SMARTE STADTENTWICKLUNG - imakomm AKADEMIE

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SMARTE STADTENTWICKLUNG - imakomm AKADEMIE
April 2018

SMARTE
STADTENTWICKLUNG
       GREIFBAR
SMARTE STADTENTWICKLUNG - imakomm AKADEMIE
TITEL

   Kommunen in
   dieser Ausgabe

   THEMENÜBERSICHT

    Facetten der Digitalisierung – Umsetzungsberichte: Rottweil, Aalen, Reutlingen                          Seite      1– 7
    Wie Klein- und Mittelstädte die Chancen der neuen Medien erfolgreich nutzen können
    Sich weiß weiß wegträumen… und im Kopf der Zielgruppe landen                                            Seite    8 – 10
    Einzelhandel: Steuerung und Entwicklung
    Online-Barometer: Untersuchung der Online-Präsenz des stationären Handels in Klein- und Mittelstädten   Seite   11 – 13
    Strategien für Wirtschaftsflächen- und standorte
    Alte Industrieflächen werden grün: Der Green Industry Park (GIP) Freiburg                               Seite   14 – 16
    Stadt- und Innenstadtentwicklung
    Blaubeuren: Frisches Blut und frischer Wind in der Blautopfstadt                                        Seite   17 – 19
    Marketing für Standorte
    Erfolgsgeschichten
    Ettlingen: Citymanagement Ettlingen erleben
    Günzburg: Cityinitiative Günzburg e. V. – WIR.GEMEINSAM.JETZT.                                          Seite   20 – 21
    News / Veröffentlichungen                                                                               Seite   22 – 23
    Veranstaltungen
    „Und sie lebt doch! Innenstadt in Zeiten des Online-Handels“: 12 Juni 2018
    „Die Stadt als Marke“: Oktober 2018                                                                     Seite       24

imakomm KONKRET | 2018                                 www.imakomm-akademie.de
SMARTE STADTENTWICKLUNG - imakomm AKADEMIE
FACETTEN DER DIGITALISIERUNG – UMSETZUNGSBERICHTE

Facetten der Digitalisierung – Umsetzungsberichte
»Die Zukunft der Stadt ist eine Kombination aus Planung, Unvorhergesehenem und kreativer
Imagination.«
(Jaekel, Michael (2015): Smart City wird Realität)

Die Dynamik technischer Innovationszyklen ist atemberaubend. Und sie wirken auf Kommunen, weil sie auf alle Lebensbe-
reiche ihrer Einwohner einwirken. Das empfinden viele nicht nur als dramatisch – das ist es auch. Beispiel: Durch technische
Innovationen ändert sich das Kaufverhalten (mobiles Online-Shopping usw.) mit der Folge, dass u. a. der HDE davon ausgeht,
dass bis zum Jahr 2020 weitere 50.000 Ladenlokale verschwinden könnten
(Handelsblatt, 29.01.2018, Nr. 20). Innenstädte büßen ihre Einkaufsfunktion ein.

Doch gleichzeitig bieten diese technischen Innovationen erhebliche
Chancen. Beispiel: Intelligentere Verkehrssteuerungssysteme können
Verkehrsbewegungen (u. a. Parksuchverkehr in Innenstädten) spürbar
reduzieren. Letztlich können diese Innovationen Städte dem Ziel
einer nachhaltigen Entwicklung erheblich näher bringen.

Kommunen können also mithilfe der Möglichkeiten neuer techni-
scher Entwicklungen sowie mit Informations- und Kommunika-
tionstechnologien die Lebensbereiche der Menschen sowie
die Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung
gestalten. Gesamtstrategien bestehen hierbei jedoch
auffallenderweise sehr selten – Einzelprojekte in
unterschiedlichen Lebensbereichen aber sehr wohl.
Kleinere Kommunen scheinen aufgrund gerin-
gerer personeller und finanzieller Ressourcen
benachteiligt. Doch weit gefehlt: Ein Blick in
Klein- und Mittelstädte zeigt Einzelprojekte,
die Mut machen – Facetten einer smarten
Stadtentwicklung.

                                                                www.imakomm-akademie.de                        imakomm KONKRET | 2018 | 1
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FACETTEN DER DIGITALISIERUNG – UMSETZUNGSBERICHTE

                                             UMWELT     D
                                                    BED EMO
                                       HNISCHER FORTS ROH G
                                   TEC               CH UN

                                                                                 RA GEN
                                                       RIT

                                                                                   FIS
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                                                                                           ER
                                                                                             WAN
                                                                                                 DEL     Der Autor:
                                                                                                         ppa. Matthias Prüller
                                                                                                         imakomm AKADEMIE GmbH
                                                                                                         Geschäftsfeldleitung Markt- und
                                                                                                         Standortanalysen
                                                                                                         Kontakt: prueller@imakomm-akademie.de

Die Leistungsdimensionen einer Smart City              Beispiele für Entwicklungsansätze

Fakt ist: Bisher sind Entwicklungen im Sinne ei-       Die imakomm AKADEMIE sieht u. a. folgende
ner smarten Stadtentwicklung eher Einzellösun-         Ansätze zur Entwicklung einer Smart City:
gen – Gesamtkonzepte bzw. proaktive Strategi-
en für unterschiedliche Lebensbereiche in einer        A.   Orientierung der Stadtentwicklung an Fa-
Stadt finden sich kaum.                                     cetten der sechs Leistungsdimensionen.
                                                            So baut die imakomm AKADEMIE Facetten
Doch ein genauerer Blick in Klein- und Mittelstädte         in Stadtentwicklungskonzepte ein.
macht Mut: Akzeptiert man, dass angesichts der         B.   Schaffung neuer Beteiligungsformen, um
unglaublichen Geschwindigkeit von Änderungen                kreative Prozesse im Sinne von Smart Go-
eigentlich niemand wirklich prognostizieren kann,           vernance und Smart People zu initiieren.
wie eine Stadt in beispielsweise zwanzig Jahren        C.   Analyse von „Reifegraden“ bei Leistungsdi-
aussehen wird, und nimmt man zur Kenntnis, dass             mensionen, um Ansätze für weitere Stadt-
vor diesem Hintergrund eine ganzheitliche Stra-             entwicklungsmaßnahmen zu definieren.
tegie in der Tat schwierig zu definieren ist, dann          Ein Ansatz zur Bestimmung des Reifegra-
stellt man fest: Auch Klein- und Mittelstädte setzen        des speziell im Handel (Dimension „Smart
vermehrt Projekte im Sinne einer smarten Stadtent-          Economy“) stellt das Online-Barometer der
wicklung um.                                                imakomm AKADEMIE dar.

Doch was ist smarte Stadtentwicklung? Um dieses        Facetten aus der Praxis
komplexe Gebilde fassen zu können, kann folgen-
des Modell helfen. Demnach umfasst eine smarte         Wir haben einige wenige – aber umso span-         Die Autorin:
Stadt sechs Leistungsdimensionen (siehe Grafik).       nendere – Beispiele aus der Praxis u.a. aus       Laura Dierks
Diese sind Lebensbereiche der Menschen – tech-         Klein- und Mittelstädten zusammengestellt. Es     Geschäftsfeld Strategische
nische Innovationen sind Mittel zum Zweck („En-        handelt sich um die Städte Rottweil, Aalen und    Kommunalentwicklung
abler“) zur zukunftssicheren Entwicklung dieser.       Reutlingen.                                       Kontakt: dierks@imakomm-akademie.de

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FACETTEN DER DIGITALISIERUNG – UMSETZUNGSBERICHTE

  Digital durch Rottweils Realität schlendern
               Neue Wege beim Stadtmarketing / App macht Stadt virtuell erlebbar
               		STADT ROTTWEIL             aktuell: ca. 25.000 Einwohner,
               		 Mittelzentrum in der Planungsregion Schwarzwald-Baar-Heuberg,
               		Baden-Württemberg

Das Projekt:                                           virtuelle Premiere für das Stadtmarketing. Diese
                                                       Art von Stadtrundgang geht weit über eine her-
»Höher. Grüner. Weiter«, ist der Slogan, mit dem       kömmliche Stadtführung hinaus.
sich Rottweil um die Landesgartenschau 2028
beworben hat. Doch das ist längst nicht alles.         Initiatoren und Partner:
Der Slogan könnte jetzt leicht um den Begriff
»Digitaler« erweitert werden, denn Rottweil geht       Derzeit wird die App zur Beratung der Gäste auf
im Stadtmarketing ganz neue, ja beinahe schon          der höchsten Aussichtsplattform Deutschlands
futuristische Wege. In Zusammenarbeit mit Hak          auf dem thyssenkrupp Testturm sowie in der
Design aus Rottweil und der Frankfurter Agentur        Touristinformation eingesetzt. Es wird aber mit
NMY ist ein 3D-Modell von Rottweil entstanden,         Hochdruck daran gearbeitet, dass die App in den
das sowohl real als auch virtuell erlebt werden        nächsten Monaten auch als Download im App
kann. »Augmented Reality«, heißt hier das Zauber-      Store für iOS zur Verfügung steht, auch ein Ange-
wort – erweiterte Realität.                            bot für Android wird erarbeitet.

Ziele / erwünschte Effekte durch das Projekt:          »Die Agenturen NMY und Hak Design haben
                                                       für uns eine beeindruckende AR-Applikation
In einer App kann der Nutzer Rottweil virtuell erle-   geschaffen, die als Schnittstelle zwischen der
ben. Die virtuelle und die reale Welt scheinen hier    Vergangenheit und Zukunft jetzt schon Benutzer
förmlich miteinander zu verschmelzen. Mit dem          begeistert. Mit dem Turmfest 2017 haben wir den
virtualisierten Stadtmodell erleben Besucher eine      neuen thyssenkrupp Testturm eröffnet und zugleich
erweiterte, zukunftsgewandte Version der Stadt.        wollten wir die „Stadt der Türme“, wie Rottweil
Sie erkunden Rottweil aus verschiedenen Pers-          auch genannt wird, für Besucher digital erlebbar
pektiven, erfahren interessante Informationen zu       machen. Wir sind davon überzeugt, dass uns das
historischen Gebäuden und können sich für einen        mit dieser App gelungen ist. Wir freuen uns schon   Der Autor:
der Aussichtstürme Rottweils entscheiden, um           auf die Weiterentwicklung unserer Anwendung         André Lomsky
von dort einen beeindruckenden Blick über Rott-        und die künftige Zusammenarbeit«, sagt André        Leiter Stadtmarketing Stadt Rottweil
weil zu bekommen – und das auf einem iPad, eine        Lomsky, Leiter Stadtmarketing, Stadt Rottweil.      Kontakt: andre.lomsky@rottweil.de

                                                                         www.imakomm-akademie.de                        imakomm KONKRET | 2018 | 3
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FACETTEN DER DIGITALISIERUNG – UMSETZUNGSBERICHTE

 Smart City Aalen – Die vernetzte Stadt der Zukunft

STADT AALEN aktuell ca. 67.000 Einwohner,
Mittelzentrum in der Planungsregion Ostwürttemberg, Baden-Württemberg

Das Projekt:                                          Die Stadt Aalen stellt sich damit der Herausfor-     •   „smarte Kommunikation und digitale Interak-
                                                      derung, die Digitalisierung und die Vernetzung           tion mit der Stadtgesellschaft“: Entwicklung
Die Digitalisierung und die damit einhergehende       aller Lebensbereiche als Chance zu begreifen             einer interaktiven Kommunikationsplattform
Vernetzung aller Lebensbereiche betreffen in einer    und diese für sich und die Stadtgesellschaft in-
Stadt alle – die Stadtverwaltung gleichermaßen        telligent zu nutzen. Nicht technische Spielereien,   •   „Verwaltung 4.0“: Strategie für ämterüber-
wie die Bürgerschaft, die Wirtschaft, die Wissen-     sondern eine konsequente Ausrichtung aller               greifendes, digitales Verwaltungshandeln
schaft und die Politik. Vor diesem Hintergrund fiel   „Smart City“-Aktivitäten auf die Bürgerinnen und
im Juli 2017 in Aalen der politisch einstimmige       Bürger unter dem Dach einer integrierten Stadt-      •   Beirat „Smart City Aalen“: Bündelung von
Beschluss für die strategische Aufstellung der        entwicklung sind die Basis für diese Strategie.          Know-how und Kompetenz durch hoch-
Stadt Aalen als clevere, intelligent vernetzte und    Damit übernimmt die Stadt Aalen die Vorreiter-           rangige, lokale Vertreter aus Wirtschaft,
nachhaltige „Smart City“, verbunden mit dem           rolle in der Region Ostwürttemberg.                      Wissenschaft, Politik, Bürgerschaft und
Auftrag zur Erarbeitung einer digitalen Strate-                                                                Stadtverwaltung
gie für Aalen. Für die Entwicklung einer digitalen    Nach Erteilung des politischen Auftrages wurden
Strategie sind alle Lebensbereiche, welche die        erste „Smart City“-Aktivitäten in Aalen initiiert,   •   Fachtagung „Stadtentwicklung – Wie smart
Stadt Aalen als Lebens-, Wohn-, Ausbildungs- und      um die Themen „Digitalisierung“ und „Smart               wird die City?“: Nach erfolgreichem Auf-
Arbeitsraum charakterisieren, ganzheitlich zu be-     City“ breitenwirksam bekannt und erlebbar zu             takt im Oktober 2017 findet die zweite
rücksichtigen. Nur auf diesem Wege können die         machen und die Bürgerschaft inhaltlich „ins Boot         Fachtagung am 26. September 2018 an
Potenziale einer „Smart City“ für die Stadt Aalen     zu holen“. Thematisch umfassen diese Aktivitäten         der Hochschule Aalen statt.
sinnvoll erschlossen und ein Mehrwert für alle Ak-    alle Lebensbereiche:
teure geschaffen werden.

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FACETTEN DER DIGITALISIERUNG – UMSETZUNGSBERICHTE

•   Morgenstadt-Werkstatt meets digitale Zu-           •   alle Akteure – Bürgerschaft, Wirtschaft, Wis-   Kosten des Projektes jährlich:
    kunftskommune@bw: Beteiligung der Stadt                senschaft, Politik – auf diesem Weg mitnehmen
    Aalen mit einem Workshop, darüber hinaus                                                               •     Die Kosten können derzeit (noch) nicht
    Austausch und Vernetzung mit verschiede-           •   als Stadtverwaltung die Potenziale der Digi-          beziffert werden.
    nen Akteuren aus anderen Kommunen und                  talisierung intelligent nutzen und den Weg in
    der Industrie                                          das digitale Zeitalter aktiv gestalten          Erfahrungen:

•   Bürgerbefragungen: Eine erste Befragung            •   einen Mehrwert für die Stadt Aalen und seine    •     Zentrale Erfolgsfaktoren des Projektes
    fand im Dezember 2017 statt. Weitere                   Bürgerinnen und Bürger schaffen                       „Smart City Aalen“:
    Bürgerbefragungen und ko-kreative Work-
    shops sind für 2018 geplant.                       Initiatoren und Partner:                                  1. Eine gute Kommunikation und Interak-
                                                                                                                    tion mit den Aalener Bürgerinnen und
•   Ideen-Workshop mit den Azubis und Studen-          •   Projektidee und Initiator: Die Kommunen                  Bürgern, der Wirtschaft und der Hoch-
    ten von Rathaus, Wohnungsbau und Stadt-                sind der „Maschinenraum der Digitalisie-                 schule, um sie alle bei diesem Projekt
    werken zum Thema „smarte Verwaltung“ in                rung“ – sie findet hier vor Ort statt und                „Smart City Aalen“ abzuholen und mit-
    Kooperation mit Fraunhofer IAO                         muss dementsprechend umfassend und                       zunehmen.
                                                           intelligent umgesetzt werden. In Aalen ist            2. Ein Oberbürgermeister, der dieses The-
•   Vortrag durch den Oberbürgermeister zum                die Transformation und Digitalisierung als               ma zur kommunalen Chefsache ge-
    Thema „Smart City Aalen“ im Parlament                  zentrale Aufgabe und ganzheitliches The-                 macht hat und großes Interesse daran
    „Lokale Agenda“ am 16. April 2018 mit                  ma im Bereich „Smart City“ direkt beim                   hat, es kontinuierlich weiterzuentwi-
    Austausch und Diskussion im Anschluss                  Oberbürgermeister gebündelt. Sie stellt                  ckeln und voranzubringen.
                                                           eine Querschnittsaufgabe über alle Ämter
•   erster regionaler und öffentlicher „Hacka-             und Bereiche der Stadtverwaltung dar.           •     Ein Stolperstein im Projekt „Smart City
    thon“ der GEO DATA GmbH in Kooperation                 Die strategische Betreuung, Entwicklung               Aalen“: Die Sprachregelung und das Ver-
    mit der Stadt Aalen vom 21. bis 23. Sep-               und Initiierung von Maßnahmen obliegt                 ständnis zu den Begrifflichkeiten wie bspw.
    tember 2018 im Innovationszentrum Aalen                der Wirtschaftsförderung, die als Stabs-              „Smart City“ sind nicht immer einheitlich.
    – 36 Stunden mit Fragestellungen zur Stadt             stelle direkt dem Oberbürgermeister un-               Deshalb gilt es, zunächst immer eine ge-
    von morgen                                             terstellt ist.                                        meinsame Verständigungsbasis zu schaffen.

•   Tag der offenen Tür zum „Wohnungsbau 4.0“          •   Partner und Unterstützer der Stadt Aalen:

•   Vorträge und Workshops zum Thema Energie-              • Beirat „Smart City Aalen“
    effizienz                                              • Fraunhofer IAO
                                                           • IBB Grafische Datenverarbeitung
Ziele / erwünschte Effekte durch das Projekt:              • GEO DATA GmbH
                                                           • Hochschule Aalen und das Reallabor
•   eine vernetzte Stadt der Zukunft werden                  der Hochschule Aalen
    – lebenswert, bürgernah, nachhaltig, offen,            • Steinbeis-Hochschule
    technologisch fortschrittlich, innovativ, trans-       • Wohnungsbau Aalen GmbH, Stadtwerke
    parent, effizient                                        Aalen GmbH, IHK Ostwürttemberg

                                                                                                               Die Autorin:
                                                                                                               Carina Nitschke
                                                                                                               Stadt Aalen, Wirtschaftsförderung
                                                                                                               Kontakt: carina.nitschke@aalen.de

                                                                        www.imakomm-akademie.de                            imakomm KONKRET | 2018 | 5
SMARTE STADTENTWICKLUNG - imakomm AKADEMIE
FACETTEN DER DIGITALISIERUNG – UMSETZUNGSBERICHTE

  Smart Mobility und Smart Economy in Reutlingen

Echtzeit-Steuerung des Parksuchverkehrs und „smaRT city App“ zur Kundenansprache
STADT REUTLINGEN aktuell ca. 115.500 Einwohner, größtes Wirtschaftszentrum zwischen Stuttgart und dem Bodensee,
Oberzentrum der Region Neckar-Alb, Teil der europäischen Metropolregion Stuttgart

Das Projekt:                                       totypisch umgesetzt, welche die verschiede-        physische Sensorinfrastruktur werden auf der
                                                   nen Akteure in der Stadt über die Subsysteme       ersten Ebene in den verschiedenen Subsystemen
Forschungsprojekt „Smart Urban Services“ –         wie Mobilität/Logistik, Planen/Bauen/Nutzen,       Daten erhoben – unter besonderer Berücksichti-
Reutlingen auf dem Weg zur SmaRT City              Energie/Umwelt, Ver-/Entsorgung, Gesundheit,       gung des Datenschutzes.
                                                   Handel und Bürgerservices hinweg vernetzt.
Die Stadt Reutlingen beschäftigt sich seit 2014    Von diesem Wertnetz profitieren Kommunen,
mit den Themen Digitalisierung in der Stadtent-    Unternehmen und Bürger.
wicklung und Smart City. Um diese zunächst
sehr komplexen, abstrakten und theoretischen
Themen konkret, greifbar und erlebbar zu ma-
chen, ist die Stadt Reutlingen seit Ende 2014
in dem BMBF-Forschungsprojekt „Smart Urban
Services: Datenbasierte Dienstleistungsplattform
für die urbane Wertschöpfung von morgen“ aktiv.

Im Projekt „Smart Urban Services“ wird un-
tersucht, wie neue und intelligent vernetzte
Dienstleistungsangebote – sogenannte Smart
Urban Services – dazu beitragen können, ur-
bane Räume stärker zu vernetzen und eine                                                              Diese werden auf der zweiten Ebene, der Da-
integrativ ausgerichtete Wertschöpfung zu                                                             tenplattform, gesammelt, zusammengeführt
etablieren. Im Hauptteil des Projektes wird        Die integrierte Dienstleistungsplattform besteht   und ausgewertet. Die Daten werden dabei
eine integrierte Plattform konzipiert und pro-     im Wesentlichen aus drei Ebenen: Über eine         einer Vielzahl an unterschiedlichen Akteuren

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FACETTEN DER DIGITALISIERUNG – UMSETZUNGSBERICHTE

zur Verfügung gestellt und nicht innerhalb der        Zahlen, Daten und Fakten zum Projekt                    Erfahrungen:
einzelnen Sektoren als proprietäre und isolierte      „Smart Urban Services“
Daten gespeichert. Indem die unterschiedlichen                                                                •     Die Stadt Reutlingen hat sich mit dem
Stadtakteure Zugriff auf offene Datensätze            •   Fördergeber: gefördert vom Bundesminis-                   Forschungsprojekt Smart Urban Services
haben, werden Potenziale für neue Dienstleis-             terium für Bildung und Forschung; betreut                 auf den Weg gemacht, die Chancen der
tungsinnovationen und für eine flexiblere und             vom PTKA Projektträger Karlsruhe, Karlsru-                Digitalisierung zu nutzen. Diese Erfahrun-
effizientere Wertschöpfung innerhalb der urbanen          her Institut für Technologie                              gen sollen nun dabei helfen, die Digitali-
Räume geschaffen.                                     •   Projektvolumen: 2,71 Mio. €                               sierung strategisch anzugehen. Gemein-
                                                      •   In einem Planquadrat in der Reutlinger In-                sam mit dem Fraunhofer IAO, Stuttgart
Auf der dritten Ebene der integrierten Plattform,         nenstadt werden Sensoren zur Erhebung                     wird nun eine Digitalisierungsstrategie
der Dienstleistungsplattform, können die unter-           vielfältiger Daten installiert.                           für die Stadt Reutlingen entwickelt werden.
schiedlichen Stadtakteure gemeinsam innovative            • 136 Parkplatzsensoren (Magnetfelddetek-           •     Zentraler Erfolgsfaktor des Projektes: Digi-
Dienstleistungssysteme entwickeln und anbieten.               tion zur Erfassung der Parkplatzbelegung)             talisierung in die Praxis umgesetzt. Digitali-
                                                          • 15 Müll-Füllstandsensoren (Ultraschall-                 sierung konkret und erlebbar gemacht.
Für Reutlingen wurden drei Potenzialfelder iden-              sensoren zur Erfassung von Objekten             •     Ein Stolperstein im Projekt: In Abstimmung
tifiziert: Umwelt und Verkehr, Attraktivierung des            oder Füllständen)                                     mit dem Datenschutzbeauftragten des
Stadtbildes sowie Handel und Tourismus.                   • 32 Bluetooth-Scanner (Bewegungssenso-                   Landes Baden-Württemberg wurde ein
                                                              rik zum Messen von Bewegungsströmen                   Datenschutzkonzept für das Projekt erar-
Im Potenzialfeld Umwelt und Verkehr ist es                    von Verkehr und Fußgängern)                           beitet, dies hat sehr viel Zeit in Anspruch
das Ziel, den Verkehrsfluss zu optimieren und             • 15 Bluetooth-Scanner + Umweltdaten zu                   genommen. Zudem bestehen technische
Parksuchverkehr zu vermeiden und dadurch die                  Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Schall, GAS,            Herausforderungen bei der Implementie-
Schadstoffbelastung in der Luft zu reduzieren.                COx, NO2 und Feinstaub                                rung der Sensoren sowie bei den Schnitt-
                                                                                                                    stellen der verschiedenen Sensoren und
                                                                                                                    Übertragungsmöglichkeiten.

Zur Attraktivierung des Stadtbildes wurden in den     Ziele / erwünschte Effekte durch das Projekt:
öffentlichen Mülleimern in der Fußgängerzone Füll-
standsensoren installiert. Die Stadtreinigung kann    •   Aufbau einer urbanen Sensor-Infrastruktur
so die Entleerung der Mülleimer optimieren, dadurch       und Datenplattform
wird die Sauberkeit in der Innenstadt verbessert.     •   Entwicklung von Potenzialfeldern / durch Da-
                                                          tenverknüpfung neue Dienstleistungsangebote
Im Handlungsfeld Handel und Tourismus wird den        •   Aufbau einer Dienstleistungsplattform zur
Einzelhändlern, Gastronomen und Dienstleistern            Vernetzung unterschiedlicher Stadtakteure
in der Innenstadt durch den Einsatz von Beacons           bei der Entwicklung von innovativen Dienst-
und Geofencing standortbasiertes Marketing                leistungssystemen
ermöglicht. In der hierfür entwickelten „smaRT        •   Untersuchung von Auswertungen, beispiels-
city-App“ werden die Angebote, Aktionen und               weise auf Beschäftigte und Bürger
Informationen dargestellt. Die App beinhaltet
zudem einen Shopfinder sowie die Möglichkeit,         Initiatoren & Partner:
sich die freien verfügbaren Parkplätze in der In-
nenstadt anzeigen zu lassen. Und zwar nicht nur       •   Initiatoren: Fraunhofer-Institut für Arbeitswirt-
die Stellplätze in Parkhäusern, sondern auch „On          schaft und Organisation IAO, Stuttgart, Institut
Street“-Parkplätze in den mit den bereits o. g.           für Arbeitswissenschaft und Technologiema-
Parkplatzsensoren ausgestatteten Straßen.                 nagement (IAT) der Universität Stuttgart                Der Autor:
                                                      •   Partner: Stadt Reutlingen, Stadt Chemnitz,              Markus Flammer
Durch den Einsatz der genannten Sensoren ge-              Input Consulting GmbH (Stuttgart), Fa. SW-              Abteilungsleiter Wirtschaft beim Amt
winnt die Stadt Echtzeitdaten, über die sie bisher        ARCO Traffic Systems GmbH (Unterensin-                  für Wirtschaft und Immobilien
nicht verfügt.                                            gen), Fa. Digital-M (Reutlingen)                        Kontakt: markus.flammer@reutlingen.de

                                                                        www.imakomm-akademie.de                                imakomm KONKRET | 2018 | 7
SMARTE STADTENTWICKLUNG - imakomm AKADEMIE
CHANCEN DER DIGITALISIERUNG
   TITEL
                                                                                                                 Interaktiv                AR
                                                                                                                 Einfach
                                                                                                           QR-Code sca
                                                                                                                         nnen,
  Sich weiß, weiß wegträumen …                                                                               App laden un
                                                                                                                            d
                                                                                                             Smartphone
                                                                                                            auf Bild halte
                                                                                                                           n
Skifahren, Snowboarden, Langlauf, Rodeln, Wandern:
Das Allgäu ist eine echte Wintersport-Region und bietet eine
große Vielfalt an Freizeitaktivitäten. Auch wenn der nächste
Urlaub noch eine Weile dauert: Das Gute liegt so nah. Ins
Allgäu kann man auch mal für nur ein Wochenende fahren.

Für die Vermarktung dieser traumhaft schönen Urlaubsregion Hörnerdörfer hat Wurzel Medien
zusammen mit der Allgäuer Tourismus Hörnerdörfer GmbH zusätzlich zu den klassischen
Medien eine App entwickelt, die mit Bildergalerien, 360°- Fotos und Videos in die
Allgäuer Bergwelt entführt. Ob Wintermärchen, Wanderurlaub
oder Wellness: Die Hörnerdörfer bieten das ganze Jahr über
ein attraktives Programm.

Neugierig? Dann App runterladen und sofort genießen!
Per Smartphone oder Tablet können Sie, bequem vom
Sofa aus, den Alphornklängen auf dem Ofterschwanger
Horn lauschen, im Rundflug das Wanderparadies
Hörnerdörfer entdecken oder die Allgäuer Winter-
wunderwelt bestaunen.

                                                                                                    So einfach geht’s: Laden Sie die App
                                                                                                    „Allgäuer Hörnerdörfer VIRTUELL“ herunter:

                                                                                                    Und schon können Sie Augmented Reality erleben:
                                                                                                    Zum Ausprobieren finden Sie ein weiteres Beispiel
                                                                                                    auf Seite 10.

Die Hörnerdörfer im Allgäu: Fischen, Balderschwang, Bolsterlang, Obermaiselstein und Ofterschwang                              Allgäu-Fotos S. 8, S. 10:
liegen am Fuß der Hörnergruppe. Die Hörnergruppe befindet sich im Westteil der Allgäuer Alpen                                © Tourismus Hörnerdörfer
und umfasst folgende Berge: Riedberger Horn, Wannenkopf, Weiherkopf, Großer Ochsenkopf,                                    Fernsehturm-App-Fotos S. 9:
                                                                                                                               © Wurzel Mediengruppe
Rangiswanger Horn, Sigiswanger Horn, Bolsterlanger Horn, Ofterschwanger Horn.

8 | imakomm KONKRET | 2018                         www.imakomm-akademie.de
CHANCEN DER DIGITALISIERUNG
                                                                                                   TITEL

  … und im Kopf der Zielgruppe landen

Wie Klein- und Mittelstädte die Chancen der neuen Medien erfolgreich nutzen können.
Anregungen aus der Sicht eines Medienunternehmers.
Stadt- und Standortmarketing gehören zu den wichtigsten Aufgaben gerade kleiner und mittlerer Kommunen. Sie müssen ihre Stärken profilieren,
um für Bürger, Wirtschaftsunternehmen und touristische Besucher attraktiv zu sein. Die Zielgruppen, die dabei im Fokus stehen, gehören inzwi-
schen zu großen Teilen der Generation der Digital Natives an. Wer sie erreichen will, kommt mit den klassischen Medien allein nicht mehr weit.

Klein- und Mittelstädte als Smart City?                 Wie Tourismusmarketing heute geht, zeigt dieses           Stuttgart hat’s gut, mögen Verantwortliche fürs
                                                        Beispiel: Auf dem Stuttgarter Fernsehturm hat             Stadtmarketing in Kommunen mit kleinerem
Was sind neue Medien? Viele Städte setzen heute         man nicht nur einen sensationellen Weitblick, son-        Budget und geringeren Personalressourcen jetzt
beispielsweise Audio-Guides ein, die Besucher           dern jetzt auch den perfekten Durchblick über die         denken. Doch es muss nicht die Landeshaupt-
individuell durch die Stadt führen. So weit, so         Highlights in der Region. Eine Augmented-Reali-           stadt sein, auch kleinere und mittlere Kommunen
gut – aber alles andere als komfortabel. Der Be-        ty-App macht’s möglich. Wie ein digitales Fernrohr        nutzen bereits erfolgreich die neuen Medien. Und
sucher muss den Guide meist in der Touristen-           zeigt sie alles Sehens- und Wissenswerte über             gerade sie können davon profitieren.
information abholen, ein Pfand hinterlegen und          die Gegend, in die man sein Smartphone oder
das Gerät auch wieder dort abgeben, dabei ist           Tablet gerade hält: Bauwerke, Eventhinweise, ge-
er an Öffnungszeiten gebunden. Im Zeitalter der         schichtliche Informationen, Unternehmensprofile,
Virtual Reality erinnert das Ganze eher an den          Öffnungszeiten von Museen und vieles mehr. Die
guten alten Kassettenrekorder oder das Telefon          kostenlose App ist ein voller Erfolg bei den Fern-
mit Wählscheibe, das zumindest die Älteren unter        sehturm-Besuchern, besonders gerne genutzt
uns noch kennen.                                        wird das Feature, das die Richtung und Entfernung
                                                        zum eigenen Zuhause zeigt.                                  Blick vom Fernsehturm mit „digitalem Fernglas“

                                                                                                                               QR-Code scannen
                                                                                                                            und Spannendes über
                                                                                                                                   Stuttgart und
                                                                                                                              Umgebung erfahren

  Die Stuttgarter Fernsehturm-App zeigt auf Smartphones oder Tablets Gebäude, Sehenswürdigkeiten, Museen sowie benachbarte Städte und Gemeinden. Neben touristischen
  Attraktionen wird der Blick ergänzt mit Geschichten zu wirtschaftlichen Erfolgen, bemerkenswerten Forschungsleistungen, Innovationen und herausragender Architektur.
  Turmbesucher erfahren beispielsweise, dass in Ditzingen das Skiwachs erfunden wurde oder in Göppingen das Papiertaschentuch.

                                                                            www.imakomm-akademie.de                                imakomm KONKRET | 2018 | 9
CHANCEN DER DIGITALISIERUNG

                               AR
          Interaktiv
              Einfach
                  r-App öffnen
      Hörne rfe
           rdö
                    hone auf
        und Smartp
                      halten.
         dieses Bild
          Und sc h on  geht’s
                  los.

             Hier geht’s zum
             Hörnerdörfer
             Imageflyer

  Der gedruckte Allgäu-Prospekt wurde mit verschiedenen Augmented-Reality-Anwendungen erweitert, wie Sie anhand dieses Beispiels erleben können.
  Wenn Sie noch mehr Allgäu erleben wollen, drucken Sie den „Hörnerdörfer Imageflyer“ aus und suchen Sie nach den Augmented-Reality-(AR)-Symbolen.

Die smarteste Verlockung, seit es das                    zu identifizieren. Eine Virtual-Reality-Fahrt mit          Metropolregionen zu Hause sind, spürbar im
Allgäu gibt                                              der Sommerrodelbahn, die auch Menschen mit                 Nachteil. Die Standortqualität spielt dabei eine
                                                         Handicap genießen können. Oder man denke                   große Rolle. Auch hier öffnet sich ein weites Feld
Ein Beispiel dafür, wie smart Regionalmarke-             sich eine Stadt, die von Flusskreuzfahrtschiffen           für Aktivitäten, die von den Wirtschaftsvereini-
ting auch ohne Riesenbudget sein kann, ist die           angefahren wird. Typisch sind hier Touristenströ-          gungen sicher begrüßt und mitgetragen werden.
App, die von der Wurzel Mediengruppe zusam-              me, die in wenigen Stunden die Stadt erkunden,
men mit der Allgäuer Tourismus Hörnerdörfer              ein Eis essen oder ein Mitbringsel erwerben
GmbH entwickelt wurde. Damit können die                  möchten – ihnen kann geholfen werden mit einem
User bequem vom Sofa aus den Alphornklän-                interaktiven Stadtplan.
gen auf dem Ofterschwanger Horn lauschen,
im Rundflug das Wanderparadies Hörnerdörfer              Neben touristischen Angeboten ergeben sich
entdecken oder sich in die Allgäuer Winterwun-           auch für das wirtschaftliche Standortmarketing
derwelt verlieben. Mit 360°-Fotos, Bildergalerien,       spannende Optionen. Wie wäre es beispielsweise
Videos und attraktiv aufbereiteten Informationen         mit einer Mobile-App, die im Vorbeifahren auf

                                                                                                                                                                   © Wurzel Mediengruppe
verzaubert die App die Menschen und verführt sie         freie Gewerbegrundstücke aufmerksam macht,
so zu einer realen Reise ins schöne Allgäu.              zugeschnitten auf das Profil, das der User vorab
                                                         eingegeben hat? Ja, aber … – spätestens hier
Neue Wege im modernen Regional-, Stadt-                  meldet sich der Finanzausschuss zu Wort – das
und Standortmarketing                                    alles koste ja Geld.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Infor-          Stimmt. Doch mit Flexibilität und Kreativität lassen
mative Fahrrad- und Wanderwege, unter denen              sich immer tragbare Lösungen finden. So kann                  Heinz Wurzel ist Inhaber der Wurzel Medien-
man auswählen und sich die Route aufs Smart-             man beispielsweise mit einem kleineren Leistungs-             gruppe, die mit ihren 12 Firmen nahezu alle
phone laden kann. Ein Event-Wecker, der täglich          umfang anfangen und das Angebot stufenweise                   Sparten des Druck- und Mediengewerbes
auf Veranstaltungen hinweist. Eine App mit den           ausbauen. Kommunen können sich zusammentun.                   abdeckt, vom klassischen Druck bis zu Virtual-
Mittagstisch-Angeboten der Gastronomie oder              Vor allem aber bietet sich die Partnerschaft mit der          Reality-Anwendungen. Der Unternehmer hat
der Info, dass der Biergarten geöffnet ist.              Wirtschaft vor Ort an, die vom Tourismus direkt pro-          schon früh darauf gesetzt, multimedial
                                                         fitiert, allen voran die Gastronomie und der Handel.          vernetzte Lösungen zu entwickeln, die der
Eine Augmented-Reality-Anwendung für den                 Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Auf der Jagd                 multioptionalen Mediennutzung der Men-
Baumwipfelpfad, um Baumsorten und Vogellaute             nach Führungskräften sind Firmen, die nicht in                schen entgegenkommen. www.w-mg.com

   Handlungsansätze für die nahe Zukunft
   Faltblätter, Broschüren und Stadtpläne aus Papier haben auch weiterhin eine wichtige Funktion. Doch eines lässt sich mit Bestimmtheit sagen: Die Zukunft
   gehört den interaktiven, individuell anpassbaren Medien, die online und mobil genutzt werden können. Wer junge Menschen für seine historische Altstadt
   gewinnen will, muss sie mit den Medien abholen, die sie nutzen. Am besten ganz einfach mit dem Smartphone, das heute ohnehin jeder mit sich trägt. Das
   Fazit ist klar: Es geht nicht um die Frage, ob Klein- und Mittelstädte smarte Medien nutzen sollen, sondern nur darum, wann sie endlich einsteigen.
   Die Entwicklung in diesem Bereich ist rasant und wartet nicht auf Nachzügler. Medienexperten können den Verantwortlichen deshalb nur raten:
   Legen Sie los, machen Sie Ihr Stadt- und Standortmarketing smart.
   Kontakt: Udo Kraus, Wurzel Medien GmbH, u.kraus@w-mg.com, Tel. +49 (0) 711 4405 -103

10 | imakomm KONKRET | 2018                              www.imakomm-akademie.de
EINZELHANDEL: STEUERUNG UND ENTWICKLUNG

Online-Barometer
Untersuchung der Online-Präsenz des stationären Handels
in Klein- und Mittelstädten
„Ach, das bestelle ich schnell im Internet.“ Mit diesem Satz korrespondiert auch der Satz:
„Oh, der Laden in der Stadt hat auch zugemacht? Noch ein Leerstand!“ Aber Vorsicht:
Der Online-Handel trägt nicht die alleinige Schuld an innerstädtischen Leerständen und
Umsatzrückgang. Der stationäre Handel ist in stetigem Wandel, doch über die letzten Jahre
hat er einen Konkurrenten hinzubekommen, der zunächst kaum greif- und einschätzbar
erscheint, der sich aber rasant entwickelt hat. Und die Kunden nehmen diesen neuen
Vertriebsweg gerne an. Der stationäre Einzelhandel muss diesen Vertriebsweg auf-
greifen. Es ist allerdings ein Irrglaube, dass nur große Online-Marktplätze Kun-
den anziehen. Prozentual gesehen sind diese im Jahr 2017 sogar weniger stark
gewachsen als einzelne, unabhängige Online-Händler. Ein entscheidender
Faktor für deren Wachstum ist die Auffindbarkeit und
allgemeine Präsenz. Das bedeutet also für
einen Einzelhandelsstandort: Die
stationären Handelsbetriebe
müssen auch online leicht auffind-
bar sein und entsprechende Online-Services
bieten. Wie präsent der stationäre Handel in einer
Stadt ist – und damit wie online-affin das Angebot des Stand-
ortes insgesamt – misst das Online-Barometer der imakomm.
Nach einer Einführungsphase zum Aufbau von Benchmarkdaten
geht dieses nun in die Umsetzung in Projekten (Einzelhandelskon-
zepte usw.). Schlaglichter daraus zeigt der folgende Bericht.

                                                               www.imakomm-akademie.de       imakomm KONKRET | 2018 | 11
STADT- UND INNENSTADTENTWICKLUNG
    EINZELHANDEL: STEUERUNG UND ENTWICKLUNG

Aktuelle Entwicklungen im Online-Handel               Die Online-Recherche verläuft zudem verstärkt          Zwar nimmt der Gesamtumsatz jährlich zu, doch
                                                      unterwegs. Das mobile Internet ermöglicht die          anteilig an diesem sind verschiedene Branchen
Der Umsatz des Online-Handel wächst stetig – das      ständige Suche nach Produkten und damit auch           unterschiedlich stark vertreten. So dominieren
ist kein Geheimnis und den stationären Einzelhänd-    die bessere Chance für die Händler, den ROPO-          im Online-Handel die Rubriken „Fashion & Ac-
lern bekannt. So erstaunen die aktuellen Zahlen zur   Effekt zu nutzen. Dazu ist ein Multi-Channel-          cessoires“, „CE & Elektro“ sowie „Freizeit & Ho-
erneuten Umsatzsteigerung kaum: Über den digi-        Ansatz ganz wesentlich, sprich der Vertrieb über       bby“ das Umsatzvolumen mit insgesamt 64,8 %
talen Vertriebsweg wurde im Jahr 2017 ca. 10 %        mehrere Wege. Neben dem stationären Laden              am Gesamtumsatz des Online-Handels (HDE On-
mehr Umsatz erzielt als nur ein Jahr zuvor (laut      kann dort aktiv für den eigenen Online-Auftritt        line-Monitor 2017).
bevh, 2018). Über das Internet erworbene Waren        geworben werden, sobald dieser – im besten Falle
haben nun einen Anteil von knapp 10 % am ge-          mit Shop-Funktion – besteht. Damit ergibt sich auch    Im klassisch stationären Geschäft überwiegt
samten Einzelhandelsumsatz in Deutschland.            für regionale Unternehmen die Chance, vom Anteil       hingegen mit eindeutigen 44,4 % die Branche
                                                      des Online-Umsatzes zu profitieren. Der Trend zum      „FMCG“ am Gesamtumsatz des Offline-Handels.
Dieser Aspekt verunsichert Händler, führt zu fal-     mobilen Internet kann von lokalen/regionalen Händ-     Die Absatzstruktur dieser Waren hat sich über
schen Vermutungen und lässt dabei merklich            lern genutzt werden, beispielsweise über Strategien    Jahrzehnte in Deutschland mit einem dichten
Spuren in der Einzelhandelslandschaft einzelner       wie „click & collect“ und „same day delivery“.         Filialnetz solcher FMCG-Anbieter etabliert. Die
Kommunen zurück. Der Vertriebsweg über das                                                                   Nahversorgung, besonders mit Lebensmitteln,
Internet wird häufig kritisch beäugt und als über-    Branchenstruktur der Absatzwege                        spielt eine bedeutende Rolle im stationären Han-
mächtiger Goliath gegen den David „stationärer                                                               del. Noch besitzt das Geschäft mit FMCG-Pro-
Handel“ gesehen.                                      Außerdem gilt: Der Online-Handel ist in Bezug auf      dukten bei jährlichen Wachstumsraten von max.
                                                      einzelne Sortimente differenziert zu betrachten.       0,2 bis 1 % im Online-Handel wenig Bedeutung.
Es stimmt: Besonders im letzten Jahr wurden
in Kommunen mit unter 50.000 Einwohnern
überproportional hohe Steigerungsraten im On-
line-Vertrieb von ca. 17,1 % im Vergleich zum Vor-            Grad der Online-Affinität              Qualität der Online-Affinität
jahr erzielt. Fast 60 Prozent des Online-Umsatzes
stammen im Jahr 2017 aus Kommunen dieser                                                                                                              100%
Größenklasse (bevh, 2018).
                                                                                                                                                      80%
                                                                                     Ø 78 %
Auch das Alter der Kunden spielt in dieser Diskus-
sion oft eine Rolle. Irrtümlicherweise wird meist                                                                                                     60%
davon ausgegangen, dass fast ausschließlich Per-
sonen unter 40 Jahren über das Internet Waren                                                                                Ø 41 %                   40%
bestellen. Doch während besonders die Entwick-
lung der Internetnutzer innerhalb der jüngeren Al-                                                                                                    20%
tersgruppen stagniert, erfährt die Gruppe der über
60-Jährigen einen starken Zuwachs. Die Hinwen-                                                                                                        0%
dung dieser Gruppe zum Medium Internet verlief
deutlich langsamer als bei der jüngeren Generati-
on – holt nun aber auf.                                                    89%                                     47%

Diese immer größer werdende Potenzialgruppe            Online-Barometer einer Stadt aus dem Benchmark der imakomm AKADEMIE
an Kunden muss aktiv angesprochen werden.
Während in Innenstädten die Händler augen-

                                                      Wie „online“ sind „offline“-Händler?
scheinlich per Leuchtreklame, Logo und schön
gestalteten Schaufenstern zum Betreten des
Ladens einladen, sollten sie dies auch auf das
Internet übertragen. Eine Kaufentscheidung fällt      Ansatz des imakomm-Online-Barometers
heute nämlich bereits meist vor dem eigentli-
chen Betreten des Ladens. Vorab recherchiert          Wer über mehrere Vertriebskanäle verfügt, ist erfolgreicher. Das ist keine Fantasie, sondern mit Fakten zu
knapp ein Viertel aller Kunden, was denn im           belegen. Die Multi-Channel-Händler erwirtschafteten im Jahr 2017 ca. 21 % mehr Umsatz als 2016.
Einkaufskorb landen soll, und sucht dann mit          Besonders bemerkenswert ist, dass Händler des klassisch stationären Handels dabei die größten
dieser Vorstellung stationäre Läden, welche           Wachstumsraten binnen eines Jahres aufwiesen (bevh, 2018).
diese Produkte führen. Klar ist: Wer online seine
Produkte nicht bewirbt, kann online auch nicht        Trotz dieser positiven Bilanz herrscht bei einer Vielzahl von Händlern Unsicherheit über den Zusatzauf-
gefunden werden. Die Entscheidung für einen           wand einer Online-Präsenz – sei es in Bezug auf eine eigene Homepage mit Shop oder die Platzierung
Laden fällt also unter anderem mit der digitalen      auf einem Marktplatz. Um Synergieeffekte bereits online aktiver Unternehmen aus der eigenen Kom-
Auffindbarkeit der Produkte. (Bonial/HDE/Kauf-        mune nutzen zu können und als Kommune gemeinsam den Weg in die Digitalisierung des Handels zu
DA-Studie, 2017).                                     beschreiten, müssen einige Fragen geklärt werden:

12 | imakomm KONKRET | 2018                           www.imakomm-akademie.de
EINZELHANDEL: STEUERUNG UND ENTWICKLUNG
                                                                    REGIONALE STRATEGIE

•     Wie viele ortsansässige Händler sind online   Unser Ziel ist es, in den nächsten Monaten eine Datenbank aufzubauen, um standortspezifische Ergebnisse
      präsent?                                      mit anderen Kommunen vergleichen, einordnen und bewerten zu können (= Benchmark).
•     Betreiben diese einen Online-Shop?
•     Welche Branche ist besonders stark bzw.
      schwach aufgestellt?

Diese und weitere Fragen sind zu klären. Wir
haben ein Instrument entwickelt, mit welchem
wir die Online-Affinität und die Qualität des On-
line-Auftritts der Einzelhandelsbetriebe einer
Stadt analysieren können – als Grundlage zur
Ableitung weiterer Handlungsempfehlungen.
Auf Basis einer aktuellen Bestandsliste führen
wir eine Recherche durch und bewerten den
Online-Auftritt jedes einzelnen Betriebes an-
hand standardisierter und nachvollziehbarer
Kriterien, darunter u. a.:

•     Funktioniert das Suchmaschinenmarketing?      Prozentuale Punktebewertung aller Handelsbetriebe einer Beispielkommune nach zuvor definierten Kriterien
•     Digitales Schaufenster vorhanden?
•     Reservierung der Ware möglich?
•     Angebote zur Interaktion, Information, Kom-
      munikation?                                     Das Online-Barometer:
•     Und so weiter …
                                                      Möchten auch Sie nähere Informationen zur Online-Präsenz und der qualitativen Ausstattung
Die Ergebnisse werden differenziert nach Bran-        der Handelsbetriebe in Ihrer Kommune erhalten, kommen Sie gerne auf uns zu. Als Entscheider
chen und Betriebstypen ausgewiesen.                   und Akteur in einer Gemeinde- oder Stadtverwaltung, in der Wirtschaftsförderung oder im Ge-
                                                      werbeverein können Sie mit den aus dem Barometer hervorgehenden Ergebnissen gezielte Hand-
                                                      lungsmaßnahmen für einzelne Branchen oder Bewertungskriterien entwickeln.

    Schlaglichter aus dem im
    Aufbau befindlichen Bench-
    mark der imakomm AKADEMIE
    (Fokus auf Kommu­nen mit einer
    Einwohner­zahl ab ca. 5.000):
• Durchschnittlich sind 78 % aller Han-
  delsbetriebe einer Kommune online prä-
  sent (per Homepage, Social Media oder
  Drittplattform)

• Qualitativ ist die Branche Gesundheit
  & Körperpflege online am besten auf-
  gestellt

• Lokal tätige Unternehmen verfügen
  nur zu 11 % über einen Onlineshop
                                                                                                                  Der Autor:
                                                      Die Autorin:                                                Elias Henrich
                                                      Teresa Nitsche                                              imakomm AKADEMIE GmbH
                                                      imakomm AKADEMIE GmbH                                       Leiter Geschäftsfeld Strategische Kommunal-
                                                      Markt- und Standortanalysen                                 entwicklung und Markenstrategien
                                                      Kontakt: nitsche@imakomm-akademie.de                        Kontakt: henrich@imakomm-akademie.de

                                                                       www.imakomm-akademie.de                                 imakomm KONKRET | 2018 | 13
STRATEGIEN FÜR WIRTSCHAFTSFLÄCHEN UND -STANDORTE

Alte Industrieflächen werden grün: Der Green Industry
Park (GIP) Freiburg
Die Green City Freiburg (ca. 228.000 Einwohner, Oberzentrum, Baden-Württemberg) hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu sein.
Industrie und Gewerbe sind dabei wichtige Akteure. Mit der im Februar 2014 gestarteten Initiative „Green Industry Park Freiburg“ sollen die
Vernetzung von engagierten Unternehmen vorangetrieben und die gemeinsame Entwicklung innovativer Projekte sowie das Nutzen von Einspar-
potenzialen unterstützt werden.

   Green Industry Park Freiburg

Ziel: Grün und Wettbewerbsfähigkeit                    Das Ergebnis der Daten ist ein Maßnahmenkata-        Aus der Datenerhebung zur Energiebilanz des
                                                       log, aus dem ersichtlich ist, welche Maßnahmen       Industriegebietes Freiburg-Nord, aus der Poten-
Für das Industriegebiet Nord in Freiburg mit seinen    wo und mit welcher Priorität angegangen wer-         zialerhebung zur Nutzung erneuerbarer Ener-
ca. 500 Betrieben und über 12.000 Beschäftigten        den können. Das beinhaltet sowohl eine Analyse       gien und aus den beiden Workshops mit den
wurde als eines der ersten großen Industriegebie-      der vorhandenen Energieinfrastruktur als auch        ansässigen Unternehmen wurden fast 70 Maß-
te in Deutschland ein eigenes Klimaschutzkonzept       die Entwicklung geeigneter Klimaschutzmaß-           nahmen zum Klimaschutz zusammengetragen.
erstellt. Damit übernimmt Freiburg auch hier eine      nahmen sowie die Vernetzung bestehender und
bundesweite Vorreiterrolle. Der erste Schritt auf      der Anschub neuer, innovativer Projekte. Ziel ist,   Diese umfassen vier Handlungsfelder:
dem Weg zu einem grünen Industriegebiet und dem        dass Unternehmen von stabilen oder sinkenden
Klimaschutzteilkonzept war eine Datenerhebung          Betriebskosten profitieren und damit ihre Wett-      1.   Mobilität und Verkehr
bei den ansässigen Unternehmen sowie mehrere           bewerbsfähigkeit steigern.                           2.   Energieeffizienz und Energiemanagement
Workshops, um eine Übersicht über die Energie-                                                              3.   Ausbau der erneuerbaren Energien
ströme zu bekommen: Wo wird was verbraucht,            „TOP-20-Maßnahmen“ aus einem                         4.   Öffentlichkeitsarbeit/Vernetzung
wo wird Energie produziert, wo fällt Abwärme an?       Bottom-up-Ansatz
Das Industriegebiet ist zum Beispiel für 20 % des                                                           Aus diesen rund 70 Maßnahmen wurden wie-
Stromverbrauchs und für 10 % des CO2-Ausstoßes         Das Projekt „Green Industry Park“ wurde von vier     derum die „TOP-20-Maßnahmen“ ausgewählt,
in Freiburg verantwortlich. In einem zweiten Schritt   Partnern – der Stadt Freiburg, FWTM, badenova,       die in den Unternehmensworkshops hoch priori-
wurde geprüft, ob sich diese Energieströme op-         Fraunhofer ISE – initiiert, um auch die Industrie    siert wurden, zeitnah umgesetzt werden können
timieren lassen.                                       in das Freiburger Ziel einer CO2-freien Stadt im     und zu einer konkreten und sichtbaren Verbesse-
                                                       Jahr 2050 mit einzubeziehen.                         rung im Themenschwerpunkt führen.

14 | imakomm KONKRET | 2018                            www.imakomm-akademie.de
STRATEGIEN FÜR WIRTSCHAFTSFLÄCHEN UND -STANDORTE

 Smart Green Tower

Modellprojekte                                         des SC Freiburg und dem Autohaus Märtin bie-      Jährlich kann der Tower durch Anlagen auf dem
                                                       tet das Modell auch für weitere Abnehmer eine     Dach und in der Fassade eine halbe Million
Vom Energieberg, einer ehemaligen Mülldeponie,         emissionsfreie Wärmeversorgung.                   Kilowattstunden Solarstrom erzeugen. Der da-
die heute Heimat des größten Freiburger Solarkraft-                                                      durch gewonnene Gleichstrom muss nicht mit
werkes ist, bis zum platinzertifizierten Bürogebäude   Ein zukünftiges Projekt, das sich aktuell im      Energieverlust in Wechselstrom umgewandelt
des lokalen Energieversorgers badenova wurden          Bau befindet, ist der Smart Green Tower. Da-      werden, da der Betrieb von Fahrstühlen, Allge-
viele Projekte bereits umgesetzt. Andere Projekte      mit wird die Stadt Freiburg ein gestalterisch     meinbeleuchtung und ggf. auch von Haushalts-
befinden sich mitten im Umsetzungsprozess.             herausragendes und energetisch optimiertes        geräten mit Gleichstrom möglich sein wird.
                                                       Gebäude am Eingang zum Güterbahnhof Nord
Ein wichtiges Projekt ist die Nutzung industri-        erhalten, welches Leuchtturmcharakter hat.        Zukunftsweisend und ein absolutes Novum in
eller Abwärme der Rhodia Acetow im Rahmen              Das Gebäude wurde vom Freiburger Architek-        Gebäuden dieser Art sind auch die geplanten
der Quartiersversorgung. Durch die städtebau-          turbüro Frey entwickelt und soll einen Nut-       Speichermedien: Es gibt Lithium-Batterien für
lichen Entwicklungen im Bereich Messe und              zungsmix aus Gewerbe, Wohnen und Dienst-          die kurzfristige Speicherung des Solarstroms
Flugplatz kann die „alte“ Idee eines Abwär-            leistung bieten.                                  und Vanadium-Redox-Flow-Batterien im Keller
menetzes im Quartier nun umgesetzt werden.                                                               des Gebäudes, welche die Energie bis zu zehn
Vorhandene Einrichtungen und neu geplante              Mit dem Green City Tower eng verbunden ist        Wochen speichern können. Somit kann bei-
Gebäude nutzen seit 2018 die vorhandene in-            die Idee, ein Gebäude zu konzipieren, das nicht   spielsweise in Schwachlastzeiten Strom aus
dustrielle Abwärme für Heizzwecke – konven-            nur große Energiemengen selbst erzeugt und        Sonnenkraft zur Ladung der Batterie verwen-
tionelle Heizzentralen und die Nutzung fossiler        für den Eigengebrauch nutzt, sondern in Zeiten    det werden, während zu Spitzenlastzeiten re-
Energieträger entfallen damit. Neben der Mes-          geringen Strombedarfs auch überschüssige          generativ erzeugter Strom zusätzlich aus der
se, dem FWTM-Kopfbau, dem neuen Stadion                Energie intelligent in das Stromnetz einspeist.   Batterie in das Netz eingespeist werden kann.

   Fazit
   Die Erfahrung mit dem Green Industry Park soll auch auf andere Freiburger Gewerbegebiete übertragen werden. Bereits heute kommen zahlreiche
   Delegationen aus dem In- und Ausland, um sich über die Green City im Allgemeinen und die Initiative „Green Industry Park“ im Besonderen zu
   informieren. Für Fachbesucher werden Führungen und Betriebsbesuche angeboten und für Interessierte im Quartier Informationstafeln aufgestellt.

                                                                        www.imakomm-akademie.de                       imakomm KONKRET | 2018 | 15
STRATEGIEN
   TITEL      FÜR WIRTSCHAFTSFLÄCHEN UND -STANDORTE

                                                                                               Der Autor:
                                                                                               Thomas Stoffel
                                                                                               Abteilungsleiter Wirtschaftsförderung, Freiburg

                                                                                                                                                 S
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                                                                                               Kontakt: wirtschaftsfoerderung@fwtm.de
 Solaranlage Messe Freiburg

                                         Kommentar:
                                         Übertragbarkeit auf Klein- und Mittelstädte?
                                         Die Umsetzung eines „nachhaltigen Gewerbegebietes“ – in Freiburg beispielhaft – ist ein kom-
                                         plexes Unterfangen. Es gibt nicht DAS nachhaltige oder gar smarte Gewerbegebiet. Vielmehr ist
                                         eine individuelle Strategie (Was soll „smart“ im Konkreten bedeuten? Welchen „Reifegrad“ hat
                                         das Gebiet auf dem Weg hin zu einem nachhaltigen / „smarten“ Gebiet? usw.) notwendig. Diese
                                         besteht in Freiburg. Die Notwendigkeit, eine solche Gesamtstrategie zuerst zu erarbeiten, ist auf
                                         jede Stadt übertragbar. Gleiches gilt für das systematische Vorgehen in Freiburg.

                                         Gleichwohl sind für eine solche Gebietsentwicklung erhebliche personelle Ressourcen in
                                         Planung und Durchführung notwendig – hier dürfte bei Klein- und Mittelstädten die entscheidende
                                         Barriere liegen.

                                         Nichtsdestotrotz zeigt Freiburg wiederum: Ein Erfolgsfaktor ist die Vernetzung der Akteure (Firmen,
                                         Institutionen usw.) im Gebiet und die kooperative Erarbeitung / Priorisierung von Maßnahmen.
                                         Dies entspricht auch dem Bottom-up-Ansatz von smart cities, gerade auch in bestehenden
                                         Gebieten. Vor allem in Bestandsgebieten ist eine intensive Kommunikation und Überzeugungs-
                                         arbeit bei den ansässigen Unternehmen zu leisten – natürlich mit erheblichem Aufwand und
 Die Autorin:                            Ausdauervermögen. Umso wichtiger dürften auch Leuchtturmprojekte sein. Vorteile für Firmen
 Julia Bubbel                            sind herauszuarbeiten.
 imakomm AKADEMIE GmbH
 Bereich Markt- und Standortanalysen     Insgesamt: Freiburg als inspirierendes Beispiel, dessen grundsätzlicher Ansatz – skaliert – auf
 Kontakt: bubbel@imakomm-akademie.de     Klein- und Mittelstädte tatsächlich übertragbar scheint.

16 | imakomm KONKRET | 2018            www.imakomm-akademie.de
STADT- UND INNENSTADTENTWICKLUNG

      Frisches Blut und frischer Wind in der Blautopfstadt:
      Entwicklungskonzept zur Belebung der Innenstadt von Blaubeuren

      „Es ist verrückt, die Dinge immer gleich zu machen und dabei auf andere Ergebnisse zu hoffen“ (frei nach Albert Einstein). Diese Erkenntnis
      ist 2015 Paradigma aller folgenden Überlegungen der Stadt Blaubeuren (ca. 12.100 Einwohner, Region Donau-Iller, Baden-Württemberg) zur
      Stärkung der Innenstadt gewesen. Gewählt wurde ein ganzheitlicher Ansatz, der zu klaren Schwerpunkten für die künftige Innenstadtent-
      wicklung führte. Ist das Innenstadtentwicklungskonzept, das zusammen mit der imakomm AKADEMIE erstellt wurde, nun eigentlich ein
      städtebauliches Konzept? Oder ein Marketingkonzept? Egal – denn angesichts der Herausforderungen in Blaubeuren, die stellvertretend

                                    chlichun
      für viele Klein- und Mittelstädte sind, sollten Lösungen parallel und unabhängig von deren Zuordnung zu Fachgebieten erarbeitet werden.

                                  a
                                s                                                t i va t i on
      Die Lösung in Blaubeuren ist individuell – doch acht zentrale Stellschrauben scheinen dabei auf viele Städte übertragbar – Gedanken zu

                            r
      übertragbaren methodischen Ansätzen.

                                                                             M o                                       e le b u
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                                                                                                                                    Tr e i b e
                                                                                                                                             r
                                                                                          ür
                                                                                                   fr i s c h e s Bl
                                                                                                                      ut
                                                                                               f
                                             Str
                                           u kt u r e n

                                                                                   Str
                                                                         ind
                                                                                  ukturen

                                                   fü
                                                                       W

                                                          r fr hen
                                                              isc
                                                                                                                            Tr e i b e
                                                                                                                                   r

                                                                                         ür
                                                                                               fr i s c h e s Bl
                                                                                                                ut
                                                                                      f

                                                                     www.imakomm-akademie.de                     imakomm KONKRET | 2018 | 17
STADT- UND INNENSTADTENTWICKLUNG

Substanz                                                   Versachlichung                                            Motivation

Jede Stadt hat Substanz – Standortfaktoren, die            Konsequenz aus der Anwendung einer nach-                  Ein Seitenhieb an unsere Branche: Eine rein
teilweise sogar eine Alleinstellung (historische           vollziehbaren Logik und dabei der Gegenüber-              zahlenorientierte Analyse und „Abfrage“ von
Begebenheiten, Persönlichkeiten, Lage, usw.)               stellung aus Substanzanalyse („Fakten“) mit               Sichtweisen der Akteure wird der Situation,
begründen. Diese Substanz scheint in jeder                 Eigensicht (Dialoge mit Anspruchsgruppen)                 in der sich mittlerweile viele dieser Akteure
Innenstadt offensichtlich, gibt es doch kaum               und Expertise von außen (imakomm AKADEMIE,                (beispielsweise Facheinzelhandel, kleinere
eine (Innen-)Stadt, für die noch kein Stärken-             u. a. Benchmark mit vergleichbaren Kommu-                 Gastronomiebetriebe) befinden, nicht gerecht.
Schwächen-Profil erstellt wurde.                           nen): Themen, die bisher emotional diskutiert             Der „Faktor Mensch“ wird bei ausdünnenden
                                                           wurden, können versachlicht werden.                       Angebotsstrukturen zu einem echten Erfolgs-
Allerdings: Bewertungen und die Relevanz dieser                                                                      faktor. Konsequenz: Dialoge müssen neben
Standortfaktoren sind zu überdenken, und zwar                                                                        der Analyse auch Perspektiven für die Akteure
anhand der methodischen Konfrontation mit Trends.                                                                    aufzeigen. Bereits in der Analysephase müssen
Ein Ergebnis in Blaubeuren ist beispielsweise der                                                                    Lösungen diskutiert werden.
Umgang mit Zielgruppenpotenzialen: Touristen
wurden insbesondere vom innerstädtischen Einzel-
handel bisher zu wenig in Werbemaßnahmen oder
                                                                             BELEBUNG                                           FRISCHER WIND
durch angepasste Öffnungszeiten angesprochen. So
kurios es klingt: Diese Zielgruppe musste als solche
für die Innenstadt überhaupt erst wieder definiert
werden – obwohl eines der touristischen Highlights,
der Blautopf, direkt an der Innenstadt liegt.
                                                                                            Initiativkreis              Kooperation
Logik                                                                                       (v.a. Private)               mit DHBW

Die Analyse der Substanz, Dialoge mit Händlern,                                               Kümmerer
Kunden usw. müssen einer Logik folgen. Das                                                     (Stadt)                 Arbeitsteilung zwischen privaten Innenstadtakteuren
                                                                                                                       (Events, Werbung), Stadt (Nutzungsmanagement
klingt banal, ist es aber nicht, denn: Ein ganzheit-                                                                   und Events/Werbung) und Kooperation mit einer
licher Ansatz führt schnell zu einer ausufernden                                                                       Hochschule (Studien, Pop-up-Projekt, Konzepte zur
Analyse „von allem“. Vielmehr müssen Bele-                                                                             Digitalisierung usw.) für einen permanenten Know-
bungspotenziale definiert werden. Notwendig ist                                                                        how-Transfer. So sind die Strukturen in Blaubeuren
                                                                                                                       zur künftigen Innenstadtstärkung aufgebaut.
also ein „Modell“, welches hierzu Ergebnisse von
Anfang an ordnet.
                                                                        FRISCHES BLUT
                                                                                                                     Treiber

                                                                                                                     Auch hier gilt der „Faktor Mensch“. Die abzu-
                                                                                                                     leitende Lösung muss zentrale Umsetzer par-
                                                                                                                     allel und gleichbedeutend zu den Inhalten de-
                                                                                                                     finieren. Das heißt: Die Planung der Umsetzung
                                                                                                                     muss BESTANDTEIL der Konzeption sein, also
                                                                                                                     früher im Prozess erfolgen.

                                                                                                                     Belebung

                                                                                                                     Die Maßnahmen, die Frequenz in die Innenstadt
                                                                                                                     bringen sollen, sind in Blaubeuren bestimmten
                                                                                                                     Schwerpunkten und Zielgruppen zugeord-
                                                                                                                     net. Hier handelt es sich in einer ersten Um-
                                                                                                                     setzungsphase (2018/19) um städtebauliche
                                                                                                                     Maßnahmen (Wegeverbindungen insbesondere
                                                                                                                     mit Installationen für Familien mit Kindern, die
                                                                                                                     Alleinstellungsmerkmale Blaubeurens aufgrei-
                                                                                                                     fen), Erhöhung der Transparenz der Angebote
 Ein möglicher Ansatz für die ganzheitliche Analyse einer Innenstadt, welcher in Blaubeuren angewandt wurde: eine    und Intensivierung der Nutzung „neuer“ Kom-
 Kombination aus zu untersuchenden Nutzungen / Funktionen (Wohnen, Gastronomie usw.), möglichen Kaufkraftquellen
                                                                                                                     munikationskanäle (facebook-Auftritt usw.).
 sowie strukturellen Überlegungen und die Fähigkeit, auf künftige Trends reagieren zu können (Zukunftsfestigkeit).

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