Sonderausgabe Evangelische Kirchengemeinde Querenburg - HERR, unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht, bis das Unglück vorübergehe ...
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Sonderausgabe Evangelische Kirchengemeinde Querenburg HERR, unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht, bis das Unglück vorübergehe. Psalm 57,2 Ostern 2020
2 Liebe Gemeinde! Seelisch haben wir alle das Corona- Virus in uns! Turbulente Zeiten, die wohl niemand von uns so bisher kannte, haben uns ergriffen. Wie lahmgelegt Einzelne und Institutionen plötzlich sind, wenn eine so große Pandemie über uns kommt! Und niemand kann den Umfang dieses schmerzlichen Einschnitts ermessen noch sein Ende geschweige denn die Konsequenzen absehen. Das Virus zwingt uns alle zur Veränderung des Le- bens, so dass wir als Gemeinde die Ein- Vielen Dank allen Austrägerinnen führung des neuen Presbyteriums, die und Austrägern, die mutig diesen Brief Konfirmation und die Aktion „Gemein- ausgetragen haben. despende 2020“ verschieben müssen. Und Gott sei Dank, dass er uns die Nicht zuletzt müssen auch unsere Botschaft der Auferstehung schenkt. Passions- und Ostergottesdienste aus- In der Hoffnung, dass wir diese fallen. Wir haben deshalb diese Son- Krise bald überstehen, wieder gemein- derausgabe des Gemeindebriefs erstellt, sam Gottesdienste feiern können – so in der wir keine Termine, Planungen etwa unsere Sommerkirche zum oder Projekte ankündigen können, son- Thema „Gleichnisse“ – und Ihnen dern viele verschiedene Menschen die auch wieder einen neuen Gemeinde- Botschaft Gottes zu Tod und Auferste- brief mit vielen Terminen zusenden hung verkünden. Gottes Trost ist stärker können, verbleiben wir mit Gott be- als jedes Virus. fohlenen Grüßen, Vielen Dank allen Autor*innen, die Ihre Adelheid Neserke und in kurzer Zeit die Texte verfasst haben. Ihr Christian Zimmer Impressum Gemeindebrief für die Evangelische Kirchengemeinde Querenburg http://evangelisch-in-querenburg.de/Gemeindebrief/ Herausgeber: Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Querenburg Verantwortlich: Pfarrer Christian Zimmer, Vorsitzender Druck: Gemeindebriefdruckerei, Groß Oesingen Auflage: 3.750 auf Papier aus nachhaltiger, zertifizierter Forstwirtschaft Redaktion: Donald Goodwin, Sigrid Klingner, Adelheid Neserke, Claudia Sarawara, Christian Uhlig, Christian Zimmer | Redaktionsleitung: Adelheid Neserke | Satz und Gestaltung: Donald Goodwin Es handelt sich hier um die PDF-Ausgabe. Sie ist identisch mit der Druckausgabe. Bildnachweise: Titelseite, S. 3, S. 10–11: Adelheid Neserke | S. 2: Canan Maaß | S. 4: Otto Pankok | S. 6: Claudia Sarawara | S. 9 (Notensatz): www.liederseiten.de (Richard Koellner) | S. 12: Ulrike Trudewind | S. 14–15: www.pixabay.com, Bilder von NickyPe, abogawat (Ashish Bogawat), Settergren, geralt (Gerd Altmann), composita, Zauberei
3 Gesellschaft ist gebremst. Ausgebremst in einer so noch nie erlebten Zeit des Stillstands. Wie bleibt Gemeinde lebendig, wenn Gemeinschaft verboten ist? Wie kann das Selbstverständnis, eine ein- ladende Gemeinde zu sein, gelebt wer- den, wenn die Türen der Zentren ge- Das Kreuz am Karsamstag schlossen bleiben sollen? Plötzlich war das spürbare Miteinander, die be- Ein Gefühl wie Karsamstag rührende Anteilnahme, das Wissen um- Am Sonntag Okuli, am 15. März, ha- einander in der Begegnung nicht mehr ben wir zum ersten Mal im Zuge der möglich. Damit war vieles, was die Ev. Corona-Krise keinen Gottesdienst in Kirchengemeinde Querenburg in be- Querenburg gefeiert. Noch in der sonderer Weise ausmacht und was im Nacht von Samstag auf Sonntag kam Normalfall im und nach jedem Gottes- die Vorschrift des Oberbürgermeisters, dienst und auch unter der Woche dass alle Versammlungen abzusagen selbstverständlich praktiziert wird, auf seien. Als Frühaufsteherin hatte ich sie Null zurückgefahren. Ein Gefühl wie am Sonntagmorgen noch gelesen. Die Karsamstag ohne Auferstehungslicht. Kirche blieb zu. Mit den Menschen, Gut, dass wir dennoch Ostern fei- die den Gottesdienst besuchen woll- ern können. Auch wenn die Kirchen ten, haben wir eine kurze Open Air geschlossen sind: Ostern findet statt! Andacht gefeiert. Wir hören die Gute Botschaft im Ra- Die Woche, die dann folgte, fühlte dio oder schalten den Fernsehgottes- sich an wie Karsamstag ohne das Wis- dienst ein. Das „Komma-Team“ des sen um Ostern. Ein lähmendes Gefühl Kirchenkreises feiert mit uns – der Link machte sich breit. Innerliches Verstum- zu einem Video ist auf der Homepage men. Das große Schwungrad des nor- des Kirchenkreises (www.kirchenkreis- malen Alltagslebens verlor an Ge- bochum.de) zu finden. schwindigkeit und stand plötzlich still. In diesen Zeiten ist es für mich tröst- Unwirklich! Surreal! lich, dass wir immer schon vor Ostern Nach einer Zeit der Gefühllosigkeit von Ostern her leben können. Auch kamen Fragen hoch: Das kann doch ereignet sich Auferstehung nicht nur nicht wahr sein! Wie wird es weiter- einmal im Jahr, sondern immer da, wo gehen? Was ist zu tun? Was darf man Gott uns anrührt zu neuem Leben. noch tun? Das Denken war wie in Das Karsamstagsgefühl ist ein vor- Watte eingepackt, das Empfinden übergehendes, damals und auch im auch. Verunsicherung pur. Nicht nur Jahr 2020. Frohe Ostern! Einzelnen geht es so. Unsere gesamte Adelheid Neserke
4 verschüttet, verwundet, überlebte nur mit Glück und verbrachte eine lange Zeit in Lazaretten. Die schrecklichen, entmenschlichenden Erfahrungen des Krieges bewirkten, dass er zeit seines Lebens engagierter Pazifist war. In der Zeit des Nationalsozialismus darf er seine Arbeit als Künstler nur noch heimlich fortführen, hört aber nie auf, sich mit den Gräueltaten der Nazis auseinanderzusetzen. Er schreibt: „Das Böse. Bisher in Zaum gehalten, ist heute losgelassen, die Welt treibt höllenwärts. Was man täglich erlebte, war Folterung, Menschenjagd, Knebe- lung, Lüge, Raub, d. h. die Sünde in monumentaler Gestalt.“ Pankoks Passionszyklus So malt Pankok eine lange Reihe Je- susbilder, die im scharfen Gegensatz zu der Führerideologie Hitlers mit sei- ner faschistischen Uniformität das In- Otto Pankok: Mein Gott, mein Gott, warum dividuum betonen. hast du mich verlassen? „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – mit angstvoll ge- Unfassbar! Karfreitag! weiteten Augen schaut Otto Pankoks Für mich als Kind war eine Kirmes das gekreuzigter Jesus von Nazareth aus Größte: Geisterbahn, Zuckerwatte und dem Bild. Den Blick von dem Schre- mich vor den Lügenspiegelungen krin- cken abzuwenden ist nicht möglich. gelig lachen. Was war das für ein Spaß Als Vorbild für den Gekreuzigten nahm mit den Zerrspiegeln. Im Nu wurde Pankok seinen Freund Karl Schwesig ich entweder fürchterlich entstellt oder zum Modell. Der war von den Natio- mir wurde über die Maßen geschmei- nalsozialisten gefoltert worden. Die chelt. Ein Traum von schlanker Taille vernichteten sofort fast alle Ausgaben oder ein mächtiger, starker Brustkorb des Pankok’schen Werkes. oder eine hässliche Fratze. Spiegel der Wahrheit Christus im Zerrspiegel Zur Fratze verzerrt, voller Entsetzen Das Bild des Gekreuzigten von Otto schaut Jesus uns an, ungläubig über Pankok wirkt wie eine verzerrte Fratze. das, was seine Augen sehen: Kontakt- Es gehört zu den Passionsbildern, die sperre, menschliche Abgründe. der Künstler von 1933 bis 1935 gemalt Am Kreuz ist kein Platz für Schmeiche- hat. Otto Pankok, gebürtig aus Mül- leien, sondern Entsetzen über das Böse. heim, zog wie viele andere als junger Das Kreuz ist mehr als ein Folter- Mann in den Ersten Weltkrieg, wurde instrument. Es ist gegen die Lügen der
5 Welt ein Wahrheitsspiegel, in dem der haben die große Gotteskraft unter- Mensch sich selbst erkennt, wie er sich schätzt, die das Niedrige erhob und gerade gebärdet. Da hinein sollen wir das Erhöhte auf den Boden zurück- schauen, um uns und Christus zu ent- brachte, mahnend, anklagend, ent- decken. larvend. Was ist zu sehen? Draußen vor der Stadt steht das Damals, als Jesus gekreuzigt wurde, Kreuz, hoch droben auf dem Berg. zeigte der Wahrheitsspiegel Menschen, Golgatha, Schädelstätte: kahl, kein die den Mann aus Galiläa einfach nur Baum, kein Fels versperrt die Sicht. loswerden wollen. Das Kreuz ist weithin sichtbar. Nie- Ich sehe Judas, wie er vom Schmier- mand kann sich diesem Blick entzie- geld geschmeichelt und zu Tode ent- hen: Sieh hin, dann entdeckst du dich, setzt die Folgen seines Tuns sieht. wie du bist. Auch in dir steckt ein Ich sehe Petrus, wie ihm die nackte Judas, ein Petrus, ein Kaiphas oder Angst um sein Leben ins Gesicht ge- Pilatus. In dir steckt aber auch der schrieben steht, als er Jesus verleugnet. gekreuzigte Christus. Der Hahn nennt Petrus einen Lügner. Vielleicht gebe ich Christus nicht Ich sehe Kaiphas, der aus Angst vor immer in mir Raum, aber sicher bin Machtverlust lieber einen Einzelnen ich, dass ich auf seine Seite gehören über die Klingen springen lässt, als dass will und nicht klammheimlich ver- ihm das Volk entgleite. schwinde, wenn es ungemütlich wird. Ich sehe Pilatus, der seine Hände in Gerade jetzt in der Notzeit. Christus Unschuld wäscht und aus Angst vor schaut mich entsetzt an. Verantwor- einer unpopulären Entscheidung, die tung darf nicht verschachert werden. ihn seinen Posten kosten könnte, sich Das Kreuz ist ein Wahrheitsspiegel. dem Willen des Volkes beugt. Er zeigt die Dinge, wie sie sind. Heute, Ich sehe den Schächer am Kreuz, in der Corona-Krise: Entsetzen über wie er voller Hass und Schmerz am die Macht der Krankheit, Entsetzen Kreuz hängend zu Jesus schreit: Bist über die Einsamkeit, Entsetzen über du der Christus? Dann hilf dir selbst die steigenden Infektionen weltweit, und uns. Entsetzen über die stark anwachsen- Ich sehe das Volk, das von einer glü- den Todesfälle. henden Anhängerschaft zum Pöbel mu- Gott fragt uns mit den aufgerissenen tiert. Eben noch der triumphale Emp- Augen des Pankok’schen Christus: fang in Jerusalem mit Palmwedeln als Weichst du aus wie Judas, Petrus, Kai- Teppich für den einziehenden König, phas, Pilatus oder stehst du mir bei, jetzt eine tobende Masse: Kreuzige ihn! bei mir? Und ich sehe in dem Bild das un- Die Kraft Gottes in den Schwachen gläubige Entsetzen über die Diktatur bewahre unsere Herzen und Sinne in des Corona-Virus, das uns als Einzelne Jesus Christus, der Wahrheit unseres und als Gemeinschaft fest im Griff hat. Lebens. Amen! Auf welcher Seite stehe ich? Christian Zimmer In seiner Schwachheit ist Gottes Kraft mächtig, sagt Paulus. Die Kleingeister
6 Auferstehung oder Auferweckung Jesu? Wie aktiv war Jesus bei seiner Auf- erstehung? Wurde er von Gott auf- geweckt oder stand er selber auf? Im neutestamentlichen Griechi- schen gibt es zwei Wörter für auf- erstehen: anisthmi und egeiro. Vom ersten wird das Substantiv anastha- sis, die Auferstehung, abgeleitet. Für den Vorgang der Auferstehung Christi wird jedoch egeiro beson- ders oft verwendet. Wir übersetzen es gerne mit den beiden Fachaus- drücken auferstehen und auferwe- cken. Doch im Griechischen bedeu- tet es einfach wecken und aufrichten, beziehungsweise auf- nen philologischen Gründen vor al- wachen oder aufstehen und sich er- lem auf dem selber aufstehen. In der heben. In passiven Formen steht es Osternacht im Grab ist er von den für geweckt werden oder aufgerich- Toten aufgewacht und aufgestan- tet werden. Mitunter kann das Pas- den. Gott ermöglicht Jesus Christus sive im Griechischen eine aktive in der Osternacht, sein Leben neu (mediale) Bedeutung haben: Sich zu leben und neu zu gestalten: Der selber aufrichten. erste Schritt davon ist, dass Jesus Jesus richtet (egeiro) die Schwie- selbst von den Toten aufsteht. Man- germutter des Petrus auf (Markus che Kranke und Tote haben die Hei- 1,31), der Gelähmte stand auf lungsmacht von Jesus erst dann er- (Markus 2,11), der Sämann geht fahren, als sie selber gehorsam nach getaner Arbeit schlafen und aufgestanden sind. Diese Macht ist wacht oder steht auf (Markus 4,27; nicht von der Kirche gewichen, lasst im Passiv!). Im Seesturm wecken uns sie erfahren, indem wir selbst die Jünger Jesus auf (Markus 4,38). aufstehen. So schreibt Paulus: „… Zum verstorbenen Mädchen sagt damit, wie Christus durch die Herr- Jesus: Stehe auf (Markus 5,41). lichkeit des Vaters selbst von den Ist Jesus im Neuen Testament vor Toten aufgestanden ist, auch wir in allem von Gott aufgeweckt worden der Neuheit des Lebens unseren oder selber aufgestanden? Der Weg gehen“ (Römer 6,4). Schwerpunkt liegt aus verschiede- Peter Wick
7 Osterglaube – „in den Zeiten der sie verschont blieben von Krankheit, Cholera“ von Seuchen, von der Pest (Exodus Liebe Freunde, es will Ostern werden! 5,3). Der Pharao weist sie schroff ab. Aber wie soll das gehen? Kann man Muss aber bald erfahren, dass Ägypten sich freuen? Werden wir singen? Im überzogen wird von einer Reihe kata- stillen Kämmerlein oder vom Balkon strophaler Ereignisse wie Hagel, Heu- herab, mit Gleichgesinnten hier und schrecken, Viehpest, Blattern u.a. da? „Christ ist erstanden von der Marter Als das Volk unter Mose schließlich alle.“ Unverzichtbar ist doch dies Lied das Weite gewinnt, ist den Menschen mit seinem klagenden Kyrieleis und bang, ob sie in der Wüste heil und ge- dem jubelnden Halleluja. Aber gilt das sund durchkommen werden. In Mara, auch jetzt in den Bedrängnissen der einer der Wüstenstationen, versichert Corona-Pandemie? Die Dinge liegen ihnen der Herr, dass sie, sofern sie ihm doch sehr weit auseinander. Kann man die Treue halten, verschont bleiben sie zusammenbringen? würden von den Krankheiten, mit de- Denken wir allerdings an den ge- nen er die Ägypter geschlagen habe. marterten Jesus, dann nehmen wir Denn – und damit ergeht ein Evan- wahr, dass er uns mitnimmt, wenn er gelium –: „Ich bin der Herr, dein Arzt“ darum fleht, der Kelch möge an ihm (Exodus 15,26). Gestärkt und getröstet vorübergehen, wenn er gefoltert wird, setzt das Volk seinen Weg in die Frei- wenn er das Kreuz trägt und schließlich heit fort. Das ist, mitten in der Wüste, am Kreuz qualvoll verendet. Fürwahr, wie ein Ostermorgen. er trug unsere Krankheit und nahm auf David kriegt einen Schrecken sich unsere Schmerzen. Das ist nur er- König David fühlte sich eines Tages hin- träglich, wenn wir mit ihm auch den gerissen, das Volk in Israel und Juda befreienden Ostermorgen erleben. zählen zu lassen, von Dan bis Beer- Und das kann uns das Corona-Virus seba. Das war nicht recht, und David nicht zerstören, so bösartig es auch ist. wird gewarnt. Doch hartnäckig bleibt Ist denn kein Arzt da? er bei seinem Plan. Die Aktion wird Ein Blick in die hebräische Bibel klärt durchgeführt – sie ist lang und breit die Zusammenhänge. In Ägypten beschrieben – dann schlägt dem König lechzt ein versklavtes, geschundenes das Gewissen. Er erkennt, wie töricht Volk nach Freiheit. In Mose entsteht sein Verlangen war, und er bittet den ihm, begleitet von Aaron, seinem Bru- Herrn um Vergebung. Trotzdem folgt der, ein Verhandlungsführer. Sie treten die Sanktion auf den Fuß. Der Prophet vor den Herrscher des Landes und for- Gad erscheint, um David vor die Wahl dern, dass er sie ziehen lasse. Sie woll- zu stellen: Entweder 3 Jahre Hungers- ten mit dem Volk drei Tagereisen weit not oder 3 Monate Flucht und Verfol- in der Wüste dem „Gott der Hebräer“, gung durch seine Widersacher oder 3 der ihnen erschienen sei, opfern, damit Tage lang die Pest im Lande. Er soll es
8 sorgsam bedenken, mahnt der Pro- pelgottesdienst von fremden Elementen. phet. David antwortet: „Es ist mir sehr Er war dem Herrn treu ergeben. Politisch Angst, aber lass uns in die Hand des wurde er lange von der assyrischen Herrn fallen, denn seine Barmherzigkeit Macht bedroht. Sanherib belagerte die ist groß; ich will nicht in der Menschen Stadt, musste aber abziehen, Jerusalem Hand fallen.“ (2.Samuel 24,14) So war gerettet. wählt er die Pest. Die Seuche kommt Etwa auf der Mitte seiner langen Re- über das Land, und viele sterben. gierungszeit von 29 Jahren – Hiskia war Als aber der Engel des Verderbens jetzt 39 Jahre alt –, traf ihn persönlich seine Hand nach Jerusalem ausstreckt, ein schwerer Schlag: Er wurde tod- um Menschen hinzuraffen, tut das dem krank. Was seine Ärzte taten, erfahren Herrn mächtig leid, das Übel reut ihn. wir nicht. Doch der Prophet Jesaja, zu Er gebietet Einhalt: Es ist genug! David dem er offenbar ein gutes Verhältnis sieht den Engel über der Stadt und bit- hatte, kam ihn zu besuchen. Die Bot- tet seinerseits, die Menschen in ihr mö- schaft, die er mitbrachte, war für den gen verschont bleiben, denn er allein König niederschmetternd: „So spricht sei es doch, der das Unglück verursacht der Herr: Bestelle dein Haus, denn du habe. wirst sterben und nicht am Leben blei- Eine neue Weisung des Herrn ergeht ben.“ (2.Könige 20,1; Jesaja 38,1) His- unverzüglich durch Gad: David solle kia hört und schweigt. Er dreht sein auf der Anhöhe über der Davidstadt, Gesicht zur Wand und versenkt sich in wo zuletzt der Engel zu sehen war, ei- ein inniges Gebet, in dem ihm sein Le- nen Altar bauen und Opfer darbringen. ben unter der Führung des Herrn be- David findet dort den Dreschplatz des wusst wird. Und er weinte sehr, sagt Jebusiters Arauna. Er erwirbt von ihm der Erzähler. den Platz und die Rinder des Mannes Indessen ist Jesaja gegangen, hat den dazu, baut den Altar (an der Stelle also, Palastbereich aber noch nicht verlas- wo Salomo später den Tempel errichten sen, da erreicht ihn des Herrn Wort: wird und wo heute der Felsendom Er solle sogleich umkehren und dem steht) und bringt Brand- und Dankopfer König sagen, er habe sein Gebet gehört dar. Gott ist dem Land gnädig, die Pest und seine Tränen gesehen. Er wolle ihn ist abgewehrt. Das Leben öffnet sich gesund machen – schon am dritten Tag wieder und kann neu beginnen. David werde er zum Tempel hinaufgehen –, erlebt das wie einen Ostermorgen. sein Leben wolle er um fünfzehn Jahre Hiskia ist verzweifelt verlängern und dabei ihn und die Stadt In der langen Reihe der Könige von beschirmen. Der Prophet richtet das Juda aus dem Hause Davids wird Hiskia aus und kann dann noch zweierlei tun. als ein verdienstvoller Mann beschrie- Er veranlasst, dass der Kranke ein Fei- ben. Er verbesserte die Wasserversor- genpflaster auf ein Geschwür be- gung Jerusalems. Er reinigte den Tem- kommt. Und auf die Frage nach einem
9 deutlichen Zeichen, dass er gesund dann eine gute, ein persönliches Evan- wird, erfüllt sich seine seltsame Bitte, gelium. Er durfte sich weiter seines Le- dass der Schatten an einem bestimm- bens freuen. Als er das Krankenlager ten Gebäude zehn Stufen zurück und verließ und den kurzen Weg zum Haus nicht vorwärts gehe. Gottes hinaufging, da ging vielleicht Im Jesajabuch ist dem Bericht das gerade die Sonne auf über Jerusalem. „Lied Hiskias“, ein Gebet, beigefügt. Es war für ihn ganz gewiss wie ein Darin heißt es u. a.: „Meine Hütte ist Ostermorgen. abgebrochen und über mir weggenom- Liebe Freunde, wir gehen unweiger- men wie eines Hirten Zelt. Zu Ende lich auf das Osterfest zu! Das lassen gewebt hab ich mein Leben wie ein wir uns auch nicht rauben trotz Kon- Weber; er schneidet mich ab vom Fa- takt-Beschränkung und Quarantäne. den. Tag und Nacht gibst du mich preis Und dann singen wir, zu zweit oder – bis zum Morgen schreie ich um alleine, das Lied mit dem Kyrieleis und Hilfe.“ (Jesaja 38, 12+13a) – für Hiskia dem Halleluja. gab es zuerst eine schlechte Nachricht, Siegfried Bülow
10 An Ostern feiern wir die Auferstehung chen will sie ihn. Sie will dort sein, wo Jesu. Eine Bibelgeschichte, die die Auf- er begraben ist. Doch sie ist verwirrt. erstehung selbst erzählt, gibt es aber Der große Stein, der die Grabhöhle nicht. Die Evangelien erzählen uns verschlossen hat, ist weg. Maria weint stattdessen Begegnungsgeschichten. Im noch mehr. Sie schaut in die Grabhöhle Markusevangelium finden drei Freun- hinein. Sie ist leer. Wo ist Jesus? dinnen Jesu statt des toten Körpers, die sie salben woll- ten, einen jungen Mann in langen weißen Kleidern vor. Dieser sagt zu ihnen: Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auf- erstanden, er ist nicht hier. Ähnlich erzählen es Mat- thäus und Lukas. Eine der Geschichten, die im Johan- nesevangelium stehen, ist im Folgenden mit einem Maria Magdalena begegnet den Engeln Bodenbild nacherzählt. Am Grab sieht sie zwei helle Gestalten, Boten Got- tes. Sie fragen Maria: „Wa- rum weinst du? Was macht dich traurig?“ Maria antwor- tet: „Jesus ist nicht mehr da. Jemand muss ihn weggetra- gen haben. Ich weiß nicht, wo ich ihn suchen soll!“ Ma- ria wendet sich vom Grab ab und beginnt zu suchen. Da sieht sie einen Mann. Es ist Jesus, aber Maria Mag- Maria Magdalena vor dem leeren Grab dalena erkennt ihn nicht. Ostern für Maria Noch immer weint sie und Maria Magdalena ist traurig. Sie steht die Tränen verschleiern ihren am Grab von Jesus und weint. Besu- Blick.
11 Der Mann fragt sie: „Wa- rum weinst du? Wen suchst du?“ Maria denkt: Das ist der Gärtner. Viel- leicht weiß er, wo Jesus ist. „Herr, hast du ihn weg- getragen?“, fragt Maria. „Bitte, sag mir schnell, wo Jesus ist. Dann kann ich ihn holen und wieder in sein Grab legen.“ Maria kann die Antwort nicht ab- warten. Sie sucht schon Der Weg zurück ins Leben weiter. Da hört sie ihren Namen: „Maria!“ sagt: „Maria, halte mich Jetzt erkennt Maria die Stimme. Sie nicht fest … Mein Platz ist weiß genau: Jesus hat mich angespro- bei meinem himmlischen chen. Sie dreht sich um. „Rabbuni, Vater, aber noch bin ich mein lieber Lehrer!“ ruft sie. nicht dort. Für dich, Maria, habe ich einen wichtigen Auftrag: Lauf zurück zu un- seren Freunden und sage ihnen, dass ich meinen Weg weitergehe. Ich gehe zu meinem Vater, der auch euer Vater ist, zu eurem Gott und zu meinem Gott.“ Für Maria Magdalena ist die Tränenzeit vorbei. Ihre Augen strahlen. Sie sieht wieder die Blumen blühen. Maria Magdalena erkennt den Auferstandenen Sie läuft los und gibt die Maria freut sich, dass sie bei Jesus Botschaft weiter: Ich habe ist. Sie freut sich, dass Jesus lebt. Gott den Herrn gesehen! Jesus hat ihn auferweckt von den Toten. lebt! Maria will ihn umarmen. Doch Jesus Adelheid Neserke
12 Phantasie über Ostern Ich weiß nicht was damals wirklich passiert ist und ob überhaupt und in welcher Weise wer weiß das schon Warum diese Frauen auf einmal so glücklich waren und platzend vor Freude damit zu den anderen gingen wer kann sich so etwas schon vorstellen Wo er doch eigentlich tot war besiegt und verzweifelt vor aller Augen seine Leute versteckt bloß nicht auffallen wer will schon zu einem Verlierer gehören Und dann dieser unbegreifliche Umschwung Gott bricht aus wie ein Vulkan unter ihnen das Ende ist plötzlich der Anfang und das Leben in neues Licht getaucht Seltsame Geschichte schöne Geschichte von einem den sie nicht auslöschen konnten von sich verströmender Lebensmacht von Gottes Geheimnis zum Anfassen Stärker als alle Wahrscheinlichkeit schöner als es sich sagen läßt und wahrer als wir es für möglich halten Carola Moosbach: Gottflamme Du Schöne. Lob- und Klagegebete. Gütersloher Verlagshaus 1997
13 Aus der Auferstehung leben Wir leben aus der Auferstehung, Ostern – die Auferstehung Jesu Christi wenn wir Leid, Schmerz und Tod nicht ist Kernstück des christlichen Glau- leugnen, uns jedoch mit aller Kraft in bens. dieser Welt den lebensfeindlichen und Glaubend und staunend hören wir lebensverachtenden Kräften und Mäch- von dem leeren Grab, angst- wie hoff- ten widersetzen. nungsvollen Jünger*innen und dem Wir leben aus der Auferstehung, Geheimnis der Auferweckung Christi. wenn wir nicht vor der Welt fliehen Der Bann des Todes ist gebrochen, und auf ein nachirdisches Leben ver- Christus ist wahrhaft auferstanden und trösten, sondern uns anstecken lassen die, die an ihn glauben, sind gerettet von der Lebendigkeit des Auferstan- zum ewigen Leben. denen, der spricht: „Ich lebe und ihr Sonntäglich bekennen wir die Auf- sollt auch leben.“ erstehung im Apostolicum und gleich- Wir leben aus der Auferstehung, zeitig ist die Osterbotschaft mehr als wenn es unser Tun entlastet, hier keine ein Lippenbekenntnis. bleibende Stadt zu haben, sondern Der Osterglaube betrifft die eigene eine zukünftige zu suchen. Lebensgeschichte und Existenz und Wir leben aus der Auferstehung, soll Christ*innen dazu veranlassen, das wenn wir unseren Mitmenschen mit eigene Leben und Wirken von der fro- Worten und Taten zeigen, dass Gott hen Botschaft der Auferstehung durch- mit dieser Welt versöhnt ist und wir dringen zu lassen. ihnen als Schwestern und Brüder be- Was heißt es für Christ*innen aus gegnen. der Auferstehung zu leben? Wie han- Wir leben aus der Auferstehung, deln wir in dieser Welt, wenn Auf- wenn wir unsere Wege in Frage stellen erstehung nicht bloß Glaubensaussage, lassen und darauf hören, was Gottes sondern gelebtes Evangelium ist? Geist uns sagen will. Wir leben aus der Auferstehung, Wir leben aus der Auferstehung, wenn wir nicht kapitulieren angesichts wenn wir gewiss sind, dass nicht wir der Nöte, Krisen und Anfechtungen in allein uns Mut zusprechen müssen für dieser Welt. die Wege, die vor uns liegen, sondern Wir leben aus der Auferstehung, das Wort des lebendigen Gottes uns wenn die Hoffnung unser Handeln be- stärkt und Zuversicht gibt. stimmt, dass schier unüberwindbare Brennt da nicht unser Herz? Kämpfe gewonnen werden können. Nathalie Eleyth
14 Was alles geht In den letzten Wochen ist das öffentliche Leben immer weiter eingeschränkt worden. Jeden Morgen habe ich in den Nachrichten erfahren, was alles nicht mehr gehtgeht: Zuerst wurden Großveranstaltungen verboten, dann wurden die Schulen geschlossen, jetzt dürfen maximal zwei Personen zusammen auf die Straße gehen. Inzwischen habe ich mich schon etwas daran gewöhnt. Und – obwohl nichts geht – geht doch erstaunlich viel! Was alles geht: • dem Vogelgezwitscher in der ersten Morgendämmerung lauschen • Narzissen, Krokusse und Hyazinthen bewundern • mich über das zarte Grün der Bäume freuen Was alles geht: • in den klaren, weiten Himmel blinzeln • ans geöffnete Fenster treten und die Stille genießen • den Kalwes und das Laerholz durch- streifen und neue Wege entdecken Was alles geht: • Löcher in die Luft gucken und mich entschleunigen • den Roman lesen, der schon seit sechs Jahren in meinem Regal steht • etwas Leckeres kochen (alles außer Spagetti!) Was alles geht: • mit meiner Freundin telefonieren, die ich schon lange nicht mehr angerufen habe • skypen, Emails schreiben, whatsappen, digital socializen • ganz altmodisch Osterbriefe schreiben
15 Was alles geht: • für meinen Nachbarn einkaufen • der Kassiererin bei REWE ein Lächeln schenken • wildfremden Menschen auf der Straße von weitem zuwinken Was alles geht: • dankbar sein, dass die Müllabfuhr weiterhin kommt • Gutscheine kaufen, damit mein Kino nicht pleite geht • die Kinder in den Flüchtlingslagern auf Lesbos nicht vergessen Was alles geht: • mit bunter Kreide ein „Guten Morgen!“ auf den Brunnenplatz malen • die „Poesie am Gartenzaun“ lesen • den Glocken lauschen Was alles geht: • abends am offenen Fenster mit der Flöte „Der Mond ist aufgegangen“ spielen • um 19 Uhr eine brennende Kerze in mein Küchenfenster stellen und mich mit Christ*innen, Jüd*innen und Muslim*in- nen unseres Stadtteils verbunden fühlen • Ostereier anmalen und mich auf das Fest der Auferstehung freuen Ina Annette Bierbrodt
Wir sind für Sie da Seelsorge & Gemeindeleitung Pfrn. Adelheid Neserke Girondelle 82, 44799 Bochum Tel. 0234 / 971 94 08 Adelheid.Neserke@kk-ekvw.de Fax 0234 / 978 99 14 Mo + Di dienstfrei Pfr. Christian Zimmer Auf dem Backenberg 8, 44801 Bochum Tel. 0234 / 978 99 15 Christian.Zimmer@kk-ekvw.de Fax 0234 / 978 99 14 Presbyterium über das Gemeindebüro Auf dem Backenberg 8, 44801 Bochum Gemeindebüro Elke Lieder-Hagemann & Anja Czytkowski Öffnungszeiten Auf dem Backenberg 8 Tel. 0234 / 978 99 13 Mo, Di, Fr 9.30–12.30 Uhr 44801 Bochum Fax 0234 / 978 99 14 Mi 9.30–11.30 Uhr bo-kg-querenburg@kk-ekvw.de Do 15.30–18.00 Uhr Friedhofsamt Gleiche Öffnungszeiten Auf dem Backenberg 8 Tel. 0234 / 978 99 27 Küsterin Eva Gessner-Dombek Tel. 0234 / 79 21 06 12 Kinder und Familien Familienzentrum, Leiterin: Auf dem Backenberg 6 Tel. 0234 / 70 29 19 Auf dem Backenberg Cornelia Gotzian Kontakt@ev-kita-backenberg.de Kindertagesstätte, Leiterin: Girondelle 82a Tel. 0234 / 38 28 57 Thomaszentrum Brigitte Franz Kita.Thomaszentrum@arcor.de Diakonische Angebote Kleiderkammer Heide Aufermann Girondelle 82 Tel. 0234 / 38 05 68 Diakoniestation Heuversstraße 2 Tel. 0234 / 50 70 20 Beratungszentrum für Ehe-, Erziehungs- und Lebensfragen Westring 26, 44787 Bochum Tel. 0234 / 977 44 11 Telefonseelsorge (kostenlos) Tel. 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 www.telefonseelsorge.de Musik in der Gemeinde Tel.: 05261 / 941 08 74 Chorleitung Anna Ikramova anna.ikramova@me.com mobil: 0176 20 55 63 38 Singekreis Prof. Dr. Wolfgang Hörner hoerner@uni-leipzig.de Tel. 0234 / 70 65 13 Organistin Jihye Jeong queen4068@hotmail.com Tel. 0234 / 978 99 13 Spenden Stiftung der Evang. Konto-Nr. bei der KD-Bank, Dortmund Ulrike Frielinghaus Kirchengemeinde IBAN DE55 3506 0190 0000 8889 90 Tel. 0234 / 38 30 31 (Vorsitzende) Querenburg u.frielinghaus@arcor.de Spendenkonto Sparkasse Bochum (IBAN DE83 4305 0001 0033 4093 76 – BIC WELADED1BOC) – Stichworte z.B. Jugendarbeit, Kirchenmusik, Öffentlichkeitsarbeit, … Predigtstätten: Thomaszentrum, Girondelle 82 und Hustadtzentrum, Auf dem Backenberg 8 Internetadresse unserer Kirchengemeinde: www.evangelisch-in-querenburg.de
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