Schlaf - Konzeption - Kita-Büro der Stadt Bad Vilbel

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Schlaf - Konzeption - Kita-Büro der Stadt Bad Vilbel
Schlaf - Konzeption

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                                                           Friedberger Straße 191
                                                           Tel.: 06101/5968901
                                                           Fax: 06101/5968898
                                                           Leiterin: Daniela Brüll

                                                           Träger: Stadt Bad Vilbel
                                                           www.kita.kinderwelt@bad-vilbel.de
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Stand: April 2020
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„ Klein sein“
                                    Klein sein
                                heißt Knie wund,
                                    klein sein
                             heißt Sand im Mund.
                                    Klein sein
                             heißt Wasser spritzen.
                                    Klein sein
                              heißt barfuß flitzen,
                                    klein sein
                            heißt Blumen pflücken,
                                    klein sein
                             heißt Gras im Rücken.
                                    klein sein
                                 heißt insgeheim
                           der Erde etwas näher sein.

                                                                Manfred Sestendrup
                                                                       BEST of PAUL
                                                      (Gedichte für Welthungerhilfe)

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Inhaltsverzeichnis

    1. Einleitung ............................................................................................................   4
    2. Fundament .........................................................................................................       5
    2.1 Wunderwerk Schlaf ..........................................................................................             5-6
    2.2 Schlafbedarf ......................................................................................................      6-7
    2.3 Schlafmangel und die Folgen ............................................................................                 7-8
    2.4 Schlaf in der Wissenschaft ................................................................................              9
           2.4.1 Vorgänge während dem Schlaf ............................................................                        9
           2.4.2 Schlaf als Heilmittel ..............................................................................            10
    3. Schlafen in der Kinderwelt .................................................................................              10
       3.1 Ruhebedürfnis des Kindes ............................................................................                 10
       3.2 Mittagsschlaf in der KiTa ...............................................................................             11
       3.3 Entspannung in der KiTa ..............................................................................                12
       3.4 Bindung ........................................................................................................      13
       3.5 Tagesablauf ..................................................................................................        13
       3.6 Schlafritual ...................................................................................................      14
       3.7 Einschlafbegleitung ......................................................................................            14-15
       3.8 Schlafen während der Einfindung ................................................................                      15
       3.9 Schlafwache .................................................................................................         15-16
       3.10 Ruhephase ..................................................................................................         16
       3.11 Erziehungspartnerschaft ............................................................................                 17
    4. Wichtige Fragen – kurz und kompakt ................................................................                       17-18
    5. Schlusswort ........................................................................................................      18
    6. Literaturverzeichnis ...........................................................................................          19

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1. Einleitung

                       „Süßer Schlaf! Du kommst wie ein reines Glück ungebeten, unerfleht am willigsten.
                          Du lösest die Knoten der strengen Gedanken, vermischest alle Bilder der Freude
                                      und des Schmerzes, ungehindert fließt der Kreis innerer Harmonien,
                              und eingehüllt in gefälligen Wahnsinn versinken wir und hören auf zu sein.“
                                                                     Johann Wolfgang von Goethe, 1788

Ausreichend Schlaf ist eins der wichtigsten Grundbedürfnisse für das Kind wie auch für den Erwachse-
nen. Die Befriedigung des Schlafbedürfnisses eines Menschen ist unabdingbar und trägt zur ganzheitli-
chen Gesundheit bei.
Die KiTa Kinderwelt hat eine Konzeption zum Thema „Schlaf“ entwickelt, um die Wichtigkeit des Res-
pekts dem Thema „Schlaf“ gegenüber zu verdeutlichen.
Die Schlaf-Konzeption dient der Transparenz und soll gleichzeitig den fundierten Standpunkt der KiTa
Kinderwelt erklären und vermitteln.

Jedes Lebewesen hat ein individuelles Bedürfnis von Schlaf, welches von allen anderen in der Umgebung
akzeptiert werden sollte.
Die Konzeption vermittelt zunächst einige wichtige Hintergrundinformationen, worauf sich die eigentli-
che Konzeption aufbaut. Hierbei nehmen wir selbstverständlich Bezug zum hessischen Bildungs- und
Erziehungsplan, aber auch zu einigen anderen fundierten Quellen. Es wird in den meisten Teilen vor al-
lem das Alter bis 3 Jahren in den Fokus genommen, da dies dem Alter der Kinder in der KiTa Kinderwelt
entspricht.

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2. Fundament

Schlaf trägt zur ganzheitlichen Gesundheit eines jeden Menschen bei. Unsere oberste Pflicht sollte daher
sein, auf die Befriedigung des individuellen Schlafbedürfnisses zu achten.
Einige pädagogisch relevante Fachliteraturen handeln u.a. vom Thema Schlaf, an denen wir uns in unse-
rer täglichen Arbeit orientieren. In erster Linie handeln wir im Sinne des hessischen Bildungs- und Erzie-
hungsplans. Darüber steht die UN-Kinderrechtskonvention von 1992.
Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention handelt von „Recht auf Ruhen, Freizeit und Spiel“. Darin steht
folgendes: „Artikel 31 (1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf Ruhe und Freizeit an,
auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung sowie auf freie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen
Leben.“
„Ein wesentlicher Entwicklungsschritt bei Ein- und Zweijährigen ist die Entwicklung eines Tages- und
Nachtschlafes. So schlafen Einjährige tagsüber im Durchschnitt rund 2,5 Stunden, Zweijährige meist nur
noch durchschnittlich 1,75 Stunden. Manche Kinder verzichten bereits ganz auf den Mittagsschlaf.“
(Berwanger, Spindler, & Reis, Dezember 2010)
Kinder benötigen bis zum Schulalter noch eine angemessene Abwechslung zwischen Aktivitäts- und Ru-
hephasen. „Ob das individuelle Schlafpensum des Kindes ausreicht, lässt sich nur für den Einzelfall beur-
teilen“ (Velazquez, 2016)
Kleinkinder benötigen dafür feste Rituale und einen sehr klaren Tagesablauf, vor allem auch in der Bil-
dungseinrichtung.

2.1 Wunderwerk Schlaf

„Schlafen ist eine angeborene Verhaltensweise.“ (Velazquez, 2016) Dieses Verhalten wird bereits im
Mutterleib entwickelt. Der Schlafrhythmus eines Kindes verändert sich stetig. Ein Säugling schläft einige
Male zwischen morgens und abends ein. Der Säugling braucht eine Weile, bis er einen bzw. seinen
Rhythmus gefunden hat. Ein Kleinkind, das bspw. schon das Laufen gelernt hat, kommt in der Regel mit
einem einzigen Mittagsschlaf bis zum Abend aus. Das ist bei vielen Kleinkindern, aber längst nicht bei
allen, der Fall.
Ein Säugling, der die ganze Nacht ohne eine Pause schläft, ist eher selten. Wissenschaftlich zählt ein
Säugling als „Durchschläfer“, wenn er in der Zeit von Mitternacht bis fünf Uhr morgens schläft. „Im ers-
ten Lebenshalbjahr wachen (nach Elternangaben) 86 Prozent der Säuglinge regelmäßig nachts auf. Etwa
ein Viertel davon sogar drei Mal und mehr. Zwischen 13 und 18 Monaten wachen noch immer zwei Drit-
tel der Kleinkinder regelmäßig nachts auf. Jungs wachen nachts insgesamt häufiger auf als Mädchen.
Auch Babys im Elternbett melden sich häufiger (dafür aber kürzer …).“ (Renz-Polster, 2017)
Kinder, besonders Säuglinge, brauchen sehr häufig eine Begleitung durch einen Erwachsenen, um sicher
in den Schlaf zu finden. Das hat verschiedene Gründe, die wir im Folgenden erläutern möchten.

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Im Vergleich zu anderen Säugetieren kommen Menschenkinder in einem sehr unreifen Zustand zur
Welt. Das Gehirn ist zunächst eine „Schmalspur-Variante“ (Renz-Polster, 2017), die sich in den ersten
drei Lebensjahren verdreifacht. Diese Veränderung wirkt sich auch auf den Schlaf aus.
Schlafen kann, aus Sicht des Kindes, mit einem Kraftakt verglichen werden. Solch ein Kraftakt benötigt
immens viel Energie. Gerade in der Phase des Einschlafens ist der Schlaf des Kindes noch sehr leicht und
traumbehaftet. Das ist u.a. der Grund warum Kinder sich dann oft nicht einfach ablegen lassen sondern
aufschrecken.
Säuglinge, die nicht alleine in den Schlaf finden, sollten keine Schlafstörungen unterstellt bekommen.
„Wenn man mir die Matratze wegnimmt und mich zwingt, auf dem Boden zu schlafen, wird mir das Ein-
schlafen sehr schwerfallen. Heißt das, ich leide unter Schlaflosigkeit? Natürlich nicht! Geben Sie mir die
Matratze zurück, und Sie werden sehen, wie gut ich schlafen kann! Wenn man ein Kind von seiner Mut-
ter trennt und ihm das Einschlafen schwerfällt, leidet es dann unter Schlaflosigkeit? Sie werden sehen,
wie gut es schläft, wenn Sie ihm seine Mutter zurückgeben!“ (Renz-Polster, 2017) Wichtig ist also, dem
Kind zu signalisieren: „Du kannst dich hier wohlfühlen“ und „hier kannst du dich entspannen“.
Neugeborene haben noch häufig einen Wechsel von Schlaf- und Wachphasen. Umso älter das Kind wird,
umso mehr passt es sich dem Schlaf-Wach-Rhythmus der Erwachsenen an.
Das bedeutet automatisch auch, dass das Kind einen Tag-Nacht-Rhythmus entwickelt. Der individuelle
Schlafrhythmus ist aber von der Entwicklung des kindlichen Gehirns abhängig und unterliegt dem natür-
lichen Reifungsprozess. Beispielsweise wird von einem 1-Jährigen Kind noch nicht verlangt, dass es den
korrekten Umgang mit einer Schere kennt. Ebenso kann man von einem 1-Jährigen Kind nicht erwarten,
dass es seine Tagesschlafeinheiten von zwei auf nur eine reduziert. Das ist nicht altersgerecht.

2.2 Schlafbedarf

Der Schlafbedarf, vor allem bei kleinen Kindern, ist sehr unterschiedlich. Vergleicht man den Schlaf bei-
spielweise mit der Nahrungsaufnahme, gibt es Kinder, die scheinbar mehr Nahrung benötigen als ande-
re. So ist es auch beim Thema „Schlaf“. Es gibt Kinder, die scheinbar mehr Schlaf benötigen als andere
Kinder in ihrem Alter.
Ein Richtwert des Schlafbedarfs sagt aus, dass Säuglinge insgesamt ca. 17 Stunden Schlaf pro Tag benö-
tigen. Ein 4-Jähriges Kind beispielsweise benötigt noch etwa 12 Stunden Schlaf am Tag. Der individuelle
Schlafbedarf hingegen kann bis zu 5 Stunden vom Richtwert abweichen. Daraus wird erkennbar, dass
sich der Schlafanspruch während des Älterwerdens mehrfach ändert.
Eine pauschale Angabe über die tatsächlich benötigte Schlafdauer/-menge des Kindes ist nicht möglich.
Es ist wichtig zu beobachten, wie viel Schlaf das einzelne Kind braucht, um explorieren 1 und emotional
stabil sein zu können.

1
    erforschen, untersuchen, erkunden

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https://www.kindergesundheit-info.de/themen/schlafen/1-6-jahre/infografik-schlafbedarf/ ,02.04.2020

2.3 Schlafmangel und die Folgen

Kinder ohne ausreichend Schlaf zeigen eine verminderte Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit. Sie
sind gestresst! Ist die Phase der Exploration kürzer, sie sind schneller frustriert und emotional instabil.
Eine durchweg positive Entwicklung des Kindes ist somit gefährdet.
Bei Schlafmangel leidet das Kind unter körperlichem sowie psychischem Stress. Das gestresste Kind ist
nicht in der Lage etwas zu lernen. In einer Stresssituation geht es bei dem Kind um das Überleben und
nicht darum die Welt zu erkunden.
Das Kind macht den Tag über eine Vielzahl von neuen Erfahrungen, lernt und probiert aus, geht neue
Beziehungen ein und wiederholt seine Tätigkeit nahezu unermüdlich.

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Dieses (natürliche) Verhalten führt dazu, dass das Kind in der Bildungseinrichtung einen erhöhten
Schlafbedarf aufweisen kann. Denn diese Vielzahl an Reizen und Informationen muss es verarbeiten. Das
geht am besten während dem Schlaf.
Daher sollte das Kind nicht wachgehalten werden, sondern seinen natürlichen Schlafbedürfnis nachge-
hen können. Das Wachhalten widerspricht einem existenziellen Grundbedürfnis eines jeden Menschen.

„Frühe Forschungen zum Thema Schlafen haben die massiven Folgen gezeigt, die physisch und psychisch
auftreten, sobald der Rhythmus von Wachen und Schlafen gestört ist. Jeder Erwachsene wird zudem
schon einmal erlebt haben, wie sich das Wachsein nach einer zu kurzen oder gestörten Nacht anfühlt.“
(Meding, 2016)

Das Gewecktwerden bedeutet nicht nur, dass das Kind wohlmöglich die nächsten Minuten schlecht ge-
launt sein wird, sondern auch, dass der Organismus und der damit verbundene Lernprozess hohe Einbu-
ßen hat. Das hat wiederum zur Folge, dass die Bildung, vor allem aber die Gesundheit des Kindes erheb-
lich beeinträchtigt wird. Das frühzeitige Wecken kann unter Umständen dazu führen, dass das vegetati-
ve Nervensystem2, welches sich derzeit in einer Ruhephase befindet, Informationen vermischt oder so-
gar löscht. „Gesunde Kinder sind dann ausgeschlafen, wenn sie von allein aufwachen.“ (Velazquez, 2016)

„Für Säuglinge und Kleinkinder ist das Ausruhen und Schlafen ebenso wichtig wie die
Nahrungsaufnahme. […] Neben festen Schlafenszeiten ist es wichtig, dass jedes Kind zu
jedem Zeitpunkt seinem Schlaf- oder Entspannungsbedürfnis nachgehen kann.“
(Berwanger, Spindler, & Reis, Dezember 2010) S. 54

Internationale Forschungsergebnisse zeigen allerdings, dass Kinder, die ein Schlafdefizit aufgebaut ha-
ben, dazu in der Lage sind dieses zeitnah wieder abzubauen. „So schlafen beispielsweise südeuropäische
Kinder zwischen Montag und Freitag im Vergleich zu nordeuropäischen Kindern deutlich weniger.
Gleichzeitig holen die Südeuropäer*innen ihren Schlafbedarf am Wochenende wieder auf“ (Velazquez,
2016)
„Kinder, die im Kita-Alter täglich zeitig geweckt werden, drei Dinge für ihre gesunde Entwicklung benöti-
gen:
    1. Regelmäßige Zubettgehzeiten zwischen 19 und 20 Uhr
    2. Ruhige, entspannte Rückzugsmöglichkeiten während der Mittagszeit
    3. Ausreichen Zeit am Wochenende, um mögliche Schlafdefizite auf natürlichem Wege auszuglei-
       chen“ (Velazquez, 2016)

                                           „Besonders aber gebe man dem Gehirn das zu seiner Reflexion nötige,
                                            volle Maß des Schlafes; denn der Schlaf ist für den ganzen Menschen,
                                                                                 was das Aufziehen für die Uhr.“
                                                                                            (Schoppenhauer, 1851)

2
    reguliert die Tätigkeit der meisten Organe und viele lebenswichtige Körperfunktionen.

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2.4 Schlaf in der Wissenschaft

Wissenschaftlich geht man davon aus, dass das Kind beim Mittagsschlaf, genau wie beim Nachtschlaf,
die sogenannten REM3- und Tiefschlafphasen durchläuft. Anders als bei einem Erwachsenen kann das
Kind bei jeder Schlafphase erwachen. Das Kind ist jedoch jederzeit dazu in der Lage wieder zurück zum
Schlaf zu finden, wenn es über selbstgesteuerte Einschlafstrategien4 verfügt.
Schlaf ist wichtig für die Reifung und das Wachstum des kindlichen Gehirns, sind sich Neurowissen-
schaftler einig.

Im Tiefschlaf werden die meisten Wachstumshormone ausgeschüttet. Während der gesamten Schlafzeit
laufen komplexe Vorgänge zur Gedächtniskonsolidierung5 ab. Wichtige Informationen werden dabei
verknüpft und unwichtige gelöscht. Der Mittagsschlaf ist somit ein wichtiger Bestandteil und Förderer
für die ganzheitliche Entwicklung des Kindes.

2.4.1 Vorgänge während dem Schlaf

Sämtliche Körperfunktionen werden im Schlaf herabgesenkt. Puls und Atmung sind bei Schlafenden ver-
langsamt und die Körpertemperatur ist niedriger als im Wachszustand. Das Stresshormon Cortisol sinkt
nach dem Einschlafen.
Das kindliche Gehirn schüttet während dem Tiefschlaf Wachstumshormone aus. Das sorgt u.a. dafür,
dass lebenswichtige Organe (bspw. das Gehirn selbst) reifen. Genau wie bei einer erwachsenen Person
regeneriert sich der Körper und das Immunsystem wird gestärkt. Ausreichend Schlaf hält außerdem Psy-
che und Emotionen im Gleichgewicht.
Schlaf unterstützt beispielsweise auch den Heilungsprozess einer Krankheit. Ein krankes Kind weist einen
erhöhten Schlafbedarf auf. Genauso ist es auch innerhalb einer turbulenten Lebensphase des Kindes.
Gemeint ist damit eine Situation, die für das Kind aufregend oder auch stressig ist. Dazu zählt nicht etwa
der tolle Besuch im Schwimmbad, sondern Transitionen6 oder auch die bevorstehende Geburt eines
Geschwisterchens. Hierbei kann das Kind einen ebenso hohen Schlafbedarf aufzeigen, wie während ei-
ner Krankheit.

3
  Engl.: Rapid Eye Movements, ist eine durch intensive Augenbewegungen charakterisierte Phase des Schlafes,
wird im Allgemeinen als Traumschlaf angesehen
4
  d.h. selbstständig in den Schlaf zu finden
5
 Konsolidieren: in seinem Bestand festigen, sichern
6
 Übergang, Bspw. Wechsel in einen andern Kindergarten, Scheidung der Eltern

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2.4.2 Schlaf als Heilmittel?

Kranke Kind, aber auch Erwachsene, gehören definitiv nach Hause! Denn nur dort kann der Mensch die
notwendige Ruhe und den tatsächlich erforderlichen Schlaf bekommen, den der Körper benötigt, um
sich selbst zu heilen.
Hohe Schlafqualität und ausreichende Schlafdauer fördern die gesamte Gehirnleistung und die kogniti-
ven7 Entwicklungsvorgänge. Ein wichtiger Aspekt neben einem gestärkten Immunsystem durch ausrei-
chenden, qualitativen Schlaf ist auch, dass der Schlaf die körperliche aber auch die seelische Gesundheit
fördert.

3. Schlafen in der Kinderwelt

3.1 Ruhebedürfnis des Kindes

Wir in der KiTa Kinderwelt erkennen das Ruhebedürfnis des Kindes an und bieten ihnen die Möglichkeit
des Schlafens und Ruhens. Wir sind der Meinung, dass das individuelle Schlafbedürfnis des Kindes bei
der Gestaltung des Tagesablaufes im Vordergrund stehen muss.
„Damit Kinder sich gesund entwickeln und ihre Umwelt aktiv erleben können, müssen sie ihrem indivi-
duellen Schlafbedarf nachgehen. Fachkräften kommt die Aufgabe zu, sie dabei zu unterstützen.“
(Velazquez, 2016)
Für uns ist es wichtig, das Schlafbedürfnis des Kindes zu verstehen und zu akzeptieren. Hat ein Kind das
Verlangen nach Schlaf, darf es diesem Bedürfnis nachgehen. Das Kind sollte am Tag so viel schlafen dür-
fen, dass es im Wachzustand zufrieden und interessiert ist. Das Kind, das müde wird, spiegelt es in sei-
nem Verhalten wider. Wir Fachkräfte und auch die Eltern zu Hause müssen es nur richtig deuten kön-
nen.
Für die pädagogischen Fachkräfte ist es eine alltägliche Herausforderung den richtigen Schlafzeitpunkt
für das einzelne Kind zu erkennen. Daher ist beispielsweise der Fragebogen zu unserem „Willkommens-
Gespräch“ in unserer Einrichtung elementar. Dieser fragt in der Kategorie „Schlafen und Schlafbedürf-
nis“ die Gewohnheiten, die Rituale, die Schlafposition, gewöhnliche Anzeichen auf Müdigkeit und Not-
wendigkeiten (wie Schnuller, Kuscheltier, etc.) des Kindes ab. Hier kann sich die Erzieherin mit dem
komplexen Thema Schlaf des jeweiligen Kindes vertraut machen und mit den Eltern ins Gespräch kom-
men.
Das Kind kann Müdigkeit bis zum sechsten Geburtstag meist nicht selbst einschätzen. Das Gefühl von
Hunger ist für das Kind deutlicher, greifbarer. Dass das Kind müde ist äußert es in der Regel meist non-
verbal. Daher braucht das Kind die Erwachsenen, die das Gefühl/ Bedürfnis deuten und angemessen
unterstützen.

7
    Kognitiv= Wahrnehmung, Denken, Erkennen

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3.2 Mittagsschlaf in der KiTa

Es scheint manchmal so, als würde das Kind die verschlafene Zeit in der Einrichtung mit dem Nachtschlaf
zu Hause kompensieren. Daher kommt es immer wieder vor, dass wir Erzieherinnen durch die Eltern
aufgefordert werden, das Kind nichtmehr schlafen zu lassen, oder nach einer durch die Eltern gesetzten
Zeit wieder aufzuwecken. Der Wunsch der Eltern ist durchaus berechtigt. Tatsache ist, dass der Mittags-
schlaf mit dem Nachtschlaf in Verbindung steht. Die Bilanz dazu ist dennoch nicht linear, wie vermutet.
Die Entscheidung der Eltern kann leider auch in die jeweilige andere Richtung einschlagen.
Wenn ein Kind müde ist und nicht schlafen darf, bedeutet es nämlich nicht automatisch, dass es auch
ruhiger wird und abends früher einschläft. Es kann vorkommen, dass das Kind schneller gestresst ist,
was die Eltern oftmals nach dem Abholen aus der Einrichtung zu spüren bekommen. Das müde, ge-
stresste Kind ist belastet, dünnhäutig, fordernd und gerät schnell unter Druck. Das wiederum mündet
häufig in dauernde Missverständnisse zwischen Eltern und Kind. Der dadurch entstehende Beziehungs-
stress verhindert wiederum das „zur Ruhe kommen“ und Einschlafen des Kindes. Oft ähnelt es einem
Kampf zwischen den Eltern und dem Kind. Das Kind empfindet durch den Beziehungsstress noch mehr
Stress und ist frustriert. Den Eltern geht es an dieser Stelle wohl ganz ähnlich. Fakt ist: Das Kind findet
keine Entspannung. Diese Situation führt zu einer Endlosschleife.

Was ist, wenn ein Kind wegen des Mittagsschlafs abends erst sehr spät müde ist und auch erst dann ins
Bett gebracht werden kann?
Kinder werden zunehmend früher in die Verantwortung für ihre eigene Entwicklung eingebunden. Der
Schlaf-Wach-Rhythmus stabilisiert sich erst im Alter von 5,5-6 Jahren!
Erst dann kann ein Kind den Rhythmus steuern. Daher ist es unabdingbar, dass Kinder bis zum Schulbe-
ginn unbedingt feste Vorgaben für ihre Schlaf- und Ruhezeiten bekommen.
Sie können und müssen sich diesen Rahmen noch nicht selbst stecken. Partizipation 8 im Zusammenhang
mit Schlaf kann nicht an der „Zubettgeh-Zeit“ gelebt werden. Bei der Gestaltung eines Rituals vor dem
Zubettgehen ist sie in einem gesunden Maß besser aufgehoben.
Schlafen sollte kein Machtkampf zwischen den Eltern und dem Kind sein. Stattdessen sollte es etwas
Selbstverständliches im Tagesablauf eines jeden Menschen sein. „Kinder brauchen Eltern, die hier die
Verantwortung übernehmen und ihr Kind ohne Diskussionen zur fest geregelten Schlafenszeit ins Bett
bringen.“ (Meding, 2016) Klarheit und Rhythmus hat bereits nach ein paar Tagen für beide Seiten einen
positiven Effekt.
Ins-Bett-gehen bedeutet, dass der Tag beendet ist und die Nachtruhe beginnt. Wie jeder Erwachsene
von sich selbst weiß, ist es völlig normal wach im Bett zu liegen, bis man langsam aber sicher einschläft.
Das passiert von ganz allein.

8
Beteiligung, Teilhabe, Mitbestimmung, Einbeziehung

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3.3 Entspannung in der KiTa

Eltern sollten sich glücklich schätzen, wenn ihrem Kind in der Einrichtung eine gewisse Selbstregulation
eingeräumt wird. In der Einrichtung kann es toben. Es darf aber auch zur Ruhe kommen. Die Entspan-
nung in der Einrichtung kann das Kind ganz nach den eigenen Bedürfnissen genießen. Oftmals ist es so,
dass das Kind morgens vor der Einrichtung in ihrem Schlafrhythmus unter Druck geraten, da z.B. die El-
tern zur Arbeit müssen. Wenn das Kind nicht schon früh von alleine aufgewacht ist, wird es geweckt.
Der Nachschlaf wurde somit nach dem Takt der Großen vorzeitig beendet. Daher ist es so wichtig, dass
das Kind nach seinen eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen in der Einrichtung zur Ruhe kommen darf.
Es wird akzeptiert, wenn sich das Kind vom Spiel zurückzieht und eine Ruhephase einlegt. Dafür sind
beispielweise die Ruheinseln in den Gruppen gedacht. Das Kind möchte vielleicht Musik hören oder ein
Buch lesen. Es ist aber genauso gebilligt, wenn es aus dem Fenster schauen möchte. Wenn das Kind eine
Ruhephase braucht, bedeutet es nicht automatisch, dass es schlafen möchte. Eine Pause, fernab vom
Alltagstrubel, auf der Ruheinsel mit einer ruhigen Beschäftigung, kann das Bedürfnis nach Ruhe auch
erfüllen. Andere Kinder fordern eine Pause in ihrem Bett. Auch hier schlafen die Kinder nicht immer ein.
Möglicherweise suchen sie sich den leisen Schlafraum ganz bewusst aus, um in ihrer Pause nicht gestört
zu werden.
Das Kind klinkt sich nach der Ruhephase meist wieder von ganz alleine ins Spiel ein. Diese Entscheidung
obliegt dem Kind selbstständig. Eventuell wird es aber auch immer müder und schlafhungriger. Dann
darf es auf der Ruheinsel oder im eigenen Bett schlafen. Auch hier hat das Kind die freie Wahl. Dass das
Kind diese Entscheidungen selbst treffen darf zeugt nicht nur von gelebter Partizipation, sondern ermög-
licht dem Kind auch Selbstregulation zu erlernen. Wir bieten dem Kind dabei Unterstützung, wenn es
nötig ist. Wir werden das Kind aber nicht vom Schlafen abhalten. Schlafentzug ist für Kinder, wie auch
für Erwachsene, Folter!

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3.4 Bindung

Eine gute und vertrauensvolle Bindung zur Erzieherin ist für das Kind eine der wichtigsten Grundvoraus-
setzung, um entspannt einschlafen zu können.
Die Bindung vom Kind zur Erzieherin ist außerordentlich bedeutungsvoll. Bei den alltäglichen Pflegetä-
tigkeiten durch die Erzieherin wird die Bindung auf den Prüfstand gestellt.
In den Situationen, in denen die Erzieherin die Bedürfnisse wie Hunger, Trauer oder das Bedürfnis nach
einer frischen Windel stillt, baut das Kind nach und nach Vertrauen auf. Aus Vertrauen, Geborgenheit
und Sicherheit. entsteht eine gute Bindung zur Erzieherin.
„Die Pflegeaktivität Schlaf ist wie keine andere mit vorangehenden Pflegeaktionen verknüpft“ (Renz-
Polster, 2017)

3.5 Tagesablauf

In unserem Tagesablauf ist die Zeit zwischen 12.30 Uhr und 14 Uhr für den Mittagsschlaf vorgesehen.
Der Tagesablauf und die Ausstattung der Gruppenräume lassen dauerhaft Platz zum Entspannen, Ruhen
oder Schlafen.
Ab 14 Uhr wird die Tür des Schlafraums geöffnet. Das bedeutet, dass jedes Kind individuell entscheiden
kann, ob es nach dem Aufwachen direkt aufstehen oder noch im Bett verweilen möchte. Die Schlafplät-
ze der Kinder sind U3-geeignet. Das Kind kann jederzeit selbstständig aus dem Bett aufstehen.
In der Zeit bis 15 Uhr haben die Kinder die Möglichkeit gemütlich aufzuwachen und sich die Alltagsklei-
dung wieder anzuziehen.

Was ist, wenn ein Kind früher aufwacht? Oder nicht schläft, weil es vielleicht vorher bereits (individuell)
geschlafen hat?  siehe Punkt 3.10

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3.6 Schlafritual

Das Schlafritual wird in den Gruppen individuell gehandhabt. Dazu gehört zum Bespiel folgendes: Tref-
fen sich alle Kinder gleichzeitig oder nacheinander auf den Teppich zum Anziehen der Schlafkleidung?
Gehen die Kinder individuell in den Schlafraum oder alle gleichzeitig, gemeinsam?
Die Handhabung des Rituals wird durch die Erzieherinnen an der jeweiligen Gruppensituation festgelegt.
Das Schlafritual ist ein wichtiges Ritual im Tagesablauf der Kinder. Zeitweise wird dies auch je nach Situ-
ation der Gruppe verändert.
Das Schlafritual beinhaltet auch Partizipation der Kinder. In welcher Lage möchte ich einschlafen? Brau-
che oder möchte ich dabei Begleitung meiner Erzieherin? Soll die Erzieherin mich streicheln oder nicht?
Möchte ich lieber alleine einschlafen? Brauche ich einen Schnuller/ ein Kuscheltier?

3.7 Einschlafbegleitung

In allen Gruppen gibt es während der Zeit des Einschlafens eine Begleitung durch die Erzieherinnen.
Wichtig zu beachten ist auch, dass das Kind das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit braucht um
einschlafen zu können. Während dem Schlafen sind alle Lebewesen in einem schutzlosen Zustand. „Wer
schläft ist seiner Sinne und seiner Muskeln nicht mächtig, er kann nicht fliehen und sich nicht verteidi-
gen“. (Meding, 2016)
Wirft man ein Blick auf die Tierwelt und vergleicht diese mit der Menschheit, stellt man fest, dass auch
jedes Tier evolutionsbedingt einen geschützten Ort zum Schlafen sucht. Enten schalten nur eine Hälfte
des Gehirns während dem Schlafen ab. Delfine ebenfalls. Außerdem bleibt beim Delfin stets ein Auge
geöffnet, um die Umgebung und mögliche Angreifer wahrnehmen zu können. Tauben öffnen immer
wieder kurz die Augen, um sicherzustellen, dass sie nicht überrumpelt werden.
Auch wir Menschen finden erst in den Schlaf, wenn wir uns geborgen und geschützt fühlen. Man kennt
es von sich selbst: Wenn man sich unwohl fühlt, Sorgen hat oder bloß die Dielen knarren, findet man
den Weg in den Schlaf nur sehr schlecht. Wir können den Schlaf nicht einfach so erreichen, auch wenn
wir uns so sehr anstrengen.
Das Kind braucht in der Einrichtung neben einem Raum, der Geborgenheit und Sicherheit vermittelt,
gleichermaßen eine verlässliche und feinfühlige Erzieherin. Es sucht bei eintretender Müdigkeit verstärkt
nach Sicherheit. Wenn es diese gefunden hat, kann es sich entspannen. Um schlafen zu können muss es
mehr als nur müde, satt und warm sein. Manches Kind braucht die Erzieherin dringender und/ oder län-
ger zur Einschlafbegleitung, als andere Kinder.
Wenn das Kind das Bedürfnis nach Einschlafbegleitung immer wieder und individuell durch die Erziehe-
rin gestillt bekommt, wird es mit der Zeit und Übung immer sicherer bis es schließlich dazu in der Lage
ist alleine einzuschlafen.

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Der Mensch lernt bekanntermaßen aus Erfahrungen. Aus den positiven am meisten. Es hat an dieser
Stelle nichts mit verwöhnen zu tun.
In der Geschichte der Menschheit hätte ein Säugling alleine den nächsten Morgen nicht erlebt. Im Nah-
bereich einer schützenden, wärmenden Person zu schlafen bzw. einzuschlafen ist ein Urinstinkt. Das
tragen alle Kinder in sich. Durch Nähe und Präsenz kann man ein Kind nicht verwöhnen.

3.8 Schlafen während der Einfindung

In der Einfindung9 gehen wir besonders behutsam mit dem Thema Schlaf um. Wie in der Einfindungs-
konzeption unter 4.3 Die Vertrauensphase beschrieben, geht es erstmal darum, dass sich das Kind wohl
und geborgen fühlt. Erst, wenn das Kind in dieser Phase angekommen ist, geht es gemeinsam mit der
Erzieherin zum nächsten, wichtigen und sensiblen Punkt über- dem Mittagsschlaf. Wann genau, nach
wie vielen Tagen das sein wird, wird individuell am Kind entschieden. Die Etappe zum Mittagsschlaf er-
folgt in der Regel als letztes, da sich das Kind erst wohlfühlen sollte, bevor man erwarten kann, dass es
sich vollends entspannt.
Besonders während der Zeit der Einfindung sind die Feinfühligkeit der Erzieherin und die Einschlafbe-
gleitung wichtig. Das Kind kennt die neue Umgebung und die neue Situation noch nicht ausreichend
genug, um selbstständig und ohne Unterstützung in den Schlaf zu finden. Gerade in dieser Zeit ist es
demnach umso wichtiger, dass die Erzieherin mit einer angemessenen Portion aus Ruhe, Entspanntheit,
Geduld und Zeit das Thema Schlaf gemeinsam mit dem Einfindungskind angeht.

Es kann aber auch vorkommen, dass das Kind während der Einfindung in einer der vorherigen Phasen, in
der die Bezugsperson noch dauerhaft dabei ist, müde wird oder gar einschläft. Das Kind darf selbstver-
ständlich auch in dieser Phase schon in seinem Bett im Schlafraum schlafen.

3.9 Schlafwache

Zu unserem Qualitätsstandard gehört die sogenannte Schlafwache. Das bedeutet, dass eine Erzieherin
über die gesamte Schlafenszeit im Schlafraum anwesend ist. Dies gibt den Kindern Geborgenheit und
sorgt mitunter für Ruhe. Die Sicherheit der Kinder, die für uns stets im Vordergrund steht, bekommt in
der Schlafwache eine besondere Bedeutung zugesprochen. Wenn bspw. ein Kind während dem Schlaf
erbricht, kann sofort reagiert werden. Wir begleiten die Kinder in der Phase des Einschlafens und auch in
der Phase des Aufwachens.
Das Kind lernt, dass die Erzieherin über den Schlaf wacht. Das Vertrauen wird dadurch aufgebaut und
verstärkt.

9
    In der Literatur oft Eingewöhnung genannt

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Das Zusammenspiel von Behutsamkeit, Vertrauen und Individualität ist für die Schlafensituation der
Kinder entscheidend. Es gibt keinen Trick, den man finden muss, mit dem das Kind in den Schlaf fällt. Es
gibt auch keinen vergleichbaren Schalter dafür. Präsenz und Herzlichkeit können den nötigen Effekt
bringen.

3.10 Ruhephasen

Ein Wechsel zwischen Ruhe und Anspannung muss mit Geduld und Selbstregulation des Kindes erlernt
werden. In unserer Einrichtung werden die Kinder prinzipiell nicht voreilig aus dem Schlafraum geholt.
Uns ist es wichtig, dass alle Kinder die Möglichkeit bekommen eine Pause zu machen.
Eine sogenannte Ruhephase während der Mittagszeit, die individuell nutzbar ist, ist für das Kind sinnvoll.
Es ist vergleichbar mit der Mittagspause des Erwachsenen, die er fernab des Schreibtischs o.ä. wahr-
nimmt. „Auch der Erwachsene kann durch einen „Nap“ seinen Wirkungsgrad am Nachmittag erhöhen…“
(Meding, 2016)
Während dem Schlafen tankt das Kind neue Energie. Neue Kraft bedeutet automatisch, dass das Kind
wieder konzentrierter sein kann und auch dazu in der Lage ist Neues zu lernen.
Wenn das Kind nach einer Ruhephase im Bett nicht schlafen möchte, darf es in Begleitung den Schlaf-
raum leise verlassen. Denn auch hier wird die Partizipation Teil von positiven Erfahrungen. Das Kind wird
in unserer Einrichtung nicht geweckt und ebenso nicht zum Schlafen gezwungen.
Die Erfüllung des Schlafbedürfnisses des Kindes ist immens wichtig und muss eine hohe Priorität gerade
im Krippen-Alltag haben. Der Mittagsschlaf darf allerdings nicht zur Pflicht werden, denn das kann zum
Qualitätsverlust des Nachtschlafes führen. Um den dritten Geburtstag des Kindes herum, kann es vor-
kommen, dass das Kind unmittelbar vor der Schlafenszeit entscheidet, dass es nicht schlafen möchte.
Das signalisiert das Kind von allein. Dafür braucht es keine vorgegebene Meinung von den Erwachsenen.

              „Kinder brauchen Bewegung- aber Kinder brauchen auch Ruhe. Beide Elemente zählen zu
    den Grundbedürfnissen von Kindern, deren Erfüllung für eine gesunde Entwicklung unverzichtbar ist.
            Ruhe und Erholung sind- ebenso wie Aktivität und Bewegung -unabdingbar, um geistig und
                       körperlich gesund zu bleiben, die eigenen Kräfte entfalten und weiterentwickeln
                                                 und die Aufmerksamkeit bewusst steuern zu können.“
                                                                                   (Zimmer, 2014)S. 72

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3.11 Erziehungspartnerschaft

Die Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und der KiTa ist uns sehr wichtig. Daher haben wir uns dazu
entschieden eine Schlafkonzeption zu erarbeiten.
Gerade das Thema Schlafen ist subjektiv und gemeinsam mit den Eltern zu besprechen.
Uns ist es wichtig die Bedeutung von Schlaf der Elternschaft aus der Perspektive der Pädagogen und des
Kindes zu vermitteln. Wir legen großen Wert darauf das Schlafbedürfnis individuell an dem Kind zu mes-
sen und einzuschätzen.
Oftmals bringen die Eltern ihre Bedenken über die Schlafdauer in der KiTa mit in das Elterngespräch.
Dort, aber auch in einem Tür- und Angelgespräch, nehmen wir uns die nötige Zeit, die Bedenken und
Sorgen der Eltern aufzunehmen und zu besprechen. Dies unterstützt eine gute und funktionierende Er-
ziehungspartnerschaft.
Bei dem Aufnahmegespräch, welches unsere Leitung mit den neuen Familien führt, wird in Zukunft nicht
nur auf unsere Gesamt-Konzeption und unser Einfindungskonzept, sondern auch auf unser Schlafkon-
zept hingewiesen. Diese enthält sämtliche wichtigen Informationen über uns und unsere Kita.
Außerdem haben die Eltern oder auch andere Interessierten die Möglichkeit unsere Konzeptionen auf
unserer Homepage nachzulesen. Gerne können sich die Familien auch die ausgedruckte Konzeption bei
uns ausleihen und in Ruhe Zuhause lesen.

4. Wichtige Fragen – kurz und kompakt

 Was braucht mein Kind für den Mittagsschlaf in der Kinderwelt?

Der Schlafraum in der KiTa ist für das Kind eine neue Umgebung. Das Team der Kinderwelt geht vor al-
lem die ersten Male äußerst behutsam das Schlafen in der KiTa an. Als hilfreich hat sich die eigene Bett-
wäsche erwiesen. Man kennt es vielleicht von sich selbst. Während einer Geschäftsreise oder im Urlaub
hat man im fremden Bett im besten Fall gut geschlafen. Ist man wieder Zuhause angekommen, in die
gewohnte Umgebung mit gewohnten Gerüchen, ist der Schlaf dennoch erholsamer als anderswo. Daher
haben die Kinder in der Kinderwelt ihre eigene Bettwäsche von Zuhause in ihren Betten. Je nach Vorlie-
be des Kindes darf es gerne auch Übergangsobjekte10 wie Kuscheltier, Schnuller, Kuscheltuch o.ä. mit-
bringen. Uns ist es wichtig, dass wir die Schlafensituation so angenehm wie möglich für das Kind gestal-
ten, denn nur dann kann es sich voll und ganz dem Schlaf hingeben.

 Wann darf das Kind schlafen?

Jeder Zeit. Das Kind darf selbstbestimmt handeln. Ein Kind, das müde ist, signalisiert dies meist sehr
deutlich. Unsere Aufgabe ist es die Botschaft zu verstehen und angemessen zu handeln. Das Angebot
und die Bestätigung „Es ist okay, wenn du dich ausruhen möchtest“ versuchen wir stets zu vermitteln.
Für den Mittagsschlaf ist in unserem Tagesablauf die Zeit zwischen 12.30 Uhr und 14 Uhr vorgesehen.

10
     Bspw. Kuscheltier, Schmusedecke, Schnuller

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Stand: April 2020
 Müssen alle Kinder mittags immer schlafen?

Nein! Das Kind wird in unserer KiTa als Konstrukteur seines Selbst gesehen, mit dem Recht auf die Be-
friedigung aller Bedürfnisse. Wenn das Kind kein Schlafbedürfnis hat, wird dies akzeptiert. Dennoch ge-
hen zunächst alle Kinder mit in den Schlafraum, um mindestens einmal während des KiTa-Tags eine,
wenn auch nur kurze, Ruhephase zu haben.
Warum Ruhen wichtig ist können Sie unter Punkt 3.9 Ruhephasen nachlesen.

 Was ist, wenn Kinder nicht schlafen?

Wenn das Kind nicht das Bedürfnis nach einem Mittagsschlaf hat und schon eine „Pause“ 11 gemacht hat,
darf es in Begleitung einer pädagogischen Fachkraft den Schlafraum verlassen. Das Kind kann dann
bspw. Bilderbücher betrachten, malen, puzzeln, das Schatzbuch anschauen oder spielen.

5. Schlusswort

Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um unsere Schlaf-Konzeption zu lesen. Wir hoffen, dass
wir Ihnen dadurch einen Einblick in unsere pädagogische Arbeit ermöglichen konnten und das komplexe
Thema kompakt und fachgerecht erklären konnten.

Ein Dankeschön an alle, die sich an der inhaltlichen Erarbeitung dieses Konzeptes und an seiner
Fertigstellung aktiv beteiligt haben.

Unsere Konzeptionen sind stets ein Dokument auf Zeit, da sich die aktuellen Lebensbedingungen der
Kinder, der Familien und der Fachkräfte fortlaufend verändern. Das Team der KiTa Kinderwelt wird sich
auch in Zukunft mit dieser Konzeption beschäftigen und sie, wenn nötig, immer wieder auf den neusten
Stand bringen.

Vielen Dank für Ihr Interesse.

Daniela Brüll (Leiterin) und Jasmin Blaseck (stellv. Leiterin)
sowie das Team der Kita Kinderwelt

11
     Erfüllte Ruhephase, ähnlich Mittagspause auf der Arbeit

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Stand: April 2020
6. Literaturverzeichnis

Baumann, L. (30. Mai 2017). Mittagsschlaf in der KiTa. (W. A. München, Interviewer)

Berwanger, D., Spindler, A., & Reis, K. (Dezember 2010). Kinder in den ersten drei Lebensjahren: Was können sie,
      was brauchen sie? Hessisches Ministerium für Soziales und Integration.

Kinderrechtskonvention.info. (kein Datum). Abgerufen am 14. April 2020 von
        https://www.kinderrechtskonvention.info/recht-auf-altersgemaesse-freizeitbeschaeftigungrecht-auf-
        spielen-3654/

Kramer, M. (kein Datum). Schlafen in der Kindergrippe- Pädagogische Herausforderungen einer Alltagssitaution.
       KiTa Fachtexte.

Meding, M. (Oktober 2016). „Schlafen und Ruhen“. Kindergarten heute .

Renz-Polster, D. H. (04. April 2017). Kinderschlaf in Einrichtungen- bedürfnisorientierter Leitfaden. Abgerufen am
       09. August 2019 von Familienhandbuch:
       https://www.familienhandbuch.de/kita/krippe/unter3/KinderschlafinEinrichtungen.php

Schoppenhauer, A. (1851). Aphorismen zur Lebensweisheit (Bd. 1).

Velazquez, N. N. (Oktober 2016). Müde bin ich, geh' zur Ruh'. Kindergarten heute.

Zimmer, R. (2014). Handbuch der Bewegungserziehung. Freiburg im Breisgau: Herder GmbH.

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