Sorge für das gemeinsame Haus - Katholische ...
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Sorge für das gemeinsame Haus Nachhaltiger Konsum und weltweite Gerechtigkeit aus christlicher Verantwortung Bericht Frühjahrsplenum – 7. bis 9. April 2016 Ständiger Ausschuss Hauswirtschaft und Verbraucherthemen Liebe Leserinnen! Beim Frühjahrsplenum des Ständigen Ausschus- ses Hauswirtschaft und Verbraucherthemen Anfang April stand wie auch schon in den Jahren zuvor der Klimaschutz im Mittelpunkt. Insbesondere die Frage, wie die kfd in der politischen Lobbyarbeit wirksam tätig werden kann, beschäftigte Delegierte und Gäste. Dazu waren Fachleute von MISEREOR und TransFair sowie von den Initiativen Klimakollekte und Klima-Allianz eingeladen. Wir freuen uns, wenn Sie diesen Bericht zum Begleiteten die Tagung: Dr. Markus Büker, Sina Brod, Anlass nehmen, sich neu der Frage zu widmen, Dr. Christiane Averbeck, Anni Rennock, Helga Klingbeil- wie in kfd-Gruppen wirksam für den Schutz Weber, Angelika Grote, Margot Klein (v.l.n.r.) unserer Umwelt und unseres Klimas geworben werden kann und welche praktischen Möglich- dass weniger klimaschädliche Treibhausgase pro- keiten es dafür gibt. Dazu stellen wir einige duziert werden. Die Delegierten beschlossen daher wesentliche Aspekte der Vorträge vor. Zu diesen einen sehr konkreten Schritt. Es soll ausgerechnet gibt es auch Powerpoint-Präsentationen, die Sie werden, wie viel Kohlendioxid durch Fahrten, gerne in unserem Sekretariat anfordern kön- Verpflegung, Übernachtung und eingesetzte nen. Herzlichen Dank für Ihr Interesse! Materialien beim Frühjahrsplenum produziert Anni Rennock - Sprecherin wurde. Diese Berechnung wird die Grundlage dafür sein, was eingespart werden könnte und wie hoch eine Ausgleichszahlung für unvermeidbare Ausgleichen und das Klima schützen Emissionen sein müsste, damit insgesamt der Aus- Wie geht es weiter mit dem Klima? Unter dem Leit- stoß von Treibhausgasen verringert werden kann. gedanken „Sorge für das gemeinsame Haus: Nach- Diese käme dann einem Klimaprojekt zugute, das haltiger Konsum und weltweite Gerechtigkeit aus seinerseits schädliche Klimagase einspart. christlicher Verantwortung“ plante die Versam- mlung die nächsten Schritte für die Weiterarbeit Das Klima ist ein gemeinschaftliches Gut an dem Thema. Wie zum Beispiel kann in der ver- Ausgangspunkt für alle Überlegungen war die bandlichen Arbeit mehr darauf geachtet werden, Enzyklika „Laudato si'– Über die Sorge für das gemeinsame Haus“, die im vergangenen Sep- tember kurz vor dem Kli- magipfel in Paris erschie- nen war. Dr. Markus Büker, Referent für theologische Grundsatz- fragen bei Misereor, stellte das Schreiben des Papstes vor: Franziskus sei parteilich, er stehe auf der Seite der Armen. Als zentrale Aussage dafür benannte er Ziffer Zweimal im Jahr treffen die Delegierten des Ständigen Ausschusses Hauswirtschaft 23 der Enzyklika: „Das und Verbraucherthemen zusammen, um die Arbeit inhaltlich zu planen. 1 Sorge für das gemeinsame Haus – Bericht Frühjahrsplenum 7. bis 9. April 2016
Klima ist ein gemeinschaftliches Gut von allen und Klimaschutzprojekte eingeführt. Zudem gibt es für alle“, heißt es im Text. Anders gesagt: Der seit Kurzem mit der DHL, dem international täti- reiche Teil der Welt hat nicht das Recht, das Klima gen Paketversender, einen Lizenzpartner, der sich so zu beeinflussen, dass es anderen schlecht geht. auf die neu entwickelten Klimastandards von Fair- So fordert Franziskus eine Begrenzung des Wachs- trade, dem internationalen Zusammenschluss der tums. Fossile Brennstoffe wie Kohle, Gas und Öl Fairhandelsorganisationen, verpflichtet und dafür dürften nicht mehr so ausgebeutet werden wie das Fairtrade-Siegel bekommen hat. bisher, damit die Klimaerwärmung wirksam be- Klima-Waage zeigt das Ungleichgewicht grenzt werden kann. Reiche Länder würden sich künftig wirtschaftlich langsamer entwickeln, die armen Länder ihrerseits hätten endlich Chancen auf Wachstum. Dahinter steht die christliche Überzeugung von Gott als Schöpfer, also „Wir haben uns nicht selbst gemacht, wir sind uns geschenkt “, wie Büker sagte. Diese Perspektive des „Wandels von unten“ und wie Gerechtigkeit aus christlicher Verantwortung heraus geschaffen werden kann, hat nicht nur in kirchlichen Kreisen, sondern auch in weltlichen Umweltverbänden viel Echo und Zustimmung gefunden. Kritisch bleibt aus der Sicht des Referenten anzumerken, dass in der Enzyklika die Betroffenheit der Frauen zu wenig beachtet werde. Die Enzyklika sei ein „Männerpapier“. Dazu wurde aus dem Kreis der Delegierten darauf hingewiesen, dass Frauen nicht nur Betroffene des Klimawandels sind, sondern sie tragen auch besonders zum Klimaschutz bei, so man sie denn lässt und beteiligt. Eine besondere Förderung von Frauen gerade in den stark be- troffenen Ländern halte man deshalb für beson- Wie viel Tonnen CO2 werden bei einem Flug in den ders wichtig. Urlaub verbraucht und was kostet der Ausgleich? Die Fairer Handel für den Klimaschutz Klimawaage hilft beim Ausrechnen. Als eine Erfolgsgeschichte für praktische und Sina Brod informierte über die noch junge politische Lobbyarbeit kann die in Deutschland Initiative Klimaschutz, die 2011 gegründet wurde. 1992 gegründete Organisation TransFair gelten, zu In ihr haben sich kirchliche Organisationen zusam- deren Mitbegründerinnen auch die kfd gehört. mengeschlossen, die Projekte zum Klimaschutz in Angelika Grote zeigte in ihrem Vortrag aus- armen Ländern fördern. Wer beispielsweise viel führlich, wie erfolgreich die Handelsorganisation Auto fährt, häufig fliegt und dadurch viel zum inzwischen fair gehandelte Produkte auf dem Ausstoß von Treibhausgasen beiträgt, kann sich für Markt etabliert hat. Und betonte, welch hohe Ausgleichszahlungen entscheiden, die als Spenden Anforderung die ökofairen Standards für die diese Projekte mitfinanzieren. Die Kulturwissen- Produzenten von Kaffee, Tee, Bananen und vielen schaftlerin zeigte dies am Beispiel des im Mai anderen Produkten bedeuten. Gesiegelte Trans- beginnenden Katholikentages. Hier haben sich die Fairprodukte sind längst keine Nischenprodukte Verantwortlichen dafür entschieden die durch mehr. Alle großen Discounter und große Marken Organisation und Veranstaltung entstehenden bieten inzwischen auch fair gehandelte Produkte 1300 Tonnen CO2 auszugleichen. Dafür werden an. Auch auf Produzentenseite selbst, etwa in der rund 30.000 Euro gezahlt. Dieses Geld könnte zum Rosenproduktion in Ostafrika, bemüht man sich Beispiel ein Projekt in Indien mitfinanzieren, in um die Siegelung durch TransFair. dem klimataugliche Herde finanziert werden, die Inzwischen widmet sich die Organisation zusam- das gern gebrauchte klimaschädliche Brennholz men mit Fairtrade International auch Produkten, ersetzen. Dadurch gibt es weniger Waldrodung die keine Lebensmittel sind. Neben den schon und Gesundheitsgefahren für die Frauen, weil sie länger fair gehandelten Rosen gibt es seit Mitte rußärmer kochen. Februar diesen Jahres ein Siegel für fair gehan- delte Baumwolle und Gold. Außerdem hat Fair- trade einen neuen Standard für Textilien und Sorge für das gemeinsame Haus – Bericht Frühjahrsplenum 7. bis 9. April 2016 2
Wie TransFair setzt auch die ökumenische Klima- Lebensmitteln und setzt auf mehr gemeinsame kollekte Standards, die die Projektpartner ein- und langfristige Nutzung von Gütern. halten müssen. Der „Gold Standard“ soll garan- Privat und Politik gehören zusammen tieren, dass ein Projekt wirklich klimatauglich ist. Mit Hilfe der Klimawaage, die auch für Ver- Allerdings reichen die Bemühungen von anstaltungen ausgeliehen werden kann, zeigte Privatpersonen nicht aus - sie müssen mit inten- Sina Brod wie der Ausgleich berechnet wird. Sie siver, Verbandsarbeit verknüpft werden, die wies auch auf die vielfältigen Kooperations- Einfluss auf die Politik nimmt. Darin waren sich die möglichkeiten von kfd-Gruppen mit der Klima- Konferenzteilnehmerinnen einig. Dr. Christiane kollekte hin und auf die Unterstützung, die die Averbeck, Geschäftsführerin der Klima-Allianz, Initiative vor Ort für Bildungs- und Informations- zeigte dafür viele Möglichkeiten. Diese Initiative veranstaltungen geben kann. Es werden klima- bündelt seit 2008 überparteilich die Klimaschutz- schädliche Emissionen berechnet und es wird Aktivitäten von mehr als hundert Organisationen, beraten, wie sie vermindert werden können. darunter auch der kfd. Sie vertritt ihre Anliegen sowohl im vorparlamentarischen Raum als auch in Utopien sind keine Träume der Regierung und im Parlament. Die Klima-Allianz versteht sich als Plattform für Austausch und Vernetzung und beteiligt sich an der Diskussion zu den Klimaschutzplänen 2020 und 2050 der Bundesregierung bzw. gestaltet sie mit. Dazu veranstaltet sie zum Beispiel parlamentarische Frühstücke, war als Beobachterin bei der Klima- konferenz in Paris oder meldet sich zum Kabinetts- beschluss „Nationaler Aktionsplan Energieeffi- zienz“ kritisch zu Wort. Averbeck zitierte Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium (BMUB) anlässlich eines Treffens internationaler Nichtregierungs- organisationen (CAN-International) im Februar: „Ohne die Zivilgesellschaft hätten wir nicht erreicht, was wir in Paris erreicht haben!“ Diese Die Teilnehmerinnen des Frühjahrsplenums beton- Einschätzung teilte man auch beim Ständigen ten, dass es nicht bei reinen Ausgleichszahlungen Ausschuss Hauswirtschaft: „Ohne die Hoffnung, bleiben darf. Sie entwickelten im Laufe der Tagung dass durch unser Engagement Veränderung mög- Utopien für eine Welt im Jahr 2050, die kein lich ist, könnten wir nicht so aktiv sein“ wie eine Klimaproblem mehr kennt und beschrieben Wege, Teilnehmerin es formulierte. wie jede Einzelne und jeder Einzelne sich für Sabine Schleiden-Hecking Klimaschutz einsetzen kann. Dazu bauten sie symbolisch das gemeinsame zukünftige Welten- haus. Es besteht aus Bausteinen wie Nach- haltigkeit, bewussterer Umgang mit Verkehr und Die Delegierten diskutierten verschiedene Wege, wie auch in der kfd politische Lobbyarbeit für den Klimaschutz verstärkt werden kann. 3 Sorge für das gemeinsame Haus – Bericht Frühjahrsplenum 7. bis 9. April 2016
Nachgefragt Zum Weiterlesen Die Delegierten haben miteinander eine Utopie Kirchliche Dokumente zu Klima und Entwicklung: von der Welt 2050 entwickelt. Was bleibt? Die Enzyklika und andere Verlautbarungen Barbara Verhoelen, Diözesanverband Aachen http://www.dbk.de/themen/enzyklika-laudato-si/ Die zunächst schlicht gestellte Aufgabe, sich in vier Gruppen Gedanken zu machen, wie wir uns unsere Einführung in die Enzyklika und Arbeitshilfen Welt 2050 vorstellen, führte zu einem schnellen, intensiven Austausch. Dieser wache Blick auf die https://www.misereor.de/mitmachen/gemeinden- Welt verbunden mit den Erfahrungen, was kfd- und-gruppen/umweltenzyklika* Frauen anstoßen und konkret angehen, machte mir noch einmal den Reichtum unserer Gemein- Über fairen Handel und Produktionsstandards* schaft bewusst. www.fairtrade-deutschland.de Aus der Erfahrung der zurückliegenden 35 Jahre und der zum Teil damals nicht vorstellbaren Verän- Treibhausgase ausgleichen und vermeiden* derungen ist uns auch bewusst geworden, wie Informationen zum kirchlichen Kompensations- schwer es ist, sich die Welt in 35 Jahren vorzu- fonds Klimakollekte stellen. www.klima-kollekte.de* Der Austausch zeigte, dass wir ohne die Hoffnung, Broschüre zum Download: https://klima- dass durch unser Engagement Veränderung kollekte.de/sites/default/files/page_files/KomBro% möglich ist, nicht so aktiv sein könnten. 20050315indd%20web.pdf Maria Niemann, Diözesanverband Osnabrück Hierzu ist auch eine Powerpoint-Präsentation der Mich hat am meisten berührt: Organisation erhältlich. Sie kann für interne und 1. Die positive Grundeinstellung bei den Zukunfts- Schulungszwecke im Rahmen der Bildungsarbeit visionen; der Gedanke „Das bleibt Utopie“ wurde der kfd beim Ständigen Ausschuss angefordert weitgehend ausgeschlossen. Das ermöglicht zu werden. überlegen, welche Schritte müssen gegangen und vorangetrieben werden, um diese Wünsche/Vor- Politische Lobbyarbeit – die Klima-Allianz* stellungen zu realisieren. 2. Der Austausch, die Gespräche unter den Frauen, Wie funktioniert wirksame Lobbyarbeit für den sehr viel Kreativität im Formulieren, Zeichnen und Klimaschutz im vorparlamentarischen Raum und in die Empathie beim Anhören von teilweise sehr den Parlamenten? Die Klima-Allianz unterstützt persönlichen Beiträgen. Gruppen und Initiativen. 3. Die große Übereinstimmung in den Vorstel- www.klima-allianz.de lungen: kfd-Frauen sind den drei Säulen nachhal- tigen Handelns, wie sie auch in der Enzyklika * Hierzu ist auch eine Powerpoint-Präsentation der Laudato si' beschrieben werden, nämlich „ökolo- Organisation erhältlich. Sie kann für interne und Schulungszwecke im Rahmen der Bildungsarbeit bei der gisch“, „ökonomisch“, „sozial“ ganz nah. kfd angefordert werden. 4. Insgesamt eine für mich beeindruckende Tagung, die auch sehr meinen Vorstellungen und Wünschen „Nahrung“ gab. Auch die sehr gute Atmosphäre möchte ich unbedingt erwähnen. Heidi Bellmann, Diözesanverband Paderborn Hrsg.: Katholische Frauengemeinschaft Es war eine Herausforderung, dass wir positiv Deutschlands (kfd) Bundesverband e.V. denken und alles Negative weglassen sollten. Wir Ständiger Ausschuss Hauswirtschaft und konnten uns gut 35 Jahre weiterdenken und Verbraucherthemen haben uns gefragt: Wie wollen wir im Jahr 2050 Prinz-Georg-Str. 44, 40477 Düsseldorf leben? Wir sahen eine Landwirtschaft mit wenig Telefon: 0211 44992-47 Fleischproduktion, mehr Car-Sharing, mehr Nah- Sekretariat: Monika Pfeil verkehr gerade auf das Land bezogen, wir waren E-Mail: monika.pfeil@kfd.de unsere eigenen Energieerzeugerinnen. Der Equal http://www.kfd-bundesverband.de/die- Pay Day hat sich erledigt, den Weltfrauentag wird kfd/bundesverband/staendiger-ausschuss- es aber weiterhin geben – als Erinnerung an das, hauswirtschaft-und-verbraucherthemen.html was wir erreicht haben. Wir waren uns bewusst, dass man als Einzelne die Text und Fotos: Sabine Schleiden-Hecking / Welt nicht ändern kann, aber wenn alle alles tun shmedien würden, was möglich ist, dann wären wir ja schon Satz: Martina Müller / www.haus-und-buero.de weiter. Sorge für das gemeinsame Haus – Bericht Frühjahrsplenum 7. bis 9. April 2016 4
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