Jahre ISI e.V. Jubiläumsausgabe

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Jahre ISI e.V. Jubiläumsausgabe
Jahre ISI e.V.
                     Jubiläumsausgabe
                        Initiative Selbständiger Immigrantinnen

Träger des Innovationspreises 2010
Jahre ISI e.V. Jubiläumsausgabe
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9(75$8(16,($8),+5((,*(1(1327(17,$/(
        von Migrantinnen für Migrantinnen – ein einzigartiges Modell!

Wieso selbständig?                                                            Wieso ISI?

eigene Ideen verwirklichen                                                   hochqualifizierte und erfahrene
                                                                               Migrantinnen unterrichten
eigene Entscheidungen treffen                                                interkulturelle Sensibilität und

                                                                                Kentnisse selbstverständlich
 wirtschaftlich frei und unab-
 hängig sein                                                                  individuelle Begleitung von der
                                                                                Idee bis zur Umsetzung

 über eigenene Grenzen hinaus-
 wachsen                                                                      kein Bildungsgutschein notwendig

Weiterbildung                                                                 Wir sind
Buchhaltung, Marketing oder Wirtschaftsdeutsch sind nicht nur wichtig, wenn   ISI e.V. fördert seit 1991 in Berlin
sich die Migrantinnen für eine berufliche Selbständigkeit entscheiden.        lebende Migrantinnen auf Ihrem
                                                                              Weg zur Selbständigkeit oder
Bei ISI e.V. erworbene kaufmännische und technische Kompetenzen können        Arbeitsaufnahme.
Sie auch bei der Arbeitssuche erfolgreich einsetzen.

Wir machen Sie auch fit für den ersten Arbeitsmarkt.

                                                                              Unsere Arbeit
Wird gefördert durch:                                  Mitglied bei:          wurde mit dem
                                                                              Innovationspreis
                                                                              2010 gewürdigt.
Jahre ISI e.V. Jubiläumsausgabe
Die Enstehungsgeschichte   3

20 Jahre ISI e.V.
  I.S.I. e.V. ist ein Bildungs- und Beratungszen-
  trum in Berlin, das Immigrantinnen ermutigt,
  sich selbstständig zu machen und sie auf diesem
  Weg unterstützt. Der Verein wurde im Jahr 1990
  als gemeinnütziger Verein von Immigrantinnen
  verschiedener Herkunftsländer gegründet.

  „Ihre Philosophie und Idee: durch eigene
  Kraft Arbeitsplätze schaffen.“
  Das Bildungsangebot von I.S.I. e.V. wird von der
  Berliner Senatsverwaltung für Arbeit und Frauen
  seit 1991 gefördert.
Jahre ISI e.V. Jubiläumsausgabe
4   Vorwort - Marjan Parvand                                                                                                                                                                 Vorwort - Marjan Parvand        5

                                                                                                                          Marjan Parvand-
                                                                                                                                             Vorwort

                                                                                Als ich das erste Mal den Namen des Vereins hörte, schrieb ich ihn      Beratung zu übernehmen, obwohl „die eigenen Kinder gerade den
                                                                                in meinem Kopf so: „Easy e.V.“ Eine der Autorinnen dieser Jubilä-       gesamten Haushalt auseinandernehmen“, zeigt im besten Sinne
                                                                                umsausgabe war am Telefon und versuchte mich dafür zu gewin-            des Wortes Bürgerverantwortung.
                                                                                nen das Vorwort zu schreiben. Ich gebe zu, ich hatte damals keine
                                                                                Ahnung vom Verein und seiner Arbeit. Trotzdem glaube ich, dass          Wie wertvoll diese Leistungen und diese Art des Engagements
                                                                                es nicht nur Unwissenheit war, die mich damals den Namen des            sein können, weiß jeder, der ohne Rückhalt und Unterstützung
                                                                                Vereins falsch buchstabieren ließ. Alles, was ich am Telefon hörte,     seinen Weg bahnen musste. Da ich darum gebeten worden bin
                                                                                passte zu meiner phonetischen Fehlbuchstabierung. „Den Einstieg         auch etwas über mich selbst zu schreiben, nehme ich an dieser
                                                                                in die Selbstständigkeit erleichtern...“ – „easy“ machte es in mei-     Stelle meinen eigenen Berufsstart als Beispiel. Ich hatte damals kein
                                                                                nem Kopf; „Selbstständigen Frauen durch Rat und Tat zur Seite           Netzwerk, keinen Verein und keine Vorgängerinnen, die mir mit
                                                                                stehen...“ – „easy“ machte es in meinem Kopf; „Wegbegleiter und         Rat und Tat zur Seite standen. Eher das Gegenteil war der Fall: ich
                                                                                Ratgeber in allen Phasen der Selbstständigkeit sein...“– „easy“...      hatte wenig Wissen über die Zugänge zum Journalismus. Dafür war
                                                                                na, Sie wissen schon.                                                   mein Wunsch diesen Beruf zu ergreifen, umso größer. Erschwerend
                                                                                                                                                        kam hinzu, dass mein Vater nicht Golf mit dem Intendanten spiel-
                                                                                Auch wenn ich jetzt weiß, wie der Verein ISI e.V. genau geschrieben     te, meine Mutter keine gestandene Redakteurin war, und die gern
                                                                                wird, und wofür die Abkürzung steht („Initiative Selbstständiger        genommenen Freunde von Freunden in anderen Berufsfeldern tätig
                                                                                Immigrantinnen“), gefällt mir mein anfängliches, phonetisches Irr-      waren. Diesen Zustand fand mein Bruder am Anfang meines be-
                                                                                tum. Denn es hat mich auf eine unkomplizierte Weise dem Thema           ruflichen Werdegangs so hoffnungslos das er ihn so kommentier-
                                                                                näher gebracht. Der Klang dreier Buchstaben löste bei mir Kopfkino      te: „Du hast kein Vitamin B - wahrscheinlich wirst Du arbeitslos.“

                „
                                                                                aus: Ich stellte mir fleißige Frauen vor, die allen Widerständen zum    Herzlichen Dank, dachte ich und kämpfte – und zwar irgendwann
                                                                                Trotz ihre eigenen Chefinnen sein wollten. Mutige Pionierinnen,         nicht nur für mich und mein Weiterkommen sondern auch für das
                                                                                die als Dozentinnen ihr Wissen und ihre Erfahrungen weitergaben.        Weiterkommen des journalistischen Nachwuchses mit Migrations-
                                                                                Migrantinnen, die gelernt hatten, wie man mit der Bürokratie, den       hintergrund. Mit dem Verein „Neue Deutsche Medienmacher“, zu
                                                                                Behörden und dem Bankensystem hierzulande umgehen muss und              deren Mitbegründerin ich gehöre, wollen wir Journalisten mit Mi-
                    Es sind tatsächlich fleißige Frauen, mutige Pionierinnen    diese Erfahrungen den Gründerinnen zur Verfügung stellten. Und
                                                                                jetzt, nachdem ich mich mit dem Verein, seiner Arbeit und seinen
                                                                                                                                                        grationshintergrund genau das erreichen, was der Verein ISI e.V.
                                                                                                                                                        schon seit über zwanzig Jahren erfolgreich praktiziert: Netzwerk
                      und Migrantinnen, die viel geleistet haben und nach       Mitgliedern näher beschäftigt habe, stelle ich fest, mein anfängli-     und Think-Tank sein – Mentor und Motor bleiben. Das ist das Ge-
                                                                                ches Kopfkino ist der Realität sehr nah.                                genteil von „easy“ dafür aber umso wichtiger und wertvoller.
                     wie vor leisten. Das ist nicht selbstverständlich und im
                                                                                Es sind tatsächlich fleißige Frauen, mutige Pionierinnen und Mig-       Herzlichen Glückwunsch
                     besten Sinne des Begriffes Engagement. Deswegen muss       rantinnen, die viel geleistet haben und nach wie vor leisten. Das ist
                                                                                nicht selbstverständlich und im besten Sinne des Begriffes Enga-        Ihre
                    gleich am Anfang dieser Jubiläumsaugabe ein lautes und

                                                                    “
                                                                                gement. Deswegen muss gleich am Anfang dieser Jubiläumsauga-            Marjan Parvand
                                                                                be ein lautes und deutliches Kompliment ausgesprochen werden:
                         deutliches Kompliment ausgesprochen werden:            BRAVA!
                                              BRAVA!                            Wie oft wird Migrantinnen und Migranten von der Mehrheitsgesell-
                                                                                                                                                        Marjan Parvand wurde 1970 in Teheran geboren. Sie ist Redakteurin
                                                                                                                                                        bei ARD-Aktuell - dort in erster Linie mitverantwortlich für die
                                                                                schaft vorgeworfen, in der deutschen Gesellschaft nicht angekom-        Tagesthemen. Parvand wuchs in den USA, Iran und Deutschland
                                                                                men zu sein; kein bürgerliches Engagement an den Tag zu legen;          auf. Während ihres Studiums in Hamburg arbeitete sie u.a. für die
                                                                                sich zu wenig in ihrer neuen/ zweiten/ anderen Heimat einzubrin-        „Hamburger Morgenpost“, später als freie Mitarbeiterin für das ZDF-
                                                                                gen? Vereine wie ISI e.V. beweisen das Gegenteil. Wer bereit ist,       Morgenmagazin und als Redakteurin bei N24. Parvand hat 2008
                                                                                „wochenlang die Seminarbank“ zu drücken, in der Freizeit „Pow-          die“Neuen Deutschen Medienmacher“, eine Initiative für Journalisten mit
                                                                                erpointpräsentationen zusammenzustellen“, oder die telefonische         Migrationshintergrund, mitgegründet.
Jahre ISI e.V. Jubiläumsausgabe
6    20 Jahre ISI. e.V. - Die Entstehungsgeschichte                                                                                                20 Jahre ISI. e.V. - Die Entstehungsgeschichte   7

                                                                                       Entstehungsgeschichte
                                                                                          20 Jahre ISI e.V.
                                                                         Interkulturelle Kompetenz erfolgreich einsetzen

                                                       Heute leben in Berlin mehr als eine halbe       Generation zu Hochschülern heranwuch-             grantinnen gemacht hat. Diese drei Perso-
                                                       Million Immigrantinnen aus allen Teilen der     sen, hatten eine zündende Idee. An der            nen waren verantwortlich für den bis dahin
                                                       Welt. Die Zahl der Einwanderinnen steigt        Technischen Universität Berlin organisierte       einzigen Verein dieser Art in Deutschland,
                                                       stetig. Migration gehört zum Zukunfts-          Dr. Czarina Wilpert Ende der 1980er Jahre         dessen Ziel „Selbstständigkeit“ und dessen
    ISI macht Mut und stärkt Immigrantinnen            bild der Welt. Bedingt durch Umwelt oder        eine Konferenz zu dem Thema „Frauen in            Prinzip „Interkulturalität“ ist.
    in ihrer Identität und ihrem Selbstvertrau-        Arbeitsmarktsituation: Menschen haben           Internationaler Migration“.
    en, vermittelt ihnen das für die Existenz-         schon in Urzeiten nach besseren Lebens-           Die Teilnehmenden Wissenschaftlerinnen          Vor Projektbeginn wurde mit etablierten
    gründung notwendige betriebswirtschaft-            bedingungen gesucht und sind gewandert.         gehörten zu den wichtigsten Köpfen“,              Qualifizierungszentren für Existenzgrün-
    liche Wissen, führt sie zu einer realistischen     Es ist natürlicher Strom, der auch in der Zu-   wenn es um Frauen und Immigration im in-          derinnen aus der Mehrheitsgesellschaft
    Selbsteinschätzung und unterstützt sie bei         kunft nicht aufgehalten werden kann. In         ternationalen Vergleich geht..                    eine Bedarfsanalyse durchgeführt. Deren
    der Umsetzung ihrer Geschäftsideen oder im         Deutschland haben Unternehmen vor 50            Zur gleichen Zeit arbeiteten zwei Studentin-      Vertreter versicherten, dass sie nicht in der
    Hinblick auf einen anderen Berufsweg.              Jahren Industriearbeiter gesucht, heute sind    nen an einem Forschungsprojekt an der TU          Lage gewesen wären, Immigrantinnen zu
                                                       es Fachkräfte, die die Wirtschaft wegen des     Berlin ebenso geleitet von Czarina Wilpert.       betreuen. Auch wurde eine Untersuchung
    Das Ziel von I.S.I. e.V. ist die Fortbildung von   Fachkräftemangels benötigt.                     Auch sie besuchten die Konferenz, die im          durchgeführt, bei der 30 selbstständige Im-
    Immigrantinnen durch Immigrantinnen.               Dabei hat Deutschland „seine“ Immigran-         Auftrag der UNESCO durchgeführt wurde.            migrantinnen verschiedenster Herkunft zu
    Sie sollen eine berufliche Selbständigkeit an-     ten bereits im vergangenen Jahr gefeiert:       Die beiden Hochschülerinnen Cidem Eren            ihren Erfahrungen bei der Betreuung ihrer
    streben und somit frei von Abhängigkeiten          Vor 50 Jahren begann der Zuzug von Ar-          und Zekiye Sarypel fühlten sich inspiriert        Unternehmensgründung befragt wurden.
    sein. Im Rahmen eines Bildungs- und Bera-          beitskräften vor allem aus Italien, der Tür-    von den Praxisbeispielen aus England und          Diese Ergebnisse flossen in das Konzept ein.
    tungszentrums ermutigt I.S.I. e.V., Immigran-      kei, aus Griechenland und anderen südeu-        Frankreich, die aus der Praxis von Vertrete-      Cidem-Eren Demirel hatte federführend
    tinnen zum Schritt in die Selbständigkeit und      ropäischen Ländern. „Immigration wegen          rinnen aus beiden Ländern veranschaulicht         eine Grundlage für das erste Curriculum
    unterstützt sie bei ihrem Vorhaben, welches        Arbeitskräftemangel“ schreibt also Ge-          wurde. In England gab es die „Women´s             entwickelt.
    – im Falle einer Existenzgründung – auch Ar-       schichte in der Bundesrepublik.                 Enterprise Development Agency“, die in            Noch heute schreibt sie Lehrpläne für
    beitsplätze schafft.                               Das schafft auch neue Herausforderungen         Birmingham schon einige Jahre erfolgreich         Deutsch und Wirtschaft an einer der größ-
                                                       für die Arbeitswelt, denen wir auch bereits     im Bereich der Selbständigkeit von Immig-         ten Handelsschulen bundesweit. Besonders
    und stärkt Immigrantinnen in ihrer Identität       in der Vergangenheit begegnet sind. Nach        rantinnen tätig war.                              auffällig bei ihrer Untersuchung war die
    und ihrem Selbstvertrauen, vermittelt ihnen        der politischen Wende in Ostereuropa hat        Inspiriert von diesen Ansatz wollten die          häufig anzutreffende Diskrepanz zwischen
    das für die Existenzgründung notwendige            sich für viele schon lange in Deutschland       zwei Töchter der Gastarbeiter-Generation,         den Qualifikationen, Fähigkeiten und Er-
    betriebswirtschaftliche Wissen, führt sie zu       lebenden Immigranten ebenso wie für ihre        deren Eltern zu den Industriearbeitern ge-        fahrungen der Immigrantinnen und ihren
    einer realistischen Selbsteinschätzung und         Kinder und Enkelkinder die Situation auf        hörten, die Idee in Berlin umsetzen . Die         geringen Chance auf dem Arbeitsmarkt.
    unterstützt sie bei der Umsetzung ihrer Ge-        dem Arbeitsmarkt verschärft. Die Erwerbs-       beiden waren überzeugt von dem Können,            Häufig wurden ihre Berufsbezeichnungen
    schäftsideen oder im Hinblick auf einen an-        losigkeit von Zuwanderinnen hat damals          Talenten und Fähigkeiten ihrer eigene Müt-        und ihre Berufserfahrungen aus dem Her-
    deren Berufsweg.                                   um 200 Prozent zugenommen. Gleichzeitig         ter sowie ihrer Generationsgenossinnen. .         kunftsland nicht anerkannt.
                                                       hat seit Mitte der 1980er Jahre die Zahl der    Sie wollten, dass die Fähigkeiten von ein-
                                                       Ausbildungsplätze abgenommen.                   gewanderten Frauen weiter zur Geltung             Der damalige rot-grüne Senat in West-Ber-
                                                       Hinzu kommt, dass viele Immigrantinnen,         kommen und Anerkennung finden sollten.            lin begrüßte und förderte dieses Vorhaben.
                                                       zugewanderte Ehefrauen, Frauen der 2.           Dr. Czarina Wilpert unterstützte die beiden       Im Jahr 1990 bekam I.S.I. e.V. für sein erstes
                                                       und 3. Generationen, in den vergangenen         Initiatorinnen bei ihrem Vorhaben und ge-         Projekt, „Existenzgründungen für Immig-
                                                       Jahren noch nicht genügend Chancen hat-         meinsam wurde ISI e.V. gegründet.                 rantinnen“ (EfI), Unterstützung.
                                                       ten, eine regelmäßige Beschäftigung zu          Es wurde noch weiterer Beistand geholt für
                                                       finden. Dadurch waren auch die Möglich-         den Aufbau ihres Vereines: Salehi, damals         Nun konnte es losgehen: Die Teilnehmerin-
                                                       keiten auf Maßnahmen vom Arbeitsamt ge-         Studentin, heute Dozentin für Informati-          nen brachten soziale und kulturelle Fähig-
                                                       ring. Das bedeutete aber auch, dass Frauen      onstechnologie bei I.S.I. e.V. Sie ist das „Ur-   keiten mit, die sie nach gezielter Qualifi-
                                                       mit Migrationshintergrund ein sehr hetero-      gestein“ der festen Mitarbeiter und unver-        zierung einsetzen konnten. Nachdem sie
                                                       genes Muster gezeigt haben. Die Töchter         zichtbar durch die Erfahrung, die sie in den      betriebswirtschaftliches Know-how erwor-
                                                       der „Gastarbeiter“, die bereits in zweiter      vergangenen 20 Jahren bei Arbeit mit Immi-        ben und praktische Erfahrungen in Markt-
Jahre ISI e.V. Jubiläumsausgabe
8       20 Jahre ISI. e.V. - Die Entstehungsgeschichte                                                                                                                                                                                                             Die Teilnehmerinnen       9

                                                                                                                                                                                     Die Teilnehmerinnen

                                                                                                                                                  Die Liste der Herkunftsländer ist lang. So vielfältig die Herkunft der   metscherinnen. Ein Drittel (33 Prozent) wurden fest angestellt, zehn
                                                                                                                                                  Frauen, so unterschiedlich ist auch ihr Alter. In der kulturellen und    Prozent machen eine Berufsausbildung. Dank der Qualifizierung bei
                                                                                                                                                  biografischen Unterschiedlichkeit der Teilnehmerinnen liegt nicht        ISI e.V. hat der größte Anteil der Migrantinnen den Sprung in die
                                                                                                                                                  nur eine Chance, Neues voneinander zu lernen; sie schafft vor al-        Selbständigkeit bzw. ins Berufsleben geschafft.
                                                                                                                                                  lem Offenheit, Respekt und Solidarität zwischen den Frauen. Bei
                                                                                                                                                  den Gründungen handelt es sich meist um kleinere Betriebe, wo-           Bei der Betreuung der E.f.I.- Teilnehmerinnen sowie der anderen Kli-
                                                                                                                                                  bei die Geschäftsbereiche sehr unterschiedlich sind. Cafés, Textillä-    enten von I.S.I. e.V. die konkreten Lebensbedingungen der Frauen
                                                                                                                                                  den, Schneidereien, Lebensmittelläden, ein Blumengeschäft, eine          analysiert, um das Risiko einer Existenzgründung realistisch einzu-
                                                                                                                                                  Druckerei, eine Naturheilpraxis, ein Kosmetiksalon, eine Software-       schätzen. Im Verbund mit weiteren Projekten und Organisationen
                                                                                                                                                  Firma und viele andere kleine Unternehmen sind entstanden. Die           setzt sich der Verein ein, um weitere Programme und Initiativen zu
                                                                                                                                                  Schwierigkeiten, mit denen Immigrantinnen konfrontiert sind, die         stärken.
                                                                                                                                                  als Selbstständige arbeiten wollen, haben sich in den vergangenen
                                                                                                                                                  20 Jahren nicht viel verändert. Nach wie vor müssen sie viele Barri-     Die Lehre aus I.S.I. für den politischen
                                                                                                                                                  eren überwinden, wie zum Beispiel:                                       Willensbildungsprozess

                                                                                                                                                  •        Die Anerkennung ihrer im Herkunftsland                          •        Vorhandenen Ressourcen nutzen
I.S.I. Teilnehmerinnen beim Seminar                                                                                                                        gesammelten Abschlüsse und Berufserfahrungen
                                                                                                                                                                                                                           •        Notwendig Stützmaßnahmen
                                                                                                                                                  •        rechtliche Bestimmungen
                                                                                                                                                                                                                           •        Zugang zu Mikrokrediten für Immigrantinnen
analysen, Organisation und Marketing ge-           dingungen für Selbstständige und kleine      Im Laufe der 20-jährigen Praxis hat I.S.I. e.V.
macht hatten, waren sie in der Lage, eine          Unternehmen. Damals waren der Anteil an      die Veränderungen in der Geschäfts- und           •        mangelnde Erfahrung vieler Immigrantinnen im
Selbstständigkeit zu wagen. Besonders auf-         Selbständigen im Vergleich zu andere Län-    Arbeitswelt stetig beobachtet und analy-                   Umgang mit deutschen Behörden und Institutionen                 •        Begleitung der ersten drei Jahre nach der
fällig war, dass die Teilnehmerinnen in The-       der relative klein. Und in Deutschland war   siert und das eigene Angebot zeitgemäß                                                                                              Existenzgründung
orie und Persönlichkeitsentwicklung große          es im Vergleich zu anderen europäischen      gestaltet. Die Lehr- und Beratungstätigkeit       •        Diskriminierung und Vorurteile seitens (potenzieller)
Schritte machten. Das lag auch an den Do-          Staaten für Einwanderer schwieriger sich     gründet sich auf die neuesten Ansätze.                     Auftraggeber und Arbeitgeber sowie des sozialen                 •        Integration von Existenzgründung in einen
zentinnen, Projektleiterinnen und Beraterin-       selbstständig zu machen und eine kleine      Vernetzung und Kooperation sind zu einem                   Umfeldes                                                                 Gesamtansatz der Entwicklung der Lokalökonomie
nen - alle hatten eine Migrationsgeschichte.       Firma zu gründen.                            essentiellen Teil der Arbeit geworden. Heu-                                                                                         (Urban Renaissance – OECD)
Sie können auch heute noch die Teilneh-            Ein Gesetz erlaubte den Immigrantinnen       te feiert der Verein sein über 20-jähriges
                                                                                                                                                  •        eine oft geringe Unterstützung durch den (Ehe-)
merinnen der Qualifizierungsmaßnahmen              erst nach achtjährigem Aufenthalt eine       Bestehen mit Selbstbewusstsein, Kreativität,
                                                                                                                                                           Partners und ein unzureichendes soziales Netz für               •        Aufwertung vorhandener Vielfalt in Bezirken mit
und die Klientinnen der Beratungsstelle            selbstständige Tätigkeit aufzunehmen. Eine   Respekt und Toleranz. 2010 wurde ISI sogar
dank ihrer Integrationserfahrung besser un-        übliche Zwischenlösung war, einheimische     mit dem Innovationspreis Berlin-Branden-                   Einwandererfamilien                                                      hohem Anteil an Menschen verschiedener Herkunft
terstützen und stellen als Fachfrauen auch         Strohmänner zu bezahlen, um ein Geschäft     burg ausgezeichnet.
Modelle der Selbstständigkeit dar. Die Frau-       zu gründen und zu führen. Heute ist die                                                        •        die Beschaffung des Startkapitals durch Kreditun-               •        Eine Veränderung des Bildes von Immigrantinnen
en fühlen sich angenommen, anerkannt               Gründung einer selbstständigen Arbeit mit    Wir wünschen weiterhin viel Erfolg und                     würdigkeit                                                               und Migration in der Gesellschaft
und akzeptiert. Sie beenden den Gründer-           weniger juristischen Barrieren verbunden     beste Jahre für I.S.I. e.V. Die Gründerinnen
kurs selbstbewusst, fachlich informierter          und der Anteil an selbständigen Immigran-    sind auch heute noch aktiv und innovativ
und mutiger als zuvor.                             tinnen steigt in Rekordhöhe.                 mit neuen Ideen dabei.                            Von den Teilnehmerinnen haben sich dennoch mehr als 22 Pro-
                                                   Dabei ist „Motivation“ oft ein Schlüssel                                                       zent selbstständig gemacht, darunter in der Textil- und Lebens-
Es gab große Unterschiede zwischen                 zum Erfolg gewesen. Das jedenfalls berich-                                                     mittelbranche, in der Gastronomie, im Import-Export-Handel, mit
Deutschland und anderen europäischen               ten die meisten Migrantinnen, die einen                                                        Dienstleistungen, im Bildungsbereich u.a. Fünf Prozent davon sind
und außereuropäischen Länder bei den Be-           Lehrgang bei I.S.I. gemacht haben.                                                             freiberuflich tätig, darunter Journalistinnen, Künstlerinnen und Dol-
Jahre ISI e.V. Jubiläumsausgabe
10     Enhbold Neuhaus - Kaschmir und mehr                                                                                                                        Enhbold Neuhaus - Kaschmir und mehr       11

                                        Aus der Praxis –                                                Enhbold Neuhaus-
                                                                                                                  Kashmir und mehr

         Immigrantinnen nehmen ihre Zukunft in die eigene Hand
                 ISI motiviert, befördert und bildet aus
                                                                                 „    Unsere damalige Truppe war schon sehr vielseitig.
                                                                                      Ich mochte die Atmosphäre bei ISI sehr. Ich habe
                                                                                        auch viele Freunde in dieser Zeit gewonnen.

                                                                 Das besondere an der Geschäftsidee von
                                                                 Enhbold Neuhaus ist die Produktion für
                                                                 Bekleidung aus Naturstoffen - direkt aus
                                                                 der Mongolei. Die kalten Wintertage in
                                                                 der Region haben die Menschen in der
                                                                 Mongolei schon immer dazu gezwungen,
                                                                                                                 Geburt ihrer Tochter verschiebt sich die Um-
                                                                                                                 setzung ihres Vorhabens. Insgesamt hat es
                                                                                                                 rund zehn Jahre gedauert, bis Enhbold ihr
                                                                                                                 Konzept realisiert. 2008 startet sie den Exis-
                                                                                                                 tenzgründerkurs bei der ISI. Im Jahre 2009
                                                                                                                 schreibt sie ihr erstes Konzept und setzt die-
                                                                                                                                                                           “
                                                                                                                                                                  festgestellt, dass in Deutschland
                                                                                                                                                                  die Nachfrage nach Bekleidung
                                                                                                                                                                  aus der Mongolei groß ist.“
                                                                                                                                                                  Enhbold arbeitet mit Kaschmir, Kamelhaar
                                                                 wärmende Kleider zu entwickeln und her-         ses auch in die Praxis um. Mit einer Gruppe      und Yakwolle. Die Tiere, die in der Mongo-
                                                                 zustellen. Darin sind die Mongolen Profis.      von Frauen verschiedenster Herkunft be-          lei in einer unberührten Natur leben, liefern
                                                                 Und deshalb beginnt Enhbolds Geschichte         ginnt die Planung in ihre Geschäftsidee. Bei     einmalige Qualitätsprodukte. Die meisten
                                                                 in der Mongolei. Dort lernt sie ihren deut-     ISI hatte Enhbold die Möglichkeit, ihre ers-     Käufer in Deutschland sind Frauen und
                                                                 schen Lebenspartner kennen, der beruflich       ten Schritte zu planen und sämtliche Fragen      Männer ab 30 Jahren aus dem Bürgertum.
                                                                 in ihrer Heimat zu tun hat und durch Zufall     mit den Dozenten zu klären.                      Meist Akademiker sowie Intellektuelle, der
                                                                 die Bekanntschaft mit der jungen Mongolin                                                        die Herkunft der Ware wichtig ist und der
                                                                 macht. Die beiden verlieben sich ineinander     „Unsere damalige Truppe war                      Gefallen an „Made in Mongolei“ finden.
                                                                 und heiraten nach mongolischem Brauch.                                                           Dabei orientiert sich Enhbold an den Top
                                                                 Ihr Mann musste traditionell ihrem Vater
                                                                                                                 schon sehr vielseitig. Ich mochte
                                                                                                                                                                  Sellern, den erfolgreichsten Verkäufen ihrer
                                                                 um ihre Hand anhalten. Mit 30 Jahren zieht      die Atmosphäre bei ISI sehr. Ich                 Kollektion. Für die kommenden Jahre er-
                                                                 Enhbold zu ihrem Mann nach Deutschland.         habe auch viele Freunde in die-                  weitert sie ihre Verkaufsstände und will auf
                                                                 Sie bekommen eine gemeinsame Tochter.                                                            Weihnachtsmärkten und Messen vertreten
                                                                 Gerne erinnert sie sich an die Zeit in ihrer    ser Zeit gewonnen.“                              sein. Auch ihr Online-Shop spricht sich he-
                                                                 Heimat zurück. Die schöne Landschaft mit                                                         rum. Die Nachfrage nach Naturprodukten
                                                                 den vielen Nutztieren, die den Mongolen         Enhbold fühlt sich motiviert von den Frau-       aus der Mongolei steigt..
                                                                 sehr wichtig sind.                              en, die alle in einer ähnlichen Ausgangssitu-
                                                                                                                 ation sind. Nach dem 12-monatigen Kursus         „Ich spüre die Sehnsucht der
                                                                 In Deutschland angekommen, bekommt sie          von 12 Monaten fühlt sie sich gestärkt und
                                                                 ein paar Gelegenheiten, verschiedene Jobs       sicher, um die ersten Versuche zu starten. In    Deutschen aus der Großstadt
                                                                 zu machen. Sie lehrt Mongolisch, sucht          der Mongolei beauftragt sie ihre Schwester,      und versuche durch meine Pro-
                                                                 aber ständig nach neuen Alternativen, um        die Produktion durchzuführen. Ein Gefühl
                                                                 sich beruflich in Europa zurechtzufinden.       dafür, was die Europäer tragen wollen, be-       dukte, den Menschen die Natur
                                                                 Auf dem freien Arbeitsmarkt findet sie sich     kommt sie durch ihre ersten Verkaufsstän-        näher zu bringen.“
                                                                 nicht zurecht, deshalb beschließt sie, sich     de. An zwei Orten in Berlin, dem Kunst-
                                                                 selbstständig zu machen. Ihre Idee: Textilien   markt im Berliner Bezirk Tiergarten und in       Wer mehr erfahren möchte über die Pro-
                                                                 aus der Mongolei nach Deutschland einzu-        den Hackischen Höfen kann man heute En-          dukte von Enhbold, kann sich auf der Web-
                                                                 führen.                                         hbolds Produkte aus der Mongolei kaufen.         seite www.kashmir-und-mehr.de umsehen
                                                                 Die Webwaren aus der Mongolei sind be-          Auf den Märkten mietet sie sich dreimal          und informieren. Ich selber habe nach mei-
                                                                 kannt als qualitativ hochwertige und wär-       wöchentlich einen Stand und verkauft dort        nem Besuch ein paar Kamelhaarsocken ge-
                                                                 mende Kleidung. Mit edlen Materialien aus       ihre Waren.                                      schenkt bekommen und war erstaunt wie
                                                                 Kaschmir, Kamelhaar und Yakwolle zaubert                                                         warm die Socken halten. Prädikat: Absolut
                                                                 sie gemeinsam mit ihrer Schwester eine          „In der Mongolei wissen wir,                     empfehlenswert!
                                                                 Kollektion. Die Nachfrage in ihrem Bekann-
                                                                 tenkreis bestärkt ihr Vorhaben. Doch die
                                                                                                                 wie man sich vor Kälte schützt.
                                                                 ersten Schritte sind nicht einfach. Durch die   Ich habe mich umgehört und
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Jahre ISI e.V. Jubiläumsausgabe
12     Iman Ibrahim- Deurabika Diversity Management Consulting                                                                                                                                                                                           Telli Birdal- Leckerei, die Bäckerei   13

Iman Ibrahim-
Deurabika Diversity Management Consulting
Vor genau fünf Jahren eröffnet Iman Ibra-        2004 zieht sie nach Deutschland zu ihrem           Das Büro von Deurabika liegt im Osten Ber-
him gemeinsam mit ihrem Mann M.Ibrahim           Ehemann, dem Ingenieur M. Ibrahim, der             lins, in Karlhorst. Neben Deurabika hat das
das Unternehmen Deurabika, eine Diversitiy       heute als Unternehmensberater, Spezia-             Paar auch einen Verein sowie ein Institut für
Management Consulting Firma.                     list für Changemanagement und als Wirt-            „Deutsche-Arabische       Wirtschaftswissen-
Deurabika bietet Existenzgründerseminare         schaftsdozent arbeitet. Er gilt als Experte für    schaftliche Beziehungen“ gegründet.
an und hat sich spezialisiert auf den Aus-       deutsch–arabische Wirtschaftsbeziehungen
bau kultureller und wirtschaftlicher Brü-        und ist Mentor und Trainer.                        „Wir haben viele Anfragen aus
cken zwischen arabischen Ländern und             Heute lebt er seit 36 Jahren in Deutschland.       dem arabischen Raum für Ge-
Deutschland. Teilgefördert und finanziert        Damals kam er als Student mit einem Sti-
wird das Projekt von der EU. Seither orga-       pendium nach Ostdeutschland.
                                                                                                    schäftsideen. Die Bürokratie er-
nisiert Iman die Verwaltung und führt die        Angekommen in der neuen Heimat ih-                 schwert uns allerdings eine
Buchführung im Betrieb. Gelernt hat sie das      res Mannes lernt Iman Ibrahim zunächst
bei ISI. Danach ging es für sie sofort los mit   Deutsch, macht anschließend einen Com-
                                                                                                    schnelle Abwicklung unserer
der Gründung. Iman ist in Amman geboren:         puterkurs und kommt schließlich auf zu             Interessen. Wir müssen mit
Die Hauptstadt Jordaniens ist bekannt für        ISI e.V. Ein neues Kapitel beginnt in Imans        viel Geduld und Ausdauer ar-
ein friedliches Nebeneinander von Christen       Leben. Bereits im darauf folgendem Jahr er-
und Muslimen. Die heutige Finanzmetro-           öffnet sie gemeinsam mit ihrem Mann Deu-           beiten.“
pole Amman entwickelte sich erst nach der        rabika, ihre deutsch-arabische Consulting
                                                                                                    Das Unternehmen macht jeden Tag Fort-
Staatsgründung Israels zu einer Großstadt.       Firma. „Wir wollen Kompass und Begleiter
                                                                                                    schritte. Deurabika vermittelt auch bei
Das war die Folge der Flüchtlingsströme aus      für deutsche und arabische Geschäftsleute
                                                                                                    kulturellen Fragen. Arabische Abende und
dem Westjordanland. Ihre Kindheit und Ju-        auf ihrem Weg über die deutsch-arabische
                                                                                                    Kurse sorgen für eine gemeinsame Vision.
gend verbringt Iman Ibrahim dort. Im Jahre       Brücke sein.“

Iman Ibrahim

                                                                                                                                                    Telli Birdal

                                                                                     »    Wer sich selbst und andere kennt,
                                                                                          Wird auch hier erkennen:                                  Telli Birdal-
                                                                                          Orient und Okzident
                                                                                          Sind nicht mehr zu trennen.                               Leckerei, die Bäckerei
                                                                                          Sinnig zwischen beiden Welten,                            Eigentlich sollte Telli in der Türkei studieren   „Es hat mir damals viel Spaß                   „Ich habe ein deutsches Traditi-
                                                                                          Sich zu wiegen, laß ich gelten;                           und Akademikerin werden, so die Vorstel-
                                                                                                                                                    lung ihres Vaters. Aber die Unruhen im Jah-       gemacht bei ISI. Es war eine                   onsgeschäft übernommen. Am
                                                                                          Also zwischen Ost und Westen
                                                                                                                                                                                                      schöne Zeit, die ich sehr genos-               Anfang waren die Stammkund-
                                                                                                                                 «
                                                                                                                                                    re 1970 in der Türkei führen den Vater nach
                                                                                          Sich bewegen, sei‘s zum besten.                           Deutschland. Mit 14 Jahren kommt auch
                                                                                                                                                    Telli nach Deutschland und besuchte die           sen habe. Wir Frauen standen                   en misstrauisch, als sie hinter
                                                                                          Johann Wolfgang von Goethe
                                                                                                                                                    Eingliederungsklasse auf einer Realschule.        alle im Austausch und konnten                  der Theke eine Frau mit Kopf-
                                                                                                                                                    Mit 17 Jahren lernt sie ihren Mann kennen.
                                                                                                                                                    Sie heiraten und es folgen zwei Kinder. Fünf
                                                                                                                                                                                                      uns gemeinsam stärken.“                        tuch sahen.“
                                                                                                                                                    Jahre lang lebt und arbeitet Telli als Haus-      Telli Birdal gehört heute zu einer Unter-      Telli lässt sich nicht einschüchtern und ver-
                                                                                                                                                    frau und Mutter - bis sie anfängt, in einer       nehmerfamilie. Sie hat noch weitere fünf       wöhnt ihre Kunden mit bester Qualität und
                                                                                                                                                    Bekleidungsfabrik zu arbeiten. Dann be-           Geschwister, die sich alle in Deutschland      sehr gutem Service. Das Sortiment hat sie
                                                                                                                                                    schließt sie mit ihrem Mann im Jahre 1992         selbstständig gemacht haben. Insgesamt         aufgestockt. Bei ihr bekommen die Kunden
                                                                                                                                                    einen Obst- und Gemüseladen zu eröffnen.          besitzt die Familie zwei Gemüseläden, eine     auch frische türkische Teigwaren. Besonders
                                                                                                                                                    Lange zehn Jahre arbeitet das Ehepaar ehr-        Apotheke und zwei Bäckereien. Eine der         die deutsche Kundschaft kauft gerne bei ihr
                                                                                                                                                    geizig in ihrem eigenen Geschäft. Dann            Bäckereien gehört heute Telli - die Bäckerei   Selbstgemachtes aus der Türkei. Aber auch
                                                                                                                                                    muss ihr Mann aus gesundheitlichen Grün-          „Leckerei!“                                    die deutschen Backspezialitäten werden in
                                                                                                                                                    den den Obst- und Gemüseladen schließen.          Mit viel Herzblut und professionellem Ge-      allerbester Qualität angeboten. Die Türkei
                                                                                                                                                    Es folgt ein Cafe im Bezirk Schöneberg. An        schick führt die Unternehmerin heute ihre      vermisst Telli kaum. Ihren Lebensmittel-
                                                                                                                                                    Praxiserfahrung hat es der jungen Mutter          Bäckerei.                                      punkt hat sie längst in Deutschland.
                                                                                                                                                    nicht gefehlt, als sie zu ISI kam, um auch
                                                                                                                                                    das kaufmännische Knowhow für die Füh-
                                                                                                                                                    rung eines Betriebes zu lernen.
Jahre ISI e.V. Jubiläumsausgabe
14      Slavica Brankovic – Heilpraktikerin                                                                                                                                                                      Mirela Hassan – Plusclean Gebäudereinigung       15

                                                                                                 beschäftige ich mich ständig mit                                                                                      torei ausgeholfen und als Reinigungskraft
                                                                                                                                                                                                                       gearbeitet. Damals hat sie unter den Dum-
                                                                                                 neuen Therapien.“                                                                                                     ping-Löhnen sehr gelitten. Im vergangenen
                                                                                                 Heute hält Slavica sogar Vorträge über neue                                                                           Jahr beschloss sie mit Hilfe ihres Sohnes, ein
                                                                                                 Methoden aus der naturheilkundlichen                                                                                  eigenes Reinigungsunternehmen zu grün-
                                                                                                 Medizin. Ihre Patienten kommen fast aus-                                                                              den: Plusclean-Gebäudereinigung e.K.
                                                                                                 schließlich auf Empfehlung in Slavicas Pra-                                                                           Während dieser Zeit bemerkt sie, dass auch
                                                                                                 xis. Werbung macht sie keine.                                                                                         ihre einige ihrer Auftraggeber die Tariflöhne
                                                                                                 Dabei hatte es Slavica anfangs in Deutsch-                                                                            nicht beachten. Noch hat Mirela keine An-
                                                                                                 land nicht immer einfach. So durfte sie in                                                                            gestellten, doch über ISI hat sie in Erfahrung
                                                                                                 den ersten vier Jahren als Migrantin nicht                                                                            gebracht, dass die Arbeitnehmer Rechte ha-
                                                                                                 arbeiten. Auch wurden ihre serbischen                                                                                 ben, die es zu beachten und zu schützen
                                                                                                 Qualifikationen nicht anerkannt. Auch heu-                                                                            gilt.
                                                                                                 te muss Slavica mit Hürden kämpfen. So ist                                                                            „Erst bei ISI habe ich erfahren,
                                                                                                 der Beruf des Heilpraktikers nicht so ange-
                                                                                                 sehen wie der eines studierten Mediziners.                                                                            dass es einen Mindestlohn gibt.
                                                                                                 Sie ist jedoch fest davon überzeugt, dass die                                                                         Bei mir betrug der Stundenlohn
                                                                                                 Heilpraktiker-Therapien bei vielen Krankhei-
                                                                                                 ten oft eine Heilungsalternative zu schul-                                                                            in der Regel weit unter sieben
                                                                                                 medizinischen Methoden bieten. Beispiele                                                                              Euro.“
                                                                                                 aus der Praxis bestärken sie immer wieder.
                                                                                                                                                                                                                       Genau das möchte Mirela in ihrem Unter-
                                                                                                 „Obwohl es wissenschaftliche                                                                                          nehmen verhindern. Bei der Kundenrecher-
                                                                                                 Erkenntnisse über erfolgreiche                                                                                        che wird ihr klar, dass die Reinigungskräfte
                                                                                                                                                  Mirela Hassan                                                        in Deutschland finanziell betrogen werden.
                                                                                                 Heilpraktiker-Therapien gibt,                                                                                         Sie hält sich an die Regeln und will ihr Per-
                                                                                                 versucht die Pharmaindustrie                                                                                          sonal schützen. Als Reinigungskraft hat sich
                                                                                                                                                                                                                       die engagierte Mutter professionell aus-
                                                                                                 alles, um uns an unserer Arbeit                                                                                       bilden lassen und kennt sich mit den Vor-
                                                                                                 zu hindern. Heilpraktiker arbei-
                                                                                                 ten eher mit Naturprodukten wie
                                                                                                                                                  Mirela Hassan –                                                      schriften und Methoden in der Branche aus.
                                                                                                                                                                                                                       Sie hat legt Wert darauf, seriös und qualita-
                                                                                                                                                                                                                       tiv hochwertig zu arbeiten und ihre Kunden
                                                                                                 Tees und einer ausgewogenen Er-                  Plusclean Gebäudereinigung                                           dauerhaft zu binden. Ihr Sohn Amir möchte
                                                                                                                                                                                                                       als Abiturient jetzt ein Studium beginnen.
                                                                                                 nährung.“                                                                                                             Der rumänisch, arabisch, deutsch, englisch
Slavica Brankovic                                                                                                                                                     Wie viele der ISI-Teilnehmerinnen, hat auch
                                                                                                 Bei ISI hat Slavica viel gelernt, um alle Kon-                       Mirela Hassan einen langen Atem bewiesen         und französisch sprechende Sohn hilft sei-
                                                                                                 flikte und Probleme auf ihrem weg in die                             und nie aufgegeben, etwas auf die Beine          ner Mutter regelmäßig bei ihren Vorhaben.
                                                                                                                                                                                                                       Seine Aufgaben sind die Akquise und das
Slavica Brankovic -                                                                              Selbstständigkeit zu lösen. Auch die kauf-
                                                                                                 männischen Kurse halfen ihr sehr. Beson-
                                                                                                 ders der EDV-Kurs war für sie der erste
                                                                                                                                                                      zu stellen.
                                                                                                                                                                      Immer wieder war sie in ihrem Leben mit
                                                                                                                                                                      wechselnden kulturellen oder sozialen Be-
                                                                                                                                                                                                                       Verhandeln mit Auftraggebern. Innerhalb
                                                                                                                                                                                                                       weniger Monate haben sie bereits sechs Pri-
                                                                                                                                                                                                                       vatkunden gefunden, für die sie arbeiten.
Heilpraktikerin                                                                                  Schritt zu einem professionellen Interne-
                                                                                                 tauftritt. „Die Kunden fragen schon nach
                                                                                                                                                                      dingungen konfrontiert. Geboren in Rüma-
                                                                                                                                                                      nien, verheiratet mit einem Iraker, versuchte    Die beiden haben viele Konkurrenten, doch
                                                                                                 einer Internetseite“, sagt sie. Und bald ist                         das junge Paar in eine gemeinsam Zukunft         Mirela hat keine Ängste vor einem Schei-
Früher in Serbien hat Slavica eine Ausbil-      sie, dass sie sich beruflich neu orientieren     sie jetzt auch online zu finden.                                     zu blicken. Doch ihr Ehemann hatte nur für       tern.
dung zur Maschinentechnikerin gemacht,          möchte. Sie interessiert sich für Alternativen                                                                        die Studienzeit eine Aufenthaltsberechti-
obwohl sie sich immer sehr für die Medizin      zur Schulmedizin. Besonders die Arbeit der
                                                                                                                                                                                                                       „Ich habe bei ISI gelernt, meine
                                                                                                                                                                      gung in Rumänien bekommen. Sie muss-
interessiert hatte. Ein Medizinstudium schei-   Heilpraktiker beeindruckt sie. Durch Zufall                                                                           ten das Land verlassen. Damals war Mirela        Ängste abzubauen und einfach
terte an ihrem Notendurchschnitt. Über Al-      lernt sie jemanden kennen, der sich mit
ternativen hatte sie sich damals kaum infor-    Pflanzen und Augenheilkunde beschäftigt.
                                                                                                                                                                      22 Jahre alt und Abiturientin, als die jung      eine Idee umzusetzen.“
                                                                                                                                                                      gegründete Familie beschloss, in den Irak
miert. Als Maschinentechnikerin wollte sie      Slavica wird klar, dass sie eine Ausbildung                                                                           auszuwandern. Doch die Entscheidung              „Plusclean – das Reinigungsunternehmen“
nicht arbeiten, also machte sie eine zweite     zur Naturheilkundetherapeutin machen will.                                                                            fühlte sich für Mirela „nicht richtig an“. Sie   möchte seine Neukunden durch eine Probe-
Ausbildung als Friseurin. Danach lernte sie     Mit viel Geduld und Fleiß bekommt sie eine                                                                            beschlossen, nach Deutschland auszuwan-          reinigung überzeugen.
ihren Mann kennen. Das war vor unge-            Chance, eine solche Ausbildung zu absol-                                                                              dern.                                            Mirelas Vision ist ganz klar. Das Unterneh-
fähr 20 Jahren. Ihr Mann lebte bereits in       vieren. Mit großer Leidenschaft wird sie                                                                                                                               men braucht Großkunden, um zu wachsen.
Deutschland und arbeitete als Goldverzierer.    Heilpraktikerin.                                                                                                      „Ich habe in Deutschland schon                   Ein Lagerraum, weitere Auftraggeber und
Er vergoldete Kirchen und Hausfassaden.
                                                „Bis dahin war Unterricht für                                                                                         viele Jobs gemacht.“                             ein Büro sind in Planung. Mirela erzählt
Damals, nach der Wende, gab es sehr viel                                                                                                                                                                               zum Ende des Interviews, dass sie noch kei-
Arbeit für ihn.                                 mich immer ein Alptraum. Heute                                                                                        Eine Ausbildung zur Kosmetikerin hat sie in      ne deutschen Kollegen als Reinigungskraft
                                                                                                                                                                      Deutschland erfolgreich abgeschlossen. Um        kennengelernt hat. Die meisten stammen
In Deutschland angekommen, bekommt
                                                weiß ich, dass ich einfach nur                                                                                        für die mittlerweile vierköpfige Familie Geld    aus der Türkei oder aus den Ostblocklän-
Slavica eine Tochter. In dieser Zeit bemerkt    das Falsche gelernt habe. Jetzt                                                                                       zu verdienen, hat sie auch in einer Kondi-       dern. Das habe sie nie verstanden, sagt sie.
Jahre ISI e.V. Jubiläumsausgabe
16    Vida Jamalnik- Taxiunternehmen M&S GmbH                                                                                                                                                                                        Tatjana Kühnemann – Schmuckladen Galerie Silberstein       17

                                                  Vida Jamalnik-
                                      Taxiunternehmen M&S GmbH

                      „   Am meisten habe ich aber gelernt, mir wieder
                            selbst zu vertrauen und Mut zu fassen.
Vida Jamalnik wurde im Iran geboren und
hat an der Universität in Teheran Betriebs-
wirtschaftslehre studiert. Im Jahre 1996
beschließt Vida mit ihrem Mann nach
Deutschland auszuwandern. Doch welche
Perspektive würde sie hier erwarten? Bei
der Einreise stellt sie fest, dass Ihr Studie-
nabschluss in Deutschland nicht anerkannt
wird. Genau eine Woche nach ihrer An-
                                                  det und Vida steht mit ihrem neuen Wis-
                                                  sen zunächst weiter vor einer ungewissen
                                                  Zukunft. Sie beschließt, bei der Fast-Food-
                                                  Kette McDonald´s zu arbeiten. Ihre Idee,
                                                  ein Taxiunternehmen zu gründen, schiebt
                                                  sie vor sich hin. Nach zwei Jahren wird Vida
                                                  schwanger. Die Familienplanung hat sie
                                                  dann zunächst wieder an ihrem Ziel, sich
                                                  selbstständig zu machen, gehindert. Die
                                                                                                           “
                                                                                                    stützt sie, wo er kann. Ein perfektes Team.
                                                                                                    Sie startet mit zwei Taxis. Nach einem Jahr
                                                                                                    kommt ein Partner hinzu und weitere Ta-
                                                                                                    xis bereichern die neu gegründete GmbH.
                                                                                                    Heute besitzt Vida 15 Wagen. Bis Ende des
                                                                                                    Jahres sollen weitere 15 Taxis finanziert
                                                                                                    werden. Die Unternehmensgründung hat
                                                                                                    sich nach neun Jahren endlich wirtschaftlich
                                                                                                    gerechnet.
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Tatjana Kühnemann

kunft in Deutschland besucht sie bereits          ersten drei Jahre kümmert sie sich fürsorg-
einen Deutschkurs. Damals ist Vida 27 Jah-
re alt und ihr Mann beginnt als Taxifahrer
                                                  lich um das Wohl ihrer Familie. Ihr Ehemann
                                                  bleibt Alleinversorger.
                                                  Als das Kind drei Jahre alt ist, fühlt sich die
                                                                                                    „Wir haben uns aber mit viel
                                                                                                    Geduld und Arbeit durchge-                     Tatjana Kühnemann –
zu arbeiten. Nach einem Jahr bekommt
sie die Möglichkeit, eine Weiterbildung als       junge Mutter wieder stark für Herausforde-
                                                                                                    kämpft. Es gibt viele Dinge, die               Schmuckladen Galerie Silberstein
Webdesignerin zu beginnen. Auch hier in-          rungen und beschließt nun, ihr Unterneh-          wir beachten müssen. Hier ein
vestiert sie zwei Jahre. Doch einen Platz auf     men zu gründen.                                   Unfall, da ein paar Strafzettel
dem freien Arbeitsmarkt findet sie nicht. Ihr     Nachdem sie auch die letzte Hürde bei der                                                        Eigentlich hat Tatjana Journalismus in Weiß-     Das gab ihr die Gelegenheit, die Struktu-         Bei ISI hat sie dann 2005 einen Existenz-
Mann schlägt ihr vor, sich mit einem Taxi-        IHK absolviert hatte, steht der Unterneh-         und schon stehen wir fast bis                  russland studiert, um eines Tages in einer       ren Deutschlands besser kennen zu lernen.         gründerkurs gestartet. Nach einigen be-
unternehmen selbstständig zu machen.              mensgründung nichts ihr nichts mehr im            zum Hals im Wasser. Aber den-                  Redaktion in Minsk zu arbeiten. Doch dann        1998 wurde überraschenderweise ihr Jour-          ruflichen Höhen und Tiefen beschließt sie
Doch die Bürokratie erschwert ihr dieses          Wege. Das Taxigewerbe als Einzelunter-                                                           kam alles anders. Als sie studierte, begeg-      nalismusstudium in Deutschland anerkannt.         schließlich, sich endgültig selbstständig zu
Vorhaben. Von einer Freundin hört sie vom         nehmerin gründet sie am 06.04.2010. Ihr           noch, wir halten durch und ex-                 nete sie ihrem Mann aus Deutschland. Nach        Das Jurastudium hat sie allerdings frühzei-       machen. Die theoretischen Grundlagen be-
Verein I.S.I., Initiative Selbständiger Frauen.   Ehemann steht ihr stets zur Seite und unter-      pandieren weiter.“                             der Hochzeit war klar, dass sich Tatjana für     tig abgebrochen. Nach einer Weiterbildung         kommt sie bei ISI vermittelt.
Sie beschließt, ein Jahr lang einen Existenz-                                                                                                      ein Land entscheiden musste. Sie zog in die      zur Onlineredakteurin ging es dann bergauf
gründerkurs zu besuchen.                                                                                                                           Heimat ihres Mannes. So kam Tatjana nach         beruflich.                                        „Es ist super, wie engagiert sich
Bei ISI lernt sie nicht nur etwas über Exis-                                                                                                       Deutschland. Geboren wurde Tatjana 1965          Sie hatte ihre erste feste Stelle als Nachrich-   um die einzelnen Geschäftsideen
tenzgründungen, sondern sie schafft es                                                                                                             in Minsk, der Hauptstadt Weißrusslands,          tenjournalistin. Die Agentur zog allerdings
auch, mit gleichgesinnten Frauen, Mut und                                                                                                          das von Alexander Lukaschenko seit 1994          nach zwei Jahren nach Frankfurt. Dann             gekümmert wird. Ich habe es sehr
Selbstbewusstsein zu entwickeln.                                                                                                                   regiert wird. Westliche Beobachter bezeich-      versuchte sich Tatjana als freie Redakteurin      genossen, professionell betreut zu
                                                                                                                                                   nen das Land häufig als „Letzte Diktatur         durchzukämpfen.
„Ich habe viel über Buchhal-                                                                                                                       Europas“.
                                                                                                                                                                                                                                                      werden. Das Gute am ISI-Konzept
tung, Planung und Analyse ge-                                                                                                                      Tatjana erzählt ein wenig über die Stim-         „Es war schwierig, Aufträge zu                    ist, dass Akademiker getrennt be-
lernt. Am Wichtigsten war aber                                                                                                                     mung in ihrem Land, bevor wir über ihre          recherchieren. Mal hatte ich                      treut werden. Das hat den Vorteil,
                                                                                                                                                   Ankunft in Deutschland sprechen. Am An-
zu lernen, mir wieder mir zu                                                                                                                       fang war für sie alles neu und ungewöhn-         Glück, aber die meiste Zeit                       dass ich schneller vorangekommen
vertrauen und Mut zu fassen.                                                                                                                       lich. Sie lernte innerhalb kurzer Zeit auf der   musste ich auf regelmäßige Ein-                   bin“.
                                                                                                                                                   Volkshochschule die deutsche Sprache.
Bei ISI habe ich mich gut auf-                                                                                                                                                                      nahmen hoffen“.
                                                                                                                                                                                                                                                      2009 realisiert Tatjana ihre Geschäftsidee
                                                                                                                                                   „Zu Beginn war es sehr schwer für
gehoben gefühlt. Besonders die                                                                                                                                                                      Tatjana suchte nach einer neuen Lösung.           und eröffnet einen Schmuckladen. Ab und
                                                                                                                                                   mich in Deutschland. Ich musste                  Tatjanas Eltern brachten sie auf eine neue        zu arbeitet sie noch nebenberuflich als
internationale Mischung sowie                                                                                                                                                                       Idee. Sie sind Mineralogen und haben dort         Journalistin – solange, bis der neue Betrieb
                                                                                                                                                   lernen, mich anzupassen.“
die gemeinsame Situation in                                                                                                                                                                         einen Vertrieb für Schmucksteine. In Weiß-        genug Gewinn abwirft. Bereits jetzt zeigen
                                                                                                                                                   Wie alle anderen Teilnehmerinnen bei ISI         russland tragen Frauen gerne Echtstein-           einige andere Unternehmen Interesse für
Deutschland als Migrantin ha-                                                                                                                      bemüht sie sich sehr, in einer neuen Heimat      Schmuck. Tatjana hatte deshalb die Idee,          Tanjas Schmuck. Sie will weiter am Aus-
ben mich motiviert.“                                                                                                                               anzukommen. Nachdem sie erfolgreich ihre         in Berlin einen Schmuckladen zu eröffnen.         bau des Vertriebes arbeiten und demnächst
                                                                                                                                                   Sprachprüfungen beim Goethe Institut ab-         Den Umgang mit Schmuck lernte sie von             einen Onlineshop eröffnen.
Nach einem Jahr ist der Kurs bei ISI been-                                                                                                                                                          ihren Eltern bereits als Kind kennen.
                                                                                                                                                   solviert hatte, ergaben sich neue Möglichkei-
                                                                                                                                                   ten und Ideen. Sie begann ein Jurastudium.
                                                  Vida Jamalnik
18   Wir gratulieren zu 20 Jahren Erfolgsgeschichte                                                                                                      Wir gratulieren zu 20 Jahren Erfolgsgeschichte   19

                                                                                                                                                               Im Gespräch mit den Gründerinnen
                      Wir gratulieren zu 20 Jahren                                                                                                             Cigdem Eren-Demirel ist in der Türkei
                                                                                                                                                               geboren und lebt seit ihrer frühesten Kind-
                                                                                                                                                               heit in Berlin. Sie ist als Lehrerin an Kauf-

                           Erfolgsgeschichte                                                                                                                   männischen Berufsbildenden Schulen tätig.
                                                                                                                                                               Frau Eren-Demirel ist Mitgründerin von ISI
                                                                                                                                                               e.V. und von Anfang an als Mitglied des
                                                                                                                                                               Vorstandes aktiv. Die Leitmotive Ihres En-
                           Wir gratulieren Dr. Czarina Wilpert,                                                                                                gagements für ISI e.V. sind: Verhältnisse
                                                                                                                                                               mitgestalten, Dinge in Bewegung setzen,
                          Cidem-Eren Demirel und Elaheh Salehi                                                                                                 die Situation von Immigrantinnen verbes-
                                                                                                                                                               sern und die Überzeugung, dass für eine
                                                                                                                                                               selbstständige Lebensführung eine beruf-
                                                                                                                                                               liche und wirtschaftliche Unabhängigkeit
                                                                                                                                                               Voraussetzung ist.

                                                       Dr. Czarina Wilpert, geboren in Los An-
                                                       geles, Kalifornien (USA), ist mexikanisch-
                                                       amerikanischer Herkunft. Seit 30 Jahren
                                                       lebt sie in Berlin, wo sie nach ihrem Studi-
                                                       enabschluss an der Technischen Universi-
                                                       tät Berlin als Sozialforscherin am Wissen-
                                                       schaftszentrum Berlin (WZB)
                                                       am Institut für Soziologie der TU Berlin und
                                                       am Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
                                                       tätig war und ist. 1988 führte sie in Zusam-
                                                       menarbeit mit der UNESCO eine internatio-      Elaheh Salehi, iranischer Herkunft, ist Un-
                                                       nale Tagung zum Thema Frauen und Mig-          terrichtskoordinatorin und Dozentin im Be-
                                                       ration an der TU Berlin durch. Diese Tagung    reich EDV. Nach ihrem Mathematik-Studium
                                                       war der Anstoß für sie und einige engagier-    in Teheran unterrichtete sie an mehreren
                                                       te Studentinnen, ISI e.V. zu gründen und ein   Gymnasien der Iraner Hauptstadt. An der
                                                       Ausbildungsprojekt für Immigrantinnen, die     Freien Universität Berlin (FU) qualifizierte sie
                                                       eine Existenzgründung vorhaben, zu ent-        sich in Numerischer Mathematik und Infor-
                                                       wickeln. Für ihr Engagement insbesondere       matik weiter. Parallel dazu war sie als For-
                                                       mit Immigrantinnen und jungen Frauen, für      schungstutorin engagiert. Sie ist IT-Trainerin
                                                       die sie ein herausragendes Vorbild mit Blick   und Expertin für Programmierung, Anwen-
                                                       auf Selbständigkeit und Emanzipation ist,      dungssoftware, Internet und Webpubli-
                                                       wurde Frau Wilpert mit dem Berliner Frau-      shing. Frau Salehi ist seit der Gründung von
                                                       enpreis 2006 ausgezeichnet.                    ISI e.V. Vereinsmitglied.
20   Interview                                                                                                                                                                                                                        Interview   21

                 Frau Dr. Czarina Wilpert
                 Redaktion:                                                                                                  Gemeinsamkeiten zu entdecken.
                 Frau Dr. Wilpert. Sie gelten als Expertin für Migrationsthemen. Sie selber sind amerikanisch-               Die Einwanderer haben heute die Gesellschaft mehr geprägt als dies anerkannt wird. Es ist notwen-
                 mexikanischer Herkunft und seit über drei Jahrzehnten in Deutschland. Was empfinden Sie                     dig, die ethnische Segmentierung der Gesellschaft zu überwinden. Es ist erforderlich, die Spaltung
                 bei Debatten in den Medien über Immigranten?                                                                zwischen „Wir“ und die „Anderen“ zu durchbrechen. Ein Recht auf Zugehörigkeit und Anerkennung
                                                                                                                             sollte unabhängig von Kultur, Religion oder Ethnie sein.
                 Dr. Wilpert:                                                                                                Danach wäre „Citizenship“ eine Selbstverständlichkeit für alle Einwohner.
                 Ich denke, dass die Medien nach wie vor sehr einseitig berichten.                                           Damit ist die Selbst-Definition der Gesellschaft eher pluralistisch und nicht monokulturell. Die domi-
                 Was mich erstaunt ist, dass die Medien immer noch sehr stark polarisieren - trotzt so vieler positi-        nante Gesellschaft als die „richtigen Bürger“ zu sehen, ist nicht richtig. Hier ist es notwendig, eine
                 ver Entwicklungen. Der Ton gegenüber bestimmten Herkunftsgruppen ist dabei besonders hart und               Bürgerrechtsbewegung zu initiieren.
                 herabsetzend.
                                                                                                                             Redaktion:
                 Redaktion:                                                                                                  Wie können sich Migranten schützen und stärken?
                 Was genau bewirkt das in unserer Gesellschaft?
                                                                                                                             Dr. Wilpert:
                 Dr. Wilpert:                                                                                                Diffamierungs- und Ausgrenzungsprozesse erwecken die Notwendigkeit, sich zu schützen. Es ist
                                                                                                                             wichtig, sich zusammen zu tun, um durch Solidarität die eigene Kraft zu stärken und Strategien für
                 „Die Nicht-Sensibilisierung im Umgang mit Sprache und Bildern von Im-                                       sich selber und die eigene Gruppe zu entwickeln.
                 migranten. Sie schafft eher Distanz als Annährung.“                                                         Eine Möglichkeit ist die Stärkung des eigenen Zugehörigkeitsgefühls.
                                                                                                                             Einwanderungsgruppen und ethnische Minderheiten, die sich ausgesondert fühlen, verwenden oft
                 Redaktion:                                                                                                  vorhandene Ressourcen.
                 Entwickeln sich dadurch falsche Betrachtungsweisen von Deutschen und Immigranten zu-                        Wir beobachten, dass Einwanderer alle Chancen nutzen und dadurch sogar ihre Barrieren überwin-
                 einander?                                                                                                   den. Auch der Zugang zur Bildung muss vorhanden sein, um die Leistungsbereitschaft zu stärken.
                                                                                                                             Der sozioökonomische Aufstieg ist eine typische Orientierung der ersten und zweiten Generation.
                 Dr. Wilpert:                                                                                                Stark hängt diese Orientierung von dem Wunsch nach einem besseren Leben für sich selbst und den
                 Die gab es sicher schon immer. Sie treten jetzt nur noch verstärkter auf. Die letzten Debatten, die         eigenen Kinder ab.
                 „Sarrazin“ Diskussion, die Nazi-Morde, die unter dem Deckmantel des Verfassungsschutzes gesche-             In den vergangenen 20 Jahren sind aus vielen Bereichen solche Initiativen entstanden.
                 hen sind, schaffen mehr Unsicherheit, Angst und soziale Distanz auf beiden Seiten.                          Es gibt einige Organisationen, die einen Schwerpunkt auf politische Teilhabe und Interessenvertre-
                                                                                                                             tung von verschiedene nationalen und ethnische Gruppen setzen. Heute sind auch die Zusammen-
                 Redaktion:                                                                                                  schlüsse von mehreren Gruppen und Einzelpersonen von Bedeutung. Zum Beispiel ein Migrationsrat,
                 Was können wir tun, damit in Zukunft Minderheiten in Deutschland besser leben können?                       die Neuen Medienmacher usw.
                                                                                                                             Auch ISI gehört zu den ersten Vereinen, die eine bildungspolitische und emanzipatorische Aufgabe
                 Dr. Wilpert:                                                                                                für Frauen initiiert hat und dies in einem national/ ethnisch übergreifenden Angebot.
                 Erstens ist es sehr wichtig, dass die Minderheitengruppen, die Ablehnung und Barrieren erleben, sich
                 selber organisieren und ihre Interessen artikulieren. Die Idee von ISI ist, Immigrantinnen in die Gesell-
                 schaft einzubinden.
                 Wir als Immigrantinnen sind gegenüber anderen Immigrantinnen zugänglicher. Die Frauen sind in der
                 Lage, gemeinsam und solidarisch den Weg in die Selbständigkeit zu unterstützen.

                 Redaktion:
                 Ist es nach wie vor ein gutes Konzept, einen Verein speziell für Immigrantinnen zu unter-
                 stützen oder sollten man Deutsche und Immigranten heute zusammen betreuen?

                 Dr. Wilpert:
                 Solange es Barrieren für Einwandererinnen gibt, wird die Notwendigkeit erforderlich sein. Frauen
                 haben gelernt, von und miteinander durch „Empowerment“ bestimmte gesellschaftliche bzw. männ-
                 liche Kulturen und Barrieren zu überwinden.
                 Dabei lernen wir, auch miteinander umzugehen.

                 Redaktion:
                 Wie stellen sie sich die Zukunft in einer vielfältig kulturellen Gesellschaft morgen vor?

                 Dr. Wilpert:
                 Wir haben schon eine vielfältige Gesellschaft. Nur ist es noch nicht eindeutig genug, dass wir alle
                 zusammen die neue Gesellschaft gestalten wollen/ müssen. Ein „Diversity“ Ansatz ist notwendig, um
                                                                                                                             Bildbeschreibung Bildbeschreibung
22   Interview                                                                                                                                                                                                                    Interview   23

                 Cidem-Eren Demirel                                                                                      Elaheh Salehi
                 Redaktion:                                                                                              Redaktion:
                 Was genau waren damals die Bewegründe, einen Verein dieser Art zu gründen?                              Du bist seit über 20 Jahren eine treue Seele des ISI- Vereins. Wie bist du zu dieser Arbeit
                                                                                                                         gekommen?
                 Cidem-Eren Demirel:
                 Es waren damals Zeiten der politischen Bewegungen und Aktivitäten, die mich motiviert haben, Neu-       Elaheh Salehi:
                 es zu schaffen. Innovative Ideen zur Bekämpfung der steigenden Arbeitslosigkeit von Migrantinnen        Ich war damals an der Freien Universität Forschungstutorin und hörte, dass ISI nach einer EDV-Do-
                 mussten her. Ein Beispiel aus Birmingham zeigte, dass die Förderung von Existenzgründungen von          zentin suchte.
                 schwarzen Migranten funktionierte. Wir ließen uns damals von einigen Beispielen inspirieren. Heute      Mir hat die Idee des ISI-Vereins sehr gut gefallen, so dass ich mich auf die Stelle beworben habe. Von
                 inspirieren wir andere Länder wie Italien. Die haben unser Konzept übernommen.                          Anfang an habe ich die Verantwortung für den EDV-Unterricht und den IT-Bereich übernommen. Die
                                                                                                                         Tätigkeit macht mir bis heute Spaß, auch wenn es manche Hürde gab. So kann ich mich erinnern,
                 Redaktion:                                                                                              dass wir erst viel Überzeugungsarbeit leisten mussten, um einen eigenen EDV-Unterrichtsraum zu
                 Weshalb sollten die Migranten anders betreut werden als ihre deutschen Kolleginnen?                     bekommen.

                 Cidem-Eren Demirel:                                                                                     Redaktion:
                                                                                                                         Wie werden die Frauen auf ISI heute aufmerksam?
                 „Die Frauen haben ganz andere rechtliche und kulturelle Hintergründe.
                 Diese müssen, anders als bei ihren deutschen Kollegen, durchdacht wer-                                  Elaheh Salehi:
                                                                                                                         Am Anfang kamen die Frauen allein über die Mundpropaganda zu uns. Heute reicht das nicht mehr
                 den.“                                                                                                   aus. So werden die Migrantinnen auch über die Arbeitsagenturen oder andere Organisationen auf
                 Redaktion:                                                                                              uns aufmerksam. Auch die Werbung über das Internet wird immer wichtiger.
                 Du arbeitest heute als Fachabteilungsleiter auf einen der größten deutschen Handelsschu-
                 len. Bleibt da noch Zeit für engagierte Ziele?                                                          Redaktion:
                                                                                                                         Kann man alle Migrantinnen in einen Kurs setzen?
                 Cidem-Eren Demirel:
                 Es bleibt wenig Zeit und dennoch hänge ich sehr an dem ISI Verein. Neben Beruf und Familie ist es oft   Elaheh Salehi:
                 nicht einfach. Doch es ist eine Herzensangelegenheit, die ich nicht einfach aufgeben möchte. Ich bin
                 jetzt seit über 20 Jahren dabei.                                                                        „Entscheidend ist für uns, dass die Immigrantinnen den Willen haben, sich
                                                                                                                         weiterzubilden oder sich selbstständig zu machen. Darüber hinaus sollten
                 Redaktion:
                 Du bist im Alter von dreieinhalb Jahren nach Deutschland gekommen, hast Abitur gemacht
                                                                                                                         sie über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen.“
                 und anschließend Wirtschaftspädagogik studiert. Heute bist Du vor allem für den Fachbe-                 Sind diese Voraussetzungen gegeben, können sie mit dem Grundkurs beginnen. Wenn zusätzlich
                 reich „Deutsch“ zuständig. Woran hast du dich damals orientiert? Wie erklärst du dir deinen             noch betriebswirtschaftliche und EDV- Kenntnisse vorhanden sind, starten sie gleich mit dem Auf-
                 persönlichen Erfolg?                                                                                    baukurs.

                 Cidem-Eren Demirel:                                                                                     Redaktion:
                 Ich habe mich an Vorbildern orientiert, die ich mir selber ausgesucht habe.                             Was hat sich bei ISI verändert? Gibt es neue Kurse, die sich der Zeit anpassen müssen?
                 Meine Eltern wollten auch, dass ich eine gute Ausbildung mache. Das Argument meiner Mutter war
                 immer, dass sie sehr hart für ihr Geld arbeiten musste und es mir nicht wünschte, auch in solch eine    Elaheh Salehi:
                 Situation zu kommen.                                                                                    Natürlich musste ISI die wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen in den Kursen berücksichti-
                                                                                                                         gen. Wir bieten mittlerweile unter anderem einen Online-Shop-Kurs an, in dem die Frauen lernen, wie
                 Redaktion:                                                                                              sie das Potential des Internets für ihre Selbstständigkeit nutzen können. ECommerce gehört zu den
                 Welche politischen Maßnahmen beeinflussen die Weiterentwicklung von Migranten?                          stärksten Wachstumsmärkten und heutzutage kann man kaum noch auf einen Onlineshop im Bereich
                                                                                                                         Handel und Dienstleistung verzichten.
                 Cidem-Eren Demirel:
                 Besonders hinderlich für Migranten sind Ausleseargumente. Ein Instrument die Entwicklung von Im-        Redaktion:
                 migranten zu erschweren ist, dass sie nicht gut genug Deutsch sprechen. Das ist nur ein Beispiel von    Nach über 20 Jahren ISI-Erfahrung gehören sie zum Stammbaum der Gründerinnen. Werden
                 vielen. Es gibt zu viele Ausgrenzungsargumente, denen man sich nicht immer beugen sollte.               Sie in Zukunft dem Verein noch erhalten bleiben?

                 Redaktion:                                                                                              Elaheh Salehi:
                 Ein persönlicher Tipp heute?                                                                            Ich arbeite sehr gern bei ISI. Als Gründungsmitglied habe ich alle Entwicklungen des Vereins mitge-
                                                                                                                         macht. Wir arbeiten hier viel im Team, aber ich muss auch viele Aufgaben selbstständig erledigen.
                 Cidem-Eren Demirel:                                                                                     Diese Abwechslung gefällt mir sehr. Die Teilnehmerinnen kommen aus verschiedenen Kulturen.
                 „Ziele setzen und anfangen, die Selbstständigkeit im Kopf zu entwickeln.                                Das macht die Arbeit auch interessant. Die Atmosphäre bei ISI ist sehr familiär. Es gibt auch immer
                                                                                                                         wieder neue Herausforderungen. Selbstverständlich werde ich mich auch weiterhin für ISI engagieren.
                 Da fängt alles an.“
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