Senioren-Report - Denkmäler in der Zitadelle Spandau (Friedrich Wilhelm III mit seiner Königin Luise) - IG Metall Berlin

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Senioren-Report - Denkmäler in der Zitadelle Spandau (Friedrich Wilhelm III mit seiner Königin Luise) - IG Metall Berlin
Senioren-
Report
IG Metall Berlin                         Ausgabe 97             April 2019

                     Mitgliedertreffen im März 2019:
             Denkmäler in der Zitadelle Spandau
             (Friedrich Wilhelm III mit seiner Königin Luise)

                                                   8. März
Senioren-Report - Denkmäler in der Zitadelle Spandau (Friedrich Wilhelm III mit seiner Königin Luise) - IG Metall Berlin
Inhaltsverzeichnis

Grußwort Burkhard Bildt, Leitungsklausur .................. 1
IG Metall zur Grundrente ............................................ 2
Bedingungsloses Grundeinkommen, AGA-Tagung....... 3
Mitgliederversammlung: Humanes Sterben................... 4
Elektroroller, Debattenpapier ........................................ 5
Infinera, Rente und Pflege...............................................6
Mitgliedertreffen Zitadelle Spandau ....................….......7
100 Jahre Versailler Vertrag, DGB Zukunftsdialog......... 8
Mietendemo.................................................................... 9
Projekt 55 plus, EU-Wahl............................................. 10
1. Mai, schöne Worte......................................................11
Über Ostern und Karfreitag............................................12
Delegiertenversammlung...............................................13
Frühlingsgedicht, Flugtaxi, Mitgliedertreffen...............14

 Impressum
 Redaktion:
 Ramon Zorn, Ingrid Henneberg, Hartmut Herold, Hartmut Meyer,
 Klaus Murawski, Manuela Wegener
 Titelbild: Ramon Zorn
 Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 12.Juni 2019
 V.i.S.d.P.: Burkhard Bildt, IG Metall Berlin
 Email-Adresse für Beiträge zum Senioren-Report:
 seniorenreport@neue-dateien.de

 Senioren-Report im Internet:
 www.igmetall-berlin.de/gruppen/arbeitskreise/ak-senioren/senioren-report
Senioren-Report - Denkmäler in der Zitadelle Spandau (Friedrich Wilhelm III mit seiner Königin Luise) - IG Metall Berlin
Grußwort                                                    Leitungsklausur
                                                            am 13. und 14. Februar 2019

Burkhard Bildt
zuständiger Sekretär für die
Seniorenarbeit in der
Geschäftsstelle Berlin

Liebe KollegInnen,

das Wetter wird schöner und die Stadt lädt zum
Spazierengehen ein. Wenn nicht nur das Gehen, sondern
auch ein Inhalt im Mittelpunkt stehen soll, bieten sich
an:
●  1. Mai                                                   Senioren-Arbeitskreisleitung          Foto Ramon Zorn
●  IGM-Demo am 29. Juni 2019                                Wie in jedem Jahr, am Jahresanfang, fand sich die Lei-
●  Europawahlen                                             tung das Senioren-Arbeitskreises zu einer zwei Tage
●  Fridays For Future                                       dauernden Klausur zusammen. Zehn Kolleginnen und
   Meines Erachtens kann man vor unserer jungen             Kollegen ließen das vergangene Jahr Revue passieren
Generation den Hut ziehen. Nichts mit „Nur Computer“,       und entwarfen Pläne, was verbessert oder neu gestaltet
„Nur Handy“ und so weiter. „Fridays For Future“ ist         werden kann.
eine weltweite Bewegung und sie ist hochpolitisch.            • Dazu gehörten natürlich auch die sieben Anträge,
Unsere Jugend kämpft für ihre Zukunft, die wir ihr               die unser Arbeitskreis an den in diesem Jahr statt-
bisher nicht garantieren. Wir schaffen es ja nicht einmal        findenden Gewerkschaftstag stellen wird.
die richtigen Parteien zu wählen, geschweige denn, sie        • Welche Kolleginnen oder Kollegen aus unseren
zum richtigen Handeln zu bewegen. Da müssen unsere               Reihen werden als Delegierte dazu vorgeschlagen.
Kids zum Schulstreik greifen, weil wir es an Konse-           • Was tut sich in unseren sechs Arbeitsgruppen, wo
quenz fehlen lassen.                                             drückt der Schuh.
   Natürlich will keiner ein Klimadesaster. Andererseits      • Wie und unter welchem Motto wird unser Stand
stehen viel zu viel Bedenken als Nebelschwaden im                zum 1. Mai gestaltet und wer macht die Standbe-
Weg, die uns den klaren Blick verkleistern. Bequemlich-          setzung.
keit, Lebensstandard, Arbeitsplätze und vieles mehr           • Das Gleiche gilt auch für die Seniorenwoche, die
bringen uns davon ab, die nötige Konsequenz an den               Jubilarehrung und den Spandauer Gewerkschafts-
Tag zu legen.                                                    markt.
    Dabei kämpfen wir als IG Metall nicht gegen Maß-          • Das Seminar des Arbeiskreises im August wurde
nahmen, die unser Klima retten. Wir haben uns auf die            vorbereitet (Themen, Gäste).
Fahne geschrieben, den Einklang herzustellen, zwischen        • Für die letzte Mitgliederversammlung im No-
Klimaschutz, Arbeitsplätzen und Lebensstandard. Das              vember wurde das Programm erstellt.
ist der einzige Weg, neben den Lebensgrundlagen des           • Wie werben wir neue Mitglieder für den Arbeits-
Planeten auch die Errungenschaften der Zivilgesell-              kreis.
schaft zu bewahren. Wichtig ist, das Tempo, mit dem           • Das Debattenpapier vom Vorstand wurde durch-
der Klimawandel näher rückt, nicht zu unterschätzen.             forstet.
   Darum lasst uns das tun, was jetzt geboten ist. Zeigen     • Ein Diskussionspapier von der AG Soziales zur
wir unserer Jugend, dass wir ihnen nicht nachstehen.             Renteninitiative der IG Metall wurde besprochen
Wir sollten sie bestärken nicht aufzugeben. Und wir              und nach ein paar Änderungen für gut befunden.
                                                               An einem Vormittag besuchte uns die neue Erste
sollten ihnen Vorbild sein. Wie man das macht? Das
                                                            Bevollmächtigte Birgit Dietze. Mit ihr haben wir über
Kreuz bei den Wahlen bewusster setzen, und viele Leute
                                                            weitere Maßnahmen des Projektes 55plus diskutiert.
am 29. Juni 2019 zu unserer Demo mitbringen.
                                                               Ein Ansinnen unsere Senioren-Arbeitskreises muss es
   Wenn wir viele werden, werden unsere Kinder sich
                                                            sein, allen Seniorinnen und Senioren eine Heimat bei ih-
freuen, dass sie gute Eltern und Großeltern haben.
                                                            rer IG Metall zu bieten und unsere Geschäftsstelle zu
                                                            entlasten.
Beste Grüße
                                                                                                        Ulla Müller
Burkhard Bildt

                                        Senioren-Report 97 – Seite 1
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Ich hab' da mal 'ne Frage zur

Bewertung der Grundrente durch den IG Metall-Vorstand
In den Informationen zur Sozialpolitik Nr. 48 / Februar     ein Verhältnis zum Netto eines Grundeinkommens? Se-
2019, wird die von Hubertus Heil vorgeschlagene             riös gerechnet müssen die Kranken- und Pflege-
sogenannte „Respekt-Rente“ vom Vorstand der IG              versicherungsbeiträge von der Rente abgezogen werden.
Metall insgesamt positiv bewertet.                          Nimmt man hierfür nur 10 Prozent, dann beträgt die
   Begründet wird die positive Einschätzung in der          Nettorente 854,81 Euro. Sie liegt also nur 14,81 Euro
Hauptsache damit, dass die Leistungsberechtigten durch      über der angeführten durchschnittlichen Grund-
die Hochwertung ohne Bedürftigkeitsprüfung, eine Ren-       sicherung.
te oberhalb der von Heil vorgestellten Grundrente erhal-    15 Euro für 40 Jahre Arbeit, das ist deutlich –
ten. Damit, so der Vorstand, steht die Grundrente in kei-   Respekt!
nem direkten Zusammenhang mit der Grundsicherung –
                                                               Zwar liegt sie damit selbst in dem Rechenbeispiel
also dem Existenzminimum. Die Lebensleistung jahr-
                                                            noch über der aktuellen Grundsicherung – also dem so-
zehntelanger Arbeit würde (wieder) honoriert – und das
                                                            genannten Existenzminimum. Aber gibt es nicht die
ungeachtet etwa des Partnereinkommens.
                                                            Forderung der IG Metall, die Grundsicherung anzuhe-
   Grundrente statt Grundsicherung                          ben? Ist die jetzt vom Tisch? Einfach so, weil der Vor-
   Es gibt zwar das Dilemma derjenigen, die nur ganz        stand die Grundrente positiv bewertet?
knapp an der Zugangsvoraussetzung von 35 Jahren               Passend dazu steht im Themenblock der IG Metall
Grundrentenzeit scheitern. Fest steht aber: Für langjäh-    vom 17.12.2018 unter „Warum Hartz IV nicht bleiben
rig Versicherte würde sich die Chance auf eine Rente        darf, wie es ist“: „Die IG Metall fordert außerdem eine
deutlich über der Grundsicherung erhöhen, und drohen-       deutliche Anhebung des Hartz IV-Regelsatzes.“
de Altersarmut könnte eingedämmt werden.                      Wie passt das zusammen? Wenn man die Regelsätze
   Um dies zu verdeutlichen, wird eine Rechnung prä-        anhebt, hebt man damit automatisch die Grundsicherung
sentiert, an deren Ende eine Person nach 40 Beitragsjah-    mit an. Sozialverbände fordern hier zwischen 550 und
ren, durch die Aufwertungen eine Rente in Höhe von          624 Euro als Regelsatz. Damit läge die durchschnittli-
960,90 Euro bekommt. Damit liegt sie, so der Vorstand,      che Grundsicherung mindestens bei 966,- Euro. Und die
deutlich höher als die durchschnittliche Grundsicherung     Grundrente aus dem Rechenbeispiel? Nun, die liegt
von aktuell knapp 840 Euro.                                 dann deutlich darunter.
  Ich sehe hierin den Versuch, unsere Kolleginnen und          Tut mir leid, ich hoffe der Vorstand der IG Metall hat
Kollegen über den wahren Wert dieses Rentenkonzeptes        eine gute Erklärung dafür.
zu täuschen. Weshalb sonst stellt er eine Bruttorente in                                                Bernd Koch

                                              Senioren-Report 97 – Seite 2
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Fachausschuss Renten/Alterssicherung des DGB Berlin-Brandenburg
Bericht zur Sitzung am 14. Februar 2019
Bedingungsloses Grundeinkommen – auch keine Lösung
Der zentrale Tagesordnungspunkt war ein Referat zum          und Wider der jeweiligen Positionen dar. Hier gilt es
"Bedingungsloses Grundeinkommen", das der Kollege            wachsam zu sein und das Thema im Augen zu behalten,
Ralf Krämer von der Verdi-Bundesverwaltung hielt.            denn neoliberale Interessengruppen wollen es für ihre
   Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist ein           Zwecke verwenden und zur Streichung von Sozialleis-
sozialpolitisches Finanztransferkonzept, nach dem jeder      tungen nutzen.
Bürger – unabhängig von seiner wirtschaftlichen Lage –          Anhand vieler Beispiele zeigte er auf, weshalb das
eine gesetzlich festgelegte und für jeden gleiche finanzi-   BGE aus der Sicht von Verdi und auch anderer Gewerk-
elle Zuwendung erhält, ohne dafür eine Gegenleistung         schaften unrealistisch ist.
erbringen zu müssen. Es wird meist als eine Finanzleis-         Neben der Finanzierung, zu der gesagt wurde, dass
tung diskutiert, die ohne weitere Einkommen oder be-         sie der Staatshaushalt nicht leisten kann, beschäftigte
dingte Sozialhilfe existenzsichernd wäre.                    uns die Frage, ob die mit einem bedingungslosen
   Die grundsätzliche Begründung eines BGE wird dar-         Grundeinkommen gewünschten Ziele realistisch sind.
in gesehen, dass es jedem Menschen ermögliche, ein             Also, kann ein BGE Armut verhindern, vor Ausgren-
menschenwürdiges Leben zu führen. Das BGE schaffe            zung schützen, unabhängig von Erwerbsarbeit machen
die Voraussetzung zur individuellen Freiheit zur             oder den Beschäftigten ihren Lohn auf Augenhöhe mit
Selbstverwirklichung auch mit Tätigkeiten, die nicht als     den Arbeitgebern aushandeln lassen?
Erwerbsarbeit entlohnt werden.
                                                               Hier teilten die Teilnehmer die Position von Verdi,
  Kollege Krämer stellte uns die unterschiedlichen           dass es sich dabei um ein reines Wunschdenken handelt.
Ziele einzelner Interessengruppen vor und legte das Für
                                                                                                        Bernd Koch

AGA-Sitzung am 20. März 2019 in Berlin

Tagung des Bezirksausschusses

                                                               Einige waren schon erledigt: Vier Mitgliedertreffen
                                                             und eine Mitgliederversammlung.
                                                               Auch über fünf Neuzugänge jüngerer Senioren im
                                                             Arbeitskreis konnten wir berichten. In den anderen
                                                             Geschäftsstellen haben die Senioren große Probleme,
                                                             Nachwuchs zu gewinnen.
                                                                Dann ging es um die Vorbereitung des Gewerk-
                                                             schaftstages. Dazu findet am 9. und 10. April in Leipzig
                                                             die zentrale Vorbereitung der AGA auf dieses Ereignis
                                                             statt. Aus unserem Arbeitskreis nehmen drei Kollegen
                                                             teil. Die vorliegenden Anträge zum Gewerkschaftstag in
                                                             Nürnberg wurden ebenfalls diskutiert. Die Inhalte sind
AGA wirbt auch für die 35-Stunden-Woche im Osten
                                                             alle ähnlich.
Die erste Sitzung des AGA-Ausschusses (Ausschuss für
                                                               Wir konnten dann noch mitteilen, dass bei den sieben
ausserbetriebliche Gewerkschaftsarbeit) für das Jahr
                                                             Berliner Delegierten zum Gewerkschaftstag ein Kollege
2019 fand am 20. März in Berlin statt. Zu Beginn be-
                                                             des Senioren-Arbeitskreises dabei ist.
richteten die Kollegen der 13 Geschäftsstellen des Be-
zirks Berlin-Brandenburg-Sachsen über die geleistete
Arbeit des Vorjahres und was für das Jahr 2019 geplant          In Brandenburg und Sachsen sind dieses Jahr Land-
ist.                                                         tagswahlen. Auch die Senioren der IG Metall bereiten
   Kollege Siegfried Schicke und ich hatten viel vorzu-      sich in Verbindung mit der EU-Wahl darauf vor.
tragen, denn auf unserer Leitungsklausur waren die Auf-                                            Ingrid Henneberg
gaben für das Jahr 2019 festgelegt worden.

                                         Senioren-Report 97 – Seite 3
Senioren-Report - Denkmäler in der Zitadelle Spandau (Friedrich Wilhelm III mit seiner Königin Luise) - IG Metall Berlin
Mitgliederversammlung am 27. Februar 2019

Humanes Sterben. Selbstbestimmt.
                            Der Senioren-Arbeitskreis           Was mich bewegt:
                            hatte sich dieses Tabuthema
                                                             Wer von den Seniorinnen und Senioren wunscht es sich
                            beim letzten Seminar aus-
                                                             nicht, dass man am Abend ohne Schmerzen ins Bett
                            gewählt. Eingeladen dazu
                                                             geht und am Morgen vergisst aufzustehen. Der
                            wurde       Herr    Wolfgang
                                                             Fernsehsessel ist auch ein schöner Ort zum Einschlafen.
                            Mahnfitz von der DGHS
                                                             Das ist jedoch nicht allen Menschen gegönnt.
                            (Deutsche Gesellschaft für
                            Humanes Sterben e.V.). Er           Dass es auch anders gehen kann, dafur setzt sich die
                            stellte seinen Verein vor, der   DGHS seit Jahrzehnten ein. Die Gesetze der Bundesre-
                            kein Sterbehilfe-Verein ist      publik Deutschland und die Deutsche Ärztekammer mit
                            sondern das Motto hat            ihrem Vorsitzenden sind dagegen. Dagegen sprechen
Wolfgang Mahnfitz
                                                             die christlichen Gebote, wie "Du sollst nicht töten",
(DGHS)      Foto: R.Zorn „Humanes Leben –
                            Humanes          Sterben“,       auch dich selbst nicht.
wobei der freie Wille entscheidend ist.                         Ich habe einen Gewerkschaftskollegen vor Jahren in
   Wer bewusst und wohl überlegt, bei klarem                 einem Pflegeheim besucht. Eine Schwester im Heim
Verstand, die Entscheidung trifft, sein Leben zu been-       sagte mir, ich solle mich nicht wundern, wenn er mich
den, soll auch das Recht auf Selbstbestimmung haben.         nicht erkennt. Er lag friedlich in seinem Bett und erzähl-
Der Verein berät unter anderem über eine sichere Pati-       te von Erlebnissen der Vergangenheit, ohne mich zu be-
entenverfügung und Betreuungsverfügung. Seit 39 Jah-         achten. Dann kam eine Schwester ins Zimmer, um ihm
ren setzt er sich dafür ein, dass der Gesetzgeber und die    eine Spritze zu geben. Sie war noch nicht an seinem
ärztlichen Vereinigungen einer Regelung zustimmen, in        Bett, da schrie er furchterlich auf. Bei meinem Heim-
der die Menschen ihren Leidenszustand eigenverant-           gang traf ich die Schwester wieder und sie sagte zu mir:
wortlich beenden können, ohne Bevormundung und mo-           "Fur ihn wäre es besser, er schliefe ein. Aber das Pfle-
ralische Schuldzuweisung. Es soll die Unsicherheit für       geheim bekommt fur ihn sehr viel Geld". Dieses Erleb-
Ärzte abgeschafft werden und dass die Information über       nis lässt mich seit dem nicht mehr los.
Sterbehilfe schon als Werbung angesehen wird.                   Das Problem ist, er könnte sich nicht selbst etwas an-
   Herr Mahnfitz erklärte die Begriffe der verschiede-       tun. Er war dazu nicht in der Lage. Wer ihm jedoch et-
nen Arten der Sterbehilfe und Sterbebegleitung. An-          was antut, kommt vor Gericht, auch heute noch.
schließend wurde ein Film gezeigt, in dem sich Ärzte            Menschen, die sich selbst das Leben nahmen, konn-
positiv dazu äußern. Dann sahen wir ein altes Ehepaar        ten vor langer Zeit nicht auf einem Kirchhof beigesetzt
(91 und 95 Jahre alt), das sich für ein gemeinsames Le-      werden. Sie verstießen gegen Gottes Gebot und waren
bensende entschieden hatte, weil keiner ohne den ande-       damit Sunder. Sie wurden einfach in der Natur, bevor-
ren weiterleben wollte. Unter ärztlicher Aufsicht (natür-    zugt im Wald, verscharrt. Im Grunewald im Jagen 37
lich in der Schweiz!) wurde ihnen das Mittel verab-          wurde 1878 ein Toter beigesetzt. Hier wurden in den
reicht, sie mussten selber das entsprechende Ventil öff-     folgenden Jahren weitere Menschen, die durch Eigentö-
nen. Wir sahen ihnen dabei zu, wie sie friedlich ein-        tung starben, begraben. Es entstand der „Selbstmörder-
schliefen und starben – das war etwas gruselig.              friedhof“ als Gedenkort fur solche Toten.
   Aus dem Zuschauerkreis wurde der Politskandal an-            Mit der Grundung von städtischen Friedhöfen wurde
gesprochen, den sich der Gesundheitsminister Spahn er-       das Monopol der Beisetzung auf kirchlichen Friedhöfen
laubt. Entgegen der Gesetzeslage und einem höchstrich-       gebrochen. Hier konnten dann alle Toten wurdevoll be-
terlichen Urteil genehmigt er keinerlei Sterbehilfe.         stattet werden.
   Die Veranstaltung hinterließ bei den 56 Teilnehmen-                                                Klaus Manke
den gemischte Gefühle. Nicht alle sahen sich den Film
bis zum Schluss an. Es wurde aber auch bemängelt, dass
das Thema ein bisschen auf selbstbestimmtes Sterben
reduziert wurde. Die Arbeit in Hospizen und Sterbebe-
gleitung von Menschen, die zwar wissen, dass sie bald
sterben werden, aber noch ein paar schöne Wochen oder
Monate erleben wollen, wurde nicht thematisiert.
                                           Günter Triebe

                                                                  Film über selbstbestimmtes Sterben Foto: R.Zorn

                                               Senioren-Report 97 – Seite 4
Senioren-Report - Denkmäler in der Zitadelle Spandau (Friedrich Wilhelm III mit seiner Königin Luise) - IG Metall Berlin
Rollern ohne zu treten

Mikro-Mobilität
Mitte 2019 soll eine neue Fortbewegungsmöglichkeit
auf unseren Verkehrswegen auftauchen, genannt eScoo-
ter, E-Tretroller, eRoller – oder so ähnlich. Eine Verord-
nung für den Gebrauch dieser Elektrokleinstfahrzeuge
(eKFW) soll im Mai 2019 verabschiedet werden.
   Mikro-Mobilität ist jetzt angesagt in Deutschland:
man fährt mit Bus, Tram, U- oder S-Bahn, nimmt für
die letzten Meter seinen führerscheinlosen eRoller –
und schon geht es los mit maximal 20 km/h auf der
Straße oder auf einem Radweg in Richtung Arbeitsplatz.
Der Bürgersteig darf nicht benutzt werden – das dürfen
Fahrradfahrer ja auch nicht. Eine Helmpflicht besteht
ebenfalls nicht (wegen der Akzeptanz). Diese Elektro-
kleinstfahrzeuge müssen eine Versicherungsplakette              Warum sind auf einmal so viele Anbieter für diese
führen und mit einer (abnehmbaren) Beleuchtung verse-        eMobilität? Freigeschaltet werden diese Leih-Fahrzeuge
hen sein.                                                    (Autos, Fahrräder, Roller) alle über Smartphone-Apps,
                                                             bezahlt werden sie bargeldlos – an diesen Daten (und
   Soweit die Theorie. Die Realität wird wahrscheinlich
                                                             an Geld) sind große Konzerne sehr interessiert. Sie wol-
so aussehen: Auf Straßen mit viel Verkehr oder mit
                                                             len alle an dem vorhergesagten eMobilitäts-Boom ver-
Kopfsteinpflaster und ohne Radweg werden die eRoller
                                                             dienen. Elektrische Roller gibt es in den USA seit Sep-
auf dem Bürgersteig fahren, nicht mit Schritt-
                                                             tember 2017: die beiden größten Verleiher, Bird und
geschwindigkeit wie vorgeschrieben (dann brauchte
                                                             Lime, haben in einem Jahr schon jeweils zehn Millionen
man ja keinen eRoller), sondern mit doppeltem bis
                                                             Fahrten registriert.
dreifachem Fußgängertempo. Und fast lautlos zwischen
diesen „Fußgängervollpfosten“ durchzufahren macht               À propos Mobilität in Berlin: noch immer sind 10
enorm Spaß.                                                  Prozent der S-Bahnhöfe und U-Bahnstationen für Kin-
                                                             derwagen, Rollstühle, Rollatoren und Gehbehinderte
   Was an der Menge der privaten eScootern dann noch
                                                             schlecht oder nicht zu erreichen – bis zum 1. Januar
fehlt, sind die gewerblichen angebotenen eScooter, vor
                                                             2022 soll aber die vollständige Barrierefreiheit erreicht
allem für Touristen. Und was macht ein Tourist, wenn
                                                             sein ...
er den eRoller nicht mehr braucht? Er stellt (oder legt)
ihn irgendwo auf dem Bürgersteig ab. Nachts sammeln             Müll, Technik-Häuschen, Parkautomaten, Ladestatio-
bezahlte Chargers die eRoller ein, laden die Akkus auf       nen, Briefkästen, Laternen, Bäume, Fahrräder, Kneipen,
und stellen sie dann irgendwo auf dem Gehweg ab.             Stromkästen, Masten: alles drängt auf die Gehwege und
                                                             engt Fußgänger ein. Ohne Ausbau der Infrastruktur, in
   Das Berliner Startup Tier Mobility plant mit viel Ka-
                                                             diesem Falle Radwege, werden die eScooter eine Gefahr
pital, wie auch andere Verleiher aus China und den
                                                             für Fußgänger darstellen.
USA, in Berlin mit dem eScooter-Verleih groß einzu-
steigen.                                                                                             Hartmut Herold

Diskussionsveranstaltung zum Debattenpapier
„Miteinander für morgen – solidarisch und gerecht“
Für den 21. März hatte die Bezirksleitung Berlin-         Die Forderung lautet, die Transformation muss sozi-
Brandenburg-Sachsen zu einer Diskussionsveran-        al, ökologisch und demokratisch gestaltet werden. Dabei
staltung eingeladen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung muss die soziale Gestaltung von der Politik eingefordert
stand der Vortrag von Jörg Hoffmann, Erster Vor-             werden. Wichtig hierbei: Verlängerung der Bezugsdauer
sitzender der IG Metall.                                     von ALG I, Reform der Zumutbarkeitskriterien und
                                                             Regelsätze, die zum Leben reichen
   Das Hauptthema der Diskussion war die bevorste-
hende Transformation, wobei es um die Umstrukturie-            Am Schluss der Veranstaltung erging die Einladung
rung von 1,5 Millionen Arbeitsplätzen gehen wird. Trei-      zur Großdemo am 29. Juni um 13:00 Uhr am
ber der Transformation sind Globalisierung, Kli-             Brandenburger Tor: Das Motto lautet:
mawandel, Prozessdigitalisierung und Demographie.              Eine gerechte Transformation geht nur mit uns !
                                                                                                  Jürgen Knüpfer
                                         Senioren-Report 97 – Seite 5
Senioren-Report - Denkmäler in der Zitadelle Spandau (Friedrich Wilhelm III mit seiner Königin Luise) - IG Metall Berlin
Infinera – das Ende, nicht nur der Geschichte
Wir haben hier in letzter Zeit häufiger von Infinera Berlin berichtet: das ist das ehemalige Werk von Siemens am
Siemensdamm in Spandau, das im Oktober 2018 vom amerikanischen Telekommunikationskonzern Infinera
gekauft wurde.
   Nun steht es fest: die Arbeitsplätze sind nicht zu retten!
                                                                   Unterschriftensammlung per Papier und elek-
                                                                   tronisch, einen Autokorso vom Werk zur US-
                                                                   Botschaftt, Bonbons am Brandenburger Tor und
                                                                   Kuchen am Europa-Center. Es wurde wirklich
                                                                   mit viel Engagement und Fantasie um die Ar-
                                                                   beitsplätze gekämpft.
                                                                      Besonders bitter ist, dass die KollegInnen auch
                                                                   noch die Thailänder anlernen dürfen, die ab dem
                                                                   1. Oktober 2019 dann ihre Arbeit fortführen.
                                                                   Immerhin hat es der Betriebsrat geschafft, dass
                                                                es eine Transfergesellschaft gibt. Bis zu 12 Mo-
 Protest am Brandenburger Tor                Foto Ramon Zorn nate lang können die KollegInnen bei 80 Prozent
                                                                ihres Entgelts in Ruhe nach einem neuen Arbeits-
   Das ist schade, aber wann wäre es je gelungen, einen
                                                         platz suchen.
amerikanischen Konzern davon abzuhalten, deutsche
Arbeitsplätze zu vernichten?! Es gab sogar ein Gespräch     Und auch die Abfindung ist deutlich höher, als vom
mit dem Wirtschaftsminister, aber die Politik behauptet  Arbeitgeber  angeboten – dank der vielen Aktionen, die
immer, sie könne nichts tun. In Frankreich ist das merk- die KollegInnen veranstaltet haben. Und bei denen der
würdigerweise anders.                                    Senioren-Arbeitskreis sie wunderbar und vorbildlich
                                                         unterstützt hat. Resümee:
   Mit vielen Aktionen haben die KollegInnen für Öf-
fentlichkeit gesorgt: Es gab eine lange, oft unterbroch-    Die Arbeitsplätze waren nicht zu retten, aber der
ene Betriebsversammlung, Demos am Standort, eine         Kampf   hat sich trotzdem gelohnt.!
                                                                                               Manuela Wegener

Mehr Rente durch Pflege
Jetzt können auch alle, die bereits in Rente sind und sich      Gestartet werden kann dieses Modell jederzeit. Es
um Angehörige kümmern, die eigene Rente steigern.            genügt ein Antrag bei der Rentenkasse, dass man nur
   Möglich macht dies das Flexi-Renten-Gesetz, das           noch eine 99-prozentige Teilrente ausgezahlt bekom-
eigentlich Arbeitnehmern einen sanften Übergang in           men möchte. Wichtig ist, dass gleichzeitig bei der Pfle-
den Ruhestand ermöglichen soll. Es bietet nun auch           gekasse des Angehörigen die Rentenbeiträge für die
Rentnern Vorteile, wenn sie Angehörige pflegen.              Pflege beantragt werden.
   Allerdings ist dafür ein kleiner Kniff notwendig. Man        Eine Voraussetzung ist die Pflegestufe zwei und dass
muss auf ein Prozent seiner Rente verzichten. Denn das       die Pflegebedürftigkeit offiziell festgestellt wurde.
Flexi-Renten-Gesetz sieht vor, dass es Rentenbeiträge        Weitere Voraussetzung ist eine Pflege von mindestens
(auch für die Pflege) nur gibt, wenn man keine volle         10 Stunden pro Woche, die nicht erwerbsmäßig ausge-
Rente erhält. Doch dieser minimale Verzicht lohnt sich       übt wird und an mindestens zwei Tagen in der Woche
und zwar unabhängig davon wie hoch die Rente ist,            geleistet wird.
beziehungsweise der Pflegegrad des Angehörigen. Man             Endet die Pflege, stellt man wieder formlos einen
hat ihn nämlich nur im ersten Jahr. Bereits im zweiten       Antrag, dass die Rente wieder zu 100 Prozent ausge-
Jahr ist er mehr als ausgeglichen, weil man neben der        zahlt werden soll. Die durch die Pflege erreichten An-
normalen prozentualen Rentenerhöhung zusätzlich              sprüche bleiben aber ein Leben lang erhalten.
Rentenpunkte erhält. Diese übertreffen die prozentuale          Also alles prima? Nicht ganz, denn Rentenkasse und
Erhöhung teilweise deutlich. In wenigen Jahren erhöht        Gesundheitsminister Jens Spahn haben inzwischen ein
sich die Rente leicht um 10 Prozent oder 15 Prozent -        kritisches Auge auf diese (vermeintliche) Lücke im Fle-
und zwar auf Dauer, selbst wenn man irgendwann nicht         xi-Renten-Gesetz geworfen.
mehr pflegt. Konkret ergibt ein Jahr Pflege, je nach
                                                                     (gefunden in der Zeitschrift Rente & Co 1/2019)
Pflegegrad des Angehörigen, aktuell zwischen 14,46
                                                                                                         Bernd Koch
Euro und 37,52 Euro mehr Rente im Monat.
                                               Senioren-Report 97 – Seite 6
Senioren-Report - Denkmäler in der Zitadelle Spandau (Friedrich Wilhelm III mit seiner Königin Luise) - IG Metall Berlin
Mitgliedertreffen: Ein Besuch in der Zitadelle Spandau
Zurück in die Vergangenheit

   Unser Ausflug am 14. März 2019 führte die Senio-
rengruppe diesmal nach Spandau in die Zitadelle. Da es
noch ein wenig frisch war, trafen wir uns erst einmal in
der Zitadellen-Wirtschaft. Hier erwarteten uns dunkle,
hohe Gewölbe, die jedoch unter anderem von einem
bullernden Kamin erwärmt und beleuchtet wurden.

                                                            Albrecht der Bär                      Foto Ramon Zorn
                                                               Da unser eigentliches Ziel in der Zitadelle, das Provi-
                                                            antmagazin mit der Dauerausstellung „Enthüllt. Berlin
                                                            und seine Denkmäler“, erst am Nachmittag öffnete, ha-
                                                            ben wir uns zunächst in altertümlicher Atmosphäre ein
                                                            leckeres Mittagessen schmecken lassen.
                                                                Mit Eintritt in das Proviantmagazin hält man erst mal
                                                            inne: Es erwarteten uns auch hier hohe, weitläufige
In der Zitadellen-Wirtschaft      Foto Klaus Murawski       Räume. In der Ausstellung fanden wir Berliner Denk-
                                                            mäler, die einst das Berliner Stadtbild prägten. Unter an-
   Die Burg Spandau wurde indirekt erstmals 1197 er-        derem ein Denkmals-Ensemble brandenburgisch-preu-
wähnt, als die Markgrafen Brandenburgs diese auf dem        ßischer Herrscher, welche einst die Siegesallee
Areal einer slawischen Siedlung am Zusammenfluss            schmückten. Anhand einiger großer Denkmäler, Fotos
von Havel und Spree errichteten. Später, zwischen 1559      und Videos wird der Besucher durch die Geschichte
und 1594 ließen die Kurfürsten zum Schutz der nahe-         Berlins geleitet. Was sonst im Museum nicht möglich
gelegenen Residenzstadt Berlin eine Festung erbauen.        ist: Hier ist Berühren in den meisten Fällen erlaubt. Es
  Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde und           ist schon spannend, wie alt manche Ausstellungsstücke
wird das Areal der Zitadelle ausschließlich zivil genutzt   sind und noch so gut erhalten.
und bietet viele Möglichkeiten der kulturellen Nutzung,       Zwei sehr kompetente Begleiterinnen führten uns
wie Ausstellungen und Veranstaltungen.                      durch die Ausstellung, erzählten so manches Histörchen,
   Und noch jemand hat in der Zitadelle Einzug gehal-       welche sie unter anderem auch von Besuchern erfuhren.
ten: etwa 10.000 Fledermäuse wählen in jedem Jahr die
Zitadelle als Unterkunft, um ungestört die kalte Jahres-
zeit zu verschlafen. Die Gewölbe der alten Festung sind
geradezu ein ideales Versteck. Damit gehören die Ge-
mäuer zu den wichtigsten Fledermaus-Winterquartieren
in Europa.

                                                            Lenin-Kopf                             Foto Ramon Zorn
                                                               Zum Abschluss sahen wir den wiedergefundenen
                                                            Kopf des monumentalen Lenin-Denkmals, welches
                                                            1970 am heutigen Platz der Nationen enthüllt wurde.
                                                            Der Spaziergang durch die Ausstellung war sehr inter-
                                                            essant und für die meisten Teilnehmer auch lehrreich.
                                                            Ein herzliches Dankeschön an die Begleiterinnen des
                                                            Museums.
                                                                                                      Monika Wittek
                                  Foto Klaus Murawski
                                        Senioren-Report 97 – Seite 7
Senioren-Report - Denkmäler in der Zitadelle Spandau (Friedrich Wilhelm III mit seiner Königin Luise) - IG Metall Berlin
Historische Jahrestage
100 Jahre Versailler Vertrag
Eine Zeitungsmeldung: (Zeit Online.vom 01.10.2010)
„Deutschland begleicht letzte Schulden aus Erstem Weltkrieg“
Da war doch etwas in der deutschen Geschichte? Richtig: Der Versailler Vertrag.

Der „Friedensvertrag von Versail-       rechter Seite. Wirtschaftlich war     in der DDR. Im Westen wurde durch
les“ wurde bei der Pariser Friedens-    Deutschland isoliert, dazu kam die    den Marshall-Plan der Wiederaufbau
konferenz 1919 im Schloss von Ver-      Wirtschaftskrise und in der Folge     gefördert.
sailles am 28. Juni 1919 unterzeich-    Inflation und Massenarbeitslosig-        1945 schlossen die Siegermächte
net. Damit endete der Erste Welt-       keit.                                 keinen formellen Friedensvertrag
krieg im völkerrechtlichen Sinn. Er        Die Nazis machten sich die Stim-   mit Deutschland. Aber Deutschland
war zugleich der Gründungsakt des       mung zu Nutze. Hitler 1932: „Der      blieb besetzt und war durch den Kal-
Völkerbundes, dem Deutschland erst      Ausgangspunkt der nationalistischen   ten Krieg getrennt.
1926 beitreten durfte.                  Bewegung ist nicht München, son-         Auch bei der Wiedervereinigung
   Der Vertrag übertrug die alleinige   dern Versailles“. Die weiteren Fol-   1990 verzichteten alle Seiten darauf.
Verantwortung für den Ausbruch des      gen sind bekannt. Die Nazis kamen     „Ersatzweise“ unterzeichneten sie
Weltkriegs auf Deutschland und sei-     an die Macht und führten Deutsch-     den „Zwei plus Vier Vertrag“ mit
ne Verbündeten. Die Bedingungen         land und die Welt in die Katastrop-   Deutschland. Der Vertrag enthielt
waren drastisch: Gebietsabtretun-       he.                                   keine Bestimmungen über Repara-
gen, Abrüstung und Reparations-            Im Zweiten Weltkrieg waren die     tionen.
zahlungen an die Siegermächte. Die      Freund-Feind-Bilder noch radikaler.      Die Nachwirkungen des Versail-
erste Rate von 20 Milliarden Gold-      Die Schuldfrage war dieses Mal        ler Vertrages sind noch heute in Eu-
mark war bis 1921 fällig.               eindeutig. Der verbrecherische Cha-   ropa zu spüren. Manche Grenzen,
   Auf die hohen Reparationsforde-      rakter der deutschen Kriegsführung,   die damals gezogen wurden, sorgen
rungen reagierten die Deutschen em-     besonders durch den Holocaust,        immer noch für Konflikte.
pört, der Vertrag wurde als „Schand-    bekam eine neue Bedeutung.
                                                                                 Wir haben aus der Geschichte ge-
diktat“ angesehen. Die junge Wei-         Die Siegermächte reagierten nach    lernt. Dank der Europäischen Union
marer Republik stand unter keinem       dem Zweiten Weltkrieg besonnener.     haben wir eine lange Zeit des
guten Stern. Die „Dolchstoß“-Le-        Aus den Erfahrungen von Versailles    Friedens geschaffen.
gende polarisierte die Gesellschaft.    verzichteten die Siegermächte auf
Es kam zu Demonstrationen und                                                                      Wolfgang Holz
                                        hohe Reparationsleistungen. Die
Putschversuchen von linker und          Sowjetunion „bediente“ sich lange

DGB Zukunftsdialog
„Bezahlbar ist die halbe Miete“
Am 25. März startete der DGB Bezirk Berlin-               tiativen und der Mieterverein am kenntnisreichen
Brandenburg den Zukunftsdialog „Bezahlbar ist die         Dialog beteiligt.
halbe Miete“ auf dem Leopoldplatz im Wedding                                             Letztlich    schien
leider unter April-Witterungsumständen. Nachdem                                       dann     wieder    die
das aufblasbare Wohnzimmer mit allem Drum und                                         Sonne auf den Dialog
Dran – unter anderen von zwei unserer Senioren –                                      und alle waren sich
aufgebaut war, fegte ein stürmischer Platzregen fast                                  einig: Alle Maßnah-
alles hinweg.                                                                         men gegen rasant stei-
   Aber der Dialog sollte dann trotzdem stattfinden.                                  gende Mieten (am
Die eingeladenen hochrangigen Gesprächspartner            besten die mit Biss) sind angebracht. Leider war
waren inzwischen vor Ort eingetroffen. Neben              dieser Dialog wenig beworben worden. Politik und
Christian Hoßbach (DGB Bezirk) und Stefan                 Gewerkschaft blieben auf dem Leopoldplatz fast
Körzell (Bundesvorstand) waren verschiedene               unter sich.
Bezirkspolitiker, Gewerkschaftler in Mieterini-                                              Hartmut Meyer

                                              Senioren-Report 97 – Seite 8
Samstag 12 Uhr, Treffpunkt Alexanderplatz
Mietendemo am 6. April 2019
Nicht nur in Berlin gab es am 6. April eine Demonstrati-   An der Wohnungsnot haben Bund und Länder
on unter „Gemeinsam gegen Verdrängung und Mieten-          erhebliche Mitschuld: Durch krasse Fehleinschätz-
wahnsinn“, sondern auch in vielen anderen deutschen        ungen, Placebo-Politik und offene Türen für dubiose
Städten. In Berlin waren es mit rund 40.000 die weitaus    Investoren.
meisten Teilnehmer – aber nicht nur das erregte die           Dabei darf jedoch nicht verschwiegen werden, dass
Aufmerksamkeit der Medien, der Lobbyisten und der          beim Erfolg des Plebiszits eine lang andauernde Folge
Politik, sondern der Beginn einer Unterschriftensamm-      von juristischen Verfahren ansteht, da Kernelemente un-
lung zu der Forderung „Deutsche Wohnen & Co                serer Gesellschaftsordnung in Frage gestellt werden –
enteignen“.                                                privater Besitz und Verwertung von Grund und Boden.
   Ein Ziel der Enteignungs-Initiative ist es, den Be-     Und für eine grundsätzliche Veränderung des Miet-
stand an bezahlbaren Wohnungen zu schützen und den         rechts braucht es auch andere Mehrheiten im Bundestag.
Neubau von bezahlbaren Wohnungen zu fördern, also            Trotzdem sind sowohl die Aktionäre und Lobbyisten
soziale Wohnungspolitik. Wenn man gegen hohe Mie-          der großen Immobilienkonzerne ziemlich verunsichert,
ten kämpft, muss man auch die Eigentumsfrage stellen.      Kapitalverbände haben schon vor DDR-Zuständen
Diese Vergesellschaftung nach Artikel 15 des Grundge-      gewarnt.
setzes wäre einmalig in der fast 70-jährigen Geschichte       Auch die Parteien melden sich zu Wort: Linke und
der Bundesrepublik Deutschland – und über die Hälfte       Grüne unterstützen größtenteils die Enteignungs-Initiati-
der Berliner soll für Enteignung sein.                     ve, die SPD hat Sympathie, kann sich aber nicht ent-
   Diese Mietenbewegung ist eine soziale Bewegung,         scheiden, während CDU/CSU, FDP und AfD deutliche
sie hat begriffen, dass hohe Mieten kein individuelles     Absagen formulierten.
Problem sind, sondern ein gesellschaftliches. Und in         Der Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg
dieser Diskussion geht es mittlerweile zum Beispiel um     Christian Hoßbach erklärte später, die Demonstrationen
die Rolle des Eigentums (Verantwortung), um das            bestätigten, dass die Leute „unter Druck“ stehen. Die
Grundgesetz (§ 15), um Menschenrechte (Recht auf           Politik sei auf allen Ebenen gefordert. „Enteignung
Wohnung), um Gesetzgebung von Bund und Land (Ver-          muss eine Option sein“, könne aber nicht als
antwortung), um Handlungsmöglichkeiten der Bezirke         Pauschallösung dienen.
(nicht nur Verwalten), um Steuerschlupflöcher (Share
                                                              Die Enteignungsdebatte in Berlin ist ein Lehrstück
Deals), usw.
                                                           über das Verhältnis von Kapital und Demokratie – und
   Der Wohngipfel von September 2018 (… eine Minu-         da haben auch die Gewerkschaften ihre Erfahrungen.
te Redezeit für den Vertreter der Mieter …) hatte nichts
                                                                                                   Hartmut Herold
Entscheidenes verbessert – die Mieten stiegen weiter.
                                                                       Fotos Hartmut Herold

                                       Senioren-Report 97 – Seite 9
IG Metall-Vorstand schließt das Projekt 55plus ab.
Wie geht weiter mit dem Projekt 55 plus?
Auf dem Netzwerktreffen 55 plus am 13. und 14. Febru-
ar 2019 in Mainz wurde die weitere Bearbeitung des
Projektes an die Geschäftsstellen der IG Metall überge-
ben.
   Eine Veranstaltung in zwei Etappen. Am ersten Tag
eine Werkstatt zu dem Stand der Arbeiten in den Ge-
schäftsstellen (GS) zum Thema 55 plus. Dabei stellte
sich heraus, dass die Spanne von „kein Thema“ in eini-
gen GS über „wir haben schon mal darüber geredet“ bis
zu aktiven Veranstaltungen und Aktionen in den GS
reicht. Der Weg über Seminare zum Thema 55 plus für
betroffene Kollegen ist bei den aktiven GS recht weit
verbreitet, mit einer großen Themenvielfalt.
   Der zweite Tag wurde durch die Kollegin Christiane
                                                            In der Mitte: zwei Berliner Vertreter       Foto IGM
Benner (Geschäftsführendes Vorstands-Mitglied) ein-
geleitet. Zusammengefasst geht es um die Rolle und Be-      Gewerkschaft in Vorbereitung des Gewerkschaftstages
deutung des Projektes zur Erhaltung der Kampfkraft          2019 und den weiteren Schwerpunkten unsere Arbeit.
und der Wirkung auf die Politik und Gesellschaft durch        Auf unserer Beratung der AG 55 plus (25. März
die IG Metall über ihre Mitgliederzahl.                     2019) mit der Kollegin Birgit Dietze (Erste Bevoll-
   Danach gab es eine Messe der Aktiven und Erfahrun-       mächtigte der GS Berlin) gaben wir einen kurzen
gen über der Arbeit einzelner GS und des Bezirkes BBS       Bericht über unsere bisherigen Aktivitäten. Dank der
(ich glaube es gab nur einen Stand, der die bezirkliche     Unterstützung durch den Bezirk (Kollegin Iris Billich)
Arbeit vorstellte). Ein Werkzeugkoffer wurde angekün-       haben unsere Seminare und Info-Veranstaltungen einen
digt, der über das Intranet der IG Metall zur Information   guten Ruf erworben.
bereitsteht. Interessantes Detail: Von den circa 155 GS       Nicht gelungen ist es uns, die Projektinhalte an die
stellen nur 128 die Broschüre Vorsorgeinfo an ihre          erwerbstätigen Mitglieder zu vermitteln. Hier brauchen
Mitglieder bereit. Selbst dort ist die Umgang mit der       wir Unterstützung durch Geschäftsführung und den
Broschüre noch stark verbesserungswürdig, wenn es           Ortsvorstand, die uns die Kollegin Dietze zugesagt hat.
darum geht, mit den Kollegen ins Gespräch zu kommen.           Schwerpunkt für dieses Jahr bleibt der Zugang zu den
   Hans-Jürgen Urban (Geschäftsführendes Vorstands-         Unternehmen und zwei Veranstaltungen für Kollegen
Mitglied) schloss die Veranstaltung mit einem Beitrag       nach dem Muster des Vorjahres. Zur Vorbereitung für
über Ausblick und Perspektive unserer Arbeit ab. Er zog     die Auswahl der Unternehmen wurde eine konkrete Zu-
einen weiten Bogen von der Umsetzung des Projektes          sammenarbeit mit den Kolleginnen Dietze und Billich
55 plus in den GS bis zu den Aufgaben und Zielen der        verabredet.
                                                                                                   Siegfried Schicke
Europawahl am 26. Mai 2019

Information zur EU-Wahl
Das EU-Parlament vertritt die             „Das Parlament fasst gemeinsam
Bürgerinnen und Bürger der EU-         mit dem Europäischen Rat Be-            Errungenschaften sind zu ver-
Staaten und wird von ihnen direkt      schlüsse über europäische Rechts-       teidigen. Über 70 Jahre Frieden sind
gewählt. Die Zahl der Abgeordneten     vorschriften. Es wählt den Präsi-       eine große Errungenschaft der
richtet sich nach der Größe des Lan-   denten der Europäischen Kom-            Demokraten. Wir müssen Europa
des. Deutschland ist als größtes EU-   mission und stimmt der Kommissi-        noch besser machen. FRIEDEN,
Land mit 96 Abgeordneten vertre-       on als Kollegium zu. Außerdem ge-       FREIHEIT und BÜRGERRECHTE
ten.                                   nehmigt das EU-Parlament den            sind ein großes Gut, das (leider)
   Die Wählenden haben nur eine        Haushalt der EU“.                       nicht selbstverständlich ist.
Stimme, die sie einer Partei geben.      Der Rechtspopulismus darf in              Am 26. Mai ist Europawahl.
Die Sitzverteilung ergibt sich aus     Europa nicht weiter an Einfluss              Wähle ein soziales Europa.
dem Stimmenanteil.                     gewinnen. Die gewerkschaftlichen                             Wolfgang Holz

                                              Senioren-Report 97 – Seite 10
1. Mai
Fest der Gewerkschafter
   Der Deutsche Gewerkschaftsbund            Nur gemeinsam mit starken
(DGB) ruft auch dieses Jahr zur Feier      Gewerkschaften – und hohen Mitglie-
am 1. Mai auf. Obwohl sich die Medi-       derzahlen – kann man dagegen halten
en mehr für die Krawallfeste interes-      und Öffentliche Meinung und Politik
sieren und die Gewerkschaftsdemos          beeinflussen.
als dröge und langweilig dargestellt          Der Senioren-Arbeitskreis beteiligt
werden.                                    sich an der Demonstration, die ab 10
   Angesichts von Investoren (soge-        Uhr vom Hackeschen Markt zum
nannte Arbeitgeber), die ihre Beschäf-     Brandenburger Tor zieht. Wer gut zu
tigten wie Dreck behandeln, sind           Fuß ist, ist eingeladen, unsere Senio-
Gewerkschaften wichtiger denn je.          rengruppe zu verstärken.
  Die Ausbeutung der Arbeitskraft ist         Auf der Straße des 17. Juni ist im
auch im 21. Jahrhundert an der             Kreis der IG Metall-Stände der Senio-    Das Motto des DGB 2019 ist
Tagesordnung. Angriffe auf die er-         renstand mit Informationen für ältere    wegen der bevorstehenden Eu-
kämpften Standards der Arbeitsbedin-       IG Metall-Mitglieder aufgebaut. Eine     ropawahl:
gungen sind alltäglich.                    Ecke mit Kinderbetreuung wird es         „Europa. Jetzt aber richtig!“
                                           auch geben.                                 Darunter kann man sich Vie-
                                                        Wir hoffen auf gutes        les vorstellen, in Frankreich,
                                                     Wetter (von schlechtem         Italien und Griechenland viel-
                                                     Wetter lassen wir uns aber     leicht etwas anderes als in
                                                     auch nicht aufhalten) und      Deutschland. Wobei zwischen
                                                     freuen uns zwischen 12 und     den deutschen Parteien auch
                                                     15 Uhr auf Euren Besuch.       noch sehr unterschiedliche Mei-
                                                                                    nungen herrschen.
                                                        Seniorenstand 2018                            Ramon Zorn

Schöne lange deutsche Worte, hier mit 53 Buchstaben:

Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaftsgesetz

Die Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft            Der Hintergrund: Die Diskussion über eine nach-
(VIFG) – eine Gesellschaft im Eigentum des Bundes          haltige Finanzierung der Bundesverkehrswege außer-
mit gesetzlich geregelten Aufgaben – wurde 2003 in         halb des Bundeshaushaltes. Ein strategisches Gesamt-
Berlin gegründet. Errichtung und Aufgaben der VIFG         konzept, wie zusätzliche Mittel zur Infrastrukturfin-
sind im „Gesetz zur Errichtung einer Verkehrsinfra-        anzierung zu mobilisieren sind.
strukturfinanzierungsgesellschaft zur Finanzierung von     Soweit die Eigendarstellung der VIFG.
Bundesverkehrswegen (VIFGG)" verankert.                    Alles verstanden, worum es geht?
   Diese Gesellschaft soll auch den Zahlungsverkehr           Kritiker sehen hier vor allem die Gefahr, dass – am
der über den Bundeshaushalt für Neubau, Ausbau, Er-        Parlament vorbei – die Privatisierung von Autobahnen
halt, Betrieb und Unterhalt der Bundesfernstraßen be-      ermöglicht werden soll. Mit garantierten Gewinnen für
reitgestellten Mittel übernehmen. Dies geschieht bisher    die privaten Investoren und den Risiken bei den Steu-
über das Kassen- und Rechnungswesen des Bundes             erzahlern. Negative Beispiel gibt es schon.
(HKR-Verfahren).                                              Wie das Verkehrsministerium mit den Steuergeldern
   Zum 1. Januar 2019 wurde die VIFG mit der In-           umgeht, konnte man beim Millionen-Beschiss von Toll-
frastrukturgesellschaft für Autobahnen und andere          Collect erleben. Den Betreibern (Telekom und Daimler)
Bundesfernstraßen (IGA) verschmolzen, das heißt ihre       hat der Verkehrsminister eben mal mehrere hundert Mil-
Aufgaben und das Personal gingen auf die IGA über.         lionen Euro geschenkt, die zu unrecht abgerechnet wor-
Die IGA ist seitdem – wie bisher schon die VIFG – auch     den waren. (Gemerkt hatte das der Bundesrechnungshof
für das Finanzmanagement der Bundesstraßen zu-             – nicht das Ministerium).
ständig.                                                                                              Ramon Zorn

                                         Senioren-Report 97 – Seite 11
Habt Ihr         Fröhliche Ostern gehabt?
Ostern, das ist für die meisten vor allem ein
verlängertes Wochenende und Ferien. Das ist zwar
schön, aber nicht der Sinn des Osterfests. In allen
Kulturen und Religionen gab es so ein Frühlingsfest,
mit dem man das Ende der Winterzeit feierte. In alten
Zeiten waren die Vorräte verbraucht und man machte
sich ans Pflanzen und Säen. In der Natur begann eine
neue Wachstumsphase.
                     Viele Bräuche aus vorchristlicher
                  Zeit haben sich erhalten. Die Ge-
                  schichte vom Osterhasen, Eier bema-
                  len und verstecken, Ostersträuche
                  schmücken, Osterwasser holen (auf
                  dem Land) zum Beispiel.

                     Das christliche Abendland erinnert        Schon im alten Ägypten war vierzig eine wichtige
                  Ostern an die Kreuzigung und Aufer-       Zeitspanne und das war astronomisch begründet. Die
                  stehung von Jesus Christus. Die Da-       Plejaden („Siebengestirn“), mit bloßem Augen erkenn-
                  tierung ist etwas kompliziert, denn       bar, verschwinden vierzig Tage hinter der Sonne. Da-
                  Ostern ist in der Regel am Sonntag        nach richtete man Ackerbau und Erntekalender aus.
                  nach dem dritten Vollmond des Jah-           Auch in der griechischen und römischen Mythologie
                  res (auch hier mit Ausnahmen).            und im Islam ist die vierzig eine besondere Zahl. Und
                                                            nicht zuletzt: Die Schwangerschaft dauert normal 40
                     Von Aschermittwoch bis Ostern          Wochen - wenn das kein Hinweis auf eine tiefere
                  (Fastenzeit!) sind es 40 Tage, 40 Tage    Bedeutung ist!
                  nach Ostern ist Himmelfahrt und sie-         Die Sieben ist auch eine bedeutungsschwangere Zahl:
                  ben Wochen nach Ostern wird               sieben Zwerge, sieben Berge, Sieben-Meilen-Stiefel,
                  Pfingsten gefeiert. Das ist kein Zu-      sieben Todsünden, Siebenschläfer, sieben Weltwunder,
                  fall. Sieben und vierzig sind mys-        sieben auf einen Streich und so weiter. Das alles stammt
                  tische Zahlen, die nicht nur in der Bi-   aus Zeiten, als man den Worten und Zahlen noch
                  bel häufig vorkommen.                     magische Kräfte zugetraut hat – das soll es aber auch
                                                            Heute noch geben.
Interessant finde ich die Geschichte des Karfreitags, der in den christlichen Gemeinschaften unterschiedlich
behandelt wurde.

Warum ist Karfreitag ein Frei-Tag
An Karfreitag gedenken Christen der Kreuzigung Jesus           Im Rahmen der Karfreitags hat sich in manchen Ge-
Christi. Für Martin Luther war der Karfreitag der höchs-    genden besonderes Brauchtum entwickelt, zum Beispiel
te Feiertag, während er in der katholischen Kirche erst     Prozessionen. In den Kirchen wird der Schmuck redu-
im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) zum         ziert, die Kerzen gelöscht, Altarbilder verhängt.
Feiertag erklärt wurde.
   In Brandenburg erhielt der Karfreitag 1696 die Funk-        Der Karfreitag ist in Österreich kein gesetzlicher Fei-
tion eines vollen Feiertags. Das Bundesverfassungsge-       ertag. Nur Angehörige der altkatholischen Kirche, der
richt bestätigte 2016, dass der Karfreitag ein gesetzli-    evangelischen Kirchen und der evangelisch-methodis-
cher Feiertag mit besonderem Stilleschutz ist. Das          tischen Kirche haben frei. Aktuell streitet man sich, ob
heißt, Tanzveranstaltung und andere laute Vergnügun-        die Evangelischen, die arbeiten müssen, Feiertagszu-
gen, auch Sportveranstaltungen, sind verboten. Oper,        schlag erhalten dürfen, während alle anderen leer
Theater und Kinos müssen in ihren Spielplänen berück-       ausgehen.
sichtigen, dass nur besinnliche Stücke aufgeführt wer-
                                                                                                        Ramon Zorn
den oder pausieren.

                                             Senioren-Report 97 – Seite 12
Delegiertenversammlung am 9. April 2019
16 Anträge zum IG Metall Gewerkschaftstag beschlossen
Bei der Delegiertenversammlung am 9. April gab es       Zur Arbeitt der Antragsberatungskommission
viele Widerstände seitens der Antragsberatungskom-      (ABK)
mission gegen gestellte Anträge, insbesondere derer     Die ABK hatte in ihren Begründungen häufig ihrer
vom Senioren-Arbeitskreis. Unsere Delegierten Sabine,   Neutralität verlassen und persönliche Meinungen in den
Bernd, Günter, Hartmut Meyer, Jürgen und Klaus hatten   Vordergrund gestellt. Das ging sogar so weit, dass den
in flammenden Reden mit unseren richtigen Argu-         Delegierten damit drohte wurde „Wenn ihr den Antrag
menten die Delegierten überzeugt. Von unseren sieben    so beschließt, wird er sowieso beim Gewerkschaftstag
Anträgen wurden die folgenden angenommen:               abgelehnt.“
 Gesetzliche Rente stärken, keine Werbung für die         Besonders gestritten wurde noch um Anträge zu
Bruttoentgeltumwandlung zur Alterssicherung             folgenden Themen, wozu wir uns auch zu Wort gemel-
 Rentenniveau (auf Lebensstandard sicheres Niveau)     det hatten:
anheben                                                  Für eine aktive Friedenspolitik (VK Otis ES)
 Versicherungsfremde Leistungen (in einen Katalog       Anstatt Wettbewerb ein solidarisches Europa
verbindlich festlegen)                                  (Ortsvorstand auf Vorschlag vom Arbeitskreis
 Versachlichung der Rentendebatte (Broschüre für       Internationalismus)
Rentenlaien – in geänderter Fassung)                      Auch diese Anträge gingen gegen die Empfehlung
 Keine Profit mit unserer Gesundheit und Pflege        der ABK durch. Von 21 gestellten Anträgen wurden so-
                                                        mit 17 angenommen (zwei wurden zusammengelegt).
 Anhebung der Regelsätze im Sozialgesetzbuch
Sozialhilfe (SGB XII)                                      Seit langer Zeit hatten wir mal eine Delegiertenver-
                                                        sammlung, wie wir sie uns wünschen: Viel Beteiligung,
Bei der Delegiertenversammlung am 19. Februar waren
                                                        Streit um die Positionen und Einigung auf ein ge-
die sieben Delegierten der Geschäftsstelle Berlin zum
                                                        meinsames Handeln. Nach dreieinhalb Stunden gegen
Gewerkschaftstag gewählt worden. Aus unserem
                                                        19:00 Uhr war die Versammlung zu Ende.
Arbeitskreis sind Günter Triebe und als Nachrücker
Jürgen Knüpfer gewählt.                                                                        Klaus Murawski
                                                 R.Z.                  Fotos: Hartmut Herold und Ramon Zorn

                                      Senioren-Report 97 – Seite 13
Ein paar Fragen zum
                                                     Flugtaxi
                                                    Unsere fröhlichen Minister für Digitales, Dorothee Bär
                                                    (CSU) und für Verkehr, Andreas „Audi“ Scheuer (CSU)
                                                    haben stolz den Prototyp eines Flugtaxis vorgestellt. Das ist
Frühling in der Großstadt
                                                    ein Lieblingskind der beiden. Die eine tut nichts für den
Wenn milde Temperaturen locken                      Ausbau des Internets, der andere nichts für den
bleibt man nicht gern im Sessel hocken.             Mobilitätswandel (zum Beispiel Schiene statt Straße).
Bei Frühlingsluft und Sonnenschein                  Flugtaxis sind viel aufregender und sollen in der Zukunft zur
möcht man lieber draußen sein.                      Lösung des innerstädtischen Verkehrschaos beitragen.

Nicht nur den Weg zur Abfalltonne,
nein, in den Park und an die Sonne.
So dachte das Seniorenpaar
und machte sich zum Ausflug klar.

Auf dem Gehweg war es voller
Skateboards und Elektroroller.
Sie kurvten zwischen den Passanten
und Hunde ohne Leine rannten
kläffend über den Trottoir
                                                       Einerseits: Den Hubschrauber gibt es doch schon und
der voll mit Kinderwagen war.
                                                    andererseits bleiben da noch Fragen offen. Bei der
                                                    Vorstellung eines Flugtaxis sieht das sehr niedlich aus. Wie
Man zwängt sich mühsam durch die Menge,
                                                    viele braucht man aber, um in Berlin oder München eine
statt frischer Luft nur ein Gedränge.
                                                    spürbare Entlastung des Straßenverkehrs zu erreichen? Wo
Ein Kind in ihre Hacken fährt,
                                                    starten und landen die, vor der Haustür oder auf besonderen
da machen die Senioren kehrt.
                                                    FTLPs (Flugtaxilandeplätzen)? Wenn ich denn noch ein paar
                                                    hundert Meter laufen muss, kann ich gleich ein her-
„Lass gut sein, Lisbeth, ehrlich
                                                    kömmliches Taxi nehmen.
das ist für Alte zu gefährlich.
Lass uns zurück nachhause gehn,                        Wie sieht es mit der Behinderung anderer Verkehrs-
und aus dem offenen Fenster sehn                    teilnehmer und der Lärmbelästigung aus, wenn hunderte von
wir können unsern Kaffee trinken                    Flugtaxis starten und landen?
und den Leuten unten winken.“                          Falls es dazu kommt, wird es so ausgehen: Die großen
                                                    Firmen und Ministerien werden sich einen eigenen Fuhrpark
Frühling ließ sein blaues Band                      zulegen, damit ihre Vorstände und Direktoren in Zukunft
wieder flattern durch die Lüfte                     bequem pendeln können. Der Rest der Bevölkerung kann es
mit Kissen auf der Fensterbank                      sich nicht leisten und kann sich im Stau oder im ÖPNV
und die vertrauten Kaffeedüfte.                     weiter auf die Nerven gehen.
                                      Ramon Zorn                                                    Ramon Zorn

Mitgliedertreffen                     Montag, 27. Mai
                                      Anmeldung zum Besuch von
Montag, 29. April
                                      Lindow (Mark)
Anmeldung zum Besuch der
                                      mit Schiffsfahrt nach Neuruppin       Anmeldung
Landesgartenausstellung in
                                      am Montag, 1. Juli                    nur persönlich oder telefonisch
Wittstock/Dosse
am Dienstag, 21. Mai                                                        am Anmeldetag von 10 bis 14 Uhr
                                      Mittwoch, 26. Juni, 14 Uhr            IG Metall-Haus, Alte Jakobstraße
Montag, 6. Mai                        Mitgliederversammlung                 149, Raum 110, Telefon (030)
Anmeldung zur Besichtigung von        IG Metall-Haus, Alwin-Brandes-
                                                                            25387-110
Schloss Cecilienhof in Potsdam        Saal, 5. Stock
am Mittwoch, 12. Juni                 Thema: Die Abschaffung des                        AG Öffentlichkeitsarbeit
                                      Bargelds
                                            Senioren-Report 97 – Seite 14
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