Roland düringer & Christoph Chorherr
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Lust auf Zukunft? Im Wandel: Grünen-Politiker Christoph Chorherr und Kabarettist Roland Düringer über Hamsterräder, Flatscreens, hängende Mundwinkel und wie wir da rauskommen. Interview von Doris Raßhofer Tun. Wie erreicht man jemanden, der – nach heutigem digitalem Verständ- nis – nicht wirklich erreichbar ist – weil nur über den Schneckenpostweg? Die Rede ist von dem Kabarettisten Roland Düringer, der im Selbstversuch seit Jahresbeginn alles weglässt, was es in seiner Kindheit nicht gab: Handy, E-Mail, Bankomatkarte … Bestseller hat ihn gemeinsam mit Wiener- Grünen-Gemeinderat Christoph Chorherr zum Coverinterview in den Wiener Volksgarten geladen. Chorherr wiederum, in den Spielarten von Twitter und Co. politisch professionalisiert, war mit einem Klick parat. Was beide dennoch eint: Jeder versucht auf seine Weise, den Wandel positiv zu gestalten. Der eine über den politischen Diskurs – und wenn auf diesem Weg gar nichts mehr geht, dann auch mal als Unternehmer, um Herzens begehren zu realisieren. Der andere versucht durch Verzicht moderner vermeintlicher Konsumerrungenschaften ein Beispiel zu geben – und durch sein YouTube-Tagebuch zum „Selbstdenken“ anzuregen. Die Anreise beider thematisch vorbildlich: Chorherr kam sportlich ent- spannt mit einem Brompton, dem Porsche unter den Falträdern. Düringer stapfte entschleunigt und reduziert vom Bahnhof daher. Denn: Beide reden nicht nur, sie tun. Und wie kommt man schließlich zur Freigabe dieses Interviews? Von Chorherr per Klick. Von Düringer: ausdrucken, Kuvert organisieren, Brief- marke kleben, zur Post gehen, warten, bis Antwort kommt. Auf dem Weg zum Briefkasten zwitscherten viele Vögel und Schmetterlinge säumten die Straße. Danke, Roland Düringer. Danke aber auch an Christoph Chorherr – denn sonst würde der Bestseller einmal im Jahr erscheinen. Bestseller 7|8 2013 19
Besteller Lassen Sie uns über Roland Düringer Gute Idee. den Wandel reden. Christoph Chorherr Find’ ich auch. Aber über welchen Wandel? Wie viele gibt es denn? Chorherr Jede Menge. Wir sitzen hier komfortabel in der schönen Stadt Wien, während woanders Umstürze passieren. Es gibt derzeit auf allen erdenklichen Ebenen einen Wandel, und der ist gewaltig. Gleichzeitig steigt der zivile Ungehorsam enorm. Deshalb ist die Frage: Wie gestalten wir den Wandel in eine zivilisierte, nicht barbarische Richtung? Gute Frage … Der Verzicht auf diese Dinge hat sich aller- Chorherr Ich glaube, wir sollten aufhören, den Leuten zu erklären, dings nicht als Verzicht herausgestellt, son- dass es einfache Lösungen gibt. Wir sollten den Menschen etwas dern hat mein Leben ungemein bereichert. zumuten. Die Dinge sind komplex, da muss man manchmal auch Sie konsumieren ja auch keinerlei Medien einfach etwas ausprobieren. Samt Scheitern. mehr. Bekommen Sie mit, was auf der Welt Düringer Es war schon immer alles im Wandel. Da brauch’ ich nur passiert? meinen Garten anschauen. Wenn ich über Wandel nachdenke, über- Düringer Ein Alltag ohne Medien hatte er- lege ich, wie ändere ich mich und mein Verhalten und wie kann ich staunlicherweise überhaupt keinen Einfluss dadurch anderen ein Beispiel geben, auch etwas zu ändern. auf mein Leben. Denn die Leute erzählen Daraus entstand ja Ihr Selbstversuch: kein Handy, kein E-Mail, mir die Dinge (lacht). kein Auto … Und bringt das jetzt irgendwem was, wenn Düringer … keine Bankomatkarte, kein Supermarkt. Allerdings: Ein Sie als Roland Düringer auf diese Dinge Auto hab’ ich noch, aber ich fahre nur noch das Notwendigste verzichten? Zurück zur Steinzeit? damit. Und auch ohne Internet geht es nicht, sonst hätte ich mein Düringer Steinzeit ist immer das erste YouTube-Tagebuch über dieses Experiment nicht machen können. Argument (grinst). Und das zweite? Düringer Was macht eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern, die sich das nicht Roland Düringer leisten kann. ist Schauspieler und Kabarettist, bekannt Und? unter anderem durch das Schlabarett, durch Düringer Es ist schon klar, dass 30 Prozent Bühnenshows wie „Hinterholz 8“ oder der Bevölkerung keine Manövriermöglich- „Benzinbrüder“, durch Filme wie „Mutter- keit haben. Aber 70 Prozent haben Spiel tag“. Heute tourt er mit philosophischeren, räume. Und die sollten wir ermutigen, aber nicht minder bissigen Programmen, Ähnliches zu tun. seit 2012 mit „Wir – Ein Umstand“. Zum Verzichten auf jeden technologischen Jahreswechsel startete er seinen Selbst Fortschritt? versuch des Verzichts auf Güter des Düringer Nein, denken anfangen. Nicht alles Beschleunigungs- und Konsumwahns, glauben. begleitet von seinem YouTube-Tagebuch. Herr Chorherr, Ihr Ansatz, etwas zu verändern, ist ein ganz anderer. Chorherr Ich bin leidenschaftlich gern Politiker. Im Dialog, im Streit versuche ich schrittweise, aber auch mit Kompromissen, umzusetzen, wovon ich überzeugt bin. Und wo mir die Politik zu lange dauert, werde ich selbst unternehmerisch tätig. Zum Beispiel mit Ihren Schulprojekten. Chorherr Richtig. Diese Dinge sind alle ge- meinsam mit Leuten entstanden, die leucht- ende Augen haben, die gerne etwas gestal- ten. Wenn ich gegen etwas ankämpfe, dann ist das die Meinung vieler Menschen, die so tun, als wären sie ohnmächtig. Der Durch- schnittsösterreicher sieht 2,5 Stunden am Tag fern. Wenn man sich in dieser Zeit Bestseller 7|8 2013
g emeinsam überlegen würde, was jeder tun könnte, würde viel weitergehen. Und jeder kann in seinem Bereich etwas tun, nicht nur Manager und Politiker. Aber Aktivität simu- lieren, indem ich überall den Like-Button drücke, wird die Welt nicht ändern. Der große Betrug unserer Gesellschaft ist ja, zu Gedanken im Wandel: glauben, wenn ich mir möglichst viel in Christoph Chorherr und meine eigene Tasche stecke, dann geht es Roland Düringer im Gespräch mir gut. Dabei geht es uns gut, wenn wir mit Doris Raßhofer etwas für andere tun. Tut Politik genug für andere? Sehen Sie den Weg der Entschleunigung? Chorherr Sicher nicht. Deshalb wehren sich Chorherr Alle sagen, die Lösung ist, wir m üssen nur noch mehr die Leute ja auch. wachsen. Ich sag’, nein, das ist nicht die Lösung, das ist das Aber wenn Sie sagen, man solle vor der Problem. eigenen Türe anfangen, warum gründen Sie Also raus aus dem Hamsterrad, rein ins „gute Leben“? dann Schulen in Südafrika? Düringer Wir, die wir im Hamsterrad laufen, haben alle ein falsches Chorherr Ich habe in Wien gemeinsam mit Bild vom Hamsterrad. Wir glauben zum einen, es geht nach oben – Renate Chorherr auch eine Schule gegründet, von innen schaut ein Hamsterrad nämlich wie eine Karriereleiter die w@lz. Aber weil wir dafür kaum öffent- aus. Noch dazu registriert der Hamster nicht, dass er derjenige liche Unterstützung bekommen – das ist ist, der das Rad antreibt. Keiner rennt in einem elektrisch ange- absurderweise nur religiösen Schulen triebenen Hamsterrad, wo er rennen muss. Er treibt es selbst an. vorbehalten –, tragen die Kosten die Eltern. Wenn er mehr Druck gibt, wird das Rad schneller und er muss Deswegen wollte ich Bildung auch an einem schneller rennen. Du kannst das aber nur erkennen, wenn du die Ort der Welt ermöglichen, wo Menschen bei- Szenerie einmal verlässt. Wenn du anfängst zu denken, um dann nahe kein Geld haben. Und der Zufall führte dein Denken zu ändern und damit dein Handeln. Und wenn dein mich in ein südafrikanisches Township. Nachbar merkt, dass du selbst damit etwas verbessert hast, wird Düringer Und jetzt frag’ ich euch, warum wir er es dir nachmachen. Österreicher, die wir alles haben, in der Früh Aber das passiert ja schon an vielen Stellen unserer Gesellschaft. in der U-Bahn sitzen mit Mundwinkeln bis Düringer Stimmt. Der Banker baut schon nebenbei Honig an und zu den Fersen, vorm träumt von einer kleinen eigenen Landwirtschaft, die Bauern Handy hängen oder ein überlegen sich, wie sie aus dem Fördersystem der EU wieder „Der Verzicht hat sich als eine Österreich vors Gesicht rauskommen, um wieder Bauern und nicht Produzenten zu sein. unglaubliche Bereicherung halten, um nicht soziale für mein Leben dargestellt.“ Kontakte haben zu Chorherr Und das sind bereits mehr, als wir glauben. Es gibt inzwi- Roland Düringer schen sehr viele Menschen, die versuchen, gemeinsam, auch ohne müssen? Vielleicht ist Bezahlung, etwas weiterzubringen. Da wächst Bewusstsein. Man all dieses Hab und Gut muss ja nicht gleich seine Existenz umstürzen. Man kann sanfte nicht das, was ein glückliches Leben aus- Übergänge wählen. Macht das noch größere Auto wirklich glück macht. Und dennoch beuten wir damit licher? Nein! Aber das sitzt noch in diesem ökonomischen Irrsinns- andere aus. system fest. Es gäbe nichts Explosiveres für diese Wirtschaft, als Chorherr In Südafrika fahren alle in über wenn die Leute sagen würden: „Hey, wir haben genug.“ Ich lach’ füllten Minibussen, quatschen und lachen. immer über die wöchentlichen Meldungen über Einzelhandels Wenn ich dort erzähle, dass sich bei uns in rekorde im Weihnachtsgeschäft … Es sollten sich mehr Leute trau- der U-Bahn Menschen schweigend gegen- en, ihr Leben mehr nach dem zu gestalten, was ihnen wichtig ist. übersitzen, können sie es kaum fassen. Da sind Role Models wichtig. Woran liegt es? Chorherr Roland Düringer ist sicher so ein Role Model. Chorherr Wir müssen über die rasende Düringer Aber jeder von uns steckt in einer Abhängigkeit drin. Geschwindigkeit unserer Gesellschaft reden. J eder hat Angst, sich durch seine Wahrhaftigkeit einen Nachteil Auch in der Politik werden Probleme immer einzufangen, etwas zu verlieren. Wenn ihr Grünen das sagen hektischer bearbeitet. Das spür’ ich auch würdet, was ihr wirklich sagen wollt, dann wär’s vorbei mit euch. auf Twitter, oft muss ich sagen: „Leute, Chorherr Echt (grinst)? darf ich bitte einmal kurz nachdenken?!“ Diese G eschwindigkeit erschöpft uns. Düringer Wenn ihr auf euren Plakaten sagen würdet, was ihr euch wirklich wünscht, nämlich bis 2015 die ganze Stadt innerhalb des Gürtels autofrei zu haben, dann wählt euch doch keiner. Chorherr Das ist richtig, in dieser Radikalität kann man nicht Politik machen. Die Frage ist, nutzt es etwas, wenn ich die Dinge 22 Bestseller 7|8 2013
dem Bild, was noch nicht bezahlt ist: Teile der Gehsteige, Leute ohne Gewand, Autos sind weg. Chorherr Aber die Schulden des einen sind das Vermögen des anderen. Düringer Aber der andere hat nur deshalb ein Vermögen, weil der eine beim Media Markt Christoph Chorherr einen Flatscreen für 7.000 Euro sieht und ist Wiener Gemeinderat bei den Grünen. nur seine Kreditkarte quietschen lassen Zeit seiner Politikerlaufbahn setzt er sich braucht, und er gehört ihm. Wenn der eine für Klimaschutz, Energiewende, smarte gar nicht zum Media Markt geht, hat der Stadtplanung mit geringem Motorisie- andere auch kein Vermögen. Alle schimpfen rungsgrad und die Revolution des Bildungs über die bösen Banker. Aber keiner von wesens ein. In Südafrika initiierte er das denen ist mit der Pumpgun zum Häusel Schulprojekt Ithuba zusammen mit der bauer gegangen und hat ihm angedroht, ihn NGO sarch (Social Sustainable Architec- zu erschießen, wenn er keinen Kredit auf- ture) und in Wien die Privatschule w@lz. nimmt. Er hat sich freiwillig verschuldet. Er ist Autor des Buches „Verändert! Über Wenn ich heute 5.000 Euro habe, mir einen die Lust, Welt zu gestalten“. Flatscreen für 7.000 Euro kaufe, müssen die 2.000 Euro von irgendwo herkommen. Wahrscheinlich über den Vorschuss aufs Weihnachtsgeld von 2017. Wenn am Lager- feuer fünf Leute sitzen und sieben heim so radikal formuliere und wir sind weg vom Fenster, oder wenn gehen, müssen zwei kommen, damit am wir die Vision einer Stadt mit signifikant weniger Autos als Schluss keiner mehr dort sitzt. In der Natur Programm haben und damit dabeibleiben dürfen, um die Dinge, gibt es auch keine Schulden. Ich kann nicht wenn auch langsamer, zu verändern? am Freitag einen Karottensamen in die Erde geben und am Montag eine Karotte raus Sie wählen also den Weg des Kompromisses, um eine gewisse ziehen, weil ich weiß, in vier Monaten Gestaltungsmöglichkeit nicht zu verlieren? kommt eh eine. Das geht nicht. Chorherr Richtig. Ich finde Kompromisse als zentrales Wesen unserer Demokratie wirklich wichtig. Da können am Schluss alle Das System sagt: Durch Schulden werden sagen, ja, gut, passt. In den 80er-Jahren war Wien das reichste Werte geschaffen. aller Bundesländer. Das Insignium dafür war die Anzahl der Autos. Düringer Werte? Ich seh’ überall nur Industrie Heute ist Wien immer noch das reichste aller Bundesländer, aber gerümpel, das in null Komma nix kaputt ist. das Insignium ist der mit Abstand geringste Motorisierungsgrad. Chorherr Kathedralen wurden über Jahrhun- Deshalb werde ich kompromisslos für den Kompromiss kämpfen, derte hinweg gebaut, die werden vermutlich um diese Welt mitgestalten zu können (lacht). auch noch Jahrhunderte stehen. Heute Noch mal zur Abhängigkeit. Würden nicht viele Menschen gerne müssen Häuser nur noch eine Generation, etwas ändern, sind aber mit Haus und Schulden so an dass viele gar weniger halten. System gekettet, dass sie nicht anders können? Düringer Heute muss ja niemand mehr Ver- Chorherr Deshalb sag’ ich immer: Hör auf, dir deine Freiheit zu antwortung übernehmen – außer ein Unter- nehmen, indem du dich verschuldest – und damit ein Dauerabo nehmer. Kein Vorstandsvorsitzender, der in im Hamsterrad hast. Für mich ist wirtschaftliche Nichterpress drei Monaten bei einem anderen Konzern barkeit ein wichtiges Gut. Man soll sich fragen: Besitzt du das ist, und auch kein Politiker. Und mit diesem Auto/Haus oder besitzt es dich? Wissen tritt jeder auch an. Düringer Der Philosoph Eugen-Maria Schulak hat einmal eine „Schuldenbrille“ erdacht: Mit dieser Brille verschwindet alles aus 24 Bestseller 7|8 2013
Chorherr Einspruch (lacht). Düringer Das musst du (lacht)! Chorherr Wer über „die Politik“ schimpft, will nur nicht genau hinschauen. Es gibt Gauner, keine Frage. Es gibt aber auch Bürger meister von kleinen Gemeinden, die wirklich tun, Chorherr Da spielt unser Bildungssystem eine egal in welcher Partei. Nicht zu differenzieren ist große Rolle dabei. Deshalb bin ich so für Denkfaulheit. Das gilt auch für die Boulevardmedien. Schulautonomie, wo jede Schule das Recht Ihr Buch, Herr Chorherr, heißt „Verändert! Über die hat, selbst zu entscheiden, was und wie Lust, Welt zu gestalten“. Wie können wir die gelernt wird, samt Gestaltungsrecht der Menschen dazu bringen, diese Lust zu entwickeln? Schüler und ihrer Mentoren. Und nicht, wo Chorherr Ich sag’ immer: Geht einen solchen Weg Behörden entscheiden, wie gelernt wird. nicht alleine, denn ihr werdet ordentlichen Wir müssen unternehmerischen Geist in Gegenwind bekommen. den Schulen zulassen. Sie gehen Ihren Weg alleine, Herr Düringer? Düringer Wir haben kein Bildungs-, sondern Düringer Nicht ganz. Meine Familie lebt auch in ein Ausbildungssystem. Wir lernen, dass meinem Wohnwagen mit 28 Quadratmetern, und wir mit Konkurrenz weiter kommen als mit nachdem ich nur noch am Festnetz erreichbar bin, Kooperation. Wir lernen nicht, wie man müssen viele Menschen meinen Weg mittragen. denkt, sondern was ich zu denken habe. Wenn man das ändern würde, würden Sie haben die Fähigkeit, Massen zu begeistern – vor wirklich ganz, ganz tolle Pflanzen heran- Jahren haben Sie die Wiener Stadthalle gefüllt. Diese Audience haben Sie zwar inzwischen bewusst wachsen. reduziert und damit selektiert, aber warum nutzen Chorherr Wir brauchen Menschen, die „Es sollten mehr Leute wagen, Sie diese Fähigkeit nicht, mit den Botschaften Ihres sich dafür verantwortlich fühlen, wo ihre ihr Leben nach dem zu gestalten, Experiments ein möglichst breites Publikum zu Kleidung, ihr Fleisch herkommt, was mit was ihnen wichtig ist.“ mobilisieren. Wird es kein Programm über diesen ihrem Geld finanziert wird. Ich trage Gea- Christoph Chorherr Selbstversuch geben? Schuhe von Heini Staudinger nicht, weil Düringer Nein. ich sie so wahnsinnig schön find’. Aber da Warum nicht? weiß ich zumindest, dass weder Gift noch Düringer Weil dieses Thema – noch – nicht massentauglich ist! Kinderarbeit beteiligt sind. Perfekt bin auch ich nicht. Ich hab’ auch ein iPhone und Chorherr Ja, ich glaub’ auch, dass das noch ein Elitenthema ist. produziere noch zu viel Müll. Noch. Was sind Ihre nächsten Projekte? Vielleicht braucht es gar keine Mehrheit, nur den einen „mehr“, Chorherr Ich bin lustvoll in der Gegenwart. der das System kippt? Düringer Das stimmt. Dann würde sich die Mehrheit dem Neuen Und wie sähe eine lustvolle Zukunft aus? anschließen. Aber es wird nicht die Mehrheit etwas verändern, Chorherr Der öffentliche Raum ist nicht sondern eine mutige Minderheit. mehr Verkehrsfläche, minimaler Energie verbrauch, Häuser, gebaut für Jahrhunderte, Dann ist natürlich Demokratiepolitik, wo die Mehrheit bestimmt, und die Adresse sagt nichts über deinen was zu tun ist, ein schlechtes Vehikel. sozialen Status aus – eine gerechte Stadt. Chorherr Moment … (lacht)! Wie sieht Ihr nächster Step aus, Herr Düringer? Düringer Deshalb gefällt mir ja die Demokratie der Irokesen besser. Düringer Loslassen lernen, mich unabhängig Chorherr Interessant … machen, damit ich handlungsfähig bleibe, Düringer Das waren 3,5 Millionen Menschen an der Ostküste Initiative ergreifen kann. Solange uns merikas, lauter Kleinstämme mit Zwistigkeiten. Viele Jahr A vermittelt wird, 500 Joghurtsorten im Billa- hunderte war plötzlich Frieden. Warum? Weil nicht mehr die Regal haben etwas mit Wohlstand zu tun, Mehrheit entschieden hat, sondern jeder gemacht hat, wie sollten wir da nicht mehr reingehen. er geglaubt hat. Dabei war das Langhaus die kleinste Einheit, Und was wird aus dem Selbstversuch? Chef war meist eine Frau. Düringer Nichts. Chorherr Du meinst also Toleranz der Diversität … Wie jetzt? Düringer Wenn in der Klasse 25 Fußball spielen wollen und fünf Düringer Ich habe ihn abgebrochen (lacht). Handball, müssen die fünf auch Fußball spielen. Richtiger wäre Jetzt ist es kein Versuch mehr, sondern doch, wenn die fünf Handball spielen können, oder? Teil meiner Lebensgestaltung. Vielleicht wird es einmal ein Buch über die Kunst des Weglassens geben. 26 Bestseller 7|8 2013
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