Quo vadis, Vatikan? Der Code der Weltgeschichte
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P O L I T I K Quo vadis, Vatikan? Der Code der Weltgeschichte von Grazyna Fosar und Franz Bludorf Die Medien der Welt nahmen kaum Notiz davon. giösen oder theologischen, ja nicht einmal mit kir- Am 13. Februar 2005 wurde eine einfache Kloster- chenpolitischen Fragen zu tun. Die Geheimnisse zelle in einem Kloster in Coimbra (Portugal) ver- von Fatima bildeten ein Programm, das die Welt- siegelt, auf Anweisung des Chefs der heiligen geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts steuert. Glaubenskongregation des Vatikan, Joseph Kardi- Eigentlich war die Fatima-Thematik seit Juni 2000 aus nal Ratzinger. Alle in der Zelle vorhandenen Doku- den Schlagzeilen der Weltpresse verschwunden. An- mente, Tagebücher und sonstigen Unterlagen läßlich des dritten Papstbesuches in Fatima veröffent- überstellte man den Geheimarchiven des Vatikan. lichte der Vatikan damals den Inhalt des dritten Ge- Warum diese Eile, und warum machte man aus heimnisses, über dessen Inhalt jahrzehntelang speku- den Aufzeichnungen einer verstorbenen Nonne ein liert worden war. Auf einer Pressekonferenz versicher- Staatsgeheimnis? Es handelte sich nicht um ir- ten Kardinal Ratzinger und Kardinalstaatssekretär An- gendeine Nonne, sondern um die letzte Überleben- gelo Sodano den versammelten Journalisten, damit de der drei Seherkinder von Fatima, Schwester Lu- seien alle Materialien im Zusammenhang mit den Er- cia dos Santos. Der erste Blick kann täuschen, eignissen von Fatima offengelegt. Heute muß man denn die ganze Angelegenheit hat nichts mit reli- aber fragen: Wirklich alle? 16 MATRIX3000 · Band 27 · Mai/Juni 2005
V A T I K A N - P O L I T I K Die Verschlüsselung Zwischen dem 13. Mai und dem 13. Oktober 1917 soll angeblich drei Hirtenkindern, Jacinta und Francisco Marto und Lucia dos Santos, in der Nähe des portugie- sischen Dorfes Fatima einmal pro Monat die Madonna erschienen sein. Während Jacinta und Francisco nur ein bzw. drei Jahre später an Infektionskrankheiten starben, trat Lucia als erwachsene Frau in das Kloster der Karmeliterinnen ein. Dort erklärte sie Jahrzehnte später ihrem Bischof, die Madonna habe den Kindern seinerzeit insgesamt drei Geheimnisse anvertraut. Die ersten zwei legte sie sofort in einem Brief dar. Das dritte, so sagte sie damals, dürfe sie nur dem Papst persönlich anvertrauen. Lucia schrieb also das dritte Geheimnis für Papst Pius XII. auf, der jedoch kein In- teresse daran zeigte, so daß der versiegelte Umschlag zunächst beim Bischof von Leiria in Portugal verblieb. Erst 1957 gelangte das Schreiben nach Rom und wur- de dem Geheimarchiv des Heiligen Offiziums überge- ben. Allen seit dieser Zeit amtierenden Päpsten wurde ihren Anfang genommen hatte. Die Ereignisse von Fati- der Brief vorgelegt, und alle ließen ihn zum Geheimar- ma stellten einen Eingriff in unsere Realität dar – von chiv zurückgehen, was Anlaß für die unterschiedlich- wem auch immer. Man sieht ganz genau, daß diese Er- sten Verschwörungstheorien war. 1978 wählte das eignisse nicht chaotisch oder zufällig abliefen, sondern Kardinalskollegium überraschend den Erzbischof von eine geradezu minutiöse Präzision aufwiesen. Krakau, Karol Wojtyla, zum Papst, den wir heute alle als Johannes Paul II. kennen. Das Programm Am 13. Mai 1981 erfolgte während einer Generalaudi- Das Wesentliche des „Projekts Fatima“ kann man mit enz auf dem Petersplatz in Rom ein Attentat auf den wenigen Punkten umschreiben: Papst. Der türkische Extremist Mehmet Ali Agça feuerte 1. Ende des ersten Weltkrieges. mehrere Schüsse auf das Kirchenoberhaupt ab. Johan- 2. Die Entstehung eines kommunistischen nes Paul II. wurde lebensgefährlich verwundet ins Kran- Systems in Rußland. kenhaus gebracht. Viele von uns erinnern sich noch an 3. Ausbruch des zweiten Weltkrieges. diesen Tag, aber wohl kaum jemand ahnte damals, daß 4. Ausbreitung des Kommunismus in der Welt. mit diesem Ereignis eine weltpolitische Entwicklung in Daraus resultierend: Gang gesetzt wurde, die im Verlauf der nächsten Jahr- a) Die Teilung der Welt in zwei Machtblöcke. zehnte den europäischen Kontinent verändern sollte. b) Der kalte Krieg. Das „Programm Fatima“ war zwar seit Jahrzehnten im 5. Festlegung eines ganz bestimmten Papstes, dessen Gange, aber mit diesem Tag begann der Vatikan, bei Auftrag es sein wird, Punkt 6 zu erfüllen. der politischen Umsetzung dieses Programms einen ak- Daraus resultierend: tiven Part zu übernehmen. Der Heilige Vater erkannte a) Zusammenbruch des Kommunismus in den Staa- seine Rolle in diesem gigantischen Schauspiel jetzt ten des Warschauer Pakts ganz genau. Von diesem Moment an waren die wesent- b) Die Wiedervereinigung Deutschlands sowie die lichen Richtlinien seiner Politik geprägt von dem Pro- Osterweiterung von NATO und EU. gramm, das in den drei Geheimnissen angelegt war. Er c) Auflösung der Machtblöcke tat alles, um dieses Programm in die Tat umzusetzen – 6. Rückkehr Rußlands zur katholischen Kirche. und zwar in zweierlei Hinsicht: Das Gute darin zu errei- chen und das Schlimmste nach Möglichkeit zu verhin- Die daraus resultierenden Konsequenzen sind heute dern. Sein gesamtes Lebenswerk diente nun dem Ziel, noch nicht absehbar, es wird aber mit Sicherheit der die große Zeitschleife zu schließen, die 1917 in Fatima Beginn einer vollkommen neuen Ära sein, und zwar MATRIX3000 · Band 27 · Mai/Juni 2005 17
P O L I T I K Die Revolverku- gel, die Papst Jo- hannes Paul traf, wurde in die Kro- Papst Johannes Paul ne der Madonna II. besuchte 1991 von Fatima ein- Schwester Lucia dos gesetzt. Santos in Fatima nicht nur im kirchlichen, sondern auch im weltpoliti- 13. Mai. Johannes Paul II. waren diese Zusammenhänge schen Sinn. Es muß betont werden, daß die Punkte die- fraglos bewußt, denn er tat sogar alles dazu, um diesen ses Programms nicht streng chronologisch aufzufassen Zeitschleifencharakter im Ablauf der Ereignisse zu stabi- sind. Jeder Papst, der seit 1917 im Vatikan amtierte, lisieren. So besuchte er Fatima insgesamt drei Mal, hätte theoretisch die Möglichkeit gehabt, Rußland zur ebenfalls jeweils am 13. Mai, im Abstand von genau katholischen Kirche zurückzuführen und damit die Zeit- neun Jahren. Jedes dieser Daten markierte einen wichti- schleife abzuschließen. Dadurch hätten eventuell einige gen Eckpunkt bei seiner Umsetzung des Programms. schlimme Ereignisse in der Weltgeschichte des 20. Beim ersten Mal im Jahre 1982 brachte er die Kugel, die Jahrhunderts verhindert werden können. Der Papst, der aus seinem Körper herausoperiert worden war, nach Fa- diese Aufgabe in Angriff nehmen konnte, mußte aller- tima, als Zeichen des Dankes für die Rettung seines Le- dings einige Voraussetzungen erfüllen, die im dritten bens (und damit auch als äußeres Zeichen dafür, daß er Geheimnis von Fatima genau festgelegt sind. Deshalb der Papst war, der in der dritten Botschaft von Fatima durfte Schwester Lucia das dritte Geheimnis auch nur genannt war). 1991 war bereits Punkt 5 des Programms dem Papst offenbaren, und deshalb hatten drei Päpste im wesentlichen erledigt, und als äußeres Zeichen vor Johannes Paul II. die Botschaft „nach Kenntnisnah- brachte er ein Stück der Berliner Mauer nach Fatima. me“ wieder zurückgehen lassen. Sie erfüllten diese Vor- Beim dritten Besuch im Jahre 2000 war die Verwirkli- aussetzungen nicht. Man muß in diesem Zusammen- chung des Programms so weit gediehen, daß er das drit- hang einige wichtige Punkte beachten: te Geheimnis aus diesem Anlaß veröffentlichen ließ. 1. Niemand – nicht einmal die katholische Kirche – be- hauptet heute ernsthaft, den Kindern sei 1917 wirk- Die Realisierung lich die leibhaftige „Jungfrau Maria“ erschienen. Es ist heute unbestritten, daß ohne den polnischen Papst 2. In den Geheimnissen von Fatima wurden nicht nur auf dem Stuhl Petri der Wandel in seinem Heimatland, zukünftige Ereignisse vorweggenommen, die damals wenn nicht im gesamten Bereich des damaligen War- noch niemand absehen konnte. Diese Ereignisse be- schauer Pakts, nicht möglich gewesen wäre. Selbst auf trafen sogar Staaten, die es in dieser Form damals kommunistische Machthaber scheint der Papst einen rät- noch gar nicht gab (z. B. die Sowjetunion, einen un- selhaften Einfluß gehabt zu haben. Im Frühjahr 1979, nur abhängigen Staat Polen oder ein geteiltes Deutsch- wenige Monate nach seinem Amtsantritt, rief der damali- land). Als handelnde Personen wurden Menschen ge polnische Parteichef Edward Gierek im Moskauer festgelegt, die 1917 noch gar nicht geboren waren Kreml an und äußerte gegenüber Kreml-Chef Leonid Bre- (wie z. B. Papst Johannes Paul II.) schnew seine Besorgnis über den polnischen Papst. 3. Trotzdem – so die eindeutige Aussage der offiziellen Gleichzeitig plante Gierek, ihn nach Polen einzuladen, um kirchlichen Interpretation – handelte es sich bei den auf diese Weise Sympathiepunkte für seine Regierung Geheimnissen von Fatima nicht um „Prophezeiungen“ und seine behutsame Reformpolitik zu gewinnen. Bre- im Sinne von Zukunftsvorhersagen. schnew riet ihm ab mit den Worten: „Es wird nur Ärger Wer immer dieses umfassende historische Programm in- geben.“ Gierek sprach die Einladung trotzdem aus. Am 2. itiiert hatte, er mußte genaue Kenntnisse über die Juni 1979 betrat Johannes Paul II. auf dem Warschauer Struktur von Zeit und Raum besitzen, die erst in heuti- Flughafen Okecie polnischen Boden. Und – es gab Ärger! ger Zeit wissenschaftlich verständlich werden: Es geht Während die polnische katholische Kirche, allen voran um eine fraktale Struktur der Zeit, die bewirkt, daß hi- ihr Primas, Kardinal Józef Glemp, auf einen behutsa- storische Ereignisse nicht nach herkömmlichem Ver- men Ausgleich mit der Staatsführung setzte, auch im ständnis linear, sondern z. B. auch in Form von Zeit- persönlichen Gespräch mit dem Heiligen Vater, schaffte schleifen ablaufen können. Deutlich erkennt man dies es der Papst, bei einer öffentlichen Messe, die von 13 anhand der verblüffenden Übereinstimmung einiger Millionen Polen vor Ort oder an den Fernsehschirmen Schlüsseldaten. So fand z. B. das Attentat auf den Papst verfolgt wurde, in seinen Landsleuten ein Wir-Gefühl zu zu genau dem gleichen Datum statt, an dem sich auch erzeugen. Kurz gesagt – er weckte das Gruppenbe- die erste Erscheinung von Fatima ereignet hatte – am wußtsein in seinem Heimatland und rief die Polen zwar 18 MATRIX3000 · Band 27 · Mai/Juni 2005
V A T I K A N - P O L I T I K Privataudienz des Pap- Juni 1983: Polens Parteichef General Jaruzelski gibt einen of- stes für Michail Gorbat- fiziellen Empfang für Papst Johannes Paul II. in Warschau schow im Vatikan behutsam, aber doch unmißverständlich zum Wider- rest gestellt. Der Reformprozeß in Polen wurde dadurch stand gegen die Regimes in Warschau und Moskau auf. für einige Jahre unterbrochen, aber letzten Endes wurde Ein Jahr später wurde in Danzig die unabhängige Ge- auch klar, daß Jaruzelski durch diesen Schritt Schlimme- werkschaft Solidarnosc gegründet. In den Machtzentra- res – möglicherweise doch eine Invasion – verhütet hat- len des Warschauer Pakts begann es zu brodeln. SED- te. Jaruzelskis damaliger Pressesprecher Wieslaw Gór- Chef Erich Honecker äußerte gegenüber Leonid Bre- nicki erinnert sich: „Die Jahre 1980-1983 waren die ge- schnew seine Besorgnis über die Entwicklung, und die fährlichste Zeit für Europa nach dem zweiten Weltkrieg, Regierung der Tschechoslowakei ließ die Grenzen nach viel gefährlicher als 1948 und 1961. Wenn Jaruzelski da- Polen schließen. Im November des gleichen Jahres in- mals nicht das Kriegsrecht ausgerufen hätte, wäre das formierte der Kreml den polnischen Verteidigungsmini- Schicksal des Kontinents anders verlaufen.“ Papst Johan- ster General Wojciech Jaruzelski über Vorbereitungen nes Paul II. ließ sich in seinem Kurs nicht beirren. Im für eine Invasion, um den Demokratisierungsprozeß ge- März 1983 kündigte er für den Juni des gleichen Jahres waltsam zu stoppen. Angesichts der polnischen Ge- eine zweite Reise nach Polen an, die er als Pilgerreise de- schichte ist es unvorstellbar, welche Konsequenzen ein klarierte. Im Verlauf dieser Reise traf sich der Papst ins- zeitgleiches Überschreiten der polnischen Grenze durch gesamt zwei Mal mit General Jaruzelski. Einmal bei ei- russische und deutsche (DDR-) Truppen gehabt hätte. nem offiziellen Empfang in Warschau, ein zweites Mal zu Papst Johannes Paul II. sandte einen äußerst scharf for- einem Geheimtreffen in Krakau. „Ohrenzeugen“, die im mulierten Brief an Leonid Breschnew, in dem er eindring- Krakauer Wawel, dem alten polnischen Königsschloß, zu- lich vor den Folgen einer Invasion warnte. Es klingt un- gegen waren, erinnern sich, daß das Gespräch ziemlich glaublich, doch Moskau gab seine Interventionspläne in laut geworden sein soll. Ganz offenbar hatte der Papst letzter Sekunde auf. Wie war es möglich, daß das Ober- mit der Faust auf den Tisch gehauen. haupt der katholischen Kirche so viel Macht auf Reprä- Erneut bewies Johannes Paul seinen rätselhaften Einfluß sentanten eines atheistischen Staates ausüben konnte, auf kommunistische Machthaber. Nur wenige Wochen dessen Bevölkerung nicht einmal katholisch ist? Nur, weil später, am 21. Juli 1983, hob General Jaruzelski das er die Sowjetmacht als gewalttätiges Regime gegeißelt Kriegsrecht auf. 1985 kam es zur Wende in Moskau. hatte? Solche Worte hatte sich Breschnew nicht zum er- Michail Gorbatschow kam an die Macht und leitete den sten Mal anhören müssen. Oder hatte der Papst ihm Reformprozeß von Perestroika und Glasnost in Rußland noch mehr gesagt? Was in den nächsten Monaten im ein. Der Umbruch im gesamten kommunistischen Block Kreml geschah, gilt bis heute unter Historikern als unge- gewann Eigendynamik und war nicht mehr aufzuhalten. klärt. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, daß man versuch- te, den Papst zu beseitigen, indem man einen Attentäter Die „deutsche Frage“ – im Vatikan entschieden? beauftragte, den niemand so schnell mit den Staaten des Am 13. Juni 1987 hatte General Jaruzelski im Rahmen Warschauer Pakts in Verbindung bringen würde. eines Staatsbesuchs in Italien eine Privataudienz beim Nachdem der Papst-Attentäter Mehmet Ali Agça bereits Papst im Vatikan. Über dieses Treffen legte Polens Re- in einem ersten Verfahren zu lebenslanger Haft verurteilt gierungssprecher Górnicki eine Protokollnotiz an, die worden war, versuchte die Staatsanwaltschaft jedenfalls bis heute in den Archiven des Außenministeriums in in einem zweiten Prozeß 1986 nachzuweisen, daß er im Warschau lagert. Für die Öffentlichkeit sagt Górnicki Auftrag der Sowjetunion vom bulgarischen Geheimdienst dazu nur so viel, daß das Hauptthema des Gesprächs gedungen worden war. Ein schlüssiger Beweis gelang al- die deutsche Frage gewesen sei. Wir alle erinnern uns lerdings nicht. Im Winter 1981 eskalierten die Verhältnis- noch an die dramatischen Tage im Herbst 1989 in Leip- se in Polen krisenhaft. General Jaruzelski, inzwischen zig und Berlin, als das Volk in einer friedlichen Revoluti- zum Parteichef aufgestiegen, ließ in der Nacht vom 12. on von der überforderten und scheinbar hilflosen DDR- auf den 13. Dezember, einem Adventssonntag, im Staatsführung die Öffnung der Grenzen erzwang,. Doch ganzen Land die Telefone abschalten und rief das Kriegs- war wirklich dieser friedliche Volksaufstand der Auslö- recht aus. Viele Mitglieder der unabhängigen Gewerk- ser? Bereits ein Jahr früher, vom 3.-5. Juni 1988, traf schaft Solidarnosc wurden verhaftet oder unter Hausar- sich in Telfs-Buchen in Österreich turnusgemäß die Bil- MATRIX3000 · Band 27 · Mai/Juni 2005 19
P O L I T I K Berlin, im November 1989: Menschen klet- Der Papst durchschreitet das wieder geöffnete Brandenburger tern auf die Mauer am Tor in Berlin, begleitet von Kardinal Lehmann, Bundeskanzler Brandenburger Tor Helmut Kohl und Berlins Bürgermeister Eberhard Diepgen derberger-Gruppe. Diese geheimnisumwitterte Organi- sage, aus der man schließen kann, daß auch für den sation steht schon seit langem in Verdacht, im Hinter- Vatikan die große welthistorische Zeitschleife, die mit grund auf die Gestaltung der Weltgeschichte Einfluß zu Fatima begann, noch nicht abgeschlossen ist: „Die Er- nehmen. In der Agenda der Bilderberger von 1988 eignisse, auf die sich der dritte Teil des Geheimnisses stand als einer der wichtigsten Punkte: „The German von Fatima bezieht, s c h e i n e n nun ein Teil der Vergan- question revisited“ („Die deutsche Frage wieder aufge- genheit zu sein.“ An gleicher Stelle sagte Kardinal Rat- griffen“), und das zum ersten Mal seit den fünfziger zinger, daß nunmehr alle Geheimnisse bezüglich Fatima Jahren. Zum ersten und einzigen Mal während seiner offengelegt seien. Wenn man die Ereignisse nach sechzehnjährigen Amtszeit war auch Bundeskanzler Schwester Lucias Tod im Februar 2005 berücksichtigt, Helmut Kohl zu diesem Bilderberger-Treffen eingeladen. scheint dies nicht die ganze Wahrheit zu sein. Nach Nichts in der offiziell bekannten Geschichte des Jahres Auskunft des Bischofs von Coimbra soll Lucia während 1988 läßt erahnen, wieso die deutsche Frage ausge- ihrer Zeit im Kloster weitere Visionen gehabt haben, rechnet zu diesem Zeitpunkt dort erörtert wurde. Tatsa- deren Inhalte sie in Tagebüchern festgehalten haben che ist aber, daß nur ein Jahr später die Mauer fiel. soll. Auch ein ausführlicher Schriftwechsel der Nonne Und nun sehen wir, daß dieses Thema im Vatikan noch mit dem Papst wurde nach ihrem Tod in die Geheimar- ein weiteres Jahr früher auf der Tagesordnung stand. chive des Vatikan abtransportiert. Das zeigt deutlich, Wieso gerade im Vatikan? Weil Papst Johannes Paul II. daß auch diese Dokumente weitere weltpolitisch be- genau wußte, daß der endgültige Zusammenbruch der deutsame Informationen enthalten müssen. kommunistischen Systeme in Europa nicht von der Lö- Bis heute ist die Natur der Ereignisse von Fatima unge- sung der deutschen Frage zu trennen war. Genau so, klärt, und auf der Basis heutigen Wissens ist es wohl auch wie der Beginn seiner Politik der Aufweichung der ost- gar nicht anders möglich. Das Faszinierende ist, daß die europäischen Systeme nirgendwo anders als in Polen damaligen Geschehnisse dennoch in der Lage waren, die beginnen konnte – was nicht nur mit der Herkunft des Weltgeschichte eines ganzen Jahrhunderts zu prägen. Es Papstes, sondern auch mit den Machtstrukturen des herrscht immer noch die weit verbreitete Meinung, Welt- Warschauer Paktes zu tun hatte –, konnte der letzte politik würde sich frei entwickeln. Da gibt es Präsidenten, Stein des Anstoßes, der das ganze System schließlich Parteien, Parlamente, internationale Konzerne, vielleicht zum Einsturz brachte, nur von Berlin aus erfolgen, wie sogar Geheimorganisationen, oder wer sonst immer un- es am Ende auch geschah. In den Geschichtsbüchern sere Geschichte bestimmen mag. Aber Programme? wird man eines Tages sicherlich in Johannes Paul II. Daß die Ereignisse von Fatima entscheidende Entwick- nicht so sehr den „polnischen Papst“ sehen, sondern lungen der Weltgeschichte der letzten Jahrzehnte mit vielmehr den „Fatima-Papst“. geprägt haben, ist eine Tatsache, keine Hypothese. Die- Mit dem Fall der Mauer und dem daraus resultieren- se Tatsache bleibt bestehen, unabhängig davon, ob den Zusammenbruch der kommunistischen Systeme man an die Visionen von Fatima glaubt oder nicht. in Europa war Punkt 5c des Fatima-Projekts erfüllt. Der Vatikan steht am Scheideweg. Möglich, daß es unter Natürlich geschehen solche Entwicklungen nicht in ein dem Nachfolger Johannes Pauls II. zu einer Verzögerung paar Tagen, und speziell an Rußland wird der Vatikan kommen könnte. Doch der Code noch einiges zu knabbern haben. Johannes Paul II. der Weltgeschichte erzwingt: Das hat alles für Punkt 6 des Programms vorbereitet. Wird „Programm Fatima“ geht weiter! es eines Tages gelingen, auch noch die Rußland-Frage zu lösen? Dann erst wäre die Zeitschleife von Fatima endgültig abgeschlossen. Wie wird die Welt aussehen, Das Buch zum Thema: wenn das gelingen sollte? Und was würde passieren, „Code der Weltgeschichte“ sollte es nicht gelingen? und „Zeitschleifen“ Grazyna Fosar • Franz Bludorf Der Code der Weltgeschichte Zeitfalle Kardinalstaatssekretär Sodano machte bei seiner Pres- Michaels Verlag, Peiting 2005 sekonferenz in Fatima im Juni 2000 eine wichtige Aus- ISBN 3-89539-386-X. 20 MATRIX3000 · Band 27 · Mai/Juni 2005
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