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Brexit: Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft Verein zur Förderung der Versicherungswissenschaft, Berlin 21. Januar 2019 Dr. Rolf Ketzler
Brexit: Austrittsmodalitäten weiter unklar Risiko eines „No-Deal-Brexit“ hoch Mögliche Brexit – Szenarien No-Deal „Es ist nutzlos über einen weichen Brexit Brexit zu spekulieren. […] Nachverhand- lungen Meiner Meinung nach ist die einzige Alternative zu einem harten Brexit kein Neuwahlen Brexit“. Erneute Abstimmung im Unterhaus Donald Tusk, EU Ratspräsident, 13.10.2016 2. Referendum Verschiebung Austrittstermin Exit vom Brexit 2 Datum: 21.01.2019
Konsequenzen für Finanzmärkte und Gesamtwirtschaft „No-Deal Brexit“ kein systemisches Risiko Starke Abwertung des Pfund Brexit-Szenarien und BIP-Entwicklung in UK Quelle: Bank of England, Macrobond 3 Datum: 21.01.2019
Grenzüberschreitendes Geschäft UK-EU27 Umfang des Versicherungsgeschäfts im Rahmen des Passporting begrenzt 38 Mil. Versicherungsverträge 16 Mrd. € BBE EU insgesamt: 1.108 Mrd. € BBE 10 Mrd. € BBE 6 Mil. Versicherungsverträge Quelle: Bank of England, Insurance Europe 4 Datum: 21.01.2019
Deutschland-Geschäft der britischen Versicherer Status-Quo bei Brexit-Referendum 2016 In Deutschland für Freedom of Service − Britische VU traditionell kaum über Tochterunternehmen am deutschen (FoS) angemeldete EWR-Versicherer* Markt tätig, nur ein Tochterunternehmen britischer Versicherer Land Anzahl − Britische VU nutzen Passporting- Großbritannien** 181 Möglichkeiten am stärksten Irland 102 − Auf UK-Versicherer entfiel ca. ein Drittel Niederlande 91 der EWR-Niederlassungen in Deutschland, darunter auch zahlreiche Versicherer aus Frankreich 70 Gibraltar und Schottland Luxemburg 65 − Marktanteil des Passporting-Geschäfts … aller EWR-Versicherer ca. 6 %, davon entfielen auf UK Versicherer ca. 30% in insgesamt 869 Leben und 40% S/U * ohne bAV-Einrichtungen ** einschl. Gibraltar 5 Quelle: BaFin, Stand 09/2016 Datum: 21.01.2019
Rückläufige Zahl der britischen FoS-Anbieter Anpassungsprozesse noch nicht abgeschlossen, aber keine Anzeichen für Disruption In Deutschland 2019 für FoS angemeldete EWR-Versicherer* − 1 neues deutsches Land Anzahl Tochterunternehmen britischer Versicherer in Deutschland errichtet Großbritannien** 150 Irland 103 − überwiegend zukünftiges EWR- Geschäft über Tochterunternehmen Niederlande 78 in anderen Standorten (Lu, Ir, B, F) Frankreich 68 − wichtige britische Anbieter haben Luxemburg 73 neue deutsche Niederlassungen dieser EWR-Töchter errichtet, auf die … D-Geschäft verlagert wird insgesamt 821 * ohne bAV-Einrichtungen ** einschl. Gibraltar 6 Quelle: BaFin, Stand 01/2019 Datum: 21.01.2019
Standortverlagerungen britischer Versicherer in die EU-27 Aspen, Aviva, AXA, Beazley, Standard Life u.a. Lloyds, Markel MS&A, QBE AIG, CNA, FM Global, Hiscox, Liberty Mutual, Royal & Sun, Tokio Marine u.a. Chubb Admiral Quelle: A.M. Best 7 Anmerkung: Abbildung nicht vollständig Datum: 21.01.2019
Finanzmarktengagement der Versicherer in UK Hohe Bedeutung für die Absicherung insbesondere von Zinsrisiken Geringes Währungsexposure* in Pfund Britische Gegenparteien dominieren bei OTC- (Kapitalanlagen in ÙK überwiegend in Derivaten und Clearing von Euro-denominierten Rentenpapieren investiert) Zinsderivaten Nettopositionen OTC-Handel mit Zinsderivaten in UK UK: Durchschn. Tagesumsatz mit EURZinsd. (r.S.) UK: Anteil EURZinsd. am Gesamtumsatz Zinsd. (l.S.) Anteil UKam weltweiten Umsatz mit EURZinsd. (l.S.) EUR % Mrd.USD 94,3% USD 100 1.000 2,7% 80 800 GBP 60 600 0,7% 40 400 JPY 20 200 Andere 2,0% 0,3% 0 0 • 31.12.2017, Erstversicherung 8 • Quellen: BIZ, BaFin, eigene Berchnungen Datum: 21.01.2019
Brexit-Auswirkungen auf deutschen Versicherungsmarkt insgesamt überschaubar Vereinzelt können Versicherer stärker betroffen sein Frühzeitige Analyse und Vorbereitung der Versicherer auch auf einen „harten Brexit“ aufgrund - hoher Unsicherheit - hoher Stellenwert des Brexit bei EU- Kommission, Bundesregierung und Aufsicht Entwicklung von Notfallplänen „Ich kann den Versicherern, die Geschäfte in Großbritannien betreiben, nur raten, sich auch auf das Szenario eines sehr harten Brexit einzustellen und das Thema nicht auf die leichte Schulter zu nehmen“ (Frank Grund, 22.12.2017) 9 Datum: 21.01.2019
Zahlreiche operationelle Fragen im Zsh. mit dem Brexit Übergang UK zum Drittstaat hat zahlreiche Konsequenzen für Finanzdienstleister Zwei zentrale Wirkungskanäle Direkt betroffene Versicherer mit Indirekte Effekte für die dt. Geschäft in UK Versicherer − Vertragssicherheit: − Derivate (u.a. OTC und Clearing von Aufsichtskonforme Weiterführung Zinsderivaten in UK des Versicherungsgeschäfts nach (Bestandsgeschäft)), Auswirkungen Wegfall des Passporting auf Solvenzposition − Lizensierung für − Datentransfers konzernintern, mit Versicherungsgeschäft in UK Rückversicherern, Dienstleistern, … − Informationspflichten − Nutzung von Ratings brit. Agenturen − Geschäftsplanänderung − eingeschränkte Verfügbarkeit von − Ggf. neue Lizensierung von internen Finanzinstrumenten Modellen erforderlich − ggf. höhere Kapitalanlagerisiken − … −… Umfangreiche Vorbereitungen der Unternehmen, aber teilweise Frage der zeitlichen Realisierbarkeit, daher - im Austrittsvertrag vorgesehene Übergangsphase sehr wichtig - im Falle des „No-Deal Brexit“ Übergangsregelungen notwendig 10 Datum: 21.01.2019
Planungen für den „harten Brexit“ EU/D: Maßnahmen von vorübergehender Natur zur Abwendung erheblicher Störungen UK: Weitgehende Übergangsregelungen für Fortführung des Geschäfts Zentrale Notfallmaßnahmen mit Relevanz für die Versicherungswirtschaft EU − Anerkennung britischer Clearing-Stellen mittels Äquivalenzentscheidung für einen Zeitraum von 12 Monaten -> britische Clearing-Stellen können weiter Dienstleitungen für die EU erbringen Deutschland: „Brexit-Steuerbegleitgesetz“ − Übergangsregelungen für die Abwicklung des grenzüberschreitenden Versicherungsgeschäfts britischer Versicherer in Deutschland befristet bis Ende 2020 − Möglichkeit zur Vertragsänderungen bei OTC-Derivaten (life-cycle events) Großbritannien − vorübergehenden Zulassungsverfahrens (Temporary Permissions Regimes ) zur Fortführung des UK-Geschäfts für bis zu drei Jahre (parallel zur Beantragung einer Geschäftserlaubnis − Übergangsregimes zur Abwicklung von Versicherungsbestandsgeschäft (Financial Services Contracts Regime) für 15 Jahre 11 Datum: 21.01.2019
Übergangsmaßnahmen Wichtige Anliegen der Versicherungswirtschaft aufgegriffen Drei zentrale Handlungsfelder bei „hartem Brexit“ zum 30. März 2019 1. Vertragskontinuität − Forderung: Übergangsmaßnahmen 2. Derivategeschäft − Forderung: Rechtssicherheit 3. Übermittlung personenbezogener Daten − Angemessenheitsbeschluss der EU-Kommission 12 Datum: 21.01.2019
Positionen der Deutschen Versicherer an die zukünftigen Wirtschaftsbeziehungen Instrument der Drittstaatenäquivalenz nutzen − Überprüfung der Äquivalenzregeln (Transparenz und Rechtssicherheit erhöhen) Enge Kooperation der Aufsichtsbehörden Anpassungen für die Kapitalanlage (Derivate, Ratings) ermöglichen Rechtssichere Datenübertragungen - Angemessenheitsbeschluss Arbeitnehmerfreizügigkeit für hoch- qualifizierte Fachkräfte Vollendung der Kapitalmarktunion beschleunigen 13 Datum: 21.01.2019
Fazit Risiko eines „harten Brexit“ weiter hoch Unmittelbare Auswirkungen für Versicherungsmärkte gering aber Zweitrundeneffekte ein Risiko Brexit wirft vor allem operationelle Fragen auf (u.a. Vertragssicherheit, Derivate, Datentransfers) Versicherer sind auf „harten Brexit“ vorbereitet, Anpassung des Geschäftsbetriebs zeitintensiv Geordneter Austritt einschließlich Übergangsphase wünschenswert Notfallmaßnahmen greifen wichtige Handlungsfelder auf 14 Datum: 21.01.2019
Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Ihre Fragen? Dr. Rolf Ketzler r.ketzler@gdv.de Wilhelmstraße 43 / 43G 51, rue Montoyer www.gdv.de 10117 Berlin B-1000 Brüssel www.DieVERSiCHERER.de Tel.: 030-2020 5000 Tel.: 0032-2-2 82 47 30 facebook.com/DieVERSiCHERER.de Fax: 030-2020 6000 Fax: 0032-2-2 82 47 39 Twitter: @gdv_de E-Mail: berlin@gdv.de E-Mail: bruessel@gdv.de www.youtube.com/user/GDVBerlin Datum:
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