Respektvoll führen im Leistungssport - Eine Arbeitshilfe für den wertschätzenden Umgang mit Sportler*innen - psyGA
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Impulse für Trainer*innen und sportliche Leiter*innen Respektvoll führen im Leistungssport Eine Arbeitshilfe für den wertschätzenden Umgang mit Sportler*innen
2I3 Inhalt Vorwort Emotionale Selbstregulation —— Seite 4 —— Seite 19 Selbstverantwortung von Athlet*innen stärken —— Seite 20 Einführung: Tabuthemen Führung und psychische Gesundheit im Autonomieförderung durch Leistungssport Trainer*innen —— Seite 7 —— Seite 21 Drop-out verhindern —— Seite 21 Die Rolle der Führung Welche Rolle spielt die Kommunikation? Fakten: Welchen Einfluss hat Führung —— Seite 22 auf die psychische Gesundheit? —— Seite 9 Merkmale guter Führung im Leistungssport Führung und Kommunikation —— Seite 12 in Krisenzeiten Was zeichnet gute Führung im Leis- Respektvoll führen in Krisenzeiten tungssport aus sportpsychologischer —— Seite 23 Sicht konkret aus? —— Seite 13 Kurz und knapp – was Sie als Trainer*innen in Krisenzeiten tun Respektvoll führen: handeln, können statt Talente zu verbrennen —— Seite 25 Worauf kommt es aus Trainer- und Athletensicht an, um einen wert schätzenden Umgang miteinander zu finden? Quellen —— Seite 16 —— Seite 26 Respektvoll führen und gesunde Vereinskultur – was können Trai- ner*innen und sportliche Leiter*in- Gefördert durch: Im Rahmen der Initiative: Fachlich begleitet durch: Projektleitung: nen tun? Impressum —— Seite 18 —— Seite 27 Trainer*innen sind Vorbilder: sich selbst führen können —— Seite 19 aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
Vorwort 4I5 Vorwort Mein großer Dank gilt an dieser Stelle dem Projekt psyGA (Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt), dass es uns als Betriebskrankenkasse Novitas BKK zusam men mit vielen tollen Partner*innen und hochkarätigen Referent*innen möglich gemacht hat, die Veranstal tungsreihe „Kein Stress mit dem Stress“ zum Thema „Psychische Gesundheit im Leistungssport“ sowie „Respektvoll führen“ anzubieten. Mit dem gleichnami gen Podcast und dieser Broschüre gibt es somit Vorwort von ein qualifiziertes und praxisnahes Unterstützungs Sabine Pfeifer angebot zum Thema psychische Gesundheit, das Vereine, Trainer*innen und Sportler*innen gleicher maßen nutzen können. Die Idee für diese Broschüre „Respektvoll führen im Ein anderes Beispiel ist die frühe Spezialisierung in der Leistungssport“ und das gleichnamige Fachforum Leichtathletik, junge Teams werden auseinander ist in erster Linie aus persönlichen Erfahrungen heraus gerissen, obwohl doch eigentlich bekannt ist, dass der entstanden, die ich bei der Begleitung meiner Kinder soziale Rückhalt in einem Team oder einer Mann im Leistungssport sammeln konnte. Beide waren recht schaft sehr wichtig ist im jugendlichen Alter. Meiner talentiert und voller Freude und Ideale mit 15 Jahren Tochter jedenfalls gingen der Spaß und die Freude aus dem Breitensport in den wettkampforientierten am Sport verloren, weil es nur noch um Leistung ging Sport gewechselt. Dort durften sie, der eine im und ein Druck aufgebaut wurde, der für einen jun- Nachwuchsleistungszentrum Fußball, meine Tochter gen Menschen auch belastend sein kann, wenn entspre- in der Leichtathletikabteilung eines großen Sport chende sportpsychologische Unterstützung fehlt. Vorwort von vereins, die vielen schönen Seiten des Leistungssports Marion Sulprizio und der Teamzugehörigkeit erleben. Es gab viele Beide Kinder treiben heute keinen Sport mehr, sportliche Höhepunkte in dieser Zeit, es ist schon etwas haben die Freude an der Bewegung verloren. In der Besonderes, wenn man als junger Mensch Fußball Sportpsychologie nennt man das wohl Drop-out- in der Regionalliga oder Bundesliga spielen darf oder Phänomen. Und es ist keine Seltenheit, es geht ganz Seit nun schon zehn Jahren bin ich als Geschäfts Auch die sportpsychologische Forschung kann belegen, mit 16 Jahren Deutsche Jugendmeisterin mit der vielen jungen Talenten so. Junge Menschen, die die führerin der Initiative MentalGestärkt – Psychische dass respektvolles Verhalten von Trainer*innen zu 4 x 100-m-Staffel wird. Erfahrung gemacht haben, dass sie zwar talentierter Gesundheit im Leistungssport an der Deutschen einem verbesserten Wohlbefinden, einer höheren Moti sind als andere, aber den Weg in die absolute Spitze Sporthochschule Köln tätig. Bei meiner Arbeit in der vation und sogar einem geringeren Verletzungs Das tägliche Training, die langen Anfahrtszeiten nicht schaffen werden. Und dennoch die vielen Mühen Koordinationsstelle berate und coache ich Ath risiko ihrer Schützlinge beiträgt. Dazu müssen Trai- zum Training oder die wenige Freizeit nimmt man und Strapazen auf sich nehmen, weil sie Freude an let*innen, Trainer*innen und andere Personen aus ner*innen jedoch wissen, wie sie sich verhalten dafür gerne in Kauf. Und auch wenn es mal nicht der leistungsorientierten Bewegung haben und den dem Sport bei Problemen, die ihre psychische Ge- sollten, um ihre Athlet*innen bestmöglich zu fördern so gut läuft und ein Wettkampf oder ein Spiel verloren Zusammenhalt mit Gleichgesinnten wichtig finden. sundheit betreffen, oder vermittele ihnen hilfreiche und zu führen. wird, lernt man damit umzugehen und trotz der Diese intrinsische Motivation, die Freude am Sport, darf Kontakte. Niederlage weiterzumachen. Erfahrungen, die für nicht zerstört werden durch unangemessenes, rüdes Mit der Initiative psyGA und dem Bundesministerium die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen Trainerverhalten oder ein System, das bereits im Nach Selbst habe ich 30 Jahre lang recht leistungsorientiert für Arbeit und Soziales besteht durch die Realisie wichtig sind und die ein ganzes Leben prägen können. wuchsleistungsbereich nur den Leistungsgedanken Handball gespielt und anschließend eine Mädels rung der Handlungshilfe „Kein Stress mit dem Stress“ Was aber so richtig wehgetan hat, war die Erfah in den Vordergrund stellt, ohne die jungen Menschen mannschaft von den Minis bis zur A-Jugend-Oberliga und durch mehrere Fachforen seit vielen Jahren rung, wie Trainer*innen oder der Verein mit jungen entwicklungsorientiert, respektvoll und auch psy als Trainerin geführt. Als Trainerin wurde ich von eine erfolgreiche Kooperation und ich freue mich, auch Talenten umgehen, wenn es mal nicht so gut läuft. chisch unterstützend zu führen. den Eltern und Fans der Mädels manchmal aufgefor für die Broschüre „Respektvoll führen im Leistungs Stilles 30-minütiges Strafsitzen in der Kabine nach dert, meine Spielerinnen doch mal „ordentlich anzu sport“ einen Beitrag leisten zu können. einem verlorenen Spiel zum Beispiel. Oder Äuße Diese Handlungshilfe bietet Trainer*innen viele wich brüllen, damit sie wach werden“, wenn es mal nicht so rungen der Trainingsleitung wie „Du mit deiner Scheiß- tige Impulse zum Thema Führung im Leistungssport. lief wie gewünscht. Dem habe ich aber nicht ent In dieser Handlungshilfe, die von Sabine Pfeifer und mir technik“ oder das Anbrüllen während eines laufen- Wir hoffen sehr, dass dem Thema Führung dadurch sprochen, denn nur laut brüllen macht es den Kindern auf den Weg gebracht wurde, finden Trainer*innen den Spiels „… was war das denn schon wieder für ein künftig mehr Aufmerksamkeit gegeben wird und und Jugendlichen nicht einfacher, mit Fehlern umzu und Führungspersonen im und außerhalb des Sports Scheißpass“ können systematisch Selbstvertrauen entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen wer gehen und die beste eigene Leistung abzurufen. Im viele spannende Impulse, denn Leistung kann auf zerstören oder dazu führen, den Glauben an sich zu den, die es Trainer*innen und Athlet*innen gleicher Gegenteil: Stress, Angst und dann natürlich noch Dauer nur erbracht werden, wenn die Persönlichkeits verlieren. Oder 15-jährige Spieler*innen, die sich maßen ermöglicht, im Leistungssport zu bestehen und mehr Fehler sind meistens die Folge. Viele Kinder und entwicklung und die psychische Gesundheit gleich vor dem Punktspiel übergeben müssen, weil der Druck dabei auch psychisch gesund zu bleiben. Jugendliche wenden sich sogar ganz vom Sport ab, wertig berücksichtigt werden. Respektvolles Führen ist so groß ist. der Druck ist dann einfach zu groß. ein wichtiger Baustein hierbei!
Einführung 6I7 Tabuthemen Führung und psychische Gesundheit im Leistungssport Über psychische Gesundheit und gute Führung im offenbaren, werden überwiegend kontrovers dis- wettkampforientierten Sport wird nur wenig berichtet. kutiert und sind meist von kurzfristiger Dauer. Daraus Und dies, obwohl Digitalisierung und Globalisierung könnte man den Schluss ziehen, dass Aussagen zum nicht nur die Arbeitswelt verändert haben – auch im Leistungsdruck oder zu psychischen Belastungen im leistungsorientierten Sport sind die Anforderungen Leistungssport immer noch als vermeintliche Schwä- komplexer geworden und verlangen von den Sport- che gelten. ler*innen inzwischen hohe Anpassungsprozesse. Auch im Nachwuchsbereich gehen wir häufig davon Dabei gilt es, nicht nur die körperlichen Belastungen aus, dass mentale Stärke und psychische Gesundheit des täglichen Trainings gut zu bewältigen, auch psy- Eigenschaften sind, die von Natur aus vorhanden chische Belastungen des Alltags (Stress durch lange sein sollten, um den körperlichen und psychischen Anfahrtszeiten und schulische Anforderungen) und Anforderungen des Leistungssports gerecht zu soziale Anforderungen durch neue Medien wirken zu- werden. Dementsprechend findet man in vielen Sport- nehmend auf die oft noch jungen Sportler*innen ein. arten und Verbänden auch heute noch hierarchi- sche Strukturen und autoritäres Trainer- und Führungs- Dennoch hält sich in der Öffentlichkeit hartnäckig verhalten. Grundlegende psychische Bedürfnisse, das Bild des/der gestählten Leistungssportler*in, das wie zum Beispiel das Streben nach Autonomie, werden eine psychische Verletzlichkeit, die jeder Mensch nicht selten durch einen autoritären Umgangston in sich trägt, nicht zulässt. Es sind die wenigen bekann- unterbunden bzw. zu wenig berücksichtigt. [2] ten Fälle und Coming-outs ehemaliger Profisport- ler*innen, die auch die andere Seite des Leistungssports Mit der vorliegenden Handlungshilfe möchten wir zeigen. So beklagte Per Mertesacker den enormen das Thema „Führung im Leistungssport“ aus verschie- Druck im Fußballgeschäft und schilderte die dadurch denen Perspektiven beleuchten und darstellen, wel- ausgelösten negativen gesundheitlichen Auswirkun- chen Einfluss gute Führung und der selbstverständliche gen auf Körper und Psyche. Die Fußball-Profispielerin Umgang mit psychischen Belastungen auf die psy- Rachel Rinast äußerte in einem Zeitungsinterview, chische Gesundheit von Athlet*innen hat. Denn Fakt „wenn man ein*e Spieler*in ist, die nicht alles abnickt, ist, dass Sportler*innen genauso anfällig für psy- hat man ein Problem“, dies habe nichts damit zu chische Erkrankungen sind wie andere Menschen, auch tun, dass man mal auf der Bank sitzen müsse oder für wenn es nur wenige gibt, die offen mit dem Thema ein schlechtes Spiel kritisiert würde. „Mir geht es umgehen und psychische Belastungen als selbstver- um die abwertende Form der Kommunikation, wie ständlichen Teil des Leistungssports akzeptieren. manche Trainer*innen sie an den Tag legen.“ [1] Was zeichnet gute Führung im Leistungssport aus Ähnliche Beispiele gibt es auch aus anderen Sportarten sportpsychologischer Sicht aus? Worauf kommt es aus zu berichten. In einem ARD-Beitrag „Turnen unter Trainer- und Athletensicht an, um einen wertschät- Angst“, der im November 2020 veröffentlicht wurde, zenden Umgang miteinander zu finden? Wie kann es sprechen ehemalige Leistungsturner*innen von einer gelingen, die psychische Gesundheit im Blick zu „Kultur der Angst“. Sie berichten über erniedrigende behalten und gleichzeitig eine optimale Leistungsbe- Trainingsmethoden, rücksichtslose Trainer*innen und reitschaft und Motivation zu fördern? Was können rüde Umgangsformen. Welche fatalen Folgen solches Vereine/Verbände konkret tun, damit die Persönlich- Verhalten auf die seelische und körperliche Ent- keitsentwicklung junger Athlet*innen auch im Leis- wicklung insbesondere von jungen Athlet*innen haben tungssport nicht zu kurz kommt? kann, zeigen nicht nur die prominenten Beispiele, sondern auch sportpsychologische Studien, die wir in dieser Handlungshilfe näher vorstellen werden. Die öffentlichen Reaktionen auf solche Vorkommnisse, die auch die negativen Seiten des Leistungssports
Die Rolle der Führung 8I9 Die Rolle der Führung Trainer*innen haben eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Athlet*innen. Sie sind Fakten: Welchen Einfluss hat Führung gefordert, wenn es um die Förderung und den Erhalt der psychischen Gesundheit geht, auch wenn körperorientierte Trainingsmethoden immer noch im Vordergrund auf die psychische Gesundheit? stehen. Die einflussnehmende Rolle der Führung sollte den Verantwortlichen im Sport genauso bewusst sein wie in der Arbeitswelt. Durch ein entsprechendes Führungsverhalten können vorhandene psychische Belastungen, die im wett Im beruflichen Kontext ist das Führungsverhalten sowie die Fähigkeit und Bereitschaft, mit den Mitarbei kampforientierten Sport naturgemäß vorkommen, wie z. B. Stress, Leistungsdruck bereits gut erforscht. Hier wissen wir, dass der Führungs ter*innen zu kommunizieren oder aber Mitbestim oder Angst, reduziert, aber auch negativ verstärkt werden. Anders formuliert: stil und die Unternehmenskultur einen maßgeblichen mungs- und Beteiligungsmöglichkeiten einzuräumen. Trainer*innen sollten ähnlich wie in der Arbeitswelt darauf achten, dass die Belas Einfluss auf die Gesundheit, Arbeitszufriedenheit und Hohe Evidenzen für den Einfluss unterschiedlicher tungen und Anforderungen des Leistungssports den individuellen Ressourcen, Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter*innen eines Führungsstile auf die Gesundheit konnten insbeson der Leistungsfähigkeit sowie den Bewältigungsmöglichkeiten der/des Athlet*in Unternehmens haben. Zahlreiche Untersuchungen zei dere für einen transformationalen und mitarbeiter entsprechen. gen einen direkten Zusammenhang zwischen mit orientierten Führungsstil aufgezeigt werden. Danach arbeiterorientierter Führung und dem psychischen gehen diese Führungsstile mit einer hohen Arbeits Eine Definition von Führung im Kontext Leistungssport zu finden, ist deshalb gar Wohlbefinden der Beschäftigten. zufriedenheit, geringen gesundheitlichen Beschwer nicht so einfach, zumal es nicht DIE eine Definition gibt. Uns gefällt folgende den, weniger Stress, Burn-out und Fehlzeiten einher. Definition von Olaf Kortmann, ehemaliger Vereins- und Bundestrainer im Volleyball, Hohe Arbeitsintensität, ständiger Zeitdruck, Über Vorgesetzte mit transformationalem Führungsstil kön- am besten, weil sie umfassend ausdrückt, welchen Zweck Führung im Sport eigent stunden, geringer Handlungsspielraum bei gleichzeitig nen ihren Beschäftigten besonders gut Sinn und lich verfolgen sollte: „Führung von Athlet*innen ist ein sozialer Beeinflussungspro niedriger sozialer Unterstützung gelten im Berufs Bedeutung der Arbeit vermitteln, was nachweislich zess, bei dem es darum geht, diese unter Berücksichtigung der jeweiligen Situa leben als gesundheitsgefährdend. [5] Das Verhalten die Mitarbeitergesundheit fördert. [7] Ausführliche tion so zu entwickeln und zu entfalten, dass gemeinsame sportliche Ziele erreicht von Führungskräften kann das Erleben und Handeln Beschreibungen zum Einfluss von Führung auf persön werden.“ Dabei geht es vor allem darum, die Sportler*innen in den Mittelpunkt von Beschäftigten sowohl positiv als auch negativ be liches Wohlbefinden und psychische Gesundheit im von Führung zu stellen und deren Bedürfnisse im Blick zu behalten, um gemeinsame einflussen. Destruktiver Führungsstil bedeutet zum Kontext Arbeitswelt bieten die psyGA-Monitore Psy sportliche Ziele zu erreichen. Fest steht, dass Trainer*innen eine sehr spezielle Beispiel, dass Vorgesetzte Mitarbeiter*innen nicht aus chische Gesundheit in der Arbeitswelt (psyga.info)/ Führungsrolle zukommt, weil ihr Erfolg in der Regel fast ausschließlich über den reichend informieren, ungeduldig sind, ohne hinrei Monitor: Arbeitsbezogenes Wohlbefinden – Psychische Erfolg der betreuten Athlet*innen oder der Mannschaft definiert wird. [3], [4] chende Gründe Kritik äußern, Beschäftigte öffentlich Gesundheit und Engagement: begünstigende Fakto So fokussieren auch die meisten Definitionen von „guter“ Führung das optimale herabsetzen oder „kleinmachen“. Ein entsprechen ren und mögliche unternehmerische Folgen (psyga.info). Zusammenspiel von Faktoren, die der Führende mit sich bringt (z. B. Führungsstil), des Führungsverhalten ist häufig in Organisationen sowie Faktoren der Geführten (z. B. Alter, Geschlecht, Persönlichkeitseigenschaften) oder Betrieben mit strengen Hierarchien zu finden. Schlussendlich ist Führung eine wichtige Ressource, die im Kontext situativer Bedingungen (z. B. wichtiger Wettkampf). Den Verantwortlichen sollte bewusst sein, dass strenge Mitarbeiter*innen hilft, trotz aller Anforderungen Hierarchien wenig Bindung oder Autonomie bei den und Belastungen auch psychisch gesund zu bleiben. Beschäftigten erzeugen und dadurch Produktivitäts Aber auch gut gestaltete Arbeitsbedingungen üben verluste und gesundheitliche Beeinträchtigungen einen positiven Einfluss aus. Im Bericht der Bundesan bei den Beschäftigten die Folge sein können. [6] stalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) werden im Ergebnis fast 20 Faktoren identifiziert und Auf der anderen Seite konnten im Berufsleben auch beschrieben, die im direkten Zusammenhang mit gesundheitliche Ressourcen identifiziert werden: Sozi dem Auftreten von psychischen Störungen, Muskel- ale Unterstützung durch Vorgesetzte wirkt sich bei Skelett- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, mit dem spielsweise positiv auf Stressempfinden, Erschöpfung, Befinden, den Beschwerden und der Leistung stehen. Arbeitszufriedenheit und die psychische Gesundheit [8] von Beschäftigten aus. Die soziale Unterstützung kann so gesehen ein ausgleichender Faktor bei hohen Stressbelastungen sein. Als soziale Unterstützung be zeichnet man verschiedene Verhaltensweisen wie zum Beispiel helfendes Verhalten, emotionale Unter stützung wie Vertrauen, Anteilnahme oder regel mäßiges Feedback zu geleisteter Arbeit. Weitere Res sourcen durch gute Führung beinhalten die Fähigkeit der/des Vorgesetzten, Anerkennung und Wertschät zung gegenüber den Beschäftigten auszudrücken,
Die Rolle der Führung 10 I 11 Können diese Erkenntnisse auch auf den Gesunde Führung lohnt sich – Leistungssport übertragen werden? auch im Leistungssport Unsere Meinung dazu lautet eindeutig: Ja! Auch Trai einem Autonomieverlust und wirkt demotivierend Ambitionierte Sportler*innen nehmen viel auf sich, ten zum Wettkampf, und auch am Samstag davor ner*innen sind Führungskräfte, und aus der Sport auf Spieler*innen – auch das Wohlbefinden wird nega um ihren Traum von der/dem Profifußballer*in, einer wird in vielen Nachwuchsleistungszentren (NLZs) und psychologie weiß man, dass der Trainerstil das Wohl tiv beeinflusst. Deutschen Meisterschaft oder einer Teilnahme an Stützpunkten trainiert. Wo bleibt da die Zeit für befinden von jugendlichen Athlet*innen beeinflusst. Olympischen Spielen zu erfüllen. Die meisten der Nach körperliche, aber auch mentale Erholung und Regene [9] Die Bedeutung des Coachingstils und dessen Aus Die Frage ist: Muss das so sein? Wäre es nicht erfolgs wuchstalente gehen – ganz im Sinne einer dualen ration, die unabdingbare Voraussetzungen sind für wirkungen auf die Motivation und das Wohlbefinden versprechender, junge Talente wertschätzend zu Karriere – zur Schule oder machen eine Ausbildung und gute sportliche Leistungen in Training und Wettkampf, von Athlet*innen haben auch Balaguer und Mitarbei behandeln, in dem Wissen um die täglichen Leistungen fahren dann nach der Arbeit oder einem 8-Stunden- egal um welche Sportart es sich handelt? ter*innen in einer Studie untersucht. Unter anderem und Anforderungen, die sie in ihrer Freizeit leisten? Schultag häufig direkt zum Training, ohne eine wirkliche konnten die Wissenschaftler*innen zeigen, dass ein Dabei muss die/der Trainer*in sich nicht verbiegen, aber Pause zu haben. Dazu kommen lange Anfahrtszeiten, Verantwortungsbewusste Trainer*innen sowie sport sehr kontrollierender Coachingstil zu einer mangeln er/sie sollte sich bewusst sein, welche Konsequen- schulischer Druck und die „normalen“ Entwicklungs liche Leiter*innen berücksichtigen diese außersport den Bedürfnisbefriedigung führt, die mit einem erhöh zen sein/ihr Führungsstil und -ton gerade bei jungen aufgaben, wie z. B. einen Freundeskreis pflegen oder lichen Belastungen ihrer Schützlinge bei ihrer Trai ten Burn-out-Risiko bei den Sportler*innen einher Sportler*innen haben kann. Partnerschaften eingehen. Im Leistungssport wird fast ningsplanung und versuchen, durch gute Führung und geht. Ein autoritärer Umgangston im Training führt zu täglich trainiert, manche Talente absolvieren sogar entsprechende Trainingsgestaltung positive Rah zwei Trainingseinheiten am Tag, sofern sie von der menbedingungen für das Erbringen der sportlichen Schule dabei unterstützt werden. Dann kommen Leistung zu schaffen. die Wochenenden dazu und die langen Auswärtsfahr HOLGER DAHL – SPORTJOURNALIST „Als junger Sportjournalist war eine meiner ersten Aufgaben im WDR ein Porträt über einen jungen, talentierten Würzburger Basketballer. Sein Name: Dirk Nowitzki. In diesem Zusammenhang hatte ich auch Kontakt mit Nowitzkis Mentor und persönlichem Trainer Holger Geschwindner. Seit dieser Zeit habe ich mich immer wieder mit der besonderen Beziehung zwischen Athlet*in und Trainer*in beschäftigt. Mich faszinieren Typen, die nicht nur die Leistungs-, sondern gleichwertig auch die Persönlichkeits entwicklung ihrer Sportler*innen im Blick haben. Die Qualität einer Führungskraft bewerte ich immer auch aufgrund ihrer sozialen Kompetenzen. Respektvolles Füh ren ist eine Schlüsselfähigkeit – beispielhaft im Sport und auch in meinem beruflichen Umfeld.“
12 I 13 Merkmale guter Führung im Leistungssport Aus dem betrieblichen Kontext wissen wir, dass gesundheitsorientiertes Führungs verhalten zu einer Win-win-Situation führt – alle haben etwas davon. Zwar gibt es im Kontext des Leistungssports erst wenige wissenschaftlich belastbare Studien, die die Zusammenhänge Leistungssport, psychische Gesundheit und Führung unter suchen. Dennoch sind die Ausgangsbedingungen und Risikofaktoren, die zum Ent stehen einer psychischen Erkrankung beitragen können, durchaus vergleichbar. 1. Generell erleben Leistungssportler*innen eben 3. Psychische Erkrankungen sind auch im Leistungs falls eine Bandbreite an Stressoren, die die Anfällig sport immer noch stigmatisiert, was viele Betrof keit für psychische Erkrankungen begünstigen fene davon abhält, sportpsychologische, aber können (negativer Stress, Terminflut, Leistungs auch psychotherapeutische oder psychiatrische druck, Angst, übertriebener Perfektionismus etc.). Hilfe in Anspruch zu nehmen. 2. Spitzensportler*innen leiden nicht weniger unter 4. Hierarchische Strukturen und autoritäres Führungs depressiven Verstimmungen als Nichtathlet*innen. verhalten, die per se als Risikofaktoren für die Dabei zeigen die weiblichen Sportlerinnen eine Entstehung einer psychischen Störung gelten, fin höhere Prävalenz (d. h. Auftretenshäufigkeit) auf det man in vielen Sportarten auch heute noch. als ihre männlichen Kollegen. Beispiel Kunstturnen, Fußball, Handball, Eiskunst Was zeichnet gute Führung im Leistungssport laufen etc. aus sportpsychologischer Sicht konkret aus? Ein Transfer aus der Arbeitswelt in den Leistungssport scheint also durchaus gerechtfertigt. Aus Sicht einer aktuellen psychologischen Theorie, gleichzeitig wertschätzend führen zu können, sollten der Self-Determination-Theory nach Deci und Ryan, Trainer*innen diese Bedürfnisse ihrer Athlet*innen haben Menschen drei Grundbedürfnisse. Das Bedürf kennen und diese im Trainings- und Wettkampfbetrieb nis nach Autonomie bedeutet, dass sich Menschen berücksichtigen. selbstständig entscheiden möchten, dass sie sich als eigenständig erleben möchten. Das Bedürfnis nach Ein zentrales Merkmal von wertschätzender Führung ist Kompetenz bezeichnet den Wunsch, etwas zu können, die Empathiefähigkeit von Trainer*innen. Die Ath etwas zu beherrschen und dieses auch zeigen zu kön let*innen müssen das Gefühl haben, von ihren Trai nen. Das Bedürfnis nach Beziehung beinhaltet das sozi ner*innen sowohl auf emotionaler als auch men ale Motiv eines jeden Individuums, in einer Gruppe taler Ebene verstanden zu werden und ihnen vertrauen aufgehoben zu sein und sich zugehörig zu fühlen. zu können. Die Trainer*innen sollten in der Lage sein, sich in die Situation ihrer Schützlinge voll und Gute Führung im Leistungssport ermöglicht nun den ganz hineinversetzen zu können, denn nur auf diese Athlet*innen die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse. Weise können angemessene Anweisungen, Korrekturen Vor allem der sogenannte „Autonomy-Support“ führt und Feedback gegeben werden. dazu, dass sich Sportler*innen wohler fühlen, weniger Burn-out erleben, widerstandsfähiger gegen Stress sind und somit auch ihre optimale Leistung effektiver abrufen können. [11], [12] Dabei sollten Trainer*in nen immer im Auge behalten, dass ihre Schützlinge sich durchaus hinsichtlich ihrer Bedürfnisse unterschei den können, d. h., der eine braucht mehr Autonomie, die andere möglicherweise mehr soziale Unterstüt zung (Bedürfnis nach Beziehung). Um wirksam und
Respektvoll führen: handeln, statt Talente zu verbrennen 14 I 15 Respektvoll führen: handeln, statt Talente zu verbrennen Der Nachwuchsleistungssport klagt in fast allen Sport viele Talente verloren gehen, weil sie den Spaß und die arten über fehlende Talente, was häufig nicht ver Motivation für die hohen Anforderungen des Leis wunderlich ist, da gesundes und wertschätzendes Füh tungssports verlieren, weil sie mental beim Übergang ren in Vereinen noch viel zu wenig Beachtung findet. vom Jugend- in den Erwachsenenbereich nicht be LOTHAR LINZ – Experten und auch Trainer*innen sind sich darin einig, gleitet werden oder weil sie respektlos und wenig wert DIPLOM-PSYCHOLOGE, TRAINERAKADEMIE KÖLN dass auf dem Weg in den absoluten Spitzensport schätzend behandelt werden. Wie gelingende Führung aussehen kann – oder: Wem dient es? „Eine zentrale Frage zum Thema ist die, in ‚welchem Film‘ eigentlich die „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir erhebliche Poten Führungsperson ist. Am Ende geht es immer um die Athlet*innen, denn diese ziale im Nachwuchsbereich verlieren, wenn wir ausschließlich sind es, die die sportliche Leistung erbringen wollen und müssen. Deshalb an der traditionellen und weit verbreiteten Methodik fest ist es notwendig, sich in ‚den Film‘ der/des Athlet*in zu begeben, um als halten, unser fachliches Programm durchzuziehen, und sehen, Trainer*in wirksam zu sein. Oder aber einen gemeinsamen Film zu entwi ckeln, in dem wir uns beide befinden. Anders ausgedrückt geht es bei meinem wer am Ende von der reichlich vorhandenen Masse an Fuß Führungsverhalten um die Frage: Wem dient es? Dient es mir? Oder dient ballspieler*innen übrig bleibt. Es gibt sicherlich Spieler*innen, es der/dem Sportler*in? Und wie muss Führung aussehen, damit sie den Sport die damit gut klarkommen und sich entwickeln. Es gibt aber ler*innen dient? mittlerweile auch vermehrt Talente, die man individueller Das kann man am Beispiel des Drucks deutlich machen. Nur selten ist Druck anpacken und ansprechen muss.“ etwas, was Sportler*innen zu besseren Leistungen befähigt. Häufig fällt Marc Roch, als A-Lizenz-Fußballtrainer in verschiedenen NLZs tätig gewesen, mir in der Praxis aber auf, dass Trainer*innen ihren Athlet*innen Druck ma u. a. als Jugendcheftrainer und Scout chen. Da liegt der Verdacht nahe, dass es in solchen Fällen eher darum geht, den eigenen Druck weiterzugeben. Also dient es mir selbst und nicht dem Gegenüber! Wichtig ist auch die Frage, welche Bilder wir im Kopf haben. Diese prägen unser Handeln. Wo ist aus meiner Sicht der richtige Platz, damit mein Han deln wirklich der/dem Sportler*in dient? Und wie muss meine Kommunikation aussehen? Fraglich ist zum Beispiel, ob das offensichtlich immer noch sehr weit verbreitet vorherrschende Grundverständnis, der/die Trainer*in sendet und die Sportler*innen empfangen, sinnvoll ist. Wieder steht die Frage im Raum, wem solch ein Verhalten dient. Was dagegen ändert sich, wenn ich als Trainer*in anfange, mehr zu fragen? Vielleicht wollen Sie sogar noch weitergehen und sich in manchen Situationen auf das Prinzip des ‚Nichthandelns‘ einlassen. So wie es Phil Jackson in seinem Buch ‚Eleven rings‘ beschreibt. Wobei das natürlich erfordert, sich mit seinem eigenen Ego auseinanderzusetzen. Ist Ihnen schon einmal auf gefallen, wie viel unseres Führungsverhaltens eher dem Ego als den Sport ler*innen dient?“
Respektvoll führen: handeln, statt Talente zu verbrennen 16 I 17 Worauf kommt es aus Trainer- und Athletensicht an, um einen wertschätzenden Umgang miteinander zu finden? Sportliche Leiter*innen und Trainer*innen können viel Sportpsychologische Angebote sollten nicht nur vor für die Entwicklung einer gesunden Vereinskultur handen sein, weil die nächste Zertifizierung und tun, sofern sie bereit sind, Erkenntnisse zum Thema Bewertung für das Ausbildungszentrum ansteht. Sport Führung in die Qualifizierung ihrer Trainer*innen psychologische Betreuung sollte selbstverständlich MARTIN AMEDICK – EXFUSSBALLPROFI, und Vereinsbeauftragten mitaufzunehmen. Auch das werden, damit Hilfsangebote auch genutzt werden. 215 SPIELE IN DER 1. UND 2. BUNDESLIGA mentale Coaching, insbesondere von jugendlichen Betroffene schrecken nach wie vor aus Angst vor Sporttalenten, sollte so selbstverständlich werden wie Stigmatisierung davor zurück, sportpsychologische „Im Sommer 2008 hatte mir Jürgen Klopp etwas Unangenehmes zu sagen. Er wollte mir tägliches Training oder Physiotherapie. Durch die Angebote für sich in Anspruch zu nehmen, und ver mitteilen, dass ich mir besser einen neuen Verein suche. Er kam als neuer Trainer stetig wachsende Leistungsdichte steigt zunehmend suchen ihre Ängste oder ihren erlebten Stress mit zu Borussia Dortmund und er hatte bereits einen neuen Innenverteidiger verpflichtet, auch der psychische Druck auf Trainer*innen und sich selbst auszumachen. Diese Barriere gilt es, z. B. der meinen Platz im Team einnehmen sollte. Es wurde aber, trotz der traurigen Nach ihre Sporttalente, der in einer gesunden Vereinskultur durch regelmäßige Informationen im Umgang mit psy richt für mich, ein gutes Gespräch. Denn Klopp überbrachte mir die Botschaft direkt, zumindest thematisiert und mitbegleitet werden chischen Belastungen, zu durchbrechen. Denn häufig respektvoll und nachvollziehbar. kann. Zweifelsfrei hat sich in dieser Hinsicht viel bewegt verstreicht wertvolle Zeit – und auch die Chance, das und ein Umdenken stattgefunden, das allerdings Entstehen einer Erkrankung zu vermeiden, wenn Als Sportler wünscht man zunächst einmal, dass ehrlich mit einem kommuniziert wird. noch viel Luft nach oben lässt, wenn man zum Beispiel vorhandene Angebote aus Angst oder Zweifeln an Das klingt banal, aber ein*e Trainer*in in einer Mannschaftssportart, der 20 oder im Fußballbereich die Untersuchungen der VDV-Spie der Wirksamkeit nicht genutzt werden. mehr Spieler*innen gerecht werden muss, drückt sich aus Angst vor Konflikten oft lergewerkschaft liest. „Die Angst von Spieler*innen, davor, schlechte Nachrichten klar auszusprechen. Das habe ich einige Male erlebt. von ihrem Club ausgesiebt zu werden, wenn sie zur/ Meistens gab es dann erst recht Konfliktherde, weil sich einzelne Spieler*innen links zum Psycholog*in gehen, ist leider weit verbreitet.“ liegen gelassen fühlten. (Ulf Baranowsky) Die große Schwierigkeit für eine*n Mannschaftstrainer*in liegt darin, dass er einerseits eine einheitliche Kommunikationslinie für das ganzes Team finden muss – und gleich zeitig muss er versuchen, jeden einzelnen Spieler auf unterschiedliche Art zu erreichen. Bevor ein*e Trainer*in also zum Beispiel in der Teamkommunikation die Regel aus gibt ‚Trainingsleistungen werden belohnt‘, sollte er sich gut überlegen, kann ich die Regel wirklich auch in jedem Einzelfall anwenden oder gibt es Plätze im Team, die fest vergeben sind, so gut die/der Konkurrent*in auch trainiert? Das Schlimmste für ein*e Trainer*in ist, wenn er bei der Mannschaft in den Ruf gerät, eine Sache zu sagen und anders zu handeln. Dann wird jede seiner Anweisungen unterschwellig hinterfragt. Das geht nicht lange gut. Hohes Fachwissen und menschliche Integrität sind die Grundlagen, auf denen ein*e Trainer*in bei einer Mannschaft akzeptiert wird. Ob sie/er dann eher kernig, humorig oder staubtrocken kommuniziert, ist gar nicht so wichtig, so lange die Spieler*innen das Gefühl haben: Die/der ist halt so. Und die/der meint es ernst mit mir.“
18 I 19 Respektvoll führen und gesunde Vereinskultur – was Trainer*innen sind Vorbilder: können Trainer*innen und sportliche Leiter*innen tun? sich selbst führen können Der Weg zu einer gesunden Vereinskultur ist lang und benötigt Zeit – Zeit, die lang Gesunde Selbstführung und emotionale Selbst die selbst Wert legen auf eine gesunde Balance fristig gut investiert ist. Dabei sind es viele kleine Schritte, die zum Ziel führen. regulation sind ein weiteres Merkmal für respektvolles zwischen Arbeit und Privatleben, wirken im gesamten Entscheidend ist, dass sportliche Leiter*innen, Trainer*innen sowie der Vereins und gutes Führen. Gesundheit – körperliche und Team als Förderer und Vorbilder für psychische vorstand davon überzeugt sind, dass sich die Investitionen lohnen. psychische – sollte also auch für Trainer*innen persön Gesundheit und konstruktiven Umgang mit Stress. Ent lich einen hohen Stellenwert haben. Trainer*innen sprechende Stress- und Erholungskompetenzen bei Alle zusammen können die Rahmenbedingungen im Sportverein so gestalten, dass sollten wissen, was sie selbst tun können, um negativen Trainer*innen sind eine wichtige Voraussetzung für Sporttalente einerseits Orientierung erhalten, gleichzeitig aber auch Handlungs Stress zu vermeiden und zu bekämpfen, und wissen, eine aktive und unterstützende Führung von Sport spielräume bekommen, um sich nicht nur auf sportlicher Ebene zu entwickeln. Leis was die eigene Erholung unterstützt. Trainer*innen, ler*innen. tungsoptimierung sollte immer auch die psychische Gesundheit und Persönlich keitsentwicklung von Athlet*innen berücksichtigen, denn nur im Zusammenspiel dieser drei Faktoren können langfristig Leistungsfähigkeit und Gesundheit entstehen. Worauf kommt es an? „Jeder muss sich persönlich fragen, was Erholung für sie/ihn Kennzeichen eines respektvollen Führungsstils im Respektvolles Führen bedeutet auch: bedeutet. Und dann muss man diese Erholungsstrategien Verein sind dem humanistischen Menschenbild aktiv einplanen. Es braucht eine Art Erholungspuffer, auf den als Grundlage von Führung entnommen. Folgende › zuhören können man in Stressphasen zurückgreifen kann. Wenn man diese Grundsätze lassen sich formulieren: › Fragen stellen können Ressourcen im Vorfeld nicht aufgebaut hat, dann hat man ein › keine Ehrfurcht vor Hierarchie, sondern Respekt Problem, wenn es stressig wird.“ vor Menschen › sich selbst als Mentor*in fühlen Prof. Dr. Michael Kellmann, Ruhr-Universität Bochum, Erholungsexperte › Trainer*in ist Kapitän*in und Coach zugleich › sich selbst zurückstellen können (Zielvorgabe und Zielbegleiter) › nicht immer Recht haben müssen › aktive Fragekultur: Führen durch Fragen, und keine Frage ist tabu › positive und negative Gefühle zeigen können › Menschen haben unterschiedliche Funktionen, › Sporttalente individuell ansprechen aber es gibt kein Zweiklassendenken Emotionale Selbstregulation › Reflexion von Macht Trainer*innen sind wie Führungskräfte Vorbilder, stehen Mehrfachbelastungen umgehen können. Außerdem aber auch selbst unter enormem Druck, der häufig ist es wichtig, sich nicht ausschließlich mit der Rolle unwissentlich an die Athlet*innen weitergegeben wird, des/der Trainers*in zu identifizieren, sondern auch Gerade im Nachwuchsleistungsbereich ist weniger wenn entsprechende Kompensationsmöglichkeiten die anderen Lebensbereiche zu berücksichtigen. Acht- autoritäres Verhalten gefragt, sondern vielmehr fehlen. In wissenschaftlichen Studien wurde herausge- samkeit beginnt vor allem bei der eigenen Person, eine symmetrische Kommunikation, d. h. Gespräche funden, dass sich Probleme, die Trainer*innen mit dann fällt es auch leichter, derartige Strategien mit den auf Augenhöhe. Dies beinhaltet auch die Fähigkeit sich herumtragen, auch auf die Leistung und das Wohl- Athlet*innen zu erarbeiten. zu unterscheiden, welche*r Sportler*in welche An befinden der Trainierenden auswirken. [13], [14] sprache benötigt. Es gibt inzwischen viele gut gebil Auch die Vielfältigkeit der Rollen, die Trainer*innen dete junge Persönlichkeiten, die wollen verstehen, was einnehmen, wie z. B. der freundschaftliche Unter- sie tun müssen. Hier kommt es darauf an, Zusammen stützer der Trainierenden, aber auch der Familienvater hänge darzustellen und die Sinnhaftigkeit des Tuns oder Ehemann im häuslichen Setting, kann zu einer oder bestimmter Übungsformen zu vermitteln, statt hohen Beanspruchung führen, da man nicht allen Rol- mit Killerphrasen zu reagieren wie zum Beispiel: „Wo len hundertprozentig gerecht werden kann. Hier ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ empfiehlt es sich auch für die Trainer*innen, Strate- gien zu entwickeln, wie sie am besten mit diesen
Respektvoll führen: handeln, statt Talente zu verbrennen 20 I 21 Autonomieförderung durch Trainer*innen Das Erleben von Autonomie ist eine wichtige Voraus Athlet*innen mitverantwortlich für den nächsten setzung für Athlet*innen, um sich wohlzufühlen und Spielzug oder die nächste Wettkampfstrategie psychisch gesund zu bleiben. Trainer*innen können die machen, indem sie diese zur Mitsprache auffordern ses Grundbedürfnis ihrer Schützlinge durch kon und deren Ideen folgen. Die Athlet*innen erleben krete Übungsformen aber auch durch eine allgemeine so ein Gefühl der Mündigkeit und Gleichberechtigung, Kultur der Mitsprache befriedigen. So könnten bei sodass sie sich von ihren Trainer*innen wertge spielsweise die Spieler*innen bestimmte Aufgaben im schätzt und nicht bevormundet fühlen. Auf Dauer Mannschaftstraining übernehmen wie das Aufwär führt eine solche Kultur zu mündigen, selbstver men, Stabilisierungstraining oder kleine taktische Ein antwortlichen Spieler*innen, die leistungsfähig und heiten. Auch in Auszeiten und Mannschaftsanspra zugleich psychisch gesund sind. chen können Trainer*innen ihr Team oder einzelne Drop-out verhindern Selbstverantwortung von Auch in der heutigen Zeit werden Trainer*innen bringen können, welche aber deutlich besser sind Athlet*innen stärken häufig mit dem Satz „Nur die Harten kommen in den Garten“ zitiert. Diese Form von Selektion, d. h. als Leistungen von den vermeintlich „Harten“, durch das System laufenden Athlet*innen. Trainer*innen Auswahl von vermeintlich mental starken jungen können mit ihrem Führungsstil diesen frühzeitigen Athlet*innen, führt dazu, dass möglicherweise Drop-out beeinflussen, Quested und Kolleg*innen Die Selbsterkenntnis in Bezug auf die eigene Gesund Vereine und Funktionär*innen sind gut beraten, das diejenigen, die ihre beste Leistung erst in ein paar konnten in einer europäischen Studie in fünf Ländern heit und Erholung hilft bei einer respektvollen Führung, Schweigen in Bezug auf psychische Belastungen im Monaten oder Jahren abrufen können, schon früh belegen, dass wertschätzende Führung und Berück denn in dieser Hinsicht selbstverantwortliche Trai Leistungssport zu durchbrechen. Durch Information zeitig das System „Leistungssport“ verlassen (müssen). sichtigung der Bedürfnisse von jungen Fußballspie ner*innen erkennen dadurch Stresssymptome bei ihren und Aufklärung kann Wissen um das Entstehen von Damit verliert der Spitzensport aber Talente, die ler*innen zu deren optimaler Förderung beiträgt Schützlingen frühzeitig und können besser einschät (psychosomatischen) Störungen vermittelt werden, die durch eine optimale ressourcenstärkende Förderung und ihnen eine individuelle und gesunde Entwicklung zen, wann die Trainingsbelastung ggf. angepasst wer in Folge von belastenden Situationen oder eben auch zwar zu einem späteren Zeitpunkt Topleistungen im Leistungssport ermöglicht. [15] den sollte. durch negativen Führungsstil entstehen können. Nur gut informierte Sportler*innen sind auch in der Lage, Ein Ziel guter Führung sollte es deshalb sein, die Selbst Selbstverantwortung zu übernehmen, was gleicher verantwortung oder auch Selbstfürsorge von Ath maßen für ihre Trainer*innen gilt. let*innen zu stärken. So können Trainer*innen ihre „Natürlich gibt es solche Fälle. Die Fälle der absoluten Schützlinge beispielsweise in Phasen hoher schuli scher Belastung (Klausurphase) darin bestärken, selbst Genies, der Übertalente, die es auf jeden Fall schaffen, egal aktiv Erholungsstrategien anzuwenden, die ihnen wer die/der Trainer*in ist, wie der Verein heißt oder wel helfen, gesünder durch den Trainingsalltag zu kommen. cher Kommunikationsstil verwendet wird. Aber das sind die Trainer*innen, die wissen, wie es ihren Athlet*innen allerwenigsten. Ich denke, dass es die große Mehrzahl ist, geht, unterstützen in solchen Phasen ihre Schützlinge die sich im Grenzbereich bewegt, bei denen das Pendel in und bauen nicht zusätzlich Druck auf, indem sie über beide Richtungen ausschlagen kann, und bei diesen Talen höhte Trainingsanforderungen stellen oder zum Bei ten kommt es auf die Unterstützung mit den für sie richtigen spiel komplizierte neue Spiel- oder Übungsformen einführen. Sie versuchen außerdem zu vermitteln, dass Menschen und Trainer*innen an.“ eine benötigte (mentale) Auszeit aufgrund zu hoher Marc Roch, als A-Lizenz-Fußballtrainer in verschiedenen NLZs tätig Belastungen keine negativen Konsequenzen auf Spiel gewesen, u. a. als Jugendcheftrainer und Scout zeiten oder Einsatzzeiten hat.
Führung und Kommunikation in Krisenzeiten 22 I 23 Welche Rolle spielt die Kommunikation? Führung und Kommunikation Respektvolle und wertschätzende Kommunikation hilft beim Aufbau einer gesun den Vereinskultur, die notwendig ist, damit belastete und gefährdete Sportler*innen in Krisenzeiten sich anderen Personen anvertrauen, wenn es einmal zu viel wird. Häufig entschei det die Vereinskultur darüber, ob psychologische Hilfsangebote in Anspruch genom men werden oder nicht. Eine gute Vereins- und Unternehmenskultur hilft insbesondere in schwierigen Zeiten besser mit vorhandenen Belastungen umzugehen. Trainer*innen aber auch Füh Die Tatsache, dass psychische Erkrankungen im Leistungssport nach wie vor negativ rungskräfte in Unternehmen sollten nicht nur wertschätzend Führen und kommu stigmatisiert sind, hält viele Talente davon ab, sich die notwendige Hilfe zu holen. nizieren, sodern auch das Wohlbefinden jeder und jedes Einzelnen im Blick behal Ein Indiz dafür, dass in vielen Vereinen die Vereins- und Führungskultur noch verbes ten. Es gilt vor allem, negative Verhaltensabweichungen früh zu erkennen, auch um serungswürdig ist. der Fürsorgepflicht nachzukommen. Wertschätzende Kommunikation „bietet eine Kombination aus überzeugender, kla- Dies gilt im Leistungssport genauso wie in der Arbeitswelt. Nachfolgend haben wir rer und kurzer Sprache, gepaart mit einfühlsamem Zuhören der Fakten sowie dem Tipps und Empfehlungen aus dem Projekt psyGA (www.psyGA.info) zusammen Anerkennen von Gefühlen und Werten bei sich und beim anderen“. Wertschätzende gestellt, die von Trainer*innen und Führungskräften gleichermaßen angewendet Kommunikation bricht alte, hierarchische Denkmuster auf und läutet den Werte werden können. wandel im Nachwuchsleistungssport ein für mehr Respekt, Vertrauen, Teamgeist und Empathie, gesteuert durch bewusste Kommunikation und Sprache, so lauten die Erfahrungen, die der deutsche Hockeybund 2017 in einem Workshop zur wert schätzenden Kommunikation sammeln konnte. [16] Respektvoll führen in Krisenzeiten Für den verantwortlichen Umgang mit psychischen Belastungen in Krisenzeiten empfiehlt sich ein Vorgehen in drei Schritten. Das Gute ist, dass Trainer*innen oder Führungskräfte dabei ganz und gar in ihrer Rolle bleiben können, das heißt, weder beste*r Freund*in noch Therapeut*in werden. Schritt 1: Wahrnehmen und Erkennen Selbstwahrnehmung ist eine gute Übung und Sen › Ist die Person sarkastischer, aggressiver oder dest- sibilisierung für den Umgang mit gesundheitlichen ruktiver als sonst? Herausforderungen der Sportler*innen. Einfaches VALENTIN ALTENBURG – CHEFBUNDESTRAINER, Nachfragen und gute Beobachtung helfen, gesund › Erscheint die Person hyperaktiv, öfters krank oder DEUTSCHEN HOCKEYBUND heitliche Risiken frühzeitig zu erkennen. Das Augen findet sie beim Training kein Ende? merk sollte dabei auf folgenden Veränderungen liegen: „Wertschätzende Kommunikation bedeutet für mich, den Sinn im › Hat sich die Stimmung der Person negativ verändert, vermeintlichen Unsinn im Verhalten meiner Spieler*innen zu suchen. › Zeigt die Person ernsthafte negative Verände z. B. mehr Gereiztheit statt Ausgeglichenheit? Zu ergründen, warum ein für mich unsinniges Verhalten über rungen in Ihrem Trainingsverhalten oder ihrer haupt entsteht. Wo es ursprünglich herkommt. Dieser Ort liegt Leistung? › Haben sich Disziplin (z. B. Pünktlichkeit) oder Qua kaum sichtbar tief unten im Reich unserer Emotionen. Sinn und lität der sportlichen Leistung (z. B. Fehlerhäufigkeit) Unsinn haben diesen gemeinsamen Ursprung. Unsere Gefühlswelt. › Reagiert die Person auf mich und andere mit verändert? Wenn ich fühle, was du fühlst, verbinden wir uns und der Sinn im Klagen, Resignation oder Rückzug? Unsinn kann größer werden. Diese Verbindung lässt Kommunikation gelingen und ist der Beginn von respektvoller Führung. Ich selbst habe zu lange gebraucht, um zu begreifen, dass Merkmale wert schätzender Kommunikation wie Empathie, Vertrauen und Res pekt wichtige Schlüssel sind, um Erfolg wahrscheinlich zu machen. Frei nach dem kleinen Prinzen: ‚Der Trainer führt mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für seine Augen unsichtbar.‘ “
24 I 25 Kurz und knapp – was Sie als Trainer*innen in Krisenzeiten tun können 1. Kommunizieren Sie sachlich und umfassend. 6. Bleiben Sie zuversichtlich. Das Aufmerksamkeitsbedürfnis der Sportler*innen In Krisen stecken auch Chancen. Jede Krise bietet ist gerade sehr hoch. Ein guter Informationsfluss Teams die Chance zusammenzuwachsen. Jeder vermeidet Panik und gibt Orientierung. Jede und Mensch, der schon einmal gemeinsam mit anderen jeder ist dankbar für sachliche Handlungsanlei- eine Ausnahmesituation durchlebt und erfolg- tungen. Erwartungsmanagement heißt das Zauber- reich gemeistert hat, weiß, welch enormes Vertrau- wort: Wie wird wann und von wem berichtet? en das schafft. Das kann hilfreich sein für die künf- Benennen Sie Herausforderungen, vor denen alle tige Mannschaftsatmosphäre und Vereinskultur. gemeinsam stehen. Kommunizieren Sie die abge- stimmten internen Informationen und Entscheidun- 7. Verweisen Sie auf Hilfsangebote. gen regelmäßig. In vielen Sportvereinen gibt es Unterstützungsan- gebote wie eine sportpsychologische Beratung 2. Fragen Sie nach und seien Sie ehrlich. oder eine*n Mannschaftsmediziner*in. Dies sollten Fragen Sie regelmäßig, wo es Schwierigkeiten gibt Sie unbedingt – auch wiederholt – kommunizie- und wer Unterstützung braucht. Machen Sie deut- ren. Die Initiative MentalGestärkt stellt für alle Hilfe- lich, wann Sie ansprechbar sind, und auch, dass Sie suchenden Vermittlung von sportpsychologischem derzeit nicht auf alle Fragen eine Antwort haben. Coaching, Sportpsychotherapie oder -psychiatrie zur Das „Wie machen wir das?“ sollte immer mit dem Verfügung. Nutzen Sie diese Angebote! „Warum machen wir das?“ und „Wie lange machen wir das voraussichtlich?“ ergänzt werden. Klarheit 8. Verstehen Sie sich als Vermittler*in. und Souveränität strahlt aus, wer Bescheid weiß, Trainer*innen sind von der Stressbelastung beson- Schritt 2: Reagieren und Ansprechen aber auch, wer offen zugibt, dass sie oder er nicht ders betroffen. Sie haben hierarchisch gesprochen auf alles eine Antwort hat. Entscheider*innen über sich und offene Fragen Sollten solche Auffälligkeiten beobachtet werden, › zu versuchen zu verstehen, z. B. durch das Stellen unter sich. Zentral ist hier die Kommunikation, die empfiehlt es sich, von einfachen, offenen und nicht-wertenden Fragen, 3. Informieren Sie wirklich alle Athlet*innen. oft schon im normalen Vereinsbetrieb herausfor- Denken Sie bei Ihrer Kommunikation auch an Sport- dernd ist. Nicht immer schafft man es, alle einzubin- › diese möglichen Warnzeichen bald anzusprechen, › Annahmen über Ursachen oder Erklärungen des ler*innen, die möglicherweise derzeit verletzt den. Es hilft, das nicht persönlich zu nehmen. Problems zu vermeiden, oder Reservespieler*innen sind. Stellen Sie sicher, Wichtig ist: Bleiben Sie transparent, nach oben wie › dabei auf eine ungestörte Umgebung zu achten, dass auch sie auf dem Laufenden bleiben und sich nach unten, und verstehen Sie sich als Kommuni- › nicht sofort Ratschläge zu geben, weiter zum Team zugehörig fühlen. kationsmanager*innen. Sie wissen vielleicht nicht › nur über konkretes Verhalten und konkrete Wahr- alles, aber Sie bemühen sich, es herauszufinden. nehmungen zu sprechen, › zu akzeptieren, wenn die Person nicht über per- 4. Seien Sie Vorbild. Das schafft Vertrauen und sorgt dafür, dass der sönliche Anliegen sprechen will oder dass man Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion: Wenn Druck nicht überwältigend wird. › aufmerksam zuzuhören und das Gehörte in eigenen selbst falsch liegt. Ihre Sportler*innen die offiziellen Verhaltensre- Worten zusammenzufassen, geln einhalten sollen, dann müssen das die Vorge- 9. Achten Sie auch auf sich selbst. setzten vorleben. Auch Trainer*innen müssen für sich selbst sorgen und sind Teil des Teams. Erlauben Sie sich, dass auch 5. Zeigen Sie Fürsorge. Sie die Situation erst einmal verarbeiten müssen. Schritt 3: Intervenieren und Lösen Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf Kri- Es gilt wie im Flugzeug: Bevor ich anderen helfen sen: von totaler Verleugnung über Sensibilität bis kann, muss ich zuerst dafür gesorgt haben, dass Wenn sich die Vermutung eines persönlichen Problems hin zu Panik. Das ist normal. Halten Sie deshalb ich selbst noch Luft bekomme. Das mag egoistisch bestätigt und die/der Sportler*in sich öffnet, kann Ihre Sportler*innen im Blick. Besonders aufmerksam klingen, ist aber notwendig, um durchzuhalten. entweder gemeinsam im eigenen Verantwortungsbe- sollten Sie werden, wenn das Verhalten einer Per- Fragen Sie sich: Was beruhigt mich und verschafft reich nach Lösungen gesucht werden, z. B. tempo- son irritierend ist. Wenn jemand immer zupackend mir Zuversicht? Drosseln Sie auch die eigenen räre Erleichterungen. Bei komplexeren Sachverhalten und offen war und jetzt panisch reagiert, ist Erwartungen: Was muss unbedingt getan werden, kann sportpsychologische Unterstützung einbe- das ein Grund, nachzufragen und Hilfe anzubieten. was kann vertagt werden? zogen werden.
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