Schule Spielen ist Teil des Schulalltags Juni 2019 - www.schule.baden.ch - Schule Baden
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Schule Spielen ist Teil des Schulalltags Juni 2019 www.schule.baden.ch
Impressum
Das Schulblatt Baden ist das offizielle
Mitteilungsorgan der Volksschule
Baden. Verteiler in alle Haushalte von
Baden (Auflage 12 500 Exemplare).
Herausgeberin
Volksschule Baden
Schulpflege und Geschäftsleitung
Mellingerstrasse 19
5400 Baden
www.schulebaden.ch
Anzeigenverkauf
Köpflipartners AG
René Rötheli
roe@koepflipartners.ch
«Spiel ist der Weg des Kindes in die Welt.» Industriestrasse 9
5432 Neuenhof
Elisabeth von Grunelius
Bildredaktion Rita DrechselKüng
Produktion Köpflipartners AG
Wie habe ich die Sonntage geliebt, an denen sich Der neue Aargauer Lehrplan, der ab 2020/2021
unsere Grossmutter erweichen liess, mit uns gelten wird, setzt hier mit den so genannten
«Schittli um» zu spielen! Heute noch ist dieses «entwicklungsorientierten» Zugängen im Kinder-
tolle, einfache Spiel im Internet zu finden, es garten auf das spielerische und ganzheitliche
heisst hier «Schittli-Verstecken» und wird so Lernen. Weniger augenfällig, aber unverändert
beschrieben: wichtig ist der spielerische Zugang auch in der
Primarschule und der Sekundarstufe I. Dies zeigen
«Das suchende Kind bewacht 5 pyramidenförmig die Praxisbeispiele aus dem Unterricht, die wir
aufgestellte Holzstücke. Entdeckte Kinder kommen Ihnen vorstellen. Das Spiel wird hier in der Regel
hervor. Kann ein Kind ohne vorher erkannt worden zielgerichtet eingesetzt, um bestimmte Kompeten-
zu sein, die Scheiter umstossen, sind alle wieder zen zu erwerben. Wie die Beispiele zeigen, tut dies
frei und können sich, während das suchende Kind dem spielerischen Lernen und der Abwechslung
die Scheiter wieder aufstellt, erneut verstecken.» keinen Abbruch.
Am meisten Spass hat es natürlich gemacht, Spielen ist etwas Grossartiges – in jedem Alter.
wenn wir Kinder uns stundenlang verstecken Wann haben Sie zuletzt gespielt?
konnten und unsere Grossmutter uns den ganzen
Nachmittag suchen musste. Miteinander und
Gegeneinander haben wir Taktiken entwickelt, Mirjam Obrist
haben mal zusammen, mal alleine die besten
Winkel fürs Verstecken gesucht und haben Sie sind herzlich zu einer Rückmeldung zum
gelernt, zu gewinnen und zu verlieren. vorliegenden Schulblatt eingeladen:
mirjam.obrist@baden.ch
Nichts hat sich seit damals am immensen Wert
des Spiels in der Entwicklung der Kinder geändert.
«Das freie Spiel ist für Kinder die wichtigste Lern-
situation im Hinblick auf ihre gesunde, geistige
und körperliche Entwicklung.» (Prof. Dr. Margrit
Stamm, Professorin em. an der Universität
Fribourg). Das Kind eignet sich im Spiel Fähig
keiten, Fertigkeiten und Wissen an. Kinder leben Inhalt
dabei ihre natürliche Neugier aus, üben, über Das Spiel in der Entwicklung von Kindern 3
längere Zeit an einem Gegenstand zu bleiben, sie
lösen Probleme und erforschen ihre Umwelt. Im Warum Spiele so wichtig sind 7
Spiel tun sie dies oft im Miteinander mit anderen Theater spielen im Schulhaus Kappelerhof 8
Kindern oder mit Erwachsenen.
Spielend Sprache lernen 10
Spielen ist also nicht (nur) Zeitvertreib, sondern
Beruf Game Designer 12
fundamental für unsere Entwicklung und unser
Verhalten im sozialen Gefüge – auch später als Spielen im Sportunterricht 14
Erwachsene. Heute nimmt der Anteil der digitalen
Spiele immer mehr zu. Dass viele Kinder und
Spielen im regionalen Integrationskurs 15
Jugendliche ungebrochen Interesse an «alten» Spielen im Unterricht bringt doch nichts … 17
oder «analogen» Spielen haben, zeigen die
Schüler/-innen der Volksschule Baden, die in Spielend Wörter lernen 18
diesem Schulblatt zu Wort kommen. Tschute mit Schülern und Schülerinnen und Lehrpersonen 19
Auch in der Schule hat das Spiel einen grossen Jubliläen und Pensionierungen 20
Stellenwert. Offensichtlich ist dies im Kinder
Agenda23
garten, wo das freie Spiel seinen festen Platz hat.
2 Baden ist. Bildung Juni 2019
Fokus
Das Spiel in der Entwicklung von Kindern
Katrin Gossner,
Das Spiel der Kinder fesselt Forscher aus den verschiedensten Disziplinen.
Fachpsychologin
für Kinder und Jugendliche,
Dabei wird nach der Bedeutung des Spielens als besonderes menschliches
Leiterin Regionalstelle Baden, Verhalten geforscht. Die Schulpsychologie befasst sich mit dem Spielen
Schulpsychologischer Dienst
als Grundlage für das Lernen, indem Basisfertigkeiten erworben werden.
Verschiedene Phasen Schritt ist dann das Symbolspiel, in dem das Kind
einen Spielgegenstand nach seinen Wunschvor-
Je nach Entwicklungsalter verändert sich das stellungen deutet und nach seiner Vorstellung be-
Spielverhalten der Kinder. Es beginnt mit dem nutzt, zum Beispiel das Spiel mit Puppen oder der
Sensomotorischen Spiel: Das Kind hat Freude an Holzklotz wird zum Auto. Mit zunehmender Spra-
der Bewegung, wiederholt diese und richtet sich che kann das Kind Personen und Handlungen
im Verlauf mehr auf die Umwelt aus, z. B. spielt nachahmen und das Spiel erweitert sich zum Rol-
mit einer Rassel und hat Freude am Geräusch und lenspiel. Diese Spielform erfordert hohe soziale,
an der Bewegung. Dann möchte das Kind heraus- sprachliche und kognitive Kompetenzen, da es
finden, was man mit Gegenständen machen kann sich um ein Zusammenspiel von mehreren Perso-
(Gegenstände werden z.B. zerlegt), das bezeich- nen und fiktiven Rollen handelt. Dabei werden so-
net man als Informationsspiel. Im Konstruktions- ziale Fähigkeiten und Fertigkeiten erworben. Auch
spiel benutzt das Kind Gegenstände, um einen dient diese Spielart dem Austragen und Verarbei-
Zielgegenstand herzustellen, es nimmt z. B. Bau- ten von Konflikten und wird daher in der Spiel
klötze, um einen Turm zu bauen. Der nächste therapie angewendet.
Warum spielen Kinder?
Das Spiel ist ein besonderes Phänomen in der
Kindheit. Gemäss der Entwicklungspsychologie
werden über das Spiel Fertigkeiten erworben, die
der Lebensbewältigung dienen, zu einem Zeit-
punkt, da andere Techniken und Möglichkeiten
noch nicht zur Verfügung stehen (Oerter Montada,
1995). Das bedeutet, das Kind braucht das Spiel,
um sich entwickeln zu können.
In unserer Klasse haben wir seit
kurzem einen Flipperkasten zum
Thema «Weltraum», bei dem das
Ziel ist, die Kugel auf den Mars zu
schiessen. Der Highscore wurde
erst 30-mal geknackt. Dieses Ding
macht sehr viel Spass und die Pause
ist überhaupt nicht mehr langweilig.
Leider ist sie viel zu kurz.
Jonas, 4. Klasse Primarschule
3
FV oSkBu s
Im Büro des Schulpsychologischen Dienstes, Aussenstelle Brugg
Ich spiele nicht sehr oft Spiele,
und wenn doch, dann zusammen mit
meinem Bruder oder mit der ganzen
Familie. Wenn ich mit meinem kleinen
Bruder spiele, sind es Videospiele.
Am liebsten spielen wir Halo oder
Minecraft. Mit meiner Familie sind
es Brett- oder Kartenspiele. Mein
Lieblingsspiel ist definitiv Minecraft.
Das ist ein Videospiel, in dem es
darum geht, seine eigene Welt zu
gestalten. Für mich hat es eine
beruhigende Wirkung und man kann
sehr kreativ sein. Meine Geschwister
und ich haben zusammen an
einer Welt gearbeitet und uns
alle möglichen Geschäfte gebaut.
Am Schluss war eine kleine Stadt
entstanden. Ich persönlich spiele
lieber E-Games als Brett- oder
Kartenspiele, da es heutzutage eine
so grosse Auswahl gibt und man tolle
Dinge in dieser anderen Welt
tun kann.
Giulia, 2. Klasse Sekundarstufe I
Beim Regelspiel handelt es sich um soziale For- gen gebildet und geübt wird. Wir sprechen von Spiel und Schulpsychologie
men des Spiels mit festgelegten Regeln, deren be-greifen, wenn wir sagen, dass wir etwas ge-
Einhaltung unabdingbar sind, aber auch den Reiz lernt haben. Wenn ich zum Beispiel nicht weiss, In der Schulpsychologie gehört die Frage nach
ausmachen. Viele Regelspiele sind Wettkampf- wie ein Wort geschrieben wird, dann schreibe ich dem Spiel und die Beobachtung des Spiels zur
spiele, in denen man sich gegenseitig misst und es auf und fühle durch das Schreiben und Sehen, psychologischen Beurteilung des Kindes. Die Art
Kompetenzen erwerben kann (z.B. Kartenspiele, wie es richtig geschrieben wird. und Weise des Spiels gibt Aufschluss zum Stand
Fussball). der Entwicklung. Ein häufiger Anmeldungsgrund
beim Schulpsychologischen Dienst sind Lern- und
Leistungsschwierigkeiten.
Lernen im Spiel Eine Einstiegsfrage, die ich häufig stelle ist, dass
ich frage, was die Kinder gerne machen, oder ich
Das Lernen gründet weitgehend auf Erfahrungen, lasse es mir zeigen. Dabei erzählen sie gern vom
die das Kleinkind beim Spiel gemacht hat. Es Spielen (dies kann auch Gamen am Computer
macht dabei Grunderfahrungen, die es für das sein). Dann lasse ich mir genau erklären, was sie
schulische Lernen später braucht. Das Kind lernt machen und wie sie es machen, und schon bin ich
zum Beispiel durch das Fallenlassen eines Gegen- mit den Kindern im Gespräch. Auch die Eltern be-
standes, wie die Schwerkraft wirkt und wiederholt ziehe ich in diese Frage ein, welche eine Spiel
es mehrfach und variiert mit anderen Gegenstän- kultur in der Familie besteht, spielt man gemein-
den, so dass es lernt, dass die Schwerkraft kons- sam oder das Kind für sich alleine. Gerade in der
tant vorhanden ist. Die Wahrnehmungen, wie schulpsychologischen Abklärung ist es wichtig,
Hören, Sehen, Tasten, Riechen und Schmecken, die Ressourcen anzusprechen, die im Spielen zu
werden im Gehirn aufgenommen, verarbeitet und finden sind. Somit bin ich mit der Frage des Spie-
verbunden, so dass ein Netzwerk an Verknüpfun- les oder Lieblingsspiels weg von einem problem-
4 Baden ist. Bildung Juni 2019
ZV uS BG a s t
orientierten und hin zu einem lösungsorientierten Ins Gespräch kommen
Gespräch. Gleichzeitig gibt mir die Beobachtung Gemsch ist ein Spiel, bei
des Spiels oder das Miteinanderspielen einen Ein- Dieser hat wiederum einen Einfluss auf die Lern- dem man Wissen, Reflexe und
Konzentration benötigt. Man hat
druck über den Entwicklungsstand des Kindes. fähigkeit des Kindes im Kindergarten oder in der
einen Kameraden als Teammitglied
Schule. In der schulpsychologischen Abklärung ist
und zusammen bespricht man Taktik
es wichtig, nebst der testpsychologischen Abklä- und Zeichen. Es geht nur immer
rung mit dem Kind ins Gespräch zu kommen. Je 2 gegen 2. Jeder muss immer
Unsere Klasse spielt in der Fünf- jünger das Kind ist, desto mehr spiele ich mit 4 Karten haben, und in der Mitte
Minuten-Pause gerne Speedy Words. ihnen. Andere Möglichkeiten sind auch Zeichnen müssen 4 Karten sein. Sinn des
Dieses Spiel ist ähnlich wie Stadt, oder entsprechende Bilderbücher gemeinsam Spiels ist Spass und Gewinnen. Man
Land, Fluss. Man muss zu einem anschauen. Ich kann direkt mit dem Kind spielen, bespricht ein Zeichen, welches man
bestimmten Buchstaben eine Stadt, biete Hilfeleistung an oder beobachte. Dabei kann benutzt, wenn man 4 gleiche Karten
Lebensmittel oder eine prominente ich kleine «Interventionen» miteinbauen, indem hat. Wenn man diese hat, schreit der
Person suchen. Uns gefällt an diesem Teamkamerad, der nicht Gemsch
ich bestimmte Tätigkeiten verstärke, lobe, verän-
Spiel, dass alle mitmachen können, hat, «Gemsch». Falls beide Gemsch
dere oder bei Lösungsmöglichkeiten mitspiele.
dass wir unser Wissen nutzen und haben, schreien sie «Doppelgemsch».
alle gleichzeitig spielen. Je nachdem, wie das Kind darauf reagiert, lasse
Wenn die anderen erraten, dass
ich dies in meine schulpsychologischen Empfeh- das gegnerische Team Gemsch
Rebecca, 4. Klasse Primarschule
lungen einfliessen. Zum Beispiel, wenn das hat, schreien sie «Gegegemsch».
Kind sehr ängstlich Fremden gegenüber ist, kann Man bekommt immer dann einen
dieses Thema im Spiel mit Puppen oder in Bilder- Punkt, wenn man es richtig errät:
büchern aufgegriffen werden. Zeichen, Gemsch, Gegegemsch und
In der Elternberatung erkläre ich den Eltern die Doppelgemsch 2x. Uns gefällt das
Bedeutung des Spieles für die kindliche Entwick- Spiel, weil es eine schnelle Reaktion
lung und für das Lernen im schulischen Bereich: braucht, lustig ist und man es mit
verschiedenen Kindern spielen kann
dass es Zeit fürs Lernen, aber genauso auch Zeit
und man damit nicht immer mit
fürs Spielen benötigt und wie diese Spielzeit
denselben Kindern zusammen ist.
für das Kind aussehen kann.
Nikola und Nadim,
Denn schliesslich lernen Kinder spielend (und
6. Klasse Primarschule
Erwachsene manchmal auch)!
Literatur: Rolf Oerter & Leo Montada (Hrsg.),
Entwicklungspsychologie, (1995),
Beltz Psychologie Verlags Union, Weinheim.
Bauwerk aus Duplosteinen, im Warte-
zimmer des Schulpsychologischen
Dienstes Regionalstelle Baden
entstanden.
5
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2018
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ZV uS BG a s t
Warum Spiele so wichtig sind
Mirjam Keller
Markus Hadorn und Monica Weiss führen seit 2003 das Miracoolix,
Schulleitung Kappelerhof
das Fachgeschäft für Gesellschaftsspiele in Baden. Sie organisieren
regelmässig Spielabende im Kulturcafé und in der Stadtbibliothek Baden.
Wie sind Sie dazu gekommen, ein Fach dass sie in der Kindheit negative Erfahrungen Viele Erwachsene denken auch, dass das Spielen
geschäft für Gesellschaftsspiele zu gemacht haben, andere mögen es nicht, weil ausschliesslich eine Freizeitbeschäftigung für
übernehmen? beim Spielen die Masken fallen und man seinen Kinder und Jugendliche sei. Dabei ist erwiesen,
Schon in jungen Jahren habe ich gerne gespielt – Charakter offenbart. dass Spielen Lernprozesse in Gang setzt, uns
als Kind in der Familie und später mit Freunden. geistig fit hält und sowohl Motivation als auch
Eine Zeit lang geriet das Spielen in den Hinter- Kreativität und Neugier fördert. Der Trend, spiele-
grund, bis ich meine Lebensgefährtin Monica rische Elemente in der Arbeitswelt einzusetzen,
Weiss kennenlernte. Sie teilte meine Leidenschaft um genau diese Aspekte bei den Mitarbeitenden
Ich spielte in der ersten
für Gesellschaftsspiele und so kamen wir in zu fördern, nimmt zu und wird «neudeutsch» als
Oberstufe nicht gerade so viel,
Kontakt mit Jürg Haller, der in Wettingen das bis mich ein Freund auf ein «Gamification» bezeichnet.
«Miracoolix – das Geschäft für Gesellschafts- E-Game aufmerksam gemacht
spiele» – führte. Schrittweise begannen wir im hat. Ich spielte sehr oft, aber ich
«Miracoolix» mitzuarbeiten, bis wir das Geschäft habe auch häufig Rätsel namens Spielen verbindet Generationen
2003 ganz übernahmen. Das war ein Entscheid, Exit-Games gespielt. In dem Spiel
den ich nie bereut habe, denn so konnte ich muss man Rätsel lösen, je nach und Kulturen, Spielen ist ein
mein Hobby zum Beruf machen. Schwierigkeitsgrad ging es gut.
Ich lese jetzt auch öfter, weil man universelles Bedürfnis und an
seinen Wortschatz verbessern
Was fasziniert Sie so am Spielen?
kann. Ich spiele lieber E-Games,
kein Alter gebunden.
Am meisten schätze ich, dass man etwas gemein-
weil die anderen Spiele sehr viel
sam macht – mit Freunden, in der Familie, in einer Aufbauzeit brauchen. An dem Spiel
Schulklasse. Man nimmt sich Zeit füreinander, Fortnite gefällt mir, dass man eine Welches sind die Trends bei den Gesell
entscheidet, was man spielen möchte und dann andere Person sein kann, im Spiel schaftsspielen?
geht es los. Beim Spielen findet ganz viel sozialer geht es darum zu gewinnen. Ich Das sind zum Beispiel Spiele ohne Würfel,
Austausch statt – wer miteinander spielt, lernt verliere nicht gerne, also vielleicht welche ganz andere Mechanismen haben.
sich einander sehr schnell kennen, denn beim liegt es daran, dass ich dieses Spiel Es gibt kooperative Spiele, bei denen man
Spielen offenbaren wir unseren Charakter. Spielen gerne spiele. Man kämpft gegen gemeinsam eine Aufgabe meistern muss oder
verbindet Generationen und Kulturen, Spielen ist neunundneunzig andere Personen, zusammen eine Geschichte erlebt und gemein-
ein universelles Bedürfnis und an kein Alter die man alle besiegen muss. sam gewinnt oder verliert. Im Trend liegen auch
Mir ist aufgefallen, dass es eine
gebunden. anspruchsvolle und mehr oder weniger komplexe
sehr negative Auswirkung auf mein
Strategie-Spiele und im Moment die sehr belieb-
Sozialverhalten hat. Ich gehe auch
Sie organisieren Spielabende in Baden – nicht mehr so viel raus wie früher, ten Exit-Spiele, die sich anlehnen an den Trend
wer nimmt daran teil? vielleicht liegt es daran, dass ich der «Escape-Rooms». Auffallend ist, dass ge-
Wir haben eine grosse Bandbreite von Teilneh- einen sehr starken Heuschnupfen wisse Spiele immer kleiner werden. Man möchte
menden. Es sind von jungen Erwachsenen bis hin habe. Ich finde, dass ich dieses portable Spiele oder solche, die nicht viel Platz
zu Pensionierten, die gerne spielen und neue Spiel für ein paar Tage auf die Seite benötigen. Und was auch auffällt: Das Interesse
Spiele kennenlernen möchten. Sie haben oft im legen sollte. Dann kann ich mehr an neuen Spielen ist zwar da, aber Spielanleitun-
näheren Umfeld keine oder wenig Gelegenheit lernen, lesen und malen. gen lesen, das macht kaum einer gerne. Darum
zu spielen, darum nutzen sie diese Anlässe, um Alexander, 2. Klasse Sekundarstufe I bieten wir nicht nur fachliche Beratung in unse-
Gleichgesinnte zu treffen. Es gibt auch Menschen, rem Geschäft an, sondern auch die öffentlichen
die nicht gerne spielen, aus welchen Gründen und kostenlosen Spielabende.
auch immer. Bei einigen mag es daran liegen,
7
Kindergarten und Primarstufe
Theater spielen im Schulhaus
Kappelerhof
Mirjam Keller
Rollenspiele sind zentral für die Entwicklung von Kindern. Hier setzt
Schulleitung Kappelerhof
der Theaterunterricht im Schulhaus Kappelerhof an. Das gemeinsame
Theaterspielen macht nicht nur viel Freude, sondern fördert auch
wichtige Kompetenzen.
Es ist Mittwochmorgen. Aus der Aula im Schul-
haus Kappelerhof dringen ungewohnte Geräusche,
es wird laut gesprochen, manchmal geschrien,
gelacht, geschnattert und gekichert, dann ist es
wieder ruhig. So tönt es, wenn eine erste Klasse
den Theaterunterricht bei Alma Jongerius be-
sucht.
Theaterunterricht gehört seit vielen Jahren zum
Programm im Schulhaus Kappelerhof. Ursprüng-
lich kamen nur die Kinder der Einschulungsklasse
(EK) in den Genuss dieser Lektionen. Seit der Auf-
hebung der EK vor zwei Jahren dürfen alle Kinder
der 1. Klasse jeweils ein Semester lang ins Thea-
ter bei Alma Jongerius.
Im Zentrum des Unterrichts steht kein vorher fest-
gelegtes «Produkt», sondern der Prozess mit den
Kindern, aus welchem sich ein Produkt entwickeln
kann: ein kurzes Theater, das den Eltern vorge-
führt wird, ein Gedicht, ein Fotoroman, ein Hör-
spiel oder Geschichten wie zum Beispiel «Die tausch legen sie fest, woran gearbeitet werden
lachenden Turnmatten», von denen später noch soll. Dabei wird auf ein Thema, welches die
die Rede sein wird. Klasse im Realien- oder Sprachunterricht behan- Ich erfinde gerne Sachen
delt, Bezug genommen – zum Beispiel «Zeit», und spiele das vor.
«Waldtiere», «Ritter», «Geld» – oder eine Ge- Luisa, 1. Klasse Primarschule
Im Zentrum des Unterrichts schichte aus dem Lehrmittel dient als Vorlage.
Mir gefällt alles beim Theaterspielen,
steht kein vorher festgelegtes vor allem wenn ich eine Geschichte
«Produkt», sondern der Prozess Theater spielen und dabei viel lernen spielen kann.
Helena, 1. Klasse Primarschule
mit den Kindern, aus dem sich Rollenspiele sind zentral für die Entwicklung
ein Produkt entwickeln kann. von Kindern. Hier setzt der Theaterunterricht an Dass wir Kreisspiele machen
und fördert dabei wichtige Kompetenzen. und dass ich kleine Geschichten
erfinden kann.
Die Grundlage für den Theaterunterricht in den Sprachkompetenz Marina, 1. Klasse Primarschule
ersten Klassen ist immer die Zusammenarbeit Im Schulhaus Kappelerhof, wo für viele Kinder
zwischen Alma Jongerius und den jeweiligen Deutsch eine Zweit- oder Drittsprache ist, ist die
Klassenlehrpersonen. Im gemeinsamen Aus- Förderung der Sprachkompetenz ein wichtiger
8 Baden ist. Bildung Juni 2019
VS
K i nBd e r g a r t e n u n d P r i m a r s t u f e
Mir gefällt, dass wir zwischen- Alma Jongerius
durch eine Pause machen. Mir gefällt
Alma Jongerius ist ausgebildete Theaterpädagogin und Regisseurin.
nicht, wenn jemand meine Idee
In Baden kennt man sie durch ihre Kindertheaterstücke (z. B. WinterWunder),
nachspielt.
ihre Inszenierungen mit dem Chor «Stimmfusion», die Leitung der Veranstal-
Emil, 1. Klasse Primarschule
tungsreihe «Theaterkarussell» und als künstlerische Leiterin des Jugend
festes. Sie hat für diesen Anlass das Konzept der offenen Bühne entwickelt
Ich liebe Theaterspielen, weil ich und damit vielen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, ihre
dann die Angst überspielen kann,
Talente vor Publikum zu zeigen.
vor Publikum zu stehen.
Seit 2010 unterrichtet «Frau Alma» mit viel Freude und Engagement das
Ilias, 1. Klasse Primarschule Fach Theater im Schulhaus Kappelerhof. www.almajongerius.ch
Man lernt viele neue Sachen, neue
Spiele, die man noch nicht kennt.
Elia, 1. Klasse Primarschule
als Gefühl erlebbar war, wurde es von allen ver- S eiten an sich zu entdecken. Der wohlverdiente
standen. Der nächste Schritt war, sich in das Kind Applaus nach solchen Auftritten tut allen Kindern
Ich liebe es, mich zu verkleiden hineinzuversetzen, über das schadenfreudig ge- gut und stärkt ihr Selbstbewusstsein. Kinder, die
mit einfachen Sachen, wie
lacht wird. Auch das eine wichtige Funktion von andere Muttersprachen haben, geniessen es,
zum Beispiel Zeitungen.
Rollenspielen: Das Kind nimmt verschiedene wenn sie etwas in ihrer Sprache spielen dürfen
Sophie, 1. Klasse Primarschule Sichtweisen ein und lernt, die Welt mit anderen oder wenn sie der Klasse einen Tanz aus ihrem
Augen zu sehen. Heimatland beibringen können. Das Sichtbar-
Im Unterricht erlebt Alma Jongerius oft, dass Kin- machen der Unterschiedlichkeit innerhalb der
der an Selbstvertrauen gewinnen. Kleine Szenen Klassen ist für alle Kinder interessant und fördert
vorspielen, Vorstellungen vor anderen Klassen die gegenseitige Akzeptanz.
A spekt des Theaterunterrichts. Gehen, laufen, oder vor Eltern sind für viele von ihnen zwar eine Besonders wichtig ist für Alma Jongerius, dass
hüpfen, kriechen – es ist viel einfacher für ein Herausforderung, doch das Hineinschlüpfen in die Kinder ihre Kreativität und Phantasie entde-
Kind, diese Wörter zu lernen, wenn es sich gleich- eine andere Figur hilft gerade zurückhaltenden cken oder weiterentwickeln. Darum werden keine
zeitig auch so bewegen kann. Das Benennen von Kindern, aus sich herauszukommen und neue vorgegebenen Stücke gespielt, sondern in ge-
Waldtieren aus dem Realienunterricht fällt leich- meinsamen Prozessen Ideen oder phantasievolle
ter, wenn man sich selber schon mal in ein Mäus- Lösungen für Geschichten oder Szenen gesucht.
chen, einen Uhu oder einen Fuchs hineinversetzt
hat. Oder wie lernt man die Bezeichnungen der Soziale Kompetenzen
Gerätschaften einer Turnhalle am besten? Indem Zu den sozialen Kompetenzen gehören unter
im Theaterunterricht gemeinsam die Geschichte anderem Dialog- und Kooperationsfähigkeit,
«Die lachenden Turnmatten» entwickelt wird. Konfliktfähigkeit und der Umgang mit Vielfalt.
Zu Beginn der ersten Klasse kommen die Kinder
Personale Kompetenzen aus verschiedenen Kindergärten zusammen, ein
Zu den personalen Kompetenzen gehören unter neues soziales Gefüge entsteht. Auch hier leistet
anderem das Wissen und Nutzen der eigenen Res- der Theaterunterricht einen wichtigen Beitrag.
sourcen, die Selbstständigkeit, der Umgang mit Denn Theaterspielen funktioniert nur, wenn man
eigenen und anderen Haltungen und Meinungen. miteinander arbeitet und nicht gegeneinander,
Beim Rollenspiel lernt das Kind, eigene Gefühle wenn dominante Kinder auch einmal zurückste-
wahrzunehmen und zu benennen, Erlebnisse zu hen zugunsten von stilleren, wenn die Bereitschaft
verarbeiten und Ängste abzubauen. In einer besteht, in einer Gruppe zu arbeiten, in der nicht
Klasse wurde mit der Geschichte der Hexe Nana nur die besten Freunde sind. Zuschauen, zuhören,
Bunilda gearbeitet, die mit ihrem Staubsauger eigene Ideen einbringen, andere Lösungen akzep-
böse Träume aufsaugen kann. Die Monster in den tieren – solche Prozesse sind oft anspruchsvoll,
Träumen heissen «Faulmonster», der «Wüterich» fördern aber das Zusammengehörigkeitsgefühl
oder das «Schadenfreudenmonster». Viele Kinder einer Klasse.
kannten das Wort «Schadenfreude» nicht, aber Gemeinsam Theater spielen – eine Möglichkeit
beim Spielen einer Szene, in der Schadenfreude um wichtige Kompetenzen «spielend» zu erlernen.
9
Kindergarten und Primarstufe
Spielend Sprache lernen
Alexandra Wächter, Franziska
Eine Sprache erlernt man vor allem durch intensives Üben – sei es von
Ringli, Jeannette Schneider,
Charlotte Stauffer-Spuhler,
Wortschatz, von grammatischen Strukturen, durch das regelmässige Bilden
Agnès Giess, Florence Deak, von Lauten oder durch praktische Anwendungen. Spiele sind dabei von
Mirjam Keller, Lehrpersonen
grosser Wichtigkeit.
und Schulleitung, Schulhaus
Kappelerhof
Lernen bedeutet, dass es im Gehirn zu Wachs- denen kreative oder kommunikative Ziele im zwischen Kind und Therapeutin), Erweiterung:
tums- und Organisationsprozessen kommt. Dies Vordergrund stehen. «Dem Igel schmecken Insekten».
geschieht unter anderem dadurch, dass etwas
regelmässig eingeübt und wiederholt wird. Es gibt Die folgenden vier Beispiele stammen Lauter Hexerei
verschiedene Möglichkeiten des regelmässigen aus dem Bereich der Logopädie Dieses Würfelspiel eignet sich zum Üben ver-
Übens, eine davon sind Spiele. Diese sind im schiedener Laute auf Laut-, Silben-, Wort- und
Sprachunterricht ein beliebtes Medium. Sie sind Tiere füttern Satzebene.
spannend, ansprechend, lustbetont und entspre- Dieses Spiel eignet sich zum Üben von Gramma- Spielidee: Die Hexe hat das Rezept für die Hexen-
chen der kindlichen Natur. Die Kinder können auf tik, Semantik (Bedeutung) und Wortschatz. suppe vergessen und der Rabe klaut ihr alle Zuta-
die Weise gut abgeholt werden und lernen dabei Spielidee: Acht verschiedenen Tieren werden je ten. Der Hexe kann geholfen werden, indem die
sprachliche Inhalte. drei Futterstücke zugeordnet (aus einem Sack Zutaten benannt und freche Hexensprüche gesagt
Das Lernen mit Spielen hat einen zusätzlichen gezogen). Heisst es nun: «Der Hase bekommt werden.
Nebeneffekt: Wenn wir Spass haben, sendet un- Salat» oder «Salat bekommt der Hase» (dadurch, Spielablauf: Laut-/Silbenebene: Reihum wird ge-
ser Körper Dopamin aus, welches das körperei- dass das Objekt «Salat» an erster Stelle steht, würfelt. Bei einer 3 wird der vorherig abgemachte
gene «Belohnungssystem» ankurbelt, was dazu wird die Verbzweitstellung besonders fokussiert) «Hexenspruch» (der gewählte Laut oder die Silbe,
führt, dass das Lernen nachhaltiger wird. Es gibt Nebenbei vertiefen und erweitern die Kinder ihren z.B. sa-sa-sa) gesprochen.
eine grosse Anzahl von Sprachlernspielen, die Wortschatz. Wortebene: Gelangt ein Spieler auf ein Hexenkes-
ganz unterschiedliche Ziele verfolgen: Wortschatz, Variation Artikelmarkierung im Dativ: «Wem gibst selfeld, muss er eine Karte ziehen und das dar
Sprachstruktur, Aussprache, aber auch solche, bei du das Futter?» – «Dem Igel …» (Rollenwechsel gestellte Wort benennen.KV iSnBd e r g a r t e n u n d P r i m a r s t u f e
Satzebene: Reihum wird eine Karte gezogen.
Die Aufgabe auf der Karte muss erfüllt werden
(z. B. sprich: Wer schleicht nachts noch durch die
Strassen und will bei Mondschein niemals schla-
fen?). Anschliessend darf der Spieler um die an-
gegebene Punktezahl auf der Karte weiterziehen.
Wenn wir Spass haben, sendet
unser Körper Dopamin aus,
welches das körpereigene
«Belohnungssystem» ankurbelt,
was dazu führt, dass das Lernen
nachhaltiger wird.
Wer bin ich?
Dieses Spiel eignet sich zum Üben von Wortschatz
und semantischen Strukturen.
Spielidee: In diesem Spiel muss erraten werden, den Hasen den Weg und ein frecher Maulwurf Schmecken: Die Kinder schliessen die Augen
welche Person, welcher Gegenstand, welches versucht, sie von dem Hügel zu schubsen. und erhalten verschiedene Gemüse- und Frucht-
Lebensmittel oder Tier ich bin: «Bin ich ein Tier?» Vorgängig wird mit dem Kind vereinbart, welches stücke zu essen. Was haben sie im Mund? Wie
Wenn die Antwort Ja lautet, werden weitere Fra- Wort bzw. welcher Satz während des Spielzugs schmeckt es usw.
gen gestellt: «Habe ich Federn/Fell?» Dabei müs- gesprochen wird (z.B. dieser Hase läuft …). Auch
sen sich die Kinder Gedanken über Zusammen- beim Drehen der Karotte oder beim Passieren der
hänge, Beschaffenheit, Gebrauch und Materialien Hindernisse können solche Vereinbarungen Auch im Fremdsprachenunterricht
machen und ganz allgemein ihr Weltwissen akti- getroffen werden. haben Sprachspiele ihren festen Platz:
vieren.
An einem Stirnband wird eine Karte mit einer Vier gewinnt – Puissance 4
Abbildung befestigt, welche nur für den Spielpart- Nicht nur im Logopädie- sondern Dieses bekannte Spiel eignet sich, um gramma
ner zu sehen ist. Es werden so lange Fragen ge- auch im DaZ-Unterricht werden tische Strukturen einzuüben.
stellt, bis man die Lösung weiss oder keine Zähl- Spiele eingesetzt. Beispiele aus dem Spielidee: Die Schüler erhalten eine Tabelle.
steine mehr da sind (bei jeder Nein-Antwort muss Kindergarten: Horizontal werden Verben eingesetzt, vertikal
ein Stein abgegeben werden). Wer mehr Karten Pronomen. Die Schüler/-innen probieren, eine
richtig erraten hat, gewinnt. Sinnspiele Linie zu erreichen, indem sie die Verben konju
Diese fördern den Wortschatz, indem reale Ge- gieren. Gelingt ihnen das, können sie weiterfah-
genstände oder Sinneswahrnehmungen mit einem ren. Wer zuerst eine Linie hat, gewinnt.
Auch weit verbreitete Gesellschafts- Wort respektive einer Aussage verknüpft werden
spiele können zum Üben eingesetzt und dadurch für Kinder einfacher zu merken sind. Die Vielfalt an Spielen, mit denen Sprache gelernt
werden: Spielidee: Über die Sinne zu lernen, spricht alle werden kann, ist gross: Brett-, Karten-, Würfel-
Altersgruppen an und die Spiele lassen sich im spiele, Rate- und Erinnerungsspiele, Reaktions-
Lotti Karotti Alltag einfach realisieren. spiele, Rollenspiele, Sinnspiele, digitale Spiele –
Dieses Spiel eignet sich zum Üben des Lautes «s» Riechen: Die Kinder halten die Augen geschlos- für jede Altersgruppe gibt es entsprechende An-
auf Laut-, Silben-, Wort- und Satzebene. sen: Wie riecht es, was ist es? (Früchte, Kräuter, gebote. Wichtig ist, dass sich Lehrpersonen oder
Spielidee: Die Hasen machen ein Wettrennen zur Sachen aus dem Wald, Blumen, usw.) Eltern entscheiden, welche Kompetenzen durch
saftigen Karotte zuoberst auf dem Hügel. Auf dem Tasten: Was ist unter dem Tuch oder in der ein Spiel geschult werden sollen – und das Aller-
Weg gilt es allerdings ein paar Hindernisse zu Wühlkiste versteckt? Zum Beispiel Ball, Schere, wichtigste: dass die Kinder und Jugendlichen viel
überwinden. Zugbrücken und Gatter erschweren Stifte usw. Spass haben beim spielend Lernen.
11Zu Gast
Beruf Game Designer
Stefan Künzi-Birchmeier
Ein Game Designer erzählt in einem längeren Gespräch, wie er über
Schulleiter Sekundarstufe I
Umwege zu seinem Traumberuf gekommen ist und welche Entwicklungen
gerade in der Computerspiel-Branche ablaufen.
Leidenschaft Computergames 4 und 20 Franken. Werbung für ihre Spiele Computergames bieten grenzenlose
machen sie über Social-Media-Kanäle. Am Möglichkeiten
Vor fünf Jahren gründete er zusammen mit eini- besten ist es, wenn über ihr Spiel ein Fachartikel
gen Kollegen die Firma «Blindflug Studios» in erscheint, natürlich über Online-Kanäle. Es ist Als Nächstes rede ich mit ihm über Gamification.
Zürich. Sie erledigten Auftragsarbeiten im Be- aber auch wichtig, direkt mit Fans reden zu kön- Das bedeutet, dass Mechanismen von Spielen auf
reich C omputergames und entwickelten auch nen. Im Moment versuchen sie eine sogenannte andere Bereiche übertragen werden, um sie inter-
eigene E-Games. Er erzählt von drei E-Games, Discord-Plattform auszubauen, auf dieser Platt- essanter und belohnender zu gestalten. E-Games
die sie w
eltweit versuchten zu verkaufen. Zwei form tauschen sich Fans der Spiele von Blindflug funktionieren über Belohnungen. Man erhält sehr
waren fi nanziell zwar nicht erfolgreich, eines Studios untereinander und mit den Entwicklern schnell ein Feedback, ob ein Ziel erreicht worden
aber ein grosser Hit. aus. Sie erhalten wichtige Rückmeldungen und ist oder nicht. Man steigt dann ein Level höher, die
Das wisse man aber vorher oft nicht, es sei sehr hoffen so, ihren Bekanntheitsgrad auszuweiten. Herausforderung wird etwas grösser, vielleicht ist
schwierig, Voraussagen zu machen. «Man muss Reich sind sie bis heute nicht geworden, das eine Belohnung eine zusätzliche Hilfestellung,
versuchen, die Vision so gut als möglich um- stört Jeremy Spillmann aber nicht. Er meint, sie womit man eher das nächste Level erreicht. Bei-
zusetzen und hoffen, dass es dann bei Fans auch könnten ihren Lebensunterhalt bestreiten und spiele für eine Herausforderung sind das Besiegen
gut ankommt.» Vertrieben werden die E-Games gleichzeitig ihren Traumberuf ausüben, das sei eines Monsters oder das Erreichen einer be-
über digitale Stores, die Spiele kosten zwischen für ihn völlig zufriedenstellend. stimmten Einwohnerzahl bei SimCity (ein Spiel,
«Montagsmaler» ist ein Spiel,
das wahrscheinlich die meisten Leute
kennen. Es funktioniert so, dass
man in zwei Gruppen ist und diese
Gruppen treten gegeneinander an.
Von jeder Gruppe zeichnet jemand
den Begriff, den uns unsere Lehrerin
gegeben hat, und eine andere
Person von derselben Gruppe rät,
um welchen Begriff es sich handelt.
Oder jemand zeichnet und die ganze
Gruppe rät. Es macht sehr viel Spass
und ich wurde sogar besser in der
Schule durch diese Art, bei der
man gut arbeitet und danach ein
auflockerndes Spiel spielt.
Wir finden, dass wir so viel besser
arbeiten können, da wir auch viel
mehr Spass haben.
Sarah und Mehreme,
6. Klasse Primarschule
12 Baden ist. Bildung Juni 2019Zu Gast
bei dem man eine Stadt baut und entwickelt). 300’000 Personen regelmässig beim Spielen
Jeremy Spillmann
Die E-Games müssen so funktionieren, dass die online zuschauen und die dafür einen monatlichen
Wirklichkeit einfacher abgebildet wird, dass man Betrag von 3 Franken bezahlen.
herausgefordert ist, aber doch ständig vorwärts-
kommt. Wenn das nicht der Fall ist, verlieren die
Leute sehr schnell das Interesse. Deshalb ist es Computergames sind komplex
auch schwierig, den Erfolg eines E-Games vor-
auszusagen. Die vereinfachte Wirklichkeit ist Ein grosses Problem von E-Sport ist aber die
wichtig. Einerseits soll es mit dem realen Leben enorme Komplexität der Games. Es ist deshalb
nicht klar, ob sich der Trend zum E-Sport weiter
fortsetzen wird. Wenn jemand ein Spiel jahrelang
Im Spiel sind die Möglichkeiten in grosser Intensität gespielt hat, ist es für «Nor-
grenzenlos, man kann den malsterbliche» schwierig zu erkennen, warum ein
Spiel gewonnen oder verloren wird. Es gibt so
Spieler in jede Art von Rolle viele Varianten, dass es kaum möglich ist, als
Zuschauer den Überblick zu behalten. Jeremy
schlüpfen lassen. Spillmann meint, das sei vergleichbar mit einem
Handballspiel, bei dem Tore auf verschiedene
der Menschen zu tun haben, andererseits ist es Arten erzielt werden können, das Spielfeld sich Jeremy Spillmann ist 36 Jahre alt und von Be-
für viele überaus faszinierend, in einem Spiel Ent- alle paar Tore verändert und die verschiedenen ruf Game Designer, das heisst, er entwickelt
scheidungsfreiheiten zu haben, die in der Wirk- Spieler/-innen ganz unterschiedliche Fähigkeiten Computerspiele. Nach der obligatorischen
lichkeit nicht möglich sind oder die Verantwortung und Möglichkeiten haben. Schule hat er eine Lehre als Chemielaborant
viel zu gross wäre. Im Spiel sind die Möglichkeiten mit Berufsmaturität absolviert. Bald nach dem
grenzenlos, man kann den Spieler in jede Art von Abschluss merkte er, dass er noch weitere
Rolle schlüpfen lassen. Diese Eigenheit gilt übri- Wie können Eltern damit umgehen? Ausbildungen in Angriff nehmen wollte. Er be-
gens nicht nur für E-Games. Man denke zum Bei- gann Informatik zu studieren, entschloss sich
spiel an das schon ältere Brettspiel Monopoly, bei Jeremy Spillmann glaubt nicht, dass einzelne aber, dieses Studium nicht zu beenden. Er
dem das höchste Ziel ist, möglichst teure Häuser Games einen schlechten Einfluss auf Jugendliche hatte inzwischen ein neues Ziel entdeckt, er
zu besitzen, möglichst viel Geld zu verdienen und haben. Er findet es aber wichtig, dass Eltern ein wollte Game Designer werden. Um dies an der
die Mitspieler/-innen in den Ruin zu treiben. Auge auf den Medienkonsum als Ganzes haben. Kunstschule studieren zu können, musste er
Deshalb ist sein Rat an die Erwachsenen, dass sie einen grossen Aufwand betreiben. Er arbeitete
sich für die E-Games der Jugendlichen interessie- zwei Jahre lang an der Migros-Kasse, um sich
Boom Computergames ren sollen. Eltern sollten wissen, was für die seinen Lebensunterhalt zu verdienen und
Jugendlichen gerade aktuell ist, sie sollten nicht gleichzeitig seinen Traum verwirklichen zu
Ich spreche mit Jeremy Spillmann auch über ahnungslos sein, womit sich ihre Tochter oder können.
E-Sport, ein Trend, der enorm am Wachsen ist. ihr Sohn beschäftigt. E-Games haben für viele
Es werden online Meisterschaften in einem be- Jugendliche eine grosse Bedeutung, dies sollte
stimmten E-Game ausgetragen. Die Spieler/-innen man nicht negieren. Vielleicht findet man ein
erreichen zum Teil eine unglaubliche Fertigkeit Game, das sowohl für Jugendliche wie auch für
und Schnelligkeit. Interessant ist nun, dass sich Erwachsene interessant ist. Viele E-Games Die Bilder auf den beiden Seiten zeigen das
die Anerkennung von solchen Leistungen stark können auch als Gruppe gespielt werden, mit Spiel «Airheart: Tales of broken wings»,
ausweitet, dass sich immer mehr Leute für einander oder gegeneinander. Es gibt also viele welches Jeremy Spillmann mit seinen Mit
E-Sport interessieren und zwar, um denen zu Möglichkeiten, miteinander über die Games arbeitern entwickelt hat. Es geht um eine
zuschauen, die ein E-Game sehr gut beherrschen. auszutauschen. junge Frau, die «mit einem kleinen Flugzeug
Es ist Unterhaltung und Zeitvertreib, so wie an- Jagd auf fliegende Fische macht, die in der
dere vielleicht einen Tennismatch von Roger Ich bedanke mich bei Jeremy Spillmann ganz illustren Wolkenwelt Granaria herumirren.
Federer anschauen. Sie ziehen nicht unbedingt herzlich für die Bereitschaft, über seinen Beruf Das ist leichter gesagt als getan, denn gierige
einen grossen Profit für die eigene Ausübung des und seine Tätigkeit zu berichten. Ich habe viel Piraten, Kampfdrohnen und auch sehr ner-
E-Games, sondern sie freuen sich einfach über Interessantes erfahren. vige Gesetzeshüter kommen ihr dabei regel
die Leistungen bestimmter Spieler/-innen. Jeremy mässig in die Quere.»
Spillmann erzählt von einem Spieler, dem etwa
13Sekundarstufe I
Spielen im Sportunterricht
Catherine Conrad
Was heisst Spielen? Was sind Voraussetzungen fürs Spielen?
Sportlehrperson
Real- und Sekundarschule
Wofür brauchen junge Menschen Spielkompetenzen? Welche sind es?
Diese Fragen stellen sich im Sportunterricht der Sek I stets von Neuem.
Spielen heisst nicht nur Freude und Spass haben. kommt die Spieltaktik: Kenntnisse über Positio-
Für das Spielen im Sinne der Mannschaftsspiele nen, Laufwege und Ballwege, Strategien im An- Früher habe ich, wann immer
braucht es gewisse Voraussetzungen, damit das griff, Strategien in der Verteidigung usw. werden ich konnte, gespielt. Ich habe mir
Spiel gelingt: eingesetzt. Geschichten ausgedacht und bin
in Rollenspiele eingetaucht. Mit
der Pubertät entdeckte ich dann
aber das Schreiben. Als mir mein
Bereitschaft zur Bewegung Bedeutung des Spiels Cousin davon erzählte, dass er
«Dungeons and Dragons» spielt, war
Erste Voraussetzung zum Spielen ist die Bereit- Die Ziele der Spielerziehung an der Sekundar- ich so fasziniert, dass er vorschlug,
schaft zur Bewegung. Um sich über eine längere und Realschule sind: Dungeonmaster für mich und meine
Zeit im Spiel bewegen zu können, brauchen die || Freude am Zusammenspiel entwickeln (eigenes Freunde zu werden. DnD gilt als das
Schüler/-innen eine Basisausdauer und diese ist Team und Gegner) erste Pen-&-Paper-Rollenspiel, man
nur durch (Lauf-)Training zu erlangen. Werden die || Vertrauen in die Mitspieler haben braucht dafür also nicht mehr als Stift
Kinder beim Lauftraining überfordert, werden sie || Fairness erleben und Papier. Im Spiel geht es darum,
mit einer Gruppe von Freunden
eine Frustration verspüren. Das Erfolgserlebnis || Sich an Regeln halten
eine Geschichte aufzubauen und
beim Laufen wird ihnen hingegen zu Freude || Lernen, mit Frustrationen umzugehen (Verlieren,
gemeinsam verschiedene Abenteuer
verhelfen. Damit ist der Grundstein für ein interes- Schiedsrichterentscheide u.a.)
zu bewältigen. Dazu erstellt sich
santes und bewegungsintensives Spiel gelegt. || Ängste überwinden (Angst, ausgelacht zu wer- jeder einen Charakter. Eine Runde
den, Angst vor dem Ball, Angst, etwas nicht dauert mehrere Stunden und wenn
zu können) man sich wieder trifft, macht man an
Sozialkompetenz derselben Geschichte weiter. Obwohl
DnD ein sehr komplexes Spiel ist,
Unter dem Aspekt der Sozialkompetenz verstehen Wie kommen die Schüler/-innen zu sind der Fantasie keine Grenzen
wir den respektvollen Umgang der Schüler/-innen einem Erfolg? Was heisst Erfolg? gesetzt. Natürlich ist weder DnD noch
untereinander, sowohl mit den Mitspielenden wie Schreiben das Gleiche wie die Spiele
von früher, doch solche brauche
auch mit dem Gegner und mit dem Schiedsrichter Erfolg kann bereits ein gelungener Spielzug sein,
ich auch nicht mehr. Mittlerweile
oder der Lehrperson. Ein gutes Spiel entsteht nur, eine richtige Laufbewegung, damit die Schülerin
erfüllen mich die Struktur von DnD
wenn alle ihren Platz im Spiel finden und niemand oder der Schüler den Ball zugespielt bekommt, es und die Hürden des Schreibens
ausgelacht oder gar ignoriert wird. Das Einbezie- kann Pressing zur Rückeroberung des Balls sein. viel mehr. Dennoch bin ich dankbar
hen aller Spielerinnen oder Spieler führt zu mehr Erfolge sind kleine Schritte zu einem grossen für das fantasieerfüllte Spielen
Motivation im Spiel. Erfolg. Der grösste Erfolg in der Spielerziehung ist meiner Kindheit, welches mir Türen
die Freude der Schüler/-innen, das damit verbun- zu anderen Welten und anderen
dene Engagement und die aktive Mitgestaltung Tätigkeiten geöffnet hat.
Antizipieren, Technik, Taktik am Spielgeschehen, welche sich positiv auf den Roya, 3. Klasse Sekundarstufe I
Spielverlauf auswirken und ein spannendes Spiel
Ein Spiel antizipieren heisst mitdenken, dem erlauben. In den drei Schuljahren der Sekundar-
Spielverlauf folgen, das Spiel beobachten und vor- und Realschule versuchen wir, diese Spielkompe-
ausschauen. Für das Spiel sind Grundkenntnisse tenzen in Unihockey, Basketball, Volleyball und
über Regeln, Ballhandhabung, Stocktechnik und Eishockey zu erlangen. Auch Fussball, Handball
Wurftechnik, Angriff und Verteidigung unabding- und Wasserball sind wesentliche Bestandteile der
bar. Nach Erfüllen der vier erstgenannten Punkte Spielförderung.
14 Baden ist. Bildung Juni 2019Sekundarstufe I
Spielen im regionalen Integrationskurs für
freud- und v erständnisvolles Miteinander
Åsa Oster
Im regionalen Integrationskurs (RIK) lernen Schüler/-innen, die noch
Lehrperson
regionaler Integrationskurs
nicht lange in der Schweiz sind. Eine Lehrperson und einige Jugendliche
beschreiben, welchen Stellenwert das Spielen im Unterricht hat.
Neues Land, neue Sprache – durch Spielen lassen
sich alle Schüler/-innen mitreissen. Es braucht Im RIK spielen wir oft. Ich lerne In meiner Freizeit spiele ich
niemand Angst vor «falschen» Antworten zu neue Wörter und zu kommunizieren gerne Fussball im FC Windisch. Ich
mit der Lehrerin und den anderen spiele seit 2 Jahren Fussball. Es gibt
haben, es ist ja nur ein Spiel! Die Hemmschwelle,
Kindern. Die Spiele entspannen 2 Mannschaftenen, die haben jeweils
sich zu trauen, liegt beim Spielen tief, da für das
meinen Kopf und ich habe Zeit, mit 11 Spieler auf dem Feld und ein
Team gekämpft wird und damit eigene Befindlich-
meinen Freunden zu sprechen. In paar Spielern auf der Ersatzbank.
keiten in den Hintergrund rücken. Wir spielen im meiner Schule in Serbien ist es nicht Das Ziel beim Fussball ist es, einen
Unterricht aus vielen Gründen. In einer RIK-Klasse wie im RIK. In Serbien haben wir nur Ball ins Tor zu schiessen. Es gibt
muss das «Wir-Gefühl» schnell (da wir maximal in den Sportstunden gespielt. verschiedene Spielerpositionen:
ein Schuljahr zusammen sind) und trotz geringer Marko, RIK Torwart, Verteidiger, Mittelfeldspieler
Sprachkenntnisse entstehen. Humorvolle Spiele, und Stürmer. Natürlich gibt es
die Spass und Lachen in die Lerngruppe bringen, auch Regeln wie z. B. Foul oder
bilden eine Basis für ein gutes Miteinander. Die Offside. Ein Foul ist, wenn man den
Reize des Spiels müssen natürlich fürs Lernen Gegner absichtlich verletzt oder
wenn man einen Gegner behindert
fruchtbar gemacht werden. Spiele haben ein diffe-
beim Spielen. Ich gehe zweimal die
renziertes Reizangebot. Sie können einfach unter-
Ich mag spielen. Mein Woche zum Fussball und meistens
haltend, aber auch entspannend, gestaltend, ist am Wochenende ein Match oder
Lieblingsspiel ist «Stadt/Land,
problemlösend, verwandelnd usw. sein. Wenn die Personen, Essen». Wir spielen jede ein Turnier. Ich mag es, Fussball
Jugendlichen andere Rollen einnehmen und aus Woche ungefähr drei Mal. Wir lernen zu spielen, weil es eine spannende
sich herauskommen, trauen sie sich oft eher zu auch viel von den Spielen, zum Sportart ist und weil es ein Teamsport
sprechen und mit der frisch erworbenen Sprache Beispiel neue Wörter. Ich finde, dass ist. Ich finde es toll, dass man an der
zu experimentieren. die Spiele Spass machen, aber früh frischen Luft spielen kann.
Als Lehrperson ist es gut «ein Ass im Ärmel zu am Morgen mag ich lieber nicht zu Es gibt auch viele Internet-Spiele
haben» – Spiele für alle Fälle. Einige Dauerbrenner spielen. In meinem Land (Belgien) über Fussball z. B. «FIFA».
haben wir manchmal Spiele gespielt, Ich bevorzuge es aber, mit einem
sind: Tabu, Memory, Pantomime, Wissen oder
ungefähr vier Mal pro Woche echten Ball zu spielen.
Pflicht, die Diskussion, Speed Dating, Schiffe
und das war toll. Lenia, 3. Klasse Sekundarstufe I
versenken, Lotto, Stadt/Land/Fluss.
Benjamin, RIK
«Stadt/Land, Personen und
Das Beste an den Spielen ist,
Essen» ist gut, weil wir Wörter lernen
dass wir dabei lernen und Spass
und es viel Spass macht. In Brasilien
haben. In meiner Schule in Spanien
spielen wir nur in den Sportstunden
Das beste Spiel ist «Klatschen»! haben wir nicht gespielt, aber wir
und die Schule in Brasilien
Das spielen wir oft am Morgen. haben andere Aktivitäten gemacht.
ist langweilig.
Elena, RIK Mar, RIK
Carlos Victor, RIK
15Bessere
KonzentraEon?
Effizientes
Lernen?
Bessere
Selbstkontrolle?
Ja,
wenn
die
GehirnfunkEonen
zielgerichtet
gefördert
werden.
Melden
Sie
sich
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Einführungsgespräch
und
entscheiden
Sie
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P
Spielen im Unterricht bringt doch nichts …
Christian Ungerer
Der Autor erläutert an einem Beispiel, warum er Spiele im
Lehrperson Sek I
Unterricht trotzdem bewusst einsetzt. Sie haben sogar einen
wichtigen Stellenwert.
Kinder sollen lernen, da ist kein Raum zum Spie- Wie gehen wir vor?
len. Diese gängige Aussage hört man noch allzu In meiner Freizeit spiele ich
oft. Dabei ist Spielen die grundlegende Vorberei- Legen die Gruppen gleich los oder wird erst kost- oft. Jeden Tag bin ich beschäftigt
tung auf das Erwachsenenleben. Am besten ist bare, knappe Zeit in Diskussionen und Planung und betreibe meine Hobbys auch
regelmässig. Ich tanze, singe und
es, wenn man beim Spielen gar nicht merkt, dass gesteckt? Jede Gruppe agiert anders und ver-
zocke gerne. Das Tanzen mache
man was gelernt hat … sucht eine eigene, kreative Strategie zu verfolgen.
ich jeden Montagabend in Training.
Schnell bemerkt man, dass das kostbarste Gut
Ich tanze Street Dance. Das ist eine
bei diesem Spiel die Zeit ist. Sie ist es, die jegli- Tanz Art, in der man verschiedene
Die Aufgabe che Wunschvorstellung wieder auf den Boden der Stile tanzt. Beim Singen singe ich oft
Tatsachen holt. langsame und schöne Texte. Bei den
Die Aufgabe ist einfach: Baue einen Turm, auf Wieder zurück im Klassenzimmer: Wie hoch ist Games, die ich zocke, geht es um
dem ein Marshmallow als Spitze aufgespiesst mein Turm? Oder noch wichtiger: Ist mein Turm Verschiedenes – meist Anime Games
wird. Wer den Turm mit dem höchsten Marshmal- höher als alle anderen Türme? Die Spannung steigt oder Kampfspiele. Am Tanzen gefällt
low hat, gewinnt. Das Material und die Zeit sind beim Ausmessen der einzelnen Türme. Steht das mir besonderes die Bewegung und
begrenzt. Nur 20 Spaghetti, ein Meter Faden, ein Siegerteam fest, folgen zwischen den Gruppen dass man sich zur Musik bewegen
kann. Am Singen gefallen mir die
Meter Klebeband, eine Schere, ein Marshmallow tiefe, fachliche Gespräche über Statik und Design.
Musikstücke, die ich aussuche und
und 18 Minuten Zeit. Die Teams bestehen zumeist
nachsinge. An den Games gefällt
aus bunt zusammengewürfelten Schüler/-innen. mir, dass man sich konzentriert und
Das Miteinander ist wichtig strategisch überlegt. Am liebsten
verbringe ich meine Freizeit draussen,
Das eigentliche Ziel, im Team arbeiten und inter- die ganze Zeit drinnen sitzen und auf
agieren, wird mit keiner Silbe im Auftrag erwähnt. den Bildschirm schauen, ist nicht so
In einer anschiessenden Reflexion werten alle mein Ding, das heisst, ich bevorzuge
Schüler/-innen den Auftrag aus: Waren alle Team- lieber das Spielen im Freien.
mitglieder gleich an der Arbeit beteiligt? Haben Selina, 3. Klasse Sekundarstufe I
wir unser Vorgehen geplant? Wurden alle Muss-
Als Pädagoge weiss ich, wie
wichtig Spiele im Unterricht alle Marshmallows aufgegessen hat, lernt dieses
Team, wie der Körper mit zu viel Zucker umgeht
sein können. und warum Geben schöner ist als Nehmen.
In der Schule hat das Spielen einen schweren
ziele erreicht? Welche Rolle habe ich im Team Stand, weil es nicht quantifizier- und messbar ist
eingenommen, welche Rolle hatten die anderen und somit kaum in eine Note verpackt werden
in der Gruppe? kann. Als Pädagoge weiss ich aber, wie wichtig
Gelernt wurde, wie man sich in einer Gruppe ver- Spiele im Unterricht sein können. So wird man
halten muss, damit man gemeinsam schnell und noch in Zukunft sagen können «Beim Ungerer, da
effektiv zum besten Ziel gelangt. Nebenbei hat spielen die Kinder nur, die lernen da nichts!», die
man neue Erfahrungen zum Thema Statik und Schüler/-innen und ich wissen aber, dass das
Design gewonnen. Falls das Siegerteam gleich Spielen das Wichtigste ist.
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