RECHENSCHAFTS-BERICHT 2020 - ZUR MITGLIEDERVERSAMMLUNG AM 30.06.2021 - Diakonie Hessen

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RECHENSCHAFTS-BERICHT 2020 - ZUR MITGLIEDERVERSAMMLUNG AM 30.06.2021 - Diakonie Hessen
© Diakonie Bayern

RECHENSCHAFTS-
BERICHT 2020
ZUR MITGLIEDERVERSAMMLUNG AM 30.06.2021
INHALTS-
VERZEICHNIS

                                             Berichte
                                             04   Vorstand
                                             06   Aufsichtsratsvorsitzender

      Abteilungen
      08   Behindertenhilfe, Sozial-
           psychiatrie und Suchtfragen
           (BeSoS)
      09   Existenzsicherung, Armuts-
           politik, Gemeinwesendiakonie      12   Gesundheit, Alter, Pflege (GAP)
           (ExAGd)                           13   Tageseinrichtungen für Kinder
      10   Familie, Frauen, Jugend, Kinder   14   Förderwesen-Fundraising-
           (FFJK)                                 Stiftungen
      11   Flucht, Interkulturelle Arbeit,   15   Recht
           Migration (FIAM)                  16   Wirtschaftliche Beratung
2–3

                                     Anhang
                                     25   Statistik
Einblicke                            27   Organigramm

17   Diakonie in der Region
18   Regionale Diakonische Werke
     in Hessen und Nassau
19   Freiwilligendienste
20   Fröbelseminar
21   Vertretung der Diakonie
     Hessen im Evangelischen Büro
     Hessen am Sitz der Landesre-
     gierung
22   Diakonie in Rheinland-Pfalz
23   Arbeitsrechtliche Kommission
24   Stabstelle Diakonische Kultur
Berichte

BERICHT DES VORSTANDS
„Ich glaube, hilf meinem Unglauben“ (Mk 9,24)

Seit einem Jahr ist das öffentliche Leben durch die Corona-Pandemie massiv eingeschränkt. Der
christliche Glaube, der auf Gemeinschaft und auf Hoffnung ausgerichtet ist, wird durch das
Abstandsgebot und die damit einhergehende Isolierung nach wie vor stark herausgefordert.
Diese Einschränkungen haben immer noch weitreichende Folgen für uns alle – und somit auch
für die Arbeit der Diakonie Hessen und ihrer Mitglieder: Beratungsstellen mussten geschlossen
werden, Umsätze bleiben aus, Dienstreisen, Sitzungen und Empfänge mussten abgesagt oder
auf digitale Formate umgestellt werden. Hinzu kommt, dass teilweise mehrfach pro Woche die
geltenden Schutzbestimmungen im Umgang mit dem Corona-Virus gelesen, interpretiert und an-
gewandt werden müssen.
Auch darüber hinaus war das Jahr 2020 für die Diakonie Hessen mit deutlichen Veränderungen
verbunden, von denen wir einige nachfolgend näher aufführen:
Veränderungen in den Organen der Diakonie Hes-            analyse inklusive der unterstützenden Begleitung in der
sen                                                       Implementierung der Umsetzung sowie der anschlie-
Im Oktober des letzten Jahres wurde Wilfried Knapp        ßenden Evaluation beschlossen.
nach 18-jähriger Tätigkeit als kaufmännischer Vorstand    Ziele der Weiterentwicklung sind letztlich die Schärfung
der Diakonie Hessen aus seinem Amt verabschiedet.         des Profils der Diakonie Hessen als Spitzenverband,
Ihm gilt unser besonderer Dank für die jahrelange enge    Mitgliederverband und Werk der Kirchen. Dazu wurde
und konstruktive Zusammenarbeit.                          im Herbst 2020 ein Organisationsentwicklungsprozess
Seitdem besteht der Vorstand aus zwei Personen: Pfar-     gestartet, der in einem ersten Schritt die organisationa-
rer Carsten Tag (Vorsitzender und theologischer Vor-      le Aufstellung und Ausrichtung der Landesgeschäfts-
stand), seit dem 1. März 2020 im Amt, und Dr. Harald      stelle und des Verbands analysierte. Darüber hinaus
Clausen (juristischer Vorstand). Im Aufsichtsrat ist am   erarbeiteten verschiedene Projektgruppen u.a. mögli-
09. September 2020 Pfarrer Maik Dietrich-Gibhardt als     che Schwerpunkte einer Positionierung des Landesver-
Nachfolger von Pfarrer Joachim Bertelmann als Vor-        bands, Chancen aus der Digitalisierung und Vorschläge,
sitzender gewählt worden. Die Mitgliederversammlung       um einen ausgeglichenen Haushalt der Geschäftsstelle
hat am 09. November 2020 Dr. Birgit Pfeiffer als Vor-     zu erreichen.
sitzende bestimmt, nachdem Norbert Kartmann zuvor
aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen         Als ein erstes Ergebnis entstand ein an der Mitglieder-
musste.                                                   ausrichtung orientiertes Organigramm für die Landes-
Der Vorstand dankt allen Ausgeschiedenen und freut        geschäftsstelle, das seit April 2021 umgesetzt wird.
sich auf die Zusammenarbeit mit den neu Hinzugekom-       Mitgliederbezogene Themen sind nun in fünf Bereichen
menen.                                                    gebündelt. Ein kleines Leitungsteam verbindet die
                                                          Arbeit der einzelnen Abteilungen stärker noch als bisher
Diakonie – stärken, fördern, prägen                       und fördert somit eine übergreifende, vernetzte Zusam-
Parallel zu den pandemiebedingten Herausforderun-         menarbeit.
gen arbeiten wir intensiv an der Weiterentwicklung der    Um als Landesverband zukunftsfähig aufgestellt zu
Landesgeschäftsstelle. Ein wesentliches Zwischenziel      sein, ist eine noch stärkere Konzentration auf unse-
ist die in der Satzung der Diakonie Hessen verankerte     re Kernaufgaben notwendig. Dazu werden wir in ei-
Ausgliederung der Regionalen Diakonischen Werke in        nem weiteren Schritt unser strategisches Profil weiter
Hessen und Nassau in eine gemeinnützige GmbH, die         schärfen und u.a. unser Leistungsportfolio überprüfen
für die Mitgliederversammlung am 30. Juni 2021 zur Be-    gegebenenfalls anpassen.
schlussfassung ansteht. Mit einem Festgottesdienst am     Eine erste Umsetzung erfolgt mit der Übertragung der
16. September in Darmstadt wollen wir dann ggfs. den      Abteilung Prüfen und Beraten (ehem. Treuhandstelle)
Start der neuen Tochtergesellschaft ‚Regionale Diako-     der Diakonie Hessen an das Amt für Revision der EKKW
nische Werke in Hessen und Nassau gGmbH‘ festlich         zum 01. Januar 2022. Die Abteilungsleitung ist bereits
begehen und zudem Volker Knöll als neuen Geschäfts-       zum 15. Mai 2021 an das Landeskirchenamt überge-
führer begrüßen sowie Wilfried Knapp als ehemaligen       gangen. Für die Kunden der ehemaligen Treuhandstelle
Vorstand der Diakonie Hessen offiziell verabschieden.     stehen Prüfungs- und Beratungsleistungen der Abtei-
                                                          lung wie gewohnt zur Verfügung.
Der Vorstand hat im Sommer 2020 zur Steuerung der
umfassenden Veränderungsprozesse die Beauftragung         Bei der Analyse unserer momentanen Schwerpunktset-
eines Beratungsunternehmens für eine Organisations-       zung wurde auch u.a. deutlich, dass das Thema Digita-
Berichte                                                  4–5

lisierung eine wesentlich stärkere Gewichtung als bisher    Hybrid-Fachtag zum Thema „Rechtspopulismus in Ge-
erfahren muss. Der Vorstand plant deshalb, eine/n           sellschaft, Politik und Sozialer Arbeit. Rechte Kümmerer
Digitalisierungsverantwortliche/n im Landesverband          als Herausforderung für die Sozial- und Jugendarbeit
einzurichten, um die notwendigen Handlungsfelder und        der Diakonie und Kirche“ in Kooperation mit den beiden
Umsetzungsschritte zu beschreiben und voranzutrei-          Landeskirchen in Frankfurt geben. Neben den gesell-
ben. Den Mitgliedseinrichtungen soll somit für dieses       schafts- und sozialpolitischen Ursachen für das Erstar-
wichtige Thema ein/e kompetente/r Ansprechpartner/in        ken des Rechtspopulismus wird der Fachtag auch auf
im Verband zur Verfügung stehen.                            die besonderen Herausforderungen einzelner Arbeits-
Dieser umfassende Prozess wird unterstützt und koor-        felder eingehen und interessierten Akteur*innen aus der
diniert von einer Stelle Organisationsentwicklung und       Praxis den Raum zum Erfahrungsaustausch geben.
Projektmanagement, die in 2020 für zwei Jahre einge-
richtet und mit Antje Lah besetzt wurde. Extern wird die    Ausblick
Weiterentwicklung durch die Beratung Lumen GmbH             Eine kirchen-, gesellschafts- und diakoniepolitisch sehr
begleitet.                                                  wichtige Fragestellung ist der Umgang mit der The-
Es ist unser Ziel, die Diakonie Hessen zukunftsfähig        matik sexualisierter Gewalt auch in Einrichtungen der
aufzustellen, sie weiter voran zu bringen und zu stärken,   Diakonie. Zur Entschädigung von Opfern sexualisierter
unsere Mitglieder zu fördern und die Gesellschaft im        Gewalt stimmen sich die hessischen Landeskirchen
Sinne der christlichen Nächstenliebe mit zu prägen.         gegenwärtig ab, eine Unabhängige Unterstützungskom-
                                                            mission (UUK) unter Beteiligung der Diakonie Hessen
Corona und seine Folgen                                     einzurichten. In der Landesgeschäftsstelle der Diakonie
Kinder und Jugendliche gehören zu den Bevölke-              Hessen wurde ab dem 1 März 2021 für die Dauer von
rungsgruppen, die insbesondere unter den Folgen der         2 Jahren eine Projektstelle besetzt, die mit der Um-
Pandemie zu leiden haben. Wir haben uns deshalb in          setzung der Anforderungen aus den Kirchengesetzen
den Jahren 2020 und 2021 unter dem Motto „Uner-             und zu entwickelnden Grundsätzen und Richtlinien der
hört – diese Kinder! Ja zu Kinder- und Jugendrechten“       Diakonie Hessen beauftragt ist. Zu den Aufgaben der
schwerpunktmäßig mit den Kinder- und Jugendrechten          Projektstelle zählt insbesondere die Unterstützung der
befasst. So haben wir u.a. unter der Federführung von       Mitglieder der Diakonie Hessen bei der Evaluierung
Dr. Blaser zusammen mit der Hessen Caritas und dem          und ggf. Ergänzung ihrer Präventionskonzepte und die
Institut für Sozialpädagogik und Soziale Arbeit am 23.      Durchführung entsprechender Schulungen. Zusätzlich
April im Anschluss an den zweiten Hessischen Lan-           sollen Mitglieder des Werkes bei Bedarf an dem von der
dessozialbericht im Rahmen ihres Schwerpunktthemas          EKD geplanten Forschungsprojekt zur Aufarbeitung von
„Kinder- und Jugendrechte“ einen Fachtag zu Präventi-       Gewalt und Gewaltstrukturen in Kirche und Diakonie
onsketten gegen Kinderarmut veranstaltet.                   mitwirken und den Forschenden benötigtes Archivma-
                                                            terial zugänglich machen. Kirche und Diakonie stellen
In der Pandemie zeigen sich auch gesellschaftspoliti-       sich den Erfahrungen der Opfer von sexualisierter Ge-
sche Konflikte so deutlich wie selten zuvor. So erreichen   walt, damit erlittenes Unrecht benannt und entschädigt
uns über unser Demokratieprojekt „FIT in der Diakonie       werden kann.
Hessen. Für Integration & Teilhabe!“ aus den Regionen
vermehrt Unterstützungsanfragen, wie Leitungskräfte         Dank
sich gegenüber im beruflichen Alltag geäußerten Ver-        Als Vorstand danken wir allen Mitarbeiterinnen und Mit-
schwörungstheorien verhalten können. Als Leiter des         arbeitern der Diakonie Hessen und ihrer Mitgliedsein-
Projekts hat Philipp Funke dies zum Anlass genommen,        richtungen für ihren unermüdlichen Einsatz unter den
am 10. März 2021 eine Online-Weiterbildung mit Prof.        erschwerten pandemischen Rahmenbedingungen! Den
Dr. Michael Butter durchzuführen, der als Experte die       Mitgliedern des Aufsichtsrates danken wir für die kons-
Teilnehmenden über die Hintergründe und den Umgang          truktive und kritische Begleitung der Weiterentwicklung
mit Verschwörungstheorien informierte und einen regen       des Landesverbandes! Gemeinsam stellen wir die Wei-
Austausch unter den Teilnehmenden ermöglichte.              chen, um den diakonischen Auftrag in der Gesellschaft
Das Projekt wird auch zukünftig verschiedene (Online-)      und vor Ort bestmöglich zu erfüllen.
Formate anbieten, welche die diakonischen Einrichtun-
gen in den gesellschaftspolitischen Herausforderungen       Pfarrer Carsten Tag, theologischer Vorstand und Vor-
vor Ort konkret unterstützen kann. Dazu zählen u.a.         standsvorsitzender
inhaltliche Impulse zu Themen wie Demokratie, Dis-          Dr. Harald Clausen, juristischer Vorstand
kriminierung oder Teilhabe – wie dies gerade schwer-
punktmäßig im Ev. Fröbelseminar erfolgt – oder die
Neu-Konzipierung der Demokratie-Lots*innen Weiter-
bildung, die ab 2022 im Landesverband angeboten
werden soll. Als Unterstützung unseres sozialanwalt-
schaftlichen Auftrags wird es am 24. Juni 2021 einen
Berichte

BERICHT DES VORSITZENDEN
DES AUFSICHTSRATS
Vorbemerkung                                              Alle Sitzungen in 2020 konnten ohne Einschränkungen
Folgende gewählte und entsandte Mitglieder gehören        beim Austausch oder bei der Beschlussfassung absol-
dem Aufsichtsrat an                                       viert werden.
(Stand: 30.04.2021):
                                                          So ist der Aufsichtsrat auch im Berichtszeitraum regel-
Mitglieder gem. § 17 Abs. 1 Nr.1 der Satzung:             haft und umfassend über die Arbeit des Vorstandes in-
1. Pfarrer Dr. Klaus Bartl                                formiert worden und konnte sich ein gutes Bild von viel-
2. Pfarrer Gerd Biesgen                                   fältigen Engagement auf den Ebenen der Landespolitik
3. Martina Heide-Ermel                                    und der Liga in Hessen sowie im Landesverband selbst
4. Dr. Christian Geyer                                    machen. Auch die Entwicklungen in beiden Landeskir-
5. Pfarrer Maik Dietrich-Gibhardt (Vorsitzender)          chen waren regelmäßig Gegenstand der Erörterung, da
6. Pfarrer Sven Kepper                                    die Zusammenarbeit mit den Kirchen insgesamt von
7. Jörg Marx                                              besonderer Bedeutung für die Diakonie Hessen, ihre
8. Martin Müller                                          öffentliche Wahrnehmung und ihre Wirkmächtigkeit ist.
9. Andrea Röth
10. Prodekanin Dr. Ursula Schoen                          Intensiv beschäftigt war der Aufsichtsrat mit den
11. Brigitte Walz-Kelbel (stellv. Vorsitzende)            komplexen Fragen der Ausgliederung der regionalen
12. Jörg Wiegand                                          Diakonischen Werke in Hessen und Nassau (RDW-HN).
			                                                       Vorzubereiten waren u.a. die Ausgliederungsbilanz und
Mitglieder gem. § 17 Abs. 1 Nr. 2 der Satzung:            die Ausgliederungsbeschlüsse, über die die Mitglieder-
1. OLKRin Claudia Brinkmann-Weiß                          versammlung im Sommer 2021 abstimmen soll. Gemäß
2. Dekanin Petra Hegmann                                  den Regelungen des Gesellschaftervertrages war der
3. OKR Jo Hanns Lehmann                                   Aufsichtsrat auch mit der Besetzung der Geschäftsfüh-
4. Stellv. Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf               rung der RDW-HN gGmbH i.G. befasst und ist mit der
5. OKR Christian Schwindt                                 Wahl von Volker Knöll als künftigem Geschäftsführer
6. OLKRin Dr. Anne-Ruth Wellert                           zu einem guten Ergebnis gekommen. Insgesamt ist
                                                          dem Aufsichtsgremium sehr daran gelegen, dass die
Mitglieder gem. § 17 Abs. 1 Nr. 3 der Satzung: vom        Rolle der Diakonie Hessen als Alleingesellschafterin
Gesamtausschuss gem. MVG entsandt:                        der RDW-HN GmbH eine Übergangslösung bleibt. Das
1. Hans Appel                                             Ziel besteht weiter in einer echten Selbstständigkeit der
2. Reiner Friele                                          RDW-HN gGmbH als Träger des operativen Geschäfts
		                                                        und ordentliches Mitglied im Landesverband.
Mitglied gem. § 17 Abs. 1 Nr. 4 der Satzung mit be-
ratender Stimme:                                          Eng verbunden mit der Ausgliederung der RDW-HN ist
1. Dr. Birgit Pfeiffer (Vorsitzende der Mitgliederver-    die Weiterentwicklung des Landesverbandes. Hier hat
sammlung)                                                 sich der Aufsichtsrat regelmäßig durch den Vorstand
2. Pröpstin Katrin Wienold-Hocke (stellvertretende Vor-   über den Verlauf und die Ergebnisse der externen Orga-
sitzende der Mitgliederversammlung)                       nisationsanalyse unterrichten lassen. Die Überlegungen
                                                          zur Frage der Klärung des Profils des Verbandes sind in
Vorstand Diakonie Hessen (Mitglieder gem. § 19            ein neues Organigramm mit einer neuen Leitungsstruk-
Abs. 2 der Satzung – mit beratender Stimme):              tur gemündet, die auch dem Zweier-Vorstand Rechnung
Pfarrer Carsten Tag (Vorstandsvorsitzender)               trägt. Dem Vorschlag des Vorstandes zum Organisati-
Dr. Harald Clausen (Juristischer Vorstand) 		             onsaufbau und der Struktur der Führungsebene ist der
                                                          Aufsichtsrat dabei einstimmig gefolgt.
                                                          Auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes-
Die Arbeit des Aufsichtsrates war in 2020 von den         verbandes ist Gegenstand der Beratungen gewesen.
besonderen Bedingungen der Corona-Pandemie ge-            Festgehalten wurde das Ziel, dass das Budget des
prägt. Nachdem die März-Sitzung noch in gewohnter         Landesverbandes bis 2023 kein strukturelles Defizit
Weise stattfinden konnte, mussten für die Sitzungen im    mehr enthält.
Juli und September Räumlichkeiten gefunden werden,
die den Hygiene- und Abstandsregeln Rechnung tru-         Jahresabschluss 2020:
gen. Mit der erfolgreichen digitalen Mitgliederversamm-   In seiner Sitzung am 19.05.2021 hat der Aufsichtsrat
lung im November waren dann die Voraussetzungen           den Jahresabschluss 2020 nach §18 Abs. 2 Ziff. 7 der
dafür geschaffen, die Sitzungen als Videokonferenzen      Satzung festgestellt.
zu organisieren.
Berichte                                               6–7

Die Diakonie Hessen schließt das Jahr 2020, wie im     Dank
Prüfbericht vorgelegt, mit einem Jahresüberschuss      Die Steuerung und Weiterentwicklung des Landes-
in Höhe von 3.609.621,90 € Euro ab. Der Aufsichtsrat   verbandes ist an sich bereits eine umfangreiche Auf-
empfiehlt der Mitgliederversammlung die Genehmi-       gabe. Unter den Bedingungen der Pandemie ist die
gung.                                                  Herausforderung noch einmal größer geworden. Der
                                                       Aufsichtsrat dankt den beiden Vorständen Pfarrer
Neu aufgenommene Mitglieder seit 1.1.2021              Carsten Tag und Dr. Harald Clausen dafür, dass sie sich
Ginsheim-Gustavsburger Tafel eV.                       dieser Herausforderung engagiert gestellt haben. Und
(rückwirkend zum 1.1.2020)                             wir danken auch Wilfried Knapp, der 18 Jahre lang die
Hospital St. Elisabeth gGmbH                           Diakonie in Hessen mitgestaltet hat und im Jahr 2020
Jumpers – Jugend mit Perspektive gGmbH                 in den Ruhestand gegangen ist. Ein großer Dank gilt
                                                       auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Lan-
Ausgeschiedene Mitglieder zum 31.12.2020               desgeschäftsstelle. Sie alle haben wesentlichen Anteil
Hospizkreis Birkenau e.V.                              daran, dass die Diakonie Hessen sich auch und gerade
Lebenshilfewerk Marburg-Biedenkopf e.V.                in diesen Zeiten ihrem Auftrag verpflichtet weiß, diako-
                                                       nische Kräfte im Bereich beider Kirchen zu stärken, die
Die Gesamtzahl der Mitglieder der Diakonie Hessen      diakonische Arbeit der Träger zu fördern und als Spit-
beläuft sich derzeit auf 459 Mitglieder.               zenverband der freien Wohlfahrtspflege die Diakonie in
                                                       Politik und Öffentlichkeit zu vertreten.
Sitzungstermine des Aufsichtsrats 2020:
11.03.2020 in Kassel
01.07.2020 in Frankfurt                                Pfarrer Maik Dietrich-Gibhardt, Vorsitzender des Auf-
09.09.2020 in Kassel                                   sichtsrats der Diakonie Hessen
16.12.2020 per Videokonferenz
Abteilungen

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Behindertenhilfe, Sozialpsychiatrie und Suchtfragen (BeSoS)
Referat Teilhabe                                            ermöglichen. In Verhandlungen mit dem Integrations-
Schwerpunkt der Tätigkeit waren die mit der Umset-          amt Hessen konnte für die Integrationsfachdienste
zung des BTHG verbundenen Rahmenvertragsverhand-            eine Garantiesumme in Höhe von 100% der Vergü-
lungen und fachlichen Vorbereitungen. Insbesondere zu       tung 2019 und damit eine Sicherstellung der Dienste
nennen sind PiT und ICF Schulungen, die die Mitglied-       erreicht werden.
seinrichtungen auf die Umsetzung des Gesamtplanver-         In 2021 werden Kriterien für die zukünftige Finanzie-
fahrens als wesentlicher Teil des BTHG vorbereiten.         rung bei Leistungserbringung in digitaler Form erarbei-
                                                            tet.
Das Referat soziale Teilhabe schult die Anwendung des
ICF-basierten Bedarfsermittlungsinstrumentes PiT für        Referat für Suchtfragen
die Eingliederungshilfe. Darüber hinaus wurde ein be-       Die Sucht-Selbsthilfegruppen haben sich in der
sonderer Fokus auf die Entwicklung und Förderung von        zweiten Jahreshälfte vermehrt in virtuellen Räumen
Beteiligungsstrukturen nach Maßgabe der UN – Behin-         (Zoom, Skype etc.) getroffen. Alle geplanten Sucht-
dertenrechtskonvention für Menschen mit Behinderun-         helfer*innen-Ausbildungen (Hessen Süd und Hessen
gen gelegt. Hierzu wurde ein Projekt angelegt, welches      Nord) mussten leider abgesagt werden. Die Fördermit-
innerhalb der kommenden drei Jahren partizipative           tel des Landes Hessen sind ordnungsgemäß verteilt
Strukturen in der Praxis der Eingliederungshilfe verstär-   worden. Im ELAS –Vorstand wurde ein Positions-und
ken wird. Zudem sind durch die Corona – Pandemie            Forderungspapier zu den fünf Arbeitsschwerpunkten
bedingte zusätzliche Beratungs- und Informationsauf-        der Suchthilfe erarbeitet, welches als Grundlage für
gaben für die Mitgliedseinrichtungen wahrgenommen           Gespräche mit sozialpolitischen Entscheidungsträgern
worden.                                                     dient.

Werkstätten für Menschen mit Behinderungen wurden
unterstützt, Beschäftigungs- und Arbeitszeitmodelle zu      Rita Henning, Abteilungsleiterin BeSoS
entwickeln, um nahezu allen Beschäftigten auch unter
Corona-Bedingungen die Teilhabe am Arbeitsleben zu
Abteilungen                                                  8–9

                    FOLGEN DER CORONA-PANDEMIE!
                 Existenzsicherung, Armutspolitik, Gemeinwesendiakonie (ExAGd)
In der Abteilung Existenzsicherung, Armutspolitik und Gemeinwesendiakonie sind lebenswelt-
und armutsorientierte Referate gebündelt wie Allg. Lebensberatung, Arbeitsmarktpolitik,
Armutspolitik, Bahnhofsmission, Freiwilliges Engagement, Gemeinwesenarbeit, Jugendberufs-
hilfe, Quartiersarbeit, Schuldnerberatung, Straffälligenhilfe, Tafelarbeit, Wohnungsnotfallhilfe
etc. Themen sind insbesondere die gegenwärtige Armutsentwicklung, die immer prägnanter
werdenden Unterschiede zwischen Reichtum und Armut bzw. zwischen gesellschaftlicher
Teilhabe und gesellschaftlichem Ausschluss.

Im Besonderen durch die Coronapandemie zeigt sich          ßung nur telefonisch möglich.
gesellschaftliche Ungleichheit auf der strukturellen und
auf der individuellen Ebene:                               In den hessischen Tafeln sprechen viele Menschen vor,
                                                           die in der Vergangenheit den Weg gescheut haben.
So mussten in der Wohnungsnotfallhilfe zunächst Ta-        Es ist damit zu rechnen, dass sie langfristig auf diese
gesaufenthalte geschlossen werden und wurden dann          Nothilfe angewiesen sind
nur für eine begrenzte Anzahl wohnungsloser Men-
schen wieder geöffnet Als Notlösung wurden Pavillons       Die Bahnhofsmissionen halten - wo es möglich ist - ein
angeschafft, um den geschützten Raum im Freien zu          Notprogramm aufrecht und geben warme Getränke und
erweitern und um Beratung anzubieten.                      Speisen nach draußen. Was fehlt, ist soziales Mitein-
                                                           ander für die Gäste, die von Armut und Ausgrenzung
Auch in allen anderen öffentlichen Räumen wie Mehrge-      häufig in besonderer Weise betroffen sind
nerationenhäuser, Begegnungsstätten und Treffpunkten
im Gemeinwesen, bedurfte es großer Anstrengungen,          Im Freiwilligen Engagement gab es viel Bewegung. Älte-
die Hygienekonzepte umzusetzen. Während der Schlie-        re Freiwillige, die zur Risikogruppe gehörten, zogen sich
ßungen wurden in den Einrichtungen viele ausgefallene      zurück. Jüngere Menschen erklärten sich bereit, diese
Ideen entwickelt, um für die Menschen da zu sein.          Lücken zu füllen. Im Besonderen im digitalen Bereich
                                                           entstanden neue Engagementfelder.
Durch den Lockdown fielen obdachlosen bzw. armen
Menschen existenzsichernde Einnahmequellen weg wie         Die Schuldnerberatung verzeichnete einen – noch
Flaschensammeln, Straßenzeitungsverkauf, Betteln etc.      moderaten - Anstieg der Beratungsanfragen. Besorg-
Kurzfristig konnten von der Diakonie Hessen zusätzliche    niserregend ist dabei die Tatsache, dass es sich hier-
Überbrückungshilfen zur Verfügung gestellt werden.         bei überwiegend um Menschen handelt, die von den
Durch das spendenbasierte Projekt #waermespenden           finanziellen Folgen der Corona-Pandemie besonders
konnten im Kampagnenjahr 2020/2021 über 1.000              betroffen sind, aber derzeit nach dem SGB II und XII
Schlafsäcke als Erfrierungsschutz verteilt werden.         keinen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung haben
                                                           (Solo-Selbstständige und Erwerbstätige besonders aus
Die Digitalisierung entwickelt sich zum Zauberschlüssel.   dem Freizeit- und Eventbereich, Kultur und Gastrono-
Veranstaltungen können beispielsweise überwiegend          mie).
nur noch digital gebucht werden. Doch was, wenn
dieses Medium armutsbetroffenen Menschen nicht zur
Verfügung steht?                                           Stefan Gillich, Abteilungsleiter ExAGd
Jobcenter, Arbeitsagenturen etc. haben den Besucher-
verkehr eingestellt und sind überwiegend nur digital
oder telefonisch zu erreichen – mit langen Verzögerun-
gen. In ihrer Not drängen viele Menschen in die noch
offenen diakonischen Beratungsdienste.
Die externe Beratung durch die Straffälligenhilfe war in
den Haftanstalten wegen der coronabedingten Schlie-
Abteilungen

GEWALTIGE AUFGABEN
Familie, Frauen, Jugend, Kinder (FFJK)
Eine gewaltige Aufgabe der Jugendhilfe                     Frauen- und Familiengesundheit am Limit
Die Pandemie dominierte bis heute in einer nie dage-       In der Corona-Pandemie gingen viele Anfragen nach
wesenen Komplexität alle Bereiche der Jugendhilfe.         Kurmaßnahmen in den Beratungsstellen von deutlich
Schleppende Digitalisierung für Schulkinder, Home-         belasteteren Müttern ein. Die zusätzliche Betreuungs-
schooling, geschlossene Sportplätze und Jugendzent-        und Erziehungsarbeit lastet in der Hauptsache auf ihren
ren sowie Kontakteinschränkungen prägten das Leben         Schultern. Häufig wurden Zukunftsängste, finanzielle
der jungen Menschen mit dramatischen, vor allem nun        Sorgen, Partnerschafts-konflikte und Probleme zwi-
auch offensichtlich auftretenden psychischen Langzeit-     schen Eltern und Kindern geschildert. Die Beratungsan-
folgen. Immer neue oft nicht abgestimmte Gesetze und       gebote wurden vielfältiger. Neben der Präsenzberatung
Verordnungen sowie unzählige divergierende regionale       in einem vertrauensvollen Beratungssetting kamen
Auslegungen erschwerten den mit großem Engage-             Telefon- und Onlineberatungsangebote hinzu. Der
ment und viel Kreativität arbeitenden Trägern die Arbeit   Lockdown und die Unsicherheit, ob Kurmaßnahmen
mit den jungen Menschen. Viele Gespräche auf Lan-          in der Pandemie stattfinden können, führte anfangs zu
des- sowie Kommunaler Ebene waren notwendig, um            einem Rückgang der Anfragen. Kurkliniken mussten
Hilfen zielführend und weitestgehend auch finanzierbar     zu Beginn der Pandemie schließen und durften später
umzusetzen. Themen wie u.a. Personalengpässe, Qua-         nur einen geringen Teil der Betten belegen. In 2021
rantäneanordnungen, Impfpriorisierung, Finanzierung        wird davon ausgegangen, dass infolge der Corona-be-
von Schutzausrüstung und Homeschooling stellten die        dingten Belastungen der Bedarf an Kurmaßnahmen für
Träger der Jugendhilfe vor große Herausforderungen.        Mütter/Mutter-Kind und Vater-Kind sowie für Pflegende
Trotz allem gelang es, die Betreuung und Förderung         Angehörige weiter steigt. Dies erfordert einen Ausbau
junger Menschen in den Einrichtungen unter großem          bedarfsgerechter Angebote.
Einsatz der Mitarbeitenden sicherzustellen.
                                                           Themen und Trends
Neue Beratungssettings                                     Die wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Folgen der
in der Schwangerschafts(konflikt)beratung                  Corona-Pandemie für junge Menschen, Frauen, Fami-
Trotz Lockdown waren die Beratungsstellen weitestge-       lien und Alleinerziehende werden unsere Arbeit in den
hend für Ratsuchende offen und konnten einen Anstieg       nächsten Jahren prägen. Bildungs(un)-gerechtigkeit in
der Beratungen um ca. 5% verzeichnen. Unter Einhal-        und nach der Corona-Pandemie, belastete Mütter /Vä-
tung der hygienischen Vorgaben waren viele Frauen          ter zwischen Homeschooling und Homeoffice, die fort-
und Schwangere sehr dankbar, dass die Beratung auch        schreitende Digitalisierung in allen Arbeitsfeldern, die
weiterhin vor Ort angeboten wurde. Jedoch Jobcen-          SGB VIII Reform, Schutzkonzepte gegen (sexualisierte)
ter, Elterngeldstellen und Krankenkassen waren von         Gewalt sowie die angemessene Finanzierung sozialer
einem auf den anderen Tag für den Publikumsverkehr         Arbeit zählen weiterhin zu den wichtigen sozialpoliti-
geschlossen oder nur noch eingeschränkt erreichbar.        schen Themen und Herausforderungen in 2021.
Wie unter einem Brennglas machte Corona die prekäre
Lebenssituation von Frauen, Schwangeren und Fami-
lien sehr deutlich. Themen wie Kurzarbeit, (drohende)      Andrea Schaller, Abteilungsleiterin FFJK
Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und psychische Belas-
tung dominierten die Beratungen und führte oftmals zu
einem längeren Beratungsverlauf. Die Erfahrungen des
letzten Jahres führten dazu, dass die Beratungsstellen
neben der Präsenz- und Telefonberatung auch verstärkt
Onlineberatung anboten und diese auch weiter ausbau-
en werden. Die Chance besteht darin, den Ratsuchen-
den eine Vielfalt an Beratungssettings anzubieten, die
Zugänge zu Beratung zu erleichtern und damit besser
auf die individuellen Lebensumstände eingehen zu
können.
Abteilungen                                              10 – 11

         MENSCHENRECHTE UND SOLIDARITÄT
                           IN DER KRISE
                                               Flucht, Interkulturelle Arbeit, Migration (FIAM)
Die Pandemie trifft flüchtende und geflüchtete Meschen      Wachsende Herausforderungen bei zurückgehen-
besonders hart. Grenzen werden noch undurchlässiger,        den finanziellen Mitteln
als sie ohnehin schon sind. Visaverfahren im Rahmen         Vor allem die Flüchtlingsberatung steht nicht nur wegen
von Familienzusammenführungen wurden vielfach               der Pandemie, sondern auch aufgrund eines immer res-
ausgesetzt. In Erstaufnahmeeinrichtungen (EAE) und          triktiver werdenden Behördenhandelns vor wachsenden
Gemeinschaftsunterkünften stellt Covid-19 aufgrund          Herausforderungen. Zugleich ist absehbar, dass finan-
hoher Belegungszahlen und beengter Wohnverhältnisse         zielle Mittel der Kirchen für diese Arbeit zurückgehen
eine besondere Gefahr dar. Für Flüchtlinge, die noch        werden. Ein ab Mitte 2021 zu erwartender Zuschuss
im Bezug von Leistungen nach dem Asylbewerberleis-          des Landes Hessen für die unabhängige Verfahrensbe-
tungsgesetz sind, aber auch in Deutschland lebende          ratung in den EAE ist zwar erfreulich, wird in der Höhe
EU-Bürger*innen ohne Zugang zu Sozialleistungen             aber bei weitem nicht ausreichen, um die wegfallenden
sind in 2020 keine zusätzlichen Coronahilfen zur Ver-       Kirchenmittel auszugleichen, zumal mit dieser Förde-
fügung gestellt worden. Ihr Zugang zu Behörden war          rung nur neue zusätzliche Stellen finanziert werden
stark erschwert oder funktionierte überhaupt nicht.         können.
Und trotz Pandemie wurde weiter in höchstbelastete
Herkunftsländer wie Afghanistan abgeschoben. Auch           Wofür wir uns weiter einsetzen werden:
Menschenwürde und Menschenrechte haben gelitten in          • eine den Herausforderungen angemessene öffent-
der Pandemie und Solidarität umfasst keineswegs alle           liche Finanzierung der Migrations- und Flüchtlings-
in Deutschland lebenden Menschen.                              beratung;
                                                            • verbindliche Standards für menschenwürdige
Beratung und Unterstützung in der Pandemie                     Wohnbedingungen für Geflüchtete;
Die Migrations- und Flüchtlingsberatung haben das           • großzügige Landesaufnahmeprogramme für Ge-
Beratungsangebot trotz Kontaktbeschränkungen weit-             flüchtete.
gehend aufrechterhalten, indem sie vielerorts auf „on-      • Solidarität mit allen in Deutschland lebenden Men-
line-Beratung“ umgestellt haben. Schwierigkeiten gab           schen in der Pandemie.
und gibt es mit Klient*innen, denen hierfür die techni-
schen und sprachlichen Voraussetzungen fehlen. FIAM
hat zusätzlich zur kontinuierlichen fachlichen Begleitung   Andreas Lipsch, Abteilungsleiter FIAM,
und Unterstützung der Beratungsstellen in RDW und           Interkultureller Beauftragter der EKHN
Dekanaten im Jahr 2020 eine Online-Qualifizierungsrei-
he für neue Mitarbeitende angeboten. Die Hausaufga-
benhilfegruppen haben kreative Möglichkeiten gefun-
den, trotz Kontaktbeschränkungen ihre Schüler*innen
weiter zu unterstützen.
Abteilungen

UMSCHALTUNG IN KRISENMODUS
Gesundheit, Alter, Pflege (GAP)
Die veralteten Pandemiepläne der Länder setzten alle        ter Öffentlichkeitsarbeit. Ziel war, mediale verbreitete
Pflegeorganisationen unter extremen organisatorischen       Pflegebilder zu korrigieren, diakonische Pflegekultur zu
Druck, denn die Schutzbestimmungen für das Gesund-          unterstreichen sowie das Missverhältnis aufzuzeigen
heitssystem ließen das Pflegesystem zunächst weit-          zwischen politisch verordnetem hohem bürokratischem
gehend unberücksichtigt. Dort vorhandene Bestände           Aufwand, den behördlich und regional höchst wider-
an Schutzmaterialien waren im März deshalb schnell          sprüchlichen Vorgaben und den begrenzten personellen
aufgebraucht und aufgrund der weltweiten Nachfrage          Ressourcen der Pflegeorganisationen, welche infekti-
kaum zu beschaffen. Dieser Materialmangel erzeugte          onsbedingt zudem stark schwankten.
dramatische Situationen für Beschäftigte und pflegebe-
dürftige Menschen sowohl in der ambulanten wie auch         Der finanzielle Rettungsschirm für Pflegeorganisatio-
der (teil-)stationären Pflege. Die gemeinwesenorientierte   nen konnte deren Mehrausgaben und Mindereinnah-
Altenarbeit kam völlig zum Erliegen. Trotz eines ersten     men weitgehend ausgleichen, Sorgenkind bleibt die
Lockdown waren hohe Infektions- und Todeszahlen bei         gemeinwesen-orientierte Altenarbeit. In der ersten
hochaltrigen und pflegebedürftigen Menschen die Fol-        Pandemie-Welle profitierten auch die Krankenhäuser
ge und haben sich in Wellen bis zum Ende des Jahres         vom Rettungsschirm durch die einheitliche Freihalte-
2020 und den Impfungen weiter fortgesetzt.                  pauschale. Diese wurde in der zweiten Jahreshälfte von
                                                            einem differenzierten Pauschalsystem abgelöst, dessen
Ab Anfang März wurde die Arbeitsorganisation der            Umsetzung zusammen mit weiteren Pandemiefolgen
Abteilung diesem Krisenmodus angepasst, um der              die ohnehin verschärfte schwierige Finanzlage vieler
Anfrageflut aus den Mitgliedseinrichtungen zu begeg-        Krankenhäuser erneute offenbarte.
nen, gleiches galt für Gremien, Lobbyarbeit u.v.m. Die
erst stündlich, dann täglich und später wöchentlich sich
ändernden Bedingungen, Informationen und rechtlichen        Dagmar Jung, Abteilungsleiterin Gesundheit, Alter,
Vorgaben wurden für die Mitglieder nach deren Einrich-      Pflege
tungslogiken „übersetzt“, kondensiert und sind seither
kontinuierlich tagesaktuell über eine eigene Website ab-
rufbar. Parallel organisierte die Abteilung zwischen März
und Mai eine aufwendige Aktion zum Sammeln und
Verteilen von Schutzmaterial-Spenden inkl. Maskenbe-
schaffung aus China, Qualitätsprüfung und Verteilen an
die Mitglieder. Eine vergleichbare Unterstützung erfolgte
im Herbst in Kooperation mit Agaplesion, um Mitglie-
dern den Bezug und die Abrechnung von Schnelltests
zu vereinfachen.
Dieses Engagement wurde begleitet von verstärk-
Abteilungen                                              12 – 13

                                                  ENGAGIERT IN KONTAKT
                                                                        Tageseinrichtungen für Kinder
Die Arbeit der Kindertageseinrichtungen und damit            um den kirchenspezifischen Handlungsbedarf bezüg-
auch der Abteilung war geprägt von der SARS-Co-              lich der krisenbedingten Vorgaben zu identifizieren und
vid19-Infektionslage und den jeweils kurzfristig umzu-       zu regeln. Regelungsbedarfe konnten geklärt und der
setzenden Bundes- und Landesverordnungen. Kinder             Informationsfluss kooperativ verabredet werden.
sind von den Einschränkungen ihrer Erlebnisräume
und ihrer Beziehungen in ganz eigener Weise getroffen        Fachberatung
und es bleibt erste Priorität, für sie möglichst viel Kon-   Das gesamte Leistungsportfolio der Fachberatung war
tinuität zu gewährleisten. Gleichermaßen galt es, im         von den veränderten Anforderungen berührt: umfassen-
Dialog mit den mehrfach belasteten Eltern zu bleiben         der Informationstransfer, proaktive Kontaktaufnahme,
und ihre dringlichen Betreuungsbedarfe aufzunehmen.          Verankerung digitaler Austauschformate, einrichtungs-
                                                             spezifische Unterstützung bei pandemiespezifischen
Die Einrichtungen blieben eingeschränkt, aber durch-         Aufgabenstellungen und bei strategischen Entscheidun-
gehend geöffnet, ein komplexes Pandemie-Manage-              gen, Beratung der pädagogischen Arbeit bei einge-
ment war erforderlich: die Umsetzung der wechseln-           schränktem Angebot, fachliche Impulse für neu aufzu-
den gesetzlichen Vorgaben, der Personaleinsatz unter         greifende Themen, Anliegen des Kinderschutzes und
Beachtung des Arbeitsschutzes und des Arbeits-               der Erziehungspartnerschaft, Beschwerdemanage-
rechts, die finanzielle Sicherung der Arbeit, die Binnen-    ment, Beratung in konflikthaften Situationen u.a.m..
organisation bei Verdachts- und Infektionsfällen, die
Testungen und die Impfstrategie, die Verbesserung der        Qualifzierung
digitalen Ausstattung u.v.m.                                 Die Fortbildungen wurden kurzfristig auf digitale For-
                                                             mate umgestellt und eine Vielzahl neuer didaktischer
Die nicht planbare Dynamik des Infektionsgeschehens,         Methoden erschlossen. Die positiven Erfahrungen
der Abstimmungs- und Koordinationsaufwand, die               fließen in die zukünftigen Planungen ein und verwei-
extrem kurzen Vorlaufzeiten und die letztlich nicht auf-     sen auf einen fortgesetzten Wechsel von Präsenz- und
lösbaren Widersprüche der Pandemiesituation wurden           Onlineangebote.
mit hohem Engagement aufgefangen. Inzwischen führt
die Dauer der Belastung zu Überforderungsanzeigen            Weitere, aktuelle Schwerpunkte unserer Arbeit –
und nachhaltiger Erschöpfung der Akteure im System.          jenseits von Corona
                                                             Exemplarisch weisen wir für das Berichtsjahr hin auf
Das politisch und gesellschaftlich postulierte Votum         folgende Prozesse hin:
der „Priorität von Kitas und Schulen“ wurde bisher
nur unzureichend und inkonsequent mit erforderlichen         •   fachpolitische Begleitung der Novellierung des
Maßnahmen flankiert. Hier setzt unser Handeln an.                HKJGB (Hessisches Kinder- und Jugendhilfege-
                                                                 setzbuch) mit Umsetzung des KiQuTG („Gute-Ki-
Service und Information                                          ta-Gesetz“)
Mit eingeführten Instrumenten und zusätzlichen Ser-
viceformaten haben wir den Informationsfluss und             •   Weiterentwicklung von Trägerstrukturen; Evaluie-
die Beratung intensiviert. Die Neuerungen und stets              rung der Trägerverbünde, Prozessbegleitung der
kurzfristigen Veränderungen wurden in enger Taktung              Steuerungsgruppe, Ergebnispräsentation und Bear-
kommuniziert, fachlich einordnet und deren Umsetzung             beitung der Folgeaufträge
unterstützt.

Interessenvertretung                                         Regine Haber-Seyfarth, Abteilungsleiterin Tageseinrich-
In engem Austausch mit dem HMSI, den KoSpV und               tungen für Kinder
den Ligaverbänden wurden die finanziellen, arbeits-
rechtlichen und organisationalen Auswirkungen der
verordneten Maßnahmen kontinuierlich eingeordnet
und die Rückmeldung der Mitglieder platziert. Die
Einbindung der bundespolitischen Ebene war über den
Austausch mit der Diakonie Deutschland und der BETA
(Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen
für Kinder e.V.) sichergestellt. Zu den kritischen Folge-
wirkungen der bundes- und landespolitischen Entschei-
dungen haben wir öffentlich Position bezogen. Mit dem
Bildungs-, dem Diakonie- und dem Arbeitsrechtsreferat
im Landeskirchenamt standen wir in engem Austausch,
Abteilungen

DRITTMITTEL
Förderwesen – Fundraising – Stiftungen (FFS)
Die Abteilung hat die Aufgabe, Drittmittel für die Diakonie Hessen und ihre Mitgliedseinrich-
tungen einzuwerben bzw. die Mitglieder bei ihren Aktivitäten zur Generierung von Fördermitteln
zu unterstützen, um damit nicht ausfinanzierte Arbeitsfelder zu fördern, Innovationen voranzu-
bringen und Hilfen in wirtschaftlichen Notlagen zu ermöglichen. Der Fokus liegt dabei auf Mitteln
aus den Soziallotterien, Spenden, Diakoniesammlungen, Geldauflagen von Gerichten und
Staatsanwaltschaften, Kollekten und kirchliche Sondermittel, sowie Fördermittel von Stiftungen.
Im Jahr 2020 konnten wieder mehr als 250 Fördermittelanfragen beraten und deren Finanzierung
unterstützt werden. Damit wurden im Bereich der Diakonie Hessen diakonische Projekte in
einem Gesamtumfang von mehr als 22 Mio Euro ermöglicht. Der gesamte Förderbedarf lag bei
7,2 Mio Euro.

Der Bereich Fundraising profitierte im „Coronajahr“        Mit 30 Stiftungen stellt die Diakonie Hessen inzwi-
von dem allgemeinen Trend auf dem Spendenmarkt.            schen einen beachtlichen Fördertopf für Einzelfallhilfen
Die Geldspenden erzielten mit 736T€ den 14-fachen          und diakonische Projekte im ihrem Bereich zur Verfü-
Wert der Vorjahre. Hinzu kamen Sachspenden im Wert         gung. Die Gesamtförderungen konnten um 285T€ auf
von 450T€. Auch die Kollektenerträge erzielten mit         3,64 Mio Euro erhöht werden. In 2020 wurden unter
566T€ einen Höchstwert seit 2003. Gemeinsam mit            dem Dach der Stiftung Diakonie Hessen (SDH) Zustif-
Sondermitteln der Aktion Mensch konnten insgesamt          tungen in Höhe von 700T€ generiert. Eine neue Stiftung
mehr als 2 Mio Euro für coronabedingte Mehraufwen-         wurde im Büdinger Land aus einer Erbschaft gegrün-
dungen – vor allem für armutsbetroffene Personen – im      det und eine ehemals selbstständige Stiftung in eine
Bereich der Diakonie Hessen bereitgestellt werden.         unselbstständige umgewandelt (Hospizstiftung Kassel).
Hervorzuheben ist dabei die Unterstützung von mehre-       Mit DiaCasa (Wohnungsnotfallhilfen) wurde ein fünfter
ren Banken und von Eintracht Frankfurt. Mit der Aktion     Stiftungsfonds eingerichtet. An Spenden und Kollekten-
#wärmespenden ist es der Diakonie Hessen erstmals          mitteln wurden im Jahr 2020 mehr als 350T€ eingewor-
gelungen durch eine eigene Plakataktion mit der in Kas-    ben. In Westerburg hat die SDH eine weitere Immobilie
sel geborenen Schauspielerin Ulrike Folkerts eine sehr     erworben, die zu einer Tagesstätte für psychisch kranke
hohe Aufmerksamkeit und entsprechende Spendenein-          Menschen umgebaut wird.
nahmen zu generieren.

Im Förderwesen konnten 2,7 Mio Euro aus den Sozi-          Bernd Kreh, Abteilungsleiter Förderwesen, Fundraising
allotterien für die regionale Diakonie und die Mitglied-   und Stiftungen
seinrichtungen beraten und vermittelt werden. Zudem
wurden 2,9 Mio Euro aus dem Förderfonds der Diakonie
Hessen vermittelt. Die neuen Förderrichtlinien wurden
nach den Erfahrungen aus dem ersten Durchlauf über-
arbeitet. Sie stehen nun gezielt für mitgliederübergrei-
fende Maßnahmen, für Innovationen, für die Förderung
von Ehrenamtlichen und für Hilfen bei wirtschaftlichen
Notlagen von Mitgliedseinrichtungen zur Verfügung.
Abteilungen                                                14 – 15

                  BESONDERER BERATUNGSBEDARF
                                                                                                           Recht
Die Arbeit der Rechtsabteilung war im Berichtszeit-        eine umfassende Modernisierung des Kinder– und
raum geprägt von den besonderen Informations– und          Jugendhilfegesetzbuches (SGB VIII) an. Erste (Infor-
Beratungsbedarfen infolge der Corona – Pandemie.           mations-)Veranstaltungen zu diesem Reformvorhaben
Eine Vielzahl von oftmals kurzfristig geltenden Geset-     wurden für unsere Mitglieder bereits durchgeführt.
zen und Verordnungen – sei es auf Bundes– oder auch        In die Verbändebeteiligung zur Umsetzung des soge-
Landesebene – mussten für die Mitglieder gesichtet,        nannten „Gute - Kita – Gesetzes“ in Hessen war auch
aufbereitet und weitergeleitet werden, meist begleitet     die Rechtsabteilung der Diakonie – zusammen mit der
von entsprechendem Beratungsbedarf. Davon betroffen        Abteilung Kindertagesstätten sowie Vertreterinnen und
waren insbesondere die Bereiche Arbeits– und Sozial-       Vertretern der EKHN – intensiv eingebunden. Rechtlich
recht. So ging es beispielsweise um Fragen zur Kurzar-     begleitet wurden – zusammen mit den zuständigen
beit in diakonischen Einrichtungen, die Sicherstellung     Fachabteilungen von EKKW und Diakonie Hessen –
von Beratungsangeboten trotz bestehender Kontaktbe-        überdies Fusionsprozesse von verfasst-kirchlichen Kin-
schränkungen und die Unterstützung bei Vertragsan-         dertagesstätten und Pflegediensten. Daneben erfolgte
passungen und Zusatzvereinbarungen zur Bewältigung         die allgemeine Rechtsberatung für die Kindertagesstät-
der pandemischen Lage. Eine detaillierte Aufzählung        ten und regionalen diakonischen Werke im Bereich der
dieser Aktivitäten würde den Rahmen dieses Berichts        EKKW, insbesondere in Verhandlungssituationen mit
sprengen.                                                  Kommunen und kommunalen Spitzenverbänden.

Doch auch in anderen, oftmals längerfristig angelegten     3. Die anstehende Ausgliederung der regionalen Di-
Aufgabenbereichen war die Abteilung tätig. Insoweit        akonischen Werke auf dem Gebiet der EKHN in eine
hervorzuheben sind die nachfolgenden Felder:               eigenständige Gesellschaft hat im Berichtzeitraum zu
                                                           einem erheblichen Arbeitsaufwand auch für die Rechts-
1. Die komplizierte, weil von unterschiedlichen Interes-   abteilung geführt – daran wird sich voraussichtlich bis
sen geleitete Gestaltung von gemeinsamen Arbeitsver-       Sommer 2021 nichts ändern. Entsprechendes gilt für
tragsrichtlinien für die Diakonie Hessen (AVR.DH) er-      die organisatorisch aufwändige Vorbereitung hybrider
fordert eine intensive organisatorische sowie rechtliche   Mitgliederversammlungen.
Begleitung, und zwar sowohl in der arbeitsrechtlichen
Kommission des Werkes als auch der Arbeitsgemein-          Im Rahmen des Organisationsentwicklungsprozesses
schaft diakonischer Dienstgeber der Diakonie Hessen.       der Diakonie Hessen war die Rechtsabteilung an der
Auch die Entgeltrunde 2020/2021 sowie die Umset-           Projektgruppe „Positionierung des Landesverbandes“
zung der Neuerungen im Mitarbeitervertretungsrecht         beteiligt. Last but not least sei die Einbindung der
2019/2020 haben die Arbeitsrechtlerinnen des Verban-       Rechtsabteilung in das sehr aktuelle Themenfeld „Ge-
des in besonderer Weise beansprucht. In ihrer Arbeit       waltprävention in Kirche und Diakonie“ genannt. Inso-
unterstützt werden und wurden sie dabei von externen       weit gilt es, einerseits eine möglichst abgestimmte Linie
Anwältinnen, die vorübergehend zum Ausgleich von           mit den beiden evangelischen Kirchen in Hessen herzu-
Mutterschutz – und Erziehungsurlaubszeiten beauftragt      stellen, andererseits aber auch die besonderen Bedarfe
wurden.                                                    und Bedingungen der Diakonie zu beachten. Fragen
                                                           des Datenschutzes bei der anstehenden Aufarbeitung
Die Zahl der Verfahren vor dem Kirchengericht wie auch     sexualisierter Gewalt sind dabei ebenso relevant, wie
vor der Schlichtungsstelle war in 2020 im Verhältnis zu    die Suche nach verbandlich geeigneten Beteiligungs-
2019 leicht rückläufig – von 16 auf 14 (Kirchengericht)    formen bei der Gewaltprävention und der Anerkennung
bzw. 15 auf 13 (Schlichtungsstelle) Fälle.                 erlittenen Unrechts. Dieser Prozess ist angesichts
                                                           unterschiedlicher Erwartungshaltungen der Akteure und
2. Im Bereich Sozialrecht – Eingliederungshilfe – stand    Betroffenen kompliziert – auch der Öffentlichkeit gut
erneut die Überleitung des Bundesteilhabegesetzes          vermittelbare Ergebnisse sind jedoch geboten.
(BTHG) auf die Landesebene im Mittelpunkt, insbeson-
dere durch Neuverhandlung der betroffenen Rahmen-
verträge. Auch dies erfolgte in enger Abstimmung mit       Uwe Sponer, Abteilungsleiter Recht
der insoweit federführenden Abteilung BeSoS und der
Abteilung Wirtschaftliche Beratung. Für die Abteilungen
BeSoS und GAP werden und wurden überdies neue
Musterverträge erstellt und bestehende Regelungen
überarbeitet.

Im Arbeitsfeld Frauen, Familie, Jugend und Kinder steht
Abteilungen

FINANZIERUNG SOZIALER ARBEIT
UNTER CORONA-BEDINGUNGEN
Wirtschaftliche Beratung
Aufgrund der Corona-Pandemie traten Ende März 2020          Entsprechend schwierig waren und sind die Umsetzung
bis dahin unvorstellbare Ereignisse ein. Produktion         der verschiedenen Gesetze, Erlasse und Verordnungen
und Dienstleistung weltweit kamen weitestgehend zum         mit einem verständlicherweise hohem Informations-
Erliegen. Eine wahre Gesetzes- und Verordnungsflut          und Beratungsbedarf. In enger Abstimmung mit unse-
brach über uns herein, um der Pandemie zu begegnen.         rem Bundesverband haben wir diesbezüglich auch die
Es wurde recht schnell deutlich, dass die Arbeit im sozi-   Gesetzgebungsverfahren auf Bundesebene begleitet
alen Bereich nicht einfach eingestellt werden kann, son-    mit Problemanzeigen aus dem Land Hessen.
dern sie wurde auf einmal systemrelevant und erfreute
sich zunehmender öffentlicher Anerkennung. Gleich-          Besonders schwer hat es aber die so genannten nie-
wohl waren hier zunächst einmal nur die Krankenhäuser       derschwelligen Angebote getroffen, die weitestgehend
und Angebote der Altenpflege im öffentlichen Fokus.         aus kommunalisierten Mitteln finanziert werden. Die An-
                                                            bieter wurden auf finanzielle Hilfen verwiesen, u.a. das
Vor diesem Hintergrund konnten auch die aufgespann-         Sozialdienstleistereinsatzgesetz (SodEG), die mehrfach
ten Rettungsschirme für die freie Wirtschaft nicht ohne     nachgebessert werden mussten, um die betroffenen
weiteres auf den Sozialbereich übertragen werden.           Angebote auch tatsächlich zu erreichen.
Kurzarbeit und Finanzhilfen bei Schließung von Ange-
boten kamen nur in wenigen Bereichen in Betracht,           Nach nunmehr einem Jahr und mitten in der 3. Infekti-
denn die Arbeit für die uns anvertrauten Menschen           onswelle, kann ein erstes Resümee gezogen werden.
musste weitergehen.                                         Die Finanzierung der sozialen Arbeit, insbesondere im
                                                            regelfinanzierten Bereich, konnte weitestgehend abge-
Die Diakonie Hessen hat deshalb schon relativ früh          sichert werden. Im Vergleich zum produzierenden und
einen Appell an die Kostenträger gerichtet, die beste-      sonstigen Dienstleistungssektor sind die Finanzierungs-
henden Finanzierungen aufrecht zu erhalten, um den          probleme der Anbieter sozialer Arbeit noch beherrsch-
Anbietern sozialer Arbeit Finanzierungssicherheit zu        bar. Problematischer wird es jedoch im ambulanten
geben. Der Landeswohlfahrtsverband Hessen hat für           Bereich, wenn die Betreuungsangebote nicht mehr
den Bereich Eingliederungshilfe hier relativ rasch          fortgeführt werden können und im niederschwelligen
reagiert und eine recht weitgehende Finanzierungszu-        Bereich, insbesondere bei den Beratungsstellen. Die
sage gegeben.                                               hierfür ausgebreiteten Schutzschirme sind nach unse-
                                                            rer Auffassung nach wie vor unzureichend und sofern
Auch die kommunalen Spitzenverbände in Hessen ha-           diese in Anspruch genommen werden, sind diese
ben Beschlüsse gefasst und an ihre Untergliederungen        mit hohen bürokratischen Hürden, als auch entspre-
als Empfehlung gegeben. Diese wurden aber bedauer-          chenden Rückzahlungsklauseln verbunden, die für die
licherweise vor Ort recht unterschiedlich umgesetzt, so     Anbieter ein erhebliches Finanzierungsrisiko darstellen.
dass im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe ein eigent-     Hier werden wir genau beobachten müssen, für welche
lich angezeigtes einheitliches Vorgehen nicht in aller      Leistungsbereiche es einer finanzpolitischen Nachsteu-
Konsequenz umgesetzt werden konnte.                         erung bedarf.

Der Gesetzgeber und die Pflegekassen haben erfreu-
licherweise auch relativ rasch reagiert, um höhere          Stefan Gerland, Abteilungsleiter Wirtschaftliche
Aufwendungen oder Mindereinnahmen zu kompen-                Beratung
sieren. Allerdings mussten die eilig entworfenen Hilfe-
programme für Pflegeeinrichtungen (insbesondere der
Rettungsschirm nach § 150 SGB XI) laufend angepasst
werden. Problematisch war und ist jedoch die Finanzie-
rung der Investitionskosten. Die Ertragsausfälle durch
die coronabedingt geringere Auslastung der Einrichtun-
gen werden (bis auf eine Ausnahme bei den Tagespfle-
gen) bisher nicht gedeckt.
Einblicke                                                16 – 17

                     KOMPLEXE FÜHRUNGSAUFGABEN
                                      Referat Diakonie in der Region, Kurhessen-Waldeck

Regionale Diakonische Werke KW (RDW)                        erstmals eine Rahmenkonzeption für die RDW erarbei-
Sicherlich hatten sich die zahlreichen neuen RDW-Lei-       tet, mit der u. a. ihre kirchliche Trägerschaft sowie die
tungen ihren Start im vergangenen Jahr anders vorge-        Orientierung der Dienste am jeweiligen regionalen Be-
stellt. Mit der Übernahme dieser komplexen Führungs-        darf betont wurde. Des Weiteren wurde die zielführende
aufgabe in Zeiten einer weltweiten Pandemie, kam es         Zusammenarbeit mit den begleitenden Finanzverwal-
darauf an, sich kurzfristig im Krisenmanagement zu          tungen auf allen Verantwortungsebenen thematisiert.
bewähren. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden wurden
Infektionsschutzkonzepte und kreative Maßnahmen ent-        AGDD
wickelt, mit denen die Dienste ihre Hilfeleistungen nach    Trotz Umstellung auf digitale Meetings hat sich die
Möglichkeit fortführen konnten. So z. B. durch analoge      Arbeit der Arbeitsgemeinschaften Diakonischer Diens-
Beratung auf Distanz, durch digitale Kontakte oder in       te (AGDD) in den meisten Regionen intensiviert. So
Form von „Walk & Talk“ und Freilufthilfen. Dennoch war      konnte das Netzwerk besonders für den kollegialen
mit dem zunehmenden Infektionsgeschehen schnell zu          Austausch der Führungskräfte im Krisenmanagement
beobachten, dass sich die prekären Lebenslagen von          genutzt werden, wie z. B. zu Fragen der Umsetzung von
ohnehin benachteiligten Menschen (z. B. Tafelkunden,        Schutzkonzepten, der Zusammenarbeit mit den Be-
Geflüchtete, Wohnungslose) verschärften, weil ihre          hörden oder zur gegenseitigen Unterstützung (Schutz-
Überlebensstrategien wegfielen oder weil sie nicht im       ausrüstung). Unisono wurden mit den Einschränkungen
Fokus staatlicher Überbrückungshilfen standen. Hier         von Unterstützungsstrukturen die Verschärfungen der
konnte der Corona-Nothilfefonds, der von den beiden         Lebenslagen der Klient*innen (Pflegebedürftige, Famili-
Kirchen und der Diakonie Hessen gegründet wurde, die        en, psychisch Erkrankte) beobachtet. In diesem Zusam-
Arbeit vor Ort sehr unterstützen.                           menhang wurden zwei Mitgliederversammlungen zur
                                                            Beurteilung der Erfahrungen aus ethischer Sicht und
Eine wirtschaftliche Belastung der RDW stellt aktuell die   zum Thema „Digital Führen“ genutzt.
Einführung des SuE-Tarifs (Sozial-und Erziehungsdienst
im TVÖD) dar. Aus Sicht der Beschäftigten bedeutet er       LIGA Thüringen
in vielen Fällen eine finanzielle Verbesserung und erhöht   Mit dem Finanzskandal bei einer Tochtergesellschafft
die Attraktivität ihrer Arbeitsplätze. Gleichzeitig zieht   der AWO Thüringen (AWO AJS gGmbH) gab es von
er für die Träger erhebliche Mehrkosten nach sich. Zur      Seiten verschiedener Landtagsparteien kritische Fragen
Sicherung der Dienste bleibt es von daher entschei-         zur Transparenz der Verwendung öffentlicher Mittel
dend, dass die Diakoniezuweisung der Landeskirche –         durch die Verbände der Freien Wohlfahrt. In diesem
trotz pandemiebedingter Steuereinnahmeverluste – von        Zusammenhang ist hervorzuheben, dass im Hauptaus-
weiteren Kürzungen verschont bleibt.                        schuss der LIGA seit einiger Zeit gemeinsame Transpa-
                                                            renzstandards kritisch diskutiert und erarbeitet werden
Die AG RDW, in der sich die RDW überregional zusam-         und der LIGA e.V. in 2020 der „Initiative Transparente
mengeschlossen haben, blickt auf ein sehr aktives Jahr      Zivilgesellschaft“ beigetreten ist.
zurück. In der jährlichen Mitgliederversammlung stellte
Bischöfin Dr. Hofmann ihr Modell der Sorgenetze vor
und regte eine Diskussion zur sozialräumlichen Arbeit       Thomas Klämt-Bender, Referent der Diakonie in der
in den Regionen an. Zudem wurde im Vorstand der AG          Region
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