Mitteilungsblatt der Offiziersgesellschaft der Stadt Bern Ausgabe Februar 2021

 
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Mitteilungsblatt der Offiziersgesellschaft der Stadt Bern Ausgabe Februar 2021
Mitteilungsblatt der Offiziersgesellschaft der Stadt Bern
Ausgabe Februar 2021
Mitteilungsblatt der Offiziersgesellschaft der Stadt Bern Ausgabe Februar 2021
Gemeinsam leisten wir
    einen wesentlichen Beitrag
    zur Sicherheit der Schweiz.

    ruag.ch                 Sicherheit entscheidet.
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Mitteilungsblatt der Offiziersgesellschaft der Stadt Bern Ausgabe Februar 2021
Inhaltsverzeichnis
                                         5    Wort des Präsidenten

                                         9    Programm Air2030
                                              Divisionär Claude Meier

                                            Beschlussfähige Mitgliederversamm-
                                         13	
                                            lung – trotz COVID-19
                                         	Offiziersgesellschaft Stadt Bern

                                            Historische Exkursion zum Simplon-
                                         17	
                                            Adler der Gebirgsbrigade 11
                                         	Besuch Festungsmuseum Naters und
Impressum                                   Hospiz Simplon
Copyright © 2021 OGB
Auflage 1200 Exemplare                      Ausbildungskommando –
                                         23	
                                            Unsere Herausforderungen
Gestaltung: rubmedia                        Korpskommandant Hans-Peter Walser
Layout und Herstellung: rubmedia, Bern
www.rubmedia.ch                             Air2030 – In jeder Situation der richtige
                                         27	
                                            Schutz
Gedruckt mit Wasserkraft auf Papier      	Divisionär Bernhard Müller
aus nachhaltiger Forstwirtschaft
                                         30   Potpourri am Himmel
                                              Hauptmann Dominic Büchi
Kontakt
Oberst i Gst                             32   Erinnerung an Norfolk, USA
Frieder Fallscheer                            Oberstlt i Gst Reinhard Eugster
Präsident OG Stadt Bern
Kollerweg 3                              33   Das letzte Wort
3006 Bern                                     Noch einmal Simplonpass
praesident @ ogb.ch
www.ogb.ch                               34   Vorstand 2021

Titelbild: © Luftwaffe                   38   Programm der OGB 2021

                                                                                    3
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Wort des Präsidenten
Es kommt oft anders als man denkt!               Auch die Armee ist bereit, auf Unerwartetes zu
                                                 reagieren. Wer von uns hätte Ende des Jahres
Liebe Mitglieder, Kameradinnen und               2019 gedacht, dass der damals durch die Me-
Kameraden                                        dien im fernen China gemeldete Ausbruch des
                                                 Corona-Virus am 16. März 2020 zur grössten
Unseren ersten Vortrag nach der Mitglieder-      Mobilmachung der Schweizer Armee seit dem
versammlung im März 2020 hatten wir erst         2. Weltkrieg führen würde? Obwohl die Armee
am 18. August. Es war der Vortrag des Kom-       erst mit der WEA im Jahr 2018 die Mobilma-
mandanten der Luftwaffe, Divisionär Bernhard     chungen wieder eingeführt hat, hat sie ge-
Müller, welcher uns die Argumente zur Volks-     zeigt, dass unsere Miliz fähig ist, aus dem
abstimmung vom 27. September 2020 in Sa-         Stand aufgeboten zu werden und innert weni-
chen Neues Kampfflugzeug (NFK) lieferte.         ger Tage die Einsatzbereitschaft zu erlangen.
Trotz immer noch geltenden Corona-Restrik­       Gratula­tion an all diejenigen, die beteiligt wa-
tionen konnten wir diesen Anlass und den An-     ren! Beeindruckt bin ich auch von den Aussa-
lass vom 31. August, in welchem Hptm Domi-       gen im Jugendbarometer 2020 [Credit Suisse],
nic Büchi uns die Erfahrungen eines Test- und    in welchem dargestellt wird, dass 82% der be-
Kampfpiloten eindrucksvoll näherbrachte,         fragten jungen Leuten aus der Covid-19-Pan-
durchführen.                                     demie folgern, dass «es in einer Krise starke
                                                 Führungsfiguren braucht, die beschlossene
An dieser Stelle möchte ich es nicht versäu-     Massnahmen auch gegen Widerstand durch-
men, mich bei meinem Vorgänger Oberstlt          setzen». Sind es nicht genau diese Fähigkei-
i Gst Matthias Spycher zu bedanken. Er hat mir   ten, die in den Kaderschulen der Armee ge-
eine Planung für das ganze Jahr hinterlassen     lehrt werden? Weiter fordern gemäss dem
und vor allem einen funktionierenden und ein-    gleichen Bericht sogar 89% der Jungen, dass
gespielten Vorstand, welcher diese Planung       die Eigenversorgung des Landes mit medizini-
corona-konform anpassen konnte. Es hat sich      schen Produkten und Nahrungsmitteln si-
einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, dass    chergestellt sein muss. Geht es hierbei nicht
wir flexibel auf Situationsveränderungen re-     genau um das Schaffen von Reserven, wie es
agieren können, fähig sind Entscheide zu tref-   die Armee vorsieht?
fen und Verantwortung zu übernehmen. Das
sind Eigenschaften, die wir in der militäri-     Am 5. September 2020 konnten wir die militär-
schen Führungsausbildung gelernt haben und       historische Exkursion ins Festungsmuseum
seither – mehr oder weniger regelmässig – in     Naters und auf den Simplon durchführen. Da-
allen Lebenssituationen anwenden.                bei wurde uns vor Augen geführt, dass die
                                                 Schweiz wegen ihrer geografischen Lage mit-
Ich danke an dieser Stelle meinem Vorstand,      ten in Europa mehrfach Ort von militärischen
auf den ich mich immer verlassen kann und        Begehren und sicherheitspolitischen Span-
von dem ich stets grosse Unterstützung erfah-    nungen war. Durch die Bereitschaft der Armee
ren darf. Wir sind ein gutes Team. Das macht     und der Bevölkerung, und durch einen starken
Freude.                                          Wehrwillen, konnten die Alpenübergänge ge-
                                                 halten werden. Der Adler auf dem Simplon,

                                                                                                5
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welcher im 2. Weltkrieg erstellt wurde, soll        Um genau diese Komponenten auszuleuchten
uns zur Wachsamkeit über unsere geopoliti-          hatten wir die Vorträge im 4. Quartal 2020 und
sche Umgebung aufrufen. Damals wurde es             in den folgenden Jahren zusammengestellt.
allen Schweizern vor Augen geführt, wie wert-       Noch im November 2020 sollte der Vortrag
voll, aber nicht selbstverständlich, die Sicher-    über die mechanisierten Brigaden und im Ja-
heit und damit verbunden der Wohlstand in           nuar 2021 über die Erfahrungen der Armee
der Schweiz ist. Durch die seither vergange-        mit Corona stattfinden. Wegen Corona muss-
nen 70 Jahre Frieden in der Schweiz und in          ten wir auch diese Anlässe verschieben und
den angrenzenden Nachbarländern, wurde              hoffen nun, das Programm ab dem zweiten
diese Erkenntnis verwässert, obwohl fernere         Quartal 2021 durchführen zu können.
Konflikte durch moderne Technik und grösse-
re weltweite Mobilität immer näher an die           Meine Zwischenbilanz für die Offiziersgesell-
Schweiz herangetragen werden.                       schaft der Stadt Bern ist, dass wir unserem
                                                    Umfeld noch stärker den Wert der Sicherheit
Am 27. September fand dann die Abstimmung           und den Preis fehlender Sicherheit aufzeigen
zum Neuen Kampfflugzeug statt. Mit einem er-        müssen. «Die OGB setzt sich für die Belange
schreckend knappen Resultat hat das Schwei-         der Sicherheits- und Friedenspolitik ein, na-
zer Stimmvolk dem Planungsbeschluss zuge-           mentlich im Bereich der Aufträge, des Einsat-
stimmt und dem VBS somit ermöglicht, die            zes und der Führung der Schweizer Armee so-
Beschaffung neuer Kampfflugzeuge fortzuset-         wie der Ausbildung und Ausrüstung der
zen. Sicherlich haben die anderen Abstim-           Dienstpflichtigen». So steht es in unseren Sta-
mungsthemen am gleichen Wochenende mehr             tuten und so wollen wir es umsetzen.
NKF-Gegner mobilisiert als Befürworter. Den-
noch ist das knappe Resultat ein Signal dafür,      Wir setzen uns für die Armee ein, damit sie
dass die Sicherheit als «Gesamtsystem» von          weiterhin
vielen Schweizern und Schweizerinnen als sol-       •	Starke Führungspersönlichkeiten ausbilden
ches nicht erkannt wird. Es ist uns nicht gelun-       kann,
gen, einer deutlichen Mehrheit zu veranschau-       •	Ressourcen erhält, um Reserven zu bilden
lichen, dass Sicherheit aus dem Zusammen-              und sich nicht der Illusion des ewigen Frie-
spiel verschiedener Komponenten resultiert.            dens hinzugeben,
Dazu gehören unter anderem die soziale Si-          •	auf unterschiedliche Formen der Bedro-
cherheit, die wirtschaftliche Sicherheit, die Ge-      hung flexibel reagieren kann.
sundheit, aber auch die militärische Sicherheit
mit Boden-, Luft-, Cyber- und weiteren Kom-         Es ist entscheidend, dass es uns gelingt, den
ponenten. Die zur Verfügung stehenden Finan-        Offiziersnachwuchs zu fördern und damit auch
zen müssen im richtigen Verhältnis zwischen         unsere sinkenden Mitgliederzahlen zu stabili-
allen staatlichen Aufgaben verteilt werden. Für     sieren. Das muss uns in erster Linie durch
die kommenden Jahre müssen wir nun einer-           Sinngebung gelingen. Dazu müssen wir an
seits das Neue Kampfflugzeug beschaffen und         unseren Werten festhalten und diese immer
andererseits uns auch für die Erneuerung der        wieder in Erinnerung rufen. Auch die Kame-
Bodenkomponenten sowie aller anderen Si-            radschaft soll weiterhin gepflegt werden. Zwei
cherheitsbelange einsetzen. Dabei denke ich         regelmässig stattfindende Anlässe möchte ich
ganz besonders an die modernen Bedrohun-            dabei erwähnt wissen. Einerseits den AVIA
gen wie zum Beispiel im Cyberraum.                  Stamm, an welchem sich monatlich Luftwaf-

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fenoffiziere zum Gedankenaustausch beim
Nachtessen treffen. Hier sind auch Gäste
herzlich willkommen. Andererseits der Anlass
COLT, bei welchem sich jährlich Offiziere der
OGB und der OG Burgdorf zum Pistolenwett-
kampf auf dem Schiessplatz Sand treffen. Das
dort nahe gelegene Schlachtdenkmal beim
Grauholz fasst die sicherheitspolitischen Her-
ausforderungen der damaligen und der heuti-
gen Zeit zusammen: «Seid einig!». Die Eidge-
nossen waren sich damals zu wenig einig, um
zu verhindern, dass die Truppen Napoleons
bis nach Bern vorstossen konnten. Spiegelt
das Abstimmungsresultat über den Planungs-
beschluss des Neuen Kampfflugzeugs nicht
eine ähnliche Situation wider? Sind wir uns
der möglichen und aktuellen Bedrohungen
einfach nicht genügend bewusst?                       Ich freue mich, Ihnen am einen oder anderen
                                                      Anlass persönlich zu begegnen und ich wün-
Mit unserem Programm, das für 2021 zusam-             sche für das Jahr 2021 nur das Beste, vor al-
mengestellt ist, wollen wir hier ansetzen. Es         lem Gesundheit.
beinhaltet einerseits Teile über die Boden-
truppen und andererseits Informationen über                           Oberst i Gst Frieder Fallscheer
die Bedrohungen im Cyberraum und wie die                                   Präsident OG Stadt Bern
Armee damit umgeht. Im Januar 2022 soll
dann ein gemeinsamer Anlass mit dem HIV
zum Thema Cyberbedrohung und der Umgang
damit in Wirtschaft und Armee stattfinden. Wir
wollen Jungen und Alten, Kaderleuten von
heute und von morgen die Gelegenheit bieten,
sich durch kompetent vorgetragene Informa­
tionen und gezieltes Networking für zukünfti-
ge Herausforderungen zu befähigen und vor-
zubereiten.

https://www.credit-suisse.com/about-us-news/de/articles/news-and-expertise/youth-barometer-2020-the-
new-coronavirus-unsettles-young-people-worldwide-202 009.html

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Programm Air2030
Herausforderungen bei der Beschaffung neuer Mittel für den Schutz des Luftraums.

                                                  und Multipolarität. Die fortschreitende Digita-
                                                  lisierung und Vernetzung bieten zwar viele
                                                  Chancen, aber auch neue Risiken. Der sicher-
                                                  heitspolitische Kontext ändert sich stetig.

                                                  Das Wiedererstarken der Machtpolitik zeigt
                                                  sich unter anderem in den grossangelegten
                    Divisionär Claude Meier       Übungen der NATO, aber auch Russlands und
                                                  Chinas. Terrorismus ist ein Thema, vor dem
Divisionär Claude Meier ist Chef Armeestab,       sich auch die Schweiz nicht mehr verschlies­
ehemaliger Kampfjet-Pilot, war Staffelkom-        sen kann. Zusätzlich zur hybriden Bedrohung
mandant einer F/A-18 Staffel und Leader des       kommt die Cyber-Bedrohung. Im Cyberraum
PC-7-Teams. Ausserdem war er leitender Au-        wird sowohl Machtpolitik betrieben wie auch
tor des Berichts «Zukunft der Luftverteidi-       Kriminalität und Terrorismus. Diese Bedro-
gung». Er kennt das Thema Schutz des Luft-        hung ist nicht «an Stelle von», sie kommt hin-
raumes also in- und auswendig. Im Januar          zu in den Sphären Boden, Luft, See. Die Rüs-
2020 folgten 68 Personen der Einladung der        tungsbestrebungen nehmen weltweit zu. Die
OG Stadt Bern und wurden von Vizepräsident        Anzahl moderner Flugzeuge weltweit und in
Oberst i Gst Frieder Fallscheer zum Referat       Europa ist beträchtlich – in Europa sind es
begrüsst.                                         über 3000 Kampflugzeuge – und steigt stetig,
                                                  genauso wie auch die Fähigkeiten, diese Flug-
«Das Programm Air2030 ist wie ein Marathon,       zeuge einzusetzen. Dies führt die dringende
und wir sind noch lange nicht am Ziel,» so er-    Notwendigkeit der Beschaffung neuer Mittel
öffnete Div Meier seinen Vortrag. Ziel des Pro-   für den Schutz der Bevölkerung gegen Bedro-
gramms sei der Schutz der Bevölkerung ge-         hungen aus dem Luftraum auch in unserer
gen Bedrohungen aus der Luft – auch nach          Armee sehr deutlich vor Augen.
2030 und damit nach dem Ende der Nutzungs-
dauer der F/A-18.                                 Deswegen geht es mit dem Programm Air2030
                                                  darum, den Schutz gegen Bedrohungen aus
Dabei richtet sich die Armee am veränderten       dem Luftraum für die nächsten 30–40 Jahre
Bedrohungsumfeld aus: In seinem Buch «Vom         sicherzustellen. Ab den 2025er Jahren errei-
Kriege» schreibt schon Carl von Clausewitz:       chen auch diverse Hauptsysteme der Boden-
«Der Krieg ist also (…) ein wahres Chamäleon,     truppen ihr Nutzungsende. Es geht also dar-
weil er in jedem konkreten Falle seine Natur      um, mit den verfügbaren finanziellen Mitteln,
etwas ändert…» Heute gilt dies erst recht. Wir    die Fähigkeiten zu erhalten, die wir weiter be-
haben es mit zunehmender Vielfalt, Komplexi-      nötigen. Dazu geben zwei ausführliche Exper-
tät, Interaktionen zu tun. Zudem mit zuneh-       tenberichte Auskunft, einerseits «Luftverteidi-
mender bzw. wiedererstarkender Machtpolitik       gung der Zukunft» und andererseits die «Zu-

                                                                                               9
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kunft der Bodentruppen». Die Berichte sind         waffnete Neutralität, welche auch eine Ver-
überaus anschaulich abgefasst, mit vielen Il-      pflichtung darstellt. Er ruft die Versammelten
lustrationen und online verfügbar. Die Lektüre     auf, sich auf dem Laufenden zu halten, mit
lohnt sich, vor allem für die Meinungsbildung      Wachsamkeit Bedrohungen zu erkennen und
im Hinblick auf kommende Abstimmungen.             sich für den Schutz des Luftraums und damit
(www.vbs.ch/air2030)                               den Schutz der Bevölkerung einzusetzen.

Nebst den Mitteln der Luftwaffe stehen auch        Das letzte Wort vor dem köstlichen Apéro ri-
Hauptsysteme des Heeres vor dem Nutzungs­          che hat General Henri Guisan: «Phantasie (ist)
ende. Wie will man die drohenden Lücken            ein eher seltenes Geschenk. Die überwiegen-
schliessen? Für das Programm Air2030 sollen        de Mehrheit unseres Volkes wird nicht geneigt
von 2022–2032 acht Mrd. investiert werden.         sein, sich zu fragen (…) ob unser Land bedroht
Die Finanzierung von Air2030 erfolgt über das      sein könnte – und auch nicht, in welcher Form
ordentliche Budget der Armee und benötigt          es bedroht sein könnte. Was wir getan haben,
keine Sonderfinanzierung. Somit kann der           um unser Volk zu alarmieren, um an sein Ge-
Schutz des Luftraums und damit der Schwei-         wissen und an seine Wachsamkeit zu appellie-
zer Bevölkerung gesichert werden. Durch die        ren, was wir getan haben, wird immer wieder
weitere Planung zur Streitkräfteentwicklung        neu getan werden müssen.» Das sagte der
sollen die Fähigkeiten für die Bodentruppen        General am Jegenstorf Rapport vom 19. Au-
und die übrigen Teile der Armee erhalten oder      gust 1945 und es ist aktueller denn je.
entwickelt werden. Dazu gehört die langfristi-
ge Investitionsplanung in drei Phasen. Die er-     Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.
wähnten Expertenberichte gehören zur Stra-         Wir danken Div Claude Meier für diesen hoch
tegie der längerfristigen Ausrichtung der Ar-      interessanten «Flug» zum Programm Air2030.
mee. Diese bildet den Hauptteil des Referates
und Div Meier geht ins Detail Air2030, die inte-                              Four aD Ursula Bonetti
grierte Luftverteidigung. Er zitiert dabei Fre-                                      Chefredaktorin
derick Benjamin Hodges: «Wenn man seinen
eigenen Luftraum nicht schützen kann, dann
werden andere ihn nutzen. Das war schon im-
mer so.» Dies sollte alle Zweifler am Pro-
gramm Air2030 von der dringenden Notwen-
digkeit der Beschaffungen überzeugen.

Claude Meier erklärt überzeugend. In Bezug
auf die politischen Herausforderungen zitiert
er Sir Sydney Camm, den englischen Flug­
zeug­ingenieur: «All modern aircraft have four
dimensions: span, length, height and politics».
Der politische Fahrplan zu Air2030 rundet den
Vortrag ab.

Abschliessend appelliert Div Claude Meier an
das Geschichtsbewusstsein und an die be-           Das geniessen wir jetzt!

                                                                                                  11
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12
Beschlussfähige Mitgliederversamm-
lung – trotz COVID-19
Mit Auflagen seitens des Bundesrates und mit weniger Mitgliedern als erwartet,
war die Mitgliederversammlung der Offiziersgesellschaft der Stadt Bern (OGB)
dennoch ein gefreuter und erfolgreicher Anlass. Es wurden neue Vorstandsmit-
glieder gewählt, ein neuer Präsident trat sein Amt an und das Referat von Korps-
kommandant Hans-Peter Walser war hochaktuell und stiess auf grosses Interesse
und allgemeine Zustimmung.

Nebst gern gesehenen Gästen nahmen 48 Mit-        grossem Dank für die Unterstützung und gute
glieder der OGB an der Mitgliederversamm-         Kameradschaft, die er über so viele Jahre im-
lung (MV) im Festsaal des Restaurants zum         mer wieder erfahren durfte. Wir werden ihm
Äusseren Stand teil. Sie liessen sich von den     selbstverständlich ab und zu an Anlässen be-
bereits vorgeschriebenen Auflagen wegen CO-       gegnen, denn natürlich liegen ihm das Wohl-
VID-19 nicht davon abhalten. Es herrschte je-     ergehen von Kameraden und der OGB nach
doch grosses Verständnis für alle, die aus ge-    wie vor am Herzen. Der Jahresbericht wird mit
gebenem Grunde zu Hause blieben. Das be-          Akklamation genehmigt.
drohlich wirkende Thema wurde nur kurz auf-
gegriffen, vor allem im Zusammenhang mit          Rückblickend war das Jahr auch aus der Sicht
den Armeegegnern, die, nun da die Armee im        der AVIA Sektion Bern ein Erfolg, wie Oberst
Tessin bereits Unterstützungseinsätze leistete,   i Gst Frieder Fallscheer mitteilte. Eine grosse
plötzlich nicht mehr so laut nach Abschaffung     Herausforderung steht an: Stichwort NKF.
der Armee schrien.                                Man müsse, so Oberst i Gst Fallscheer, die
                                                  Zweifler, die Unentschlossenen, abholen und
Oberstlt i Gst Matthias Spycher begrüsste ein     überzeugen. Ein sicherer Luftraum ist ein we-
 letztes Mal als Präsident die Gäste und Mit-     sentlicher Bestandteil für eine sichere
 glieder zur 159. Mitgliederversammlung der       Schweiz. Inzwischen sind leider wegen COVID-
OGB. Als Kontrast zum unschönen Thema             19 ein paar geplante Anlässe abgesagt oder
­COVID-19 ging er gleich zum Anlass der neu-      verschoben worden. Es gelten dennoch drei
 brevetierten Offiziere über, der kurz zuvor      Argumentationslinien, die Frieder Fallscheer
stattgefunden hatte. Es war ein erfolgreicher     an der MV erwähnte:
Anlass, ein wahrer «Aufsteller» in diesen un-
 gewissen Zeiten. Er stellte schmunzelnd fest,    Man müsse die Menschen erstens emotional
 dass sich in der aktuellen Situation nun der     abholen, ihnen also zeigen, dass es hierbei um
 militärische Gruss als Form einer korrekten      die Sicherheit des ganzen Landes und seiner
Begrüssung sehr gut bewährt. Danach geht er       Werte geht. Zweitens müsse man ihnen auf-
 über zu seinem Jahresbericht, in welchem er      zeigen, dass es rational ist, technisch-taktisch
Rückblick hält. Oberstlt Spycher war 12 Jahre     auf den neusten Stand zu kommen und alt
 lang Vorstandsmitglied der OGB, davon 6 Jah-     durch neu zu ersetzen. Drittens müsse man
 re als Präsident. Er verabschiedet sich mit      den Zweiflern erklären, dass die Finanzierung

                                                                                               13
innerhalb des Armeebudgets vonstattengehe,        Er sei unglaublich gut und vielseitig vernetzt.
also nirgendwo anders eingespart werden           Er beschreite dabei manchmal auch unkon-
muss. Diese Überzeugungsarbeit muss im            ventionelle Wege und erreiche sein Ziel den-
Hinblick auf eine kommende Volksabstim-           noch. Er sei ein Mann der Taten und immer auf
mung mit grossem Engagement geleistet             Trab, dabei unentwegt fröhlich und kamerad-
werden. Oberst i Gst Fallscheer zeigte sich zu-   schaftlich. Oberst Krummen überreichte bei-
versichtlich. Sein Jahresbericht wird ebenfalls   den zurücktretenden Vorstandsmitgliedern
mit Akklamation genehmigt.                        überaus passende, originelle Geschenke, die
                                                  von den Geehrten mit Rührung und Freude
Eine Schweigeminute für verstorbene Mitglie-      entgegen genommen wurden.
der, Kameraden, wurde selbstverständlich
würdig abgehalten. Danach legte Lt Jakob          Nun kam also der grosse Schritt: Oberst i Gst
Grütter über die Finanzen der OGB Rechen-         Frieder Fallscheer wurde als neuer Präsident
schaft ab. Wegen rückläufiger Mitgliederzah-      vorgeschlagen und einstimmig mit Akklama­
len wurden weniger Beiträge bezahlt. Den-         tion gewählt. Danach folgte eine kurze, feier­
noch schloss das Jahr 2019 mit einem Gewinn       liche Fahnenübergabe vom abtretenden Prä-
von rund 3000 Franken ab. Der Revisorenbe-        sidenten an den neuen Präsidenten Frieder
richt enthielt keine Beanstandungen und           Fallscheer. Soviel militärische Tradition muss-
Hptm Daniel Ritz dankte Lt Grütter für die        te einfach sein, auch in einer modernen und
sauber geführte Rechnung und empfahl, dem         zukunftsorientierten Offiziersgesellschaft.
Vorstand Décharge zu erteilen. Präsident Spy-
cher dankte seinem Kassier für die zuverlässi-    In weiteren Wahlen wurde als neuer Vertreter
ge Arbeit. Er dankte den Sponsoren für die        der Sektion AVIA Hptm Dominic Büchi gewählt,
grosszügige Unterstützung der Anlässe der         als Sekretär Oblt Ricco Hostettler und als Ver-
OGB. Er hielt fest, dass die Inserate der Spon-   treter OG Sport light Hptm aD Fritz von Gunten.
soren die Herausgabe des jährlichen Bulletins     Somit ist der Vorstand OGB komplett.
«der offizier» ermöglichen.
                                                  Der Fokus des Jahresprogrammes der OGB
Oberst Andres Krummen übernahm die Ver-           lag aus Gründen der bevorstehenden Abstim-
abschiedung von zwei verdienten Vorstands-        mung auf NKF und BodLuV. In der Zwischen-
mitgliedern, einerseits des Präsidenten,          zeit hat sich die Lage allerdings verändert und
Oberstlt i Gst Matthias Spycher und anderer-      über das Datum der Abstimmung ist noch
seits von Hptm aD Robert Meyer. Letzterer lei-    nichts bekannt. Auch mussten leider zum
tete engagiert während 30 Jahren die Sport-       Zeitpunkt der Verfassung dieses Berichtes we-
stunden von OG Sport hard. Nun gibt es nur        gen der herrschenden ausserordentlichen
noch die OG Sport light, die umorganisiert        Lage COVID-19 einige Anlässe gestrichen oder
wurde und unter anderer Leitung steht. Robert     auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wer-
Meyer hat damit eine ganze Generation Offi-       den. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, immer
ziere sportlich motiviert und geprägt, immer      wieder die Website zu konsultieren, die lau-
mit dem leuchtenden Beispiel vorangehend.         fend aktualisiert wird.

Matthias Spycher, so Andres Krummen, habe         Denjenigen, die nicht an der MV 2020 teilneh-
es hervorragend verstanden, gute Ideen zu         men konnten, sei die Wortmeldung zum
vermitteln und mit Optimismus zu realisieren.     Schluss der Versammlung nicht vorenthalten,

14
die sich auf das geplante Symposium der Zen-    Trotz COVID-19 also eine eindrückliche und
tral AVIA bezog. Inzwischen ist die Podiums-    vielseitige Mitgliederversammlung, anlässlich
diskussion auf den Herbst verschoben worden.    derer Zusammenstehen, der Wille zum Durch-
An ihr sollten zwei Politikerinnen der SP und   halten bereits zu spüren war, obwohl die be-
Grünen teilnehmen, welche die Speerspitze       hördlichen strengen Anordnungen erst eine
der GSoA repräsentieren. Die SP bestätigte      Woche später in Kraft traten. Das spannende
2012 die Abschaffung der Armee als Teil des     Referat von Divisionär Hans-Peter Walser
Parteiprogramms. In der Podiumsdiskussion,      setzte einen krönenden Schlusspunkt hinter
so wird angenommen, werden sie sich nicht       die Mitgliederversammlung 2020 der Offi-
nur gegen Flieger aussprechen. Es geht um       ziersgesellschaft der Stadt Bern.
die Armee als Ganzes. Nun, da die Armee als
Reserve im Kampf gegen COVID-19 für den                               Four aD Ursula Bonetti,
Assistenzdienst bereitsteht, seien die Stim-                             Chefredaktorin OGB
men der Armeegegner etwas verstummt,
doch das werde nicht so bleiben, so der Spre-
cher. Er appellierte an alle Anwesenden der
MV, am 18. August 2020 alle Angehörigen für
das angesagte Referat von Divisionär Bern-
hard Müller zu mobilisieren.

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16
Historische Exkursion zum Simplon-
Adler der Gebirgsbrigade 11
5. September Anno Corona. Unter Einhaltung aller Vorschriften in der immer noch
herrschenden Covid-19-Pandemie machten sich 24 Mitglieder der OG Stadt Bern
und Begleitpersonen mutig auf den Weg ins Wallis.

Naters ist mitten im Raum, der zum Réduit       Räume aus dem Felsen ausgebrochen. Danach
gehörte. Die eine Hauptachse führte von St.     wurde die Festung stets modernisiert. Nach
Maurice nach Sargans von West nach Ost. Die     dem Aktivdienst wurde noch mancher WK hier
ganze Linie war stark befestigt. Wer Réduit     absolviert und schliesslich wurde 1992, genau
sagt, denkt heute fast nur noch an den mit      50 Jahre nach dem ersten Artillerieschuss, der
mehreren Werken und unzähligen Stellungen       letzte Schuss abgefeuert, was wohl manchem
befestigten Gotthardpass mit der Hauptfes-      Soldaten oder Offizier dieser stolzen Waffen-
tung Sasso da Pigna, in welcher sich heute      gattung die Tränen in die Augen trieb.
das Museum Sasso San Gottardo befindet.
                                                Die Delegation der OG Stadt Bern wurde von
Ebenso wichtig war im Zweiten Weltkrieg die     den Herren Charly Zurbriggen und Leo Jossen
Simplonfestung Naters. Da schlägt das Herz      begrüsst. Eine Gruppe besuchte die Räumlich-
jedes Artilleristen und jedes am Festungsbau    keiten der Festung, die andere Gruppe sass
Interessierten heute noch höher. Diese Fes-     zum Referat in einem kleinen Vortragsraum.
tung war verantwortlich für den Schutz der      Hier herrschte wegen der Enge Maskenpflicht.
Grenze nach Italien. Die Festung war bestückt
mit zwei 10,5 cm und vier 7,5 cm Kanonen.       In den tief in den Berg hinein gebauten Stollen
Eine 9 cm Kanone und ein Maschinengewehr        wurde die Munition gelagert. Rund 200 Mann
waren im Flankierwerk West auf einen mög­       konnten in dieser Festung mehrere Monate
lichen Aufmarschraum Rhonetal abwärts ge-       lang autonom leben. Es war alles vorhanden
richtet. Dazu kamen weitere Maschinenge-        an Schlafstellen und Aufenthaltsräumen, drei
wehre und eine Panzerabwehrkanone. Nebst        Speisesäle, zwei Küchen und natürlich die Of-
dem Raum Simplonpass war vor allem das          fiziersmesse und Büros. Zwei Wasserreservoi-
Portal des Eisenbahntunnels nach Italien Tag    re mit insgesamt 600 000 Liter Inhalt und eige-
und Nacht bewacht und mit schweren Waffen       ne Stromgeneratoren sicherten die Durch-
geschützt. Hier war kein Durchkommen.           haltefähigkeit. Für Kranke oder Verunfallte
                                                war ein Sanitätszimmer vorhanden. Eine To-
Die ganze Festung von 400 m2 Fläche war         tenkammer war leider auch notwendig. Hinzu
durch insgesamt 1 km Stollen verbunden. Mit     kamen Lüftungsanlagen mit Filter gegen
dem Bau war schon 1939 begonnen worden          möglicherweise einströmendes Kampfgas. Ir-
und 1940, zum Beginn des von General Guisan     gendwie tönt das alles sehr aktuell, nur ist es
befohlenen Réduits, bezogen Truppen die ers-    diesmal keine Verteidigung gegen Angriffe aus
ten Teile der Artilleriefestung. 1943 waren     einer anderen Nation, sondern gegen einen
sämtliche geplanten Stollen, Kavernen und       bösartigen Virus.

                                                                                            17
Zwei Telefonzentralen dienten der Artillerie       geschaffene Adler übertrifft an Wucht und
und der Infanterie und eine zivile Telefonzent-    symbolischer Aussagekraft wohl alle Solda-
rale ermöglichte die notwendigen Kontakte          tendenkmäler der Schweiz. Als Mahnzeichen
aus dem Bunker heraus. Hier waren im Zwei-         für dauernde militärische Bereitschaft und als
ten Weltkrieg bereits Frauen des FHD (Frau-        Symbol des Freiheitsgedankens von der Ge-
enhilfsdienst) im Militärdienst und sie waren      birgsbrigade 11 errichtet, ist der Simplonadler
ihren männlichen Kameraden ebenbürtig.             längst zum Wahrzeichen geworden. Am 7. Juli
Nicht fehlen durfte, leider, ein Arrestlokal und   1944 wurde eine Kapsel mit Dokumenten zwi-
zur Freude aller das Postlokal. Damals wie         schen den Augen des Adlers eingemauert. Am
heute, wo wiederum Truppen im Assistenz-           10. September 1944 empfahl Feldprediger
dienst sind, erfüllt die Feldpost eine enorm       Hptm Albert Schnyder das neue Denkmal der
wichtige Aufgabe.                                  Geb Br 11 auf dem Simplonpass dem Macht-
                                                   schutz Gottes. Am gleichen Tag wurde weit da-
Die Führer erklärten auch Nichtartilleristen       von entfernt in St. Gallen ein Täufling im weis­
das System der Feuerleitstelle und des Pano-       sen Spitzengewand zur Taufe getragen. Das
ramas im Geschützstand auf verständliche Art       kleine Mädchen sollte später Militärpublizistin
und Weise. Ganz allgemein waren die Besu-          werden, das wurde ihr wohl von einer guten
cher beeindruckt von allem und sie stellten        Fee in die Wiege gelegt oder der Geist des
sich lebhaft vor, wie hier militärischer Alltag    Simplonadlers schwebte darüber, wer weiss?
gelebt wurde. Im Dienstbüchlein des Vaters
von Mitglied René Stalder sind die entspre-        Nach der Würdigung dieses eindrücklichen
chenden Einträge Aktivdienst und Gebirgskur-       Denkmals sassen die Reisenden zum Ab-
se der Gebirgsbrigade 11 vermerkt. Es hätte        schluss im alten Simplonhospiz in der Kapelle
wohl noch lange so weitergehen können, doch        und genossen einen Vortrag von Hptm Asg Oli-
nun meldete sich der Hunger und man schritt        ver Forno, diesmal zum Bau und Betrieb des
zur gemeinsamen Mahlzeit, die in der Festung       Hospiz auf dem Simplon. Hier wacht ein Fran-
eingenommen wurde, «Spatz» im Gamellen-            ziskuskreuz über die Besucher, die nun weit
deckel und eine Crèmeschnitte XXL. Selbst          genug auseinander sitzen konnten, ohne Mas-
wer schon manche Festung von innen gese-           ke. Auf der Heimfahrt gab es noch viel zu er-
hen hat, war erneut begeistert von der im-         zählen. Es war ein reichhaltiger Tag an Gese-
mensen Leistung, solche Bauten mit komplet-        henem und Gehörtem gewesen, in bester Ka-
ter Infrastruktur zur Landesverteidigung zu        meradschaft. Die Exkursion wurde optimal or-
erstellen, und danach zu betreiben.                ganisiert und klappte auf die Minute genau,
                                                   geradezu generalstabsmässig. Dafür gehört
Der Tag fand seine Fortsetzung auf dem Simp-       Vorstandsmitglied Hptm aD Fritz von Gunten
lonpass. Endlich durfte man, kaum aus dem          grosser Applaus und herzlicher Dank.
Postauto ausgestiegen, die Masken beiseite­
legen. Man war im Freien und in ausgezogener                                  Four aD Ursula Bonetti
Linie konnten die Abstände eingehalten wer-
den. Wie stolz steht der steinerne Adler da!
Unentwegt blickt er seit 76 Jahren aufmerk-
sam in die Ferne, die Übersicht behaltend. Da
soll keiner unbefugt daher kommen, scheint er
heute noch zu denken. Der aus Granitquadern        © Fotos: Offiziersgesellschaft Stadt Bern

18
19
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21
22
Ausbildungskommando –
Unsere Herausforderungen
Wie gross die Herausforderung COVID-19 für die Armee, den Zivilschutz, für die
Politik und die Bevölkerung unseres ganzen Landes in Kürze sein würde, das
stellten sich an der Mitgliederversammlung (MV) 2020 der Offiziersgesellschaft
Stadt Bern (OGB) erst wenige im Detail vor, doch die Gefahr nahte sich in Windes-
eile. So fand die MV bereits unter Auflagen zur Sicherheit der Teilnehmenden
statt.

KKdt Hans-Peter Walser, Chef Kommando              Ein WEA-Bericht zum aktuellen Stand der
Ausbildung, eröffnete sein Referat mit der         Dinge zeigt die Eckwerte Sollbestand, Finanz-
Aussage, dass die Milizarbeit eine Grundfes-       rahmen und die vier wichtigsten Grundsätze
tung der Sicherheit ist. Leider lässt sich fest-   die umgesetzt werden: Regionalisierung, Be-
stellen, dass diese in der Gesellschaft mehr       reitschaft, Kaderausbildung, Vollausrüstung.
und mehr erodiert. «Es muss uns gelingen die       Letzteres ist noch nicht vollständig erreicht
Milizarbeit zu stärken und die jungen Men-         worden. Dafür zeigen sich Erfolge in der Um-
schen dafür zu gewinnen.» Die Ansicht der          setzung der wiedereingeführten Mobilma-
Weltkarten «Risikokarte 2020» und «Cyber Ri-       chung, die geübt wird, und für die Kaderaus-
siko 2020» sprechen eine deutliche Sprache,        bildung das vollständige Abverdienen des er-
weltweit, wo welche Ereignisse stattfinden, die    worbenen Grades. Hier ist ein grosser und po-
auch für uns zur Herausforderung werden            sitiver Schritt nach vorne vollzogen worden.
könnten. Die Weltlage ist alles andere als         Gespräche bei Truppenbesuchen bestätigen,
friedlich und sicher. COVID-19 ist eine völlig     dass die jungen Kader zuversichtlich die etwas
neue und unerwartete Herausforderung, die          längere Zeit im Militär in Kauf nehmen, in die
das ganze Land betrifft. Im Tessin sind bereits    Ausbildung einplanen, denn sie schätzen die
San Trp zur Unterstützung ziviler Institutionen    Praxis sehr, die sie mit dem Abverdienen er-
im Einsatz und im ABC-Labor Spiez unterstüt-       werben können. Das schafft Motivation und Si-
zen Spezialisten personell die Erfassung von       cherheit für die WK und nicht zuletzt bestäti-
Referenzproben. Die Führungsfähigkeit und          gen fast alle, sie könnten die militärische Wei-
die Einsatzfähigkeit müssen erhalten bleiben.      terausbildung auch in die zivilen Berufe ein-
Der militärische Gruss ist berechtigter denn je    bringen. Nicht zu vergessen das neue Angebot
und gewinnt an Attraktivität anstelle des Hän-     der Ausbildungsgutschrift für diejenigen, die
deschüttelns. Es zeigt sich bereits, dass die      sich für eine militärische Kaderlaufbahn ent-
Vorbereitungen auf diesen Einsatz «CORONA          schliessen. Ab dem 1. Juni 2020 wird dies auch
20» spielen. KKdt Walser ist froh, dass die Re-    für die Unteroffiziere gelten.
krutenschulen nicht schliessen. Rekruten und
Kader können im Assistenzdienst eingesetzt         Die Armee bietet jungen Menschen so vielsei-
werden. Es sind die Kantone, welche Leistun-       tige Ausbildungsmöglichkeiten, wie sie keine
gen der Armee einfordern können und dafür          private Firma bieten kann. Sie bietet beste
Antrag stellen.                                    praktische Führungsausbildung. Geschult

                                                                                                23
Oberst i Gst Frieder Fallscheer (links) und Korpskommandant Hans-Peter Walser (rechts)

werden Sozialkompetenz, Führungskompe-                   auch politisch verlangt, die Zulassungsbe-
tenz, methodisches und fachliches Können                 stimmungen für den Zivildienst so auszuge-
und die Fähigkeit zur Adaption, als Grundlage            stalten, dass dieses Instrument für diejenigen
der Theorie zur Praxis, das Führen unter                 zur Verfügung steht, die tatsächlich einen Ge-
Druck und im Stress.                                     wissenskonflikt mit dem Leisten von Militär-
                                                         dienst haben. KKdt Walser ist überzeugt, dass
KKdt Walser spricht jedoch auch Themen an,               die Jungen bereits vor der Rekrutierung durch
die nicht so rosig sind, z.B. die Bestandeslü-           verschiedene Kanäle der Meinungsbildung
cken die sich ergeben durch die «Entwicklung             gesteuert werden. Er ist bestrebt, dass die In-
der WK Bestände» bis 2025. Die Bestandes­                formationen unserer Jungen (Frauen und
lücken wirken sich auf die Alimentierung der             Männer) bezüglich Wert der Sicherheit, si-
Armee aus. Medizinisch und zivildienstbeding-            cherheitspolitischer Instrumente und Sicher-
te Abgänge reissen Bestandeslücken auf. Zu               heitspolitik allgemein verbessert wird. Es ist
viele Stellungspflichtige fallen aus dem Sys-            ein gesellschaftliches Problem. Der Referent
tem und fehlen in den Einheiten. Rund 50%                ist sehr froh um die Unterstützung von Bun-
der Abgänge in den Zivildienst erfolgen erst             desrätin Viola Amherd in dieser Sache.
nach der RS. Man stellte auch fest, dass einige
bereits mit dieser Einstellung, danach abzu-             Seit der vollständigen Integration der Frauen
gehen, die RS absolviert haben. Basis dieser             in die Armee, sofern sie die Bedingungen er-
Darstellung waren die Zahlen der bei der Rek-            füllen, können heute Frauen in jeder Waffen-
rutierung als tauglich Beurteilten.                      gattung und in jedem Grad Dienst leisten. Eine
                                                         gute Entwicklung. Die Frauen haben vom eins-
Wie kann die Armee diesen Bestandeslücken                tigen FHD über MFD und FDA vollständige
nun entgegenwirken? Schon lange wird ja                  Gleichberechtigung (auf freiwilliger Basis) er-

24
langt. Positive Erfahrungen überwiegen in je-       KKdt Hans-Peter Walser geht noch auf das Fi-
der Hinsicht. «Sicherheit ist (auch) weiblich»      nanzierungsmodell für NKF, BODLUV und an-
steht über dem Bild mit fünf jungen Frauen in       dere Teile der Armee ein. Die schön gestaltete
Uniform, bewaffnet und eine davon mit ihrem         Broschüre Air2030 empfiehlt er als Pflichtlek-
vierbeinigen Kameraden, einem Schutzhund.           türe. Er schliesst sein anspruchsvolles Referat
Sympathische, feminine Frauen die von einer         mit dem Dank an die OGB: «Was Sie machen
Gleichberechtigung profitieren, wie sie nur die     ist Milizarbeit». Er ist an jedem Anlass froh,
Schweizer Armee bietet. Hier ist Gleichbe-          wenn auch viele Vertreter der Politik anwe-
rechtigung – nicht Gleichmacherei – kein lee-       send sind, denn sie entscheiden letzten Endes
res Wort. Eine grosse Herausforderung ist           über die Finanzen für die Armee. KKdt Walser
nun, noch mehr Frauen für den Militärdienst in      dankt, dass die OGB geschlossen hinter
der Armee zu begeistern und zu gewinnen.            Air2030 steht im Hinblick auf die mögliche Ab-
Das könnte sich nicht nur auf die Moral in der      stimmung im September 2020 zum NKF. «Es
Truppe sehr positiv auswirken sondern eben          geht um den Schutz von Land und Leuten!»
auch auf die Bestände. Es braucht neue Denk-        Der begeisterte Applaus der Anwesenden an
arten. Die Information an einem Frauen-OT           dieser denkwürdigen MV der OGB für den en-
könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein,   gagierten Referenten zeigt ihm die entgegen-
aber auch Informationstage in Schulen und           gebrachte Wertschätzung.
Ausbildungsstätten. Mehr Frauen für die Ar-
mee zu gewinnen ist eines der grossen Anlie-        Bis dieser Bericht auf der Webseite erscheint,
gen der Departementschefin VBS.                     ist alles anders. COVID-19 hat das ganze Land
                                                    im Griff und die Armee ist in «CORONA 20»
Auch der Nachwuchs an Berufsoffizieren und          eingesetzt und bewährt sich in Führungs- und
Berufsunteroffizieren muss vermehrt gepflegt        Einsatzfähigkeit. Die Herausforderung ist an-
werden. Dem CdA, KKdt Thomas Süssli, liegt          genommen worden, die Anfragen der Kantone
am Herzen, die richtigen Leute für eine Be-         waren zahlreich. Die AdA haben teilweise
rufsbildung der Zukunft zu finden.                  gros­se Verantwortung, Pflichten und auch
                                                    Entbehrungen angenommen. Auch die Be-
Der Referent stellt auch die Frage in den           richterstatterin dankt herzlich: Der Armeefüh-
Raum: «Bilden wir noch richtig aus? Wohin           rung und dem Bundesrat für vorzügliche Ar-
gehen die Tendenzen? Es kann nicht alles so-        beit und den AdA für grossartigen und enga-
fort geändert werden, es braucht Zeit. Aber         gierten Einsatz! Unsere Milizarmee verdient
wenn wir heute nicht aktiv werden in der Infor-     das uneingeschränkte Vertrauen der ganzen
mation, stehen wir in 100 Jahren noch ohne          Bevölkerung unserer durchgeschüttelten Hei-
jede Veränderung da.» Eine schöne Folie zeigt       mat.
originell die zielgruppenorientierte Kommuni-
kation: Vor der Rekrutierung, an der Rekrutie-                            Four aD Ursula Bonetti,
rung, zwischen Rekrutierung und RS, im Mili-                                      Chefredaktorin
tärdienst und, ja, auch noch nach der Entlas-
sung aus der Wehrpflicht, denn schon wächst
eine neue Generation heran, die bald einmal
für den OT aufgeboten werden wird. Die neuen
Medien bieten dazu grossartige Möglichkeiten
und auch das VBS bietet dazu erste Apps an.

                                                                                                25
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                                                                         Tel. 031 954 12 12

26
Air2030 – In jeder Situation der richtige
Schutz
Divisionär Bernhard Müller, Kdt Luftwaffe, hielt am 18. August 2020, trotz eher
komplizierten Umständen wegen COVID-19, ein brillantes und informatives Refe-
rat vor 70 Anwesenden der OG Stadt Bern. Sein starkes Engagement kam spürbar
an und vermittelte, dass nun die weiteren Kreise im Umfeld der Mitglieder der
OGB überzeugt werden müssen, am 27. September 2020 ein JA in die Urne zu
­legen für die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge (NKF).

Oberst i Gst Frieder Fallscheer, Präsident         2. Die Machtpolitik ist derzeit alles andere als
OGB, begrüsste die Anwesenden und gab zu-             stabil. China will eine neue Seidenstrasse
erst die derzeit gültigen Schutzmassnahmen             etablieren, die USA hat 12‘000 Armeeange-
bezüglich COVID-19 bekannt. Der Abstand                hörige aus Europa abgezogen. Dadurch ent-
konnte eingehalten werden und Masken lagen            steht in Europa ein militärisches Vakuum,
bereit, davon wurde auch rege Gebrauch ge-             welches nicht einfach so geschlossen wer-
macht.                                                 den kann. Die Nationen wären durchaus
Der Präsident sprach als Einführung die Kam-           dazu im Stande, das Potential ist da, doch
pagne «sicherheit-ja» an, die erfolgreich an-          die Politik stellt sich dagegen. Ein Grund da-
gelaufen ist.                                         für ist, dass das Bewusstsein für schlagarti-
                                                       ge Änderungen der Verhältnisse fehlt. Nie-
                                                       mand konnte die Annexion der Krim voraus-
                                                      sehen, oder den Konflikt in Ex-Jugoslawien,
                                                       oder den Fall der Berliner Mauer.

                                                   Schon längere Zeit findet ein reger Austausch
                                                   zwischen Luftwaffe und Heer statt. Es sei
                                                   wichtig, so der Referent, als Einheit aufzutre-
                     Divisionär Bernhard Müller    ten, denn die Armee kann nur als Ganzes ihren
                                                   Auftrag – kämpfen, schützen, helfen – erfül-
Divisionär Bernhard Müller nannte zwei             len. Der Neutralitätsschutz kann nur garan-
Hauptgründe für neue Kampfflugzeuge und            tiert werden, wenn man von aussen ernst ge-
für eine funktionierende Armee allgemein:          nommen wird.

1. Ein nach wie vor gültiges Zitat von Alt-Bun-   Das Ziel der Luftwaffe (LW) ist es, Krieg zu ver-
    desrätin Micheline Calmy-Rey, das sinnge-      hindern. Dazu sind defensive, aber auch offen-
    mäss die Botschaft übermittelt, dass die       sive Optionen unabdingbar. Die offensiven Op-
   Neutralität der Schweiz nur dann geachtet       tionen sind auch wichtig, weil sie auf einen
    wird, wenn sie notfalls mit Waffengewalt       möglichen Gegner dissuasiv (abschreckend)
    durchgesetzt werden kann. Dies ist auch in     wirken. Mit der jetzigen Ausrüstung sind nur
    der Verfassung so verankert.                   noch defensive Optionen vorhanden. Was die

                                                                                                  27
Infrastruktur der LW betrifft, muss eine            Ohne LW gibt es kein einsatzfähiges Heer.
dezentra­lisierte Organisation angestrebt wer-      Wenn die NKF beschafft worden sind, kann
den um Klumpenrisiken zu vermeiden. Es be-          man sich auch der Erneuerung oder dem Er-
stehen aber heute schon Lücken im Einsatz-          satz der restlichen Systeme und Ausrüstun-
konzept der LW, die es mit den NKF zu schlie-       gen widmen, bei der LW, wie auch beim Heer.
ssen gilt. Zuerst ist da die integrierte Luftver-   Zur Finanzierung sind in den nächsten 10 Jah-
teidigung, die verlangt, dass Kampfflugzeuge        ren 15 Mia. CHF für die Weiterentwicklung und
und Fliegerabwehr im gleichen Luftraum ko-          Werterhaltung der Armee vonnöten. Diese
ordiniert wirken können. Dann sind da die luft-     sollen mit einem jährlichen Budget-Zuwachs
gestützte Aufklärung und der Erdkampf.              von 1,4% finanziert werden. Die Beträge wer-
                                                    den alle aus dem regulären Armeebudget be-
Die Lebensdauer der F/A-18 wäre schon abge-         zahlt. Das dürfte wohl eines der wichtigsten
laufen, hinterliesse aber eine strategische Lü-     Argumente zur Meinungsbildung für die Ab-
cke, da noch kein Ersatz vorhanden ist. Des-        stimmung sein.
wegen wurde eine Nutzungsdauerverlänge-
rung gesprochen, um den Schutz des Luftrau-         Div Müller erwähnt auch die Gegenvorschläge
mes auch während der Übergangsphase                 und Argumente, wonach die Beschaffung NKF
zwischen F/A-18 und dem NKF zu gewährleis-          verschwenderisch, unnötig und ökologisch ka-
ten. Dabei wird der F-5 Tiger als Service Flug-     tastrophal sei, wie die Gegnerinnen und Geg-
zeug zur Entlastung der F/A-18 eingesetzt.          ner argumentieren. Der Referent kann das al-
                                                    les entkräften: Wie er bereits erwähnt hat,
Divisionär Müller kommt zum Schwergewicht           werden die Kosten vom regulären Armeebud-
des Vortrages: Programm Air2030. BodLuV für         get getragen. Trainingsflugzeuge sind für den
2 Mia. CHF, NKF für 6 Mia. ab 2022. Bei Bod-        Luftpolizeidienst ungeeignet, wegen mangeln-
LuV liegt die Priorität auf grosser Reichweite,     der Steigfähigkeit, Geschwindigkeit und Be-
weil sich daraus bessere Synergien mit dem          waffnung. Zudem sind sie nicht allwettertaug-
NKF ergeben und Mittel nötig sind, die in allen     lich und werden auch sonst nirgends zum LPD
Flughöhen wirken können, damit ein Gegner           eingesetzt.
effektiv eingeschränkt werden kann. Zudem
gibt es Lücken bei den Mitteln für kurze und        Die Ökologie (Klimawandel!) wird natürlich von
mittlere Reichweiten, da das System RAPIER          den Gegnerinnen und Gegnern besonders
liquidiert wird und nur die Systeme Stinger         emotional betont. Doch im Vergleich zum
und M Flab verbleiben.                              Strassenverkehr, der jährlich 6,7 Mia. Liter
                                                    Treibstoff verbraucht, benötigt die LW nur
Das NKF muss ein Mehrzweck-Kampfflug-               0,0425 Mia. Liter. Der Anteil des Gesamtaus-
zeug sein, um alle seine Aufgaben – Luftpoli-       stosses von CO2 beträgt für die LW gerademal
zei (LPD), Luftverteidigung und Neutralitäts-       0,3%. Zusätzlich können weitere ökologische
schutz – erfüllen zu können. Es muss die glei-      Einsparungen gemacht werden, weil die neue
chen Kompetenzen wie die F/A-18 haben, aber         Flotte die F-5 Tiger und die F/A-18 ablöst, es
auch Vorrichtungen für Erdangriffe und Luft-        also nur noch einen Flugzeugtyp geben wird.
aufklärung an Bord haben. Deswegen werden           Der Referent geht auf weitere gegnerische Ar-
bei den Evaluationskriterien die Fähigkeiten        gumente ein und entkräftet diese sachlich.
des NKF mit 55% gewichtet.                          Das Stichwort Zweiflottenstrategie ändert
                                                    nichts daran, dass die F/A-18 so oder so ihr

28
Nutzungsende erreichen und dann muss ja           waren, folgten doch die Augen interessiert der
trotzdem Ersatz beschafft werden. Zum Stich-      Folienpräsentation und die Aufmerksamkeit
wort Drohnen ist die Antwort von Div Müller,      war hoch. Dies bestätigte auch der verdiente,
dass Drohnen für den LPD ebenso wenig ge-         grosse Applaus. Divisionär Müller sprach
eignet sind wie Trainingsflugzeuge. Die NKF       sachlich und sehr überzeugend. Unter den
seien von den USA «gesteuert». Div Müller:        rund 70 Zuhörenden sassen auffällig viele Da-
Eine Fernsteuerung der Systeme ist nicht          men und auch Mitglieder, die man sonst eher
möglich. Es befinden sich amerikanische Spe-      selten an den Vorträgen begrüssen kann. Trotz
zialisten auf Schweizer Boden, aber sie stellen   der COVID-19-Massnahmen war die Stim-
lediglich sicher, dass die Schweiz nicht ohne     mung spürbar aufgeschlossen. Präsident
Einwilligung Systeme an Drittstaaten verkauft.    Fallscheer bedankte sich beim Referenten für
Das Kostendach gibt immer wieder Veranlas-        das im Vorfeld der Abstimmung sehr wichtige
sung zu Diskussionen. Das Kostendach ist klar     Referat und machte auf nächste Veranstaltun-
definiert. Eine genügende Anzahl von Flugzeu-     gen aufmerksam. Im Anschluss konnten im
gen soll beschafft werden, die genaue Anzahl      kameradschaftlichen Teil Pins und weitere Ar-
ist nicht genannt. Die Instandhaltungskosten      tikel der Kampagne «JA zur Beschaffung neu-
sind berechenbar, die Kosten für Werterhal-       er Kampfflugzeuge» verteilt werden und alle
tungsprogramme aber nicht. Der Flugstun-          genossen den offerierten Apéro riche in leb-
denpreis hängt vom Flugstundenbedarf ab.          haftem Gespräch.

Div Müller fasste zusammen: Ohne NKF und                           Oblt Ricco Daniele Hostettler
BodLuV ist die Schweiz ab 2030 schutzlos und
die Armee kann ihren Auftrag nicht mehr er-
füllen. Die aktuelle Ausrüstung ist veraltet
oder veraltet bald. Es gibt keine Alternativen
zu NKF und BodLuV. Das NKF wird einzig aus
dem Armeebudget finanziert.

Obwohl die meisten Anwesenden «maskiert»

  Dank an unsere Sponsoren und Inserenten

  Ein besonderer Dank gebührt unseren treuen Sponsoren und Inseren-
  ten, die erst ermöglichen, dass wir Jahr für Jahr ein informatives
  ­Bulletin «der offizier» gestalten und unseren Mit­gliedern, Leserinnen
   und Lesern, überreichen dürfen. Viele Rückmeldungen bestätigen uns,
   dass das kleine aber feine Heft als Information geschätzt wird.

                    Oberst i Gst Frieder Fallscheer, Präsident OG Stadt Bern

                                                                                             29
Potpourri am Himmel
Das Referat im August 2020 von Hptm Dominic «Slam» Büchi über seine Erfahrun-
gen als operationeller Test- und Militärpilot bot einen besonderen Einblick in sei-
nen beruflichen Alltag, welcher die rund 50 Anwesenden sehr realitätsnah mit­
erleben liess, was alles im trockenen Begriff «Projekt» stecken kann.

Der Aufmarsch war in diesen besonderen Zei-          die bisher kein feines Antippen oder Wischen
ten beachtlich: Brav maskiert und mit gerei-         auf dem Tablet erlaubten. Andere Handschuhe
nigten Händen, zur Begrüssung Ellbogen aus-          musste gefunden werden, sonst bringt die Be-
gefahren. Hptm Büchi präsentierte sich pas-          nutzung der GPS-Map ja nichts.
send zum Thema im Combi, also im Arbeits­
tenü. OT & E heisst Operationelle Erprobung          Immer wieder werden nicht nur Automobilis-
(Testing) und Evaluation. Der Referent hat Avi-      ten sondern auch Piloten durch Laserstrahlen
atik studiert, hat die Ausbildung zum Linienpi-      geblendet. Ein Projekt, das Hptm Büchi mitbe-
loten, ist brevetierter Militärpilot und ist jetzt   arbeitet hat, sind spezielle Laserschutzbrillen.
Operationeller Testpilot der Luftwaffe. Er ist       Seine Arbeit ist immer eine Zusammenarbeit
sozusagen am Himmel zu Hause.                        mit Ingenieuren, Technikern und der Truppe.
                                                     So ist es für ihn sehr wichtig, selber mitzuflie-
Um in einem Beschaffungsprojekt neue Syste-          gen. Zusammen mit den Kameraden will er
me bei der Luftwaffe einzuführen, müssen             den Puls fühlen, selber erfahren, weshalb es
diese verschiedene Erprobungen durchlaufen.          etwas braucht und wofür man eine Verbesse-
Das Operationelle Testing ist der letzte Schritt     rung benötigt. Nach dem tragischen Flugun-
bevor das System bei der Truppe eingesetzt           glück am Sustenpass werden beispielsweise
wird. Die zentrale Frage ist: Was braucht der        Systeme für den PC-21 entwickelt, die künftig
Kunde, also die Luftwaffe, die Armee? Das            solche Unfälle verhindern sollen. Auch Syste-
Team OT & E ist auch in den Weiterentwicklun-        me zur Vermeidung von Kollisionen mit ande-
gen und Werterhaltungen der Systeme integ-           ren Luftraumteilnehmern werden mitentwi-
riert.                                               ckelt und wo möglich in die Flieger der Luft-
                                                     waffe eingebaut. Bei einem weiteren Thema,
Einmal beschafft, tauchen weitere Bedürfnis-         welches angeschnitten wurde, stellt sich die
se auf, die sich im Verlaufe der Einsätze, oder      hochinteressante Frage: Stören die Windkraft-
auch nach Unfällen, ergeben. Auch das sind           anlagen auf den Jurahöhen den Radar der
Projekte um die Systeme zu verbessern, zu er-        Kampfflugzeuge?
gänzen, vor allem nach einer gewissen Nut-
zungsdauer. Als Testpilot fliegt «Slam» PC-7,        Unsere Luftwaffe ist ein Element der Landes-
PC-21 und F/A-18.                                    verteidigung. Im Ernstfall müssen Waffen ein-
                                                     gesetzt werden. Wie wirken sich Übungsmuni­
Ein Beispiel zeigt auf, wie wichtig Details oft-     tion oder scharfe Lenkwaffen aus? Den Schuss
mals sind. Das eigentliche Projekt war die           der scharfen Lenkwaffen kann man nicht in
Evaluation und Erprobung der GPS-Map für             der Schweiz üben. Dazu reisen die Piloten
Piloten. Da kamen die Handschuhe ins Spiel,          nach USA oder nach Nordschweden.

30
Mit Maske und korrektem Abstand!

Hptm Büchi erklärte, was alles im Helm des       Mit grossem Interesse folgten alle Anwesen-
Piloten an Technik drin ist. Er sieht über den   den den spannenden Ausführungen von Hptm
Helm alles, was er über sein Flugzeug wissen     Büchi. Und er traf den Puls, er kam an. Da war
muss. Nun gibt es aber auch Flüge unter er-      nichts von Distanz zu spüren, er vertritt seine
schwerten Bedingungen, wie beispielsweise in     Aufgaben bodennah, wie widersprüchlich das
der Nacht. Dazu gibt es Restlichtverstärker,     auch für einen Herr der Lüfte tönen mag. Es
Nachtsichtgeräte, die zusätzlich zum Helm        wurden noch viele Fragen gestellt; kompetent
getragen werden. Sie sind hilfreich, aber un-    und kameradschaftlich beantwortete der Re-
glaublich schwer.                                ferent diese auf Augenhöhe. Die Wertschät-
                                                 zung drückte sich in grossem Applaus aus.
Schliesslich kommt dann auch noch das Veri-      Solche Werte will die Offiziersgesellschaft
fikationsschiessen zur Sprache, wie Schüt-       Stadt Bern erhalten und pflegen. Nach dem
zenpanzer 2000 auf fliegende Ziele schiessen.    Dank des Präsidenten an den Referenten durf-
Der Luftzielmodus sollte nach der Werterhal-     te beim Apéro angestossen werden und die of-
tung des Spz 2000 auf seine Funktion über-       ferierten, köstlichen Speisen fanden rasch
prüft werden. Auf einem Boden-Luft-Schiess-      ihre Geniesser. Plötzlich sind die Masken ver-
platz in der Schweiz wurde dies geübt, eine      schwunden, Hunger hat man trotzdem. Auf-
PC-9 mit einem Schleppsack war beteiligt.        grund von Corona wurden die Stehtische aber
Dabei geht es auch um ein gemeinsames            unüblich weit voneinander aufgestellt und die
Denken Luftwaffe und Heer. Der Joint-Gedan-      Personendurchmischung war minim. «Slam»,
ke wird somit auch im Erprobungsumfeld ge-       das Referat war etwas ganz Besonderes.
lebt.
                                                                        Four aD Ursula Bonetti

                                                                                             31
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