Smart Cities & Regions Bayern - WHITEPAPER Herausforderungen und Chancen für die Digitale Transformation in bayerischen Gebietskörperschaften ...

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Smart Cities & Regions Bayern - WHITEPAPER Herausforderungen und Chancen für die Digitale Transformation in bayerischen Gebietskörperschaften ...
WHITEPAPER
Smart Cities &
Regions Bayern
Herausforderungen und Chancen für die Digitale Transformation
in bayerischen Gebietskörperschaften

                                                    AUTOREN
                                                    Katarzyna Stanek
                                                    Milena Merling
                                                    Dr. Peyman Khodabakhsh
Smart Cities & Regions Bayern - WHITEPAPER Herausforderungen und Chancen für die Digitale Transformation in bayerischen Gebietskörperschaften ...
Digitalisierungsaktivitäten in ­bayerischen
Regionen – Eine ­Momentaufnahme

Digitalisierungslandschaft und priorisierte Handlungsfelder
Der Wert einer zielgerichteten und umfangreichen              Auch das Zentrum Digitalisierung.Bayern (ZD.B) will
Digitalisierungsstrategie scheint von Kommunen in             bayerische Gebietskörperschaften verstärkt in die Lage
Bund und Land inzwischen erkannt worden zu sein. Die          versetzen, eine Digitalisierungsstrategie als ein syste-
Studie der Initiative Stadt.Land.Digital bestätigt, dass      matisches Steuerungsinstrument für ihre strategische
sich der Anteil der Städte und Gemeinden, die sich in         Stadt- bzw. Regionalentwicklung zu nutzen und erstellte
der Konzeptions- und Umsetzungsphase einer solchen            in 2020/2021 exemplarisch regionale Digitalisierungs-
Strategie befinden, zwischen 2015 und 2019 fast ver-          konzepte mit 10 Gebietskörperschaften. „Aus den hierin
doppelt hat.1 Zwar ist Bayern eines der drei Bundesländer,    gewonnenen Erkenntnissen, lassen sich“ – so Willi Steincke,
welche dahingehend den größten Anstieg zu verzeichnen         Leiter der Themenplattform Smart Cities & Regions des
haben, jedoch basieren implementierte digitale Maß-           ZD.B, „interessante und hochflexible Beratungsansätze
nahmen nur bei wenigen Kommunen (14%) auf einer               und ein fokussiertes Förderprogramm umsetzen.“
konkreten Digitalstrategie.2 Dies wirft den Verdacht auf,
dass die Potenziale der Digitalisierung in der Theorie
erkannt werden, eine Umsetzungsbereitschaft in der
Praxis jedoch noch nicht flächendeckend vorhanden ist.

1 vgl. Initiative Stadt.Land.Digital!, 2020, S.8
2 vgl. Ahrens, Hanninger, 2020, S.3
                                                   Franken

                                                                                                   Niederbayern/
                                                                                                   Oberpfalz

          Bildung

          Informationstechnologie

                                                   Schwaben
          Mobilität

          Tourismus

          Verwaltung

Abbildung 1:
Regionale Ausprägung der relevante Handlungsfelder                              Oberbayern
Quelle: atene KOM GmbH

                                                                                           Smart Cities & Regions Bayern    Seite 2
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Im Rahmen der vier „Smart Cities & Regions“ - Multi-                                überfordert sind und Unterstützung benötigen.
plikator:innen-Workshops, welche das ZD.B im März
                                                                                    In Gebieten mit hoher Innovationskraft und
2021 mit Vertreter:innen aller sieben Regierungsbezirke
                                                                                    hoher Expertise im IKT-Bereich hingegen, werden
des Freistaats durchgeführt hat, konnten interessante
                                                                                    komplexere Themen bearbeitet, wie beispiels-
Einblicke in den Status Quo der Digitalisierungsaktivi-
                                                                                    weise der digitale Zwilling oder zukunftsweisende
täten bayerischer Städte und Gemeinden und den damit
                                                                                    Forschungsprojekte in den Bereichen autonomes
verbundenen Herausforderungen gewonnen werden.
                                                                                    Fahren oder Künstliche Intelligenz durchgeführt.
Hierbei zeigt sich die Digitalisierungslandschaft in den
bayerischen Regionen Franken, Schwaben, Niederbayern
und Oberpfalz sowie Oberbayern recht dynamisch. Auf                                 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Basis einer Umfrage identifizierten die Teilnehmenden
dabei fünf, der 16, von der ZD.B-Themenplattform „Smart                             Insbesondere in grenznahen Regionen spielt eine inter-
Cities and Regions“ definierten Smart Regions-Hand-                                 kommunale sowie grenzüberschreitende Zusammenarbeit
lungsfelder3, als für ihre Regionen besonders relevant.                             im Rahmen von ILE5-Zusammenschlüssen oder EU-Projek-
Hierbei handelte es sich um die Felder Informations-                                ten eine wichtige Rolle. Dabei werden Entscheidungsträger
technologie, Mobilität, Bildung, Verwaltung und Touris-                             zielgerichtet zusammengebracht, um sich auszutauschen
mus. Es ist anzumerken, dass nicht alle Themenfelder                                und von den Erfahrungen und Misserfolgen der anderen
innerhalb der Regionen von gleicher Bedeutung sind.                                 zu lernen. So ist dies in der Region des Bayerischen Waldes
                                                                                    ein wichtiges Merkmal. Hier werden vor allem Netzwerke
Abbildung 1 zeigt von den Teilnehmenden priorisierten                               und Aktivitäten mit den Nachbarländern Tschechien
Handlungsfelder pro Region. Aus der Darstellung wird die                            und Österreich betont. Auf Grund der Grenzlage spielen
Rangfolge der relevanten Themenfelder ersichtlich, welche                           auch in Schwaben interregionale und internationale
auf der Anzahl der Nennungen pro Handlungsfeld basieren.                            Vernetzungen eine besondere Rolle, wie das genannte
                                                                                    Beispiel des einheitlichen Ticketingsystems belegt. Dabei
                                                                                    stellt die Schaffung von Strukturen für eine koordinierte
Unterschiedliche Ausprägung innerhalb der
                                                                                    und effiziente Kooperation eine Herausforderung dar.
­Handlungsfelder
Innerhalb der priorisierten Handlungsfelder werden in
                                                                                    Geförderte Projekte
den Umsetzungsprojekten unterschiedliche Schwer-
punkte gesetzt. Während sich die grenznahen länd-                                   In allen Regionen werden Aktivitäten durchgeführt, die
lichen Regionen im Bereich Mobilität vielmehr auf eine                              auf einem Förderprogramm basieren. Dabei werden
funktionierende grenzüberschreitende touristische                                   Förderprogramme auf EU-, Bundes- und Landesebene in
Infrastruktur beispielsweise mit regionsübergreifendem                              Anspruch genommen. Sie gelten als Treiber der Weiter-
Ticketingsystem, fokussieren, setzt Oberbayern, bedingt                             entwicklung von digitalen Aktivitäten und haben den
durch die Nähe zum Technologiestandort München, auf                                 Vorteil, nicht nur finanzielle Unterstützung zur Verfügung
Projekte mit hoher Innovations­güte bei den Mobilitäts- und                         zu stellen, sondern sie geben auch einen strukturellen
Technologieunternehmen gemeinsam mit Start-ups und                                  Rahmen vor, innerhalb dessen meist auch der direkte
Wissenschaft an der Zukunft der Mobilität zu arbeiten.                              und regelmäßige Austausch mit anderen, am Programm
                                                                                    teilnehmenden, Gebietskörperschaften gefördert und
Auch im Bereich Verwaltung werden unterschiedliche
                                                                                    so der Erfahrungsaustausch und das Voneinanderlernen
Ansätze verfolgt, die teilweise dadurch bedingt sind,
                                                                                    betont wird. Einige der Fördermöglichkeiten von denen
dass sich die Regionen in unterschiedlichen Phasen
                                                                                    bayerische Gebietskörperschaften profitieren, sind der
der Digitalisierung befinden. Während mancherorts in
                                                                                    Ideenwettbewerb des Bayerischen Digitalministeriums
kleineren, ländlichen Kommunen das Hauptaugenmerk
                                                                                    „Kommunal? Digital!“, das Modellprojekt des Bayerischen
im Bereich Digitalisierung auf dem Breitbandausbau liegt
                                                                                    Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr „Smart
und sich in vollem Gange befindet, sind andere Kommu-
                                                                                    Cities & Smart Regions“, sowie dessen Programm „Ver-
nen mit einer sukzessiven Einführung digitaler Anträge
                                                                                    besserung der Mobilität im ländlichen Raum“ oder das
beschäftigt. Für darüber hinausgehende Maßnahmen
                                                                                    Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
fehle jedoch, gemäß der Umfrage des Technologie Campus
                                                                                    mit der Bekanntmachung „Land.Digital – Chancen der
Grafenau, das Personal und die fachliche Kompetenz
                                                                                    Digitalisierung im ländlichen Raum“, das Förderprogramm
vor Ort.4 Dies lässt den Schluss zu, dass Kommunen
                                                                                    „Modellprojekte Smart Cities: Stadtentwicklung und Digita-
sowohl durch politische als auch wirtschaftliche Aspekte
                                                                                    lisierung“ des Bundesministeriums des Innern für Bau und
angehalten sind, die Digitalisierung voranzutreiben, bei
                                                                                    Heimat, EU-Programm Interreg Österreich-Bayern, etc.
einer konkreten Umsetzung in die Praxis jedoch häufig

3 Handlungsfelder: Informationstechnologie, Verwaltung, Stadtplanung, Gesundheit, Mobilität, Wohnen,
  Bildung, Bauen, Arbeiten, Energie, Handel, Umwelt, Kultur, Tourismus, Landwirtschaft, Gewerbe/Handwerk
4 vgl. Ahrens, Hanninger, 2020, S.3
5 ILE = integrierte ländliche Entwicklung

                                                                                                                 Smart Cities & Regions Bayern    Seite 3
Handlungsempfehlungen – Kurzversion
Durch einen offenen Austausch auf Augenhöhe, ist es den Workshop-Teilnehmenden gelungen, einige signifikante Handlungs-
empfehlungen für die Unterstützung der Digitalisierung in bayerischen Kommunen und Regionen herauszuarbeiten und zu
formulieren. Diese könnten künftig wichtige Hebel politischer Maßnahmen und organisatorischer Entwicklungsprozesse dar-
stellen, da sie auf die Kernbedürfnisse der Gebietskörperschaften einzugehen vermögen. Die nachfolgenden, von den Teilneh-
menden ausgearbeiteten, Anregungen sind auf Seite 17 dieses Papiers im Detail ausgeführt.
•   Durch Sensibilisierung den Willen zur Digitalisierung stärken
•   Durch Zentralisierung und überregionale Zusammenarbeit Struktur schaffen
•   Durch Anpassung der Förderlandschaft Finanzierungsmöglichkeiten schaffen
•   Durch praktische Umsetzung Fortschritt bewirken
•   Durch digitale Führung auf ministerialer und kommunaler Ebene Prozesse anstoßen
•   Durch eine bayernweite Sensibilisierungskampagne digitale Fortschritte erzielen

        Die Digitalisierung ist nicht                 Die Power-Point-Ebene                Um den derzeitigen Wild-
        nur ein Technologiewandel.                    muss verlassen werden.               wuchs aus vielen tollen
        Sie nimmt Einfluss auf jegliche               Es bedarf einer verstärk-            Digitalprojekten in Bayern
        Aspekte unserer Lebens- und                   ten praktischen Umset-               zu vermeiden, braucht es
        Arbeitswelt und befeuert                      zung der erarbeiteten                eine zentrale Plattform für
        somit einen Kulturwandel.                     Ideen.                               Austausch und Vernetzung.

                                                                                            Smart Cities & Regions Bayern    Seite 4
Die Teilnehmer:innen
Zu den Workshops war ein von ZD.B ausgewählter Teilnehmer:innenkreis eingeladen, dem eine Multiplikatorenwirkung mit
Bezug zur Digitalisierung und damit auch ein Einblick in die jeweiligen Regionen zugesprochen werden kann. Zu den Workshops
waren jeweils die Vertreter:innen der nachfolgenden Gebietskörperschaften, Institute sowie Digitalisierungsunternehmen an-
gemeldet:

Multiplikator:innen-Workshop für Franken am 8. März 2021
• AKDB                                    • Landkreis Forchheim,                     • NIK e.V. | NETZWERK DER
• Allianz Main & Hassberge e.V.             Wirtschaftsförderung                       DIGITALWIRTSCHAFT
• Allianz MainWerntal (ILE)               • Landkreis Haßberge                       • Regierung von Oberfranken
• Bayerisches Breitbandzentrum            • Landkreis Weißenburg-Gunzen-             • Regierung von Unterfranken
  Amberg                                    hausen, Wirtschaftsförderung             • Region Mainfranken GmbH
• Es-geht! Energiesysteme GmbH            • Landratsamt Fürth                        • Stadt Bamberg
• Gemeinde-Allianz Hofheimer Land         • Landratsamt Kitzingen                    • Stadt Hof- Wirtschaftsförderung
• Hochschule Coburg                       • Landratsamt Wunsiedel i.                 • Stadt Würzburg
                                            Fichtelgebirge
• IHK Nürnberg für Mittelfranken                                                     • Wirtschaftsregion Hochfranken e.V.
                                          • Landratsamt Würzburg
• IT-Cluster Oberfranken e.V.                                                        • ZENTEC GmbH
                                          • Lokale Aktionsgruppe Landkreis Hof
• Landkreis Bad Kissingen                   e.V.                                     • Zentrum für Digitale Innovationen
• Landkreis Bayreuth                                                                   (ZDI) Mainfranken

Multiplikator:innen-Workshop für Schwaben am 12. März 2021
•   Hochschule Kempten                    •   Stadt Augsburg                             Umwelttechnologie-Cluster Bayern
•   Landratsamt Oberallgäu                •   Stadt Kempten                              e.V.
•   Outdooractive                         •   swa Netze GmbH                         •   Urban Software Institute
•   Regio Augsburg Wirtschaft GmbH        •   Trägerverein

Multiplikator:innen-Workshop für Niederbayern und Oberpfalz am 22. März 2021
•   Gemeinde Spiegelau                    •   OTH Regensburg                         •   Stadt Weiden i.d.OPf.
•   IHK Niederbayern                      •   Regierung der Oberpfalz                •   Technische Hochschule Deggendorf
•   ILE Ilzer Land e.V.                   •   Regierung von Niederbayern             •     TH Deggendorf - Institut für
•   Landkreis Regensburg                  •   Regionalmanagement Cham                    ­Angewandte Informatik
•   Landratsamt Neustadt a.d.             •    Regionalmanagement                    •   Universität Passau
    Waldnaab                                  Freyung-Grafenau                       •   Urban Software Institute
•   Netzwerk INDIGO                       •   R-Tech GmbH
•   OTH Amberg-Weiden                     •   Schnürer & Company GmbH

Multiplikator:innen-Workshop für Oberbayern am 29. März 2021
• AIB-KUR GmbH & Co. KG                   • IFG Ingolstadt                           • Standortmarketing-Gesellschaft
• Airbus                                  • Initiative Regionalmanagement              Landkreis M
                                                                                                 ­ iesbach mbH
• AUDI AG                                   Region Ingolstadt e.V.                   • Sweco GmbH
• Bayerischer Bezirketag                  • Landeshauptstadt München                 • SWM
• Bayerisches Staatsministerium für       • Landratsamt                              • Urban Mobility Innovations
  Digitales                                 Neuburg-Schrobenhausen                   • Verband kommunaler Unternehmen
• Bezirk Oberbayern                       • NordAllianz                                LG Bayern
• Energiewende Oberland Kompetenz-        • SMG Standortmarketing-Gesell-            • VI Forum e.V.
  zentrum Energie EKO e.V.                  schaft Landkreis ­Miesbach mbh /         • Virtual City Systems GmbH
                                            CoworkationALPS e.V.
• gwt Starnberg GmbH
                                          • Stadt Miesbach - Stadtmarketing

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Inhaltsverzeichnis
Digitalisierungsaktivitäten in b
                               ­ ayerischen Regionen – Eine M
                                                            ­ omentaufnahme                       2
    Digitalisierungslandschaft und priorisierte Handlungsfelder                                   2

Handlungsempfehlungen – Kurzversion                                                               4
    Die Teilnehmer:innen                                                                          5

Inhaltsverzeichnis                                                                                6

1	Hintergrund, Ziel und Methodik                                                                 7
    Relevante Treiber der digitalen Transformation                                             8
    Digitale Umsetzungsbeispiele in den bayerischen Regionen                                   9
    Erkenntnisse aus den Projektbeispielen                                                    11

2	Herausforderungen und L­ ösungsansätze                                                     12
    Lösungsansätze für eine erfolgreiche Digitalisierung
    bayerischer Kommunen                                                                      12
    Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Mobilität                                              14
    Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Verwaltung                                             14
    Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Informationstechnologie                                14
    Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Tourismus                                              15
    Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Bildung                                                15
    Lösungscluster für digitale Herausforderungen                                             15

Lösungsmatrix digitaler Herausforderungen                                                     16

3	Handlungsempfehlungen für eine ­erfolgreiche digitale Transformation im
   Freistaat Bayern                                                                           17

Anhang                                                                                        20
    Workshopkonzept                                                                           20
    Die Agenda                                                                                21
    Beispielhafte Umsetzungsprojekte in Bayern                                                22

Quellenverzeichnis                                                                            23

                                                                  Smart Cities & Regions Bayern       Seite 6
1	Hintergrund, Ziel und Methodik
Die pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen haben einen starken Digitalisierungsschub für zeit-
und ortsunabhängige Lern- und Arbeitsformen mit sich gebracht. Dadurch entstand gerade in der
medialen Diskussion häufig der Eindruck, dass insbesondere ländliche Räume mit Hilfe der Digitalisie-
rung eine höhere Resilienz und Lebensqualität erreichen könnten. Dieser Eindruck täuscht allerdings
darüber hinweg, dass grundlegende Mechanismen der digitalen Transformation nach wie vor das Risiko
bergen, bestehende Disparitäten zwischen städtischen und ländlichen Regionen weiter zu verschärfen.

Im Rückblick auf die letzten Monate der Corona Pan-        und Wissenschaft erörterten die digitalen Heraus-
demie wird deutlich, wie stark sich die Einstellung        forderungen und Bedarfe ihrer Regionen und tauschten
der Bevölkerung in Bezug auf die Notwendigkeit der         sich über ihre Erwartungen und wünschenswerte
Digitalisierung vieler Lebensbereiche verändert hat.       Weiterentwicklungen der digitalen Transformation im
                                                           Freistaat und in ihren Gebietskörperschaften aus. Die
Der digitale Wandel ist zu einem unumgäng-
                                                           hierin gewonnen Erkenntnisse sollen nun dabei helfen,
lichen Begleiter unserer Gesellschaft auf dem
                                                           den Weg der digitalen Transformation gemeinsamer,
Weg in eine lebenswerte Zukunft geworden.
                                                           zielorientierter und flächendeckender zu gehen.
Neben dem voranschreitenden Breitbandausbau bedarf
                                                           Das vorliegende Whitepaper fasst die wichtigsten Ergeb-
es auf diesem Weg jedoch auch konkreter strategischer
                                                           nisse der „Smart Cities & Smart Regions“ - Workshops
Ansätze die sicherstellen, dass jene digitalen Infra-
                                                           (SCR-Workshops) zusammen und richtet sich an jene, mit
strukturen künftig auch im Sinne des Gemeinwohls, zur
                                                           der Digitalisierung betrauten Ansprechpartner:innen in
Sicherung der Daseinsvorsorge und zur Angleichung
                                                           bayerischen Ministerien und Institutionen. Es bietet einen
der Lebensverhältnisse angewendet werden. Diese
                                                           Einblick in die Situation hinsichtlich der Digitalisierungs-
Aufgaben stellen einen Großteil der Kommunen
                                                           aktivitäten der bayerischen Regionen und zeigt Heraus-
und Regionen vor immense und vielfältige Heraus-
                                                           forderungen der Praktiker:innen, auf unterschiedlichen
forderungen, sodass eine konstruktive und flächen-
                                                           Ebenen und Handlungsfeldern, ihrer täglichen Arbeit auf.
deckende Umsetzung des digitalen Wandels derzeit eines
                                                           Die hierin zusammengefassten Erkenntnisse, sollen ein
großen Aufwandes und hoher Investitionen bedarf.
                                                           grundlegendes Verständnis für die aktuelle Situation bayeri-
Mit dem Ziel den aktuellen Stand der Digitalisierung in    scher Kommunen und Regionen schaffen und Entwicklungs-
den bayerischen Kommunen und Regionen zu erfassen          potenziale aufzeigen, inwiefern der digitale Wandel künftig
und geeignete Angebote zu gestalten, welche die digitale   effektiv und flächendeckend ausgestaltet werden könnte.
Weiterentwicklung der Regionen effektiv befördern
                                                           Nach einem Einblick in die Digitalisierungsaktivitäten
können, hat die Themenplattform des Zentrums Digita-
                                                           und regionalen Schwerpunkte der Regierungsbezirke,
lisierung.Bayern (ZD.B) „Smart Cities & Regions“, aus-
                                                           richtet sich der Fokus auf die grundlegenden Treiber
gewählte Multiplikator:innen aus den Regionen Franken,
                                                           und die beispielhaften Umsetzungsprojekte der Digi-
Schwaben, Niederbayern und Oberpfalz sowie Oberbayern
                                                           talisierung im Freistaat. Im Weiteren wird dann auf die
zu vier jeweils viereinhalbstündigen virtuellen Workshop
                                                           Herausforderungen, der priorisierten Handlungsfelder
eingeladen. Hierbei sollte ein aktuelles Bild über den
                                                           eingegangen und bereits mögliche Lösungsansätze
Status Quo sowie bedarfsgerechte Unterstützungsan-
                                                           aufgezeigt, welche die Grundlage für die abschließend
gebote zur Digitalisierung ausgearbeitet werden.
                                                           subsumierten Handlungsempfehlungen einer erfolg-
Teilnehmer:innen mit Bezug zu Digitalisierungsthemen       reichen digitalen Transformation darstellen.
aus den Bereichen Verwaltung, Tourismus, Mobilität,
Energie, Stadtplanung, Regionalentwicklung, Wirtschaft

                                                                                         Smart Cities & Regions Bayern    Seite 7
Relevante Treiber der digitalen Transformation

Hochschulen und Universitäten                                              Gründerzentren und Digitalzentren
Anhand der von den Workshopteilnehmenden benannten                         Eine ebenfalls bedeutende Rolle bei der Beschleunigung
relevanten Akteur:innen im Bereich Digitalisierung in den                  der Digitalisierung kommt den Gründerzentren zu. Die
vier Regionen lässt sich feststellen, dass insbesondere                    insgesamt 19 Digitalen Gründerzentren an 28 Stand-
Hochschulen und Universitäten in allen Regionen                            orten, mindestens zwei je Regierungsbezirk, stellen
gleichermaßen als besonders bedeutende Treiber der                         eine zentrale Anlaufstelle für Existenzgründer und an
Digitalisierung benannt wurden. Es sind vor allem die                      Digitalisierung interessierte Bürger:innen dar. Der Fokus
Fachbereiche mit hohem Innovationsgrad, wie Infor-                         liegt dabei auf der Schaffung eines idealen Umfelds für
matik, Robotik, künstliche Intelligenz, Digitale Geistes-,                 innovative Start-ups. Sie haben hier eine Plattform, die
Sozial- und Humanwissenschaften, Digitale Medizin                          Möglichkeiten der digitalen Technik für neue Produkte,
aber auch Tourismus sowie Universitätskliniken die als                     Dienstleistungen und Geschäftsideen auszuloten. Dabei
geeignete Kooperationspartner genannt wurden.                              spielt eine enge Vernetzung innerhalb und außerhalb des
                                                                           Regierungsbezirks, mit Unternehmen und bestehenden
Um die Wissenschaft zu den Menschen und die
                                                                           Einrichtungen, wie etwa BayStartUP, dem Zentrum Digi-
Innovationskraft in die Regionen zu bringen, hat die
                                                                           talisierung.Bayern und Bayern Kapital8, eine bedeutende
Landesregierung durch die dezentrale Hochschulpolitik
                                                                           Rolle. Die flächendeckende Verteilung der Gründerzentren
bereits frühzeitig Weichen gestellt. Der Umstand, dass
                                                                           sowie ihre regionsspezifische Ausrichtung, stellen für
diese Institutionen nun in den Regionen ansässig sind und
                                                                           digitalisierungswillige Gebietskörperschaften optimale
Wissen über den digitalen Wandel den Regionen zugänglich
                                                                           Anlaufstellen dar, um die regionalen Innovationspotenziale
gemacht wird, ist nicht zuletzt auf die Wissenschafts-
                                                                           hinsichtlich digitaler Möglichkeiten für eine zukunfts-
gestützte Struktur- und Regionalisierungsstrategie6 zurück-
                                                                           gerichtete Regionalentwicklung auszuschöpfen. Auch
zuführen, mit der Wissenschaftsangebote über ganz Bayern
                                                                           hier liegt es nahe, die politischen Entscheidungen des
dichter gespannt und mit ihnen Innovationsmotoren in den
                                                                           Freistaats hervorzuheben, denn die seit 2014 bestehende
Regionen gebracht wurden. Ein weiterer Digitalisierungs-
                                                                           Initiative „Gründerland Bayern“ des Bayerischen Staats-
schub und verstärkte regionale Kooperationen sind zudem
                                                                           ministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und
im Zuge der „Hightech Agenda Bayern“ zu erwarten,
                                                                           Energie, hat sich als zentraler Wegbereiter und Netzwerk-
womit vermehrt Stellen in Bereichen der zukunftsfähigen
                                                                           Accelerator vieler bayerischer Gründerzentren etabliert.
Lehre und Forschung geschaffen werden sollen. Durch
die umfassende Hochschulreform, welche eine
Schaffung von 1.000 neuen Professuren bis 2023
vorsieht, beabsichtigt der Freistaat Bayern zum
internationalen Spitzenstandort für Hochtechnologie
und künstliche Intelligenz zu machen.7 Trotz der
Bemühungen der Landesregierung und der durchaus
gut aufgestellten bayerischen Hochschullandschaft
bemängeln die Teilnehmenden den Umstand, dass
offenbar in den Geistes-, Sozial- und Humanwissen-
schaften, die Digitalisierung und Technisierung
immer mehr Lebensbereiche und ihre Auswirkungen
auf die Gesellschaft bzw. Teile der Gesellschaft
nicht ausreichend Berücksichtigung findet.

6 vgl. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (2017)
7 vgl. Forschung & Lehre (2019)                                         Abbildung 2: Karte Digitale Gründungszentren (Stand 01.01.2021)
8 vgl. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft,                    Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft,
  Landesentwicklung und Energie (o.D.)                                  Landesentwicklung und Energie (o.D.)

                                                                                                             Smart Cities & Regions Bayern   Seite 8
Während den Gründerzentren eine starke positive                 Thema an eine Schlüsselposition in der Verwaltung zu
Wirkung auf die Digitalisierungsbestrebungen der                knüpfen. Digitalisierung geschieht nicht von alleine und
Regionen attestiert wird, werden die, ebenfalls in allen        bedarf einer übergreifenden Koordinierung an geeigneter
Regierungsbezirken im Freistaat, etablieren BayernLabs          Schnittstelle zwischen kommunaler Verwaltung, Insti-
kaum berücksichtigt. So wurden diese Einrichtungen              tutionen, Privatwirtschaft und örtlicher Gemeinschaft.
von keinem der teilnehmenden Multiplikator:innen                Nicht nur digital-affine Unternehmen, sondern bereits
als relevant benannt und lediglich in Oberbayern den            auch einige digital sehr aktive Städte, haben die Rolle
Umsetzungsbeispielen zugeordnet. Zwar verstehen                 des Chief Digital Officers (CDO) oder Chief Information
sich BayernLabs als offene Informationsplattformen für          Officers (CIO) definiert und mit Zuständigkeiten, wie
Workshops, Vorträge und zum Erfahrungsaustausch und             etwa der Konzeptentwicklung, Projektumsetzung und
sollten mit dem Angebot durchaus zweckdienlich für              Moderation von Beteiligungsprozessen ausgestattet.
die regionalen Digitalisierungsentwicklungen sein, doch         Damit kommt dem CDO/CIO eine zentrale Rolle inner-
augenscheinlich scheinen sie nicht im Bewusstsein der           halb der digitalen Transformation zu. Mit einem CDO/
Teilnehmenden präsent zu sein. Weshalb die BayernLabs           CIO setzt die Kommunalverwaltung ein Zeichen an ihre
in den Workshops nur wenig Beachtung fanden, ist nicht          Bürger:innen, die digitale Transformation ernsthaft und
ersichtlich. Ihr Potenzial für die Regionen sollte allerdings   professionell umzusetzen und schafft mit einem „Gesicht
stärker in den Blick genommen werden. Damit diese ins           der Digitalisierung“ Vertrauen und Transparenz.
Bewusstsein der Digitalisierungsverantwortlichen der
                                                                Die Workshopteilnehmer:innen gehen sogar einen
Gebietskörperschaften gerückt werden, erfordert es
                                                                Schritt weiter, bzw. einige Ebenen höher, indem sie
möglicherweise eine Ausweitung des Angebotsspektrums
                                                                solche zentralen Stabsstellen auch auf ministerialer
mit einer entsprechenden zusätzlichen Ausrichtung auf
                                                                Ebene anregen. Die CDOs koordinieren und steuern
ebendiese Zielgruppe sowie Verwaltungsmitarbeiter.
                                                                die Digitalisierungsaktivitäten, der ihnen unterstellten
                                                                Ressorts und vernetzen sich mit ihren Kolleg:innen aus
Strategische und fachliche Stabstellen                          anderen Ministerien. Ein abgestimmtes, strukturiertes
                                                                Vorgehen kann ein positives Signal in die Gebietskörper-
Da Digitalisierung als Querschnittsaufgabe aller Bereiche       schaften senden und fungiert als Vorbild für die Schaffung
des kommunalen Lebens zu verstehen ist, sehen es die            ebensolcher kommunaler Rollen und Strukturen.
Workshopteilnehmer:innen als unumgänglich an, die-
ses für die Gebietskörperschaften strategisch wichtige

Digitale Umsetzungsbeispiele in den bayerischen Regionen
Eine Analyse der in den Workshops genannten                     Transformation zu erhalten, werden regionale Projekt-
Umsetzungsbeispiele zu digitalen Anwendungen und                schwerpunkte in den genannten Handlungsfeldern
Dienstleistungen ergibt eine deutliche Akkumula-                dargestellt. Eine ausführliche Übersicht der Umsetzungs-
tion in den Handlungsfeldern Mobilität, Verwaltung,             projekte findet sich in den Workshop-Protokollen der
Informations­technologie, Bildung und Tourismus. Um             Projekt-Website des ZD.B sowie in der folgenden Auf-
einen ersten Einblick in die Aktivitäten der digitalen          listung im Anhang dieses Whitepapers (siehe S. 22).

                              MOBILITÄT

           Dem Handlungsfeld „Mobilität“ liegt aus der Sicht der ZD.B-Themenplattform Smart Cities and Regions
          das folgende Verständnis zugrunde: „Projekte wie regionale Vermittlungsplattformen für unter-
      schiedliche Zielgruppen (Berufstätige, Familien, Rentner:innen, …) um ihre Fahrten optimal
   miteinander abzustimmen, z.B. durch Mitfahrzentralen, Car-Sharing und Taxi-Apps. Projekte zur
   intelligenten Verkehrssteuerung (z.B. Parkraummanagement und Unterstützung bei der Parkplatz-
   suche), umweltfreundliche Fahrangebote und Multimodalität bis hin zum (Teil-) autonomen Fahren
   sowie der Erforschung innovativer Mobilitätskonzepte für den Luftraum und KI-basierte Mobilität.“10
   Die in den bayerischen Regionen umgesetzten Projekte weisen eine sehr große Vielfalt in ihrer Schwerpunktsetzung
   auf. Während im ländlichen Raum der Blick auf die Anbindung an Strukturen der Daseinsvorsorge und touristische
   Angebote gerichtet ist, stehen in urbanen Gebieten effektive multimodale und shared-Mobility Angebote im Fokus.
   Aber auch Forschungsprojekte zum autonomen Fahren oder Elektromobilität stellen eine wichtige Säule dar.

                                                                                             Smart Cities & Regions Bayern   Seite 9
VERWALTUNG
                                                      INFORMATIONSTECHNOLOGIE

            Projekte in diesem Handlungsfeld umfassen                                        Das Handlungsfeld
         „Projekte zum E-Government, d.h. Aktivitäten mit dem                                „Informationstechnologie“
      Ziel, Fachaufgaben und Prozesse innerhalb der Verwaltung                               subsumiert
   zu optimieren sowie die Kommunikation und Interaktion                                     „Projekte, zum flächen-
   mit den Bürgern/Unternehmen zu unterstützen bzw. den                                      deckenden Breitband-
   Zugriff auf Dienste möglichst komfortabel zu gestalten.“13                                ausbau (Glasfaser &
                                                                                             Mobilfunk) bzw. zum Ausbau
   Während im Bereich Mobilität eine enorme Vielzahl an Umset-
                                                                                             von anderen Informati-
   zungs- und Forschungsprojekten bekannt ist, fällt es den teil-
   nehmenden Multiplikator:innen schwer im Bereich Verwaltung                                ons- und Kommunikations-
   Projektbeispiele zu benennen. So wurden in allen vier Workshops                           netzen, wie LoRaWAN- und
   wenige Projektbeispiele zum Thema digitale Antragstellung                                 WLAN-Netzen.“9
   und digitaler Zwilling aus diesem Handlungsfeld genannt.
                                                                                             Die im Workshop genannten
                                                                                             Umsetzungsbeispiele beschränken
                                                                                             sich in erster Linie auf die
                                                                                             sogenannte LoRaWAN-Technolo-
         TOURISMUS                                                                           gie, die im Internet of Things (IoT)
                                                                                             vielfältige Möglichkeiten bietet
   Das Handlungsfeld „Tourismus“ wird von der ZD.B-Themen-                                   sowie dem Ausbau des Mobil-
   plattform Smart Cities and Regions wie folgt definiert:                                   funk-Netzes sowie der Installation
                                                                                             öffentlicher WLAN-Hotspots. Bei
   „Projekte, die den Tourismus mit digitalen                                                der WLAN-Versorgung geht es
   Angeboten beleben. Digitale Angebote wie bei-                                             weniger um einzelne hervorzu-
   spielsweise interaktive Wanderkarten, digitale                                            hebende Projekte, als vielmehr
   Beschilderungen mit Informationen und Geschich-                                           um die flächendeckende und
   ten rund um den Aufenthaltsort oder aber auch                                             möglichst lückenlose Ausstattung
   Warn-Apps zu besonderen Wetterlagen. Standar-                                             der Regionen im Freistaat.
                                                                                             Überdies ist die kostenlose Ein-
   disiertes zugänglich machen von touristischen
                                                                                             richtung von WLAN-Netzwerken
   Informationen auf unterschiedlichen Kanälen.“ 11                                          an bestimmten relevanten
   Im Workshop wurde klar herausgestellt, dass Tourismus sehr                                Standorten (bspw. Innenstädte)
   stark mit Mobilität einhergeht. Demnach stehen viele der, in                              von strategischer Bedeutung für
   diesem Handlungsfeld genannten, Projekte mit unterschied-                                 die Gebietskörperschaften.
   lichen Mobilitätsformen wie Wandern, Radfahren, einheit-
   liche ÖPNV12-Angebote oder staufreier Anreise in Bezug.

                                                     BILDUNG

            Unter dem Handlungsfeld Bildung versteht die ZD.B-Themenplattform Smart Cities and Regions
         „Projekte, wie die Nutzung neuartiger Formen der Bildung zur gezielten Förderung
      und Betreuung für Schüler, Studierende und Erwachsene. Projekte zur IT-Ausstattung
   von Bildungseinrichtungen, zur Vermittlung von Lerninhalten sowie für Initiativen und Netz-
   werken zur Förderung von Kooperationen zwischen Bildungsbereichen. Nachhilfeangebote,
   z.B. über Videokonferenzen, durch ehrenamtliche Senioren, Hausaufgabenbetreuer.“
   Im Zuge der Projektsammlung durch die Workshopteilnehmenden wurden lediglich in Nieder-
   bayern und der Oberpfalz Umsetzungsbeispiele dem Handlungsfeld „Bildung“ zugeordnet.
   Dabei handelt es sich um Netzwerke und Zusammenschlüsse auf wissenschaftlicher Ebene
   ebenso wie Bildungsangebote für Bürger:innen im Sinne eines lebenslangen Lernens.

9 ZD.B-Themenplattform Smart Cities and Regions (2021)            12 ÖPNV = öffentlicher Personennahverkehr
10 ZD.B-Themenplattform Smart Cities and Regions (2021)           13 ZD.B-Themenplattform Smart Cities and Regions (2021)
11 ZD.B-Themenplattform Smart Cities and Regions (2021)

                                                                                                      Smart Cities & Regions Bayern   Seite 10
Erkenntnisse aus den Projektbeispielen
Die Wirksamkeit digitaler Umsetzungsbeispiele                Umsetzungsprojekte aus dem Bereich
erhöhen                                                      ­„Verwaltung“ sind kaum bekannt
Wenngleich eine Vielzahl an Umsetzungsbeispielen aus den     Es drängt sich die Frage auf, warum der Bekanntheits-
Regionen genannt wurden, mussten die Teilnehmenden           grad der Projekte aus dem Bereich Verwaltung so gering
eingestehen, dass sie trotz ihrer regionalen und themati-    ist - schließlich sollte die Umsetzung des Onlinezugangs-
schen Expertise keinen vollumfänglichen Einblick in alle     gesetzes (OZG) in den Gebietskörperschaften bereits in
Digitalisierungsaktivitäten der Gebietskörperschaften        vollem Gange sein, digitale Dienstleistungen sukzessive
verfügen. So bleiben viele kleinere Projekte unentdeckt,     implementiert und dies letztlich auch in die Öffentlichkeit
die Vorbildcharakter für andere Kommunen und Regionen        getragen werden. Gemäß einer Umfrage des Technologie
darstellen könnten. Diese Umsetzungsbeispiele und            Campus Grafenau, die 2020 in Niederbayern durch-
Akteur:innen gilt es kennenzulernen und sichtbar zu          geführt wurde, bejahen lediglich 43% der befragten
machen, damit Vernetzungsaktivitäten und Wissenstransfer     Bürgermeister, das OZG bis 2022 umsetzen zu können.
in die Fläche gebracht und verstärkt werden können.          Insbesondere kleine Kommunen sehen sich hier mit großen
                                                             Herausforderungen konfrontiert14. Zwar sind aus anderen
                                                             Kommunen ebenfalls punktuelle Implementierungen von
Geförderte Projekte sind weitaus bekannter                   digitalen Anträgen bekannt, jedoch erfolgt eine solche
Viele der genannten Umsetzungsprojekte sind Teil eines       Einführung nur schrittweise und scheint nicht einem
Modellvorhabens, welches im Rahmen von Förder-               strukturierten Gesamtprozess ausgerollt zu werden.
programmen umgesetzt werden. Somit sind diese Projekte
nicht nur in ein Netzwerk mit anderen Modellkommunen
                                                             Wirksamkeit von den Förderprogrammen
integriert, sondern auch Bestandteil einer übergeordneten
intensiven Öffentlichkeitsarbeit. Der Bekanntheitsgrad       noch zu gering
von Projekten, die eigenverantwortlich aus den Gebiets-      Die Teilnehmenden erkennen einerseits an, dass Förder-
körperschaften heraus umgesetzt werden, ist hingegen         programme durchaus Anreize zur Weiterentwicklung von
häufig weit geringer, auch wenn diese Projekte smarte,       digitalen Aktivitäten schaffen und den Kommunen und
pragmatische Lösungsansätze mit Modellcharakter              Regionen hohe Aufmerksamkeit und Standortvorteile
bieten. Es ist daher äußerst wichtig Kommunen und            verschaffen können. Andererseits kann eine Einbindung
Regionen, die selbstständig kleine niederschwellige          in Förderprogramme auch grundlegende Hemmnisse mit
Projekte umsetzen, zu befähigen öffentlich darüber zu        sich bringen. So wird bspw. die Förderdauer, die sich meist
sprechen. Überdies sollte besonderes Augenmerk auch          auf wenige Jahre beschränkt, kritisch betrachtet. Häufig
auf jene engagierten Gebietskörperschaften gelegt            enden die Projektaktivitäten mit Ende des Förderzeit-
werden, welche in ihrer Bewerbung um Fördermittel            raums. Eine Verstetigung ist auf Grund finanzieller und
bisher nicht zum Zug gekommen sind. Anstrengungen,           personeller Engpässe nicht möglich, womit langfristige,
die bereits im Kontext der Konzeptausarbeitung für die       positive Effekte ausbleiben. Diese Klage beschränkt sich
Bewerbungsphase unternommenen wurden zeigen,                 jedoch nicht nur auf Bayern. Der Eindruck wird durch die
dass der Antrieb und politische Wille zur digitalen Trans-   Studie des Kompetenzzentrums Öffentliche IT, mit Fokus
formation bei jenen Gebietskörperschaften vorhanden ist.     auf ländliche Digitalisierungsprojekte bestätigt. Danach
Dieses Potenzial sollte künftig nicht unbeachtet bleiben.    erkennen knapp ein Drittel der Befragten die Verstetigung
                                                             der geförderten Projekte als Herausforderung an.15

14 vgl. Ahrens, Hanninger, 2020, S.3
15 vgl. Thapa, B., Opiela, N., Rothe, M. S. (2020)

                                                                                          Smart Cities & Regions Bayern    Seite 11
2	Herausforderungen und
   ­Lösungsansätze
Digitale Technologien sind aus dem Lebensbereich             Die Praxisberichte der Workshop-Teilnehmer:innen
der Deutschen nicht mehr wegzudenken. Das belegt             zeigen, dass sich die Herausforderungen der Studien mit
die aktuelle und repräsentative Studie „Deutschlands         den Erfahrungen der Expert:innen größtenteils zu decken
digitale Spaltung überwinden“ (2021)16, die Bitkom           scheinen. So sind es die noch immer hohe Zahl der mit
Research im Auftrag der Initiative „Digital für alle“        Breitbandinfrastruktur unterversorgten ländlichen Regio-
im Rahmen des Digitaltags 2021 durchgeführt hat, in          nen, die strapazierten kommunalen Kassen und die knap-
besonderem Maße. Rund 90% der Deutschen aller                pen, bzw. überforderten personelle Ressourcen, die einer
Altersgruppen, stehen digitalen Technologien mittler-        breit angelegten Digitalisierung häufig im Wege stehen.
weile offen gegenüber und erkennen die Digitalisierung
als festen, wichtigen Bestandteil ihres Alltags an.
Wenngleich die Digitalisierung nun vermehrt als Chance für
eine zukunftsfähige Gesellschaft betrachtet wird, sind auf          Häufig fehlt Kommunen der Zugang zu digi-
dem Weg dorthin noch elementare Hürden und Heraus-                  talen Dienstleistungen und sie verstehen die
forderungen zu meistern. Zunächst ist der flächendeckende           Vorteile nicht, die sie dadurch haben könnten.
Zugang zu gigabitfähigem Internetanschluss maßgeblich
entscheidend für die erfolgreiche Implementierung jeg-
licher digitaler Technologien und Dienstleistungen. Ein      Um die Herausforderungen einzelner Handlungsfelder
zügiger Breitbandausbau ist somit eine Grundvoraus-          spezifiziert zu betrachten, wurden die Teilnehmer:innen
setzung für die digitale Transformation. Darüber hinaus      der Workshops in virtuelle Kleingruppen gemäß ihrer Fach-
ist die Finanzierung digitaler Maßnahmen besonders für       expertise und Interessensfelder zugeteilt. Sie diskutierten
kleinere, ländlich geprägte Gebietskörperschaftenn, eine     dort über Bedarfe und Lösungsansätze zu den Hürden in
Hürde.17 Fördermittel und Finanzierungshilfen stellen        den jeweiligen Handlungsfeldern Mobilität, Verwaltung,
deshalb essenzielle Begleiter im Digitalisierungsprozess     Informationstechnologie, Tourismus und Bildung.
bayerischer Gebietskörperschaften dar. Eine dritte viel
genannte Herausforderung scheint in der fehlenden
Digitalkompetenz und Know-how der Bevölkerung zu
liegen. Laut der aktuellen Bitkom-Studie (2021) sehen 65%           Noch fehlt es an Sensibilität für den Umgang
der Befragten Deutschland in diesem Aspekt als digital              mit und die Verwendung von Daten. Das
gespalten an. Gemäß der Studienergebnisse kann ein Vier-
                                                                    betrifft sowohl deren Sammlung, als auch Nut-
tel der Befragten, vor allem in den höheren Altersstufen
(65+) technische Geräte nicht ausreichend gut bedienen              zung und Speicherung.
und mehr als die Hälfte aller Befragten wünscht sich
Hilfestellungen durch Schulungen oder Begleitpersonen.

Lösungsansätze für eine erfolgreiche Digitalisierung
bayerischer Kommunen
Eine Analyse der Debatteninhalte zeigt, dass sich die        Zentralisierung- und Standardisierungsansätze etabliert,
diskutierten Ansätze handlungsfeld-unabhängig in             die Finanzierung und Förderung bedarfsgerechter aus-
übergeordnete Themencluster subsumieren lassen.              gebaut und Visionen und Innovationen zugelassen werden,
Es ergeben sich daraus sechs richtungsweisende               könnten Kommunen zahlreiche Herausforderungen der
Lösungsfelder, die für eine erfolgreiche Digitalisie-        digitalen Transformation in Zukunft besser meistern.
rung in Kommunen mitgedacht werden sollten.
Indem interkommunale Zusammenarbeit, Kompetenz- und
Wissenstransfer sowie Partizipation und Teilhabe forciert,

16 vgl. Bentkämper, Berg & Brandl, 2021, S.4.
17 vgl. Landsberg, Rohleder, 2020, S. 8.

                                                                                         Smart Cities & Regions Bayern     Seite 12
Kompetenzaufbau und                                                               Finanzierung und
             Wissensvermittlung                                                                  Förderung

        Zentralisierung und
         Standardisierung                                                                      Interkommunale
                                                                                               Zusammenarbeit

               Mehr Partizipation und                                                    Visionen und
               Teilhabe ermöglichen                                                   Innovationen wagen

Abbildung 3: Lösungscluster einer erfolgreichen
digitalen Transformation in bayerischen Gebietskörperschaften

Kompetenzaufbau und Wissensvermittlung                          Finanzierung und Förderung
Um auch langfristig mit den Innovationen wachsen                Zukunftssichere Entwicklungen digitaler Infrastrukturen
und von ihnen profitieren zu können, sollten Kom-               und Technologien sind kostenintensiv. Um gleich-
munen und Institutionen daran interessiert sein,                wertige Entwicklungschancen für alle bayerischen
digital-kompetente Mitarbeiter*innen auszubilden                Kommunen gewährleisten zu können, bedarf es
und Wissensvermittlung zu modernen Technologien                 durchdachten, innovativen und langfristig angelegten
und Anwendungen hoch auf ihre Agenda setzen.                    Förderprojekten und Finanzierungsinstrumenten.

Zentralisierung und Standardisierung                            Interkommunale Zusammenarbeit
Es geht viel Energie, Geld, Zeit und Kreativität verloren,      Interkommunale Zusammenarbeit stärkt die Leistungs-
wenn ähnliche Prozesse und Projekte in mehreren                 fähigkeit von Kommunen, verbessert Wettbewerbsfähig-
Kommunen immer wieder neu gedacht werden.                       keit und führt zu Kosteneinsparungen in der Entwicklung
Gerade in der Digitalisierung, die eine hohe Expertise          neuer Anwendungen. Sie befördert den Ideenaustausch und
und Sachverständnis erfordert, liegt es auf der Hand            befähigt zur Umsetzung grenzüberschreitender Projekte.
standardisierte digitale Dienstleistungen, Anwendungen          Besonders in der digitalen Transformation, die Fachpersonal,
und Plattformen zu entwickeln, diese zentralisiert zu           finanzielle Ressourcen und Innovationsgeist erfordert, ist
koordinieren und Kommunen somit ein qualitativ hoch-            interkommunale Zusammenarbeit ein wichtiger Faktor.
wertiges und einheitliches Produkt anbieten zu können.
                                                                Visionen und Innovationen wagen
Mehr Partizipation und Teilhabe ermöglichen
                                                                Mit und durch Digitalisierung ist morgen Vieles möglich, über
Akzeptanz für den digitalen Wandel und die eingesetzten         das heute noch nicht gesprochen wird. Indem es gelingt auch
Technologien erhalten Kommunen dann, wenn die                   auf kommunaler Ebene Raum für Kreativität und Innovation
Anwendungen und Dienstleistungen die Bedarfe der                zu schaffen und visionäres Denken mehr als eine Chance
Bevölkerung erfüllen und verstanden werden. Dies gelingt        anstatt als eine Bedrohung zu verstehen, ist die Vision von
am ehesten, wenn die Bürger:innen aktiv am Digitalen            heute vielleicht die Realität von morgen. Wollen Städte und
Transformationsprozess involviert sind und Möglich-             Regionen die Gestaltungshoheit über ihre digitale Zukunft
keiten angeboten werden, diesen mit auszugestalten.             behalten und als Wegbereiter:innen von Innovationen
Wer mitsprechen kann, hält den Fortschritt nicht auf.           agieren, bedarf es mehr Agilität und einer personellen
                                                                und institutionellen Stärkung des öffentlichen Sektors.

                                                                                              Smart Cities & Regions Bayern     Seite 13
Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Mobilität
Kern der Herausforderungen im Mobiltätsbereich, scheint      Radverkehrsinfrastruktur, die verstärkte Zusammen-
laut den Workshop-Teilnehmenden die Frage nach der           arbeit mit Nachbargemeinden in der Entwicklung
künftigen Rolle des motorisierten Individualverkehrs zu      eines überregionalen Verkehrsangebotes sowie die
sein. Sollte dieser nicht an Bedeutung verlieren, wird es    Nutzung gleicher digitaler Anwendungen beinhalten.
schwierig die Nachfrage nach alternativen Verkehrsinfra-
                                                             Der städtische Raum benötigt vorwiegend multimodale
strukturen und Mobilitätslösungen sowie deren Effizienz
                                                             Verkehrssysteme, die von Public-Private-Partnerships
(Kosten-Nutzen) langfristig herzustellen. Gerade auf dem
                                                             zielgruppengerecht umgesetzt werden können und
Land ist ein effektiver und regelmäßiger ÖPNV häufig nicht
                                                             somit einen nahtlosen Tür-zu-Tür-Service ermöglichen.
rentabel und für App-basierte on-demand Anwendungen
                                                             Im Bereich des autonomen Fahrens und alternativer
fehlt es derzeit noch an Nachfrage. Auch die Pandemie
                                                             Antriebstechnologien, sehen die Teilnehmenden derzeit
trägt zumindest aktuell noch zu einem veränderten Mobili-
                                                             die größten Herausforderungen im Ausbau der hier-
tätsverhalten, hin zum verstärkten Individualverkehr bei.
                                                             für nötigen Infrastrukturen. Hier sind Investitionen in
Gerade im ländlichen Raum bedarf es also nach-               weitere Testfelder und Pilotprojekte hilfreich, die dazu
haltiger und zielgruppengerechter Mobilitäts-                beitragen können Streckenanforderungen, Organisations-
konzepte. Diese können bspw. den Ausbau der                  strukturen und Umsetzungsprozesse zu verstetigen.

Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Verwaltung
Im Handlungsfeld Verwaltung wurde verstärkt zum Thema        innovationsstiftenden Arbeitsumfelds. Darüber hinaus
Onlinezugangsgesetz (OZG) und unzureichende Kenntnisse       sehen die Expert:innen eine interkommunale Zusammen-
im Bereich des Datenschutzes diskutiert. Uneinheitliche      arbeit auf Landkreisebene und ggf. darüber hinaus als
kommunale Dienstleistungen, fehlendes Know-how im            sinnvoll an. Um Akzeptanz und Willen zur digitalen Trans-
Umgang mit Datenerhebung und -nutzung sowie ein              formation im Verwaltungsbereich herzustellen, ist laut eini-
fehlendes Verständnis der Verwaltungsmitarbeiter für         gen Teilnehmer:innen eine Neugestaltung des kommunalen
die Potenziale der digitalen Transformation, führen in       Arbeitsumfeldes erforderlich. Eine Arbeitskultur, die Inno-
diesem Bereich zu langsamen Digitalisierungsprozessen.       vationen und Kreativität befördert, Entwicklungsmöglich-
Die Teilnehmer:innen fordern Umsetzungshilfen und            keiten und Eigeninitiative zulässt und Beteiligung möglich
Leitlinien seitens der verantwortlichen Ministerien, eine    macht, könnte zu einer schnelleren und effizienteren Aus-
koordinierte Umsetzung des OZG und die Möglichkeit zum       rollung digitaler Lösungen im kommunalen Kontext führen.
Aufbau von Methodenkenntnissen und eines kreativen,

Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Informationstechnologie
Herausforderungen im Bereich der Informationstechno-         Ländliche Regionen haben laut einem Experten, neben
logie entstehen laut den teilnehmenden Diskutant:innen im    der Anbindung an das schnelle Internet, noch eine
Bereich der Aufgabenverteilung und eingesetzten Systeme.     weitere Herausforderung gegenüber urbanen Gebieten.
So werden Verantwortungen zur Implementierung digitaler      Es mangelt an Lösungsanbieter:innen aus dem Digital-
Lösungen an Gebietskörperschaften und dort teilweise         bereich, die Anwendungen speziell auf die Bedürfnisse
an fachfremde Mitarbeiter:innen abgegeben, die diese         des ländlichen Raums konzipieren. Derzeit finden sich
Anwendungen dann häufig in veraltete Systeme einpflegen      solche Lösungsanbieter:innen hauptsächlich in Ballungs-
sollen. Auf diese Weise wird laut den Teilnehmer:innen       räumen, wobei es gerade die ländlichen Regionen sind,
die Nutzung neuerer Systeme nicht nur erschwert son-         die einen Digitalisierungsschub benötigen, um langfristig
dern sogar verhindert. Auch in der Organisationsstruktur     als attraktiver Standort wahrgenommen zu werden.
liegen gewisse herausfordernde Aspekte. Durch die
                                                             Auf Basis dessen fordern die Teilnehmenden eine Nach-
dünnen Personaldecken, fehlenden finanziellen Mittel,
                                                             rüstung der Technik und der Serverlandschaft, eine
wenig vorgegebenen Strukturen und fehlenden zentralen
                                                             Beschleunigung des Breitbandausbaus und eine verstärkte
Ansprechpartner:innen herrscht eine „Durchwurschtel“-
                                                             Sammlung an georefernzierten Datengrundlagen in Kom-
Mentalität, mit welcher sich viele Kommunen und Regio-
                                                             munen und Regionen, um überhaupt die Grundlage für
nen, so weit es geht, selbst weiterhelfen. So entsteht ein
                                                             die digitale Transformation schaffen zu können. Damit dies
Flickenteppich aus mehr oder weniger sinnvollen Lösungen,
                                                             umgesetzt werden kann, ist jedoch mehr Abstimmung,
welcher Innovation eher erschwert als sie befördert.
                                                             Austausch und Koordination auf höherer politischen Ebene

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nötig. Es braucht zentrale Ansprechpartner:innen, zentrale,    as a service“ zur Verfügung stellen und somit vermeiden
bayernweite Lösungen für zahlreiche kommunale Themen           können, dass die Gebietskörperschaften in die alleinige
und eine größere Fachkompetenz auf allen Ebenen im             Verantwortung gezogen werden, die digitale Trans-
gesamten Freistaat. Eine Möglichkeit sind zentrale Struktu-    formation selbstständig und unkoordiniert umzusetzen.
ren und Lösungsansätze, die Dienstleistungen als „software

Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Tourismus
Das Handlungsfeld Tourismus ist vor allem in Gebieten,         Ähnlich verhält es sich mit touristisch weniger bekannten
die von einer hohen touristischen Nachfrage betroffen          Regionen. Diese können digitale Dienstleistungen und
sind, eng mit dem Bereich der Mobilität gekoppelt.             Lösungen nutzen, um neue Zielgruppen zu erschließen,
Überlastete Verkehrswege und Parkraummangel                    den Bekanntheitsgrad ihrer Region zu steigern und die
könnten dort beispielsweise durch intelligente Ver-            Attraktivität des Standortes aufzuwerten, beispiels-
kehrsleitsysteme Milderung erfahren. Lösungsansätze            weise indem innovative und interaktive Angebote und
sollten hierbei überregional ausgestaltet werden und           Innovationsplattformen entwickelt werden (bspw. eine
multimodale Verkehrsmittel sowie eine zentralisierte           digitale Reise durch die Region, digitale Spiele und Rätsel
digitale Informationsplattform inkludieren. Werden KI-         über eine Destination, 3D-Modelle von Attraktionen, etc.).
und IT-Lösungen zur Optimierung der Besucherströme
genutzt, ist die Digitalisierung im Tourismus laut den Teil-
nehmenden mehr eine Lösung als eine Herausforderung.

Erkenntnisse aus dem Handlungsfeld Bildung
Besonders im Handlungsfeld Bildung wurde deutlich,             Nichtsdestotrotz ist auch im Bildungsbereich
wie essenziell die Vermittlung digitaler Kompetenzen in        zunächst einmal eine schnelle und stabile Internet-
allen Lebens- und Arbeitsbereichen ist. Derzeit mangelt        verbindung sowie die Verfügbarkeit innovativer Tools
es besonders bei Lehrenden aller Bildungseinrichtungen         und Anwendungen ausschlaggebend für die Qualität
an Hintergrundwissen zu den Potenzialen und Einsatz-           und Innovationsgüte der künftigen Lehre. Um dies
feldern der Digitalisierung sowie zum richtigen Umgang         koordiniert auszubauen, könnten explizite IT-Stabs-
und Nutzen digitaler Tools und Anwendungen. Dement-            tellen innerhalb der Einrichtungen hilfreich sein.
sprechend benötigt vor allem auch das Lehrerpersonal
                                                               Langfristig sollten vor allem im Hochschulkontext zukunfts-
den Zugang zu Fortbildungsmöglichkeiten, die nicht als
                                                               fähige Studiengänge zu den Themenfeldern der Digitali-
freiwillige Zusatzaufgabe, sondern als verpflichtende
                                                               sierung (Smart City, Smart Regions) geschaffen werden.
Grundlagenschulung anerkannt werden. Die vom Freistaat
eingesetzten Bildungsregionen und ihre entsprechenden          Folgendes Diagramm zeigt einen Überblick über
Bildungsmanager, (Hoch-) Schulnetzwerke und weitere            die zentralen Herausforderungen und die, von den
Austauschplattformen können hier eine erste Anlaufstelle       Teilnehmenden eruierten Lösungsansätze auf.
für die Koordination und Wissensvermittlung darstellen.

Lösungscluster für digitale Herausforderungen
Für einen umfangreichen Überblick über diskutierte Thesen      die sich unter unten stehender Lösungsmatrix finden,
und Handlungsansätze kann die unten stehende Grafik            stellen die Ergebnisse der Kleingruppenarbeiten der
herangezogen werden. Mittig finden sich die besprochenen       Workshops dar. Die Grafik erhebt daher keinen Anspruch
Handlungsfelder und die Kernaussagen der Kleingruppen-         auf Vollständigkeit, gibt jedoch einen Einblick in die
arbeiten. Jeweils links und rechts werden sie von den, im      Sichtweisen regionaler Akteur:innen. Das Diagramm
Nachgang subsumierten Lösungsclustern flankiert. Die           bietet die Chance die Herausforderungen der Regionen
farblichen Kennzeichnungen ermöglichen ein spezifisches        zu erkennen und Lösungssets für politische Akteur:innen
Zuordnen einzelner Maßnahmen aus den Lösungsclustern           anzubieten, welche die digitale Transformationsfähigkeit
zu den jeweiligen Handlungsfeldern. Erläuterungen,             von Kommunen und Regionen künftig stärken können.

                                                                                            Smart Cities & Regions Bayern    Seite 15
SMART CITIES & REGIONS

                      Lösungen                                                                    Herausforderungen                                               Lösungen
                                                                                                  VERWALTUNG
      1.                                                                                                                                                          Mehr Abstimmung und Zusammen-
                                                                                                                                                                                                                        4.
                      Erweiterung der M­ ethodenkenntnisse
                      durch multidisziplinäre Teams                                            Fehlende Sicherheit im Umgang mit Daten und deren Verwendung       arbeit auf Landkreisebene

                                                                                                                                                                                                                   INTERKOMMUNALE
                                                                                                                                                                                                                   ZUSAMMENARBEIT
                      Gründung einer Smart City ­Akademie                                      Fehlende Digitalkompetenz der Mitarbeiter:innen                    Daseinsvorsorge landkreisübergreifend
                      (inkl. Plattform und Sprints)                                            Fehlendes Bewusstsein für die Notwendigkeit der Digitalisierung    ausbauen (bspw. durch aufeinander
KOMPETENZAUFBAU UND

                                                                                                                                                                  abgestimme Mobilitätsangebote)
 WISSENSVERMITTLUNG

                      Modernisierung der technischen und                                       Visionäres und kreatives Denken wird derzeit nicht gefördert
                                                                                                                                                                  Stabstellen für interkommunale Expert:in-
                      administrativen Infrastruktur, um modernere                              Zu hoher Eigenanteil und/oder zu wenig politischer Wille zur       nen schaffen, um Ressourcen zu bündeln
                      Tools zur Wissensvermittlung nutzen zu können                            Antragstellung für Förderprogramme                                 und Kompetenz in die Fläche zu tragen.
                                                                                                                                                                  Bildungsmanager als Multiplikatoren
                      Kompetenzen punktuell aufstocken und durch                                                                                                  stärker in die Netzwerkarbeit einbinden
                      verpflichtende Schulungen gezielt weiterbilden                              INFORMATIONSTECHNOLOGIE
                      Interkommunale Spezialist:innen: Aufbau
                                                                                               Die Umsetzung der Digitalisierungsaufgaben werden häufig an
                      eines kompetenten ­umsetzungswilligen                                    Kommunen und somit die am wenigsten leistungsfähigen und oft
                      Personalstamms in der Verwaltung                                         fachfremden Ansprechpartner deligiert
                      auf ­interkommunaler Ebene                                                                                                                                                                        5.
                                                                                               Verhinderung der Anwendung digitaler Systeme durch                 Beschaffung von Plattformen für
                      Studiengänge, Fortbildungsmöglich-                                       veraltete Verwaltungsstrukturen und/oder Themen wie                Bürger:innenbeteiligung und

                                                                                                                                                                                                                  MEHR PARTIZIPATION UND
                      keiten, Schulungen zur D
                                             ­ igitalisierung /

                                                                                                                                                                                                                   TEILHABE ERMÖGLICHEN
                                                                                               Datenschutz.                                                       virtuelle Veranstaltungen
                      Smart City / Smart Regions anbieten
                                                                                               Lösungsanbieter für digitale Anwendungsbedarfe im ländlichen       Schaffung eines kreativen und
                                                                                               Raum fehlen                                                        innovationsstiftenden Arbeitsumfelds

      2.                                                                                       Mangelnder Austausch innerhalb der Verwaltungen
                                                                                                                                                                  Über Projekte zum „Lebenslangen Lernen“
                      Übersichtlicheres Ausgestalten der                                                                                                          bspw. an Hochschulen, Digitalkompetenz
                                                                                               (Durchwurschtel-Mentalität)
                      Förderlandschaft auf Länderebene                                                                                                            in allen Altersgruppen aufbauen
UND FÖRDERUNG

                                                                                               Begrenzte Akzeptanz für das Testen und Implementieren neuer
 FINANZIERUNG

                                                                                                                                                                  Weiterbildung incentivieren (bspw.
                      Finanzierungshilfen für die Schaffung einer                              Technologien und Prozesse                                          durch Wettbewerbe, Best-Practice
                      fundierten (Geo-)Datengrundlage bereitstellen                                                                                               Bsp. oder das Engagement rele-
                                                                                               Es werden zu wenige Rohdaten (Telemetriedaten) gesammelt
                                                                                                                                                                  vanter Stakeholder/Influencer)
                      Ehrenamtliche stärker in die
                      ­Weiterbildung mit einbinden                                                                                                                Besucher aktiv mit in das Erlebnis ein-
                                                                                                                                                                  beziehen durch: Gameification-Ansätze,
                      Kosteneinsparungen durch effizienteres                                      MOBILITÄT                                                       Spiele und Rätsel über die Region
                      Nutzen und Neuinterpretieren des lokalen
                      Bestands (bspw. mediale Aufbereitung)                                    Mangelnde Nachfrage nach digitalbasierten Lösungen (Attraktivi-
                                                                                               tät und Kenntnisse über ÖPNV angeboten fehlen)
                                                                                               Inkompatibilität und fragmentierte digitale Lösungen und Apps
      3.                                                                                                                                                                                                                6.
                      Entwicklung einheitlicher Vorlagen und                                   Mangel an kostengünstigen und zuverlässigen und barrierefreien     Entwicklung einer klaren und ernst-
                      Standards zu Administration und Datenpflege                              öffentlichen Verkehrsmitteln in ländlichen Gebieten Familien/
                                                                                                                                                                  haften Vision auf Ministerialebene
                      Entwicklung einheitlicher Vorlagen und Stan-                             Behinderte häufig nicht möglich)
                                                                                                                                                                  basierend auf den Bedarfen und Heraus-
                      dards zu Administration und Datenpflege                                                                                                     forderungen in den Kommunen
                      Infrastrukturen über eine Software „as
ZENTRALISIERUNG UND

                                                                                                                                                                  Formulierung eines Zukunftsradars durch
                                                                                                  BILDUNG

                                                                                                                                                                                                                  VISIONEN, IDEEN UND
                      a service“ für Kommunen anbieten und
 ­STANDARDISIERUNG

                                                                                                                                                                  politische Entscheidungsträger, um eine
                      so ­Anschaffungsprozesse, Installatio-                                                                                                      Richtung vorzugeben und Akzeptanz für

                                                                                                                                                                                                                     TECHNOLOGIEN
                      nen, Maintenance zentralisieren                                                                                                             die Digitalisierung zu stiften.
                                                                                               Mangelndes Hintergrundwissen der ­Lehrenden in allen Bildungs-
                      Auf- und Ausbau nachhaltiger, stabiler kom-                                                                                                 Mehr Public-Private Partnerships
                                                                                               einrichtungen zu Potenzialen der ­digitalen Lehre
                      munaler Rechenzentren, Sensorik und IoT                                                                                                     ermöglichen, um bedarfsgerechtere
                      Schaffung zentraler Plattformlösungen                                                                                                       Dienstleistungen anbieten zu können.
                      durch den Freistaat für Kommune                                                                                                             Mehr Zeit für digitale Weiterbildung
                      mit ähnlicher Bedarfslage                                                   TOURISMUS                                                       des Arbeitnehmers einräumen,
                                                                                                                                                                  damit sie nicht als belastende
                      Zentrale Ansprechpartner und Verantwortungs-
                                                                                               Unausgewogene Verfügbarkeit von Verkehrsinfrastruktur (z. B.       Zusatzaufgabe angesehen wird
                      bereiche auf Ministerialebene definieren
                                                                                               Parkplätze) insbesondere in der Hauptsaison                        Digitale Werkzeuge, Anwendungen und
                      Erarbeitung allgemeingültiger Leitlinien zur                             Begrenzte Innovation und attraktive Angebote im Bereich Digital-   Medien besser verstehen und nutzen,
                      Umsetzung der DSGVO auf Länderebene                                      tourismus und digitale Tourismusförderung im ländlichen Raum       um neue Zielgruppen zu erschließen und
                      (z.B. Einrichtung einer Stabstelle IT-Recht)                                                                                                Daseinsvorsorgeangebote zu schaffen.

Abbildung 4: Lösungsmatrix digitaler Herausforderungen im Kontext relevanter Handlungsfelder

                                                                                                                                                                                         Smart Cities & Regions Bayern             Seite 16
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