Rechtsextreme an - Volksverpetzer

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Rechtsextreme an - Volksverpetzer
Rechtsextreme
Schuldzuweisungen         an
Böhmermann   und   Co:   Nur
Strache allein hat Schuld!

Verantwortung abwälzen
Es gibt Neuwahlen in Österreich. Und daran ist nur eine
einzige Person Schuld: Heinz-Christian Strache (nachfolgend
schlicht: HC). Niemand sonst. Er hat die Regierung gesprengt.
Niemand sonst. Auch wenn nun sowohl in rechtsextremen Gruppen
als   auch    in   den   Kommentarspalten      verschiedene
Argumentationsmuster vorgeschlagen werden, die das Geschehene
anderweitig framen sollen.

 Whataboutismen, Ablenkungen & Schweigen: So reagieren AfD und
 Co auf das Strache Video

Wir brechen das zunächst mal auf den Inhalt des Videos
herunter, das bereits im Juli 2017 auf der Partyinsel Ibiza
aufgenommen wurde. Übrigens drei Monate vor der
Nationalratswahl. Es ist nur eine Spekulation, aber eventuell
hätte eine damalige Veröffentlichung einen Vizekanzler HC
Strache verhindert. Eventuell sogar die ganze Koalition. Aber
wer weiß: Vielleicht wurde das Video auch zurückgehalten, um
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mal abzuwarten, wie sich das Ganze so entwickelt.

Strache und der Rechtsextremismus
Dass HC nach der Wahl mit dem äußersten rechten Rand
gekuschelt hat, wollte er nie zugeben. Mal hat er nur drei
Bier bestellt und hat eben nicht den sogenannten Kühnen-Gruß
gezeigt, eine „abgeschwächte“ Variante des Hitler-Grußes. Mal
wusste er nicht, dass die jungen Burschen an seinem Tisch
Mitglieder der rechtsextremen Identitären Bewegung waren.
Soweit eine kurze Einordnung von HC.

Was sehen wir auf dem Video? Wir sehen einen locker
angezogenen, auf einer Couch lümmelnden HC, einen weiteren
jungen Mann (Johann Gudenus) und eine Blondine, die eine russische
Oligarchin sein soll. Denken jedenfalls HC und J. Gudenus.

Das Video ist über 6 Stunden lang. Bekannt sind bisher nur
einige Ausschnitte, und nein, die können nicht so zusammen
geschnitten worden sein, dass HC da blöd wegkommt. Er sagt es
selbst und unmissverständlich: Die russische Oligarchin
schießt Geld für die Wahlkampfhilfe zu, im Gegenzug erhält sie
Aufträge. Sie müsste nur noch ein Unternehmen in Österreich
gründen. Die Wahlkampfhilfe erhält natürlich nicht die Partei
des HC, die FPÖ, sondern das Geld geht am Rechnungshof vorbei
an einen gemeinnützigen Verein.

Warum ist Strache kein „Volksverräter“?
Halten wir fest: HC gibt Aufträge gegen Schwarzgeld an den
Russen. Aufträge, die auch an Österreicher gehen könnten, an
„sein Volk“. Frage: Ist hier der Begriff „Volksverräter“
angebracht?

Zweite Kernaussage des Videos: Die vermeintliche Oligarchen-
Nichte beteiligt sich an der größten Boulevard-Zeitung
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Österreichs. Der Kronen-Zeitung. Das Ziel: Unliebsame
Journalisten entfernen. Wenn ein Staat dermaßen in die
Freiheit der Presse eingreift, nennt sich das Gleichschaltung.
Man liest es in den Kommentaren häufig, aber: Nein, nur weil
Medien gegen die AfD oder FPÖ schreiben bzw. berichten, sind
sie nicht staatlich gleichgeschaltet. Zumal ich an Kiosken
alle Spektren finde, von ganz links bis ganz rechts.

In der Pressekonferenz von HC gibt es zwei wesentliche Punkte:
Zunächst einmal ist der Alkohol Schuld an diesem „dummen
Fehler“ gewesen. Diese Argumentationshilfe wird in vielen
rechten Gruppen angeboten. Es wird betont, dass er ja auch
viel Gutes getan habe, und man so einen Fehler mal verzeihen
soll. Verglichen wird auch mit Schwarzgeldkassen von Helmut
Kohl oder ergaunerten Doktortiteln. Wenn schon mit
Parteispendenaffären verglichen wird, dann bitte mit denen von
Meuthen und Weidel. Das, was derzeit in Österreich passiert,
ist ein anderes Kaliber!

Cui Bono? Interessant, aber irrelevant
Der zweite Aspekt, der aus der Pressekonferenz nun aber immer
mehr in den Fokus rückt: Wer hat denn diese Aufnahmen gemacht?
Man hört immer den Namen von Jan Böhmermann, der bereits im
April entsprechende Andeutungen gemacht hatte, als er bei der
Verleihung des österreichischen TV-Preises Romy die Übernahme
der Kronen-Zeitung und auch eine „russische Oligarchenvilla“
auf Ibiza erwähnte. Fraglich ist, ob Böhmermann bereits 2017
daran interessiert war, HC zu Fall zu bringen bzw. ob er
überhaupt die Möglichkeiten zur Umsetzung gehabt hätte. Das
Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) kommt da laut jüngsten
Berichten schon eher in Betracht:

Aber: Es ist natürlich interessant, wer denn nun konkret
dahintersteckt, und es wird auch Stück für Stück aufbereitet
werden, zum Beispiel hier beim Spiegel.

Interessanter sind und bleiben allerdings die Aussagen aus dem
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Video! Dass nun Politiker wie der AfD-Thüringen-Chef Bernd
Höcke (und weitere) den Skandal darin sehen, DASS ein Video
gemacht wurde, in dem einer aus ihren Reihen die
Gleichschaltung einer Zeitung und ein derart staatsfeindliches
und korruptes Handeln plant, ist absurd. Die Schuld soll nun
bei anderen gesucht werden, wie immer. Bei Böhmermann, dem
ZDF, dem ZPS und wer weiß noch wem. Das führt soweit, dass
DIESE Akteure nun bedroht werden. Aber wo ist denn eigentlich
der „Mut zur Wahrheit“?

Morddrohungen und Täter-Opfer-Umkehr

Screenshot #DieInsider / Das Aufdecken der Wahrheit ist
Rechtsextreme an - Volksverpetzer
„zehnmal so widerlich“? Absurd!

Screenshots #DieInsider / Morddrohungen gegen Jan Böhmermann –
Weil er von der Korruption eines Politikers wusste (und nichts
damit getan hat?)

Die Beobachtungen, die #dieinsider seit Monaten machen, werden
hier nur bestätigt: Wenn Rechtspopulisten und Rechtsextreme
Macht bekommen, dann schrecken sie vor nichts zurück, um ihr
Weltbild durchzusetzen. Höcke selbst stellt klar, dass „wir
leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach
oder nicht willens sind“ (S. 257, „Nie zweimal in denselben
Fluss“, 2018) Mehr dazu hier.

Weder Jan Böhmermann, noch das ZPS tragen die Schuld an dem,
was derzeit in Österreich passiert. Es ist HC Strache selbst.
Diese Opfer-Täter-Umkehr ist wahnwitzig und wird sich nicht
durchsetzen.

Artikelbild: Alexandros Michailidis, shutterstock.com

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Whataboutismen, Ablenkungen &
Schweigen: So reagieren AfD
und Co auf das Strache Video

Whataboutismen,                  Ablenkungen               &
Schweigen
In Österreich wird es nach dem Strache-Video Neuwahlen
geben. Deutsche Medien veröffentlichten ein Video, das den
österreichischen inzwischen Ex-Vizekanzler Heinz-Christian
Strache (FPÖ) schwer belastet. Es zeigt den FPÖ-Chef, wie er
einer vermeintlichen Nichte eines russischen Oligarchen
erklärt, wie sie verdeckte Parteienspenden an die FPÖ
schleusen könne. Auch wird besprochen, wie sie die „Kronen“-
Zeitung übernehmen könnten und auf Parteilinie bringen. Die
Schlüsselszenen sind hier gezeigt und erklärt:

Es ist einer der größten politischen Skandale Österreichs der
Rechtsextreme an - Volksverpetzer
jüngeren Zeit. Sie führten zum Rücktritt des Vizekanzlers am
Samstag Nachmittag und dem voraussichtlichen Ende seiner
politischen Karriere. Strache habe den derzeitigen
Infrastrukturminister Hofer als Nachfolger vorgeschlagen, doch
die ÖVP solle das Innenministerium als Ausgleich gefordert
haben, welches die FPÖ nicht opfern wollte. Darüber soll die
Regierung gescheitert worden sein. Die Folge sind Neuwahlen.

Das ist nicht nur für die österreichischen Rechten ein
Desaster. Auch die AfD in Deutschland hat vor dieser
Enthüllung der Korruption große Angst, insbesondere so kurz
vor der Europawahl. Denn man betonte stets die Gemeinsamkeiten
mit der FPÖ und versuchte auch von deren vermeintlichen
politischen Erfolgen zu profitieren. Es ist zu erwarten, dass
die AfD ebenfalls dadurch Schaden nimmt.

 Erinnerungsfoto pic.twitter.com/77PCO5d4qq

 — Ruprecht Polenz (@polenz_r) May 17, 2019

So reagieren AfD-Politiker*Innen
Der erste sichtbare Versuch ist natürlich: Herunterspielen.
Der Sprecher der AfD im Bundestag bezeichnete in einem
inzwischen gelöschten Tweet das Video als „Pseudoskandal“:

 Der Sprecher der ⁦@AfDimBundestag⁩ hat seinen Tweet zur
 Ibiza-Affäre      gelöscht.      Also     den     hier
 pic.twitter.com/HYg3PfcvHu

 — Andreas Kynast (@andikynast) May 18, 2019

AfD-Chef Meuthen bezeichnet es als eine „singuläre
Angelegenheit“ und sagt, die AfD werde der FPÖ „nicht in den
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Rücken fallen“ (Quelle). Eine zweite Strategie sind
Whataboutismen, also der Versuch, den Vorfall durch andere
tatsächliche oder unterstellte Fehler zu relativieren.

Screenshot twitter.com

Brandner versucht Äpfel mit nicht existierenden Birnen zu
vergleichen. Er spielt auf den Mythos des Rechtsbruchs 2015 an
– der gar keiner war. Außerdem werden – vermeintliche –
rechtswidrige politische Entscheidungen mit offener
Rechtsextreme an - Volksverpetzer
Korruption, illegalen Parteispenden, Medienmanipulation und
Landesverrat verglichen.

Screenshot twitter.com

Hier wird erneut abgelenkt und auch das Opfernarrativ bedient.
Die Korruption und der Landesverrat wird verschwiegen, dafür
aber die Methoden der Enthüllung als illegal diffamiert.
Straches Aussagen werden heruntergespielt („ein zwei Jahre
altes Video“). Es wird versucht, die Enthüllung (und ihr
Zeitpunkt) schlimmer darzustellen als das, was enthüllt wurde.
Obwohl es das selbstverständlich nicht ist. Und es soll als
„unfair“ dargestellt werden. Was es ebenfalls nicht ist.
Rechtsextreme an - Volksverpetzer
Screenshot #DieInsider

Was die AfD Hamburg-Wandsbek bezeichnenderweise als
„widerlich“ tituliert sind nicht die Aussagen Straches,
sondern dass diese publik gemacht wurden. Die Wahrheit wird
mit „Relotius“ als Lüge dargestellt. Und eine Enthüllungsstory
als „Schmierenkampagne“. Wie macht man eine Schmierenkampagne
mit Fakten? Wo ist hier der „Mut zur Wahrheit“?

Um an die bekannten Narrative von Opferhaltung und
Medienverschwörung anzuknüpfen wird beteuert, dass der Skandal
weitaus weniger schlimm sei, als er ist. Obwohl Rücktritt und
die Verkündung von Neuwahlen dieser Darstellung deutlich
widersprechen. Es wird von den Inhalten durch die Art und den
Zeitpunkt der Enthüllung abgelenkt. Und anstatt berechtigte
Kritik an Strache zu üben oder die eigenen Verbindungen zu
reflektieren oder sich zu distanzieren wird auf andere, auch
nicht existierende Fehler hingewiesen.

Schweigen
Doch das war nur die Reaktion einiger weniger Politiker der
AfD. Der Großteil hat zum Vorfall einfach geschwiegen. Auch in
den rechten Gruppen war es sehr lange auffällig ruhig, wie die
Recherchegruppe #DieInsider berichtet. Es dauerte Stunden bis
nach der Enthüllung, bis der erste AfD-Politiker reagierte.
Und manche, wie Alice Weidel brachten es sogar so weit, dass
sie die Sache komplett ignorierten

Screenshot twitter.com

Weidel lobte die rechtspopulistische Politik der
österreichischen Regierung (und damit der FPÖ) als Strache
bereits seinen Rücktritt verkündet hat. Auch nachdem die
Regierung gescheitert ist und Neuwahlen verkündet worden sind
hat Weidel sich nicht dazu geäußert (werde „kein Statement“
abgeben) und das Lob steht immer noch. Niemand soll auf die
Idee kommen, dass rechtspopulistische und -extreme Politik
etwas Schlechtes sei.

Durch die viel belegte und aktiv betriebene Isolierung der
eigenen Zielwählerschaft in hermetischen Filterblasen soll der
Kontakt mit zu vielen Einzelheiten von Straches Aussagen (und
deren Implikationen) vermieden werden. Je weniger die eigenen
Anhänger wissen, desto weniger kann auch das Ansehen der AfD
in Mitleidenschaft gezogen werden. Deswegen ziehen es die
meisten AfD-PolitikerInnen vor, zu schweigen. So viel erneut
zum „Mut zur Wahrheit“.

Die rechtsextremen Gruppen
Die rechten Trolle in den Kommentarspalten und die geheimen
rechtsextremen Gruppen sprachen durchaus über den Vorfall. Und
sie verwendeten viele der gleichen Strategien. So wurde der
Vorfall ebenfalls relativiert, verharmlost und geleugnet.

 Screenshot #DieInsider

Dann wurde wieder versucht, den Fokus auf die Veröffentlichung
zu legen, um von dem eigentlichen Vorfall abzulenken. Dafür
wurde sich auch der Argumentation von Verschwörungstheorien
bedient. Dass die eigenen Aussagen Straches so verwerflich und
entlarvend sind, dass sie der FPÖ und der Regierung schaden,
wird nicht der Korruption Straches zugeschoben, sondern
paradoxerweise denjenigen, die es veröffentlicht haben.

Screenshot #DieInsider

Um die Verschwörungstheorien zu entkräften: Wenn „jemand“ es
derart als politische Waffe missbraucht hat, warum wurde es
dann nicht gleich vor den österreichischen Wahlen
veröffentlicht und erst vor den relativ unwichtigen
Europawahlen? Außerdem ändert es immer noch nichts daran, dass
Strache das nunmal so gesagt hat. Oder ist man weniger an der
Wahrheit interessiert, als an der politischen Implikationen?
Die Veröffentlichung wäre zu egal welchem Zeitpunkt schädlich,
also was soll diese Nonesense-Argumentation?

Auch wird in anderen rechten Gruppen zum Kommentieren von
Beiträgen aufgerufen. Die Argumentation wird buchstäblich
vorgegeben: Strache soll als Opfer dargestellt werden. Es soll
relativiert werden und die Schuld abgewälzt werden.
Screenshot #DieInsider

Hier soll wieder eine vollständige Täter-Opfer-Umkehr
stattfinden und der Landesverräter zum unschuldigen Opfer
gemacht werden. Interessant auch, dass hier deutlich gesagt
wird, dass die Kommentarspalten manipuliert werden sollen.
Keine Neuheit, wie wir schon oft nachgewiesen haben (Mehr
dazu). Es wird das gemacht, was man gerne Gruppen wie
#ichbinhier fälschlicherweise unterstellt.

Weitere Relativierungen

              Screenshot #DieInsider

Interessant – Nicht nur ist es verwerflicher, Korruption
aufzudecken als die Korruption selbst. Auch ist die
Veröffentlichung der Wahrheit (!) eine Wählerbeeinflussung.
Und falsche Tatsachen und verborgene Fakten nicht? Medien
sollen   nicht    „Detektiv    spielen“   und   stattdessen
Berichterstattung nachkommen? Was soll denn Berichterstattung
sonst sein, als die Enthüllung und das Aufdecken von
Wahrheiten? Das Wahrheitsverständnis in diesen Gruppen ist
äußerst beunruhigend.
Screenshot #DieInsider

Und erneut wird abgelenkt. Dieses korrupte Verhalten wird als
normal dargestellt, um es zu verharmlosen. Es wird
unterstellt, dass es alle machen würden. Und die
„gegnerischen“ Parteien werden mit Schmutz beworfen, mit
Verbindungen zu Pädophilie und mit antisemitischen
Verschwörungstheorien. Halten wir fest: Es gibt einen festen
Beweis für die Korruption und das soll mit an den Haaren
herbeigezogenen Verschwörungen verglichen werden.

Selbst wenn das alles wahr sein sollte – was es nicht ist –
sind das nur Whataboutismen. Man redet sich die Verwerfungen
und die Wahrheit durch Hirngespinste schön. Und das soll mit
der Übermacht von koordinierten Kommentaraufrufen und Fake-
Accounts auch nach außen getragen werden. Die Wahrheit soll
zur Wahlmanipulation verdreht werden und der Täter zum Opfer.
Den Schaden für die AfD dürfte das alles aber letztlich nicht
abwenden. Warten wir ab.

Artikelbild: Alexandros    Michailidis,   shutterstock.com,
Screenshot twitter.com

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Laut     Insider-Berichten:
Neuwahlen   in   Österreich
sollen   kommen,   FPÖ/ÖVP-
Koalition gescheitert

Neuwahlen in österreich
Laut ÖVP und FPÖ-Kreisen wird es in Österreich nach dem
Strache-Video     Neuwahlen     geben.    Deutsche    Medien
veröffentlichten gestern ein Video, das den österreichischen
Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) schwer belastet. Es
zeigt den FPÖ-Chef, wie er einer vermeintlichen Nichte eines
russischen Oligarchen erklärt, wie sie verdeckte Parteispenden
an die FPÖ schleusen könne. Auch wird besprochen, wie sie die
„Kronen“-Zeitung übernehmen könnten und auf Parteilinie
bringen. Die Schlüsselszenen sind hier gezeigt und erklärt:

Es ist einer der größten politischen Skandale Österreichs der
jüngeren Zeit. Sie führten zum Rücktritt des Vizekanzlers am
Samstag Nachmittag und dem voraussichtlichen Ende seiner
politischen Karriere. Strache habe den derzeitigen
Infrastrukturminister Hofer als Nachfolger vorgeschlagen, doch
die ÖVP solle das Innenministerium als Ausgleich gefordert
haben, welches die FPÖ nicht opfern wollte. Darüber soll die
Regierung gescheitert worden sein. Eine offizielle Verkündung
der Neuwahlen steht noch aus.

Kommentar: Die Parallelen von Strache und
anderen Rechtsextremen
 Analyse: Was das Strache-Video          über   den     globalen
 Rechtsextremismus aussagt

Artikelbild: Alexandros Michailidis, shutterstock.com

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14 Gründe, warum die SPD
Mitglieder die Groko ablehnen
müssen

Die SPD Führungsriege beschwört mit
hohlen Argumenten die Mitglieder,
der Groko zuzustimmen. Dabei gibt
es mindestens 14 Argumente, dagegen
zu stimmen.
Die Gründe, warum die SPD-Mitglieder für eine Groko stimmen
sollen, sind übersichtlich und nicht stichhaltig, wie wir hier
aufgezählt haben. Aber es gibt eine Menge, das dagegen
spricht, dass die SPD diesen Koalitionsvertrag mit der Union
nicht unterschreiben darf.
An diesem Koalitionsvertrag ist nichts
sozialdemokratisch!
Während die letzte Groko noch einige prominente dem Namen nach
zumindest sozialdemokratische Projekte wie den Mindestlohn
vorweisen konnte, sehe ich in diesem Koalitionsvertrag keine
„sozialdemokratische Handschrift“, sondern nur einen kleinsten
gemeinsamen Nenner, alles so zu lassen, wie es ist. Was fehlt:

   1. Es gibt kein Lobbyregister, für das die SPD sich
      einsetzen wollte, und dem die Union bei Jamaika noch
      zugestimmt hatte.
   2. Es gibt keine Bürgerversicherung und stattdessen nur
      eine zahnlose Kommission, die lediglich unverbindliche
        Vorschläge machen kann.
   3.   Die von Schulz gepriesenen „Vereinigten Staaten von
        Europa“ – zugegebenermaßen ein zwar wünschenswertes,
        aber (noch) utopisches Projekt – fanden keinen Eingang.
   4.   Steuererhöhungen für Reiche fehlen völlig, im Gegenteil,
        von der Kindergelderhöhung und der Abschaffung des
        Solidarzuschlags profitieren nur Wohlhabendere (weil
        Kindergeld vom Hartz-4 abgezogen wird).
   5.   Der vereinbarte Familiennachzug für Asylbewerber ist ein
        sinnloser Kompromiss und verfehlt den Sinn dieses
        Rechts.
   6.   Es fehlt eine Solidarrente oder gar irgendwelche
        Lösungen für das Rentensystem und Altersarmut. Die
        angestrebten Deckelungen der Rentenbeiträge und
        Sicherung des Rentenniveaus sind lächerliche kosmetische
        Nachbesserungen, die erst in Jahren zum Tragen kommen
        und dann auch nur minimal sind.
   7.   Die sachgrundlose Befristung wird immer noch nicht
        abgeschafft, obwohl die SPD diese schon zur letzten Wahl
        versprochen hatte.
   8.   Den Pflegenotstand mit lediglich 8000 neuen Stellen zu
        lösen ist ein Witz. Nicht nur sind das weniger als 0,5
        Stellen pro Einrichtung, die ein Tropfen auf den heißen
Stein sind, auch ist es dringend erforderlich,
      Pflegekräfte auch noch besser zu bezahlen und den Job
      allgemein attraktiver zu machen, denn das Einrichten
      neuer Stellen bringt nichts, wenn niemand diesen Job
      unter diesen Bedingungen machen will.
   9. Der Investitionsstau bei der Infrastruktur bleibt
      weiterhin ungelöst.
  10. Was soll dieses Heimatministerium? Steht dafür die SPD?

11. Eine dritte Groko in 16 Jahren ist
der Tod der SPD
Falls die SPD immer noch nicht gelernt hat, dass sie nach
jeder Groko immer wieder ihr historisch schlechtestes
Wahlergebnis einholt und jetzt, in Aussicht einer dritten
Groko die niedrigsten Umfragewerte der letzten Jahrzehnte
einholt, dann fällt meine Warnung, dass noch einmal vier Jahre
Große Koalition der Untergang der SPD bedeuten, wohl auch auf
taube Ohren. Wenn die SPD glaubt, sich für Stabilität „opfern“
zu müssen, wird sie das dann wohl auch tun. Die Wähler, die
eine Groko und Stabilität wollen, werden Merkel und der CDU
dafür die Lorbeeren geben und alle diejenigen, die keine
Stagnation im Angesicht aller Probleme wollen, werden die SPD
dafür abstrafen. Die SPD versucht in letzten Jahren den
Wählerstamm der Union zu gewinnen und verliert dabei ihre
eigene Basis und gewinnt niemanden hinzu. Übrig bleibt nur der
alte Kern der im Schnitt 60-Jährigen (!) konservativ
gewordenen, traditionellen SPD-Wähler, die langsam aussterben
werden.

12. Keine Angst vor Neuwahlen!
Mit Verweis auf die schlechten Umfragewerte der SPD wird die
Angst vor Neuwahlen als entscheidendes Argument für die Groko
beschworen. Doch das ist paradox und falsch: Die Umfragewerte
der SPD sind im Keller weil sie droht, eine Groko einzugehen
(und darüberhinaus ihre Position in der Hinsicht um 180°
gedreht hat). Eine SPD, die eine Groko ablehnt, deren
Vorstände, die jegliche sozialdemokratische Seele der Partei
ausgehöhlt haben, zum Rücktritt zwingt und mit neuen
Gesichtern, einer kompromisslosen Abgrenzung zur Union und
echter sozialdemokratischer Programmatik in Neuwahlen antritt,
wird ein viel besseres Ergebnis einholen als im September.

Außerdem bedeutet eine Ablehnung der Groko NICHT automatisch
Neuwahlen. Frau Merkel hat bereits angedeutet, dass sie nicht
den Weg der Neuwahlen geht, sondern sich (unabhängig vom
Ergebnis des Entscheids der SPD!) noch einmal zur Kanzlerin
aufstellen     lassen   wird   –   Und   damit   wohl   eine
Minderheitsregierung machen. Von Neuwahlen, zu welchen Merkel
nicht mehr Spitzenkandidaten sein dürfte, hat die Union noch
mehr Angst als die SPD, die von dem Szenario nur profitieren
kann.

13. SPD kann nicht erneuert werden, wenn
alles beim Alten bleibt!
Der Vorstand der SPD hat geschlossen entscheidende Fehler
gemacht. Die wechselnden Positionen zunächst garantiert gegen
eine Groko, dann doch dafür, dann Schulz‘ kurzzeitige
Entscheidung, trotz gegenteiliger Versprechen Minister zu
werden, das eigenmächtige Festlegen von Nahles als
Parteivorsitzende sind alles gravierende Fehler, die dem Image
der SPD gewaltig geschadet haben. Scholz und Nahles, die
jeweils 17 (!) und 10 Jahre Vorstandsmitglieder sind und beide
bereits Minister in einer Groko waren als Neuanfang zu
verkaufen ist zu billig und durchschaubar.

Zusammen     mit    einem     Programm,     das    keinerlei
sozialdemokratischen Impulse bietet und alles beim Alten
lässt, die gleichen Fehler wieder wiederholt und noch dazu mit
dem gleichen Personal, ist das eine Erneuerung nur dem Namen
nach. Eine Entscheidung gegen die Groko würde diese Farce auch
endlich beenden. Denn ob die nächste SPD-Generation jetzt die
gebrochene Partei übernimmt oder erst in vier Jahren, wenn
vielleicht nichts mehr von ihr übrig ist, ist schon
gravierend.

14. Eine Groko ist die beste Munition für
die AfD
Die glaubwürdigsten Argumente der AfD sind der politische
Stillstand und das „Durchregieren“ der Grokos der letzten
Jahre. Als (leider fremdenfeindliches und patriarchales)
Sammelbecken der Unzufriedenheit mit dem status quo ist doch
genau der Erhalt dieses status quos genau das, was die
Rechtspopulisten stark macht. Wenn SPD-Wähler aus Protest zur
AfD laufen, eben wegen der Groko, wie soll da eine Groko das
Heilmittel dagegen sein? Die SPD-Führung will uns plötzlich
das Gift als Heilmittel verkaufen.

Die AfD beschwert sich, dass man die „anderen“ Parteien nicht
mehr unterscheiden kann und dass keine an Veränderung
interessiert sei. Während das eine Sorge ist, die man ernst
nehmen sollte und nicht eben schon wieder eine Koalition aus
inzwischen ununterscheidbaren Parteien ohne Änderungen am
status quo macht, werden AfD-nahe Kompromisse in Themen wie
Familiennachzug gemacht, die erstens sinnlos sind und zweitens
keinen einzigen potentiellen AfD-Wähler zufrieden stellen
werden.

Viele gehen zur AfD, weil sie keine „Alternative“ zu Merkel
und Co. sehen, außer in der Partei, die das praktischerweise
in ihrem Namen trägt. Das ist natürlich fehlgeleitet und
trifft nicht auf diejenigen zu, die tatsächlich mit dem
nationalistischen    und  fremdenfeindlichen    Gedankengut
übereinstimmen, aber dieser Zustrom hört erst auf, wenn die
SPD eine echte Alternative zur Union ist, und nicht einfach
nur Mehrheitsbeschafferin für ein „Weiter so“! Die Grokos
haben die AfD erst miterschaffen. Eine neue Groko wird sie
bestimmt nicht wieder verschwinden lassen.

Artikelbild: pixabay.com, CC0

            Weitere Artikel zur SPD und der Groko:

 Warum will die SPD eine neue Groko riskieren? Wir haben 3
 Erklärungen gefunden

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