SMARTE STADTENTWICKLUNG - imakomm AKADEMIE
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TITEL Kommunen in dieser Ausgabe THEMENÜBERSICHT Facetten der Digitalisierung – Umsetzungsberichte: Rottweil, Aalen, Reutlingen Seite 1– 7 Wie Klein- und Mittelstädte die Chancen der neuen Medien erfolgreich nutzen können Sich weiß weiß wegträumen… und im Kopf der Zielgruppe landen Seite 8 – 10 Einzelhandel: Steuerung und Entwicklung Online-Barometer: Untersuchung der Online-Präsenz des stationären Handels in Klein- und Mittelstädten Seite 11 – 13 Strategien für Wirtschaftsflächen- und standorte Alte Industrieflächen werden grün: Der Green Industry Park (GIP) Freiburg Seite 14 – 16 Stadt- und Innenstadtentwicklung Blaubeuren: Frisches Blut und frischer Wind in der Blautopfstadt Seite 17 – 19 Marketing für Standorte Erfolgsgeschichten Ettlingen: Citymanagement Ettlingen erleben Günzburg: Cityinitiative Günzburg e. V. – WIR.GEMEINSAM.JETZT. Seite 20 – 21 News / Veröffentlichungen Seite 22 – 23 Veranstaltungen „Und sie lebt doch! Innenstadt in Zeiten des Online-Handels“: 12 Juni 2018 „Die Stadt als Marke“: Oktober 2018 Seite 24 imakomm KONKRET | 2018 www.imakomm-akademie.de
FACETTEN DER DIGITALISIERUNG – UMSETZUNGSBERICHTE Facetten der Digitalisierung – Umsetzungsberichte »Die Zukunft der Stadt ist eine Kombination aus Planung, Unvorhergesehenem und kreativer Imagination.« (Jaekel, Michael (2015): Smart City wird Realität) Die Dynamik technischer Innovationszyklen ist atemberaubend. Und sie wirken auf Kommunen, weil sie auf alle Lebensbe- reiche ihrer Einwohner einwirken. Das empfinden viele nicht nur als dramatisch – das ist es auch. Beispiel: Durch technische Innovationen ändert sich das Kaufverhalten (mobiles Online-Shopping usw.) mit der Folge, dass u. a. der HDE davon ausgeht, dass bis zum Jahr 2020 weitere 50.000 Ladenlokale verschwinden könnten (Handelsblatt, 29.01.2018, Nr. 20). Innenstädte büßen ihre Einkaufsfunktion ein. Doch gleichzeitig bieten diese technischen Innovationen erhebliche Chancen. Beispiel: Intelligentere Verkehrssteuerungssysteme können Verkehrsbewegungen (u. a. Parksuchverkehr in Innenstädten) spürbar reduzieren. Letztlich können diese Innovationen Städte dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung erheblich näher bringen. Kommunen können also mithilfe der Möglichkeiten neuer techni- scher Entwicklungen sowie mit Informations- und Kommunika- tionstechnologien die Lebensbereiche der Menschen sowie die Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung gestalten. Gesamtstrategien bestehen hierbei jedoch auffallenderweise sehr selten – Einzelprojekte in unterschiedlichen Lebensbereichen aber sehr wohl. Kleinere Kommunen scheinen aufgrund gerin- gerer personeller und finanzieller Ressourcen benachteiligt. Doch weit gefehlt: Ein Blick in Klein- und Mittelstädte zeigt Einzelprojekte, die Mut machen – Facetten einer smarten Stadtentwicklung. www.imakomm-akademie.de imakomm KONKRET | 2018 | 1
FACETTEN DER DIGITALISIERUNG – UMSETZUNGSBERICHTE UMWELT D BED EMO HNISCHER FORTS ROH G TEC CH UN RA GEN RIT FIS T CH ER WAN DEL Der Autor: ppa. Matthias Prüller imakomm AKADEMIE GmbH Geschäftsfeldleitung Markt- und Standortanalysen Kontakt: prueller@imakomm-akademie.de Die Leistungsdimensionen einer Smart City Beispiele für Entwicklungsansätze Fakt ist: Bisher sind Entwicklungen im Sinne ei- Die imakomm AKADEMIE sieht u. a. folgende ner smarten Stadtentwicklung eher Einzellösun- Ansätze zur Entwicklung einer Smart City: gen – Gesamtkonzepte bzw. proaktive Strategi- en für unterschiedliche Lebensbereiche in einer A. Orientierung der Stadtentwicklung an Fa- Stadt finden sich kaum. cetten der sechs Leistungsdimensionen. So baut die imakomm AKADEMIE Facetten Doch ein genauerer Blick in Klein- und Mittelstädte in Stadtentwicklungskonzepte ein. macht Mut: Akzeptiert man, dass angesichts der B. Schaffung neuer Beteiligungsformen, um unglaublichen Geschwindigkeit von Änderungen kreative Prozesse im Sinne von Smart Go- eigentlich niemand wirklich prognostizieren kann, vernance und Smart People zu initiieren. wie eine Stadt in beispielsweise zwanzig Jahren C. Analyse von „Reifegraden“ bei Leistungsdi- aussehen wird, und nimmt man zur Kenntnis, dass mensionen, um Ansätze für weitere Stadt- vor diesem Hintergrund eine ganzheitliche Stra- entwicklungsmaßnahmen zu definieren. tegie in der Tat schwierig zu definieren ist, dann Ein Ansatz zur Bestimmung des Reifegra- stellt man fest: Auch Klein- und Mittelstädte setzen des speziell im Handel (Dimension „Smart vermehrt Projekte im Sinne einer smarten Stadtent- Economy“) stellt das Online-Barometer der wicklung um. imakomm AKADEMIE dar. Doch was ist smarte Stadtentwicklung? Um dieses Facetten aus der Praxis komplexe Gebilde fassen zu können, kann folgen- des Modell helfen. Demnach umfasst eine smarte Wir haben einige wenige – aber umso span- Die Autorin: Stadt sechs Leistungsdimensionen (siehe Grafik). nendere – Beispiele aus der Praxis u.a. aus Laura Dierks Diese sind Lebensbereiche der Menschen – tech- Klein- und Mittelstädten zusammengestellt. Es Geschäftsfeld Strategische nische Innovationen sind Mittel zum Zweck („En- handelt sich um die Städte Rottweil, Aalen und Kommunalentwicklung abler“) zur zukunftssicheren Entwicklung dieser. Reutlingen. Kontakt: dierks@imakomm-akademie.de 2 | imakomm KONKRET | 2018 www.imakomm-akademie.de
FACETTEN DER DIGITALISIERUNG – UMSETZUNGSBERICHTE Digital durch Rottweils Realität schlendern Neue Wege beim Stadtmarketing / App macht Stadt virtuell erlebbar STADT ROTTWEIL aktuell: ca. 25.000 Einwohner, Mittelzentrum in der Planungsregion Schwarzwald-Baar-Heuberg, Baden-Württemberg Das Projekt: virtuelle Premiere für das Stadtmarketing. Diese Art von Stadtrundgang geht weit über eine her- »Höher. Grüner. Weiter«, ist der Slogan, mit dem kömmliche Stadtführung hinaus. sich Rottweil um die Landesgartenschau 2028 beworben hat. Doch das ist längst nicht alles. Initiatoren und Partner: Der Slogan könnte jetzt leicht um den Begriff »Digitaler« erweitert werden, denn Rottweil geht Derzeit wird die App zur Beratung der Gäste auf im Stadtmarketing ganz neue, ja beinahe schon der höchsten Aussichtsplattform Deutschlands futuristische Wege. In Zusammenarbeit mit Hak auf dem thyssenkrupp Testturm sowie in der Design aus Rottweil und der Frankfurter Agentur Touristinformation eingesetzt. Es wird aber mit NMY ist ein 3D-Modell von Rottweil entstanden, Hochdruck daran gearbeitet, dass die App in den das sowohl real als auch virtuell erlebt werden nächsten Monaten auch als Download im App kann. »Augmented Reality«, heißt hier das Zauber- Store für iOS zur Verfügung steht, auch ein Ange- wort – erweiterte Realität. bot für Android wird erarbeitet. Ziele / erwünschte Effekte durch das Projekt: »Die Agenturen NMY und Hak Design haben für uns eine beeindruckende AR-Applikation In einer App kann der Nutzer Rottweil virtuell erle- geschaffen, die als Schnittstelle zwischen der ben. Die virtuelle und die reale Welt scheinen hier Vergangenheit und Zukunft jetzt schon Benutzer förmlich miteinander zu verschmelzen. Mit dem begeistert. Mit dem Turmfest 2017 haben wir den virtualisierten Stadtmodell erleben Besucher eine neuen thyssenkrupp Testturm eröffnet und zugleich erweiterte, zukunftsgewandte Version der Stadt. wollten wir die „Stadt der Türme“, wie Rottweil Sie erkunden Rottweil aus verschiedenen Pers- auch genannt wird, für Besucher digital erlebbar pektiven, erfahren interessante Informationen zu machen. Wir sind davon überzeugt, dass uns das historischen Gebäuden und können sich für einen mit dieser App gelungen ist. Wir freuen uns schon Der Autor: der Aussichtstürme Rottweils entscheiden, um auf die Weiterentwicklung unserer Anwendung André Lomsky von dort einen beeindruckenden Blick über Rott- und die künftige Zusammenarbeit«, sagt André Leiter Stadtmarketing Stadt Rottweil weil zu bekommen – und das auf einem iPad, eine Lomsky, Leiter Stadtmarketing, Stadt Rottweil. Kontakt: andre.lomsky@rottweil.de www.imakomm-akademie.de imakomm KONKRET | 2018 | 3
FACETTEN DER DIGITALISIERUNG – UMSETZUNGSBERICHTE Smart City Aalen – Die vernetzte Stadt der Zukunft STADT AALEN aktuell ca. 67.000 Einwohner, Mittelzentrum in der Planungsregion Ostwürttemberg, Baden-Württemberg Das Projekt: Die Stadt Aalen stellt sich damit der Herausfor- • „smarte Kommunikation und digitale Interak- derung, die Digitalisierung und die Vernetzung tion mit der Stadtgesellschaft“: Entwicklung Die Digitalisierung und die damit einhergehende aller Lebensbereiche als Chance zu begreifen einer interaktiven Kommunikationsplattform Vernetzung aller Lebensbereiche betreffen in einer und diese für sich und die Stadtgesellschaft in- Stadt alle – die Stadtverwaltung gleichermaßen telligent zu nutzen. Nicht technische Spielereien, • „Verwaltung 4.0“: Strategie für ämterüber- wie die Bürgerschaft, die Wirtschaft, die Wissen- sondern eine konsequente Ausrichtung aller greifendes, digitales Verwaltungshandeln schaft und die Politik. Vor diesem Hintergrund fiel „Smart City“-Aktivitäten auf die Bürgerinnen und im Juli 2017 in Aalen der politisch einstimmige Bürger unter dem Dach einer integrierten Stadt- • Beirat „Smart City Aalen“: Bündelung von Beschluss für die strategische Aufstellung der entwicklung sind die Basis für diese Strategie. Know-how und Kompetenz durch hoch- Stadt Aalen als clevere, intelligent vernetzte und Damit übernimmt die Stadt Aalen die Vorreiter- rangige, lokale Vertreter aus Wirtschaft, nachhaltige „Smart City“, verbunden mit dem rolle in der Region Ostwürttemberg. Wissenschaft, Politik, Bürgerschaft und Auftrag zur Erarbeitung einer digitalen Strate- Stadtverwaltung gie für Aalen. Für die Entwicklung einer digitalen Nach Erteilung des politischen Auftrages wurden Strategie sind alle Lebensbereiche, welche die erste „Smart City“-Aktivitäten in Aalen initiiert, • Fachtagung „Stadtentwicklung – Wie smart Stadt Aalen als Lebens-, Wohn-, Ausbildungs- und um die Themen „Digitalisierung“ und „Smart wird die City?“: Nach erfolgreichem Auf- Arbeitsraum charakterisieren, ganzheitlich zu be- City“ breitenwirksam bekannt und erlebbar zu takt im Oktober 2017 findet die zweite rücksichtigen. Nur auf diesem Wege können die machen und die Bürgerschaft inhaltlich „ins Boot Fachtagung am 26. September 2018 an Potenziale einer „Smart City“ für die Stadt Aalen zu holen“. Thematisch umfassen diese Aktivitäten der Hochschule Aalen statt. sinnvoll erschlossen und ein Mehrwert für alle Ak- alle Lebensbereiche: teure geschaffen werden. 4 | imakomm KONKRET | 2018 www.imakomm-akademie.de
FACETTEN DER DIGITALISIERUNG – UMSETZUNGSBERICHTE • Morgenstadt-Werkstatt meets digitale Zu- • alle Akteure – Bürgerschaft, Wirtschaft, Wis- Kosten des Projektes jährlich: kunftskommune@bw: Beteiligung der Stadt senschaft, Politik – auf diesem Weg mitnehmen Aalen mit einem Workshop, darüber hinaus • Die Kosten können derzeit (noch) nicht Austausch und Vernetzung mit verschiede- • als Stadtverwaltung die Potenziale der Digi- beziffert werden. nen Akteuren aus anderen Kommunen und talisierung intelligent nutzen und den Weg in der Industrie das digitale Zeitalter aktiv gestalten Erfahrungen: • Bürgerbefragungen: Eine erste Befragung • einen Mehrwert für die Stadt Aalen und seine • Zentrale Erfolgsfaktoren des Projektes fand im Dezember 2017 statt. Weitere Bürgerinnen und Bürger schaffen „Smart City Aalen“: Bürgerbefragungen und ko-kreative Work- shops sind für 2018 geplant. Initiatoren und Partner: 1. Eine gute Kommunikation und Interak- tion mit den Aalener Bürgerinnen und • Ideen-Workshop mit den Azubis und Studen- • Projektidee und Initiator: Die Kommunen Bürgern, der Wirtschaft und der Hoch- ten von Rathaus, Wohnungsbau und Stadt- sind der „Maschinenraum der Digitalisie- schule, um sie alle bei diesem Projekt werken zum Thema „smarte Verwaltung“ in rung“ – sie findet hier vor Ort statt und „Smart City Aalen“ abzuholen und mit- Kooperation mit Fraunhofer IAO muss dementsprechend umfassend und zunehmen. intelligent umgesetzt werden. In Aalen ist 2. Ein Oberbürgermeister, der dieses The- • Vortrag durch den Oberbürgermeister zum die Transformation und Digitalisierung als ma zur kommunalen Chefsache ge- Thema „Smart City Aalen“ im Parlament zentrale Aufgabe und ganzheitliches The- macht hat und großes Interesse daran „Lokale Agenda“ am 16. April 2018 mit ma im Bereich „Smart City“ direkt beim hat, es kontinuierlich weiterzuentwi- Austausch und Diskussion im Anschluss Oberbürgermeister gebündelt. Sie stellt ckeln und voranzubringen. eine Querschnittsaufgabe über alle Ämter • erster regionaler und öffentlicher „Hacka- und Bereiche der Stadtverwaltung dar. • Ein Stolperstein im Projekt „Smart City thon“ der GEO DATA GmbH in Kooperation Die strategische Betreuung, Entwicklung Aalen“: Die Sprachregelung und das Ver- mit der Stadt Aalen vom 21. bis 23. Sep- und Initiierung von Maßnahmen obliegt ständnis zu den Begrifflichkeiten wie bspw. tember 2018 im Innovationszentrum Aalen der Wirtschaftsförderung, die als Stabs- „Smart City“ sind nicht immer einheitlich. – 36 Stunden mit Fragestellungen zur Stadt stelle direkt dem Oberbürgermeister un- Deshalb gilt es, zunächst immer eine ge- von morgen terstellt ist. meinsame Verständigungsbasis zu schaffen. • Tag der offenen Tür zum „Wohnungsbau 4.0“ • Partner und Unterstützer der Stadt Aalen: • Vorträge und Workshops zum Thema Energie- • Beirat „Smart City Aalen“ effizienz • Fraunhofer IAO • IBB Grafische Datenverarbeitung Ziele / erwünschte Effekte durch das Projekt: • GEO DATA GmbH • Hochschule Aalen und das Reallabor • eine vernetzte Stadt der Zukunft werden der Hochschule Aalen – lebenswert, bürgernah, nachhaltig, offen, • Steinbeis-Hochschule technologisch fortschrittlich, innovativ, trans- • Wohnungsbau Aalen GmbH, Stadtwerke parent, effizient Aalen GmbH, IHK Ostwürttemberg Die Autorin: Carina Nitschke Stadt Aalen, Wirtschaftsförderung Kontakt: carina.nitschke@aalen.de www.imakomm-akademie.de imakomm KONKRET | 2018 | 5
FACETTEN DER DIGITALISIERUNG – UMSETZUNGSBERICHTE Smart Mobility und Smart Economy in Reutlingen Echtzeit-Steuerung des Parksuchverkehrs und „smaRT city App“ zur Kundenansprache STADT REUTLINGEN aktuell ca. 115.500 Einwohner, größtes Wirtschaftszentrum zwischen Stuttgart und dem Bodensee, Oberzentrum der Region Neckar-Alb, Teil der europäischen Metropolregion Stuttgart Das Projekt: totypisch umgesetzt, welche die verschiede- physische Sensorinfrastruktur werden auf der nen Akteure in der Stadt über die Subsysteme ersten Ebene in den verschiedenen Subsystemen Forschungsprojekt „Smart Urban Services“ – wie Mobilität/Logistik, Planen/Bauen/Nutzen, Daten erhoben – unter besonderer Berücksichti- Reutlingen auf dem Weg zur SmaRT City Energie/Umwelt, Ver-/Entsorgung, Gesundheit, gung des Datenschutzes. Handel und Bürgerservices hinweg vernetzt. Die Stadt Reutlingen beschäftigt sich seit 2014 Von diesem Wertnetz profitieren Kommunen, mit den Themen Digitalisierung in der Stadtent- Unternehmen und Bürger. wicklung und Smart City. Um diese zunächst sehr komplexen, abstrakten und theoretischen Themen konkret, greifbar und erlebbar zu ma- chen, ist die Stadt Reutlingen seit Ende 2014 in dem BMBF-Forschungsprojekt „Smart Urban Services: Datenbasierte Dienstleistungsplattform für die urbane Wertschöpfung von morgen“ aktiv. Im Projekt „Smart Urban Services“ wird un- tersucht, wie neue und intelligent vernetzte Dienstleistungsangebote – sogenannte Smart Urban Services – dazu beitragen können, ur- bane Räume stärker zu vernetzen und eine Diese werden auf der zweiten Ebene, der Da- integrativ ausgerichtete Wertschöpfung zu tenplattform, gesammelt, zusammengeführt etablieren. Im Hauptteil des Projektes wird Die integrierte Dienstleistungsplattform besteht und ausgewertet. Die Daten werden dabei eine integrierte Plattform konzipiert und pro- im Wesentlichen aus drei Ebenen: Über eine einer Vielzahl an unterschiedlichen Akteuren 6 | imakomm KONKRET | 2018 www.imakomm-akademie.de
FACETTEN DER DIGITALISIERUNG – UMSETZUNGSBERICHTE zur Verfügung gestellt und nicht innerhalb der Zahlen, Daten und Fakten zum Projekt Erfahrungen: einzelnen Sektoren als proprietäre und isolierte „Smart Urban Services“ Daten gespeichert. Indem die unterschiedlichen • Die Stadt Reutlingen hat sich mit dem Stadtakteure Zugriff auf offene Datensätze • Fördergeber: gefördert vom Bundesminis- Forschungsprojekt Smart Urban Services haben, werden Potenziale für neue Dienstleis- terium für Bildung und Forschung; betreut auf den Weg gemacht, die Chancen der tungsinnovationen und für eine flexiblere und vom PTKA Projektträger Karlsruhe, Karlsru- Digitalisierung zu nutzen. Diese Erfahrun- effizientere Wertschöpfung innerhalb der urbanen her Institut für Technologie gen sollen nun dabei helfen, die Digitali- Räume geschaffen. • Projektvolumen: 2,71 Mio. € sierung strategisch anzugehen. Gemein- • In einem Planquadrat in der Reutlinger In- sam mit dem Fraunhofer IAO, Stuttgart Auf der dritten Ebene der integrierten Plattform, nenstadt werden Sensoren zur Erhebung wird nun eine Digitalisierungsstrategie der Dienstleistungsplattform, können die unter- vielfältiger Daten installiert. für die Stadt Reutlingen entwickelt werden. schiedlichen Stadtakteure gemeinsam innovative • 136 Parkplatzsensoren (Magnetfelddetek- • Zentraler Erfolgsfaktor des Projektes: Digi- Dienstleistungssysteme entwickeln und anbieten. tion zur Erfassung der Parkplatzbelegung) talisierung in die Praxis umgesetzt. Digitali- • 15 Müll-Füllstandsensoren (Ultraschall- sierung konkret und erlebbar gemacht. Für Reutlingen wurden drei Potenzialfelder iden- sensoren zur Erfassung von Objekten • Ein Stolperstein im Projekt: In Abstimmung tifiziert: Umwelt und Verkehr, Attraktivierung des oder Füllständen) mit dem Datenschutzbeauftragten des Stadtbildes sowie Handel und Tourismus. • 32 Bluetooth-Scanner (Bewegungssenso- Landes Baden-Württemberg wurde ein rik zum Messen von Bewegungsströmen Datenschutzkonzept für das Projekt erar- Im Potenzialfeld Umwelt und Verkehr ist es von Verkehr und Fußgängern) beitet, dies hat sehr viel Zeit in Anspruch das Ziel, den Verkehrsfluss zu optimieren und • 15 Bluetooth-Scanner + Umweltdaten zu genommen. Zudem bestehen technische Parksuchverkehr zu vermeiden und dadurch die Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Schall, GAS, Herausforderungen bei der Implementie- Schadstoffbelastung in der Luft zu reduzieren. COx, NO2 und Feinstaub rung der Sensoren sowie bei den Schnitt- stellen der verschiedenen Sensoren und Übertragungsmöglichkeiten. Zur Attraktivierung des Stadtbildes wurden in den Ziele / erwünschte Effekte durch das Projekt: öffentlichen Mülleimern in der Fußgängerzone Füll- standsensoren installiert. Die Stadtreinigung kann • Aufbau einer urbanen Sensor-Infrastruktur so die Entleerung der Mülleimer optimieren, dadurch und Datenplattform wird die Sauberkeit in der Innenstadt verbessert. • Entwicklung von Potenzialfeldern / durch Da- tenverknüpfung neue Dienstleistungsangebote Im Handlungsfeld Handel und Tourismus wird den • Aufbau einer Dienstleistungsplattform zur Einzelhändlern, Gastronomen und Dienstleistern Vernetzung unterschiedlicher Stadtakteure in der Innenstadt durch den Einsatz von Beacons bei der Entwicklung von innovativen Dienst- und Geofencing standortbasiertes Marketing leistungssystemen ermöglicht. In der hierfür entwickelten „smaRT • Untersuchung von Auswertungen, beispiels- city-App“ werden die Angebote, Aktionen und weise auf Beschäftigte und Bürger Informationen dargestellt. Die App beinhaltet zudem einen Shopfinder sowie die Möglichkeit, Initiatoren & Partner: sich die freien verfügbaren Parkplätze in der In- nenstadt anzeigen zu lassen. Und zwar nicht nur • Initiatoren: Fraunhofer-Institut für Arbeitswirt- die Stellplätze in Parkhäusern, sondern auch „On schaft und Organisation IAO, Stuttgart, Institut Street“-Parkplätze in den mit den bereits o. g. für Arbeitswissenschaft und Technologiema- Parkplatzsensoren ausgestatteten Straßen. nagement (IAT) der Universität Stuttgart Der Autor: • Partner: Stadt Reutlingen, Stadt Chemnitz, Markus Flammer Durch den Einsatz der genannten Sensoren ge- Input Consulting GmbH (Stuttgart), Fa. SW- Abteilungsleiter Wirtschaft beim Amt winnt die Stadt Echtzeitdaten, über die sie bisher ARCO Traffic Systems GmbH (Unterensin- für Wirtschaft und Immobilien nicht verfügt. gen), Fa. Digital-M (Reutlingen) Kontakt: markus.flammer@reutlingen.de www.imakomm-akademie.de imakomm KONKRET | 2018 | 7
CHANCEN DER DIGITALISIERUNG TITEL Interaktiv AR Einfach QR-Code sca nnen, Sich weiß, weiß wegträumen … App laden un d Smartphone auf Bild halte n Skifahren, Snowboarden, Langlauf, Rodeln, Wandern: Das Allgäu ist eine echte Wintersport-Region und bietet eine große Vielfalt an Freizeitaktivitäten. Auch wenn der nächste Urlaub noch eine Weile dauert: Das Gute liegt so nah. Ins Allgäu kann man auch mal für nur ein Wochenende fahren. Für die Vermarktung dieser traumhaft schönen Urlaubsregion Hörnerdörfer hat Wurzel Medien zusammen mit der Allgäuer Tourismus Hörnerdörfer GmbH zusätzlich zu den klassischen Medien eine App entwickelt, die mit Bildergalerien, 360°- Fotos und Videos in die Allgäuer Bergwelt entführt. Ob Wintermärchen, Wanderurlaub oder Wellness: Die Hörnerdörfer bieten das ganze Jahr über ein attraktives Programm. Neugierig? Dann App runterladen und sofort genießen! Per Smartphone oder Tablet können Sie, bequem vom Sofa aus, den Alphornklängen auf dem Ofterschwanger Horn lauschen, im Rundflug das Wanderparadies Hörnerdörfer entdecken oder die Allgäuer Winter- wunderwelt bestaunen. So einfach geht’s: Laden Sie die App „Allgäuer Hörnerdörfer VIRTUELL“ herunter: Und schon können Sie Augmented Reality erleben: Zum Ausprobieren finden Sie ein weiteres Beispiel auf Seite 10. Die Hörnerdörfer im Allgäu: Fischen, Balderschwang, Bolsterlang, Obermaiselstein und Ofterschwang Allgäu-Fotos S. 8, S. 10: liegen am Fuß der Hörnergruppe. Die Hörnergruppe befindet sich im Westteil der Allgäuer Alpen © Tourismus Hörnerdörfer und umfasst folgende Berge: Riedberger Horn, Wannenkopf, Weiherkopf, Großer Ochsenkopf, Fernsehturm-App-Fotos S. 9: © Wurzel Mediengruppe Rangiswanger Horn, Sigiswanger Horn, Bolsterlanger Horn, Ofterschwanger Horn. 8 | imakomm KONKRET | 2018 www.imakomm-akademie.de
CHANCEN DER DIGITALISIERUNG TITEL … und im Kopf der Zielgruppe landen Wie Klein- und Mittelstädte die Chancen der neuen Medien erfolgreich nutzen können. Anregungen aus der Sicht eines Medienunternehmers. Stadt- und Standortmarketing gehören zu den wichtigsten Aufgaben gerade kleiner und mittlerer Kommunen. Sie müssen ihre Stärken profilieren, um für Bürger, Wirtschaftsunternehmen und touristische Besucher attraktiv zu sein. Die Zielgruppen, die dabei im Fokus stehen, gehören inzwi- schen zu großen Teilen der Generation der Digital Natives an. Wer sie erreichen will, kommt mit den klassischen Medien allein nicht mehr weit. Klein- und Mittelstädte als Smart City? Wie Tourismusmarketing heute geht, zeigt dieses Stuttgart hat’s gut, mögen Verantwortliche fürs Beispiel: Auf dem Stuttgarter Fernsehturm hat Stadtmarketing in Kommunen mit kleinerem Was sind neue Medien? Viele Städte setzen heute man nicht nur einen sensationellen Weitblick, son- Budget und geringeren Personalressourcen jetzt beispielsweise Audio-Guides ein, die Besucher dern jetzt auch den perfekten Durchblick über die denken. Doch es muss nicht die Landeshaupt- individuell durch die Stadt führen. So weit, so Highlights in der Region. Eine Augmented-Reali- stadt sein, auch kleinere und mittlere Kommunen gut – aber alles andere als komfortabel. Der Be- ty-App macht’s möglich. Wie ein digitales Fernrohr nutzen bereits erfolgreich die neuen Medien. Und sucher muss den Guide meist in der Touristen- zeigt sie alles Sehens- und Wissenswerte über gerade sie können davon profitieren. information abholen, ein Pfand hinterlegen und die Gegend, in die man sein Smartphone oder das Gerät auch wieder dort abgeben, dabei ist Tablet gerade hält: Bauwerke, Eventhinweise, ge- er an Öffnungszeiten gebunden. Im Zeitalter der schichtliche Informationen, Unternehmensprofile, Virtual Reality erinnert das Ganze eher an den Öffnungszeiten von Museen und vieles mehr. Die guten alten Kassettenrekorder oder das Telefon kostenlose App ist ein voller Erfolg bei den Fern- mit Wählscheibe, das zumindest die Älteren unter sehturm-Besuchern, besonders gerne genutzt uns noch kennen. wird das Feature, das die Richtung und Entfernung zum eigenen Zuhause zeigt. Blick vom Fernsehturm mit „digitalem Fernglas“ QR-Code scannen und Spannendes über Stuttgart und Umgebung erfahren Die Stuttgarter Fernsehturm-App zeigt auf Smartphones oder Tablets Gebäude, Sehenswürdigkeiten, Museen sowie benachbarte Städte und Gemeinden. Neben touristischen Attraktionen wird der Blick ergänzt mit Geschichten zu wirtschaftlichen Erfolgen, bemerkenswerten Forschungsleistungen, Innovationen und herausragender Architektur. Turmbesucher erfahren beispielsweise, dass in Ditzingen das Skiwachs erfunden wurde oder in Göppingen das Papiertaschentuch. www.imakomm-akademie.de imakomm KONKRET | 2018 | 9
CHANCEN DER DIGITALISIERUNG AR Interaktiv Einfach r-App öffnen Hörne rfe rdö hone auf und Smartp halten. dieses Bild Und sc h on geht’s los. Hier geht’s zum Hörnerdörfer Imageflyer Der gedruckte Allgäu-Prospekt wurde mit verschiedenen Augmented-Reality-Anwendungen erweitert, wie Sie anhand dieses Beispiels erleben können. Wenn Sie noch mehr Allgäu erleben wollen, drucken Sie den „Hörnerdörfer Imageflyer“ aus und suchen Sie nach den Augmented-Reality-(AR)-Symbolen. Die smarteste Verlockung, seit es das zu identifizieren. Eine Virtual-Reality-Fahrt mit Metropolregionen zu Hause sind, spürbar im Allgäu gibt der Sommerrodelbahn, die auch Menschen mit Nachteil. Die Standortqualität spielt dabei eine Handicap genießen können. Oder man denke große Rolle. Auch hier öffnet sich ein weites Feld Ein Beispiel dafür, wie smart Regionalmarke- sich eine Stadt, die von Flusskreuzfahrtschiffen für Aktivitäten, die von den Wirtschaftsvereini- ting auch ohne Riesenbudget sein kann, ist die angefahren wird. Typisch sind hier Touristenströ- gungen sicher begrüßt und mitgetragen werden. App, die von der Wurzel Mediengruppe zusam- me, die in wenigen Stunden die Stadt erkunden, men mit der Allgäuer Tourismus Hörnerdörfer ein Eis essen oder ein Mitbringsel erwerben GmbH entwickelt wurde. Damit können die möchten – ihnen kann geholfen werden mit einem User bequem vom Sofa aus den Alphornklän- interaktiven Stadtplan. gen auf dem Ofterschwanger Horn lauschen, im Rundflug das Wanderparadies Hörnerdörfer Neben touristischen Angeboten ergeben sich entdecken oder sich in die Allgäuer Winterwun- auch für das wirtschaftliche Standortmarketing derwelt verlieben. Mit 360°-Fotos, Bildergalerien, spannende Optionen. Wie wäre es beispielsweise Videos und attraktiv aufbereiteten Informationen mit einer Mobile-App, die im Vorbeifahren auf © Wurzel Mediengruppe verzaubert die App die Menschen und verführt sie freie Gewerbegrundstücke aufmerksam macht, so zu einer realen Reise ins schöne Allgäu. zugeschnitten auf das Profil, das der User vorab eingegeben hat? Ja, aber … – spätestens hier Neue Wege im modernen Regional-, Stadt- meldet sich der Finanzausschuss zu Wort – das und Standortmarketing alles koste ja Geld. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Infor- Stimmt. Doch mit Flexibilität und Kreativität lassen mative Fahrrad- und Wanderwege, unter denen sich immer tragbare Lösungen finden. So kann Heinz Wurzel ist Inhaber der Wurzel Medien- man auswählen und sich die Route aufs Smart- man beispielsweise mit einem kleineren Leistungs- gruppe, die mit ihren 12 Firmen nahezu alle phone laden kann. Ein Event-Wecker, der täglich umfang anfangen und das Angebot stufenweise Sparten des Druck- und Mediengewerbes auf Veranstaltungen hinweist. Eine App mit den ausbauen. Kommunen können sich zusammentun. abdeckt, vom klassischen Druck bis zu Virtual- Mittagstisch-Angeboten der Gastronomie oder Vor allem aber bietet sich die Partnerschaft mit der Reality-Anwendungen. Der Unternehmer hat der Info, dass der Biergarten geöffnet ist. Wirtschaft vor Ort an, die vom Tourismus direkt pro- schon früh darauf gesetzt, multimedial fitiert, allen voran die Gastronomie und der Handel. vernetzte Lösungen zu entwickeln, die der Eine Augmented-Reality-Anwendung für den Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Auf der Jagd multioptionalen Mediennutzung der Men- Baumwipfelpfad, um Baumsorten und Vogellaute nach Führungskräften sind Firmen, die nicht in schen entgegenkommen. www.w-mg.com Handlungsansätze für die nahe Zukunft Faltblätter, Broschüren und Stadtpläne aus Papier haben auch weiterhin eine wichtige Funktion. Doch eines lässt sich mit Bestimmtheit sagen: Die Zukunft gehört den interaktiven, individuell anpassbaren Medien, die online und mobil genutzt werden können. Wer junge Menschen für seine historische Altstadt gewinnen will, muss sie mit den Medien abholen, die sie nutzen. Am besten ganz einfach mit dem Smartphone, das heute ohnehin jeder mit sich trägt. Das Fazit ist klar: Es geht nicht um die Frage, ob Klein- und Mittelstädte smarte Medien nutzen sollen, sondern nur darum, wann sie endlich einsteigen. Die Entwicklung in diesem Bereich ist rasant und wartet nicht auf Nachzügler. Medienexperten können den Verantwortlichen deshalb nur raten: Legen Sie los, machen Sie Ihr Stadt- und Standortmarketing smart. Kontakt: Udo Kraus, Wurzel Medien GmbH, u.kraus@w-mg.com, Tel. +49 (0) 711 4405 -103 10 | imakomm KONKRET | 2018 www.imakomm-akademie.de
EINZELHANDEL: STEUERUNG UND ENTWICKLUNG Online-Barometer Untersuchung der Online-Präsenz des stationären Handels in Klein- und Mittelstädten „Ach, das bestelle ich schnell im Internet.“ Mit diesem Satz korrespondiert auch der Satz: „Oh, der Laden in der Stadt hat auch zugemacht? Noch ein Leerstand!“ Aber Vorsicht: Der Online-Handel trägt nicht die alleinige Schuld an innerstädtischen Leerständen und Umsatzrückgang. Der stationäre Handel ist in stetigem Wandel, doch über die letzten Jahre hat er einen Konkurrenten hinzubekommen, der zunächst kaum greif- und einschätzbar erscheint, der sich aber rasant entwickelt hat. Und die Kunden nehmen diesen neuen Vertriebsweg gerne an. Der stationäre Einzelhandel muss diesen Vertriebsweg auf- greifen. Es ist allerdings ein Irrglaube, dass nur große Online-Marktplätze Kun- den anziehen. Prozentual gesehen sind diese im Jahr 2017 sogar weniger stark gewachsen als einzelne, unabhängige Online-Händler. Ein entscheidender Faktor für deren Wachstum ist die Auffindbarkeit und allgemeine Präsenz. Das bedeutet also für einen Einzelhandelsstandort: Die stationären Handelsbetriebe müssen auch online leicht auffind- bar sein und entsprechende Online-Services bieten. Wie präsent der stationäre Handel in einer Stadt ist – und damit wie online-affin das Angebot des Stand- ortes insgesamt – misst das Online-Barometer der imakomm. Nach einer Einführungsphase zum Aufbau von Benchmarkdaten geht dieses nun in die Umsetzung in Projekten (Einzelhandelskon- zepte usw.). Schlaglichter daraus zeigt der folgende Bericht. www.imakomm-akademie.de imakomm KONKRET | 2018 | 11
STADT- UND INNENSTADTENTWICKLUNG EINZELHANDEL: STEUERUNG UND ENTWICKLUNG Aktuelle Entwicklungen im Online-Handel Die Online-Recherche verläuft zudem verstärkt Zwar nimmt der Gesamtumsatz jährlich zu, doch unterwegs. Das mobile Internet ermöglicht die anteilig an diesem sind verschiedene Branchen Der Umsatz des Online-Handel wächst stetig – das ständige Suche nach Produkten und damit auch unterschiedlich stark vertreten. So dominieren ist kein Geheimnis und den stationären Einzelhänd- die bessere Chance für die Händler, den ROPO- im Online-Handel die Rubriken „Fashion & Ac- lern bekannt. So erstaunen die aktuellen Zahlen zur Effekt zu nutzen. Dazu ist ein Multi-Channel- cessoires“, „CE & Elektro“ sowie „Freizeit & Ho- erneuten Umsatzsteigerung kaum: Über den digi- Ansatz ganz wesentlich, sprich der Vertrieb über bby“ das Umsatzvolumen mit insgesamt 64,8 % talen Vertriebsweg wurde im Jahr 2017 ca. 10 % mehrere Wege. Neben dem stationären Laden am Gesamtumsatz des Online-Handels (HDE On- mehr Umsatz erzielt als nur ein Jahr zuvor (laut kann dort aktiv für den eigenen Online-Auftritt line-Monitor 2017). bevh, 2018). Über das Internet erworbene Waren geworben werden, sobald dieser – im besten Falle haben nun einen Anteil von knapp 10 % am ge- mit Shop-Funktion – besteht. Damit ergibt sich auch Im klassisch stationären Geschäft überwiegt samten Einzelhandelsumsatz in Deutschland. für regionale Unternehmen die Chance, vom Anteil hingegen mit eindeutigen 44,4 % die Branche des Online-Umsatzes zu profitieren. Der Trend zum „FMCG“ am Gesamtumsatz des Offline-Handels. Dieser Aspekt verunsichert Händler, führt zu fal- mobilen Internet kann von lokalen/regionalen Händ- Die Absatzstruktur dieser Waren hat sich über schen Vermutungen und lässt dabei merklich lern genutzt werden, beispielsweise über Strategien Jahrzehnte in Deutschland mit einem dichten Spuren in der Einzelhandelslandschaft einzelner wie „click & collect“ und „same day delivery“. Filialnetz solcher FMCG-Anbieter etabliert. Die Kommunen zurück. Der Vertriebsweg über das Nahversorgung, besonders mit Lebensmitteln, Internet wird häufig kritisch beäugt und als über- Branchenstruktur der Absatzwege spielt eine bedeutende Rolle im stationären Han- mächtiger Goliath gegen den David „stationärer del. Noch besitzt das Geschäft mit FMCG-Pro- Handel“ gesehen. Außerdem gilt: Der Online-Handel ist in Bezug auf dukten bei jährlichen Wachstumsraten von max. einzelne Sortimente differenziert zu betrachten. 0,2 bis 1 % im Online-Handel wenig Bedeutung. Es stimmt: Besonders im letzten Jahr wurden in Kommunen mit unter 50.000 Einwohnern überproportional hohe Steigerungsraten im On- line-Vertrieb von ca. 17,1 % im Vergleich zum Vor- Grad der Online-Affinität Qualität der Online-Affinität jahr erzielt. Fast 60 Prozent des Online-Umsatzes stammen im Jahr 2017 aus Kommunen dieser 100% Größenklasse (bevh, 2018). 80% Ø 78 % Auch das Alter der Kunden spielt in dieser Diskus- sion oft eine Rolle. Irrtümlicherweise wird meist 60% davon ausgegangen, dass fast ausschließlich Per- sonen unter 40 Jahren über das Internet Waren Ø 41 % 40% bestellen. Doch während besonders die Entwick- lung der Internetnutzer innerhalb der jüngeren Al- 20% tersgruppen stagniert, erfährt die Gruppe der über 60-Jährigen einen starken Zuwachs. Die Hinwen- 0% dung dieser Gruppe zum Medium Internet verlief deutlich langsamer als bei der jüngeren Generati- on – holt nun aber auf. 89% 47% Diese immer größer werdende Potenzialgruppe Online-Barometer einer Stadt aus dem Benchmark der imakomm AKADEMIE an Kunden muss aktiv angesprochen werden. Während in Innenstädten die Händler augen- Wie „online“ sind „offline“-Händler? scheinlich per Leuchtreklame, Logo und schön gestalteten Schaufenstern zum Betreten des Ladens einladen, sollten sie dies auch auf das Internet übertragen. Eine Kaufentscheidung fällt Ansatz des imakomm-Online-Barometers heute nämlich bereits meist vor dem eigentli- chen Betreten des Ladens. Vorab recherchiert Wer über mehrere Vertriebskanäle verfügt, ist erfolgreicher. Das ist keine Fantasie, sondern mit Fakten zu knapp ein Viertel aller Kunden, was denn im belegen. Die Multi-Channel-Händler erwirtschafteten im Jahr 2017 ca. 21 % mehr Umsatz als 2016. Einkaufskorb landen soll, und sucht dann mit Besonders bemerkenswert ist, dass Händler des klassisch stationären Handels dabei die größten dieser Vorstellung stationäre Läden, welche Wachstumsraten binnen eines Jahres aufwiesen (bevh, 2018). diese Produkte führen. Klar ist: Wer online seine Produkte nicht bewirbt, kann online auch nicht Trotz dieser positiven Bilanz herrscht bei einer Vielzahl von Händlern Unsicherheit über den Zusatzauf- gefunden werden. Die Entscheidung für einen wand einer Online-Präsenz – sei es in Bezug auf eine eigene Homepage mit Shop oder die Platzierung Laden fällt also unter anderem mit der digitalen auf einem Marktplatz. Um Synergieeffekte bereits online aktiver Unternehmen aus der eigenen Kom- Auffindbarkeit der Produkte. (Bonial/HDE/Kauf- mune nutzen zu können und als Kommune gemeinsam den Weg in die Digitalisierung des Handels zu DA-Studie, 2017). beschreiten, müssen einige Fragen geklärt werden: 12 | imakomm KONKRET | 2018 www.imakomm-akademie.de
EINZELHANDEL: STEUERUNG UND ENTWICKLUNG REGIONALE STRATEGIE • Wie viele ortsansässige Händler sind online Unser Ziel ist es, in den nächsten Monaten eine Datenbank aufzubauen, um standortspezifische Ergebnisse präsent? mit anderen Kommunen vergleichen, einordnen und bewerten zu können (= Benchmark). • Betreiben diese einen Online-Shop? • Welche Branche ist besonders stark bzw. schwach aufgestellt? Diese und weitere Fragen sind zu klären. Wir haben ein Instrument entwickelt, mit welchem wir die Online-Affinität und die Qualität des On- line-Auftritts der Einzelhandelsbetriebe einer Stadt analysieren können – als Grundlage zur Ableitung weiterer Handlungsempfehlungen. Auf Basis einer aktuellen Bestandsliste führen wir eine Recherche durch und bewerten den Online-Auftritt jedes einzelnen Betriebes an- hand standardisierter und nachvollziehbarer Kriterien, darunter u. a.: • Funktioniert das Suchmaschinenmarketing? Prozentuale Punktebewertung aller Handelsbetriebe einer Beispielkommune nach zuvor definierten Kriterien • Digitales Schaufenster vorhanden? • Reservierung der Ware möglich? • Angebote zur Interaktion, Information, Kom- munikation? Das Online-Barometer: • Und so weiter … Möchten auch Sie nähere Informationen zur Online-Präsenz und der qualitativen Ausstattung Die Ergebnisse werden differenziert nach Bran- der Handelsbetriebe in Ihrer Kommune erhalten, kommen Sie gerne auf uns zu. Als Entscheider chen und Betriebstypen ausgewiesen. und Akteur in einer Gemeinde- oder Stadtverwaltung, in der Wirtschaftsförderung oder im Ge- werbeverein können Sie mit den aus dem Barometer hervorgehenden Ergebnissen gezielte Hand- lungsmaßnahmen für einzelne Branchen oder Bewertungskriterien entwickeln. Schlaglichter aus dem im Aufbau befindlichen Bench- mark der imakomm AKADEMIE (Fokus auf Kommunen mit einer Einwohnerzahl ab ca. 5.000): • Durchschnittlich sind 78 % aller Han- delsbetriebe einer Kommune online prä- sent (per Homepage, Social Media oder Drittplattform) • Qualitativ ist die Branche Gesundheit & Körperpflege online am besten auf- gestellt • Lokal tätige Unternehmen verfügen nur zu 11 % über einen Onlineshop Der Autor: Die Autorin: Elias Henrich Teresa Nitsche imakomm AKADEMIE GmbH imakomm AKADEMIE GmbH Leiter Geschäftsfeld Strategische Kommunal- Markt- und Standortanalysen entwicklung und Markenstrategien Kontakt: nitsche@imakomm-akademie.de Kontakt: henrich@imakomm-akademie.de www.imakomm-akademie.de imakomm KONKRET | 2018 | 13
STRATEGIEN FÜR WIRTSCHAFTSFLÄCHEN UND -STANDORTE Alte Industrieflächen werden grün: Der Green Industry Park (GIP) Freiburg Die Green City Freiburg (ca. 228.000 Einwohner, Oberzentrum, Baden-Württemberg) hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu sein. Industrie und Gewerbe sind dabei wichtige Akteure. Mit der im Februar 2014 gestarteten Initiative „Green Industry Park Freiburg“ sollen die Vernetzung von engagierten Unternehmen vorangetrieben und die gemeinsame Entwicklung innovativer Projekte sowie das Nutzen von Einspar- potenzialen unterstützt werden. Green Industry Park Freiburg Ziel: Grün und Wettbewerbsfähigkeit Das Ergebnis der Daten ist ein Maßnahmenkata- Aus der Datenerhebung zur Energiebilanz des log, aus dem ersichtlich ist, welche Maßnahmen Industriegebietes Freiburg-Nord, aus der Poten- Für das Industriegebiet Nord in Freiburg mit seinen wo und mit welcher Priorität angegangen wer- zialerhebung zur Nutzung erneuerbarer Ener- ca. 500 Betrieben und über 12.000 Beschäftigten den können. Das beinhaltet sowohl eine Analyse gien und aus den beiden Workshops mit den wurde als eines der ersten großen Industriegebie- der vorhandenen Energieinfrastruktur als auch ansässigen Unternehmen wurden fast 70 Maß- te in Deutschland ein eigenes Klimaschutzkonzept die Entwicklung geeigneter Klimaschutzmaß- nahmen zum Klimaschutz zusammengetragen. erstellt. Damit übernimmt Freiburg auch hier eine nahmen sowie die Vernetzung bestehender und bundesweite Vorreiterrolle. Der erste Schritt auf der Anschub neuer, innovativer Projekte. Ziel ist, Diese umfassen vier Handlungsfelder: dem Weg zu einem grünen Industriegebiet und dem dass Unternehmen von stabilen oder sinkenden Klimaschutzteilkonzept war eine Datenerhebung Betriebskosten profitieren und damit ihre Wett- 1. Mobilität und Verkehr bei den ansässigen Unternehmen sowie mehrere bewerbsfähigkeit steigern. 2. Energieeffizienz und Energiemanagement Workshops, um eine Übersicht über die Energie- 3. Ausbau der erneuerbaren Energien ströme zu bekommen: Wo wird was verbraucht, „TOP-20-Maßnahmen“ aus einem 4. Öffentlichkeitsarbeit/Vernetzung wo wird Energie produziert, wo fällt Abwärme an? Bottom-up-Ansatz Das Industriegebiet ist zum Beispiel für 20 % des Aus diesen rund 70 Maßnahmen wurden wie- Stromverbrauchs und für 10 % des CO2-Ausstoßes Das Projekt „Green Industry Park“ wurde von vier derum die „TOP-20-Maßnahmen“ ausgewählt, in Freiburg verantwortlich. In einem zweiten Schritt Partnern – der Stadt Freiburg, FWTM, badenova, die in den Unternehmensworkshops hoch priori- wurde geprüft, ob sich diese Energieströme op- Fraunhofer ISE – initiiert, um auch die Industrie siert wurden, zeitnah umgesetzt werden können timieren lassen. in das Freiburger Ziel einer CO2-freien Stadt im und zu einer konkreten und sichtbaren Verbesse- Jahr 2050 mit einzubeziehen. rung im Themenschwerpunkt führen. 14 | imakomm KONKRET | 2018 www.imakomm-akademie.de
STRATEGIEN FÜR WIRTSCHAFTSFLÄCHEN UND -STANDORTE Smart Green Tower Modellprojekte des SC Freiburg und dem Autohaus Märtin bie- Jährlich kann der Tower durch Anlagen auf dem tet das Modell auch für weitere Abnehmer eine Dach und in der Fassade eine halbe Million Vom Energieberg, einer ehemaligen Mülldeponie, emissionsfreie Wärmeversorgung. Kilowattstunden Solarstrom erzeugen. Der da- die heute Heimat des größten Freiburger Solarkraft- durch gewonnene Gleichstrom muss nicht mit werkes ist, bis zum platinzertifizierten Bürogebäude Ein zukünftiges Projekt, das sich aktuell im Energieverlust in Wechselstrom umgewandelt des lokalen Energieversorgers badenova wurden Bau befindet, ist der Smart Green Tower. Da- werden, da der Betrieb von Fahrstühlen, Allge- viele Projekte bereits umgesetzt. Andere Projekte mit wird die Stadt Freiburg ein gestalterisch meinbeleuchtung und ggf. auch von Haushalts- befinden sich mitten im Umsetzungsprozess. herausragendes und energetisch optimiertes geräten mit Gleichstrom möglich sein wird. Gebäude am Eingang zum Güterbahnhof Nord Ein wichtiges Projekt ist die Nutzung industri- erhalten, welches Leuchtturmcharakter hat. Zukunftsweisend und ein absolutes Novum in eller Abwärme der Rhodia Acetow im Rahmen Das Gebäude wurde vom Freiburger Architek- Gebäuden dieser Art sind auch die geplanten der Quartiersversorgung. Durch die städtebau- turbüro Frey entwickelt und soll einen Nut- Speichermedien: Es gibt Lithium-Batterien für lichen Entwicklungen im Bereich Messe und zungsmix aus Gewerbe, Wohnen und Dienst- die kurzfristige Speicherung des Solarstroms Flugplatz kann die „alte“ Idee eines Abwär- leistung bieten. und Vanadium-Redox-Flow-Batterien im Keller menetzes im Quartier nun umgesetzt werden. des Gebäudes, welche die Energie bis zu zehn Vorhandene Einrichtungen und neu geplante Mit dem Green City Tower eng verbunden ist Wochen speichern können. Somit kann bei- Gebäude nutzen seit 2018 die vorhandene in- die Idee, ein Gebäude zu konzipieren, das nicht spielsweise in Schwachlastzeiten Strom aus dustrielle Abwärme für Heizzwecke – konven- nur große Energiemengen selbst erzeugt und Sonnenkraft zur Ladung der Batterie verwen- tionelle Heizzentralen und die Nutzung fossiler für den Eigengebrauch nutzt, sondern in Zeiten det werden, während zu Spitzenlastzeiten re- Energieträger entfallen damit. Neben der Mes- geringen Strombedarfs auch überschüssige generativ erzeugter Strom zusätzlich aus der se, dem FWTM-Kopfbau, dem neuen Stadion Energie intelligent in das Stromnetz einspeist. Batterie in das Netz eingespeist werden kann. Fazit Die Erfahrung mit dem Green Industry Park soll auch auf andere Freiburger Gewerbegebiete übertragen werden. Bereits heute kommen zahlreiche Delegationen aus dem In- und Ausland, um sich über die Green City im Allgemeinen und die Initiative „Green Industry Park“ im Besonderen zu informieren. Für Fachbesucher werden Führungen und Betriebsbesuche angeboten und für Interessierte im Quartier Informationstafeln aufgestellt. www.imakomm-akademie.de imakomm KONKRET | 2018 | 15
STRATEGIEN TITEL FÜR WIRTSCHAFTSFLÄCHEN UND -STANDORTE Der Autor: Thomas Stoffel Abteilungsleiter Wirtschaftsförderung, Freiburg S Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG Kontakt: wirtschaftsfoerderung@fwtm.de Solaranlage Messe Freiburg Kommentar: Übertragbarkeit auf Klein- und Mittelstädte? Die Umsetzung eines „nachhaltigen Gewerbegebietes“ – in Freiburg beispielhaft – ist ein kom- plexes Unterfangen. Es gibt nicht DAS nachhaltige oder gar smarte Gewerbegebiet. Vielmehr ist eine individuelle Strategie (Was soll „smart“ im Konkreten bedeuten? Welchen „Reifegrad“ hat das Gebiet auf dem Weg hin zu einem nachhaltigen / „smarten“ Gebiet? usw.) notwendig. Diese besteht in Freiburg. Die Notwendigkeit, eine solche Gesamtstrategie zuerst zu erarbeiten, ist auf jede Stadt übertragbar. Gleiches gilt für das systematische Vorgehen in Freiburg. Gleichwohl sind für eine solche Gebietsentwicklung erhebliche personelle Ressourcen in Planung und Durchführung notwendig – hier dürfte bei Klein- und Mittelstädten die entscheidende Barriere liegen. Nichtsdestotrotz zeigt Freiburg wiederum: Ein Erfolgsfaktor ist die Vernetzung der Akteure (Firmen, Institutionen usw.) im Gebiet und die kooperative Erarbeitung / Priorisierung von Maßnahmen. Dies entspricht auch dem Bottom-up-Ansatz von smart cities, gerade auch in bestehenden Gebieten. Vor allem in Bestandsgebieten ist eine intensive Kommunikation und Überzeugungs- arbeit bei den ansässigen Unternehmen zu leisten – natürlich mit erheblichem Aufwand und Die Autorin: Ausdauervermögen. Umso wichtiger dürften auch Leuchtturmprojekte sein. Vorteile für Firmen Julia Bubbel sind herauszuarbeiten. imakomm AKADEMIE GmbH Bereich Markt- und Standortanalysen Insgesamt: Freiburg als inspirierendes Beispiel, dessen grundsätzlicher Ansatz – skaliert – auf Kontakt: bubbel@imakomm-akademie.de Klein- und Mittelstädte tatsächlich übertragbar scheint. 16 | imakomm KONKRET | 2018 www.imakomm-akademie.de
STADT- UND INNENSTADTENTWICKLUNG Frisches Blut und frischer Wind in der Blautopfstadt: Entwicklungskonzept zur Belebung der Innenstadt von Blaubeuren „Es ist verrückt, die Dinge immer gleich zu machen und dabei auf andere Ergebnisse zu hoffen“ (frei nach Albert Einstein). Diese Erkenntnis ist 2015 Paradigma aller folgenden Überlegungen der Stadt Blaubeuren (ca. 12.100 Einwohner, Region Donau-Iller, Baden-Württemberg) zur Stärkung der Innenstadt gewesen. Gewählt wurde ein ganzheitlicher Ansatz, der zu klaren Schwerpunkten für die künftige Innenstadtent- wicklung führte. Ist das Innenstadtentwicklungskonzept, das zusammen mit der imakomm AKADEMIE erstellt wurde, nun eigentlich ein städtebauliches Konzept? Oder ein Marketingkonzept? Egal – denn angesichts der Herausforderungen in Blaubeuren, die stellvertretend chlichun für viele Klein- und Mittelstädte sind, sollten Lösungen parallel und unabhängig von deren Zuordnung zu Fachgebieten erarbeitet werden. a s t i va t i on Die Lösung in Blaubeuren ist individuell – doch acht zentrale Stellschrauben scheinen dabei auf viele Städte übertragbar – Gedanken zu r übertragbaren methodischen Ansätzen. M o e le b u g Ve B ng stanz Lo g i Sub k S chlichun t a t i va t i on r s r o e le b u ukturen M S g Ve t B r ng ukturen ind stanz fü Lo g i W r fr hen Sub isc k Tr e i b e r ür fr i s c h e s Bl ut f Str u kt u r e n Str ind ukturen fü W r fr hen isc Tr e i b e r ür fr i s c h e s Bl ut f www.imakomm-akademie.de imakomm KONKRET | 2018 | 17
STADT- UND INNENSTADTENTWICKLUNG Substanz Versachlichung Motivation Jede Stadt hat Substanz – Standortfaktoren, die Konsequenz aus der Anwendung einer nach- Ein Seitenhieb an unsere Branche: Eine rein teilweise sogar eine Alleinstellung (historische vollziehbaren Logik und dabei der Gegenüber- zahlenorientierte Analyse und „Abfrage“ von Begebenheiten, Persönlichkeiten, Lage, usw.) stellung aus Substanzanalyse („Fakten“) mit Sichtweisen der Akteure wird der Situation, begründen. Diese Substanz scheint in jeder Eigensicht (Dialoge mit Anspruchsgruppen) in der sich mittlerweile viele dieser Akteure Innenstadt offensichtlich, gibt es doch kaum und Expertise von außen (imakomm AKADEMIE, (beispielsweise Facheinzelhandel, kleinere eine (Innen-)Stadt, für die noch kein Stärken- u. a. Benchmark mit vergleichbaren Kommu- Gastronomiebetriebe) befinden, nicht gerecht. Schwächen-Profil erstellt wurde. nen): Themen, die bisher emotional diskutiert Der „Faktor Mensch“ wird bei ausdünnenden wurden, können versachlicht werden. Angebotsstrukturen zu einem echten Erfolgs- Allerdings: Bewertungen und die Relevanz dieser faktor. Konsequenz: Dialoge müssen neben Standortfaktoren sind zu überdenken, und zwar der Analyse auch Perspektiven für die Akteure anhand der methodischen Konfrontation mit Trends. aufzeigen. Bereits in der Analysephase müssen Ein Ergebnis in Blaubeuren ist beispielsweise der Lösungen diskutiert werden. Umgang mit Zielgruppenpotenzialen: Touristen wurden insbesondere vom innerstädtischen Einzel- handel bisher zu wenig in Werbemaßnahmen oder BELEBUNG FRISCHER WIND durch angepasste Öffnungszeiten angesprochen. So kurios es klingt: Diese Zielgruppe musste als solche für die Innenstadt überhaupt erst wieder definiert werden – obwohl eines der touristischen Highlights, der Blautopf, direkt an der Innenstadt liegt. Initiativkreis Kooperation Logik (v.a. Private) mit DHBW Die Analyse der Substanz, Dialoge mit Händlern, Kümmerer Kunden usw. müssen einer Logik folgen. Das (Stadt) Arbeitsteilung zwischen privaten Innenstadtakteuren (Events, Werbung), Stadt (Nutzungsmanagement klingt banal, ist es aber nicht, denn: Ein ganzheit- und Events/Werbung) und Kooperation mit einer licher Ansatz führt schnell zu einer ausufernden Hochschule (Studien, Pop-up-Projekt, Konzepte zur Analyse „von allem“. Vielmehr müssen Bele- Digitalisierung usw.) für einen permanenten Know- bungspotenziale definiert werden. Notwendig ist how-Transfer. So sind die Strukturen in Blaubeuren zur künftigen Innenstadtstärkung aufgebaut. also ein „Modell“, welches hierzu Ergebnisse von Anfang an ordnet. FRISCHES BLUT Treiber Auch hier gilt der „Faktor Mensch“. Die abzu- leitende Lösung muss zentrale Umsetzer par- allel und gleichbedeutend zu den Inhalten de- finieren. Das heißt: Die Planung der Umsetzung muss BESTANDTEIL der Konzeption sein, also früher im Prozess erfolgen. Belebung Die Maßnahmen, die Frequenz in die Innenstadt bringen sollen, sind in Blaubeuren bestimmten Schwerpunkten und Zielgruppen zugeord- net. Hier handelt es sich in einer ersten Um- setzungsphase (2018/19) um städtebauliche Maßnahmen (Wegeverbindungen insbesondere mit Installationen für Familien mit Kindern, die Alleinstellungsmerkmale Blaubeurens aufgrei- fen), Erhöhung der Transparenz der Angebote Ein möglicher Ansatz für die ganzheitliche Analyse einer Innenstadt, welcher in Blaubeuren angewandt wurde: eine und Intensivierung der Nutzung „neuer“ Kom- Kombination aus zu untersuchenden Nutzungen / Funktionen (Wohnen, Gastronomie usw.), möglichen Kaufkraftquellen munikationskanäle (facebook-Auftritt usw.). sowie strukturellen Überlegungen und die Fähigkeit, auf künftige Trends reagieren zu können (Zukunftsfestigkeit). 18 | imakomm KONKRET | 2018 www.imakomm-akademie.de
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