SOLVENCY II, HGB, IFRS: WO STEHEN DIE DEUTSCHEN VERSICHERER? - GDV
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Solvency II, HGB, IFRS: Wo stehen die deutschen Versicherer? 02.04.2019, Frankfurt/Main Dr. Christoph Jurecka Vorsitzender des GDV-Ausschusses Rechnungslegung Mitglied im GDV-Präsidialausschuss Unternehmenssteuerung und Regulierung Uwe Ludka Vorsitzender des GDV-Ausschusses Finanzregulierung Mitglied im GDV-Präsidialausschuss Unternehmenssteuerung und Regulierung
Agenda 1. Solvenzzahlen 2018: Aktueller Stand 2. Solvency II vs. HGB und IFRS: Gemeinsamkeiten und Unterschiede 3. Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens: Planungssicherheit statt neuer Baustellen Presseworkshop 2019 S. 2 Datum: 02.04.2019
Schaden-/Unfallversicherung Stabile Bedeckungsquoten seit der Einführung von Solvency II Abschätzung auf Basis der GDV-Stichprobe zum 4. Quartal 2018 Basis: GDV-Stichprobe zum 4. Quartal 2018 (Marktanteil: 79 %) Stabile Bedeckungssituation trotz schadenträchtiger Sturmereignisse zum Jahresbeginn 2018 (bspw. Sturm „Friederike“ mit rund einer Milliarde Euro Schadenhöhe) Beleg für hohe Risikotragfähigkeit der deutschen Schaden-/Unfallversicherer Presseworkshop 2019 Quelle: BaFin, GDV S. 3 Datum: 02.04.2019
Lebensversicherung Weitere Verbesserung der Bedeckungsquoten Abschätzung auf Basis der GDV-Stichprobe zum 4. Quartal 2018 Kontinuierliche Erhöhung der Bedeckungsquote ohne Übergangsmaßnahme auf Basis der GDV- Stichprobe zum 4. Quartal 2018 (Marktanteil: 91 %) Deutliche Verbesserung der Bedeckungssituation im Vergleich zur Einführung von Solvency II Parallel: planmäßiger Abbau der Übergangsmaßnahmen Presseworkshop 2019 Quelle: BaFin, GDV S. 4 Datum: 02.04.2019
Wie erklärt sich der Anstieg der Leben-Quoten? (1/2) Neue Garantiemodelle stärken langfristig die Risikotragfähigkeit Entwicklung des Neugeschäfts nach Produktgattungen in den letzten Jahren Branche justiert ihr langfristiges Geschäftsmodell neu Lebensversicherer berücksichtigen veränderten ökonomischen und regulatorischen Rahmen Ausbau des Angebots an neuen Garantiemodellen bewirkt langfristig Stärkung der Risikotragfähigkeit Presseworkshop 2019 Quelle: GDV S. 5 Datum: 02.04.2019
Wie erklärt sich der Anstieg der Leben-Quoten? (2/2) Entlastung durch kurzfristigen Zinsanstieg Kurzfristige Kapitalmarkt-Effekte Insgesamt bessere Zinslage im Vergleich zu Solvency-II-Zinskurven mit Volatilitätsanpassung 2016 (31.12.2016) Weitere Verbesserung im Jahr 2018 (Zinskurve mit Volatilitätsanpassung leicht über 2017) Anstieg der Zinsen geht mit der Dämpfung der Kapitalanforderungen einher Presseworkshop 2019 Quelle: Bloomberg, EIOPA, GDV S. 6 Datum: 02.04.2019
Bekanntgabe der Quoten im April 2019 Bedeckungsquoten zum 31.12.2018 werden in SFCRs veröffentlicht Europaweit einheitliche Veröffentlichungspflichten Solo-Unternehmen veröffentlichen ihren SFCR bis zum 23. April 2019 Die Veröffentlichung für Gruppen muss bis zum 3. Juni 2019 erfolgen Die geforderten Inhalte umfassen unter anderem: Bedeckungsquoten (SCR & MCR) Eigenmittel Kapitalanlagen und versicherungstechnische Rückstellungen Risikoprofil Geschäftsentwicklung Berichte mit Ø 90 Seiten sehr lang – viele der geforderten Informationen sind zu detailliert und ohne entsprechende Vorkenntnisse nur schwer einzuordnen Presseworkshop 2019 S. 7 Datum: 02.04.2019
SFCRs: viel Inhalt, wenige Leser Verbandserhebung belegt fehlendes öffentliches Interesse Aber nur ca. 11.800 SFCR-Abrufe für die gesamte Branche2 monatlich 0,03 % der Haushalte 0,003 % der Versicherungsverträge Presseworkshop 2019 1 Statistisches Taschenbuch GDV 2018 S. 8 2 Hochrechnung GDV 2018 (durchschnittliche Abrufe je Monat innerhalb der ersten vier Monate nach Veröffentlichung, Datum: 02.04.2019 spartenübergreifend, 358 Versicherungsunternehmen (Statistisches Handbuch GDV 2018))
Fokussierte Darstellung statt Datenfriedhöfe Grundlegender Anpassungsbedarf für verbesserte Akzeptanz Vorschlag für eine adressatengerechte Veröffentlichung Ermöglicht schnelle Beurteilung des Unternehmens Kurzer Bericht über Solvenz- und Finanzlage für Versicherungs- Fokussiert auf die aus Verbrauchersicht nehmer (angelehnt an aktuelle wesentlichen Aspekte SFCR-Zusammenfassung) Schafft wirklichen Mehrwert für Versicherungsnehmer + Erlaubt Fachpublikum fundierte Analysen auf Basis detaillierter Informationen Quantitativer Zusatz für Fachöffentlichkeit Verzichtet auf überflüssige narrative Erläuterungen (aktuell als Anhang branchenspezifischer Positionen veröffentlichte QRT) Bildet einheitliche Grundlage zum Vergleich der Unternehmen Presseworkshop 2019 S. 9 Datum: 02.04.2019
Agenda 1. Solvenzzahlen 2018: Aktueller Stand 2. Solvency II vs. HGB und IFRS: Gemeinsamkeiten und Unterschiede 3. Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens: Planungssicherheit statt neuer Baustellen Presseworkshop 2019 S. 10 Datum: 02.04.2019
Reicht eine reine Solvenzbetrachtung? Solvency II deckt nur einen Teil der Veröffentlichungspflichten ab SUPERVISORY REPORTING FINANCIAL REPORTING Im Fokus Im Fokus Solvenzlage des Unternehmens Kapitalerhaltung und Ermittlung und Schutz der Versicherten eines ausschüttbaren Gewinns sowie Finanzstabilität (HGB) bzw. Vermittlung entscheidungsrelevanter Informationen (IFRS) Zentrale Bausteine Zentrale Bausteine • Bewertung von Vermögens- werten und Verpflichtungen • Bewertung von Vermögens- (Solvabilitätsübersicht) werten und Verpflichtungen (Bilanz) • Kapitalanforderungen (SCR) • Erfolgsrechnung (Gewinn- und Verlustrechnung, GuV) Regelwerk Regelwerke Solvency II HGB IFRS (ab 2021* mit IFRS 17) Presseworkshop 2019 * 2022 gemäß IASB-Vorschlag v. November 2018 S. 11 Datum: 02.04.2019
Drei Regelwerke – drei Perspektiven Geltungsbereich, Adressatenkreis und Funktion HGB IFRS Nationale Rechnungslegungs- Internationale vorschriften Rechnungslegungsstandards Ausschüttungsbemessung Reine Informationsfunktion Informationsfunktion Einzelabschluss: nicht Grundsätzlich Basis für Besteuerung verpflichtend / nicht befreiend Einzelabschluss: alle Versicherer Konzernabschluss: Pflicht nur für kapitalmarktorientierte Konzernabschluss: alle Versicherer, Versicherungsunternehmen die keinen IFRS-Konzernabschluss erstellen Primärer Adressat: Kapitalmarkt Primärer Adressat: Eigentümer und Versicherungsnehmer Solvency II Europäisches Aufsichtssystem Ganzheitliche Abbildung der Risikotragfähigkeit Verpflichtend für alle Versicherer ab einer bestimmten Größe Primärer Adressat: Aufsicht Presseworkshop 2019 S. 12 Datum: 02.04.2019
Bewertung von Versicherungsverträgen Ansatz- und Bewertungsmaßstäbe nach HGB HGB Ausgehend von Daten, die Periodengerechte Erfolgsermittlung zum Stichtag vorliegen Grundsätzlich Bewertung auf Einzelvertragsbasis Einbau von impliziten Vorsichtsprinzip Sicherheitszuschlägen Diskontierung mit dem vertraglichen Rechnungszins in Keine Anpassung während der Vertragslaufzeit Leben, keine Abzinsung in Schaden Gewinnausweis in der GuV gemäß Realisationsprinzip und Imparitätsprinzip Gewinnermittlungs- funktion Presseworkshop 2019 S. 13 Datum: 02.04.2019
Bewertung von Versicherungsverträgen Ansatz- und Bewertungsmaßstäbe nach Solvency II gemeinsame Bewertung von Berechnung anhand des gleichartigen Verträgen vorgegebenen Verfahrens von EIOPA vorgegebene, auf Marktwerten basierende Zinskurve Basierend auf besten Schätzern Fairer Preis beim hypothetischen Verkauf Solvency II (Übertragungswert) Zukünftige Zahlungsströme Portfoliobetrachtung Marktkonsistente Bewertung unter Annahme der Geschäftsfortführung (Going Concern) Explizite Risikomarge Diskontierung mit vorgegebener Zinsstrukturkurve Presseworkshop 2019 S. 14 Datum: 02.04.2019
Bewertung von Versicherungsverträgen Ansatz- und Bewertungsmaßstäbe nach IFRS 17 Versicherungsverträge IFRS 17 Basierend auf besten Zukünftige Zahlungsströme Schätzern Im Fokus: marktkonsistente Bewertung von Versicherungsverträgen Prinzipienbasierte Vorgaben für Grundsätzlich Betrachtung Risikoanpassung (Risk Adjustment) von Portfolien bzw. Gruppen von Verträgen CSM als Maßzahl für erwartete, Explizite Risikomarge aber noch nicht realisierte Gewinne Explizite Gewinnmarge (CSM) Prinzipienbasierte Vorgaben zur Diskontierung mit Bestimmung der Zinsstrukturkurve unternehmensindividueller Zinskurve Spezielle Bewertungs- modelle Leben und Schaden Variable Fee Approach (VFA) in Leben und Premium Allocation Approach (PAA) in Schaden Presseworkshop 2019 S. 15 Datum: 02.04.2019
Exkurs: Building Block Approach (BBA) Grundmodell für die Bewertung der Versicherungsverträge nach IFRS 17 Variable Fee Approach Leben Modifikation des BBA 4. Baustein: Contractual Service Gewinnmarge als Schätzung (Langfristig) gewährte der Profitabilität über die Optionen und Garantien (O&G) Margin (CSM) verbleibende Deckungsperiode werden in den Projektionen von Zahlungsströmen 3. Baustein: berücksichtigt Kompensation für die Wertänderungen in den O&G Risk adjustment* Übernahme der Unsicherheit werden erfolgsneutral in der in Zahlungsströmen CSM abgebildet 2. Baustein: Schaden Diskontierung* Diskontierung zur Premium Allocation Approach Berücksichtigung von Zinseffekten Vereinfachung des BBA 1. Baustein: Periodengerechte Abbildung Zahlungsströme* Erwartungswert zukünftiger von Prämien aus kurzfristigen Zahlungsströme Verträgen in der Schaden-/ Unfallversicherung * Diese Komponenten werden Nur wenn ein Schaden zu jedem Stichtag neu bewertet auftritt, wird eine Schaden- rückstellung gebildet Presseworkshop 2019 S. 16 Datum: 02.04.2019
Beispiel: Lebensversicherungsvertrag Wie wird ein Vertrag unter HGB, Solvency II und IFRS 17 abgebildet? IFRS 17 • Ansatz / Bewertung mit einem aktuellen Erfüllungsbetrag auf Basis von stichtagsaktuell projizierten, diskontierten und risikoangepassten Cashflows • Die CSM neutralisiert den Gewinn HGB beim Erstansatz; sie wird über die Vertragslaufzeit erfolgswirksam vereinnahmt • Die CSM nimmt Änderungen in Einordnung in Gruppen nach Bewertungsannahmen auf. Jahresscheiben und Profitabilität Solvency II • Bewertungsparameter • Bewertungsparameter werden (z. B. der vertragliche regelmäßig überprüft und Rechnungszins) bleiben Grundsatz der Einzelbewertung angepasst über die Vertragslaufzeit konstant • Zahlungsströme berücksichtigen zukünftige • Sicherheitspuffer sind Überschüsse bereits einkalkuliert Einordnung in homogene • Sicherheitspuffer als • Implizite Gewinnmarge zusätzliche Kapitalanforderung Risikogruppen Presseworkshop 2019 S. 17 Datum: 02.04.2019
Agenda 1. Solvenzzahlen 2018: Aktueller Stand 2. Solvency II vs. HGB und IFRS: Gemeinsamkeiten und Unterschiede 3. Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens: Planungssicherheit statt neuer Baustellen Presseworkshop 2019 S. 18 Datum: 02.04.2019
Positionen der deutschen Versicherungswirtschaft Was ist bei der Weiterentwicklung zu beachten? IFRS 17 Die Pflichtanwendung sollte lediglich um ein Jahr verschoben werden Wichtig ist ein fokussiertes Vorgehen des IASB, da nur eine begrenzte Anzahl von Nachbesserungen in der gegebenen Zeit darstellbar ist Eine fristgerechte Übernahme des neuen Standards ins EU-Recht ist von hoher Relevanz für laufende Umsetzungsprojekte der Unternehmen Das geltende EU-Übernahmeverfahren für IFRS-Standards ist angemessen und sollte beibehalten werden, d. h. kein „EU-IFRS“ HGB Der handelsrechtliche Jahresabschluss muss als bewährte Grundlage für Besteuerung und Basis für Dividendenzahlungen erhalten bleiben Der Konzernabschluss nach HGB ist unverändert für nicht-kapitalmarktorientierte Versicherungsgruppen geeignet Ein Review der EU-Versicherungsbilanzrichtlinie als Grundlage der HGB-Bilanzierung sollte erst dann erfolgen, wenn ausreichend Erfahrungen mit der Anwendung von IFRS 17 vorliegen Presseworkshop 2019 S. 19 Datum: 02.04.2019
Positionen der deutschen Versicherungswirtschaft Was ist bei der Weiterentwicklung zu beachten? Solvency II Innovative Produkte und Geschäftsmodelle benötigen ein stabiles und zukunftssicheres regulatorisches Umfeld Die Balance von Solvency II sollte beibehalten werden: Bewährte Verfahren zur Bestimmung der Zinskurve beibehalten Langfristige Stabilität des Geschäfts in der Bewertung berücksichtigen, kurzfristige Schwankungen der Kapitalmärkte abfedern Bewertung des Zinsrisikos mit Augenmaß Entschlackung, Entbürokratisierung und Stärkung der Proportionalität sollten die Leitgedanken für anstehende Solvency-II-Review sein Bis zum Abschluss des Reviews 2020 sollten keine neuen Aspekte gefordert werden Presseworkshop 2019 S. 20 Datum: 02.04.2019
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