Sandhaufen für Wildbienen - Strukturen für mehr Biodiversität - Bioaktuell.ch
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Sandhaufen für Wildbienen Strukturen für mehr Biodiversität Geeigneter Standort Umsetzung und Pflege • Kontinuierliches und artenreiches Blütenangebot in • Sandhaufen 50 cm eingraben, 50 cm über die kurzer Distanz (maximal 300 m) Erdoberfläche aufschütten • Ebener und ganzjährig besonnter Standort, gut • Wiesensaum von 2 m um den Sandhaufen stehen zugänglich für die Pflege sowie ohne wuchernde lassen; den Haufen regelmässig entkrauten Pflanzen in der Umgebung • Optional den Haufen mit weiteren Elementen wie Totholz oder Steinen ergänzen • Idealer Zeitraum für den Bau: Oktober bis Februar Geeignetes Material (danach beginnen die Wildbienen mit dem Bau der Niströhren) • Ungewaschener Sand vorzugsweise aus einer nahegelegenen Grube (kein Baumarkt-Sand; der Lehmanteil ist wichtig) Ökologische Bedeutung • Mit einer Menge von 2–3 m3 Sand starten (der Sand Mehr als die Hälfte der mitteleuropäischen Wildbienen- sackt mit der Zeit zusammen); kontinuierliches arten nisten im Boden. Sie sind auf offenen Boden und Aufschütten ist nicht empfohlen sandige Strukturen angewiesen um sich fortzupflanzen. Die Artenvielfalt der bodennistenden Wildbienen ist stark zurückgegangen, deswegen sind Fördermassnah- men für diese Arten essentiell. Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, fibl.org 2023 Autorin: Theres Rutz, theres.rutz@fibl.org Bild: Theres Rutz (FiBL)
Asthaufen Strukturen für mehr Biodiversität Geeigneter Standort Umsetzung und Pflege • Gut besonnte und windgeschützte Stellen • Optimale Grösse: Durchmesser 3 m, Höhe 1 m • Weitere strukturreiche und naturnahe Lebensräume in • Um den Asthaufen herum circa 1 m Wiesensaum nächster Umgebung (Hecken, Waldrand, Obstbäume stehen lassen; diesen im Spätsommer mähen, und ähnliches) Wiesenschnitt entfernen und Verunkrautung • Nicht zu nah an Gewässern (Hochwasserschutz!) vermeiden (zum Beispiel durch Brombeeren) • Für Mauswiesel und Hermelin mit Holzstämmen als Fundament eine Brutkammer errichten (zum Geeignetes Material Vergleich: Wiesel-Steinhaufen) • Astmaterial von einheimischen Laubbäumen und Sträuchern (keine Gartenabfälle und kein Nadelholz) Ökologische Bedeutung • Unterschiedlich dickes Gehölz wählen; Haufen kann Von Asthaufen profitieren kleine Säugetiere wie Maus- mit Wurzelstöcken aufgewertet werden wiesel und Hermelin, verschiedene Totholzbewohner wie Käfer und Bienen, Amphibien und bei guter Beson- nung auch Eidechsen und Schlangen. Asthaufen werden als Versteckplatz, Überwinterungsort, Aufzuchtkammer sowie als Sitzwarte von Vögel genutzt. Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, fibl.org 2023 Autorin: Theres Rutz, theres.rutz@fibl.org Bild: Theres Rutz (FiBL)
Holzbeige Strukturen für mehr Biodiversität Geeigneter Standort • Abdeckung nur auf der Beige anbringen, keine seitlichen Abdeckungen • Ungestörte und gut besonnte Stellen • Ist das Holz für die Nutzung vorgesehen, Holz • Standorte in Waldrand-Nähe gestaffelt entnehmen: maximal die Hälfte der Beige in einem Jahr und vorzugsweise Ende März, Anfang April oder im August, September Geeignetes Material • Fehlendes Holz innerhalb von zwei Monaten wieder ersetzen • Holzstücke: Am besten geeignet ist Hartholz. Ökologische Bedeutung Umsetzung und Pflege Gestapelte Holzscheite bilden wertvolle Lebensräume: Rückzugs- und Überwinterungsort und Brutplatz für • Optimale Grösse: Länge 2–3 m, Höhe mindestens 1 m, diverse Kleinsäugetiere, Vögel und Fledermäuse. Holz- Breite mehr als 0.5 m beigen sind ebenso Nahrungsressourcen für diverse • 1 m breiten Wiesensaum als Puffer stehen lassen holzfressende Insekten, welche wiederum Nahrung für und später im Jahr mähen Vögel sind. Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, fibl.org 2023 Autorin: Theres Rutz, theres.rutz@fibl.org Bild: Véronique Chevillat (FiBL)
Rückzugsstreifen Strukturen für mehr Biodiversität Geeigneter Standort • Extensiv oder wenig intensiv genutzte Wiesen, Säume • Entlang von Gehölzstrukturen (Hecken, Waldrand) • An Weg- und Ackerfeldrändern Umsetzung und Pflege • Bei jedem Schnitt zwischen 5 und 10 % der Fläche ungemäht stehen lassen • Standort der Rückzugsstreifen (RZS) wechselt bei Ökologische Bedeutung jedem Schnitt Mit Rückzugsstreifen kann bei der Mahd die Über • Mehrere schmale Streifen (je 1–6 m breit) sind besser lebenschance von diversen Kleintieren (Heuschrecken, als ein breiter Streifen. So besteht eine bessere Chance Schmetterlinge, Käfer, Spinnen und andere) erhöht für Kleintiere um in den RZS Schutz zu finden. werden. Neben Rückzugsmöglichkeiten gewähren die • In Wiesen ohne Beweidung bleiben die RZS vom Wiesenstreifen ein gewisses Nahrungsangebot und die letzten Schnitt über die Wintermonate stehen. Möglichkeit für Insekten und Spinnen, ihren Lebenszyklus • Zu den RZS hin mähen (Pfeilrichtung siehe zu vollenden. Abbildung); Kleintiere können so besser fliehen. Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, fibl.org 2023 Autorin: Theres Rutz, theres.rutz@fibl.org Bild: Véronique Chevillat (FiBL)
Schonende Feldrand-Pflege Strukturen für mehr Biodiversität Geeigneter Standort • Wenn möglich Schnittgut abführen (Nährstoffentzug, Förderung von Kräutern) • Weg- und Feldränder von Kulturflächen ohne • Ausnahmsweise bei Unkrautdruck (zum Beispiel kritische Begleitpflanzen durch Ackerfuchsschwanz, Trespen) vor der Samenreife mähen (Mitte bis Ende Mai) Umsetzung und Pflege Wichtig: Es gibt keine standardisierte Vorgehensweise: • Mähen oder Mulchen frühestens ab Mitte Juni Pflegemassnahmen schlagindividuell entscheiden! • Pflege: «so viel wie nötig, so wenig wie möglich» – wenn möglich nur eine jährliche Nutzung • Häufiges Mulchen fördert die Vermehrung Ökologische Bedeutung konkurrenzstarker Gräser. Feldränder haben aufgrund ihrer linearen Struktur eine • Pflegemassnahmen idealerweise zeitlich versetzt wichtige Vernetzungsfunktion. Viele Kleintiere, welche durchführen mit einer sogenannten Schnittstaffelung die Randstrukturen als Lebensraum nutzen (zum Beispiel • Schnitthöhe mehr als 10 cm; ansonsten Laufkäfer, Spinnen), sind wenig mobil und deshalb auf Konkurrenzvorteil für Pionierpflanzen ein dichtes Randstreifennetz angewiesen. Ausserdem • Balkenmäher nutzen; Schlegelmulcher oder Walzen können mit wertvollen Randstrukturen Nützlinge geför- sind nicht empfohlen dert werden. Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, fibl.org 2023 Autorin: Theres Rutz, theres.rutz@fibl.org Bild: Véronique Chevillat (FiBL)
Wiesel-Steinhaufen Strukturen für mehr Biodiversität Geeigneter Standort Umsetzung und Pflege • Säume oder Wiesen in unmittelbarer Nähe • Grösse: Grundfläche 2–5 m2, 0.5–1 m hoch zu weiteren Strukturen (Hecken, Waldrand, • Den Boden leicht auflockern Gebüschgruppen) • Fundament aus grossen Steinen als Aufzuchtkammer • Vorhandenes Nahrungsangebot, zum Beispiel durch (circa 30 × 30 cm), darin Laub auslegen zur Vermeidung Wiesen mit Wühlmäusen von Bodennässe • Trittsteinbiotope zur Vernetzung von Lebensräumen • Abstände zwischen den Steinen und ausreichend grossen Eingang zur Aufzuchtkammer lassen • Jedoch maximal 10 cm zum Schutz vor Füchsen Geeignetes Material • Kopfgrosse Steine (für die Brutkammer etwas grösser) Ökologische Bedeutung • Laub für die Aufzuchtkammer In der offenen Landschaft finden Hermelin und Maus wiesel immer weniger geeignete Lebensräume. Wirkungsvolle Strukturen wie Stein- und Asthaufen mit Brutkammer dienen als Versteck und Aufzuchtort für die erfolgreichen Mäusejäger und können so einen wichti- gen Beitrag zur Erhaltung der Populationen leisten. Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, fibl.org 2023 Autorin: Theres Rutz, theres.rutz@fibl.org Bild: Dominik Hagist (Vogelwarte Sempach)
Tümpel für Amphibien Strukturen für mehr Biodiversität Geeigneter Standort Umsetzung und Pflege • In der Nähe weiterer Feuchtbiotope • Passende Vertiefung graben, Wanne einsenken (als Vernetzungselement) • Wannenrand muss bodeneben und ohne Lücke an die • Natürlich feuchte bis staunasse Stellen, Mulden Umgebung anschliessen. • Ideal auf extensiv genutzten Flächen (extensive • Naheliegende Umgebung extensiv pflegen und Wiesen, Brachen, Hecken) frühestens Ende Juni mähen • Voll besonnter Standort mit nahgelegenen Steinstruk- • Wanne im Herbst komplett entleeren und erst im turen (wichtig als Rückzugs- und Überwinterungsplatz) Frühjahr wieder mit Regenwasser füllen lassen Geeignetes Material Ökologische Bedeutung Temporäre Kleingewässer sind in unserer Landschaft • Alte Wanne, Plastikwanne, Pflanzencontainer (im äusserst selten geworden. Die seltenen Gelbbauchunken Baubedarf oder in Baumschulen erhältlich) und Kreuzkröten sind auf Kleingewässer angewiesen, • Wichtig: Die Behälter müssen über einen Auslass die zwischen April bis Juni Wasser führen und danach verfügen (zum Beispiel ein Loch mit Zapfen), damit sie wieder austrocknen. Damit werden ihre Feinde (zum Bei- im Winter trockengelegt werden können. spiel Libellenlarven) vernichtet. • Steine als Ausstiegshilfen am Wannenrand; Äste in der Wanne für die Eiablage platzieren • Gras darf in die Wanne ragen zur Schattenbildung. Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, fibl.org 2023 Autorin: Theres Rutz, theres.rutz@fibl.org Bild: Dominik Hagist (Vogelwarte Sempach)
Weitere Amphibien-Kleingewässer Strukturen für mehr Biodiversität Mobile Teichfolie Traktorspuren und bestehende • Ackerbaugebiete mit Amphibien-Vorkommen (in Entwässerungsgräben der Umgebung); insbesondere bei Kreuzkröten- Vorkommen • Einfache und effiziente Methode für die Umsetzung • Die Kreuzkröte braucht seichte Wasserflächen, welche von temporären Gewässern mit schwankendem regelmässig austrocknen. Mit einer mobilen Teichfolie Wasserstand und periodischer Austrocknung kann der Teich mit geringem Aufwand neu platziert • Gras an Feuchtbiotopen im Herbst mähen, um werden (Kreuzkröten sind mobil in circa 1 km Radius). Zuwachsen zu verhindern • Boden mit Kreiselegge auflockern; Boden mit einer Heckschaufel abschieben und am Rand deponieren; Boden mit Vlies schützen, darauf Teichfolie legen Ökologische Bedeutung • Ausstiegshilfen wie Bretter oder Äste anbieten Temporäre Kleingewässer sind wichtige Lebensräume für Amphibien. Mit der künstlichen Anlage von Feucht- biotopen kann dem Rückgang von natürlichen Wasserle- Betonröhren bensräumen entgegengewirkt werden. Zielarten sind die stark gefährdeten Kreuzkröten sowie Gelbbauchunken, • Röhre ebenerdig vergraben, Boden betonieren, welche räuberarme Tümpel mit periodischer Austrock- Ablass anbringen; Ausstiegshilfen sowie Äste für nung für ihren Lebenszyklus brauchen. die Eiablage anbringen; im Herbst entleeren (um Fressfeinde wie Libellenlarven zu schädigen) Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, fibl.org 2023 Autorin: Theres Rutz, theres.rutz@fibl.org Bild: Theres Rutz (FiBL)
Gebüschgruppe Strukturen für mehr Biodiversität Geeigneter Standort • Das Gebüsch muss regelmässig gepflegt werden, damit es nicht zu gross wird. • Gut besonnte Standorte, optimalerweise mit • Rasch wachsende Arten alle 2-3 Jahre schneiden oder Trittsteinfunktion (Vernetzung von Lebensräumen) auf den Stock setzen, langsam wachsende Arten circa alle 5 Jahre; Pflege jeweils im Winterhalbjahr • Weitere Strukturen wie Asthaufen, Totholz oder Geeignetes Material Steinhaufen werten eine Gebüschgruppe ökologisch auf (auf der Sonnenseite anlegen). • Grosser Einzelstrauch oder mehrere Sträucher (circa 10 m2 Grundfläche oder 3 m Gesamtdurchmesser) Ökologische Bedeutung Gebüsche können einerseits als eigenständiger Lebens- Umsetzung und Pflege raum funktionieren, andererseits werten sie grossflächige Lebensraumtypen (Wiesen, Äcker) auf. Gebüschgruppen • Pflanzung mit circa 10 Einzelsträuchern in drei Reihen sind zudem ein wichtiges Vernetzungselement. Diverse (Reihenabstand 1 m, Pflanzabstand 1,5 m) Tiergruppen wie Vögel, Amphibien oder Kleinsäugetiere • Krautsaum von 1 m zur Gebüschgruppe stehen lassen, finden hier ein vielfältiges Nahrungsangebot sowie aus- im Spätsommer mähen und Schnittgut abführen reichend Deckung. • Wenn möglich gestaffelt mähen Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, fibl.org 2023 Autorin: Theres Rutz, theres.rutz@fibl.org Bild: Theres Rutz (FiBL)
Standortangepasster Einzelbaum Strukturen für mehr Biodiversität Geeigneter Standort Umsetzung und Pflege • An markanten Standorten: Kuppen, ausgeräumte • Das Ziel ist, dass der Baum in Zukunft einen Ebenen, neben alleinstehenden Gebäuden landschaftsprägenden Charakter hat. • Eher nicht in Waldrand-Nähe • Mindestabstand von 10 m zum nächsten Baum Geeignetes Material Ökologische Bedeutung Bäume gehören zur Kulturlandschaft und haben neben • Einheimische Baumarten: Besonders geeignet sind dem ästhetischen Wert auch eine wichtige Vernetzungs- Feldgehölze wie Linden, Eichen, Ahorn, Weiden und funktion zwischen ökologisch wertvollen Strukturen. ähnliches, aber auch Obstbäume. Sie dienen als Brutstätte und Nahrungsressource für • Alte Bäume sowie Totholz-Strunke haben einen diverse Tierarten und bieten zudem wichtige Unterschlupf- besonders hohen ökologischen Wert. Die grobe Borke, möglichkeiten. natürliche Baumhöhlen bieten diversen Insekten und Vögel wichtige Ressourcen. • Bei einer Neupflanzung standortangepasste Sorten wählen, ein guter Anhaltspunkt sind bestehende Bäume in der Umgebung. • Informationen gibt es bei lokalen Baumschulen. Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, fibl.org 2023 Autorin: Theres Rutz, theres.rutz@fibl.org Bild: Dominik Hagist (Vogelwarte Sempach)
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