Handwerk auf dem Weg in die elektromobile Zukunft - elektro.net
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Betriebsführung
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E-Nutzfahrzeuge im Aufwind
Handwerk auf dem Weg in die
elektromobile Zukunft
Für das Elektrohandwerk, das schon immer auf neue Technologien eingestellt war, ist es schon fast ein
Selbstverständnis über eine grüne Flotte nachzudenken. Doch den eigenen Fahrzeugpark auf E-Fahrzeuge
umzurüsten, kann auch diese Branche, vor allem kleinere und mittlere Betriebe, vor besondere Heraus-
forderungen stellen: Hier braucht es Hilfestellungen bei Technologieauswahl und Anschaffung bis hin zu
Antworten bezüglich Fördermöglichkeiten und Steuervorteilen. Zudem gilt es, sich einen Marktüberblick
zu verschaffen.
E
ine Frage steht aktuell immer häufi- dass sich gewerkspezifische Aus- und Um- 25 ct/kWh Energiekosten zwischen rund
ger im Raum – wie kann sich das bauten wie etwa für die Anforderungen der 3,50 € und 5 € pro 100 km bedeutet. Ein Die-
Elektrohandwerk fit machen für die Elektrobranche bei den neuen Fahrzeugty- selfahrzeug kostet hingegen bei einem Net-
neue E-Mobilität & Co? Denn nicht nur der pen erst zögerlich etablieren. to-Dieselpreis von 1,05 € und einem Kurz-
Präsident des Zentralverbands des Deut- Letztlich ist alles aber eine Preisfrage. strecken-Verbrauch von 7 l rund 7 € pro
schen Handwerks (ZDH), Hans Peter Woll- Zwar müssen Handwerksbetriebe heute bei 100 km. Wenn ab 2021 die CO2-Klimaabga-
seifer, hält die E-Mobilität für »eine wichtige der Anschaffung eines Elektro-Fahrzeuges be auf den Spritpreis kommt, wächst der
Technik der Zukunft«. Doch das Handwerk noch deutlich tiefer in die Taschen greifen Vorteil der E-Fahrzeuge weiter. Und was die
könne »nicht gleich von heute auf morgen ei- als bei einem Diesel oder Benziner, dafür Handwerker noch freuen dürfte: E-Autos
nen Hebel umlegen und alles fährt elektrisch«, sind die Betriebskosten teils sogar merklich müssen seltener in die Werkstatt. Bekannt-
äußerte Wollseifer gegenüber dem Hand- geringer. Bei der E-Mobilität gilt: Wer viel lich ist der Elektro-Antriebsstrang weit we-
werksblatt. Das liege auch daran, dass pas- fährt, der spart. Pro 100 km verbraucht ein niger komplex als der beim Verbrennungs-
sende Modelle gerade erst peu à peu auf den Fahrzeug zwischen 15 kWh und 20 kWh an motor, dadurch auch weniger störungsanfäl-
Markt kämen. Ganz zu schweigen davon, Strom, was bei einem Netto-Strompreis von lig: Es gibt weit weniger Verschleißteile wie
www.elektro.net
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100 km also – kein guter Wert für Umwelt,
Stator Klima und das Portemonnaie. Die Erfahrun-
Salzgitter
gen zeigen zudem, dass Hersteller bei den
Verbrauchsangaben eher zu Verschleie-
rungstaktik und mangelnder Transparenz
Rotor
Salzgitter neigen. Experten haben schon zwei- bis drei-
Zwischen- fach höhere Verbräuche sowie fehlerhafte
gehäuse
Kassel
Angaben zur rein batterieelektrischen Reich-
Motorgehäuse weite festgestellt. Nicht zuletzt deswegen sei-
Hairpins
Hannover
en Plug-in-Hybride »nicht Fisch, nicht
Quelle: Volkswagen
Salzgitter
Fleisch« hört man immer wieder.
Zuschuss motiviert zum Kauf
Eine saubere Umwelt lässt sich der Staat et-
was kosten. So hat sich die Große Koalition
Bild 1: Weniger Verschleißteile, weniger störungsanfällig: Der Elektro-Antriebsstrang ist
technisch gesehen weit weniger komplex als der eines Verbrennungsmotors. Das bedeutet eine im Zuge des 130 Mrd. € umfassenden Coro-
merkliche Ersparnis an Wartungskosten na-Konjunkturpakets auf eine Erhöhung der
Prämie für den Kauf eines rein elektrischen
Autos verständigt, was auch für Handwerker
die Abgasanlage, ebenso kein kompliziertes depunkte vorhanden sind, kommt man äußerst lukrativ ist. Die Förderung des Bun-
Getriebe, die Bremsen werden seltener er- schnell an die Reichweitengrenzen reiner des steigt demnach befristet bis Ende 2021
neuert, Ölwechsel sind nicht mehr nötig und Elektroautos. für E-Autos mit einem Nettolistenpreis von
die Abgasuntersuchung entfällt ebenfalls Hier könnte ein Plug-in-Hybrid (PHEV) bis zu 40 000 € von 3 000 € auf 6 000 €. Dazu
(Bild 1). Da kommt in Euro einiges zusam- eine mögliche Lösung sein. Dabei kann die kommt die unveränderte Beteiligung vieler
men. Batterie sowohl vom Verbrennungsmotor als Hersteller am Umweltbonus in Höhe von
auch vom Stromnetz aufgeladen werden. Das 3 000 € netto. Manche Anbieter legen sogar
Ideal für Kurzstrecken-Zyklus reduziert die Sorge, mit leerer Batterie ir- noch etwas drauf. Denn schließlich dürften
Trotz der wachsenden Effizienz und Leistung gendwo im Nirvana stehenzubleiben. Doch die von der EU vorgegebenen Flotten-CO2-
der verbauten Batterie kann die Reichweite andererseits erhöht mehr Technik mit zwei Grenzwerte ohne emissionsfreie Elektro-
eines Elektrofahrzeugs heute längst noch Antriebssystemen und Batterie nicht nur den Modelle kaum zu schaffen sein. Zudem sind
nicht mit der eines Diesels oder Benziners Preis, sondern auch das Gewicht eines Fahr- bis zum 31.12.2020 neu zugelassene Elektro-
mithalten. Für Handwerker mit üblichen Ta- zeugs. Da ist man schnell bei 200...300 kg fahrzeuge zehn Jahre lang von der Kfz-Steuer
gesstrecken im näheren Umfeld zwischen Mehrgewicht, die Nutzlast für Werkzeuge befreit.
100 km und 200 km, reicht es meist aber pro- und Material sinkt daher entsprechend. Die
blemlos. Eine ausreichende Ladeinfrastruk- Folge ist ein höherer Verbrauch des Verbren- Wachsende Modellvielfalt
tur ist oft direkt auf dem Betriebsgelände re- nungsmotors. Plug-in-Hybride sind also Ist die Entscheidung zugunsten der neuen E-
alisierbar. Kritischer wird es, sobald Hand- nicht per se umweltfreundlicher und schon Mobilität gefallen, geht es an die Fahrzeug-
werker mehr als nur kurze Strecken zu ihren gar nicht wirtschaftlicher. Denn wer den Ver- auswahl. Das ist jedoch weit mehr, als ein-
Kunden zurücklegen oder wenn Überland- brennungsmotor häufig nutzt, erreicht fach mal beim Autohaus in der Nähe anzu-
fahrten mit hoher Nutzlast zu absolvieren schnell Real-Verbräuche jenseits von 10 l pro rufen und einen Termin zu machen. Denn
sind. Dann oder falls nicht ausreichend La- 100 km, Spritkosten von rund 15 € pro die Auswahlkriterien sind recht vielfältig.
Quelle: Mercedes-Benz
Quelle: Volkswagen
Bild 2: Der Volkswagen-Konzern gibt in Sachen E-Fahrzeuge richtig Gas. Bild 3: Mit dem e-Sprinter gibt es den klassischen Kastenwagen von
Neben dem zusammen mit dem bayerischen Elektro-Spezialisten ABT Mercedes nun auch als Elektroversion. 11 m³ Ladevolumen und 3 500 kg
gebauten e-Caddy sowie e-Transporter reicht das Angebot vom e-Crafter- zulässiges Gesamtgewicht bieten Elektrohandwerks-Betrieben reichlich
Transporter über den ID.3 bis zum e-up Stauraum für Werkzeug und Material
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Betriebsführung
Quelle: PSA
Quelle: Renault
Bild 4: Der PSA-Konzern ist unter anderem mit dem Opel Vivaro-e am
Markt. Der Kastenwagen eignet sich mit 6,6 m3 Ladevolumen, 1 200 kg Bild 5: Der Transporter Kangoo Z.E. von Renault fährt mit einer 33-kWh-
Nutzlast und 300 km Reichweite als Service- und Transportfahrzeug Batterie unter Realbedingungen bis zu 200 km weit
Die individuellen Anforderungen müssen zum Verstauen von Material und Werkzeu- von 11 m³ ist uneingeschränkt nutzbar, da
gründlich mit den Marktangeboten abgegli- gen aller Art – gleich ob als Kastenwagen der Energiespeicher im Unterboden verbaut
chen werden. oder Kombi. Der 82 kW starke Elektromotor ist.
Aktuell gibt Volkswagen in Sachen zusammen mit einem 37,3-kWh-Batterie- Der PSA-Konzern elektrifiziert beispiels-
E-Fahrzeuge richtig Gas. So gibt es den – pack soll eine Reichweite von bis zu 138 km weise den Electric Kastenwagen L2 der Peu-
zusammen mit dem bayerischen Elektro- ermöglichen. Die Preisliste beginnt bei geot Partner mit 170 km Reichweite und
Spezialisten ABT gebauten – Elektro- 44 990 € netto. In der Leasing-Variante be- stolzen 4 m³ Stauraum. Hinzu kommt der
Transporter e-Caddy neben der Ausfüh- trägt die monatlich Rate ab 459 €. Vivaro-e-Kastenwagen von Opel mit zwei
rung als Kastenwagen auch in einer für Den Elektro-Van EQV 300 von Mercedes Batteriegrößen für bis zu 300 km Reichweite
Handwerker geeigneten Kombi-Varianten mit 1 m³ Kofferraumvolumen gibt es stan- (WLTP), der in drei Fahrzeuglängen mit bis
(Bild 2). Die maximale Reichweite beläuft dardmäßig nur als Langversion. Der Preis zu 1 200 kg Nutzlast und 6,6 m³ Ladevolu-
sich nach VW-Angaben auf bis zu 159 km. der batteriebetriebenen Großraumlimousine men erhältlich ist (Bild 4). Auch der Citroën
Der ABT e-Caddy startet zum Preis von liegt bei über 70 000 € – 20 000 € mehr als ver- Berlingo Electric eignet sich mit seiner
29 900 € netto. gleichbar motorisierte Diesel-V-Klasse Nutzlast von 695 kg und Reichweite von
Neben dem e-Caddy und dem e-Crafter- EQVs. Wer einen größeren Van benötigt, ist 170 km bestens für kleinere Handwerksun-
Transporter bringt VW noch den ABT mit dem Elektro-Transporter vom Typ Mer- ternehmen mit Nahbereichs-Aktivitäten.
e-Transporter 6.1 auf Basis des T6 auf dem cedes-Benz e-Sprinter gut bedient (Bild 3). Konkurrent Renault hat seinem Kangoo
Markt, der fast allen Herausforderungen des Der klassische Kastenwagen mit einem zu- ebenfalls einen Elektroantrieb spendiert.
Handwerkeralltags gewachsen ist. Mit dem lässigen Gesamtgewicht von 3 500 kg wartet Der beliebte Transporter ist als Kangoo Z.E.
vollen Laderaumvolumen von 6,7 m³, und je nach Batteriekapazität mit einer Reichwei- nun in zwei Größen erhältlich, mit bis zu
einer Nutzlast von knapp 1,1 t eignet er sich te von bis zu 168 km auf. Das Ladevolumen 4,6 m³ Ladevolumen, 640 kg Nutzlast und
realistischen 200 km Reichweite (Bild 5).
Der Preis liegt ab 24 776 €, ist also durchaus
Checkliste für den Weg zur Elektromobilität erschwinglich für den Einstieg in eine elekt-
• Mobilitätsprofil bestimmen Energieversorger bereitgestellt werden? romobile Zukunft. ●
Lokal, regional oder überregional unter- Soll selbst produzierter Strom genutzt
wegs? werden (z.B. mittels Photovoltaik)?
• Nutzungsprofil definieren • Erstellung eines Ladekonzepts –
Stand- und Fahrzeiten, Streckenlänge, Welche Lademöglichkeiten sind sinnvoll
FÜR SCHNELLLESER
Streckenart? (Wallbox, Ladesäule oder Steckdose)? Verbesserte Rahmenbedingungen und ein
Werden Dienstfahrzeuge auch privat von Wie viele Ladepunkte werden benötigt? größeres Modellangebot erleichtern den
Mitarbeiter genutzt? Wie weit ist der nächste Anschlusspunkt Weg zur Elektromobilität auch bei Nutz-
• Fuhrparkanalyse – Gibt es eine Herstel- entfernt? fahrzeugen
lerbindung? Sind aufwendige Erdarbeiten, Decken-
Welche Fahrzeugmodelle bestehen im oder Wanddurchbrüche nötig? Über das Angebot an Fahrzeugen hinaus
Fuhrpark? Sollen Mitarbeiter ihre Fahrzeuge eben- müssen jedoch auch die Voraussetzungen
• Infrastrukturanalyse Elektrik – falls laden können und ggf. mit Abrech- für die Ladeinfrastruktur stimmen und ein
Wo befinden sich elektrische Unter- nung? Ladekonzept ist zu erstellen
verteiler? • Welche wichtige Vergünstigung gibt es
Wo verlaufen die Stromversorgungs- (z.B. Kommune, Energieversorger)?
leitungen? • Welche Fördermöglichkeiten gibt es?
Ist ein Lastmanagementsystem Die Höhe der Zuschüsse: wie, wo und
vorhanden? wann kann ich die Förderung beantra- Autor:
Dipl.-Ing. Edgar Lange,
Welche Leistung kann am Standort vom gen?
freier Fachjournalist, Neuss
www.elektro.net
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