Schulnot zeni - Freie Lehrer
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2/2021 schulnot i zen Po s i t i o n e n z u S c h u l e , B i l d u n g u n d G e s e l l s c h a f t SLV: Waldfriedgasse 10/73, 6800 Feldkirch; Druckerei Wenin, Dornbirn; Verlagspostamt Hohenems, P.b.b. GZ 0 2 Z 0 3 3 9 2 3 M Endlich wieder komplett! Zweiklassig, ganz und gar nicht zweitklassig Frauenpower contra aktuelle Frauenpolitik Wie steht‘s um die Gemeinsame Schule? Corona bestimmt noch lange den Schulalltag
Inhalt Liebe Leserinnen, 3 Kommentare der Bildungssprecherin der Grünen liebe Leser, und des Bildungssprechers der SPÖ geschätzte KollegInnen, 4 Frauenpolitik - Johanna Dohnal 5 Kommentar von Christa Böhler Schichtbetrieb, Präsenzunterricht, Distance learning, 6 Willis Rundschau Online-Unterricht, Inzidenz und Videokonferenz ge- hören mittlerweile zu unserem täglichen Sprachge- 7 Kommentar von Klaus Zanetti brauch. Unglaublich, wie schnell sich das gesamte 8 DirektorInnen im „Corona-Fieber“ Schulleben in knapp 16 Monaten verändert hat! Wel- che großen Herausforderungen wir angenommen 9 Kommentar von Alexander Frick und gestemmt haben! Ich möchte an dieser Stelle 10 Schulservice: Pensionskasse meinen großen Dank an alle KollegInnen richten. Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen! 11 Schulservice: Nicht genügend Und trotzdem, oder gerade deshalb wird immer wie- 12 Unterrichten an einer Kleinschule der versucht, Aufgaben an die Schulen auszulagern – natürlich wird Freiwilligkeit vorausgesetzt. 13 Kommentar von Saskia Koller Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass die Schu- 14 Querbeet len Orte des Lernens und Lehrens bleiben und nicht zu Außenstellen der Statistik Austria verkommen. 16 Abeitsgemeinschaft Gemeinsame Schule 17 Kommentar von Hannes Nöbl In einem gemeinsamen Memorandum kommt die Personalvertretung mit der Bildungsdirektion, der 18 Rechtslage: Sie fragen - wir antwortenl Landesstatthalterin sowie der LehrerInnengewer- 19 Verein FRAUENZIMMER kschaft überein, dass die Umstellung der Ressour- cenzuteilung im Schuljahr 2022/23 gemeinsam erar- beitet wird. Dabei wünscht sich die Politik und die Bildungsdirektion, dass sich die Verteilung der Res- Impressum sourcen auf die Zahl der SchülerInnen, am Bildungs- angebot, am sozioökonomischen Hintergrund und Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: am Förderbedarf der SchülerInnen orientieren soll. Sozialistischer LehrerInnen Verein Vorarlberg, Durch die Umstellung auf die Kopfquote, soll es für Vorsitzende: Saskia Koller, die Schulen mehr Gestaltungsmöglichkeiten geben. Waldfriedgasse 10/73, 6800 Feldkirch Wir sind gespannt auf diese Gespräche. Verantwortliche Redakteure: Übrigens: Im Juli 2020 gab es seitens der Vorarlber- Alexandra Loser, Willi Witzemann ger Landesregierung Überlegungen zum Mentoring für JungleiterInnen. Bis jetzt ist nichts geschehen. Die MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Mühlen in Vorarlberg mahlen langsam. Daniel Amann, Bernd Dragosits, Peter Fischer, Alexander Frick, Eva Hammerer, Wir haben versucht, diese Ausgabe nicht nur mit Co- Thomas Hopfner, Saskia Koller, Hannes Nöbl, rona-Themen zu befüllen – es gäbe darüber genug zu Rebecca Sonnweber, Klaus Zanetti schreiben. Aktuelle Themen, die die Schullandschaft beschäftigen, wollen wir in dieser Ausgabe beleuch- Layout: Franz Bickel ten. Sollte euch ein Thema unter den Nägeln bren- Koordinator: Gerhard Unterkofler nen – zögert nicht lange und schreibt einen Artikel Redaktionsschluss: 14.05.2021 oder Kommentar. Schickt ihn an schulnotizen@hot- Druck und Herstellung: mail.com und wir werden ihn in der nächsten Ausga- Druckerei Wenin, Dornbirn be veröffentlichen. Die schulnotizen sind ein Diskussionsorgan. Die Freien LehrerInnen wünschen euch einen er- Namentlich gekennzeichnete Beiträge holsamen und wunderbaren Sommer mit vielen müssen nicht vollinhaltlich der Blattlinie Abenteuern. Lasst es euch gut gehen und tankt viel bzw. der Meinung der Freien LehrerInnen Energie! entsprechen. Eine schöne Zeit und viel Spaß beim Lesen E-Mail: schulnotizen@hotmail.com Alexandra Loser Homepage: www.freielehrer.at Facebook: Freie LehrerInnen 2 schulnotizen 2/2021
Bildungssprecher/in Gemeinsame Das verlorene Kind Schule der 10- bis „Gesamtschule“ 14-Jährigen Eva Hammerer, LAbg. der Grünen Thomas Hopfner, LAbg. und (eva.hammerer@gruene.at) Klubobmann der SPÖ (thomas.hopfner@spoe.at) Im geltenden Arbeitsprogramm der Vorarlberger Lan- desregierung bekennt sich diese klar zur Gemeinsamen Schule und hält fest, dass die Gemeinsame Schule der D ie Pandemie führte dazu, dass der Herr Unterrichtsmi- nister Faßmann verkündete: „Jetzt ist nicht die Zeit der Härte, sondern der Milde. Das gilt auch für die Übertritte 10- bis 14-Jährigen sowohl leistungsfähiger als auch chan- in andere Schulformen. Die Schulnachrichten sind mit To- cengerechter ist, eine spätere Bildungsweg-Entscheidung leranz zu lesen.“ für die Kinder von Vorteil ist und die Volksschulen deutlich Es war offensichtlich, dass die pandemiebedingten Unter- entlasten würde. richtsprobleme eine faire Beurteilung in den Abschluss- und Übergangsklassen gefährden. Mittlerweile haben wir A uf den ersten Blick scheint also alles klar zu sein und der Weg in Richtung Gemeinsame Schule frei. Wie bei allen großen gesellschaftlichen Umstellungen gibt es aber die Situation, dass der Andrang auf die Gymnasien, also die Zahl der Bewerbungen, stark gestiegen ist und lange nicht alle Kinder mit den entsprechenden Benotungen in natürlich auch hier Widerstand aufgrund von Ängsten, den Gymnasien ihren Platz finden werden. Zweifeln oder Gewohnheiten. Meistens ist zu wenig Infor- mation und Wissen der wahre Grund, der hinter ablehnen- den Haltungen und Ängsten steckt. Es ist auch nicht sinnvoll, ein gewohntes und Jahrzehnte S pätestens jetzt ist es also wichtig, dass die Frage nach der Gesamtschule in der politischen Diskussion wieder den ihr zustehenden Raum erhält. praktiziertes System einfach von heute auf morgen über Im geltenden Regierungsübereinkommen zwischen ÖVP den Haufen zu werfen. Das würde die Fronten verhärten und Grünen der Vorarlberger Landesregierung wird be- und Konflikte schüren. tont, dass eine flächendeckende Gemeinsame Schule mit innerer Differenzierung sowohl leistungsfähiger als auch J etzt brauchen wir eine konsequente Überzeugungsar- beit in Form von Aufklärung, Informationsveranstaltun- gen, Projektgruppen, Vorträgen, Modellversuchen und so chancengerechter ist. Es ist unbestritten ist, dass eine spä- tere Bildungsweg-Entscheidung für die Kinder von Vorteil ist und die Volksschulen deutlich entlasten würde. „Daher weiter. setzen wir die Erkenntnisse des Forschungsprojektes im ei- Gut fundierte Information und ein breiter Austausch, um genen Wirkungsbereich engagiert um und halten am Ziel zu überzeugen und Skepsis abzubauen, ist das, was uns einer Gemeinsamen Schule fest“, so im Arbeitsprogramm weiter bringt auf dem Weg in Richtung Gemeinsame Schule. der Landesregierung 2019 – 2024. So weit, so gut und so Die „Schulen mit besonderen Herausforderungen“ tat- unbestritten. kräftig zu unterstützen, ist richtig und wichtig, ändert aber nichts an der Tatsache, dass der eigentliche Fehler im Sys- tem liegt. Es ist die frühe Trennung der Kinder, die ihnen Chancen nimmt, schädlichen Druck erzeugt, zwei Welten E s gab im Vorarlberger Landtag 2015 ein einstimmiges Bekenntnis aller Parteien zur Gemeinsamen Schule in Vorarlberg. Die Sozialdemokratische Fraktion hat zu dem schafft und am Ende weniger leistungsfähig ist. Thema über die Jahre hinweg durchgängig eine klare Posi- tion eingenommen. Andere Parteien waren da wankelmü- W ollen wir vorne mit dabei sein, müssen wir bald den nächsten Schritt machen. Wir können es uns lang- fristig nicht leisten zu selektieren. Wir brauchen eine breit tiger. Die FPÖ glaubte, man solle sich weitere Diskussionen dazu „abschminken“, die NEOS sahen es als Ressourcen- verschwendung an, bei diesem Thema zu bleiben. gebildete, starke Gesellschaft. So wie es in fortschrittlichen Ländern und innovativen Volkswirtschaften längst selbst- verständlich ist. Wenn man weiß, dass man etwas loslassen muss, ist die E s ist an der Zeit, allen Fraktionen im Vorarlberger Land- tag die Möglichkeit einer wahrnehmbaren neuerlichen Positionierung zu bieten. Die Erfahrungen in der Pandemie natürliche Reaktion des Menschen, noch einmal ganz fest- zeigen deutlich, dass die Gemeinsame Schule jetzt noch zuhalten. In diesem Stadium befinden wir uns gerade. dringender gebraucht wird. Für uns ist klar: Mindestens dieselbe Energie, die die Landesregierung gegenüber Wien D er nächste Schritt ist loslassen. Vielleicht kann die gro- ße Coronakrise der Schubser sein, den wir gebraucht haben. für die Umsetzung der Corona-Modellregion investiert hat, sollte sie jetzt für eine Modellregion Gemeinsame Schule aufbringen. Wir werden deshalb im Landtag einen neuen Anlauf starten und erforderliche Akzente setzen. schulnotizen 2/2021 3
Frauenpolitik Für eine Welt ohne Gewalt und Rollenzwänge Frauenangelegenheiten 2021 Alexandra Loser, Vorsitzende der Vbg. PflichtschullehrerInnen- gewerkschaft (alexandra.loser@vorarlberg.at) Gleichberechtigung, Frauenquote, Selbstverwirklichung, Emanzipation, Vereinbarkeit von Familie und Arbeit, Femizid, Einkommensschere – alles Schlagworte, um die Situation der Frauen darzustellen. Wir glauben in einer Welt zu leben, in der die Frauen gleichberechtigt sind, in einer Gesellschaft, in der sie alle Möglichkeiten haben. Leider beschleicht mich das Gefühl, dass wir noch immer meilenweit davon entfernt sind. Wir müssen uns immer noch erklären, warum wir keine Kinder haben wollen, warum wir gerne arbeiten und Karriere machen wollen, warum wir nicht bei den Kindern zu Hause bleiben. Warum verdienen Frauen für die wurde Anfang Mai von der Regie- Für eine gute Betreuung braucht es gleiche Arbeit immer noch nicht rung ein Maßnahmenpaket zusam- eine Begleitung der Opfer über eine gleich viel wie Männer? Warum mengebastelt. „Sehr viel Neues steht längere Zeit, weil die Gewalt bei ei- werden Männer noch immer schräg nicht darin“, sagt die Präsidentin der ner Trennung zunimmt und sich die angeschaut, wenn sie die Kinderer- Richtervereinigung, Sabine Matejka. Frauen nicht so einfach trennen kön- ziehung übernehmen? Wo sind die Ein großer Teil dieses „neuen“ Pake- nen. Am Rande einer Pressekonfe- Vorbilder für die jungen Frauen? tes besteht aus bereits existierenden renz sagte Bundeskanzler Kurz, dass Welches Bild der Frau wird ihnen Maßnahmen: es am Geld nicht scheitern werde. heute vermittelt? Die finanziellen Fragen würden sich • Die Zusammenarbeit zwischen lösen lassen. der Staatsanwaltschaft und der Kriminalpolizei muss verbes- Man darf gespannt sein, denn – so „Manchmal kommt es mir sert werden. Johanna Dohnal – „solange mehr- so vor, als hätte es viele heitlich Männer darüber entschei- • Die Opferschutzeinrichtungen Entwicklungen gar nicht ge- brauchen mehr Geld. den können, was für Frauen, Kinder geben oder sie sind an den • Es müssen zusätzliche Arbeits- und sie selbst gut ist, wird es die erforderlichen substanziellen Quan- jungen Frauen stellen für die Betreuung und Beratung der Opfer geschaffen tensprünge nicht geben.“ vorbeigegangen.“ werden. Johanna Dohnal Ein Blick in die sozialen Medien und Rosa Logar, Leiterin der Wiener Inter- Kämpferin für Frauenrechte Frauenzeitschriften lässt mich im- ventionsstelle gegen Gewalt, berich- mer wieder staunen und erschau- tet, dass pro Opfer und Jahr nicht Ohne sie hätten die Frauen in Ös- dern. Manchmal kommt es mir so einmal fünf Stunden zur Verfügung terreich viele Verbesserungen nicht vor, als hätte es viele Entwicklungen stehen – das ist definitiv zu wenig. erfahren. gar nicht gegeben – oder sie sind an den jungen Frauen vorbeigegan- gen. Und die Corona-Pandemie hat die klassische Rollenverteilung in vielen Familien nur noch verstärkt. Femizid Seit Anfang dieses Jahres fielen in Österreich 14 Frauen dem Femizid zum Opfer. Das sind 14 Frauen zu- viel! Als Femizid bezeichnet man die Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechtes. Meist sind die Täter Männer aus dem fa- miliären Umfeld. Es braucht mehr Johanna Dohnal (Foto: SPÖ) Schutz für diese Frauen. Schnell 4 schulnotizen 2/2021
Kommentar Johanna Dohnal wurde am 14.2.1939 kretärin für allgemeine Frauenfragen in Wien geboren. Sie wuchs als un- in die Bundesregierung Kreisky IV. Chaos eheliches Kind bei ihrer Großmutter In dieser Zeit setzte sie zahlreiche auf. Ihre Kindheit war geprägt von gesetzliche Verbesserungen durch, ohne richtig der Armut und dem Überlebens- vor allem für berufstätige Frauen. organisierte kampf in den Nachkriegsjahren. nachvollziehbare Anfang der 90er-Jahre wurden durch ihre Initiative die Amtsvor- Anweisungen „Die Vision des Feminismus mundschaft bei ledigen Müttern, Kommentar von Christa Böhler, Leh- ist nicht eine ,weibliche das Recht zur Betretungsverweige- rerin an MS Hard-Mittelweiherburg Zukunft‘. Es ist eine mensch- rung bei Gewalt in der Ehe und das liche Zukunft. Ohne Rollen- gesetzliche Verbot der sexuellen Es ist müßig, immer wieder über Co- zwänge, ohne Macht- und Belästigung gesetzlich festgeschrie- rona zu diskutieren, die Pandemie ist ben. Dies war ein Meilenstein für die da und mit ihr ist umzugehen. Gewaltverhältnisse, ohne Frauen in Österreich. Das „WIE“ macht es aus. Anfangs war Männerbündelei und Weib- jeder überrumpelt und hat das Beste lichkeitswahn.“ für die SchülerInnen und die Schule Frauenvolksbegehren getan. Jede Schule hat im Rahmen Nach der Volks- und Hauptschule Mitte der 90er Jahre zog sich Johan- der Schulautonomie versucht, den absolvierte sie eine Ausbildung zur na vollständig aus der Politik zurück, Verordnungen gerecht zu werden. Industriekauffrau in einer Kunststoff- das erste Frauenvolksbegehren 1997 Es wäre aber besser gewesen, wenn fabrik. Eine höhere Schulbildung unterstützte sie aber tatkräftig. Zeit frühzeitige Anweisungen von der Bil- blieb ihr aus finanziellen Gründen ihres Lebens bezog sie zu Frauenfra- versagt. Ende der 50er-Jahre heira- dungsdirektion gekommen wären, gen, Menschenrechts- und sozialen die eine klare Linie für die jeweiligen tete sie und gründete eine Familie. Fragen öffentlich Stellung. Von 1981 Ihre Ehe hielt 19 Jahre. Nach der Ge- Schultypen nach sich gezogen hätte. bis zu ihrem Tod im Februar 2010 Manche Schulen verwenden Mood- burt des 2. Kindes wurde ihr gekün- lebte sie mir ihrer Lebensgefährtin digt. Kostengünstige Betreuungsein- le, die anderen EduPage und wieder Annemarie zusammen. andere Teams. richtungen gab es nicht, also musste Das erste Frauenvolksbegehren fand sie Heimarbeiten annehmen. Erst im April 1997 statt. Es wurde damals Stundenpläne wurden an den 1969 gelang es ihr, eine Anstellung von 644.665 Personen unterschrie- Schichtbetrieb angepasst, oder der als Sekretärin zu bekommen. Stundenplan wurde so abgehalten, ben und umfasste 11 Punkte. Zwan- Im gleichen Jahr startete sie ihre zig Jahre später waren gerade ein- wie er war. Manche Schulen unter- politische Karriere als Bezirksrätin mal zwei von elf Punkten umgesetzt. richteten auch 1:1 (die SchülerIn- im 14. Bezirk (Penzing). 1971 wurde Dies war Anlass, um das zweite Frau- nen, die zu Hause blieben, folgten sie zur Vorsitzenden der SPÖ-Frauen envolksbegehren ins Leben zu rufen. dem Unterricht mit den anwesen- des Bezirks gewählt. Im folgenden Im Oktober 2018 wurde es durchge- den Kindern). Jahr wurde sie Landesfrauensekretä- führt und wurde von 481.959 Perso- nen unterstützt. Fakt ist, die SchülerInnen haben nun rin der SPÖ Wien. Sie war auch Ab- endgültig verschiedene Niveaus und geordnete im Wiener Gemeinderat Keine einzige Ministerin der türkis- somit verschiedene – manche leider und Landtag. blauen Regierung unterschrieb das auch nachteilige – Voraussetzungen 1978 – also vor 43 Jahren – war sie Frauenvolksbegehren. Frauenange- für weiterführende Schulen. Die Mitbegründerin des Vereins „Sozia- legenheiten scheinen nach wie vor SchulabgängerInnen nutzen ver- le Hilfen für gefährdete Frauen und nicht so wichtig zu sein. schiedene Lernplattformen und ha- Kinder“, der auch das erste Frauen- ben verschiedene Wissensstände. haus in Wien schuf. Der Kampf um „Ich denke, es ist Zeit, daran zu er- innern: Die Vision des Feminismus Hier wäre Einigkeit gefragt, damit je- die Fristenregelung sensibilisierte ist nicht eine „weibliche Zukunft“. Es der Schüler aus welcher Schule auch sie für die Anliegen der Frauen. ist eine menschliche Zukunft. Ohne immer, die gleichen Voraussetzun- Zeit ihres Lebens setzte sich Johanna Rollenzwänge, ohne Macht- und gen hat. Sowohl die Bundesregie- Dohnal für die Gleichberechtigung Gewaltverhältnisse, ohne Männer- rung als auch die Bildungsdirektion von Frauen und Verbesserungen der bündelei und Weiblichkeitswahn.“ hätten hier Weitsicht beweisen kön- Lebenssituationen ein. Bruno Kreis- ky holte Johanna dann als Staatsse- (Johanna Dohnal, 2004) nen. schulnotizen 2/2021 5
Willis Rundschau Und was sagt die Personal- vertretung dazu? ZA-Vorsitzender Willi Witzemann (witzewilli@hotmail.com) D iese oder ähnliche Fragen trafen in den letzten Wochen vermehrt im Büro der Personalvertretung ein. U nsere Gespräche haben soweit Erfolg gezeigt, dass in der Vorarl- berger Bildungsdirektion in den letz- „In der Vorarlberger Bil- Nicht nur die Kollegenschaft, sondern ten Wochen erkannt wurde, dass ein dungsdirektion wurde auch ein bunter Mix aus der Gesell- gegenseitiger Austausch für alle nur erkannt, dass ein gegen- schaft möchte Informationen aus Vorteile bringt. So wurden wir ein- seitiger Austausch mit der dem Schulbereich: Lehramtsstudie- geladen, unsere Meinung kundzutun Personalvertretung Vorteile rende, Eltern, RedakteurInnen, Me- und uns zu verschiedenen Themen dizinerInnen, PensionistInnen oder einzubringen. Dadurch konnten wir für alle bringt.“ PolitikerInnen erkundigten sich bei auch bewirken, dass einige Maßnah- uns über die verschiedensten schuli- men nicht durchgesetzt bzw. auf eine aus Landesmitteln für APS-Lehrperso- schen Themen. spätere Zeit verschoben wurden. So nen. So fiel der sogenannte „Ländle- denke ich, kann man auch von einem tausender“ ebenso dem System des Neben den zahlreichen Beratungs- gewissen Lernprozess sprechen oder Bildungsministeriums zum Opfer, wie gesprächen mit KollegInnen ist ein davon, dass man von den Fehlern der viele KollegInnen in der schulischen wichtiger Aufgabenteil der Personal- Vergangenheit gelernt hat. Assistenz. Durch die Dienstrechtsno- vertretung, sich auch bei den unter- velle des Bundes werden somit keine schiedlichsten Fragen zu Bildungspo- zusätzlichen Mittel mehr in diesem litik und Dienstrecht einzubringen. BeratungslehrerInnen Bereich gewährt, und es bedarf einer Und da erkundigen wir uns natürlich auch in den anderen Bundesländern, wie dort verschiedene Themen gere- S chon früh wurden wir von den BeratungslehrerInnen informiert, dass in ihrem Bereich Änderungen klaren Trennung zu den unterricht- lichen Tätigkeiten. Dadurch wurde es auch notwendig, dass nun das gelt werden. Und vor allem rufen wir geplant sind. Wir haben unsere Kritik entsprechende Personal durch die unsere KollegInnen an, um sie nach darüber platziert, dass der Dienstge- GmbH „Schulische Assistenz Vorarl- ber ein neues System implementie- berg“ angestellt wird. Die Zuteilung Natürlich werden wir hier ren wollte, ohne dabei die gesetzliche der Ressourcen erfolgt aber nach Standesvertretung, nämlich die Per- wie vor durch die Bildungsdirektion. die neue Situation genau sonalvertretung, vorab in die Gesprä- Die größte Kontrolle der Länder, oder beobachten, denn es darf che und Planungen mit einzubinden. soll man besser sagen Überwachung, keinesfalls zu einer Ver- In diesem Fall hat sich gezeigt, dass spiegelt sich aber im Verwaltungspro- eine Neuausrichtung der Pädagogi- gramm Sokrates wider. schlechterung der Beratung schen Beratung unumgänglich war, kommen. um den hohen Standard der ver- Sokrates schiedenen Beratungsmöglichkeiten ihrer Meinung zu fragen. Informationen zu sammeln, damit wir gut vorbereitet in Gespräche mit in Vorarlberg beibehalten zu können. Natürlich werden wir hier die neue Situation genau beobachten, denn es E normer Aufreger an allen Schulen und da besonders für die Direktor- Innen ist wohl das Thema „Sokra- dem Dienstgeber treten können, ist darf keinesfalls zu einer Verschlechte- essentiell. Trotzdem hat öfters der rung der Beratung kommen. Immer- Dienstgeber und auch die Politik hin waren und sind die Beratungsleh- (besonders in Wien) nicht immer un- rerInnen eine wichtige Unterstützung Der Philosoph serem Wunsch entsprochen. Schlim- für die KollegInnen an den Schulen. Sokrates: „Ich mer noch: Immer wieder wurden in weiß, dass ich der Vergangenheit Entscheidungen nichts weiß.“ Schulische Assistenz getroffen, ohne überhaupt die Mei- Vielen Kolleg- nung der Personalvertretung oder der Gewerkschaft einzuholen. Nicht nur in Vorarlberg, sondern öster- Immer größer wird die Einflussnah- me des Bundes auf die Länder und hier vor allem im finanziellen Bereich. Innen geht‘s bezüglich des Programmes reichweit. In den letzten Monaten Damit werden Selbständigkeit und „Sokrates“ hat sich zumindest die Gesprächsba- autonome Entscheidungen der Län- ebenso. sis mit der Vorarlberger Bildungsdi- der immer mehr zurückgedrängt. So rektion sehr verbessert. geschehen auch mit den Zuzahlungen 6 schulnotizen 2/2021
Kommentar tes“. Aus der Fülle an Rückmeldun- Gemeinsame Schule gen möchte ich hier zwei Themen Digitale erwähnen: Es ist immer noch nicht offiziell geklärt, wie die zukünftige Verwaltungsstruktur an Schulen aus- E in Wort noch zur Gemeinsamen Schule: Selbst bei einem „Fokus- treffen“ in der Wirtschaftskammer, Endgeräte sehen soll. Können KollegInnen nach zu dem ich eingeladen wurde, meinte Kommentar von Klaus Zanetti, wie vor in der Verwaltung tätig sein der bekannte Hotelier Joschi Walch: Lehrer an MS Hard-Mittelweiherburg und wird dies auch abgegolten? Ich „Die Jugend muss sich zu früh ent- denke, dass Leitungsteams wertvolle scheiden, wo ihre berufliche Zukunft Der 8-Punkte Plan und die digitalen Dienste leisten und man nicht alles liegt. Nur eine Aufschiebung die- Endgeräte für die 5. und 6. Schulstu- auslagern sollte. Die Vergangenheit ser Entscheidung kann hier Abhilfe fe nehmen immer konkretere Züge hat gezeigt, dass gut funktionieren- schaffen.“ an. Die Typenentscheidung an den de Leitungsteams gerade in Krisen- Ich meine, es ist höchst an der Zeit, Schulen ist getroffen, die Ausschrei- zeiten sehr flexibel und rasch han- dass hier die Entscheidungsträger aktiv werden. Das Beispiel der ganz- bungsergebnisse werden gerade am deln können. tägigen Schulformen hat gezeigt, dass Ministerium geprüft und diverse Den zweiten Gedanken bzw. Wunsch sich ohne tatkräftiges Handeln der Fortbildungsmöglichkeiten sind auf können wohl alle unterschreiben: politisch Verantwortlichen nichts be- Schiene. „Was wir am dringendsten brauchen, wegt. Lippenbekenntnisse und reine ist neben einer Entlastung einfach mal Alibihandlungen der Politik genügen Eines jedoch ist noch nicht fix: Was RUHE! Ein Schuljahr ohne ständige ebenso wenig, wie Landtagsbeschlüs- ist mit der technischen Ausstattung Neuerungen und Veränderungen!“ se ohne Umsetzungswillen. von uns Lehrpersonen? Von Seiten des Ministeriums wird zwar zum Projektstart eine gewisse Anzahl an „Lehrergeräten“ mitgeliefert, ob diese aber einzelnen Lehrenden zu- LEHRERINNEN-APP Diese LehrerInnen-App gibt es im App Store und auf Google geordnet werden, ist nicht klar. Von Beamten im Ministerium kom- Play unter „Freie LehrerInnen“. men auch Aussagen wie: „Wenn Neue Service-App für Schüler nachträglich an die Schule Vorarlberger wechseln, dann können sie ja ein PflichtschullehrerInnen Gerät aus diesem Pool bekommen“. • von PädagogInnen für Für die Zukunft schließt das Ministe- • PädagogInnen rium eine weitere Finanzierung von • kostenlos Lehrergeräten ohnedies aus. Gott • übersichtlich strukturiert sei Dank ist die Vorarlberger Bil- • mit Push- und Chatfunktion dungsdirektion, namentlich Andreas • laufende Erweiterungen mit Kappaurer und Martin Hartmann ,mit uns der Meinung, dass dieses Infos für den Schulalltag Projekt nur gelingen kann, wenn jede Lehrerin und jeder Lehrer ihr eigenes Endgerät dauerhaft zur Ver- Schulrelevante Themen fügung gestellt bekommt. schnell und griffbereit Newscenter Wir von der FSG unterstützen die (wöchentliche Infos) Bildungsdirektion bei den diesbe- o Rechtsfrage der Woche LehrerInnenlexikon züglichen Bemühungen und werden o Unterrichtstipps Termine die Angelegenheit so lange kritisch o Mittwochsinfos im Auge behalten, bis tatsächlich Bildungsreisen die in den entsprechenden Klassen o Bildungspolitik Service unterrichtenden Lehrpersonen das o Veranstaltungen weitere Medien passende Endgerät in Händen hal- o und vieles mehr Kontakte ten und diese Ausstattung auch dau- erhaft gewährleistet bleibt. schulnotizen 2/2021 7
Corona-Alltag Leben mit Corona Bernd Dragosits, Direktor der VS Wolfurt-Bütze (direktion@vswob.snv.at) Das gesamte Schulsystem lebt nun Zum Teil wurde völlig darauf ver- Meinung, nicht aber auf seine eige- seit über einem Jahr mit den Aus- gessen, dass auch die LehrerInnen ne Fachmeinung.“ wirkungen der Pandemie. Ängste haben, sich um ihre Kinder und Eltern sorgen. Das lange Warten Wirklich notwendig? Den Schulen wurde vieles abver- auf die Impfungen war auch nicht wirklich hilfreich. Die AstraZeneca Nebenbei laufen im System viele langt: Diskussionen haben ebenfalls zu Dinge weiter, die in der derzeitigen • absolute Flexibilität (oft von Frei- großen Verunsicherungen geführt. Situation nicht wirklich systemre- tag auf Montag – von heute auf Trotzdem bin ich der Meinung, dass levant sind und das führt nun doch morgen – wurde von uns allen die uns nur die Impfung zurück zu einer zu einigem Unmut in der Kollegen- Organisation des Unmöglichen größtmöglichen Normalität führen schaft. verlangt) kann. • Systemwechsel (Distance Learning Man darf sich schon die Frage stel- / digitale Lernplattformen / digitale len, ob Themen wie Kommunikationsplattformen, SEL- „Zum Teil wurde völlig • SQA – QMS – QIMS Gespräche und Konferenzen auf darauf vergessen, dass auch • IKM-Testungen Zoom-Basis, keine Gruppendurch- die LehrerInnen Ängste • der komplette Umbau der Bedarfs- mischungen, Regeln für einzelne Fächer, …) haben, sich um ihre Kinder erhebung, des Eröffnungsberichts, und Eltern sorgen.“ der Lehrerabrechnung (Sokrates- • sozialarbeiterische Tätigkeiten DirektorInnen, die vor den Anlei- (Betreuung von Kindern und Fami- tungen sitzen und daran arbeiten, lien in Krisensituationen / Umgang Jedes Verständnis fehlt mir für Kol- diese im System umzusetzen, wis- mit Corona Leugnern, …) legInnen, die die Masken oder die sen, wovon ich spreche.) Testungen an den Schulstandorten • der Umbau des Systems für Ganz- All dies wurde mit großem Engage- verweigern. Wir stehen alle in der tagsbetreuung (Freizeitstunden) ment, nach bestem Wissen und Ge- Verantwortung für unsere Schüler- • die Neuberechnung der Kontin- wissen von den Teams an den ein- Innen (samt deren Eltern & Groß- gentszuweisungen zelnen Schulstandorten umgesetzt. eltern) und für unsere KollegInnen. Die Zurufe von Corona leugnenden Als Lehrperson unterliege ich dem genau jetzt durchgezogen werden Eltern, der Wirtschaft mit ihren Inte- Dienstrecht und kann nicht meine müssen. ressen und der Politik waren immer Privatmeinung darüber stellen – das als Nebenmusik hörbar und verunsi- ist unprofessionell und anmaßend. Lücken im System – Schullei- cherten viele. „Jeder hat ein Recht auf seine eigene tung, ein Jonglieren mit zu vielen Bällen Ein weiteres Systemproblem wur- de gerade in den Krisensituationen überdeutlich: Die immer noch nicht gelöste Frage der Schulsekretariate für die Pflichtschulen. Gerade in den Volksschulen kam es bei positiven Corona-Fällen bei den Selbsttestungen immer wieder zu massiven Stresssituationen. Direk- torInnen, die gerade am Supplieren, Unterrichten, in einer Besprechung oder auch im Krankenstand waren – da war dann die Situation explosiv 8 schulnotizen 2/2021
Kommentar Volle Kraft voraus … Kommentar des Vorsitzenden Entscheidungsfreiheit (Verwalten des DA-Bludenz des Mangels) Alexander Frick „Weiters bindet der Sokra- • Zukünftig eine Zusatzausbildung tes-Umbau so viele Kapa- (um sich überhaupt bewerben zu Präsenzunterricht ist nicht ersetzbar. zitäten, dass auch hier die können), die sich vom Zeitauf- Was aber tun, wenn die Infektions- Grenzen des Zumutbaren wand in derart abwegigen Sphä- zahlen seit den Öffnungsschritten in ren bewegt, dass man sich Vorarlberg massiv gestiegen sind? erreicht werden.“ Ja, genau! Regelunterricht mit vol- fragen muss, wer sich das denn antun soll. len Klassen ohne Abstand, obwohl und kaum zu meistern. Dafür und für • Immer noch kein Konzept, ge- den Verantwortlichen bekannt ist, vieles mehr braucht es dringend Se- schweige denn eine reale Um- dass die Inzidenzen gerade bei den kretariate zur Entlastung. setzung des Mentoring für Neulei- Jungen steigen. terInnen. Dafür wird dann gelüftet und mehr Weiters bindet der Sokrates-Umbau getestet – mit dem Service einer so viele Kapazitäten, dass auch hier die Grenzen des Zumutbaren er- „Meine dringende Bitte an von oben verordneten Bestätigung die zuständige Landesrätin des negativen Testergebnisses durch reicht werden. die LehrerInnen mit ihren privaten Zudem muss jedem/jeder Schulver- Frau Dr. Schöbi-Fink: Gehen Smartphones. antwortlichen klar sein, dass sich Sie das Thema weiter offen- Der flächendeckende Einsatz von immer weniger LehrerInnen für eine siv an. Erste Schritte wurden Antigenschnelltests wird aber den Schulleitung interessieren. Warum? Wo soll man da anfangen? gesetzt, aber es drängt!“ Anstieg an Infektionen nur ver- langsamen und nicht kontrollieren • Viel Arbeit – wenig Lohn (sowohl können. „Dass Infektionen steigen, Gerade jetzt braucht es Schulleiter- finanziell als auch in Form von wenn wir öffnen, das wird absolut Innen, die sich auf ihre Arbeit im Anerkennung) stattfinden“, so der Kanzler, aber Team konzentrieren können, die Zeit • Für alles zuständig, für wenig es werde sich vor allem „um Infek- zum Zuhören haben. Die bei schwie- tionen bei Kindern handeln.“ Das rigen Elterngesprächen Rückhalt bie- macht mich sprachlos. ten und da sein können. Mit ihnen Foto:Gerd+Altmann-Shape_pixelio.de steht und fällt die Atmosphäre am Für die Elterngeneration der Schul- Standort. Sekretariate und Mento- kinder beginnt die Impfung Ende ring würden sie so entlasten, dass Mai oder im Juni. Angesichts dieser sie dafür mehr Zeit haben – damit zwei ungeschützten Monate besteht würden alle profitieren. ein hohes Risiko, dass diese Öffnun- gen zu früh kommen. Meine dringende Bitte an die zustän- dige Landesrätin Frau Dr. Schöbi- SPÖ-Bildungssprecherin Vorderwink- Fink: Gehen Sie das Thema weiter ler: „Lockdowns gehören verhindert, offensiv an. Erste Schritte wurden nicht vorbereitet!“ und „Die Politik gesetzt, aber es drängt! muss dafür sorgen, dass Schulen nie mehr geschlossen werden müssen.“ Sehe ich genauso, aber wo sind die Konzepte, die im kommenden Schul- jahr einen Normalbetrieb der Schu- len sicherstellen? Zufriedenstellende Lösungen sind Übernahme einer bis jetzt weder von der Opposition Schulleitung - ein noch von den Verantwortlichen in Sprung ins Ungewisse der Regierung gekommen. schulnotizen 2/2021 9
Schulservice „Nicht genügend“ oder „Nicht beurteilt“ in Covid-19-Zeiten Unabhängig, ob die SchülerInnen im Ein Schüler/eine Schülerin kann nämlich Präsenz- oder ortsungebundenen Unter- auch wenig, aber gezielt fehlen. Bevor w w w. f r e i e l e h r e r. a t richt unterrichtet werden/wurden bzw. ein „Nicht beurteilt“ in das Zeugnis ge- mit Arbeitspaketen versorgt werden/ schrieben werden darf, ist eine Feststel- wurden, die Mitarbeit der SchülerInnen lungsprüfung gemäß § 21 LBVO am wird besonders in diesem Schuljahr die Jahresende anzusetzen. Wird diese primäre Leistungsfeststellung sein, wie Prüfung aus gerechtfertigten Gründen es auch im §18, Absatz 1 SchUG vorge- versäumt, ist sie im darauffolgenden geben ist. Schularbeiten spielen keine Schuljahr als Nachtragsprüfung nachzu- zentrale Rolle. holen. Zu den Schularbeiten hält die Covid- Auf gar keinen Fall sind SchülerInnen, 19-Schulverordnung fest: die sich durch einen Lockdown oder §11 (2) Wenn vor dem 6. April 2021 aufgrund eines Risiko-Attests oder einer keine Schularbeit durchgeführt wurde, Testverweigerung im ortsungebundenen darf … bis zum Ende des Sommerse- Unterricht befinden, als SchülerInnen mesters 2021 je Unterrichtsfach in einer mit einem längeren Fernbleiben vom Klasse oder Schülergruppe eine Schul- Unterricht zu klassifizieren. Wenn Schü- arbeit durchgeführt werden. Dürfen lerInnen im ortsungebundenen Unter- heißt nicht müssen! Gültig bleibt, dass richt die Arbeitsaufträge nicht erfüllen, die zuletzt erbrachten Leistungen mehr also keine Leistung erbringen, führt gewichtet in der Jahresbeurteilung zu das nicht zu einem „Nicht beurteilt“, berücksichtigen sind. ( § 20 (1), 1. Satz sondern die Leistungen sind mit „Nicht SchUG) genügend“ zu beurteilen! (Erlass des BMBWF GZ 2021-0.065.827, Punkt 4.1) Wann ist ein Schüler/eine Schülerin nicht zu beurteilen? Außerdem: Positive Jahresbeurteilungen Dies ist dann der Fall, wenn aufgrund in den Pflichtgegenständen können ge- eines längeren Fernbleibens (z.B. Er- mäß den im SchUG (Schulunterrichtsge- krankung) vom Unterricht keine Beur- setz) aufgezählten Widerspruchsrechten teilung durch die Lehrkraft getroffen von den Erziehungsberechtigten nicht werden kann. Es gibt dafür keinen beeinsprucht werden. Anwesenheitsprozentsatz im Gesetz. Willi Witzemann Alexandra Loser Hannes Nöbl Vors. Personalvertretung Vors. Stellvertreterin im ZA Mitglied im ZA 0664 26 85 716 0664 16 25 988 0660 52 72 105 willi.witzemann@vorarlberg.at alexandra.loser@vorarlberg.at hannes.noebl@pts-feldkirch.at 10 schulnotizen 2/2021
Schulservice BUNDESPENSIONSKASSE FSG-PflichtschullehrerInnengewerkschaft Die Bundespensionskasse (BPK) ist eine Eigenbeträge betriebliche Zusatzpension und stellt o beliebiger monatlicher Eurobetrag somit eine der drei Säulen der Pensions- bis zu € 1.000,- jährlich oder vorsorge dar. o freiwillige Zuzahlung mit staatlicher 1. Staatliche Pension Förderung. Die Höhe der staat- 2. Bundespensionskasse lichen Prämie beträgt 4,25% der 3. Individuelle Pensionsvorsorge Eigenbeträge (Stand 2021). Die Bundespensionskasse besteht seit Pensionsantritt 2009 für vertragliche und pragmatisierte Der Dienstgeber meldet die Auflösung KollegInnen ab dem Jahrgang 1955. Sie von Dienstverhältnissen bzw. die Ver- hat mit dem Pensionskonto nichts zu tun. setzungen in den Ruhestand monat- lich an die BPK und die erforderlichen Der Dienstgeber zahlt 0,75% des Formulare werden sodann von der Pensionsbeitrages in die BPK ein. BPK an die/den Begünstigte/n gesandt. Ihr Gehalt verringert sich dadurch Nach Erhalt aller notwendigen Doku- nicht. mente wird die Höhe des Pensionsan- Diese Beiträge werden von der BPK spruchs berechnet und mit der Zahlung auf dem Kapitalmarkt veranlagt. der Pension begonnen. Abfindung Leistungen der Bundespensionskasse Übersteigt der Wert der Zusatzpension zum Zeitpunkt des Pensionsantritts Alterspension oder bei Beendigung des Dienstver- o BeamtInnen: ab Übertritt in den hältnisses vor dem Leistungsfall nicht Ruhestand die gesetzliche Grenze von € 12.900,- o Vertragsbedienstete: frühestens ab (Stand 2021), so erhält man von der dem vollendeten 55. Lebensjahr BPK eine Abfindung. Berufsunfähigkeitspension Beendigung des Dienstverhältnisses o BeamtInnen: bei Versetzung in den vor Pensionsantritt Ruhestand wegen dauernder Wird das Dienstverhältnis vor Erfüllung Dienstunfähigkeit der Voraussetzung für eine Leistung o Vertragsbedienstete: bei staat- beendet, bleiben die Ansprüche aus licher Berufsunfähigkeitspension Dienstgeber- und Eigenbeträgen er- Hinterbliebenenpension halten. o Witwen- / Witwerpension o Waisenpension Jahresinformation Einmal jährlich gibt es von der BPK eine sogenannte Jahresinformation. Alle Infos (Pensionsrechner Diese enthält eine Aufstellung der Bei- und Erklärvideos) sind unter träge und zukünftigen Pensionsansprü- http://bundespensionskasse.at che. Die Jahresinformation wird im zu finden. Juni über den Dienstgeber zugestellt. schulnotizen 2/2021 11
Kleinschulen-Idylle Leben und Unterricht in einer Kleinschule Daniel Amann, Schulleiter an der VS Viktorsberg (direktion@vsvb.snv.at) Mein Name ist Daniel Amann, ich bin jetzt 47 Jahre alt und wohne mit meiner Frau Claudia in Koblach. Unsere Zwillinge sind inzwischen auch schon fast 21 Jahre alt und noch in Ausbildung. Seit dem Schul- jahr 2011/12 bin ich Leiter an der einklassigen Volksschule in Viktorsberg. Einklassig? Das war einmal. Seit diesem Schuljahr sind wir zweiklassig und im Moment erleben wir gerade einen Höhenflug. Die SchülerInnenzahlen sprechen für sich. Hatte ich vor 10 Jahren 12 SchülerInnen, sind es derzeit 21. Nächstes Schuljahr werden es 26 sein, im Jahr darauf bereits 31. Also erleben wir wirklich einen Boom. Was ist das Stellenprofil als stellten die ganzen Festtafeln in der trachtung. Die erste Sachunterrichts- LeiterIn einer Kleinschule? Schule mit den Kindern her. Natür- stunde ist immer am Montag in der - eine robuste Gesundheit lich wurden diese Tafeln dann auch letzten Stunde - und so weiter. Somit - Kontaktfreudigkeit von ihnen beim Umzug getragen. Als nehmen die Kinder schon das richti- - offen sein für Dorf- und Dankeschön bekamen wir nach dem ge Buch heraus und ich muss weni- Vereinstätigkeiten Fest einen namhaften vierstelligen ger Ansagen machen. Heuer mit nur Betrag von der Feuerwehr Viktors- mehr zwei Stufen sowieso kein Prob- Gerade in so einer Schule mit wenig berg. Ich mache solche Aktionen lem, aber bei vier Stufen kommst du Personal wird es schwierig, wenn aber wirklich gerne und muss da aus dem Reden nicht mehr heraus, man zum Beispiel wegen Krankheit eher aufpassen, dass meine eigene wenn sich da nicht Automatismen ausfällt. Dass der Stresslevel an ei- Familie nicht zu kurz kommt. einspielen. ner kleinen Schule nied- riger ist, könnte auch ein Herausforderungen? Grund sein, dass wir Lei- terInnen wirklich auch Ich sehe mich als Team- selten krank sind. player und das ist in einem In einem kleinen Dorf kleinen Kollegium sehr kennen sich fast alle und wichtig. Heuer sind wir ins- sind per Du. Da macht es gesamt zu sechst und dank Sinn, wenn man selbst zweier Studentinnen konn- auch nicht zu scheu ist ten wir alle Stunden ab- und jeden Kontakt mei- decken. Wir müssen einan- det. der vertrauen können und Die einzige Frage beim müssen als Team an einem Hearing des damaligen Strang ziehen und in die Landesschulrates (alle Symbolbild gleiche Richtung denken. Leiterstellen wurden offiziell ausge- Das ist hilfreich, weil in einem klei- nen Dorf natürlich nichts lange ge- schrieben) an mich war, ob ich mir Wie geht das mit dem vorstellen kann, auch im Sinne der heim bleibt und natürlich schon bei Abteilungsunterricht? zwei Klassen verglichen wird. Dorfgemeinschaft mitzuwirken. Und das ist als LeiterIn einer Kleinschule Wichtig ist eine gute Struktur, die du sehr wichtig. über die Jahre aufbaust. Die Kinder, Wie unterstützt die Die Schule ist ein zentraler Punkt im die schon länger an der Schule sind, Gemeinde als Schulerhalter Dorf und jede Veranstaltung, jedes haben diese Struktur quasi im Blut, die Volksschule? Fest, jede Messe, an der wir teil- und die Neuen lernen diese Struk- nehmen oder dabei sind, bewegt tur ziemlich rasch. Wir haben einen Da muss ich wirklich sagen, dass wir das ganze Dorf und wird auch sehr fixen Stundenplan mit einer Rege- eine tolle Situation im Ort haben. wohlwollend aufgenommen. Ein lung, dass zum Beispiel immer am Der Bürgermeister war selbst vor Highlight war das Bezirksfeuerwehr- Montag Rechtschreiben stattfindet, seiner Pensionierung Berufsschul- fest noch vor der Pandemie. Wir am Donnerstag ist immer Sprachbe- lehrer und ich denke, er kann sich 12 schulnotizen 2/2021
Kommentar gut in eine Schule hineindenken. Wir dass wir hier an Kleinschulen einen stoßen immer auf offene Ohren und Nachteil haben werden. Kein Sekre- Erwartung es herrscht ein gutes Miteinander. tariat, kein Administrator, der uns Nicht nur aus diesem Grund sind wir unterstützt, aber im Endeffekt müs- und Realität gut ausgestattet. Zum Beispiel schon sen wir uns gleich gut im Programm seit Jahren mit einem Smartboard auskennen wie jede große Schule. Kommentar von Saskia Koller, oder einem Turnsaal, um den uns Das wird sicher herausfordernd. Lehrerin an der VS Feldkirch-Tisis, manch größere Schulen beneiden. Obfrau des SLV Ich könnte das noch fortsetzen. Welche Unterstützung Erwartung erhältst du als Leiter von Es ist Mittwochmorgen. Gibt es besondere der Schulbehörde? Um 7:45 Uhr kommen die SchülerIn- Herausforderungen beim nen motiviert lächelnd in die Schule. Schulweg für die Kinder? Maria Kolbitsch-Rigger hat mir vor Sogleich bereiten sie ihren Arbeits- Jahren einmal gesagt: „Wenn du platz vor. Pünktlich um 8:00 Uhr be- Als überzeugte Öffibenutzer und nichts von mir hörst, kannst du da- grüßt die Lehrperson gut gelaunt die Fußgänger möchten wir, dass die von ausgehen, dass es keine Be- versammelte Klasse und der Unter- Kinder zu Fuß in die Schule kommen. schwerden gibt und alles läuft.“ Das richt kann beginnen. Wir können es aber dennoch nicht versuche ich nach wie vor zu beher- verhindern, dass manche Eltern zigen. Kleine Problemchen lösen wir Realität ihre Kinder auf dem Weg zur Arbeit an der Schule selbst, knifflige Fälle, Es ist Mittwochmorgen. schnell bei der Schule aussteigen bei denen ich auf die Hilfe der Schul- Um 7:45 Uhr trudeln die ersten lassen. Im Endeffekt muss das aber behörde zähle, hatten wir bisher SchülerInnen ein (teilweise noch jede Familie für sich entscheiden. nicht. mürrisch, teilweise schon über- Eine Besonderheit bei uns ist, dass dreht) und erwidern nuschelnd mei- ich relativ zeitig in der Schule bin und Wie wirkt sich die Pandemie nen Morgengruß. In den nächsten die Kinder schon ab 7:10 Uhr (Die an deiner Schule aus? Minuten begeben sich die meisten Schule beginnt um 8 Uhr) herein- in die Klasse. Manche halten sogar kommen können. Sie beschäftigen Wieder ein Vorteil der kleinen Struk- ihre Arbeitssachen schon bereit. Um sich dann selbst und es funktioniert tur im Dorf und bei uns. Seit Mona- 8:03 Uhr scheuche ich die letzten ohne irgendeine Hektik. Die Kinder ten haben wir keinen einzigen positi- zwei SchülerInnen, die sich noch in schreiben ihre Lernwörter, dürfen ven Fall in der Gemeinde, seit Beginn der Garderobe verstecken, herein, auch an den Computer, es wird mit- testen wir uns und alle Kinder sehr woraufhin auch schon die Corona- einander getratscht, … . Das ist ein gewissenhaft und so können wir im tests ausgeteilt werden. Ich eile hin Bonbon, das nur in diesem kleinen Rahmen der Möglichkeiten fast nor- und her, bis alle das Stäbchen richtig Rahmen an einer Kleinschule funk- mal unterrichten. in der Nase haben und auf jedem tionieren kann. Die Eltern wissen das Wir haben auch Eltern, die corona- Test sechs Tropfen landen. Um mitt- sehr zu schätzen. skeptisch sind, aber alle haben sich lerweile 8:16 Uhr hole ich schnell vielleicht aus diesem Grund schon Ersatztests für die zwei SchülerIn- Und dann deine spezielle früh entschlossen, die Kinder in die nen, bei denen der Test wieder nicht Tätigkeit als Leiter. Was ist Schule kommen zu lassen. funktioniert hat. Dank der warmen Witterung können Um 8:21 Uhr seufze ich tief. Mit ei- schwieriger geworden? unsere beiden Studentinnen, die als nem Lächeln (das unter der FFP2- Also ich habe das Gefühl, dass ich an Schwerpunkt in ihrem Studium Mu- Maske natürlich keiner sieht), in- einer Kleinschule viel mehr Lehrer sik haben, mit den Kindern ein selbst nerlich aber schon jetzt gestresst, sein kann als Leiter und das kommt geschriebenes Musical erarbeiten. begrüße ich alle noch einmal richtig. mir sehr entgegen. Was mir Sorgen Das war lange Zeit unmöglich. Auch Ich schreibe den Text für die Mutter- bereitet, sind die Änderungen, die wenn es am Ende des Projekts viel- tagskarte, die fertig werden soll, an verwaltungstechnisch auf uns im leicht keine Aufführung vor Publi- die Tafel. Dann der Ruf einer Erst- Herbst zukommen werden. Die kom- kum geben kann, es wird auf jeden klässlerin, die Augen strahlend vor plette LehrerInnenverwaltung, also Fall gefilmt und die Eltern bekom- überraschter Freude: „Ich kann das auch die Personalverrechnung soll ja men dann die Aufzeichnung. alles lesen!“ Ihr Lächeln wirkt anste- in Sokrates durch uns Leiter abgewi- ckend und ich erinnere mich, worauf ckelt werden. Und da befürchte ich, es wirklich ankommt. schulnotizen 2/2021 13
Querbeet Belohnung für klassenführende Lehrpersonen gefordert Die Aufgaben, die von klassenführenden Lehrpersonen und von KlassenvorständIn- nen, die durch die Pandemie und deren Auswirkungen auf Schule und Unterricht für die ihnen anvertrauten SchülerInnen zu bewältigen waren, sind weit über das übliche Ausmaß hinausgegangen. Unterricht konnte vielfach nur unter erschwerten Bedingungen stattfinden, welche insbesondere die klassenführenden Lehrpersonen und die KlassenvorständInnen vor enorme Herausforderungen gestellt und zu einer deutlichen Zunahme der Klassenvorstandstätigkeit und den damit verbundenen Aufgaben geführt haben. Gleichermaßen erschwert waren auch die Tätigkeiten im Rahmen der Schulpartnerschaft und der Schulgemeinschaften. Aus diesen Gründen fordern der Zentralausschuss der Personalvertretung der PflichtschullehrerInnen sowie die Fachausschüsse für AHS und BMHS • den klassenführenden Lehrpersonen der Pflichtschulen, • den KlassenvorständInnen der Allgemeinbildenden Höheren Schulen und • den KlassenvorständInnen der Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen eine einmalige Belohnung in Höhe von 300 Euro für die herausfordernde Führung und Betreuung der Klassen. Laut Willi Witzemann, wäre dies eine einmalige Belastung des Landes Vorarlberg von rund 200.000 Euro. „Das Land Vorarlberg hat ohne zu zögern einem Lustenauer Fußballverein 100.000 Euro Förderung zukommen lassen. Da ist es nur recht und billig, wenn sich das Land Vorarlberg auch im Bereich der Schule nicht knausrig zeigt.“ Weiterhin viel zu wenig Unterstützungspersonal Wenn die Schule im Herbst wieder im Normalbetrieb ist, wird sie mit den alten Problemen konfrontiert sein. Alexandra Loser, Vorsitzende der Vorarlberger Pflicht- schullehrerInnengewerkschaft, erinnert daran, dass Österreich weiterhin viel zu wenig Unterstützungsper- sonal an den Schulen hat. „Es fehlt an SozialarbeiterIn- nen, SchulpsychologInnen, SchulkrankenpflegerInnen und Verwaltungspersonal.“ Es werde an den Schulen immer schwieriger, die ausufernden Verwaltungsauf- gaben zu erledigen. Das Unterstützungspersonal wer- Buchvorstellung: „Einspruch!“ de gebraucht, damit sich Lehrpersonen wieder auf ihre Kernaufgaben konzentrieren könnten. Ingrid Brodnig, Journalistin, Buchautorin und eine der fundiertesten KennerInnen der sozialen Me- Mit dem kommenden Schuljahr sollen nun auch die dien und ihrer Gefahren, hat mit „Einspruch!“ ein 5. und 6. Klassen mit Tablets oder Notebooks ausge- neues Buch auf den Markt gebracht. stattet werden. Sabine Helmberger schreibt auf der Darin beschäftigt sich die Autorin mit Verschwö- Homepage der Öli-UG treffend, dass dafür natürlich rungsmythen und Fake News und gibt Strategien auch zusätzliche InformatikerInnen benötigt werden: und Tipps, damit man mit Fakten im Freundes- oder „Denn, so medienwirksam die Einführung der Tablets Verwandtenkreis erfolgreich gegen Verschwörungs- transportiert wurde, so wenig wurde darüber geredet, theorien kontern kann. wer diese Flut an zusätzlichen Geräten reparieren, Ingrid Brodnig ist auch Autorin des Buches „Hass warten, updaten und in Stand halten soll. Die Betreu- im Netz“, für das sie den Bruno-Kreisky-Sonderpreis ung der zusätzlichen Geräte ist eine Herkulinenaufga- für das politische Buch erhielt. be und der von der Regierung veranschlagte Betrag an Brandstätter Verlag Werteinheiten dafür lächerlich. Das ist kein Digitalisie- 157 Seiten rungspaket für die Schule der Zukunft.“ Preis: 20 Euro 14 schulnotizen 2/2021
Querbeet LehrerInnengewerkschaft Neuer Vorstand des SLV ist entrüstet Im vergangenen April wurde auf der Jahreshaupt- In einem VN-Bericht über LehrerInnenimpfung wur- versammlung des SLV (Sozialistischer LehrerIn- de der Vorarlberger Gesundheitsexperte Armin Fid- nenverein Vorarlberg) der Vorstand neu gewählt. ler dahingehend zitiert, dass Lehrpersonen, die sich Dabei wählten die anwesenden Mitglieder die nicht impfen ließen, ihren Beruf verfehlt hätten. Volksschullehrerin Saskia Koller einstimmig zur Alexandra Loser, Vorsitzende der Vorarlberger neuen Vorsitzenden. Evi Bitschnau-Steurer, die in PflichtschullehrerInnen, nahm dazu öffentlich Stel- den letzten Jahren dieses Amt inne hatte, legte lung: es aus persönlichen Gründen nieder. Sie wird al- „Für mich ist das LehrerInnenbashing! Die Impfung lerdings weiterhin in der Personalvertretung tätig hat nichts mit der Qualifikation für den Lehrberuf sein. oder gar der Qualität des Unterrichts zu tun.Die Obfrau: Saskia Koller LehrerInnen in Vorarlberg,“ so Loser weiter, „leis- Stellvertreter: Johannes Spies ten während dieser Pandemie Großartiges für die Stellvertreterin: Alexandra Loser Kinder und Jugendlichen. Die Entscheidung, ob und Schriftführer: Werner Gerold wann sich jemand impfen lässt, steht jedem frei. Zu- Kassier: Gerhard Unterkofler dem sind die Meinungen der Experten zur Rolle der Beiräte: Jürgen Mayer (VS), Doris Kling (MS), Kinder und Jugendlichen im Infektionsgeschehen Hannes Nöbl (PTS), Raphael Honeder (Junglehrer- auch sehr unterschiedlich.“ Innen), Willi Schneider (PensionistInnen) Der von den VN veröffentlichte Leserbrief kann auf der App der Freien LehrerInnen oder auf deren Homepage (www.freielehrer.at) nachgelesen werden. Bundestag der Pflichtschul- lehrerInnengewerkschaft Im Mai fand der digitale Bundestag der Gewerk- schaft der PflichtschullehrerInnen als Videokonfe- renz statt. 142 Delegierte haben dabei die inhaltli- chen Weichen für die nächsten fünf Jahre gestellt. Dr. Thomas Bulant (FSG) wurde mit großer Zustim- mung als Stellvertreter des Vorsitzenden Paul Kim- berger (FCG) gewählt. Ein großer Schritt in die richtige Richtung ist die mehrheitliche Zustimmung (76,1 %) zur „Gemein- NEU im PV-Büro samen Schule“ (Antrag: Einführung einer gemein- samen, differenzierten Schule aller Schulpflichti- Mit dem neuen Schuljahr 2021/22 wird anstelle von gen im Sekundarbereich 1). Hannes Nöbl der Mittelschullehrer Alexander Frick Die Schulautonomie soll erweitert werden, der zusätzlich für zehn Stunden in der Woche im ZA Support für den digitalen Bereich an Pflichtschulen Büro mitarbeiten. muss ausgebaut werden und eine berufsbegleiten- Alexander Frick ist DA-Vorsitzender im Bezirk Blu- de LehrerInnenausbildung sind weitere Punkte auf denz, Mitglied in der Landesleitung der Pflichtschul- der Arbeitsagenda der Gewerkschaft für die nächs- lehrerInnengewerkschaft und schon seit mehreren ten fünf Jahre. Auch mit dienst- und besoldungs- Jahren für die Freien LehrerInnen in der Personal- rechtlichen Verbesserungen für die LehrerInnen im vertretung tätig. Land wird sich die PflichtschullehrerInnengewerk- Hannes Nöbl wird weiterhin als DA-Vorsitzender für schaft in der GÖD beschäftigen. Die Anrechnung den Bezirk Feldkirch tätig sein. der Vordienstzeiten, flexible Wiedereinstiegsmo- Damit sind ab September Willi Witzemann, Alexan- delle nach einem langen Krankenstand und Fä- dra Loser und Alexander Frick für die LehrerInnen chervergütung in der Volksschule sind nur einige aktiv. Anliegen. schulnotizen 2/2021 15
Gemeinsame Schule Die Gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen dringender denn je! Die Pandemie zeigt die Schwachstellen unseres segregierenden Schulsystems schonungslos auf. Peter Fischer, Sprecher der ARGE Gemeinsame Schule (peter.fischer@vol.at) Pandemie-bedingt zeigt sich der grassierende Virus im Bildungssystem mehr denn je. Die von Wirt- schaft, Eltern, SchülerInnen, PädagogInnen und nicht zuletzt von vielen BildungswissenschaftlerInnen seit Jahrzehnten geforderten Reformen in unserem verkrusteten Bildungssystem finden nicht statt. Wenn, dann nur kosmetisch, wie zum Beispiel die Implementierung der Mittelschule, die mehr oder weniger die frühere Hauptschule mit dem A- und B-Klassenzug abgelöst hat. Hauptübel ist die Trennung als GymnasiallehrerInnen. Diese der Kinder nach der 4. Klasse „Ein öffentliches Schulsys- können sich ihre SchülerInnen so- zusagen aussuchen. Diese Auslese Volksschule – geschuldet der tem müsste allen Kindern beginnt mit der Beurteilungslotte- schwarz-türkisen Blockade- und Jugendlichen, rie und dem Semesterzeugnis der 4. politik. unabhängig von Herkunft, Klasse Volksschule und endet damit, Ethnie und Religion, vom dass „schlechte“ SchülerInnen jeder- Heuer sind die Gymnasien noch zeit in die Mittelschule abgeschoben Gesetz her gleiche Bildungs- mehr mit dem Dilemma der Segre- werden können. Zudem wechselt gation konfrontiert, weil sie nicht chancen gewähren.“ nach der 4. Klasse AHS mehr als die wissen, wohin mit den vielen An- Hälfte ohnehin in eine andere Schul- meldungen. Die AHS-Direktoren- Aber in einem öffentlichen Schulsys- form. sprecherin Isabella Zins bezeichnet tem, das allen Kindern und Jugend- das jetzige Aufnahmeverfahren so- lichen, unabhängig von Herkunft, Landtagsbeschluss zur Gemein- gar als „Blindflug“. Damit bringt sie Ethnie und Religion, vom Gesetz her samen Schule – von LH Wallner die ganze Misere auf den Punkt. gleiche Bildungschancen gewähren ignoriert! müsste, finde ich diese frühe Tren- Anstatt das Grundübel, nämlich die nung unhaltbar und einen seit Jahr- Ein großer Hoffnungsschimmer Segregation mit zehn Jahren anzu- zehnten tolerierten Skandal. Zudem leuchtete mit dem Beschluss des gehen, wird alles getan, um das zu ist es auch ein Verstoß gegen die Kin- Vorarlberger Landtags im Jahr 2015 verhindern. Diesen Segregationsbe- derrechte. Nicht zu unterschätzen ist auf, wonach die Weiterentwicklung strebungen liegt eine Idee zugrunde: dabei, dass die Mittelschulen immer der Schulen der 10- bis 14-Jährigen Das Gymnasium soll eine Schulform mehr ausgehungert werden. in Vorarlberg und zur Schaffung der sein, die die 10-Jährigen nach sozi- Voraussetzungen für die landeswei- alen, gesellschaftlichen und intellek- Das liegt ganz sicher tuellen Kriterien segregiert. Dabei nicht an der besseren weiß man seit Langem, dass weniger Pädagogik an den Gym- die Begabung für die Aufnahme ins nasien. Der Hauptgrund Gymnasium entscheidet, sondern ist für mich im besseren vielmehr der soziökonomische Hin- Renommee des Gym- tergrund bzw. der Bildungsgrad der nasiums in unserer Ge- Eltern. sellschaft zu suchen. Das ist im höchsten „Anstatt das Grundübel, Maße irrational und ungerecht, denn die nämlich die Segregation Volks- und Mittelschul- mit zehn Jahren anzugehen, lehrerInnen sind durch wird alles getan, um das zu die Unterschiedlichkeit Ein Allparteien-Beschluss zur Gemeinsa- verhindern.“ ihrer SchülerInnen bei men Schule existiert seit dem Jahr 2015. Weitem mehr gefordert 16 schulnotizen 2/2021
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