Ressourcennutzung in Österreich 2020 - Band 3 Key Messages - Bundesministerium ...

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Ressourcennutzung in Österreich 2020 - Band 3 Key Messages - Bundesministerium ...
Ressourcennutzung
in Österreich 2020
Band 3
Key Messages
Ressourcennutzung
  in Österreich 2020
  Band 3
  Key Messages

                         Entwicklung
                                                                                               Reduktion
                                                                                      Bedarf

                                                                                                                                                     Materialverbrauch
               nachhaltig

                                                                                                                                                                Grenzen Gesellschaft
Wirtschaftswachstum

                                                                             Versorgung
                                                                                     Emissionen
                                  Energie
                 Faktor

                                                   Metabolismus
                                       Produktivität

                                                                  globaler

                                                                                               BIP
                                                                                                                Material
                                                                                                      Ziele

                                                                                                                                        Biomasse Produktion
                                                                                               Land

                                                                                               EU               global
                                                                                                                Effekt   Faktoren
                                                                                               Bestände
                                                                        Abfälle
                                                             Vergleich

                         SDGs
                          Wasser
                  Luft
                                                                                               Analyse               Inputs
                                                                                                                                    Konsum
                 Nachfrage
                                                                                               CO2 Sektoren
                                                                                                                CF

                                 Natur
                Daten
                         Welt

                   Materialflussanalyse  Güter Verbrauch
                 fossile Recycling                                                             Kreislaufwirtschaft
                                      MFA

Ressourcen                                     DMC importiert
                 Material-Fußabdruck Metalle
                                                                                                  Klimaschutz
                                                                                                                MF

                                                                                                                     Rohstoffe
                                                                                                            Steigerung

                         Synergie
                                            Österreich
              DPO
kritisch

                                                                                                                          Outputs Länder
                                                                                                                     Umwelt

                                Beitrag
                          Energieverbrauch                                                                                Energieträger
                                                                                           UN

                 Umweltgesamtrechnungen                                                                                   Nutzung   sozio-ökonomisch

  Wien, 2020
Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK)
Radetzkystraße 2, 1030 Wien
+43 1 71162-650

Autorinnen und Autoren:
Nina Eisenmenger, Barbara Plank
( Institut für Soziale Ökologie, Universität für Bodenkultur Wien )
Eva Milota, Sylvia Gierlinger
( Statistik Austria )

Fachliche Koordination:
Birgit Horvath, Dagmar Hutter, Caroline Vogl-Lang
( Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie )
Robert Holnsteiner, Christian Reichl, Susanne Strobl
( Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus )

Gestaltung:
Gerda Palmetshofer

Fotonachweis:
Cover: © BMLRT / Paul Gruber

Alle Rechte vorbehalten.
August 2020
Inhalt

Key Messages – Ressourcennutzung in Österreich 2020                                 5

Der Ressourcenverbrauch in Österreich hat sich derzeit bei 19 Tonnen pro Kopf
stabilisiert und übersteigt damit die planetaren Grenzen                            5

Österreichs Konsum ist für den Ressourcenverbrauch
in anderen Teilen der Welt mitverantwortlich                                        6

Unsere materialintensive Wirtschaftsweise ist hauptverantwortlich für
den zu hohen Ressourcenverbrauch                                                    7

Herausforderungen für die Zukunft                                                   8

Österreich bewegt sich in die richtige Richtung,
aber es braucht größere und schnellere Fortschritte                                 8

Gesellschaftliche Bestände sind die treibende Kraft hinter
Ressourcenverbrauch und Emissionen                                                  9

Um den Ressourcenverbrauch nachhaltig zu reduzieren, brauchen wir
eine integrierte Betrachtung von verschiedenen Umweltthemen                         9

Bausteine einer nachhaltigen Ressourcennutzung:
Klima­schutz, Kreislaufwirtschaft, kritische Rohstoffe                             12

Ressourcenschonung und Klimaschutz                                                 12

   Synergien nutzen: Ressourcenverbrauch und Treibhausgas­emissionen
   sind eng gekoppelt                                                              12

   Brennpunkt Nummer 1: Gebaute Infrastruktur – Gebäude und Verkehrsnetze          13

   Weitere Brennpunkte: Ernährung und Gesundheit                                   14

Kreislaufwirtschaft aus einer gesamtwirtschaftlichen Perspektive                   15

   Die Kreislaufwirtschaft soll die Ressourcennutzung und Umweltbelastung
   durch Abfälle und Emissionen reduzieren                                         15

   Outputs aus Produktion und Konsum sind zum Großteil Luftemissionen
   und Dünger                                                                      15

   Fast die Hälfte der Ressourceninputs wird in Beständen akkumuliert               16

   Die gesamtwirtschaftliche Recyclingrate Österreichs lag im Jahr 2014
   bei 9 %                                                                         16

Kritische mineralische Rohstoffe                                                    18

                                                   Ressourcennutzung in Österreich 2020   3
Die kleinste Gruppe im gesellschaftlichen Metabolismus
       ist von hoher strategischer Bedeutung                                   18

       Kritische Rohstoffe im Spannungsfeld zwischen Versorgungsengpässen
       und wachsender Nachfrage durch Zukunftstechnologien                     18

       Kobalt, ein kritischer Rohstoff mit wichtiger Bedeutung im Einsatz von
       Zukunftstechnologien                                                    19

4   Ressourcennutzung in Österreich 2020
Key Messages – Ressourcen-
nutzung in Österreich 2020
Die Berichtsreihe „Ressourcennutzung in Österreich“ wird vom Bundesministerium für
Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie ( BMK ) und dem
Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus ( BMLRT ) herausgegeben.
Die Reihe präsentiert und diskutiert die aktuelle Forschung zur österreichischen
Ressourcennutzung. Als Datengrundlage wird die Materialflussanalyse ( MFA ) verwendet.
        Der erste Bericht ( BMLFUW und BMWFJ 2011 ) in der Reihe widmete sich
schwerpunktmäßig den Baurohstoffen, die mehr als die Hälfte des Ressourcenverbrauchs
ausmachen; der zweite Bericht ( BMLFUW und BMWFW 2015 ) fokussierte auf Biomasse-
Materialien als Rückgrat einer Bioökonomie.
        Der aktuelle, dritte Bericht „ Ressourcennutzung in Österreich 2020 “ widmet sich der
nachhaltigen Ressourcennutzung als Querschnittsfeld zwischen Ressourcenproduktivität,
Klimaschutz und Rohstoffen für Zukunftstechnologien. Die Hauptaussagen dieses
Berichtes sind auf den folgenden Seiten kurz dargestellt. Die Quellenverweise des
Key Messages Reports sind im vollständigen Bericht zu finden. Dieser ist online in Deutsch
und Englisch verfügbar:

        bmk.gv.at/ressourcennutzungsbericht
        bmlrt.gv.at/service/publikationen/bergbau.html

Der Ressourcenverbrauch in Österreich hat sich derzeit
bei 19 Tonnen pro Kopf stabilisiert und übersteigt damit
die planetaren Grenzen

Das stetige Wachstum des Ressourcenverbrauchs in der zweiten Hälfte des
20. Jahrhunderts ermöglichte in einigen Ländern einen hohen materiellen Wohlstand.
Seit den 1970er Jahren war in Österreich, wie in den meisten Industrieländern, eine
Sättigung des Ressourcenverbrauchs auf hohem Niveau zu beobachten.
        Der österreichische Materialverbrauch lag 2018 bei 167 Millionen Tonnen ( Mt ) pro
Jahr oder 19 Tonnen pro Kopf und Jahr ( siehe Abbildung 1, Seite 6 ). Über die Hälfte des
Materialverbrauchs entfiel auf nicht-metallische Mineralstoffe, vor allem Baurohstoffe,
( 95 Mt/a oder 57 % des Inlandsmaterialverbrauchs ), gefolgt von Biomasse ( 38 Mt/a oder
23 % ). Die fossilen Energieträger ( 24 Mt / a oder 15 % ) und die Metalle ( 8 Mt / a oder 5 % )
waren vergleichsweise kleine Kategorien, obwohl sie aus wirtschaftspolitischer Sicht von
großer Bedeutung sind. Der Ressourcenverbrauch Österreichs lag um 5 t / cap / a über
dem EU-28-Durchschnitt von 14 t / cap / a. 135 Mt / a Material wurden 2018 in Österreich

                                                         Ressourcennutzung in Österreich 2020      5
aus der Natur entnommen, der Rest wurde aus dem Ausland importiert ( 99 Mt in 2018 ).
                               67 Mt / a Material wurde in Form von verarbeiteten Gütern ins Ausland exportiert.

Abbildung 1: Material­
                                  Materialverbrauch in Österreich 2018               In Bezug auf den DMC lag Österreich
verbrauch in Österreich 2018
                                                                                     im europäischen Vergleich im Jahr 2018
Quellen: Statistik Austria                                  1 Mt/a                   auf dem 11. Platz
2019; Eurostat MFA                                          Andere Produkte
                                  19 t/cap/a                                         Österreich                     19 t/cap/a
Datenbank, Eurostat 2017                                                38 Mt/a
                                                                        Biomasse           EU-28                14 t/cap/a

                                                           167                                       Biomasse
                                  95 Mt/a                  Mt/a          24 Mt/a                     Fossile Energieträger
                                  Nicht-                                 Fossile                     Metalle
                                  metallische                            Energieträger
                                  Mineralstoffe                                                      Nicht-metallische Mineralstoffe
                                                                     8 Mt/a                          Andere Produkte
                                                                     Metalle

                                  Werte sind gerundet, Rundungsdifferenzen wurden nicht ausgeglichen.
                                  Materialverbrauch (DMC, „domestic material consumption“)=Inlandsentnahme+Importe-Exporte

                               Die stärkste Dynamik im österreichischen Materialverbrauch in den letzten 18 Jahren
                               ergab sich durch die Weltwirtschaftskrise 2008 / 2009 und die Rezession bzw. Stagnation
                               zwischen 2011 und 2014. In jenen Jahren, in denen das Wirtschaftswachstum 3 % oder
                               mehr betrug, ist auch der Materialverbrauch deutlich gewachsen. Nur in jenen Jahren,
                               in denen das Wirtschaftswachstum unter 1,5 % lag, ist der Materialverbrauch gesunken.

                               Österreichs Konsum ist für den Ressourcenverbrauch
                               in anderen Teilen der Welt mitverantwortlich

                               Die Einbindung Österreichs mittels Importen und Exporten in den globalen Handel hat
                               dazu geführt, dass die Rohstoffentnahme und Produktion vieler Güter an anderen Orten
                               stattfindet als der Endkonsum. Die österreichischen Konsumaktivitäten sind daher über
                               die Landesgrenzen hinaus wirksam und haben Auswirkungen auf den Ressourcenverbrauch
                               in anderen Weltregionen.

Abbildung 2: Material-
                                  Material-Fußabdruck 2015                     In Bezug auf den Material-Fußabdruck lag
Fußabdruck von Österreich,                                                     Österreich im europäischen Vergleich im Jahr 2017
2015 und 2017                                                                  auf dem 5. Platz
Quelle: UN IRP 2019 b
                                  24 t/cap/a                                       Österreich                                33 t/cap/a
                                                  Exporte 172 Mt/a
                                                                                         EU-28                      23 t/cap/a
                                       207
                                       Mt/a                                                        Biomasse
                                                  Importe 251 Mt/a                                 Fossile Energieträger
                                                                                                   Metalle
                                                           Globale Vernetzung                      Nicht-metallische Mineralstoffe
                                  40 % des österreichischen Materialverbrauchs
                                  in Produktion und Konsum kommt aus dem Ausland.

6                              Ressourcennutzung in Österreich 2020
Österreich importiert mehr als es exportiert, 2018 wurden über 40 % der gesamten
Materialien, die in der Produktion oder im Konsum gebraucht wurden, aus dem Ausland
importiert ( siehe Abbildung 2, Seite 6 ). Dadurch lagerte Österreich, wie auch viele andere
industrialisierte Länder, einen Teil des Ressourcenbedarfs der Güterproduktion – und die
damit verbundene Umweltbelastung – in die produzierenden Länder aus.
       Der Material-Fußabdruck ( MF ) berücksichtigt den vorgelagerten Materialverbrauch
der Importe und Exporte und rechnet den Materialverbrauch der gesamten Produktions-
und Lieferketten den Ländern der Endverwendung zu. In einer solchen konsumbasierten
Betrachtungsweise lag der MF Österreichs im Jahr 2017 bei 33 t / cap / a und damit um
40 % über dem Inlandsmaterialverbrauch ( DMC ).

Unsere materialintensive Wirtschaftsweise ist haupt-
verantwortlich für den zu hohen Ressourcenverbrauch

Seit den 1970er Jahren hat sich der inländische Ressourcenverbrauch in Österreich
stabilisiert, während die Wirtschaft wuchs. Die Ressourcenproduktivität ( BIP / DMC )
stieg zwischen 2000 und 2018 um 28 % von 1.731 Euro / t auf 2.211 Euro / t . Berechnet
man die Ressourcenproduktivität mit dem Material-Fußabdruck (BIP / MF ), dann stieg
diese für Österreich deutlich langsamer und zwar von 1.338 Euro / t im Jahr 2000 auf
1.665 Euro / t in 2015 ( + 20 % ) ( siehe Abbildung 3 ). Trotz dieser Steigerung konnte
allerdings keine absolute Reduktion des Materialverbrauchs erreicht werden. Auch in
anderen Ländern ließen sich bisher kaum Beispiele für eine absolute Entkoppelung finden.

                                                                                               Abbildung 3: Inländische
   Inländische Ressourcenproduktivität 2018   Konsumbasierte Ressourcenproduktivität 2015
                                                                                               Ressourcenproduktivität
        2.211 €/t                                  1.665 €/t                                   2018 und konsumbasierte
                                                                                               Ressourcenproduktivität 2015
          +28% von 2000 bis 2018                     + 20 % von 2000 bis 2015                  Quelle: Statistik Austria 2019

Entkoppelung bei sinkendem Materialverbrauch scheint auch in Zukunft nicht
leicht umsetzbar, denn der wachsende Wirtschaftsoutput war und ist einer der
wichtigsten Antriebskräfte, die zu steigendem Ressourcenverbrauch führen. Einzelne
Wirtschaftsaktivitäten werden effizienter, dieser reduzierende Effekt wird jedoch durch
immer mehr Wirtschaftsproduktion aufgehoben.
       Es braucht daher ein Umdenken unseres gesellschaftlichen Verständnisses von
Wohlstand und Wohlergehen. Wirtschaftswachstum ist nur ein möglicher Weg zu diesem
Ziel, daher müssen wir nach Alternativen suchen. Denn auch wenn Ressourcenverbrauch
und Wirtschaftswachstum eng gekoppelt sind, so sehen wir unter Verwendung anderer
Maßzahlen, z. B. dem Index menschlicher Entwicklung der Vereinten Nationen ( „Human
Development Index“, HDI ), dass ein Zuwachs an Wohlstand auch ohne Zuwachs an
Ressourcenverbrauch möglich ist.

                                                       Ressourcennutzung in Österreich 2020                                 7
Herausforderungen für
                             die Zukunft

                             Österreich bewegt sich in die richtige Richtung,
                             aber es braucht größere und schnellere Fortschritte

                             In den Jahren 2004 – 2016 konnte Österreich die Ressourcenproduktivität steigern und
                             zwar sowohl in der inländischen als auch der konsumbasierten Betrachtungsweise. Im
                             Vergleich zur EU stieg die Ressourcenproduktivität in Österreich jedoch langsamer und
                             sank in den jüngsten Jahren auch wieder. Hinsichtlich einer absoluten Reduktion des
                             Ressourcenverbrauchs zeigte Österreich allerdings bisher keine signifikanten Erfolge.
                                    Die Abfallmengen konnten im gleichen Zeitraum leicht reduziert werden, die
                             CO2-Emissionen sind innerhalb eines kürzeren Zeitraums ( 2005 – 2014 ) ebenfalls gefallen.
                             Dennoch waren auch diese Reduktionen zu gering, um zum Beispiel ein Erreichen der
                             globalen Klimaziele ausreichend zu unterstützen. Auch die Recyclingraten entwickelten
                             sich positiv: die Nutzungsrate wiederverwendbarer Stoffe ist gestiegen, hat 2016 zum
                             europäischen Durchschnitt aufgeschlossen und liegt derzeit sogar leicht darüber.
                                    In Bezug auf die Energienutzung zeigte Österreich einen steigenden
                             Energieverbrauch, der außerdem über dem EU-Durchschnitt lag. Allerdings ist der Anteil
                             der erneuerbaren Energieträger in Österreich mit derzeit ca. 33 % deutlich höher als
                             jener in der EU ( 17 % ). Alle bisherigen Maßnahmen haben allerdings noch nicht dazu
                             geführt, dass der gesamtgesellschaftliche Ressourcenverbrauch signifikant reduziert
                             werden konnte (siehe Abbildung 4 ).

Abbildung 4: Entwicklung
                                Entwicklung des österreichischen Materialverbrauchs bei Senkung auf den europäischen
des österreichischen            Durchschnitt
Materialverbrauchs
bei Senkung auf den                                                    2050        133 Mt / a
                                                            2030                       -15 %
europäischen Durchschnitt
Quelle: eigene Darstellung                               126 Mt / a
basierend auf dem                                            -19 %
Ressourcennutzungsbericht
2020, BMK und BMLRT

                                                         Europäischer Durchschnitt: 14 t /cap/a

8                            Ressourcennutzung in Österreich 2020
Gesellschaftliche Bestände sind die treibende Kraft
hinter Ressourcenverbrauch und Emissionen

Gut die Hälfte des Ressourcenverbrauchs sind nicht-metallische Mineralstoffe, das sind
Baurohstoffe und Industrieminerale, z. B. Sand, Salze, Phosphate etc. Diese Mineralstoffe
werden für den Aufbau und Erhalt unserer Bestände verwendet. Auch die größten
gesellschaftlichen Outputs, die Luftemissionen, stehen in engem Zusammenhang zu
unseren gesellschaftlichen Beständen, nämlich durch den Energieverbrauch in unseren
Gebäuden oder den Treibstoff in unseren Fahrzeugen. Eine Reduktion der Bestände
hätte neben einer veränderten Verbrauchsstruktur an Baurohstoffen auch eine indirekte,
multiplizierende Wirkung, vor allem durch einen reduzierten Energieverbrauch
sowohl in der Produktion als auch beim Betrieb der Bestände (siehe Abbildung 5).

                                                                                                Abbildung 5: Zuwachs der
   Zuwachs der gesellschaftlichen Bestände
                                                                                                gesellschaftlichen Bestände
                                                                                                Quelle: eigene Darstellung
                                                                                                basierend auf dem
                               132 Mt/a     92 Mt/a     31 Mt/a
                                               in                                               Ressourcennutzungsbericht
                                 Input                  Output
                                          Beständen                                             2020, BMK und BMLRT
                                          akkumuliert

Eine Trendwende im Ressourcenverbrauch und auch in der Menge der Emissionen
muss unbedingt den Umbau unserer gesellschaftlichen Bestände in Richtung von
nicht-wachsenden, wartungsarmen, multifunktionalen und langlebigen Infrastrukturen
mitdenken. Das bedeutet: eine Optimierung der materiellen Zusammensetzung, eine
Reduktion der Bestände, welche keine oder kaum gesellschaftliche Services bieten, und
eine raumordnerische Optimierung, die u. a. auf verringerte Bestände setzt ( z. B. bauliche
Verdichtung und kurze Wege ).

Um den Ressourcenverbrauch nachhaltig zu reduzieren,
brauchen wir eine integrierte Betrachtung von
verschiedenen Umweltthemen

Gesellschaften weltweit brauchen natürliche Ressourcen, um ihre Produktionsprozesse
und ihre Konsumaktivitäten zu ermöglichen. Jede Ressourcennutzung verursacht
Umweltbelastung, vom Abbau natürlicher Bestände, über die Produktion und Handel,
den Konsum, und am Ende ihrer Nutzungskette durch Abfallaufbereitung und -lagerung,
und schließlich Abgabe an die Natur. Abfälle und Emissionen führen dazu, dass unser
materieller Konsum die Belastungsgrenzen unserer Erde derzeit um das Vierfache
übersteigt. Unsere derzeitige Lebensweise führt dazu, dass unser Material-Fußabdruck

                                                         Ressourcennutzung in Österreich 2020                                 9
die Belastungsgrenzen unserer Erde um das Dreifache, die CO2-Emissionen um das
                                Achtfache übersteigen ( siehe Abbildung 6 ).

Abbildung 6: Österreich
                                   Österreich und die planetaren Grenzen für CO2-Emissionen und Material-Fußabdruck
und die planetaren Grenzen
für CO2-Emissionen und
                                                                               8x
Material-Fußabdruck                                                            CO2-Emissionen
Quelle: eigene Darstellung,
Daten von O’Neill et al. 2018
                                                                               3x
                                                                               Material-Fußabdruck

                                Als globales Leitbild für eine integrierte Sichtweise dient die von der UN veröffentlichte
                                Agenda 2030 mit ihren 17 globalen Zielen. Nachhaltige Ressourcennutzung ist vor allem
                                im SGD 12 „Nachhaltige Produktion und Konsum“ verankert ( siehe Abbildung 7 ). Dabei
                                soll die weltweite Ressourcennutzung bis 2030 in Konsum und Produktion Schritt für
                                Schritt verbessert und die Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung
                                angestrebt werden.

Abbildung 7: SDG 12 in
                                   SDG 12 in Österreich im Jahr 2019
Österreich im Jahr 2019
Quelle: eigene Darstellung
basierend auf Eurostat 2019 a

                                Um zu einer nachhaltigeren Ressourcennutzung zu gelangen, brauchen wir eine
                                gesamtwirtschaftliche Betrachtung des gesellschaftlichen Metabolismus, der dann
                                eine Verbindung von verschiedenen umweltpolitischen Brennpunkten erlaubt:
                                Ressourcen­produktivität und Versorgungssicherheit können etwa mit CO2-Emissionen
                                und Klimaschutz in Verbindung gebracht werden, oder das Abfallaufkommen und
                                Recycling hängen mit unserer gebauten Infrastruktur zusammen. Die unterschiedlichen
                                Politikbereiche und ihre spezifischen Blickwinkel wirken nicht isoliert voneinander,
                                sondern sind über die gesellschaftliche Produktions- und Konsumstruktur miteinander
                                verbunden. Umsetzungserfolge in Teilbereichen müssen daher auf positive aber auch
                                negative Zusammenhänge und auf die Auswirkungen auf das Gesamtsystem untersucht
                                werden ( siehe Abbildung 8, Seite 11 ).

10                              Ressourcennutzung in Österreich 2020
Abbildung 8: Integrierte
   Integrierte Betrachtung der Zusammenhänge zwischen verschiedenen Politikbereichen
                                                                                              Betrachtung der Zusammen-
                                                                                              hänge zwischen ver-
                               Energiepolitik    Klimapolitik                                 schiedenen Politikbereichen
                                                                                              Quelle: eigene Darstellung
                                                                                              basierend auf dem
                                                                                              Ressourcennutzungsbericht
                                                                                              2020, BMK und BMLRT

                           Ressourcenpolitik     Kreislaufwirtschaftspolitik

Bei etwaigen Zielkonflikten braucht es ein übergeordnetes Ziel, dem alle Teilbereiche
zuarbeiten müssen. In der nachhaltigen Ressourcennutzung ist das übergeordnete Ziel
die absolute Reduktion der gesellschaftlichen Ressourcennutzung. Das heißt, wir müssen
weniger Ressourcen aus der Natur entnehmen und weniger Abfälle und Emissionen
an natürliche Ökosysteme abgeben. Erst dann ist eine Trendwende hin zu weniger
Umweltbelastung gelungen.

                                                       Ressourcennutzung in Österreich 2020                             11
Bausteine einer nachhaltigen
     Ressourcennutzung: Klima­
     schutz, Kreislaufwirtschaft,
     kritische Rohstoffe
     Der Bericht „ Ressourcennutzung in Österreich 2020 “ widmet sich der nachhaltigen
     Ressourcennutzung im Spannungsfeld vom Blick auf Details bis zu den großen
     Zusammenhängen.
            Einzelne Umweltpolitiken setzen an ganz unterschiedlichen Stellen und mit
     spezifischen Perspektiven an. Dennoch besteht durch den gesamt-gesellschaftlichen
     Stoffkreislauf ein enger Zusammenhang zwischen den einzelnen Politikbereichen:
     Materialverbrauch und Klimaschutz haben einige Synergien, wodurch Aktivitäten zur
     Steigerung der Ressourcenproduktivität positive Auswirkungen auf die CO2-Emissionen
     haben. Als Hotspots zeigen sich hier Wirtschaftsaktivitäten im Bereich der Bauwirtschaft,
     der Nahrungsmittelproduktion und des Gesundheitswesens. In der Kreislaufwirtschaft wird
     auf die Entlastung der natürlichen Ressourcen durch Verlängerung der gesellschaftlichen
     Nutzungsdauer von Materialien und Produkten und Produktteilen gesetzt. Die stoffliche
     Nutzung von mineralischen Rohstoffen steht hier im Fokus, muss aber in Zusammenhang
     mit dem energetischen Aufwand in Erzeugung und Betrieb gesehen werden. Die
     Energiewende und die Entlastung der fossilen Energieträger durch erneuerbare Energien
     sind eng mit der Nutzung von kritischen Rohstoffen gekoppelt. Diese Rohstoffe nutzen
     wir zwar nur in kleinen Mengen, dennoch sind diese Mengen durch hohe Preisvolatilität
     und Versorgungsknappheiten betroffen.

     Ressourcenschonung und Klimaschutz

     Synergien nutzen: Ressourcenverbrauch und Treibhausgas­
     emissionen sind eng gekoppelt
     Für eine umfassende Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft und
     Gesellschaft ist die Betrachtung des Ressourcenverbrauchs essentiell. Alle Ressourcen,
     die wir aus der Natur entnehmen, werden nach ein- oder mehrmaligem Ge- und
     Verbrauch, wenn keine gesellschaftliche Verwendung mehr für sie besteht, zu Abfällen
     und Emissionen. Nach entsprechender Aufbereitung werden diese wieder an die Natur
     abgegeben. Alle materiellen Inputs in unsere Gesellschaft werden also zu Outputs an
     die Natur, wenn sie nicht längerfristig in unseren gesellschaftlichen Beständen
     gebunden werden. Treibhausgasemissionen entstehen an jeder Stufe entlang des

12   Ressourcennutzung in Österreich 2020
Produktionsprozesses und damit entlang des gesamten materiellen Lebenszyklus: von
der Rohstoffentnahme und -verarbeitung, über die Produktion von Gütern und
Dienstleistungen, bis zum Endkonsum und zur Abfallentsorgung. Ressourceninput und
Emissionen sind somit sinnbildlich zwei Seiten derselben metabolischen „ Münze “ ( siehe
Abbildung 9 ). Will man den Output an die Natur verringern, müssen die materiellen
Inputs in unsere gesellschaftlichen Kreisläufe reduziert werden.

                                                                                                  Abbildung 9: Der CO2- und
   Der CO2- und Material-Fußabdruck haben sich leicht von der Wertschöpfung entkoppelt
                                                                                                  Material-Fußabdruck
                                                                                                  haben sich leicht von der
                                                 1,2          Wertschöpfung
                                                                                                  Wertschöpfung entkoppelt
                                                                                                  Quellen: Wertschöpfung:
                                                 1,03 CF      CO2-Fußabdruck                      Statistik Austria 2019;
               1,0                               1,0
                                                      MF      Material-Fußabdruck                 CF, MF: EE-MRIO Modell
                                                                                                  exiobase v.3.6, Stadler et al.
                2000                         2015                                                 2018

Um die CO2-Emissionen zu verringern, müssen wir also allem voran den Input an fossilen
Energieträgern reduzieren, etwa bei der Raumwärme und Beleuchtung oder als Treibstoffe
in unseren Fahrzeugen. Daher können input-orientierte Politikmaßnahmen, wie zum
Beispiel die Steigerung der Ressourcenproduktivität, einen wichtigen Beitrag zur
Reduktion von Outputs ( Emissionen ) – und somit zur Eindämmung des Klima­wandels –
leisten ( siehe Abbildung 10 ).

                                                                                                  Abbildung 10: Beitrag
   Beitrag einzelner Faktoren zum CO2-Fußabdruck (CF)
                                                                                                  einzelner Faktoren zum
                                                                                                  CO2-Fußabdruck
                     Materialintensität    + 9 Mt/a            Entwicklung 2000 –2015             Quelle: Plank et al. 2020
                Wirtschaftswachstum       + 17 Mt/a                      + 2 Mt/a ∆ CF

          Struktur der Wertschöpfung                       - 12Mt/a

           Emissionsintensität des MF                      - 11Mt/a

   Werte sind gerundet, Rundungsdifferenzen wurden nicht ausgeglichen.

Integrierte Politikmaßnahmen, die gleichzeitig auf Ressourcenverbrauch und Klimaschutz
abzielen, stehen daher zunehmend im politischen Fokus. Sie können eine stärkere
Reduktion von Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen erreichen, als das
isolierte Maßnahmenpakete vermögen.

Brennpunkt Nummer 1: Gebaute Infrastruktur – Gebäude und
Verkehrsnetze
Extraktion und Verarbeitung von Materialien verursachen global gesehen 23 % der
Treibhausgasemissionen, darunter vor allem Bautätigkeiten zur Bereitstellung von

                                                           Ressourcennutzung in Österreich 2020                                13
Häusern, und die Produktion von Fahrzeugen. Die Be- und Verarbeitung von wenigen
                             Materialien spielt hier eine wesentliche Rolle: Eisen und Stahl, Zement, Gips und Kalk,
                             Gummi und Kunststoffe, Papier und andere nicht-metallische Mineralstoffe.
                                    Veränderungen hinsichtlich wie und wofür wir diese Materialien für Häuser
                             und Fahrzeuge verwenden, können die damit verbundenen Treibhausgasemissionen
                             um 30 – 70 % reduzieren. Dafür notwendige Maßnahmen betreffen einerseits den
                             Produktionsprozess wie etwa eine Reduktion durch Änderungen im Produkt-Design, die
                             Substitution von Materialien, Effizienz, Recycling, Wiederverwertung und -aufbereitung
                             sowie die Verlängerung der Produktlebensdauer. Andererseits gibt es auch auf der
                             Nachfrageseite wichtige Hebel insbesondere durch Änderungen in der Nutzungsintensität
                             oder der Nutzungsart.
                                    Denn die bestehende Infrastruktur wie Gebäude, Straßen oder Beleuchtung
                             bestimmt durch eine lange Nutzungs- und Instandhaltungsphase auch maßgeblich den
                             zukünftigen    Material-   und   Energieverbrauch       und    die    damit      verbundenen
                             Treibhausgasemissionen. Die Wahl der Materialien und Energieträger sowie die Reduktion
                             des Energieverbrauchs über die gesamte Nutzungsdauer sind dabei wichtige Schalthebel
                             einer ressourcenschonenden Wirtschaft.

Abbildung 11: Sektorale
                                Sektorale Brennpunkte
Brennpunkte
Quelle: eigene Darstellung
                                Material-Fußabdruck       Top-3 Sektoren mit hohem Anteil am jeweiligen Fußabdruck, 2015
basierend auf dem
Ressourcennutzungsbericht                       MF
                                                          Bausektor    14 %    8%
2020, BMK und BMLRT
                                                          Nahrungs- und Futtermittelproduktion    9%     4%
                                CO2-Fußabdruck
                                            CF            Gesundheits- und Sozialwesen     5%     6%

                             Weitere Brennpunkte: Ernährung und Gesundheit
                             Unter den Top 5 der 59 klassifizierten österreichischen Wirtschaftssektoren ( ÖNACE
                             Sektoren ) finden sich drei Sektoren, die sowohl durch hohen Materialverbrauch als auch
                             hohe CO2-Emissionen gekennzeichnet sind: der Bausektor, der Nahrungsmittelsektor
                             und der Gesundheitssektor ( siehe Abbildung 11 ). Die Sektoren Bergbau und Land- und
                             Forstwirtschaft sind hinsichtlich des Material-Fußabdrucks ebenso zentral und vergrößern
                             als Zuliefersektoren den Effekt der Nahrungsmittelproduktion sowie Bautätigkeiten.
                                    Der Großteil des Ressourcenverbrauchs ( 75 % ) und auch der CO2-Emissionen
                             ( 65 % ) fällt in diesen Sektoren innerhalb Österreichs an, gleiches gilt für die
                             meisten Sektoren. Lediglich in der verarbeitenden Industrie ist das Verhältnis genau
                             umgekehrt: 63 % des Material-Fußabdrucks und 68 % des CO2-Fußabdrucks sind
                             Umweltbelastungen, die im Ausland entstehen. Eine gemeinsame Betrachtung der
                             Emissions- und Ressourcenauswirkungen und eine entsprechende Entwicklung von
                             integrierten Maßnahmen in diesen Sektoren sind deshalb besonders wichtig.

14                           Ressourcennutzung in Österreich 2020
Kreislaufwirtschaft aus einer gesamtwirtschaftlichen
Perspektive

Die Kreislaufwirtschaft soll die Ressourcennutzung und
Umweltbelastung durch Abfälle und Emissionen reduzieren
Neben der Ressourceneffizienz ist das Konzept der Kreislaufwirtschaft ein wichtiger
Baustein in der Umsetzung einer nachhaltigen Ressourcennutzung. Die Kreislaufwirtschaft
zielt darauf ab, die gesellschaftliche Nutzung von Materialien, Produkten und Produktteilen
zu verlängern, damit die gesellschaftlichen Outputs an und Ressourceninputs aus der
Natur reduziert werden. Der gesamte Materialdurchfluss einer Gesellschaft soll dadurch
so verändert werden, dass er innerhalb ökologisch verträglicher Grenzen geführt wird
und ökologische Kreisläufe nur im Rahmen ihrer Reproduktionskapazitäten genutzt
werden. Die Kreislaufwirtschaft setzt dabei etwa auf nachhaltiges Produktdesign,
Produkt-Service Modelle, oder Wiederaufbereitung von Sekundärrohstoffen für
Produktion und Konsum.
        Mit der Erweiterung der bisher input-orientierten MFA hin zu den Outputflüssen,
kann unter anderem die Kreislauffähigkeit einer Wirtschaft detailliert analysiert und
aufgezeigt werden, welcher Anteil der Ressourcen derzeit im Kreislauf geführt wird
und in welchem Ausmaß diese Sekundärflüsse die primären Ressourceninputs und die
Outputs entlasten.

Outputs aus Produktion und Konsum sind zum Großteil
Luftemissionen und Dünger
Die inländische Abgabe an die Natur ( „ domestic processed output “, DPO ), mit welcher
alle gesellschaftlichen Abfälle und Emissionen in der MFA bezeichnet werden, betrug in
Österreich im Jahr 2017 94 Millionen Tonnen gasförmiger, flüssiger oder fester Stoffe. Im
europäischen Vergleich lag Österreich damit auf Platz 12. Den bei weitem größten Teil
der inländischen Abgabe an die Natur stellten mit 89 Millionen Tonnen pro Jahr ( das
sind 95 % des DPO ) die Luftemissionen dar, davon 99 % in Form von Kohlendioxid
( CO2 ). Zwischen 2005 und 2014 zeigten die CO2-Emissionen einen rückläufigen Trend,
im Jahr 2015 sind die Emissionen erneut angestiegen. Der Anteil der CO2-Emissionen aus
der Verbrennung von Biomasse ist kontinuierlich gestiegen ( von 17 % auf 28 % ), was aus
der zunehmenden Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung resultiert. Die Menge
der deponierten Abfälle betrug im Jahr 2017 im Vergleich dazu nur 3 Millionen Tonnen
( siehe Abbildung 12, Seite 16 ).
        Den zweitgrößten Anteil des DPO ( 5 % ) stellten gezielte Ausbringungen dar. Dazu
zählen zum Beispiel Düngemittel, Kompost, Pestizide oder Streumittel. In Österreich ist
die gesamte Menge dieser ausgebrachten Produkte von 2000 bis 2017 leicht gesunken,
und zwar von 5 auf 4,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Mehr als die Hälfte entfiel auf die
Ausbringung von organischem Dünger, gefolgt von Kompost ( ca. 18 % ) und dem Gebrauch
von mineralischem Dünger ( 12 % ).

                                                      Ressourcennutzung in Österreich 2020    15
Abbildung 12: In Bezug auf
                                In Bezug auf den DPO lag Österreich im EU-Vergleich im Jahr 2016 auf Platz 12
den DPO lag Öster­reich im
EU-Vergleich im Jahr 2016
                                                           Österreich                  10,4 t /cap/a
auf Platz 12
Quelle: Eurostat 2019 b                                         EU-28                 9,1 t /cap/a

                                   Luftemissionen (z. B. Kohlendioxid, Methan, Distickstoffmonoxid, Stickoxide)
                                   Emissionen in natürliche Gewässer
                                   Dissipativer Gebrauch von Produkten (z. B. Düngemittel, Kompost, Schotter, Streusalz)
                                   Dissipative Verluste (z. B. Materialverluste durch Reifen- und Bremsabrieb von Fahrzeugen,
                                   Verluste aus undichten Gasleitungen, an Schmierstoffen oder Abnutzung von Infrastruktur
                                   und Gebäuden)
                                   Abfalllagerung in kontrollierten Deponien

                             Fast die Hälfte der Ressourceninputs wird in Beständen akkumuliert
                             Wenn man die gesellschaftlichen Outputs den Inputs gegenüberstellt, gibt die Differenz
                             einen Hinweis auf die gesamtgesellschaftlichen Bestandsveränderungen. Sind die Inputs
                             größer als die Outputs, deutet dies darauf hin, dass die gesellschaftlichen Bestände
                             anwachsen. In Österreich, wie auch in den meisten anderen Industrieländern, übersteigen
                             die gesellschaftlichen Inputs die Outputs deutlich.
                                    Als gesellschaftliche Bestände werden hier die Menschen und Nutztiere,
                             sowie gesellschaftliche Infrastruktur, Gebäude, Fahrzeuge, Maschinen und langlebige
                             Konsumgüter gezählt. Alle Materialien aus dem Bestand werden früher oder später als
                             Abfall oder Emissionen an die natürliche Umwelt zurückfließen. Die durchschnittliche
                             Verweildauer im gesellschaftlichen System unterscheidet sich nach Materialkategorien
                             und ist neben der Lebensdauer der jeweiligen Produkte auch von Recycling- und
                             Wiederverwertungsraten abhängig.
                                    Steigende Bestände bedeuten also zukünftigen Ressourcenbedarf einerseits
                             durch Material- und Energieaufwand im Aus- und Neubau. Andererseits entsteht der
                             Ressourcenbedarf aber auch zu einem guten Teil daraus, dass bestehende Bestände
                             erhalten und renoviert werden müssen. Qualität und Menge der gesellschaftlichen
                             Bestände prägen unsere Ressourceninputs und Outputs maßgeblich.

                             Die gesamtwirtschaftliche Recyclingrate Österreichs lag im
                             Jahr 2014 bei 9 %
                             Aus einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung heraus ist eine Kreislaufwirtschaft gegeben,
                             wenn einerseits alle stofflichen Abfälle aus mineralischen oder fossilen Rohstoffen im
                             Sinne einer Wiederverwertung oder -verwendung wieder in das gesellschaftliche
                             Produktionssystem rückgeführt werden. Andererseits soll die gesellschaftliche Nutzung
                             von Biomasse weder die Bioproduktivität der Landflächen übersteigen, noch dürfen
                             Outputs ökosystemare Kreisläufe überlasten.
                                    Mit der Erweiterung der MFA hin zur Output-Seite kann beispielsweise die
                             Kreislauffähigkeit einer Wirtschaft detailliert analysiert und aufgezeigt werden, welcher
                             Anteil der Ressourcen derzeit im Kreislauf geführt wird und in welchem Ausmaß diese

16                           Ressourcennutzung in Österreich 2020
Sekundärflüsse die primären Ressourceninputs und die Outputs entlasten. Nach
einer Forschungsarbeit am Institut für Soziale Ökologie ( Jacobi et al. 2018 ) kann die
Österreichische Kreislaufwirtschaft im Jahr 2014 auf gesamtwirtschaftlicher Ebene durch
drei Indikatoren beschrieben werden ( siehe Abbildung 13 ):

•   Output-Recyclingrate: in Österreich wurden 2014 30 % der Abfälle, die am Ende
    ihrer Lebensdauer in die Abfallverwertung eingehen, tatsächlich wiederverwertet.
•   Input-Recyclingrate: Bezogen auf den gesamten Ressourceninput betrug der
    Anteil der rezyklierten Materialien 2014 9 %.
•   In Österreich betrug 2014 der Anteil der CO2-Emissionen, die aus fossilen Quelle
    stammen, 45 %. Diese CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger
    sind nicht kreislauffähig und müssen gegen Null reduziert werden.

                                                                                                 Abbildung 13: In einer
    In einer Analyse der Kreislaufwirtschaft können unterschiedliche Recyclingraten
                                                                                                 Analyse der Kreislauf-
    betrachtet werden
                                                                                                 wirtschaft können unter-
    Österreich im Jahr 2014                                                                      schiedliche Recyclingraten
                                                                                                 betrachtet werden
                                                                                                 Quelle: eigene Darstellung
                       Input-                 Anteil               Output-                       basierend auf dem
                    Recyclingrate            fossiler            Recyclingrate                   Ressourcennutzungsbericht
                        9%                  CO2-Emiss.               30%                         2020, BMK und BMLRT
                                               45 %

Der Circularity Gap Report Austria leitet daraus vier Handlungsempfehlungen ab und
kommt zum Schluss, dass im Jahr 2014 mit Hilfe dieser Maßnahmen die Zirkularität
Österreichs auf 37,4 % gesteigert werden könnte:

•   Decken des Energiebedarfs durch erneuerbare Ressourcen.
•   Steigerung der Wiederverwertung potentiell rezyklierbarer Abfälle.
•   Stabilisierung des Materialbestandes ( gebaute Infrastruktur ); Sanierung bzw.
    Ersatz von bestehender Infrastruktur soll durch Wiederverwertung von laufend
    anfallendem Abbruchmaterial gedeckt werden.
•   Steigerung des Anteils von Sekundärrohstoffen in Importgütern.

Damit wird deutlich, dass zusätzlich zu Maßnahmen der Kreislaufwirtschaft, eine absolute
Reduktion unseres Ressourcenumsatzes im Sinne einer nachhaltigen Ressourcennutzung
unumgänglich ist.

                                                          Ressourcennutzung in Österreich 2020                            17
Kritische mineralische Rohstoffe

                               Die kleinste Gruppe im gesellschaftlichen Metabolismus
                               ist von hoher strategischer Bedeutung
                               Die Vielzahl an unterschiedlichen Metallen stellt eine zentrale Ressource für unsere
                               industrialisierten Produktions- und Konsummuster dar. In absoluten Mengen jedoch ist
                               die Gruppe der Metalle die kleinste der vier Materialkategorien ( nur 5 % des
                               österreichischen inländischen Materialverbrauchs – DMC ). Neben den Metallen, die in
                               großen Mengen genutzt werden, das sind Eisen, Kupfer und Aluminium, werden
                               zunehmend viele weitere Metalle in nur sehr geringen Mengen verwendet. Doch trotz
                               ihrer geringen Mengen sind diese „Gewürzmetalle“ von unverzichtbarer Bedeutung für
                               strategisch wichtige Technologien insbesondere Zukunftstechnologien. Dazu zählen zum
                               Beispiel Lithium und Kobalt, verwendet in Batterien; Indium und Germanium in
                               Photovoltaikanlagen; Tantal, Palladium und Platin in elektronischen Geräten, Katalysatoren
                               und der chemischen Industrie; oder Metalle der Selten-Erd-Gruppe in Katalysatoren und
                               Windrädern ( siehe Abbildung 14 ).

Abbildung 14: Kritische
                                  Kritische Rohstoffe sind unverzichtbar in Zukunftstechnologien
Rohstoffe sind unverzichtbar
in Zukunftstechnologien           Beispiele für Einsatzgebiete von kritischen Rohstoffen:
Quelle: eigene Darstellung        Batterien, Photovoltaikanlagen, elektronische Geräte, Katalysatoren, Windräder
basierend auf dem
Ressourcennutzungsbericht
2020, BMK und BMLRT

                               Über die letzten Jahrzehnte sind die Metallgehalte der produzierenden Bergbaue
                               konstant gesunken, das heißt, in den geförderten Erzen ist weniger Metall enthalten.
                               Den veränderten bergwirtschaftlichen Gegebenheiten stehen wachsende anthropogene
                               Bestände ( vor allem „urban mines“, „urbane Minen“ ) gegenüber, die als Reserven der
                               Zukunft zunehmend Bedeutung erlangen. Recycling ( Wiederverwertung ) und Re-Use
                               ( Wiederverwendung ) sind daher zentrale Strategien um die wachsende Nachfrage nach
                               Metallen zu bedienen.

                               Kritische Rohstoffe im Spannungsfeld zwischen Versorgungs-
                               engpässen und wachsender Nachfrage durch Zukunftstechnologien
                               In den letzten Jahren wurden Knappheiten in der Versorgung mit wichtigen Rohstoffen
                               spürbar und sind vor allem durch starke Preissteigerungen sichtbar geworden. Vor allem
                               Rohstoffe, die unersetzlich in High-Tech-Produkten aber auch Innovationsgütern sind
                               ( zum Beispiel Solarpanele, Windturbinen, Elektrofahrzeuge etc. ), sind stark von
                               Versorgungsengpässen betroffen. Die EU hat daher beschlossen, kritische Rohstoffe
                               („ critical raw materials“, CRM ) genauer zu beobachten, zu analysieren und Maßnahmen

18                             Ressourcennutzung in Österreich 2020
zu initiieren, die einem Versorgungsengpass entgegenwirken. Die derzeitige EU-Liste an
kritischen Rohstoffen umfasst 27 Rohstoffe ( siehe Abbildung 15 ).

                                                                                                                                 Abbildung 15: Die 27 kriti–
     Die 27 kritischen Rohstoffe
                                                                                                                                 schen Rohstoffe, 2017
                                                                                                                                 Quelle: eigene Darstellung
                                 5                    Leichte seltene Erden                                                      basierend auf European
                                                                                 Schwere seltene Erden
                                                                                                                                 Commission, DG JRC 2019
                                                                             Antimon
   Kritikalität der Versorgung

                                  4                                                      Phosphor        Magnesium
                                                                     Bismut

                                                                 Borat                         Niob
                                  3                     Nat. Grafit              Scandium
                                                               Indium              Beryllium    PGM
                                  2                                            Germanium                      Wolfram
                                                                      Baryt
                                                           Helium                  Vanadium            Kobalt
                                                                   Gallium              Flussspat
                                  1                Kokskohle    Siliciummetall                     Naturkautschuk
                                                                                      Hafnium
                                                                            Tantal             Phosphorit

                                 0
                                      0       1          2           3            4            5         6       7      8

                                                                         Ökonomische Bedeutung

     PGM                              „Platinum Group Metals“, Platin-Metall-Gruppe

Die Definition welcher Rohstoff als kritisch zu bezeichnen ist, begründet sich auf zwei
Faktoren: eine hohe ökonomische Bedeutung und ein hohes Risiko in der dauerhaften
Versorgung. Die Liste soll Maßnahmen in Bezug auf diese Rohstoffe anregen. Darunter
zum Beispiel der effiziente Einsatz der Rohstoffe und das Erhöhen der Recyclingraten, die
Exploration, der Ausbau und / oder die ( Wieder- ) Aufnahme von Bergbauaktivitäten, die
Diversifikation der Versorgungskanäle sowie die Förderung von Forschung und Entwicklung.

Kobalt, ein kritischer Rohstoff mit wichtiger Bedeutung im Einsatz
von Zukunftstechnologien
Kritische Rohstoffe sind wichtige Bestandteile in Zukunftstechnologien und sollen
„Nachhaltigkeit“ und eine „elektronische Revolution“ ermöglichen, beides wichtige Beiträge
zu einer notwendigen Dekarbonisierung und Energiewende. Für die Elektromobilität sind
derzeit vor allem die Rohstoffe Lithium, Kobalt, Mangan und Grafit durch die Nutzung in
Batterien von strategischer Bedeutung.
                                 Kobalt wird zu 42 % in der Batterieproduktion verwendet, die globale Nachfrage
ist von 3 % in 1995 auf 23 % in 2006 gestiegen. Schätzungen der UNEP betreffend die
zukünftige Nachfrage zeichnen einen Zuwachs um + 2,8 % pro Jahr. Gleichzeitig ist
Kobalt eines der als kritisch klassifizierten Metalle. Denn der weltgrößte Produzent von
Kobalt war und ist die Demokratische Republik Kongo ( ca. 60 % der globalen Produktion ),
die als instabile Demokratie mit hohem Konfliktpotential gewertet wird. Zur Weiter-
verarbeitung wird der Rohstoff nach China exportiert, wo 40 % des veredelten Kobalts
produziert werden ( siehe Abbildung 16, Seite 20 ).

                                                                                          Ressourcennutzung in Österreich 2020                                 19
Abbildung 16: Kobalt,
                                Kobalt, kritischer Rohstoff mit wichtiger Bedeutung für Zukunftstechnologien
kritischer Rohstoff mit
wichtiger Bedeutung für
                                Importe                    Exporte                                                     EU-28
Zukunftstechnologien
                                22.176 t/a               10.681 t/a
Quelle: eigene Darstellung
basierend auf European                                                                           China
Commission 2018 b;                            EU-28
                                               2012                        Kongo
European Commission,                                     Bestände
                                                         3.700 t/a         ~ 60 %                        ~ 40 %
DG JRC 2019 und dem
                                                                           des weltweiten Abbaues        Veredelung
Ressourcennutzungsbericht       Entnahme                 Deponien
                                1.530 t/a                9.290 t/a
2020, BMK und BMLRT                                                                       Nachfrage:     + 23 % 1995 –2006
                                             Recycling
                                             6.320 t/a                                    Prognose:    + 2,8 % p. a.

                             In der EU wurden 21 % der verwendeten Mengen Kobalt rezykliert, das Ausschöpfen
                             von weiteren Recyclingpotentialen ist ein wichtiger Entwicklungsschritt. Neben der
                             Schonung von Primärressourcen hätte eine Steigerung der Nutzung sekundärer Kobalt-
                             Ressourcen auch positive Auswirkungen auf den Energie- und Wasserverbrauch. Die
                             EU plant, den Aufbau einer Wertschöpfungskette in Bezug auf Batterien zu etablieren.
                             Kern der Initiative ist, die derzeitigen geringen Wirtschaftsaktivitäten in Bezug auf
                             Produktion, Sammlung und Wieder-Inwertsetzung von Batterien auf- und auszubauen,
                             um zu anderen Ökonomien ( allen voran China ) aufzuschließen und sich in zukünftigen
                             Märkten mit der nachhaltigen Herstellung von Batterien zu etablieren. Ziel ist es, den
                             Bezug aus EU-Quellen zu erhöhen, und so resilient gegenüber Versorgungsengpässen
                             zu werden.

20                           Ressourcennutzung in Österreich 2020
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