RECHENSCHAFTS-BERICHT 2020 - ZUR MITGLIEDERVERSAMMLUNG AM 30.06.2021 - Diakonie Hessen
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INHALTS- VERZEICHNIS Berichte 04 Vorstand 06 Aufsichtsratsvorsitzender Abteilungen 08 Behindertenhilfe, Sozial- psychiatrie und Suchtfragen (BeSoS) 09 Existenzsicherung, Armuts- politik, Gemeinwesendiakonie 12 Gesundheit, Alter, Pflege (GAP) (ExAGd) 13 Tageseinrichtungen für Kinder 10 Familie, Frauen, Jugend, Kinder 14 Förderwesen-Fundraising- (FFJK) Stiftungen 11 Flucht, Interkulturelle Arbeit, 15 Recht Migration (FIAM) 16 Wirtschaftliche Beratung
2–3 Anhang 25 Statistik Einblicke 27 Organigramm 17 Diakonie in der Region 18 Regionale Diakonische Werke in Hessen und Nassau 19 Freiwilligendienste 20 Fröbelseminar 21 Vertretung der Diakonie Hessen im Evangelischen Büro Hessen am Sitz der Landesre- gierung 22 Diakonie in Rheinland-Pfalz 23 Arbeitsrechtliche Kommission 24 Stabstelle Diakonische Kultur
Berichte BERICHT DES VORSTANDS „Ich glaube, hilf meinem Unglauben“ (Mk 9,24) Seit einem Jahr ist das öffentliche Leben durch die Corona-Pandemie massiv eingeschränkt. Der christliche Glaube, der auf Gemeinschaft und auf Hoffnung ausgerichtet ist, wird durch das Abstandsgebot und die damit einhergehende Isolierung nach wie vor stark herausgefordert. Diese Einschränkungen haben immer noch weitreichende Folgen für uns alle – und somit auch für die Arbeit der Diakonie Hessen und ihrer Mitglieder: Beratungsstellen mussten geschlossen werden, Umsätze bleiben aus, Dienstreisen, Sitzungen und Empfänge mussten abgesagt oder auf digitale Formate umgestellt werden. Hinzu kommt, dass teilweise mehrfach pro Woche die geltenden Schutzbestimmungen im Umgang mit dem Corona-Virus gelesen, interpretiert und an- gewandt werden müssen. Auch darüber hinaus war das Jahr 2020 für die Diakonie Hessen mit deutlichen Veränderungen verbunden, von denen wir einige nachfolgend näher aufführen: Veränderungen in den Organen der Diakonie Hes- analyse inklusive der unterstützenden Begleitung in der sen Implementierung der Umsetzung sowie der anschlie- Im Oktober des letzten Jahres wurde Wilfried Knapp ßenden Evaluation beschlossen. nach 18-jähriger Tätigkeit als kaufmännischer Vorstand Ziele der Weiterentwicklung sind letztlich die Schärfung der Diakonie Hessen aus seinem Amt verabschiedet. des Profils der Diakonie Hessen als Spitzenverband, Ihm gilt unser besonderer Dank für die jahrelange enge Mitgliederverband und Werk der Kirchen. Dazu wurde und konstruktive Zusammenarbeit. im Herbst 2020 ein Organisationsentwicklungsprozess Seitdem besteht der Vorstand aus zwei Personen: Pfar- gestartet, der in einem ersten Schritt die organisationa- rer Carsten Tag (Vorsitzender und theologischer Vor- le Aufstellung und Ausrichtung der Landesgeschäfts- stand), seit dem 1. März 2020 im Amt, und Dr. Harald stelle und des Verbands analysierte. Darüber hinaus Clausen (juristischer Vorstand). Im Aufsichtsrat ist am erarbeiteten verschiedene Projektgruppen u.a. mögli- 09. September 2020 Pfarrer Maik Dietrich-Gibhardt als che Schwerpunkte einer Positionierung des Landesver- Nachfolger von Pfarrer Joachim Bertelmann als Vor- bands, Chancen aus der Digitalisierung und Vorschläge, sitzender gewählt worden. Die Mitgliederversammlung um einen ausgeglichenen Haushalt der Geschäftsstelle hat am 09. November 2020 Dr. Birgit Pfeiffer als Vor- zu erreichen. sitzende bestimmt, nachdem Norbert Kartmann zuvor aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen Als ein erstes Ergebnis entstand ein an der Mitglieder- musste. ausrichtung orientiertes Organigramm für die Landes- Der Vorstand dankt allen Ausgeschiedenen und freut geschäftsstelle, das seit April 2021 umgesetzt wird. sich auf die Zusammenarbeit mit den neu Hinzugekom- Mitgliederbezogene Themen sind nun in fünf Bereichen menen. gebündelt. Ein kleines Leitungsteam verbindet die Arbeit der einzelnen Abteilungen stärker noch als bisher Diakonie – stärken, fördern, prägen und fördert somit eine übergreifende, vernetzte Zusam- Parallel zu den pandemiebedingten Herausforderun- menarbeit. gen arbeiten wir intensiv an der Weiterentwicklung der Um als Landesverband zukunftsfähig aufgestellt zu Landesgeschäftsstelle. Ein wesentliches Zwischenziel sein, ist eine noch stärkere Konzentration auf unse- ist die in der Satzung der Diakonie Hessen verankerte re Kernaufgaben notwendig. Dazu werden wir in ei- Ausgliederung der Regionalen Diakonischen Werke in nem weiteren Schritt unser strategisches Profil weiter Hessen und Nassau in eine gemeinnützige GmbH, die schärfen und u.a. unser Leistungsportfolio überprüfen für die Mitgliederversammlung am 30. Juni 2021 zur Be- gegebenenfalls anpassen. schlussfassung ansteht. Mit einem Festgottesdienst am Eine erste Umsetzung erfolgt mit der Übertragung der 16. September in Darmstadt wollen wir dann ggfs. den Abteilung Prüfen und Beraten (ehem. Treuhandstelle) Start der neuen Tochtergesellschaft ‚Regionale Diako- der Diakonie Hessen an das Amt für Revision der EKKW nische Werke in Hessen und Nassau gGmbH‘ festlich zum 01. Januar 2022. Die Abteilungsleitung ist bereits begehen und zudem Volker Knöll als neuen Geschäfts- zum 15. Mai 2021 an das Landeskirchenamt überge- führer begrüßen sowie Wilfried Knapp als ehemaligen gangen. Für die Kunden der ehemaligen Treuhandstelle Vorstand der Diakonie Hessen offiziell verabschieden. stehen Prüfungs- und Beratungsleistungen der Abtei- lung wie gewohnt zur Verfügung. Der Vorstand hat im Sommer 2020 zur Steuerung der umfassenden Veränderungsprozesse die Beauftragung Bei der Analyse unserer momentanen Schwerpunktset- eines Beratungsunternehmens für eine Organisations- zung wurde auch u.a. deutlich, dass das Thema Digita-
Berichte 4–5 lisierung eine wesentlich stärkere Gewichtung als bisher Hybrid-Fachtag zum Thema „Rechtspopulismus in Ge- erfahren muss. Der Vorstand plant deshalb, eine/n sellschaft, Politik und Sozialer Arbeit. Rechte Kümmerer Digitalisierungsverantwortliche/n im Landesverband als Herausforderung für die Sozial- und Jugendarbeit einzurichten, um die notwendigen Handlungsfelder und der Diakonie und Kirche“ in Kooperation mit den beiden Umsetzungsschritte zu beschreiben und voranzutrei- Landeskirchen in Frankfurt geben. Neben den gesell- ben. Den Mitgliedseinrichtungen soll somit für dieses schafts- und sozialpolitischen Ursachen für das Erstar- wichtige Thema ein/e kompetente/r Ansprechpartner/in ken des Rechtspopulismus wird der Fachtag auch auf im Verband zur Verfügung stehen. die besonderen Herausforderungen einzelner Arbeits- Dieser umfassende Prozess wird unterstützt und koor- felder eingehen und interessierten Akteur*innen aus der diniert von einer Stelle Organisationsentwicklung und Praxis den Raum zum Erfahrungsaustausch geben. Projektmanagement, die in 2020 für zwei Jahre einge- richtet und mit Antje Lah besetzt wurde. Extern wird die Ausblick Weiterentwicklung durch die Beratung Lumen GmbH Eine kirchen-, gesellschafts- und diakoniepolitisch sehr begleitet. wichtige Fragestellung ist der Umgang mit der The- Es ist unser Ziel, die Diakonie Hessen zukunftsfähig matik sexualisierter Gewalt auch in Einrichtungen der aufzustellen, sie weiter voran zu bringen und zu stärken, Diakonie. Zur Entschädigung von Opfern sexualisierter unsere Mitglieder zu fördern und die Gesellschaft im Gewalt stimmen sich die hessischen Landeskirchen Sinne der christlichen Nächstenliebe mit zu prägen. gegenwärtig ab, eine Unabhängige Unterstützungskom- mission (UUK) unter Beteiligung der Diakonie Hessen Corona und seine Folgen einzurichten. In der Landesgeschäftsstelle der Diakonie Kinder und Jugendliche gehören zu den Bevölke- Hessen wurde ab dem 1 März 2021 für die Dauer von rungsgruppen, die insbesondere unter den Folgen der 2 Jahren eine Projektstelle besetzt, die mit der Um- Pandemie zu leiden haben. Wir haben uns deshalb in setzung der Anforderungen aus den Kirchengesetzen den Jahren 2020 und 2021 unter dem Motto „Uner- und zu entwickelnden Grundsätzen und Richtlinien der hört – diese Kinder! Ja zu Kinder- und Jugendrechten“ Diakonie Hessen beauftragt ist. Zu den Aufgaben der schwerpunktmäßig mit den Kinder- und Jugendrechten Projektstelle zählt insbesondere die Unterstützung der befasst. So haben wir u.a. unter der Federführung von Mitglieder der Diakonie Hessen bei der Evaluierung Dr. Blaser zusammen mit der Hessen Caritas und dem und ggf. Ergänzung ihrer Präventionskonzepte und die Institut für Sozialpädagogik und Soziale Arbeit am 23. Durchführung entsprechender Schulungen. Zusätzlich April im Anschluss an den zweiten Hessischen Lan- sollen Mitglieder des Werkes bei Bedarf an dem von der dessozialbericht im Rahmen ihres Schwerpunktthemas EKD geplanten Forschungsprojekt zur Aufarbeitung von „Kinder- und Jugendrechte“ einen Fachtag zu Präventi- Gewalt und Gewaltstrukturen in Kirche und Diakonie onsketten gegen Kinderarmut veranstaltet. mitwirken und den Forschenden benötigtes Archivma- terial zugänglich machen. Kirche und Diakonie stellen In der Pandemie zeigen sich auch gesellschaftspoliti- sich den Erfahrungen der Opfer von sexualisierter Ge- sche Konflikte so deutlich wie selten zuvor. So erreichen walt, damit erlittenes Unrecht benannt und entschädigt uns über unser Demokratieprojekt „FIT in der Diakonie werden kann. Hessen. Für Integration & Teilhabe!“ aus den Regionen vermehrt Unterstützungsanfragen, wie Leitungskräfte Dank sich gegenüber im beruflichen Alltag geäußerten Ver- Als Vorstand danken wir allen Mitarbeiterinnen und Mit- schwörungstheorien verhalten können. Als Leiter des arbeitern der Diakonie Hessen und ihrer Mitgliedsein- Projekts hat Philipp Funke dies zum Anlass genommen, richtungen für ihren unermüdlichen Einsatz unter den am 10. März 2021 eine Online-Weiterbildung mit Prof. erschwerten pandemischen Rahmenbedingungen! Den Dr. Michael Butter durchzuführen, der als Experte die Mitgliedern des Aufsichtsrates danken wir für die kons- Teilnehmenden über die Hintergründe und den Umgang truktive und kritische Begleitung der Weiterentwicklung mit Verschwörungstheorien informierte und einen regen des Landesverbandes! Gemeinsam stellen wir die Wei- Austausch unter den Teilnehmenden ermöglichte. chen, um den diakonischen Auftrag in der Gesellschaft Das Projekt wird auch zukünftig verschiedene (Online-) und vor Ort bestmöglich zu erfüllen. Formate anbieten, welche die diakonischen Einrichtun- gen in den gesellschaftspolitischen Herausforderungen Pfarrer Carsten Tag, theologischer Vorstand und Vor- vor Ort konkret unterstützen kann. Dazu zählen u.a. standsvorsitzender inhaltliche Impulse zu Themen wie Demokratie, Dis- Dr. Harald Clausen, juristischer Vorstand kriminierung oder Teilhabe – wie dies gerade schwer- punktmäßig im Ev. Fröbelseminar erfolgt – oder die Neu-Konzipierung der Demokratie-Lots*innen Weiter- bildung, die ab 2022 im Landesverband angeboten werden soll. Als Unterstützung unseres sozialanwalt- schaftlichen Auftrags wird es am 24. Juni 2021 einen
Berichte BERICHT DES VORSITZENDEN DES AUFSICHTSRATS Vorbemerkung Alle Sitzungen in 2020 konnten ohne Einschränkungen Folgende gewählte und entsandte Mitglieder gehören beim Austausch oder bei der Beschlussfassung absol- dem Aufsichtsrat an viert werden. (Stand: 30.04.2021): So ist der Aufsichtsrat auch im Berichtszeitraum regel- Mitglieder gem. § 17 Abs. 1 Nr.1 der Satzung: haft und umfassend über die Arbeit des Vorstandes in- 1. Pfarrer Dr. Klaus Bartl formiert worden und konnte sich ein gutes Bild von viel- 2. Pfarrer Gerd Biesgen fältigen Engagement auf den Ebenen der Landespolitik 3. Martina Heide-Ermel und der Liga in Hessen sowie im Landesverband selbst 4. Dr. Christian Geyer machen. Auch die Entwicklungen in beiden Landeskir- 5. Pfarrer Maik Dietrich-Gibhardt (Vorsitzender) chen waren regelmäßig Gegenstand der Erörterung, da 6. Pfarrer Sven Kepper die Zusammenarbeit mit den Kirchen insgesamt von 7. Jörg Marx besonderer Bedeutung für die Diakonie Hessen, ihre 8. Martin Müller öffentliche Wahrnehmung und ihre Wirkmächtigkeit ist. 9. Andrea Röth 10. Prodekanin Dr. Ursula Schoen Intensiv beschäftigt war der Aufsichtsrat mit den 11. Brigitte Walz-Kelbel (stellv. Vorsitzende) komplexen Fragen der Ausgliederung der regionalen 12. Jörg Wiegand Diakonischen Werke in Hessen und Nassau (RDW-HN). Vorzubereiten waren u.a. die Ausgliederungsbilanz und Mitglieder gem. § 17 Abs. 1 Nr. 2 der Satzung: die Ausgliederungsbeschlüsse, über die die Mitglieder- 1. OLKRin Claudia Brinkmann-Weiß versammlung im Sommer 2021 abstimmen soll. Gemäß 2. Dekanin Petra Hegmann den Regelungen des Gesellschaftervertrages war der 3. OKR Jo Hanns Lehmann Aufsichtsrat auch mit der Besetzung der Geschäftsfüh- 4. Stellv. Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf rung der RDW-HN gGmbH i.G. befasst und ist mit der 5. OKR Christian Schwindt Wahl von Volker Knöll als künftigem Geschäftsführer 6. OLKRin Dr. Anne-Ruth Wellert zu einem guten Ergebnis gekommen. Insgesamt ist dem Aufsichtsgremium sehr daran gelegen, dass die Mitglieder gem. § 17 Abs. 1 Nr. 3 der Satzung: vom Rolle der Diakonie Hessen als Alleingesellschafterin Gesamtausschuss gem. MVG entsandt: der RDW-HN GmbH eine Übergangslösung bleibt. Das 1. Hans Appel Ziel besteht weiter in einer echten Selbstständigkeit der 2. Reiner Friele RDW-HN gGmbH als Träger des operativen Geschäfts und ordentliches Mitglied im Landesverband. Mitglied gem. § 17 Abs. 1 Nr. 4 der Satzung mit be- ratender Stimme: Eng verbunden mit der Ausgliederung der RDW-HN ist 1. Dr. Birgit Pfeiffer (Vorsitzende der Mitgliederver- die Weiterentwicklung des Landesverbandes. Hier hat sammlung) sich der Aufsichtsrat regelmäßig durch den Vorstand 2. Pröpstin Katrin Wienold-Hocke (stellvertretende Vor- über den Verlauf und die Ergebnisse der externen Orga- sitzende der Mitgliederversammlung) nisationsanalyse unterrichten lassen. Die Überlegungen zur Frage der Klärung des Profils des Verbandes sind in Vorstand Diakonie Hessen (Mitglieder gem. § 19 ein neues Organigramm mit einer neuen Leitungsstruk- Abs. 2 der Satzung – mit beratender Stimme): tur gemündet, die auch dem Zweier-Vorstand Rechnung Pfarrer Carsten Tag (Vorstandsvorsitzender) trägt. Dem Vorschlag des Vorstandes zum Organisati- Dr. Harald Clausen (Juristischer Vorstand) onsaufbau und der Struktur der Führungsebene ist der Aufsichtsrat dabei einstimmig gefolgt. Auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes- Die Arbeit des Aufsichtsrates war in 2020 von den verbandes ist Gegenstand der Beratungen gewesen. besonderen Bedingungen der Corona-Pandemie ge- Festgehalten wurde das Ziel, dass das Budget des prägt. Nachdem die März-Sitzung noch in gewohnter Landesverbandes bis 2023 kein strukturelles Defizit Weise stattfinden konnte, mussten für die Sitzungen im mehr enthält. Juli und September Räumlichkeiten gefunden werden, die den Hygiene- und Abstandsregeln Rechnung tru- Jahresabschluss 2020: gen. Mit der erfolgreichen digitalen Mitgliederversamm- In seiner Sitzung am 19.05.2021 hat der Aufsichtsrat lung im November waren dann die Voraussetzungen den Jahresabschluss 2020 nach §18 Abs. 2 Ziff. 7 der dafür geschaffen, die Sitzungen als Videokonferenzen Satzung festgestellt. zu organisieren.
Berichte 6–7 Die Diakonie Hessen schließt das Jahr 2020, wie im Dank Prüfbericht vorgelegt, mit einem Jahresüberschuss Die Steuerung und Weiterentwicklung des Landes- in Höhe von 3.609.621,90 € Euro ab. Der Aufsichtsrat verbandes ist an sich bereits eine umfangreiche Auf- empfiehlt der Mitgliederversammlung die Genehmi- gabe. Unter den Bedingungen der Pandemie ist die gung. Herausforderung noch einmal größer geworden. Der Aufsichtsrat dankt den beiden Vorständen Pfarrer Neu aufgenommene Mitglieder seit 1.1.2021 Carsten Tag und Dr. Harald Clausen dafür, dass sie sich Ginsheim-Gustavsburger Tafel eV. dieser Herausforderung engagiert gestellt haben. Und (rückwirkend zum 1.1.2020) wir danken auch Wilfried Knapp, der 18 Jahre lang die Hospital St. Elisabeth gGmbH Diakonie in Hessen mitgestaltet hat und im Jahr 2020 Jumpers – Jugend mit Perspektive gGmbH in den Ruhestand gegangen ist. Ein großer Dank gilt auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Lan- Ausgeschiedene Mitglieder zum 31.12.2020 desgeschäftsstelle. Sie alle haben wesentlichen Anteil Hospizkreis Birkenau e.V. daran, dass die Diakonie Hessen sich auch und gerade Lebenshilfewerk Marburg-Biedenkopf e.V. in diesen Zeiten ihrem Auftrag verpflichtet weiß, diako- nische Kräfte im Bereich beider Kirchen zu stärken, die Die Gesamtzahl der Mitglieder der Diakonie Hessen diakonische Arbeit der Träger zu fördern und als Spit- beläuft sich derzeit auf 459 Mitglieder. zenverband der freien Wohlfahrtspflege die Diakonie in Politik und Öffentlichkeit zu vertreten. Sitzungstermine des Aufsichtsrats 2020: 11.03.2020 in Kassel 01.07.2020 in Frankfurt Pfarrer Maik Dietrich-Gibhardt, Vorsitzender des Auf- 09.09.2020 in Kassel sichtsrats der Diakonie Hessen 16.12.2020 per Videokonferenz
Abteilungen WEITERHIN THEMA BUNDESTEILHABEGESETZT Behindertenhilfe, Sozialpsychiatrie und Suchtfragen (BeSoS) Referat Teilhabe ermöglichen. In Verhandlungen mit dem Integrations- Schwerpunkt der Tätigkeit waren die mit der Umset- amt Hessen konnte für die Integrationsfachdienste zung des BTHG verbundenen Rahmenvertragsverhand- eine Garantiesumme in Höhe von 100% der Vergü- lungen und fachlichen Vorbereitungen. Insbesondere zu tung 2019 und damit eine Sicherstellung der Dienste nennen sind PiT und ICF Schulungen, die die Mitglied- erreicht werden. seinrichtungen auf die Umsetzung des Gesamtplanver- In 2021 werden Kriterien für die zukünftige Finanzie- fahrens als wesentlicher Teil des BTHG vorbereiten. rung bei Leistungserbringung in digitaler Form erarbei- tet. Das Referat soziale Teilhabe schult die Anwendung des ICF-basierten Bedarfsermittlungsinstrumentes PiT für Referat für Suchtfragen die Eingliederungshilfe. Darüber hinaus wurde ein be- Die Sucht-Selbsthilfegruppen haben sich in der sonderer Fokus auf die Entwicklung und Förderung von zweiten Jahreshälfte vermehrt in virtuellen Räumen Beteiligungsstrukturen nach Maßgabe der UN – Behin- (Zoom, Skype etc.) getroffen. Alle geplanten Sucht- dertenrechtskonvention für Menschen mit Behinderun- helfer*innen-Ausbildungen (Hessen Süd und Hessen gen gelegt. Hierzu wurde ein Projekt angelegt, welches Nord) mussten leider abgesagt werden. Die Fördermit- innerhalb der kommenden drei Jahren partizipative tel des Landes Hessen sind ordnungsgemäß verteilt Strukturen in der Praxis der Eingliederungshilfe verstär- worden. Im ELAS –Vorstand wurde ein Positions-und ken wird. Zudem sind durch die Corona – Pandemie Forderungspapier zu den fünf Arbeitsschwerpunkten bedingte zusätzliche Beratungs- und Informationsauf- der Suchthilfe erarbeitet, welches als Grundlage für gaben für die Mitgliedseinrichtungen wahrgenommen Gespräche mit sozialpolitischen Entscheidungsträgern worden. dient. Werkstätten für Menschen mit Behinderungen wurden unterstützt, Beschäftigungs- und Arbeitszeitmodelle zu Rita Henning, Abteilungsleiterin BeSoS entwickeln, um nahezu allen Beschäftigten auch unter Corona-Bedingungen die Teilhabe am Arbeitsleben zu
Abteilungen 8–9 FOLGEN DER CORONA-PANDEMIE! Existenzsicherung, Armutspolitik, Gemeinwesendiakonie (ExAGd) In der Abteilung Existenzsicherung, Armutspolitik und Gemeinwesendiakonie sind lebenswelt- und armutsorientierte Referate gebündelt wie Allg. Lebensberatung, Arbeitsmarktpolitik, Armutspolitik, Bahnhofsmission, Freiwilliges Engagement, Gemeinwesenarbeit, Jugendberufs- hilfe, Quartiersarbeit, Schuldnerberatung, Straffälligenhilfe, Tafelarbeit, Wohnungsnotfallhilfe etc. Themen sind insbesondere die gegenwärtige Armutsentwicklung, die immer prägnanter werdenden Unterschiede zwischen Reichtum und Armut bzw. zwischen gesellschaftlicher Teilhabe und gesellschaftlichem Ausschluss. Im Besonderen durch die Coronapandemie zeigt sich ßung nur telefonisch möglich. gesellschaftliche Ungleichheit auf der strukturellen und auf der individuellen Ebene: In den hessischen Tafeln sprechen viele Menschen vor, die in der Vergangenheit den Weg gescheut haben. So mussten in der Wohnungsnotfallhilfe zunächst Ta- Es ist damit zu rechnen, dass sie langfristig auf diese gesaufenthalte geschlossen werden und wurden dann Nothilfe angewiesen sind nur für eine begrenzte Anzahl wohnungsloser Men- schen wieder geöffnet Als Notlösung wurden Pavillons Die Bahnhofsmissionen halten - wo es möglich ist - ein angeschafft, um den geschützten Raum im Freien zu Notprogramm aufrecht und geben warme Getränke und erweitern und um Beratung anzubieten. Speisen nach draußen. Was fehlt, ist soziales Mitein- ander für die Gäste, die von Armut und Ausgrenzung Auch in allen anderen öffentlichen Räumen wie Mehrge- häufig in besonderer Weise betroffen sind nerationenhäuser, Begegnungsstätten und Treffpunkten im Gemeinwesen, bedurfte es großer Anstrengungen, Im Freiwilligen Engagement gab es viel Bewegung. Älte- die Hygienekonzepte umzusetzen. Während der Schlie- re Freiwillige, die zur Risikogruppe gehörten, zogen sich ßungen wurden in den Einrichtungen viele ausgefallene zurück. Jüngere Menschen erklärten sich bereit, diese Ideen entwickelt, um für die Menschen da zu sein. Lücken zu füllen. Im Besonderen im digitalen Bereich entstanden neue Engagementfelder. Durch den Lockdown fielen obdachlosen bzw. armen Menschen existenzsichernde Einnahmequellen weg wie Die Schuldnerberatung verzeichnete einen – noch Flaschensammeln, Straßenzeitungsverkauf, Betteln etc. moderaten - Anstieg der Beratungsanfragen. Besorg- Kurzfristig konnten von der Diakonie Hessen zusätzliche niserregend ist dabei die Tatsache, dass es sich hier- Überbrückungshilfen zur Verfügung gestellt werden. bei überwiegend um Menschen handelt, die von den Durch das spendenbasierte Projekt #waermespenden finanziellen Folgen der Corona-Pandemie besonders konnten im Kampagnenjahr 2020/2021 über 1.000 betroffen sind, aber derzeit nach dem SGB II und XII Schlafsäcke als Erfrierungsschutz verteilt werden. keinen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung haben (Solo-Selbstständige und Erwerbstätige besonders aus Die Digitalisierung entwickelt sich zum Zauberschlüssel. dem Freizeit- und Eventbereich, Kultur und Gastrono- Veranstaltungen können beispielsweise überwiegend mie). nur noch digital gebucht werden. Doch was, wenn dieses Medium armutsbetroffenen Menschen nicht zur Verfügung steht? Stefan Gillich, Abteilungsleiter ExAGd Jobcenter, Arbeitsagenturen etc. haben den Besucher- verkehr eingestellt und sind überwiegend nur digital oder telefonisch zu erreichen – mit langen Verzögerun- gen. In ihrer Not drängen viele Menschen in die noch offenen diakonischen Beratungsdienste. Die externe Beratung durch die Straffälligenhilfe war in den Haftanstalten wegen der coronabedingten Schlie-
Abteilungen GEWALTIGE AUFGABEN Familie, Frauen, Jugend, Kinder (FFJK) Eine gewaltige Aufgabe der Jugendhilfe Frauen- und Familiengesundheit am Limit Die Pandemie dominierte bis heute in einer nie dage- In der Corona-Pandemie gingen viele Anfragen nach wesenen Komplexität alle Bereiche der Jugendhilfe. Kurmaßnahmen in den Beratungsstellen von deutlich Schleppende Digitalisierung für Schulkinder, Home- belasteteren Müttern ein. Die zusätzliche Betreuungs- schooling, geschlossene Sportplätze und Jugendzent- und Erziehungsarbeit lastet in der Hauptsache auf ihren ren sowie Kontakteinschränkungen prägten das Leben Schultern. Häufig wurden Zukunftsängste, finanzielle der jungen Menschen mit dramatischen, vor allem nun Sorgen, Partnerschafts-konflikte und Probleme zwi- auch offensichtlich auftretenden psychischen Langzeit- schen Eltern und Kindern geschildert. Die Beratungsan- folgen. Immer neue oft nicht abgestimmte Gesetze und gebote wurden vielfältiger. Neben der Präsenzberatung Verordnungen sowie unzählige divergierende regionale in einem vertrauensvollen Beratungssetting kamen Auslegungen erschwerten den mit großem Engage- Telefon- und Onlineberatungsangebote hinzu. Der ment und viel Kreativität arbeitenden Trägern die Arbeit Lockdown und die Unsicherheit, ob Kurmaßnahmen mit den jungen Menschen. Viele Gespräche auf Lan- in der Pandemie stattfinden können, führte anfangs zu des- sowie Kommunaler Ebene waren notwendig, um einem Rückgang der Anfragen. Kurkliniken mussten Hilfen zielführend und weitestgehend auch finanzierbar zu Beginn der Pandemie schließen und durften später umzusetzen. Themen wie u.a. Personalengpässe, Qua- nur einen geringen Teil der Betten belegen. In 2021 rantäneanordnungen, Impfpriorisierung, Finanzierung wird davon ausgegangen, dass infolge der Corona-be- von Schutzausrüstung und Homeschooling stellten die dingten Belastungen der Bedarf an Kurmaßnahmen für Träger der Jugendhilfe vor große Herausforderungen. Mütter/Mutter-Kind und Vater-Kind sowie für Pflegende Trotz allem gelang es, die Betreuung und Förderung Angehörige weiter steigt. Dies erfordert einen Ausbau junger Menschen in den Einrichtungen unter großem bedarfsgerechter Angebote. Einsatz der Mitarbeitenden sicherzustellen. Themen und Trends Neue Beratungssettings Die wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Folgen der in der Schwangerschafts(konflikt)beratung Corona-Pandemie für junge Menschen, Frauen, Fami- Trotz Lockdown waren die Beratungsstellen weitestge- lien und Alleinerziehende werden unsere Arbeit in den hend für Ratsuchende offen und konnten einen Anstieg nächsten Jahren prägen. Bildungs(un)-gerechtigkeit in der Beratungen um ca. 5% verzeichnen. Unter Einhal- und nach der Corona-Pandemie, belastete Mütter /Vä- tung der hygienischen Vorgaben waren viele Frauen ter zwischen Homeschooling und Homeoffice, die fort- und Schwangere sehr dankbar, dass die Beratung auch schreitende Digitalisierung in allen Arbeitsfeldern, die weiterhin vor Ort angeboten wurde. Jedoch Jobcen- SGB VIII Reform, Schutzkonzepte gegen (sexualisierte) ter, Elterngeldstellen und Krankenkassen waren von Gewalt sowie die angemessene Finanzierung sozialer einem auf den anderen Tag für den Publikumsverkehr Arbeit zählen weiterhin zu den wichtigen sozialpoliti- geschlossen oder nur noch eingeschränkt erreichbar. schen Themen und Herausforderungen in 2021. Wie unter einem Brennglas machte Corona die prekäre Lebenssituation von Frauen, Schwangeren und Fami- lien sehr deutlich. Themen wie Kurzarbeit, (drohende) Andrea Schaller, Abteilungsleiterin FFJK Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und psychische Belas- tung dominierten die Beratungen und führte oftmals zu einem längeren Beratungsverlauf. Die Erfahrungen des letzten Jahres führten dazu, dass die Beratungsstellen neben der Präsenz- und Telefonberatung auch verstärkt Onlineberatung anboten und diese auch weiter ausbau- en werden. Die Chance besteht darin, den Ratsuchen- den eine Vielfalt an Beratungssettings anzubieten, die Zugänge zu Beratung zu erleichtern und damit besser auf die individuellen Lebensumstände eingehen zu können.
Abteilungen 10 – 11 MENSCHENRECHTE UND SOLIDARITÄT IN DER KRISE Flucht, Interkulturelle Arbeit, Migration (FIAM) Die Pandemie trifft flüchtende und geflüchtete Meschen Wachsende Herausforderungen bei zurückgehen- besonders hart. Grenzen werden noch undurchlässiger, den finanziellen Mitteln als sie ohnehin schon sind. Visaverfahren im Rahmen Vor allem die Flüchtlingsberatung steht nicht nur wegen von Familienzusammenführungen wurden vielfach der Pandemie, sondern auch aufgrund eines immer res- ausgesetzt. In Erstaufnahmeeinrichtungen (EAE) und triktiver werdenden Behördenhandelns vor wachsenden Gemeinschaftsunterkünften stellt Covid-19 aufgrund Herausforderungen. Zugleich ist absehbar, dass finan- hoher Belegungszahlen und beengter Wohnverhältnisse zielle Mittel der Kirchen für diese Arbeit zurückgehen eine besondere Gefahr dar. Für Flüchtlinge, die noch werden. Ein ab Mitte 2021 zu erwartender Zuschuss im Bezug von Leistungen nach dem Asylbewerberleis- des Landes Hessen für die unabhängige Verfahrensbe- tungsgesetz sind, aber auch in Deutschland lebende ratung in den EAE ist zwar erfreulich, wird in der Höhe EU-Bürger*innen ohne Zugang zu Sozialleistungen aber bei weitem nicht ausreichen, um die wegfallenden sind in 2020 keine zusätzlichen Coronahilfen zur Ver- Kirchenmittel auszugleichen, zumal mit dieser Förde- fügung gestellt worden. Ihr Zugang zu Behörden war rung nur neue zusätzliche Stellen finanziert werden stark erschwert oder funktionierte überhaupt nicht. können. Und trotz Pandemie wurde weiter in höchstbelastete Herkunftsländer wie Afghanistan abgeschoben. Auch Wofür wir uns weiter einsetzen werden: Menschenwürde und Menschenrechte haben gelitten in • eine den Herausforderungen angemessene öffent- der Pandemie und Solidarität umfasst keineswegs alle liche Finanzierung der Migrations- und Flüchtlings- in Deutschland lebenden Menschen. beratung; • verbindliche Standards für menschenwürdige Beratung und Unterstützung in der Pandemie Wohnbedingungen für Geflüchtete; Die Migrations- und Flüchtlingsberatung haben das • großzügige Landesaufnahmeprogramme für Ge- Beratungsangebot trotz Kontaktbeschränkungen weit- flüchtete. gehend aufrechterhalten, indem sie vielerorts auf „on- • Solidarität mit allen in Deutschland lebenden Men- line-Beratung“ umgestellt haben. Schwierigkeiten gab schen in der Pandemie. und gibt es mit Klient*innen, denen hierfür die techni- schen und sprachlichen Voraussetzungen fehlen. FIAM hat zusätzlich zur kontinuierlichen fachlichen Begleitung Andreas Lipsch, Abteilungsleiter FIAM, und Unterstützung der Beratungsstellen in RDW und Interkultureller Beauftragter der EKHN Dekanaten im Jahr 2020 eine Online-Qualifizierungsrei- he für neue Mitarbeitende angeboten. Die Hausaufga- benhilfegruppen haben kreative Möglichkeiten gefun- den, trotz Kontaktbeschränkungen ihre Schüler*innen weiter zu unterstützen.
Abteilungen UMSCHALTUNG IN KRISENMODUS Gesundheit, Alter, Pflege (GAP) Die veralteten Pandemiepläne der Länder setzten alle ter Öffentlichkeitsarbeit. Ziel war, mediale verbreitete Pflegeorganisationen unter extremen organisatorischen Pflegebilder zu korrigieren, diakonische Pflegekultur zu Druck, denn die Schutzbestimmungen für das Gesund- unterstreichen sowie das Missverhältnis aufzuzeigen heitssystem ließen das Pflegesystem zunächst weit- zwischen politisch verordnetem hohem bürokratischem gehend unberücksichtigt. Dort vorhandene Bestände Aufwand, den behördlich und regional höchst wider- an Schutzmaterialien waren im März deshalb schnell sprüchlichen Vorgaben und den begrenzten personellen aufgebraucht und aufgrund der weltweiten Nachfrage Ressourcen der Pflegeorganisationen, welche infekti- kaum zu beschaffen. Dieser Materialmangel erzeugte onsbedingt zudem stark schwankten. dramatische Situationen für Beschäftigte und pflegebe- dürftige Menschen sowohl in der ambulanten wie auch Der finanzielle Rettungsschirm für Pflegeorganisatio- der (teil-)stationären Pflege. Die gemeinwesenorientierte nen konnte deren Mehrausgaben und Mindereinnah- Altenarbeit kam völlig zum Erliegen. Trotz eines ersten men weitgehend ausgleichen, Sorgenkind bleibt die Lockdown waren hohe Infektions- und Todeszahlen bei gemeinwesen-orientierte Altenarbeit. In der ersten hochaltrigen und pflegebedürftigen Menschen die Fol- Pandemie-Welle profitierten auch die Krankenhäuser ge und haben sich in Wellen bis zum Ende des Jahres vom Rettungsschirm durch die einheitliche Freihalte- 2020 und den Impfungen weiter fortgesetzt. pauschale. Diese wurde in der zweiten Jahreshälfte von einem differenzierten Pauschalsystem abgelöst, dessen Ab Anfang März wurde die Arbeitsorganisation der Umsetzung zusammen mit weiteren Pandemiefolgen Abteilung diesem Krisenmodus angepasst, um der die ohnehin verschärfte schwierige Finanzlage vieler Anfrageflut aus den Mitgliedseinrichtungen zu begeg- Krankenhäuser erneute offenbarte. nen, gleiches galt für Gremien, Lobbyarbeit u.v.m. Die erst stündlich, dann täglich und später wöchentlich sich ändernden Bedingungen, Informationen und rechtlichen Dagmar Jung, Abteilungsleiterin Gesundheit, Alter, Vorgaben wurden für die Mitglieder nach deren Einrich- Pflege tungslogiken „übersetzt“, kondensiert und sind seither kontinuierlich tagesaktuell über eine eigene Website ab- rufbar. Parallel organisierte die Abteilung zwischen März und Mai eine aufwendige Aktion zum Sammeln und Verteilen von Schutzmaterial-Spenden inkl. Maskenbe- schaffung aus China, Qualitätsprüfung und Verteilen an die Mitglieder. Eine vergleichbare Unterstützung erfolgte im Herbst in Kooperation mit Agaplesion, um Mitglie- dern den Bezug und die Abrechnung von Schnelltests zu vereinfachen. Dieses Engagement wurde begleitet von verstärk-
Abteilungen 12 – 13 ENGAGIERT IN KONTAKT Tageseinrichtungen für Kinder Die Arbeit der Kindertageseinrichtungen und damit um den kirchenspezifischen Handlungsbedarf bezüg- auch der Abteilung war geprägt von der SARS-Co- lich der krisenbedingten Vorgaben zu identifizieren und vid19-Infektionslage und den jeweils kurzfristig umzu- zu regeln. Regelungsbedarfe konnten geklärt und der setzenden Bundes- und Landesverordnungen. Kinder Informationsfluss kooperativ verabredet werden. sind von den Einschränkungen ihrer Erlebnisräume und ihrer Beziehungen in ganz eigener Weise getroffen Fachberatung und es bleibt erste Priorität, für sie möglichst viel Kon- Das gesamte Leistungsportfolio der Fachberatung war tinuität zu gewährleisten. Gleichermaßen galt es, im von den veränderten Anforderungen berührt: umfassen- Dialog mit den mehrfach belasteten Eltern zu bleiben der Informationstransfer, proaktive Kontaktaufnahme, und ihre dringlichen Betreuungsbedarfe aufzunehmen. Verankerung digitaler Austauschformate, einrichtungs- spezifische Unterstützung bei pandemiespezifischen Die Einrichtungen blieben eingeschränkt, aber durch- Aufgabenstellungen und bei strategischen Entscheidun- gehend geöffnet, ein komplexes Pandemie-Manage- gen, Beratung der pädagogischen Arbeit bei einge- ment war erforderlich: die Umsetzung der wechseln- schränktem Angebot, fachliche Impulse für neu aufzu- den gesetzlichen Vorgaben, der Personaleinsatz unter greifende Themen, Anliegen des Kinderschutzes und Beachtung des Arbeitsschutzes und des Arbeits- der Erziehungspartnerschaft, Beschwerdemanage- rechts, die finanzielle Sicherung der Arbeit, die Binnen- ment, Beratung in konflikthaften Situationen u.a.m.. organisation bei Verdachts- und Infektionsfällen, die Testungen und die Impfstrategie, die Verbesserung der Qualifzierung digitalen Ausstattung u.v.m. Die Fortbildungen wurden kurzfristig auf digitale For- mate umgestellt und eine Vielzahl neuer didaktischer Die nicht planbare Dynamik des Infektionsgeschehens, Methoden erschlossen. Die positiven Erfahrungen der Abstimmungs- und Koordinationsaufwand, die fließen in die zukünftigen Planungen ein und verwei- extrem kurzen Vorlaufzeiten und die letztlich nicht auf- sen auf einen fortgesetzten Wechsel von Präsenz- und lösbaren Widersprüche der Pandemiesituation wurden Onlineangebote. mit hohem Engagement aufgefangen. Inzwischen führt die Dauer der Belastung zu Überforderungsanzeigen Weitere, aktuelle Schwerpunkte unserer Arbeit – und nachhaltiger Erschöpfung der Akteure im System. jenseits von Corona Exemplarisch weisen wir für das Berichtsjahr hin auf Das politisch und gesellschaftlich postulierte Votum folgende Prozesse hin: der „Priorität von Kitas und Schulen“ wurde bisher nur unzureichend und inkonsequent mit erforderlichen • fachpolitische Begleitung der Novellierung des Maßnahmen flankiert. Hier setzt unser Handeln an. HKJGB (Hessisches Kinder- und Jugendhilfege- setzbuch) mit Umsetzung des KiQuTG („Gute-Ki- Service und Information ta-Gesetz“) Mit eingeführten Instrumenten und zusätzlichen Ser- viceformaten haben wir den Informationsfluss und • Weiterentwicklung von Trägerstrukturen; Evaluie- die Beratung intensiviert. Die Neuerungen und stets rung der Trägerverbünde, Prozessbegleitung der kurzfristigen Veränderungen wurden in enger Taktung Steuerungsgruppe, Ergebnispräsentation und Bear- kommuniziert, fachlich einordnet und deren Umsetzung beitung der Folgeaufträge unterstützt. Interessenvertretung Regine Haber-Seyfarth, Abteilungsleiterin Tageseinrich- In engem Austausch mit dem HMSI, den KoSpV und tungen für Kinder den Ligaverbänden wurden die finanziellen, arbeits- rechtlichen und organisationalen Auswirkungen der verordneten Maßnahmen kontinuierlich eingeordnet und die Rückmeldung der Mitglieder platziert. Die Einbindung der bundespolitischen Ebene war über den Austausch mit der Diakonie Deutschland und der BETA (Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder e.V.) sichergestellt. Zu den kritischen Folge- wirkungen der bundes- und landespolitischen Entschei- dungen haben wir öffentlich Position bezogen. Mit dem Bildungs-, dem Diakonie- und dem Arbeitsrechtsreferat im Landeskirchenamt standen wir in engem Austausch,
Abteilungen DRITTMITTEL Förderwesen – Fundraising – Stiftungen (FFS) Die Abteilung hat die Aufgabe, Drittmittel für die Diakonie Hessen und ihre Mitgliedseinrich- tungen einzuwerben bzw. die Mitglieder bei ihren Aktivitäten zur Generierung von Fördermitteln zu unterstützen, um damit nicht ausfinanzierte Arbeitsfelder zu fördern, Innovationen voranzu- bringen und Hilfen in wirtschaftlichen Notlagen zu ermöglichen. Der Fokus liegt dabei auf Mitteln aus den Soziallotterien, Spenden, Diakoniesammlungen, Geldauflagen von Gerichten und Staatsanwaltschaften, Kollekten und kirchliche Sondermittel, sowie Fördermittel von Stiftungen. Im Jahr 2020 konnten wieder mehr als 250 Fördermittelanfragen beraten und deren Finanzierung unterstützt werden. Damit wurden im Bereich der Diakonie Hessen diakonische Projekte in einem Gesamtumfang von mehr als 22 Mio Euro ermöglicht. Der gesamte Förderbedarf lag bei 7,2 Mio Euro. Der Bereich Fundraising profitierte im „Coronajahr“ Mit 30 Stiftungen stellt die Diakonie Hessen inzwi- von dem allgemeinen Trend auf dem Spendenmarkt. schen einen beachtlichen Fördertopf für Einzelfallhilfen Die Geldspenden erzielten mit 736T€ den 14-fachen und diakonische Projekte im ihrem Bereich zur Verfü- Wert der Vorjahre. Hinzu kamen Sachspenden im Wert gung. Die Gesamtförderungen konnten um 285T€ auf von 450T€. Auch die Kollektenerträge erzielten mit 3,64 Mio Euro erhöht werden. In 2020 wurden unter 566T€ einen Höchstwert seit 2003. Gemeinsam mit dem Dach der Stiftung Diakonie Hessen (SDH) Zustif- Sondermitteln der Aktion Mensch konnten insgesamt tungen in Höhe von 700T€ generiert. Eine neue Stiftung mehr als 2 Mio Euro für coronabedingte Mehraufwen- wurde im Büdinger Land aus einer Erbschaft gegrün- dungen – vor allem für armutsbetroffene Personen – im det und eine ehemals selbstständige Stiftung in eine Bereich der Diakonie Hessen bereitgestellt werden. unselbstständige umgewandelt (Hospizstiftung Kassel). Hervorzuheben ist dabei die Unterstützung von mehre- Mit DiaCasa (Wohnungsnotfallhilfen) wurde ein fünfter ren Banken und von Eintracht Frankfurt. Mit der Aktion Stiftungsfonds eingerichtet. An Spenden und Kollekten- #wärmespenden ist es der Diakonie Hessen erstmals mitteln wurden im Jahr 2020 mehr als 350T€ eingewor- gelungen durch eine eigene Plakataktion mit der in Kas- ben. In Westerburg hat die SDH eine weitere Immobilie sel geborenen Schauspielerin Ulrike Folkerts eine sehr erworben, die zu einer Tagesstätte für psychisch kranke hohe Aufmerksamkeit und entsprechende Spendenein- Menschen umgebaut wird. nahmen zu generieren. Im Förderwesen konnten 2,7 Mio Euro aus den Sozi- Bernd Kreh, Abteilungsleiter Förderwesen, Fundraising allotterien für die regionale Diakonie und die Mitglied- und Stiftungen seinrichtungen beraten und vermittelt werden. Zudem wurden 2,9 Mio Euro aus dem Förderfonds der Diakonie Hessen vermittelt. Die neuen Förderrichtlinien wurden nach den Erfahrungen aus dem ersten Durchlauf über- arbeitet. Sie stehen nun gezielt für mitgliederübergrei- fende Maßnahmen, für Innovationen, für die Förderung von Ehrenamtlichen und für Hilfen bei wirtschaftlichen Notlagen von Mitgliedseinrichtungen zur Verfügung.
Abteilungen 14 – 15 BESONDERER BERATUNGSBEDARF Recht Die Arbeit der Rechtsabteilung war im Berichtszeit- eine umfassende Modernisierung des Kinder– und raum geprägt von den besonderen Informations– und Jugendhilfegesetzbuches (SGB VIII) an. Erste (Infor- Beratungsbedarfen infolge der Corona – Pandemie. mations-)Veranstaltungen zu diesem Reformvorhaben Eine Vielzahl von oftmals kurzfristig geltenden Geset- wurden für unsere Mitglieder bereits durchgeführt. zen und Verordnungen – sei es auf Bundes– oder auch In die Verbändebeteiligung zur Umsetzung des soge- Landesebene – mussten für die Mitglieder gesichtet, nannten „Gute - Kita – Gesetzes“ in Hessen war auch aufbereitet und weitergeleitet werden, meist begleitet die Rechtsabteilung der Diakonie – zusammen mit der von entsprechendem Beratungsbedarf. Davon betroffen Abteilung Kindertagesstätten sowie Vertreterinnen und waren insbesondere die Bereiche Arbeits– und Sozial- Vertretern der EKHN – intensiv eingebunden. Rechtlich recht. So ging es beispielsweise um Fragen zur Kurzar- begleitet wurden – zusammen mit den zuständigen beit in diakonischen Einrichtungen, die Sicherstellung Fachabteilungen von EKKW und Diakonie Hessen – von Beratungsangeboten trotz bestehender Kontaktbe- überdies Fusionsprozesse von verfasst-kirchlichen Kin- schränkungen und die Unterstützung bei Vertragsan- dertagesstätten und Pflegediensten. Daneben erfolgte passungen und Zusatzvereinbarungen zur Bewältigung die allgemeine Rechtsberatung für die Kindertagesstät- der pandemischen Lage. Eine detaillierte Aufzählung ten und regionalen diakonischen Werke im Bereich der dieser Aktivitäten würde den Rahmen dieses Berichts EKKW, insbesondere in Verhandlungssituationen mit sprengen. Kommunen und kommunalen Spitzenverbänden. Doch auch in anderen, oftmals längerfristig angelegten 3. Die anstehende Ausgliederung der regionalen Di- Aufgabenbereichen war die Abteilung tätig. Insoweit akonischen Werke auf dem Gebiet der EKHN in eine hervorzuheben sind die nachfolgenden Felder: eigenständige Gesellschaft hat im Berichtzeitraum zu einem erheblichen Arbeitsaufwand auch für die Rechts- 1. Die komplizierte, weil von unterschiedlichen Interes- abteilung geführt – daran wird sich voraussichtlich bis sen geleitete Gestaltung von gemeinsamen Arbeitsver- Sommer 2021 nichts ändern. Entsprechendes gilt für tragsrichtlinien für die Diakonie Hessen (AVR.DH) er- die organisatorisch aufwändige Vorbereitung hybrider fordert eine intensive organisatorische sowie rechtliche Mitgliederversammlungen. Begleitung, und zwar sowohl in der arbeitsrechtlichen Kommission des Werkes als auch der Arbeitsgemein- Im Rahmen des Organisationsentwicklungsprozesses schaft diakonischer Dienstgeber der Diakonie Hessen. der Diakonie Hessen war die Rechtsabteilung an der Auch die Entgeltrunde 2020/2021 sowie die Umset- Projektgruppe „Positionierung des Landesverbandes“ zung der Neuerungen im Mitarbeitervertretungsrecht beteiligt. Last but not least sei die Einbindung der 2019/2020 haben die Arbeitsrechtlerinnen des Verban- Rechtsabteilung in das sehr aktuelle Themenfeld „Ge- des in besonderer Weise beansprucht. In ihrer Arbeit waltprävention in Kirche und Diakonie“ genannt. Inso- unterstützt werden und wurden sie dabei von externen weit gilt es, einerseits eine möglichst abgestimmte Linie Anwältinnen, die vorübergehend zum Ausgleich von mit den beiden evangelischen Kirchen in Hessen herzu- Mutterschutz – und Erziehungsurlaubszeiten beauftragt stellen, andererseits aber auch die besonderen Bedarfe wurden. und Bedingungen der Diakonie zu beachten. Fragen des Datenschutzes bei der anstehenden Aufarbeitung Die Zahl der Verfahren vor dem Kirchengericht wie auch sexualisierter Gewalt sind dabei ebenso relevant, wie vor der Schlichtungsstelle war in 2020 im Verhältnis zu die Suche nach verbandlich geeigneten Beteiligungs- 2019 leicht rückläufig – von 16 auf 14 (Kirchengericht) formen bei der Gewaltprävention und der Anerkennung bzw. 15 auf 13 (Schlichtungsstelle) Fälle. erlittenen Unrechts. Dieser Prozess ist angesichts unterschiedlicher Erwartungshaltungen der Akteure und 2. Im Bereich Sozialrecht – Eingliederungshilfe – stand Betroffenen kompliziert – auch der Öffentlichkeit gut erneut die Überleitung des Bundesteilhabegesetzes vermittelbare Ergebnisse sind jedoch geboten. (BTHG) auf die Landesebene im Mittelpunkt, insbeson- dere durch Neuverhandlung der betroffenen Rahmen- verträge. Auch dies erfolgte in enger Abstimmung mit Uwe Sponer, Abteilungsleiter Recht der insoweit federführenden Abteilung BeSoS und der Abteilung Wirtschaftliche Beratung. Für die Abteilungen BeSoS und GAP werden und wurden überdies neue Musterverträge erstellt und bestehende Regelungen überarbeitet. Im Arbeitsfeld Frauen, Familie, Jugend und Kinder steht
Abteilungen FINANZIERUNG SOZIALER ARBEIT UNTER CORONA-BEDINGUNGEN Wirtschaftliche Beratung Aufgrund der Corona-Pandemie traten Ende März 2020 Entsprechend schwierig waren und sind die Umsetzung bis dahin unvorstellbare Ereignisse ein. Produktion der verschiedenen Gesetze, Erlasse und Verordnungen und Dienstleistung weltweit kamen weitestgehend zum mit einem verständlicherweise hohem Informations- Erliegen. Eine wahre Gesetzes- und Verordnungsflut und Beratungsbedarf. In enger Abstimmung mit unse- brach über uns herein, um der Pandemie zu begegnen. rem Bundesverband haben wir diesbezüglich auch die Es wurde recht schnell deutlich, dass die Arbeit im sozi- Gesetzgebungsverfahren auf Bundesebene begleitet alen Bereich nicht einfach eingestellt werden kann, son- mit Problemanzeigen aus dem Land Hessen. dern sie wurde auf einmal systemrelevant und erfreute sich zunehmender öffentlicher Anerkennung. Gleich- Besonders schwer hat es aber die so genannten nie- wohl waren hier zunächst einmal nur die Krankenhäuser derschwelligen Angebote getroffen, die weitestgehend und Angebote der Altenpflege im öffentlichen Fokus. aus kommunalisierten Mitteln finanziert werden. Die An- bieter wurden auf finanzielle Hilfen verwiesen, u.a. das Vor diesem Hintergrund konnten auch die aufgespann- Sozialdienstleistereinsatzgesetz (SodEG), die mehrfach ten Rettungsschirme für die freie Wirtschaft nicht ohne nachgebessert werden mussten, um die betroffenen weiteres auf den Sozialbereich übertragen werden. Angebote auch tatsächlich zu erreichen. Kurzarbeit und Finanzhilfen bei Schließung von Ange- boten kamen nur in wenigen Bereichen in Betracht, Nach nunmehr einem Jahr und mitten in der 3. Infekti- denn die Arbeit für die uns anvertrauten Menschen onswelle, kann ein erstes Resümee gezogen werden. musste weitergehen. Die Finanzierung der sozialen Arbeit, insbesondere im regelfinanzierten Bereich, konnte weitestgehend abge- Die Diakonie Hessen hat deshalb schon relativ früh sichert werden. Im Vergleich zum produzierenden und einen Appell an die Kostenträger gerichtet, die beste- sonstigen Dienstleistungssektor sind die Finanzierungs- henden Finanzierungen aufrecht zu erhalten, um den probleme der Anbieter sozialer Arbeit noch beherrsch- Anbietern sozialer Arbeit Finanzierungssicherheit zu bar. Problematischer wird es jedoch im ambulanten geben. Der Landeswohlfahrtsverband Hessen hat für Bereich, wenn die Betreuungsangebote nicht mehr den Bereich Eingliederungshilfe hier relativ rasch fortgeführt werden können und im niederschwelligen reagiert und eine recht weitgehende Finanzierungszu- Bereich, insbesondere bei den Beratungsstellen. Die sage gegeben. hierfür ausgebreiteten Schutzschirme sind nach unse- rer Auffassung nach wie vor unzureichend und sofern Auch die kommunalen Spitzenverbände in Hessen ha- diese in Anspruch genommen werden, sind diese ben Beschlüsse gefasst und an ihre Untergliederungen mit hohen bürokratischen Hürden, als auch entspre- als Empfehlung gegeben. Diese wurden aber bedauer- chenden Rückzahlungsklauseln verbunden, die für die licherweise vor Ort recht unterschiedlich umgesetzt, so Anbieter ein erhebliches Finanzierungsrisiko darstellen. dass im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe ein eigent- Hier werden wir genau beobachten müssen, für welche lich angezeigtes einheitliches Vorgehen nicht in aller Leistungsbereiche es einer finanzpolitischen Nachsteu- Konsequenz umgesetzt werden konnte. erung bedarf. Der Gesetzgeber und die Pflegekassen haben erfreu- licherweise auch relativ rasch reagiert, um höhere Stefan Gerland, Abteilungsleiter Wirtschaftliche Aufwendungen oder Mindereinnahmen zu kompen- Beratung sieren. Allerdings mussten die eilig entworfenen Hilfe- programme für Pflegeeinrichtungen (insbesondere der Rettungsschirm nach § 150 SGB XI) laufend angepasst werden. Problematisch war und ist jedoch die Finanzie- rung der Investitionskosten. Die Ertragsausfälle durch die coronabedingt geringere Auslastung der Einrichtun- gen werden (bis auf eine Ausnahme bei den Tagespfle- gen) bisher nicht gedeckt.
Einblicke 16 – 17 KOMPLEXE FÜHRUNGSAUFGABEN Referat Diakonie in der Region, Kurhessen-Waldeck Regionale Diakonische Werke KW (RDW) erstmals eine Rahmenkonzeption für die RDW erarbei- Sicherlich hatten sich die zahlreichen neuen RDW-Lei- tet, mit der u. a. ihre kirchliche Trägerschaft sowie die tungen ihren Start im vergangenen Jahr anders vorge- Orientierung der Dienste am jeweiligen regionalen Be- stellt. Mit der Übernahme dieser komplexen Führungs- darf betont wurde. Des Weiteren wurde die zielführende aufgabe in Zeiten einer weltweiten Pandemie, kam es Zusammenarbeit mit den begleitenden Finanzverwal- darauf an, sich kurzfristig im Krisenmanagement zu tungen auf allen Verantwortungsebenen thematisiert. bewähren. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden wurden Infektionsschutzkonzepte und kreative Maßnahmen ent- AGDD wickelt, mit denen die Dienste ihre Hilfeleistungen nach Trotz Umstellung auf digitale Meetings hat sich die Möglichkeit fortführen konnten. So z. B. durch analoge Arbeit der Arbeitsgemeinschaften Diakonischer Diens- Beratung auf Distanz, durch digitale Kontakte oder in te (AGDD) in den meisten Regionen intensiviert. So Form von „Walk & Talk“ und Freilufthilfen. Dennoch war konnte das Netzwerk besonders für den kollegialen mit dem zunehmenden Infektionsgeschehen schnell zu Austausch der Führungskräfte im Krisenmanagement beobachten, dass sich die prekären Lebenslagen von genutzt werden, wie z. B. zu Fragen der Umsetzung von ohnehin benachteiligten Menschen (z. B. Tafelkunden, Schutzkonzepten, der Zusammenarbeit mit den Be- Geflüchtete, Wohnungslose) verschärften, weil ihre hörden oder zur gegenseitigen Unterstützung (Schutz- Überlebensstrategien wegfielen oder weil sie nicht im ausrüstung). Unisono wurden mit den Einschränkungen Fokus staatlicher Überbrückungshilfen standen. Hier von Unterstützungsstrukturen die Verschärfungen der konnte der Corona-Nothilfefonds, der von den beiden Lebenslagen der Klient*innen (Pflegebedürftige, Famili- Kirchen und der Diakonie Hessen gegründet wurde, die en, psychisch Erkrankte) beobachtet. In diesem Zusam- Arbeit vor Ort sehr unterstützen. menhang wurden zwei Mitgliederversammlungen zur Beurteilung der Erfahrungen aus ethischer Sicht und Eine wirtschaftliche Belastung der RDW stellt aktuell die zum Thema „Digital Führen“ genutzt. Einführung des SuE-Tarifs (Sozial-und Erziehungsdienst im TVÖD) dar. Aus Sicht der Beschäftigten bedeutet er LIGA Thüringen in vielen Fällen eine finanzielle Verbesserung und erhöht Mit dem Finanzskandal bei einer Tochtergesellschafft die Attraktivität ihrer Arbeitsplätze. Gleichzeitig zieht der AWO Thüringen (AWO AJS gGmbH) gab es von er für die Träger erhebliche Mehrkosten nach sich. Zur Seiten verschiedener Landtagsparteien kritische Fragen Sicherung der Dienste bleibt es von daher entschei- zur Transparenz der Verwendung öffentlicher Mittel dend, dass die Diakoniezuweisung der Landeskirche – durch die Verbände der Freien Wohlfahrt. In diesem trotz pandemiebedingter Steuereinnahmeverluste – von Zusammenhang ist hervorzuheben, dass im Hauptaus- weiteren Kürzungen verschont bleibt. schuss der LIGA seit einiger Zeit gemeinsame Transpa- renzstandards kritisch diskutiert und erarbeitet werden Die AG RDW, in der sich die RDW überregional zusam- und der LIGA e.V. in 2020 der „Initiative Transparente mengeschlossen haben, blickt auf ein sehr aktives Jahr Zivilgesellschaft“ beigetreten ist. zurück. In der jährlichen Mitgliederversammlung stellte Bischöfin Dr. Hofmann ihr Modell der Sorgenetze vor und regte eine Diskussion zur sozialräumlichen Arbeit Thomas Klämt-Bender, Referent der Diakonie in der in den Regionen an. Zudem wurde im Vorstand der AG Region
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