Versandkosten [D] bei print; zzgl. Versandkosten bei
                                                                                                                                                                                                                               tuation der Patienten und ihrer Familien, die multiprofessionelle Zusammenarbeit, spezifische                                                  Auslandsversand. Alle Preise sind unverbindlich empfohlene Preise.
                                                                                                                                                                                                                               Weiterbildung und knappe Ressourcen die zentralen Herausforderungen für Therapeuten.                                                           * Bitte nehmen Sie für einen Lizenzvertrag Kontakt mit dem Schulz-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kirchner Verlag auf: info@schulz-kirchner.de
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Für dbl-Mitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten.
                                                                                                                                                                                                                                  B ERUF UND VERBAND                                                                                                                         Kündigung: Jahresabonnement: Mindestbezug 6 Ausga-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             ben in Folge. Das Abonnement verlängert sich automatisch um
                                                                                                                                                                                                                               Starke Stimmen für LogopädInnen: Die Berufsverbände im deutschsprachigen Raum.............40                                                  weitere 6 Ausgaben, wenn die Kündigung dem Verlag nicht in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Textform mit einer Frist von 3 Monaten vor Ablauf des Bezugs-
                                                                                                                                                                                                                               Aktuelle berufspolitische Entwicklungen im Überblick.............................................................43                           zeitraums vorliegt. Der Bezugszeitraum endet am Monatsletz-
                                                                                                                                                                                                                               Berufsstatus im Vergleich: gesellschaftliche Wertschätzung und rechtlicher Rahmen..............43                                             ten des jeweiligen Monats, in dem das Heft erscheint. Halb-
                                                                                                                                                                                                                               Berufsangehörige kommen zu Wort........................................................................................44                     jahresabonnement: Mindestbezug 3 Ausgaben in Folge. Das
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Abonnement verlän­gert sich automatisch um weitere
                                                                                                                                                                                                                               Verdienst und Vergütung – ein Vergleich.................................................................................45
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             3 Ausgaben, wenn die Kündigung dem Verlag nicht in Text-
                                                                                                                                                                                                                               Wo arbeiten Logopädinnen und Logopäden?..........................................................................47                           form mit einer Frist von 3 Monaten vor Ablauf des Bezugs­
                                                                                                                                                                                                                               Ausbildungssituation: Deutschland hinkt hinterher..................................................................49                         zeitraums vorliegt. Der Bezugszeitraum endet am Monatsletz-
                                                                                                                                                                                                                               Einheit trotz Vielfalt: Harmonisierung in Europa gefordert.......................................................50                           ten des jeweiligen Monats, in dem das Heft erscheint. Probe-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             abonnement: ist auf einen Bezugszeitraum von 4 Monaten be-
                                                                                                                                                                                                                               Wie Studierende ihre Zukunft sehen........................................................................................52                  grenzt; eine Änderung auf ein Jahres- oder Halbjahresabonnement
                                                                                                                                                                                                                               Fachkräftebedarf wächst.........................................................................................................53            muss dem Verlag schriftlich mitgeteilt werden. Schüler- und
                                                                                                                                                                                                                               Gemeinsam in Europa: Europäischer Tag der Logopädie 2018.................................................54                                   Studentenabonnement: nur für die Dauer der Ausbildung/
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             des Studiums und gegen Vorlage einer Bescheinigung! Das
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Abonnement geht nach der Ausbildung/dem Studium automa-
                                                                                                                                                                                                                                  M EDIEN UND M ATERIALIEN                                                                                                                   tisch in ein Jahresabonnement Privat über.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Bitte beachten Sie auch unsere AGB und das Widerrufsrecht
                                                                                                                                                                                                                               Rezensionen............................................................................................................................58     unter www.schulz-kirchner.de/shop.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Bankverbindungen
                                                                                                                                                                                                                               Rezensionsangebote................................................................................................................59          Postbank Ludwigshafen:
                                                                                                                                                                                                                               Neues in Kürze........................................................................................................................60      IBAN DE 96545100670091014677, BIC PBNKDEFF
                                                                                                                                                                                                                               Zeitschriftenlese......................................................................................................................64     vr bank Untertaunus eG:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             IBAN DE 69510917000014290001, BIC VRBUDE51
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Geschäftsbedingungen: Für eingesandte Artikel, Fotos,
                                                                                                                                                                                                                                   R UBRIKEN                                                                                                                                 Zeichnungen etc. kann keine Haftung übernommen wer-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             den. Die Einsender erklären sich mit der Bearbeitung ihrer
                                                                                                                                                                                                                               Vorschau ................................................................................................................................39   Manuskripte einverstanden. Eine Haftung der Autoren, des
                                                                                                                                                                                                                               dbl-Informationsbroschüren....................................................................................................65              Herausgebers und seiner Beauftragten bzw. des Verlages für
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlos-
                                                                                                                                                                                                                               LeserForum.............................................................................................................................66     sen. Nachdruck, auch aus­zugs­weise, nur mit schriftlicher
                                                                                                                                                                                                                               Verschiedenes / Stellenangebote.............................................................................................68                Genehmigung der Schulz-Kirchner Verlag GmbH. Nachdruck,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Übersetzungen, Aufnahme in Onlinedienste, Internet und
                                                                                                                                                                                                                                                                        Im beiliegenden                               Liebe Leserinnen und Leser,                            Intranet sowie Vervielfältigung auf Datenträger wie CD-ROM,
                                                                                                                                                                                                                                                                        Fortbildungskalender                                                                                 DVD-ROM etc. bei vorheriger schriftlicher Genehmigung des
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      aufgrund gestiegener Versand- und Allge-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Verlages gegen Entgelt möglich.
                                                                                                                                                                                                                                                                        für das 1. Halbjahr                           meinkosten kommen wir leider nicht umhin,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Titel: Gestaltung: Floer Design, Fotos: CREATISTA/shutter-
                                                                                                                                                                                                                                                                        2018 finden Sie auf                           die Bezugspreise für unsere Fachzeitschrift            stock.com (Senioren), Jan Tepass (Frühchen), kartoxjm/Fotolia
                                                                                                                                                                                                                                                                        28 Seiten                                     mit Wirkung zum 1. Januar 2018 anzupassen.             (Landkarte)
                                                                                                                                                                                                                                                                        dbl-Fortbildungen                             Vielen Dank für Ihr Verständnis.                       Druckauflage: 11.800 Exemplare
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Ihr Schulz-Kirchner Verlag, Idstein                    Druck: Konrad Triltsch Print und digitale Medien GmbH,
                                                                                                                                                                                                                                                                        Fortbildungsangebote
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Johannes-Gutenberg-Str. 1-3, 97199 Ochsenfurt-Hohestadt
                                                                                                                                                                                                                                                                        Kongresstermine                               Beilagenhinweis                                        Printed in Germany
                                                                                                                                                                                                                                                                        Veranstalteradressen                          Der Gesamtauflage liegt ein Flyer von                  Das für diese Zeitschrift verwendete Papier erfüllt die Anforderungen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      therapeutenonline, Düsseldorf, bei                     gemäß ISO 9706 (Voraussetzungen für die Altersbeständigkeit).

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Forum Logopädie Heft 6 (31) November 2017                                       5
Quo vadis Logopädie? Herausforderungen für die Zukunft aus Sicht der deutschsprachigen Berufsverbände - Logopaedie-ch
THEORIE UND PRAXIS
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                                                                                                                                                                                                                                               Mit Struktur und Flexibilität
                                                                                                                                                                                                                                               zum Therapieerfolg
                                                                                                                                                                                                                                               Therapieverständnis und Elternbedürfnisse in der logopädischen
                                                                                                                                                                                                                                               Therapie von kindlichen Sprach- und Sprechstörungen

                                                                                                                                                                                                                                               Bertram Weber
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Mag. Dr. phil. Bertram Weber
                                                                                                                                                                                                                               ZUSAMMENFASSUNG. Die logopädische Therapie von kindlichen Sprach- und Sprechstörungen stellt                             ist seit 1994 an der Univ.-Klinik
                                                                                                                                                                                                                               an die behandelnden LogopädInnen zahlreiche Herausforderungen. Sie ist ein höchst komplexes und                          für Hör-, Stimm- und Sprachstö-
                                                                                                                                                                                                                               multifaktorielles Geschehen, für dessen Gelingen nicht nur das vorhandene Störungsbild und die                           rungen (HSS) in Innsbruck als
                                                                                                                                                                                                                               verwendete Therapiemethode, sondern zahlreiche andere Komponenten von Bedeutung sind. Dazu                               Logopäde tätig. Er leitet dort die
                                                                                                                                                                                                                               gehören u.a. Persönlichkeitsfaktoren der LogopädIn, des Kindes und der Eltern, die Motivation und                        klinische Audiologie und ist für die
                                                                                                                                                                                                                               Therapiebereitschaft des Kindes, die Möglichkeiten der Eltern zur aktiven Mitarbeit, die Fachkompetenz                   Abklärung und Behandlung von
                                                                                                                                                                                                                               der LogopädIn und an vorderster Stelle die Qualität und Stabilität der therapeutischen Beziehung. Die                    kindlichen Sprach- und Sprech-
                                                                                                                                                                                                                               beschriebene Problematik war Gegenstand einer qualitativen Untersuchung zu Therapieverständnis                           störungen zuständig. Von 2001 bis 2004 absolvierte
                                                                                                                                                                                                                               und Elternbedürfnissen in der logopädischen Therapie von kindlichen Sprach- und Sprechstörungen.                         er in Innsbruck das Studium der Allgemeinen und
                                                                                                                                                                                                                               Vor dem Hintergrund der präsentierten Ergebnisse wird die Beurteilung des Therapieerfolgs durch die                      Angewandten Sprachwissenschaft, 2013 erfolgte die
                                                                                                                                                                                                                               gängige Evidenzhierarchie einer evidenzbasierten Praxis hinterfragt.                                                     Promotion im Fachbereich Patholinguistik. Neben sei-
                                                                                                                                                                                                                               Schlüsselwörter: Logopädie – Therapieverständnis – Elternbedürfnisse – therapeutische Beziehung – Therapieerfolg –       nen logopädischen Aufgabenfeldern ist Bertram Weber
                                                                                                                                                                                                                               evidenzbasierte Praxis                                                                                                   Lehrbeauftragter an den logopädischen Fachhoch-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        schulen in Innsbruck, Bozen und Klagenfurt sowie am
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        WIFI-Tirol und an der Donau-Universität Krems.
                                                                                                                                                                                                                                               Einleitung
                                                                                                                                                                                                                                               Bei der Durchführung von logopädischen                   die Perspektive der Eltern (Mütter) Berück-     und Sprechstörungen. Dabei wurden Mütter
                                                                                                                                                                                                                                               Therapien von kindlichen Sprach- und                     sichtigung finden. Durch die Exploration und    befragt, deren (4-6 Jahre alten) Kinder sich
                                                                                                                                                                                                                                               Sprechstörungen erlebt man es täglich, dass              qualitative Aufarbeitung der Thematik wur-      in logopädischer Therapie befanden bzw.
                                                                                                                                                                                                                                               sowohl der Therapieablauf als auch allfällige            de versucht, u.a. folgende Fragen zu beant-     befunden hatten. Bei den LogopädInnen
                                                                                                                                                                                                                                               Therapieerfolge von vielen Komponenten                   worten:                                         erfolgte das Sampling nach zwei Kriterien
                                                                                                                                                                                                                                               abhängig sind. Dabei spielen das vorhande-                Welche Faktoren, Aspekte und Phäno-          (Anstellungsverhältnis: angestellt vs. freibe-
                                                                                                                                                                                                                                               ne Störungsbild oder die verwendete Thera-                  mene bestimmen eine logopädische             ruflich; Erfahrung: ExpertIn vs. NovizIn). Alle
                                                                                                                                                                                                                                               piemethode nicht immer die Hauptrollen. Oft                 Therapie?                                    Interviews wurden aufgezeichnet und für die
                                                                                                                                                                                                                                               sind es ganz andere Dinge, die eine Therapie              Welche Rolle spielen dabei die unter-        spätere Datenanalyse transkribiert.
                                                                                                                                                                                                                                               gelingen oder scheitern lassen.                             schiedlichen Therapiepartner – Logo-
                                                                                                                                                                                                                                               Nachfolgend werden grundlegende Ergeb-                      pädIn, Mutter, Kind?                         Datenauswertung
                                                                                                                                                                                                                                               nisse einer qualitativen Untersuchung zu                  Welche Faktoren werden von Logo-             Alle Daten wurden mithilfe der Software
                                                                                                                                                                                                                                               Therapieverständnis und Elternbedürfnissen                  pädInnen als besonders entscheidend für      MAXQDA in Anlehnung an die Grounded
                                                                                                                                                                                                                                               in der logopädischen Therapie von kindlichen                den Therapieerfolg angesehen?                Theory (Glaser & Strauss 1998, Strauss &
                                                                                                                                                                                                                                               Sprach- und Sprechstörungen dargestellt,                  Wie empfinden und beurteilen Mütter die      Corbin 1996) theoretisch kodiert (offenes,
                                                                                                                                                                                                                                               auf deren Grundlage dann das Paradigma                      logopädische Behandlung ihres Kindes?        axiales und selektives Kodieren) und an-
                                                                                                                                                                                                                                               evidenzbasierter therapeutischer Praxis hin-              Was ist für Mütter im Rahmen einer logo-     schließend innerhalb des entstandenen Ka-
                                                                                                                                                                                                                                               terfragt wird.                                              pädischen Therapie besonders wichtig?        tegoriensystems geordnet, beschrieben und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Gibt es Kern- oder Schlüsselkategorien,      verknüpft. Abschließend wurden die Schlüs-
                                                                                                                                                                                                                                               Untersuchung                                                die sich durch die gesamte Thematik          selkategorien identifiziert und zum restlichen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           ziehen?                                      Kategoriensystem in Verbindung gebracht.
                                                                                                                                                                                                                                               Ziel der Untersuchung, die den folgenden
                                                                                                                                                                                                                                               Ausführungen zugrunde liegt, war es, die                 Methodik                                        Ergebnisse
                                                                                                                                                                                                                                               – für einen Therapieerfolg – bedeutenden
                                                                                                                                                                                                                                               Aspekte einer logopädischen Therapie von                 Datenerhebung                                   In diesem Rahmen können nur einzelne aus-
                                                                                                                                                                                                                                               kindlichen Sprach- und Sprechstörungen zu                Es erfolgten 18 Tiefeninterviews (halbstruk-    gewählte Aspekte der Untersuchung in einer
                                                                                                                                                                                                                                               entdecken, zu beschreiben, zu strukturieren              turiert, problemzentriert, leitfadengestützt)   verkürzten Version dargestellt werden. Für
                                                                                                                                                                                                                                               und zu interpretieren. Dabei sollte sowohl               mit LogopädInnen und Müttern über die lo-       eine nähere Betrachtung wird auf die Ori-
                                                                                                                                                                                                                                               die Perspektive der LogopädInnen als auch                gopädische Therapie von kindlichen Sprach-      ginalarbeit verwiesen (Weber 2013). Durch

                                                                                                                                                                                                                                     6         Forum Logopädie             Heft 6 (31) November 2017             6-10
Quo vadis Logopädie? Herausforderungen für die Zukunft aus Sicht der deutschsprachigen Berufsverbände - Logopaedie-ch
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                                                                                                                                                                                                                               die qualitative Analyse auf der Grundlage           Der Therapieerfolg                                Tab. 1: Kategoriensystem (Haupt- und Nebenkategorien)
                                                                                                                                                                                                                               der Grounded Theory konnten verschiedene            Das Ziel einer logopädischen Intervention          der qualitativen Datenanalyse der LogopädInnen-
                                                                                                                                                                                                                               Haupt- und Nebenkategorien aus den Daten            ist in erster Linie die Verbesserung der kom-      Interviews ( Weber 2013)
                                                                                                                                                                                                                               identifiziert und geordnet werden (Tab. 1           munikativen Fähigkeiten des behandelten
                                                                                                                                                                                                                               und 2). Im Folgenden werden einzelne aus-           Kindes. Damit eine solche erreicht werden                        Perspektive der LogopädInnen
                                                                                                                                                                                                                               gewählte Aspekte des Kategoriensystems              kann, braucht es das Zusammenspiel aller          Hauptkategorien        Nebenkategorien
                                                                                                                                                                                                                               näher erläutert.                                    Beteiligten. Aufseiten der Eltern benötigt es
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Die LogopädIn           Haltung
                                                                                                                                                                                                                                                                                   deren Einsicht für die sprachlichen Schwie-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Erfahrung
                                                                                                                                                                                                                               Die Perspektive der LogopädInnen                    rigkeiten des Kindes und für die Notwendig-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Selbstbild
                                                                                                                                                                                                                                                                                   keit der logopädischen Behandlung sowie
                                                                                                                                                                                                                               Die „gute” LogopädIn                                ihre aktive Mitarbeit im Rahmen ihrer Mög-        Die Eltern              Elternarbeit
                                                                                                                                                                                                                               Für eine erfolgreiche logopädische Behand-          lichkeiten.                                                               Mitarbeit der Eltern
                                                                                                                                                                                                                               lung braucht es ein therapeutisches Bündnis         Vonseiten der LogopädIn benötigt es ausrei-       Das Kind                Individualität
                                                                                                                                                                                                                               zwischen LogopädIn, Mutter und Kind. Ein            chend Fachkompetenz sowie therapeutische                                  Alter
                                                                                                                                                                                                                               solches kann nur dann entstehen, wenn Lo-           Flexibilität und auch ein Quäntchen Zuver-                                Stärken und Schwächen
                                                                                                                                                                                                                               gopädInnen sowohl den Eltern als auch dem           sicht. In Bezug auf das Kind entscheiden                                  Motivation
                                                                                                                                                                                                                               Kind mit Empathie und Respekt gegenüber-            die Art und das Ausmaß der Sprachstörung,         Die Therapiestruktur  Organisatorische Struktur
                                                                                                                                                                                                                               treten und ressourcenorientiert arbeiten.           aber auch die kindliche Motivation darüber,                             Therapieplanung
                                                                                                                                                                                                                               Außerdem braucht es die nötige fachliche            wie schnell Erfolge erzielt werden können.
                                                                                                                                                                                                                               Kompetenz, aber auch Gelassenheit und Zu-           Voraussetzung für das Gelingen einer logo-        Der Therapieinhalt      Ziele und Schwerpunkte
                                                                                                                                                                                                                               versicht, um auf die vielfältigen Herausforde-      pädischen Behandlung ist jedoch in jedem          Der Therapieerfolg      Was beeinflusst den Erfolg?
                                                                                                                                                                                                                               rungen adäquat reagieren zu können.                 Fall, dass es der LogopädIn gelingt, eine gute                            Erfolgskontrolle
                                                                                                                                                                                                                               Aus der Sicht der LogopädInnen sind Offen-          und tragfähige Beziehung zu Eltern und Kind       Die Beziehung           Die Beziehung zu den Eltern
                                                                                                                                                                                                                               heit, Flexibilität, Authentizität sowie die Freu-   herzustellen.                                                             Die Beziehung zum Kind
                                                                                                                                                                                                                               de an der Arbeit mit Menschen diejenigen                                                                                      Faktoren, die die Beziehung
                                                                                                                                                                                                                               Eigenschaften, die eine „gute" LogopädIn            Die Beziehung                                                               behindern oder stärken
                                                                                                                                                                                                                               ausmachen. Mit zunehmender Berufserfah-             Diese wird von den LogopädInnen als das
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Die Fachkompetenz       Bedeutung von Fachkompetenz
                                                                                                                                                                                                                               rung vermehrt sich neben dem fachlichen             „Herzstück“ einer logopädischen Behand-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Quellen von Fachkompetenz
                                                                                                                                                                                                                               Wissen auch die Sicherheit im Umgang mit            lung betrachtet. Um eine solche herzustellen,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Linguistik und Logopädie
                                                                                                                                                                                                                               schwierigen Therapiesituationen.                    muss die LogopädIn mit einer wohlwollen-
                                                                                                                                                                                                                                                                                   den und empathischen Grundhaltung auf
                                                                                                                                                                                                                               Die Eltern                                          Kind und Eltern zugehen und sich als ver-         Tab. 2: Kategoriensystem (Haupt- und Nebenkategorien)
                                                                                                                                                                                                                               Innerhalb des therapeutischen Prozesses neh-        lässliche PartnerIn beweisen. Dabei ist es in       der qualitativen Datenanalyse der Mütter-Interviews
                                                                                                                                                                                                                               men die Eltern, im Besonderen die Mütter,           Bezug auf die Eltern besonders wichtig, dass        ( Weber 2013)
                                                                                                                                                                                                                               eine bedeutende Stellung ein. Ihre Sorgen           diese klar und transparent informiert und
                                                                                                                                                                                                                               und Ängste müssen gehört und ernst genom-           „ins Boot“ geholt werden. Auch sollten die                          Perspektive der Mütter
                                                                                                                                                                                                                               men werden.                                         vereinbarten Ziele von allen Beteiligten mit-     Hauptkategorien         Nebenkategorien
                                                                                                                                                                                                                               Die Hauptaufgabe der Elternarbeit ist es, die       getragen werden. In Bezug auf das Kind hel-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Der Weg                  Der Beginn
                                                                                                                                                                                                                               Eltern über das Störungsbild ihres Kindes,          fen u.a. eine entspannte und angenehme At-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Vertrösten und Abwarten
                                                                                                                                                                                                                               aber auch über die geplanten Therapieschrit-        mosphäre, das gemeinsame Tun, aber auch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Die Abklärung
                                                                                                                                                                                                                               te zu informieren und möglichst klar und            entsprechende Rahmenbedingungen wie
                                                                                                                                                                                                                               transparent zu kommunizieren, was in diesem         ausreichend Zeit und Ruhe, die Beziehung zu       Die Voraussetzungen      Die mütterliche Einschätzung
                                                                                                                                                                                                                               Zusammenhang von ihnen erwartet wird. Nur           stärken.                                                                   Auswirkungen auf den Alltag
                                                                                                                                                                                                                               wenn die Eltern der LogopädIn vertrauen und                                                                                    Sorgen – Hoffnungen –
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Erwartungen
                                                                                                                                                                                                                               die Wichtigkeit der logopädischen Interventi-       Die Perspektive der Mütter
                                                                                                                                                                                                                               on einsehen, ist ihre Mitarbeit, die für einen                                                        Die Therapie             Die Information
                                                                                                                                                                                                                               therapeutischen Erfolg von großer Bedeutung         Die Voraussetzungen                                                        Der Ablauf
                                                                                                                                                                                                                               ist, auch gesichert.                                Die Einschätzung der kindlichen Sprach-           Der Erfolg               Erfolgsfaktor Fachkompetenz
                                                                                                                                                                                                                                                                                   probleme durch die Mütter und der Grad                                     Erfolgsfaktor Beziehung
                                                                                                                                                                                                                               Das Kind                                            der subjektiven Belastung, die sie dadurch                                 Erfolgsfaktor „ein gutes Team“
                                                                                                                                                                                                                               Im Zentrum der logopädischen Bemühun-               empfinden, wirken sich auf den Verlauf ei-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Das Urteil               Die Zufriedenheit
                                                                                                                                                                                                                               gen steht das Kind. Neben dem Alter, dem            ner logopädischen Behandlung aus. Für das
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Die „gute“ LogopädIn
                                                                                                                                                                                                                               Störungsbild und den Ressourcen des Kindes          Ausmaß dieser Belastung spielen nicht nur
                                                                                                                                                                                                                               bestimmen seine individuellen Bedürfnisse           die Art und Ausprägung der kindlichen Sym-
                                                                                                                                                                                                                               sowohl die therapeutischen Ziele und Inhalte        ptome, sondern auch die persönlichen und         halten des Kindes führen. Bei logopädischen
                                                                                                                                                                                                                               als auch die Therapiestruktur. Zudem ist die        subjektiven Erfahrungen der Mütter eine          Beratungen, aber auch im Laufe einer Thera-
                                                                                                                                                                                                                               Motivation des Kindes eine Grundvorausset-          wichtige Rolle. So können auch „einfache“        pie müssen die Sorgen, Hoffnungen und Er-
                                                                                                                                                                                                                               zung dafür, dass eine logopädische Therapie         Aussprachestörungen durchaus als sehr be-        wartungen der Mütter ernst genommen und
                                                                                                                                                                                                                               überhaupt erfolgreich sein kann.                    lastend empfunden werden, vor allem dann,        in der therapeutischen Planung berücksich-
                                                                                                                                                                                                                                                                                   wenn sie sich auf den kindlichen Alltag aus-     tigt werden. Nur wenn Logopädie von den
                                                                                                                                                                                                                                                                                   wirken und zu einem veränderten Sozialver-       Müttern als sinnvoll und wichtig empfunden

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Forum Logopädie Heft 6 (31) November 2017               6-10        7
Quo vadis Logopädie? Herausforderungen für die Zukunft aus Sicht der deutschsprachigen Berufsverbände - Logopaedie-ch
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                                                                                                                                                                                                                                   wird, tragen sie auch ihren Teil zur Gestal-      Der rote Faden: Struktur                            Verfahren und dem Herstellen und Pflegen
                                                                                                                                                                                                                                   tung einer logopädischen Behandlung bei.          und Flexibilität                                    einer guten therapeutischen Beziehung zu
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         finden. Vereinfacht könnte man sagen, Be-
                                                                                                                                                                                                                                   Der Therapieerfolg                                Die Phänomene Struktur und Flexibilität zie-        ziehung und Fachkompetenz sind die Säulen
                                                                                                                                                                                                                                   Damit sich erhoffte und erwartete Thera-          hen sich wie ein roter Faden durch die Da-          einer logopädischen Therapie, wohingegen
                                                                                                                                                                                                                                   pieerfolge einstellen, ist für die Mütter die     ten. Sie wurden deshalb als sog. Kern- oder         Struktur und Flexibilität den Weg kennzeich-
                                                                                                                                                                                                                                   fachliche Kompetenz der LogopädIn Voraus-         Schlüsselkategorien identifiziert. Beide Ele-       nen, den LogopädInnen gehen müssen, um
                                                                                                                                                                                                                                   setzung. Allerdings verbinden sie damit nicht     mente spielen als persönliche Eigenschaften,        zwischen diesen Säulen hin und her zu wech-
                                                                                                                                                                                                                                   nur das Wissen um die Anwendung von ge-           aber auch in der Therapieplanung und Thera-         seln (Abb. 1).
                                                                                                                                                                                                                                   eigneten therapeutischen Verfahren sowie          piedurchführung sowie in der Auseinander-           Obwohl LogopädInnen hauptverantwortlich
                                                                                                                                                                                                                                   therapeutische Kreativität und Abwechs-           setzung mit den Bedürfnissen von Eltern und         für das Gelingen einer logopädischen Be-
                                                                                                                                                                                                                                   lungsreichtum, sondern auch bzw. in erster        Kind wichtige Rollen.                               handlung sind, tragen auch Kind und Eltern
                                                                                                                                                                                                                                   Linie soziale und emotionale Fähigkeiten.         Der Erfolg einer logopädischen Behandlung           maßgeblich zum Therapieerfolg bei. Die ak-
                                                                                                                                                                                                                                   Die Beziehung der LogopädIn zum Kind wird         hängt zu einem großen Teil davon ab, wie            tive Zusammenarbeit aller an einer logopä-
                                                                                                                                                                                                                                   in diesem Zusammenhang als besonders              gut es der LogopädIn gelingt, die Balance           dischen Therapie beteiligten Personen – „ein
                                                                                                                                                                                                                                   bedeutend empfunden. Nur wenn das Kind            zwischen Struktur und Flexibilität zu halten.       gutes Team“ – ist in diesem Zusammenhang
                                                                                                                                                                                                                                   mit Freude zur logopädischen Behandlung           Strukturelle Elemente, wie eine zielgerichte-       unerlässlich.
                                                                                                                                                                                                                                   kommt und wenn es gelingt, es zu motivie-         te, auf Fachkompetenz aufbauende Therapie,
                                                                                                                                                                                                                                   ren, flexibel auf seine Bedürfnisse einzugehen    geben allen Beteiligten Halt und Sicherheit.        Das Evidenz-Dilemma
                                                                                                                                                                                                                                   und eine „Wohlfühlatmosphäre“ zu schaffen,        Individuelle und situativ wechselnde Bedürf-
                                                                                                                                                                                                                                   können die logopädischen Angebote auch            nisse von Kind und Eltern oder unerwartete            Vor dem Hintergrund der oben präsentier-
                                                                                                                                                                                                                                   entsprechend angenommen werden. Aller-            Therapiesituationen erfordern jedoch viel-            ten Ergebnisse stellt sich für die Therapie-
                                                                                                                                                                                                                                   dings sehen die Mütter auch ihren eigenen         fach ein Abweichen von dieser Struktur. Das           forschung die Frage, ob diese komplexen
                                                                                                                                                                                                                                   Anteil als nicht unerheblich an, sondern wis-     betrifft die generelle Methodenwahl, aber             Prozesse, wie sie in logopädischen Therapien
                                                                                                                                                                                                                                   sen, dass für eine erfolgreiche Behandlung        auch die konkrete Gestaltung einer Therapie-          ablaufen, mit den herkömmlichen Mitteln
                                                                                                                                                                                                                                   auch das häusliche Üben ausschlaggebend           einheit. Es ist also nicht verwunderlich, dass        einer evidenzbasierten Praxis gemessen wer-
                                                                                                                                                                                                                                   sein kann.                                        therapeutische Flexibilität von LogopädInnen          den können. Die meisten Veröffentlichun-
                                                                                                                                                                                                                                   In diesem Sinne ist aus der Perspektive der       und Müttern als wichtigste Eigenschaft einer          gen, die diesbezüglich erscheinen, fokussie-
                                                                                                                                                                                                                                   Mütter „ein gutes Team“ für den Therapie-         „guten” LogopädIn genannt wird.                       ren die Suche nach Wirksamkeitsbeweisen
                                                                                                                                                                                                                                   erfolg verantwortlich: eine fachkompetente                                                              von einzelnen logopädischen Methoden,
                                                                                                                                                                                                                                   und bemühte LogopädIn, die es schafft, eine       Die Säulen: Fachkompetenz                             wobei die Ergebnisse an einer quantitativ
                                                                                                                                                                                                                                   gute therapeutische Beziehung zu Mutter           und Beziehung                                         ausgerichteten Evidenzhierarchie (Beushau-
                                                                                                                                                                                                                                   und Kind herzustellen, ein motiviertes Kind,                                                            sen 2009, Beushausen & Grötzbach 2011)
                                                                                                                                                                                                                                   das gerne zur logopädischen Behandlung            Fachkompetenz ist für LogopädInnen und gemessen werden.
                                                                                                                                                                                                                                   kommt, und eine Mutter, die Verantwortung         Mütter die Grundvoraussetzung für eine lo- Nach dieser Hierarchie haben randomisier-
                                                                                                                                                                                                                                   und Bereitschaft zeigt, aktiv mitzuarbeiten       gopädische Therapie. Allerdings haben Be- te Kontrollstudien (RCT) mit einer hohen
                                                                                                                                                                                                                                   und fallweise auch zu Hause zu üben.              ziehungsfaktoren in diesem Zusammenhang Standardisierung und einer möglichst gro-
                                                                                                                                                                                                                                                                                     eine mindestens ebenso große Bedeutung. ßen Stichprobe die größte wissenschaftliche
                                                                                                                                                                                                                                   Das Urteil                                        Die Herausforderung besteht für Logopä- Beweiskraft, während Einzelfallstudien oder
                                                                                                                                                                                                                                   Logopädie wird von den Müttern als wich-          dInnen demnach darin, ein Gleichgewicht die klinische Erfahrung von ExpertInnen
                                                                                                                                                                                                                                   tig und sinnvoll angesehen, wenn es gelingt,      zwischen der strukturierten und fachlich ziel- praktisch gar keine Rolle spielen. Studien
                                                                                                                                                                                                                                   das therapeutische Vorgehen plausibel und         gerichteten Anwendung von logopädischen mit einem qualitativen, explorierenden und
                                                                                                                                                                                                                                   nachvollziehbar zu machen. Dabei hängt                                                                                   deskriptiven Studiendesign
                                                                                                                                                                                                                                   die subjektive Zufriedenheit der Mütter mit        Abb. 1: Schlüsselkategorien der logopädischen Therapie werden gleich gar nicht be-
                                                                                                                                                                                                                                   Therapieablauf und Therapieerfolg nicht nur          von kindlichen Sprach- u. Sprechstörungen (Weber 2013)              rücksichtigt. Dabei wären
                                                                                                                                                                                                                                   von den „harten Fakten“ einer Verbesserung                                                                               solche Untersuchungen ei-
                                                                                                                                                                                                                                   der sprachlichen Leistungen des Kindes ab,                                                                               gentlich besonders geeig-
                                                                                                                                                                                                                                   sondern wird zu einem nicht geringen Anteil                                                                              net, komplexe und multifak-
                                                                                                                                                                                                                                   auch davon beeinflusst, wie verstanden sie                             Logopädische Therapie                             torielle Sachverhalte, wie sie
                                                                                                                                                                                                                                   sich von der LogopädIn fühlen.                                 von kindlichen Sprach- und Sprechstörungen                in der logopädischen Thera-
                                                                                                                                                                                                                                   Eine „gute“ LogopädIn soll aus der Sicht der                                                                             pie vorhanden sind, zu erfor-
                                                                                                                                                                                                                                   Mütter neben ihrer fachlichen Kompetenz,                                                                                 schen. Hält man sich bei der
                                                                                                                                                                                                                                   die sie ohnehin voraussetzen, vor allem Fä-                                Struktur                                      Untersuchung der Wirksam-
                                                                                                                                                                                                                                   higkeiten wie Verständnis, Engagement,                       Fach-                                                       keit von Logopädie an die
                                                                                                                                                                                                                                   Kreativität, Sympathie und Flexibilität in sich                                                 Beziehung                klassische Evidenzhierarchie,
                                                                                                                                                                                                                                                                                              kompetenz            Flexibilität
                                                                                                                                                                                                                                   vereinen. Am allerwichtigsten ist den Müt-                                                                               dann ist es nicht verwunder-
                                                                                                                                                                                                                                   tern jedoch, dass es der LogopädIn gelingt,                                                                              lich, dass Untersuchungen
                                                                                                                                                                                                                                   eine gute und tragfähige Beziehung zu ihrem                                                                              mit hoher Evidenz Mangel-
                                                                                                                                                                                                                                   Kind herzustellen. Für sich selbst erwarten sie                  LogopädIn        Mutter        Kind                     ware sind.
                                                                                                                                                                                                                                   sich vor allem Offenheit und ausreichende In-                              „ein gutes Team”                              Die vielschichtigen Ver-
                                                                                                                                                                                                                                   formation.                                                                                                               hältnisse, wie wir sie in der

                                                                                                                                                                                                                               8   Forum Logopädie         Heft 6 (31) November 2017        6-10
Quo vadis Logopädie? Herausforderungen für die Zukunft aus Sicht der deutschsprachigen Berufsverbände - Logopaedie-ch
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                                                                                                                                                                                                                               sprachtherapeutischen Realität vorfinden,            „Große Zahlen liefern ein statistisch gesehen     gleiche Störungsbild aufweisen, gleich alt sind
                                                                                                                                                                                                                               bergen für die Durchführung von RCTs                 genaues Ergebnis, von dem man nicht weiß,         und das gleiche Geschlecht haben, bei denen
                                                                                                                                                                                                                               zahlreiche Probleme. Dazu zählen u.a. die            auf wen es zutrifft. Kleine Zahlen liefern ein    die gleiche logopädische Methode in genau
                                                                                                                                                                                                                               Schwierigkeit, die erforderlichen Stichpro-          statistisch gesehen unbrauchbares Ergebnis,       dem gleichen Ausmaß angewendet wird –
                                                                                                                                                                                                                               bengrößen zu erreichen oder die methodi-             von dem man aber besser weiß, auf wen es          selbst wenn dies alles möglich wäre – und das
                                                                                                                                                                                                                               schen Unterschiede und Varianten einer lo-           zutrifft. Schwer zu entscheiden, welche dieser    ist schon recht unwahrscheinlich, dann blie-
                                                                                                                                                                                                                               gopädischen Intervention, vor allem jedoch           Arten von Unwissen die nutzlosere ist.“           ben immer noch zahlreiche weitere Faktoren
                                                                                                                                                                                                                               die Heterogenität der Zielpopulation. Wir            In der Vergangenheit wurde bereits mehr-          übrig, die eine vollkommene Vergleichbar-
                                                                                                                                                                                                                               haben es in der Logopädie nicht mit „dem             fach auf die Schwierigkeiten der Evidenz-         keit der Fälle verhindern. So sind Motivation,
                                                                                                                                                                                                                               Dysgrammatismus“ oder „der Aphonie“ zu               basierung im herkömmlichen Sinn zur Be-           Patien­tInnenressourcen, die Unterstützung
                                                                                                                                                                                                                               tun, sondern mit Menschen, die nicht nur aus         urteilung von logopädischen Methoden              durch das Umfeld u.v.a.m. unter Umständen
                                                                                                                                                                                                                               ihrem logopädischen Störungsbild bestehen,           aufmerksam gemacht. Von manchen Auto-             ebenso erfolgsbestimmend wie die verwen-
                                                                                                                                                                                                                               sondern die ihre individuellen Bedürfnisse           rInnen wird überhaupt bezweifelt, ob deren        dete Methode. In gleichem Maß steuern auch
                                                                                                                                                                                                                               und Ressourcen in die logopädische Therapie          Anwendung, vor allem die (ausschließliche)        die Persönlichkeitsfaktoren der LogopädIn so-
                                                                                                                                                                                                                               mitbringen. Nicht selten ist der Therapieer-         Suche nach externer Evidenz im logopädi-          wie eine gute und tragfähige therapeutische
                                                                                                                                                                                                                               folg genau von diesen Bedürfnissen und Res-          schen Bereich zielführend und sinnvoll ist. Sie   Beziehung den Verlauf und Erfolg einer logo-
                                                                                                                                                                                                                               sourcen abhängig.                                    fordern daher eine Adaption der Kriterien an      pädischen Behandlung.
                                                                                                                                                                                                                                                                                    die Gegebenheiten der Sprachtherapie und
                                                                                                                                                                                                                                      Jeder logopädische Fall ist ein               schlagen unterschiedliche Alternativen bzw.               Logopädie ist keine Tablette,
                                                                                                                                                                                                                                     Einzelfall und mit einem anderen               Anpassungen vor (Borgelt 2015, Borgetto                   sondern ein multifaktorielles
                                                                                                                                                                                                                                      nicht vollkommen vergleichbar.                et al. 2016, Bürki et al. 2011, Cholewa 2010,             und heterogenes Geschehen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Dodd 2007, Parkinson & Humphrey 2008,
                                                                                                                                                                                                                               Das bedeutet auch, dass z.B. Studien mit gro-        Robey 2004).                                      Sie kann daher auch nicht mit Instrumenten
                                                                                                                                                                                                                               ßen Fallzahlen nicht unbedingt mehr Erkennt-         Ein medizinisch orientiertes, rein auf Quanti-    gemessen werden, die besser dazu geeignet
                                                                                                                                                                                                                               nisse für die logopädische Praxis bringen. Je        fizierbarkeit ausgerichtetes Evidenzparadigma     sind, die Wirkung von Medikamenten einzu-
                                                                                                                                                                                                                               größer die Stichprobe, desto schlechter lässt        greift im Fall der Logopädie auf jeden Fall zu    schätzen (Grohnfeldt 2011).
                                                                                                                                                                                                                               sich das Ergebnis auf den Einzelfall übertra-        kurz. Denn selbst wenn es möglich wäre, für       Wenn es um die Wirksamkeit von Sprachthe-
                                                                                                                                                                                                                               gen. Beck-Bornholdt & Dubben (2003, 34)              eine randomisierte Kontrollstudie ausreichend     rapie geht, darf neben der Fokussierung auf
                                                                                                                                                                                                                               formulieren in diesem Sinne pointiert:               viele Individuen zu finden, die haargenau das     die externe Evidenz nicht vergessen werden,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Wir haben alles, was Sie dafür brauchen –
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Abrechnung und Software sinnvoll verknüpft

                                                                                                                                                                                                                                                                           Werden                                       Sicher abrechnen und effizient organisieren: Mit der azh
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        profitieren Sie von einer integrierten Gesamtlösung.

                                                                                                                                                                                                                                                                             Sie Teil                                   Einfach Rezepte einsenden, die Auszahlung erfolgt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        schnell und zuverlässig. Erleben Sie die Minimierung von
                                                                                                                                                                                                                                                                          der Zukunft                                   Absetzungen und komplette Übersicht Ihrer gescannten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Rezepte im Online-Portal.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Mit der Software für die Logopädie trifft moderne
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Patienten- und Rezeptverwaltung auf innovative Features
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        und die passenden Apps.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Werden Sie jetzt einer von heute bereits 21.000 Kunden,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        die die azh mit Top-Zufriedenheitsnoten bewerten.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Live erleben!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Halle 4, Stand A12

                                                                                                                                                                                                                                                     2016

                                                                                                                                                                                                                                      www.azh.de

                                                                                                                                                                                                                                  17_0457_azh_Forum_Logopädie_180x122_RA01.indd 5                                                                                             27.09.17 16:28

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Forum Logopädie Heft 6 (31) November 2017               6-10           9
Quo vadis Logopädie? Herausforderungen für die Zukunft aus Sicht der deutschsprachigen Berufsverbände - Logopaedie-ch
THEORIE UND PRAXIS
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                                                                                                                                                                                                                                    dass evidenzbasiertes Vorgehen bereits seit                 LITERATUR                                                      Glaser, B. & Strauss, A. (1998). Grounded Theory.
                                                                                                                                                                                                                                    seinen Anfängen auf drei Beinen steht bzw.                                                                                     Strategien qualitativer Forschung. Bern: Huber
                                                                                                                                                                                                                                    stehen sollte. Schon Sackett et al. (2000, 1)               Beck-Bornholdt, H.-P. & Dubben,H.-H. (2003). Der               Grohnfeldt, M. (2011). Überlegungen zu einer
                                                                                                                                                                                                                                    betonen die Bedeutung der Trias aus exter-                     Schein der Weisen. Irrtümer und Fehlurteile im                  Sprachtherapie als Wissenschaft. Die Sprach-
                                                                                                                                                                                                                                    ner Forschungsevidenz, klinischer Expertise                    täglichen Denken. Reinbek: Rowohlt                              heilarbeit 56 (3), 122-130
                                                                                                                                                                                                                                    und Patientenbedürfnissen für eine evidenz-                 Beushausen, U. (2009). Therapeutische Entscheidungs-           Hansen, H. (2009). Therapiearbeit. Eine qualitative
                                                                                                                                                                                                                                    basierte Medizin: „Evidence-based medicine                     findung in der Sprachtherapie. München: Elsevier                Untersuchung der Arbeitstypen und Arbeits-
                                                                                                                                                                                                                                    is the integration of best research evidence                Beushausen, U. & Grötzbach, H. (2011). Evidenzbasierte             muster ambulanter logopädischer Therapiepro-
                                                                                                                                                                                                                                    with clinical expertise and patient values.“                   Sprachtherapie. Grundlagen und Praxis. München:                 zesse. Idstein: Schulz-Kirchner
                                                                                                                                                                                                                                    Die Notwendigkeit der Integration der drei                     Elsevier                                                    Parkinson, G. & Humphrey, N. (2008). Intervention
                                                                                                                                                                                                                                    Komponenten einer evidenzbasierten The-                     Borgelt, T. (2015). Wenn es keine Evidenz gibt …                   for children with language impairments: a
                                                                                                                                                                                                                                    rapie ist zwar inzwischen unumstritten (Dol-                   Szenarien der evidenzbasierten Praxis im logopädi-              model of evidence-based outcome research.
                                                                                                                                                                                                                                    laghan 2007, Ullrich 2011, Borgelt 2015),                      schen Berufsalltag. Forum Logopädie 29 (1), 24-29               Journal of Research in Special Education Needs
                                                                                                                                                                                                                                    dennoch werden die genannten Bereiche                       Borgetto, B., Spitzer, L. & Pfingsten, A. (2016). Die              8 (1), 2-12
                                                                                                                                                                                                                                    vielfach unterschiedlich gewichtet, wobei es                   Forschungspyramide. Evidenz für die logopädische            Robey, R. (2004). A five-phase model for clinical-
                                                                                                                                                                                                                                    scheint, dass das Hauptaugenmerk beson-                        Praxis brauchbar machen. Forum Logopädie 30 (1),                outcome research. Journal of Communication
                                                                                                                                                                                                                                    ders häufig auf dem Nachweis der externen                      24-28                                                           Disorders 37 (5), 401-411
                                                                                                                                                                                                                                    Evidenz liegt und sowohl TherapeutInnen-                    Bürki, M., Kempe Preti, S., Kohler, J. & Steiner, J. (2011).   Sackett, D., Straus, S., Richardson, W., Rosenberg,
                                                                                                                                                                                                                                    als auch PatientInnenvariablen oft vernach-                    Logopädie und Wirksamkeit. Forum Logopädie                      W. & Haynes, R. (2000). Evidence-based
                                                                                                                                                                                                                                    lässigt werden.                                                25 (2), 28-33                                                   medicine: how to practice and teach EBM.
                                                                                                                                                                                                                                    Dies wird der Komplexität des therapeu-                     Cholewa, J. (2010). Empirische Sprachheilpädagogik.                Edinburgh: Churchill Livingstone
                                                                                                                                                                                                                                    tischen Geschehens aber keineswegs ge-                         Strategien der Sprachtherapieforschung bei                  Strauss, A. & Corbin, J. (1996). Grounded Theory:
                                                                                                                                                                                                                                    recht, da die Wirksamkeit von Therapie-                        Störungen der Sprachentwicklung. Empirische                     Grundlagen qualitativer Sozialforschung.
                                                                                                                                                                                                                                    methoden immer auch von Faktoren des                           Sonderpädagogik 2 (3), 48-68                                    Weinheim: Beltz
                                                                                                                                                                                                                                    therapeutischen Prozesses abhängt. Legt                     Dehn-Hindenberg, A. (2008). Patientenbedürfnisse in            Ullrich, A. (2011). Evidenzbasierte Diagnostik
                                                                                                                                                                                                                                    man in diesem Zusammenhang den Quali-                          der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie.                 phonologischer Störungen. Entwicklung und
                                                                                                                                                                                                                                    tätsbegriff Donabedians (1982) zugrunde,                       Idstein: Schulz-Kirchner                                        Evaluation eines Sprachanalyseverfahrens auf
                                                                                                                                                                                                                                    so geht es bei der Beurteilung von Sprach-                  Dehn-Hindenberg, A. (2007). Patientenbedürfnisse in                der Basis nichtlinearer phonologischer Theorien.
                                                                                                                                                                                                                                    therapie nicht nur um die Elemente der                         der Logopädie: Die Qualität der Kommunikation                   Dissertation. Köln: Universität
                                                                                                                                                                                                                                    technischen Qualität, sondern eben auch                        bestimmt die Therapiebewertung. Forum Logopädie             Weber, B. (2013). Strukturiert in der Planung
                                                                                                                                                                                                                                    um Faktoren der interpersonellen Qualität.                     21 (4), 26-32                                                   und flexibel dann im Tun. Logopädisches
                                                                                                                                                                                                                                    Die therapeutische „Kunst“ wird ja zu ei-                   Dodd, B. (2007). Evidence-based practice and speech-               Therapieverständnis und Elternbedürfnisse in
                                                                                                                                                                                                                                    nem nicht geringen Teil dadurch bestimmt,                      language pathology: strengths, weakness, opportu-               der Behandlung von kindlichen Sprach- und
                                                                                                                                                                                                                                    auf welche Art und Weise und mit welchen                       nities and threats. Folia Phoniatrica et Logopaedica            Sprechstörungen. Dissertation. Innsbruck:
                                                                                                                                                                                                                                    Mitteln unterschiedliche Therapiemethoden                      59 (3), 118-129                                                 Universität
                                                                                                                                                                                                                                    angewendet werden.                                          Dollaghan, C. (2007). The handbook for evidence-
                                                                                                                                                                                                                                    Im Hinblick auf die Therapieforschung wäre                     based practice in communication disorders.
                                                                                                                                                                                                                                    es demnach wünschenswert, wenn neben                           Baltimore: Brookes
                                                                                                                                                                                                                                    der (notwendigen) Suche nach externer                       Donabedian, A. (1982). An exploration of structure,
                                                                                                                                                                                                                                    Evidenz sowohl die Patientenbedürfnisse                        process and outcome as approaches to quality
                                                                                                                                                                                                                                    (Dehn-Hindenberg 2007, 2008) als auch der                      assessment. In: Selbmann, H.-K. & Überla, K.
                                                                                                                                                                                                                                    Therapieprozess an sich (Hansen 2009) mehr                     (Hrsg.), Quality assessment of medical care (69-92).
                                                                                                                                                                                                                                    Beachtung fänden.                                              Gerlingen: Bleicher

                                                                                                                                                                                                                                      SUMMARY. Structure and flexibility the basis of therapeutical outcome –                                                  DOI dieses Beitrags (www.doi.org)
                                                                                                                                                                                                                                      speech and language therapy in children: therapeutical concept and parents‘ needs                                        10.2443/skv-s-2017-53020170601
                                                                                                                                                                                                                                      In the treatment of children speech and language therapists face a number of challenges. Speech and
                                                                                                                                                                                                                                      language therapy in children is a very complex and multifactorial process. Treatment success will depend
                                                                                                                                                                                                                                      to a large extent not only on the individual disorder condition and the therapy method but also on many
                                                                                                                                                                                                                                      other factors such as the personality of the therapist, the child itself and his/her parents, the motivation and
                                                                                                                                                                                                                                      the patient’s compliance, in how far parents can take an active part, the therapist’s expertise and primarily
                                                                                                                                                                                                                                      quality and steadiness of the therapeutic relationship. This issue was addressed by a qualitative study on               Autor
                                                                                                                                                                                                                                      therapeutic concepts and parent’s need in speech and language therapy in children. Based upon the results                Mag. Dr. phil. Bertram Weber
                                                                                                                                                                                                                                      presented the study discussed the estimation of treatment efficiacy by the common hierarchy of evidence                  Klinik für Hör,- Stimm- und Sprachstörungen (HSS)
                                                                                                                                                                                                                                      enhanced by evidence-based practise.                                                                                     Innsbruck
                                                                                                                                                                                                                                      KEYWORDS: speech and language therapy – therapeutic concept – parents’ needs – therapeutic                               Anichstr. 35
                                                                                                                                                                                                                                      relationship – treatment success – evidence-based practice                                                               A-6020 Innsbruck
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               bertram.weber@tirol-kliniken.at

                                                                                                                                                                                                                               10   Forum Logopädie              Heft 6 (31) November 2017               6-10
Mit      wird
Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de

                                                                                                                                                                                                                               Sprachförderung                                                                            Der Pustekuchen

                                                                                                                                                                                                                               zum Kinderspiel
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          von HABA fördert:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Lippen- und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Mundmotorik
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Sprachentwicklung

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Unser Top-Angebot
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Dann melden Sie sich
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Betreff:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        HABA - Sprachförderung

                                                                                                                                                                                                                                                       Sprachförderung – Jeden Tag und überall!
                                                                                                                                                                                                                                 Broschüre „Spiele-
                                                                                                                                                                                                                                                       Kinder spielen für ihr Leben gern. Und sie lernen beim Spielen:
                                                                                                                                                                                                                                 rische Sprachförde-
                                                                                                                                                                                                                                 rung“ online durch-
                                                                                                                                                                                                                                                       Wir von HABA begleiten sie dabei mit hochwertigen Spielsachen
                                                                                                                                                                                                                                 blättern und gratis   und Spielen, die fordern, fördern und viel Spaß machen. Bei
                                                                                                                                                                                                                                 anfordern:                                          Forum die
                                                                                                                                                                                                                                                       unserem Spiel Pustekuchen pusten          Kinder eine
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Logopädie      HeftKugel
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                6 (31) zu den 2017 6-10
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        November             11
                                                                                                                                                                                                                                 www.haba.de/sprache   Speisen. Wer die richtigen Löcher trifft, erhält ein Sahnehäubchen.       Erfinder für Kinder
THEORIE UND PRAXIS
Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de

                                                                                                                                                                                                                                               Interaktionsqualität
                                                                                                                                                                                                                                               in der Logopädie
                                                                                                                                                                                                                                               „Logopädischer Erfolg wird durch die Interaktionsqualität
                                                                                                                                                                                                                                               und die Beziehungsebene zum Patienten bestimmt”

                                                                                                                                                                                                                                               Nadja Weigand
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Nadja Weigand (MSc) ist seit
                                                                                                                                                                                                                               ZUSAMMENFASSUNG. Die Interaktionsqualität und die Beziehungsebene sind in allen therapeutischen                           1992 Logopädin. Sie absolvierte
                                                                                                                                                                                                                               Berufen von ausschlaggebender Bedeutung und beeinflussen den Therapieerfolg. 15 % des Thera-                              berufsbegleitend das Master-
                                                                                                                                                                                                                               pieerfolgs lassen sich aufgrund von Methode und Technik erklären, 85 % des Erfolgs werden sozialen                        studium in Logopädie an der
                                                                                                                                                                                                                               Kompetenzen, individueller Patienteneinstellung und Patientenbedürfnissen sowie der therapeutischen                       Donau-Universität Krems 2016
                                                                                                                                                                                                                               Beziehung zugeschrieben. Es lässt sich also behaupten: Der Erfolgsfaktor wird durch die Beziehungs-                       und besucht zurzeit den Universi-
                                                                                                                                                                                                                               ebene und die Interaktionsqualität bestimmt. Auf der Grundlage der Master-These der Autorin werden                        tätslehrgang für das Psychothera-
                                                                                                                                                                                                                               Aspekte und Faktoren, die zur Qualität der Interaktion beitragen und bewusst in der Eigenverantwor-                       peutische Propädeutikum an der
                                                                                                                                                                                                                               tung und Kompetenz der TherapeutIn selbst liegen, kurz dargelegt. In der Schlussbetrachtung werden                        Universität Innsbruck. Sie war jahrelang als fachliche
                                                                                                                                                                                                                               das Phänomen der therapeutischen Bindung im Sinne einer sicheren Basis und die Wirkfaktoren einer                         Beraterin und Projektkoordinatorin in der „Frühen
                                                                                                                                                                                                                               therapeutischen Beziehung in Anlehnung an die Erkenntnisse aus der Psychotherapie vertiefend dar-                         Sprachförderung in den Tiroler Kindergärten“ aktiv.
                                                                                                                                                                                                                               gestellt. Die therapeutische Haltung, das Menschenbild der TherapeutIn und die Beziehungsfähigkeit                        Zusätzlich arbeitet sie freiberuflich in ihrer „ganz-
                                                                                                                                                                                                                               sind gefordert.                                                                                                           heitlichen logopädischen Fachpraxis“ sowie in der
                                                                                                                                                                                                                               Schlüsselwörter: Interaktion – Interaktionsqualität – Kommunikation – Beziehung – Bindung – Neurobiologie                 Erwachsenenbildung als Referentin in verschiedenen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Bildungsinstitutionen.

                                                                                                                                                                                                                                               Einleitung
                                                                                                                                                                                                                                               Beziehungs- und Interaktionsqualitäten in                Im folgenden Artikel werden verkürzt die         logopädischen Therapieerfolg und auf das
                                                                                                                                                                                                                                               der Logopädie werden zukünftig eine größe-               individuell erforschten Aspekte und Phäno-       Umsetzen der Interaktionsqualität in der
                                                                                                                                                                                                                                               re Bedeutung und Aufmerksamkeit erlangen.                mene, die die Interaktionsqualität definieren,   Logopädie haben (Weigand 2015):
                                                                                                                                                                                                                                               Die Logopädie ist eine komplexe Interven-                vorgestellt. Diese werde als persönliche Qua-     Interaktion
                                                                                                                                                                                                                                               tion und wirkt z.B. alleine schon durch die              lifikationen der LogopädIn gesehen. Sie lie-      Kommunikative Fertigkeiten in der
                                                                                                                                                                                                                                               Zuwendung der LogopädIn an die PatientIn-                gen in der Eigenkompetenz der TherapeutIn           Logopädie
                                                                                                                                                                                                                                               nen. Therapeutische Effekte und Erfolge sind             selbst und haben keinen Anspruch auf Voll-        die therapeutisch-kommunikative
                                                                                                                                                                                                                                               hochindividuell und nur im subjektiven Kon-              ständigkeit.                                        Beziehung
                                                                                                                                                                                                                                               text zwischen TherapeutIn und PatientIn als              Es werden folgende Faktoren/Aspekte er-           der therapeutische Raum – „Spielraum”
                                                                                                                                                                                                                                               Gestaltungselement zu sehen.                             örtert (Abb. 1), die einen Einfluss auf den       das Wissen aus der Bindungstheorie –
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Explorationsverhalten
                                                                                                                                                                                                                                                Abb. 1: Einflussfaktoren auf Interaktionsqualität                                                       psychologische Aspekte in der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Sprach- und Persönlichkeitsentwicklung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Wissen aus der Neurobiologie
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             psychologische Aspekte
                                                                                                                                                                                                                                                                           Interaktion                      in Sprach- und Persönlich-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Faktoren für
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 keitsentwicklung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Interaktionsqualität
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Interaktion
                                                                                                                                                                                                                                                     kommunikative
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Interaktion bezeichnet das wechselseitige
                                                                                                                                                                                                                                                                                              Interaktions-                          Wissen aus          Aufeinandereinwirken von Handelnden oder
                                                                                                                                                                                                                                                    Fertigkeiten in der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 qualität                           Neurobiologie        Systemen (Marinschek 2014). In der logopä-
                                                                                                                                                                                                                                                        Logopädie
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         dischen Therapie findet Interaktion in Dreier-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         beziehungen unter folgenden Möglichkeiten
                                                                                                                                                                                                                                                              therapeutisch-                                                    Wissen aus               statt: die LogopädIn, das Kind und die Eltern
                                                                                                                                                                                                                                                              kommunikative                  therapeutischer                 Bindungstheorie –           (Kurz 1993). In der Therapie mit erwachse-
                                                                                                                                                                                                                                                                Beziehung                        Raum –                    Explorationsverhalten         nen PatientInnen kann das dritte Element,
                                                                                                                                                                                                                                                                                               „Spielraum”                                               das „innere Kind“ der PatientIn sowie das
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         der LogopädIn sein. Damit sind Erfahrungen,

                                                                                                                                                                                                                                    12         Forum Logopädie             Heft 6 (31) November 2017            12-16
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