WAS TUN BEI UNERWÜNSCHTEN ONKOLOGIKA-WIRKUNGEN AUF HAUT, SCHLEIMHAUT, HAAREN UND NÄGELN?
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WAS TUN BEI UNERWÜNSCHTEN ONKOLOGIKA- WIRKUNGEN AUF HAUT, SCHLEIMHAUT, HAAREN UND NÄGELN? Basierend auf den Empfehlung der OPS «Dermatologische Reaktionen unter medikamentöser Antitumortherapie» Cornelia Kern Fürer, Fachexpertin Onkologiepflege, MAS & HöFa I Mitglied Ressort Fortbildung Onkologiepflege Schweiz Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland
Agenda Eine kurze Einführung Überblick dermatologische Reaktionen Auslösende Wirkstoffgruppen Theoretischer Hintergrund Empfehlungen der Onkologiepflege CH Basispflege Haut, Schleimhaut, Haar & Nägel Praxistransfer Patientensituation aus dem Alltag Herausforderungen & Stolpersteine Hilfsmittel und Angebote (Foto: mit freundlicher Genehmigung von Sabrina Zortea)
Auswirkungen dermatologischer Reaktionen Physische Manifestationen Notwendigkeit von (z.B. Pruritus, Schmerzen) Begleitmedikation, Dermatologische psychosoz. Support, Kosten Reaktionen Emotionale Beeint. Hospitalisation… (z.B. Sorgen, Schamgefühle, Niedergeschlagenheit) Funktionelle Beeint. (z.B. der Alltagsaktivitäten zwischenmenschlicher Beziehungen) Dosisreduktion, Gewebsschädigung Therapieunterbrüche, - Abbrüche Lebensqualität Therapieadhärenz Prognose (Kern Fürer,, 2018 nach Wollenberg, Kroth, Hauschild & Dirschka, 2009; Eilers et al., 2010; Klein, Tietze & Wollenberg, 2006; Eaby et al., 2012; Borovicka et al., 2011; Robert et al., 2005, Matzka et al., 2017)
Patientenzitate zu dermatologischen Reaktionen Das Tram war gestossen voll, aber neben mich hat sich trotzdem niemand gesetzt. Mein Gesicht sieht aber auch schlimm aus, die dachten vermutlich, das sei ansteckend… Ja klar, die Haut sieht Ich arbeitete in der Bank am im Moment nicht schön Schalter und ich sehe aus wie ein aus, aber ich wusste ja, Teenager. Ich schäme mich dass das kommen wegen der schlimmen Haut, dass kann. Hauptsache ist ich mich ins Back-Office doch, dass es wirkt. versetzen lassen habe. Jetzt kommt noch die Die Müdigkeit und die Schwäche Haut dazu. Das ist etwas, schränken mich am meisten ein. das jeder gleich sehen Dadurch, dass ich sowieso kaum kann. noch draussen aktiv sein kann, Besonders gesund sieht ist mir der Ausschlag von der das nun mal nicht aus. Optik her egal.
Onkologika mit Auswirkungen auf Haut, Schleimhaut, Haare und Nägel EGRF- Inhibitoren Tyrosin- mTOR- kinase- Inhibitoren Inhibitoren Multi- Monoklonal kinase- e Inhibitoren Antikörper Immun- Proteasom modu- Inhibitoren latoren Immun- MEK 1 / 2 Check- Inhibitoren point- Inhibitoren Protein- kinase Inhibitoren Onkologika Alkylanzien B-RAF Hedgehog Inhibitoren Mitose- hemm- stoffe Inter- Topoisom kalanzien erase-I (Anthra- Hemmer zyklin) Zyto- statische Antimeta- Antibio- boliten tika Antimikro- Platin- tubuläre Halic- verbind- Wirkstoffe hondrin ungen (Taxane)
Beispiele dermatologischer Reaktionen bei Therapie mit «klassischen» Zytostatika (Fotos: KSGR, SR RWS)
Beispiele dermatologischer Reaktionen bei Therapie mit Epithelial Growth Factor Receptor Inhibitoren (in Anlehnung an Segaert & Van Cutsem, 2005; Fotos KSGR und SR RWS) (Fotos: KSGR, SR RWS)
Beispiele dermatologischer Reaktionen bei Therapie mit Tyrosinkinase und Multikinase-Inhibitoren (Fotos: KSGR, SR RWS)
Beispiele dermatologischer Reaktionen bei Therapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren (Rivera et al., 2017) (Fotos: Praxis Rundum, KSGR, SR RWS)
Inhalte und Struktur der Empfehlungen der OPS Einleitung inklusive Abgrenzungen Produkt- Arzneimittel- empfehlungen tabellen Übersicht Farbliche Unterteilung in Haut, Schleimhaut, Haare, Nägel Ergänzende Patienten-Informationsbroschüre zum Download/Druck verfügbar unter www.onkologiepflege.ch/fachwissen/leitlinien- fuer-die-praxis/ Phänomen- Patienten- tabellen Basis-/ information therapeutische Interventionen Baseline- Erfassung/ Erfassung & Beurteilung im Verlauf
Empfehlung zur Interventionsableitung nach Schweregrad »Common Terminology of Criteria for Adverse Events« (CTCAE) Grad 1 Mildes unerwünschtes Ereignis Grad 2 Moderates unerwünschtes Ereignis Grad 3 Schweres unerwünschtes Ereignis Grad 4 Lebensbedrohliches unerwünschtes Ereignis Grad 5 Tod im Zusammenhang mit unerwünschtem Ereignis DERMATOLOGISCHE REAKTIONEN > GRAD 3 (STARKE VERÄNDERUNGEN) «Pat. fühlt sich elend & krank» Behandlung im multiprofessionellem Team (Pflege/Onkologie/Dermatologie,…) Entscheidung für Therapiereduktion/-Unterbruch/-Abbruch durch behandelnde/-r Onkologin/-e DERMATOLOGISCHE REAKTIONEN GRAD 2 (MODERATE BESCHWERDEN MIT FUNKTIONSEINSCHRÄNKUNG) «Pat. leidet unter Beschwerden und fühlt sich verunsichert» Behandlung im multiprofessionellem Team (Pflege/Onkologie/Dermatologie,…) DERMATOLOGISCHE REAKTIONEN GRAD 0 bis GRAD 1 (KEINE, MILDE ODER BEGINNENDE BESCHWERDEN) „Pat. fühlt sich wohl“ Behandlung durch erfahrenes diplomiertes Pflegefachpersonal Unterstützung und Verordnung der medikamentösen Pflegeprodukte durch behandelnde/-n Ärztin/Arzt BASISPFLEGE UND PATIENTENEDUKATION Ausführung durch diplomiertes Pflegefachpersonal / (nach Bernier et al., 2008; Lindenhofgruppe, 2017)
BASISINTERVENTIONEN ALLGEMEIN & KURZGEFASST
Basispflege der Haut (Fokus je nach Therapie) Hautreinigung Prinzip von «oben nach unten» / auf sorgfältige Körperhygiene achten (CAVE: Display Mobilephone) Mit milden, seifenfreien, möglichst pH-neutralen Waschlotionen oder Waschsyndets Lauwarmes Wasser (max. 37o) (Kurzes Duschen o. max.2x/w Baden für max. 15 Min.). Vorsichtiges Trockentupfen der Haut mit sauberem Handtuch Anwendung von Gesichtsbereich: Wenig fettende Creme/Lotion (1 x tgl. Anwendung eines O/W-Systems) / Lotionen/Cremen Make-up auf Wasserbasis erlaubt (ggf. frühzeitige Info über Angebot «lgfb») Stamm und Gliedmassen: Konsequente alkohol- und parfümfreie, rückfettende Hautpflege m/o Urea (∼100g Lotion/10d) nach Duschen oder Baden anwenden Hände und Füsse / periunguale Bereiche: 1 – 2 x tgl. mit urea-haltiger (>10%) Creme Vermeiden von Vermeidung von Sonnenexposition und Verwendung von Sonnenschutz (SPF > 30) chemischen, Auf ideale Raumluftfeuchtigkeit achten (30-50%) v.a. im Winter: Senken der Raumtemperatur thermischen und und erhöhen der Luftfeuchtigkeit mechanischen Expositionsvermeidung von toxisch-irritativen Substanzen: Reinigungsmitteln, Polituren Reizungen oder Lösungsmitteln sowie anderen hautirritierenden Substanzen (z.B. in Parfüms, Peeling- Produkten, selbstgekauften Aknemitteln, alkoholhaltigen After Shaves enthalten) Verletzungen vorbeugen. z.B. schonend trocken rasieren, keine Epilation, Barfussgehen), für Garten- u. Haushaltarbeiten Schutzhandschuhe (ev. Baumwollfutter) tragen (CAVE:Stauungswärme) Vermeidung von Wärme, Druck, Reibung und Einengung: Lockere und weiche Kleidungsstücke aus natürlichen Materialien wie Baumwolle o. Seide tragen (Kleidung/Schuhwerk sollten nicht reiben o. drücken), Verzicht auf Gürtel, Hosenträger, Krawatten, Schmuckstücke o. Büstenhalter, die einengen, Taschenriemen oder Rucksackträger ggf. polstern und das Tragen von schweren Einkaufstaschen meiden Hyperkeratose (Hände/Füsse): Vor Therapiestart durch med. Fusspflege entfernen lassen (Zusammengefasst nach den Empfehlungen «Dermatologische Reaktionen unter Antitumortherapie», OPS, 2016)
Basispflege im Mundbereich Zahnreinigung – Mind. 2 x tgl. 2 Min. mit einer weichen Zahnbürste und fluoridhaltiger Zahnpasta (RAD < 30: z.B. Candida Peppermint, Candida Parodin, Elmex sensitiv…) – Elektrische oder Ultraschall-Zahnbürsten sind erlaubt – Zahnprothese ebenfalls gründlich reinigen Reinigung der Zahnzwischenräume Interdentalbürsten oder Zahnseide, wenn kein erhöhtes Risiko für Blutungen besteht (tiefe Blutwerte) Mundspülungen Mind. 4 x tgl. mit Wasser, Salzwasser oder Natronlösungen spülen (1 TL Salz auf 1 Liter Wasser bzw. NaCl 0,9%; 1 TL Natron auf 1 Liter Wasser bzw. Natrium-Bicarbonat 1,4% verdünnt mit NaCl 0,9% 1:1) Ausreichend (1,5 – 2 Liter tgl.) trinken Keine selbstgekauften Mundspülungen verwenden (enthalten meist Alkohol u.a. reizende Substanzen Lippenpflege Mit einer feuchtigkeits- und fettspendenden Creme oder einem Lippenstift Reizungen vorbeugen Neueste Empfehlungen: Verzicht auf schleimhautreizende Produkte wie Alkohol und Tabak * MTOR-Inhibitoren: Präventive Spülungen Saure, scharfe, sehr heisse und krustige Nahrungsmittel meiden mit Saline anstelle von Wasser Bei allen anderen zielgerichteten Therapien: Beobachten der Mundschleimhaut Präventive Spülungen mit Natrium-Bicarbonat Alle 2 bis 3 Tage anstelle von Wasser/ Saline Umsetzbarkeit? Kontaktaufnahme mit Behandlungsteam bei Veränderungen Zähne alle sechs Monate in der Zahnarztpraxis kontrollieren lassen / Dentalhygiene (Zusammengefasst nach den Empfehlungen «Dermatologische Reaktionen unter Antitumortherapie», OPS, 2016; Vigarios* et al., 2017; Peterson* et al., 2015)
Basispflege der Augenschleim- und Nasenschleimhaut VORBEUGEN VON AUGENREIZUNGEN UND TROCKENHEIT Augenschutz Bei starker Sonneneinstrahlung vor UV-Strahlung und Partikel (Sonnenbrille) Vermeiden von Augenreizungen durch Kosmetika Bei Trichomegalie (nur bei Einschränkungen) Wimpern kürzen lassen durch Ophthalmologie Befeuchtung Bei Bedarf befeuchtende Augentropfen/Augengels einsetzen VORBEUGEN VON NASENREIZUNGEN UND TROCKENHEIT Ausreichende Trinkmenge (1,5 – 2 Liter tgl.) Hilft Schleimhäute feucht und Nasensekret dünnflüssig zu halten Nasenspülungen mit Salzwasser (1 TL Salz auf 1 Liter abgekochtes, lauwarmes Wasser, NaCl 0,9%, Meersalzlösungen / ggf. mittels Nasendusche) Helfen die Nasenschleimhaut feucht zu halten Reinigen die Nasenwege von überschüssigem Schleim Verflüssigen die verhärteten Nasensekrete (werden ausgeschwemmt und mit ihnen Schadstoffe, Krankheitserreger etc. Unterstützen die Zellregeneration der Nasenschleimhaut Pflegende Nasensprays oder Cremen (mit Dexpanthenol) Schützen die Schleimhäute CAVE: Abschwellende Nasensprays bzw. -tropfen nur kurzzeitig angewenden (Trocknen die Schleimhaut aus / Abhängigkeit) (Zusammengefasst nach den Empfehlungen «Dermatologische Reaktionen unter Antitumortherapie», OPS, 2016)
Basispflege des Genital- und Analbereichs Im Allgemeinen Unterwäsche tgl. wechseln, 60° gewaschen, bevorzugt Baumwolle, da luftdurchlässiger als synthetische Stoffe; Slip reiben weniger am Genital als String-Tanga Duschen dem Baden vorziehen CAVE: Vaginalspülungen ausschliesslich auf ärztl. Verordnung. Vagina ist ein selbstreinigendes Organ. Urinieren beim Mann: Präputium zur Infektionen-Prävention immer zurückziehen, Glans trocken tupfen Reinigung immer von vorne nach hinten, auch nach dem Toilettengang Tägliche Reinigung von Vulva–Damm–Anus, bzw. Glans-Eichelkranz-Skrotum-Damm-Anus Klares, lauwarmes Wasser mit/ohne milder Waschlotion (pH-neutral, seifen-, parfüm- und alkoholfrei) CAVE: Normale Seifen, Intimdeos, feuchtes Toilettenpapier sowie eine übermässige Reinigung beeinträchtigen den natürlichen Säureschutz der Vulva, den Fettfilms und die schützende Hornschicht der umgebenden Haut, was zu Hauttrockenheit und Reizungen führen kann). Reinigungsmittel sollten nicht in die Harnröhre gelangen. Präputium an der Klitoris oder am Penis vorsichtig zurückschieben. CAVE: Ausbleibenden Smegma-Entfernung führt zu unangenehmem Geruch und Infektionen Genitalien mit einem sauberen separaten Handtuch abtupfen; Leiste, Damm und Anus gut trocknen Für die Hautpflege sind natürliche Pflegemittel mit Vitamin A-und E-Komplexen (z.B. süsses Mandelöl; «Deumavan® Intimpflege Er & Sie») empfohlen Menstruation Keine intensiviertes Waschen des äusseren Genitals notwendig Schutzeinlagen o. evtl. Menstruationstassen verwenden. CAVE: Tampons saugen die natürliche vaginale Sekretion auf und fördern Trockenheit Sexuelle Stimulation Berühren o. Penetration mit sauberen Händen, Genital o. Toy‘s, ggf. unparfümierte Gleitmittel auf Wasserbasis CAVE: Chemische Verhütungsmittel und Produkte mit Latex können Reizungen und Allergien auslösen Keine vaginale Penetration nach Analverkehr ohne vorherigen Kondomwechsel o. sorgfältige Reinigung Bei Frauen mit Anfälligkeit auf Zystitis nach der äusseren oder inneren Stimulation ist das Urinieren innerhalb von 30 Min. danach empfohlen um das Aufsteigen von Bakterien in der Harnröhre zu verhindern Zusammengefasst nach Empfehlungen «Dermatologische Reaktionen unter Antitumortherapie», OPS, 2016; ergänzt durch Claudie Pesenti-Salzmann, Pflegeexpertin ausgebildet in klinischer Sexuologie, 2018)
Basispflege der Hautanhangsgebilde VORBEUGEN VON HAARVERÄNDERUNGEN Haar- und Bartwäsche mit lauwarmem Wasser und milden Shampoo (gut verträgliche Bartseifen) Meiden von nachfettenden Produkten/ Shampoos mit Zusatzstoffen wie Menthol, Eukalyptus Henna Bartbalsam, Bartöl und Bartwichsen dürfen verwendet werden Sorgen für Pflege und Glanz Haar sanft trocken reiben und verwenden einer weiche Bürste (Bartbürste ist verträglicher als Bartkamm) Haare an der Luft trocknen o. auf lauwarmer Stufe föhnen Verzichten auf Mittel (z.B. Färbemittel, Dauerwellen, Haarschaum, Haarspray), die das Haar schädigen können sowie auf den Gebrauch von heizbaren Frisierstäben VORBEUGEN VON NAGELVERÄNDERUNGEN Nägel in einem 10-min. lauwarmen Fuss-/Handbad aufweichen, bevor sie gekürzt werden Finger- und Fussnägel möglichst gerade und kurz («Hebelwirkung») feilen (Glas- oder Wegwerffeile) und immer in der gleichen Richtung Finger und Nagelfalz tgl. säubern und ein Pflegeöl einmassieren, damit Nagelhäutchen intakt bleiben Nagelhärter bei Bedarf vorbeugend anwenden Vermeiden von thermischen, chemischen und mechanischen Reizungen – Nagelhäutchen zurückschieben und Nägelkauen meiden – Verzicht auf künstliche Nägel während einer Behandlung (Klebstoffe können zu Hautreizungen und Entzündungen am Nagelbett führen) – Bequemes, eher weites Schuhwerk und baumwollgefütterte Schutzhandschuhe bei Arbeiten im Haushalt oder Garten Druck auf das Nagelbett und Verletzungen an den Nägeln reduzieren Vorbestehende Nagelerkrankungen (z.B. eingewachsene Nägel, Nagelpilz) Behandlungsstart sanieren (Zusammengefasst nach den Empfehlungen «Dermatologische Reaktionen unter Antitumortherapie», OPS, 2016)
PRAXISTRANSFER KONKRET
Anna Schneider* Jahrgang 1957 04.2011 Invasiv-duktales Mammakarzinom links pT1c pN1mi (3/7) cM0, L1 V0 Pn0, G2 ER 90%, PR 100%, HER2 negativ, Ki67 25% 04.2011 Tumorektomie Mamma links, Sentinel Lymphonodektomie 06.2011 – 07.2011 Adjuvante Radiotherapie Mamma links (20x2.25 plus Boost 6x2.5=60Gy) 05.2011 – 08.2013 Adjuvante endokrine Therapie mit Tamoxifen 08.2013 solitäre Lebermetastase Partielle Leber-Segmentresektion, Cholezystektomie ER-IRS 12/12 (100%), PR-IRS 9/12 (80%), Her 2 negativ (Oracle 1+), Ki67 bis 30%) 09.2013 – 05.2017 Palliative endokrine Therapie mit Letrozol 11.2016 Solitäre Lebermetastase im Segment VIII Offene Lebermetastasen-Resektion Segment VIII (ER 100 % PR 40 % HER-2 negativ (IHC1+) 05.2017 Multifokale Lebermetastasierung 05.2017 – 09.2017 Palliative endokrine Therapie mit Fulvestrant/Palbociclib 09.2017 Hepatische Tumorprogression 10.2017 - jetzt Palliative Chemotherapie mit pegyliert liposomalem Doxorubicin Therapieziel: Tumorkontrolle und damit Verhinderung von Komplikationen sowie die sehr gute Lebensqualität erhalten. *Patientendaten geändert
Nebenwirkungsprofil Doxorubicin liposomal in Bezug auf Haut, Schleimhaut, Nägel und Haare (Auszug aus den Empfehlungen «Dermatologische Reaktionen unter Antitumortherapie», OPS, 2016)
Baseline-Erfassung bei Fr. Schneider Zustand von Haut, Schleimhaut, Nägeln, Haaren & individuellen Risikofaktoren Risikofaktoren durch die Behandlung? - Doxorubicin liposomal - Vorangehende antihormonelle Behandlung Belastungsfaktoren für Haut, Schleimhaut, - Tätigkeit als Reinigungskraft im Casino und im Haare und Nägel? Gemeindehaus (8 h/w.) - Geht sehr gerne wandern und im Garten arbeiten - Trägt gerne Schuhe mit hohen Absätzen (> 6 cm) Vorbestehende Veränderungen an Haut, - Gepflegtes Hautbild Schleimhaut, Nägeln und Haaren? - Keine Einschränkungen ersichtlich trotz thermischer, mechanischer Belastungsfaktoren Systemische Erkrankungen / Co-Morbiditäten - o.B mit Einfluss auf derm. Reaktionen? Reduzierter Allgemein- und - Pat ist bei sehr gutem AZ und EZ Ernährungszustand? Bisherige Haut-, Schleimhaut-, Nagel- und - Hautpflege im Gesicht, an den Händen und am Haarpflege? Körper mit Lotionen und Cremen aus Supermarkt - Mundpflege: 2 x/d Reinigung mit Ultraschallbürste und 1-3 x/w Anwendung von Interdentalbürsten (Nach den Empfehlungen «Dermatologische Reaktionen unter Antitumortherapie», OPS, 2016)
Schwerpunkte in der Beratung basierend auf Baseline-Erfassung bei Fr. Schneider Zustand von Haut, Schleimhaut, Nägeln, Haaren & individuellen Risikofaktoren BASE-LINE-ERFASSUNG SCHWERPUNKTE IN DER BERATUNG Risikofaktoren durch die Behandlung? Grundlagen zur sorgfältigen Mundhygiene Hand-Fuss-Syndrom und orale Mukositis… gemäss Empfehlungen Belastungsfaktoren für Haut, Schleimhaut, Möglichkeiten der Reduktion von Haare und Nägel? Belastungsfaktoren (Wärme, Druck, Reibung und Pat. wir weiterhin der Reinigungstätigkeit nachgehen Einengung) gemeinsam geprüft (Schuhwerk, Schmuck, Kleidung, Schutzhandschuhe (CAVE: nicht zu lange tragen aufgrund Stauungswärme, Wandern…) Bisherige Haut-, Schleimhaut-, Nagel- und Möglichst gepflegte, gut befeuchtete Haut mit Haarpflege? Urea an Händen und Füssen (vor und nach der Pat. verwendet div. Lotionen mit Zusatzstoffen aus Reinigungstätigkeit) sowie am restlichen Körper Supermarkt Hautreinigung mit milden, seifenfreien, möglichst pH-neutralen Waschlotionen Konsequenter Sonnenschutz auch an den Händen/Füssen Kühlung bei Stauungswärme / und während der Therapie (Nach den Empfehlungen «Dermatologische Reaktionen unter Antitumortherapie», OPS, 2016)
Einschätzung Schweregrad dermatologischer Veränderungen (CTCAE V. 4.03, 2010, nach den Empfehlungen «Dermatologische Reaktionen unter Antitumortherapie», OPS, 2016)
Hand-Fuss-Syndrom Palmar-plantare Erythrodysästhesie (Chemotherapie-assoziiert) (Auszug aus den Empfehlungen «Dermatologische Reaktionen unter Antitumortherapie», OPS, 2016)
Orale Mukositis (Auszug aus den Empfehlungen «Dermatologische Reaktionen unter Antitumortherapie», OPS, 2016) (*ESMO, 2015; Vigarios et al., 2017, Zecha et al., 2016)
Vulvo-vaginale Trockenheit (Auszug aus den Empfehlungen «Dermatologische Reaktionen unter Antitumortherapie», OPS, 2016)
Augentrockenheit (Auszug aus den Empfehlungen «Dermatologische Reaktionen unter Antitumortherapie», OPS, 2016)
Xerodermie & Pruritus (Auszug aus den Empfehlungen «Dermatologische Reaktionen unter Antitumortherapie», OPS, 2016)
HERAUSFORDERUNGEN IM PRAXISALLTAG
Wo sehen Sie die Herausforderungen…… …für Patienten und Zugehörige? …für das Behandlungsteam? …für Pflegefachpersonen? (nach Corbin & Strauss, 2004; Bild: Malea, 2018)
Was Pflegefachpersonen dazu sagen… Uns fehlt schlicht die Zeit für lange Es ist nicht Beratungsgespräche immer klar, wo die Prioritäten Ich frage mich, wie die Beratung am gesetzt werden besten in unsere Prozesse passt. Wenn sollen. Ich will der Patient keine Informationen mehr Betroffene aufnehmen kann, können wir uns den keinesfalls Aufwand sparen überfordern Ich fühle mich Diese Pflegesets sind ja wirklich sehr nett unsicher in der und ich glaube, das bringt auch etwas, Beratung, weil ich wenn der Pat. die Produkte in die Hand das Gefühl habe zu nehmen und dazu Fragen stellen kann. wenig zu wissen Verwirrlich ist einfach, dass der Inhalt sich von Firma zu Firma unterscheidet. Manchmal wäre es einfacher, dem Pat. einfach das mitzugeben, was er tatsächlich benötigt (Zitate von Pflegefachpersonen im Rahmen des Unterstützungsangebotes der OPS zur Implementierung der Empfehlungen «Derm. Reaktionen unter Antitumortherapie»)
Wer macht was? Wie sehen Sie Ihre Berufsrolle in Bezug auf das Symptommanagement bei dermatologischen Reaktionen? Welche Kompetenzen braucht es dafür? (www.dmgq.de/Deutsch/Mission/Mission-Management-Vorbild.htm)
Umsetzung der wichtigsten Interventionen Monitoring Baseline-Erfassung Systematisches Re-Assessment in der Institution (ggf. telefonisches Follow-Up) Regelmässige Einschätzung der psychosozialen Bedürfnisse und Belastungen Frühzeitige Patientenedukation Basierend auf Baseline Erfassung Zu präventiven Interventionen / Basispflege Zur Einschätzung und Erkennen von Symptomen Gründe für Kontaktaufnahme mit Behandlungsteam Individuelles Symptommanagement Evidenz-basierte Interventionen gemeinsam mit Pat. festlegen – bedingt ganzheitliche Betrachtung des Systems, in dem sich kranker Mensch befindet Ziel: Häufigkeit & Schweregrad der Symptomerfahrung reduzieren (nach Hammond-Thelin, 2008; Hirsh, 2011; Robert et al., 2005; Li & Perez-Soler, 2009; Matzka et al., 2017; von Moos et al., 2008)
Monitoring Baseline-Erfassung und Klassifikation (Auszug aus den Empfehlungen «Dermatologische Reaktionen unter Antitumortherapie», OPS, 2016) (adaptierte Version der dermatologischen Erfassung & Beurteilung, KSSG, 2017)
Monitoring Möglichkeiten der Belastungserfassung SKINDEX-16 Distress-Thermometer Erfassung der 1. Belastungs- subjektiv Thermometer Zahl wahrgenommenen (NRS) einkreisen, welche emotionalen und am besten beschreibt, funktionellen wie belastet der Belastung aufgrund Betroffene sich in der toxischer letzten Woche, Hautreaktionen einschliesslich heute (16 Items/ Likertskala fühlt. (1-5 „trifft sehr zu“ bis „trifft gar nicht zu“) 2. Fragen zur Differenzierung (36 Items/ 5 Dimensionen): Themenbereiche mit «JA»/»NEIN» beantworten. Nach dem Ausfüllen zusammen mit den Betroffenen (Patienten/Zugehörige) besprechen, ggf. nachfragen. (Matzka et al., 2015; Chren, Lasek, Sahay &Sands, 2001) (Mehnert et al., 2006)
Frühzeitige Patientenedukation Beratungsgespräche «massgeschneidert» Fragestellungen: Bedingt Kenntnisse zu «Wo können wir Sie unterstützen, Diagnose, geplante Therapie, was bereitet Ihnen Sorgen?» deren Nebenwirkungsprofil Bezug nehmen auf konkrete und Zielsetzung, ggf. Problem- und Fragestellungen vorangehende Therapien Den richtigen Moment zur Informations- vermittlung finden (Ziel: Vor erster med. Antitumortherapie mündlich und Fragestellungen schriftlich!) «Bevor ich erkläre, was wissen Sie jetzt schon darüber?» «Wie gehen Sie im Alltag damit um?» «Wie beeinflusst dies Ihren Alltag?» «Wie haben Sie Ihre Haut, Schleimhaut, Haare und Nägel Kernbotschaft vermitteln (Information Priorisieren) bis jetzt gepflegt?» Was, wie, womit, wie oft, wie lange? «Gibt es vorbestehende Probleme?» (Voraussetzungen: Strukturiertes Vorgehen in einer Baseline-Erfassung (Inspektion und Ermittlung von Pat. angepassten Sprache, Sicherheit vermitteln, Zeit Belastungsfaktoren für Haut, Schleimhaut, Haare lassen, Ressourcen aufzeigen, Nächste einbeziehen und Nägel) Hilfsmittel einsetzen (schriftliche Information, Anleitung zum Selbstmanagement und Pflegeprodukte demonstrieren…) Förderung der Selbstwahrnehmung (Kern Fürer, 2018 in Anlehnung an Kiss, 2018; Kropf et al, 2017, Klug Redmann, 2007 )
HILFSMITTEL & ANGEBOTE GUT ZU WISSEN
Angebot «look good feel better» Kostenlosen Beauty-Workshops für Krebspatienten in medizinischer Behandlung, zur Stärkung des Selbstwertgefühls und Selbstvertrauens Beauty-Workshops für Frauen «Verwöhnen Sie sich selbst» Beauty-Workshops für Teenager «Fühle Dich wieder wohl in Deiner Haut» Individuelle Beratung für Männer «Individuelle Beratung für Sie»
Angebot «Onkologische Kosmerikerin» Ja, aber… Pat. bezahlen die Kosten s/s Nur in Absprache mit der/dem behandelnden OnkologIn/-en (www.kosmetikreich.ch/onkologie-kosmetik.html) (www.swa.ch/de/onkologische-kosmetikerin-_content---1--46--326.html)
Augenbrauen- und Wimpernersatz Wussten Sie, dass Augenbrauen-Ersatz unabhängig vom Jahreskontingent von der IV unterstützt wird? (Kopfrausch, 2018)
Angebot Produkteschulung rund um den Haarverlust im Kopf- und Gesichtsbereich
Angebot Galenik-Schulung für Pflegefachpersonen
Fortbildung Target / Immunologie+ Immunotherapie www.onkologiepflege.ch/fortbildungsprogramm/fortbildungen-2018/target- immunologie-immunotherapie
Angebot zur Unterstützung der Implementierung der OPS-Empfehlung in die Praxis www.onkologiepflege.ch/fachwissen/fachmaterial/implementierung-in-die-praxis/
Vielen herzlichen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit!
Literatur Kann auf Wunsch über Cornelia.KernFuerer@srrws.ch bezogen werden!
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