Reihe 1 November 2020 - Die Staatstheater Stuttgart

Die Seite wird erstellt Petra-Hortensia Janßen
 
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Reihe 1 November 2020 - Die Staatstheater Stuttgart
Das Monatsmagazin der Staatstheater Stuttgart
Staatsoper Stuttgart, Stuttgarter Ballett, Schauspiel Stuttgart   November 2020

Reihe 1
Reihe 1 November 2020 - Die Staatstheater Stuttgart
Reihe 1   ⁄  November 2020                                         Editorial                3

Wir haben etwas gegen Hunger und Durst an Vorstellungstagen.                                                         Titelmotiv               Liebe Leserinnen und Leser,
                                                                                                                     Reich an Perspektiven:
                                                                                                                     Die Auszubildende
                                                                                                                     Hannah Keller            wir leben in turbulenten Zeiten, und noch ist nicht abzusehen,
                                                                                                                     übt im Malsaal an
                                                                                                                     einem Prospekt           wann es ruhiger wird. Umso wichtiger, dass wir zwischendurch
                                                                                                                                              nachdenken, reflektieren. Was passiert gerade? In unseren
                                                                                                                                              vier Wänden, in der Nachbarschaft und auf der anderen Seite –
                                                                                                                                              wo auch immer die liegen mag.
                                                                                                                                                     Darüber haben sich sieben Mitarbeiter des Stuttgarter Balletts
                                                                                                                                              Gedanken gemacht. Entstanden sind berührende Protokolle
                                                                                                                                              der weltweiten Umbrüche (ab Seite 18). Innehalten ist das Antidot
                                                                                                                                              zum Wahnsinn der Zeit. Wir schaffen an den Staatstheatern
                                                                                                                                              ­Stuttgart Reflexionsräume, von der Bühne bis in die Stadt. Auf
                                                                                                                                               Seite 14 erzählen zwei Schülerinnen, ein Lehrer und eine ­Pädagogin,
                                                                                                                                               wie wichtig Theaterspielen für sie ist. Ein Musik­student erklärt,
                                                                                                                                               warum sich gerade jetzt junge Opernfreunde zusammenfinden
                                                                                                                                               (Seite 12). Allen geht es um Empathie.
                                                                                                                                                     Reihe 1 erscheint weiterhin monatlich. Damit Sie Ihren
                                                                                                                                               ­Besuch bei uns besser vorbereiten können, haben wir das
                                                                                                                                                Heft um einen ausführlichen Spielplan ergänzt (ab Seite 32).
                                                                                                                                                ­Tagesaktuelle Hinweise finden Sie auf unserer Homepage.

                                                                                                                                              Wir freuen uns, Sie bald wiederzusehen.

                                                                                                                                              Die Staatstheater Stuttgart

                       Wir sind für Sie vor Ort!
                                                               Titel: Manuel Wagner   Illustration: Nadine Redlich

                       Vorbestellung unter
                       www.listundscholz.de/vorbestellung
                       Ihre Gastronomie im Staatstheater
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Reihe 1 November 2020 - Die Staatstheater Stuttgart
4            Reihe 1   ⁄  November 2020                                         Inhalt           5

3 Editorial
6 Umsehen: Hinter

den Kulissen

Was ist                      Was kommt

8 Teilen Deutschland         12 Unterstützen
wird ungleicher.             Die Jungen Freunde sind da
Ist Erben gerecht?           14 Theatermachen

10 Improvisieren             Wie systemrelevant ist das
Das Orchester findet         Schauspiel für die Schule?
neue Wege
                             Was bleibt

                             18Innehalten Das Ballett
                             blickt zurück auf 2020
                             26 Remixen Lyrik von

                             heute, zu Ehren Hölderlins
                             28 Lieben und Leiden

                             Wie Goethes Werther
                             emotionalen Terror ausübt

                             32 Spielplan
                             38 Nachruf: Elke Wolter

                             38 Impressum

                                                                                         Vorbereitungen:
                                                                                         Bühnentechniker
                                                                                         säubern den Vorhang
                                                                                         der Zauberflöte,
                                                                                         im Orchestergraben
                                                                                         sorgt der Orchester-
                                                          Foto: Manuel Wagner

                                                                                         wart für die
                                                                                         richtige Aufstellung
                                                                                         aller Instrumente
Reihe 1 November 2020 - Die Staatstheater Stuttgart
6      Reihe 1   ⁄  November 2020                          Umsehen   7

                                                                                   Ein Stück Alm
                                                                                   im Theater.
                                                  Fotos: Manuel Wagner

Durchblick:                                                                        Im Instrumenten-
Ein Nachtkleid aus                                                                 magazin warten
John Crankos                                                                       auch Kuh-
Onegin wird in der                                                                 glocken auf ihren
Damenschneiderei                                                                   Einsatz in
geprüft                                                                            manchen Opern
Reihe 1 November 2020 - Die Staatstheater Stuttgart
8   Reihe 1   ⁄  November 2020                                         Was ist   ⁄  Teilen                                                                                9

Aber                                                                     Es gibt drei Gruppen von Leuten. Solche, die haben.
                                                                         Solche, die erben. Und solche, die zu keiner der beiden
                                                                         Gruppen gehören. Pech gehabt?

jeder nur                                                                                     »Es war wie bei Resi, der Heldin aus Anke
                                                                                              Stellings Schäfchen im Trockenen. Auch in
                                                                                                                                               Instituts für Wirtschaftsforschung 35 Prozent
                                                                                                                                               des gesamten Vermögens, fast amerikanische

eine
                                                                                              mein Leben sickerte das ererbte Vermögen         Verhältnisse. Fünfzehn Prozent der deut­
                                                                                              der anderen. Als wir endgültig erwachsen         schen Teenager haben im Lesen, Schrei­ben
                                                                                              waren, Jobs hatten, Kinder zu Welt brachten      und Rechnen extreme Schwierigkeiten, in
                                                                                              – da hatten es manche plötzlich leichter.        Finnland zum Beispiel fallen nur acht Prozent

Kugel!
                                                                                                 Bis dahin hatte ich noch an die Illusion      der Schüler in diese Gruppe. Es sind vor
                                                                                              der westdeutschen Nachkriegszeit geglaubt:       allem die armen Kinder, an denen die Schule
                                                                                              die nivellierte Mittelschichtsgesellschaft.      scheitert. Von hundert Akademikerkindern
                                                                                              Schließlich schienen mir meine Freunde alle      beginnen rund achtzig ein Studium, mehr
                                                                                              recht ähnlich. Es ging uns gut, aber über­       als sechzig machen einen Bachelorabschluss,
                                                                                              mäßig wohlhabend wirkte keiner. Wir hatten       fast fünfzig einen Master, und zehn pro­
                                                                                              studiert und danach alle Facetten der            movieren. Von hundert, deren Eltern keine
                                                                                              modernen Arbeitswelt kennengelernt. Wir          Hochschule besucht haben, beginnen nur
                                                                                              wohnten zur Miete, allein oder mit anderen.      einundzwanzig ein Studium, schaffen nur
                                                                                                 Der Erste, der mein Bild ins Wanken           fünfzehn den Bachelor, machen nur acht bis
                                                                                              brachte, war einer, der immer bescheiden         zum Master weiter – und nur eine einzige
                                                                                              lebte, auch weil das Einkommen nur knapp         Person promoviert. »Leaky pipeline« nennen
                                                                                              reichte. Auf einmal durchkämmte er die           Bildungsforscher das. Ein leckes Rohr zum
                                                                                              Immobilienangebote nach Dachgeschoss­            akademischen Erfolg, das alle paar Meter
                                                                                              wohnungen im Halbmillionensegment.               ein paar Nichtakademikerkinder verliert.
                                                                                              Der Nächste besaß von heute auf morgen               Und in meiner Generation, unter den jetzt
                                                                                              eine Bürowohnung, die dritte ein Ferienhaus      etwa Vierzigjährigen, wird sich diese Un­
                                                                                              in Frankreich. Gekauft mit dem Geld der          gleichheit zementieren. Geschätzte 250 bis
                                                                                              Vorgängergeneration, dem Erbe.                   400 Milliarden Euro werden im Moment
                                                                                                 Ich begriff, dass es einen Faktor gab,        Jahr für Jahr vererbt. Erben stehen, wie Anke
                                                                          Erben stehen auf    der für uns alle das Leben mitbestimmen          Stelling bravourös beschreibt, auf der Ge­
                                                                         der Gewinnerseite    würde: Bist du Erbe oder nicht?                  winnerseite einer neuen Kluft, die gerade in
                                                                         einer Kluft, die
                                                                         gerade in Deutsch-      Natürlich ist es ein Privileg, dass mich      Deutschland aufreißt: die Kluft zwischen de­
                                                                         land aufreißt        diese Einsicht recht spät traf. Die Einsicht,    nen, die Immobilien in guten Lagen besitzen,
                                                                                              dass in Deutschland die Herkunft über            und denen, die einen immer größeren Anteil
                                   Foto: Andreas Hornoff

                                                                         Julia Friedrichs
                                                                         ist Autorin meh-     die Lebenschancen mitentscheidet, kam            ihres Einkommens als Miete zahlen müssen.
                                                                         rerer Sachbücher,    erst, als es um den Immobilienkauf                   Das Bild, das viele Menschen von ihrem
                                                                         darunter Wir         ging. Kinder von Arbeitern oder Arbeitslosen     Land haben, ist ein ganz anderes. Es ist das
                                                                         Erben. Warum
                                                                                              werden in diesem Wissen groß.                    Bild eines wohlhabenden Landes, in dem
                                                                         Deutschland
                                   Illustration: Jan Robert Dünnweller

                                                                         ungerechter wird        Denn Deutschland hat sich in den Neun­        die Reichen die Lasten tragen, die Armen
                                                                                              zigern verändert, das ist in allen Statistiken   gestützt werden und jeder gleiche Chancen
                                                                                              ablesbar. Seitdem prägen das Land große          hat. Doch dieses Selbstbild der Deutschen
                                                                                              Ungleichheit der Vermögen sowie drama­ti­        ist verzerrt. Denn solche Zeiten sind vorbei.«
                                                                                              sche Unterschiede der Aufstiegschancen.
                                                                                                 Das oberste Prozent der Bevölkerung           Schäfchen im Trockenen im November
                                                                                              besitzt nach neuen Daten des Deutschen             1 im Spielplan
Reihe 1 November 2020 - Die Staatstheater Stuttgart
10             Reihe 1   ⁄  November 2020                             Was ist   ⁄  Improvisieren                                    11

                                                            Die Klassen-
                                                            sprecher         Der Orchestervorstand setzt sich
                                                                             für die Belange des ­Staatsorchesters
                                                                             ein. Mit Corona kamen neue
                                                                             ­Herausforderungen – und Ideen

                                                                      »Wir vom Orchestervorstand                stunden ab, wir aber in Proben und
                                                                      sind quasi die Klassensprecher des        Vorstellungen. In der Geschichte der
                                                                      ­Kollektivs. Wir vertreten es, ent­       Bundes­republik gab es ja noch nie
                                                                       scheiden aber nicht selbst. Das tun      Kurzarbeit im öffentlichen Dienst.
                                                                       die Musikerinnen und Musiker             Da mussten wir viel anpassen und
                                                                       gemeinsam. Eins hält uns dabei alle      immer wieder improvisieren.
                                                                       zusammen, auch jetzt in Krisenzei­          Bei alldem ist der Orchester­
                                                                       ten: Wir wollen ja vor allem spielen.    vorstand gefordert. Wir treffen uns
                                                                          Nach dem ersten Schock hatten         mit der Intendanz, organisieren,
                                                                       wir im Juni und Juli viele Ideen, alle   erfinden Lösungen, damit wir den­
                                                                       lernten um. Das beginnt mit Kleinig­     noch musizieren können. Wir haben
                                                                       keiten. Man hört den Orchesterklang      in dem Halbjahr seit April so viele
                                                                       auf Abstand anders. Jemand muss          Gespräche geführt wie in den fünf
                                                                       seinen Ton eine Nuance früher als        Jahren davor zusammen.
                                                                       gewohnt spielen, weil er viel weiter        Immerhin haben wir durch die
                                                                      hinten sitzt als sonst. Aber alle ha­     Krise einen tiefen Einblick in die
                                                                      ben ihr Bestes gegeben. Wir waren         Landespolitik bekommen. Damit
Fünf Vorstände
wählt das Orchester                                                   voller Elan, über unsere 1:1 Concerts     befasst sich ein Musiker normaler­
alle drei Jahre.                                                      hat die New York Times berichtet.         weise nie. Nach der Krise werden
Derzeit im Amt (von                                                   Die Welt schaute auf Stuttgart.           wir wohl ganz neue Fähigkeiten
links): Michael ­Kiefer
                                                                          Aber dann kamen neue Einschrän­       haben, Verhandeln zum Beispiel.
(Solo-Oboe),
Madeleine Przybyl                                                      kungen. Das System der Kurz­                Und noch eine Erfahrung war
(Solo-Bratsche),                                                       arbeit war für viele belastend, auch     besonders positiv: Unser General­
Robin Porta (Bratsche),                                                emotio­nal. Es passt nicht sehr gut      musikdirektor Cornelius Meister hat

                                            Foto: Annette Cardinale
Christian Frey
(Violine) und Jürgen                                                  zur Arbeit eines Orchesters. Für alle     uns bei allen Problemen unterstützt.
Spitschka (Schlagwerk)                                                ist der Zustand neu, selbst für die       Es tut gut, diese Kraft zu spüren.
                                                                      Bundesagentur für Arbeit. Die rech­       Gerade heute.«
                                                                      net zum Beispiel nur in Wochen­              Jürgen Spitschka
Reihe 1 November 2020 - Die Staatstheater Stuttgart
Zum
              12   Reihe 1   ⁄  November 2020                                                                      Was kommt   ⁄  Unterstützen                                                 13

                                                                                                                   und die Proberäume zu klein. Da dörrt eine wunderbare Szene aus,
                                                                                                                   von der Öffentlichkeit unbemerkt.
                                                                                                                         Auch für Zuhörer*innen unter dreißig ist die Situation drama­

Date
                                                                                                                                                                                              Im Rahmen der
                                                                                                                   tisch. Die Sitzplätze sind beschränkt, günstige Restkarten gibt es         Neustrukturierung
                                                                                                                   kaum. Spontan in die Oper zu gehen ist für mich gerade nicht möglich.      des Fördervereins
                                                                                                                                                                                              der ­Staatstheater
                                                                                                                         Deswegen ist jetzt ein guter Moment, die Jungen Freunde vor­         Stuttgart e. V.
                                                                                                                                                                                              wurden die
                                                                                                                   zustellen. Tatsächlich ist eine solche Idee schon länger im Gespräch.      Jungen Freunde
                                                                                                                                                                                              der Staatstheater
                                                                                                                   Als ich im AStA der Musik­hochschule arbeitete, kam der Opern­             Stuttgart für alle
                                                                                                                                                                                              U 30 gegründet.
                                                                                                                   intendant Viktor Schoner auf uns zu; er suchte nach neuen Möglich­         Für nur 30 Euro im
                                                                                                                   keiten, wie man auch junge Leute für den Förderverein begeistern           Jahr können
                                                                                                                                                                                              die Mitglieder zum
                                                                                                                   könnte. Wir unterhielten uns und dachten, dass es ein Angebot­             Beispiel Proben
                                                                                                                                                                                              besuchen, hinter
                                                                                                                   speziell für junge Menschen geben müsste, die sich für ­Musiktheater       die Kulissen
                                                                                                                                                                                              schauen oder
                                                                                                                   interessieren. Dafür wurde im Sommer die Satzung des Förder­vereins        Restkarten an der
                                                                                                                   der Staatstheater Stuttgart geändert, nun müssen junge Mitglieder          Abendkasse zu
                                                                                                                                                                                              günstigen 10 Euro
                                                                                                                   weniger zahlen.
Jetzt erst recht! Mitten in der Krise treffen                                                                                                                                                 bekommen.
                                                                                                                                                                                              An ausgewählten
                                                                                                                         Als kleiner Kreis haben wir schon begonnen mit der Arbeit.
sich junge Fans, um das Theater zu unterstützen.                                                                                                                                              Terminen ist es
                                                                                                                                                                                              auch möglich, eine
                                                                                                                   Gemeinsam wollen wir alle Sparten des Theaters so richtig kennen­
Eine Einladung zum Rendezvous                                                                                      lernen. Hinter die Kulissen schauen, Proben besuchen etwa. Und die
                                                                                                                                                                                              Begleitung zu glei-
                                                                                                                                                                                              chen Konditionen
                                                                                                                                                                                              mitzubringen.
                                                                                                                   Staatstheater bieten finanzielle Bedingungen, zu denen die Jungen          Interessiert?
                                                                                                                                                                                              info@foerderverein
                                                                                                                   Freunde sich den Besuch leisten können.                                    -staatstheater-
                                                                                                                         Für mich ist das Opernhaus ein Ort der Begegnung, Inspiration        stgt.de

                                                                                                                   und Vielfalt. Ich traf dort schon eine Schneiderin, die an der Mode­
                     »Dass junge Menschen nicht in die Oper gehen, halte ich für ein                               schule lernt. Sie kam, weil sie sich für Bühnenbilder und Kostüme
 Wäre es nicht
                     Klischee. Ich liebe Musik, seit ich denken kann. Im Opernhaus trifft                          interessiert. Es spielt keine Rolle, wie alt man ist oder was man arbei-
schön, wenn          man normalerweise auch viele Menschen unter dreißig. Zurzeit aber                             tet, die Musik verbindet alle Menschen.
wir eine Gruppe
werden,              steckt das Objekt unserer Liebe, die klassische Livemusik, in einer                                 Wäre es nicht schön, wenn wir Jungen Freunde eine Gemein­
uns bei unseren
Vorstellungs­        tiefen Krise. Wir wollen wieder mitweinen, mitlachen, mitjubeln.                              schaft werden, uns bei unseren Vorstellungsbesuchen kennenlernen,
besuchen
austauschen?              Die Musikszene ist nach wie vor stark eingeschränkt und arbei­                           uns unterhalten, austauschen? Zusammen Generalproben besuchen,
Philipp Hänisch,     tet noch lange nicht normal. Ich zum Beispiel habe als Bratschist                             in der Kantine über Produktionen diskutieren? Immerhin sind die
25, studiert
Schulmusik und       in vielen kleinen Orchestern gespielt, so kam ich zur Oper. Im Stutt­                         Staatstheater ja wieder geöffnet. Um das zu genießen – und zu
Klavier
                     garter Raum ist die Laien-Musikszene besonders großartig, doch                                unter­stützen –, müssen wir nun hingehen, so oft wir können. Wenn
                                                                                             Foto: Oliver Röckle

                     zurzeit liegt alles brach. Ein semiprofessionelles Orchester kann die                         jemand noch zweifelt, sage ich gern: Ein Opernbesuch eignet sich
                     Coronaregeln meist nicht erfüllen, dazu sind allein schon die Säle                            übrigens auch hervorragend für ein Date.«
Reihe 1 November 2020 - Die Staatstheater Stuttgart
14                        Reihe 1   ⁄  November 2020                                                                                        Was kommt   ⁄  Theatermachen                                                            15

                                                                                                                                            Komm,
                                                                                                                                            spielen!                    Alle reden über Systemrelevanz.
                                                                                                                                                                        Wir fragen: Wie relevant ist
                                                                                                                                                                        Theater für das System Jugendlicher?

                                                                                                                                             Marie, Laura, geht ihr gern ins Theater?             to face«, im selben Raum, ganz anders wirkt als
                                                                                                                                             Laura: Neuerdings schon! Bisher habe ich von         medial am Bildschirm. Da stehen reale Men­
                                                                                                                                             Stücken, die wir in der Schule besprochen haben,     schen, die schwitzen, gestikulieren, machen Ge­
                                                                                                                                             eher abgefilmte Inszenierungen im Internet an­       sichter. Und die Kinder erleben: Die Schauspieler
                                                                                                                                             geschaut, um Zeit zu sparen.                         sehen auch mich. Das ist der Wert des Theaters.
                                                                                                                                             Marie: Ich gehe gern und oft. Ich lasse mich für     Wenn sie einen Film oder eine Serie gucken,
                                                                                                                                             zwei, drei Stunden von einer Inszenierung gefan­     ist es egal, ob sie dabei essen oder herumlaufen.
                                                                                                                                             gen nehmen, ich verliere mich darin. Das ist ein     Im Theater aber etabliert sich eine Beziehung
                                                                                                                                             besonderes Gefühl.                                   zwischen Zuschauer und Schauspieler.
                                                                                                                                             Laura: Zusammen hinfahren, schauen, mit Freun­       Frau Marx, wie bringen Sie
                                                                                                                                             den über das Stück reden. Das finde ich schön.       Heranwachsenden das Theater nahe?
                                                                                                                                             Angenommen, die Krise dauerte ewig, und              Marx: Wir veranstalten zum Beispiel Workshops
                                                                                                                                             die Theater blieben geschlossen – was würde          in Schulen. Dort schieben wir die Schulbänke bei­
                                                                                                                                             das für Ihre Schüler bedeuten, Herr Dengler?         seite, machen Aufwärmübungen, Theaterspiele
                                                                                                                                             Michael Dengler: Eine Horrorvorstellung. Kinder      und Improvisationen. Als es um Der satanarchäo-
                                                                                                                                             und Jugendliche brauchen kulturelle Bildung. Der     lügenialkohöllische Wunschpunsch ging, haben
                                                                                                                                             Zugang zu Theater, Konzerten und anderen Kul­        die Kinder Figuren nachgespielt. Sie probierten zu
                                                                                                                                             turveranstaltungen ist notwendig, um sich etwa       schleichen wie der träge Kater, zu krächzen wie
                                                                                                                                             in einer demokratischen Gesellschaft zurechtzu­      der zerfledderte Rabe. Bei der Aufführung riefen
                                                                                                                                             finden und mitwirken zu können.                      sie dann: »Hey, das haben wir doch ganz anders
                                                                                                                                             Anke Marx: Sich eine Meinung bilden, eine Platt­     gemacht«, oder: »Genau!« So bekommen sie eine
                                                                                                                      Fotos: David Spaeth
                                                                                                                                             form finden, sich kreativ ausdrücken – das lernen    intensive Beziehung zum Stück.
                                                                                                                                             Heranwachsende durch Kunst und Kultur. In der        Marie, Laura, was am Theater findet
                                                                                                                                             Schule sitzen und Mathe und Englisch pauken ist      ihr spannend?
                                                                                                                                             wichtig, reicht aber nicht. Im Theater machen sie    Marie: Faszinierend fand ich eine Führung hinter
                                                                                                                                             sinnlich-ästhetische Erfahrungen.                    den Kulissen: Bühnenbild, Technik, Leute, die das
Im Kurs Literatur und Theater von Michael Dengler verschwimmen die Grenzen zwischen Theaterschauen, Lesen
und Selberspielen. Marie Bohn (vorn) und Laura Rodriguez (hinten stehend), beide sechzehn und Schülerinnen am Neuen                          Dengler: Fünft- und Sechstklässler staunen bei       Make-up machen, das Stück schreiben, die Schau-
Gymnasium Leibniz, beherzigen Hinweise von Anke Marx, Theaterpädagogin am Schauspiel Stuttgart                                               ihren ersten Besuchen, weil eine Vorstellung »face   spieler. Hinter der Aufführung steckt so viel Arbeit!
Reihe 1 November 2020 - Die Staatstheater Stuttgart
16       Reihe 1   ⁄  November 2020                                              Was kommt   ⁄  Theatermachen                                                 17

                                                        Kultur geht immer: Als die Schule wegen Corona geschlossen war,
                                                        veranstalteten die Schüler von zu Hause aus Poetry Slams                         Der zeitlose Held
                                                                                                                                         Die Welt ist ungerecht, darum brauchen
                                                                                                                                         wir Robin Hood. Doch wer war er eigentlich?
                                                                 Nicht jeder Heranwachsende begeistert sich                              Und wer wäre er heute?
                                                                 fürs Theater. Manche Lehrer haben Angst,
                                                                 die Rabauken der Klasse könnten die
                                                                 Vorstellung sprengen. Herr Dengler, was
                                                                 empfehlen Sie solchen Kollegen?                                                           »Er lässt sich weder fassen noch einordnen. Vor 800 Jahren erzählte man
                                                                 Dengler: Zur Vorbereitung findet man auf der                                              sich seine Geschichten zum ersten Mal, und schon damals war unklar,
                                                                 Website des Schauspiels Stuttgart anschauliches
                                                                                                                                                           ob Robin Hood wirklich einmal existiert hat. Als Sehnsuchtsfigur, als
                                                                 Material. Auf Anfrage veranstalten Frau Marx und
                                                                 ihre Kollegen Workshops und Vorgespräche. Und                                             Hoffnungsträger aber hat es ihn immer gegeben. Ein Outlaw, gezwungen,
                                                                 falls es während der Vorstellung laut wird – nicht                                        nach eigenen Regeln zu leben und Gesetze zu brechen. Er nahm den
                                                                 schlimm. Wer johlt oder schreit, hat einen per­
                                                                                                                                                           Reichen und gab den Armen – so einen braucht es immer.
                                                                 sönlichen Zugang gefunden.
                                                                 Marx: Bei manchen Schulvorstellungen rockt                                                     Wir suchen Gerechtigkeit und geben im Alltag nach. Wir misstrau­
                                                                 die Bude, da wackelt der Saal. Und im richtigen
                                                                                                                                          Jede Zeit hat    en Herrschenden, aber verschieben die Revolution auf später. Unser
                                                                 Moment wird es wieder leise. Das sind natürliche                        ihren eigenen
                                                                 Reaktionen, die erlaubt sein sollten, auch bei ei­                      Robin Hood.
                                                                                                                                                           Leben ist ein einziger Kompromiss. Umso wichtiger sind die, die es
                                                                 ner Abendvorstellung mit gemischtem Publikum.                           Heute wäre er     anders machen. Die Unbeugsamen und Kompromisslosen. Die Vorbil­
                                                                                                                                         vielleicht eine
                                                                 Als Schulen und Theater wegen                                           Greta Thunberg    der, Rebellen und Widerstandskämpfer – von Jesus bis Sophie Scholl
                                                                 Corona schlossen, habt ihr Poetry Slams
                                                                 produziert. Wie kam es dazu?
                                                                                                                                         Gwendolyne        oder Dietrich Bonhoeffer. Jede Zeit hat ihren eigenen Robin Hood.
                                                                                                                                         Melchinger,
                                                                 Marie: Ich habe mich über meinen Kampf mit                              Dramaturgin            Und heute? Vielleicht wäre Robin Hood heute so jemand wie eine
                                                                 einer brennenden Pizza ausgelassen …
                                                                                                                                                           Greta Thunberg für soziale Gerechtigkeit. Die Unterdrückten, für die sie
                                                                 Laura: … und ich übers Grübeln in Zeiten der Lan­
                                                                 geweile philosophiert.                                                                    sich einsetzt, sind das Klima und die Natur und ihre eigene Generation.
                                                                 Dengler: Die Schüler wollten zu Hause kreativ                                             Sie schimpft, die Regierenden würden den Planeten zerstören, fordert
                                                                 sein. So entstand die Idee, eigene Texte auf Au­
                                                                                                                                                           eine bessere, eine umweltfreundliche Zukunft, gibt damit der Jugend
 Falls jemand in der Vorstellung                                 diofiles zu sprechen. Toll war, dass das Schauspiel
                                                                 Stuttgart die Stücke auf seine Plattform Open                                             eine Stimme und vereint Millionen Heranwachsende.
johlt – nicht schlimm.                                           ­Stage Digital gestellt hat.
                                                                                                                                                                Allerdings kämpft die junge Schwedin nicht mit kriminellen Mit­
Der hat eben einen persönlichen                                   Marx: Ja, und drei Schauspie­ler*innen haben
                                                                  als Jury die Stücke bewertet. Sie waren mega­                                            teln. Greta Thunberg ruft zwar zum Schuleschwänzen auf, aber eine
Zugang gefunden                                                   beeindruckt, was für tiefsinnige Gedanken die                                            Gesetzlose ist sie nicht. Robin Hood indes raubt und tötet, kämpft listig
                                                                  jungen Leute haben. Und wie witzig sie sind.
                                                                                                                                                           und schlitzohrig für eine gerechtere Welt. Er hat seine dunklen Seiten.
                                                                 Was für eine Ironie – Corona dreht das
         Laura: Ich frage mich seitdem: Aus welchem Ma­          Verhältnis: Schüler führen auf, Schauspieler                                              Aber das macht ihn zu einer spannenden und ambivalenten Figur.
         terial ist wohl die Kulisse? Wie hat die Darstellerin   hören zu?                                                                                       König Richard (Richard Löwenherz) begnadigt ihn schließlich und
         es geschafft, sich so schnell umzuziehen?               Marie: Ja, sonst schreibe ich nur für mich … und
         Marx: Wunderbar! Das wollen wir erreichen. Jun­         plötzlich bekomme ich Feedback, Wertschätzung!
                                                                                                                                                           will ihn an seinen Hof holen. In der Inszenierung von Corinna von Rad
         ge Menschen sollen Theater hautnah erleben. Mit         Ich habe mich gefühlt wie ein kleiner Star.                                               entscheidet sich Robin aber, im Sherwood Forest zu bleiben und dort ein
         Handwerkern und Dramaturgen sprechen, sehen,            Laura: Ich finde super, dass Profis unsere Texte                                          möglichst eigenständiges und unabhängiges Leben zu führen.«
                                                                                                                          Foto: privat

         dass Schauspieler keine Superhelden sind, son­          cool finden. Das hat mich bestätigt. Ich mache
         dern Menschen, die ihren Job machen.                    damit weiter.         Interview: Carsten Jasner                                          Robin Hood im November   2 im Spielplan
Reihe 1 November 2020 - Die Staatstheater Stuttgart
18                       Reihe 1   ⁄  November 2020                                                   Was bleibt   ⁄  Innehalten   19

Wenn man
spürt, was
wirklich
wichtig ist
                         2020 ist ein Jahr der Extreme: die Pandemie,
                         blutige Demonstrationen, die Possen um
                         Trump, die in massiven Bränden sichtbare
                         Klima­katastrophe. Wie blicken die Menschen
                         beim Stuttgarter Ballett auf das Jahr?
                         Fotos: Roman Novitzky

Matthias Knop, Physiotherapeut Ich habe drei Kinder           vernachlässigt. An den Schulen wurde voll auf die Eltern
– und habe mich in den vergangenen Monaten oft gefragt,       gesetzt. Ich hatte das Glück, vormittags zu Hause sein zu
wie ich mich ihnen gegenüber verhalten soll. Die Bilder von   können. Das hieß: Homeschooling mit den Älteren und den
leeren Klopapier-Regalen fand ich selbst befremdlich. Wie     Jüngsten bespaßen. Es gab kaum Korrekturen von den
soll man den Kids das Hamsterverhalten erklären? Kinder       Lehrern und keinen Präsenzunterricht. In einem ent­wi­ckel­-
wurden während der gesamten Coronazeit von der Politik        ten Land wie Deutschland hätte ich mehr erwartet.
Was bleibt   ⁄  Innehalten                                                                             21
                                                                                                                                       Sinéad Brodd, Gruppentänzerin Während des Lock-             Wahlkampf sind wichtigere Themen. Die Bilder von Jacob
                                                                                                                                       downs kam ich mir ohne Freunde und Ballettsaal verloren     Blake, der in seinem Wagen beschossen wurde, haben mich
                                                                                                                                       vor. Um mich zu beschäftigen, habe ich einen YouTube-       so wütend gemacht. Wenn ich das Gefühl habe, dass es im
                                                                                                                                       Kanal mit Schminkanleitungen für Tänzerinnen ins Leben      Internet Raum für andere Themen gibt, werde ich wieder
                                                                                                                                       gerufen. Doch das kam mir dumm vor mit Blick auf all das,   Make-up-Videos drehen. Bis dahin soll den relevanten The-
                                                                                                                                       was in der Welt geschieht. Black Lives Matter und der US-   men die ganze Aufmerksamkeit gebühren.

Mikhail Agrest, Musikdirektor und Dirigent Neulich              einer demokratischen Gesellschaft leben zu können. Seit
war ich in Stuttgart bei einer Demonstration für die in Minsk   sechs Jahren habe ich nicht mehr in Russland gearbeitet,
inhaftierte Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa. Ich       weil ich aufgrund meiner politischen Meinung auf einer
war zu Tränen gerührt über die vielen Teilnehmer, Künstler,     Blacklist stand. Mir ist erst jetzt bewusst geworden, wir sehr
Menschen, die nichts mit Belarus zu tun haben, sogar der        die politische Situation dort mich ausgezehrt hat. Innerlich
Oberbürgermeister war da. Ich bin so dankbar, endlich in        war ich längst emigriert.

20              Reihe 1   ⁄  November 2020
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Nicole Loesaus, Leiterin Das Stuttgarter Ballett Jung           sollte sich finanziell niederschlagen. Natürlich habe ich mich
 Alle, die mit Menschen arbeiten, sollten mehr Wertschät-       auch gefragt, wie wichtig Künste in Zeiten von Corona sind.
zung erfahren. Durch Corona hat sich leider wenig geän-         Wie geht Tanz auf Distanz? Ich glaube, Künste sind essen­
dert. Für Pflegekräfte wurde zwar geklatscht, aber weiter ist   ziell. Gerade in unsicheren Zeiten schaffen sie ein Gefühl von
nichts passiert. Das viel verwendete Wort ›systemrelevant‹      Nähe und Gemeinschaft.

                                                                                                                                         Daiana Ruiz, Halbsolistin In meinem Heimatland Argen-         Letztlich geschieht alles aus einem Grund. Deshalb habe ich
                                                                                                                                         tinien gibt es seit März eine strenge Ausgangssperre. Durch   auch keine Angst. Vielleicht ist der Lockdown etwas, das die
                                                                                                                                         den Onlinekontakt mit meiner Familie fühle ich mich eng       Welt brauchte, um Luft zu holen, nach innen zu schauen. Er
                                                                                                                                         verbunden. Neue Wege des Austauschs über Kontinente           zeigt uns, was wirklich wichtig ist: Freiheit. Ich hoffe, dass
                                                                                                                                         hinweg sind das Positive an der Situation. Ich bin sicher:    wir alle diese Lehre mit in die Zukunft nehmen.
24          Reihe 1   ⁄  November 2020                                                                     Was bleibt   ⁄  Innehalten                                                                                  25
                                                                                                                                 Sonia Santiago, Projektleiterin von Noverre: Junge            ben. Wir achten noch mehr auf die Umwelt, haben unsere
                                                                                                                                 Choreographen Was in der Welt geschieht, ist erschre-         Ernährung umgestellt und kaufen unverpackt ein. Mir impo-
                                                                                                                                 ckend. Ich diskutiere darüber oft mit meinem Mann. Wie kann   nieren Menschen, die in Situationen wie Corona völlig neue
                                                                                                                                 ich selbst mehr Verantwortung übernehmen? Corona war          Wege gehen. Die mit innovativen Ideen aus dem Nichts auf-
                                                                                                                                 der richtige Moment, um Vorhaben nicht länger aufzuschie-     tauchen. So wäre ich auch gerne.  Protokolle: Pia Boekhorst

Alessandro Giaquinto, Gruppentänzer und Choreograph          Ich hatte Angst, nicht zu meiner Familie nach Italien fah-
  Anfang des Jahres habe ich Videos von Militärlastern       ren zu können. Im Sommer konnte ich dann endlich dort-
­gesehen, die Leichen aus Norditalien herausbringen soll-    hin. Da habe ich meine Wurzeln wiedergefunden. Ich habe
 ten. Einige der Bilder stammten wohl von anderen Orten,     so früh meine Heimat verlassen, dass ich mir ihrer nicht
 aber das aus Bergamo ist echt. Es hat mich stark berührt,   mehr s­ icher war. Hoffnung machen mir die vielen jungen
 den Tod so erfassen zu können, mit einem einzigen Bild.     Künstler, die sich mit der Weltlage beschäftigen.
26            Reihe 1   ⁄  November 2020                                                                                                                        Was bleibt   ⁄  Remixen                                                                         27

Original                                         hölderlins quitte

und Verse
                                                  Es giebt so manche Stimmungen, wo es
                                                 »                                                                                                                Dann sieh das Raffe, das, wovor die Furcht,
                                                 nothwendig wird zu schweigen.«                                                                                   die Furcht! 		             Nicht mehr bestehen kann, das Du
                                                 (Aus: Hölderlin, Brief an die Mutter, 1797)                                                                      anerkannt – das – Fragment apocalyptica, kurz gesagt,
                                                                                                                                                                  die Realitöt, verstimmt vom Schnee, von Hitze ausgedörrt,
Genial, romantisch, irre?                                                                                                                                         vom Sog des Mangels ausgesogen, entweder dann aber –
                                                 überall äpfel, die ein schwerer ast                                                                              im Original hier abgebrochen. 		 Ein Beben – was kommt?
Friedrich Hölderlins                             freundlich herunterreicht, mit dem äquator                                                                       = Poseidon. Gewittriger. Erdbebender. Flutender. Climate-Changender.

Zeilen werfen Fragen auf.                        von süße, der ein jedes rund umfaßt,
                                                 mit roten hainen. aber keine quitte.
                                                                                                                                                                  Du weißt! Weißt nicht, wo das Land erscheint. Wollsto Orakel befragen?
                                                                                                                                                                  Wo mit Nektar gefüllt, Göttern zu Lust der Gesang? Es steigen.
Lyriker von heute dichten                                                                                                                                         Singen Gesangeswolken. Sammeln sich wie Wölkchen über Othmenden.
                                                 pfirsich um pfirsich samt dem gelben samt-
Antworten auf seine                              arsch, der bekronte und geweihte
                                                                                                                                                                  Denn fest ist der Erde Nebel. Nabel. Omphalos. Delphi steht fest.
                                                                                                                                                                  Eine griechische Kleinstadt, geklammert an den Hang des Parnassus,
geheimnisvolle Poesie                            granatapfel, und birnen, die das land                                                                            			die arm ist, arm war und arm bleibt. Delphisch und reich
                                                 als lote in den teich senkt: keine quitte.                                                                       an Verlangen, die dumpfen Stirnen zu entfalten. Hot! Vulkanisch.
                                                                                                                                                                  Poseidon ankommt mit Lava. Und: Lava kommt bitte zurück zu Dir.
                                                 die quitte, störrischste der früchte, vasig
                                                 oder oval geformt; kreist durch ihr sonnen-                                                                      Hast Du die Traute?         Genius, regst Du dich nicht?
                                                 system von strauch, der eigenen physik
                                                 verpflichtet, nie erfaßt von allzu forschen sinnen.                                                              Frage also an das Orakel: Wann endlich wird der Mensch dem Menschen denn
     Der Spaziergang
                                                                                                                                                                  als freier Mensch entgegentreten? Entkoppelt vom Sklavenband der Liebe?
                                                 limonenwälder, von sich selbst erhellt,
                                                 mit reifen kirschen und mit goldenen kränzen                                                                     Orakel: Nächste Frage, bitte.
     Ihr Wälder schön an der Seite,
     Am grünen Abhang gemalt,                    die friedensfeiern; von alleine fällt
                                                 das obst. die bitterkeit der pomeranzen,                                                                         	Gut. Wann wird der Mensch das Wüten den wütenden Göttern überlassen und sich selbst
     Wo ich umher mich leite,
                                                                                                                                                                  		in aller Güte für die Kostbarkeit der anderen zusammenfassen?
     Durch süße Ruhe bezahlt
                                                 brombeeren, weicher als fingerkuppen,
     Für jeden Stachel im Herzen,                                                                                                                                 Das Orakel spricht.
                                                 die feige, dunkel, süß und voller kerne,
     Wenn dunkel mir ist der Sinn,
                                                 als hätte man den himmel mit sämtlichen gauben
     Den Kunst und Sinnen hat Schmerzen                                                                                                                           Es ist spät geworden, ich hab nur Dämonen noch zur Verfügung, die Apollo seinen Rang ablaufen
                                                 und sälen, an allen vier ecken, mit allen sternen
     Gekostet von Anbeginn.                                                                                                                                       und außerdem die Pythien infiltrieren. Eure Frage kommt zu spät. Ihr seid allein. Desgleichen
     Ihr lieblichen Bilder im Tale,              zusammengezurrt, verschnürt, und ein ganzes gewitter                                                             teile ich mit, dass die prunkvolle Halle eingestürzt ist, Phoibos nicht mehr länger den Schleier,
     Zum Beispiel Gärten und Baum,               von schwarzen trauben, die man fast betast-                                                                      nicht den weissagenden Lorbeer noch die sprechende Quelle hat und das sprechende Wasser
     Und dann der Steg, der schmale,             en kann. doch stärker, schier betäubend ist die quitte,                                                          versiegt ist.
     Der Bach zu sehen kaum,                     der gelbe duft der quitte, die nicht da ist.
     Wie schön aus heiterer Ferne                                                                                                                                 Das Orakel verstummt.
     Glänzt einem das herrliche Bild                                                                                                                              Um ein allerletztes Mal
     Der Landschaft, die ich gerne                                                               Jan Wagner                                                       aufs Neue zu erklingen.
     Besuch’ in Witterung mild.
     Die Gottheit freundlich geleitet                                                                                                                             		Tretet selber ein, in die neue Zeit der Menschlichkeit. Das wär’s. Merci. Babei.
     Uns erstlich mit Blau,
     Hernach mit Wolken bereitet,                                                                                                                                                                                                                                Monika Rinck
                                                                                                                         Foto: Franz Carl Hiemer / gemeinfrei

     Gebildet wölbig und grau,                Pallaksch . Die Lange Hölderlin-Nacht
                                             Zum 250. Geburtstag des Dichters im November         3 im Spielplan
     Mit sengenden Blitzen und Rollen
     Des Donners, mit Reiz des Gefilds,      Eine Kooperation von Staatsoper Stuttgart, Stuttgarter Ballett,                                                                             Friedrich Hölderlin (1770–1843) verbrachte      Beim Theaterabend Pallaksch antworten
     Mit Schönheit, die gequollen            Schauspiel Stuttgart mit dem Literaturhaus Stuttgart und dem Deutschen                                                                      seine zweite Lebenshälfte mit der Diagnose      heutige Künstler dem schwäbischen
     Vom Quell ursprünglichen Bilds.         Literaturarchiv Marbach, in dessen Reihe Ferne Spuren die hier vorab­-                                                                       Wahnsinn und Raserei in einem Tübinger         Dichter. Mit Musik, Tanz und mit Lyrik, die
                                             gedruckten Gedichte erscheinen werden: Pallaksch. Hölderlin in Stuttgart.                                                                   Turmzimmer oberhalb des Neckars. Er             extra für diesen Abend der Staats­theater
                                             Mit Texten von Monika Rinck, Jan Wagner, Lady Bitch Ray, Ferdinand                                                                          dichtete aber weiter. Heute gilt er als einer   Stuttgart geschrieben wurde. Zwei dieser
                       Friedrich Hölderlin   Schmalz, Torch, Dagmara Kraus und Senthuran Varatharajah                                                                                    der wichtigsten deutschen Lyriker.              Werke zeigen wir hier vorab
28   Reihe 1   ⁄  November 2020                 Was bleibt   ⁄  Lieben        29

                                                                               Für die visuelle
                                                                               Umsetzung
                                                                               der Saison
                                                                               2020/21 unter
                                                                               dem Motto
                                                                                Wer ist wir?
                                                                               hat die Staats-
                                                                               oper Stuttgart
                                                                               die Bildwelt
                                                                               des Künstlers
                                                                               Norbert Bisky
                                                                               in den Mittel-
                                                                               punkt gestellt.
                                                                               Sie übersetzt
                                                                               die deutsche
                                                                               Reibung und
                                                                               Verwandtschaft
                                                                               einer kapita-
                                                                               listischen und
                                                                               einer sozialisti-
                                                                               schen Ästhetik
                                                                               ins Heute.
                                                                               Hier das Werk
                                                                               Backlit – Van
                                                                               der Lubbe, 2018

System­
sprenger

                                                                          Norbert Bisky, Foto: Bernd Borchardt, Copyright: VG Bild-Kunst, Bonn.
                                                                          Courtesy: The artist and KÖNIG Galerie Berlin, London, Tokio
           Goethes Werther ist der berühmteste
           Verliebte der deutschen Literatur.
           Worin liegt sein gefährlicher Reiz?
30          Reihe 1   ⁄  November 2020                                                                  Was bleibt   ⁄  Leiden                                                                                 31
Gleich am Anfang der Oper Werther                     seine Geliebte Charlotte. Er sagt schon ganz
droht Werther seiner Geliebten, sich                  am Anfang als Drohgebärde, dass er ohne
umzubringen, wenn sie ihn nicht                       sie nicht mehr leben wolle. Diese Drohung
zurückliebe. Ziemlich schräg für ein                  geht mit der eingängigen Musik eine gefähr­
erstes Date, oder?                                    liche Allianz ein.
Felix Rothenhäusler: Werthers radikale Fixie-         Goethes Werther ist fast 250 Jahre alt,
rung auf einen Menschen ist echter Gefühls­           Massenets Werther immerhin auch
terror. Für mich geht es in dieser Oper um            knapp 130 Jahre, wie inszenieren Sie
eine ganz radikale Suche nach einer einzigen          dieses Stück heute?
Wahrheit. Normalerweise denken nur Fanati­            Wir haben alle Nebenfiguren gestrichen. ­Alles
ker und Terroristen so. Die Musik klingt dazu         läuft auf das katastrophale Ende mit dem
sehr süßlich und schwelgerisch, das macht             Selbstmord hin, ein Strudel, ein brutaler Sog.
es besonders perfide.                                 Wir möchten diese Oper als ein konzentriertes                    Der Regisseur        die Frau für Verantwortung und der Mann               auch voller abgründiger, dunkler Gedanken.
Goethes Werther ist ein leicht depressiver            Kammerspiel zeigen. Bei uns spielt sich daher                    Felix Rothen-        für das Maßlose, Unkontrollierte. Das erzählt         Musikalisch ist das sehr einfach untermalt,
                                                                                                                       häusler inszeniert
Briefroman. Was macht die Oper anders?                alles auf einer weißen, runden Plattform ab.                                          viel darüber, wie hart und eindimen­sio­nal Ge­       und im Schwelgen erkennt man dann plötzlich
                                                                                                                       Jules Massenets
Die Vorlage, also Goethes Briefroman Die              Sie rückt dem Publikum ganz nahe, ragt in den                    Werther – eine       schlechterzuschreibungen funktionieren. Ich           den Abgrund. Welche Gedanken und Gefühle
­Leiden des jungen Werthers, ist viel nachdenk­       Zuschauerraum hinein. Werther steigt bei uns                     französische Oper    möchte das heute so lesen: ­Charlotte liebt           löst eine Komposition aus? Wohin verführt sie
 licher als die Oper. Bei Goethe geht es um die       in die Arena, eingeklemmt zwischen die Zu­                       der Spätromantik,    Werther, aber hat erst mal Angst, aus dem             uns? Dick oder süß, Oper oder Pop ist mir da
                                                                                                                       die aus Goethes
 Zwänge der Gesellschaft, sozusagen um die            schauer und das Orchester. Denn das gesamte                      Briefroman           System zu fallen, alles zu verlieren. Doch letzt­     egal. Wie können wir eine intensive Erfahrung
 soziale Seite des Verliebtseins. Goethe unter­       Orchester sitzt hinter den Figuren. Alle gucken                  ein Psychodrama      lich entscheidet sie sich nicht für Werther, weil     durch Musik teilen – diese Frage haben Oper
 sucht, wie seine Figuren im Zeitgeist gefan­         auf Werther drauf.                                               macht                sie erkennt, dass sie auch bei ihm nicht selbst­      und Pop vielleicht gemeinsam.
 gen sind. Ich hab mich aber bei Goethe immer         Liebt Charlotte bei Massenet                                                          bestimmt sein kann: wieder ein Typ, der alles         Diese Oper scheint wie eine große Anleitung,
 etwas gelangweilt. Massenet macht in seiner          Werther eigentlich?                                                                   dominieren möchte. Erst der Vater, dann der           wie man es sich mit der Liebe versaut.
 Oper alles direkter, er lässt die Figuren in ihrer   Sie fällt nicht auf ihn herein. Am Anfang sagt                                        Verlobte und dann der Geliebte. Charlotte ist         Aber ich sehe auch Schönheit darin. Diese Lei­
 Vereinzelung aufeinanderprallen. Diese Oper          er: »Du bist mein einzig Licht, ich leb nur in                                        bei uns eine starke Figur, sie befreit sich am        denschaft ist doch mitreißend. Uns ist heute
 ist die radikal werdende Liebesemphase. Die          dir«, und wird dann immer deutlicher. Charlot­                                        Ende aus diesen Zwängen und entscheidet sich          immer daran gelegen, Sicherheit herzustel­
 Gesellschaft ist hier gleichgültig, es geht nur      te fragt: »Was wissen Sie von mir?« und »Ist’s                                        gegen Werther und gegen Albert. Hoffentlich.          len, wir wollen alle aufeinander aufpassen.
 um das Verlangen.                                    kein Selbstbetrug?« Sie hinterfragt Werthers                                          Liebe funktioniert doch nicht,                        Die Körper jedoch wollen etwas anderes.
Wer manipuliert denn dabei nun wen?                   Liebe und ist gleichzeitig von dieser bedin­                                          wenn man den Partner drängt. Was will                 Man sieht das an Kindern, wenn sie auch den
Einerseits manipuliert die Musik uns, die Zu­         gungslosen Intensität angezogen. Die Gesell­                                          Werther bloß?                                         Abstandsregeln unterworfen sind. Die Körper
schauer. Sie ist überwältigend und sehr emo­          schaft und ihre Familie haben ja bereits einen                                        Intensität! Er will intensive Gefühle. Das macht      streben aufeinander zu, man sieht das richtig,
tional, man kann sich kaum den Gefühlen               bestimmten Platz für sie vorgesehen: an der                                           ihn heute so interessant. Aus unserem Alltag          wie aufgeladen die Körper sind. Das Begehren,
entziehen. Andererseits manipuliert Werther           Seite Alberts. Bei Goethe und Massenet steht                                          ist die Intensität weitgehend getilgt. Es gibt in     Nähe zu empfinden, egal welcher Art, ist im­
                                                                                                                                            unserer Welt keine ekstatischen Rituale, wie          mer da. Man will, und man darf nicht. Solch
                                                                                                                                            sie frühere Jahrhunderte oder Völker hatten.          eine Art von Ambivalenz steckt auch in dieser
                                                                                                                                            Die letzten Orte, an denen gemeinschaftliche          Oper. Wie können wir heute aufeinander ach­
                                                                                                                                            Erfahrungen großer Intensität möglich sind,           ten und gleichzeitig im Abstand unsere Un­
                                                                                                                                            fallen nun auch noch weg – da kann man an             ruhe und unser Bedürfnis nach Nähe lebendig
                                                                                                                                            Festivals oder Clubs denken.                          halten? Das ist eine wichtige Frage für mich,
                                                                                                                                            Wo finden wir heute Intensität?                       denn Warten und Hoffen reichen nicht. Sehn­
                                                                                                                                            Wir suchen Orte, an denen wir an Intensität teil­     sucht ist ein wichtiges Motiv in dieser Oper,
                                                                                                                                            haben, uns selbst aber nicht in »Gefahr« brin-        und das finde ich sehr zeitgemäß.
                                                                                                                                            gen. Die Oper ist einer. Sie ist wie eine Batterie,   Was macht den Gefühlserpresser
                                                                                                                                            an der man sich emotional aufladen kann.              Werther liebenswert?
                                                                                                                                            Wenn man Massenets Werther heute                      Ich fühle mich angezogen von seiner Be­
                                                                                                                                            hört, wirkt die Oper sehr dick aufgetragen            dingungslosigkeit, von dieser Fähigkeit zur
                                                                                                                                            und süßlich. Sie erinnert oft an                      ­absoluten Leidenschaft. Er hat eine system­
                                                                                                                                            Popmusik. Empfanden Sie das auch so?                   sprengende Kraft, die ich bewundere.

Intensität! Werther will intensive Gefühle.                                                                                                 Ja, ich sehe die Parallele ebenfalls. Die Sänge­       Interview: Thomas Lindemann
                                                                                                        Foto: privat

                                                                                                                                            rin Lana Del Rey hat ein neues Album, ein Hör­
Das macht ihn heute so interessant                                                                                                          buch, da spricht sie ihre Gedichte. Die stecken       Werther im November    4 im Spielplan
32      Reihe 1   ⁄  November 2020                                                                                Spielplan                                                                                                     33

Wir spielen, so viel wir
können und dürfen. Die                                    2
                                                          Mo
                                                                  Black Box
                                                                  Phantomtheater für 1 Person
                                                                  von Stefan Kaegi / Rimini Protokoll
                                                                  Beginn alle fünf Minuten ab 18 Uhr,
                                                                                                                  8
                                                                                                                  So
                                                                                                                          Die Zauberflöte
                                                                                                                          von Wolfgang A. Mozart
                                                                                                                          in deutscher Sprache
                                                                                                                          15 & 20 Uhr, Opernhaus, 8–90 €
                                                                                                                                                                            22
                                                                                                                                                                            So
                                                                                                                                                                                    1. Sinfoniekonzert
                                                                                                                                                                                    mit dem Staatsorchester Stuttgart
                                                                                                                                                                                    11 Uhr, Liederhalle, Beethovensaal, 8–42 €
                                                                                                                                                                                    Musikalische Leitung: Cornelius Meister;
Kontingente sind leider oft                                       Schauspielhaus, 15/7 €                                  Eine Produktion der Komischen Oper Berlin                 Violine: Noa Wildschut

kleiner als üblich. Dafür                                         Weiterer Termin: 21. November                           Weitere Termine: 21. November, 19 Uhr, 8–108 €;           Weitere Termine: 23. November, 17.30 & 20.30 Uhr

                                                          3
                                                                                                                          28. November, 15 Uhr, 8–90 € & 20 Uhr, 8–108 €
                                                                                                                                                                                2   Premiere
haben Sie richtig viel Platz.                                     Der Würgeengel
                                                                  nach dem Film von Luis Buñuel                           Einmischen
                                                                                                                                                                            S. 17   Robin Hood
                                                                                                                                                                                    Familienstück für alle ab 6 Jahren
Karten gibt es immer                                      Di
                                                                  19.30 Uhr, Schauspielhaus, 8–36 €
                                                                  Weitere Termine: 4., 27. November, 19.30 Uhr,
                                                                                                                          how to become an antiracist
                                                                                                                          15 Uhr, Kammertheater, Eintritt frei
                                                                                                                                                                                    16 Uhr, Schauspielhaus, 8–21 €
                                                                                                                                                                                    anschl. Nachbewirtung im Foyer Schauspielhaus
ab Mitte des Vormonats                                            8–39 €; 28. November, 18 & 21 Uhr, 8–39 €;
                                                                  29. November, 15 & 18 Uhr, 8–36 €
                                                                                                                          Open-Space-Format für junge Menschen                      Weitere Termine: 23. November, 9 & 11.30 Uhr,
                                                                                                                                                                                    8–18 € (Schulvorstellungen)
                                                                                                                          Kammer Lesung

                                                                                                                                                                            24
                                                                  Die Nacht kurz vor den Wäldern                          Die letzten Zeugen                                        Sitzkissenkonzert
                                                                  von Bernard-Marie Koltès                                von Swetlana Alexijewitsch                                Das Lamm, das zum Essen kam
                                                                  20 Uhr, Kammertheater, 12/7 €                           20 Uhr, Kammertheater, 12/7 €                             für Kinder von 3 bis 6 Jahren
                                                                                                                                                                            Di
                                                                  Weiterer Termin: 4. November                                                                                      9.30 & 11 Uhr, Unteres Foyer Nord, 10/5 €

                                                          4       1. Kammerkonzert                                9       Sitzkissenkonzert
                                                                                                                          Das Ding aus dem Klangsumpf
                                                                                                                                                                                    Weitere Termine: 25., 26., 27. November

1                                                                                                                                                                           27
        Einblicke                                                 Aufbruch Umbruch Ausbruch                               für Kinder von 2 bis 5 Jahren                             Premiere
                                                                                                                  Mo
        14.15 Uhr, Treffpunkt Freitreppe Opernhaus,               19.30 Uhr, Liederhalle, Mozartsaal, 16/7 €              9.30 & 11 Uhr, Unteres Foyer Nord, 10/5 €                 Ballettabend: Höhepunkte
                                                          Mi
        10/5 €                                                    Hans Werner Henze: Sonatina für Trompete                Weitere Termine: 10., 11. November                        Choreographien von Jiří Kylián, Roland
 So                                                                                                                                                                         Fr
                                                                                                                                                                                    Petit und Maurice Béjart
        Führung durch Theatergebäude                              Joseph Haydn: Streichquartett op. 77 Nr. 2
                                                                                                                          Konzertant                                                19 Uhr, Opernhaus, 8–115 €
        und Werkstätten                                           Nikos Skalkottas: Quartette Nr. 1 und 2
                                                                                                                          Don Giovanni

                                                                                                                                                                            30
                                                                  Dmitri Schostakowitsch: Streichquartett Nr. 8                                                                     Echt Schmidt
        Weitere Termine: 7. November, 15 Uhr;                                                                             von Wolfgang A. Mozart

                                                          5
        15. November, 11 Uhr; 29. November, 14.15 Uhr                                                                     19 Uhr, Opernhaus, 8–83 €                                 Folge 5: Homeoffice mit Zuschauern
                                                                  Ich seh’ Monster (UA)
                                                                                                                                                                                    21 Uhr, Schauspielhaus, 12/7 €
                                                                                                                                                                            Mo

                                                                                                                  11
                                                                  von und mit Nikko Weidemann
    1   Schäfchen im Trockenen (UA)                                                                                       Arien-Abend
                                                                  20 Uhr, Kammertheater, 20/7 €                                                                                     Die Lage (UA)
S. 8    von Anke Stelling                                 Do                                                              19.30 Uhr, Opernhaus, 8–65 €
        16 & 20 Uhr, Kammertheater, 20/7 €                        Eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen                                                                         von Thomas Melle
                                                                  Recklinghausen, dem Zürcher                     Mi                                                                20 Uhr, Kammertheater, 20/7 €
        In einer Bearbeitung von Sabine Auf der Heyde

                                                                                                                  15
                                                                  Theaterspektakel und Pop-Kultur Berlin
        und Carolin Losch                                                                                                 Gastspiel
                                                                  Weiterer Termin: 6. November                            Night of Experiment
        Weitere Termine: 9., 10., 11., 12., 17.,
                                                                                                                          16 Uhr, Kammertheater, 10/7 €

                                                          7
        18., 19., 20., 23., 24., 25. November, 20 Uhr;                                                            So
                                                                  wieder im Repertoire
        22. November, 16 & 20 Uhr                                                                                         Im Rahmen des interkulturellen Festivals                  Karten & Information
                                                                  Gold
                                                                                                                          Made in Stuttgart                                         Tageskasse, Königstraße 1 D
        Sperrstunde Stuttgart                                     15 Uhr, Nord, 18/7 €
                                                          Sa                                                                                                                        Montag bis Mittwoch 10 bis 14 Uhr
        von Tobias Frühauf und Philipp Wolpert                    Musiktheater von Leonard Evers                          Eine Produktion des Künstlerkollektivs Colors
                                                                                                                                                                                    Donnerstag und Freitag 14 bis 18 Uhr
        48 Stunden Liveperformance im                             für alle ab 6 Jahren
                                                                                                                      4   Premiere                                                  Telefonischer Kartenservice
        Stadtpalais & im Livestream
                                                                  Weitere Termine:                                S. 28   Werther                                                   0711.20 20 90
        30. Oktober, 18 Uhr, bis 1. November, 18.30 Uhr
                                                                  8., 14., 15., 21., 22., 28. November, 15 Uhr;           von Jules Massenet                                        Montag bis Freitag 10 bis 20 Uhr
        Eintritt frei
                                                                  29. November, 11 Uhr                                    18 Uhr, Opernhaus, 8–108 €                                Samstag 14 bis 18 Uhr
        Ballettabend: Response II                                                                                         Weitere Termine: 20. & 22. November, 19 Uhr;              Vorverkauf für Dezember ab 16. November
                                                              3    Pallaksch . Die Lange Hölderlin-Nacht
        Young Bloods                                                                                                      29. November, 18 Uhr; 8–90 € alle drei Termine            www.staatstheater-stuttgart.de
                                                          S. 26   19 Uhr, Schauspielhaus, 8–42 €
        Alessandro Giaquinto, Aurora De Mori,

                                                                                                                  18
        Vittoria Girelli, Agnes Su und Shaked Heller              Eine Kooperation von Staatsoper Stuttgart,              Fortbildung für Pädagog*innen
        17 & 20 Uhr, Schauspielhaus, 8–34 €                       Stuttgarter Ballett, Schauspiel Stuttgart               18 Uhr, Treffpunkt Foyer Schauspielhaus,                  Die Newsletter der Staatstheater Stuttgart
                                                                  mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach               Eintritt frei, Anmeldung erforderlich                     Halten Sie sich auf dem Laufenden und
        Weitere Termine: 8., 14., 15. November,                                                                   Mi
                                                                  und dem Literaturhaus Stuttgart.                                                                                  abonnieren Sie unsere Newsletter unter
        17 & 20 Uhr
                                                                                                                          Liedkonzert Opernstudio                                   www.staatstheater-stuttgart.de
                                                                  Das Lied von der Erde
        Gastspiel                                                                                                         19 Uhr, Wilhelma Theater, 25 €
                                                                  Symphonie von Gustav Mahler /
        Mellizo Doble
                                                                  Arnold Schönberg
        von Israel Galván und Niño de Elche
                                                                  Die Bienenkönige von Elfriede Jelinek                                                                             Folgen Sie uns in den sozialen Netzwerken
        18 Uhr, Opernhaus, 8–65 €
                                                                  19.30 Uhr, Opernhaus, 8–108 €                                                                                     Oper
        Choreografie und Tanz: Israel Galván
        Musik und Gesang: Niño de Elche                           Weiterer Termin: 14. November                                                                                     Ballett
                                                                                                                                                                                    Schauspiel
34           Reihe 1   ⁄  November 2020                                                                                                                                  Spielplan                                                                                                              35

Premieren                                                                         Pallaksch . Die Lange
                                                                                 Hölderlin-Nacht
                                                                                                                                                                         Die Zauberflöte
                                                                                                                                                                         von Wolfgang A. Mozart
                                                                                                                                                                                                                    Ballettabend: Response II
                                                                                                                                                                                                                    Young Bloods
                                                                                                                                                                                                                                                            Aliunde levi Choreographie:
                                                                                                                                                                                                                                                            Aurora De Mori; Musik: Darryl Forson
                                                                                                                                                                                                                                                            & G’vox, Angelina Voloshenko;
                                                                                 Zum 250. Geburtstag des Dichters                                                        Tamino soll im Auftrag der                                                         Uraufführung: 30. Oktober 2020,
Werther                                                                                                                                                                                                             Krisen bergen Chancen,
                                                                                 Wie inspirierend wirkt F
                                                                                                        ­ riedrich                                                       Königin der Nacht deren                                                            Stuttgarter Ballett
von Jules Massenet                                                                                                                                                                                                  in diesem Fall große Chancen
                                                                                 Hölderlin noch? Lyrikerinnen                                                            Tochter Pamina retten, die                 für junge Künstler*innen.               Chrysalis Choreographie:
Werther liebt Charlotte, doch                                                    und Rapper antworten, darun­ter                                                         von Sarastro festgehalten wird.                                                    Vittoria Girelli; Musik: Franz Schubert,
die ist bereits verlobt. Trotzdem                                                                                                                                                                                   Die jungen Wilden hatten freie
                                                                                                                                                                         Unfreiwillig wird der Voge­l-                                                      AGF, Craig Armstrong; Uraufführung:
                                                                                 Lady Bitch Ray, Monika Rinck,                                                                                                      Hand in der Gestaltung. Sie
stürzt sich Werther mit Leib                                                     Torch und Jan Wagner. Schau­                                                            fän­ger Papageno mit auf
                                                                                                                                                                                                                                                            30. Oktober 2020, Stuttgarter Ballett
                                                                                                                                                                                                                    ließen sich von ihren Beobach-
und Seele in diese einseitige                                                    spieler*innen des Schauspiels                                                           Taminos Reise geschickt. Nach                                                      Resonanz Choreographie: Agnes Su;
                                                                                                                                                                                                                    tungen und Empfindungen der
Amour fou und hofft bis zum                                                      lesen Hölderlin. Das Stuttgarter                                                        zahl­reichen Prüfungen finden                                                      Musik: Steve Reich, Julien Klengel;
                                                                                                                                                                                                                    vergangenen Monate leiten.              Uraufführung: 30. Oktober 2020,
Ende, dass aus ihnen beiden                                                      Ballett eröffnet den Abend                                                              Tamino und Pamina ihren Platz              Entstanden sind mutige Stücke           Stuttgarter Ballett
noch etwas werden könnte.                                                        mit einer Choreo­graphie                                                                in der Welt – als Erwachsene               voller Melancholie und Befreiung.
Als er sich schließlich der Aus-                                                 von ­Alessandro Giaquinto.                                                              und als Liebende.
                                                                                                                                                                                                                                                            Mehlberg Choreographie: Shaked
sichtslosigkeit bewusst wird,                                                                                                                                                                                       Aedis Choreographie: Alessandro         Heller; Musik: Antonio Vivaldi,
                                                                                 Ensemble­mitglieder der Staats-                                                                                                    Giaquinto; Musik: Nik Bärtsch Mobile,   Jean-Philippe Rameau, Graham Coxon;
tötet er sich.                                                                   oper und des Staatsorchesters
                                                                                                                                                                         Musikalische Leitung: Hossein Pishkar;
                                                                                                                                                                                                                    Soqquadro Italiano; Uraufführung:       Uraufführung: 30. Oktober 2020,
                                                                                                                                                                         Regie: Barrie Kosky, Suzanne Andrade
                                         Martina Borroni und Michael Fernandez   Stuttgart spielen Musik zu                                                                                                         30. Oktober 2020, Stuttgarter Ballett   Stuttgarter Ballett
Musikalische Leitung: Marc Piollet;
                                                                                                                                                                         Mit David Steffens  /  Michael Nagl,
Regie: Felix Rothenhäusler               in Die Zauberflöte                      Texten Hölderlins.                                                                      Mingjie Lei / Kai Kluge, Beate Ritter /
Mit Jarrett Ott, Rachael Wilson, Paweł                                           Moderation: Beate Tröger, Jan Bürger                                                    Yuko Kakuta, Josefin Feiler / Carina
Konik, Shigeo Ishino, Aoife Gibney                                                                                                                                       Schmieger, Catriona Smith / Esther
                                         Robin Hood                              Eine Kooperation von Staatsoper                                                         Dierkes, Maria Theresa Ullrich /           Jason Reilly in Bolero
                                                                                 ­Stuttgart, Stuttgarter Ballett und                                                     Linsey Coppens, Stine Marie Fischer /
                                         Wer war Robin Hood? Der Out-             Schauspiel Stuttgart mit dem Deutschen                                                 Alexandra Urquiola, Johannes
Ballettabend: Höhepunkte                 law aus dem Sherwood Forest,             Literaturarchiv Marbach und dem
                                                                                                                                                                         Kammler / Elliott Carlton Hines, Clare
Kylián/Petit/Béjart                                                               Literaturhaus Stuttgart
                                         der schlitzohrige Verbrecher,                                                                                                   Tunney, Heinz Göhrig / Torsten Hofmann,
                                                                                                                                                                         Moritz Kallenberg, Jasper Leever
Keine Höhenflüge ohne Schatten-          der beste Bogenschütze der
seiten. Jiří Kylián erzählt in           Welt? Jedes Jahrhundert hat
Falling Angels von der Bühnen-           seinen eigenen Robin Hood,                                                                                                      Oper konzertant
kunst und lässt bei Petite Mort          vom mordenden Banditen über
                                                                                                                                                                         Weil Oper mehr ist als
am Abgrund tanzen. In Roland             den schlauen Betrüger bis zum
Petits Le Jeune Homme et                 gerechten Adligen.                      Repertoire                                                                              Sänger*innen, die im Kostüm
                                                                                                                                                                         in einem Bühnenbild stehen,
La Mort entpuppt sich eine               Inszenierung: Corinna von Rad;
                                                                                 Das Lied von der Erde                                                                   lassen sich bestehende Insze­
verführerische Frau als Todes-           Bühne: Ralf Käselau; Mitarbeit Bühne:
                                         Wiebke Bachmann; Kostüme: Sabine        Symphonie von Gustav Mahler /                                                           nierungen nicht einfach
engel. Und Maurice Béjarts                                                       Arnold Schönberg
                                         Blickenstorfer; Licht: Rüdiger Benz;                                                                                            auf einen Sicherheitsabstand
Bolero: Ist es der Aufruf zum            Dramaturgie: Gwendolyne Melchinger      Die Bienenkönige von                                                                    trimmen. Wir laden Sie nun
Tanz oder das Liebesspiel selbst?                                                Elfriede Jelinek                                                                        ein zu dreimal Kopfkino: Don
Falling Angels Choreographie,            Echt Schmidt                            Ein Energiewesen aus                                                                    Giovanni konzertant und zwei
Bühnen- und Lichtkonzept: Jiří Kylián;                                                                                                                                   Arien-Abende – ohne Kostüme,
Musik: Steve Reich
                                         von und mit Harald Schmidt              dem All, das sich der Sterbe­
                                         Wir nehmen’s, wie’s kommt,              forschung von Planeten                                                                  aber mit viel Drama
Petite Mort (Erstaufführung)
Choreographie, Bühnen- und               im Bühnenbild, wo eh schon              ­widmet, besucht die Erde.
Lichtkonzept: Jiří Kylián;                                                        Deren Bewohner*innen haben                                                             Don Giovanni
                                         steht. Mit fabelhaften Gästen                                                                                                   von Wolfgang A. Mozart
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart
                                         vom Ministerpräsidenten                  sich und ihre Umwelt mit
Le Jeune Homme et La Mort                bis zur Schülerband und von              einer Plastikschicht selbst                                                            Musikalische Leitung: Cornelius Meister
(Erstaufführung) Choreographie:                                                   erstickt. Auf der Suche                                                                Mit Björn Bürger, Federica
Roland Petit; Musik: Johann Sebastian    der Schwulenmutter bis                                                                                                          Lombardi, Charles Sy, David Steffens,
                                                                                  nach zivilisatorischen Spuren
                                                                                                                            Fotos: Martin Sigmund, Stuttgarter Ballett

Bach, orchestriert von Ottorino          zum GMD. Karten? Vielleicht                                                                                                     Michael Nagl, Diana Haller,
Respighi; Libretto: Jean Cocteau                                                  und einer Erklärung dafür
                                         hilft die böse Fee. Wie bei                                                                                                     Claudia Muschio, Jasper Leever
                                                                                  ­findet das Wesen Zeugnisse
Bolero Choreographie:                    Dornröschen. Der Prinz steht
Maurice Béjart; Musik: Maurice Ravel;                                              einer Wissenschaftlerkolonie                                                          Arien-Abend
                                         auf der Bühne. Küsschen.
Musikalische Leitung:                                                              unter der Erdoberfläche.                                                              Musikalische Leitung: Karsten Januschke
Mikhail Agrest / Wolfgang Heinz,
Staats­orchester Stuttgart                                                       Musikalische Leitung: Cornelius Meister;                                                Mit Josefin Feiler, Stine Marie Fischer,
                                                                                 Regie: David Hermann                                                                    Mandy Fredrich, Aušrine Stundyte,
                                                                                 Mit Simone Schneider, Evelyn Herlitzius,                                                Nicholas Brownlee, Massimo Giordano,
                                                                                 Thomas Blondelle, Martin Gantner,                                                       Daniel Kirch, Liang Li, Dean Power,
                                                                                 Katja Bürkle                                                                            Serban Vasile
36          Reihe 1   ⁄  November 2020                                                                                                                                     Spielplan                                                                                                            37

                                                                                   Ich seh’ Monster
                                                                                   von und mit Nikko Weidemann                                                             Gastspiele                                 Extras                                 Kinder und
                                                                                   Die Gitarre war der iPod                                                                Mellizo Doble                              Einblicke                              Jugendliche
                                                                                   meiner Generation. König                                                                von Israel Galván und Niño de Elche
                                                                                                                                                                                                                      Öffnen Sie mit uns Türen,
                                                                                   war, wer Songs draufhatte.                                                              Dieser Abend wird ein Dialog,                                                     wieder im Repertoire
                                                                                                                                                                                                                      die dem Publikum sonst ver­            Gold
                                                                                   Konzert, Biografie und Theater.                                                         eine intensive Begegnung                   schlossen bleiben, und erfahren        Leonard Evers
                                                                                   Jeder Titel dieses persönlichen                                                         zwischen Tanz und Gesang.                  Sie, was hinter den Kulissen
                                                                                   Solo-Abends ist gleichzeitig                                                            Mit Israel Galván und Niño                 geschieht! Die Führungen dauern        Eines Tages fängt Jacob einen
                                                                                   Song und Story aus dem un-                                                              de Elche kommen zwei außer-                90 Minuten und zeigen Opern-           Fisch, der ihm alle Wünsche
                                                                                   glaublichen Leben des Berliner                                                          gewöhnliche spanische Künst-               haus und Theaterwerkstätten.           erfüllt! Und doch kommt es
                                                                                   Musikers Nikko Weidemann.                                                               ler auf die Stuttgarter Bühne:                                                    ihm und seinen Eltern so vor,
                                                                                   Einrichtung: Tom Stromberg                                                              Sie erschaffen eine eigene                                                        als könnte alles noch schöner,
                                                                                                                                                                           Sprache, entwerfen Welten,                 Kammer Lesung                          größer und besser sein. Das
                                                                                                                                                                           projizieren sie in Bilder und              Die letzten Zeugen                     Meer wird immer wilder, bis
                                                                                   Schäfchen im Trockenen                                                                  loten gemeinsam die Grenzen                von Swetlana Alexijewitsch
                                                                                   von Anke Stelling                                                                                                                                                         alle erfüllten Wünsche wieder
                                                                                                                                                                           des Flamenco aus.                          Die in Weißrussland aufge-             im Meer versinken.
                                                                                   Westdeutsche Mittvierziger,                                                             Choreografie und Tanz: Israel Galván       wachsene Autorin und Nobel-            Regie: Jörg Behr; mit Philipp Nicklaus
Lousi Stiens, Angelina Zuccarini und Elisa Badenes in Mehlberg                     einst mit hehren Idealen,                                                               Musik und Gesang: Niño de Elche            preisträgerin hat zur Zeit             und Marta Klimasara
                                                                                   sitzen in ihren durchgestylten                                                                                                     der Sowjetunion Menschen
                                                                                   Eigentumswohnungen. Nur                                                                 Night of Experiments                       zu ihren Erinnerungen an den
Black Box                                  Die Lage                                eine bleibt außen vor: Resi,                                                            Eine Produktion des                                                               Sitzkissenkonzert
Von Stefan Kaegi / Rimini Protokoll        von Thomas Melle                                                                                                                                                           Zweiten Weltkrieg interviewt.
                                                                                   mäßig erfolgreich als Schrift-                                                          Künstlerkollektivs Colors                                                         Das Ding aus
                                                                                                                                                                                                                      Aus Anlass der Lage in Belarus
Ein ganzes Haus spielt für                 Thomas Melle hat eine                   stellerin, schreibt eine                                                                Kann man Farben denken,                                                           dem Klangsumpf
                                                                                                                                                                                                                      möchten wir mit dieser Lesung
jeweils eine Person nachein­               Symphonie unterschiedlichster           Wutrede an ihre Tochter Bea.                                                            fühlen, hören? Unter dieser                                                       Drei Musikinstrumente klagen
                                                                                                                                                                                                                      Solidarität bekunden.
ander. Vorsichtig gehen die                Stimmen komponiert:                     Inszenierung und Bühne: Sabine Auf                                                      Fragestellung bringt das Künst-                                                   über ihre Eigenheiten, denn
Zuschauer*innen durch die                  Maklerinnen und Journalisten,                                                                                                                                              Mit Evgenia Dodina, Katharina
                                                                                   der Heyde; Kostüme: Teresa Heiß;                                                        lerkollektiv Colors verschiedene           Hauter, Matthias Leja, Elmar Roloff,   allen passt etwas nicht. Aber
Flure, mit Kopfhörern treten               Durchschnittsverdiener und              Musik: Jacob Suske; Licht: Stefan Maria                                                 Genres zusammen: Malerei,                  Anke Schubert                          ist nicht jedes Instrument
sie durch die leeren Reihen im             reiche Erbinnen, Wegsanierte            Schmidt, Dramaturgie: Carolin Losch
                                                                                                                                                                           Bildhauerei, Bewegung, Ton,                                                       etwas Besonderes? Am Ende
Zuschauerraum auf die Hinter-              und Verdrängte tummeln sich                                                                                                     Licht. Doch das Stück kommt                                                       lernen sie, dass ihre jeweiligen
bühne und erreichen das Laby-              auf dem modernen Kriegs-                                                                                                        ganz ohne Farbe aus.                       Einmischen
                                                                                                                                                                                                                                                             Fähigkeiten nur zusammen ein
rinth der Fiktionsmaschine.                schauplatz Wohnungsmarkt.                                                                                                                                                  Deutschland hat ein Problem
Konzept, Skript und Inszenierung:          Inszenierung: Tina Lanik; Bühne /       Konzerte                                                                                Tanz / Konzept, Choreographie, Tanz:
                                                                                                                                                                           Sawako Nunotani; Installation: Josephine   mit Rassismus und Rechts-
                                                                                                                                                                                                                                                             großes Ganzes ergeben: Musik!
                                                                                                                                                                                                                                                             Mit Musiker*innen des
Stefan Kaegi / Rimini Protokoll;           Kostüme: Stefan Hageneier; Kostüme:                                                                                             Bonnet; Malerei: Mirko Viljetić; Licht     extremismus. Wir bringen
                                           Lara Roßwag; Video: Birgit Stoessel;                                                                                            und Ton: Doris Schopf; Sound und                                                  Staatsorchesters Stuttgart
Sounddesign: Nikolas Neecke;                                                       1. Kammerkonzert                                                                                                                   Menschen und Initiativen aus
Ton: Marian Hepp; Dramaturgie:             Licht: Stefan Maria Schmidt;                                                                                                    Musik: Kayoko Arisato, Takashi Tajima
Carolin Losch, Aljoscha Begrich            Dramaturgie: Ingoh Brux, Bastian Boß,   Aufbruch Umbruch                                                                                                                   Stuttgart zusammen, die uns
                                           Christina Schlögl                       Ausbruch                                                                                                                           in verschiedenen Formaten              Sitzkissenkonzert
                                                                                   Brüche ganz unterschiedlicher                                                                                                      (Gesprächsrunden, Workshops,           Das Lamm,
Der Würgeengel                             Die Nacht kurz vor                      Art, historische wie bio­                                                                                                          Impulsvorträge) informieren.           das zum Essen kam
nach dem Film von Luis Buñuel              den Wäldern                             grafische, stören den Entwick-
                                           von Bernard-Marie Koltès                                                                                                                                                                                          Der Wolf kocht gerade seinen
Eine unsichtbare Mauer hält                                                        lungsfluss, setzen aber                                                                                                                                                   traditionellen Eintopf, als
die Gesellschaft eines Kon­                Ein namenloser junger                   auch kreative Energien frei.                                                                                                       Fortbildung für
                                                                                                                                                                                                                      Pädagog*innen                          ­plötzlich ein Lamm lächelnd
ferenzsaals gefangen. Dann                 Mann rennt nachts durch die             Klavier: Rita Kaufmann; Musiker*innen                                                                                                                                      vor seiner Tür steht. Die Ver­
gibt es einen Stromausfall, und            Straßen. Besessen von seinen            des Staatsorchesters Stuttgart                                                                                                     Mit unseren Fortbildungs­               suchung ist groß, denn Lamm
Angst breitet sich aus. Nach               Wünschen, zerrissen zwischen                                                                                                                                               veranstaltungen möchten                 ist doch sein Leibgericht.
                                                                                                                                Fotos : Stuttgarter Ballett, Björn Klein

und nach fallen die Schranken              Hoffnungslosigkeit und dem                                                                                                                                                 wir Ihnen kreative Anstöße und
                                                                                   1. Sinfoniekonzert                                                                                                                                                         Eine Geschichte über Freund-
bürgerlicher Konventionen.                 Impuls zur Revolte, entwickelt                                                                                                                                             praktisches Rüstzeug der
                                                                                   Werke von Antonín Dvořák                                                                                                                                                   schaft, Verantwortung und
Eine Schlacht aller gegen alle.            er die Vision eines Zusammen-                                                                                                                                              Theate­rvermittlung an die Hand         einen leckeren Gemüseeintopf.
Inszenierung: Viktor Bodó; Bühne:          schlusses aller Benachteiligten.        Musikalische Leitung:                                                                                                              geben. Erfahren Sie mehr über
                                                                                   Cornelius Meister; Violine: Noa Wildschut;                                                                                                                                Mit Musiker*innen des
Lili Izsák; Kostüme: Fruzsina Nagy;        Inszenierung: Annalisa Engheben;
                                                                                   Staatsorchester Stuttgart
                                                                                                                                                                                                                      theatertheoretische Grund­
Musik: Klaus von Heydenaber;               Bühne: Andrej Rutar; Kostüme: Annina                                                                                                                                                                              Staatsorchesters Stuttgart
                                                                                                                                                                                                                      lagen, spielpraktische Methoden
Sounddesign: Gábor Keresztes; Video:       Gull; Musik: Giovanni Verga;                                                                                                    Katharina Hauter, Sylvana Krappatsch
Vince Varga; Licht: Jörg Schuchardt;       Licht: Jörg Schuchardt; Dramaturgie:                                                                                            und Therese Dörr in                        und die Hintergründe unserer
Dramaturgie: Anna Veress, Ingoh Brux       Sarah Tzscheppan                                                                                                                Schäfchen im Trockenen                     Inszenierungen.
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