So kommen wir besser voran - 15 Fakten zu nachhaltiger Mobilität - Heinrich-Böll-Stiftung
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So kommen wir besser voran 15 Fakten zu nachhaltiger Mobilität
Inhalt Fakt Seite Vorwort 4 01 – Klimaschutz 6–7 02 – Ökostrom 8–9 03 – Elektromobilität 10–11 04 – Ressourcenschutz 12–13 05 – Mobilitätsangebote 14–15 06 – Smarte Vernetzung 16–17 07 – Digitalisierung 18–19 08 – Digitale Infrastruktur 20–21 09 – Ländliche Räume 22–23 10 – Öffentlicher Personennahverkehr 24–25 11 – Flächengerechtigkeit 26–27 12 – Lebenswerte Stadt 28–29 13 – Radfahren 30–31 14 – Eisenbahn 32–33 15 – Beschäftigung 34–35 Verweise 36–38 Impressum 39
Vorwort Vorwort Individuelle Mobilität ist ein Ausdruck von Selbstbestimmung und Freiheit. Gerade deswegen gibt es starke ökologische und soziale Forderungen an die Neugestaltung des Verkehrssystems. Das aktuelle Verkehrssystem produziert zu viel Stau, Lärm, Luft- verschmutzung und andere Umweltbelastungen. Eine Mischung aus Ordnungsrecht und Anreizen muss ein Verkehrssystem för- dern, das dem Schutz von Klima und Gesundheit dient. Der öffentliche Verkehr muss ausgebaut und modernisiert werden, damit ihn noch mehr Menschen gerne nutzen. In Städten und in ländlichen Regionen sind mehr und sichere Radwege gefragt. Es braucht mehr Anreize für den Kauf von klimaschonenden Elek- trofahrzeugen, und der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss beschleunigt werden. Mobilitätsunternehmen, die bereits in kli- maschonende Technologien und emissionsfreie Antriebe inves- tieren, benötigen industriepolitische Unterstützung. Gleiches gilt für die Automobilindustrie, wenn sie zukunftsfähige Arbeitsplätze schafft, wenn die Beschäftigten für den klimagerechten Umbau dieser Schlüsselindustrie weitergebildet werden. Das Bedürfnis der Bürgerinnen und Bürger nach einer ent- spannten, klimaschonenden, gesunden und sicheren Fortbewe- gung ist groß. Haben Sie auch schon mal gedacht: «Ich will das ja auch, aber wie soll das gehen?» Mit diesem Heft möchten wir Antworten geben. Wir wünschen eine erkenntnisreiche Lektüre. Dr. Stefanie Groll, Referentin Ökologie und Nachhaltigkeit, Heinrich-Böll-Stiftung 4
15 Fakten zu nachhaltiger Mobilität Böll.Fakten Energiewende
Fakt 01 – Klimaschutz «Der Verkehr ist ein zentraler Faktor für den Klimaschutz.» Die Jahre 2010 bis 2019 waren weltweit es noch 95 PS.ä 4 Die Entwicklung zu «immer das heißeste Jahrzehnt, das jemals gemes- größer, immer schneller, immer luxuriöser» sen wurde.ä 1 In Deutschland stammen rund kann durch passende Rahmenbedingungen 20 Prozent der Treibhausgas-Emissionen aus und eine andere Bewegungsmentalität um- dem Verkehr. Er ist hierzulande der Sektor, gekehrt werden. Oft braucht es dafür nur we- der bislang am wenigsten zum Klimaschutz nig Aufwand: Ein Tempolimit von 120 km/h beigetragen hat. Mit 162 Millionen Tonnen auf Bundesautobahnen würde umgehend 2,6 lagen seine CO2-Emissionen im Jahr 2018 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.ä 5 nur ein Prozent unter denen von 1990.ä 2 Pkw Andere Veränderungen, wie der Ausstieg aus und Lkw sind zwar effizienter geworden, dem Verbrennungsmotor oder der Ausbau der doch ihre zunehmende Zahlä 3 , der steigende Fahrrad- und Bahninfrastruktur, benötigen Verkehr sowie schwerere und leistungsstärke- mehr Zeit. Doch Zögern ist keine Option – wir re Modelle machen Effizienzgewinne zunich- brauchen jetzt eine Reduzierung der Emissio- te. Im Jahr 2019 betrug beispielsweise die nen im Verkehr, sonst wird Deutschland seine durchschnittliche Leistung der in Deutschland Klimaziele für das Jahr 2030 verfehlen.ä 6 verkauften Pkw 165 PS, im Jahr 1995 waren 6
71% Böll.Fakten Nachhaltige Mobilität 246 1,4 1,4 139 139 Personenfernverkehr, Personennahverkehr, Gramm CO2 pro Gramm CO2 pro Personenkilometer Personenkilometer Auslastung/Personen 19% 19% 75 28% 64 60 64% 32 28% 13 Inlands- Pkw Reisebus Eisen- Pkw Linienbus Straßen-, Eisen- Luftverkehr bahn Stadt-, bahn U-Bahn Klimafreundlich auf der Schiene Vergleicht man die Mengen an ausgestoßenen Treibhausgasen, wird deutlich: Die Schiene verdient mehr Unterstützung durch die Verkehrspolitik als die Straße. Quelle: Allianz pro Schiene (2019): Treibhausgas-Emissionen im Personen- und Güterverkehr, http://bit.ly/31cMsEM
Fakt 02 – Ökostrom «Nachhaltige Mobilität braucht Ökostrom.» Deutschland hat sich im Pariser Klimaschutz- wurden hierzulande insgesamt rund 600 TWh abkommen verpflichtet, bis zum Jahr 2050 Strom erzeugt, davon 240 aus erneuerbaren klimaneutral zu sein. Das heißt, dass alle Ver- Energien. ä 8 Der Ökostrombedarf wächst kehrsmittel bis dahin CO2-neutral betrieben also. Bund und Länder müssen schnell und werden müssen. Dafür braucht es Ökostrom. entschlossen handeln: den Weg frei machen Egal ob batterieelektrische Pkw, Oberlei- für mehr Windkraft an Land und auf der See, tungssysteme, Brennstoffzellen oder syn- für schnellere Planungs- und Genehmigungs- thetisch hergestellte Kraftstoffe (E-Fuels): verfahren sorgen und Photovoltaik ohne Be- Strombasierte Antriebe müssen mit Ökostrom schränkung fördern. Der erzeugte Ökostrom operieren, sonst ist für das Klima nichts ge- ist und bleibt ein Gut, das intelligent und ef- wonnen. Die Dekarbonisierung des Verkehrs fizient verbraucht werden muss. Die direkte – also der Betrieb der Verkehrsmittel ohne Nutzung von Strom ist im Elektromotor am fossile Energien – erfordert im Deutschland effizientesten. Der Gesamtwirkungsgrad ei- des Jahres 2050 zwischen 550 und 900 Tera- nes batterieelektrischen Antriebs liegt bei wattstunden (TWh) Strom.ä 7 Für die Höhe ist rund 69 Prozent, bei der Brennstoffzelle sind entscheidend, ob der Strom direkt in E-Au- es 26 Prozent und bei synthetischen Kraft- tos oder für die Produktion synthetischer stoffen nur 13 Prozent.ä 9 Kraftstoffe eingesetzt wird. Im Jahr 2019 8
Böll.Fakten Nachhaltige Mobilität Zusätzliche Netzbelastung 5fach Bis 30% Netzbelastung E-Autoanteil wird reduziert gibt es keine 4fach grundsätzlichen Probleme * 3fach Mehrbelastung durch ungünstige Steuerung 2fach * Entlastung durch netzdienliche Steuerung Anteil heute E-Autos 0% 30% 60% 100% Ungesteuert Netzdienlich Keine Überlastung * Steuerbarkeit hilft, lokaler Überlastung Netzausbau hier dennoch notwendig Elektromobilität und Verteilnetze Eine netzdienliche Ladung sollte zum Standard werden. Dafür braucht man perspektivisch eine «smarte» Infrastruktur und Netze sowie finanzielle Anreize für Nutzer/innen. Quelle: Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE|FNN) und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) (2018): Netzdienliches Laden, https://rb.gy/f3x1j2
Fakt 03 – Elektromobilität «Elektroautos haben schon heute eine bessere Klimabilanz als Verbrenner.» Drei Arten von Emissionen bestimmen die gesamten Lebenszyklus betrachtet, E-Autos Klimabilanz eines Autos – und jedes anderen eine bessere CO2-Bilanz aufweisen als fossil Produktes: die sogenannten «vorgelagerten» betriebene Autos. Grundlage der Studie war Emissionen, die Emissionen aus dem Betrieb der derzeitige und der entlang der deutschen und die Emissionen bei der Entsorgung bzw. Klimaziele prognostizierte Strommix.ä 10 Das dem Recycling. Vorgelagerte Emissionen Schwedische Umweltforschungsinstitut IVL fallen zum Beispiel bei der Batterieherstel- hat im Jahr 2019 berechnet, dass bei der lung an. Während beim Verbrenner-Pkw Produktion einer herkömmlichen Batterie die Auspuff-, also die Betriebsemissionen, zwischen 61 und 146 Kilogramm CO2 pro die Klimabilanz am meisten beeinflussen, eingesetzter Kilowattstunde entstehen. Der spielen beim E-Auto die Emissionen aus der CO2-Fußabdruck hängt stark davon ab, wel- Herstellung der Batterien und des Stroms für cher Strom für ihre Produktion verwendet den Betrieb eine größere Rolle. Eine Stu- wird.ä 11 Je höher der Anteil der erneuerba- die im Auftrag der Denkfabrik Agora Ver- ren Energien, desto größer der Klimavorteil kehrswende hat ergeben, dass, über ihren von E-Autos. 10
Böll.Fakten Nachhaltige Mobilität 20 22 5 5 17 3 133 119 78 35 28 95 57 58 Benzin Diesel Elektro Herstellung, Wartung, Lebensdauer Energiebereitstellung Emissionen (Auspuff) Laden statt Tanken Klimabilanz von Pkw in Deutschland nach 150.000 Kilometern Fahrleistung für verschiedene Kraftstofftypen und Antriebe, in Gramm CO2-Äquivalente pro Kilometer. Bei den batterieelektrisch angetriebenen Pkw sind Durchschnittswerte aus dem prognostizierten Strommix von 2016 bis 2030 zugrunde gelegt. Quelle: Agora Verkehrswende/ifeu (2019): Klimabilanz von Elektroautos, S. 48, http://bit.ly/2IMjDIW
Fakt 04 – Ressourcenschutz «Für eine ökologische Modernisierung des Verkehrs braucht es kleinere und weniger Autos.» Wie für herkömmliche Verbrenner-Pkw, oft in illegalen Minen schürfen. Auch arbeiten benötigt auch die Produktion batterieelek- in einigen Minen Kinder.ä 14 Der ökologische trischer Autos eine Menge Rohstoffe. Bei Rucksack eines Elektroautos kann verklei- Elektroautos sind es besonders die Batteri- nert werden, indem möglichst wenig Material en, die wertvolle Rohstoffe wie Lithium und verbaut wird, die E-Autos also sparsam und Kobalt erfordern. Deren Abbau kann Um- mit kleiner Batterie ausgestattet sind. Je weltschäden verursachen. So werden große größer und schwerer, desto mehr Strom und Mengen an Wasser verdunstet, um Lithium höhere Batteriekapazitäten benötigen sie. zu gewinnen. Dies kann in den betroffenen Die Batterien müssen zudem recyclingfähig Regionen den Grundwasserspiegel absenken sein, die EU bereitet dazu eine entsprechende und Natur und Landwirtschaft stark beein- Regelung vor. Um die Arbeitsbedingungen in trächtigen. ä 12 Alternative Verfahren zur den Herkunftsländern zu verbessern, fordern Lithiumgewinnung mit weniger Wasserver- Umwelt-, Sozial- und Entwicklungshilfeor- brauch sind möglich.ä 13 Sie müssen umgehend ganisationen ein Gesetz, das Unternehmen flächendeckend angewendet werden. In Ab- ökologische und menschenrechtliche Sorg- baugebieten von Kobalt, wie beispielsweise faltspflichten für die gesamte Lieferkette im Kongo, herrschen zudem zum Teil kata- ihrer Produkte auferlegt. strophale Bedingungen für die Arbeiter, die 12
Böll.Fakten Nachhaltige Mobilität 30 Mio 1990 48 Mio 2020 Stau vom laufenden Band Die Zunahme an Pkw steht der Zunahme an Lebensqualität entgegen. Die Blechlawine verursacht Unfreiheiten z. B. in Form von Stau, Stress und Lärmbelästigung. Quelle: Kraftfahrzeug-Bundesamt (2020): Pressemitteilung Nr. 6/2020 - Der Fahrzeugbestand am 1. Januar 2020, https://rb.gy/wwreuo
Fakt 05 – Mobilitätsangebote «Wer im Alltag verschiedene Verkehrsmittel kombiniert, kann individuelle Mobilität sehr effizient gestalten. » Ob Berlin, Augsburg oder Helsinki: Immer auf verschiedenen Wegen. Ein multi- und mehr Städte bauen ihr Verkehrssystem so intermodales Mobilitätsangebot sollte leicht aus, dass für jedes individuelle Mobilitäts- bedienbar sein, so wie in Helsinki: Dort bedürfnis die richtigen Verkehrsmittel zur führt die App «Whim» Transportmittel vom Verfügung stehen. Dabei wird eine attrakti- Mietfahrrad über das Taxi bis zur Metro zu- ve Bus-, Bahn- und Radverkehrsinfrastruktur sammen. Für sechzig Euro gibt es ein ent- mit Miet-Angeboten für Fahrräder, E-Autos, sprechendes Monats-Abo.ä 15 Zum Vergleich: E-Rollern oder «Ridesharing»-Diensten – das Ein eigenes Auto in Deutschland kostet 400 sind Mitfahrgemeinschaften – kombiniert. bis 700 Euro monatlich.ä 16 Durch den Ausbau Pendler gelangen mit der S-Bahn in die des ÖPNV und stationärer Carsharing-Ange- Stadt und leihen sich für die letzte Wegstre- bote könnten deutschlandweit täglich bis zu cke ein Rad. Für Wochenendeinkäufe steht 3.500 Tonnen CO2 eingespart werden, so das ein E-Mietwagen bereit, abends nach der Umweltbundesamt.ä 17 Wer sich multi- und Familienfeier ein Shuttledienst. Werden auf intermodal fortbewegt, gewinnt auch Lebens- einem Weg verschiedene Verkehrsmittel zeit: In den staureichsten Städten Deutsch- kombiniert, spricht man von «Intermodali- lands verbringen Autofahrende jährlich fünf tät». «Multimodalität» bezeichnet die Ver- Tage im Stau.ä 18 wendung unterschiedlicher Verkehrsmittel 14
Böll.Fakten Nachhaltige Mobilität WLAN, Trinkwasser, Haltepunkt Toiletten des öffentlichen Nahverkehrs Service WC Wartebereich, Abstell- Treffpunkt, Auskunft, plätze für Paketstation Service, Personen- und Kiosk Lastenräder Ladestation für Elektro- fahrzeuge Parkflächen für Mieträder und Mietautos Alles an einem Ort An Mobilitätsstationen lassen sich viele verschiedene Mobilitätsangebote kombinieren. Sie können in Städten und in ländlichen Regionen errichtet werden. Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung / VCD (2019): Moblitätsatlas: Daten und Fakten zur Verkehrswende, https://bit.ly/2UXfR5Q
Fakt 06 – Smarte Vernetzung «Das Smartphone erleichtert individuelle Mobilität.» Acht von zehn Menschen in Deutschland Egal wie weit und ob mit Straßenbahn, Bus verwenden ein Smartphone.ä 19 Und schon oder U-Bahn – man klinkt sich beim Start in 2017 nutzte jeder Fünfte im Land eine Mo- die App ein, am Ziel aus, und das Ticket ist bilitäts-App wie den DB Navigator oder Apps bezahlt. In der Schweiz kann man den Öf- für Mieträder und Carsharing-Anbieter.ä 20 fentlichen Verkehr seit 2018 so landesweit Ride-Pooling-Dienste wie Clevershuttle (bei nutzen und bezahlen.ä 23 Smartphones und denen ein Algorithmus Fahrgemeinschaften entsprechende Mobilitäts-Apps vereinfachen zusammenstellt) oder Anbieter wie Uber die Fortbewegung, sie erleichtern den Zugang werden ausschließlich per App bestellt und zu Informationen, machen das Reisen flexib- bezahlt. Auch im öffentlichen Personenver- ler und attraktiver. Inzwischen hat das Handy kehr sind Handytickets nicht mehr wegzu- bei jungen Menschen das Auto als Statussym- denken. Fast jeder Verkehrsverbund bietet bol abgelöst.ä 24 Bei allen Vorteilen dürfen inzwischen mobile Fahrplanauskünfte und Be- auch potenzielle Nachteile nicht außer Acht zahlmöglichkeiten an.ä 21 Die Verkehrsverbün- gelassen werden: Alle genannten Anwendun- de in Göttingen und Halle setzen seit kurzem gen ermöglichen nahezu lückenlose Bewe- auf die App «Fairtiq», mit der die Abbuchung gungsprofile der Nutzer/innen. Hier müssen des Fahrpreises auf Basis der Luftlinie und also hohe Anforderungen an den Datenschutz per GPS-Ortung automatisch erfolgt. ä 22 gestellt, umgesetzt und kontrolliert werden. 16
Böll.Fakten Nachhaltige Mobilität Bike-Sharing Car-Sharing 21 ,4% % ,7 E-Scooter- 29 Sharing Roller- % Sharing 1 7,7 8,6 % 15 ,8 % % 1 5,9 Fahr- gemeinschaft per App Ride-Hailing Nutzen statt Besitzen Ergebnisse einer Umfrage in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, München und Köln über die Nutzung neuer Mobilitätsangebote in 2019 (es waren Mehrfachnennungen möglich): Car-Sharing ist am beliebtesten, Fahrgemeinschaftsangebote (= Ride-Pooling) wie Clever- shuttle oder Ride-Hailing-Dienste wie Uber sind bislang noch eher wenig nachgefragt. Quelle: Nunatak (2019): New Urban Mobility, https://cutt.ly/juQbSAn
Fakt 07 – Digitalisierung «Digitalisierung hilft, Verkehr zu vermeiden.» Die Digitalisierung ist von entscheidender Be- pro Woche im Homeoffice arbeiten, könnten deutung, um den Verkehr zu verringern sowie rund 4,5 Milliarden Kilometer Pendelstrecke das Klima und die Gesundheit der Menschen und etwa 850.000 Tonnen CO2 jährlich ein- zu schonen. So können autonom fahrende gespart werden.ä 27 IT-Unternehmen wie SAP Busshuttles in Kombination mit dem öffentli- oder Microsoft ermöglichen ihren Mitarbei- chen Nahverkehr die Anzahl von Autos in den ter/innen mobiles Arbeiten bereits in großem Städten deutlich verringern.ä 25 Als flexible Umfang. Auch können Videokonferenzen viele Ergänzung zu Bussen und Bahnen operieren Geschäftsreisen ersetzen. Im Güternah- und diese Shuttles nicht nach einem strengen -fernverkehr kann digitale Vernetzung Trans- Takt- und Haltestellenplan, sondern «on de- porte effektiver bündeln. Und wer mit dem mand», also nur, wenn es tatsächlich Passa- Auto unterwegs sein muss, dem zeigen Apps giere zu befördern gibt, auch in Randzeiten. freie Parkplätze an. So vermindert die Di- Sie verbinden Busstationen und Bahnhöfe gitalisierung auch die teure und schädliche mit Siedlungen, Gewerbegebieten, Kranken- Parkplatzsuche, mit der Autofahrer in deut- häusern oder (Hoch-)Schulen. Etliche Städ- schen Städten jährlich 41 Stunden verbrin- te in Deutschland führen Pilotprojekte mit gen.ä 28 Die Corona-Pandemie hat digitalen autonomen Shuttles durch.ä 26 Ein Teil der Geschäftsabläufen und dem Homeoffice einen Wege kann mithilfe von Digitalisierung ganz großen Schub gegeben. Es wird sich zeigen, vermieden werden: Würden zehn Prozent ob dies nachhaltig zu weniger Pendelverkehr der Erwerbstätigen hierzulande einen Tag und Geschäftsreisen führt. 18
Böll.Fakten Nachhaltige Mobilität Die sechs Stufen des autonomen Fahrens Stufe 1 - Driver only Stufe 2 - Assistiert Fahrer führt Fahrer führt dauerhaft dauerhaft Längs- und Längs- oder Querführung Querführung aus. aus. Stufe 3 - Teilautomatisiert Stufe 4 - Hochautomatisiert Fahrer muss Fahrer muss das System das System dauerhaft nicht dauerhaft überwachen. überwachen. Stufe 5 - Vollautomatisiert Stufe 6 - Fahrerlos Kein Fahrer Von Start erfoderlich bis Ziel im spezifischen ist kein Fahrer Anwendungs- erforderlich. fall. Loslassen können Noch ist nicht klar, wann Algorithmen das Steuer der Autos übernehmen. Stufe 3 und Stufe 4 befinden sich im Probetrieb. Quelle: Verband der Automobilindustrie (VDA) (2015): Automatisierung, https://kurzelinks.de/nmkw
Fakt 08 – Digitale Infrastruktur «Der Verkehr der Zukunft braucht eine verlässliche digitale Infrastruktur.» Damit man multimodal und reibungslos un- fünften Generation (5G) notwendig.ä 30 Da- terwegs sein kann, braucht man: Empfang. von ist Deutschland weit entfernt. Im Jahr Ohne Internet keine Fahrplanauskunft, kein 2018 lag die Netzabdeckung mit 4G hierzu- Fahrschein, kein Entsperren eines Mietrades, lande gerade einmal bei 66 Prozent und die kein Uber. Auch eine lückenlose und schnelle durchschnittliche Download-Geschwindigkeit Internetverbindung im Zug ist wichtig. Die betrug 23 Mbit/s.ä 31 Damit lag Deutschland Möglichkeit, in der Bahn in Ruhe online ar- hinter Ländern wie Litauen, Tschechien oder beiten, lesen und «surfen» zu können, ist ein Lettland. Die Bundesregierung will nun im Mehrwert des Zugfahrens gegenüber Auto ersten Schritt mit einer Ausbau-Förderung und Flugzeug. Vor allem auf dem Land und in Höhe von einer Milliarde Euro eine flä- an den Verkehrswegen gibt es jedoch noch chendeckende 4G-Versorgung bis zum Jahr immer zu viele Funklöcher, um diese Dienst- 2024 erreichen – und somit die Vorausset- leistungen flächendeckend gewährleisten zung für den 5G-Ausbau schaffen.ä 32 Parallel zu können.ä 29 Für eine zuverlässige Echt- dazu ist weitere Forschung zu mutmaßlichen zeitkommunikation, etwa im Eisenbahnver- Gesundheitsgefahren durch elektromagneti- kehr, sind Übertragungsraten jenseits von sche Felder geplant. 50 Mbit/s und mobiler Internetempfang der 20
Böll.Fakten Nachhaltige Mobilität Kein Empfang 2G Netz 3G Netz 4G Netz Bedingt empfangsbereit Eine flächendeckende Versorgung mit mobilen Sprach- und Datendiensten (LTE/4G) steht in Deutschland immer noch aus. Die künftige Vernetzung muss in den Dienst einer nachhaltigen Wirtschaft und Versorgung gestellt werden. So kann Digitalisierung zum Ressourcenschutz beitragen. Quelle: Zafaco (2009): Breitband-Messung, https://bit.ly/3fEKGEq
Fakt 09 – Ländliche Räume «I n ländlichen Räumen kann die Abhängigkeit vom Auto verringert werden.» Viele Menschen in ländlichen Gebieten sind dass in der Schweiz deutlich mehr Wege mit auf ein eigenes Auto angewiesen. In manchen den Öffentlichen zurückgelegt werden als in dieser Regionen wird der öffentliche Nahver- Deutschland und deutlich weniger mit dem kehr noch immer ausgedünnt. Wer dort zum Auto.ä 35 Auch hierzulande ist eine regionale Beispiel altersbedingt keinen Pkw steuern Mobilitätsgarantie denkbar, die allen Men- kann, ist auf andere angewiesen – oder muss schen ein regelmäßiges und verlässliches zu Hause bleiben. Die Abhängigkeit vom Au- Nahverkehrsangebot bietet. Zudem bringen to kann jedoch durch eine Ausbau-Offensi- durchgehend sichere Überlandwege für Fahr- ve der Bus- und Bahnanbindungen deutlich räder und Kleinst-Elektromobile vielen Men- verringert werden. In der Schweiz beispiels- schen stark verbesserte Mobilität. Das Auto weise gibt es Öffentlichen Personenverkehr wird in peripheren Regionen jedoch wichtig flächendeckend. Es gelten dort Mindest-Be- bleiben. Dort sollten Car- und Ridesharing dienstandards: In und aus allen Orten, in vermehrt zum Einsatz kommen. Auch braucht denen mindestens 300 Personen wohnen es möglichst emissionsarme Fahrzeuge. Die und die nicht an den regionalen Schienen- Bedingungen dafür sind auf dem Land besser verkehr angebunden sind, müssen zwölf Mal als in der Stadt, denn es gibt mehr Platz zum am Tag Busse fahren.ä 33 In abgelegenen, Stromtanken – am besten mit Solarstrom dünn besiedelten Gebieten ohne Linienver- vom eigenen Dach. kehr verkehren Rufbusse.ä 34 Kein Wunder, 22
Böll.Fakten Nachhaltige Mobilität unter 1 km 62 15 22 1 1 bis unter 2 km 25 19 53 4 2 bis unter 5 km 14 12 65 9 5 bis unter 20 km 4 4 80 12 20 km und länger 2 84 14 Zu Fuß Fahrrad MIV (Motorisierter Individualverkehr) ÖV (Öffentlicher Verkehr) Unterwegs auf dem Land Modal Split der Wege (= Verkehrsmittelwahl) nach Entfernungsklassen in Deutschland. Angaben in Prozent, alle Wege von Personen ab 6 Jahren; Rundungsdifferenzen. Quelle: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2019): Mobilität in Deutschland: Analysen zum Rad- und Fußverkehr, https://kurzelinks.de/icqk
Fakt 10 – Öffentlicher Personennahverkehr «Ein hochwertiger Umweltverbund bietet sichere und verlässliche Mobilität für alle.» Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) seit 2013 Gratis-ÖPNV gibt, sind nicht Auto-, ist das Rückgrat nachhaltiger Mobilität. Ein sondern vermehrt Radfahrer und Fußgänger guter Umweltverbund zeichnet sich dadurch auf Bus und Bahn umgestiegen.ä 37 In Wien, aus, dass es saubere Haltestellen und Bahn- wo Parkplätze verteuert, der ÖPNV ausge- höfe, gut ausgebaute Radwege und barrie- baut und das 365-Euro-Jahresticket einge- refreie Fußwege gibt. Die unterschiedlichen führt wurde, gab es hingegen einen deutlichen Verkehrsmittel müssen leicht zu erreichen Zuwachs an Bus- und Bahnfahrten und eine und miteinander kombinierbar sein. Bei einer Abnahme der Autofahrten.ä 38 Untersuchun- Umfrage im Jahr 2018 gaben 41 Prozent der gen zeigen: Um den Umstieg vom Auto zu Befragten in Deutschland an, bei besseren schaffen, bringt ein kostenloser ÖPNV we- ÖPNV-Verbindungen innerstädtisch auf den nig – stattdessen muss der Umweltverbund Pkw verzichten zu wollen.ä 36 Eine kürzere gestärkt und der Autoverkehr unattraktiver Taktung war für 31 Prozent eine Vorausset- werden.ä 39 Die Corona-Pandemie hat den zung dafür. Die meisten, nämlich 54 Prozent ÖPNV stark getroffen. Er ist und bleibt aber der Befragten, gaben an, bei kostenlosen alternativlos, um klimaschonende Mobilität zu Fahrscheinen auf ihr Auto zu verzichten. ermöglichen. Die öffentlichen Verkehrsunter- Beispiele aus dem Ausland zeigen jedoch, nehmen brauchen finanzielle Unterstützung, dass ein kostenloser Nahverkehr allein den um gestiegenen Hygiene- und Abstandsgebo- Autoverkehr nicht reduziert. In Tallin, wo es ten gerecht werden zu können. 24
Den öffentlichen Nahverkehr ausbauen Böll.Fakten Nachhaltige Mobilität 47 +5 Mehr und bessere Straßen und Autobahnen bauen 17 -5 Mehr Fahrradwege bauen bzw. ausbauen 14 ±0 Mehr und zuverlässigere Bahnverbindungen anbieten 13 -1 Mehr autofreie Innenstädte schaffen Vergleich in % zu 6 ±0 Januar 2018 Nahverkehr statt Autobahnen Fast die Hälfte der Deutschen findet, dass der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs die wichtigste Maßnahme gegen Verkehrsprobleme ist. Quelle: Infratest Dimap im Auftrag der ARD (2019) DeutschlandTrend, https://kurzelinks.de/px0a
Fakt 11 – Flächengerechtigkeit «Für eine gerechte Flächenverteilung in der Stadt muss der Straßenraum neu aufgeteilt werden.» Viele deutsche Städte wurden autogerecht Schließlich werden Autos im Schnitt nur eine gebaut. Das wird immer mehr zum Problem, dreiviertel Stunde am Tag bewegt und stehen denn vielfach steigen die Einwohnerzahlen, mehr als 23 Stunden rum, meist im öffentli- und fast immer gibt es zu viele Autos bei zu chen Raum.ä 40 Parkgebühren und Kosten für wenig Platz. Es gibt wenige Orte, an denen Bewohnerparkausweise in deutschen Städ- man sich gerne und entspannt aufhält: mit gu- ten sind im internationalen Vergleich sehr ter Luft, wenig Verkehr und wenig Lärm. Für niedrig. Während in Berlin das Anwohner- mehr Lebensqualität in den Städten braucht parken zehn Euro pro Jahr kostet, zahlt ein es mehr Flächengerechtigkeit: weniger Raum Autofahrer in Stockholm 827 Euro dafür.ä 41 für Autos und mehr Raum für alle anderen Nutzerabhängige Straßenentgelte, eine Art Verkehrsteilnehmer. Mittel zur Neuverteilung Pkw-Maut, könnten zur Finanzierung des der Flächen sind unter anderem Parkverbots- öffentlichen Verkehrs verwendet werden – zonen, Parkraumbewirtschaftung und vor al- auch damit dieser auf steigende Hygiene- und lem eine neue Stadt- und Verkehrsplanung. Abstandsgebote reagieren kann. 26
Circa 140 m² Böll.Fakten Nachhaltige Mobilität 50 km/h 30 km/h Stillstand 65,2 m² 41 m² 13,5 m² 15,9 m² 8,6 m² 1,2 2,5 m² m² Pkw Fahrrad Bus im Schnitt mit 1,4 Personen besetzt 20% besetzt 9,0 m² 8,7 m² 8,1 m² 5,5 m² 5,4 m² 4,5 m² Ca. 0,95 m² 2,8 2,8 1,2 m² m² m² Straßenbahn/ Tram Stadtbahn/ Lightrail Bus Zu Fuß 20% besetzt 20% besetzt 40% besetzt max. 4 km/h Ungleiche Landnahme Vergleich unterschiedlicher Flächeninanspruchnahmen (Länge, Verkehrsfläche, Bremsweg, Sicherheitsabstände) durch Pkw, Bus, Straßenbahn, Stadtbahn, Radfahrer und Fußgänger (pro Person). Das Auto braucht auf den Straßen auf Kosten anderer Verkehrsmittel zu viel Platz. Quelle: Martin Randelhoff (2019): www.zukunft-mobilitaet.net, https://t1p.de/y8xb.
Fakt 12 – Lebenswerte Stadt «Umweltfreundliche Mobilität ist ein wesentlicher Bestandteil lebenswerter Städte.» Kopenhagen gehört laut dem «Global Live- Vergleich ein sehr dichtes Haltestellennetz, ability Index 2019» der Denkfabrik Econo- günstige Preise für den Nahverkehr und ei- mist Intelligence Unit zu den zehn lebenswer- ne grundsätzlich gute Möglichkeit auf, sich testen Städten der Welt. Unter anderem kam fortzubewegen. Auch beim «Shared Mobility die dänische Hauptstadt wegen ihrer hervor- Index» von Kantar liegt Berlin auf Platz eins, ragenden Verkehrsinfrastruktur unter die Top da es vergleichsweise viele und günstige An- Ten.ä 42 Kopenhagen ist weltbekannt für sei- gebote für geteilte Mobilität wie Car- oder nen vorbildlichen Radverkehr: Die Radwege Ridesharing gibt. Ein weiteres Ergebnis der sind breit, die grüne Welle ist auf Fahrradge- Studie: Der Anteil des Autoverkehrs wird schwindigkeit eingestellt, es gibt Radschnell- in den größten Städten der Welt bis 2030 wege und Fahrradbrücken. Das Rad gilt in deutlich sinken, der Anteil des Radverkehrs Kopenhagen als Hauptverkehrsmittel, sein steigen. In Berlin ist dieser Trend schon ein- Anteil lag 2018 bei 49 Prozent der Berufswe- geleitet. Und das ebenso im gewerblichen ge.ä 43 Auch Berlin kann in Sachen zukunfts- Sektor: Paketzusteller, Lieferdienste, aber fähige Mobilität punkten. Laut der Studie auch Handwerker und andere Dienstleister «Mobility Futures» des Marktforschungsin- setzen verstärkt auf umweltfreundliche Lö- stituts Kantar liegt die deutsche Hauptstadt sungen im Stadtverkehr. Sie transportieren an der Spitze seines weltweiten Städtemobi- locker 100 kg und mehr auf Lastenrädern – litätsindex. ä44 Berlin weist im internationalen ohne oder mit Elektro-Unterstützung. 28
26 Böll.Fakten Nachhaltige Mobilität % 31 30 % 8% 1 2013 13 % 27 % 6% 2 30 % 31% 2018 18 % 27 % % Freie Fahrradfahrt voraus Gute Nachrichten: In Berlin beispielsweise steigt der Radanteil. Der motorisierte Individualverkehr nimmt anteilsmäßig ab (Werte gerundet). Quelle: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Berlin (2019): Mobilität in Berlin: Die Verkehrswende gewinnt an Fahrt, https://t1p.de/23rh.
Fakt 13 – Radfahren «Fahrradfahren ist gesund und schont die Umwelt.» Drei Viertel der Bürgerinnen und Bürger füh- Anzahl der E-Räder nimmt in Deutschland len sich durch Straßenverkehrslärm in ihrem immer weiter zu, inzwischen ist fast jedes Wohnumfeld belästigt.ä 45 Herz-Kreislauf-Er- dritte verkaufte Fahrrad mit einem Motor krankungen und psychische Beschwerden bis ausgestattet.ä 48 Auch das Dienstfahrrad- hin zu Depressionen können die Folge sein. leasing von Anbietern wie Jobrad, Bikelea- Jeder Weg mit dem Fahrrad statt dem Auto sing oder mein-dienstrad.de gewinnt immer verringert nicht nur Lärm, sondern auch die mehr an Bedeutung.ä 49 Durch die steuerliche Belastung der Luft und des Klimas. Wer das Förderung nutzen immer mehr Mitarbeiter/ Rad nimmt, tut seinem Umfeld und sich selbst innen und Unternehmen diese Angebote. etwas Gutes. Radfahren ist gesund für den Wegen der Pandemie sind viele Menschen Körper und für die Psyche. Wer regelmäßig vom ÖPNV auf das Rad umgestiegen. Städ- radelt, ist trainierter, zufriedener und aus- te und Gemeinden sind auch in Zukunft geglichener, auch in Stresssituationen.ä 46 In gut beraten, den Straßenraum zugunsten deutschen Großstädten sind 40 bis 50 Pro- des Radverkehrs neu zu verteilen. Der Be- zent der Autofahrten kürzer als fünf Kilome- zirk Friedrichshain-Kreuzberg hat im April ter.ä 47 Solche Strecken können die meisten 2020 – zunächst temporär – breitere Rad- Menschen ohne Mühe mit dem Rad zurück- spuren markiert, um den Sicherheitsabstand legen. Für hügelige oder längere Strecken der Covid-19-Eindämmungsverordnung auf können gut Pedelecs eingesetzt werden. Die dem Radweg garantieren zu können. 30
Böll.Fakten Nachhaltige Mobilität Pkw 4 km Bus & Bahn Pedelec Rad 1 km 2 km 3 km 5 km 31,44 min 28,15 min 34 min 28,43 min 6 km 8 km 7 km 9 km 10 km 45,86 min Pkw 55,00 min Bus & Bahn 49,36 min Pedelec 11 km 58,88 min Rad 12 km 13 km 14 km 15 km Von Tür zu Tür im Stadtverkehr Auf kurzen Distanzen bis sieben Kilometer ist man mit dem Pedelec schneller als mit anderen Verkehrsmitteln. Und selbst bei längeren Strecken schneidet das E-Fahrrad im Zeitvergleich sehr gut ab. Quelle: Umweltbundesamt (2019): Radverkehr, https://kurzelinks.de/rz04
Fakt 14 – Eisenbahn «I nvestitionen in die Eisenbahn sind Investitionen in den Klimaschutz.» Verglichen mit Flug-, Pkw- und Linienbusver- – das ist aber nicht genug für die notwendi- kehr im Personentransport und verglichen mit ge Modernisierung.ä 54 Es braucht schnelle Lkw im Güterverkehr ist die Eisenbahn das Verbindungen zwischen großen Städten, klimafreundlichste Verkehrsmittel.ä 50 Doch Lückenschlüsse im (grenzüberschreitenden) in Deutschland wird noch immer der Straße Regionalverkehr und Nachtzüge für entspann- Vorrang gegenüber der Bahn eingeräumt. tes Reisen durch Europa. Eine modernes und Das Schienennetz wurde von 44.600 Kilome- ausgebautes Schienennetz fördert auch die tern im Jahr 1994 auf rund 38.500 Kilome- Verlagerung von Gütertransporten von Lkws tern im Jahr 2017 verkürzt. Gleichzeitig stieg auf Güterzüge. Zur Infrastruktur-Moderni- die Straßenverkehrsfläche enorm an.ä 51 Im sierung gehört ein digitalisiertes Leit- und Jahr 2018 flossen rund 55 Prozent der staat- Signalsystem. Auch die Züge selbst könnten lichen Infrastruktur-Investitionen in Erhalt, digital aufgerüstet werden. Der «elektrische Neu- und Ausbau des Straßenverkehrs, wäh- Güterwagon» kontrolliert fortlaufend den rend gut 45 Prozent für das Schienennetz be- technischen Zustand des Wagens, ermöglicht reitgestellt wurden.ä 52 Der bis 2030 laufende die Frachtverfolgung und kann perspektivisch Bundesverkehrswegeplan sieht 133 Milliar- sogar autonom rollen. Für die Logistikunter- den Euro für das Straßennetz vor, für die nehmen muss sich ein klarer wirtschaftlicher Schiene 112 Milliarden Euro.ä 53 Zwar will Vorteil ergeben, sonst bleiben sie beim Lkw. die Bundesregierung die Fahrgastzahlen bis Den Ordnungsrahmen für die Wettbewerbs- zum Jahr 2030 verdoppeln und hat die Mit- fähigkeit kann die Politik gestalten. tel für die Schieneninfrastruktur aufgestockt 32
Böll.Fakten Nachhaltige Mobilität Spanien 29 Frankreich 40 Deutschland 77 Italien 93 Großbritannien 116 Niederlande 135 Schweden 172 Dänemark 182 Österreich 218 Schweiz 365 Zu wenig für den Lückenschluss Pro Kopf gerechnet gibt der deutsche Staat wenig Geld für die Schiene aus (in Euro). Quelle: Allianz pro Schiene, 06/2019, auf Basis von BMVI, VöV, BMVIT, SCI Verkehr GmbH, https://kurzelinks.de/dlds
Fakt 15 – Beschäftigung «Durch den Umbau des Mobilitätssystems entstehen neue Jobs.» Die Instands- und Ausbaubemühungen bei der Ausbildung mit Übernahmegarantie angebo- Deutschen Bahn (DB) und anderen Bahn- und ten.ä 57 Insgesamt wird es künftig durch die Busunternehmen ist ein Job-Motor. So hat Elektrifizierung und Digitalisierung in der die DB unlängst eine Job-Offensive gestar- Autoindustrie zwar zu einer Abnahme von tet. Bis zum Jahr 2024 sollen 100.000 neue Arbeitsplätzen vor allem beim Fahrzeugbau Mitarbeiter/innen eingestellt werden:ä 55 Ge- kommen, aber auch zu einem enormen An- fragt sind insbesondere Bau- und Elektroin- stieg von Arbeitsplätzen im Dienstleistungs- genieure, Fahrdienstleiter, Mechatroniker, bereich und in der Informationstechnik.ä 58 Elektroniker, Lokführer, Fahrdienstleiter, Um den Strukturwandel sozial zu gestalten, Zugbegleiter und Busfahrer.ä 56 Gesucht wer- spielen berufliche Weiterbildungen eine zen- den auch Menschen mit Hauptschulabschluss trale Rolle. Mit einer im Jahr 2019 beschlos- oder mittlerer Reife sowie Quereinsteiger. senen Nationalen Weiterbildungsstrategie Wer zum Beispiel Lokführer werden möch- haben Bund, Länder, Wirtschaft, Gewerk- te, braucht dafür einen Schulabschluss und schaften und die Bundesagentur für Arbeit drei Jahre Berufserfahrung, egal in welchem gemeinsam einen ersten Meilenstein für diese Beruf – und bekommt dafür eine zweijährige neue Weiterbildungskultur gesetzt.ä 59 34
Böll.Fakten Nachhaltige Mobilität 160 140 120 Andere verarbeitende Industrien 100 80 Strom-, Wasserstoffproduktion Dienstleistungen 60 Elektroindustrie Mineralölindustrie Fahrzeugbau 40 Bauwesen 20 0 -20 2025 2045 Viel Arbeit, aber andere Fachleute erwarten, dass innerhalb der Industriebranchen die Gewinne bei den Elektrobe- rufen stärker sein werden als die Verluste im Autobau. Nettoarbeitsplätze in Tausend. Quelle: European Climate Foundation (2017): Klimafreundliche Autos in Deutschland, https://bit.ly/31rksBf
Verweise ä1 ä 11 World Meteorological Organization (WMO) (2020): Erik Emilsson/Lisbeth Dahllöf (2019): WMO Statement on the State of Global Climate in 2019, Lithium-Ion Vehicle Battery Production, IVL Swedish S. 5, https://bit.ly/2VohzOd. Environmental Research Institute, S. 32, https://bit.ly/2W6h4ZL. ä2 Umweltbundesamt (UBA) (22.01.2020): Emissionen ä 12 sinken 2018 um mehr als 31 Prozent gegenüber 1990, Heinrich-Böll-Stiftung/Verkehrsclub VCD (2019): https://bit.ly/3aNxRFi. Mobilitätsatlas, S. 26, https://www.boell.de/de/mobilitaetsatlas. ä3 Statista (2020): Anzahl der gemeldeten Pkw ä 13 in Deutschland in den Jahren 1960 bis 2020, Susanne Götze, Deutschlandfunk (30.04.2019): https://bit.ly/2W4A1vS; Statista (2020): Anzahl der Kehrseite der Energiewende, https://bit.ly/2yoByTT. gemeldeten Lkw in Deutschland in den Jahren 1960 bis 2020, https://bit.ly/2IAVzII. ä 14 Bundesanstalt für Geowissenschaften und ä4 Rohstoffe (BGR) (2019): Analyse des artisanalen Statista (2020): Durchschnittliche PS-Zahl Kupfer-Kobalt-Sektors in den Provinzen verkaufter Neuwagen in Deutschland in den Jahren Haut-Katanga und Lualaba in der Demokratischen von 1995 bis 2019, https://bit.ly/38GdJDt. Republik Kongo, S. 39 ff, https://bit.ly/39MI8RN. ä5 ä 15 Martin Lange/Manuel Hendzlik/Martin Schmied Maas Global: Whim-App Helsinki, (2020): Klimaschutz durch Tempolimit. Wirkung eines https://whimapp.com/. generellen Tempolimits auf Bundesautobahnen auf die Treibhausgasemissionen, Umweltbundesamt (UBA), ä 16 S. 22 ff., https://bit.ly/39KfLUv. Monatliche Autokosten: ADAC Autokostenrechner, https://bit.ly/2ufWNpl. ä6 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz ä 17 und nukleare Sicherheit (BMU) (05.03.2020): Carsten Sommer/Elena Mucha/Alexander Roßnagel Klimaschutzprogramm bringt Deutschland in Reichweite et al. (2016): Umwelt- und Kostenvorteile ausgewählter seines Klimaziels für 2030, https://bit.ly/2vbSFqI. innovativer Mobilitäts- und Verkehrskonzepte im städtischen Personenverkehr. Studie im Auftrag des ä7 Umweltbundesamtes, Kurzfassung, S. 11, Agora Verkehrswende (2017): Mit der https://bit.ly/2RTkqwu. Verkehrswende die Mobilität von morgen sichern. 12 Thesen zur Verkehrswende, S. 62, ä 18 https://bit.ly/3bn6h2p. TomTom (2020): Traffic Index 2019, https://bit.ly/3aqwpYG. ä8 Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft ä 19 (BDEW) (2020): Stromerzeugung und -verbrauch in Statista (2019): Anteil der Smartphone-Nutzer Deutschland, https://bit.ly/38LuZHk. in Deutschland in den Jahren 2012 bis 2018, https://bit.ly/2T42lvi. ä9 Agora Verkehrswende/Agora Energiewende (2018): ä 20 Die zukünftigen Kosten strombasierter synthetischer Statista (2017): Mobilitäts-Apps haben es in Brennstoffe, S. 12, https://bit.ly/3eIFuit. Deutschland schwer, https://bit.ly/2SIeRl8. ä 10 ä 21 Agora Verkehrswende (2019): Klimabilanz von Auskunft der VDV eTicket Service GmbH & Co. KG Elektroautos, S. 48, http://bit.ly/2IMjDIW. vom 19.02.2020. 36
ä 22 ä 32 Göttinger Verkehrsbetriebe: Luftlinientarif, Die Bundesregierung (2019): Mobilfunkstrategie. https://bit.ly/2AW6pJ1; Hallesche Verkehrs-AG: Fairtiq, Eine Milliarde Euro gegen Funklöcher, https://bit.ly/2OpOxti. https://bit.ly/2Wqsesx. ä 23 ä 33 Schweizerische Bundesbahnen (SBB): EasyRide Verkehrsclub Österreich (VCÖ) (2019): in der Schweiz, https://bit.ly/37FCsHv. Mobilität in Regionen auf Klimakurs bringen, https://bit.ly/2woTwoG. ä 24 Stefan Bratzel (2014): Die junge Generation ä 34 und das Automobil – neue Kundenanforderungen an PostAuto Busunternehmen Schweiz: PubliCars das Auto der Zukunft? In: Ebel/Hofer (Hrsg.) (2014): von PostAuto, https://bit.ly/3cyZClE. Automotive Management. Strategie und Marketing in der Automobilwirtschaft, Heidelberg, 2. Auflage, S. 93–108. ä 35 Bundesministerium für Verkehr und digitale ä 25 Infrastruktur (BMVI) (2017): Mobilität in Deutschland – Weert Canzler / Andreas Knie (2019): Analysen zum Fuß- und Radverkehr, S. 74, Autonom und öffentlich. Automatisierte Shuttles https://bit.ly/3bhJ3dh. für mehr Mobilität mit weniger Verkehr. In: böll.brief, Oktober 2019, S. 15, ä 36 https://bit.ly/39UcWQb. Christoph Koch (2018): Was wäre, wenn der öffentliche Nahverkehr gratis wäre?, brand eins, ä 26 https://bit.ly/33CBxHw; Statista (2020): Unter Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV): welchen Umständen würden Sie für innerstädtische Autonome Shuttle-Bus-Projekte in Deutschland, Fahrten auf den privaten Pkw verzichten?, https://bit.ly/2ubzZqy. https://bit.ly/2vIK7YO. ä 27 ä 37 Sascha Stowasser/Ufuk Altun et al. (2019): Benedikt Schulz (02.03.2018): Kostenloser ÖPNV – Gutachten zur Mobilen Arbeit. Studie des Ifaa und die Stadt verdient daran, Zeit online, im Auftrag der Bundestagsfraktion der Freien https://bit.ly/2U6zxEm. Demokratischen Partei (FDP), S. 56, https://bit.ly/32i3weT. ä 38 Heinrich-Böll-Stiftung /Verkehrsclub VCD ä 28 (2019): Mobilitätsatlas, S. 13, INRIX (12.07.2017): Deutsche verschwenden https://www.boell.de/de/mobilitaetsatlas. 41 Stunden im Jahr bei der Parkplatzsuche, https://bit.ly/37IVDQH. ä 39 Vgl. Fußnote 34. ä 29 Bundesministerium für Verkehr und ä 40 digitale Infrastruktur (BMVI) (2019): Uta Bauer/Martina Hertel/Robert Sedlak Mobilfunkstrategie der Bundesregierung, S. 6, (2019): Parkraummanagement lohnt sich! Leitfaden https://bit.ly/2WnzxBr. für Kommunikation und Verwaltungshandeln, Agora Verkehrswende, S. 12, https://bit.ly/3bkLAnl. ä 30 Bundesministerium für Verkehr und digitale ä 41 Infrastruktur (BMVI) (2017): 5G-Strategie für Ebd. Deutschland, S. 10, https://bit.ly/2WlCv8F. ä 42 ä 31 The Economist Intelligence Unit (2019): Statista (2018): 4G ist in Deutschland immer noch The Global Liveability Index 2019, Neuland, https://bit.ly/2VWEob1. https://bit.ly/3cz6srv. 37
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