SAFER USE GUIDE SUBSTANZEN - Suchthilfe Wien

Die Seite wird erstellt Leonard Röder
 
WEITER LESEN
1

SAFER
      IMPRESSUM

USE
GUIDE
SUBSTANZEN
2   IMPRESSUM                                                                                                                                      INHALT 3

Medieninhaberin, Herausgeberin und                                        Einleitung�����������������������������������������������������������������������������������4
für den Inhalt verantwortlich:
Suchthilfe Wien gemeinnützige GmbH
                                                                          ILLEGALE SUBSTANZEN............................13
Gumpendorfer Gürtel 8, 1060 Wien                                          Rechtliches................................................................................14
office@suchthilfe.at
www.suchthilfe.wien                                                       Heroin........................................................................................16
                                                                          Kokain.......................................................................................20
                                                                          Cannabis.................................................................................. 23
                                                                          LSD........................................................................................... 25

Konzept und Redaktion: Dr. Hans Haltmayer; DSA Andreas Höllerer; DSAin    Amphetamine (Speed)............................................................27
Elisabeth Odelga, MSc MBA; Dr.in Angelika Schütz;                         Methamphethamin (Crystal, Crystal Meth)..........................27
Barbara Siokola, MA; Christina Stiftel, BA; Peter Strasser, BA;
Mag. Günter Tomschitz                                                     Sonstige illegale Substanzen..................................................31

Grafische Gestaltung und Illustrationen: Karin Dreher
                                                                          ALKOHOL.................................................. 33
Druck: Druckerei Berger                                                   Erwünschte Wirkungen........................................................... 34
Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Wiener Straße 80, 3580 Horn
                                                                          Unerwünschte Wirkungen...................................................... 34
………………………………                                                              Langzeitfolgen/Toleranz......................................................... 35
1. Auflage 2019                                                           Alkoholbedingte Erkrankungen............................................. 35

© Suchthilfe Wien gGmbH                                                   Psychische Langzeitfolgen..................................................... 37
                                                                          Tipps/Risk Reduction..............................................................38
Die Suchthilfe Wien gGmbH hat sich dem Grundsatz der „Harm Reduction“
verpflichtet: Wenn Suchtmittel konsumiert werden, sollen im Sinne der     BENZODIAZEPINE..................................... 39
Schadensminimierung die Risiken für Leben und Gesundheit möglichst
gering gehalten werden. Diese Broschüre erkennt damit lediglich an, was
                                                                          SUBSTITUTIONSMITTEL........................... 45
real stattfindet, und ist daher in keiner Weise als Aufforderung zum      ADRESSEN................................................. 59
Suchtmittelkonsum zu verstehen. Sie wurde nach bestem Wissen und
Gewissen verfasst. Dennoch kann sie ein persönliches Gespräch über ein    Adressen Suchthilfe Wien......................................................60
konkretes individuelles Konsumverhalten nicht ersetzen. Die Suchthilfe    Notfallhilfe................................................................................61
Wien gGmbH übernimmt daher keine Haftung für etwaige Schäden, die
auf irgendeine Art aus der Nutzung dieser Broschüre entstehen.            Erste Hilfe................................................................................ 62
4   EINLEITUNG                                                                          EINLEITUNG   5

Liebe Leserin, lieber Leser!                         In dieser Broschüre werden lediglich die Wirkungen
                                                     der unserer Erfahrung nach gängigsten Substanzen
                                                     beschrieben und das aus Gründen der leichteren
Diese Broschüre will dir einen Überblick über die
                                                     Lesbarkeit stark verkürzt. Ausführlichere Informa-
gängigsten Substanzen und ihre Wirkungen
                                                     tionen z.B. über zahlreiche hier nicht beschriebene
bieten. Wir bitten dich, besonders die Tipps zur
                                                     Substanzen können bei SozialarbeiterInnen oder
Risk Reduction zu beachten.
                                                     ÄrztInnen der suchthilfe wien eingeholt werden.
Diese Broschüre ist Teil einer Serie. Zusätzlich
                                                     Psychotrope Substanzen haben erwünschte aber
gibt es auch folgende Teile:
                                                     auch unerwünschte Wirkungen, wobei diese
                                                     individuell unterschiedlich ausgeprägt sein können.
SAFER USE GUIDE – intravenöser Konsum &             Manchmal kann ein Wirkstoff sogar eine sogenann-
                  Alternativen                       te paradoxe (also gegenteilige) Reaktion auslösen.
SAFER SEX GUIDE                                      Die beschriebenen Wirkungen beziehen sich
SAFER USE GUIDE – Medizinisches                      immer nur auf die Reinsubstanz. Illegal gehandelte
                                                     Substanzen beinhalten oft Streckmittel, welche
                                                     die Wirkung stark verändern können.
Die Broschüren bieten dir kompakt die
wichtigsten Infos, können aber ein persönliches
Gespräch über ein individuelles Konsumverhalten       Wie stark eine Substanz wirkt, hängt
nicht ersetzen. Wir laden dich daher ein, konkrete    hauptsächlich von der eingenommen
Fragen mit den SozialarbeiterInnen und
ÄrztInnen bzw. PflegerInnen der Wiener
                                                      Menge, der Einnahmeform und der Ge-
Suchthilfeeinrichtungen zu besprechen!                wöhnung ab. Diese Faktoren beeinflussen
                                                      daher auch das Risiko einer Überdosis.
Die VerfasserInnen
6   EINLEITUNG                                                                      EINLEITUNG      7

Zu beachten ist, dass die Kombination von         SUBSTANZ UND SUCHT
mehreren Substanzen sich gegenseitig verstär-
kende Wechselwirkungen – und damit immer          Jedes menschliche Verhalten kann süchtig
mehr als die Summe der Einzelwirkungen erge-      entgleisen. Man unterscheidet daher
ben können. Mischkonsum ist damit immer un-       „stoffgebundene“ von „stoffungebundenen“
berechenbar und daher riskant. Im Besonderen      (z.B. Spielsucht, Kaufsucht) Süchten. Sucht ist
gilt das für die Potenzierung der dämpfenden      eine meist chronisch verlaufende Erkrankung,
und atemdepressiven Wirkung durch den             die jeden Menschen treffen kann und durch
Mischkonsum von Opioiden mit Benzodiazepi-        verschiedenste Faktoren beeinflusst wird.
nen und/oder Alkohol.
                                                  Die Stadien des süchtigen Verhaltens sind
Bei bestehenden psychischen und somatischen       fließend, vom Gelegenheitskonsum über den
Grunderkrankungen, vor allem chronischen Er-      Gewohnheitskonsum zu missbräuchlichem
krankungen von Lunge, Leber und Niere (z.B.       Konsum und schädlichem Gebrauch, sowie
bei Asthma, Leberzirrhose, Zuckerkrankheit, …)    Abhängigkeit im engeren Sinn der Sucht.
ist besondere Vorsicht bei der Einnahme von
Substanzen geboten. In diesem Fall sollte un-     Prinzipiell kann man von jeder psychoaktiven
bedingt ärztlicher Rat (suchthilfe wien, Verein   Substanz auch abhängig werden. Die Substan-
Dialog, etc.) eingeholt werden.                   zen unterscheiden sich aber diesbezüglich stark
                                                  in ihrem Potential, insbesondere weil Anflu-
                                                  tungszeit, Wirkdauer, Toleranzentwicklung und
                                                  Entzugserscheinungen (z.B. körperlicher Ent-
                                                  zug) unterschiedlich ausgeprägt sind.
8   EINLEITUNG                                                          EINLEITUNG   9
                GEN
                   USS
                       V   OL L
                                            Ein stoffgebundenes Abhängigkeitssyndrom ist
                                            medizinisch durch Zutreffen von mindestens
GEWOHNHEIT DAS                    MAS       drei der folgenden Symptome im
               MASS FE               SVO
                       HLT              L   vorangegangenen Jahr definiert:

                                       L
                                              1. starkes, oft unüberwindbares
MISSBRAUCH DIE KONTROLLE FEH                     Verlangen, die Substanz einzunehmen
                            LT                2. Schwierigkeiten,
                                                 die Einnahme zu kontrollieren

                    T              SUCHT
                                              3. körperliche Entzugssymptome
               HG AF                          4. Benötigen immer größerer Mengen,
          N

                                                 damit die gewünschte Wirkung eintritt
        ZWA

                                                 (Toleranz)
    HT

                                              5. fortschreitende Vernachlässigung
 SUC

                                                 anderer Verpflichtungen, Aktivitäten,
                                                 Vergnügen oder Interessen (das
                                                 Verlangen nach der Droge wird zum
                                                 Lebensmittelpunkt)

                                              6. fortdauernder Gebrauch der
                                                 Substanz(en) wider besseren
                                                 Wissens und trotz eintretender
                                                 schädlicher Folgen
10    EINLEITUNG                                                                              EINLEITUNG   11

TOLERANZ                                                 INTRAVENÖSER SUBSTANZ-
                                                         KONSUM
•    Durch die regelmäßige Einnahme kommt es bei
     verschiedenen Substanzen (insbesondere bei          Sehr viele der in Folge genannten Substanzen
     Opiaten, aber auch Benzodiazepinen) zu einer        werden auch intravenös konsumiert.
     Gewöhnung an die Substanz, bei der die Emp-
     findlichkeit gegenüber der Wirkung und einiger      Die Wirkung ist dabei keine andere. Sie ist aber
     Nebenwirkungen schwächer wird.                      stärker, kürzer und tritt praktisch sofort ein.

•    Das heißt: Gewöhnte vertragen höhere Dosen als
     Nichtgewöhnte, beziehungsweise müssen Ge-             SPRITZEN IST DIE RISKANTESTE
     wöhnte die Dosis steigern um die gleichen Effekte
                                                           KONSUMFORM WEGEN DER
     wie zu Beginn zu erzielen.
                                                           ERHÖHTEN GEFAHR VON:
•    Vorsicht bei Opiaten: Der Effekt der Toleranz ist
     umkehrbar (Toleranzverlust). Bei einer Einnahme-      •    Überdosierungen
     pause (z.B. Unterbrechung der Substitutionsbe-
     handlung, nach einer Entzugsbehandlung…) geht         •    Ansteckung mit durch Blut
                                                                übertragbaren Infektions-
     die Gewöhnung wieder verloren. Schon nach un-
     gefähr fünf Tagen Abstinenz kann die vor dem               krankheiten wie Hepatitis und HIV

                                                           •
     Entzug vertragene Dosis tödlich sein!
                                                                Gefäßverschlüssen

     Nach einem körperlichen Entzug                        •    Haut- und Weichteilinfektionen
                                                                wie Abszesse und Phlegmonen
     darf daher nie sofort die ursprüngliche
     Tagesdosis an Opiaten konsumiert                    Beachte unbedingt die allgemeinen Safer Use
     werden.                                             Empfehlungen im Safer Use Guide – intravenöser
                                                         Konsum und Alternativen.
12   EINLEITUNG                13

                  ILLEGALE
                  SUBSTANZEN
14    ILLEGALE SUBSTANZEN                                    ILLEGALE SUBSTANZEN   15

RECHTLICHES
•    Bereits der Besitz von nach dem Suchtmittelgesetz
     verbotenen Substanzen ist strafbar. Die Polizei ist
     verpflichtet, bereits bei Verdacht Anzeige zu
     erstatten. Das gilt auch für Cannabis und prinzipiell
     auch für kleinste Mengen.

•    Da Sucht eine Krankheit ist, haben die
     Gesundheitsbehörde, die Staatsanwaltschaft und
     Gerichte Möglichkeiten, eine tatsächliche
     Bestrafung Suchtkranker, insbesondere eine
     Haftstrafe, zugunsten einer Behandlung
     zurückzustellen. Zum Beispiel über Zurücklegung
     der Anzeige, eine bedingte Verurteilung oder
     Auflage einer gesundheitsbezogenen Maßnahme
     (bspw. Psychotherapie, ärztliche oder
     psychosoziale Betreuung in einer nach §15 SMG
     anerkannten Einrichtung). Aber Vorsicht: im
     Wiederholungsfall, bei Verweigerung von
     gesundheitsbezogenen Maßnahmen und
     insbesondere bei gewerbsmäßigem
     Drogenhandel sind lange Haftstrafen möglich!

•    Solltest du einmal Probleme mit dem Gesetz
     bekommen, ist daher eine Kooperation mit dem
     Gericht ratsam. Die SozialarbeiterInnen der
     suchthilfe wien können dich auch dabei beraten.
16    ILLEGALE SUBSTANZEN                                      ILLEGALE SUBSTANZEN       17

HEROIN                              UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN
                                    •   Dämpfung, Verwirrtheit und
                                        Orientierungslosigkeit, Gedächtnislücken,
                                        Koordinations- und Sprechstörungen,
                                        Verstopfung

                                    •   Beim Konsum von hohen Dosen kommt es zu
                                        einer Reduktion der Atemfrequenz bis hin zu
                                        lebensbedrohlichen Atemlähmungen.

                                    LANGZEITFOLGEN/TOLERANZ
    ERWÜNSCHTE
WIRKUNGEN                           •   Nach mehrwöchigem Konsum stellen sich nach
                                        abrupter Abstinenz (8-12 Stunden nach der
•    euphorisierend, angstlösend,
     schmerzlindernd,
                                        letzten Einnahme) körperliche Entzugser-
                                        scheinungen ein (Schwitzen, Erbrechen, Durchfall,
     beruhigend,                        Muskelkrämpfe, Schlaflosigkeit bis hin zu
     Schwebestadium zwischen            psychotischen Phasen...).
     Wachheit und Schlaf

•    Das rasche Anfluten bei
                                    •   Neben der Toleranzentwicklung (Dosissteigerung
                                        ist erforderlich um den gleichen Effekt zu erzielen)
     intravenösem Konsum                kommt es natürlich auch zu einer psychischen
     bewirkt einen                      Abhängigkeit.
     intensiven
     Rauschzustand –
     vergrößert damit aber
                                    •   Auch eine verringerte sexuelle Lust kann nach
                                        längerfristigem Konsum die Folge sein.
     auch das Suchtpotenzial.
18    ILLEGALE SUBSTANZEN                                                        ILLEGALE SUBSTANZEN      19

TIPPS/RISK REDUCTION                                        Beim Mischkonsum von Heroin mit
Wesentlich sicherer sind die Einnahmeformen                 Benzodiazepinen verstärken sich die
Sniefen oder Rauchen. Bei einer Abhängigkeit ist die        Wirkungen dieser Substanzen
orale Substitutionstherapie eine sichere Alternative.       gegenseitig bis zu Atemdepression

•    Die Gefahr von Überdosierungen ist nach
     längeren Phasen der Abstinenz und bei „extrem
                                                            und Atemstillstand.
                                                            Das Risiko für eine lebensgefährliche
     reinen“ Stoffen besonders hoch.                        Überdosierung ist besonderes hoch.

                                                        •   Um mehr Profit zu erzielen, ist Heroin vom
                                                            Schwarzmarkt so gut wie immer mit anderen
                                                            Substanzen gestreckt. Weil man die Reinheit der
                                                            Substanz nicht kennt, ist bei der Dosierung immer
                                                            Vorsicht geboten.

                                                        •   Heroin muss für den intravenösen Konsum mittels
                                                            einer Säure in Lösung gebracht werden. Dafür
     Spritzen ist die riskanteste                           sollte man ausschließlich Ascorbinsäure
     Konsumform (siehe Seite 11).                           verwenden. Zitronensaft, Essig und dergleichen
                                                            sind ungeeignet und schädlich.
     Beachte unbedingt die allgemeinen
     Safer Use Empfehlungen im Safer Use
     Guide – intravenöser Konsum und
     Alternativen.
20   ILLEGALE SUBSTANZEN                                                          ILLEGALE SUBSTANZEN       21

KOKAIN                                                 LANGZEITFOLGEN/TOLERANZ
                                                       •   Obwohl Kokain nicht körperlich abhängig macht, hat
                                                           es ein hohes psychisches Abhängigkeitspotenzial.
                                                           Psychische Langzeitfolgen sind z.B. Angststörungen,
                                                           Wahnzustände (z.B. Parasitenwahn), Persönlichkeits-
                                                           veränderungen oder Depression.

                                                       •   Bei längerem durchgehendem Konsum tritt
                                                           Entkräftung bis hin zu körperlicher und psychischer
ERWÜNSCHTE WIRKUNGEN                                       Erschöpfung ein. Die Lust auf Sex wird bei

•   intensives euphorisches Gefühl, gesteigerte
    Aufmerksamkeit, Bewegungsdrang, gesteigerte
                                                           längerfristigem Konsum herabgesetzt. Bei
                                                           Männern kann Impotenz eintreten, bei Frauen
                                                           die Menstruation ausbleiben.
    Selbstsicherheit, unterdrückt Hunger, Durst und
    Müdigkeit
                                                       •   Bei nasalem Konsum kommt es zu Schädigungen
                                                           der Nasenschleimhaut. Kokain wirkt gefäßverengend
UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN                                     und kann zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.
•   Anstieg der Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck,
    wirkt örtlich betäubend, Unruhe, Gedanken
    beginnen zu rasen

•   Bei hohen Dosen können Wahnzustände und Angst
    ausgelöst werden.

•   Beim Runterkommen kommt es häufig zu
    Gereiztheit und depressiven Verstimmungen.
    Dadurch kommt häufig ein starker Wunsch auf, die
    Substanz erneut zu konsumieren. („Craving“)
22   ILLEGALE SUBSTANZEN                                                         ILLEGALE SUBSTANZEN      23

TIPPS/RISK REDUCTION                                    CANNABIS
Wird Kokain geschnupft, setzen die Wirkungen
schon nach ein paar Minuten ein. Die Effekte halten
zwischen 30 und 60 Minuten und damit länger als
beim Rauchen oder Spritzen an.

    Spritzen ist die riskanteste                        ERWÜNSCHTE
    Konsumform (siehe Seite 11).
                                                        WIRKUNGEN
    Beachte unbedingt die allgemeinen                   •   Verstärkte Gefühle und
                                                            Sinneswahrnehmungen, größerer Appetit,
    Safer Use Empfehlungen im Safer Use                     erhöhte Sensibilität, Heiterkeit und Entspannung
    Guide – intravenöser Konsum und
    Alternativen.                                       •   Stärker als bei anderen Drogen kann die
                                                            psychoaktive Wirkung von den Gegebenheiten
                                                            und dem Befinden (Set und Setting) der Person
                                                            beeinflusst werden.

•   Wegen der Gefahr von Infektionskrankheiten (insb.
    Hepatitis B und C) sollte man auch beim nasalen
                                                        UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN
    Konsum das Röhrchen mit niemandem teilen
    (siehe Safer Use Guide – intravenöser Konsum und    •   erhöhte Pulsfrequenz, Rötung der Augen,
                                                            trockener Mund, Schwindel, Übelkeit, Panik,
    Alternativen).                                          Halluzinationen

•   Kokain muss zum Auflösen in Wasser
    nicht erhitzt werden.                               •   Bei entsprechender Veranlagung können
                                                            psychische Erkrankungen (z.B. Psychosen)
                                                            ausgelöst werden.
24   ILLEGALE SUBSTANZEN                                                          ILLEGALE SUBSTANZEN        25

LANGZEITFOLGEN/TOLERANZ                                 LSD
•   Bei längerem regelmäßigem Konsum kann es zu
    einer psychischen Abhängigkeit kommen.              Die Wirkung einer
                                                        durchschnittlichen
•   Die Motivations- und Merkfähigkeit wird
    insbesondere bei täglichem Konsum von hohen
                                                        Dosis setzt nach
                                                        30 bis 90 Minuten
    Dosen herabgesetzt.                                 ein, erreicht ihren

•
                                                        Höhepunkt nach
    Bei RaucherInnen besteht eine erhöhte               ca. 2 bis 4 Stunden
    Anfälligkeit für Atemwegs- und                      und dauert bis zu
    Krebserkrankungen.                                  12 Stunden oder eventuell länger an.

TIPPS/RISK REDUCTION                                    ERWÜNSCHTE WIRKUNGEN

•   Das Risiko von Atemwegserkrankungen kann            •   Halluzinogene Wirkung (Verfremdung bzw.
                                                            Intensivierung von optischen, akustischen sowie der
    minimiert werden, wenn man Cannabis oral
                                                            Geruchs- und Tast-Wahrnehmungen), verstärkte
    konsumiert – also isst oder als Tee trinkt. Beim
                                                            und kaum vorhersagbar veränderte Gefühle
    Essen ist die Anflutzeit langsamer, die Wirkung
    hält jedoch länger an und kann auch stärker sein.
    Risikoärmer als Rauchen ist ebenso das
    Verdampfen (Vaporisieren).
                                                        UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN
                                                        •   Übelkeit und Erbrechen (meist in der
                                                            Anfangsphase), Ansteigen von Körpertemperatur,
                                                            Pulsfrequenz, Blutdruck, Benommenheit,
                                                            Kreislaufprobleme, Schwindel
26   ILLEGALE SUBSTANZEN                                                      ILLEGALE SUBSTANZEN     27

•   Halluzinationen können starke Ängste, Panik und
    Paranoia auslösen (Horrortrip). Selten kann es
                                                       AMPHETAMINE
    auch Tage oder Wochen nach der Einnahme zu         (SPEED)
    Flashbacks kommen.

•   Bei entsprechender Veranlagung können              METHAMPHETHAMIN
    psychische Erkrankungen (z.B. Psychosen „hängen
    bleiben“) ausgelöst werden.
                                                       (CRYSTAL,
                                                       CRYSTAL METH)
LANGZEITFOLGEN/TOLERANZ
•   Langzeitkonsum von LSD führt zwar zu keiner
    Abhängigkeit, aber zu einer Toleranzentwicklung.

TIPPS/RISK REDUCTION
•   Da die Wirkung bei Halluzinogenen kaum
    einschätzbar ist, sollte immer vorsichtig
    dosiert werden, auch weil die Wirkung oft
    erst verspätet eintritt.

•   Bei LSD ist auf Grund des starken
    Set und Setting Einflusses besonders auf
    Gegebenheiten (vertraute Umgebung)                 Die Wirkdauer bei Amphetaminen beträgt 2 bis 4
    und das Befinden zu achten.                        Stunden. Bei oralem Konsum tritt die Wirkung nach
                                                       etwa 30 Minuten ein. Im Unterschied dazu ist die
                                                       Wirkdauer bei Methamphetamin mit bis zu 24
                                                       Stunden deutlich länger.
28   ILLEGALE SUBSTANZEN                                                     ILLEGALE SUBSTANZEN           29

ERWÜNSCHTE WIRKUNGEN                              LANGZEITFOLGEN/TOLERANZ
•   angeregter Zustand, verringerte Müdigkeit
                                                  •   Amphetamine und Methamphetamin

•   erhöhte Konzentrationsfähigkeit
                                                      besitzen ein hohes psychisches
                                                      Abhängigkeitspotenzial.

UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN
                                                  •   Je häufiger der Konsum und je höher die Dosen,
                                                      desto stärker werden die unerwünschten
                                                      Nebenwirkungen wie Angst, Reizbarkeit,

•   Kopfschmerzen, Übelkeit,
    Halluzinationen, Aggression
                                                      Schlafstörungen bei gleichzeitiger Müdigkeit. Bei
                                                      größeren Mengen kann es auch zu verspanntem
                                                      Kiefer und Mundtrockenheit, aber auch zu
•   Beim Runterkommen fühlt man sich körperlich
    müde und erschöpft und innerlich unruhig.
                                                      erhöhtem Blutdruck kommen. Starker Karies,
                                                      Hautunreinheiten und Magenprobleme sind
                                                      weitere Langzeitfolgen.
•   Überdosierungen können zu
    Kreislaufversagen und damit einhergehender
                                                  •   Konsumiert man Speed regelmäßig, fühlt man
    Bewusstlosigkeit führen.                          sich nach dem Gebrauch vermehrt unsicher,
                                                      ängstlich (bis hin zur Paranoia), schläft schlecht
                                                      und leidet an Appetitlosigkeit. Es kann zu
                                                      Halluzinationen bis hin zum Wahn kommen
                                                      (Amphetamin-Psychose).
30   ILLEGALE SUBSTANZEN                                              ILLEGALE SUBSTANZEN      31

TIPPS/RISK REDUCTION                         SONSTIGE ILLEGALE
•   Die am wenigsten schädliche Konsumform
    ist das Schlucken.
                                             SUBSTANZEN
                                             Die Liste illegaler psychotroper Substanzen und ihrer
                                             oft verschiedenen Bezeichnungen ist sehr lang. Auf
    Spritzen ist die riskanteste             viele kann daher hier nicht eingegangen werden,
    Konsumform (siehe Seite 11).             einige ihrer Namen oder Abkürzungen sollen aber
                                             zumindest genannt werden. Nähere Informationen
    Beachte unbedingt die allgemeinen        können bei SozialarbeiterInnen oder ÄrztInnen der
    Safer Use Empfehlungen im Safer Use                        suchthilfe wien oder auf der
                                                                  Homepage von
    Guide – intravenöser Konsum und                                checkit checkyourdrugs.at
    Alternativen.                                                    eingeholt werden.

                                                                      Auch wenn immer wieder
                                                                       einmal von „neuen“
                                                                        Drogen die Rede ist,
                                                                       sind sie alle in Chemie
                                                                     und Wirkung mit den
                                                                    vorher beschriebenen
                                                                   verwandt.
32   ILLEGALE SUBSTANZEN                                           33

HALLUZINOGENE
•   Psilocybin und Psylocin (Pilze), Meskalin, Atropin
    (Tollkirsche), Ketamin, Phencyclidin PCP
    (angel dust), DMT,..

STIMULANZIEN
•   Crack (rauchbares Kokainderivat), Amphetamin-
    derivate wie MDMA (Ecstasy), MDA, MDE,               ALKOHOL
    MBDB, PMA, PMMA, Cathinone, Mephedron,..

DOWNER
•   GHB und GBL (Liquid Ecstasy), Ether, Opioide,
    Codein, Opiumtee, Mohnkapseln, Cannabinoide,
    Synthetische Cannabinoide (z.B. in Spice)
34   ALKOHOL                                                                              ALKOHOL    35

ERWÜNSCHTE                                          LANGZEITFOLGEN/
WIRKUNGEN                                           TOLERANZ
•   Wohlbefinden, Heiterkeit, Entspannung,
    gesteigerte Kontaktfreude, Minderung von
                                                    •   Längerer und regelmäßiger Alkoholkonsum führt
                                                        zu psychischer und körperlicher Abhängigkeit und
    Ängsten, Reduktion von Hemmungen                    gravierenden Folgekrankheiten.

UNERWÜNSCHTE                                        ALKOHOLBEDINGTE
WIRKUNGEN                                           ERKRANKUNGEN
•   Übelkeit, Erbrechen, Selbstüberschätzung,
    Aggression, Impulsivität, visuelle Störungen,
                                                    Regelmäßiger Alkoholkonsum führt zu schweren
                                                    Schädigungen verschiedenster Körperzellen,
    Koordinationsstörungen, verwaschene Sprache,    Organe und Organsysteme:
    Kontrollverlust

•   Nach übermäßigem Konsum kommt es zu
                                                    •   Leberschäden

    Kopfschmerzen, Übelkeit und Magenschmerzen
    (Kater).
                                                    •   Entzündung der Bauchspeicheldrüse
                                                        (Folge ev. Diabetes)

•   Überdosierungen führen zu
    Wärmeregulationsstörungen und Tiefschlaf bis
                                                    •   Entzündungen und Geschwüre von
                                                        Speiseröhre und Magen

                                                    •
    hin zum Koma.
                                                        Erkrankungen des Herzmuskels (Herzschwäche)
36   ALKOHOL                                                                                   ALKOHOL     37

•   Entzugsdelir mit akuten psychotischen
    Symptomen
                                                       PSYCHISCHE
                                                       LANGZEITFOLGEN
•   schwere Gedächtnisstörungen und
    Desorientiertheit
                                                       •   Die Schädigung von Gehirn und Nerven durch

•   Sensibilitätsstörungen, Gangunsicherheit,
    Augenmuskellähmungen, Reflex- und
                                                           langfristigen hohen Alkoholkonsum beeinflusst
                                                           die Psyche.
    Bewusstseinsstörungen
                                                       •   Es kommt zu starken Stimmungsschwankungen,

•   Krebserkrankungen (wie Mund-, Rachen-,
    Speiseröhren- oder Brustkrebs)
                                                           Angstzuständen, Depression und/oder
                                                           Persönlichkeitsveränderungen und damit zu
                                                           Störungen und

•   Potenzstörungen                                        Beeinträchtigungen der
                                                           zwischen-

•   Blutbildungsstörungen oder Blutarmut                   menschlichen
                                                           Beziehungen
•   Über Jahre hinweg beeinträchtigt hohe
    Alkoholzufuhr das Gehirn. Wird Alkohol plötzlich
                                                           sowie der sozialen
                                                           Funktionen.
                       abgesetzt, ist mit
                       Fehlregulationen bis hin zu
                        schwerwiegenden Folgen
                                                       •   Auch Alkohol-
                                                           halluzinose (akustische
                          (z.B. Delirium tremens,          und optische Halluzinationen
                            welches ein                    aufgrund der eingeschränkten
                                lebensbedrohlicher         Gehirnfunktion) und
                                Zustand ist) zu            Eifersuchtswahn können auftreten.
                                rechnen.
38   ALKOHOL                                     39

TIPPS/RISK
REDUCTION
.
    Beim Mischkonsum von Alkohol
    mit Benzodiazepinen und/oder
    Opioiden verstärken sich die
    Wirkungen dieser Substanzen
                                     BENZODIAZEPINE
    gegenseitig bis zu
    Atemdepression und
    Atemstillstand. Das Risiko für
    eine lebensgefährliche
    Überdosierung ist
    besonderes hoch.
40   BENZODIAZEPINE                                                                 BENZODIAZEPINE    41

BENZODIAZEPINE                                        UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN

Benzodiazepine sind Beruhigungsmittel
                                                      •   Müdigkeit, Schwindel, Mundtrockenheit, Apathie,
                                                          Reizbarkeit, Erinnerungs-, Aufmerksamkeits-,
(Tranquilizer) mit hohem Abhängigkeitspotential,          Konzentrationseinschränkungen
angstlösender, aber kaum euphorisierender Wirkung.
                                                      •   Hemmungs- und Kontrollverlust

                                                      LANGZEITFOLGEN/TOLERANZ
                                                      •   Es kommt zu körperlicher und psychischer
                                                          Abhängigkeit.

                                                      •   Bei plötzlichem Absetzen treten Angst, Spannungs-
                                                          zustände, gesteigerte Reizwahrnehmung, Schlaf-
                                                          störungen, Muskelkrämpfe und Krampfanfälle
                                                          (epileptische Anfälle) auf.
MARKENNAMEN
                                                      •   Zusätzlich können starkes Schwitzen,
•   z.B. Praxiten®, Anxiolit®, Rivotril®; Temesta®,       Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen vorkommen.

                                                      •
    Psychopax®, Lexotanil®, Rohypnol®, Mogadon®,
    Gewacalm®                                             Bei Langzeitkonsum kann es auch zu einer paradoxen
                                                          Wirkung in Form von Antriebssteigerung, Störung
ERWÜNSCHTE WIRKUNGEN                                      der Impulskontrolle und Aggressivität sowie zu

•
                                                          neurologischen und motorischen Störungen kommen.
    angstlösend, krampflösend, muskelentspannend,
    beruhigend, schlaffördernd, leicht
    stimmungsaufhellend
                                                      •   Auch bestehende Depressionen können
                                                          verstärkt werden.
42   BENZODIAZEPINE                                                        BENZODIAZEPINE       43

TIPPS/RISK REDUCTION

 Beim Mischkonsum von                      •   Vom intravenösen Konsum von Benzodiazepinen
                                               ist unbedingt abzuraten. Benzodiazepine
 Benzodiazepinen mit Opioiden und/             schädigen die Gefäßwände direkt und schwer
 oder Alkohol verstärken sich die              lösliche Tabletten-Hilfsstoffe führen zusätzlich zu
 Wirkungen dieser Substanzen                   einem deutlich erhöhten Thromboserisiko und
                                               damit zur Gefahr von Gefäßverschlüssen und
 gegenseitig bis zu Atemdepression             Amputationen.
 und Atemstillstand. Das Risiko für eine
 lebensgefährliche Überdosierung ist       •   Eine Alternative zum intravenösen Konsum ist das
                                               im Mund Zergehen lassen der Tabletten, da über
 besonderes hoch.                              die Mundschleimhaut auch ein schnellerer
                                               Übergang ins Blut erfolgt.

 Spritzen ist die riskanteste              •   Die meisten Benzodiazepine fluten eher langsam
                                               im Gehirn an. Es besteht das Risiko einer
 Konsumform (siehe Seite 11).                  Überdosierung, wenn man mehrere Tabletten
                                               nacheinander einnimmt („Nachwerfen“), um den
 Beachte unbedingt die allgemeinen             gewünschten Effekt schneller zu erzielen.
 Safer Use Empfehlungen im Safer Use
 Guide – intravenöser Konsum und
 Alternativen.
45

SUBSTITUTIONS-
MITTEL
46   SUBSTITUTIONSMITTEL                                                        SUBSTITUTIONSMITTEL    47

EINLEITUNG                                             Substitutionsmedikamente erzeugen
Unter Substitutionstherapie versteht                   wie alle Opioide bei regelmäßiger
man die ärztliche Verordnung eines                     Einnahme eine Abhängigkeit. Beim
opioidhaltigen Medikamentes als                        abrupten Absetzen treten
Ersatz für illegal erworbene Opioide                   Entzugssymptome auf. Sie sind
bei opiatabhängigen Personen.                          ausschließlich zur oralen Einnahme
                                                       (Methadon, retardiertes Morphin)
Die Ziele der                                          bzw. zur sublingualen Einnahme
Substitutionstherapie sind:                            (Buprenorphin, Buprenorphin/
                                                       Naloxon) bestimmt.
•   Unterbrechung des Kreislaufes von Abhängigkeit
    – illegalem Substanzkonsum – Beschaffungsdruck     Detaillierte Informationen zur Substitutions-
    – finanziellem Druck – Beschaffungskriminalität    behandlung erhältst du im ambulatorium

•   Vermeidung, Verminderung und Behandlung von
    körperlichen und psychischen Erkrankungen bzw.
                                                       suchthilfe wien oder in anderen Wiener
                                                       Suchthilfe­einrichtungen.
    von drogenbedingten Folgeschäden                   Substitutionsmittel sind keine Drogen, sondern

•   Sicherung des Überlebens sowie Stabilisierung
    und Verbesserung der Lebenssituation
                                                       Arzneimittel. Allerdings unterliegen sie ebenfalls
                                                       dem Suchtmittelgesetz und dürfen nur nach
                                                       ordnungsgemäßer Verschreibung (Suchtgiftrezept
Im Rahmen einer substitutionsgestützten Therapie       mit Vignette) abgegeben werden. Andernfalls ist
sollte die medikamentöse Behandlung von                schon der Besitz kleinster Mengen strafbar. Ebenso
verschiedenen weiteren Maßnahmen (z.B.                 strafbar ist die Weitergabe (selbst die
psychosoziale Betreuung, medizinische Diagnostik,      unentgeltliche) von solchen Medikamenten, auch
psychotherapeutische Intervention) begleitet werden.   wenn sie ordnungsgemäß verschrieben wurden.
48   SUBSTITUTIONSMITTEL                                                        SUBSTITUTIONSMITTEL        49

•   Der intravenöse Konsum des eigenen
    Substitutionsmedikamentes ist kein Verstoß
                                                       MARKENNAMEN
    gegen das Suchtmittelgesetz.                       In Österreich zur Substitution erhältliche Substanzen

•
                                                       und Handelsnamen (Stand Mai 2018,
    Um die gesundheitlichen Folgeschäden des           Heilmittelverzeichnis):
    intravenösen Konsums dieser Medikamente
    möglichst gering zu halten und eventuell auch zu
    alternativen, risikoärmeren Konsumarten zu         •   Methadon (Methasan® Konzentrat)

    gelangen, sollte der intravenöse Konsum im
    Gespräch mit dem/der ÄrztIn immer thematisiert
                                                       •   Levomethadon (L-Polamidon® Lösung,
                                                           Levomethasan® Konzentrat)

                                                       •
    werden.
                                                           Retardiertes Morphin (Substitol® Ret Kapseln,
                                                           Compensan® Ret Filmtabletten)

                                                       •   Buprenorphin (Subutex® Sublingualtabletten,
                                                           Bupensan® Sublingualtabletten, Buprenorphin
                                                           hexal® Sublingualtabletten, Buprenorphin
                                                           ratiopharm Sublingualtabletten)

                                                       •   Buprenorphin-Naloxon Kombination
                                                           (Suboxone® Sublingualtabletten)

                                                           Alle Substitutionsmittel sind nur für
                                                           die perorale Einnahme (Schlucken
                                                           oder sublingual) zugelassen.
50   SUBSTITUTIONSMITTEL                                                 SUBSTITUTIONSMITTEL     51

ERWÜNSCHTE WIRKUNGEN                           LANGZEITFOLGEN/TOLERANZ
(IN DER OPIOID-SUBSTITUTION)
                                               •   Evtl. Toleranzentwicklung, verringerte sexuelle

•   Reduktion des Verlangens nach illegalen
    Opioiden (Craving)
                                                   Lust und Erektionsstörung, evtl. Osteoporose. Bei
                                                   oralem Konsum keinerlei Organschäden

•   keine Sedierung                            •   Mögliche Langzeitfolgen bei intravenösem
                                                   Konsum von Substitutionsmedikamenten sind
•   keine Euphorisierung, Stabilisierung der
    Stimmung
                                                   Ablagerungen von in Tabletten bzw. Kapseln
                                                   enthaltenen Hilfsstoffen im Gewebe. Hier kommt
                                                   es zur Bildung von Fremdkörpergranulomen, was
                                                   in der Lunge zu zunehmender Atemnot, im Auge
                                                   zu Sehstörungen und in der Leber und Niere zu
UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN                             chronisch entzündlichen Reaktionen führen kann.
(NEBENWIRKUNGEN)
•   Verstopfung

•   Pupillenverengung

•   trockene Haut, Schwitzen

•   anfänglich Kopfschmerzen

•   Verlängerung der Erregungsüberleitung am
    Herzen (Methadon, Levomethadon)
52   SUBSTITUTIONSMITTEL                   SUBSTITUTIONSMITTEL   53

TIPPS/RISK REDUCTION

                            Bei einer Überdosierung mit
 Im Mischkonsum von         Substitutionsmittel ist immer die
 Substitutionsmitteln mit   Rettung zu rufen!
 Benzodiazepinen            Bei einem derartigen
 verstärken sich die        medizinischen Notfall kann dem/
 Wirkungen dieser           der Patienten/Patientin das
 Substanzen gegenseitig     Gegenmittel Naloxon
 bis zu Atemdepression      verabreicht werden.

 und Atemstillstand.        Wichtig ist dabei zu beachten,
                            dass aufgrund der kürzeren
 Das Risiko für eine
                            Wirkdauer von Naloxon, die
 lebensgefährliche          Wirkung des Substitutionsmittels
 Überdosierung ist          wieder einsetzen kann und zu
 dadurch besonderes         einer neuerlichen Überdosierung
 hoch.                      führen kann.
54   SUBSTITUTIONSMITTEL                                        SUBSTITUTIONSMITTEL       55

Es gibt Substitutionsmittel,           BESONDERHEITEN
                                       EINZELNER WIRKSTOFFE
die auch Naloxon enthalten.            Die zur Verfügung stehenden Substitutionsmittel
Naloxon entfaltet bei der              unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht – z.B. in der
                                       Wirkdauer, der speziellen Wirkung, der
oralen Einnahme keine                  Verstoffwechselung im Körper oder auch in den

Wirkung, führt aber bei                Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Die
                                       Auswahl des richtigen Substitutionsmittels wird durch
nasaler oder intravenöser              den behandelnden Arzt oder die behandelnde Ärztin
                                       für jede Person individuell getroffen.
zu Entzugserscheinungen.
                                       Methadon (Razemat) und Levomethadon
                                       Levomethadon wirkt doppelt so stark wie Methadon
                                       und weil es nur aus dem sog. linksdrehenden Isomer
                                       besteht, hat es deutlich weniger Nebenwirkungen.

 Spritzen ist die riskanteste          •   Zu beachten ist bei beiden Substanzen die Gefahr
                                           einer Überdosierung speziell in der
 Konsumform (siehe Seite 11).              Einstellungsphase. Wegen der langen Wirkdauer
 Beachte unbedingt die allgemeinen         von über 24 Stunden besteht die Gefahr, dass sich
                                           die Substanzen im Blut stark anreichern, wenn die
 Safer Use Empfehlungen im Safer Use       Dosis in den ersten Tagen zu rasch gesteigert
 Guide – intravenöser Konsum und           wird. Daher sind die ÄrztInnen in den ersten fünf
 Alternativen.                             Tagen besonders vorsichtig und die Findung der
                                           richtigen Dosis erfolgt nur schrittweise.
56   SUBSTITUTIONSMITTEL                                                      SUBSTITUTIONSMITTEL        57

•   Methadon, in deutlich geringerem Ausmaß auch
    Levomethadon, kann Rhythmusstörungen im
                                                     Buprenorphin

    Herzen verursachen, weshalb regelmäßige EKG-     Burprenorphin ist ein sogenannter partieller Agonist
    Kontrollen durchgeführt werden sollten.          und verursacht Entzugsbeschwerden, wenn die
                                                     Rezeptoren noch mit vollen Agonisten (z.B. Heroin
•   Methadon und Levomethadon werden für
    gewöhnlich mit Sirup gemischt, weshalb der
                                                     oder ein anderes Opioid) besetzt sind. Eine
                                                     Einstellung auf Buprenorphin kann daher erst
    intravenöse Konsum unbedingt zu vermeiden ist,   begonnen werden, wenn schon (beginnende) Opiat-
    da die Gefahr von Gefäßschädigungen,             Entzugsbeschwerden vorliegen. Das heißt:
    Infektionen und Thrombosen durch die             frühestens 6-8 Stunden nach der letzten Einnahme
    Zuckerlösung besteht.                            von Heroin bzw. 24 Stunden bei Methadon.

                                                     •   Bei Buprenorphin gibt es einen sogenannten
                                                         Sättigungseffekt, das heißt, dass es ab einem
Retardiertes Morphin                                     gewissen Zeitpunkt trotz Dosissteigerung zu
                                                         keiner Verstärkung der Wirkung mehr kommt,
Das in der Substitution verwendete retardierte           weshalb eine Steigerung der Tagesdosis auf über
Morphin wirkt gleichmäßig über 24 Stunden –              24 mg kaum sinnvoll ist, sondern der Wechsel auf
vorausgesetzt, die Einnahme erfolgt                      ein anderes Substitutionsmittel (Voll-Agonist)
anwendungskonform und die Tabletten oder Kapseln         erfolgen sollte.
bzw. der Kapselinhalt werden geschluckt.

•   Es bestehen kaum Wechselwirkungen mit anderen    •   Buprenorphin muss sublingual eingenommen
                                                         werden (die Tablette unter der Zunge zergehen
    Medikamenten.                                        lassen), da es beim Schlucken zu einem
                                                         Wirkungsverlust kommt.
59

ADRESSEN
60   ADRESSEN                                                                  ADRESSEN   61

ADRESSEN                                      NOTFALLHILFE
SUCHTHILFE WIEN
                                              ÜBERDOSIERUNG
ambulatorium suchthilfe wien
Gumpendorfer Gürtel 8, 1060 Wien              sofort Rettung rufen‚ 144 oder
Tel.: 01/ 4000-537 60
Mo 09:30 – 15:00 Uhr
Di – Fr 09:30 – 17:30
                                              112 (Euro-Notruf).
Sa, So, Feiertag 09:00 – 17:00 Uhr
Anmeldeschluss                                Es zählt jede Minute!
Mo 14:00, Di – Fr 17:00, Sa/So/FT 16:00 Uhr

change suchthilfe wien
Nußdorfer Straße 41, 1090 Wien
Tel.: 01/ 586 66 06                           ES STIMMT NICHT, DASS DIE
Mo – Sa (außer Mi) 09:30 – 16:30 Uhr
Mi 14:30 – 18:00 Uhr
                                              RETTUNG AUCH GLEICH DIE
                                              POLIZEI VERSTÄNDIGT!
jedmayer suchthilfe wien
Gumpendorfer Gürtel 8, 1060 Wien
Tel.: 01/ 4000-538 00
Tageszentrum
Mo – So (außer Di) 09:30 – 17:30
Di 13:00 – 17:30
Notschlafstelle
Mo – So 18:00 – 08:00 Uhr
62    ERSTE HILFE                                                                        ERSTE HILFE   63

ERSTE HILFE

                    •   wenn bewusstlos | zuerst Notruf
                        tätigen (144), Kopf überstrecken,
                        dann Atmung überprüfen

                                                             •   wenn keine Atmung | Wiederbelebung
                                                                 (2x beatmen, 30x Herzdruckmassage)

•   wenn Atmung normal
    (= alle 10 Sek. 2-3
    Atemzüge) | stabile
    Seitenlagerung

                                                            Jedenfalls solange warten/wiederbeleben
                                                            bis die Rettung eintrifft!
RETTUNG 144 /
ÄRZTEFUNKDIENST 141

Gumpendorfer Gürtel 8
1060 Wien
01/ 4000-538 00

Gumpendorfer Gürtel 8
1060 Wien
01/ 4000-537 60

Nußdorfer Straße 41
1090 Wien
01/ 586 66 06

www.suchthilfe.wien
Sie können auch lesen