Ruckblicke und Perspektiven - DAS JAHR MIT CORONA Rückblicke auf ein bewegtes Jahr - GZO Spital Wetzikon
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Editorial 2 3 Liebe Leserinnen, liebe Leser Ein in höchstem Masse herausfordern- die Spitäler und das Personal zu entlas- des Jahr neigt sich langsam dem Ende ten und auch allen weiteren Patient*in- zu. Die letzten Monate erscheinen uns nen die bestmögliche Behandlung zu im Rückblick wie eine Achterbahnfahrt. garantieren, müssen die Massnah- Anfang des Jahres hat uns die Pande- men und Vorgaben des Bundes sowie mie in einen Ausnahmezustand versetzt. der Gesundheitsdirektion eingehalten Während das gesamte Land einen so werden. Hier sind alle gefragt, unsere nie dagewesenen Stillstand erlebt hat, Gesellschaft ebenso wie die Politik, den waren die Spitäler enorm gefordert. Be- Mitarbeitenden des Gesundheitswesens kannte Arbeitsabläufe mussten in allen den Rücken zu stärken. Ich spreche in Bereichen neu durchdacht, die Struktu- diesem Sinne all unseren Mitarbeiten- ren der Krisensituation angepasst wer- den, die seit Monaten Höchstleistungen den. Die anschliessenden Sommermo- in der Versorgung unserer Patient*innen nate haben uns dann wieder ein Stück vollbringen, meinen herzlichsten Dank Normalität zurückgebracht. Doch mitt- und grössten Respekt aus. lerweile ist deutlich geworden, dass sich der Umgang mit der Corona-Pandemie Die Entwicklung, die das GZO in diesem von einem anfänglichen Spurt zu einem Jahr durchlaufen hat, ist bemerkenswert. Marathon entwickelt hat. Sie umfassend abzubilden würde ein Buch füllen. Stattdessen möchten wir In den vergangenen Monaten hat uns die Ihnen einen retrospektiven Einblick in Pandemie wieder eingeholt. Die COVID- unseren Betrieb ermöglichen, um zu zei- 19-bedingten Spitaleintritte nehmen zu gen, welche Veränderungen dieses Jahr und besonders im Zürcher Oberland ist für uns mit sich gebracht hat. Dazu wird die Lage sehr angespannt – ein Zustand, das Spitalgeschehen in diesen ausserge- der so auf Dauer nicht handhabbar ist. wöhnlichen Zeiten aus unterschiedlichen Die Auslastung in den Spitälern ist sehr fachlichen Perspektiven beleuchtet. hoch und das Gesundheitsfachpersonal seit Monaten übermässig stark gefor- Ein ereignisreiches Jahr mit vielen un- dert. Durch isolations- oder quarantäne- geahnten Wendungen liegt hinter uns, bedingte personelle Ausfälle steigt diese doch eines ist sicher: Wir sind für Sie Belastung noch zusätzlich. da – im Falle einer COVID-19-Erkran- « Wir sind für Sie da Besonders betroffen ist das Personal auf den Intensivpflegestationen. Die Arbeits- kung genauso wie bei allen anderen medizinischen Anliegen und Notfällen. Rufen Sie bei gesundheitlichen Be- und werden weiterhin belastung ist um ein Vielfaches höher und es ist derzeit kein Ende absehbar. schwerden die Ambulanz oder konsul- tieren Sie die Hausarztpraxis oder das Im Kanton Zürich werden aktuell mehr Spital in Ihrer Nähe. Die Sicherheit der unser Bestes geben. » als die Hälfte der IPS-Betten für COVID- 19-Patientinnen und -Patienten zur Ver- Patient*innen steht an oberster Stelle. fügung gestellt – der Druck auf die Inten- In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, sivpflegestationen im Kanton nimmt zu. trotz der besonderen Situation, besinn- liche Feiertage und einen guten und Dem Gesundheitssystem und damit vor allem gesunden Start in das neue auch dem GZO Spital Wetzikon fällt in Jahr 2021. der Bewältigung der Corona-Pandemie eine zentrale Rolle zu. Der Einsatz be- dingt einen fortwährenden Lernprozess und im höchstem Masse die Fähigkeit, sich Tag für Tag den neuen Herausfor- Matthias P. Spielmann, MHA derungen der Pandemie zu stellen. Um CEO
Infektiologie und Spitalhygiene 4 5 « In den vergangenen Monaten wurde das ganze Haus auf den Kopf gestellt. » Text: Caroline Waldburger Das begann mit der Einführung verschärfter bestehende Personalstruktur mit ihren Res- Sicherheitskonzepte und neuer medizinischer sourcen und üblichen Einsatzgebieten plötz- Behandlungsstandards. Wir mussten die Lo- lich nicht mehr zum Bedarf. Während in einer gistik und zahlreiche Prozesse anpassen, vom Abteilung Fachkräfte fehlten, waren andere Patienteneintritt bis zur Essensausgabe im Abteilungen unterbeschäftigt, z. B. durfte die Personalrestaurant. Physiotherapie gewisse Behandlungen nicht mehr anbieten und war nicht voll ausgelastet. Ein zentrales Personalplanungsprojekt ver- suchte, die Lücken mit den Spitzen abzuglei- chen und vermittelte Personal kurzfristig an Christian Rüegg, Kaderarzt Infektiologie, andere interne Stellen. Mitglied des «Krisenstab Coronavirus (SARS-CoV-2)» Um die Patientenpfade der COVID-19-Ver- dachstfälle von den übrigen Patientinnen und « Das Spital erwies Wie haben Sie als Infektiologe den Wie hat sich das GZO auf die Pandemie Patienten zu trennen und neue Behandlungs- sich als sehr Beginn der Pandemie wahrgenommen? eingestellt? räume zu schaffen, haben wir auch die Infra- Mitte Januar wurde das in Wuhan entdeckte Die erste Einordnung der Geschehnisse geschah struktur stark verändert. Es wurde gezügelt, anpassungsfähig. » neue Coronavirus SARS-CoV-2 in unserer In- bereits ab Anfang Februar in der eingesetzten umgestellt und neu signalisiert. Für die Coro- fektiologen-Chatgruppe erstmals zum Thema. Taskforce. In der ersten Märzhälfte nahm je- na-Tests stehen neu drei Container vor dem Kurz darauf fand eine Virologie-Konferenz in doch die Kadenz, in der neue Informationen Haupteingang. Aufgrund von Lieferengpässen beim Material Grindelwald statt, an der auch Daniel Koch und Anordnungen von nationaler und kanto- mussten der Zentraleinkauf und die Apothe- vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) teil- naler Ebene eintrafen, erheblich zu. Die Mel- Alle Räumlichkeiten werden immer wieder ke sehr umsichtig planen und wirtschaften. nahm. Dort wurde diskutiert, dass wir drin- dungen überschlugen sich geradezu. In diesem bezüglich den aktuellen Hygienevorgaben Isolationsmaterial war schweizweit Mangel- gend eine offizielle Falldefinition brauchten, Moment wurde der Krisenstab aktiviert, um unter die Lupe genommen: Patienten- und ware. Die Bestimmungen für den Einsatz der um in der Schweiz auftretende Verdachtsfälle mit der rasanten Entwicklung schritthalten und Wartezimmer, Bistro, Personalrestaurant und Schutzmaterialien mussten deshalb restrik- erfassen und Daten über die Krankheit sam- adäquate Massnahmen einleiten zu können. Sitzungsräume sind gemäss dem einzuhalten- tiv und präzis formuliert werden, um die am meln zu können. Die Falldefinition und die den Sicherheitsabstand eingerichtet und mit stärksten exponierten Patient*innen und Mit- Meldepflicht kamen am 29. Januar, und ab Dann musste das GZO innert kurzer Zeit dem entsprechenden Schutzmaterial ausge- arbeitenden zuerst zu schützen. dann ging es richtig los. Neue Weisungen und vom Normal- zum Pandemiebetrieb um- rüstet. Bulletins trafen ein, erste Telefonkonferenzen stellen. Welche Herausforderungen galt es Die Kommunikation all dieser Neuerungen fanden statt. Währenddessen beobachteten zu bewältigen? Als im März die planbaren Operationen und an die Patient*innen, Mitarbeitenden und die wir die Verteilung des Virus über den Globus, Die Aufgaben waren vielfältig und der zeitliche nicht dringenden Behandlungen vom Bun- Öffentlichkeit erfolgte zwangsläufig vor allem erste Fälle traten in Europa auf, am 25. Februar Druck enorm. Man kann sagen: In den vergan- desrat vorübergehend verboten wurden, um schriftlich, denn alle Vor-Ort-Veranstaltungen dann der erste Fall in der Schweiz. genen Monaten wurde das ganze Haus auf den Ressourcen für die Behandlung von COVID- mussten abgesagt werden. Kopf gestellt. 19-Patient*innen zu schaffen, passte die
Infektiologie und Spitalhygiene 6 7 Auf Führungsebene war eine klare Organisati- Welle. Auch bei Neueintritten aus anderen zukommt, ob wir die Verbreitung des Virus on wichtig, zu dieser haben wir relativ schnell Gründen müssen wir immer damit rechnen, rechtzeitig eindämmen können würden. gefunden. So konnten neue Themen direkt dass während des Spitalaufenthalts COVID-19 mit den Verantwortlichen aller Bereiche ausbrechen könnte. Gleichzeitig ist auch das diskutiert, Entscheidungen schnell getroffen Personal selbst betroffen, es gibt Ausfälle und umgesetzt werden. durch Quarantäne und Isolation. Besonders die Pflegestationen tragen eine enorme Ar- Das Spital erwies sich als sehr anpassungs- beitslast, und das nicht erst seit dem Herbst. fähig: Dank dem hohen Einsatz aller Mitarbei- Die Spitäler sind im Moment noch nicht tenden gelang es gut, sich schnell auf die ver- überlastet, aber bestimmte Bereiche sind es änderten Bedingungen einzustellen. Das zu schon seit einer Weile. Und ein Ende ist nicht erleben war sehr beeindruckend. absehbar, das neue Coronavirus wird uns Was war das erfreulichste Erlebnis? noch eine Weile begleiten. Mich hat es sehr beeindruckt, wie in der ersten Nach einem ruhigeren Sommer breitet sich akuten Phase alle an einem Strick zogen und das Virus in den letzten Wochen wieder stark mit enormer Tatkraft Lösungen umsetzten. aus. Was ist anders in der zweiten Welle? « Die Spitäler sind im Das ging quer durchs Haus, alle holten das Wir kennen das Virus nun etwas besser. Wir Moment noch nicht Maximum heraus. Quasi über Nacht wurde wissen mehr über die Übertragung und wel- das Unmögliche möglich gemacht, die Zu- Auch das war neu: Online-Infoabende für ches besondere Risikosituationen sind. Die überlastet, aber bestimmte sammenarbeit funktionierte sehr gut. Auch werdende Eltern statt einer Spitalführung vor Ort. Abläufe sind geklärt, auch Eskalationspläne liegen vor. Bereiche sind es schon wenn die Situation sehr anspruchsvoll war, im Nachhinein betrachtet war das eine tolle seit einer Weile. » Erfahrung. Deshalb waren die Mitarbeitenden mit einer Die Kommunikation der Behörden verläuft nicht enden wollenden Flut von schriftlichen nun in geregelteren Bahnen. Es haben sich Wir müssen deshalb einen stabilen Zustand Die Pandemie hat Sie in eine spezielle Informationen konfrontiert, die den Umgang regelmässige Austauschformate etabliert, z. B. anstreben, in dem die Zahl der Infektionen Funktion befördert: Seit März tragen Sie als mit Patient*innen, medizinische Standards die wöchentliche Telefonkonferenz der In- in einem Bereich bleibt, der das Gesund- Infektiologe eine besonders grosse Verant- und Vorgaben des Bundes betrafen, aber fektiologen mit einer Hausarzt- und Kantons- heitssystem nicht übermässig belastet. Die wortung. Wie hat Sie diese Zeit persönlich auch viele Personalthemen. arztvertretung. Auch die Spitaldirektor*innen normalen Patient*innen und einige wenige verändert? sind in sehr engem Kontakt. Besonders wichtig COVID-19-Fälle, das wäre zu bewältigen. Von Ich schlafe schlechter! (Lacht.) Wichtiger ist: Das tönt nach vielen Herausforderungen in ist der tägliche Austausch in Hinsicht auf die diesem Ziel sind wir zum jetzigen Zeitpunkt Ich habe das Spital noch viel besser kennen- kurzer Zeit ... Belegung und die Verteilung der Patient*innen. leider noch weit entfernt. gelernt. Und die enge Vernetzung und der Ja, es war wirklich sehr viel. Die Herausfor- konstruktive Austausch mit den Infektio- derungen traten innert kurzer Zeit auf und Besorgniserregend sind jedoch die hohe Zahl Was war für Sie die schwierigste Situation log*innen im Kanton Zürich hat mir in fach- mussten parallel gelöst werden. Das gelang der Infektionen und die starke Bettenaus- des vergangenen Jahres? licher und persönlicher Hinsicht sehr viel ge- nicht immer im ersten Anlauf. Es gab «Try und lastung. Im GZO behandeln wir nun deutlich Das war ganz klar die Unsicherheit zu Beginn bracht. Error», es musste nachgebessert werden. mehr Coronapatient*innen als in der ersten der Pandemie: Nicht zu wissen, was auf uns
Medizinische Pflegestation 8 9 « Der Zusammenhalt und das Engagement der Mitarbeitenden sind beeindruckend. » Text: Caroline Waldburger ons- und Umziehablauf verbunden ist. Ist die Isolationszone einmal betreten, verweilen die « Die Pflege von Mitarbeitenden deshalb möglichst lange dort, Corona-Patient*innen ist Pausen werden entsprechend verschoben. physisch und psychisch Oft ist beim Eintreffen der Patient*in auf der herausfordernd. » Station das Testresultat noch ausstehend. Dann muss die Patient*in vorsorglich isoliert werden, aber natürlich nicht zusammen mit Patient*innen mit positivem Coronanach- Kann der zusätzliche Bedarf durch Anja Durrer, weis. Je nach Resultat erfolgt die Verlegung temporäre Mitarbeitende gedeckt werden? Leiterin Pflege Medizin in die entsprechende Zone. Diese Logistik Temporäre Mitarbeitende müssen einge- bedeutet, dass ständig Einzelzimmer frei- arbeitet werden, was zunächst einen Zusatz- gemacht, als Isolierzimmer eingerichtet und aufwand bedeutet. Es braucht also Zeit, bis wieder gereinigt werden müssen. Das Reini- sie das Team wirklich entlasten. Auch können Die Intensivpflegestationen sind stark im keit, Belastbarkeit und grossartigen Team- gungspersonal hat deshalb zusätzliche Spät- Arbeitskräfte mit Temporärvertrag arbeits- Fokus, aber die Mehrheit der Corona- geist – und sie arbeiteten viele Überstunden dienste eingefügt. Auch das eigentliche Zü- rechtlich nicht von der Quarantänepflicht Patientinnen und Patienten liegt auf der und Zusatzschichten. geln der Patient*innen nimmt Zeit und Kraft befreit werden. Wenn sie ausfallen, dann die medizinischen Station. Was bedeutet das in Anspruch. ganzen 10 Tage, unabhängig von negativen für Ihre Arbeit? Ein eindrückliches Beispiel, wie gross der Coronatests – und müssen wiederum ersetzt Die Pandemiesituation wirkt sich in unse- Zusammenhalt und das Engagement der Die Pflege von Coronapatient*innen erfordert werden. Ausserdem ist zu spüren, dass die rer Abteilung in dreierlei Hinsicht aus: Ers- Mitarbeitenden ist, habe ich kürzlich erlebt. eine hohe Aufmerksamkeit. Einerseits, weil verfügbaren Ressourcen auch bei den Ver- tens ist die Auslastung generell hoch. Zwei- Eine ehemalige Mitarbeiterin sollte auf den bei jedem Handgriff die Hygienemassnahmen mittlungsagenturen nicht grenzenlos und tens besteht eine Zusatzbelastung durch 1. Februar 2021 erneut bei uns eintreten. Ich streng eingehalten werden müssen, um sich das Angebot zunehmend eingeschränkt ist. die spezifischen Pflegeanforderungen bei fragte sie per SMS an, ob sie bereit wäre, nicht dem Risiko einer Ansteckung auszu- Deshalb ist es für uns wichtig, dass jetzt der Coronapatient*innen. Drittens sind aufgrund bereits im Januar anzufangen. Es entwickelte setzen. Andererseits, weil der Gesundheits- Feststellenplan der Belastung entsprechend von Ausfällen, sei es durch Krankheit oder sich ein Gespräch über die allgemeine Situati- zustand der Patient*innen kritisch ist oder angehoben wurde. Nur so können wir vom Quarantäne, die Personalressourcen immer on. Schlussendlich hat sie über das Wochen- werden kann. Die Beobachtung und Beurtei- Erfahrungsaufbau profitieren und Kontinuität knapp und die Einsatzpläne ständig in Bewe- ende ihre Koffer in Italien gepackt und trat am lung ist eine verantwortungsvolle, manchmal und Routine zurück bringen. gung. Montag, 9. November, ihren Dienst im GZO an. psychisch belastende Aufgabe. Diese aussergewöhnliche Situation kann Sie haben die Zusatzbelastung Auch brauchen wir spezielle Geräte und Ab- nur dank der hohen Leistungsbereitschaft angesprochen. Wodurch entsteht diese? läufe: Die veränderte Situation bringt es mit unseres Teams bewältigt werden. Unsere Das beginnt schon damit, dass jeder Wechsel sich, dass wir immer wieder praktische Prob- Mitarbeitenden bewiesen das ganze Jahr über zwischen den Isolations- und nicht-isolierten leme lösen und neue Routinen finden müssen. eine überdurchschnittliche Anpassungsfähig- Zonen mit einem zeitraubenden Desinfekti-
Medizinische Pflegestation 10 11 Vorläufige Unterstützung erhalten wir von Bei der Pflege kann nicht beliebig gespart Regio144, die uns eine Nachtwache zur werden. Wenn die Stellenpläne auf den kurz- Verfügung stellt. Das ist eine sehr wertvolle fristig möglichen Minimalbestand geschmä- Ergänzung gerade auch bei Coronapatient*in- lert werden, fehlen in Notlagen die Fachleute. nen, da die Regio144-Mitarbeitenden grosse Ich wünsche mir, dass die Politik und die Gesell- Erfahrung in der Beurteilung des Gesund- schaft dies erkennen und lernen, längerfristiger heitszustands von Patient*innen in akuten und gesamtheitlicher zu denken. Situationen mitbringen. Wie schalten Sie am Feierabend ab? Es gelingt mir nicht immer gleich gut, manch- mal holt mich die Arbeit zu Hause wieder ein und ich nehme das Telefon in die Hand, um noch etwas zu erledigen. Aber was mir sehr beim Abschalten hilft sind mein Mann und meine Kinder. Wenn ich nach Hause komme, erzählt mir mein Sohn von seinen Erlebnis- Welche Massnahmen wurden umgesetzt, sen, und ich bin sofort in einer anderen Welt. um sich auf die neue Situation einzustellen? Auf Ebene des Gesamtspitals werden Kapa- zitäten geschaffen, indem, wenn nötig, nicht « Unser Ziel für 2021 ist, absolut dringende Operationen verschoben wieder mehr Kontinuität werden. Das Personal wird entlastet, indem die Stundensaldi und die Ferienguthaben von und Routine zu 2020 gemäss einer Sonderregelung behan- delt werden. Es gibt einen bezahlte Kinderbe- erlangen. » treuung für Springer*innen. Und wir arbeiten laufend daran, die Abläufe zu vereinfachen und neue Routinen zu etablieren. Z. B. wurde die Visite effizienter gestaltet. Welche persönliche Erkenntnis nehmen Sie aus 2020 mit? Unser Gesundheitssystem setzt starke Anreize auf die Wirtschaftlichkeit, unsere Spitäler müs- sen zu jeden Zeitpunkt ökonomisch funktio- nieren. Die Pandemie zeigt aber überdeutlich:
Sicherheit und Technik 12 13 « Nur zusammen kann man so eine Krise bewältigen. » Text: Julia Hoffmann Wo war das Technische Gebäudemanage- Dieses Beispiel zeigt, dass das Personal in ment (TGM) weiterhin im Einsatz? Gab es dieser Zeit flexibel eingesetzt werden musste, eine Zusammenarbeit mit anderen Berei- auch aufgrund coronabedingter Ausfälle. Wir chen des Spitals? haben unsere Ressourcen zusammengelegt Ja, wir haben alle an einem Strang gezogen. und unsere Mitarbeitenden dort eingesetzt, Eine enge Zusammenarbeit gab es vor allem wo sie gebraucht wurden. Gemeinsam haben mit den Teams des Infrastrukturellen Gebäu- wir das Spital für den Pandemiebetrieb umge- demanagements (IGM), des Zentraleinkaufs, rüstet. Da hat dann auch unser Arealpfleger des Transportdienstes, der Reinigung und der geholfen, die Isolationszimmer vorzubereiten. Reception. Eine grosse Aufgabe lag zum Bei- Daniel Bollhalder spiel in der Ressourcenkoordination unseres Leiter Sicherheit und Technisches Gebäudemanagement, Schutz- und Reinigungsmaterials. Diese The- Mitglied des «Krisenstab Coronavirus (SARS-CoV-2)» matik wurde auch intensiv in der Corona- Taskforce und später im Krisenstab disku- tiert, wo auch das TGM mitgewirkt hat. Diese Die diesjährige Corona-Pandemie hat cherströme zu koordinieren und zu trennen. Materialien gehören in Zeiten der Pandemie Anfang des Jahres auf einmal rasant Fahrt Verdachtsfälle wurden direkt zu den Abstrich- zu den knappen Gütern – eine für uns bislang aufgenommen. Etablierte Prozesse und containern geleitet, während die regulären unbekannte und sehr aussergewöhnliche Welche Situationen waren besonders Abläufe mussten schnell an die neue Patient*innen das Spital weiterhin durch den Situation. Bei den chirurgischen Masken herausfordernd? Pandemielage angepasst werden. Welche Haupteingang betreten konnten. Wir mussten hatten wir einen Mehrverbrauch von rund Speziell war sicherlich, das Spital auf einmal neuen Massnahmen mussten bei der GZO- von 0 auf 100 quasi ein «Spital vor dem Spi- 180 000 Stück seit Beginn der Pandemie. für Besuchende und Angehörige zu schliessen. Technik und -Sicherheit ergriffen werden? tal» bauen – ein zusätzliches kleines Spital für Gemeinsam mit dem Zentraleinkauf, dem Die Situation musste mit jeder neuen Lage- Zu Beginn der Pandemie war uns noch gar unsere COVID-19-Patient*innen. IGM und dem Transportdienst haben wir Abstufung seitens des Bundes angepasst nicht bewusst, welche Auswirkungen die Pan- unser Pandemielager vom Standort der werden. Als die Gesundheitsdirektion am demie global, aber auch speziell für unseren GEBLOG per Sondertransport ins GZO ge- 13. März 2020 den Besucherstopp verkündet Spitalbetrieb haben würde. Nach einem Aus- holt. Und nachdem wir uns diese Reserven hat, war die Koordinierung des Besucher- tausch mit dem Spital Uster im Februar 2020 « Wir mussten von zugelegt hatten, musste natürlich auch noch stroms mit eine der grössten Herausforde- wurde relativ schnell klar, dass rasch gehan- die entsprechende Lagerung organisiert rungen. Auf der einen Seite hatten wir viel delt werden muss. 0 auf 100 quasi werden. Da die Standardlager nicht mehr Verständnis für alle, die eine nahestehende ein ‹ Spital vor dem gereicht haben, haben wir zusammen Räum- Person besuchen und damit unterstützen Zuerst musste die Situation am Haupteingang lichkeiten umfunktioniert und eine Art «Not- wollten. Auf der anderen Seite waren wir je- neu definiert werden: Die bekannten COVID- Spital › bauen. » falllager» geschaffen. doch dafür verantwortlich, die Vorgaben ein- 19-Abstrichcontainer wurden installiert, um zuhalten und so der Ausbreitung des Virus Patientinnen und Patienten schnell untersu- entgegenzuwirken. Diese Aufgabe hat sehr chen und abstreichen zu können. Zudem war viel Einfühlungsvermögen gefordert. besonders wichtig, die Patienten- und Besu-
Sicherheit und Technik 14 15 Spitalbetrieb. Dies betrifft zum Beispiel Weg- Wie ist Ihr Gesamtresümee der weisungen und Beschilderungen, um die Be- vergangenen 11 Monate? sucherströme zu koordinieren, aber auch das Rückblickend betrachtet gab es viele ausser- Wissen um zusätzliche Räumlichkeiten, auf ordentliche und herausfordernde Situationen die im Notfall zurückgegriffen werden kann. in dieser Zeit, gerade am Anfang in Zeiten des Auch intern angepasste Hygiene-Weisungen Lockdowns. Einen Teil der Massnahmen, die sind essentiell für den allgemeinen Spitalbe- ergriffen wurden, kannte ich bereits aus der trieb. Extern gibt es beispielsweise ein neues ersten SARS-Pandemie im Jahr 2002/2003, Schulungsvideo für die Reinigung von COVID- doch mit diesem Aussmass habe auch ich 19-Isolationszimmern. An dessen Erstellung nicht gerechnet. Zu Beginn waren auch wir haben zuvörderst die ZHAW und ebenso unsicher und wussten wie alle anderen nicht, Eine weitere Herausforderung hat die Ein- mehrere Spitäler mitgewirkt. Am GZO war vor was auf uns zukommt. Doch als wir mit der arbeitung neuen oder fachfremden Perso- allem das IGM federführend daran beteiligt. Arbeit losgelegt haben, sind wir in Fahrt ge- nals mit sich gebracht. Durch Ausfälle und Die unbekannte Situation hat eine steile Lern- kommen: Alle haben vereint mitgeholfen, vergleichsweise extrem hohe Nachfragen an kurve mit sich gebracht. In den meisten Fäl- die Lage zu meistern. Letztendlich hat diese Dienstleitungen musste zusätzliches Perso- len waren unsere neuen Konzepte erfolgreich, Ausnahmesituation den generellen Zusam- nal aufgeboten werden. Einerseits haben wir aber natürlich mussten wir zwischendrin auch menhalt gestärkt. Jeder hat jeden unterstützt. versucht, dies intern zu bewerkstelligen, an- unseren Kurs korrigieren. Die Pandemiesitua- Wir waren ein Team. dererseits waren wir auch auf externen Sup- tion hat ungeahnte Wendungen und Ausnah- port angewiesen, beispielsweise im Bereich mesituationen mit sich gebracht, auf die man Ich blicke positiv ins kommende Jahr 2021. Sicherheit, Einlasskontrolle oder Reinigung. erst lernen musste, zu reagieren. Wir werden noch Zeit und viel Geduld brau- Wir haben Schnelleinschulungen eingeführt, chen, aber wenn wir aus den letzten Monaten die uns eine grösstmögliche Flexibilität erlaubt etwas gelernt haben, ist es das: Nur gemein- haben, um Mitarbeitende bei Ausfällen schnell « Die Pandemiesituation sam kann man so eine Krise bewältigen. ersetzen zu können. Unterstützt wurden wir darüber hinaus auch vom Zivilschutz und der hat ungeahnte Wendungen Armee. und Ausnahmesituationen Welche neuen Prozesse haben sich etabliert mit sich gebracht, auf die und eignen sich für einen noch man erst lernen musste, ausgefeilteren Sicherheitsstandard auch über die Pandemie hinaus? zu reagieren. » Konzepte, die wir für die Pandemie aus- gearbeitet haben, sind uns auch zukünftig weiter von Nutzen – sei es für eine weitere Krisensituation oder auch für den allgemeinen
Intensivpflegestation 16 17 « Mit dem Erfahrungsschatz aus der ersten Welle sind wir nun für den Umgang mit der Pande- mie viel besser gerüstet. » Text: Caroline Waldburger Medienberichte aus Italien, unterschiedliche den meisten Tagen mit weniger IPS-Betten Einschätzungen von Expert*innen, und im- durchgekommen. Phasenweise war die Sta- mer wieder den neusten Erkenntnissen ange- tion jedoch stark beansprucht, da es auch passte Vorgaben für die Behandlung der Pa- Patient*innen mit sehr langer Aufenthalts- tient*innen und die Schutzmassnahmen für dauer gab. Auch die zusätzlich aufgebauten das Personal. Es war eine anstrengende Zeit, Beatmungsplätze erwiesen sich als notwendig. aus der jedoch viele bleibende Prozesse her- vorgingen, z. B. das Kommunikationskonzept. Gegen Ende April war die Welle abgeflacht. Die IPS-Kapazitäten wurden wieder herunter- Schliesslich waren wir bereit – und es folgten und das Operationsprogramm wieder hoch- Nicole Sandmeier, Tage, in denen wir Überkapazitäten hatten. gefahren. Seither funktionieren wir wieder Leiterin Pflege Intensivpflegestation Das Abwarten und die Ungewissheit während mit den 7 zertifizierten Betten. Die Anspan- der ersten Welle waren sehr belastend. Die nung ist aber über den Sommer hinweg ge- neuen Einsatzpläne sicherten die vorgege- blieben und COVID-19 ständig gegenwärtig. benen Vorhalteleistungen – doch die Teams Aus Regionen, in denen sich das neue unseren knappen internen Ressourcen – zu- waren nicht ausgelastet. Dank der Flexibili- Der Druck auf die Kapazitätsgrenzen hat in Coronavirus besonders stark verbreitete, sätzliches Fachpersonal war kaum mehr zu tät unserer Mitarbeitenden konnten wir mit der zweiten Welle zugenommen: Die IPS ist erreichten uns Bilder von überlasteten kriegen. Das bedeutete eine rollende Dienst- Pikett-Diensten arbeiten, um uns der schwan- seit einigen Wochen stark belegt oder ganz Intensivpflegestationen (IPS). Wie turbulent planung und die Umstellung auf kräfterauben- kenden Auslastung möglichst gut anzupas- voll, es kommt vor, dass wir verlegen müssen. verlief das Jahr 2020 auf der IPS im GZO? de 12-Stunden-Schichten. sen. Gleichzeitig wussten wir lange nicht, ob Unsere Fachleute sind dauernd im Einsatz, Die Grundkapazität im GZO liegt bei sieben der grosse Ansturm uns noch bevorstand. die Anforderungen sind konstant hoch. zertifizierten Betten und den entsprechenden Bereits am 13. März 2020 waren nicht drin- Personalressourcen. Mitte März, als die erste gende Eingriffe vom Bundesrat verboten wor- Zwar sind wir für den Umgang mit der Pan- Welle an Dynamik gewann, ordnete die Ge- den. Frei gewordene Kapazitäten aus dem demie nun besser gerüstet: Die Erfahrungen sundheitsdirektion des Kantons Zürichs eine Operations-Bereich konnten damit als Unter- aus der ersten Welle haben sich in klaren Ab- Ausweitung unserer Infrastruktur an.* stützung auf der IPS eingesetzt werden. Die läufen niedergeschlagen. Die Erkrankung ist In dieser Ad-hoc-Situation standen wir unter Fachkenntnisse dieser Berufsgruppen sind nun besser erforscht und wir wissen mehr grossem Druck. Innert 48 Stunden bauten wir jedoch keineswegs deckungsgleich mit den- über die Verläufe und erfolgsversprechende eine zusätzliche Intensivpflegestation speziell jenigen der Intensivpflegespezialisten, so Behandlungen. Auch liegen die Konzepte für für COVID-19-Patientinnen und Patienten auf dass umgeteilte Mitarbeitende in kurzer Zeit einen allfälligen kurzfristigen Ausbau in der und erhöhten die Anzahl Plätze um vier auf und on the job in anspruchsvolle Tätigkeiten Schublade bereit, was uns Sicherheit gibt. total elf. eingeführt werden mussten: eine grosse zu- Zum Glück blieb er aus. Tatsächlich wären Die Spitäler im Kanton kommunizieren rou- sätzliche Belastung für alle Beteiligten. wir im GZO während der ersten Welle an tiniert und die Verteilung der Patient*innen Es war ein Kraftakt, denn den Aufbau und den Betrieb der zusätzlichen Betten leisteten Gleichzeitig prasselte die tägliche Informa- * In der Verordnung der Gesundheitsdirektion des Kanton Zürich vom 17. März 2020 wurde für jedes Spital im Kanton fest- wir gezwungenermassen hauptsächlich mit tionsflut auf uns ein: besorgniserregende gelegt, welche zusätzlichen Kapazitäten es als Vorhalteleistung zur Verfügung stellen musste. – Anmerkung der Redaktion.
Intensivpflegestation 18 19 funktioniert gut. Es ist jetzt jedoch wichtig, Oft ist für die Angehörigen der Kontakt zur Wir arbeiten in einem 7x24-Stunden-Betrieb, Damit auch unbeliebte Dienste wie Nacht-, dass sich der Lernprozess auch in der Poli- Patient*in besonders wichtig, während die deshalb stehen zunächst die Arbeitszeiten im Wochenend- oder Feiertagsdienste besetzt tik und der Gesellschaft fortsetzt. Denn nur, Patient*innen auf der Intensivpflegestation Fokus, wenn es um vorteilhafte Arbeitsbe- werden, könnten diese mit abgestuften fi- wenn wir alle unseren Teil zur Bekämpfung sehr stark mit dem eigenen Kranksein und dingungen geht. Wie können die Einsätze so nanziellen Zuschlägen oder Zeitvergütungen der Pandemie beitragen, werden wir die kom- Gesundwerden beschäftigt sind. Wir vermit- geplant werden, dass die individuellen Präfe- belohnt werden. Dieser Ansatz hat noch Ent- menden Monate gut bewältigen können. teln und assistieren in diesem Fällen gerne, renzen der Mitarbeitenden bezüglich Zeit und wicklungsbedarf. um eine für alle Seiten zufriedenstellende Wochentag optimal im Dienstplan gespiegelt COVID-19-Patient*innen dürfen keinen Kommunikation zu ermöglichen. werden? Letztlich ist es auch wichtig, dass den Pfle- Besuch empfangen. Wie wird der Kontakt geberufen generell ein adäquater Status an- zu den Angehörigen sichergestellt? Besonders schwierig zu begleiten sind Sterbe- « Durch die Pandemie erkannt wird. Pflegende sind hochqualifiziert, Es ist richtig, Besuche bei Corona-Patient*in- situationen, gleichwohl, ob der Abschied über verfügen über eine eigenständige, fundierte nen sind nur im absoluten Ausnahmefall das Tablet oder vor Ort stattfindet. Einge- wurde die zentrale Rolle der Fachexpertise, tragen grosse Verantwortung möglich – eine schwierige Situation für alle Beteiligten. Wir machen jedoch gute Erfah- schränkter Besuch bei palliativen Patient*in- nen fällt zwar unter die Ausnahmeregelung Fachpflegenden vermehrt und sind zentrale Leistungserbringer in der Gesundheitsversorgung. In vielen Bereichen rungen mit Videotelefonie. Auf der IPS gibt vom Besuchsverbot. Es ist aber manchmal wahrgenommen. Das ist ein sind sie die Expert*innen – diese Wahrneh- es vier Tablets, die mit einer entsprechenden sehr schwer zu erklären, dass nicht alle, die mung hat in den letzten Monaten zugenom- Software ausgerüstet sind. Über die Tablets das möchten, einen letzten Besuch machen wichtiger Schritt für die men. können Patient*innen sogar über längere Zeit können. Wir sind sehr froh, wenn sich die generelle Aufwertung der und mit einem grösseren Kreis Ihrer Familie Angehörigen untereinander absprechen und und Freunde in Kontakt bleiben, z. B. indem nur die zugelassenen Besuchenden ins Spital Pflegeberufe. » sie am Bildschirm an einer Geburtstagsfeier kommen. teilnehmen oder auch ihre Enkelkinder zu Ein erfolgsversprechendes Modell ist die Pool- Gesicht bekommen – das geht bis hin zur Im Bereich der Intensivpflege wie auch in planung, wie sie im gemeinsamen «Intensiv- Begrüssung des Hundes oder der Katze, was den anderen spezialisierten Pflegeberufen pflegepool» der Spitäler Uster und Wetzikon bei einem Besuch vor Ort natürlich nicht herrscht ein akuter Fachkräftemangel. Was seit über einem Jahr stattfindet. Dabei wird möglich wäre. wären aus Ihrer Sicht Anreize, um diesem ein Teil der zu besetzenden Schichten beider langfristig entgegenzuwirken? Häuser frei ausgeschrieben und die Mitglie- Der Fachkräftemangel bestand bereits vor der des Pools können sich selbst für passen- der Pandemie, und unsere Aufgabe ist es, die de Dienste einschreiben. Mitarbeitende ha- Gesundheitsversorgung im Zürcher Oberland ben so die Möglichkeit, Zeit und Umfang Ihrer in hoher Qualität sicherzustellen. Dement- Einsätze flexibler zu gestalten und mit ande- sprechend wurde am GZO schon viel darüber ren Verpflichtungen, z. B. der Familienarbeit, nachgedacht und es gibt klare Ansätze, wie abzugleichen. Teilzeitarbeit, flexible Pensen die Ausbildung und der Beruf von speziali- und Arbeitszeiten: Das ist in verschiedenen sierten Fachpflegenden attraktiver gemacht Lebenssituationen vorteilhaft. werden können.
Onkologie 20 21 « Ein gutes Schutzkonzept zeigt sich auch darin, dass sich die Patient*innen wohl und sicher fühlen. » Text: Caroline Waldburger und liessen sie in die Lösungen einfliessen. Als die Diskussion über die Einschränkung Ein gutes Schutzkonzept zeigt sich auch nicht dringender Behandlungen begann, darin, dass sich die Patient*innen wohl und fürchteten viele Krebspatient*innen um die sicher fühlen. Fortführung ihrer Therapien. Für uns hiess das: Die Patient*innen brauchen uns jetzt Wie fühlt man sich als Gesundheitsfach- ganz besonders. Wir nutzten alle verfügbaren person im Umgang mit Hochrisikopatient*- Ressourcen und bauten die Behandlungsplät- innen? ze von sieben auf zwölf aus. Dadurch konnten Als wir noch nicht viel über das Ansteckungs- wir onkologische Patient*innen aus anderen risiko wussten, war in unserem Team die Spitälern, die die Behandlungen einschränk- Doris Kälin, grösste Angst, stille Träger und im schlimms- ten, übernehmen. Leiterin Pflege Onkologie ten Fall stille Überträger des Virus zu sein. Unser Personal ist es sich jedoch auch aus «normalen» Zeiten gewohnt, diese Verantwor- « Es ist wichtig, den tung bewusst zu tragen und das eigene Ver- Ihre Patientinnen und Patienten sind beson- menpaket: vom Symptom-Fragebogen über halten entsprechend anzupassen – auch im Patient*innen zuzuhören, ders vulnerabel. Wie hat die Pandemie den zusätzliche Desinfektionsroutinen und regel- Privatleben. ihre Sorgen wahrzunehmen. Alltag auf der Onkologieabteilung verändert? mässiges Lüften bis hin zur Ausstattung der Am Anfang stand die grosse allgemeine Ver- Therapieplätze mit massgebauten Esstisch- Die Schutzkonzepte haben sich aber als gut Mit ihrem Input finden wir unsicherung, die unsere Patient*innen mit chen, um ohne Ansteckungsgefahr weiter- funktionierend erwiesen. Eine an COVID-19 verlässlich funktionierende einem geschwächten Immunsystem ganz hin warme Mahlzeiten servieren zu können. erkrankte Person, die infektiös zur Behand- besonders betraf. Über das Virus war noch Viele dieser Massnahmen erwiesen sich im lung erschien, wurde sofort isoliert. Es kam zu Lösungen. » wenig bekannt, doch in unserer Abteilung Nachhinein als vorgreifend gegenüber den of- keinen Übertragungen auf der Station. Glück- war früh klar, dass wir für unsere Hochrisiko- fiziellen Empfehlungen und Anordnungen von licherweise hatte auch die erkrankte Person Auch wir hatten und haben aber mit quarantä- patient*innen ein strenges Schutzkonzept Bund und Kanton – wir waren immer einen einen milden Verlauf. nebedingten Ausfällen zu kämpfen. Nur dank einführen mussten, strenger als die Massnah- Schritt voraus. der grossen Flexibilität der Mitarbeitenden men des Bundes und auch strenger als die Während der ersten und auch jetzt und mit planerischem Extraeffort können wir allgemeine Spitalhygiene. Der Antrieb für die Einführung von neuen wieder in der zweiten Welle werden nicht die Kapazitäten durchgehend sicherstellen. Massnahmen kam oft aus Gesprächen mit absolut dringende Behandlungen teilweise Was ich mir in diesem Zusammenhang wün- Zum Beispiel galt innerhalb der GZO-Onko- unseren Patient*innen. Sie hatten Angst vor verschoben. Betrifft das auch die GZO- schen würde, wäre eine Sonderregelung für logie schon zu Beginn des Lockdowns die dem neuen Coronavirus, aber auch Angst vor Onkologie? das Gesundheitspersonal bei der BAG-Test- Maskentragepflicht, lange bevor diese von einer Einschränkung der laufenden Therapie, Nein. Die meisten Krebstherapien können nicht strategie: Mit dem Testen von sich in Quaran- behördlicher Seite angeordnet wurde. Im Ver- etwa durch erkranktes oder sich in Quaran- aufgeschoben werden. Wir waren und sind des- täne befindenden, aber symptomfreien Mit- lauf entwickelten wir in Zusammenarbeit mit täne befindendes Personal. Ihre Beobach- halb durchgehend für unsere Patient*innen da arbeitenden könnten die personellen Ausfälle der Spitalhygiene-, der Sicherheits- und der tungen aus dem Alltag, ihre Ängste und den und verzeichneten sogar zwischen Januar und reduziert werden. Technik-Abteilung ein spezifisches Massnah- grossen Erklärungsbedarf nahmen wir ernst August eine Höchstzahl an Behandlungen.
Check-in 22 23 « Die Corona-Pandemie hat viele Veränderungen mit sich gebracht, und das täglich über mehrere Monate hinweg. » Text: Julia Hoffmann stationär, ambulant und notfallmässig ein- Was haben Sie als grösste Herausforderung tretende Patient*innen. Unser Büro im West- erlebt? trakt des Spitals, welches wir zusätzlich noch Die grösste Herausforderung war ganz klar für die Patientenaufnahme spezifischer Ab- die Verarbeitung der vielen neuen Informa- teilungen bedienen, wurde aus diesem Grund tionen, die regelmässig kommuniziert wur- temporär geschlossen. Auf der einen Seite den. Tagtäglich hat sich etwas verändert, es haben sich so Überkapazitäten ergeben, auf gab neue Weisungen und Regelungen, die der anderen Seite wurde das Personal aber innerhalb kürzester Zeit umgesetzt werden trotzdem weiterhin für den Einsatz an den an- mussten – und das bis heute, über mehrere deren Stellen benötigt. Wir haben beispiels- Monate hinweg. Beispielsweise wurden in- Elisabeth Wolfensberger, weise eine grosse Anzahl an Telefonanrufen nerhalb von zwei Tagen Räumlichkeiten um- Mitarbeiterin Check-in erhalten, in denen vorsichtshalber nachge- funktioniert und eine zusätzliche Intensivpfle- fragt wurde, ob Termine im Spital noch wahr- gestation aufgebaut. Das hat natürlich auch genommen werden können. Viele Patient*in- administrativen Aufwand nach sich gezogen, nen haben aus Unsicherheit auch selbst auf da die neuen Räumlichkeiten im System er- Der Check-in ist ein zentraler Ort im Spital möglich. In diesen Prozess waren mehrere einen geplanten Eingriff verzichtet. fasst und verarbeitet werden mussten. und die erste Anlaufstelle für Patientinnen Instanzen involviert, die Bereichsleitungen, und Patienten sowie Besuchende. Ihr Team die Einlasskontrolle und der Check-in, welche Ein so noch nie dagewesenes geringes Pa- ist gleichermassen für den Empfang sowie sich alle untereinander absprechen mussten. tientenaufkommen hat der Notfall erfahren. die Patienten- und Notfallaufnahme zustän- Wir haben auch eng mit der GZO-Sicherheit Seitens des Bundes ging der Appell «Bliibet dig. Wie hat der unerwartete und rasante zusammengearbeitet, welche sich um die Re- dihei» an die Bevölkerung heraus, der so Beginn der Corona-Pandemie Ihren Arbeits- krutierung externer Mitarbeitender wie Pro- auch umgesetzt wurde. Diese Erfahrung war ablauf beeinflusst? tectas oder Zivilschutz gekümmert hat, die sehr beeindruckend, das haben wir so noch Mit dem rasanten Fortschreiten der Corona- uns beispielsweise bei der Eingangskontrolle nicht erlebt. Wir haben gemerkt, dass zu Be- Pandemie war schnell vor allem eines klar: unterstützt haben. Zusätzlich haben wir auch ginn der Pandemie seitens der Patient*innen Niemand durfte das Spital mehr ohne einen neue GZO-Mitarbeitende eingestellt, die sich Bedenken bestanden, das Spital aus Angst, Termin betreten. Diese Regelung hat uns vor dieser Aufgabe annehmen. sich anzustecken, zu betreten. Diese Situa- Sie sind seit fast 20 Jahren im GZO grosse administrative Herausforderungen ge- tion vom Frühjahr unterscheidet sich in die- beschäftigt, davon 13 Jahre lang als stellt. Wir haben mit einer komplexen Ordner- Wie haben Sie den Spitalbetrieb in Zeiten ser Hinsicht massgeblich von der jetzigen. Stationssekretärin auf der Medizin. War struktur gearbeitet, welche tagtäglich aktuell des Lockdowns im Frühjahr und nun in der Nun läuft der Normalbetrieb weiter, auch auf diese Pandemie die schwierigste Aufgabe, gehalten werden musste. Nach dem allgemei- zweiten Welle, die im Herbst begonnen hat, dem Notfall. Die Patient*innen haben sich die Sie in Ihrer jetzigen Berufslaufbahn nen Besucherstopp, der am 13. März 2020 erlebt? mit der Situation arrangiert und suchen das bewältigen mussten? von der Gesundheitsdirektion beschlossen Im Frühjahr wurden beinahe alle Termine ab- Spital nun wieder häufiger auf – und auch die Diese Pandemie ist etwas so noch nie Dage- wurde, haben sich Spitalbesuche nur noch gesagt oder verschoben und ab dem 17. März Anzahl der Corona-Fälle hat mit der zweiten wesenes. Das konnte man auf allen Ebenen auf strikte Ausnahmen belaufen. Ohne eine wurde das elektive Operationsprogramm Pandemiewelle zugenommen. spüren – niemand hätte gedacht, dass dieses Ausnahmebewilligung war ein Besuch nicht gänzlich gestoppt. Die Folge waren weniger Virus auch die Schweiz erreichen würde. Auf
Check-in 24 25 dieses Ausmass war keiner vorbereitet, es können. Die erste Welle im Frühjahr war wie war eine neue Situation für uns alle. Speziell ein Probelauf – jetzt geht der Normalbetrieb war auch das Maskentragen. Anfangs noch weiter und die Corona-Patient*innen kom- nicht klar definiert, wie mit dem knappen men zusätzlich hinzu. Betten, die im Frühjahr Schutzmaterial umgegangen werden sollte, frei waren, sind jetzt belegt. Doch wir wissen ist die Maske heute nun unser stetiger Beglei- auch, dass wir den Betrieb innert kürzester ter, der fast nicht mehr wegzudenken ist. Das Zeit umrüsten können. Maskentragen ist ein essentieller Bestandteil in der Bekämpfung der Corona-Pandemie, um Mit welchen Gedanken gehen Sie ins Mitarbeitende, Patient*innen und Besuchende kommende Jahr 2021? Impressum zu schützen. Die Corona-Pandemie wird uns auch im kom- menden Jahr noch begleiten. Ich beobachte, dass sich etwas bewegt; die Forschung ar- Herausgeber « Die Maske ist heute beitet mit Hochdruck an einem breitenwirk- GZO AG samen Impfstoff, das Gesundheitswesen tut unser stetiger Begleiter und alles, um dem Virus die Stirn zu bieten. Aber Spital Wetzikon essentiell zur Bekämpfung es braucht Zeit, bis sich alles wieder zumin- Konzept & Projektleitung dest stückweise normalisiert hat. Ich beob- Abteilung Marketing & Kommunikation der Corona-Pandemie. » achte jedoch auch, dass sich die Menschen mittlerweile an die neue Situation angepasst Redaktion: und sich mehr oder weniger mit ihr arrangiert Julia Hoffmann Welcher Nutzen kann Ihrer Meinung nach haben. Wir alle haben im vergangenen Jahr Caroline Waldburger aus der Pandemie gezogen werden? dazugelernt und viele Erfahrungswerte ge- Man weiss, dass so etwas jetzt passieren sammelt. Layout & Gestaltung: kann und dass mit solchen Dingen gerechnet lämmler&mettler GmbH werden muss. Das Positive ist, dass man nun wirklich auf eine derartige Pandemiesituation Fotografie: vorbereitet ist – nicht nur theoretisch, son- Tres Camenzind dern auch praktisch. Es ist den Menschen Barbara Faissler bewusst, dass auch das Schutzmaterial zu Julia Hoffmann einem knappen Gut werden kann. Ich denke, Caroline Waldburger diese Tatsache hat uns auf zukünftige Situ- ationen definitiv gut vorbereitet. Wir haben Dezember 2020 auch im Frühjahr viele präventive Massnah- Online-Ausgabe men ergriffen, auf die wir jetzt zurückgreifen 16. Dezember 2020 können, um der Pandemie entgegentreten zu
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