Schulnot zeni - Freie Lehrer

Die Seite wird erstellt Hertha Fleischer
 
WEITER LESEN
Schulnot zeni - Freie Lehrer
2/2021

schulnot i zen
 Po s i t i o n e n z u S c h u l e , B i l d u n g u n d G e s e l l s c h a f t
SLV: Waldfriedgasse 10/73, 6800 Feldkirch; Druckerei Wenin, Dornbirn; Verlagspostamt Hohenems, P.b.b. GZ 0 2 Z 0 3 3 9 2 3 M

                                                                     Endlich wieder komplett!

                                   Zweiklassig, ganz und gar nicht zweitklassig
                                   Frauenpower contra aktuelle Frauenpolitik
                                   Wie steht‘s um die Gemeinsame Schule?
                                   Corona bestimmt noch lange den Schulalltag
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Inhalt
Liebe Leserinnen,
                                                           3     Kommentare der Bildungssprecherin der Grünen
liebe Leser,                                                     und des Bildungssprechers der SPÖ
geschätzte KollegInnen,                                    4     Frauenpolitik - Johanna Dohnal
                                                           5     Kommentar von Christa Böhler
Schichtbetrieb, Präsenzunterricht, Distance learning,      6     Willis Rundschau
Online-Unterricht, Inzidenz und Videokonferenz ge-
hören mittlerweile zu unserem täglichen Sprachge-          7     Kommentar von Klaus Zanetti
brauch. Unglaublich, wie schnell sich das gesamte          8     DirektorInnen im „Corona-Fieber“
Schulleben in knapp 16 Monaten verändert hat! Wel-
che großen Herausforderungen wir angenommen                9     Kommentar von Alexander Frick
und gestemmt haben! Ich möchte an dieser Stelle            10    Schulservice: Pensionskasse
meinen großen Dank an alle KollegInnen richten.
Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen!            11    Schulservice: Nicht genügend
Und trotzdem, oder gerade deshalb wird immer wie-          12    Unterrichten an einer Kleinschule
der versucht, Aufgaben an die Schulen auszulagern
– natürlich wird Freiwilligkeit vorausgesetzt.             13    Kommentar von Saskia Koller
Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass die Schu-          14    Querbeet
len Orte des Lernens und Lehrens bleiben und nicht
zu Außenstellen der Statistik Austria verkommen.           16    Abeitsgemeinschaft Gemeinsame Schule
                                                           17    Kommentar von Hannes Nöbl
In einem gemeinsamen Memorandum kommt die
Personalvertretung mit der Bildungsdirektion, der          18    Rechtslage: Sie fragen - wir antwortenl
Landesstatthalterin sowie der LehrerInnengewer-            19    Verein FRAUENZIMMER
kschaft überein, dass die Umstellung der Ressour-
cenzuteilung im Schuljahr 2022/23 gemeinsam erar-
beitet wird. Dabei wünscht sich die Politik und die
Bildungsdirektion, dass sich die Verteilung der Res-                                        Impressum
sourcen auf die Zahl der SchülerInnen, am Bildungs-
angebot, am sozioökonomischen Hintergrund und                   Medieninhaber, Herausgeber und Verleger:
am Förderbedarf der SchülerInnen orientieren soll.              Sozialistischer LehrerInnen Verein Vorarlberg,
Durch die Umstellung auf die Kopfquote, soll es für             Vorsitzende: Saskia Koller,
die Schulen mehr Gestaltungsmöglichkeiten geben.                Waldfriedgasse 10/73, 6800 Feldkirch
Wir sind gespannt auf diese Gespräche.
                                                                Verantwortliche Redakteure:
Übrigens: Im Juli 2020 gab es seitens der Vorarlber-            Alexandra Loser, Willi Witzemann
ger Landesregierung Überlegungen zum Mentoring
für JungleiterInnen. Bis jetzt ist nichts geschehen. Die        MitarbeiterInnen dieser Ausgabe:
Mühlen in Vorarlberg mahlen langsam.                            Daniel Amann, Bernd Dragosits,
                                                                Peter Fischer, Alexander Frick, Eva Hammerer,
Wir haben versucht, diese Ausgabe nicht nur mit Co-             Thomas Hopfner, Saskia Koller, Hannes Nöbl,
rona-Themen zu befüllen – es gäbe darüber genug zu              Rebecca Sonnweber, Klaus Zanetti
schreiben. Aktuelle Themen, die die Schullandschaft
beschäftigen, wollen wir in dieser Ausgabe beleuch-             Layout: Franz Bickel
ten. Sollte euch ein Thema unter den Nägeln bren-               Koordinator: Gerhard Unterkofler
nen – zögert nicht lange und schreibt einen Artikel             Redaktionsschluss: 14.05.2021
oder Kommentar. Schickt ihn an schulnotizen@hot-                Druck und Herstellung:
mail.com und wir werden ihn in der nächsten Ausga-              Druckerei Wenin, Dornbirn
be veröffentlichen.
                                                                Die schulnotizen sind ein Diskussionsorgan.
Die Freien LehrerInnen wünschen euch einen er-                  Namentlich gekennzeichnete Beiträge
holsamen und wunderbaren Sommer mit vielen                      müssen nicht vollinhaltlich der Blattlinie
Abenteuern. Lasst es euch gut gehen und tankt viel              bzw. der Meinung der Freien LehrerInnen
Energie!                                                        entsprechen.
Eine schöne Zeit und viel Spaß beim Lesen                       E-Mail: schulnotizen@hotmail.com
Alexandra Loser                                                 Homepage: www.freielehrer.at
                                                                Facebook: Freie LehrerInnen

2                                                                                              schulnotizen 2/2021
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Bildungssprecher/in

                              Gemeinsame
                                                                                         Das verlorene Kind
                          Schule der 10- bis
                                                                                          „Gesamtschule“
                               14-Jährigen
                           Eva Hammerer, LAbg. der Grünen                                        Thomas Hopfner, LAbg. und
                                (eva.hammerer@gruene.at)                                              Klubobmann der SPÖ
                                                                                                 (thomas.hopfner@spoe.at)

Im geltenden Arbeitsprogramm der Vorarlberger Lan-
 desregierung bekennt sich diese klar zur Gemeinsamen
Schule und hält fest, dass die Gemeinsame Schule der
                                                                 D   ie Pandemie führte dazu, dass der Herr Unterrichtsmi-
                                                                     nister Faßmann verkündete: „Jetzt ist nicht die Zeit der
                                                                 Härte, sondern der Milde. Das gilt auch für die Übertritte
10- bis 14-Jährigen sowohl leistungsfähiger als auch chan-       in andere Schulformen. Die Schulnachrichten sind mit To-
cengerechter ist, eine spätere Bildungsweg-Entscheidung          leranz zu lesen.“
für die Kinder von Vorteil ist und die Volksschulen deutlich     Es war offensichtlich, dass die pandemiebedingten Unter-
entlasten würde.                                                 richtsprobleme eine faire Beurteilung in den Abschluss-
                                                                 und Übergangsklassen gefährden. Mittlerweile haben wir

A   uf den ersten Blick scheint also alles klar zu sein und
    der Weg in Richtung Gemeinsame Schule frei. Wie bei
allen großen gesellschaftlichen Umstellungen gibt es aber
                                                                 die Situation, dass der Andrang auf die Gymnasien, also
                                                                 die Zahl der Bewerbungen, stark gestiegen ist und lange
                                                                 nicht alle Kinder mit den entsprechenden Benotungen in
natürlich auch hier Widerstand aufgrund von Ängsten,             den Gymnasien ihren Platz finden werden.
Zweifeln oder Gewohnheiten. Meistens ist zu wenig Infor-
mation und Wissen der wahre Grund, der hinter ablehnen-
den Haltungen und Ängsten steckt.
Es ist auch nicht sinnvoll, ein gewohntes und Jahrzehnte
                                                                 S   pätestens jetzt ist es also wichtig, dass die Frage nach
                                                                     der Gesamtschule in der politischen Diskussion wieder
                                                                 den ihr zustehenden Raum erhält.
praktiziertes System einfach von heute auf morgen über           Im geltenden Regierungsübereinkommen zwischen ÖVP
den Haufen zu werfen. Das würde die Fronten verhärten            und Grünen der Vorarlberger Landesregierung wird be-
und Konflikte schüren.                                           tont, dass eine flächendeckende Gemeinsame Schule mit
                                                                 innerer Differenzierung sowohl leistungsfähiger als auch

J etzt brauchen wir eine konsequente Überzeugungsar-
  beit in Form von Aufklärung, Informationsveranstaltun-
gen, Projektgruppen, Vorträgen, Modellversuchen und so
                                                                 chancengerechter ist. Es ist unbestritten ist, dass eine spä-
                                                                 tere Bildungsweg-Entscheidung für die Kinder von Vorteil
                                                                 ist und die Volksschulen deutlich entlasten würde. „Daher
weiter.                                                          setzen wir die Erkenntnisse des Forschungsprojektes im ei-
Gut fundierte Information und ein breiter Austausch, um          genen Wirkungsbereich engagiert um und halten am Ziel
zu überzeugen und Skepsis abzubauen, ist das, was uns            einer Gemeinsamen Schule fest“, so im Arbeitsprogramm
weiter bringt auf dem Weg in Richtung Gemeinsame Schule.         der Landesregierung 2019 – 2024. So weit, so gut und so
Die „Schulen mit besonderen Herausforderungen“ tat-              unbestritten.
kräftig zu unterstützen, ist richtig und wichtig, ändert aber
nichts an der Tatsache, dass der eigentliche Fehler im Sys-
tem liegt. Es ist die frühe Trennung der Kinder, die ihnen
Chancen nimmt, schädlichen Druck erzeugt, zwei Welten
                                                                 E  s gab im Vorarlberger Landtag 2015 ein einstimmiges
                                                                    Bekenntnis aller Parteien zur Gemeinsamen Schule in
                                                                 Vorarlberg. Die Sozialdemokratische Fraktion hat zu dem
schafft und am Ende weniger leistungsfähig ist.                  Thema über die Jahre hinweg durchgängig eine klare Posi-
                                                                 tion eingenommen. Andere Parteien waren da wankelmü-

W       ollen wir vorne mit dabei sein, müssen wir bald den
        nächsten Schritt machen. Wir können es uns lang-
fristig nicht leisten zu selektieren. Wir brauchen eine breit
                                                                 tiger. Die FPÖ glaubte, man solle sich weitere Diskussionen
                                                                 dazu „abschminken“, die NEOS sahen es als Ressourcen-
                                                                 verschwendung an, bei diesem Thema zu bleiben.
gebildete, starke Gesellschaft. So wie es in fortschrittlichen
Ländern und innovativen Volkswirtschaften längst selbst-
verständlich ist.
Wenn man weiß, dass man etwas loslassen muss, ist die
                                                                 E  s ist an der Zeit, allen Fraktionen im Vorarlberger Land-
                                                                    tag die Möglichkeit einer wahrnehmbaren neuerlichen
                                                                 Positionierung zu bieten. Die Erfahrungen in der Pandemie
natürliche Reaktion des Menschen, noch einmal ganz fest-         zeigen deutlich, dass die Gemeinsame Schule jetzt noch
zuhalten. In diesem Stadium befinden wir uns gerade.             dringender gebraucht wird. Für uns ist klar: Mindestens
                                                                 dieselbe Energie, die die Landesregierung gegenüber Wien

D  er nächste Schritt ist loslassen. Vielleicht kann die gro-
   ße Coronakrise der Schubser sein, den wir gebraucht
haben.
                                                                 für die Umsetzung der Corona-Modellregion investiert hat,
                                                                 sollte sie jetzt für eine Modellregion Gemeinsame Schule
                                                                 aufbringen. Wir werden deshalb im Landtag einen neuen
                                                                 Anlauf starten und erforderliche Akzente setzen.

schulnotizen 2/2021                                                                                                         3
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Frauenpolitik

                                              Für eine Welt ohne Gewalt
                                                       und Rollenzwänge
                                                                    Frauenangelegenheiten 2021
                                                         Alexandra Loser, Vorsitzende der Vbg. PflichtschullehrerInnen-
                                                                         gewerkschaft (alexandra.loser@vorarlberg.at)

Gleichberechtigung, Frauenquote, Selbstverwirklichung, Emanzipation, Vereinbarkeit von Familie und
Arbeit, Femizid, Einkommensschere – alles Schlagworte, um die Situation der Frauen darzustellen.
Wir glauben in einer Welt zu leben, in der die Frauen gleichberechtigt sind, in einer Gesellschaft, in der
sie alle Möglichkeiten haben. Leider beschleicht mich das Gefühl, dass wir noch immer meilenweit davon
entfernt sind. Wir müssen uns immer noch erklären, warum wir keine Kinder haben wollen, warum wir
gerne arbeiten und Karriere machen wollen, warum wir nicht bei den Kindern zu Hause bleiben.

Warum verdienen Frauen für die          wurde Anfang Mai von der Regie-           Für eine gute Betreuung braucht es
gleiche Arbeit immer noch nicht         rung ein Maßnahmenpaket zusam-            eine Begleitung der Opfer über eine
gleich viel wie Männer? Warum           mengebastelt. „Sehr viel Neues steht      längere Zeit, weil die Gewalt bei ei-
werden Männer noch immer schräg         nicht darin“, sagt die Präsidentin der    ner Trennung zunimmt und sich die
angeschaut, wenn sie die Kinderer-      Richtervereinigung, Sabine Matejka.       Frauen nicht so einfach trennen kön-
ziehung übernehmen? Wo sind die         Ein großer Teil dieses „neuen“ Pake-      nen. Am Rande einer Pressekonfe-
Vorbilder für die jungen Frauen?        tes besteht aus bereits existierenden     renz sagte Bundeskanzler Kurz, dass
Welches Bild der Frau wird ihnen        Maßnahmen:                                es am Geld nicht scheitern werde.
heute vermittelt?                                                                 Die finanziellen Fragen würden sich
                                          •   Die Zusammenarbeit zwischen         lösen lassen.
                                        		    der Staatsanwaltschaft und der
                                        		    Kriminalpolizei muss verbes-        Man darf gespannt sein, denn – so
  „Manchmal kommt es mir
                                        		    sert werden.                        Johanna Dohnal – „solange mehr-
   so vor, als hätte es viele                                                     heitlich Männer darüber entschei-
                                          •   Die Opferschutzeinrichtungen
 Entwicklungen gar nicht ge-            		    brauchen mehr Geld.                 den können, was für Frauen, Kinder
 geben oder sie sind an den               •   Es müssen zusätzliche Arbeits-      und sie selbst gut ist, wird es die
                                                                                  erforderlichen substanziellen Quan-
        jungen Frauen                   		    stellen für die Betreuung und
                                        		    Beratung der Opfer geschaffen       tensprünge nicht geben.“
      vorbeigegangen.“
                                        		    werden.
                                                                                              Johanna Dohnal
Ein Blick in die sozialen Medien und    Rosa Logar, Leiterin der Wiener Inter-     Kämpferin für Frauenrechte
Frauenzeitschriften lässt mich im-      ventionsstelle gegen Gewalt, berich-
mer wieder staunen und erschau-         tet, dass pro Opfer und Jahr nicht        Ohne sie hätten die Frauen in Ös-
dern. Manchmal kommt es mir so          einmal fünf Stunden zur Verfügung         terreich viele Verbesserungen nicht
vor, als hätte es viele Entwicklungen   stehen – das ist definitiv zu wenig.      erfahren.
gar nicht gegeben – oder sie sind
an den jungen Frauen vorbeigegan-
gen. Und die Corona-Pandemie hat
die klassische Rollenverteilung in
vielen Familien nur noch verstärkt.

                           Femizid
Seit Anfang dieses Jahres fielen in
Österreich 14 Frauen dem Femizid
zum Opfer. Das sind 14 Frauen zu-
viel! Als Femizid bezeichnet man die
Tötung von Frauen und Mädchen
aufgrund ihres Geschlechtes. Meist
sind die Täter Männer aus dem fa-
miliären Umfeld. Es braucht mehr
                                         Johanna Dohnal (Foto: SPÖ)
Schutz für diese Frauen. Schnell

4                                                                                                 schulnotizen 2/2021
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Kommentar

Johanna Dohnal wurde am 14.2.1939        kretärin für allgemeine Frauenfragen
in Wien geboren. Sie wuchs als un-       in die Bundesregierung Kreisky IV.                               Chaos
eheliches Kind bei ihrer Großmutter      In dieser Zeit setzte sie zahlreiche
auf. Ihre Kindheit war geprägt von       gesetzliche Verbesserungen durch,                         ohne richtig
der Armut und dem Überlebens-            vor allem für berufstätige Frauen.                        organisierte
kampf in den Nachkriegsjahren.                                                                 nachvollziehbare
                                         Anfang der 90er-Jahre wurden
                                         durch ihre Initiative die Amtsvor-
                                                                                                  Anweisungen
„Die Vision des Feminismus               mundschaft bei ledigen Müttern,          Kommentar von Christa Böhler, Leh-
   ist nicht eine ,weibliche             das Recht zur Betretungsverweige-        rerin an MS Hard-Mittelweiherburg
Zukunft‘. Es ist eine mensch-            rung bei Gewalt in der Ehe und das
liche Zukunft. Ohne Rollen-              gesetzliche Verbot der sexuellen         Es ist müßig, immer wieder über Co-
 zwänge, ohne Macht- und                 Belästigung gesetzlich festgeschrie-     rona zu diskutieren, die Pandemie ist
                                         ben. Dies war ein Meilenstein für die    da und mit ihr ist umzugehen.
 Gewaltverhältnisse, ohne                Frauen in Österreich.                    Das „WIE“ macht es aus. Anfangs war
Männerbündelei und Weib-                                                          jeder überrumpelt und hat das Beste
        lichkeitswahn.“                                                           für die SchülerInnen und die Schule
                                                  Frauenvolksbegehren             getan. Jede Schule hat im Rahmen
Nach der Volks- und Hauptschule          Mitte der 90er Jahre zog sich Johan-     der Schulautonomie versucht, den
absolvierte sie eine Ausbildung zur      na vollständig aus der Politik zurück,   Verordnungen gerecht zu werden.
Industriekauffrau in einer Kunststoff-   das erste Frauenvolksbegehren 1997       Es wäre aber besser gewesen, wenn
fabrik. Eine höhere Schulbildung         unterstützte sie aber tatkräftig. Zeit   frühzeitige Anweisungen von der Bil-
blieb ihr aus finanziellen Gründen       ihres Lebens bezog sie zu Frauenfra-
versagt. Ende der 50er-Jahre heira-                                               dungsdirektion gekommen wären,
                                         gen, Menschenrechts- und sozialen        die eine klare Linie für die jeweiligen
tete sie und gründete eine Familie.      Fragen öffentlich Stellung. Von 1981
Ihre Ehe hielt 19 Jahre. Nach der Ge-                                             Schultypen nach sich gezogen hätte.
                                         bis zu ihrem Tod im Februar 2010         Manche Schulen verwenden Mood-
burt des 2. Kindes wurde ihr gekün-      lebte sie mir ihrer Lebensgefährtin
digt. Kostengünstige Betreuungsein-                                               le, die anderen EduPage und wieder
                                         Annemarie zusammen.                      andere Teams.
richtungen gab es nicht, also musste     Das erste Frauenvolksbegehren fand
sie Heimarbeiten annehmen. Erst          im April 1997 statt. Es wurde damals     Stundenpläne wurden an den
1969 gelang es ihr, eine Anstellung      von 644.665 Personen unterschrie-        Schichtbetrieb angepasst, oder der
als Sekretärin zu bekommen.                                                       Stundenplan wurde so abgehalten,
                                         ben und umfasste 11 Punkte. Zwan-
Im gleichen Jahr startete sie ihre       zig Jahre später waren gerade ein-       wie er war. Manche Schulen unter-
politische Karriere als Bezirksrätin     mal zwei von elf Punkten umgesetzt.      richteten auch 1:1 (die SchülerIn-
im 14. Bezirk (Penzing). 1971 wurde      Dies war Anlass, um das zweite Frau-     nen, die zu Hause blieben, folgten
sie zur Vorsitzenden der SPÖ-Frauen      envolksbegehren ins Leben zu rufen.      dem Unterricht mit den anwesen-
des Bezirks gewählt. Im folgenden        Im Oktober 2018 wurde es durchge-        den Kindern).
Jahr wurde sie Landesfrauensekretä-      führt und wurde von 481.959 Perso-
                                         nen unterstützt.                         Fakt ist, die SchülerInnen haben nun
rin der SPÖ Wien. Sie war auch Ab-
                                                                                  endgültig verschiedene Niveaus und
geordnete im Wiener Gemeinderat
                                         Keine einzige Ministerin der türkis-     somit verschiedene – manche leider
und Landtag.
                                         blauen Regierung unterschrieb das        auch nachteilige – Voraussetzungen
1978 – also vor 43 Jahren – war sie      Frauenvolksbegehren. Frauenange-         für weiterführende Schulen. Die
Mitbegründerin des Vereins „Sozia-       legenheiten scheinen nach wie vor        SchulabgängerInnen nutzen ver-
le Hilfen für gefährdete Frauen und      nicht so wichtig zu sein.                schiedene Lernplattformen und ha-
Kinder“, der auch das erste Frauen-                                               ben verschiedene Wissensstände.
haus in Wien schuf. Der Kampf um         „Ich denke, es ist Zeit, daran zu er-
                                         innern: Die Vision des Feminismus        Hier wäre Einigkeit gefragt, damit je-
die Fristenregelung sensibilisierte
                                         ist nicht eine „weibliche Zukunft“. Es   der Schüler aus welcher Schule auch
sie für die Anliegen der Frauen.
                                         ist eine menschliche Zukunft. Ohne       immer, die gleichen Voraussetzun-
Zeit ihres Lebens setzte sich Johanna
                                         Rollenzwänge, ohne Macht- und            gen hat. Sowohl die Bundesregie-
Dohnal für die Gleichberechtigung
                                         Gewaltverhältnisse, ohne Männer-         rung als auch die Bildungsdirektion
von Frauen und Verbesserungen der
                                         bündelei und Weiblichkeitswahn.“         hätten hier Weitsicht beweisen kön-
Lebenssituationen ein. Bruno Kreis-
ky holte Johanna dann als Staatsse-      (Johanna Dohnal, 2004)                   nen.

schulnotizen 2/2021                                                                                                    5
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Willis Rundschau

                                               Und was sagt die Personal-
                                                        vertretung dazu?
                                                             ZA-Vorsitzender Willi Witzemann (witzewilli@hotmail.com)

D   iese oder ähnliche Fragen trafen
    in den letzten Wochen vermehrt
im Büro der Personalvertretung ein.
                                        U   nsere Gespräche haben soweit
                                            Erfolg gezeigt, dass in der Vorarl-
                                        berger Bildungsdirektion in den letz-
                                                                                     „In der Vorarlberger Bil-
Nicht nur die Kollegenschaft, sondern   ten Wochen erkannt wurde, dass ein            dungsdirektion wurde
auch ein bunter Mix aus der Gesell-     gegenseitiger Austausch für alle nur         erkannt, dass ein gegen-
schaft möchte Informationen aus         Vorteile bringt. So wurden wir ein-         seitiger Austausch mit der
dem Schulbereich: Lehramtsstudie-       geladen, unsere Meinung kundzutun          Personalvertretung Vorteile
rende, Eltern, RedakteurInnen, Me-      und uns zu verschiedenen Themen
dizinerInnen, PensionistInnen oder      einzubringen. Dadurch konnten wir                 für alle bringt.“
PolitikerInnen erkundigten sich bei     auch bewirken, dass einige Maßnah-
uns über die verschiedensten schuli-    men nicht durchgesetzt bzw. auf eine      aus Landesmitteln für APS-Lehrperso-
schen Themen.                           spätere Zeit verschoben wurden. So        nen. So fiel der sogenannte „Ländle-
                                        denke ich, kann man auch von einem        tausender“ ebenso dem System des
Neben den zahlreichen Beratungs-        gewissen Lernprozess sprechen oder        Bildungsministeriums zum Opfer, wie
gesprächen mit KollegInnen ist ein      davon, dass man von den Fehlern der       viele KollegInnen in der schulischen
wichtiger Aufgabenteil der Personal-    Vergangenheit gelernt hat.                Assistenz. Durch die Dienstrechtsno-
vertretung, sich auch bei den unter-                                              velle des Bundes werden somit keine
schiedlichsten Fragen zu Bildungspo-                                              zusätzlichen Mittel mehr in diesem
litik und Dienstrecht einzubringen.
                                                 BeratungslehrerInnen
                                                                                  Bereich gewährt, und es bedarf einer
Und da erkundigen wir uns natürlich
auch in den anderen Bundesländern,
wie dort verschiedene Themen gere-
                                        S  chon früh wurden wir von den
                                           BeratungslehrerInnen informiert,
                                        dass in ihrem Bereich Änderungen
                                                                                  klaren Trennung zu den unterricht-
                                                                                  lichen Tätigkeiten. Dadurch wurde
                                                                                  es auch notwendig, dass nun das
gelt werden. Und vor allem rufen wir    geplant sind. Wir haben unsere Kritik     entsprechende Personal durch die
unsere KollegInnen an, um sie nach      darüber platziert, dass der Dienstge-     GmbH „Schulische Assistenz Vorarl-
                                        ber ein neues System implementie-         berg“ angestellt wird. Die Zuteilung
     Natürlich werden wir hier          ren wollte, ohne dabei die gesetzliche    der Ressourcen erfolgt aber nach
                                        Standesvertretung, nämlich die Per-       wie vor durch die Bildungsdirektion.
     die neue Situation genau           sonalvertretung, vorab in die Gesprä-     Die größte Kontrolle der Länder, oder
     beobachten, denn es darf           che und Planungen mit einzubinden.        soll man besser sagen Überwachung,
      keinesfalls zu einer Ver-         In diesem Fall hat sich gezeigt, dass     spiegelt sich aber im Verwaltungspro-
                                        eine Neuausrichtung der Pädagogi-         gramm Sokrates wider.
    schlechterung der Beratung          schen Beratung unumgänglich war,
             kommen.                    um den hohen Standard der ver-                                      Sokrates
                                        schiedenen Beratungsmöglichkeiten
ihrer Meinung zu fragen.
Informationen zu sammeln, damit
wir gut vorbereitet in Gespräche mit
                                        in Vorarlberg beibehalten zu können.
                                        Natürlich werden wir hier die neue
                                        Situation genau beobachten, denn es
                                                                                  E  normer Aufreger an allen Schulen
                                                                                     und da besonders für die Direktor-
                                                                                  Innen ist wohl das Thema „Sokra-
dem Dienstgeber treten können, ist      darf keinesfalls zu einer Verschlechte-
essentiell. Trotzdem hat öfters der     rung der Beratung kommen. Immer-
Dienstgeber und auch die Politik        hin waren und sind die Beratungsleh-
(besonders in Wien) nicht immer un-     rerInnen eine wichtige Unterstützung       Der Philosoph
serem Wunsch entsprochen. Schlim-       für die KollegInnen an den Schulen.        Sokrates: „Ich
mer noch: Immer wieder wurden in                                                   weiß, dass ich
der Vergangenheit Entscheidungen                                                   nichts weiß.“
                                                    Schulische Assistenz
getroffen, ohne überhaupt die Mei-                                                 Vielen Kolleg-
nung der Personalvertretung oder
der Gewerkschaft einzuholen. Nicht
nur in Vorarlberg, sondern öster-
                                        Immer größer wird die Einflussnah-
                                         me des Bundes auf die Länder und
                                        hier vor allem im finanziellen Bereich.
                                                                                   Innen geht‘s
                                                                                   bezüglich des
                                                                                   Programmes
reichweit. In den letzten Monaten       Damit werden Selbständigkeit und
                                                                                   „Sokrates“
hat sich zumindest die Gesprächsba-     autonome Entscheidungen der Län-
                                                                                   ebenso.
sis mit der Vorarlberger Bildungsdi-    der immer mehr zurückgedrängt. So
rektion sehr verbessert.                geschehen auch mit den Zuzahlungen

6                                                                                                   schulnotizen 2/2021
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Kommentar

tes“. Aus der Fülle an Rückmeldun-                   Gemeinsame Schule
gen möchte ich hier zwei Themen                                                                          Digitale
erwähnen: Es ist immer noch nicht
offiziell geklärt, wie die zukünftige
Verwaltungsstruktur an Schulen aus-
                                         E  in Wort noch zur Gemeinsamen
                                            Schule: Selbst bei einem „Fokus-
                                         treffen“ in der Wirtschaftskammer,
                                                                                                       Endgeräte
sehen soll. Können KollegInnen nach      zu dem ich eingeladen wurde, meinte     Kommentar von Klaus Zanetti,
wie vor in der Verwaltung tätig sein     der bekannte Hotelier Joschi Walch:     Lehrer an MS Hard-Mittelweiherburg
und wird dies auch abgegolten? Ich       „Die Jugend muss sich zu früh ent-
denke, dass Leitungsteams wertvolle      scheiden, wo ihre berufliche Zukunft    Der 8-Punkte Plan und die digitalen
Dienste leisten und man nicht alles      liegt. Nur eine Aufschiebung die-       Endgeräte für die 5. und 6. Schulstu-
auslagern sollte. Die Vergangenheit      ser Entscheidung kann hier Abhilfe      fe nehmen immer konkretere Züge
hat gezeigt, dass gut funktionieren-     schaffen.“
                                                                                 an. Die Typenentscheidung an den
de Leitungsteams gerade in Krisen-       Ich meine, es ist höchst an der Zeit,
                                                                                 Schulen ist getroffen, die Ausschrei-
zeiten sehr flexibel und rasch han-      dass hier die Entscheidungsträger
                                         aktiv werden. Das Beispiel der ganz-    bungsergebnisse werden gerade am
deln können.
                                         tägigen Schulformen hat gezeigt, dass   Ministerium geprüft und diverse
Den zweiten Gedanken bzw. Wunsch         sich ohne tatkräftiges Handeln der      Fortbildungsmöglichkeiten sind auf
können wohl alle unterschreiben:         politisch Verantwortlichen nichts be-   Schiene.
„Was wir am dringendsten brauchen,       wegt. Lippenbekenntnisse und reine
ist neben einer Entlastung einfach mal   Alibihandlungen der Politik genügen     Eines jedoch ist noch nicht fix: Was
RUHE! Ein Schuljahr ohne ständige        ebenso wenig, wie Landtagsbeschlüs-     ist mit der technischen Ausstattung
Neuerungen und Veränderungen!“           se ohne Umsetzungswillen.               von uns Lehrpersonen? Von Seiten
                                                                                 des Ministeriums wird zwar zum
                                                                                 Projektstart eine gewisse Anzahl
                                                                                 an „Lehrergeräten“ mitgeliefert, ob
                                                                                 diese aber einzelnen Lehrenden zu-
 LEHRERINNEN-APP                         Diese LehrerInnen-App gibt es
                                         im App Store und auf Google
                                                                                 geordnet werden, ist nicht klar.
                                                                                 Von Beamten im Ministerium kom-
                                         Play unter „Freie LehrerInnen“.         men auch Aussagen wie: „Wenn
 Neue Service-App für                                                            Schüler nachträglich an die Schule
 Vorarlberger                                                                    wechseln, dann können sie ja ein
 PflichtschullehrerInnen                                                         Gerät aus diesem Pool bekommen“.
 • von PädagogInnen für
                                                                                 Für die Zukunft schließt das Ministe-
 • PädagogInnen                                                                  rium eine weitere Finanzierung von
 • kostenlos                                                                     Lehrergeräten ohnedies aus. Gott
 • übersichtlich strukturiert                                                    sei Dank ist die Vorarlberger Bil-
 • mit Push- und Chatfunktion                                                    dungsdirektion, namentlich Andreas
 • laufende Erweiterungen mit                                                    Kappaurer und Martin Hartmann
                                                                                 ,mit uns der Meinung, dass dieses
     Infos für den Schulalltag                                                   Projekt nur gelingen kann, wenn
                                                                                 jede Lehrerin und jeder Lehrer ihr
                                                                                 eigenes Endgerät dauerhaft zur Ver-
 Schulrelevante Themen                                                           fügung gestellt bekommt.
 schnell und griffbereit
    Newscenter                                                                   Wir von der FSG unterstützen die
    (wöchentliche Infos)                                                         Bildungsdirektion bei den diesbe-
    o Rechtsfrage der Woche                LehrerInnenlexikon                    züglichen Bemühungen und werden
    o Unterrichtstipps                     Termine                               die Angelegenheit so lange kritisch
    o Mittwochsinfos                                                             im Auge behalten, bis tatsächlich
                                           Bildungsreisen
                                                                                 die in den entsprechenden Klassen
    o Bildungspolitik                      Service                               unterrichtenden Lehrpersonen das
    o Veranstaltungen                      weitere Medien                        passende Endgerät in Händen hal-
    o und vieles mehr                      Kontakte                              ten und diese Ausstattung auch dau-
                                                                                 erhaft gewährleistet bleibt.

schulnotizen 2/2021                                                                                                 7
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Corona-Alltag

                                                         Leben mit Corona
                                                Bernd Dragosits, Direktor der VS Wolfurt-Bütze (direktion@vswob.snv.at)

Das gesamte Schulsystem lebt nun          Zum Teil wurde völlig darauf ver-        Meinung, nicht aber auf seine eige-
seit über einem Jahr mit den Aus-         gessen, dass auch die LehrerInnen        ne Fachmeinung.“
wirkungen der Pandemie.                   Ängste haben, sich um ihre Kinder
                                          und Eltern sorgen. Das lange Warten               Wirklich notwendig?
Den Schulen wurde vieles abver-           auf die Impfungen war auch nicht
                                          wirklich hilfreich. Die AstraZeneca      Nebenbei laufen im System viele
langt:
                                          Diskussionen haben ebenfalls zu          Dinge weiter, die in der derzeitigen
• absolute Flexibilität (oft von Frei-    großen Verunsicherungen geführt.         Situation nicht wirklich systemre-
  tag auf Montag – von heute auf          Trotzdem bin ich der Meinung, dass       levant sind und das führt nun doch
  morgen – wurde von uns allen die        uns nur die Impfung zurück zu einer      zu einigem Unmut in der Kollegen-
  Organisation des Unmöglichen            größtmöglichen Normalität führen         schaft.
  verlangt)                               kann.
• Systemwechsel (Distance Learning                                                 Man darf sich schon die Frage stel-
  / digitale Lernplattformen / digitale                                            len, ob Themen wie
  Kommunikationsplattformen, SEL-            „Zum Teil wurde völlig
                                                                                   • SQA – QMS – QIMS
  Gespräche und Konferenzen auf            darauf vergessen, dass auch             • IKM-Testungen
  Zoom-Basis, keine Gruppendurch-            die LehrerInnen Ängste                • der komplette Umbau der Bedarfs-
  mischungen, Regeln für einzelne
  Fächer, …)
                                           haben, sich um ihre Kinder                erhebung, des Eröffnungsberichts,
                                               und Eltern sorgen.“                   der Lehrerabrechnung (Sokrates-
• sozialarbeiterische Tätigkeiten
                                                                                     DirektorInnen, die vor den Anlei-
  (Betreuung von Kindern und Fami-
                                                                                     tungen sitzen und daran arbeiten,
  lien in Krisensituationen / Umgang      Jedes Verständnis fehlt mir für Kol-       diese im System umzusetzen, wis-
  mit Corona Leugnern, …)                 legInnen, die die Masken oder die          sen, wovon ich spreche.)
                                          Testungen an den Schulstandorten         • der Umbau des Systems für Ganz-
All dies wurde mit großem Engage-         verweigern. Wir stehen alle in der         tagsbetreuung (Freizeitstunden)
ment, nach bestem Wissen und Ge-          Verantwortung für unsere Schüler-        • die Neuberechnung der Kontin-
wissen von den Teams an den ein-          Innen (samt deren Eltern & Groß-           gentszuweisungen
zelnen Schulstandorten umgesetzt.         eltern) und für unsere KollegInnen.
Die Zurufe von Corona leugnenden          Als Lehrperson unterliege ich dem        genau jetzt durchgezogen werden
Eltern, der Wirtschaft mit ihren Inte-    Dienstrecht und kann nicht meine         müssen.
ressen und der Politik waren immer        Privatmeinung darüber stellen – das
als Nebenmusik hörbar und verunsi-        ist unprofessionell und anmaßend.         Lücken im System – Schullei-
cherten viele.                            „Jeder hat ein Recht auf seine eigene      tung, ein Jonglieren mit zu
                                                                                                   vielen Bällen
                                                                                   Ein weiteres Systemproblem wur-
                                                                                   de gerade in den Krisensituationen
                                                                                   überdeutlich: Die immer noch nicht
                                                                                   gelöste Frage der Schulsekretariate
                                                                                   für die Pflichtschulen.

                                                                                   Gerade in den Volksschulen kam es
                                                                                   bei positiven Corona-Fällen bei den
                                                                                   Selbsttestungen immer wieder zu
                                                                                   massiven Stresssituationen. Direk-
                                                                                   torInnen, die gerade am Supplieren,
                                                                                   Unterrichten, in einer Besprechung
                                                                                   oder auch im Krankenstand waren
                                                                                   – da war dann die Situation explosiv

8                                                                                                  schulnotizen 2/2021
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Kommentar

                                                                                                                                         Volle Kraft
                                                                                                                                          voraus …
                                                                                                                   Kommentar des Vorsitzenden
                                                                              Entscheidungsfreiheit (Verwalten     des DA-Bludenz
                                                                              des Mangels)                         Alexander Frick
                                      „Weiters bindet der Sokra-
                                                                            • Zukünftig eine Zusatzausbildung
                                       tes-Umbau so viele Kapa-               (um sich überhaupt bewerben zu       Präsenzunterricht ist nicht ersetzbar.
                                      zitäten, dass auch hier die             können), die sich vom Zeitauf-       Was aber tun, wenn die Infektions-
                                       Grenzen des Zumutbaren                 wand in derart abwegigen Sphä-       zahlen seit den Öffnungsschritten in
                                                                              ren bewegt, dass man sich            Vorarlberg massiv gestiegen sind?
                                           erreicht werden.“                                                       Ja, genau! Regelunterricht mit vol-
                                                                              fragen muss, wer sich das denn
                                                                              antun soll.                          len Klassen ohne Abstand, obwohl
                                     und kaum zu meistern. Dafür und für    • Immer noch kein Konzept, ge-         den Verantwortlichen bekannt ist,
                                     vieles mehr braucht es dringend Se-      schweige denn eine reale Um-         dass die Inzidenzen gerade bei den
                                     kretariate zur Entlastung.               setzung des Mentoring für Neulei-    Jungen steigen.
                                                                              terInnen.
                                                                                                                   Dafür wird dann gelüftet und mehr
                                     Weiters bindet der Sokrates-Umbau
                                                                                                                   getestet – mit dem Service einer
                                     so viele Kapazitäten, dass auch hier
                                     die Grenzen des Zumutbaren er-          „Meine dringende Bitte an             von oben verordneten Bestätigung
                                                                             die zuständige Landesrätin            des negativen Testergebnisses durch
                                     reicht werden.
                                                                                                                   die LehrerInnen mit ihren privaten
                                     Zudem muss jedem/jeder Schulver-       Frau Dr. Schöbi-Fink: Gehen
                                                                                                                   Smartphones.
                                     antwortlichen klar sein, dass sich     Sie das Thema weiter offen-            Der flächendeckende Einsatz von
                                     immer weniger LehrerInnen für eine     siv an. Erste Schritte wurden          Antigenschnelltests wird aber den
                                     Schulleitung interessieren. Warum?
                                     Wo soll man da anfangen?                 gesetzt, aber es drängt!“            Anstieg an Infektionen nur ver-
                                                                                                                   langsamen und nicht kontrollieren
                                     • Viel Arbeit – wenig Lohn (sowohl                                            können. „Dass Infektionen steigen,
                                                                            Gerade jetzt braucht es Schulleiter-
                                       finanziell als auch in Form von                                             wenn wir öffnen, das wird absolut
                                                                            Innen, die sich auf ihre Arbeit im
                                       Anerkennung)                                                                stattfinden“, so der Kanzler, aber
                                                                            Team konzentrieren können, die Zeit
                                     • Für alles zuständig, für wenig                                              es werde sich vor allem „um Infek-
                                                                            zum Zuhören haben. Die bei schwie-
                                                                                                                   tionen bei Kindern handeln.“ Das
                                                                            rigen Elterngesprächen Rückhalt bie-
                                                                                                                   macht mich sprachlos.
                                                                            ten und da sein können. Mit ihnen
Foto:Gerd+Altmann-Shape_pixelio.de

                                                                            steht und fällt die Atmosphäre am      Für die Elterngeneration der Schul-
                                                                            Standort. Sekretariate und Mento-      kinder beginnt die Impfung Ende
                                                                            ring würden sie so entlasten, dass     Mai oder im Juni. Angesichts dieser
                                                                            sie dafür mehr Zeit haben – damit      zwei ungeschützten Monate besteht
                                                                            würden alle profitieren.               ein hohes Risiko, dass diese Öffnun-
                                                                                                                   gen zu früh kommen.
                                                                            Meine dringende Bitte an die zustän-
                                                                            dige Landesrätin Frau Dr. Schöbi-      SPÖ-Bildungssprecherin Vorderwink-
                                                                            Fink: Gehen Sie das Thema weiter       ler: „Lockdowns gehören verhindert,
                                                                            offensiv an. Erste Schritte wurden     nicht vorbereitet!“ und „Die Politik
                                                                            gesetzt, aber es drängt!               muss dafür sorgen, dass Schulen nie
                                                                                                                   mehr geschlossen werden müssen.“
                                                                                                                   Sehe ich genauso, aber wo sind die
                                                                                                                   Konzepte, die im kommenden Schul-
                                                                                                                   jahr einen Normalbetrieb der Schu-
                                                                                                                   len sicherstellen?
                                                                                                                   Zufriedenstellende Lösungen sind
                                        Übernahme einer                                                            bis jetzt weder von der Opposition
                                        Schulleitung - ein                                                         noch von den Verantwortlichen in
                                      Sprung ins Ungewisse                                                         der Regierung gekommen.

                                     schulnotizen 2/2021                                                                                               9
Schulnot zeni - Freie Lehrer
Schulservice

                                                              „Nicht genügend“
                                                                                     oder
                                                               „Nicht beurteilt“
                                                                    in Covid-19-Zeiten
                                         Unabhängig, ob die SchülerInnen im                 Ein Schüler/eine Schülerin kann nämlich
                                         Präsenz- oder ortsungebundenen Unter-              auch wenig, aber gezielt fehlen. Bevor
w w w. f r e i e l e h r e r. a t

                                         richt unterrichtet werden/wurden bzw.              ein „Nicht beurteilt“ in das Zeugnis ge-
                                         mit Arbeitspaketen versorgt werden/                schrieben werden darf, ist eine Feststel-
                                         wurden, die Mitarbeit der SchülerInnen             lungsprüfung gemäß § 21 LBVO am
                                         wird besonders in diesem Schuljahr die             Jahresende anzusetzen. Wird diese
                                         primäre Leistungsfeststellung sein, wie            Prüfung aus gerechtfertigten Gründen
                                         es auch im §18, Absatz 1 SchUG vorge-              versäumt, ist sie im darauffolgenden
                                         geben ist. Schularbeiten spielen keine             Schuljahr als Nachtragsprüfung nachzu-
                                         zentrale Rolle.                                    holen.

                                         Zu den Schularbeiten hält die Covid-               Auf gar keinen Fall sind SchülerInnen,
                                         19-Schulverordnung fest:                           die sich durch einen Lockdown oder
                                         §11 (2) Wenn vor dem 6. April 2021                 aufgrund eines Risiko-Attests oder einer
                                         keine Schularbeit durchgeführt wurde,              Testverweigerung im ortsungebundenen
                                         darf … bis zum Ende des Sommerse-                  Unterricht befinden, als SchülerInnen
                                         mesters 2021 je Unterrichtsfach in einer           mit einem längeren Fernbleiben vom
                                         Klasse oder Schülergruppe eine Schul-              Unterricht zu klassifizieren. Wenn Schü-
                                         arbeit durchgeführt werden. Dürfen                 lerInnen im ortsungebundenen Unter-
                                         heißt nicht müssen! Gültig bleibt, dass            richt die Arbeitsaufträge nicht erfüllen,
                                         die zuletzt erbrachten Leistungen mehr             also keine Leistung erbringen, führt
                                         gewichtet in der Jahresbeurteilung zu              das nicht zu einem „Nicht beurteilt“,
                                         berücksichtigen sind. ( § 20 (1), 1. Satz          sondern die Leistungen sind mit „Nicht
                                         SchUG)                                             genügend“ zu beurteilen! (Erlass des
                                                                                            BMBWF GZ 2021-0.065.827, Punkt 4.1)
                                         Wann ist ein Schüler/eine Schülerin
                                         nicht zu beurteilen?                               Außerdem: Positive Jahresbeurteilungen
                                         Dies ist dann der Fall, wenn aufgrund              in den Pflichtgegenständen können ge-
                                         eines längeren Fernbleibens (z.B. Er-              mäß den im SchUG (Schulunterrichtsge-
                                         krankung) vom Unterricht keine Beur-               setz) aufgezählten Widerspruchsrechten
                                         teilung durch die Lehrkraft getroffen              von den Erziehungsberechtigten nicht
                                         werden kann. Es gibt dafür keinen                  beeinsprucht werden.
                                         Anwesenheitsprozentsatz im Gesetz.

                                    Willi Witzemann                   Alexandra Loser                    Hannes Nöbl
                                    Vors. Personalvertretung          Vors. Stellvertreterin im ZA       Mitglied im ZA
                                    0664 26 85 716                    0664 16 25 988                     0660 52 72 105
                                    willi.witzemann@vorarlberg.at     alexandra.loser@vorarlberg.at      hannes.noebl@pts-feldkirch.at

  10                                                                                                            schulnotizen 2/2021
Schulservice

                                                      BUNDESPENSIONSKASSE
FSG-PflichtschullehrerInnengewerkschaft

                                          Die Bundespensionskasse (BPK) ist eine       Eigenbeträge
                                          betriebliche Zusatzpension und stellt        o beliebiger monatlicher Eurobetrag
                                          somit eine der drei Säulen der Pensions-   		 bis zu € 1.000,- jährlich oder
                                          vorsorge dar.                                o freiwillige Zuzahlung mit staatlicher
                                             1. Staatliche Pension                   		 Förderung. Die Höhe der staat-
                                             2. Bundespensionskasse                  		 lichen Prämie beträgt 4,25% der
                                             3. Individuelle Pensionsvorsorge        		 Eigenbeträge (Stand 2021).

                                          Die Bundespensionskasse besteht seit          Pensionsantritt
                                          2009 für vertragliche und pragmatisierte      Der Dienstgeber meldet die Auflösung
                                          KollegInnen ab dem Jahrgang 1955. Sie         von Dienstverhältnissen bzw. die Ver-
                                          hat mit dem Pensionskonto nichts zu tun.      setzungen in den Ruhestand monat-
                                                                                        lich an die BPK und die erforderlichen
                                             Der Dienstgeber zahlt 0,75% des            Formulare werden sodann von der
                                             Pensionsbeitrages in die BPK ein.          BPK an die/den Begünstigte/n gesandt.
                                             Ihr Gehalt verringert sich dadurch         Nach Erhalt aller notwendigen Doku-
                                             nicht.                                     mente wird die Höhe des Pensionsan-
                                             Diese Beiträge werden von der BPK          spruchs berechnet und mit der Zahlung
                                             auf dem Kapitalmarkt veranlagt.            der Pension begonnen.

                                                                                        Abfindung
                                             Leistungen der Bundespensionskasse         Übersteigt der Wert der Zusatzpension
                                                                                        zum Zeitpunkt des Pensionsantritts
                                          Alterspension
                                                                                        oder bei Beendigung des Dienstver-
                                              o BeamtInnen: ab Übertritt in den
                                                                                        hältnisses vor dem Leistungsfall nicht
                                          		Ruhestand
                                                                                        die gesetzliche Grenze von € 12.900,-
                                              o Vertragsbedienstete: frühestens ab
                                                                                        (Stand 2021), so erhält man von der
                                          		dem vollendeten 55. Lebensjahr
                                                                                        BPK eine Abfindung.
                                          Berufsunfähigkeitspension
                                                                                        Beendigung des Dienstverhältnisses
                                             o BeamtInnen: bei Versetzung in den
                                                                                        vor Pensionsantritt
                                          		Ruhestand wegen dauernder
                                                                                        Wird das Dienstverhältnis vor Erfüllung
                                          		Dienstunfähigkeit
                                                                                        der Voraussetzung für eine Leistung
                                             o Vertragsbedienstete: bei staat-
                                                                                        beendet, bleiben die Ansprüche aus
                                          		licher Berufsunfähigkeitspension
                                                                                        Dienstgeber- und Eigenbeträgen er-
                                          Hinterbliebenenpension                        halten.
                                             o Witwen- / Witwerpension
                                             o Waisenpension                            Jahresinformation
                                                                                        Einmal jährlich gibt es von der BPK
                                                                                        eine sogenannte Jahresinformation.
                                             Alle Infos (Pensionsrechner                Diese enthält eine Aufstellung der Bei-
                                             und Erklärvideos) sind unter               träge und zukünftigen Pensionsansprü-
                                             http://bundespensionskasse.at              che. Die Jahresinformation wird im
                                             zu finden.                                 Juni über den Dienstgeber zugestellt.

                                schulnotizen 2/2021                                                                         11
Kleinschulen-Idylle

                                                        Leben und Unterricht
                                                          in einer Kleinschule
                                                 Daniel Amann, Schulleiter an der VS Viktorsberg (direktion@vsvb.snv.at)

Mein Name ist Daniel Amann, ich bin jetzt 47 Jahre alt und wohne mit meiner Frau Claudia in Koblach.
Unsere Zwillinge sind inzwischen auch schon fast 21 Jahre alt und noch in Ausbildung. Seit dem Schul-
jahr 2011/12 bin ich Leiter an der einklassigen Volksschule in Viktorsberg. Einklassig? Das war einmal.
Seit diesem Schuljahr sind wir zweiklassig und im Moment erleben wir gerade einen Höhenflug. Die
SchülerInnenzahlen sprechen für sich. Hatte ich vor 10 Jahren 12 SchülerInnen, sind es derzeit 21.
Nächstes Schuljahr werden es 26 sein, im Jahr darauf bereits 31. Also erleben wir wirklich einen Boom.

Was ist das Stellenprofil als            stellten die ganzen Festtafeln in der     trachtung. Die erste Sachunterrichts-
 LeiterIn einer Kleinschule?             Schule mit den Kindern her. Natür-        stunde ist immer am Montag in der
  -    eine robuste Gesundheit           lich wurden diese Tafeln dann auch        letzten Stunde - und so weiter. Somit
  -    Kontaktfreudigkeit                von ihnen beim Umzug getragen. Als        nehmen die Kinder schon das richti-
  -    offen sein für Dorf- und          Dankeschön bekamen wir nach dem           ge Buch heraus und ich muss weni-
		     Vereinstätigkeiten                Fest einen namhaften vierstelligen        ger Ansagen machen. Heuer mit nur
                                         Betrag von der Feuerwehr Viktors-         mehr zwei Stufen sowieso kein Prob-
Gerade in so einer Schule mit wenig      berg. Ich mache solche Aktionen           lem, aber bei vier Stufen kommst du
Personal wird es schwierig, wenn         aber wirklich gerne und muss da           aus dem Reden nicht mehr heraus,
man zum Beispiel wegen Krankheit         eher aufpassen, dass meine eigene         wenn sich da nicht Automatismen
ausfällt. Dass der Stresslevel an ei-    Familie nicht zu kurz kommt.              einspielen.
ner kleinen Schule nied-
riger ist, könnte auch ein                                                                   Herausforderungen?
Grund sein, dass wir Lei-
terInnen wirklich auch                                                                      Ich sehe mich als Team-
selten krank sind.                                                                          player und das ist in einem
In einem kleinen Dorf                                                                       kleinen Kollegium sehr
kennen sich fast alle und                                                                   wichtig. Heuer sind wir ins-
sind per Du. Da macht es                                                                    gesamt zu sechst und dank
Sinn, wenn man selbst                                                                       zweier Studentinnen konn-
auch nicht zu scheu ist                                                                     ten wir alle Stunden ab-
und jeden Kontakt mei-                                                                      decken. Wir müssen einan-
det.                                                                                        der vertrauen können und
Die einzige Frage beim                                                                      müssen als Team an einem
Hearing des damaligen                                                                       Strang ziehen und in die
Landesschulrates (alle
                                         Symbolbild                                         gleiche Richtung denken.
Leiterstellen wurden offiziell ausge-                                              Das ist hilfreich, weil in einem klei-
                                                                                   nen Dorf natürlich nichts lange ge-
schrieben) an mich war, ob ich mir                 Wie geht das mit dem
vorstellen kann, auch im Sinne der                                                 heim bleibt und natürlich schon bei
                                                  Abteilungsunterricht?            zwei Klassen verglichen wird.
Dorfgemeinschaft mitzuwirken. Und
das ist als LeiterIn einer Kleinschule   Wichtig ist eine gute Struktur, die du
sehr wichtig.                            über die Jahre aufbaust. Die Kinder,               Wie unterstützt die
Die Schule ist ein zentraler Punkt im    die schon länger an der Schule sind,        Gemeinde als Schulerhalter
Dorf und jede Veranstaltung, jedes       haben diese Struktur quasi im Blut,                   die Volksschule?
Fest, jede Messe, an der wir teil-       und die Neuen lernen diese Struk-
nehmen oder dabei sind, bewegt           tur ziemlich rasch. Wir haben einen       Da muss ich wirklich sagen, dass wir
das ganze Dorf und wird auch sehr        fixen Stundenplan mit einer Rege-         eine tolle Situation im Ort haben.
wohlwollend aufgenommen. Ein             lung, dass zum Beispiel immer am          Der Bürgermeister war selbst vor
Highlight war das Bezirksfeuerwehr-      Montag Rechtschreiben stattfindet,        seiner Pensionierung Berufsschul-
fest noch vor der Pandemie. Wir          am Donnerstag ist immer Sprachbe-         lehrer und ich denke, er kann sich

12                                                                                                 schulnotizen 2/2021
Kommentar

gut in eine Schule hineindenken. Wir       dass wir hier an Kleinschulen einen
stoßen immer auf offene Ohren und          Nachteil haben werden. Kein Sekre-                             Erwartung
es herrscht ein gutes Miteinander.         tariat, kein Administrator, der uns
Nicht nur aus diesem Grund sind wir        unterstützt, aber im Endeffekt müs-                           und Realität
gut ausgestattet. Zum Beispiel schon       sen wir uns gleich gut im Programm
seit Jahren mit einem Smartboard           auskennen wie jede große Schule.         Kommentar von Saskia Koller,
oder einem Turnsaal, um den uns            Das wird sicher herausfordernd.          Lehrerin an der VS Feldkirch-Tisis,
manch größere Schulen beneiden.                                                     Obfrau des SLV
Ich könnte das noch fortsetzen.                  Welche Unterstützung
                                                                                                           Erwartung
                                               erhältst du als Leiter von           Es ist Mittwochmorgen.
           Gibt es besondere                         der Schulbehörde?              Um 7:45 Uhr kommen die SchülerIn-
    Herausforderungen beim                                                          nen motiviert lächelnd in die Schule.
    Schulweg für die Kinder?               Maria Kolbitsch-Rigger hat mir vor       Sogleich bereiten sie ihren Arbeits-
                                           Jahren einmal gesagt: „Wenn du           platz vor. Pünktlich um 8:00 Uhr be-
Als überzeugte Öffibenutzer und            nichts von mir hörst, kannst du da-      grüßt die Lehrperson gut gelaunt die
Fußgänger möchten wir, dass die            von ausgehen, dass es keine Be-          versammelte Klasse und der Unter-
Kinder zu Fuß in die Schule kommen.        schwerden gibt und alles läuft.“ Das     richt kann beginnen.
Wir können es aber dennoch nicht           versuche ich nach wie vor zu beher-
verhindern, dass manche Eltern             zigen. Kleine Problemchen lösen wir                                 Realität
ihre Kinder auf dem Weg zur Arbeit         an der Schule selbst, knifflige Fälle,   Es ist Mittwochmorgen.
schnell bei der Schule aussteigen          bei denen ich auf die Hilfe der Schul-   Um 7:45 Uhr trudeln die ersten
lassen. Im Endeffekt muss das aber         behörde zähle, hatten wir bisher         SchülerInnen ein (teilweise noch
jede Familie für sich entscheiden.         nicht.                                   mürrisch, teilweise schon über-
Eine Besonderheit bei uns ist, dass                                                 dreht) und erwidern nuschelnd mei-
ich relativ zeitig in der Schule bin und    Wie wirkt sich die Pandemie             nen Morgengruß. In den nächsten
die Kinder schon ab 7:10 Uhr (Die                an deiner Schule aus?              Minuten begeben sich die meisten
Schule beginnt um 8 Uhr) herein-                                                    in die Klasse. Manche halten sogar
kommen können. Sie beschäftigen            Wieder ein Vorteil der kleinen Struk-    ihre Arbeitssachen schon bereit. Um
sich dann selbst und es funktioniert       tur im Dorf und bei uns. Seit Mona-      8:03 Uhr scheuche ich die letzten
ohne irgendeine Hektik. Die Kinder         ten haben wir keinen einzigen positi-    zwei SchülerInnen, die sich noch in
schreiben ihre Lernwörter, dürfen          ven Fall in der Gemeinde, seit Beginn    der Garderobe verstecken, herein,
auch an den Computer, es wird mit-         testen wir uns und alle Kinder sehr      woraufhin auch schon die Corona-
einander getratscht, … . Das ist ein       gewissenhaft und so können wir im        tests ausgeteilt werden. Ich eile hin
Bonbon, das nur in diesem kleinen          Rahmen der Möglichkeiten fast nor-       und her, bis alle das Stäbchen richtig
Rahmen an einer Kleinschule funk-          mal unterrichten.                        in der Nase haben und auf jedem
tionieren kann. Die Eltern wissen das      Wir haben auch Eltern, die corona-       Test sechs Tropfen landen. Um mitt-
sehr zu schätzen.                          skeptisch sind, aber alle haben sich     lerweile 8:16 Uhr hole ich schnell
                                           vielleicht aus diesem Grund schon        Ersatztests für die zwei SchülerIn-
     Und dann deine spezielle              früh entschlossen, die Kinder in die     nen, bei denen der Test wieder nicht
   Tätigkeit als Leiter. Was ist           Schule kommen zu lassen.                 funktioniert hat.
                                           Dank der warmen Witterung können         Um 8:21 Uhr seufze ich tief. Mit ei-
      schwieriger geworden?
                                           unsere beiden Studentinnen, die als      nem Lächeln (das unter der FFP2-
Also ich habe das Gefühl, dass ich an      Schwerpunkt in ihrem Studium Mu-         Maske natürlich keiner sieht), in-
einer Kleinschule viel mehr Lehrer         sik haben, mit den Kindern ein selbst    nerlich aber schon jetzt gestresst,
sein kann als Leiter und das kommt         geschriebenes Musical erarbeiten.        begrüße ich alle noch einmal richtig.
mir sehr entgegen. Was mir Sorgen          Das war lange Zeit unmöglich. Auch       Ich schreibe den Text für die Mutter-
bereitet, sind die Änderungen, die         wenn es am Ende des Projekts viel-       tagskarte, die fertig werden soll, an
verwaltungstechnisch auf uns im            leicht keine Aufführung vor Publi-       die Tafel. Dann der Ruf einer Erst-
Herbst zukommen werden. Die kom-           kum geben kann, es wird auf jeden        klässlerin, die Augen strahlend vor
plette LehrerInnenverwaltung, also         Fall gefilmt und die Eltern bekom-       überraschter Freude: „Ich kann das
auch die Personalverrechnung soll ja       men dann die Aufzeichnung.               alles lesen!“ Ihr Lächeln wirkt anste-
in Sokrates durch uns Leiter abgewi-                                                ckend und ich erinnere mich, worauf
ckelt werden. Und da befürchte ich,                                                 es wirklich ankommt.

schulnotizen 2/2021                                                                                                   13
Querbeet

                            Belohnung für klassenführende Lehrpersonen gefordert
                       Die Aufgaben, die von klassenführenden Lehrpersonen und von KlassenvorständIn-
                       nen, die durch die Pandemie und deren Auswirkungen auf Schule und Unterricht
                       für die ihnen anvertrauten SchülerInnen zu bewältigen waren, sind weit über das
                       übliche Ausmaß hinausgegangen. Unterricht konnte vielfach nur unter erschwerten
                       Bedingungen stattfinden, welche insbesondere die klassenführenden Lehrpersonen
und die KlassenvorständInnen vor enorme Herausforderungen gestellt und zu einer deutlichen Zunahme der
Klassenvorstandstätigkeit und den damit verbundenen Aufgaben geführt haben. Gleichermaßen erschwert
waren auch die Tätigkeiten im Rahmen der Schulpartnerschaft und der Schulgemeinschaften.
Aus diesen Gründen fordern der Zentralausschuss der Personalvertretung der PflichtschullehrerInnen sowie
die Fachausschüsse für AHS und BMHS
•    den klassenführenden Lehrpersonen der Pflichtschulen,
•    den KlassenvorständInnen der Allgemeinbildenden Höheren Schulen und
•    den KlassenvorständInnen der Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen
eine einmalige Belohnung in Höhe von 300 Euro für die herausfordernde Führung und Betreuung der Klassen.
Laut Willi Witzemann, wäre dies eine einmalige Belastung des Landes Vorarlberg von rund 200.000 Euro. „Das
Land Vorarlberg hat ohne zu zögern einem Lustenauer Fußballverein 100.000 Euro Förderung zukommen lassen.
Da ist es nur recht und billig, wenn sich das Land Vorarlberg auch im Bereich der Schule nicht knausrig zeigt.“

                   Weiterhin viel zu wenig
                   Unterstützungspersonal
 Wenn die Schule im Herbst wieder im Normalbetrieb
 ist, wird sie mit den alten Problemen konfrontiert sein.
 Alexandra Loser, Vorsitzende der Vorarlberger Pflicht-
 schullehrerInnengewerkschaft, erinnert daran, dass
 Österreich weiterhin viel zu wenig Unterstützungsper-
 sonal an den Schulen hat. „Es fehlt an SozialarbeiterIn-
 nen, SchulpsychologInnen, SchulkrankenpflegerInnen
 und Verwaltungspersonal.“ Es werde an den Schulen
 immer schwieriger, die ausufernden Verwaltungsauf-
 gaben zu erledigen. Das Unterstützungspersonal wer-               Buchvorstellung: „Einspruch!“
 de gebraucht, damit sich Lehrpersonen wieder auf
 ihre Kernaufgaben konzentrieren könnten.                    Ingrid Brodnig, Journalistin, Buchautorin und eine
                                                             der fundiertesten KennerInnen der sozialen Me-
 Mit dem kommenden Schuljahr sollen nun auch die             dien und ihrer Gefahren, hat mit „Einspruch!“ ein
 5. und 6. Klassen mit Tablets oder Notebooks ausge-         neues Buch auf den Markt gebracht.
 stattet werden. Sabine Helmberger schreibt auf der          Darin beschäftigt sich die Autorin mit Verschwö-
 Homepage der Öli-UG treffend, dass dafür natürlich          rungsmythen und Fake News und gibt Strategien
 auch zusätzliche InformatikerInnen benötigt werden:         und Tipps, damit man mit Fakten im Freundes- oder
 „Denn, so medienwirksam die Einführung der Tablets          Verwandtenkreis erfolgreich gegen Verschwörungs-
 transportiert wurde, so wenig wurde darüber geredet,        theorien kontern kann.
 wer diese Flut an zusätzlichen Geräten reparieren,          Ingrid Brodnig ist auch Autorin des Buches „Hass
 warten, updaten und in Stand halten soll. Die Betreu-       im Netz“, für das sie den Bruno-Kreisky-Sonderpreis
 ung der zusätzlichen Geräte ist eine Herkulinenaufga-       für das politische Buch erhielt.
 be und der von der Regierung veranschlagte Betrag an        Brandstätter Verlag
 Werteinheiten dafür lächerlich. Das ist kein Digitalisie-   157 Seiten
 rungspaket für die Schule der Zukunft.“                     Preis: 20 Euro

14                                                                                            schulnotizen 2/2021
Querbeet

               LehrerInnengewerkschaft                                   Neuer Vorstand des SLV
                           ist entrüstet                  Im vergangenen April wurde auf der Jahreshaupt-
 In einem VN-Bericht über LehrerInnenimpfung wur-         versammlung des SLV (Sozialistischer LehrerIn-
 de der Vorarlberger Gesundheitsexperte Armin Fid-        nenverein Vorarlberg) der Vorstand neu gewählt.
 ler dahingehend zitiert, dass Lehrpersonen, die sich     Dabei wählten die anwesenden Mitglieder die
 nicht impfen ließen, ihren Beruf verfehlt hätten.        Volksschullehrerin Saskia Koller einstimmig zur
 Alexandra Loser, Vorsitzende der Vorarlberger            neuen Vorsitzenden. Evi Bitschnau-Steurer, die in
 PflichtschullehrerInnen, nahm dazu öffentlich Stel-      den letzten Jahren dieses Amt inne hatte, legte
 lung:                                                    es aus persönlichen Gründen nieder. Sie wird al-
 „Für mich ist das LehrerInnenbashing! Die Impfung        lerdings weiterhin in der Personalvertretung tätig
 hat nichts mit der Qualifikation für den Lehrberuf       sein.
 oder gar der Qualität des Unterrichts zu tun.Die         Obfrau: Saskia Koller
 LehrerInnen in Vorarlberg,“ so Loser weiter, „leis-      Stellvertreter: Johannes Spies
 ten während dieser Pandemie Großartiges für die          Stellvertreterin: Alexandra Loser
 Kinder und Jugendlichen. Die Entscheidung, ob und        Schriftführer: Werner Gerold
 wann sich jemand impfen lässt, steht jedem frei. Zu-     Kassier: Gerhard Unterkofler
 dem sind die Meinungen der Experten zur Rolle der        Beiräte: Jürgen Mayer (VS), Doris Kling (MS),
 Kinder und Jugendlichen im Infektionsgeschehen           Hannes Nöbl (PTS), Raphael Honeder (Junglehrer-
 auch sehr unterschiedlich.“                              Innen), Willi Schneider (PensionistInnen)
 Der von den VN veröffentlichte Leserbrief kann auf der
 App der Freien LehrerInnen oder auf deren Homepage
 (www.freielehrer.at) nachgelesen werden.                            Bundestag der Pflichtschul-
                                                                       lehrerInnengewerkschaft
                                                          Im Mai fand der digitale Bundestag der Gewerk-
                                                          schaft der PflichtschullehrerInnen als Videokonfe-
                                                          renz statt. 142 Delegierte haben dabei die inhaltli-
                                                          chen Weichen für die nächsten fünf Jahre gestellt.
                                                          Dr. Thomas Bulant (FSG) wurde mit großer Zustim-
                                                          mung als Stellvertreter des Vorsitzenden Paul Kim-
                                                          berger (FCG) gewählt.
                                                          Ein großer Schritt in die richtige Richtung ist die
                                                          mehrheitliche Zustimmung (76,1 %) zur „Gemein-
                              NEU im PV-Büro              samen Schule“ (Antrag: Einführung einer gemein-
                                                          samen, differenzierten Schule aller Schulpflichti-
 Mit dem neuen Schuljahr 2021/22 wird anstelle von        gen im Sekundarbereich 1).
 Hannes Nöbl der Mittelschullehrer Alexander Frick        Die Schulautonomie soll erweitert werden, der
 zusätzlich für zehn Stunden in der Woche im ZA           Support für den digitalen Bereich an Pflichtschulen
 Büro mitarbeiten.                                        muss ausgebaut werden und eine berufsbegleiten-
 Alexander Frick ist DA-Vorsitzender im Bezirk Blu-       de LehrerInnenausbildung sind weitere Punkte auf
 denz, Mitglied in der Landesleitung der Pflichtschul-    der Arbeitsagenda der Gewerkschaft für die nächs-
 lehrerInnengewerkschaft und schon seit mehreren          ten fünf Jahre. Auch mit dienst- und besoldungs-
 Jahren für die Freien LehrerInnen in der Personal-       rechtlichen Verbesserungen für die LehrerInnen im
 vertretung tätig.                                        Land wird sich die PflichtschullehrerInnengewerk-
 Hannes Nöbl wird weiterhin als DA-Vorsitzender für       schaft in der GÖD beschäftigen. Die Anrechnung
 den Bezirk Feldkirch tätig sein.                         der Vordienstzeiten, flexible Wiedereinstiegsmo-
 Damit sind ab September Willi Witzemann, Alexan-         delle nach einem langen Krankenstand und Fä-
 dra Loser und Alexander Frick für die LehrerInnen        chervergütung in der Volksschule sind nur einige
 aktiv.                                                   Anliegen.

schulnotizen 2/2021                                                                                         15
Gemeinsame Schule

                               Die Gemeinsame Schule der 10- bis
                                  14-Jährigen dringender denn je!
                                                      Die Pandemie zeigt die Schwachstellen unseres
                                                     segregierenden Schulsystems schonungslos auf.
                                           Peter Fischer, Sprecher der ARGE Gemeinsame Schule (peter.fischer@vol.at)

Pandemie-bedingt zeigt sich der grassierende Virus im Bildungssystem mehr denn je. Die von Wirt-
schaft, Eltern, SchülerInnen, PädagogInnen und nicht zuletzt von vielen BildungswissenschaftlerInnen
seit Jahrzehnten geforderten Reformen in unserem verkrusteten Bildungssystem finden nicht statt.
Wenn, dann nur kosmetisch, wie zum Beispiel die Implementierung der Mittelschule, die mehr oder
weniger die frühere Hauptschule mit dem A- und B-Klassenzug abgelöst hat.

Hauptübel ist die Trennung                                                        als GymnasiallehrerInnen. Diese
der Kinder nach der 4. Klasse             „Ein öffentliches Schulsys-             können sich ihre SchülerInnen so-
                                                                                  zusagen aussuchen. Diese Auslese
Volksschule – geschuldet der              tem müsste allen Kindern                beginnt mit der Beurteilungslotte-
schwarz-türkisen Blockade-                    und Jugendlichen,                   rie und dem Semesterzeugnis der 4.
politik.                                  unabhängig von Herkunft,                Klasse Volksschule und endet damit,
                                          Ethnie und Religion, vom                dass „schlechte“ SchülerInnen jeder-
Heuer sind die Gymnasien noch                                                     zeit in die Mittelschule abgeschoben
                                         Gesetz her gleiche Bildungs-
mehr mit dem Dilemma der Segre-                                                   werden können. Zudem wechselt
gation konfrontiert, weil sie nicht          chancen gewähren.“                   nach der 4. Klasse AHS mehr als die
wissen, wohin mit den vielen An-                                                  Hälfte ohnehin in eine andere Schul-
meldungen. Die AHS-Direktoren-           Aber in einem öffentlichen Schulsys-     form.
sprecherin Isabella Zins bezeichnet      tem, das allen Kindern und Jugend-
das jetzige Aufnahmeverfahren so-        lichen, unabhängig von Herkunft,         Landtagsbeschluss zur Gemein-
gar als „Blindflug“. Damit bringt sie    Ethnie und Religion, vom Gesetz her      samen Schule – von LH Wallner
die ganze Misere auf den Punkt.          gleiche Bildungschancen gewähren         ignoriert!
                                         müsste, finde ich diese frühe Tren-
Anstatt das Grundübel, nämlich die       nung unhaltbar und einen seit Jahr-      Ein großer Hoffnungsschimmer
Segregation mit zehn Jahren anzu-        zehnten tolerierten Skandal. Zudem       leuchtete mit dem Beschluss des
gehen, wird alles getan, um das zu       ist es auch ein Verstoß gegen die Kin-   Vorarlberger Landtags im Jahr 2015
verhindern. Diesen Segregationsbe-       derrechte. Nicht zu unterschätzen ist    auf, wonach die Weiterentwicklung
strebungen liegt eine Idee zugrunde:     dabei, dass die Mittelschulen immer      der Schulen der 10- bis 14-Jährigen
Das Gymnasium soll eine Schulform        mehr ausgehungert werden.                in Vorarlberg und zur Schaffung der
sein, die die 10-Jährigen nach sozi-                                              Voraussetzungen für die landeswei-
alen, gesellschaftlichen und intellek-   Das liegt ganz sicher
tuellen Kriterien segregiert. Dabei      nicht an der besseren
weiß man seit Langem, dass weniger       Pädagogik an den Gym-
die Begabung für die Aufnahme ins        nasien. Der Hauptgrund
Gymnasium entscheidet, sondern           ist für mich im besseren
vielmehr der soziökonomische Hin-        Renommee des Gym-
tergrund bzw. der Bildungsgrad der       nasiums in unserer Ge-
Eltern.                                  sellschaft zu suchen.
                                         Das ist im höchsten
  „Anstatt das Grundübel,                Maße irrational und
                                         ungerecht, denn die
  nämlich die Segregation                Volks- und Mittelschul-
 mit zehn Jahren anzugehen,              lehrerInnen sind durch
 wird alles getan, um das zu             die Unterschiedlichkeit                  Ein Allparteien-Beschluss zur Gemeinsa-
         verhindern.“                    ihrer SchülerInnen bei                   men Schule existiert seit dem Jahr 2015.
                                         Weitem mehr gefordert

16                                                                                               schulnotizen 2/2021
Sie können auch lesen