Mitteilungsblatt der Offiziersgesellschaft der Stadt Bern Ausgabe Februar 2021
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Gemeinsam leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit der Schweiz. ruag.ch Sicherheit entscheidet. 2
Inhaltsverzeichnis 5 Wort des Präsidenten 9 Programm Air2030 Divisionär Claude Meier Beschlussfähige Mitgliederversamm- 13 lung – trotz COVID-19 Offiziersgesellschaft Stadt Bern Historische Exkursion zum Simplon- 17 Adler der Gebirgsbrigade 11 Besuch Festungsmuseum Naters und Impressum Hospiz Simplon Copyright © 2021 OGB Auflage 1200 Exemplare Ausbildungskommando – 23 Unsere Herausforderungen Gestaltung: rubmedia Korpskommandant Hans-Peter Walser Layout und Herstellung: rubmedia, Bern www.rubmedia.ch Air2030 – In jeder Situation der richtige 27 Schutz Gedruckt mit Wasserkraft auf Papier Divisionär Bernhard Müller aus nachhaltiger Forstwirtschaft 30 Potpourri am Himmel Hauptmann Dominic Büchi Kontakt Oberst i Gst 32 Erinnerung an Norfolk, USA Frieder Fallscheer Oberstlt i Gst Reinhard Eugster Präsident OG Stadt Bern Kollerweg 3 33 Das letzte Wort 3006 Bern Noch einmal Simplonpass praesident @ ogb.ch www.ogb.ch 34 Vorstand 2021 Titelbild: © Luftwaffe 38 Programm der OGB 2021 3
Wort des Präsidenten Es kommt oft anders als man denkt! Auch die Armee ist bereit, auf Unerwartetes zu reagieren. Wer von uns hätte Ende des Jahres Liebe Mitglieder, Kameradinnen und 2019 gedacht, dass der damals durch die Me- Kameraden dien im fernen China gemeldete Ausbruch des Corona-Virus am 16. März 2020 zur grössten Unseren ersten Vortrag nach der Mitglieder- Mobilmachung der Schweizer Armee seit dem versammlung im März 2020 hatten wir erst 2. Weltkrieg führen würde? Obwohl die Armee am 18. August. Es war der Vortrag des Kom- erst mit der WEA im Jahr 2018 die Mobilma- mandanten der Luftwaffe, Divisionär Bernhard chungen wieder eingeführt hat, hat sie ge- Müller, welcher uns die Argumente zur Volks- zeigt, dass unsere Miliz fähig ist, aus dem abstimmung vom 27. September 2020 in Sa- Stand aufgeboten zu werden und innert weni- chen Neues Kampfflugzeug (NFK) lieferte. ger Tage die Einsatzbereitschaft zu erlangen. Trotz immer noch geltenden Corona-Restrik Gratulation an all diejenigen, die beteiligt wa- tionen konnten wir diesen Anlass und den An- ren! Beeindruckt bin ich auch von den Aussa- lass vom 31. August, in welchem Hptm Domi- gen im Jugendbarometer 2020 [Credit Suisse], nic Büchi uns die Erfahrungen eines Test- und in welchem dargestellt wird, dass 82% der be- Kampfpiloten eindrucksvoll näherbrachte, fragten jungen Leuten aus der Covid-19-Pan- durchführen. demie folgern, dass «es in einer Krise starke Führungsfiguren braucht, die beschlossene An dieser Stelle möchte ich es nicht versäu- Massnahmen auch gegen Widerstand durch- men, mich bei meinem Vorgänger Oberstlt setzen». Sind es nicht genau diese Fähigkei- i Gst Matthias Spycher zu bedanken. Er hat mir ten, die in den Kaderschulen der Armee ge- eine Planung für das ganze Jahr hinterlassen lehrt werden? Weiter fordern gemäss dem und vor allem einen funktionierenden und ein- gleichen Bericht sogar 89% der Jungen, dass gespielten Vorstand, welcher diese Planung die Eigenversorgung des Landes mit medizini- corona-konform anpassen konnte. Es hat sich schen Produkten und Nahrungsmitteln si- einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, dass chergestellt sein muss. Geht es hierbei nicht wir flexibel auf Situationsveränderungen re- genau um das Schaffen von Reserven, wie es agieren können, fähig sind Entscheide zu tref- die Armee vorsieht? fen und Verantwortung zu übernehmen. Das sind Eigenschaften, die wir in der militäri- Am 5. September 2020 konnten wir die militär- schen Führungsausbildung gelernt haben und historische Exkursion ins Festungsmuseum seither – mehr oder weniger regelmässig – in Naters und auf den Simplon durchführen. Da- allen Lebenssituationen anwenden. bei wurde uns vor Augen geführt, dass die Schweiz wegen ihrer geografischen Lage mit- Ich danke an dieser Stelle meinem Vorstand, ten in Europa mehrfach Ort von militärischen auf den ich mich immer verlassen kann und Begehren und sicherheitspolitischen Span- von dem ich stets grosse Unterstützung erfah- nungen war. Durch die Bereitschaft der Armee ren darf. Wir sind ein gutes Team. Das macht und der Bevölkerung, und durch einen starken Freude. Wehrwillen, konnten die Alpenübergänge ge- halten werden. Der Adler auf dem Simplon, 5
welcher im 2. Weltkrieg erstellt wurde, soll Um genau diese Komponenten auszuleuchten uns zur Wachsamkeit über unsere geopoliti- hatten wir die Vorträge im 4. Quartal 2020 und sche Umgebung aufrufen. Damals wurde es in den folgenden Jahren zusammengestellt. allen Schweizern vor Augen geführt, wie wert- Noch im November 2020 sollte der Vortrag voll, aber nicht selbstverständlich, die Sicher- über die mechanisierten Brigaden und im Ja- heit und damit verbunden der Wohlstand in nuar 2021 über die Erfahrungen der Armee der Schweiz ist. Durch die seither vergange- mit Corona stattfinden. Wegen Corona muss- nen 70 Jahre Frieden in der Schweiz und in ten wir auch diese Anlässe verschieben und den angrenzenden Nachbarländern, wurde hoffen nun, das Programm ab dem zweiten diese Erkenntnis verwässert, obwohl fernere Quartal 2021 durchführen zu können. Konflikte durch moderne Technik und grösse- re weltweite Mobilität immer näher an die Meine Zwischenbilanz für die Offiziersgesell- Schweiz herangetragen werden. schaft der Stadt Bern ist, dass wir unserem Umfeld noch stärker den Wert der Sicherheit Am 27. September fand dann die Abstimmung und den Preis fehlender Sicherheit aufzeigen zum Neuen Kampfflugzeug statt. Mit einem er- müssen. «Die OGB setzt sich für die Belange schreckend knappen Resultat hat das Schwei- der Sicherheits- und Friedenspolitik ein, na- zer Stimmvolk dem Planungsbeschluss zuge- mentlich im Bereich der Aufträge, des Einsat- stimmt und dem VBS somit ermöglicht, die zes und der Führung der Schweizer Armee so- Beschaffung neuer Kampfflugzeuge fortzuset- wie der Ausbildung und Ausrüstung der zen. Sicherlich haben die anderen Abstim- Dienstpflichtigen». So steht es in unseren Sta- mungsthemen am gleichen Wochenende mehr tuten und so wollen wir es umsetzen. NKF-Gegner mobilisiert als Befürworter. Den- noch ist das knappe Resultat ein Signal dafür, Wir setzen uns für die Armee ein, damit sie dass die Sicherheit als «Gesamtsystem» von weiterhin vielen Schweizern und Schweizerinnen als sol- • Starke Führungspersönlichkeiten ausbilden ches nicht erkannt wird. Es ist uns nicht gelun- kann, gen, einer deutlichen Mehrheit zu veranschau- • Ressourcen erhält, um Reserven zu bilden lichen, dass Sicherheit aus dem Zusammen- und sich nicht der Illusion des ewigen Frie- spiel verschiedener Komponenten resultiert. dens hinzugeben, Dazu gehören unter anderem die soziale Si- • auf unterschiedliche Formen der Bedro- cherheit, die wirtschaftliche Sicherheit, die Ge- hung flexibel reagieren kann. sundheit, aber auch die militärische Sicherheit mit Boden-, Luft-, Cyber- und weiteren Kom- Es ist entscheidend, dass es uns gelingt, den ponenten. Die zur Verfügung stehenden Finan- Offiziersnachwuchs zu fördern und damit auch zen müssen im richtigen Verhältnis zwischen unsere sinkenden Mitgliederzahlen zu stabili- allen staatlichen Aufgaben verteilt werden. Für sieren. Das muss uns in erster Linie durch die kommenden Jahre müssen wir nun einer- Sinngebung gelingen. Dazu müssen wir an seits das Neue Kampfflugzeug beschaffen und unseren Werten festhalten und diese immer andererseits uns auch für die Erneuerung der wieder in Erinnerung rufen. Auch die Kame- Bodenkomponenten sowie aller anderen Si- radschaft soll weiterhin gepflegt werden. Zwei cherheitsbelange einsetzen. Dabei denke ich regelmässig stattfindende Anlässe möchte ich ganz besonders an die modernen Bedrohun- dabei erwähnt wissen. Einerseits den AVIA gen wie zum Beispiel im Cyberraum. Stamm, an welchem sich monatlich Luftwaf- 6
fenoffiziere zum Gedankenaustausch beim Nachtessen treffen. Hier sind auch Gäste herzlich willkommen. Andererseits der Anlass COLT, bei welchem sich jährlich Offiziere der OGB und der OG Burgdorf zum Pistolenwett- kampf auf dem Schiessplatz Sand treffen. Das dort nahe gelegene Schlachtdenkmal beim Grauholz fasst die sicherheitspolitischen Her- ausforderungen der damaligen und der heuti- gen Zeit zusammen: «Seid einig!». Die Eidge- nossen waren sich damals zu wenig einig, um zu verhindern, dass die Truppen Napoleons bis nach Bern vorstossen konnten. Spiegelt das Abstimmungsresultat über den Planungs- beschluss des Neuen Kampfflugzeugs nicht eine ähnliche Situation wider? Sind wir uns der möglichen und aktuellen Bedrohungen einfach nicht genügend bewusst? Ich freue mich, Ihnen am einen oder anderen Anlass persönlich zu begegnen und ich wün- Mit unserem Programm, das für 2021 zusam- sche für das Jahr 2021 nur das Beste, vor al- mengestellt ist, wollen wir hier ansetzen. Es lem Gesundheit. beinhaltet einerseits Teile über die Boden- truppen und andererseits Informationen über Oberst i Gst Frieder Fallscheer die Bedrohungen im Cyberraum und wie die Präsident OG Stadt Bern Armee damit umgeht. Im Januar 2022 soll dann ein gemeinsamer Anlass mit dem HIV zum Thema Cyberbedrohung und der Umgang damit in Wirtschaft und Armee stattfinden. Wir wollen Jungen und Alten, Kaderleuten von heute und von morgen die Gelegenheit bieten, sich durch kompetent vorgetragene Informa tionen und gezieltes Networking für zukünfti- ge Herausforderungen zu befähigen und vor- zubereiten. https://www.credit-suisse.com/about-us-news/de/articles/news-and-expertise/youth-barometer-2020-the- new-coronavirus-unsettles-young-people-worldwide-202 009.html 7
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Programm Air2030 Herausforderungen bei der Beschaffung neuer Mittel für den Schutz des Luftraums. und Multipolarität. Die fortschreitende Digita- lisierung und Vernetzung bieten zwar viele Chancen, aber auch neue Risiken. Der sicher- heitspolitische Kontext ändert sich stetig. Das Wiedererstarken der Machtpolitik zeigt sich unter anderem in den grossangelegten Divisionär Claude Meier Übungen der NATO, aber auch Russlands und Chinas. Terrorismus ist ein Thema, vor dem Divisionär Claude Meier ist Chef Armeestab, sich auch die Schweiz nicht mehr verschlies ehemaliger Kampfjet-Pilot, war Staffelkom- sen kann. Zusätzlich zur hybriden Bedrohung mandant einer F/A-18 Staffel und Leader des kommt die Cyber-Bedrohung. Im Cyberraum PC-7-Teams. Ausserdem war er leitender Au- wird sowohl Machtpolitik betrieben wie auch tor des Berichts «Zukunft der Luftverteidi- Kriminalität und Terrorismus. Diese Bedro- gung». Er kennt das Thema Schutz des Luft- hung ist nicht «an Stelle von», sie kommt hin- raumes also in- und auswendig. Im Januar zu in den Sphären Boden, Luft, See. Die Rüs- 2020 folgten 68 Personen der Einladung der tungsbestrebungen nehmen weltweit zu. Die OG Stadt Bern und wurden von Vizepräsident Anzahl moderner Flugzeuge weltweit und in Oberst i Gst Frieder Fallscheer zum Referat Europa ist beträchtlich – in Europa sind es begrüsst. über 3000 Kampflugzeuge – und steigt stetig, genauso wie auch die Fähigkeiten, diese Flug- «Das Programm Air2030 ist wie ein Marathon, zeuge einzusetzen. Dies führt die dringende und wir sind noch lange nicht am Ziel,» so er- Notwendigkeit der Beschaffung neuer Mittel öffnete Div Meier seinen Vortrag. Ziel des Pro- für den Schutz der Bevölkerung gegen Bedro- gramms sei der Schutz der Bevölkerung ge- hungen aus dem Luftraum auch in unserer gen Bedrohungen aus der Luft – auch nach Armee sehr deutlich vor Augen. 2030 und damit nach dem Ende der Nutzungs- dauer der F/A-18. Deswegen geht es mit dem Programm Air2030 darum, den Schutz gegen Bedrohungen aus Dabei richtet sich die Armee am veränderten dem Luftraum für die nächsten 30–40 Jahre Bedrohungsumfeld aus: In seinem Buch «Vom sicherzustellen. Ab den 2025er Jahren errei- Kriege» schreibt schon Carl von Clausewitz: chen auch diverse Hauptsysteme der Boden- «Der Krieg ist also (…) ein wahres Chamäleon, truppen ihr Nutzungsende. Es geht also dar- weil er in jedem konkreten Falle seine Natur um, mit den verfügbaren finanziellen Mitteln, etwas ändert…» Heute gilt dies erst recht. Wir die Fähigkeiten zu erhalten, die wir weiter be- haben es mit zunehmender Vielfalt, Komplexi- nötigen. Dazu geben zwei ausführliche Exper- tät, Interaktionen zu tun. Zudem mit zuneh- tenberichte Auskunft, einerseits «Luftverteidi- mender bzw. wiedererstarkender Machtpolitik gung der Zukunft» und andererseits die «Zu- 9
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kunft der Bodentruppen». Die Berichte sind waffnete Neutralität, welche auch eine Ver- überaus anschaulich abgefasst, mit vielen Il- pflichtung darstellt. Er ruft die Versammelten lustrationen und online verfügbar. Die Lektüre auf, sich auf dem Laufenden zu halten, mit lohnt sich, vor allem für die Meinungsbildung Wachsamkeit Bedrohungen zu erkennen und im Hinblick auf kommende Abstimmungen. sich für den Schutz des Luftraums und damit (www.vbs.ch/air2030) den Schutz der Bevölkerung einzusetzen. Nebst den Mitteln der Luftwaffe stehen auch Das letzte Wort vor dem köstlichen Apéro ri- Hauptsysteme des Heeres vor dem Nutzungs che hat General Henri Guisan: «Phantasie (ist) ende. Wie will man die drohenden Lücken ein eher seltenes Geschenk. Die überwiegen- schliessen? Für das Programm Air2030 sollen de Mehrheit unseres Volkes wird nicht geneigt von 2022–2032 acht Mrd. investiert werden. sein, sich zu fragen (…) ob unser Land bedroht Die Finanzierung von Air2030 erfolgt über das sein könnte – und auch nicht, in welcher Form ordentliche Budget der Armee und benötigt es bedroht sein könnte. Was wir getan haben, keine Sonderfinanzierung. Somit kann der um unser Volk zu alarmieren, um an sein Ge- Schutz des Luftraums und damit der Schwei- wissen und an seine Wachsamkeit zu appellie- zer Bevölkerung gesichert werden. Durch die ren, was wir getan haben, wird immer wieder weitere Planung zur Streitkräfteentwicklung neu getan werden müssen.» Das sagte der sollen die Fähigkeiten für die Bodentruppen General am Jegenstorf Rapport vom 19. Au- und die übrigen Teile der Armee erhalten oder gust 1945 und es ist aktueller denn je. entwickelt werden. Dazu gehört die langfristi- ge Investitionsplanung in drei Phasen. Die er- Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. wähnten Expertenberichte gehören zur Stra- Wir danken Div Claude Meier für diesen hoch tegie der längerfristigen Ausrichtung der Ar- interessanten «Flug» zum Programm Air2030. mee. Diese bildet den Hauptteil des Referates und Div Meier geht ins Detail Air2030, die inte- Four aD Ursula Bonetti grierte Luftverteidigung. Er zitiert dabei Fre- Chefredaktorin derick Benjamin Hodges: «Wenn man seinen eigenen Luftraum nicht schützen kann, dann werden andere ihn nutzen. Das war schon im- mer so.» Dies sollte alle Zweifler am Pro- gramm Air2030 von der dringenden Notwen- digkeit der Beschaffungen überzeugen. Claude Meier erklärt überzeugend. In Bezug auf die politischen Herausforderungen zitiert er Sir Sydney Camm, den englischen Flug zeugingenieur: «All modern aircraft have four dimensions: span, length, height and politics». Der politische Fahrplan zu Air2030 rundet den Vortrag ab. Abschliessend appelliert Div Claude Meier an das Geschichtsbewusstsein und an die be- Das geniessen wir jetzt! 11
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Beschlussfähige Mitgliederversamm- lung – trotz COVID-19 Mit Auflagen seitens des Bundesrates und mit weniger Mitgliedern als erwartet, war die Mitgliederversammlung der Offiziersgesellschaft der Stadt Bern (OGB) dennoch ein gefreuter und erfolgreicher Anlass. Es wurden neue Vorstandsmit- glieder gewählt, ein neuer Präsident trat sein Amt an und das Referat von Korps- kommandant Hans-Peter Walser war hochaktuell und stiess auf grosses Interesse und allgemeine Zustimmung. Nebst gern gesehenen Gästen nahmen 48 Mit- grossem Dank für die Unterstützung und gute glieder der OGB an der Mitgliederversamm- Kameradschaft, die er über so viele Jahre im- lung (MV) im Festsaal des Restaurants zum mer wieder erfahren durfte. Wir werden ihm Äusseren Stand teil. Sie liessen sich von den selbstverständlich ab und zu an Anlässen be- bereits vorgeschriebenen Auflagen wegen CO- gegnen, denn natürlich liegen ihm das Wohl- VID-19 nicht davon abhalten. Es herrschte je- ergehen von Kameraden und der OGB nach doch grosses Verständnis für alle, die aus ge- wie vor am Herzen. Der Jahresbericht wird mit gebenem Grunde zu Hause blieben. Das be- Akklamation genehmigt. drohlich wirkende Thema wurde nur kurz auf- gegriffen, vor allem im Zusammenhang mit Rückblickend war das Jahr auch aus der Sicht den Armeegegnern, die, nun da die Armee im der AVIA Sektion Bern ein Erfolg, wie Oberst Tessin bereits Unterstützungseinsätze leistete, i Gst Frieder Fallscheer mitteilte. Eine grosse plötzlich nicht mehr so laut nach Abschaffung Herausforderung steht an: Stichwort NKF. der Armee schrien. Man müsse, so Oberst i Gst Fallscheer, die Zweifler, die Unentschlossenen, abholen und Oberstlt i Gst Matthias Spycher begrüsste ein überzeugen. Ein sicherer Luftraum ist ein we- letztes Mal als Präsident die Gäste und Mit- sentlicher Bestandteil für eine sichere glieder zur 159. Mitgliederversammlung der Schweiz. Inzwischen sind leider wegen COVID- OGB. Als Kontrast zum unschönen Thema 19 ein paar geplante Anlässe abgesagt oder COVID-19 ging er gleich zum Anlass der neu- verschoben worden. Es gelten dennoch drei brevetierten Offiziere über, der kurz zuvor Argumentationslinien, die Frieder Fallscheer stattgefunden hatte. Es war ein erfolgreicher an der MV erwähnte: Anlass, ein wahrer «Aufsteller» in diesen un- gewissen Zeiten. Er stellte schmunzelnd fest, Man müsse die Menschen erstens emotional dass sich in der aktuellen Situation nun der abholen, ihnen also zeigen, dass es hierbei um militärische Gruss als Form einer korrekten die Sicherheit des ganzen Landes und seiner Begrüssung sehr gut bewährt. Danach geht er Werte geht. Zweitens müsse man ihnen auf- über zu seinem Jahresbericht, in welchem er zeigen, dass es rational ist, technisch-taktisch Rückblick hält. Oberstlt Spycher war 12 Jahre auf den neusten Stand zu kommen und alt lang Vorstandsmitglied der OGB, davon 6 Jah- durch neu zu ersetzen. Drittens müsse man re als Präsident. Er verabschiedet sich mit den Zweiflern erklären, dass die Finanzierung 13
innerhalb des Armeebudgets vonstattengehe, Er sei unglaublich gut und vielseitig vernetzt. also nirgendwo anders eingespart werden Er beschreite dabei manchmal auch unkon- muss. Diese Überzeugungsarbeit muss im ventionelle Wege und erreiche sein Ziel den- Hinblick auf eine kommende Volksabstim- noch. Er sei ein Mann der Taten und immer auf mung mit grossem Engagement geleistet Trab, dabei unentwegt fröhlich und kamerad- werden. Oberst i Gst Fallscheer zeigte sich zu- schaftlich. Oberst Krummen überreichte bei- versichtlich. Sein Jahresbericht wird ebenfalls den zurücktretenden Vorstandsmitgliedern mit Akklamation genehmigt. überaus passende, originelle Geschenke, die von den Geehrten mit Rührung und Freude Eine Schweigeminute für verstorbene Mitglie- entgegen genommen wurden. der, Kameraden, wurde selbstverständlich würdig abgehalten. Danach legte Lt Jakob Nun kam also der grosse Schritt: Oberst i Gst Grütter über die Finanzen der OGB Rechen- Frieder Fallscheer wurde als neuer Präsident schaft ab. Wegen rückläufiger Mitgliederzah- vorgeschlagen und einstimmig mit Akklama len wurden weniger Beiträge bezahlt. Den- tion gewählt. Danach folgte eine kurze, feier noch schloss das Jahr 2019 mit einem Gewinn liche Fahnenübergabe vom abtretenden Prä- von rund 3000 Franken ab. Der Revisorenbe- sidenten an den neuen Präsidenten Frieder richt enthielt keine Beanstandungen und Fallscheer. Soviel militärische Tradition muss- Hptm Daniel Ritz dankte Lt Grütter für die te einfach sein, auch in einer modernen und sauber geführte Rechnung und empfahl, dem zukunftsorientierten Offiziersgesellschaft. Vorstand Décharge zu erteilen. Präsident Spy- cher dankte seinem Kassier für die zuverlässi- In weiteren Wahlen wurde als neuer Vertreter ge Arbeit. Er dankte den Sponsoren für die der Sektion AVIA Hptm Dominic Büchi gewählt, grosszügige Unterstützung der Anlässe der als Sekretär Oblt Ricco Hostettler und als Ver- OGB. Er hielt fest, dass die Inserate der Spon- treter OG Sport light Hptm aD Fritz von Gunten. soren die Herausgabe des jährlichen Bulletins Somit ist der Vorstand OGB komplett. «der offizier» ermöglichen. Der Fokus des Jahresprogrammes der OGB Oberst Andres Krummen übernahm die Ver- lag aus Gründen der bevorstehenden Abstim- abschiedung von zwei verdienten Vorstands- mung auf NKF und BodLuV. In der Zwischen- mitgliedern, einerseits des Präsidenten, zeit hat sich die Lage allerdings verändert und Oberstlt i Gst Matthias Spycher und anderer- über das Datum der Abstimmung ist noch seits von Hptm aD Robert Meyer. Letzterer lei- nichts bekannt. Auch mussten leider zum tete engagiert während 30 Jahren die Sport- Zeitpunkt der Verfassung dieses Berichtes we- stunden von OG Sport hard. Nun gibt es nur gen der herrschenden ausserordentlichen noch die OG Sport light, die umorganisiert Lage COVID-19 einige Anlässe gestrichen oder wurde und unter anderer Leitung steht. Robert auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wer- Meyer hat damit eine ganze Generation Offi- den. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, immer ziere sportlich motiviert und geprägt, immer wieder die Website zu konsultieren, die lau- mit dem leuchtenden Beispiel vorangehend. fend aktualisiert wird. Matthias Spycher, so Andres Krummen, habe Denjenigen, die nicht an der MV 2020 teilneh- es hervorragend verstanden, gute Ideen zu men konnten, sei die Wortmeldung zum vermitteln und mit Optimismus zu realisieren. Schluss der Versammlung nicht vorenthalten, 14
die sich auf das geplante Symposium der Zen- Trotz COVID-19 also eine eindrückliche und tral AVIA bezog. Inzwischen ist die Podiums- vielseitige Mitgliederversammlung, anlässlich diskussion auf den Herbst verschoben worden. derer Zusammenstehen, der Wille zum Durch- An ihr sollten zwei Politikerinnen der SP und halten bereits zu spüren war, obwohl die be- Grünen teilnehmen, welche die Speerspitze hördlichen strengen Anordnungen erst eine der GSoA repräsentieren. Die SP bestätigte Woche später in Kraft traten. Das spannende 2012 die Abschaffung der Armee als Teil des Referat von Divisionär Hans-Peter Walser Parteiprogramms. In der Podiumsdiskussion, setzte einen krönenden Schlusspunkt hinter so wird angenommen, werden sie sich nicht die Mitgliederversammlung 2020 der Offi- nur gegen Flieger aussprechen. Es geht um ziersgesellschaft der Stadt Bern. die Armee als Ganzes. Nun, da die Armee als Reserve im Kampf gegen COVID-19 für den Four aD Ursula Bonetti, Assistenzdienst bereitsteht, seien die Stim- Chefredaktorin OGB men der Armeegegner etwas verstummt, doch das werde nicht so bleiben, so der Spre- cher. Er appellierte an alle Anwesenden der MV, am 18. August 2020 alle Angehörigen für das angesagte Referat von Divisionär Bern- hard Müller zu mobilisieren. Aus Erfahrung stark in Kommunikation. Seftigenstrasse 310 +41 31 380 14 80 CH-3084 Wabern www.rubmedia.ch 15
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Historische Exkursion zum Simplon- Adler der Gebirgsbrigade 11 5. September Anno Corona. Unter Einhaltung aller Vorschriften in der immer noch herrschenden Covid-19-Pandemie machten sich 24 Mitglieder der OG Stadt Bern und Begleitpersonen mutig auf den Weg ins Wallis. Naters ist mitten im Raum, der zum Réduit Räume aus dem Felsen ausgebrochen. Danach gehörte. Die eine Hauptachse führte von St. wurde die Festung stets modernisiert. Nach Maurice nach Sargans von West nach Ost. Die dem Aktivdienst wurde noch mancher WK hier ganze Linie war stark befestigt. Wer Réduit absolviert und schliesslich wurde 1992, genau sagt, denkt heute fast nur noch an den mit 50 Jahre nach dem ersten Artillerieschuss, der mehreren Werken und unzähligen Stellungen letzte Schuss abgefeuert, was wohl manchem befestigten Gotthardpass mit der Hauptfes- Soldaten oder Offizier dieser stolzen Waffen- tung Sasso da Pigna, in welcher sich heute gattung die Tränen in die Augen trieb. das Museum Sasso San Gottardo befindet. Die Delegation der OG Stadt Bern wurde von Ebenso wichtig war im Zweiten Weltkrieg die den Herren Charly Zurbriggen und Leo Jossen Simplonfestung Naters. Da schlägt das Herz begrüsst. Eine Gruppe besuchte die Räumlich- jedes Artilleristen und jedes am Festungsbau keiten der Festung, die andere Gruppe sass Interessierten heute noch höher. Diese Fes- zum Referat in einem kleinen Vortragsraum. tung war verantwortlich für den Schutz der Hier herrschte wegen der Enge Maskenpflicht. Grenze nach Italien. Die Festung war bestückt mit zwei 10,5 cm und vier 7,5 cm Kanonen. In den tief in den Berg hinein gebauten Stollen Eine 9 cm Kanone und ein Maschinengewehr wurde die Munition gelagert. Rund 200 Mann waren im Flankierwerk West auf einen mög konnten in dieser Festung mehrere Monate lichen Aufmarschraum Rhonetal abwärts ge- lang autonom leben. Es war alles vorhanden richtet. Dazu kamen weitere Maschinenge- an Schlafstellen und Aufenthaltsräumen, drei wehre und eine Panzerabwehrkanone. Nebst Speisesäle, zwei Küchen und natürlich die Of- dem Raum Simplonpass war vor allem das fiziersmesse und Büros. Zwei Wasserreservoi- Portal des Eisenbahntunnels nach Italien Tag re mit insgesamt 600 000 Liter Inhalt und eige- und Nacht bewacht und mit schweren Waffen ne Stromgeneratoren sicherten die Durch- geschützt. Hier war kein Durchkommen. haltefähigkeit. Für Kranke oder Verunfallte war ein Sanitätszimmer vorhanden. Eine To- Die ganze Festung von 400 m2 Fläche war tenkammer war leider auch notwendig. Hinzu durch insgesamt 1 km Stollen verbunden. Mit kamen Lüftungsanlagen mit Filter gegen dem Bau war schon 1939 begonnen worden möglicherweise einströmendes Kampfgas. Ir- und 1940, zum Beginn des von General Guisan gendwie tönt das alles sehr aktuell, nur ist es befohlenen Réduits, bezogen Truppen die ers- diesmal keine Verteidigung gegen Angriffe aus ten Teile der Artilleriefestung. 1943 waren einer anderen Nation, sondern gegen einen sämtliche geplanten Stollen, Kavernen und bösartigen Virus. 17
Zwei Telefonzentralen dienten der Artillerie geschaffene Adler übertrifft an Wucht und und der Infanterie und eine zivile Telefonzent- symbolischer Aussagekraft wohl alle Solda- rale ermöglichte die notwendigen Kontakte tendenkmäler der Schweiz. Als Mahnzeichen aus dem Bunker heraus. Hier waren im Zwei- für dauernde militärische Bereitschaft und als ten Weltkrieg bereits Frauen des FHD (Frau- Symbol des Freiheitsgedankens von der Ge- enhilfsdienst) im Militärdienst und sie waren birgsbrigade 11 errichtet, ist der Simplonadler ihren männlichen Kameraden ebenbürtig. längst zum Wahrzeichen geworden. Am 7. Juli Nicht fehlen durfte, leider, ein Arrestlokal und 1944 wurde eine Kapsel mit Dokumenten zwi- zur Freude aller das Postlokal. Damals wie schen den Augen des Adlers eingemauert. Am heute, wo wiederum Truppen im Assistenz- 10. September 1944 empfahl Feldprediger dienst sind, erfüllt die Feldpost eine enorm Hptm Albert Schnyder das neue Denkmal der wichtige Aufgabe. Geb Br 11 auf dem Simplonpass dem Macht- schutz Gottes. Am gleichen Tag wurde weit da- Die Führer erklärten auch Nichtartilleristen von entfernt in St. Gallen ein Täufling im weis das System der Feuerleitstelle und des Pano- sen Spitzengewand zur Taufe getragen. Das ramas im Geschützstand auf verständliche Art kleine Mädchen sollte später Militärpublizistin und Weise. Ganz allgemein waren die Besu- werden, das wurde ihr wohl von einer guten cher beeindruckt von allem und sie stellten Fee in die Wiege gelegt oder der Geist des sich lebhaft vor, wie hier militärischer Alltag Simplonadlers schwebte darüber, wer weiss? gelebt wurde. Im Dienstbüchlein des Vaters von Mitglied René Stalder sind die entspre- Nach der Würdigung dieses eindrücklichen chenden Einträge Aktivdienst und Gebirgskur- Denkmals sassen die Reisenden zum Ab- se der Gebirgsbrigade 11 vermerkt. Es hätte schluss im alten Simplonhospiz in der Kapelle wohl noch lange so weitergehen können, doch und genossen einen Vortrag von Hptm Asg Oli- nun meldete sich der Hunger und man schritt ver Forno, diesmal zum Bau und Betrieb des zur gemeinsamen Mahlzeit, die in der Festung Hospiz auf dem Simplon. Hier wacht ein Fran- eingenommen wurde, «Spatz» im Gamellen- ziskuskreuz über die Besucher, die nun weit deckel und eine Crèmeschnitte XXL. Selbst genug auseinander sitzen konnten, ohne Mas- wer schon manche Festung von innen gese- ke. Auf der Heimfahrt gab es noch viel zu er- hen hat, war erneut begeistert von der im- zählen. Es war ein reichhaltiger Tag an Gese- mensen Leistung, solche Bauten mit komplet- henem und Gehörtem gewesen, in bester Ka- ter Infrastruktur zur Landesverteidigung zu meradschaft. Die Exkursion wurde optimal or- erstellen, und danach zu betreiben. ganisiert und klappte auf die Minute genau, geradezu generalstabsmässig. Dafür gehört Der Tag fand seine Fortsetzung auf dem Simp- Vorstandsmitglied Hptm aD Fritz von Gunten lonpass. Endlich durfte man, kaum aus dem grosser Applaus und herzlicher Dank. Postauto ausgestiegen, die Masken beiseite legen. Man war im Freien und in ausgezogener Four aD Ursula Bonetti Linie konnten die Abstände eingehalten wer- den. Wie stolz steht der steinerne Adler da! Unentwegt blickt er seit 76 Jahren aufmerk- sam in die Ferne, die Übersicht behaltend. Da soll keiner unbefugt daher kommen, scheint er heute noch zu denken. Der aus Granitquadern © Fotos: Offiziersgesellschaft Stadt Bern 18
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Ausbildungskommando – Unsere Herausforderungen Wie gross die Herausforderung COVID-19 für die Armee, den Zivilschutz, für die Politik und die Bevölkerung unseres ganzen Landes in Kürze sein würde, das stellten sich an der Mitgliederversammlung (MV) 2020 der Offiziersgesellschaft Stadt Bern (OGB) erst wenige im Detail vor, doch die Gefahr nahte sich in Windes- eile. So fand die MV bereits unter Auflagen zur Sicherheit der Teilnehmenden statt. KKdt Hans-Peter Walser, Chef Kommando Ein WEA-Bericht zum aktuellen Stand der Ausbildung, eröffnete sein Referat mit der Dinge zeigt die Eckwerte Sollbestand, Finanz- Aussage, dass die Milizarbeit eine Grundfes- rahmen und die vier wichtigsten Grundsätze tung der Sicherheit ist. Leider lässt sich fest- die umgesetzt werden: Regionalisierung, Be- stellen, dass diese in der Gesellschaft mehr reitschaft, Kaderausbildung, Vollausrüstung. und mehr erodiert. «Es muss uns gelingen die Letzteres ist noch nicht vollständig erreicht Milizarbeit zu stärken und die jungen Men- worden. Dafür zeigen sich Erfolge in der Um- schen dafür zu gewinnen.» Die Ansicht der setzung der wiedereingeführten Mobilma- Weltkarten «Risikokarte 2020» und «Cyber Ri- chung, die geübt wird, und für die Kaderaus- siko 2020» sprechen eine deutliche Sprache, bildung das vollständige Abverdienen des er- weltweit, wo welche Ereignisse stattfinden, die worbenen Grades. Hier ist ein grosser und po- auch für uns zur Herausforderung werden sitiver Schritt nach vorne vollzogen worden. könnten. Die Weltlage ist alles andere als Gespräche bei Truppenbesuchen bestätigen, friedlich und sicher. COVID-19 ist eine völlig dass die jungen Kader zuversichtlich die etwas neue und unerwartete Herausforderung, die längere Zeit im Militär in Kauf nehmen, in die das ganze Land betrifft. Im Tessin sind bereits Ausbildung einplanen, denn sie schätzen die San Trp zur Unterstützung ziviler Institutionen Praxis sehr, die sie mit dem Abverdienen er- im Einsatz und im ABC-Labor Spiez unterstüt- werben können. Das schafft Motivation und Si- zen Spezialisten personell die Erfassung von cherheit für die WK und nicht zuletzt bestäti- Referenzproben. Die Führungsfähigkeit und gen fast alle, sie könnten die militärische Wei- die Einsatzfähigkeit müssen erhalten bleiben. terausbildung auch in die zivilen Berufe ein- Der militärische Gruss ist berechtigter denn je bringen. Nicht zu vergessen das neue Angebot und gewinnt an Attraktivität anstelle des Hän- der Ausbildungsgutschrift für diejenigen, die deschüttelns. Es zeigt sich bereits, dass die sich für eine militärische Kaderlaufbahn ent- Vorbereitungen auf diesen Einsatz «CORONA schliessen. Ab dem 1. Juni 2020 wird dies auch 20» spielen. KKdt Walser ist froh, dass die Re- für die Unteroffiziere gelten. krutenschulen nicht schliessen. Rekruten und Kader können im Assistenzdienst eingesetzt Die Armee bietet jungen Menschen so vielsei- werden. Es sind die Kantone, welche Leistun- tige Ausbildungsmöglichkeiten, wie sie keine gen der Armee einfordern können und dafür private Firma bieten kann. Sie bietet beste Antrag stellen. praktische Führungsausbildung. Geschult 23
Oberst i Gst Frieder Fallscheer (links) und Korpskommandant Hans-Peter Walser (rechts) werden Sozialkompetenz, Führungskompe- auch politisch verlangt, die Zulassungsbe- tenz, methodisches und fachliches Können stimmungen für den Zivildienst so auszuge- und die Fähigkeit zur Adaption, als Grundlage stalten, dass dieses Instrument für diejenigen der Theorie zur Praxis, das Führen unter zur Verfügung steht, die tatsächlich einen Ge- Druck und im Stress. wissenskonflikt mit dem Leisten von Militär- dienst haben. KKdt Walser ist überzeugt, dass KKdt Walser spricht jedoch auch Themen an, die Jungen bereits vor der Rekrutierung durch die nicht so rosig sind, z.B. die Bestandeslü- verschiedene Kanäle der Meinungsbildung cken die sich ergeben durch die «Entwicklung gesteuert werden. Er ist bestrebt, dass die In- der WK Bestände» bis 2025. Die Bestandes formationen unserer Jungen (Frauen und lücken wirken sich auf die Alimentierung der Männer) bezüglich Wert der Sicherheit, si- Armee aus. Medizinisch und zivildienstbeding- cherheitspolitischer Instrumente und Sicher- te Abgänge reissen Bestandeslücken auf. Zu heitspolitik allgemein verbessert wird. Es ist viele Stellungspflichtige fallen aus dem Sys- ein gesellschaftliches Problem. Der Referent tem und fehlen in den Einheiten. Rund 50% ist sehr froh um die Unterstützung von Bun- der Abgänge in den Zivildienst erfolgen erst desrätin Viola Amherd in dieser Sache. nach der RS. Man stellte auch fest, dass einige bereits mit dieser Einstellung, danach abzu- Seit der vollständigen Integration der Frauen gehen, die RS absolviert haben. Basis dieser in die Armee, sofern sie die Bedingungen er- Darstellung waren die Zahlen der bei der Rek- füllen, können heute Frauen in jeder Waffen- rutierung als tauglich Beurteilten. gattung und in jedem Grad Dienst leisten. Eine gute Entwicklung. Die Frauen haben vom eins- Wie kann die Armee diesen Bestandeslücken tigen FHD über MFD und FDA vollständige nun entgegenwirken? Schon lange wird ja Gleichberechtigung (auf freiwilliger Basis) er- 24
langt. Positive Erfahrungen überwiegen in je- KKdt Hans-Peter Walser geht noch auf das Fi- der Hinsicht. «Sicherheit ist (auch) weiblich» nanzierungsmodell für NKF, BODLUV und an- steht über dem Bild mit fünf jungen Frauen in dere Teile der Armee ein. Die schön gestaltete Uniform, bewaffnet und eine davon mit ihrem Broschüre Air2030 empfiehlt er als Pflichtlek- vierbeinigen Kameraden, einem Schutzhund. türe. Er schliesst sein anspruchsvolles Referat Sympathische, feminine Frauen die von einer mit dem Dank an die OGB: «Was Sie machen Gleichberechtigung profitieren, wie sie nur die ist Milizarbeit». Er ist an jedem Anlass froh, Schweizer Armee bietet. Hier ist Gleichbe- wenn auch viele Vertreter der Politik anwe- rechtigung – nicht Gleichmacherei – kein lee- send sind, denn sie entscheiden letzten Endes res Wort. Eine grosse Herausforderung ist über die Finanzen für die Armee. KKdt Walser nun, noch mehr Frauen für den Militärdienst in dankt, dass die OGB geschlossen hinter der Armee zu begeistern und zu gewinnen. Air2030 steht im Hinblick auf die mögliche Ab- Das könnte sich nicht nur auf die Moral in der stimmung im September 2020 zum NKF. «Es Truppe sehr positiv auswirken sondern eben geht um den Schutz von Land und Leuten!» auch auf die Bestände. Es braucht neue Denk- Der begeisterte Applaus der Anwesenden an arten. Die Information an einem Frauen-OT dieser denkwürdigen MV der OGB für den en- könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein, gagierten Referenten zeigt ihm die entgegen- aber auch Informationstage in Schulen und gebrachte Wertschätzung. Ausbildungsstätten. Mehr Frauen für die Ar- mee zu gewinnen ist eines der grossen Anlie- Bis dieser Bericht auf der Webseite erscheint, gen der Departementschefin VBS. ist alles anders. COVID-19 hat das ganze Land im Griff und die Armee ist in «CORONA 20» Auch der Nachwuchs an Berufsoffizieren und eingesetzt und bewährt sich in Führungs- und Berufsunteroffizieren muss vermehrt gepflegt Einsatzfähigkeit. Die Herausforderung ist an- werden. Dem CdA, KKdt Thomas Süssli, liegt genommen worden, die Anfragen der Kantone am Herzen, die richtigen Leute für eine Be- waren zahlreich. Die AdA haben teilweise rufsbildung der Zukunft zu finden. grosse Verantwortung, Pflichten und auch Entbehrungen angenommen. Auch die Be- Der Referent stellt auch die Frage in den richterstatterin dankt herzlich: Der Armeefüh- Raum: «Bilden wir noch richtig aus? Wohin rung und dem Bundesrat für vorzügliche Ar- gehen die Tendenzen? Es kann nicht alles so- beit und den AdA für grossartigen und enga- fort geändert werden, es braucht Zeit. Aber gierten Einsatz! Unsere Milizarmee verdient wenn wir heute nicht aktiv werden in der Infor- das uneingeschränkte Vertrauen der ganzen mation, stehen wir in 100 Jahren noch ohne Bevölkerung unserer durchgeschüttelten Hei- jede Veränderung da.» Eine schöne Folie zeigt mat. originell die zielgruppenorientierte Kommuni- kation: Vor der Rekrutierung, an der Rekrutie- Four aD Ursula Bonetti, rung, zwischen Rekrutierung und RS, im Mili- Chefredaktorin tärdienst und, ja, auch noch nach der Entlas- sung aus der Wehrpflicht, denn schon wächst eine neue Generation heran, die bald einmal für den OT aufgeboten werden wird. Die neuen Medien bieten dazu grossartige Möglichkeiten und auch das VBS bietet dazu erste Apps an. 25
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Air2030 – In jeder Situation der richtige Schutz Divisionär Bernhard Müller, Kdt Luftwaffe, hielt am 18. August 2020, trotz eher komplizierten Umständen wegen COVID-19, ein brillantes und informatives Refe- rat vor 70 Anwesenden der OG Stadt Bern. Sein starkes Engagement kam spürbar an und vermittelte, dass nun die weiteren Kreise im Umfeld der Mitglieder der OGB überzeugt werden müssen, am 27. September 2020 ein JA in die Urne zu legen für die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge (NKF). Oberst i Gst Frieder Fallscheer, Präsident 2. Die Machtpolitik ist derzeit alles andere als OGB, begrüsste die Anwesenden und gab zu- stabil. China will eine neue Seidenstrasse erst die derzeit gültigen Schutzmassnahmen etablieren, die USA hat 12‘000 Armeeange- bezüglich COVID-19 bekannt. Der Abstand hörige aus Europa abgezogen. Dadurch ent- konnte eingehalten werden und Masken lagen steht in Europa ein militärisches Vakuum, bereit, davon wurde auch rege Gebrauch ge- welches nicht einfach so geschlossen wer- macht. den kann. Die Nationen wären durchaus Der Präsident sprach als Einführung die Kam- dazu im Stande, das Potential ist da, doch pagne «sicherheit-ja» an, die erfolgreich an- die Politik stellt sich dagegen. Ein Grund da- gelaufen ist. für ist, dass das Bewusstsein für schlagarti- ge Änderungen der Verhältnisse fehlt. Nie- mand konnte die Annexion der Krim voraus- sehen, oder den Konflikt in Ex-Jugoslawien, oder den Fall der Berliner Mauer. Schon längere Zeit findet ein reger Austausch zwischen Luftwaffe und Heer statt. Es sei wichtig, so der Referent, als Einheit aufzutre- Divisionär Bernhard Müller ten, denn die Armee kann nur als Ganzes ihren Auftrag – kämpfen, schützen, helfen – erfül- Divisionär Bernhard Müller nannte zwei len. Der Neutralitätsschutz kann nur garan- Hauptgründe für neue Kampfflugzeuge und tiert werden, wenn man von aussen ernst ge- für eine funktionierende Armee allgemein: nommen wird. 1. Ein nach wie vor gültiges Zitat von Alt-Bun- Das Ziel der Luftwaffe (LW) ist es, Krieg zu ver- desrätin Micheline Calmy-Rey, das sinnge- hindern. Dazu sind defensive, aber auch offen- mäss die Botschaft übermittelt, dass die sive Optionen unabdingbar. Die offensiven Op- Neutralität der Schweiz nur dann geachtet tionen sind auch wichtig, weil sie auf einen wird, wenn sie notfalls mit Waffengewalt möglichen Gegner dissuasiv (abschreckend) durchgesetzt werden kann. Dies ist auch in wirken. Mit der jetzigen Ausrüstung sind nur der Verfassung so verankert. noch defensive Optionen vorhanden. Was die 27
Infrastruktur der LW betrifft, muss eine Ohne LW gibt es kein einsatzfähiges Heer. dezentralisierte Organisation angestrebt wer- Wenn die NKF beschafft worden sind, kann den um Klumpenrisiken zu vermeiden. Es be- man sich auch der Erneuerung oder dem Er- stehen aber heute schon Lücken im Einsatz- satz der restlichen Systeme und Ausrüstun- konzept der LW, die es mit den NKF zu schlie- gen widmen, bei der LW, wie auch beim Heer. ssen gilt. Zuerst ist da die integrierte Luftver- Zur Finanzierung sind in den nächsten 10 Jah- teidigung, die verlangt, dass Kampfflugzeuge ren 15 Mia. CHF für die Weiterentwicklung und und Fliegerabwehr im gleichen Luftraum ko- Werterhaltung der Armee vonnöten. Diese ordiniert wirken können. Dann sind da die luft- sollen mit einem jährlichen Budget-Zuwachs gestützte Aufklärung und der Erdkampf. von 1,4% finanziert werden. Die Beträge wer- den alle aus dem regulären Armeebudget be- Die Lebensdauer der F/A-18 wäre schon abge- zahlt. Das dürfte wohl eines der wichtigsten laufen, hinterliesse aber eine strategische Lü- Argumente zur Meinungsbildung für die Ab- cke, da noch kein Ersatz vorhanden ist. Des- stimmung sein. wegen wurde eine Nutzungsdauerverlänge- rung gesprochen, um den Schutz des Luftrau- Div Müller erwähnt auch die Gegenvorschläge mes auch während der Übergangsphase und Argumente, wonach die Beschaffung NKF zwischen F/A-18 und dem NKF zu gewährleis- verschwenderisch, unnötig und ökologisch ka- ten. Dabei wird der F-5 Tiger als Service Flug- tastrophal sei, wie die Gegnerinnen und Geg- zeug zur Entlastung der F/A-18 eingesetzt. ner argumentieren. Der Referent kann das al- les entkräften: Wie er bereits erwähnt hat, Divisionär Müller kommt zum Schwergewicht werden die Kosten vom regulären Armeebud- des Vortrages: Programm Air2030. BodLuV für get getragen. Trainingsflugzeuge sind für den 2 Mia. CHF, NKF für 6 Mia. ab 2022. Bei Bod- Luftpolizeidienst ungeeignet, wegen mangeln- LuV liegt die Priorität auf grosser Reichweite, der Steigfähigkeit, Geschwindigkeit und Be- weil sich daraus bessere Synergien mit dem waffnung. Zudem sind sie nicht allwettertaug- NKF ergeben und Mittel nötig sind, die in allen lich und werden auch sonst nirgends zum LPD Flughöhen wirken können, damit ein Gegner eingesetzt. effektiv eingeschränkt werden kann. Zudem gibt es Lücken bei den Mitteln für kurze und Die Ökologie (Klimawandel!) wird natürlich von mittlere Reichweiten, da das System RAPIER den Gegnerinnen und Gegnern besonders liquidiert wird und nur die Systeme Stinger emotional betont. Doch im Vergleich zum und M Flab verbleiben. Strassenverkehr, der jährlich 6,7 Mia. Liter Treibstoff verbraucht, benötigt die LW nur Das NKF muss ein Mehrzweck-Kampfflug- 0,0425 Mia. Liter. Der Anteil des Gesamtaus- zeug sein, um alle seine Aufgaben – Luftpoli- stosses von CO2 beträgt für die LW gerademal zei (LPD), Luftverteidigung und Neutralitäts- 0,3%. Zusätzlich können weitere ökologische schutz – erfüllen zu können. Es muss die glei- Einsparungen gemacht werden, weil die neue chen Kompetenzen wie die F/A-18 haben, aber Flotte die F-5 Tiger und die F/A-18 ablöst, es auch Vorrichtungen für Erdangriffe und Luft- also nur noch einen Flugzeugtyp geben wird. aufklärung an Bord haben. Deswegen werden Der Referent geht auf weitere gegnerische Ar- bei den Evaluationskriterien die Fähigkeiten gumente ein und entkräftet diese sachlich. des NKF mit 55% gewichtet. Das Stichwort Zweiflottenstrategie ändert nichts daran, dass die F/A-18 so oder so ihr 28
Nutzungsende erreichen und dann muss ja waren, folgten doch die Augen interessiert der trotzdem Ersatz beschafft werden. Zum Stich- Folienpräsentation und die Aufmerksamkeit wort Drohnen ist die Antwort von Div Müller, war hoch. Dies bestätigte auch der verdiente, dass Drohnen für den LPD ebenso wenig ge- grosse Applaus. Divisionär Müller sprach eignet sind wie Trainingsflugzeuge. Die NKF sachlich und sehr überzeugend. Unter den seien von den USA «gesteuert». Div Müller: rund 70 Zuhörenden sassen auffällig viele Da- Eine Fernsteuerung der Systeme ist nicht men und auch Mitglieder, die man sonst eher möglich. Es befinden sich amerikanische Spe- selten an den Vorträgen begrüssen kann. Trotz zialisten auf Schweizer Boden, aber sie stellen der COVID-19-Massnahmen war die Stim- lediglich sicher, dass die Schweiz nicht ohne mung spürbar aufgeschlossen. Präsident Einwilligung Systeme an Drittstaaten verkauft. Fallscheer bedankte sich beim Referenten für Das Kostendach gibt immer wieder Veranlas- das im Vorfeld der Abstimmung sehr wichtige sung zu Diskussionen. Das Kostendach ist klar Referat und machte auf nächste Veranstaltun- definiert. Eine genügende Anzahl von Flugzeu- gen aufmerksam. Im Anschluss konnten im gen soll beschafft werden, die genaue Anzahl kameradschaftlichen Teil Pins und weitere Ar- ist nicht genannt. Die Instandhaltungskosten tikel der Kampagne «JA zur Beschaffung neu- sind berechenbar, die Kosten für Werterhal- er Kampfflugzeuge» verteilt werden und alle tungsprogramme aber nicht. Der Flugstun- genossen den offerierten Apéro riche in leb- denpreis hängt vom Flugstundenbedarf ab. haftem Gespräch. Div Müller fasste zusammen: Ohne NKF und Oblt Ricco Daniele Hostettler BodLuV ist die Schweiz ab 2030 schutzlos und die Armee kann ihren Auftrag nicht mehr er- füllen. Die aktuelle Ausrüstung ist veraltet oder veraltet bald. Es gibt keine Alternativen zu NKF und BodLuV. Das NKF wird einzig aus dem Armeebudget finanziert. Obwohl die meisten Anwesenden «maskiert» Dank an unsere Sponsoren und Inserenten Ein besonderer Dank gebührt unseren treuen Sponsoren und Inseren- ten, die erst ermöglichen, dass wir Jahr für Jahr ein informatives Bulletin «der offizier» gestalten und unseren Mitgliedern, Leserinnen und Lesern, überreichen dürfen. Viele Rückmeldungen bestätigen uns, dass das kleine aber feine Heft als Information geschätzt wird. Oberst i Gst Frieder Fallscheer, Präsident OG Stadt Bern 29
Potpourri am Himmel Das Referat im August 2020 von Hptm Dominic «Slam» Büchi über seine Erfahrun- gen als operationeller Test- und Militärpilot bot einen besonderen Einblick in sei- nen beruflichen Alltag, welcher die rund 50 Anwesenden sehr realitätsnah mit erleben liess, was alles im trockenen Begriff «Projekt» stecken kann. Der Aufmarsch war in diesen besonderen Zei- die bisher kein feines Antippen oder Wischen ten beachtlich: Brav maskiert und mit gerei- auf dem Tablet erlaubten. Andere Handschuhe nigten Händen, zur Begrüssung Ellbogen aus- musste gefunden werden, sonst bringt die Be- gefahren. Hptm Büchi präsentierte sich pas- nutzung der GPS-Map ja nichts. send zum Thema im Combi, also im Arbeits tenü. OT & E heisst Operationelle Erprobung Immer wieder werden nicht nur Automobilis- (Testing) und Evaluation. Der Referent hat Avi- ten sondern auch Piloten durch Laserstrahlen atik studiert, hat die Ausbildung zum Linienpi- geblendet. Ein Projekt, das Hptm Büchi mitbe- loten, ist brevetierter Militärpilot und ist jetzt arbeitet hat, sind spezielle Laserschutzbrillen. Operationeller Testpilot der Luftwaffe. Er ist Seine Arbeit ist immer eine Zusammenarbeit sozusagen am Himmel zu Hause. mit Ingenieuren, Technikern und der Truppe. So ist es für ihn sehr wichtig, selber mitzuflie- Um in einem Beschaffungsprojekt neue Syste- gen. Zusammen mit den Kameraden will er me bei der Luftwaffe einzuführen, müssen den Puls fühlen, selber erfahren, weshalb es diese verschiedene Erprobungen durchlaufen. etwas braucht und wofür man eine Verbesse- Das Operationelle Testing ist der letzte Schritt rung benötigt. Nach dem tragischen Flugun- bevor das System bei der Truppe eingesetzt glück am Sustenpass werden beispielsweise wird. Die zentrale Frage ist: Was braucht der Systeme für den PC-21 entwickelt, die künftig Kunde, also die Luftwaffe, die Armee? Das solche Unfälle verhindern sollen. Auch Syste- Team OT & E ist auch in den Weiterentwicklun- me zur Vermeidung von Kollisionen mit ande- gen und Werterhaltungen der Systeme integ- ren Luftraumteilnehmern werden mitentwi- riert. ckelt und wo möglich in die Flieger der Luft- waffe eingebaut. Bei einem weiteren Thema, Einmal beschafft, tauchen weitere Bedürfnis- welches angeschnitten wurde, stellt sich die se auf, die sich im Verlaufe der Einsätze, oder hochinteressante Frage: Stören die Windkraft- auch nach Unfällen, ergeben. Auch das sind anlagen auf den Jurahöhen den Radar der Projekte um die Systeme zu verbessern, zu er- Kampfflugzeuge? gänzen, vor allem nach einer gewissen Nut- zungsdauer. Als Testpilot fliegt «Slam» PC-7, Unsere Luftwaffe ist ein Element der Landes- PC-21 und F/A-18. verteidigung. Im Ernstfall müssen Waffen ein- gesetzt werden. Wie wirken sich Übungsmuni Ein Beispiel zeigt auf, wie wichtig Details oft- tion oder scharfe Lenkwaffen aus? Den Schuss mals sind. Das eigentliche Projekt war die der scharfen Lenkwaffen kann man nicht in Evaluation und Erprobung der GPS-Map für der Schweiz üben. Dazu reisen die Piloten Piloten. Da kamen die Handschuhe ins Spiel, nach USA oder nach Nordschweden. 30
Mit Maske und korrektem Abstand! Hptm Büchi erklärte, was alles im Helm des Mit grossem Interesse folgten alle Anwesen- Piloten an Technik drin ist. Er sieht über den den den spannenden Ausführungen von Hptm Helm alles, was er über sein Flugzeug wissen Büchi. Und er traf den Puls, er kam an. Da war muss. Nun gibt es aber auch Flüge unter er- nichts von Distanz zu spüren, er vertritt seine schwerten Bedingungen, wie beispielsweise in Aufgaben bodennah, wie widersprüchlich das der Nacht. Dazu gibt es Restlichtverstärker, auch für einen Herr der Lüfte tönen mag. Es Nachtsichtgeräte, die zusätzlich zum Helm wurden noch viele Fragen gestellt; kompetent getragen werden. Sie sind hilfreich, aber un- und kameradschaftlich beantwortete der Re- glaublich schwer. ferent diese auf Augenhöhe. Die Wertschät- zung drückte sich in grossem Applaus aus. Schliesslich kommt dann auch noch das Veri- Solche Werte will die Offiziersgesellschaft fikationsschiessen zur Sprache, wie Schüt- Stadt Bern erhalten und pflegen. Nach dem zenpanzer 2000 auf fliegende Ziele schiessen. Dank des Präsidenten an den Referenten durf- Der Luftzielmodus sollte nach der Werterhal- te beim Apéro angestossen werden und die of- tung des Spz 2000 auf seine Funktion über- ferierten, köstlichen Speisen fanden rasch prüft werden. Auf einem Boden-Luft-Schiess- ihre Geniesser. Plötzlich sind die Masken ver- platz in der Schweiz wurde dies geübt, eine schwunden, Hunger hat man trotzdem. Auf- PC-9 mit einem Schleppsack war beteiligt. grund von Corona wurden die Stehtische aber Dabei geht es auch um ein gemeinsames unüblich weit voneinander aufgestellt und die Denken Luftwaffe und Heer. Der Joint-Gedan- Personendurchmischung war minim. «Slam», ke wird somit auch im Erprobungsumfeld ge- das Referat war etwas ganz Besonderes. lebt. Four aD Ursula Bonetti 31
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