So bekommt Ihr das Archiv in den Griff - Eure Archive sind das Gedächtnis der Kolpingsfamilie. Sie müssen erhalten werden!
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Praxistipps Eure Archive sind das Gedächtnis der Kolpingsfamilie. Sie müssen erhalten werden! So bekommt Ihr das Archiv in den Griff Wir haben eine lange Verbandsgeschichte. Da dürfen sich die Unterla- gen auch mal türmen. Doch der Platz wird eng. Was tun? Auslichten ist die Devise. Doch was kann weg, was muss bleiben? Das ist die Frage! Die Antwort ist nicht immer einfach und die Umsetzung oft schwierig. Des- halb hier einige Tipps, Anregungen und Lösungsmöglichkeiten. Von Marion Plötz Illustration: picture alliance/dieKLEINERT.de 22 Idee & Tat 2/2019
Praxistipps W er kennt das nicht: Massen von Unterlagen türmen sich aufeinan- Die Dokumentationsstelle KOLPING hat die Aufgabe, der. Der Aktenberg ist erdrückend, das Erbe Kolpings zu bewahren und es den Mitgliedern sowie die Regale sind vollgestopft, der Keller ist ein der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dafür verfügt das wildes Durcheinander. Schon beim Anblick, Kolpingwerk Deutschland über ein Archiv und eine Präsenz- verliert man den Durchblick – und vielleicht bibliothek im Bundessekretariat. Sie hilft Euch mit Rat und Tat! auch die Nerven. „Nichts wie weg!“, schreit dann der Fluchtinstinkt. Doch eine innere Stimmt rät zur Tat, schließlich wisst Ihr um die Bedeutung Eurer Kolping-Archive vor Ort. ping’sche Erbe in seiner Vielfalt der Nachwelt Die Anlässe zur Nutzung eines Archivs kön- zu erhalten. nen vielfältig sein. Vielleicht feiert Ihr ja bald Besondere Wachsamkeit verdient deshalb Euer Jubelfest und möchtet dazu eine Fest- die eigene „Produktion“, seien es Eure Veröf- schrift herausgeben. Oder weniger erfreulich: fentlichungen, der Schriftverkehr, das Veran- Ihr müsst – aus welchen Gründen auch immer staltungsfoto et cetera pp. Hier sollte der Dau- – einen Eigentumsbeweis erbringen. Oder Ihr men bei der Bewertung der Archivwürdigkeit schwelgt schlichtweg in Erinnerungen und erst mal hochschnellen. Eine Faustregel be- möchtet einen Fotoabend veranstalten. Viel- sagt dann auch: „Wo Kolping draufsteht, ist leicht bietet sich auch die Gelegenheit für ei- Kolping drin“ und sollte aufgehoben werden. ne Kolping-Ausstellung. Dann möchte man Von Relevanz sind gleichermaßen Werke, in aufwarten können. Ebenso möchte man dem denen Eure Kolpingsfamilie erwähnt wird. In Studierenden, dem Heimatforscher oder dem erster Linie sind das Zeitungsauschnitte; es Wissenschaftler bei der historischen Arbeit können aber auch Stadtgeschichten oder an- helfen. Oft sind es auch Familienangehörige derweitige Publikationen sein. auf den Spuren ihrer Ahnen, die man mit ei- Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit er- nem Hinweis glücklich machen kann. Doch heben zu können, sollen Euch nun einige Pra- das geht eben nur, wenn man im Archiv für xisbeispiele eine Orientierungshilfe für den Ordnung sorgt und eine Auswahl trifft. Auswahlprozess der Archivwürdigkeit bieten. Grundsätzlich gilt für Publikationen: Fest- schriften, Chroniken, Programme, Rundschrei- Archivwürdigkeit ben, Imagebroschüren und Vereinszeitschrif- ten sowie Flyer sollten aufbewahrt werden, Verantwortliche für Archive managen die ebenso Zeitungsausschnitte. Sie dokumentie- Überlieferung und damit zum Teil die Ge- ren Eure Aktivitäten nach außen und spiegeln schichtsschreibung. Sie alleine bestimmen, die Geschichte Eurer Kolpingsfamilie wider. welche Unterlagen in das Archiv dürfen. An- Unter dem historischen Aspekt sind Eure Archi- gesichts der (Un-) Mengen müssen sie eine valien besonders interessant, zum Beispiel Trennlinie ziehen zwischen der Archivwür- Gründungsurkunden, Kassen- und digkeit und der Kassation, kurzum zwischen Vernichten und Aufbewahren, zwischen „Weg und Bleibt“. Schließlich kann man nicht Wegwerfen Behalten alles aufbewahren; schon alleine aus Platz- } Dubletten } Alles vor 1945 gründen muss man die Bestände durchfors- } Publikationen von Dritten } Korrespondenz ten. Doch welche Kriterien spielen bei der z.B. Amtsblätter, Gesetze } Urkunden Bewertung der Archivwürdigkeit eine Rolle? } Kopien } Objekte Das eigene Sammelgebiet ist maßgeblich } Rechnungsbelege } Vereinszeitschriften für die Beurteilung, ob etwas archiviert wer- nach Aufbewahrungsfrist } Programme, Einladungen, den soll. Bei Euch ist das ein klarer Fall: Ihr } Banales, z.B. Bestell-, Flyer solltet alles von und über Eure Kolpingsfami- Anmeldewesen } Festschriften, Chroniken lie sammeln, nichts Anderes. Schließlich sind } Bilder, Fotos, Filme Eure Archive das exklusive Gedächtnis Eurer Angaben ohne Gewähr } Bauskizzen Kolpingsfamilie! Umso wichtiger ist es, die ei- } Genehmigungen, Verträge NLULU(YJOP]L]VY6Y[a\WÅLNLU\TKHZ2VS- Idee & Tat 2/2019 23
Praxistipps Protokollbücher, Akten, Briefe sowie Ver- Welt vielleicht etwas anders aus. Sie liefern einsfahnen, Fotos und Videos. Denn diese gibt einen schnellen Einstieg in die Geschichte Eu- es meist nur einmal. Zudem haben sie mitun- rer Kolpingsfamilie und machen sich immer ter juristische Beweiskraft. In dem Zusam- gut als Geschenk. Schneller kann man Wer- menhang sei auch noch mal an Bauskizzen, bung nicht machen. Verträge über den Hauskauf, Nutzungsrechte Eine doppelte Ablage ist ebenso zu vermei- etc. erinnert. Und natürlich solltet Ihr alle Un- den. Kopien oder Fotoabzüge können weg, terlagen aus der Zeit vor 1945 aufbewahren. sofern man das Original besitzt, ebenfalls Un- Diese haben angesichts der massiven Zerstö- terlagen von den überörtlichen Ebenen, wie rungen im Zweiten Weltkrieg, unter denen den Diözesan- und Landesverbänden, Regio- auch das Archiv des Kolpingwerkes in Köln nen oder dem Kolpingwerk Deutschland, von litt, Seltenheitswert. denen man ausgehen kann, dass sie dort ar- chiviert werden. Beispiele hierfür sind Proto- kolle der Diözesanversammlungen, Rechen- Kassation schaftsberichte sowie Programmhefte. Im Zweifel sollte man beim Verfasser respektive Archivieren heißt aber auch, sich vom Unnö- dem Herausgeber kurz nachfragen. tigen befreien. Das kostet nicht nur Überwin- Unzweifelhaft sind hingegen nicht-Kolping- dung, sondern verlangt auch gewisse Kennt- relevante Publikationen, die man getrost weg- nisse. Man muss das Ganze im Blick behalten, werfen kann. Vielleicht fällt dies schwer, bevor man mit der Axt durch den Wald geht. schließlich hatte die Sammlung einst wertvol- Schließlich will keiner einen unwiederbringli- le Informationen für die eigene Arbeit gelie- chen Verlust der eigenen Geschichte seiner fert. Doch man darf sich damit trösten, dass Kolpingsfamilie melden. Deshalb denkt im- sie in den meisten Fällen in einer Bibliothek mer quer: Welche Folgen hat das Vernichten oder beim Herausgeber abrufbar sind, teils der einzelnen Unterlagen für die Überliefe- auch im Internet. Also warum Gesetzessamm- rung der Geschichte Eurer Kolpingsfamilie? lungen, Amtsblätter, Kataloge und (Sach-) Bü- Oft sind es Einzelfallentscheidungen, die man cher noch aufheben? Etwas anders sieht es mit gut begründen und verantworten muss. der Literatur nach 1945 über Adolph Kolping Weniger problematisch sind Kassenbelege. und dem Kolpingwerk aus. Fragt Euch, ob Ihr Aus archiv-historischer Sicht interessieren die- sie bei Euch braucht oder ob es ausreicht, se – mit einigen Ausnahmen der Beweisfüh- wenn ein Exemplar in einer Bibliothek in Eu- Y\UN ]VU OPZ[VYPZJOLU =LYÅLJO[\UNLU ¶ RLP- rer Nähe vorhanden ist, zum Beispiel in der nen. Wie die Erfahrung zeigt, werden aber Pfarrbücherei. ausgerechnet die Quittungen zuhauf aufbe- Und zu guter Letzt: Es muss eine Kassations- wahrt und verstopfen die Regale über Jahr- liste erstellt werden. Dabei braucht man nicht zehnte. Gewiss spielt Angst vor dem Fiskus päpstlicher als der Papst zu sein. Es reicht, dabei eine Rolle. Deshalb erkundigt Euch wenn Ihr im groben festhaltet, warum welche nach den gesetzlichen Aufbewahrungsfristen. Unterlagen in welcher Größenordnung im Anhaltspunkte bieten die Merkblätter der In- Altpapier, dem Reißwolf oder der professio- dustrie- und Handelskammern; im Zweifels- nellen Aktenvernichtung gelandet sind. Das fall hilft der Steuerberater. dient der späteren Nachvollziehbarkeit und Dubletten sind auch so ein leidiger Fall. Oft KLY:LSIZ[YLÅL_PVU+LYWVZP[P]L,MMLR[KHILP! wird das x-te Exemplar der gleichen Broschü- Man weiß, dass man danach nie mehr zu su- re, des gleichen Flyers und anderer Publikati- chen braucht! onen aufgehoben – „Es könnte ja mal einer vorbeikommen …“. Aber Hand auf ’s Herz: Wann war das zum letzten Mal der Fall? Und Subsidiäre Archivführung was ist überhaupt von Interesse? Der Veran- Z[HS[\UNZÅ`LY H\Z KLT SL[a[LU 1HOY PZ[ ZJOVU „Wer aber soll das alles bitte umsetzen?“, wieder Schnee von gestern. Also weg mit dem wird sich so mancher Leser jetzt fragen. Wir Packen. Ihr habt ja ein, zwei Exemplare im Ar- ^PZZLU \T KPL(UZ[YLUN\UNLU KLY 7ÅLNL LP- chiv aufgehoben. Bei Festschriften sieht die nes Archives, und wir wissen auch, dass dies 24 Idee & Tat 2/2019
Praxistipps dem einem besser gelingt als dem anderen. immer noch. Meist lässt sich eine Einigung Begünstigt sind natürlich diejenigen, die ei- ÄUKLU >LUU 0OY \UZPJOLY ZLPK RUU[ 0OY nen Archivverantwortlichen hatten bezie- Euch vor Vertragsabschluss auch an die Do- hungsweise haben, jemand der sich mit einer kumentationsstelle KOLPING wenden. Wir gewissen Regelmäßigkeit um die „alten sind zwar keine Juristen, werfen aber gerne Schätzchen“ Eurer Kolpingsfamilie kümmert. einen kritischen Blick auf das Vertragswerk. Doch was ist, wenn sich keiner bereit er- 5. Wenn Ihr eine zufriedenstellende Lösung klärt, das Archiv zu führen, sei es aus Alters- gefunden habt, freuen wir uns alle. Schließ- gründen, Zeit- oder Platzmangel oder schlicht- lich sollen soweit wie möglich Eure Archive weg fehlendem Interesse? Was passiert mit vor Ort bleiben. Aber was ist, wenn Ihr par- dem Archiv, wenn wirklich alle Stricke reißen [V\[ RLPUL ,PUPN\UN ÄUKL[ H\JO UPJO[ TP[ und nichts mehr geht? Macht Euch keine Sor- einem anderen örtlichen Archiv? In diesem gen, wir helfen Euch in und aus der Not! Da- Fall, aber wirklich nur dann, springen wir zu haben wir das System der sogenannten nachgeordnet, sozusagen als letzte Instanz „subsidiären Archivführung“ eingeführt – ein und übernehmen Eure Bestände – selbst- schließlich soll die Geschichte Eurer Kol- verständlich mit einem für Euch guten De- pingsfamilie nicht unter die Räder kommen. positalvertrag. 6. Sollte dieses Szenario eintreten, wendet Eu- Das Verfahren dabei ist eigentlich ganz ein- ch bitte an die Dokumentationsstelle KOL- fach und erfolgt in mehreren Stufen: PING und gebt bitte schriftlich den Umfang Eures Bestandes in Regalmetern an. Übri- 1. Zunächst müsst Ihr – hier ist der Vorstand gens: Ein Regalmeter ist ein Meter Breite gefragt – entscheiden, ob Ihr das Archiv be- ungeachtet der Tiefe oder Höhe. Die Anga- halten oder in gute Hände übergeben wollt. ben brauchen wir für unsere Raumpla- 2. Ist die Übergabe geplant, so wendet Euch nungen. bitte an den für Euch zuständigen Diözesan- verband. Bietet dort Eure Archivalien zur Archivierung an. Das schreibt die Satzung Ausblick der Kolpingsfamilie im Kolpingwerk +L\[ZJOSHUK ]VY H\JO PT -HSSL KLY(\Å- Ihr seht, Eure Archive liegen uns am Herzen. sung einer Kolpingsfamilie! Damit wird Deshalb möchten wir Euch soweit wie mög- dem Verlust vorgebeugt, und der Verbleib ist lich begleiten. Der erste Schritt ist jetzt ge- nachvollziehbar. macht. Sicherlich benötigen wir auch mal Eu- 3. Sollte der Diözesanverband nicht in der La- re Hilfe, zum Beispiel bei derVervollständigung ge sein, Euren Bestand zu übernehmen, unserer Bibliotheksbestände. Verfolgt deshalb dann könnt Ihr bei Euren örtlichen Archiven bitte demnächst auch entsprechende Meldun- nachfragen, ob Sie Eure Unterlagen depo- gen im Newsletter des Kolpingwerkes nieren möchten. Das können das Stadt- und Deutschland. Diesen könnt Ihr gerne abon- Gemeindearchiv, das Archiv Eurer Pfarrge- nieren unter dem Link www.kolping.de/nc/ meinde oder auch das Bistumsarchiv sein. service-shop/newsletter Zwingend erforderlich ist der Abschluss Schließlich wollen wir alle das Kolping’sche eines Archiv- respektive Depositalvertrages. Erbe mit seiner Vielfalt geschlossen erhalten, Dabei müssen die Eigentumsrechte unein- nutzen und einer interessierten Öffentlichkeit geschränkt und unbefristet gewährt werden! zugänglich machen – auch in Zukunft! Ge- Sonst erlebt man böse Überraschungen, wie meinsam gelingt uns das! wir in der Vergangenheit immer wieder er- lebt haben. Fallstricke stellen oft auch die 2VZ[LUM YKPL,YZJOSPL\UN\UK7ÅLNLKLY Zugang und die Urheberrechte dar. KONTAKT 4. Lasst Euch deshalb vorher einen Vertrag zei- Marion Plötz, Leiterin Dokumentationsstelle KOLPING gen, vielleicht auch von einem anderen Ar- } Telefon: 0221 2 07 01–141 chiv. Schaut Euch das Vertragsmuster zu } E-Mail: marion.ploetz@kolping.de Hause in Ruhe an. Verhandeln kann man Idee & Tat 2/2019 25
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