Reihe 1 - Januar 2021 - Die Staatstheater Stuttgart
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Das Monatsmagazin der Staatstheater Stuttgart Staatsoper Stuttgart, Stuttgarter Ballett, Schauspiel Stuttgart Januar 2021 Reihe 1
Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Editorial 3 Titelmotiv Liebe Leserinnen und Leser, Üben für später: Auf diesem Kopf knüpfen die diesen Dezember mussten Sie ohne Familienstück Auszubildenden der Maske auskommen, ohne großes Handlungsballett und ohne das des Schauspiels Perücken oder Liveerlebnis der Neunten Sinfonie. Und wir ohne Publikum. erstellen an ihm Lassen Sie uns nun erst recht in Kontakt bleiben. Entdecken Gesichtsplastiken Sie, was in den Theatern passiert, wenn sie nicht öffnen dürfen. Nämlich eine ganze Menge. Fünf Tänzerinnen berichten, was sie neben Training und Proben unternehmen; vom Studieren bis zum Schmuckdesignen. Wie das Warten Menschen beeinflusst, die bei der Oper arbeiten, erfahren Sie auf den Seiten 10 bis 15. Und was wünschen Sie sich? Eine Umfrage in Stuttgart zu dieser Frage bilden wir auf den Seiten 18/19 ab. Das Schauspiel lädt zu einem Psycho- test ein: Wie viel Verschwörungstheoretiker steckt in Ihnen? Man hört schließlich so manches im Moment … psst! Wir halten uns bereit für die Zeit, wenn wir wieder spielen. Alles zur aktuellen Lage erfahren Sie auf unserer Website. Auf bald, wann immer das sein wird! Die Staatstheater Stuttgart Titel: Manuel Wagner Illustration: Nadine Redlich Gutscheine für Oper, Ballett und 0711.20 20 90 Schauspiel ab sofort online und telefonisch. www.staatstheater-stuttgart.de
4 Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Umsehen 5 3 Editorial Immer sauber bleiben! Vor der 5 Umsehen: Im Herzen Wäscherei stauen sich Proben des Hauses kostüme. I n der Coronazeit wird häufiger gewaschen als sonst Was ist Was kommt 8 Entfalten 18Zuhören Die Staatsoper Jenseits der Bühne (1): fragt, Stuttgarter antworten Aiara Iturrioz Rico 20 Entfalten 10 Weitermachen Jenseits der Bühne (3): Was tun, wenn man nichts Miriam Kacerova tun darf? Sechs 22 Prüfen Großer Antworten aus der Oper Psychotest: Haben Sie 16 Entfalten das Zeug zum Jenseits der Bühne (2): Verschwörungstheoretiker? Elisa Badenes und Alicia Garcia Torronteras Was bleibt 29 Verzaubern Felix Strobel erspielt sich die Essenz des Theaters 30 Entfalten Jenseits der Bühne (4): María Andrés Betoret 32 Spielplan 34 Fragen Das Ding: Der Aufkleber 34 Impressum Foto: Manuel Wagner
6 Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Umsehen 7 Glückwunsch! Hier arbeitet Julie Ebben noch als Auszubildende zur Raumausstatterin an ihrem Prüfungsstück. Inzwischen hat sie bestanden Nicht gießen: Der Baum aus Robin Hood ist künstlich. Hält länger. Ein Glück, denn das Stück wurde verschoben Fotos: Manuel Wagner
8 Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Was ist ⁄ Entfalten 9 Jenseits der Bühne (1) Frau Iturrioz Rico, Sie geben von Stuttgart aus Ballettunterricht in Nairobi. Wie genau funktioniert das? Ich stehe in einem Ballettsaal der John Cranko Schule vor einer Einmal die Woche, wenn ihr eigener Kamera und leite Übungen an. Auf meinem Bildschirm sehe ich die Kinder: Jungen und Mädchen zwischen zehn und sechzehn Probentag beendet ist, unterrichtet Jahren, sie stehen barfuß und in Trainingssachen an Ballettstangen die Gruppentänzerin Aiara Iturrioz Rico im steinigen Innenhof eines Freizeitzentrums in Kibera, dem über Zoom kenianische Kinder größten Slum Nairobis. Dort gibt es für sie nach der Schule alle möglichen Angebote: kenianische Tänze, Gymnastik – und eben Ballett. Meinen Unterricht verfolgen sie gemeinsam auf einem Bildschirm. Das Wichtigste für mich ist, dass sie Freude haben. Und das geht auf. Ich sehe, wie sie miteinander lachen. Was lernen Sie von den Kindern? Wenn das Training endet, ist es bei ihnen sechs Uhr abends, und jedes Mal denke ich: Die müssen nach dem langen Schultag und unseren anderthalb Stunden doch völlig erschöpft sein. Aber sie In Stuttgart steht das Smartphone auf dem Flügel bereit, in Nairobi drängen sich die Kinder mit Masken um die Ballettstangen – und dann wollen immer weitermachen: »Noch mal, noch mal, Aiara!«, rufen geht es los, das Onlinetraining mit Aiara Iturrioz Rico sie, »noch eine Übung!« Diese Energie berührt mich. Ein paarmal haben sie mir gezeigt, wie sie traditionell kenianisch tanzen, und ich war völlig hingerissen. Wie sie sich bewegen! So beeindruckend. »Eines Tages«, haben sie gesagt, »drehen wir die Sache um: Dann bringen wir dir unsere Tänze bei.« Waren Sie schon einmal in Nairobi? Eigentlich wollte ich in diesem Sommer zum ersten Mal hin, wir hatten eine Benefizgala geplant – aber dann kam Corona, und wir mussten die Reise absagen. Ich freue mich so darauf, die Kinder endlich live zu unterrichten: Berühren, korrigieren, sich nah sein, das gehört zum Balletttraining ja eigentlich dazu. Ich will unbe- dingt in einem Workshop intensiver mit ihnen arbeiten, als das über das Zoom-Fenster möglich ist. Interview: Jana Petersen Foto: Roman Novitzky Artists Alliance for Africa Die Initiative internationaler Künstlerinnen und Künstler will kenianischen Kindern Kunst vermitteln. Gegründet wurde sie 2017 von den Tänzern Nicholas Jones und Julia Bergua Orero, die beide beim Stuttgarter Ballett tanzten. In jährlichen Galas in Nairobi zeigt die AAfA kenianische Tänze und Ballett – und sammelt Spenden, mit denen etwa die Ballettstangen in Kibera finanziert wurden; aktuell wird Geld für einen Tanzboden für die Kinder gesammelt. Zudem will die Initiative den Bau einer staatlichen Kunstschule in Nairobi unterstützen.
Joachim Hilse, Orchesterwart Unser Arbeitsplatz ist der Orchestergraben, wir stellen dort die 11 Instrumente auf und richten die Plätze ein. Aber nun ist das Haus geschlossen. Die Instrumente ste- hen still. Das tut ihnen nicht gut. Wir haben Pauken, Harfen, Cembali, Hammerklaviere und Flügel im Haus. Und einen Raum mit Dienstkontrabässen, die Bassisten müssen ihr eigenes Instrument nicht mitbringen. Die Bässe brauchen ein bestimmtes Klima, das prüfen wir Orchesterwarte ständig. Ihre Holzdecke bekommt Risse, wenn es zu trocken ist, oder quillt auf, wenn es zu feucht wird. Alle Instru- mente leben, sie verlieren ihre Stimmung, manchmal muss etwas repariert werden. Wir gehen durch die Räume und pflegen sie. Sie warten auf bessere Zeiten, wie wir alle. Was ist ⁄ Weitermachen Leben in der Leere Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Wenn alles stillsteht, kann man nichts machen, oder? Weit gefehlt. Sechs Mitarbeiter der Staatsoper Stuttgart erzählen, wie sie die Lücke füllen, die entsteht, wenn das Publikum fehlt Fotos: Julia Sang Nguyen Rachael Wilson, Mezzosopranistin Mir wurden dieses Jahr drei Premieren abgesagt, erst Juditha triumphans, dann Luci mie traditrici und zuletzt Werther. Inzwischen rechne ich damit, mit nichts zu rechnen. Stattdessen studiere ich einfach Partien ein, die ich schon immer spannend fand. Den Octavian aus dem Rosenkavalier, eine Hosenrolle. Dann den sehr schwierigen Harawi-Liederzyklus 10 von Olivier Messiaen. Und die Opernversion von Dead Man Walking, bekannt als Buch und dann Film, nun vertont von dem Komponisten Jake Heggie. Wann sonst könnte ich eine Oper einstudieren, nur weil sie mich fasziniert! Es war immer zu viel zu tun. Ich gebe mir jetzt selbst Hausaufgaben. Denn ich finde, man muss das Positive sehen und sich neu entdecken in diesem Jahr.
Halina Ploetz, Chefdisponentin Normalerweise atmet und pulsiert das ganze Haus in einem 13 Rhythmus. Normalerweise schreibe ich mehr als zwei Jahre im Voraus die Spielpläne und unsere Disposition, komplexe Tabellen, interne und externe Kalender. Normalerweise fangen dann alle Abteilungen an zu arbeiten. Nun schauen wir immer nur in die übernächste Woche. Unruhe, Unge- wissheit und Ungeduld bestimmen unsere Tage. Wir sind immer zu spät, um alles verantwortungs- voll mit den Abteilungen abzustimmen. Mein Telefon klingelt oft, weil alle die gleichen Fragen haben. Wir müssen den Theaterzug langsam fahren lassen, immer auf den Moment wartend, Gas geben zu können. Der Zug darf nicht zum Erliegen kommen, sonst würde es Wochen dauern, wieder in einen Proben- und Vorstellungsmodus zu kommen. Alle müssen sich bereithalten, um handeln zu können, wenn das Go kommt, wenn endlich eine Weiche günstig gestellt wird. Was ist ⁄ Weitermachen Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Claudia Jahn, Konzertdramaturgin Im September kam ich an die Staatsoper Stuttgart, um als Konzertdramaturgin die Konzerte zu planen. Seit Corona hat sich die Programmplanung jedoch 12 völlig verändert. Das voll besetzte Orchester darf nicht spielen, anstelle von großer Sinfonik stehen Werke für kleinere Ensembles auf dem Programm. Meine Einführungen können nicht mehr vor Ort stattfinden. Nun musste das Haus schließen, ich plane aber weiter, werfe teils Pläne um, plane wieder neu. Alles unter Vorbehalt, doch in der Hoffnung, dass es weitergeht.
Angelika Graf, Onlinereferentin Als das Haus im März schließen musste, ging bei mir 15 die Arbeit richtig los. Wir bieten jetzt online besonders viel. Einerseits #OpertrotzCorona mit Opernaufzeichnungen aus dem Archiv und andererseits ein Onlineprogramm rund um die Frage Sind Sie sicher? . Dafür suchen wir den Dialog und befragen Menschen in der Stadt. Ich drehe Filme, führe Interviews. Wir spüren eine große Dankbarkeit. Eine Dame schrieb mir: Wie schön, dass Ihr so viel auf die Beine stellt. Was ist ⁄ Weitermachen Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Thomas Brunmayr, Tubist Wir Tubisten studieren jahrelang darauf hin, dass wir einen vollen Klang erzeugen können. Eine Kontrabasstuba wiegt zwölf Kilogramm, ein mächtiges Instrument. Wenn wir es beherrschen, ist das unser ganzer Stolz. Steht ein großes Konzert an, trainiere ich wie ein Sport- ler, drei Monate lang, damit zum Auftritt die volle Kraft da ist. Und nun spielen wir seit Monaten gar 14 nicht oder nur in kleinen Besetzungen, wo wir leise klingen müssen. Schrecklich! Damit ich im Training bleibe, übe ich zweimal am Tag neunzig Minuten. Das Instrument darf auch nicht ruhen, das Material leidet sonst, es könnte den sogenannten Zinkfraß geben. Aber dieser eingeschränkte Konzertbetrieb ist die Hölle für uns. Daran kann ich gar nichts schönreden. Protokolle: Thomas Lindemann
16 Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Was ist ⁄ Entfalten 17 Jenseits der Bühne (2) Elisa Badenes »Vor fünf Jahren hatte ich diese Idee: Ich will neben dem Ballett noch studieren! Ballett ist nicht nur Körperarbeit, sondern auch Arbeit mit dem Tagsüber tanzen sie im Ballettsaal, Herzen und dem Kopf. Wie das alles zusammenhängt, darüber wollte ich abends wälzen sie Bücher: Die Erste Solistin mehr wissen. Also habe ich mich an der spanischen Fernuni, der UNED, für Psychologie eingeschrieben. Mir war klar, dass ich daraus keine kon- Elisa Badenes studiert Psychologie, die krete Arbeit machen will, denn ich liebe meinen Job als Tänzerin. Mich hat Gruppentänzerin Alicia Garcia Torronteras einfach meine Neugier geleitet. Wir Tänzerinnen und Tänzer stellen mit bereitet sich auf ein Tourismusstudium vor unserem Körper emotionale Zustände dar, ständig wechseln die Gefühle unserer Charaktere, und um das zu gestalten, tauchen wir in die Tiefen unserer Seele. Zum Ausgleich brauche ich geistiges Futter! Dann arbeite ich mich in Theorien ein. Gerade beiße ich mich durch ein Methoden- Semester, in dem ich vor allem lerne, wie man Befragungen konzipiert, durchführt und auswertet. Mein Studium hilft mir sogar in der Proben- arbeit, denn ich verstehe jetzt viel besser, wie unterschiedlich Menschen innerlich gebaut sind. Wir alle gehen von Zeit zu Zeit durch Momente tiefer Sie nutzen jede noch so kleine Pause: Alicia Garcia Torronteras Trauer und Depression, sind geflutet von Botenstoffen, die unser Handeln und Elisa Badenes lernen in der Kantine der Staatstheater für ihre Prüfungen an spanischen Fernuniversitäten mitbestimmen. Immer wieder die Perspektiven der anderen einnehmen: Das lehrt mich mein Studium.« Alicia Garcia Torronteras »Ich bin in Spanien zur Schule gegangen und habe mich parallel zum Ballett auf die Uni vorbereitet. Als ich mit siebzehn nach Stuttgart kam, musste ich mit dem Lernen erst mal pausieren: Die neue Stadt, die neue Arbeit, das alles war so viel Input, dass ich nicht noch in meine Bücher gucken konnte. Aber nun hat mich das Lernfieber wieder gepackt, und ich lerne für meine Auf- nahmeprüfung für ein Tourismusstudium. Spanien lebt vom Tourismus, und sich damit auszukennen, bedeutet für mich auch, mein Land zu verste- hen, seine Wirtschaft und Politik. Ich muss viele Sprachen lernen, Spanisch, Englisch, Deutsch, Italienisch, Französisch, Griechisch. Dazu kommen Kur- se in Business-Management, internationale Wirtschaft, Statistik, solche Sachen. Ich lerne nichts auswendig, ich will immer alles wirklich verstehen. Foto: Roman Novitzky Nur so kann ich den Stoff behalten. Das Ballett bleibt das Allerwichtigste für mich, es steht immer an erster Stelle. Aber im Mai ist die Prüfung an der Fernuni – und darauf freue ich mich schon.« Protokolle: Jana Petersen
18 Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Was kommt ⁄ Zuhören 19 Leave a h, Ich bedaure unendlic Haltet durch. Verzweifelt nicht. Mut dass die aktuellen Schließungen die Kon zert Werdet weder säle und Theater ein- message re bitter noch zynisc schließen, insbesonde Ich fände es eine coole Idee, h. h wenn es mehr digitale Angebote Gebt nicht auf. da sie sich unglaublic Solidarisiert Euc bemüht haben, allen geben würde. Von mir aus auch h und formuliert Eu Hygienevorschriften hinter einer Paywall (allerdings re Nice t o Viel Lob, etwas Sehnsucht und ein bisschen Anliegen öffentlic as gerecht zu werden, w deutlich unter Dem e nken den regulären h have -D ieler m uss Wut. Die Staatsoper fragte online: Was – klar und sachlic allzu v dener ihnen auch gelungen Preisen) h Ihr seid so wichti . ie entsch ngewirkt e entgeg Es e wünschen Sie sich von der Kunst- und gerade in Zeiten g, werde n. die ob ers- ist. Daher treffen dies ner Schließungen aus mei muss be Kulturszene? Hunderte Stuttgarter*innen Manchmal ist es mir zu viel a te Aufg st und haben geantwortet. Eine Auswahl der Krise n von Ku ein, Sicht die Falschen Wehklagen. Ich bin s Selbstständige und Kultur nschen e muss coronabedingt beim M wusst- Be einen o- auch auf vieles ngspr (auch monetär) werdu zuleiten in verzichten zess e eflügeln, b und zu ig und ist ihn ge zu seelisc und h teres die Ich ünsche ich en u n ik el la gege r Polit h t e rh ö sse- ite w em be Op brauc Von politische r S e Kultur- eib zu ein en zu vi Ein treten in de Bl ns es ren W Genau t- un d Op er und he die n s . K u führen s auch mir, dass die und ideell mehr us das m rent Auf ausen Stu ernha das ll u ten! a szene finanzie d gewürdigt wird transp t werden, h gemac erade Ban Weiter so sch ttgart us in l rg n unterstützt u um de uellen hau önste , das s de Ope erh a r ein e kt sehr a ng als U fu Einstu terhal- n d Zeit- rüh innovativ! jahr r W rn- Noch mehr tu n g un wiede r n Im F te ich a ncert Ab ib f 1 Co ver t re dur elt Förderung zu en trinnen m 1: eine ehmen , len Statt zu teiln ar so jammern, was niedrig w das lich un d! t trös untern d We k preisiger Ein so v iter für schlimme Verhaltet Euch aufm u Einschnitte die Kre iel n trittskarten, demütig, hört auf Pandemie auf Ich möch rn, g te, den Kulturbe- jam me nehmt dass Oper Mit guten – g ativitä trieb hat, mehr Nicht pfe - Ballett un und zu jammern. Ihr Konzepten soll Kri erade t d rn käm Kreativität Museen w Kultur wieder sonde in gegen die soziale seid nicht!!! system- zeigen, wie ieder möglich sein, die sen w in öffnen. D man solchen as das wünsche risch se rzugung Sicherhei Problemen Spaltung aus tskon- relevant. Macht ich mir. Und geb Kunst ird zept war begegnet. n ss über- bitte politisch o ge die Bev merz zeugend. Balkon- und e r z eu ik, da d- i t Üb r Pol st-u - n dem Konzert- Publikum s Da war es, wie Kurt Beck viel genaueres Hinsehen, statt rau von Kome Politik Livestream- Aufführungen de Kun Loc ver k ein ltur- icht ig ist und Opern umsichti Inszenieru g. Die sagte: einfach Bordelle und cht i ngen durch d sind eins, aber Hochkultur was fällt Euch Ku wn n mäß do ltnis bereich! vor der K waren bes rise ser mal ’s Maul halde stätten in einen noch ein? hä Topf zu werfen
20 Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Was kommt ⁄ Entfalten 21 Frau Kacerova, Tanzen, Familie und jetzt noch eine Ausbildung: Wie schaffen Sie das alles? Ich nutze jede freie Minute, manchmal bin ich schon um sie- ben Uhr morgens im Pilates-Studio. Im April habe ich mit der Pilates-Ausbildung begonnen, und jetzt habe ich schon zwei Prüfungen bestanden. Was mir hilft: Ich kenne meinen Körper sehr gut. Komplexe Bewegungsabläufe begreife ich rasch – und ich mache seit acht Jahren Pilates. Jetzt bin ich im Fortgeschrit- tenen-Level, das ist körperlich echt hardcore. Sie sind jetzt so stark wie Superwoman? Na, das nun nicht gerade. Aber im Ernst: Die Übungen, die ich jetzt schaffe, hätte ich im April nicht hinbekommen. Beim Pila- tes muss ich jede Faser sehr bewusst nutzen, den Geist mit dem Körper verbinden. Joseph Pilates, der die Methode erfunden hat, nannte sie zunächst Contrology, weil es darum geht, einzelne Muskeln zu kontrollieren. Mit diesen Übungen wird dein Rumpf zu deinem Kraftzentrum, das dich trägt und dir Halt gibt. Ich fühle mich durch Pilates – auch als Tänzerin – stärker, stabiler und selbstbewusster. Morgens, bevor sie ins Opernhaus fährt, trainiert Miriam Kacerova im Pilates-Studio. Seit acht Jahren übt sie nach der Methode Warum ist Pilates besonders gut für Tänzer und Tänzerinnen? von Joseph Pilates, heute fühlt sie sich stärker und selbstbewusster Pilates ist für jeden gut. Neben mir übt ein Achtzigjähriger, manche trainieren nach einem Unfall, manche nach Hüft- oder Knie-OPs. Klassisches Ballett beansprucht den Körper, vor allem die Knie und den Rücken. Die Bewegungen sind nicht alle na- türlich. Pilates stärkt die tiefen inneren Muskeln und beugt so Jenseits der Bühne (3) Verletzungen vor. Allein dieses Gefühl, derart geschützt zu sein, lässt mich anders auftreten. Als im April der Lockdown kam, Miriam Kacerova ist Erste Solistin mussten wir zu Hause trainieren. Das war wirklich schlecht für die Gelenke, denn der Boden zu Hause federt nicht so wie der und Mutter, seit vielen Jahren Foto: Roman Novitzky Tanzboden im Ballettsaal. Das war der Moment, in dem ich gibt Pilates ihr Kraft. Nun startet sie gemerkt habe, wie sehr mich die Methode gerade rettet. Und ihre Ausbildung zur Lehrerin da dachte ich: Da will ich tiefer eintauchen. Interview: Jana Petersen
22 Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Was kommt ⁄ Prüfen 23 Testen Sie Ihren 3. Etwa 17 Prozent der Deutschen 4. Chemikalien im Trinkwasser wollen sich nicht gegen das gefährden die Fortpflanzungs- Coronavirus impfen lassen, wenn fähigkeit von Männern, besagt ein Impfstoff da ist. Warum wohl? eine Studie. Glauben Sie daran? QAnon-Quotienten! A Bill Gates will durch Schein impfungen den Menschen Chips einpflanzen, um sie gefügig zu machen. B Diese Frage kann ich nicht A In Deutschland wohl kaum. Das Trinkwasser wird hier besser kontrolliert als Mineralwasser. B Interessant. Aber Männer sollten lieber weniger Nikotin, Alkohol Woraus bestehen Chemtrails? Was hat es mit der beantworten, da ich zu und Drogen zu sich nehmen. Hohlerde auf sich? Und wo wohnen Reptiloide? den anderen 83 Prozent zähle. Das sind nämlich die Haupt C Die Impfstoffe sind neuartige verantwortlichen für Zeugungs- Im Februar wird das Stück un/true untersuchen, mRNA-Produkte, und denen unfähigkeit. wie anfällig wir für Verschwörungstheorien sind. stehe ich noch kritisch gegenüber. C Na klar, denen da oben ist jedes Mittel recht. Dasselbe wie mit D Corona ist nicht gefährlicher Wir prüfen es heute schon hier im Heft als Grippe. Chemtrails, diesen Giftwolken, mit denen sie die Weltbe Illustrationen: Karlotta Freier völkerung dezimieren wollen. D Wundert mich nicht. Spuren von Pestiziden und Antibiotika gelangen ja seit Jahren ins Grundwasser. 2. Ist die Erde eine Scheibe? A Also bitte! B Mir egal. C Selbstverständlich. Und die Antarktis in Wirklichkeit ein fünfzig Meter 1. Ein Freund erzählt Ihnen, dass 2001 hoher Ring aus Eis, der das Meerwasser in den Trümmern des World Trade hindert abzufließen. Center der unversehrte Reisepass des Attentäters Mohammed Atta 5. Wer lebt in gefunden wurde. Wie reagieren Sie? der Hohlerde? A Wikinger A Weiß ich längst. Damit will die CIA B Dinosaurier vertuschen, dass in Wahrheit sie die C Reptiloide Türme gesprengt hat. D Wer das fragt, ist hohl B Darüber habe ich mich auch schon in der Birne! gewundert. Aber das Leben steckt voller Widersprüche. C Ich werde neugierig, fange an zu googeln, nach einer Weile langweilt mich die Sache. D Ich mache mir Sorgen um den Freund und schenke ihm zu Weihnachten ein Abonnement einer großen Tageszeitung.
Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Was kommt ⁄ Prüfen 25 6. Was ist mit den Nazis nach 8. Sie sprechen mit einer Freundin 1945 passiert? darüber, dass Sie abnehmen A Einige haben sich umge- wollen. Minuten später finden bracht, viele sind nach Nord- Sie auf Ihrer Facebook-Seite und Südamerika geflüchtet, Werbung für Diätnahrung. Wie ein paar wurden von den reagieren Sie? Alliierten bei den Nürnberger A Endlich habe ich den Beweis: Prozessen verurteilt, aber die Facebook hört mich ab. meisten lebten unbehelligt B Facebook nutzt zwar Daten weiter – im Westen und ver- seiner Nutzer, um Algorithmen einzelt auch im Osten. zu verbessern. Doch ein B Die sind alle nach Südamerika Abhören wäre illegal. Trotzdem: und haben dort auf unter Ich schalte Alexa aus. schiedliche Weise ihr Unwesen C Nichts, das Leben ist voller Syn- getrieben. chronizitäten, die manche C Bereits 1938 haben die Nazis hinterher zu Ursachen verklären. bei einer Antarktis-Expedition einen Zugang ins Innere der Erde entdeckt. Dorthin sind 9. Wer hat’s gesagt? Hitler und seine Getreuen Passt Bill Gates irgend- was nicht, drückt er auf geflüchtet. Wenn die Zeit reif einen Knopf, und eure ist, werden sie mit Reichs Konten sind gesperrt, flugkörpern zurückkehren und und über die Nanotech- Rache nehmen. nologie kann er sogar eure Hormonbalance beeinflussen und damit eure Stimmung. A Michael Ballweg B Ken Jebsen C Attila Hildmann D kenne ich alle nicht 7. Auf den Fotos von der Mondlandung 1969 scheint die US-Flagge zu wehen, obwohl es auf dem Mond keinen Wind gibt. Wie kann das sein? A Die Mondlandung hat nicht stattgefunden. Sie wurde in einem Hollywoodstudio gefakt – mit Windmaschine. B Die Flagge wurde von Streben gehalten, damit sie nicht schlaff herabhing. C Der Mond ist nur ein Hologramm, erzeugt von Lasermaschinen, die die Illuminaten ins All ge- schossen haben.
26 Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Was kommt ⁄ Prüfen 27 10. Welchen Ursprung hat die Redensart 13. Was sind Reptiloide? 17. Sie finden an mehreren Tagen hintereinander Ihren A Fabelwesen. Reptilien und Schaffe, schaffe, Häusle baue ? Menschen lassen sich Schlüssel nicht. Was nicht kreuzen. Ihr Erbmaterial geht Ihnen durch den Kopf? ist zu unterschiedlich. A Typisch, ich Schussel. A Diese Parole hat die schwäbische B Queen Elizabeth ist ein Warum kann ich die Schlüssel Sektion der Illuminaten in die Reptiloid. Wie alle Windsors. Sie können sich in Menschen nicht einfach immer am selben Platz ablegen? Welt gesetzt, um den Umsatz der verwandeln. Prinzessin B Mein(e) Partner(in) wird Diana fand das heraus, des- immer hinterhältiger. Jetzt regionalen Bauunternehmer – halb musste sie sterben. versteckt er/sie sogar schon alles Freimaurer – anzukurbeln. C Es gibt gute und böse. Die meinen Schlüssel! bösen stammen von Außer 16. Wer verursacht C Sie werden hinterhältiger. B Uralte Parole in Schwaben, Bundes- irdischen ab und wollen die globale Erderwärmung? Jetzt verstecken sie sogar präsident Theodor Heuss hat sie die Menschheit versklaven. Sie leben unter der Erde. schon meinen Schlüssel! dann für ganz Deutschland ausgege- A der Mensch ben. Als Bauspar-Ansporn. 14. Warum sind eigentlich B die Erde Text: Ralf Grauel C Badener haben sie im 18. Jahrhundert besonders viele Schwaben unter den Querdenkern und C Menschen in Mittelerde und Carsten Jasner erfunden. Aus Neid. Coronarebellen? A Hier wohnen halt noch viele aufrechte Bürger. Wir lassen uns weder Stuttgart 21 noch Covid-19 gefallen. B Radikale Tendenzen sind hier schon seit den evangelikalen Traditionalisten stark ausgeprägt. 15. Wie stehen Sie zur Homöopathie? 11. Angela Merkel ist … A Die Perfektionierung des A Bundeskanzlerin. Placeboeffekts B ein Reptiloid. B Ach, die Kügelchen haben C außerirdisch. meinen Kindern schon D Bill Gates’ Marionette. oft geholfen. Zusammen mit »Heile, heile Gänschen«. 12. Ich habe ALLES C Eine schlaue Methode von aufgegeben für die Krankenkassen, ihre Kunden Wahrheit, ich riskierte von der oft teuren Schulme- mein Leben für die Wahrheit, ich gebe mein dizin fernzuhalten – die meis- Leben für mein Land. ten Heilungsprozesse regelt ICH BEREUE NICHTS! der Körper ohnehin allein. Wer hat das gesagt? D Bei uns gibt’s nichts anderes. A Attila Hildmann B Angela Merkel C Boris Johnson D Donald Trump
28 Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Was kommt ⁄ Prüfen Hört ihr Was bleibt ⁄ Verzaubern 29 Welchen QAnon-Quotienten haben Sie? Entdecken Sie Ihr Verschwörungs-Testergebnis. Je mehr Punkte, desto dringlicher empfehlen es auch? Keine Bewegung, keine Berührung, keine Begegnung. ZRR ZRR wir den Besuch von un/true im Schauspiel Stuttgart, Felix Strobel schickt sein Publikum beim Livehörspiel nur mit Stimme und Klängen auf eine Reise BUM wo Sie erleben können, wie Realitäten entstehen Auflösung (korrekte Antwort): Frage 1 A = 10 Punkte, 3 A = 10, B = 0, C = 6, D = 8 4 A = 0, B = 3, C = 10, D = 5 5 A = 10, B = 9, C = 10, D = 0 8 A = 7, B = 4, C = 0 9 A = 5, B = 5, C = 5, D = 0 10 A = 10, B = 0, C = 5 13 A = 0, B = 10, C = 10 14 A = 8, B = 0 15 A = 0, B = 6, C = 3, D = 8 BUM B = 5, C = 5, D = 0 2 A = 0, B = 5, C = 10 6 A = 0, B = 7, C = 10 7 A = 7, B = 0, C = 10 11 A = 0, B = 9, C = 8, D = 7 12 A = 0, B = 8, C = 8, D = 8 16 A = 0, B = 7, C = 8 17 A = 0, B = 3, C = 10 BUM KA 0–23 Punkte 24–99 Punkte 100 Punkte und mehr BUM TSCH Stocknüchtern Normal Ganz weit durchgeknallt draußen Sie stehen mit beiden Beinen Sie mögen Grimms Märchen, Ihrem Misstrauen sind Flügel TSCH fest auf dem Boden der Tat- Harry Potter und Pulp Fiction, gewachsen. Gäbe es einen sachen, gelten als durch und vielleicht sogar den Herrn der Aufnahmetest für Verschwö- durch undogmatisch, bilden sich Ihre Meinung, indem Sie Ringe, Raumschiff Enterprise und Disney-Filme. Sie suchen rungstheoretiker, Sie hätten ihn bestanden. Gäbe es die Höhlen GRR gern auch mal den ein oder Erbauung und Unterhaltung in Mittelerde, wir würden Ihnen anderen Fachartikel lesen. in den vielfältigen Erzeugnissen eine Reise zum Nordpol schen- Aber Internetforen, YouTube- der Kulturindustrie, und dazu ken, dort soll ja der Einstieg Journalisten und Betreibern gehören Bücher, Zeitungen sein. Gäbe es Chemtrails, wir alternativer Medien schenken und Theaterbesuche. Sie sind würden Sie abschirmen. Aber »Als die Arbeit am Livehörspiel Extrem laut und un- Sound eines Fliegerangriffs im Krieg schalte ich einen Sie keine Beachtung; was die neugierig, auch aufs Absurde. leider sind das Hirngespinste. glaublich nah begann, war ich überrascht. Ich fragte Tischventilator an und führe dann das Mikrofon ganz verzapfen, halten Sie für artver- Sie hören gern zu, aber glauben Wir empfehlen: Kommen Sie die Regisseurin Bernadette Sonnenbichler: ›Keinen nah heran. Das klingt tatsächlich bedrohlich! wandt mit dem, was früher auf nicht alles. Sie wissen, dass runter, und schnuppern Sie an Text lernen? Nur auf der Bühne sitzen und vorlesen?‹ So entsteht ein großer Zauber, aber einer, der mit Klowänden stand. Sie stehen die meisten Geschichten nicht der Wirklichkeit. Falls Ihr Miss- Zunächst klang das nicht nach Theater. Vier Schau- einfachen Mitteln erzeugt wird. Das ist doch das Prin- fest an der Seite der Wissen- zwei, sondern unendlich viele trauen weiterwächst, landen Sie spieler, vier Tische, jeder hat ein Buch vor sich, liest und zip des Theaters. Was wir mit dem Livehörspiel versu- schaft. Manchmal allerdings Seiten haben. Und falls Ihnen in einem psychotischen System, erzeugt Klänge. Wir erzählen, nach dem Roman von chen, ist nicht etwa halbiertes Theater, sondern seine drohen Sie auf Partys allein der Begriff Ambiguitätstoleranz und das ist wirklich keinem zu Jonathan Safran Foer, von einem Jungen, der seinen Essenz. Wir konnten nur zwei Wochen probieren; bei dazustehen, denn Ihre Ansich- sympathisch ist, beglückwün- wünschen. Viele Freunde haben Vater verloren hat. Er findet einen Schlüssel, macht sich der Premiere habe ich mich einmal versprochen und ten sind immer durchdacht, schen wir Sie zu Ihrem weltoffe- Ihren krausen Ideen zugehört, auf die Suche nach seinem Geheimnis und entdeckt das einfach zum Teil der Vorstellung gemacht. Das aber leider oft auch furztrocken. nen Charakter. Aber vorsichtig! hören Sie zur Abwechslung mal dabei New York, seine Menschen und ihre Geschichten Publikum und ich haben es mit Humor genommen, Gehen Sie zwischendurch mal Lauschen Sie nicht zu vielen den anderen zu – und entdecken nach den Anschlägen vom 11. September 2001. und so ist ein ungeplanter gemeinsamer Moment ent- auf intellektuelle Expeditionen fantastischen Geschichten, das Sie die heilende Normalität der Ich sitze am Geräuschtisch, vor mir Dinge, mit standen. Diese besondere Nähe hat mich sehr berührt. in die Randgebiete. könnte Sie der Welt entfremden! Widersprüche. denen ich akustische Illusionen entstehen lasse. Ich Meinen Text habe ich natürlich doch auswendig klatsche mit Lederhandschuhen aneinander, um ei- gelernt. Denn bei aller Freude an rein akustischer Qua- nen Vogelschwarm darzustellen. Für Pferdegetrappel lität war es Bernadette Sonnenbichler total wichtig, Foto: Björn Klein UN/TRUE – ein Wahrheitsexperiment Da überrascht uns eine Krise, sonderbare Vorfälle häufen sich, offizielle schlage ich Kokosnusshälften gegeneinander. Ich mit uns gemeinsam immer auch nach spielerischen Erklärungen werfen Fragen auf, und selbst ernannte Expert*innen präsentieren alternative Fakten . Wem können wir glauben? In einem interaktiven Parcours untersucht Regisseur Gernot Grünewald, wie wir Tatsachen von kratze über den Beschnitt eines Buches, das ist ein Situationen zu suchen. Gehört für uns einfach dazu.« Behauptungen unterscheiden und wie leicht wir zu steuern sind. Termine (hoffentlich für Februar) auf unserer Website Schlüssel, der ins Schloss fährt. Und für den dumpfen Protokoll: Thomas Lindemann
30 Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Was bleibt ⁄ Entfalten 31 »Egal wo ich bin: Ich achte immer darauf, welchen Schmuck jemand trägt. Er verrät etwas über den Menschen und sein Umfeld. Seit es Menschen gibt, schmücken wir uns. Besonders inspiriert haben mich meine Reisen nach Südamerika, nach Kolumbien, Bolivien, Mexiko und Peru. Dort habe ich den tradi- tionellen Schmuck kennengelernt. Der wird oft aus Gold, Federn und Glasperlen gefertigt. Jedes Muster hat eine bestimmte – manchmal sogar heilige – Bedeutung. Als wir im Frühjahr während des Lockdowns in Quaran- täne waren, habe ich angefangen, meine eigenen Stücke her- zustellen. Dabei denke ich mir eigene Muster aus, ich möchte, Abends, wenn sie aus dem Opernhaus kommt, fädelt María Andrés Betoret Perle um Perle auf Schnüre und Drähte – und kreiert so ihre dass meine Ohrringe und Armbänder den Reichtum spiegeln, ganz eigenen Kunstwerke: bunte Ohrringe, Armbänder und Ketten den ich auf den Reisen erleben durfte: Ich denke an die langen Wanderungen durch den Regenwald, an die alten Stätten der Inkas und Mayas. Ich bin eine eher nervöse Person, und das stundenlange Aufreihen der klitzekleinen Perlen ist für mich wie eine Medi- tation. Abends, nach Training und Proben, sitze ich an meinem Tisch, zwischen Kistchen, Röhrchen, Schnüren und Draht, und fädele, ganz langsam, Perle um Perle. Am Anfang habe ich meinen Schmuck Freundinnen und Kolleginnen geschenkt, in der Compagnie sehe ich oft meine Ohrringe und Armbänder und freue mich darüber. Seit Kurzem Jenseits der Bühne (4) präsentiere ich die Stücke sogar online, auf meiner Instagram- Seite und auf Etsy unter AnBerHandmadeJewels. Als meine Neuerdings fertigt die Gruppentänzerin Seite online ging, hatte ich ein mulmiges Gefühl im Bauch; das war ein großer Schritt in eine völlig neue Welt! Mein größter María Andrés Betoret Schmuck. Foto: Roman Novitzky Traum ist, was den Schmuck betrifft, mit Metallen zu arbeiten, Inspiration fand sie auf ihren Reisen mit Kupfer, Silber und Gold. Wer weiß, vielleicht kann ich irgend- durch andere Kulturen wann von einem Kunstschmied lernen?« Protokoll: Jana Petersen
32 Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Spielplan Liebes Publikum, leider ist unser Spielbetrieb bis Ende Januar 2021 ausgesetzt. Das hat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg ge meinsam mit dem Badischen Staatstheater und den Staatstheatern Stuttgart beschlossen. Ein so komplexes Gefüge wie unser Haus – mit Schauspiel, Ballett und Oper – braucht für seine Produktionen längere Vorläufe. Aber die Dauer des derzeitigen Lockdowns ist ungewiss. Das stellt unseren Betrieb vor zu große Herausforderungen. Wir mussten uns für eine langfristige und planbare Lösung entscheiden. Sobald wir sicher wissen, wann wir spielen können, bieten wir Ihnen, so schnell wir können, wieder ein Programm an. Zu unseren Streams und zu allen Informa tionen über die zweite Spielzeithälfte kommen Sie über www.staatstheater-stuttgart.de Die Newsletter der Stille Nacht: Im Staatstheater Stuttgart Opernhaus sind Halten Sie sich auf dem Folgen Sie uns in den die Sitzreihen noch Foto: Manuel Wagner Laufenden und sozialen Netzwerken für die aktuellen abonnieren Sie unsere Abstandsregeln Oper Newsletter unter vorbereitet Ballett www.staatstheater- Schauspiel stuttgart.de
34 Reihe 1 ⁄ Januar 2021 Fragen Deine Ausbildung bei den Staatstheatern – alles andere ist nur Show. Das Ding: Der Aufkleber In Stuttgart ist hier und da ein rotes Fragezeichen zu sehen – der Aufkleber der Sind Sie sicher? - Aktion der Staatsoper. Sie ruft zur Debatte um Kultur auf, gerade jetzt Als wir schließen mussten, richteten wir diese Frage an die ganze Stadt. Das Logo der Aktion ist ein rotes Fragezeichen mit zwei Augen. Die Frage ›Sind Sie sicher?‹ ist vieldeutig gemeint, nicht nur auf das Coronavirus bezogen. Ich zum Beispiel habe junge Menschen im Haus darüber interviewt, wie sicher sie ihre Zukunft einschätzen. Auf unserer Website gibt es nun Podcasts, Artikel und Videos rund um das Thema. Zuerst kamen die Beiträge von innen, aus dem Haus, dann sprachen wir Menschen aus der Stadt an, damit die auch zu Wort kommen. Das Logo gibt es als Aufkleber. Ich bin damit in die zentralen Einkaufsstraßen Stuttgarts gegan- gen, um sie unter die Leute zu bringen. Die Reak- tionen waren viel positiver, als ich erwartet hatte. Gerade kleine, persönlich geführte Geschäfte wa- Karla Legner: »Ich bin im Freiwilligen Sozialen ren sehr interessiert, haben die Sticker an der Kas- Illustration: Jan Robert Dünnweller Jahr an der Staatsoper und freue mich, dass ich se ausgelegt. Eine Kassiererin sagte mir, dass sie bei einer Kampagne helfen kann. ›Sind Sie sicher?‹ gern ins Opernhaus gehe. Viele haben Mitgefühl heißt sie. Als der November-Lockdown diskutiert für uns ausgedrückt, weil wir nicht spielen dürfen. wurde, haben wir einen großen Schriftzug mit Aber genau deswegen gibt es solche Aktionen. dieser Frage außen ans Opernhaus gehängt – an Wenn die Menschen nicht ins Opernhaus kom- die Seite, die man vom Landtag aus sehen kann. men dürfen, wollen wir dafür raus und zu ihnen Die Staatsoper Stuttgart will im Gespräch bleiben! gehen. Dabei helfe ich gern mit.« Impressum Konzept Bureau Johannes Erler & Grauel Publishing GmbH Gestaltung Lina Stahnke, Virginie Calvet Beratung der Herausgeber Anzeigen Sandra Lackinger Johannes Erler, Ralf Grauel anzeigen@staatstheater-stuttgart.de Herausgeber Redaktion Thomas Lindemann (Ltg.), Druck westermann DRUCK | pva, Hauptsponsor des Partner der Die Staatstheater Stuttgart Carsten Jasner, Jana Petersen; Braunschweig Stuttgarter Balletts Staatsoper Stuttgart Geschäftsführender Intendant Christoph Kolossa Erscheinungsweise 1× monatlich Marc-Oliver Hendriks Redaktion für Intendant Staatsoper Stuttgart Die Staatstheater Stuttgart Hausanschrift Viktor Schoner Intendant Stuttgarter Ballett Johannes Lachermeier, Ingo Gerlach, Claudia Eich-Parkin (Oper); Die Staatstheater Stuttgart Oberer Schlossgarten 6 Wir suchen Auszubildende in den Bereichen Kostüm, Tamas Detrich Intendant Schauspiel Stuttgart Vivien Arnold, Pia Boekhorst (Ballett); Carolina G leichauf, Ingoh Brux 70173 Stuttgart Technik, Verwaltung und Werkstätten – jetzt bewerben! Burkhard C. Kosminski (Schauspiel) www.staatstheater-stuttgart.de www.staatstheater-stuttgart.de/karriere
Karten 0711.20 20 90 Abonnements 0711.20 32 220 www.staatstheater-stuttgart.de
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