Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt
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Inhalt Vorwort ......................................................................................................................................... 1 Ausgangslage und Herausforderungen .......................................................................................... 2 Strategie und Handlungsfelder ...................................................................................................... 3 Strukturen bilden und festigen ...................................................................................................... 4 Anbieter gewinnen und Angebote aufbauen ................................................................................. 6 Arbeitslose sensibilisieren und motivieren .................................................................................... 8 Medien entwickeln und bereitstellen ............................................................................................ 9 Öffentlichkeit informieren und aufklären ...................................................................................... 10 Qualität sichern und entwickeln .................................................................................................... 11 Rahmenbedingungen schaffen und mitgestalten .......................................................................... 12 Erkenntnisse und Ergebnisse ......................................................................................................... 13 Ausblick ......................................................................................................................................... 20
Vorwort Studien belegen, dass Arbeitslose nicht nur es trotz insgesamt sinkender Arbeitslosenzah- materiell, sondern auch gesundheitlich und psy- len nicht, die größere Unterbeschäftigung zu chosozial stärker belastet sind als Erwerbstätige. senken. Mit der Beteiligung am bundesweiten Außerdem besteht zwischen einem schlechten Projekt „Verzahnung von Arbeits- und Gesund- Gesundheitszustand und verminderten Einglie- heitsförderung in der kommunalen Lebenswelt“ derungschancen ein sich selbstverstärkender beschritt die Landesvereinigung für Gesundheit Zusammenhang. Die ungünstigeren Ressourcen Sachsen-Anhalt e.V. (LVG) gemeinsam mit der arbeitsloser Menschen spiegeln sich auch in GKV und sieben Jobcentern sowie eine Arbeits- dem Ausmaß, in dem sie von Präventionsange- agentur unseres Bundeslandes neue Wege, die boten der GKV erreicht werden. Die vorhande- Gesundheit arbeitsloser Menschen als Basis von nen Daten belegen eine unterdurchschnittliche Leistungs- und Beschäftigungsfähigkeit zu för- Nutzung klassischer Präventionsangebote durch dern. Die Dokumentation gibt einen Einblick in Erwerbslose. Für Sie stellen die bestehenden die geleistete Arbeit der vergangenen drei Jahre. Finanzierungs- und Erstattungsregelungen ein grundsätzliches Hindernis dar. Die Erkenntnis, Unser Dank gilt vor allem der GKV des Landes, dass der Gesundheitszustand einer der wich- die der LVG mit der Projektübertragung ihr Ver- tigsten Indikatoren für eine erfolgreiche Rück- trauen aussprach und insbesondere den Ver- kehr in den Arbeitsmarkt ist, mündete 2015 im treterinnen und Vertretern der IKK gesund plus Präventionsgesetz, das einen gesetzlichen Auf- und der KNAPPSCHAFT, die im Auftrag des Lan- trag für die Zusammenarbeit von Gesundheits- desforums Prävention die LVG auf diesem Wege system und Arbeitsvermittlung formuliert. begleiteten. Wir danken den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beteiligten Jobcenter und Nach wie vor weist Sachsen-Anhalt mit durch- Agentur für Arbeit, ohne deren Engagement der schnittlich 6,9 Prozent (Stand: Dezember 2019) Projekterfolg nicht möglich gewesen wäre. Dies eine der höchsten Arbeitslosenquoten Deutsch- trifft auch auf die regionalen Anbieter und Ko- lands (4,9 Prozent) auf. Die Ursachen für die operationspartner zu. Ein Dank geht auch an das höhere Arbeitslosigkeit liegen hauptsächlich Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration im Zusammenbruch ganzer Wirtschaftszweige Sachsen-Anhalt sowie an die Regionaldirektion nach der Wende, im höheren Weg- statt Zuzug Sachsen-Anhalt-Thüringen, die in ihren Arbeits- von Menschen seit der Wiedervereinigung und zusammenhängen das Vorhaben positiv unter- dem größeren Interesse von Frauen an einer stützten. (Vollzeit-)Erwerbstätigkeit. Bis heute gelang Martina Kolbe Geschäftsführerin Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V. 1
Jobcenter und Arbeitsagentur z 7 Jobcenter mit 18 Geschäfts- stellen Ausgangslage z 1 Agentur für Arbeit mit 6 Geschäftsstellen z 37.965 betreute Arbeitslose und Herausforderung (Stand 01.04.2017) Soziale Situation 2017 Gesetzlicher Rahmen z 8,4 % Arbeitslosenquote (Bund 5,7 %), z davon 8,1 % Frauen (Bund 5,4 %) z PrävG § 20a Abs. 1 Satz 2 SGB V: „Die Kran- z davon 8,7 % Männer (Bund 5,9 %) kenkassen fördern unbeschadet der Aufgaben z 38,1 % Langzeitarbeitslose (Bund 35,6 %) anderer auf der Grundlage von Rahmenver- z 9,5 % Arbeitslosenquote der 15- bis unter einbarungen nach § 20f Absatz 1 mit Leistun- 25-jährigen (Bund 5,2 %) gen zur Gesundheitsförderung und Prävention z 14,2 % SGB-II-Quote (Bund 9,3 %) in Lebenswelten insbesondere den Aufbau und die Stärkung gesundheitsförderlicher Strukturen.“ Arbeitslose versus Erwerbstätige z PrävG § 20a Abs. Satz 5 SGB V: „Bei der Er- bringung von Leistungen für Personen, deren z schlechterer Gesundheitszustand berufliche Eingliederung auf Grund gesundheit- z signifikant höheres Krankheitsrisiko licher Einschränkungen besonders erschwert z häufigere Verordnung von Psycho- ist, arbeiten die Krankenkassen mit der Bundes- pharmaka agentur für Arbeit und mit den kommunalen z ungünstigeres Gesundheits- und Trägern der Grundsicherung für Arbeitsuchen- Suchtverhalten de eng zusammen.“ z mehr Krankenhausaufenthalte und stationäre Behandlungstage z erhöhtes Risiko für vorzeitige Sterb- lichkeit Seit April 2017 stellten sich sieben Jobcenter und Gesundheitsförderung, die sich ausschließlich an eine Agentur für Arbeit in Sachsen-Anhalt gemein- die Zielgruppe richteten, waren nicht vorhanden. sam mit der Landesvereinigung für Gesundheit Besonders herausfordernd war für die Arbeitsver- Sachsen-Anhalt e.V., der IKK gesund plus und der mittler/-innen die neue Rolle als Gesundheitsbe- Knappschaft der Aufgabe, Arbeits- und Gesund- rater/-innen. Denn anders als in der Arbeitsmarkt- heitsförderung miteinander zu verzahnen. Dafür integration, die verpflichtenden Charakter hat, mussten zunächst die unterschiedlichen Rechts- entscheiden die Angesprochenen ausschließlich rahmen, Fachsprachen und Organisationslogi- autonom über ihre Beteiligung und anders als bei ken der Projektpartner erkannt und verstanden sonstigen Settingmaßnahmen konnte nicht von werden. Hinzu kam, dass die strukturellen Gege- einer intrinsischen Motivation sowohl der Arbeits- benheiten Sachsen-Anhalts als Flächenland eine vermittler/-innen als auch der arbeitslosen Men- geringere Anbieterdichte gegenüber urbaneren schen ausgegangen werden. Diese Gegebenheiten Gegenden sowie fehlende Qualifikationen von An- waren auch für die Landesvereinigung, die erst- bietern nach dem Leitfaden Prävention vermuten malig mit diesen Zielgruppen zusammenarbeitete, ließen. Etablierte Angebote der Prävention und eine große Herausforderung. 2
Strategie und Handlungsfelder 2016 wurde die Landesvereinigung für Gesund- der LVG und der GKV abgestimmte Strategie zu heit Sachsen-Anhalt e.V. von der GKV-Arbeits- entwickeln. Dafür wurden zunächst die sach- gemeinschaft Sachsen-Anhalt gebeten, das sen-anhaltischen Rahmenbedingungen in Bezug Management des Projektes „Verzahnung von Ar- auf den gesetzten Projektrahmen analysiert und beits- und Gesundheitsförderung in Lebenswel- entsprechende Maßnahmenpakete definiert, die ten“, ab 2019 „…in der kommunalen Lebenswelt“ nacheinander eingeführt werden sollten. Dann zu übernehmen. Begleitet wurde sie dabei von wurden in acht regionalspezifischen Workshops der IKK gesund plus und der KNAPPSCHAFT. Die mit den Jobcentern bzw. der Agentur für Arbeit Projektentwicklung und -beantragung erfolgte in Vorerfahrungen zusammengetragen, Ausgangs- Abstimmung mit der IKK gesund plus. lagen und Zielgruppen bestimmt, Umsetzungs- strategien und institutionsbezogene Strukturen Die Kooperationspartner waren sich einig, das erörtert, Ziele formuliert sowie mögliche Koope- Vorhaben so zu gestalten, dass mög- rationspartner und Handlungsbedar- lichst viele arbeitslose Men- fe erörtert. schen partizipieren und Strukturen tragfähige regionale bilden und Eine einheitliche Stra- festlegen Strukturen eine tegie mit entspre- nachhaltige Imple- Rahmen- bedingungen Anbieter gewinnen und chenden Hand- mentierung von schaffen und Angebote lungsfeldern, die mitgestalten aufbauen Gesundheitsför- Spielraum für derungsange- Regionalspezi- boten für diese fisches lässt, Zielgruppe Handlungs- felder war die Basis, ermöglichen. Qualität sichern Arbeitslose sensibilisieren um mit den und entwickeln Nur wenn das und motivieren vorhandenen gelingt, sollte Kapazitäten das Vorhaben in den beteilig- nach der dreijäh- ten Institutionen rigen Modellphase Öffentlichkeit Medien größtmögliche Wir- kung zu erzielen. informieren gestalten und fortgesetzt werden. und aufklären bereitstellen Um diese Zielvereinba- rungen zu erfüllen, war es nötig, eine auf das Flächenland Sachsen-Anhalt mit seinen Besonderhei- ten, die individuellen Charakteristika der Jobcen- ter bzw. Agentur für Arbeit sowie die Kapazitäten 3
Strukturen bilden und festigen Als Verantwortliche für das gesamte Projektma- nagement ist die Landesvereinigung selbst eine tragende Struktur im Projekt. Sie stellte ihr ge- samtes fachliches Know How und ihre Netzwer- ke dem Vorhaben zur Verfügung. Die intensive Beteiligung der IKK gesund plus und der KNAPP- SCHAFT auf Landesebene war ein weiteres we- sentliches strukturelles Element, das Zugänge insbesondere zu Anbietern ermöglichte und Entscheidungsprozesse verkürzte. Die Ver- treter/-innen der drei Institutionen, die das Projekt bearbeiteten, bildeten die zentrale Steuerungsgruppe. Eine Kooperationsverein- barung zwischen den beteiligten Projektpart- nern bildete die Basis der Zusammenarbeit. ten die Arbeitsvermittlungen entscheiden, wen sie noch als ständiges Mitglied in den Steuerkreis einbinden wollten. Diese Möglichkeit wurde erst im Projektverlauf stärker genutzt, z. B. mit Ver- treter/-innen der Erwerbslosen, des Landkreises, Zur regionalen Umsetzung wurde auf Basis je der Volkshochschule und eines Mehrgeneratio- eines Kooperationsvertrages an jedem betei- nenhauses. Regelmäßige Steuerkreissitzungen ligten Jobcenter und der Agentur für Arbeit ein ermöglichten ein zielgerichtetes gemeinsames Steuerkreis installiert. Vorgabe des Projektma- Vorgehen, das die regionalen Besonderheiten nagements für die Zusammensetzung waren und Bedarfe berücksichtigte. zwei Projektmitarbeiter/-innen der LVG, ein Vertreter der GKV auf Landesebene, d.h. der IKK gesund plus oder der KNAPPSCHAFT, sowie zwei, im Projektzeitraum nach Möglichkeit nicht wech- selnde, Projektverantwortliche des jeweiligen Jobcenters/ der Agentur. Darüber hinaus konn- 4
In den Jobcentern/ der Agentur wurden neben tere Strukturkomponente, die nötig war, um ein dem Steuerkreis unterschiedliche Strukturmo- nachhaltiges Angebot zu sichern. Es gelang, bis zum delle umgesetzt. Diese reichten von Standortver- Projektende mindestens drei Anbieter pro Region antwortlichen über ausgewählte Gesundheits- für eine langfristige Zusammenarbeit zu gewinnen. berater/-innen bis zur Ansprache der Kundinnen und Kunden durch alle Arbeitsvermittler/-innen. Im Projektverlauf wurde schnell sichtbar, dass Demensprechend gestaltete sich auch der Bera- es nicht ausreichte, Angebote an den Haupt- tungsaufwand, der nach Angaben der Jobcenter/ standorten der sieben Jobcenter und der ei- Arbeitsagentur zwischen fünf Minuten und an- nen Agentur zu unterbreiten. Zum einen, weil derthalb Stunden pro Kunde/Kundin lag. es den Kunden der Häuser nicht vermittelbar war, dass es nur am Hauptstandort Gesund- Ausgebildete Vermittler/-innen heitsförderungsangebote gibt, zum anderen, 60 51 weil die Nachfrage, wie erwartet, nur langsam wuchs. Außerdem ist es unwahrscheinlich, dass 50 43 42 38 Arbeitslose weite Wege für ein Gesundheitsan- 40 37 35 30 30 24 24 gebot in Kauf nehmen, was außerdem umfang- 19 20 12 15 13 14 reiche Reisekostenerstattungen zur Folge hätte. So entschloss sich die LVG, dem Wunsch der 10 8 1 0 A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 A8 Häuser zu folgen und auch an den weiteren Ge- motivierende Gesprächsführung Gesundheitsverständnis schäftsstellenstandorten Angebote aufzubauen. Insgesamt begleitete das Projektmanagement (n=147) (n=259) 21 von 24 möglichen Geschäftsstellen. Die Arbeitsvermittler/-innen der sieben Jobcenter und der einen Agentur sind das tragende Element Im dritten Projektjahr wurde ein Landestreffen in der Verzahnung von Arbeits- und Gesundheits- etabliert, das den beteiligten Institutionen die förderung. Sie führen die Gesundheitsberatung im Möglichkeit zur Vernetzung bot. Außerdem Arbeitsvermittlungsprozess durch. Dafür benötig- diente es der Zwischenbilanz, der Auseinan- ten sie entsprechendes Rüstzeug. In Verantwortung dersetzung mit unterschiedlichen strategischen der Jobcenter bzw. Agentur wurden insgesamt 147 Ausrichtungen, der Entwicklung von Handlungs- Arbeitsvermittler/-innen drei Tage in motivierender empfehlungen für die weitere Umsetzung sowie Gesprächsführung geschult. 259 Mitarbeiter/-in- dem Austausch über eine nachhaltige Veranke- nen nutzten ein Angebot der LVG und setzten sich rung der aufgebauten Projektstrukturen. mit ihrem Gesundheitsbegriff und -verständnis aus- einander. Der Aufbau regionaler Anbieterpools ist eine wei- 5
Anbieter gewinnen und Angebote aufbauen nutzbaren Angebote für die Zielgruppe Verteilung regionaler Anbieter im Markt gab. Zum anderen dienten sie der Teilhabe, denn in ihnen besteht die Möglichkeit, Menschen in anderen Lebenslagen kennenzulernen. Gesund- heitsförderliche Gruppenangebote wa- ren in Sachsen-Anhalt nicht vorhanden. Sie mussten von Grund auf entwickelt bzw. aufgebaut werden. Sie sollten sich ausschließlich an die Zielgruppe richten und deren besondere Lebenssituation berücksichtigen. Das individuelle Ge- sundheitscoaching sollte neben dem Ge- sundheitsgewinn vor allem der Selbster- mächtigung dienen. Nicht jeder angesprochene oder sich bewerbende Anbieter war bereit oder geeignet, mit der Zielgruppe zu arbeiten. Alle Anbieter wurden hinsichtlich ihrer fachlichen Qualifikation, ihrer berufli- chen Erfahrungen und soweit möglich ihrer persönlichen Eignung geprüft. Für die Umsetzung des Projekts wurden auf Ba- Da einige Anbieter nicht über eigene Räum- sis der Regionalanalyse drei Maßnahmenpakete lichkeiten verfügen, stellten, wenn möglich, die entwickelt, für die Anbieter gesucht und gewon- Jobcenter bzw. Agentur Räume für Gesundheits- nen werden mussten: förderungsangebote zur Verfügung. Außerdem z Klassische Präventionskurse (MP 1) akquirierten die Projektkoordinator/-innen der z Gesundheitsförderliche Gruppenangebote LVG kostengünstige Räumlichkeiten, die die An- (MP2) bieter nutzen konnten. Die Anbieter klassischer z Individuelles Gesundheitscoaching (MP3) Präventionskurse wurden auf Grundlage der Da- ten der Zentralen Prüfstelle Prävention der GKV Die Nutzung klassischer Präventionskurse für und der regionalen Kenntnisse aller Steuerkreis- arbeitslose Menschen war zum einen der Tat- mitglieder eruiert. Die Auswahl und Ansprache sache geschuldet, dass es keine anderen sofort der Anbieter übernahmen zu Projektbeginn 6
Klassische Präventionskurse 164 160 140 120 113 100 100 84 84 80 67 65 60 50 ausschließlich die GKV-Vertreterinnen. Sie nutz- 40 30 38 32 30 ten ihre Informationen über die Anbieterqua- 19 23 21 20 20 20 10 14 14 13 12 11 8 lität. Im Projektverlauf erfolgte die Akquisition 0 A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 A8 zunehmend durch das Projektmanagement. Anbieter Verträge Plätze Angesprochen wurden ausschließlich Anbie- ter von Bewegungs-, Stressbewältigungs- und Gesundheitsförderliche Gruppenangebote Suchtpräventionskursen. Insgesamt wurden im 104 Projektzeitraum 258 Verträge mit 58 Anbietern 100 84 über 715 Kursteilnahmen geschlossen. 36 Ver- 80 70 64 träge wurden storniert. 60 54 47 45 40 40 Als Anbieter für gesundheitsförderliche Grup- 20 12 penangebote wurden vor allem Institutionen 8 10 7 9 7 7 8 6 4 6 4 5 4 6 6 angesprochen, die eine Nähe zur Zielgruppe 0 A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 A8 herstellen können und vermuten ließen: regi- Anbieter Verträge Plätze onale Vereine, Volkshochschulen, Beratungs- stellen. Darüber hinaus wurden auch Anbieter Individuelles Gesundheitscoaching klassischer Präventionskurse, die für die Aufga- 45 42 42 be geeignet schienen, wegen eines Angebotes 40 35 angefragt. Insbesondere die freiberuflichen Er- 30 nährungsberater/-innen, mit denen die LVG seit 24 24 25 20 20 20 Jahren in der Vernetzungsstelle für KiTa- und 15 15 15 Schulverpflegung zusammenarbeitet, wurden 10 10 9 9 10 5 5 5 5 5 gebeten, ein zielgruppenspezifisches Angebot 5 3 3 3 3 1 1 1 0 zu entwickeln. Insgesamt wurden im Projekt- A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 A8 zeitraum 72 Verträge mit 27 Anbietern über 508 Anbieter Verträge Plätze Gruppenteilnahmen geschlossen. Das Gesundheitscoaching erfordert Anbieter, zurückgegriffen. Da, wo keine regional ansässi- deren Vita langjährige, individuelle Beratungs- gen Fachkräfte trotz intensiver Suche gefunden kompetenz ausweist. Hierfür wurden bekannte werden konnten, wurden Experten aus anderen oder geeignet erscheinende regionale Fach- Regionen hinzugezogen. Insgesamt wurden im leute unterschiedlicher Expertise gezielt an- Projektzeitraum 130 Verträge mit 13 Anbietern gefragt und um die Abgabe eines Angebotes über 130 Coachings geschlossen. Drei Verträge gebeten. Wo vorhanden, wurde auf bewährte wurden storniert. Kooperationspartner der Jobcenter/ Agentur 7
Arbeitslose sensibilisieren und motivieren 14 Gesundheitstage informierten Beschäftigte und Erwerbslose über das Gesundheitsförde- rungsangebot ihrer jeweiligen Geschäftsstelle. Sie motivierten, sich mit Gesundheitsfragen auseinanderzusetzen, unterschiedliche Ange- bote auszuprobieren und Fachleute um Rat zu fragen. 5668863 Foto von Sora Shimazaki by Pexels Die Gesundheitsberatung lag in der Verant- wortung der Jobcenter/ Agentur. Sie nutzten 5439487 Foto von Tima Miroshnichenko by Pexels unterschiedliche Vorgehensweisen, um ihre Kundinnen und Kunden für ein besseres Ge- sundheitsbewusstsein zu sensibilisieren. Diese reichten von der reinen Vermittlung gesund- heitsförderlicher Maßnahmen bis zur umfassen- den Gesundheitsberatung. Dabei half ihnen z. B. eine Übersicht der möglichen Vorsorgemaßnah- 5907621 Foto von Mikhail Nilov by Pexels men, die von der GKV kostenfrei angeboten wer- den. Die Beratungszeit pro Kunde/ Kundin reichte nach Aussage der Vermittler/-innen von fünf Mi- nuten bis zu anderthalb Stunden. Die neue bera- tende Rolle wurde nach und nach angenommen und verinnerlicht. Parktherme Bad Radkersburg by Harald Eisenberger Auf Gesundheitstagen boten die Jobcenter/ Agentur ihrer Kundschaft die Möglichkeit, ei- ne Vorstellung zu entwickeln, was man tun kann, um die eigene Gesundheit zu fördern. Zu diesen Veranstaltungen wurden die Kun- dinnen und Kunden persönlich eingeladen. Sie hatten sowohl angebotsspezifischen als auch marktplatzähnlichen Charakter. Die insgesamt 8
Medien entwickeln und bereitstellen Die Landesvereinigung entwickelte auf der Ba- Zur Erhöhung sis der GKV-Bündnis- und der LVG-Vorgaben ein Gesund leben Gesund arbeiten der Aufmerk- Corporate Design für Projektmedien. Diese dien- samkeit für Aktuelle Gesundheitsangebote ten zur Kundeninformation, Teilnehmermotiva- Prävention und tion sowie zur Bekanntmachung des Projektes Gesundheits- und seiner Beteiligten. So wurde zu 17 Kurs- und förderung in 25 Gruppenangeboten je ein Maßnahmenblatt den Geschäfts- erarbeitet, das eine Inhalts-, Ziel- und Zielgrup- stellen wurden penbeschreibung sowie Ort und Zeit der Durch- Roll-Ups für die führung enthält. Die Maßnahmenblätter dienen Eingangsberei- den Arbeitsvermittler/-innen zur Kundenbe- che, Einschreib- ratung und -motivation. Sie werden um einen plakate zur Terminzettel, der die Eintragung der konkreten Ankündigung Kursdaten ermöglicht, ergänzt. Dieser wird den der aktuellen Kunde/-innen zur Erinnerung mitgegeben. Präventionsan- gebote und ein Plakat Zur Gesundheitsberatung wurde eine Übersicht mit Bewegungsübungen für die der kostenfreien Vorsorgeuntersuchungen, ge- Warteflächen sowie Treppenstufenaufkleber trennt nach Frauen und Männern, erarbeitet. mit Gesundheitssprüchen gestaltet und bereit- Dabei unterstützten die GKV und die Zahnärz- gestellt. Diese sollen die Kundinnen und Kun- tekammer. Das A4-große Blatt wurde für eine den zu mehr Bewegung animieren und dazu Dauerbelastung laminiert und den beteiligten beitragen, sie für die Inanspruchnahme einer Jobcentern sowie der Agentur in gewünschter Gesundheitsförderungsmaßnahme zu motivie- Auflage zur Verfügung gestellt. ren. Auf Wunsch der Vermittler/-innen wurde außerdem ein Projektposter entwickelt, das Medien in den Arbeitsräumen an den neuen Gesund- heitsauftrag erinnern soll. Ein Projekt- und ein z Maßnahmenblätter Kundenflyer ergänzen das Medienangebot. z Terminzettel PowerPoint-Präsentationen dienen der Pro- z Vorsorgeblatt z Roll-Up jektdarstellung in zentralen Zusammenhängen. z Einschreibplakat Zuerst wurden die für den Beratungsprozess z Projektflyer erforderlichen Medien entwickelt, dann folg- z Kundenflyer ten die Medien zur Projektpräsentation und z Projektposter für Vermittler Erinnerung. z Bewegungsplakat für Wartezonen z PowerPoint Präsentationen 9
Öffentlichkeit informieren und sensibilisieren Im August 2019 organisierte das Projektmanag- ment gemeinsam mit der IKK gesund plus, dem Ministerium und der Regionaldirektion sowie dem Jobcenter Wittenberg eine Pressekonferenz in Wit- tenberg. Gesundheitsministerin Petra Grimm-Ben- ne, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit, Kay Senius, sowie der Vorstand der IKK gesund plus, Uwe Schröder, po- sitionierten sich zur Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung und informierten sich über In insgesamt 31 Pressemitteilungen und 7 Beiträgen den Projektfortschritt. Dabei kamen sie auch mit in Newslettern informierte die Landesvereinigung regionalen Anbietern und arbeitslosen Menschen, Bevölkerung und Experten über die Projektarbeit, die Gesundheitsangebote unterbreiten bzw. in An- die durchgeführten Maßnahmen und Gesund- spruch genommen hatten, ins Gespräch. heitstage sowie die Entwicklung in den beteiligten Jobcentern und der Agentur für Arbeit. Ein Teil der Erwerbslos, krank, isoliert: Raus aus dem Teufelskreislauf Presseinformationen wurde von den Jobcentern/ Neue Projekte der Gesundheitsförderung für Langzeitarbeitslose I m MGH informierten der Agentur direkt herausgegeben, die Presserefe- sich Sozialministerin Grimm-Benne und Kay Senius, Chef der Arbeitsagen- turen Sachsen-Anhalt und Thüringen. Wittenberg (wg). Den Teil- rentin der LVG unterstützte bei Bedarf. nehmern hat das in Sachsen- Anhalt einmalige Theaterpro- jekt für Langzeitarbeitslose im Mehr-Generationen-Haus (MGH) weiter geholfen: „Man kommt aus einer Höhle heraus und man nimmt wieder am Leben teil“, sagte Petra Stolzen- burg, die 63-Jährige war mit Unterbrechungen durch Maß- nahmen 20 Jahre arbeitslos. Ihre Tochter Susanne nahm eben- 36 Veröffentlichungen in den örtlichen Medien falls am Projekt teil, sie war nach einer gescheiterten Selb- ständigkeit fast zehn Jahre arbeitslos. Petra Stolzenburg und ihre Tochter Susanne haben aus dem Auf der Bühne im MGH: Sozialministerin Petra Grimm-Benne, Kay Senius, Chef der Im MGH standen Mutter Theaterprojekt viel positive Lebensenergie gezogen. Regionaldirektion Sachsen-Anhalt/Thüringen der Bundesagentur für Arbeit und MGH-Chef und Tochter während des Pro- >>> Fotos: Wolfgang Gorsboth Markus Schuliers (l.). sensibilisierten die Zielgruppe und auch Angehörige jekts gemeinsam auf der Bühne, als die Schwestern Stella und spiegeln: „Wenn ich eine Rolle haben entwickeln, was wir bes- einem Jahr. Trotz der guten Ent- Leistungs- und Beschäftigungs- bis 2022 gesichert, Sachsen- Blanche spielten sie Szenen aus spiele, bin ich jemand anderes ser machen können und wir wol- wicklung werde es immer fähigkeit zu verbessern. Die Anhalt bekommt sogar vier dem Drama „Endstation Sehn- und kann mich selbst neu ent- len miteinander reden, nicht schwieriger, diese Klienten in strukturellen Voraussetzungen zusätzliche Standorte“, so sucht“ von Tennessee Williams. decken.“ Wer den Mut habe, auf übereinander“, betonte Grimm- Arbeit zu bringen: „Nicht weil dafür wurden 2015 mit dem Prä- Schröder. Pro Standort stünden Die Beschäftigung mit Literatur der Bühne zu stehen, habe auch Benne. Für Menschen in Arbeit uns die Jobs fehlen, sondern ventionsgesetz geschaffen. 50.000 Euro im Jahr zur Verfü- zum Thema und trugen dazu bei, Interessierte zur hat Spaß gemacht, entscheidend den Mut, sich wieder der Gesell- gebe es eine Reihe von Präven- weil die jetzt noch langzeitar- Bereits drei Jahre vorher gung. aber war, dass Fantasie und schaft zu öffnen, sich um Arbeit tions-Programmen zur Gesund- beitslosen Mensch multiple Ver- hatte der Spitzenverband der Nach einer Bedarfsanalyse Kreativität angeregt und das zu bewerben. erhaltung, diese weite man nun mittlungshemmnisse aufweisen, Gesetzlichen Krankenkassen wurden für Sachsen-Anhalt drei Selbstbewusstsein gestärkt wur- Petra Grimm-Benne (SPD), auch auf Langzeitarbeitslose gerade auch im Bereich der (GKV) mit der Bundesagentur Maßnahmepakte geschnürt: Das den. Für die Teilnehmer bedeu- Ministerin für Arbeit und Sozia- aus. Denn: Arbeitslosigkeit (psychischen) Gesundheit, wirt- eine Kooperation geschlossen, erste umfasst das klassische teten diese Erfahrung eine 180- les und Kay Senius, Leiter der macht krank und umgekehrt, schaftspolitische Maßnahmen 2014 wurden sechs Modellpro- Kurssystem der Kasse wie Teilnahme an einem Gesundheitsangebot zu mo- Grad-Wendung: Daniel Hilde- Regionaldirektion Sachsen-An– wie zahlreiche Studien bewiesen allein reichen da nicht aus.“ jekte in sechs Bundesländern Rückenschule, Wassergymna- brandt nimmt eine Ausbildung halt/Thüringen der Bundesagen- haben. Für eine erwerbsbezoge- auf den Weg gebracht, Sachsen- stik; Bewegung und Autogenes als Krankenpflegehelfer auf, tur für Arbeit, zeigten sich bei ne Leistungsgesellschaft, in der Neue Perspektiven Anhalt war nicht vertreten. Training, das zweite betrifft ziel- Verena Pittwehn arbeitet als ihrem Besuch im MGH von den Ansehen und Einkommen von durch Prävention „Nach der erfolgreichen Evalu- gruppenspezifische Angebote Bufdi im MGH und leitet einen Schilderungen der Teilnehmer der Berufstätigkeit abhängen, ierung haben wir 2017 das Pro- wie Ernährungsberatung und Kurs „Deutsch als Fremdspra- beeindruckt. Das Theaterprojekt nicht überraschend. Diese Probleme können jekt auf bundesweit 129 Stand- das Theaterprojekt in Witten- tivieren. Auch auf den Internetplattformen der be- che“. ist Teil eines bundesweiten Vor- „Bei viele Langzeitarbeitslo- Arbeitagenturen und Job-Center orte erweitert“, berichtete Uwe berg und das dritte sieht indivi- „Alle Teilnehmer sind habens zur Verzahnung von sen, aber auch bei Jugendlichen alleine nicht lösen, dazu braucht Schröder, Vorstand der IKK duelles (Gesundheits-)Coaching selbstbewusster, freier und Arbeits- und Gesundheitsförde- mit Startschwierigkeiten in das es Partner, deshalb arbeiten die plus, die seitens der Kassen vor. Mehr als 500 Teilnehmer lebensbejahender geworden“, rung, das inzwischen auch in Erwerbsleben ist der Weg in Bundesagentur für Arbeit, die federführend ist. Diesmal ist haben bislang die Angebote resümierte MGH-Leiter Markus Sachsen-Anhalt erfolgreich eta- Arbeit ein langer, weil erstmal gesetzlichen Krankenkassen, Sachsen-Anhalt prominent mit genutzt. Im Vorfeld wurden Schuliers. Es gehe in dem Pro- bliert ist. viele andere Probleme gelöst der Deutsche Landkreistag und acht Hauptstandorten und 22 auch die Berater und Vermittler teiligten Jobcenter und der Agentur, der IKK gesund jekt nicht primär um Kunst, viel- Grimm-Benne und Senius werden müssen“, erklärte Seni- der Deutsche Städtetag zusam- Regionalstellen vertreten, Trä- der Agenturen und Job-Center mehr darum, Szenen aus Thea- informieren sich regelmäßig für us. Aktuell gebe es 26.000 men, um die gesundheitliche ger der Projekte ist die Landes- geschult, damit sie nicht nur den terstücken auszuwählen, die die Ort über Modellprojekte: „Wir Langzeitarbeitlose in Sachsen- Situation und die Lebensqualität vereinigung für Gesundheit Langzeitarbeitslosen, sondern Situation der Betroffenen wider- wollen sehen, wie sich die Vor- Anhalt, 6.000 weniger als vor von Arbeitslosen und damit ihre (LVG). „Die Finanzierung ist den gesamten Menschen sehen. plus und der LVG wird das Projekt einer breiten Öf- fentlichkeit präsentiert. Städtetag und Städte- und Um den Bezug des Projektes zu den Gesundheits- Gemeindebund veröffentlichten in ihren Mitglie- zielen des Landes Sachsen-Anhalt deutlich zu ma- derinformationen eine Projektinformation der LVG. chen, wurden ein Struktur- und ein Ergebnisposter gestaltet. Diese informieren und sensibilisiern Öf- g Im Rahmen der 14 Gesundheitstage, die teilweise fentlichkeit und Fachleute auf landesweiten und auch von Angehörigen besucht wurden, nutzten fachspezifischen Veranstaltungen der LVG sowie Medienvertreter/-innen die Möglichkeit, sich über auf der Landesgesundheitskonferenz zur Verzah- das Projekt und die Themenbrisanz zu informieren. nung von Arbeits- und Gesundheitsförderung. 10
Qualität sichern und entwickeln Das Thema Qualität fand bereits bei der Projekt- förderung“ eine Prüfmatrix entwickelt, die pro entwicklung Beachtung. So wurden eine stan- Kriterium drei Qualitätsstufen definiert. Ein An- dardisierte Dokumentation und eine, die externe gebot muss, um vertraglich gebunden zu wer- Evaluation ergänzende, interne Evaluation festge- den, jedes Kriterium mindestens mit der ersten legt. Die Finanzierung der Leistungen der Anbieter Qualitätsstufe erfüllen. wurde an die vorgegebene Dokumentation der Angebote gebunden, so dass ein entsprechender In der Zusammenarbeit mit den regionalen Rücklauf garantiert war. Die Halbjahresberichte Anbietern wurde schnell deutlich, dass die dienten ebenso wie maßnahmenbezogene Beleg- wenigsten geübt sind, fachgerechte Angebote listen dem Maßnahmen- und Finanzcontrolling. zu formulieren und dass die Kenntnis über die Zielgruppe begrenzt ist. Auf Grund der aus- Die Zulassung der Zentralen Prüfstelle Präven- gesprochen geringen Anbieterdichte und des tion (ZPP) der GKV ist Grundvoraussetzung für Anspruches möglichst regionale Anbieter zu gewinnen, kümmerte sich das Projektmanage- Instrumente der Qualitätssicherung ment um die Qualifizierung der Angebote, wenn die Anbieter für die Aufgabe befähigt schienen. z Standardisierte Dokumentation Grundsätzlich wurden zunächst Einzelaufträge z Interne Evaluation vergeben, um Anbieter und Angebot zu prü- z Maßnahmen- und Finanzcontrolling fen. Teilweise fuhren die Projektkoordinatoren z Zulassung der ZPP vor Ort und nahmen das Angebot persönlich in z Qualifizierungsnachweise von Anbietern Augenschein. Einige wenige Anbieter wurden z Prüfmatrix für Angebote auf Grund mangelnder Qualität nicht weiter z Maßnahmenblätter verpflichtet. Maßnahmenblätter und Vorsorge- z Vorsorgeblatt blatt wurden zur z Gesundheitszirkel z Steckbrief für ein gutes Praxisbeispiel Qualitätssiche- rung der Gesund- heitsberatung in Vertragsschließungen im Maßnahmenpaket den Jobcentern/ „Klassische Präventionsangebote“. Für die „Ge- der Agentur ent- sundheitsförderlichen Gruppenangebote“ und wickelt. Sechs das „Individuelle Gesundheitscoaching“ müssen Gesundheitszir- die Anbieter ihre Kompetenzen und Erfahrun- kel, die die LVG gen durch entsprechende Qualifizierungs- und durchführte, ermöglichten den Arbeitsvermitt- Arbeitsnachweise erbringen. Für die Angebo- ler/-innen den Gesundheitsberatungsprozess zu te wurde auf der Basis der „Kriterien für gute reflektieren, um ihn zu verbessern. Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheits- 11
Rahmenbedingungen schaffen und mitgestalten 1 Arbeits- und Gesundheitsförderung miteinander zu verknüpfen und arbeitslosen Menschen mehr gesundheitsförderliche Teilhabe zu ermöglichen, ist eine Aufgabe, die letztendlich nur bundesweit nachhaltig zu etablieren ist. Im bundesweiten Kooperationsverbund gesundheitliche Chancen- gleichheit und auf den bundesweiten Projekttref- fen brachte sich die LVG mit ihren Erfahrungen und Erkenntnissen zur Verzahnung von Arbeits- Erster und Gesundheitsförderung ein. So dokumen- Präventionsbericht tierte sie z. B. das Projekt in der Datenbank Ge- nach § 20d Abs. 4 SGB V sundheitliche Chancengleichheit als Modell guter Praxis. Die Träger der Nationalen Präventionskonferenz (NPK): arbeiten und eine Projektlogistik zu entwickeln, die ermöglicht, langfristig Daueraufgabe im Ta- gesgeschäft ohne separates Projektmanagement zu bewältigen. Im Januar 2019 verständigten sich die Vertreter/-innen der Landesvereinigungen, die bundesweit mit dem Projekt beauftragt sind, zu ihrem methodischen Vorgehen und vereinbar- ten eine engere Zusammenarbeit. Selbstverständlich beteiligte sich die LVG an der externen Evaluation. Die Beteiligung an der Be- fragung zum ersten Nationalen Präventionsbe- richt nutzt die LVG nicht nur für die Einbringung Im Vergleich zu den sechs ursprünglichen Mo- des sachsen-anhaltischen Modellprojektes, sie dellprojekten und anderen Projektträgern ver- schlug ein Jobcenter als Praxisbeispiel vor und folgt die LVG mit den drei Maßnahmepaketen arbeitet dessen Entwicklung für den Bericht auf. einen eigenständigen Weg, der von Beginn an Die Zuarbeiten wurden genutzt und finden sich darauf zielt, Vorhandenes zu nutzen, regional zu im Nationalen Präventionsbericht wieder. 12
Erkenntnisse und Ergebnisse Die Verzahnung von Arbeits- und Gesundheits- Klassische Präventionskurse. Zunächst wur- förderung in der kommunalen Lebenswelt in den Anbieter, die eine Zulassung der Zentralen Sachsen-Anhalt hat sich vor allem als logistische Prüfstelle Prävention hatten, an den Haupt- Herausforderung erwiesen. An 22 Standorten standorten der Jobcenter/ Agentur identifiziert etwas aufzubauen, was es vorher nicht gab und und um Mitwirkung gebeten, später dann auch was einen regionalen Hintergrund hat, bedeute- an den Standorten der Geschäftsstellen. Im Pro- te, 22 verschiedene Ausgangslagen zu berück- jektzeitraum wurden insgesamt 715 Kursplätze sichtigen. Hinzu kam die zentrale Finanzierung. akquiriert und den JC/ dem AA zur Vermittlung zur Verfügung gestellt. Von den 472 Datensät- Entwicklung der Bereitstellung von zen, die bei der LVG bis zum Stichtag 30.09.2019 Gesundheitsmaßnahmen eingingen, konnten 392 ausgewertet werden. 187 186 200 174 150 136 152 135 83,1 % der Erwerbslosen, die sich bei der Ge- 106 115 100 sundheitsberatung der Jobcenter bzw. Agentur 66 35 in einen Präventionskurs einschrieben, erschie- 50 32 29 0 0 nen auch beim Kurs. 0 2. HJ 2017 1. HJ 2018 2. HJ 2018 1. HJ 2019 2. HJ 2019 Kursanwesenheit MP1 (n=715) MP2 (n=508) MP3 (n=130) 30% 27% 26,3% Die LVG hat im Projektzeitraum mit 85 Anbie- 24,5% 24,5% 24,7% 24% tern insgesamt 415 Verträge abgeschlossen und abgerechnet. Davon betrafen 222 Klassische 21% Präventionskurse (MP1), 63 gesundheitsför- 18% derliche Gruppenangebote (MP2) und 130 das 15% 1% bis 49% 50% bis 79% 80% bis 99% 100% Gesundheitscoaching (MP3). Diese umfassten 1.345 Maßnahmeplätze, davon 715 in MP1, 508 in MP2, 130 in MP3. 75,5 % der Kursteilnehmer/-innen besuchten mindestens 50 % der Kurseinheiten. 51,0 % Insgesamt gab es 90 Steuerkreissitzungen, hätten die Erstattungsregelung der GKV in An- durchschnittlich vier Pro Jahr pro JC/AA, de- spruch nehmen können (80 % Kursbesuch). ren Festlegungen umgesetzt bzw. überwacht werden mussten. 14 Gesundheitstage wurden Obwohl insgesamt mehr Männer als Frauen ar- organisiert und ein Medienpaket entwickelt. beitslos sind, nehmen mehr Frauen das Kursan- 29 Pressemitteilungen wurden herausgegeben. gebot in Anspruch. Nur gut ein Fünftel der Kur- 2017 startete die LVG mit Maßnahmenpaket 1: steilnehmer/-innen sind Männer (20,7 %). Die 13
Kursteilnahme nach Geschlecht 100% 79,3% 75% 50% 20,7% me, dass die Ressourcen vieler Erwerbsloser für 25% den Schwimmbadbesuch nicht ausreichen, dies 0% mit begründen. Weiblich Männlich Mit 37,2 % der 35- bis 55-Jährigen, verzeichnet diese Mehrzahl der Kursteilnehmer/-innen, die Altersan- Altersgruppe den größten Anteil an Nutzer/-innen gaben machten, war zwischen 35 und 55 Jahre alt. eines Stressbewältigungskurses. Hierbei muss be- rücksichtigt werden, dass das Nutzungsverhalten an Gut ein Fünftel der Kursteilnehmer/-innen wur- das regional bereitstellbare Angebot gebunden ist. de von nur einem JC/AA vermittelt. Vier der acht Arbeitsvermittlungen verzeichneten weniger Kursteilnahme nach Altersgruppe 50% als ein Achtel der Kursteilnehmer/-innen. Die 42,3% Ursachen hierfür sind vielfältig: innerhäusige 40% 37,8% 37,2% 34,6% Strukturen und Ressourcen, sowie die Annah- 30% 27,0% 24,7% 24,7% me der neuen Aufgabe als Gesundheitsbera- 20% 20,3% 19,2% 13,5% ter/-innen scheinen dabei ebenso eine Rolle zu 10% 9,0% 8,2% spielen, wie die Anbieterdichte und deren Mit- 0% wirkungsbereitschaft. Teilweise fehlt es einfach Unter 35 Jahre (n=79) 35 bis 55 Jahre (n=161) Über 55 Jahre (n=98) an strukturellen Voraussetzungen, z. B. einem Wirbelsäulengymnastik/Rückenschule Wassergymnastik/Aquafitness Schwimmbad, ortsansässigen Physiotherapien Sonstige Bewegungsangebote Stressbewältigung oder anderen Räumlichkeiten. Die geringe und unterschiedliche Anbieterdichte spiegelt sich Zusammenfassend ist festzustellen, dass Klassische auch in der Menge der angebotenen Kursarten Präventionskurse durchaus auch ein Instrument pro JC/AA. zur Förderung der Gesundheit Erwerbsloser sind. Sowohl die Anwesenheit als auch die persönli- Rückenkurse werden sowohl von Männern (48,1 %) chen Rückmeldungen der Nutzer/-innen bei ihren als auch von Frauen (37,6 %) am häufigsten in An- Vermittlern bestätigen die Aktivierung und den spruch genommen, gefolgt von Wasserkursen. Die- Gesundheitsgewinn. Darüber hinaus wurde in per- se nehmen doppelt so viele Frauen (24,1 %) wie sönlichen Gesprächen formuliert, dass das Gesund- Männer (12,3 %) in Anspruch. Die Wasserkurse heitsangebot als Wertschätzung von den Beteiligten weisen die wenigsten vorzeitigen Abbrüche auf. erlebt wird. 61,2 % der Teilnehmer/-innen an Wasserkursen könnten die Erstattungsregelung der GKV (mind. 80 % Anwesenheit) in Anspruch nehmen. Es ist wahrscheinlich, dass die Mischung aus Bewe- gung, Entspannung und Spiel sowie die Annah- 14
Gesundheitsfördernde Gruppenangebote konnte die LVG den JC/AA ab 2018 anbieten. Un- Teilnahme nach Geschlecht 80% 74,0% ter Berücksichtigung der Bedarfslage wurden regionale Anbieter aufgefordert, Maßnahmen, 60% die sich speziell an Erwerbslose richten zu entwi- 40% ckeln. 25 verschiedene Gruppenangebote mit 26,0% 20% 508 Plätzen wurden den JC/AA im Projektzeit- raum zur Vermittlung zur Verfügung gestellt. 0% Weiblich (n=142) Männlich (n=50) Entwicklung der Bereitstellung von Plätzen in Gruppenangeboten Die Gruppenangebote verfolgten die Schwerpunk- 200 152 te Aktivierung und Selbstermächtigung sowie 150 115 135 Gesunde Ernährung. Auch die Gruppenangebote 106 werden häufiger von Frauen als von Männern be- 100 sucht. Aber im Vergleich zu den Präventionskursen 50 ist der Männeranteil um 5,3 % größer. 52,1 % der 0 0 Kursteilnehmer/-innen, die Altersangaben mach- 2017 2018 2018 2019 2019 ten, war zwischen 35 und 55 Jahre alt. 2. HJ 1. HJ 2. HJ 1. HJ 2. HJ Knapp ein Viertel der Kursteilnehmer/-innen 93,7 % der Teilnehmer/-innen besuchten das Grup- wurde von nur einem JC/AA vermittelt. Auch penangebot, für das sie sich entschieden hatten, bei den Gruppenangeboten gilt, es kann nur mindestens zur Hälfte, 69,3 % sogar vollständig. angeboten werden, was regional vorhanden ist. Der Schwerpunkt Gesunde Ernährung fand mit Anwesenheit im Gruppenangebot 23 Angeboten besondere Beachtung. Dies ist vermutlich dem Umstand geschuldet, dass im 80% 69,3% Maßnahmenpaket 1 keine Ernährungskurse an- 60% geboten werden, da diese häufig zu theoretisch 40% sind. Zwei JC/AA bieten ihrer Klientel nur einen 18,2% Schwerpunkt bei den Gruppenmaßnahmen an, 20% 6,3% 6,3% nur eine Arbeitsvermittlung bedient alle drei 0% Schwerpunkte. 1% bis 49% 50% bis 79% 80% bis 99% 100% 15
73,5% der Erwerbslosen, die ein Gruppenange- Die Einschätzung der Teilnehmer/-innen ihres bot besuchten waren mit diesem „Sehr“ bzw. persönlichen Befindens mit Aussagen wie „Ich „Eher zufrieden“. Nur zwei Befragte äußern Un- habe weniger Schmerzen“ oder „Ich bin fröhli- zufriedenheit mit der Maßnahme. cher“ belegt eine Verbesserung der gesundheit- lichen Disposition. Die größten Effekte wurden Wie zufrieden waren Sie mit dem Angebot ingesamt? bei der Selbsterkenntnis, der Sozialen Teilhabe und der Allgemeinen Gesundheit erzielt, die Mittelwerte liegen zwischen 1,99 und 2,21. 25,5% Sehr zufrieden Persönliches Befinden nach dem Gruppenangebot Eher zufrieden 4 0,5% Eher unzufrieden 0,5% 54,2% Sehr unzufrieden Keine Angabe 3 2,55 2,63 19,3% 2,18 2,21 1,99 2 67,2% der Teilnehmer/-innen sehen den zentra- 1 Selbsterkenntnis Soziale Allgemeine Aktivierung Schmerzen len Nutzen des Angebotes in der Verbesserung Teilhabe Gesundheit ihrer Gesundheit. 58,0% haben Neues gelernt. Ein gutes Fünftel der Antwortenden erfuhr 50,5% der Erwerbslosen bestätigen, nach dem Selbsterkenntnis, 12,6% schätzten die Teilhabe Gruppenangebot mehr für ihre Gesundheit zu und den Kontakt mit anderen Menschen. tun. Gut zwei Drittel der Teilnehmer/-innen hat Interesse, weitere Gesundheitsangebote wahr- Was war für Sie der zentrale Nutzen des Angebots? zunehmen. Im Vergleich von Selbst- und Fremd- 80% wahrnehmung wird deutlich, dass die Einschät- 71,8% zung der Teilnehmer/-innen und der 60,7% 60% Arbeitsvermittler/-innen nicht weit auseinander liegen. Lediglich bei den Bewerbungsaktivitäten 40% differiert der Mittelwert deutlicher. Sozial er- 23,1% 20% wünschtes Antwortverhalten kann hier nicht 12,8% ausgeschlossen werden. 0% Verbesserung der Neues gelernt/ Selbst- Soziale Gesundheit erfahren erkenntnis Teilhabe 16
Selbst- und Fremdwahrnehmung 4 3,20 3,30 3 2,70 3,00 2 2,00 2,30 2,30 Mit 33,3% ist der Anteil der Männer, die das Coa- 2,00 chingangebot annehmen, im Vergleich zu den 1 beiden anderen Maßnahmenpaketen deutlich Interesse an Fröhlichkeit Bewerbungsaktivitäten Fortbildungsaktivitäten Gesundheitsangeboten höher. Das Coaching wird wie das Gruppenange- Mittelwert Erwerbslose Mittelwert Vermittler/-innen bot überwiegend von den 35- bis 55-Jährigen ge- nutzt, aber auch der Anteil der unter 35-Jährigen Zusammenfassend kann festgestellt werden, ist mit 31,0% hoch. Aktivierung, Selbstermächti- dass die zielgruppenspezifischen Gesundheits- gung und ein gesundes Ernährungsverhalten sind angebote ihre Adressaten erreicht haben. Ge- die drei aktuellen Coachingschwerpunkte, wobei sundheitsgewinne sind deutlich festzustellen, die ersten beiden den Hauptanteil der Teilneh- insbesondere die jüngeren Erwerbslosen profi- mer/-innen auf sich vereinen. tieren von den Maßnahmen. Teilnahme nach Schwerpunkt Das Individuelles Gesundheitscoaching konnte die LVG den JC/AA ab dem 2. Halbjahr 80% 2018 vermitteln. Bis zu diesem Zeitpunkt dauer- 60% 50,0% te die Anbietersuche und -auswahl. 15 Coaches 40% 40,5% konnten für eine Zusammenarbeit verpflichtet 20% werden. Sie stellten im Projektzeitraum 130 9,5% Coachingplätze zur Verfügung. 11 Erwerbslose 0% Aktivierung Ernährung Selbstermächtigung erschienen nicht zu ihrem Angebot. 57,1% der (n=42) (n=8) (n=34) Teilnehmer/-innen nutzen alle 12 Coachingter- mine, um sich mit ihren individuellen gesund- Teilnahme nach Geschlecht heitsbeeinträchtigenden Problemlagen ausein- 80% 66,7% anderzusetzen. 60% 40% 33,3% Entwicklung der Bereitstellung von Coachingplätzen 80 20% 66 60 0% Weiblich (n=56) Männlich (n=28) 40 35 29 20 Für ein Jobcenter lagen zum 30.09.2029 noch 0 0 keine auswertbaren Daten vor, eine andere Ar- 0 2017 2018 2018 2019 2019 beitsvermittlung beansprucht fast 30,0% der 2. HJ 1. HJ 2. HJ 1. HJ 2. HJ Angebote. Die vermittelten Coachingschwer- 17
punkte sind u.a. von der regionalen Anbietersi- Persönliches Befinden nach Schwerpunkt tuation abhängig, teilweise müssen Anbieter angrenzender Regionen verpflichtet werden, da 4 es lokal keine entsprechenden Experte/-innen gibt oder diese keine Kapazitäten besitzen. Akti- 3 vierungs- und Selbstermächtigungscoachings 2,19 2,28 bieten je fünf Arbeitsvermittlungen an, Ernäh- 2 1,82 1,88 rung findet an drei Standorten Berücksichti- 1,56 gung. Nur ein JC/AA kann seiner Klientel alle drei Schwerpunkte vermitteln. 1 Selbsterkenntnis Allgemeine Soziale Schmerzen Aktivierung Gesundheit Teilhabe Schwerpunkt und JC/AA 100% 100% 100% 65,5% der Gecoachten geben an, nach dem 87,5% 83,3% 76,9% Coaching mehr für die eigene Gesundheit zu tun 75% und 52,3% wünschen sich weitere Gesundheits- 50% 48,0% 50,0% 50,0% angebote insbesondere zur Motivation. 40,0% 25% 12,0% 12,5% 16,7% 23,1% Die Coaches bestätigen den Teilnehmenden 0% 0% Veränderungsbereitschaft insbesondere in Be- A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 A8 zug auf ihren beruflichen Wiedereinstieg, Ge- sunde Ernährung und den Umgang mit Stress. Aktivierung (n=42) Ernährung (n=8) Selbstermächtigung (n=34) Sie erleben ihre Klienten im Coachingverlauf 71,5% der Erwerbslosen, die ein Coaching besu- aufgeschlossener, lebensfroher, aktiver, zuver- chen, sind mit diesem „Sehr“, 7,1% „Eher“ zu- sichtlicher und selbstbewusster. frieden. 21,4% machen zu dieser Frage keine Angaben. Gefragt nach dem zentralen Nutzen Veränderungsbereitschaft benennen 56,7% der Gecoachten die Verbesse- 10 rung ihrer Gesundheit. Je 43,3% sehen diesen in 11 23 Bewerbung/ Beruflicher (Wieder)einstieg Selbsterkenntnis und aktiver Problembewälti- Gesunde Ernährung gung. Auch dem persönlichen Befinden attestie- Umgang mit Stress 13 ren die Teilnehmer/-innen mit Mittelwerten Selbsterkenntnis zwischen 1,56 und 2,28 durchweg positive Ef- 21 Bewegung im Alltag fekte. Die 35 bis 55-Jährigen scheinen am meis- 13 Soziale Teilhabe ten von dem Coachingangebot zu profitieren, Konflikt-/ Agressionsbewältigung dicht gefolgt von den Unter 35-Jährigen. 14 20 Positive Grundeinstellung 18
Exemplarischer Einzelfall TN 801 Schwerpunkt: Aktivierung; 12 Sitzungen; Altersgruppe: Unter 35 Jahre; männlich Der Proband bestätigt, im Coaching etwas über sich selbst gelernt zu haben, eine Verbesserung seines Wohlbefin- dens, dass er fröhlicher ist, mehr unter Menschen gehe und neue Kontakte knüpfen konnte. Als seinen Zentralen Habituelle Veränderungen Nutzen des Coachings gibt er an „Verbessern der eige- nen Sprachschwierigkeiten. Ordnung in arbeitsfreie Zeit bringen.“ Als Schwierigkeit benennt er „Problem bei der 10 21 Anfahrt mit dem Zug.“ Als Ergebnis fasst er zusammen: „bewusster leben, regelmäßiger Tagesablauf, gesunde Er- 11 Aufgeschlossener nährung“. Er wünscht sich vor allem „soziale Teilhabe“. Der Coach attestiert dem Klienten die Bereitschaft, seine sozia- Lebensfroher Aktiver Zuversichtlicher le Kommunikation verbessern zu wollen, sich bewerben zu Selbstbewusster wollen, seine soziale Isolation überwinden zu wollen, sei- nen Tagesablauf strukturieren zu wollen und seine Ernäh- 14 15 rung umstellen zu wollen. Er stellt fest, dass es keine Bereit- schaft gibt, wegen einer Arbeitsaufnahme den Wohnort zu wechseln, die übermäßigen Computeraktivitäten aufzuge- ben und die Wohnung aufzuräumen. Am Ende des Coa- Die Zunahme von Gesundheitsaktivitäten, die chings bescheinigt der Coach, dass der Proband sich selbst Veränderungen in der Familie und die gestei- aktiv auf Jobs bewirbt, mehr auf Menschen zugeht und sich gerten Bewerbungsaktivitäten sprechen neben ein Kochbuch kaufte. Er stellt beim Klienten eine positivere anderem für eine Integration des Gelernten in Grundeinstellung fest, eine Steigerung des Selbstwertge- fühls und die Verbesserung seines Sozialverhaltens. den Alltag. Integration in den Alltag Gesundheitsfördernde Auswirkungen 9 2 2 2 20 3 9 Formuliert (neue) Lebens- und/oder Berufsziele berichtete (Gesundheits)Aktivitäten hat mehr Lebenszufriedenheit und/oder -freude 7 Veränderungen in Familie und Umfeld gesteigertes Wohlbefinden 9 bewegt sich mehr gesteigerte Bewerbungsaktivität 31 Ist selbstbewusster Anmeldung zur Umschulung/ Fortbildung Ist entspannter 17 Stressresistenter Anmeldung zum Bundesfreiwilligendienst 9 Öffnund für soziale Teilhabe Aufnahme eines Jobs 10 21 Anmeldung zu einem Gesundheitskurs 15 Dies trifft auch auf den Gesundheitsgewinn wie Zusammenfassend kann festgestellt werden, z.B. die Formulierung neuer Lebens- und Berufs- dass das individuelle Gesundheitscoaching im ziele, die gewachsene Lebenszufriedenheit und intendierten Sinne greift, d.h. die Kundinnen und die Öffnung für soziale Teilhabe zu. Kunden der Arbeitsvermittlungen, die die größ- ten Integrationschancen versprechen, profitieren am meisten von diesem Gesundheitsangebot. 19
Ausblick Dem Projektmanagement gelang es in Koopera- Angebote zu entwickeln, wird eine Aufgabe tion mit den Projektbeteiligten, regionale Struk- sein. Eine weitere Intention des Projektma- turen und Netzwerke aufzubauen, Anbieter und nagements ist es, darauf hinzuwirken, dass der Angebote zu entwickeln, neue Kommunikati- Vermittlungsprozess selbst noch gesundheits- onsstrukturen zu etablieren und arbeitslosen förderlicher gestaltet werden kann. Menschen Teilhabe an Gesundheitsförderungs- angeboten zu ermöglichen. Die entscheidenden Im Sommer 2019 wurden weitere drei Jobcenter Unterschiede zur Ausgangssituation sind, dass und eine Agentur in das Projekt aufgenommen. die Mitarbeiter/-innen der betreuten Jobcenter Im November diskutierte die LVG mit ihnen auf sowie der Agentur für Arbeit zunehmend ein einem ersten Strategietreffen ihre Ausgangs- Bewusstsein für ihr neue Rolle als Gesundheits- situation sowie die Möglichkeiten der regiona- berater/-innen gewonnen haben und ihre Mit- len Projektentwicklung. Sie werden ab 2020 die gestaltungsmöglichkeiten nutzen, um die Ge- Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsför- sundheit ihrer Kundinnen und Kunden als Basis derung in ihren Verantwortungsbereichen mit von Leistungs- und Arbeitsfähigkeit zu fördern Unterstützung der LVG und der IKK gesund plus und dass regionale Anbieter Gesundheitsförde- aufbauen. rungsangebote für die Zielgruppe bereitstellen. Alle acht Arbeitsvermittlungen werden ihre Projektarbeit fortsetzen. In den nächsten drei Jahren wird es ihre Aufgabe sein, dem Aspekt der Verzahnung noch größere Beachtung als bisher zu schenken, d.h. Kundinnen und Kunden für die, für ihre individuelle Entwicklung be- deutsamen, Gesundheitsförderungsangebote zu motivieren, d.h. noch einzelfallbezogener zu arbeiten. Die Aufgabe der LVG wird in diesem Prozess u.a. die Gewinnung weiterer regionaler Kooperationspartner im Sinne einer ganzheitli- chen und interdisziplinären Betreuung sein, die die Häuser dabei unterstützen. Es ist bekannt, dass präventive Maßnahmen so früh wie möglich einsetzen sollten und dass die psychische Belastung im Moment des Verlustes des Arbeitsplatzes besonders hoch ist. Hierfür 20
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