Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt

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Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt
Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung
in der kommunalen Lebenswelt
2017 - 2019
Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt
Inhalt

Vorwort .........................................................................................................................................   1

Ausgangslage und Herausforderungen ..........................................................................................                       2

Strategie und Handlungsfelder ......................................................................................................                3

Strukturen bilden und festigen ......................................................................................................               4

Anbieter gewinnen und Angebote aufbauen .................................................................................                           6

Arbeitslose sensibilisieren und motivieren ....................................................................................                     8

Medien entwickeln und bereitstellen ............................................................................................                    9

Öffentlichkeit informieren und aufklären ...................................................................................... 10

Qualität sichern und entwickeln .................................................................................................... 11

Rahmenbedingungen schaffen und mitgestalten .......................................................................... 12

Erkenntnisse und Ergebnisse ......................................................................................................... 13

Ausblick ......................................................................................................................................... 20
Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt
Vorwort

Studien belegen, dass Arbeitslose nicht nur              es trotz insgesamt sinkender Arbeitslosenzah-
materiell, sondern auch gesundheitlich und psy-          len nicht, die größere Unterbeschäftigung zu
chosozial stärker belastet sind als Erwerbstätige.       senken. Mit der Beteiligung am bundesweiten
Außerdem besteht zwischen einem schlechten               Projekt „Verzahnung von Arbeits- und Gesund-
Gesundheitszustand und verminderten Einglie-             heitsförderung in der kommunalen Lebenswelt“
derungschancen ein sich selbstverstärkender              beschritt die Landesvereinigung für Gesundheit
Zusammenhang. Die ungünstigeren Ressourcen               Sachsen-Anhalt e.V. (LVG) gemeinsam mit der
arbeitsloser Menschen spiegeln sich auch in              GKV und sieben Jobcentern sowie eine Arbeits-
dem Ausmaß, in dem sie von Präventionsange-              agentur unseres Bundeslandes neue Wege, die
boten der GKV erreicht werden. Die vorhande-             Gesundheit arbeitsloser Menschen als Basis von
nen Daten belegen eine unterdurchschnittliche            Leistungs- und Beschäftigungsfähigkeit zu för-
Nutzung klassischer Präventionsangebote durch            dern. Die Dokumentation gibt einen Einblick in
Erwerbslose. Für Sie stellen die bestehenden             die geleistete Arbeit der vergangenen drei Jahre.
Finanzierungs- und Erstattungsregelungen ein
grundsätzliches Hindernis dar. Die Erkenntnis,           Unser Dank gilt vor allem der GKV des Landes,
dass der Gesundheitszustand einer der wich-              die der LVG mit der Projektübertragung ihr Ver-
tigsten Indikatoren für eine erfolgreiche Rück-          trauen aussprach und insbesondere den Ver-
kehr in den Arbeitsmarkt ist, mündete 2015 im            treterinnen und Vertretern der IKK gesund plus
Präventionsgesetz, das einen gesetzlichen Auf-           und der KNAPPSCHAFT, die im Auftrag des Lan-
trag für die Zusammenarbeit von Gesundheits-             desforums Prävention die LVG auf diesem Wege
system und Arbeitsvermittlung formuliert.                begleiteten. Wir danken den Mitarbeiterinnen
                                                         und Mitarbeitern der beteiligten Jobcenter und
Nach wie vor weist Sachsen-Anhalt mit durch-             Agentur für Arbeit, ohne deren Engagement der
schnittlich 6,9 Prozent (Stand: Dezember 2019)           Projekterfolg nicht möglich gewesen wäre. Dies
eine der höchsten Arbeitslosenquoten Deutsch-            trifft auch auf die regionalen Anbieter und Ko-
lands (4,9 Prozent) auf. Die Ursachen für die            operationspartner zu. Ein Dank geht auch an das
höhere Arbeitslosigkeit liegen hauptsächlich             Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration
im Zusammenbruch ganzer Wirtschaftszweige                Sachsen-Anhalt sowie an die Regionaldirektion
nach der Wende, im höheren Weg- statt Zuzug              Sachsen-Anhalt-Thüringen, die in ihren Arbeits-
von Menschen seit der Wiedervereinigung und              zusammenhängen das Vorhaben positiv unter-
dem größeren Interesse von Frauen an einer               stützten.
(Vollzeit-)Erwerbstätigkeit. Bis heute gelang

Martina Kolbe
Geschäftsführerin
Landesvereinigung für Gesundheit
Sachsen-Anhalt e.V.

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Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt
Jobcenter und Arbeitsagentur

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                                                                                      stellen

          Ausgangslage                                                              z 1 Agentur für Arbeit mit 6
                                                                                      Geschäftsstellen
                                                                                    z 37.965 betreute Arbeitslose
          und Herausforderung                                                         (Stand 01.04.2017)

Soziale Situation 2017
                                                                             Gesetzlicher Rahmen
z 8,4 % Arbeitslosenquote (Bund 5,7 %),
z davon 8,1 % Frauen (Bund 5,4 %)
                                                                             z PrävG § 20a Abs. 1 Satz 2 SGB V: „Die Kran-
z davon 8,7 % Männer (Bund 5,9 %)
                                                                               kenkassen fördern unbeschadet der Aufgaben
z 38,1 % Langzeitarbeitslose (Bund 35,6 %)
                                                                               anderer auf der Grundlage von Rahmenver-
z 9,5 % Arbeitslosenquote der 15- bis unter
                                                                               einbarungen nach § 20f Absatz 1 mit Leistun-
  25-jährigen (Bund 5,2 %)
                                                                               gen zur Gesundheitsförderung und Prävention
z 14,2 % SGB-II-Quote (Bund 9,3 %)
                                                                               in Lebenswelten insbesondere den Aufbau
                                                                               und die Stärkung gesundheitsförderlicher
                                                                               Strukturen.“
                    Arbeitslose versus Erwerbstätige                         z PrävG § 20a Abs. Satz 5 SGB V: „Bei der Er-
                                                                               bringung von Leistungen für Personen, deren
                   z schlechterer Gesundheitszustand                           berufliche Eingliederung auf Grund gesundheit-
                   z signifikant höheres Krankheitsrisiko                      licher Einschränkungen besonders erschwert
                   z häufigere Verordnung von Psycho-                          ist, arbeiten die Krankenkassen mit der Bundes-
                     pharmaka                                                  agentur für Arbeit und mit den kommunalen
                   z ungünstigeres Gesundheits- und                            Trägern der Grundsicherung für Arbeitsuchen-
                     Suchtverhalten                                            de eng zusammen.“
                   z mehr Krankenhausaufenthalte und
                     stationäre Behandlungstage
                   z erhöhtes Risiko für vorzeitige Sterb-
                     lichkeit

          Seit April 2017 stellten sich sieben Jobcenter und       Gesundheitsförderung, die sich ausschließlich an
          eine Agentur für Arbeit in Sachsen-Anhalt gemein-        die Zielgruppe richteten, waren nicht vorhanden.
          sam mit der Landesvereinigung für Gesundheit             Besonders herausfordernd war für die Arbeitsver-
          Sachsen-Anhalt e.V., der IKK gesund plus und der         mittler/-innen die neue Rolle als Gesundheitsbe-
          Knappschaft der Aufgabe, Arbeits- und Gesund-            rater/-innen. Denn anders als in der Arbeitsmarkt-
          heitsförderung miteinander zu verzahnen. Dafür           integration, die verpflichtenden Charakter hat,
          mussten zunächst die unterschiedlichen Rechts-           entscheiden die Angesprochenen ausschließlich
          rahmen, Fachsprachen und Organisationslogi-              autonom über ihre Beteiligung und anders als bei
          ken der Projektpartner erkannt und verstanden            sonstigen Settingmaßnahmen konnte nicht von
          werden. Hinzu kam, dass die strukturellen Gege-          einer intrinsischen Motivation sowohl der Arbeits-
          benheiten Sachsen-Anhalts als Flächenland eine           vermittler/-innen als auch der arbeitslosen Men-
          geringere Anbieterdichte gegenüber urbaneren             schen ausgegangen werden. Diese Gegebenheiten
          Gegenden sowie fehlende Qualifikationen von An-          waren auch für die Landesvereinigung, die erst-
          bietern nach dem Leitfaden Prävention vermuten           malig mit diesen Zielgruppen zusammenarbeitete,
          ließen. Etablierte Angebote der Prävention und           eine große Herausforderung.

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Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt
Strategie
und Handlungsfelder

2016 wurde die Landesvereinigung für Gesund-                     der LVG und der GKV abgestimmte Strategie zu
heit Sachsen-Anhalt e.V. von der GKV-Arbeits-                    entwickeln. Dafür wurden zunächst die sach-
gemeinschaft Sachsen-Anhalt gebeten, das                         sen-anhaltischen Rahmenbedingungen in Bezug
Management des Projektes „Verzahnung von Ar-                     auf den gesetzten Projektrahmen analysiert und
beits- und Gesundheitsförderung in Lebenswel-                    entsprechende Maßnahmenpakete definiert, die
ten“, ab 2019 „…in der kommunalen Lebenswelt“                    nacheinander eingeführt werden sollten. Dann
zu übernehmen. Begleitet wurde sie dabei von                     wurden in acht regionalspezifischen Workshops
der IKK gesund plus und der KNAPPSCHAFT. Die                     mit den Jobcentern bzw. der Agentur für Arbeit
Projektentwicklung und -beantragung erfolgte in                  Vorerfahrungen zusammengetragen, Ausgangs-
Abstimmung mit der IKK gesund plus.                              lagen und Zielgruppen bestimmt, Umsetzungs-
                                                                 strategien und institutionsbezogene Strukturen
Die Kooperationspartner waren sich einig, das                    erörtert, Ziele formuliert sowie mögliche Koope-
Vorhaben so zu gestalten, dass mög-                                          rationspartner und Handlungsbedar-
lichst viele arbeitslose Men-                                                       fe erörtert.
schen partizipieren und                                    Strukturen
tragfähige      regionale                                  bilden und                                Eine einheitliche Stra-
                                                            festlegen
Strukturen        eine                                                                                  tegie mit entspre-
nachhaltige Imple-              Rahmen-
                             bedingungen
                                                                                    Anbieter
                                                                                gewinnen und
                                                                                                          chenden       Hand-
mentierung von                schaffen und                                         Angebote                 lungsfeldern, die
                              mitgestalten                                         aufbauen
Gesundheitsför-                                                                                               Spielraum für
derungsange-                                                                                                   Regionalspezi-
boten für diese                                                                                                fisches lässt,
Zielgruppe                                                Handlungs-
                                                             felder
                                                                                                               war die Basis,
ermöglichen.          Qualität sichern                                                    Arbeitslose
                                                                                        sensibilisieren
                                                                                                               um mit den
                       und entwickeln
Nur wenn das                                                                            und motivieren         vorhandenen
gelingt, sollte                                                                                               Kapazitäten
das Vorhaben                                                                                                 in den beteilig-
nach der dreijäh-                                                                                          ten Institutionen
rigen Modellphase                          Öffentlichkeit                  Medien                        größtmögliche Wir-
                                                                                                      kung   zu erzielen.
                                            informieren                 gestalten und
fortgesetzt werden.                        und aufklären                bereitstellen
Um diese Zielvereinba-
rungen zu erfüllen, war es
nötig, eine auf das Flächenland
Sachsen-Anhalt mit seinen Besonderhei-
ten, die individuellen Charakteristika der Jobcen-
ter bzw. Agentur für Arbeit sowie die Kapazitäten

                                                             3
Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt
Strukturen
bilden und festigen

Als Verantwortliche für das gesamte Projektma-
nagement ist die Landesvereinigung selbst eine
tragende Struktur im Projekt. Sie stellte ihr ge-
samtes fachliches Know How und ihre Netzwer-
ke dem Vorhaben zur Verfügung. Die intensive
Beteiligung der IKK gesund plus und der KNAPP-
SCHAFT auf Landesebene war ein weiteres we-
sentliches strukturelles Element, das Zugänge
insbesondere zu Anbietern ermöglichte und
Entscheidungsprozesse verkürzte. Die Ver-
treter/-innen der drei Institutionen, die das
Projekt bearbeiteten, bildeten die zentrale
Steuerungsgruppe. Eine Kooperationsverein-
barung zwischen den beteiligten Projektpart-
nern bildete die Basis der Zusammenarbeit.

                                                        ten die Arbeitsvermittlungen entscheiden, wen
                                                        sie noch als ständiges Mitglied in den Steuerkreis
                                                        einbinden wollten. Diese Möglichkeit wurde erst
                                                        im Projektverlauf stärker genutzt, z. B. mit Ver-
                                                        treter/-innen der Erwerbslosen, des Landkreises,
Zur regionalen Umsetzung wurde auf Basis je             der Volkshochschule und eines Mehrgeneratio-
eines Kooperationsvertrages an jedem betei-             nenhauses. Regelmäßige Steuerkreissitzungen
ligten Jobcenter und der Agentur für Arbeit ein         ermöglichten ein zielgerichtetes gemeinsames
Steuerkreis installiert. Vorgabe des Projektma-         Vorgehen, das die regionalen Besonderheiten
nagements für die Zusammensetzung waren                 und Bedarfe berücksichtigte.
zwei Projektmitarbeiter/-innen der LVG, ein
Vertreter der GKV auf Landesebene, d.h. der IKK
gesund plus oder der KNAPPSCHAFT, sowie zwei,
im Projektzeitraum nach Möglichkeit nicht wech-
selnde, Projektverantwortliche des jeweiligen
Jobcenters/ der Agentur. Darüber hinaus konn-

                                                    4
Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt
In den Jobcentern/ der Agentur wurden neben                                           tere Strukturkomponente, die nötig war, um ein
     dem Steuerkreis unterschiedliche Strukturmo-                                          nachhaltiges Angebot zu sichern. Es gelang, bis zum
     delle umgesetzt. Diese reichten von Standortver-                                      Projektende mindestens drei Anbieter pro Region
     antwortlichen über ausgewählte Gesundheits-                                           für eine langfristige Zusammenarbeit zu gewinnen.
     berater/-innen bis zur Ansprache der Kundinnen
     und Kunden durch alle Arbeitsvermittler/-innen.                                       Im Projektverlauf wurde schnell sichtbar, dass
     Demensprechend gestaltete sich auch der Bera-                                         es nicht ausreichte, Angebote an den Haupt-
     tungsaufwand, der nach Angaben der Jobcenter/                                         standorten der sieben Jobcenter und der ei-
     Arbeitsagentur zwischen fünf Minuten und an-                                          nen Agentur zu unterbreiten. Zum einen, weil
     derthalb Stunden pro Kunde/Kundin lag.                                                es den Kunden der Häuser nicht vermittelbar
                                                                                           war, dass es nur am Hauptstandort Gesund-
                 Ausgebildete Vermittler/-innen                                            heitsförderungsangebote gibt, zum anderen,
60
                                                     51                                    weil die Nachfrage, wie erwartet, nur langsam
                                                                                           wuchs. Außerdem ist es unwahrscheinlich, dass
50
                                                                               43 42
                      38
                                                                                           Arbeitslose weite Wege für ein Gesundheitsan-
40         37
                                          35
                                                           30
30
                                     24                                   24               gebot in Kauf nehmen, was außerdem umfang-
                                                                19
20
      12
                           15
                                13              14                                         reiche Reisekostenerstattungen zur Folge hätte.
                                                                                           So entschloss sich die LVG, dem Wunsch der
10                8
                                                                      1
 0
       A1          A2       A3        A4         A5          A6       A7        A8
                                                                                           Häuser zu folgen und auch an den weiteren Ge-
                motivierende Gesprächsführung         Gesundheitsverständnis               schäftsstellenstandorten Angebote aufzubauen.
                                                                                           Insgesamt begleitete das Projektmanagement
                (n=147)                               (n=259)

                                                                                           21 von 24 möglichen Geschäftsstellen.
     Die Arbeitsvermittler/-innen der sieben Jobcenter
     und der einen Agentur sind das tragende Element                                       Im dritten Projektjahr wurde ein Landestreffen
     in der Verzahnung von Arbeits- und Gesundheits-                                       etabliert, das den beteiligten Institutionen die
     förderung. Sie führen die Gesundheitsberatung im                                      Möglichkeit zur Vernetzung bot. Außerdem
     Arbeitsvermittlungsprozess durch. Dafür benötig-                                      diente es der Zwischenbilanz, der Auseinan-
     ten sie entsprechendes Rüstzeug. In Verantwortung                                     dersetzung mit unterschiedlichen strategischen
     der Jobcenter bzw. Agentur wurden insgesamt 147                                       Ausrichtungen, der Entwicklung von Handlungs-
     Arbeitsvermittler/-innen drei Tage in motivierender                                   empfehlungen für die weitere Umsetzung sowie
     Gesprächsführung geschult. 259 Mitarbeiter/-in-                                       dem Austausch über eine nachhaltige Veranke-
     nen nutzten ein Angebot der LVG und setzten sich                                      rung der aufgebauten Projektstrukturen.
     mit ihrem Gesundheitsbegriff und -verständnis aus-
     einander.

     Der Aufbau regionaler Anbieterpools ist eine wei-

                                                                                       5
Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt
Anbieter gewinnen
und Angebote aufbauen

                                                             nutzbaren Angebote für die Zielgruppe
 Verteilung regionaler Anbieter
                                                             im Markt gab. Zum anderen dienten
                                                             sie der Teilhabe, denn in ihnen besteht
                                                             die Möglichkeit, Menschen in anderen
                                                             Lebenslagen kennenzulernen. Gesund-
                                                             heitsförderliche Gruppenangebote wa-
                                                             ren in Sachsen-Anhalt nicht vorhanden.
                                                             Sie mussten von Grund auf entwickelt
                                                             bzw. aufgebaut werden. Sie sollten sich
                                                             ausschließlich an die Zielgruppe richten
                                                             und deren besondere Lebenssituation
                                                             berücksichtigen. Das individuelle Ge-
                                                             sundheitscoaching sollte neben dem Ge-
                                                             sundheitsgewinn vor allem der Selbster-
                                                             mächtigung dienen.

                                                             Nicht jeder angesprochene oder sich
                                                             bewerbende Anbieter war bereit oder
                                                             geeignet, mit der Zielgruppe zu arbeiten.
                                                             Alle Anbieter wurden hinsichtlich ihrer
                                                             fachlichen Qualifikation, ihrer berufli-
                                                             chen Erfahrungen und soweit möglich
                                                             ihrer persönlichen Eignung geprüft.

Für die Umsetzung des Projekts wurden auf Ba-         Da einige Anbieter nicht über eigene Räum-
sis der Regionalanalyse drei Maßnahmenpakete          lichkeiten verfügen, stellten, wenn möglich, die
entwickelt, für die Anbieter gesucht und gewon-       Jobcenter bzw. Agentur Räume für Gesundheits-
nen werden mussten:                                   förderungsangebote zur Verfügung. Außerdem
z Klassische Präventionskurse (MP 1)                  akquirierten die Projektkoordinator/-innen der
z Gesundheitsförderliche Gruppenangebote              LVG kostengünstige Räumlichkeiten, die die An-
    (MP2)                                             bieter nutzen konnten. Die Anbieter klassischer
z Individuelles Gesundheitscoaching (MP3)             Präventionskurse wurden auf Grundlage der Da-
                                                      ten der Zentralen Prüfstelle Prävention der GKV
Die Nutzung klassischer Präventionskurse für          und der regionalen Kenntnisse aller Steuerkreis-
arbeitslose Menschen war zum einen der Tat-           mitglieder eruiert. Die Auswahl und Ansprache
sache geschuldet, dass es keine anderen sofort        der Anbieter übernahmen zu Projektbeginn

                                                  6
Klassische Präventionskurse
                                                                                         164
                                                               160

                                                               140

                                                               120                                                                                            113
                                                                                                        100
                                                               100
                                                                              84                                                              84
                                                                80                                                                                                                                   67
                                                                                                                                                                                  65
                                                                60                      50
ausschließlich die GKV-Vertreterinnen. Sie nutz-                40                                     30
                                                                                                                              38
                                                                                                                                         32               30

ten ihre Informationen über die Anbieterqua-
                                                                         19        23                                    21                                                  20                 20
                                                                20                                10                14              14               13                 12                 11
                                                                     8

lität. Im Projektverlauf erfolgte die Akquisition                0
                                                                         A1         A2             A3                A4                A5                 A6                 A7             A8

zunehmend durch das Projektmanagement.                                                             Anbieter                   Verträge             Plätze

Angesprochen wurden ausschließlich Anbie-
ter von Bewegungs-, Stressbewältigungs- und                              Gesundheitsförderliche Gruppenangebote
Suchtpräventionskursen. Insgesamt wurden im                                104

Projektzeitraum 258 Verträge mit 58 Anbietern
                                                              100
                                                                                                                                               84

über 715 Kursteilnahmen geschlossen. 36 Ver-                   80
                                                                                             70
                                                                                                                                                                                   64

träge wurden storniert.                                        60                                                                                                  54
                                                                                                                                                                                                          47
                                                                                                            45
                                                                                                                               40
                                                               40

Als Anbieter für gesundheitsförderliche Grup-                  20        12
penangebote wurden vor allem Institutionen                                                                                             8 10
                                                                     7                  9                                                                      7             7 8
                                                                                    6              4 6               4 5                                  4                                     6 6

angesprochen, die eine Nähe zur Zielgruppe
                                                                0
                                                                         A1             A2             A3                A4               A5                  A6              A7                 A8

herstellen können und vermuten ließen: regi-                                                           Anbieter                Verträge             Plätze

onale Vereine, Volkshochschulen, Beratungs-
stellen. Darüber hinaus wurden auch Anbieter                                       Individuelles Gesundheitscoaching
klassischer Präventionskurse, die für die Aufga-               45                        42 42

be geeignet schienen, wegen eines Angebotes
                                                               40
                                                               35

angefragt. Insbesondere die freiberuflichen Er-                30

nährungsberater/-innen, mit denen die LVG seit
                                                                                                                               24 24
                                                               25
                                                                                                            20 20
                                                               20
Jahren in der Vernetzungsstelle für KiTa- und                  15
                                                                                                                                                                                                                   15 15

Schulverpflegung zusammenarbeitet, wurden
                                                                         10 10                                                                      9 9
                                                               10
                                                                                    5                                                                                   5 5                5 5

gebeten, ein zielgruppenspezifisches Angebot
                                                                5                                      3                  3                    3                                                               3
                                                                     1                                                                                             1                   1
                                                                0
zu entwickeln. Insgesamt wurden im Projekt-                              A1              A2                 A3                 A4                  A5                   A6                 A7                      A8

zeitraum 72 Verträge mit 27 Anbietern über 508
                                                                                                             Anbieter               Verträge              Plätze

Gruppenteilnahmen geschlossen.

Das Gesundheitscoaching erfordert Anbieter,             zurückgegriffen. Da, wo keine regional ansässi-
deren Vita langjährige, individuelle Beratungs-         gen Fachkräfte trotz intensiver Suche gefunden
kompetenz ausweist. Hierfür wurden bekannte             werden konnten, wurden Experten aus anderen
oder geeignet erscheinende regionale Fach-              Regionen hinzugezogen. Insgesamt wurden im
leute unterschiedlicher Expertise gezielt an-           Projektzeitraum 130 Verträge mit 13 Anbietern
gefragt und um die Abgabe eines Angebotes               über 130 Coachings geschlossen. Drei Verträge
gebeten. Wo vorhanden, wurde auf bewährte               wurden storniert.
Kooperationspartner der Jobcenter/ Agentur

                                                    7
Arbeitslose
sensibilisieren und motivieren

                                                                       14 Gesundheitstage informierten Beschäftigte
                                                                       und Erwerbslose über das Gesundheitsförde-
                                                                       rungsangebot ihrer jeweiligen Geschäftsstelle.
                                                                       Sie motivierten, sich mit Gesundheitsfragen
                                                                       auseinanderzusetzen, unterschiedliche Ange-
                                                                       bote auszuprobieren und Fachleute um Rat zu
                                                                       fragen.

                       5668863 Foto von Sora Shimazaki by Pexels

Die Gesundheitsberatung lag in der Verant-
wortung der Jobcenter/ Agentur. Sie nutzten                                    5439487 Foto von Tima Miroshnichenko by Pexels

unterschiedliche Vorgehensweisen, um ihre
Kundinnen und Kunden für ein besseres Ge-
sundheitsbewusstsein zu sensibilisieren. Diese
reichten von der reinen Vermittlung gesund-
heitsförderlicher Maßnahmen bis zur umfassen-
den Gesundheitsberatung. Dabei half ihnen z. B.
eine Übersicht der möglichen Vorsorgemaßnah-                                   5907621 Foto von Mikhail Nilov by Pexels

men, die von der GKV kostenfrei angeboten wer-
den. Die Beratungszeit pro Kunde/ Kundin reichte
nach Aussage der Vermittler/-innen von fünf Mi-
nuten bis zu anderthalb Stunden. Die neue bera-
tende Rolle wurde nach und nach angenommen
und verinnerlicht.
                                                                                Parktherme Bad Radkersburg by Harald Eisenberger

Auf Gesundheitstagen boten die Jobcenter/
Agentur ihrer Kundschaft die Möglichkeit, ei-
ne Vorstellung zu entwickeln, was man tun
kann, um die eigene Gesundheit zu fördern.
Zu diesen Veranstaltungen wurden die Kun-
dinnen und Kunden persönlich eingeladen. Sie
hatten sowohl angebotsspezifischen als auch
marktplatzähnlichen Charakter. Die insgesamt

                                                                   8
Medien
entwickeln und bereitstellen

Die Landesvereinigung entwickelte auf der Ba-            Zur Erhöhung
sis der GKV-Bündnis- und der LVG-Vorgaben ein

                                                                               Gesund leben Gesund arbeiten
                                                         der Aufmerk-
Corporate Design für Projektmedien. Diese dien-          samkeit       für          Aktuelle Gesundheitsangebote
ten zur Kundeninformation, Teilnehmermotiva-             Prävention und
tion sowie zur Bekanntmachung des Projektes              Gesundheits-
und seiner Beteiligten. So wurde zu 17 Kurs- und         förderung      in
25 Gruppenangeboten je ein Maßnahmenblatt                den Geschäfts-
erarbeitet, das eine Inhalts-, Ziel- und Zielgrup-       stellen wurden
penbeschreibung sowie Ort und Zeit der Durch-            Roll-Ups für die
führung enthält. Die Maßnahmenblätter dienen             Eingangsberei-
den Arbeitsvermittler/-innen zur Kundenbe-               che, Einschreib-
ratung und -motivation. Sie werden um einen              plakate       zur
Terminzettel, der die Eintragung der konkreten           Ankündigung
Kursdaten ermöglicht, ergänzt. Dieser wird den           der aktuellen
Kunde/-innen zur Erinnerung mitgegeben.                  Präventionsan-
                                                         gebote und ein Plakat
Zur Gesundheitsberatung wurde eine Übersicht             mit Bewegungsübungen für die
der kostenfreien Vorsorgeuntersuchungen, ge-             Warteflächen sowie Treppenstufenaufkleber
trennt nach Frauen und Männern, erarbeitet.              mit Gesundheitssprüchen gestaltet und bereit-
Dabei unterstützten die GKV und die Zahnärz-             gestellt. Diese sollen die Kundinnen und Kun-
tekammer. Das A4-große Blatt wurde für eine              den zu mehr Bewegung animieren und dazu
Dauerbelastung laminiert und den beteiligten             beitragen, sie für die Inanspruchnahme einer
Jobcentern sowie der Agentur in gewünschter              Gesundheitsförderungsmaßnahme zu motivie-
Auflage zur Verfügung gestellt.                          ren. Auf Wunsch der Vermittler/-innen wurde
                                                         außerdem ein Projektposter entwickelt, das
 Medien                                                  in den Arbeitsräumen an den neuen Gesund-
                                                         heitsauftrag erinnern soll. Ein Projekt- und ein
z   Maßnahmenblätter
                                                         Kundenflyer ergänzen das Medienangebot.
z   Terminzettel
                                                         PowerPoint-Präsentationen dienen der Pro-
z   Vorsorgeblatt
z   Roll-Up                                              jektdarstellung in zentralen Zusammenhängen.
z   Einschreibplakat                                     Zuerst wurden die für den Beratungsprozess
z   Projektflyer                                         erforderlichen Medien entwickelt, dann folg-
z   Kundenflyer                                          ten die Medien zur Projektpräsentation und
z   Projektposter für Vermittler                         Erinnerung.
z   Bewegungsplakat für Wartezonen
z   PowerPoint Präsentationen

                                                     9
Öffentlichkeit
informieren und sensibilisieren

                                                           Im August 2019 organisierte das Projektmanag-
                                                           ment gemeinsam mit der IKK gesund plus, dem
                                                           Ministerium und der Regionaldirektion sowie dem
                                                           Jobcenter Wittenberg eine Pressekonferenz in Wit-
                                                           tenberg. Gesundheitsministerin Petra Grimm-Ben-
                                                           ne, der Vorsitzende der Geschäftsführung der
                                                           Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der
                                                           Bundesagentur für Arbeit, Kay Senius, sowie der
                                                           Vorstand der IKK gesund plus, Uwe Schröder, po-
                                                           sitionierten sich zur Verzahnung von Arbeits- und
                                                           Gesundheitsförderung und informierten sich über
In insgesamt 31 Pressemitteilungen und 7 Beiträgen         den Projektfortschritt. Dabei kamen sie auch mit
in Newslettern informierte die Landesvereinigung           regionalen Anbietern und arbeitslosen Menschen,
Bevölkerung und Experten über die Projektarbeit,           die Gesundheitsangebote unterbreiten bzw. in An-
die durchgeführten Maßnahmen und Gesund-                   spruch genommen hatten, ins Gespräch.
heitstage sowie die Entwicklung in den beteiligten
Jobcentern und der Agentur für Arbeit. Ein Teil der                           Erwerbslos, krank, isoliert:
                                                                             Raus aus dem Teufelskreislauf
Presseinformationen wurde von den Jobcentern/                                                         Neue Projekte der Gesundheitsförderung für Langzeitarbeitslose

                                                           I
                                                               m MGH informierten

der Agentur direkt herausgegeben, die Presserefe-
                                                               sich     Sozialministerin
                                                               Grimm-Benne und Kay
                                                           Senius, Chef der Arbeitsagen-
                                                           turen Sachsen-Anhalt und
                                                           Thüringen.
                                                               Wittenberg (wg). Den Teil-

rentin der LVG unterstützte bei Bedarf.
                                                           nehmern hat das in Sachsen-
                                                           Anhalt einmalige Theaterpro-
                                                           jekt für Langzeitarbeitslose im
                                                           Mehr-Generationen-Haus
                                                           (MGH) weiter geholfen: „Man
                                                           kommt aus einer Höhle heraus
                                                           und man nimmt wieder am
                                                           Leben teil“, sagte Petra Stolzen-
                                                           burg, die 63-Jährige war mit
                                                           Unterbrechungen durch Maß-
                                                           nahmen 20 Jahre arbeitslos. Ihre
                                                           Tochter Susanne nahm eben-

36 Veröffentlichungen in den örtlichen Medien
                                                           falls am Projekt teil, sie war
                                                           nach einer gescheiterten Selb-
                                                           ständigkeit fast zehn Jahre
                                                           arbeitslos.                         Petra Stolzenburg und ihre Tochter Susanne haben aus dem               Auf der Bühne im MGH: Sozialministerin Petra Grimm-Benne, Kay Senius, Chef der
                                                               Im MGH standen Mutter           Theaterprojekt viel positive Lebensenergie gezogen.                    Regionaldirektion Sachsen-Anhalt/Thüringen der Bundesagentur für Arbeit und MGH-Chef
                                                           und Tochter während des Pro-                                          >>> Fotos: Wolfgang Gorsboth         Markus Schuliers (l.).

sensibilisierten die Zielgruppe und auch Angehörige
                                                           jekts gemeinsam auf der Bühne,
                                                           als die Schwestern Stella und       spiegeln: „Wenn ich eine Rolle     haben entwickeln, was wir bes-      einem Jahr. Trotz der guten Ent-    Leistungs- und Beschäftigungs-     bis 2022 gesichert, Sachsen-
                                                           Blanche spielten sie Szenen aus     spiele, bin ich jemand anderes     ser machen können und wir wol-      wicklung werde es immer             fähigkeit zu verbessern. Die       Anhalt bekommt sogar vier
                                                           dem Drama „Endstation Sehn-         und kann mich selbst neu ent-      len miteinander reden, nicht        schwieriger, diese Klienten in      strukturellen Voraussetzungen      zusätzliche Standorte“, so
                                                           sucht“ von Tennessee Williams.      decken.“ Wer den Mut habe, auf     übereinander“, betonte Grimm-       Arbeit zu bringen: „Nicht weil      dafür wurden 2015 mit dem Prä-     Schröder. Pro Standort stünden
                                                           Die Beschäftigung mit Literatur     der Bühne zu stehen, habe auch     Benne. Für Menschen in Arbeit       uns die Jobs fehlen, sondern        ventionsgesetz geschaffen.         50.000 Euro im Jahr zur Verfü-

zum Thema und trugen dazu bei, Interessierte zur
                                                           hat Spaß gemacht, entscheidend      den Mut, sich wieder der Gesell-   gebe es eine Reihe von Präven-      weil die jetzt noch langzeitar-         Bereits drei Jahre vorher      gung.
                                                           aber war, dass Fantasie und         schaft zu öffnen, sich um Arbeit   tions-Programmen zur Gesund-        beitslosen Mensch multiple Ver-     hatte der Spitzenverband der           Nach einer Bedarfsanalyse
                                                           Kreativität angeregt und das        zu bewerben.                       erhaltung, diese weite man nun      mittlungshemmnisse aufweisen,       Gesetzlichen Krankenkassen         wurden für Sachsen-Anhalt drei
                                                           Selbstbewusstsein gestärkt wur-          Petra Grimm-Benne (SPD),      auch auf Langzeitarbeitslose        gerade auch im Bereich der          (GKV) mit der Bundesagentur        Maßnahmepakte geschnürt: Das
                                                           den. Für die Teilnehmer bedeu-      Ministerin für Arbeit und Sozia-   aus. Denn: Arbeitslosigkeit         (psychischen) Gesundheit, wirt-     eine Kooperation geschlossen,      erste umfasst das klassische
                                                           teten diese Erfahrung eine 180-     les und Kay Senius, Leiter der     macht krank und umgekehrt,          schaftspolitische Maßnahmen         2014 wurden sechs Modellpro-       Kurssystem der Kasse wie

Teilnahme an einem Gesundheitsangebot zu mo-
                                                           Grad-Wendung: Daniel Hilde-         Regionaldirektion Sachsen-An–      wie zahlreiche Studien bewiesen     allein reichen da nicht aus.“       jekte in sechs Bundesländern       Rückenschule, Wassergymna-
                                                           brandt nimmt eine Ausbildung        halt/Thüringen der Bundesagen-     haben. Für eine erwerbsbezoge-                                          auf den Weg gebracht, Sachsen-     stik; Bewegung und Autogenes
                                                           als Krankenpflegehelfer auf,        tur für Arbeit, zeigten sich bei   ne Leistungsgesellschaft, in der       Neue Perspektiven                Anhalt war nicht vertreten.        Training, das zweite betrifft ziel-
                                                           Verena Pittwehn arbeitet als        ihrem Besuch im MGH von den        Ansehen und Einkommen von              durch Prävention                 „Nach der erfolgreichen Evalu-     gruppenspezifische Angebote
                                                           Bufdi im MGH und leitet einen       Schilderungen der Teilnehmer       der Berufstätigkeit abhängen,                                           ierung haben wir 2017 das Pro-     wie Ernährungsberatung und
                                                           Kurs „Deutsch als Fremdspra-        beeindruckt. Das Theaterprojekt    nicht überraschend.                     Diese Probleme können           jekt auf bundesweit 129 Stand-     das Theaterprojekt in Witten-

tivieren. Auch auf den Internetplattformen der be-
                                                           che“.                               ist Teil eines bundesweiten Vor-       „Bei viele Langzeitarbeitslo-   Arbeitagenturen und Job-Center      orte erweitert“, berichtete Uwe    berg und das dritte sieht indivi-
                                                               „Alle Teilnehmer sind           habens zur Verzahnung von          sen, aber auch bei Jugendlichen     alleine nicht lösen, dazu braucht   Schröder, Vorstand der IKK         duelles (Gesundheits-)Coaching
                                                           selbstbewusster, freier und         Arbeits- und Gesundheitsförde-     mit Startschwierigkeiten in das     es Partner, deshalb arbeiten die    plus, die seitens der Kassen       vor. Mehr als 500 Teilnehmer
                                                           lebensbejahender geworden“,         rung, das inzwischen auch in       Erwerbsleben ist der Weg in         Bundesagentur für Arbeit, die       federführend ist. Diesmal ist      haben bislang die Angebote
                                                           resümierte MGH-Leiter Markus        Sachsen-Anhalt erfolgreich eta-    Arbeit ein langer, weil erstmal     gesetzlichen Krankenkassen,         Sachsen-Anhalt prominent mit       genutzt. Im Vorfeld wurden
                                                           Schuliers. Es gehe in dem Pro-      bliert ist.                        viele andere Probleme gelöst        der Deutsche Landkreistag und       acht Hauptstandorten und 22        auch die Berater und Vermittler

teiligten Jobcenter und der Agentur, der IKK gesund
                                                           jekt nicht primär um Kunst, viel-        Grimm-Benne und Senius        werden müssen“, erklärte Seni-      der Deutsche Städtetag zusam-       Regionalstellen vertreten, Trä-    der Agenturen und Job-Center
                                                           mehr darum, Szenen aus Thea-        informieren sich regelmäßig für    us. Aktuell gebe es 26.000          men, um die gesundheitliche         ger der Projekte ist die Landes-   geschult, damit sie nicht nur den
                                                           terstücken auszuwählen, die die     Ort über Modellprojekte: „Wir      Langzeitarbeitlose in Sachsen-      Situation und die Lebensqualität    vereinigung für Gesundheit         Langzeitarbeitslosen, sondern
                                                           Situation der Betroffenen wider-    wollen sehen, wie sich die Vor-    Anhalt, 6.000 weniger als vor       von Arbeitslosen und damit ihre     (LVG). „Die Finanzierung ist       den gesamten Menschen sehen.

plus und der LVG wird das Projekt einer breiten Öf-
fentlichkeit präsentiert. Städtetag und Städte- und        Um den Bezug des Projektes zu den Gesundheits-
Gemeindebund veröffentlichten in ihren Mitglie-            zielen des Landes Sachsen-Anhalt deutlich zu ma-
derinformationen eine Projektinformation der LVG.          chen, wurden ein Struktur- und ein Ergebnisposter
                                                           gestaltet. Diese informieren und sensibilisiern Öf-                                      g

Im Rahmen der 14 Gesundheitstage, die teilweise            fentlichkeit und Fachleute auf landesweiten und
auch von Angehörigen besucht wurden, nutzten               fachspezifischen Veranstaltungen der LVG sowie
Medienvertreter/-innen die Möglichkeit, sich über          auf der Landesgesundheitskonferenz zur Verzah-
das Projekt und die Themenbrisanz zu informieren.          nung von Arbeits- und Gesundheitsförderung.

                                                      10
Qualität
sichern und entwickeln

Das Thema Qualität fand bereits bei der Projekt-          förderung“ eine Prüfmatrix entwickelt, die pro
entwicklung Beachtung. So wurden eine stan-               Kriterium drei Qualitätsstufen definiert. Ein An-
dardisierte Dokumentation und eine, die externe           gebot muss, um vertraglich gebunden zu wer-
Evaluation ergänzende, interne Evaluation festge-         den, jedes Kriterium mindestens mit der ersten
legt. Die Finanzierung der Leistungen der Anbieter        Qualitätsstufe erfüllen.
wurde an die vorgegebene Dokumentation der
Angebote gebunden, so dass ein entsprechender             In der Zusammenarbeit mit den regionalen
Rücklauf garantiert war. Die Halbjahresberichte           Anbietern wurde schnell deutlich, dass die
dienten ebenso wie maßnahmenbezogene Beleg-               wenigsten geübt sind, fachgerechte Angebote
listen dem Maßnahmen- und Finanzcontrolling.              zu formulieren und dass die Kenntnis über die
                                                          Zielgruppe begrenzt ist. Auf Grund der aus-
Die Zulassung der Zentralen Prüfstelle Präven-            gesprochen geringen Anbieterdichte und des
tion (ZPP) der GKV ist Grundvoraussetzung für             Anspruches möglichst regionale Anbieter zu
                                                          gewinnen, kümmerte sich das Projektmanage-
 Instrumente der Qualitätssicherung                       ment um die Qualifizierung der Angebote, wenn
                                                          die Anbieter für die Aufgabe befähigt schienen.
z   Standardisierte Dokumentation                         Grundsätzlich wurden zunächst Einzelaufträge
z   Interne Evaluation                                    vergeben, um Anbieter und Angebot zu prü-
z   Maßnahmen- und Finanzcontrolling                      fen. Teilweise fuhren die Projektkoordinatoren
z   Zulassung der ZPP                                     vor Ort und nahmen das Angebot persönlich in
z   Qualifizierungsnachweise von Anbietern                Augenschein. Einige wenige Anbieter wurden
z   Prüfmatrix für Angebote                               auf Grund mangelnder Qualität nicht weiter
z   Maßnahmenblätter
                                                          verpflichtet. Maßnahmenblätter und Vorsorge-
z   Vorsorgeblatt
                                                          blatt wurden zur
z   Gesundheitszirkel
z   Steckbrief für ein gutes Praxisbeispiel               Qualitätssiche-
                                                          rung der Gesund-
                                                          heitsberatung in
Vertragsschließungen im Maßnahmenpaket                    den Jobcentern/
„Klassische Präventionsangebote“. Für die „Ge-            der Agentur ent-
sundheitsförderlichen Gruppenangebote“ und                wickelt.     Sechs
das „Individuelle Gesundheitscoaching“ müssen             Gesundheitszir-
die Anbieter ihre Kompetenzen und Erfahrun-               kel, die die LVG
gen durch entsprechende Qualifizierungs- und              durchführte, ermöglichten den Arbeitsvermitt-
Arbeitsnachweise erbringen. Für die Angebo-               ler/-innen den Gesundheitsberatungsprozess zu
te wurde auf der Basis der „Kriterien für gute            reflektieren, um ihn zu verbessern.
Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheits-

                                                     11
Rahmenbedingungen
schaffen und mitgestalten
                                                                                                                                           1

Arbeits- und Gesundheitsförderung miteinander
zu verknüpfen und arbeitslosen Menschen mehr
gesundheitsförderliche Teilhabe zu ermöglichen,
ist eine Aufgabe, die letztendlich nur bundesweit
nachhaltig zu etablieren ist. Im bundesweiten
Kooperationsverbund gesundheitliche Chancen-
gleichheit und auf den bundesweiten Projekttref-
fen brachte sich die LVG mit ihren Erfahrungen
und Erkenntnissen zur Verzahnung von Arbeits-                     Erster
und Gesundheitsförderung ein. So dokumen-                         Präventionsbericht
tierte sie z. B. das Projekt in der Datenbank Ge-                 nach § 20d Abs. 4 SGB V

sundheitliche Chancengleichheit als Modell guter
Praxis.

                                                                                   Die Träger der Nationalen Präventionskonferenz (NPK):

                                                         arbeiten und eine Projektlogistik zu entwickeln,
                                                         die ermöglicht, langfristig Daueraufgabe im Ta-
                                                         gesgeschäft ohne separates Projektmanagement
                                                         zu bewältigen. Im Januar 2019 verständigten sich
                                                         die Vertreter/-innen der Landesvereinigungen,
                                                         die bundesweit mit dem Projekt beauftragt sind,
                                                         zu ihrem methodischen Vorgehen und vereinbar-
                                                         ten eine engere Zusammenarbeit.

                                                         Selbstverständlich beteiligte sich die LVG an der
                                                         externen Evaluation. Die Beteiligung an der Be-
                                                         fragung zum ersten Nationalen Präventionsbe-
                                                         richt nutzt die LVG nicht nur für die Einbringung
Im Vergleich zu den sechs ursprünglichen Mo-             des sachsen-anhaltischen Modellprojektes, sie
dellprojekten und anderen Projektträgern ver-            schlug ein Jobcenter als Praxisbeispiel vor und
folgt die LVG mit den drei Maßnahmepaketen               arbeitet dessen Entwicklung für den Bericht auf.
einen eigenständigen Weg, der von Beginn an              Die Zuarbeiten wurden genutzt und finden sich
darauf zielt, Vorhandenes zu nutzen, regional zu         im Nationalen Präventionsbericht wieder.

                                                    12
Erkenntnisse
           und Ergebnisse

           Die Verzahnung von Arbeits- und Gesundheits-                              Klassische Präventionskurse. Zunächst wur-
           förderung in der kommunalen Lebenswelt in                                 den Anbieter, die eine Zulassung der Zentralen
           Sachsen-Anhalt hat sich vor allem als logistische                         Prüfstelle Prävention hatten, an den Haupt-
           Herausforderung erwiesen. An 22 Standorten                                standorten der Jobcenter/ Agentur identifiziert
           etwas aufzubauen, was es vorher nicht gab und                             und um Mitwirkung gebeten, später dann auch
           was einen regionalen Hintergrund hat, bedeute-                            an den Standorten der Geschäftsstellen. Im Pro-
           te, 22 verschiedene Ausgangslagen zu berück-                              jektzeitraum wurden insgesamt 715 Kursplätze
           sichtigen. Hinzu kam die zentrale Finanzierung.                           akquiriert und den JC/ dem AA zur Vermittlung
                                                                                     zur Verfügung gestellt. Von den 472 Datensät-
              Entwicklung der Bereitstellung von                                     zen, die bei der LVG bis zum Stichtag 30.09.2019
                  Gesundheitsmaßnahmen                                               eingingen, konnten 392 ausgewertet werden.
                        187                                              186
200                                                  174

150                                  136             152                 135         83,1 % der Erwerbslosen, die sich bei der Ge-
                        106          115
100
                                                                                     sundheitsberatung der Jobcenter bzw. Agentur
                                     66
                                                                         35
                                                                                     in einen Präventionskurs einschrieben, erschie-
 50      32                                          29
          0              0
                                                                                     nen auch beim Kurs.
  0

      2. HJ 2017     1. HJ 2018   2. HJ 2018      1. HJ 2019       2. HJ 2019                            Kursanwesenheit
                   MP1 (n=715)      MP2 (n=508)            MP3 (n=130)
                                                                                      30%

                                                                                      27%                                26,3%
           Die LVG hat im Projektzeitraum mit 85 Anbie-                                       24,5%        24,5%                     24,7%
                                                                                      24%
           tern insgesamt 415 Verträge abgeschlossen und
           abgerechnet. Davon betrafen 222 Klassische
                                                                                      21%

           Präventionskurse (MP1), 63 gesundheitsför-
                                                                                      18%

           derliche Gruppenangebote (MP2) und 130 das                                 15%
                                                                                            1% bis 49%   50% bis 79%   80% bis 99%   100%

           Gesundheitscoaching (MP3). Diese umfassten
           1.345 Maßnahmeplätze, davon 715 in MP1, 508
           in MP2, 130 in MP3.                                                       75,5 % der Kursteilnehmer/-innen besuchten
                                                                                     mindestens 50 % der Kurseinheiten. 51,0 %
           Insgesamt gab es 90 Steuerkreissitzungen,                                 hätten die Erstattungsregelung der GKV in An-
           durchschnittlich vier Pro Jahr pro JC/AA, de-                             spruch nehmen können (80 % Kursbesuch).
           ren Festlegungen umgesetzt bzw. überwacht
           werden mussten. 14 Gesundheitstage wurden                                 Obwohl insgesamt mehr Männer als Frauen ar-
           organisiert und ein Medienpaket entwickelt.                               beitslos sind, nehmen mehr Frauen das Kursan-
           29 Pressemitteilungen wurden herausgegeben.                               gebot in Anspruch. Nur gut ein Fünftel der Kur-
           2017 startete die LVG mit Maßnahmenpaket 1:                               steilnehmer/-innen sind Männer (20,7 %). Die

                                                                                13
Kursteilnahme nach Geschlecht
100%
            79,3%
75%

50%

                                20,7%
                                                       me, dass die Ressourcen vieler Erwerbsloser für
25%
                                                       den Schwimmbadbesuch nicht ausreichen, dies
 0%                                                    mit begründen.
           Weiblich            Männlich

                                                       Mit 37,2 % der 35- bis 55-Jährigen, verzeichnet diese
   Mehrzahl der Kursteilnehmer/-innen, die Altersan-   Altersgruppe den größten Anteil an Nutzer/-innen
   gaben machten, war zwischen 35 und 55 Jahre alt.    eines Stressbewältigungskurses. Hierbei muss be-
                                                       rücksichtigt werden, dass das Nutzungsverhalten an
   Gut ein Fünftel der Kursteilnehmer/-innen wur-      das regional bereitstellbare Angebot gebunden ist.
   de von nur einem JC/AA vermittelt. Vier der acht
   Arbeitsvermittlungen verzeichneten weniger                              Kursteilnahme nach Altersgruppe
                                                         50%
   als ein Achtel der Kursteilnehmer/-innen. Die                                                                           42,3%

   Ursachen hierfür sind vielfältig: innerhäusige        40%   37,8%                                        37,2%
                                                                                           34,6%

   Strukturen und Ressourcen, sowie die Annah-           30%                  27,0%
                                                                                                                               24,7%      24,7%

   me der neuen Aufgabe als Gesundheitsbera-             20%
                                                                   20,3%                        19,2%
                                                                        13,5%
   ter/-innen scheinen dabei ebenso eine Rolle zu        10%
                                                                                                        9,0%                           8,2%

   spielen, wie die Anbieterdichte und deren Mit-
                                                          0%
   wirkungsbereitschaft. Teilweise fehlt es einfach               Unter 35 Jahre
                                                                      (n=79)
                                                                                               35 bis 55 Jahre
                                                                                                   (n=161)
                                                                                                                               Über 55 Jahre
                                                                                                                                  (n=98)

   an strukturellen Voraussetzungen, z. B. einem                  Wirbelsäulengymnastik/Rückenschule   Wassergymnastik/Aquafitness

   Schwimmbad, ortsansässigen Physiotherapien                     Sonstige Bewegungsangebote           Stressbewältigung

   oder anderen Räumlichkeiten. Die geringe und
   unterschiedliche Anbieterdichte spiegelt sich       Zusammenfassend ist festzustellen, dass Klassische
   auch in der Menge der angebotenen Kursarten         Präventionskurse durchaus auch ein Instrument
   pro JC/AA.                                          zur Förderung der Gesundheit Erwerbsloser sind.
                                                       Sowohl die Anwesenheit als auch die persönli-
   Rückenkurse werden sowohl von Männern (48,1 %)      chen Rückmeldungen der Nutzer/-innen bei ihren
   als auch von Frauen (37,6 %) am häufigsten in An-   Vermittlern bestätigen die Aktivierung und den
   spruch genommen, gefolgt von Wasserkursen. Die-     Gesundheitsgewinn. Darüber hinaus wurde in per-
   se nehmen doppelt so viele Frauen (24,1 %) wie      sönlichen Gesprächen formuliert, dass das Gesund-
   Männer (12,3 %) in Anspruch. Die Wasserkurse        heitsangebot als Wertschätzung von den Beteiligten
   weisen die wenigsten vorzeitigen Abbrüche auf.      erlebt wird.
   61,2 % der Teilnehmer/-innen an Wasserkursen
   könnten die Erstattungsregelung der GKV (mind.
   80 % Anwesenheit) in Anspruch nehmen. Es ist
   wahrscheinlich, dass die Mischung aus Bewe-
   gung, Entspannung und Spiel sowie die Annah-

                                                   14
Gesundheitsfördernde Gruppenangebote
           konnte die LVG den JC/AA ab 2018 anbieten. Un-                           Teilnahme nach Geschlecht
                                                                            80%        74,0%
           ter Berücksichtigung der Bedarfslage wurden
           regionale Anbieter aufgefordert, Maßnahmen,                      60%

           die sich speziell an Erwerbslose richten zu entwi-               40%
           ckeln. 25 verschiedene Gruppenangebote mit                                                     26,0%
                                                                            20%
           508 Plätzen wurden den JC/AA im Projektzeit-
           raum zur Vermittlung zur Verfügung gestellt.                     0%
                                                                                  Weiblich (n=142)    Männlich (n=50)

                  Entwicklung der Bereitstellung
                von Plätzen in Gruppenangeboten                         Die Gruppenangebote verfolgten die Schwerpunk-
200
                                                152
                                                                        te Aktivierung und Selbstermächtigung sowie
150
                                   115
                                                              135       Gesunde Ernährung. Auch die Gruppenangebote
                      106
                                                                        werden häufiger von Frauen als von Männern be-
100
                                                                        sucht. Aber im Vergleich zu den Präventionskursen
50                                                                      ist der Männeranteil um 5,3 % größer. 52,1 % der
       0
 0
                                                                        Kursteilnehmer/-innen, die Altersangaben mach-
      2017           2018         2018         2019          2019       ten, war zwischen 35 und 55 Jahre alt.
      2. HJ          1. HJ        2. HJ        1. HJ         2. HJ

                                                                        Knapp ein Viertel der Kursteilnehmer/-innen
           93,7 % der Teilnehmer/-innen besuchten das Grup-             wurde von nur einem JC/AA vermittelt. Auch
           penangebot, für das sie sich entschieden hatten,             bei den Gruppenangeboten gilt, es kann nur
           mindestens zur Hälfte, 69,3 % sogar vollständig.             angeboten werden, was regional vorhanden ist.
                                                                        Der Schwerpunkt Gesunde Ernährung fand mit
                      Anwesenheit im Gruppenangebot                     23 Angeboten besondere Beachtung. Dies ist
                                                                        vermutlich dem Umstand geschuldet, dass im
              80%
                                                               69,3%    Maßnahmenpaket 1 keine Ernährungskurse an-
              60%                                                       geboten werden, da diese häufig zu theoretisch
              40%
                                                                        sind. Zwei JC/AA bieten ihrer Klientel nur einen
                                   18,2%
                                                                        Schwerpunkt bei den Gruppenmaßnahmen an,
              20%
                      6,3%                        6,3%                  nur eine Arbeitsvermittlung bedient alle drei
              0%                                                        Schwerpunkte.
                    1% bis 49%   50% bis 79%   80% bis 99%      100%

                                                                       15
73,5% der Erwerbslosen, die ein Gruppenange-                           Die Einschätzung der Teilnehmer/-innen ihres
         bot besuchten waren mit diesem „Sehr“ bzw.                             persönlichen Befindens mit Aussagen wie „Ich
         „Eher zufrieden“. Nur zwei Befragte äußern Un-                         habe weniger Schmerzen“ oder „Ich bin fröhli-
         zufriedenheit mit der Maßnahme.                                        cher“ belegt eine Verbesserung der gesundheit-
                                                                                lichen Disposition. Die größten Effekte wurden
 Wie zufrieden waren Sie mit dem Angebot ingesamt?                              bei der Selbsterkenntnis, der Sozialen Teilhabe
                                                                                und der Allgemeinen Gesundheit erzielt, die
                                                                                Mittelwerte liegen zwischen 1,99 und 2,21.
   25,5%

                                                        Sehr zufrieden                 Persönliches Befinden nach dem Gruppenangebot
                                                        Eher zufrieden
                                                                                4
0,5%                                                    Eher unzufrieden
0,5%                                       54,2%
                                                        Sehr unzufrieden
                                                        Keine Angabe            3
                                                                                                                                  2,55         2,63

   19,3%                                                                                                2,18         2,21
                                                                                         1,99
                                                                                2

         67,2% der Teilnehmer/-innen sehen den zentra-                          1
                                                                                    Selbsterkenntnis    Soziale   Allgemeine   Aktivierung   Schmerzen

         len Nutzen des Angebotes in der Verbesserung                                                  Teilhabe   Gesundheit

         ihrer Gesundheit. 58,0% haben Neues gelernt.
         Ein gutes Fünftel der Antwortenden erfuhr                              50,5% der Erwerbslosen bestätigen, nach dem
         Selbsterkenntnis, 12,6% schätzten die Teilhabe                         Gruppenangebot mehr für ihre Gesundheit zu
         und den Kontakt mit anderen Menschen.                                  tun. Gut zwei Drittel der Teilnehmer/-innen hat
                                                                                Interesse, weitere Gesundheitsangebote wahr-
       Was war für Sie der zentrale Nutzen des Angebots?                        zunehmen. Im Vergleich von Selbst- und Fremd-
  80%
                                                                                wahrnehmung wird deutlich, dass die Einschät-
              71,8%
                                                                                zung der Teilnehmer/-innen und der
                              60,7%
  60%                                                                           Arbeitsvermittler/-innen nicht weit auseinander
                                                                                liegen. Lediglich bei den Bewerbungsaktivitäten
  40%
                                                                                differiert der Mittelwert deutlicher. Sozial er-
                                             23,1%
  20%
                                                                                wünschtes Antwortverhalten kann hier nicht
                                                              12,8%
                                                                                ausgeschlossen werden.
   0%
         Verbesserung der Neues gelernt/     Selbst-          Soziale
            Gesundheit      erfahren       erkenntnis        Teilhabe

                                                                           16
Selbst- und Fremdwahrnehmung
4

                                                                  3,20                     3,30

3                                       2,70
                                                                                           3,00

2
                2,00
                                        2,30                      2,30
                                                                                                            Mit 33,3% ist der Anteil der Männer, die das Coa-
                2,00
                                                                                                            chingangebot annehmen, im Vergleich zu den
1                                                                                                           beiden anderen Maßnahmenpaketen deutlich
            Interesse an             Fröhlichkeit      Bewerbungsaktivitäten Fortbildungsaktivitäten
        Gesundheitsangeboten                                                                                höher. Das Coaching wird wie das Gruppenange-
                         Mittelwert Erwerbslose             Mittelwert Vermittler/-innen
                                                                                                            bot überwiegend von den 35- bis 55-Jährigen ge-
                                                                                                            nutzt, aber auch der Anteil der unter 35-Jährigen
                 Zusammenfassend kann festgestellt werden,                                                  ist mit 31,0% hoch. Aktivierung, Selbstermächti-
                 dass die zielgruppenspezifischen Gesundheits-                                              gung und ein gesundes Ernährungsverhalten sind
                 angebote ihre Adressaten erreicht haben. Ge-                                               die drei aktuellen Coachingschwerpunkte, wobei
                 sundheitsgewinne sind deutlich festzustellen,                                              die ersten beiden den Hauptanteil der Teilneh-
                 insbesondere die jüngeren Erwerbslosen profi-                                              mer/-innen auf sich vereinen.
                 tieren von den Maßnahmen.
                                                                                                                        Teilnahme nach Schwerpunkt
                 Das Individuelles Gesundheitscoaching
                 konnte die LVG den JC/AA ab dem 2. Halbjahr
                                                                                                            80%

                 2018 vermitteln. Bis zu diesem Zeitpunkt dauer-                                            60%
                                                                                                                      50,0%

                 te die Anbietersuche und -auswahl. 15 Coaches                                              40%
                                                                                                                                                                 40,5%

                 konnten für eine Zusammenarbeit verpflichtet                                               20%
                 werden. Sie stellten im Projektzeitraum 130
                                                                                                                                           9,5%

                 Coachingplätze zur Verfügung. 11 Erwerbslose
                                                                                                             0%
                                                                                                                    Aktivierung          Ernährung        Selbstermächtigung

                 erschienen nicht zu ihrem Angebot. 57,1% der
                                                                                                                      (n=42)               (n=8)                 (n=34)

                 Teilnehmer/-innen nutzen alle 12 Coachingter-
                 mine, um sich mit ihren individuellen gesund-                                                            Teilnahme nach Geschlecht
                 heitsbeeinträchtigenden Problemlagen ausein-                                               80%
                                                                                                                              66,7%
                 anderzusetzen.
                                                                                                            60%

                                                                                                            40%                                          33,3%
          Entwicklung der Bereitstellung von Coachingplätzen
80                                                                                                          20%
                                                     66

60                                                                                                           0%
                                                                                                                       Weiblich (n=56)               Männlich (n=28)
40                                                                                           35
                                                                          29

20                                                                                                          Für ein Jobcenter lagen zum 30.09.2029 noch
                0                0                                                                          keine auswertbaren Daten vor, eine andere Ar-
    0
              2017             2018                 2018                 2019              2019             beitsvermittlung beansprucht fast 30,0% der
              2. HJ            1. HJ                2. HJ                1. HJ             2. HJ
                                                                                                            Angebote. Die vermittelten Coachingschwer-

                                                                                                       17
punkte sind u.a. von der regionalen Anbietersi-
                                                                                                                                          Persönliches Befinden nach Schwerpunkt
               tuation abhängig, teilweise müssen Anbieter
               angrenzender Regionen verpflichtet werden, da
                                                                                                                    4

               es lokal keine entsprechenden Experte/-innen
               gibt oder diese keine Kapazitäten besitzen. Akti-                                                    3

               vierungs- und Selbstermächtigungscoachings                                                                                                                               2,19
                                                                                                                                                                                                           2,28

               bieten je fünf Arbeitsvermittlungen an, Ernäh-                                                       2                              1,82              1,88

               rung findet an drei Standorten Berücksichti-                                                                        1,56

               gung. Nur ein JC/AA kann seiner Klientel alle
               drei Schwerpunkte vermitteln.
                                                                                                                    1
                                                                                                                             Selbsterkenntnis   Allgemeine           Soziale        Schmerzen          Aktivierung
                                                                                                                                                Gesundheit          Teilhabe

                                 Schwerpunkt und JC/AA
100%
       100%                                                              100%                                       65,5% der Gecoachten geben an, nach dem
                                    87,5%
                                            83,3%
                                                                                               76,9%
                                                                                                                    Coaching mehr für die eigene Gesundheit zu tun
75%
                                                                                                                    und 52,3% wünschen sich weitere Gesundheits-
50%
                         48,0%                                50,0% 50,0%                                           angebote insbesondere zur Motivation.
                 40,0%

25%
                   12,0%          12,5%
                                                    16,7%
                                                                                                       23,1%
                                                                                                                    Die Coaches bestätigen den Teilnehmenden
 0%
                                                                                          0%                        Veränderungsbereitschaft insbesondere in Be-
          A1         A2            A3            A4             A5           A6           A7       A8
                                                                                                                    zug auf ihren beruflichen Wiedereinstieg, Ge-
                                                                                                                    sunde Ernährung und den Umgang mit Stress.
                   Aktivierung (n=42)       Ernährung (n=8)       Selbstermächtigung (n=34)

                                                                                                                    Sie erleben ihre Klienten im Coachingverlauf
               71,5% der Erwerbslosen, die ein Coaching besu-                                                       aufgeschlossener, lebensfroher, aktiver, zuver-
               chen, sind mit diesem „Sehr“, 7,1% „Eher“ zu-                                                        sichtlicher und selbstbewusster.
               frieden. 21,4% machen zu dieser Frage keine
               Angaben. Gefragt nach dem zentralen Nutzen                                                                                        Veränderungsbereitschaft
               benennen 56,7% der Gecoachten die Verbesse-                                                                                10

               rung ihrer Gesundheit. Je 43,3% sehen diesen in                                                                11
                                                                                                                                                               23
                                                                                                                                                                               Bewerbung/ Beruflicher (Wieder)einstieg
               Selbsterkenntnis und aktiver Problembewälti-                                                                                                                    Gesunde Ernährung

               gung. Auch dem persönlichen Befinden attestie-                                                                                                                  Umgang mit Stress
                                                                                                                    13
               ren die Teilnehmer/-innen mit Mittelwerten                                                                                                                      Selbsterkenntnis

               zwischen 1,56 und 2,28 durchweg positive Ef-                                                                                                          21
                                                                                                                                                                               Bewegung im Alltag

               fekte. Die 35 bis 55-Jährigen scheinen am meis-                                                          13                                                     Soziale Teilhabe

               ten von dem Coachingangebot zu profitieren,                                                                                                                     Konflikt-/ Agressionsbewältigung

               dicht gefolgt von den Unter 35-Jährigen.                                                                              14                   20
                                                                                                                                                                               Positive Grundeinstellung

                                                                                                               18
Exemplarischer Einzelfall

                                                                                                          TN 801
                                                                                                          Schwerpunkt: Aktivierung; 12 Sitzungen; Altersgruppe:
                                                                                                          Unter 35 Jahre; männlich
                                                                                                          Der Proband bestätigt, im Coaching etwas über sich selbst
                                                                                                          gelernt zu haben, eine Verbesserung seines Wohlbefin-
                                                                                                          dens, dass er fröhlicher ist, mehr unter Menschen gehe
                                                                                                          und neue Kontakte knüpfen konnte. Als seinen Zentralen
                         Habituelle Veränderungen                                                         Nutzen des Coachings gibt er an „Verbessern der eige-
                                                                                                          nen Sprachschwierigkeiten. Ordnung in arbeitsfreie Zeit
                                                                                                          bringen.“ Als Schwierigkeit benennt er „Problem bei der
                  10

                                          21                                                              Anfahrt mit dem Zug.“ Als Ergebnis fasst er zusammen:
                                                                                                          „bewusster leben, regelmäßiger Tagesablauf, gesunde Er-
    11
                                                             Aufgeschlossener
                                                                                                          nährung“. Er wünscht sich vor allem „soziale Teilhabe“. Der
                                                                                                          Coach attestiert dem Klienten die Bereitschaft, seine sozia-
                                                             Lebensfroher
                                                             Aktiver
                                                             Zuversichtlicher                             le Kommunikation verbessern zu wollen, sich bewerben zu
                                                             Selbstbewusster                              wollen, seine soziale Isolation überwinden zu wollen, sei-
                                                                                                          nen Tagesablauf strukturieren zu wollen und seine Ernäh-
             14                      15
                                                                                                          rung umstellen zu wollen. Er stellt fest, dass es keine Bereit-
                                                                                                          schaft gibt, wegen einer Arbeitsaufnahme den Wohnort zu
                                                                                                          wechseln, die übermäßigen Computeraktivitäten aufzuge-
                                                                                                          ben und die Wohnung aufzuräumen. Am Ende des Coa-
                  Die Zunahme von Gesundheitsaktivitäten, die                                             chings bescheinigt der Coach, dass der Proband sich selbst
                  Veränderungen in der Familie und die gestei-                                            aktiv auf Jobs bewirbt, mehr auf Menschen zugeht und sich
                  gerten Bewerbungsaktivitäten sprechen neben                                             ein Kochbuch kaufte. Er stellt beim Klienten eine positivere
                  anderem für eine Integration des Gelernten in                                           Grundeinstellung fest, eine Steigerung des Selbstwertge-
                                                                                                          fühls und die Verbesserung seines Sozialverhaltens.
                  den Alltag.

                          Integration in den Alltag                                                                      Gesundheitsfördernde Auswirkungen

                   9                                                                                                 2    2
                                                                                                                 2
                                20
                                                                                                             3
         9                                     Formuliert (neue) Lebens- und/oder Berufsziele
                                                                                                                                                berichtete (Gesundheits)Aktivitäten
                                               hat mehr Lebenszufriedenheit und/oder -freude
                                                                                                      7                                         Veränderungen in Familie und Umfeld
                                               gesteigertes Wohlbefinden

9                                              bewegt sich mehr                                                                                 gesteigerte Bewerbungsaktivität
                                                                                                                                         31
                                               Ist selbstbewusster
                                                                                                                                                Anmeldung zur Umschulung/ Fortbildung
                                               Ist entspannter
                                          17
                                               Stressresistenter                                                                                Anmeldung zum Bundesfreiwilligendienst
    9
                                               Öffnund für soziale Teilhabe
                                                                                                                                                Aufnahme eines Jobs

             10                                                                                             21                                  Anmeldung zu einem Gesundheitskurs
                           15

                  Dies trifft auch auf den Gesundheitsgewinn wie                                     Zusammenfassend kann festgestellt werden,
                  z.B. die Formulierung neuer Lebens- und Berufs-                                    dass das individuelle Gesundheitscoaching im
                  ziele, die gewachsene Lebenszufriedenheit und                                      intendierten Sinne greift, d.h. die Kundinnen und
                  die Öffnung für soziale Teilhabe zu.                                               Kunden der Arbeitsvermittlungen, die die größ-
                                                                                                     ten Integrationschancen versprechen, profitieren
                                                                                                     am meisten von diesem Gesundheitsangebot.

                                                                                                19
Ausblick

Dem Projektmanagement gelang es in Koopera-              Angebote zu entwickeln, wird eine Aufgabe
tion mit den Projektbeteiligten, regionale Struk-        sein. Eine weitere Intention des Projektma-
turen und Netzwerke aufzubauen, Anbieter und             nagements ist es, darauf hinzuwirken, dass der
Angebote zu entwickeln, neue Kommunikati-                Vermittlungsprozess selbst noch gesundheits-
onsstrukturen zu etablieren und arbeitslosen             förderlicher gestaltet werden kann.
Menschen Teilhabe an Gesundheitsförderungs-
angeboten zu ermöglichen. Die entscheidenden             Im Sommer 2019 wurden weitere drei Jobcenter
Unterschiede zur Ausgangssituation sind, dass            und eine Agentur in das Projekt aufgenommen.
die Mitarbeiter/-innen der betreuten Jobcenter           Im November diskutierte die LVG mit ihnen auf
sowie der Agentur für Arbeit zunehmend ein               einem ersten Strategietreffen ihre Ausgangs-
Bewusstsein für ihr neue Rolle als Gesundheits-          situation sowie die Möglichkeiten der regiona-
berater/-innen gewonnen haben und ihre Mit-              len Projektentwicklung. Sie werden ab 2020 die
gestaltungsmöglichkeiten nutzen, um die Ge-              Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsför-
sundheit ihrer Kundinnen und Kunden als Basis            derung in ihren Verantwortungsbereichen mit
von Leistungs- und Arbeitsfähigkeit zu fördern           Unterstützung der LVG und der IKK gesund plus
und dass regionale Anbieter Gesundheitsförde-            aufbauen.
rungsangebote für die Zielgruppe bereitstellen.

Alle acht Arbeitsvermittlungen werden ihre
Projektarbeit fortsetzen. In den nächsten drei
Jahren wird es ihre Aufgabe sein, dem Aspekt
der Verzahnung noch größere Beachtung als
bisher zu schenken, d.h. Kundinnen und Kunden
für die, für ihre individuelle Entwicklung be-
deutsamen, Gesundheitsförderungsangebote
zu motivieren, d.h. noch einzelfallbezogener zu
arbeiten. Die Aufgabe der LVG wird in diesem
Prozess u.a. die Gewinnung weiterer regionaler
Kooperationspartner im Sinne einer ganzheitli-
chen und interdisziplinären Betreuung sein, die
die Häuser dabei unterstützen.

Es ist bekannt, dass präventive Maßnahmen so
früh wie möglich einsetzen sollten und dass die
psychische Belastung im Moment des Verlustes
des Arbeitsplatzes besonders hoch ist. Hierfür

                                                    20
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